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Susanne, wir sind auf der Bühne. Susanne: Na und? - Burgtheater

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März/April 2005 Nr.29<br />

Das Magazin des Wiener <strong>Burgtheater</strong>s<br />

vorspiel<br />

„s’ Glück treibt’s <strong>auf</strong> Erden gar bunt,<br />

s’ Glück bleibt halt stets kugelr<strong>und</strong>“<br />

„Zu ebener Erde <strong>und</strong> erster Stock o<strong>der</strong> Die Launen des Glückes“ von Johann Nestroy<br />

Maria Happel, Nicholas Ofczarek


vorw urf<br />

Vor Ladenschluss<br />

Die Luft lässt die Schleimhäute verkleben trotz<br />

<strong>der</strong> Hochleistungsfilter, durch die die<br />

verkehrsträchtige Umgebungsluft gedrückt<br />

<strong>wir</strong>d, während ich die Augen vor dem K<strong>auf</strong>hallenlicht<br />

verschließe. Das Aussuchen strengt<br />

an, kein Wun<strong>der</strong>, man will schließlich <strong>auf</strong> Herz<br />

<strong>und</strong> Nieren prüfen, was angeboten <strong>wir</strong>d, das<br />

ist klar, das ist mein gutes Recht als Konsumentin,<br />

nein, fast schon eine Pflicht, ich will<br />

schließlich eine gute K<strong>und</strong>in sein, die das Vertrauen<br />

verdient, das in sie gesetzt <strong>wir</strong>d, <strong>und</strong><br />

außerdem muss <strong>der</strong> Preis stimmen, das ist<br />

das Wichtigste, die Qualität muss dem Preis<br />

entsprechen, <strong>und</strong> am allerbesten ist es natürlich,<br />

wenn dann <strong>der</strong> Preis noch reduziert <strong>wir</strong>d.<br />

Die Liste <strong>der</strong> noch zu erledigenden Dinge –<br />

dort drüben war noch ein Geschäft, das ich<br />

nur so im Vorübergehen wahrgenommen<br />

habe, das aber dennoch nicht ganz uninteressant<br />

ausgesehen hat, wer weiß, vielleicht ließe<br />

sich das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e finden, dann fällt<br />

mir ein, da war doch noch was an<strong>der</strong>es, ein<br />

weiterer Punkt, <strong>der</strong> heute Abend abzuhaken<br />

sein müsste, aber viel Zeit bleibt nicht mehr,<br />

<strong>und</strong> ich kann mich nicht erinnern –, die Liste<br />

sehe ich also hinter geschlossenen Liddeckeln,<br />

<strong>der</strong>en rötlicher Schimmer sich zu<br />

dunklen Anhäufungen zusammenballt, wenn<br />

ich mit <strong>der</strong> Faust die juckenden Augenwinkel<br />

reibe. Ich reiße die Augen <strong>auf</strong>, finde mich in<br />

einem Schauraum, dessen Ausstellungsstücke<br />

einem mir nicht näher bekannten<br />

Schema zufolge in <strong>der</strong> Absicht <strong>auf</strong>gestellt<br />

wurden, mich in die Tiefe des Raums zu<br />

schleusen <strong>und</strong> dort möglichst lange festzuhalten.<br />

Irgendetwas muss mich dazu bewogen<br />

haben, diesen Laden zu betreten, aber was,<br />

das kann ich nicht mehr sagen, so bemühe<br />

ich mich, die Schrift über dem Eingang aus<br />

dem Gedächtnis zu rekonstruieren; es hilft<br />

nichts, ich brauche eine Pause. Ich habe ein<br />

Café gesehen, was heißt eines, mehrere, mit<br />

Brioche, Riesenschlangen <strong>und</strong> einem Eiffelturm,<br />

in dessen F<strong>und</strong>amenten sich die Bar<br />

eingenistet hat, von <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> ehrfürchtig<br />

erhobene Blick den Himmel über Paris bewun<strong>der</strong>n<br />

können müsste.<br />

Ich gönne mir jetzt was, das habe ich nötig, ein<br />

Mann mit adrettem Vornamensschild stellt es<br />

vor mich hin, während ich über den Rand <strong>der</strong><br />

Glasbrüstung das Geschehen im Untergeschoß<br />

verfolgen kann. So viel los, das ist ja<br />

fürchterlich. Der Tearoom „Let them eat cake“<br />

<strong>wir</strong>d eifrig frequentiert. Meine Schläfen <strong>sind</strong><br />

heiß <strong>und</strong> <strong>der</strong> Druck in <strong>der</strong> Stirnhöhle steigt; es<br />

müsste schön sein, sich von <strong>der</strong> Last des<br />

Kopfes zu befreien. Es müsste befreiend sein,<br />

das Gehirn, wie man so sagt, ein wenig auszulüften,<br />

den Kopf abzunehmen <strong>und</strong> neben<br />

sich zu stellen zwischen den Blumenschmuck<br />

<strong>und</strong> die Speisekarte <strong>und</strong> sich ein wenig mit ihm<br />

zu unterhalten: was tu ich hier? Wo will ich<br />

hin?, lauter Fragen, <strong>auf</strong> die mir keine brauchbare<br />

Antwort mehr einfiele.<br />

WOHLSTAND IN GEFAHR ist in dieser Spielzeit Motto <strong>der</strong> Arbeiten von Nicolas Stemann –<br />

nach Gerhart Hauptmanns VOR SONNENAUFGANG im <strong>Burgtheater</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> GEFAHR BAR TM<br />

im Kasino folgt jetzt die Ur<strong>auf</strong>führung des jüngsten Textes <strong>der</strong> Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek,<br />

BABEL, im Akademietheater. Die junge österreichische Autorin Olga Flor hat sich in ihrem Text<br />

mit dem Slogan WOHLSTAND IN GEFAHR auseinan<strong>der</strong>gesetzt.<br />

Ich rekapituliere: Ständig im Blick <strong>und</strong> griffbereit<br />

(man weiß ja nie) behalte ich die verschiedenen<br />

Säcke mit <strong>der</strong> Ausbeute meines bisherigen<br />

Streifzugs. Nicht schlecht für die kurze Zeit,<br />

<strong>und</strong> das so knapp vor <strong>der</strong> Sperrst<strong>und</strong>e, da<br />

mischt sich <strong>der</strong> Zustrom zu den Eink<strong>auf</strong>szentren<br />

mit dem Berufsrückreiseverkehr in die Vororte,<br />

<strong>und</strong> so stehen <strong>wir</strong> Seite an Seite mit<br />

einem festen Ziel vor Augen, das ich längst<br />

erreicht haben müsste. Vielleicht wüsste <strong>der</strong><br />

Kopf Bescheid? Doch <strong>der</strong> ist ja jetzt ganz allein<br />

<strong>auf</strong> sich gestellt <strong>und</strong> beschäftigt sich mit Aktuellerem:<br />

