08.12.2012 Aufrufe

Evaluierung der Wohnform „Co-housing“ am Beispiel von ...

Evaluierung der Wohnform „Co-housing“ am Beispiel von ...

Evaluierung der Wohnform „Co-housing“ am Beispiel von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ARGE Brugger Matosic Studie Cohousing<br />

4.2 Die Reformpotenziale gemeinschaftlicher <strong>Wohnform</strong>en<br />

Raimund Gutmann<br />

Zur Bedeutung gemeinschaftlicher Wohnprojekte als Antwort auf die soziodemografischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

Mit <strong>der</strong> Erfüllung <strong>der</strong> quantitativen Wohnversorgung kann es in einer Welt zunehmend pluraler<br />

Lebensstile nicht getan sein, denn eine auf sozialen Fortschritt bedachte Gesellschaft muss<br />

sich auch fragen: Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Und da drängen sich eine Reihe weiterer<br />

Fragen auf: Ist <strong>der</strong> totale Individualismus, die totale Vereinzelung des Menschen als Folge<br />

eines schrankenlosen und nur auf Konsum ausgerichteten Wirtschaftssystems wirklich das Ziel?<br />

Braucht die Gesellschaft nicht im Gegenteil ein Mehr an echter Begegnung und Solidarität?<br />

Warum wird selbstverwalteten, gemeinschaftlichen <strong>Wohnform</strong>en <strong>von</strong> <strong>der</strong> Politik so wenig<br />

Bedeutung beigemessen? Was sind die Gründe für die <strong>der</strong>zeit offensichtlich geringe Nach-<br />

frage nach kollektiven <strong>Wohnform</strong>en in Österreich bzw. den fehlenden Druck durch eine<br />

lebendige Wohngruppen-Szene? Wo sind demnach grundsätzliche Verän<strong>der</strong>ungen beim<br />

Wohnen notwendig bzw. wo ist „Wohnreform“ konkret angesagt?<br />

Für die kritische Fachwelt besteht in einem Punkt kein Zweifel: Weiter bauen und wohnen wie<br />

gewohnt ist mit Sicherheit nicht „nachhaltig“. Das aktuell produzierte Wohnungsangebot sieht<br />

u.E. in seinen Grundzügen immer noch so aus wie in den 50er- und 60er-Jahren: zwei o<strong>der</strong> drei<br />

Zimmer, Küche und Bad. Politik und Wohnungswirtschaft reagieren noch immer viel zu lang-<br />

s<strong>am</strong> auf neue gesellschaftliche und individuelle Lebensentwürfe, die ein mo<strong>der</strong>nes, flexibles<br />

Wohnen in einer nutzungsgemischten Umgebung mit qualitätsvollen, differenzierten Nachbar-<br />

schaftskontakten vor Augen haben.<br />

Unflexible, nicht an wechselnde Lebensphasen anpassbare Wohnungen in baulichen Groß-<br />

strukturen mit fehlenden o<strong>der</strong> schlecht nutzbaren Freiräumen und überfor<strong>der</strong>ten Nachbar-<br />

schaften sind nicht nur unsozial, son<strong>der</strong>n auch wohnwirtschaftlich und ökologisch bedenklich.<br />

Die Frage nach den wirklichen Wohnbedürfnissen <strong>der</strong> Zukunft lässt sich nur mit einem<br />

geschärften Blick auf die durch den demografischen und gesellschaftlichen Wandel erzeugte<br />

Vielfalt neuer Haushaltsformen, Lebensstile und Wohnkulturen beantworten. Es müssen<br />

Antworten gefunden werden für die Bedürfnisse einer Gesellschaft, die sich kontinuierlich<br />

ausdifferenziert in immer speziellere Gruppen und Milieus, die jeweils ganz eigene Vorstellun-<br />

gen da<strong>von</strong> haben, wie sie leben und wohnen möchten. Dazu kommt das stete Schrumpfen<br />

<strong>der</strong> Haushaltsgrößen: Allein wohnen als Single – ob freiwillig o<strong>der</strong> durch die Umstände<br />

erzwungen – ist in <strong>der</strong> Stadt bereits die häufigste Lebensform und nimmt auch in den länd-<br />

lichen Regionen stetig zu. Das verbraucht Platz und Ressourcen und produziert auch Eins<strong>am</strong>-<br />

keit und Isolation, insbeson<strong>der</strong>e im Alter.<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!