Evaluierung der Wohnform „Co-housing“ am Beispiel von ...

ARGE Brugger Matosic Studie Cohousing
Zu nennen ist weiters der universelle Denker Otto Neurath (1882-1945), er hatte National-
ökonomie und Soziologie studiert und gründete 1921 den Österreichischen Verband für
Siedlungs- und Kleingartenwesen. Er hatte rund 30.000 Mitglieder in 250 Vereinen und Genos-
senschaften nicht nur in Wien, sondern auch in den Bundesländern. Von großem gestalteri-
schem Einfluss auf die Siedlungen war das Planungsbüro in dem Franz Schuster, Josef Frank
und Margarethe Lihotzky arbeiteten. Um die Jahreswende 1924/25 musste die Planungsstelle
durch wirtschaftliche Schwierigkeiten geschlossen werden. Der Verband verlor an Einfluss, die
Bildungsarbeit übernahm teilweise ab 1929 der wieder belebte Österreichische Werkbund.
(14)
Nach britischem Vorbild verstand sich die Siedlerbewegung als überparteilich. Der große
amerikanische Bau- und Kulturwissenschaftler Lewis Mumford (1895-1990) über Howards
Wollen: „Er hoffte alle für seine Idee zu gewinnen: Tories und Anarchisten, Leute der Schutz-
zölle und Sozialisten, Individualisten und Kollektivisten“. Howard appellierte an die ange-
borene englische Fähigkeit eine gemeinsame Grundlage zu finden und nützte damit eine
feste politische Tradition. (15)
Die Siedlerbewegung war in Wien von den genannten Persönlichkeiten innerhalb der Sozial-
demokratischen Partei gefördert worden, doch gab es auch bei den Christlichsozialen
Anhänger, die sich dafür einsetzten. Hier waren es vor allem der Wiener Gemeinderat Franz
Ullreich (1881-1958) und der Gewerkschafter Johann Staud (1882-1939), die beide in der
Baugenossenschaft „Heim“ (Siedlung Starchant, Liebhartstal) wirkten, ersterer als Obmann,
letzterer im Aufsichtsrat. (16)
Bilanz einer Epoche
In den Jahren zwischen 1919 und 1934 wurden in Wien rund 7000 Reihenhäuser mit Gärten in
40 Siedlungen errichtet, das sind rund 11 Prozent des gesamten Wohnbauprogramms der
Stadt Wien. Nach Ermers, Kampffmeyer und anderen waren ursprünglich 30 Prozent verspro-
chen. Diese Teilung – 30 Prozent Flachbau, 70 Geschosswohnbau – hat Ernst May (1886-1970)
als Leiter für das gesamte Bauwesen in den Jahren 1925 bis 1930 bei den Siedlungen des
neuen Frankfurt am Main durchsetzen können. Für Wien ist das Erreichte eine Leistung gewe-
sen die bisher nicht wiederholt werden konnte. Die Siedlungen waren sowohl von den vielfäl-
tigen Haustypen als auch von den Bebauungsplänen mit ihrem abgestuften knappen
Straßennetz (Hauptstraßen, Wohnstraßen, Fußwege, Wirtschaftswege für die Erschließung der
Gärten) und allen notwendigen öffentlichen Einrichtungen her (Läden, Gemeinschaftshaus,
Schulen, Kindergärten, Arztpraxis und anderes) mit den Gartenvorstädten in England, den
Niederlanden und Deutschland durchaus zu vergleichen, ja in einigen Belangen hatten sie
sogar Besseres zu bieten. Die Finanzierung der Genossenschaftssiedlungen, sie wurden meist
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