Wie lange kann er seine Funktionen<br />

noch <strong>auf</strong>rechterhalten? Wie lange sehen die<br />

Augen, wie lange funktioniert <strong>der</strong> Sehnerv, wie<br />

lange ist das Gehirn noch im Stande, die erhaltene<br />

Information zu verarbeiten? Hört man das<br />

Blut noch aus den A<strong>der</strong>n rauschen? Marie<br />

Antoinettes Kopf fiel in den dafür vorgesehenen<br />

Sack, vielleicht ist ihm Herumgereichtwerden<br />

erspart geblieben, das Vorzeigen, die Demonstration<br />

des von seiner Versorgung endgültig<br />

abgeschnittenen Zentrums des feindlichen<br />

Gedankenguts, das solcherart offensichtlich<br />

mit Stumpf <strong>und</strong> Stiel ausgemerzt wurde.<br />

Obwohl so aus <strong>der</strong> ungeduldig wartenden<br />

Masse heraus betrachtet (das <strong>sind</strong> so viele,<br />

man kommt bald nicht mehr durch), vermutlich<br />

nicht sehr viel zu erkennen gewesen sein dürfte,<br />

ähnlich wie bei einem Popkonzert, bei dem<br />

es auch ein H<strong>auf</strong>en Statisten vorn <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong><br />

tun würde, so lange die eingeblendeten<br />

Videos nur ein Bekanntheitsgefühl auslösen.<br />

Da lassen sich die Details heute besser verfolgen,<br />

<strong>und</strong> vor allem immer <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong>,<br />

bis <strong>der</strong> Server in die Knie geht.<br />

Auf den Videos <strong>wir</strong>d auch gekniet. Das ist auch<br />

fürchterlich. Ob <strong>der</strong> Blick noch <strong>auf</strong> die Umstehenden<br />

fällt, wenn <strong>der</strong> Kopf so seine Abschiedsr<strong>und</strong>e<br />

dreht? Ob das dumpfe Geräusch<br />

des umsackenden Restkörpers noch zu hören<br />

ist? Wohl kaum. Das Bewusstsein <strong>wir</strong>d sich<br />

innerhalb von Sek<strong>und</strong>enbruchteilen ganz<br />

zurückziehen, doch ein paar Momente, bevor<br />

die Information <strong>der</strong> gekappten Versorgungsleitung<br />

als finales Signal das Gehirn erreicht,<br />

muss es geben, in denen die Augen noch<br />

sehen, die Ohren noch hören, <strong>und</strong> mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Genehmigung versierter Medienexperten<br />

ist es dem Publikum auch möglich, den Vorgang<br />

in allen Einzelheiten zu studieren.<br />

Und vor allem lassen sich solche Bil<strong>der</strong><br />

betrachten, ohne dass man sich dabei in<br />

irgendeiner Weise die Hände schmutzig<br />

machen würde. Man ist schließlich nicht dafür<br />

verantwortlich, ich meine, niemand könnte<br />

behaupten, dass man verantwortlich wäre für<br />

ein Geschehen, bei dem man bloß zusieht, voll<br />

des Abscheus zusieht noch dazu. Das wäre<br />

doch zu hart geurteilt. Man kann sündigen in<br />

Gedanken, Worten <strong>und</strong> Werken, gut, das ist<br />

bekannt. Aber durch bloßes Hinschauen? Seit<br />

wann sollte das denn <strong>der</strong> Fall sein? Man kann<br />

Impressum<br />

vorspiel. Das Magazin des Wiener <strong>Burgtheater</strong>s erscheint fünfmal jährlich als Son<strong>der</strong>beilage <strong>der</strong> Tageszeitung <strong>der</strong> Standard.<br />

Medieninhaber <strong>und</strong> Herausgeber: <strong>Burgtheater</strong> GesmbH, 1010 Wien, Dr. Karl Lueger-Ring 2. Redaktion: Dramaturgie <strong>Burgtheater</strong>.<br />

Gestaltung: richy oberriedmüller, section.d. Hersteller: Goldmann-Zeitungsdruck GesmbH, 3430 Tulln, Königstetter Strasse 132<br />

doch nur zum Beispiel sogar Kin<strong>der</strong>pornos<br />

ansehen, so lange man sie nicht herunterlädt<br />

<strong>und</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Festplatte abspeichert, <strong>und</strong> macht<br />

sich keiner strafbaren Handlung schuldig. Auch<br />

wenn tatsächlich ein jedes Ansehen von <strong>auf</strong><br />

irgendwelchen Servern gespeicherten Bil<strong>der</strong>n<br />

schon ein lokales Zwischenspeichern am eigenen<br />

Computer darstellt, entscheidend für die<br />

Kriminalität <strong>der</strong> Handlung ist einzig die Frage,<br />

ob das Abspeichern absichtlich o<strong>der</strong> beiläufig<br />

vollzogen wurde.<br />

Das Schauen ist demnach gestattet, so lange<br />

man nichts für spätere Verwendung mit nach<br />

Hause nimmt, kein Abbild, kein Dokument,<br />

nichts, das die Anwesenheit am Ort <strong>der</strong> Zur-<br />

Schau-Stellung belegen würde. Das haben <strong>wir</strong><br />

schließlich in <strong>der</strong> Schule gelernt: Du kannst tun,<br />

was du willst, sagte schon mein Klassenlehrer,<br />

so lange du dich nicht dabei erwischen lässt.<br />

Ein zeitgemäßes Update zum kategorischen<br />

Imperativ: Tu, was du willst, <strong>und</strong> lass dich nicht<br />

erwischen! Ich könnte also jede Körperöffnung,<br />

jedes Öffnen einer Hautoberfläche ungestört<br />

betrachten: Brustfüllungsimplantierungen,<br />

Herzoperationen, Köpfungen; es geht nichts<br />

über einen schnellen Internetzugang, <strong>und</strong> es ist<br />

anzunehmen, dass auch die Pornoindustrie<br />

bald den Reiz orangefarbener Ganzkörperanzüge,<br />

dicht geschichteter Menschenpyramiden<br />

<strong>und</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger geschickter Kehlschnitte<br />

für sich entdecken <strong>wir</strong>d.<br />

Sprachver<strong>wir</strong>rung herrscht dabei wohl kaum,<br />

im Gegenteil, die Bildsprache, an <strong>der</strong>en Entwicklung<br />

so heftig gearbeitet <strong>wir</strong>d, ist universell:<br />

Das Bild einstürzen<strong>der</strong> Türme ist von ebenso<br />

allgemeiner Verständlichkeit wie das Mitführen<br />

nackter Kapuzenmenschen an H<strong>und</strong>ehalsbän<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> die Demonstration eines abgetrennten<br />

