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Evaluierung der Wohnform „Co-housing“ am Beispiel von ...

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ARGE Brugger Matosic Studie Cohousing<br />

die sich seit Einführung <strong>der</strong> vier gemeinschaftlichen Mahlzeiten pro Woche abzuzeichnen<br />

begann: vor dem Hintergrund <strong>der</strong> solcherart gestärkten Gemeinschaft ist es gelungen, ein<br />

„Lebensraum – Commitment“ zu erarbeiten, mit dem viele Unklarheiten bezüglich <strong>der</strong><br />

Verpflichtungen gegenüber <strong>der</strong> Gemeinschaft beseitigt wurden. Dadurch haben sich viele<br />

Spannungen innerhalb <strong>der</strong> Gruppe wie <strong>von</strong> selbst gelegt. Hierzu ein Auszug aus einem<br />

Interview im Februar 2010 mit einem Bewohner:<br />

Die Jahre 2004 bis 2006 waren die „storming – Phase“ mit den Konflikten wegen Finanzen,<br />

Rufschädigung, wegen persönlicher Unverträglichkeiten <strong>von</strong> sehr gegensätzlichen Menschen,<br />

wegen dem Einzugsstress, und wegen dem allmählich offensichtlichen Ungleichgewicht<br />

bezüglich <strong>der</strong> Verantwortungsübernahme: Circa ein Drittel <strong>der</strong> Bewohner tat viel, ein zweites<br />

Drittel mäßig viel, und das dritte Drittel tat kaum etwas <strong>von</strong> den wichtigen Aufgaben und<br />

Erledigungen. Daraus resultierten ernste Sorgen wegen Burn-Out – Gefährdung <strong>der</strong> extrem<br />

Belasteten und <strong>der</strong> Polarisierung gegenüber den „Wenig – Tuern“ und <strong>der</strong>en schlechtem<br />

Gewissen.<br />

Unklar war die Frage: Was bedeutet Engagement für die Gemeinschaft? Das war beim<br />

Einzug eine <strong>am</strong>orphe Wolke, manche zählten dazu kreativ – künstlerische Tätigkeiten, soziales<br />

Engagement usw., aber in Wirklichkeit ging und geht es um Erhaltungsaufgaben und Reini-<br />

gung, auch um Koordinationsaufwand für eine Summe <strong>von</strong> Erledigungen und <strong>der</strong>en tatsäch-<br />

liche Durchführung, um diesbezüglichen Überblick und Überwachung.<br />

Als Ergebnis brachte die Erfassung aller notwendigen Arbeiten und ihrer Aufteilung einen Zeit-<br />

aufwand pro erwachsenem Bewohner <strong>von</strong> etwa 20 Stunden jährlich für Einzelarbeit, und <strong>von</strong><br />

weiteren 20 Stunden für Gemeinschaftsarbeit (wie z.B. Rasenmähen, Gemeinschaftsraum<br />

ausmalen u.ä., also Aufgaben die für eine Person zu umfangreich sind). Alles in allem ist also<br />

ein Zeitaufwand <strong>von</strong> etwas mehr als 3 Stunden pro Monat ausreichend, um die Verpflichtun-<br />

gen <strong>der</strong> Gemeinschaft gegenüber einzuhalten und zu erledigen.<br />

Die dadurch entstandene Klarheit hat einen mehrfachen positiven Effekt:<br />

Einerseits ist jetzt deutlich geworden, mit wie wenig aufgewendeten Stunden auch die<br />

„Wenig – Tuer“ ohne schlechtes Gewissen bleiben können, und an<strong>der</strong>erseits ist auch klar, dass<br />

jede Mehrarbeit über dieses Minimum hinaus eine freiwillige Kür ist und Niemanden berech-<br />

tigt, deshalb <strong>von</strong> An<strong>der</strong>en eine Mehrleistung zu verlangen und aus solchem Anlass Vorwürfe<br />

zu machen.<br />

Und somit gibt es eine viel ruhigere Atmosphäre, weil eine Hauptursache für unterschwellige<br />

und manchmal aufbrechende Spannungen ausgeräumt worden ist.<br />

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