Kopfes. Taten statt Worte! Ist auch leichter<br />

zu handeln als zu sprechen, das Ausformulieren<br />

von Gedanken erfor<strong>der</strong>t letztlich doch eine<br />

gewisse Anstrengung, <strong>und</strong> wenn die Handlung<br />

Wirkung haben soll, dann muss sie abgebildet<br />

werden, fotografiert, gefilmt, dokumentiert <strong>und</strong><br />

veröffentlicht, sonst geht sie glatt als ungeschehen<br />

durch.<br />

Apropos Handlung: die Zeit drängt, <strong>und</strong> ich<br />

muss weiter. Das Hirn ist reichlich ausgelüftet,<br />

<strong>und</strong> ich hab mir genug gegönnt. Die Geschäfte<br />

sperren sonst noch zu. Wir <strong>sind</strong> nicht zum<br />

Vergnügen hier.<br />

Olga Flor, geb. 1968 in Wien, <strong>auf</strong>gewachsen in Wien,<br />

Köln <strong>und</strong> Graz. Sie studierte Physik <strong>und</strong> arbeitete im<br />

Multimedia-Bereich. Ihr erster Roman „Erlkönig“ erschien<br />

im Frühjahr 2002, <strong>der</strong> Monolog „Fleischgerichte“<br />

wurde 2004 im Schauspielhaus Graz ur<strong>auf</strong>geführt. Ihr<br />

neuer Roman „Talschluss“ ist soeben bei Zsolnay<br />

erschienen. Teilnahme an den Tagen <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Literatur 2003, Reinhard-Priessnitz-Preis 2003,<br />

Otto-Stoessl-Preis 2004. Olga Flor lebt in Graz<br />

☛<br />

Ur<strong>auf</strong>führung BABEL s. S. 9


vorkämpfer<br />

Der Steppenwolf<br />

von Hermann Hesse – Für die <strong>Bühne</strong> eingerichtet von Joachim Lux – Ur<strong>auf</strong>führung<br />

Hermann Hesses „Steppenwolf“, erstmals 1927 erschienen, ist ein Weltbestseller. Beson<strong>der</strong>s für die Jugend ist das<br />

Buch immer wie<strong>der</strong> zum Identifikations- <strong>und</strong> Bekenntnisbuch geworden wie sonst nur Goethes „Leiden des jungen Werther“.<br />

Aber „Der Steppenwolf“ ist offenbar ein Buch, in dem sich jede Generation wie<strong>der</strong>finden kann. Auf einer von <strong>der</strong><br />

Zeitschrift „Der Stern“ veröffentlichten Liste <strong>der</strong> „Lebensbücher“ stehen „Siddhartha“ <strong>und</strong> „Der Steppenwolf“ in <strong>der</strong> Gunst<br />

<strong>der</strong> Leser noch vor <strong>der</strong> Bibel, dem „Mann ohne Eigenschaften“ o<strong>der</strong> dem „Zauberberg“. Im Roman kommt einiges<br />

zusammen: die persönliche Identitätskrise des Steppenwolf Harry Haller verbindet sich mit seiner Krise im Verhältnis zur<br />

bürgerlichen Welt: er verachtet <strong>der</strong>en philiströsen Charakter, sehnt sich aber an<strong>der</strong>erseits nach ihrer friedvollen Ruhe.<br />

Hinzu kommen seine politisch-pazifistische Rebellion <strong>und</strong> seine ausgeprägte <strong>und</strong> durchaus religiöse Suche nach einem<br />

überpersönlichen Lebenssinn. Er ist jemand, <strong>der</strong> „zwischen die Zeiten geraten ist“, <strong>der</strong> fremd in <strong>der</strong> Welt steht, heimatlos<br />

durch die Städte irrt <strong>und</strong> nach neuer Orientierung sucht.<br />

Das <strong>Burgtheater</strong> präsentiert den Roman „Der Steppenwolf“ erstmals <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong>, mit Dietmar König in <strong>der</strong> Titelrolle.<br />

Im Folgenden Hesses erstes Vorwort zum Roman:<br />

Ehe ich meine Erlebnisse erzähle, muß ich versuchen<br />

einen von <strong>der</strong> Lebenssituation zu geben, in<br />

<strong>der</strong> sie mir begegneten.<br />

Ich bin <strong>der</strong> Sohn frommer protestantischer Eltern,<br />

bin aber den Traditionen unsrer Familie nur insofern<br />

treu geblieben, als ich bis vor Kurzem stets<br />

ein nur geistiges Leben geführt habe, ein Leben<br />

ohne starke materielle Interessen, <strong>der</strong> <strong>Na</strong>chdenklichkeit,<br />

<strong>der</strong> Freude an Kunst <strong>und</strong> Philosophie<br />

gewidmet, wie es für den begabten Sohn einer<br />

Gelehrten- <strong>und</strong> Pastorenfamilie naheliegend war.<br />

Durch einige Erfolge als Künstler <strong>und</strong> Literat, die<br />

mir noch in jungen Jahren zufielen, sah ich mich<br />

(<strong>und</strong> damit von einem <strong>der</strong> heftigsten meiner<br />

Jugendwünsche erfüllt) frühzeitig unabhängig <strong>und</strong><br />

zu keiner Dienstbarkeit verpflichtet, konnte<br />

bequem von meiner mehr als Spiel betriebenen<br />

Arbeit leben, viel reisen, mich immer neuen Studien<br />

<strong>und</strong> Betätigungen widmen. Ich lebte in enger<br />

Beziehung zur Welt <strong>der</strong> Literatur, <strong>der</strong> Musik <strong>und</strong><br />

Malerei <strong>und</strong> hatte, von außen gesehen, ein Leben,<br />

das an Freiheit, Sorglosigkeit <strong>und</strong> Behagen nichts<br />

zu wünschen übrig ließ. Obwohl ich schon als<br />

Kind schwerlebig, grüblerisch <strong>und</strong> problematisch<br />

war, <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>e stets wußte, daß mein Platz<br />

im Leben nur <strong>der</strong> eines Zaungastes sei, empfand<br />

ich in jenen Jahren des jungen Erfolges doch<br />

etwas wie Glück <strong>und</strong> Behagen. Ich heiratete, ich<br />

baute mir ein hübsches Haus, ich hatte Kin<strong>der</strong>,<br />

ich pflegte Fre<strong>und</strong>schaften mit Künstlern <strong>und</strong> Literaten,<br />

galt etwas unter meinesgleichen <strong>und</strong> fand<br />

meine Erfolge berechtigt. An <strong>der</strong> Sorglosigkeit<br />

<strong>und</strong> dem etwas leichtsinnigen Optimismus <strong>der</strong><br />

Vorkriegszeit hatte auch mein Leben seinen<br />

Anteil, obwohl ich schon damals schlecht balanciert<br />

war <strong>und</strong> zu Zeiten an bösen Depressionen<br />

litt. Mein Beruf, meine Reisen <strong>und</strong> Studien, meine<br />

Ehe, alles das hatte seine Werte <strong>und</strong> seine Freuden,<br />

<strong>und</strong> war doch alles schon beschattet <strong>und</strong><br />

nur halb <strong>wir</strong>klich, erfüllte mich nicht ganz, ließ viel<br />

Leere, schmeckte oft fad <strong>und</strong> verlogen.<br />

Mit dem Kriege kamen auch für mich die Dinge<br />

ins Rollen. Die Untergangsstimmung, welche einige<br />

Jahre später halb Europa zeitweise ergriff,<br />

nahm mich schon beim Beginn des Krieges<br />

gefangen. Meinem ganzen Wesen <strong>und</strong> Denken<br />

nach Kriegsgegner, kam ich alsbald in Opposition<br />

zur Umwelt, wurde als herzlos <strong>und</strong> vaterlandslos<br />

verdächtigt, verlor die Mehrzahl meiner Fre<strong>und</strong>e,<br />

sah mich häßlichen <strong>und</strong> entwürdigend dummen<br />

Angriffen in <strong>der</strong> Öffentlichkeit ausgesetzt, <strong>und</strong> in<br />

kurzer Zeit war ich wie<strong>der</strong>, wie ich es einst als<br />

Kind <strong>und</strong> Jüngling gewesen, ein scheuer <strong>und</strong><br />

melancholischer Außenseiter, <strong>der</strong> nicht in die Welt<br />

paßt. Ein Kriegsamt, das ich freiwillig übernommen<br />

hatte, wurde mehr <strong>und</strong> mehr zur tödlichen<br />

Last, fraß meine Kräfte <strong>und</strong> gab mir doch nicht<br />

die Harmlosigkeit <strong>und</strong> das gute Gewissen, zwei<br />

Jahre lang kämpfte ich beinahe täglich mit dem<br />

Ekel <strong>und</strong> mit dem nie ausgeführten Entschluß,<br />

mein Amt hinzuwerfen <strong>und</strong> mich lieber erschießen<br />

zu lassen als länger mit an dieser Kriegsmaschinerie<br />

zu arbeiten. Auch in den freien St<strong>und</strong>en, die<br />

mir noch blieben, war es mir unmöglich, Musik zu<br />

hören, Plato zu lesen o<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e zu besuchen,<br />

ich fand mich im Wi<strong>der</strong>spruch zur ganzen Umwelt<br />

<strong>und</strong> im eigenen Innern zerrissen <strong>und</strong> dunkel. Philosophie<br />

<strong>und</strong> Kunst waren sinnlos <strong>und</strong> dumme<br />

Spielereien, wenn die Kriegsminister <strong>und</strong> Generale<br />

Recht hatten.<br />

Genug davon, Tausende haben dies Kriegsschicksal<br />

mit mir geteilt. Aber mit <strong>der</strong> Zerstörung<br />

meines Privatlebens, meiner Freiheit, meiner<br />

Arbeit, meiner Ideale, mit dem täglichen Waten im<br />

blutigen Sumpf des Krieges verlor ich auch den<br />

Zugang zu jenem innersten Bezirk meiner selbst,<br />

wohin früher keine Erschütterung von außen hatte<br />

dringen können. Ich wurde in <strong>der</strong> Seele krank <strong>und</strong><br />

wußte mich nicht mehr zu wehren, als nach dem<br />

Bruch mit <strong>der</strong> öffentlichen Meinung auch meine<br />

private Welt mich im Stich ließ. Meine Familie<br />

trennte sich von mir, ich mußte das Alleinleben<br />

wie<strong>der</strong> lernen, <strong>und</strong> als <strong>der</strong> Krieg zu Ende war <strong>und</strong><br />

ich, einige Monate später, aus meinem Amt entlassen<br />

war, war es wohl ein Aufatmen, aber es<br />

Der 30-jährige Hesse beim Wein Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung von<br />

Roland Kenda, Michael Masula, Johanna Eiworth, Johannes Terne,<br />

Sylvie Rohrer, Juergen Maurer, Charles Maxwell, Daniel Jesch, Dietmar König<br />

war nichts mehr da, wofür ich hätte zurückkehren<br />

können: nicht nur keine Familie, kaum noch<br />

Fre<strong>und</strong>e, son<strong>der</strong>n auch keine Hoffnungen, keine<br />

Tätigkeit, keine Götter, keine Ziele, keine Freuden.<br />

Ich hatte nun vollkommen Muße, in ungestörter<br />

Einsamkeit mein Leben <strong>und</strong> mich selbst nachzuprüfen<br />

<strong>und</strong> zu beschauen, <strong>und</strong> zu finden, daß es<br />

nichts damit sei. Eine Weile noch horchte ich <strong>auf</strong><br />

die Versuche Deutschlands, sich zu erneuern,<br />

begrüßte die Revolution mit Hoffnungen, wurde<br />

von manchen Jüngeren als Gesinnungsgenosse<br />

begrüßt, aber die offizielle Welt von heute schien<br />

mir so wenig wie die von gestern eine Luft, in<br />

<strong>der</strong> ich atmen könnte. Und als Eisner, Landauer,<br />

Rosa Luxemburg totgeschlagen waren, bestand<br />

meine Teilnahme darin, daß ich sie um ihren Tod<br />

beneidete.<br />

Seither nun lebte ich, bei schlechter Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> zu früh alt geworden, ein Leben <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Flucht,<br />

<strong>und</strong> war vor Kurzem soweit, daß ich glaubte, den<br />

oft erwogenen Selbstmord jetzt ohne Hemmungen<br />

ausführen zu können. Es gelang jedoch nicht, ich<br />

habe mich nochmals festgebissen <strong>und</strong> in das<br />

Leben verliebt. Davon will ich erzählen.<br />

DER STEPPENWOLF<br />

Von Hermann Hesse<br />

Für die <strong>Bühne</strong> eingerichtet von Joachim Lux<br />

Ur<strong>auf</strong>führung<br />

REGIE Sebastian Hartmann BÜHNE Peter<br />

Schubert KOSTÜME Hannah Hamburger<br />

MIT Johanna Eiworth, Sylvie Rohrer;<br />

Daniel Jesch, Roland Kenda, Dietmar König,<br />

Michael Masula, Juergen Maurer, Charles<br />

Maxwell, Johannes Terne<br />

Premiere am 24. März im <strong>Burgtheater</strong><br />

Weitere Vorstellungen am 26. <strong>und</strong> 29. März,<br />

2., 8., 14. <strong>und</strong> 24. April <strong>und</strong> am 4. Mai


forte/pianissimmo<br />

Das Orchester von Jean Anouilh<br />

Das Leben: eine Taktfrage. Das fällt beson<strong>der</strong>s <strong>auf</strong>, wenn man einen Blick<br />

hinter die Kulissen, genaugenommen: in einen Orchestergraben riskiert.<br />

Und vielleicht erkennt man, wie sehr die Musik vom Ton bestimmt <strong>wir</strong>d, wenn<br />

das Orchester fast ausschließlich aus Musikerinnen besteht, die schon bessere<br />

Tage gesehen haben. Da sitzen sie dann <strong>und</strong> können nicht an<strong>der</strong>s, als<br />

miteinan<strong>der</strong> zu spielen. Auf einem Donauschiff haben unsere Orchesterdamen<br />

samt ihrem männlichen Begleiter, dem Pianisten Léon, angeheuert.<br />

Dort sollen sie, unter dem Kommando von Madame Hortense, das Publikum<br />

unterhalten. Aber die Schifffahrt entwickelt sich alles an<strong>der</strong>e als idyllisch,<br />

denn gespielt <strong>wir</strong>d bloß, um die K<strong>auf</strong>lust <strong>der</strong> Gäste zu steigern, denn<br />

dieser Dampfer fährt nicht ins Glück, son<strong>der</strong>n dem nächsten Son<strong>der</strong>angebot<br />

entgegen. Und so bleibt den Damen zwischen den einzelnen Musiknummern<br />

Zeit, über das Leben im allgemeinen <strong>und</strong> sich selbst im speziellen<br />

nachzudenken. Über den eigenen <strong>und</strong> den Klangkörper an ihrer Seite. Also<br />

über hohe Kunst o<strong>der</strong> das ach so niedrige Leben. Doch was ist, wenn Musik<br />

nicht mehr <strong>der</strong> Liebe <strong>Na</strong>hrung ist? Wie schnell landet frau <strong>auf</strong> einem falschen<br />

Dampfer! Also nimmt man sich zusammen, bietet Grazie <strong>und</strong> Schein <strong>und</strong><br />

spielt, immer wie<strong>der</strong>, immer neu, verzweifelt <strong>und</strong> leidenschaftlich: um die<br />

Gunst <strong>der</strong> St<strong>und</strong>e. Und es <strong>wir</strong>d klar: Auf <strong>der</strong> MS Donauweibchen <strong>und</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Bühne</strong> <strong>sind</strong> diese Frauen tonangebend!<br />

Wir spielen Jean Anouilhs „Das Orchester“ von 1957 samt<br />

„Zwischentöne“, einem neuen Text des Wiener Autors<br />

Bernhard Studlar, in einer hochkarätigen Orchesterbesetzung!<br />

mit Zwischentönen von Bernhard Studlar<br />

Jean Anouilh geboren 1910 in Bordeaux, gestorben 1987 in Lausanne.<br />

„Ich habe keine Biographie, darüber bin ich froh!“<br />

Bernhard Studlar geboren 1972 in Wien, studierte von 1998-2002 „Szenisches Schreiben“<br />

an <strong>der</strong> UdK Berlin. Bernhard Studlar schreibt seither Stücke, auch gemeinsam mit<br />

dem Schweizer Autor Andreas Sauter. Für ihr Stück „A. ist eine an<strong>der</strong>e“ wurde das Autorenduo<br />

2000 mit dem Kleist-För<strong>der</strong>preis für junge Dramatiker ausgezeichnet. Mit „Transdanubia-Dreaming“<br />

gewann Studlar den 1. Preis des Heidelberger Stückemarktes 2001;<br />

ur<strong>auf</strong>geführt wurde das Stück im Jänner 2003 am Akademietheater, in <strong>der</strong> Regie von Nicolas<br />

Brieger. Im Jahr dar<strong>auf</strong> schrieb Bernhard Studlar für das <strong>Burgtheater</strong> im Kasino „Die<br />

Mariedl-Kantine“, als einen Teil <strong>der</strong> „Hommage an Werner Schwab“ zum 10. Todestag des<br />

Autors 2004. „Zwischentöne“ ist die jüngste Arbeit des Wieners.<br />

Maria Happel ist seit 1991 – mit einer Unterbrechung von drei Jahren, in denen sie dem<br />

Berliner Ensemble angehörte – Ensemblemitglied des <strong>Burgtheater</strong>s <strong>und</strong> führt seit einiger<br />

Zeit auch erfolgreich Regie („Der Kirschgarten“, 2004 in Reichenau, u.a.). An <strong>der</strong> Burg spielt<br />

Maria Happel die Gertrud in „Hamlet“ (R. Klaus Maria Brandauer) <strong>und</strong> wurde 2003 mit dem<br />

Nestroy als Beste Schauspielerin für „Die Zeit <strong>der</strong> Plancks“ (R. Philip Tiedemann, 2003)<br />

geehrt. Derzeit ist sie ist als Bettina Clausen in Hauptmanns „Vor Sonnenuntergang“ (R.<br />

Sebastian Hartmann), als Herodias in Oscar Wilde/Gerhard Rühms „Salome“ (R. Dimiter<br />

Gotscheff) <strong>und</strong> in Thomas Bernhards „Die Macht <strong>der</strong> Gewohnheit“ (R. Philip Tiedemann),<br />

sowie als Salerl in Nestroys „Zu ebener Erde <strong>und</strong> erster Stock“ (R. Anselm Weber) zu sehen.<br />

Monsieur Léon: <strong>Susanne</strong>,<br />

<strong>wir</strong> <strong>sind</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong>.<br />

<strong>Susanne</strong>: <strong>Na</strong> <strong>und</strong>?<br />

Da gehören <strong>wir</strong> auch hin.<br />

DAS ORCHESTER von Jean Anouilh<br />

& ZWISCHENTÖNE von Bernhard Studlar<br />

REGIE Maria Happel BÜHNE Claudia Vallant KOSTÜME Erika <strong>Na</strong>vas<br />

MIT Elisabeth Augustin, Brigitta Furgler, Sylvia Hai<strong>der</strong>, Gertraud Jesserer, Sylvia Lukan, Dunja Sowinetz, Kitty Speiser; Karlheinz Hackl, Jean Paul Ledun<br />

Premiere am 23. April im Kasino am Schwarzenbergplatz – Weitere Vorstellungen am 24. <strong>und</strong> 27. April <strong>und</strong> am 5. Mai


vordem Kahlschlag<br />

Der Kirschgarten<br />

Lion Feuchtwanger über Anton Tschechows Komödie in vier Akten<br />

In den vier Akten dieser „Komödie“ geschieht so<br />

gut wie nichts. Der Kirschgarten <strong>der</strong> Familie<br />

Gajew <strong>wir</strong>d verk<strong>auf</strong>t: <strong>der</strong> Kirschgarten des alten,<br />

adligen, heruntergekommenen, verschuldeten<br />

Geschlechts <strong>wir</strong>d verk<strong>auf</strong>t an einen handfesten,<br />

geschäftstüchtigen Proletariersprößling, einen<br />

weiland Leibeigenen eben dieses Geschlechts.<br />

Das ist alles.<br />

Aber dieses handlungsarme Stück ist das Reichste<br />

<strong>und</strong> Reifste, Süßeste <strong>und</strong> Bitterste, Weiseste,<br />

was Tschechow je geschrieben hat. Diese Tragikomödie<br />

ist ganz einsam, es geht ein Lächeln<br />

durch sie, mild, sehnsüchtig <strong>und</strong> dennoch voll Hohn.<br />

„Dieses Stück hat das Lächeln <strong>der</strong> Gioconda“,<br />

schrieb nach <strong>der</strong> Ur<strong>auf</strong>führung bei Stanislawskij<br />

Rußlands größter Kritiker.<br />

Es handelt, wie gesagt, nur von einem Kirschgarten,<br />

<strong>der</strong> verk<strong>auf</strong>t <strong>wir</strong>d. Dieser Kirschgarten ist, real<br />

gesehen, ein Stück Boden, das einen Wert repräsentiert<br />

von etwa neunzigtausend Rubeln, mehr<br />

als die Hypothek, die <strong>auf</strong> ihm lastet. So sieht ihn<br />

<strong>der</strong> Realist des Stückes, <strong>der</strong> her<strong>auf</strong>gekommene<br />

Bauernsohn Lopachin. Oh, er ist ein kluger, tüchtiger<br />

Mann, <strong>der</strong> Herr Jermolai Lopachin, <strong>der</strong> fest<br />

mit beiden Beinen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Erde steht <strong>und</strong> genau<br />

weiß, was er will. Das Areal muß man parzellieren,<br />

rät er, das alte, b<strong>auf</strong>ällige Herrenhaus abtragen,<br />

den Kirschgarten nie<strong>der</strong>hauen.<br />

Aber so ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> vernünftig diese Ansicht ist,<br />

sie ist dennoch falsch, <strong>und</strong> die Gutsbesitzerin<br />

Frau Ranjewski hat ganz recht, wenn sie ihm<br />

erstaunt erwi<strong>der</strong>t: „Ich verstehe Sie nicht, Jermolai<br />

Alexej.“ Denn dieser Garten ist etwas ganz Ungewöhnliches<br />

<strong>und</strong> <strong>wir</strong>klich zu gut, um kleinbürgerlichen<br />

Villenkolonisten als Baugr<strong>und</strong> zu dienen.<br />

Nicht, weil er so schön ist, so fein <strong>und</strong> zart <strong>und</strong><br />

licht, mit dem strahlenden Weiß seiner Blüten<br />

unterm blauen Himmel, auch nicht, weil er im<br />

Konversationslexikon steht als die größte Sehenswürdigkeit<br />

des ganzen Gouvernements. Der uralte<br />

Diener Firs, <strong>der</strong> wacklige, schwerhörige, den<br />

die Gutsherrschaft von Generation zu Generation<br />

übernommen hat, ahnt dumpf das wahre Wesen<br />

des Kirschgartens. Mit greisenhafter Geschwätzigkeit<br />

plappert er in die Unterhaltung <strong>der</strong> Herrschaften<br />

hinein von <strong>der</strong> Zeit vor vierzig o<strong>der</strong> fünfzig<br />

Jahren: „Da hat man die Kirschen gedörrt, eingeweicht,<br />

mariniert, Varenje daraus gekocht, <strong>und</strong><br />

dann – “ Man will ihn zur Ruhe weisen; aber <strong>der</strong><br />

Greis schwatzt fort: „Und dann hat man die<br />

gedörrten Kirschen fu<strong>der</strong>weise nach Moskau <strong>und</strong><br />

nach Charkov geschickt. Das brachte Geld! Und<br />

damals war die gedörrte Kirsche weich, saftig,<br />

süß, aromatisch... Damals kannte man noch das<br />

Rezept.“ Jemand fragt nach dem Rezept. Aber es<br />

ist verloren gegangen.<br />

Kein gewöhnliches Terrain, ein eindringliches<br />

Symbol drückt sich in diesem „damals“ aus. Die<br />

Gutsherrschaft spürt das. Die Ranjewskaja ist verwachsen<br />

mit dem Kirschgarten. Er sei „von den<br />

Engeln des Himmels behütet,“ sagt sie. Unter seine<br />

Bäume flüchtet sie sich aus <strong>der</strong> hilflosen Hetzjagd<br />

ihres Pariser Lebens. Er ist ihre Jugend, ihre<br />

Reinheit. Durch seine Alleen sieht sie, weißgewandet,<br />

ihre tote Mutter schreiten. Mit dem Kirschgarten<br />

entgleitet ihr <strong>und</strong> ihrem Bru<strong>der</strong> die Wurzel nicht<br />

nur ihrer äußern, son<strong>der</strong>n auch ihrer innern Existenz,<br />

ihres innern Aristokratentums, mit dem Gut,<br />

mit dem Feudo verlieren sie ihren Feudalismus.<br />

Und auch <strong>der</strong> Hauslehrer Petja Trofimow, <strong>der</strong> verbummelte<br />

Student, <strong>der</strong> Schwärmer, <strong>der</strong> Utopist,<br />

spürt, daß dies das Wesen des Gartens ist. Als<br />

Anja, die siebzehnjährige Tochter <strong>der</strong> Gutsherrin,<br />

ihm klagt: „Was haben Sie mit mir gemacht, Petja,<br />

weshalb liebe ich den Kirschgarten nicht mehr wie<br />

früher. Dabei liebte ich ihn so sehr, mir schien, es<br />

gebe keinen schöneren Ort <strong>auf</strong> Erden als unsern<br />

Garten –“, erwi<strong>der</strong>t er: „Bedenken Sie, Anja: Ihr<br />

Großvater, Urgroßvater <strong>und</strong> alle Ihre Vorfahren<br />

besaßen Leibeigene, herrschten über lebende<br />

Seelen – <strong>und</strong> blicken nicht von jedem Kirschbaum<br />

im Garten, von jedem Blatt, von jedem Stamm<br />

menschliche Wesen <strong>auf</strong> uns – hören Sie ihre<br />

Stimmen? ... Wir <strong>sind</strong> um mindestens zwei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

zurückgeblieben, <strong>wir</strong> haben noch gar<br />

nichts, kein klares Verhältnis zur Vergangenheit,<br />

<strong>wir</strong> philosophieren nur, klagen über Schwermut<br />

o<strong>der</strong> trinken Vodka. Dabei ist doch klar, um in <strong>der</strong><br />

Gegenwart zu leben, müssen <strong>wir</strong> erst unsere Vergangenheit<br />

sühnen, ein Ende mit ihr machen, <strong>und</strong><br />

sie sühnen kann man nur durch Leiden, nur durch<br />

nie dagewesene, ununterbrochene Mühen.<br />

Begreifen Sie das, Anja.“<br />

Aber tiefer als sie alle sieht Tschechow den Kirschgarten.<br />

Recht hat ihm Lopachin, <strong>der</strong> den Garten<br />

als Terrain sieht, recht die Ranjewskaja, die das<br />

Symbol ihrer Jugend <strong>und</strong> Reinheit, einer herrlichen<br />

<strong>und</strong> selbstverständlichen Vergangenheit, in<br />

ihm erblickt, recht <strong>der</strong> schwärmerische Student,<br />

dem er zum Symbol einer ehemaligen Despotie<br />

<strong>wir</strong>d. So weitet sich dem Dichter <strong>der</strong> Garten nicht<br />

nur zum Bild seiner Zeit, die aus einer unverstandenen<br />

Vergangenheit jäh in eine ebenso unverstandene<br />

Zukunft taumelt: nein, er formt den sterbenden<br />

Kirschgarten mit stillem <strong>und</strong> schwermütigem<br />

Lächeln zum Gleichnis von <strong>der</strong> Relativität<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vergänglichkeit alles Irdischen, das dem<br />

Weisen wie dem <strong>Na</strong>rren zerfließt.<br />

Die Menschen des Kirschgartens haben alle was<br />

Gemeinsames: eine vergrübelte, schwingenlahme<br />

Sehnsucht, die sie quält <strong>und</strong> die sie doch nicht<br />

lassen mögen. Das Merkwürdige <strong>und</strong> typisch<br />

Russische an ihnen ist, daß sie diese Sehnsucht<br />

lieben, streicheln <strong>und</strong> verhätscheln <strong>und</strong> daß sie<br />

gar nichts tun, um sie Erfüllung werden zu lassen.<br />

Man hat das Gefühl, daß es ihnen gar nicht recht<br />

wäre, wenn sie sich erfüllte. Sie bohren in sich<br />

herum, ewig unbefriedigt, sie spüren immerfort<br />

ihre Grenzen <strong>und</strong> klagen darüber, sie rütteln an<br />

ihren Schranken, aber mehr um <strong>der</strong> Gebärde des<br />

Rüttelns willen als um diese Schranken zu zerbrechen.<br />

Zur prachtvollen Karikatur <strong>wir</strong>d diese kokette<br />

Selbstbejammerung in dem Gutsverwalter<br />

Jepichodow, <strong>der</strong>, wenn er über einen Stuhl stolpert,<br />

weltschmerzliche Betrachtungen anstellt<br />

<strong>und</strong>, fällt ihm eine Kakerlake in den Kvas, Fichte<br />

zitiert <strong>und</strong> mit Selbstmordgedanken spielt. Und<br />

selbst <strong>der</strong> Tatmensch des Stückes, Lopachin, ist<br />

von dieser Unentschlossenheit, von dieser melancholischen<br />

Passivität angekränkelt; es ist kein<br />

Zufall, daß ihm unvermittelt eine unklare Hamlet-<br />

Reminiszenz über die Lippen dringt.<br />

Es <strong>sind</strong> zwölf Menschen, die den Kreis des Kirschgartens<br />

bilden, russische Menschen, aber gesehen<br />

durch das Temperament eines europäischen<br />

Dichters, <strong>der</strong> sie in eine Atmosphäre süßer <strong>und</strong><br />

bitterer Resignation <strong>und</strong> ganz leiser Ironie hüllt<br />

<strong>und</strong> ihr Leid zu unserm macht.<br />

Unendlich zart <strong>und</strong> hauchig ist alles in dem Stück.<br />

Jede grelle Belichtung, je<strong>der</strong> schreiende Kontrast<br />

ist vermieden. Das Unbeschreibliche, hier ist es<br />

getan. Mit feinen, zarten, ganz <strong>und</strong>ramatischen<br />

Mitteln hat Tschechow ein Drama geschrieben,<br />

das <strong>auf</strong> einer <strong>wir</strong>klichen realen <strong>Bühne</strong> das<br />

anspruchsvollste Publikum Europas viele hun<strong>der</strong>t<br />

Male in seinen Bann zwang. Immer von neuem<br />

erstaunt man über den sichern Takt dieses Dichters,<br />

<strong>der</strong> alles Unterstreichen, jedes laute Wort<br />

vermeidet, <strong>und</strong> dessen halbe Töne, dessen verdämmernde<br />

Bewegungen so ungleich beredter<br />

<strong>sind</strong> als das überlaute Geschrei <strong>und</strong> die übertriebenen<br />

Gesten handfester Dramatiker. Sein Blick<br />

dringt ebenso scharf wie Ibsens o<strong>der</strong> Strindbergs<br />

in heimlichste Untergründe des Bewußtseins:<br />

aber seine Technik ist das genaue Gegenteil. Dort<br />

harte, klare, helle Konturen <strong>und</strong> des Dichters<br />

Absicht möglichst scharf unterstrichen: bei Tschechow<br />

alles in weiches, verfließendes Licht gehüllt,<br />

immer <strong>der</strong> Mensch mit seiner ganzen Atmosphäre<br />

gegeben. Mit ganz wenigen Worten Stimmungen<br />

festgehalten von <strong>der</strong> höchsten Suggestionskraft.<br />

Und dies <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong>!<br />

Seine Menschen – furchtbarer Verstoß gegen alle<br />

Gr<strong>und</strong>regeln ständiger dramatischer Technik! –<br />

entwickeln sich nicht. Nicht um ein Quentchen.<br />

Sie <strong>sind</strong> alle am Ende genau so, wie sie am<br />

Anfang waren. Der Dichter begnügt sich damit,<br />

sie gewissermaßen um sich selbst zu drehen, sie<br />

transparent zu machen. Zeigt mit lässiger Gebärde,<br />

wie seine dünnhäutigen, feinnervigen Menschen<br />

<strong>auf</strong> verschiedene Situationen reagieren,<br />

o<strong>der</strong> wie rührend tragikomisch verschieden die<br />

gleiche Situation in den verschiedenen Köpfen<br />

sich malt. Dabei vermeidet er peinlich jedes<br />

irgendwie absichtliche Wort. Es <strong>wir</strong>d lauter<br />

anscheinend bedeutungs- <strong>und</strong> zusammenhangloses<br />

Zeug geschwatzt, <strong>und</strong> erst aus <strong>der</strong> Entfernung,<br />

erst mit dem Fortgang des Stückes<br />

gewahrt man, wie jedes Wort, jede Nuance tief<br />

notwendig ist, wie alles schön <strong>und</strong> bedeutungsvoll<br />

<strong>und</strong> ohne <strong>auf</strong>dringliche Symbolik gleichnishaft<br />

sich r<strong>und</strong>et.<br />

Tschechow erkennt die Abgründe, die ganze<br />

desolate Unzulänglichkeit des Menschseins ebenso<br />

bitter wie Strindberg. Aber er schreit, er brüllt<br />

seine Bitterkeit nicht pathetisch hinaus, son<strong>der</strong>n<br />

er äußert seine Verzweiflung leise, lächelnd, weltmännisch,<br />

mit ironischer Anmut.<br />

Lion Feuchtwangers Aufsatz erschien am<br />

24.8.1916 in <strong>der</strong> Zeitschrift „Schaubühne“.<br />

DER KIRSCHGARTEN<br />

Komödie in vier Akten<br />

von Anton Tschechow<br />

REGIE Andrea Breth BÜHNE Gisbert Jäkel<br />

KOSTÜME Françoise Clavel LICHT Friedrich<br />

Rom MUSIK Elena Chernin<br />

MIT Andrea Clausen, Pauline Knof, Heike<br />

Kretschmer, Elisabeth Orth, Teresa Weißbach;<br />

Sven-Eric Bechtolf, Ignaz Kirchner,<br />

Hans-Dieter Knebel, Cornelius Obonya,<br />

Nicholas Ofczarek, Wolfgang Michael, Branko<br />

Samarovski, Udo Samel, Michael Wittenborn<br />

Premiere am 29. April im <strong>Burgtheater</strong><br />

Weitere Vorstellungen am 30. April<br />

<strong>und</strong> am 1. <strong>und</strong> 5. Mai<br />

I.I.Levitan: Porträt Anton Tschechow


vorlesen<br />

WARUM KRIEG?<br />

1932<br />

Albert Einstein<br />

Sigm<strong>und</strong> Freud<br />

Im Gedenken an Albert Einstein legt das Bruno Kreisky Forum<br />

für internationalen Dialog im Jahr 2005 seinem Programm den<br />

historischen Briefwechsel „Warum Krieg?“ zwischen Albert<br />

Einstein <strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong> Freud aus dem Jahr 1932 zugr<strong>und</strong>e.<br />

Die Überlegungen, die diese großen Persönlichkeiten des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts in ihren Briefen zu <strong>der</strong> Frage des Krieges äußerten,<br />

bilden den Ausgangspunkt für eine neue <strong>und</strong> gegenwärtige<br />

Befragung – perspektivisch als Rückblick <strong>und</strong> zugleich als<br />

aktuelle Beobachtung <strong>und</strong> Blick in die Zukunft konzipiert.<br />

Anlässlich des Einstein Jahres/Jahr <strong>der</strong> Physik 2005 <strong>wir</strong>d an<br />

die Frage, die Einstein Freud 1932 stellte – „Gibt es einen<br />

Weg, die Menschen von dem Verhängnis des Krieges zu<br />

befreien?“ - erinnert werden.<br />

Die europäische Tradition <strong>der</strong> öffentlichen Stellungnahme von<br />

Intellektuellen <strong>und</strong> Wissenschaftlern zum politischen Geschehen,<br />

vor allem aber zu Konflikten <strong>und</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen,<br />

soll, ausgehend von <strong>der</strong> zwischen Albert Einstein<br />

<strong>und</strong> Sigm<strong>und</strong> Freud geführten Debatte, wie<strong>der</strong>belebt <strong>und</strong><br />

mit aktuellen Kommentaren <strong>und</strong> Reflexionen in unsere Gegenwart<br />

getragen werden.<br />

Am 13. April, dem Jahrestag <strong>der</strong> Befreiung Wiens 1945, <strong>wir</strong>d<br />

die Programmreihe in Zusammenarbeit mit dem <strong>Burgtheater</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Tageszeitung DIE PRESSE eröffnet.<br />

Martin Schwab <strong>und</strong> Peter Matic´ lesen „Warum Krieg?“.<br />

Anschließend mo<strong>der</strong>iert Michael Fleischhacker eine<br />

Diskussion mit Sophie Freud, Walter Thirring, Felix<br />

Mendelssohn, Biljana Srbljanovic´ <strong>und</strong> Doron Rabinovici.<br />

Kartenpreise: € 15,-/10,-, Schüler/Studenten<br />

<strong>und</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Presse-Clubs € 7,-<br />

Im Akademietheater am 13. April, Beginn 20 Uhr<br />

Eine Zusammenarbeit des BRUNO KREISKY FORUMS FÜR INTER-<br />

NATIONALEN DIALOG, des BURGTHEATERS <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tageszeitung<br />

DIE PRESSE.<br />

WELTTAG DES<br />

BUCHES<br />

NAH UND FREMD<br />

WELTTAG DES BUCHES<br />

Am 23. April des Jahres 1616 hat die Literatur <strong>auf</strong> einen Schlag<br />

zwei ihrer bis heute bedeutendsten Köpfe verloren – an diesem<br />

Tag starben in Madrid <strong>und</strong> Stratford-upon-Avon die Weltdichter<br />

Miguel de Cervantes <strong>und</strong> William Shakespeare. Seit 1995 begeht<br />

die Unesco an diesem Datum den Welttag des Buches, <strong>der</strong> einmal<br />

im Jahr in beson<strong>der</strong>er Weise zur Ausübung einer <strong>der</strong> zentralen<br />

Kulturtechniken ermuntern soll. Dazu findet den ganzen April<br />

über eine große Anzahl vielfältigster Veranstaltungen statt. Im<br />

Akademietheater werden <strong>wir</strong> am 25. April das aus Anlass dieses<br />

Tages jedes Jahr im Folio Verlag erscheinende Buch präsentieren<br />

<strong>und</strong> jedem Besucher ein Exemplar schenken. Am Abend<br />

selber werden neben Mitglie<strong>der</strong>n des <strong>Burgtheater</strong>-Ensembles<br />

die Autoren Dimitré Dinev, Doron Rabinovici, Franzobel <strong>und</strong><br />

Raoul Schrott aus ihren Beiträgen zu dem Buch lesen, das heuer<br />

Texte zum Thema „<strong>Na</strong>h <strong>und</strong> Fremd“ versammelt.<br />

„<strong>Na</strong>h <strong>und</strong> Fremd“ - das Buch<br />

zum Welttag des Buches<br />

ist im Folio Verlag erschienen<br />

Eine Veranstaltung von <strong>Burgtheater</strong><br />

<strong>und</strong> dem Hauptverband<br />

des Österreichischen Buchhandels<br />

Im Akademietheater am 25. April,<br />

Beginn 19 Uhr 30<br />

Ende 20 Uhr 45<br />

IN MEMORIAM<br />

RICHARD REICHENSPERGER<br />

„Es war gut zu wissen, dass es in meinem Beruf auch Richard<br />

Reichensperger gab. Er war einer <strong>der</strong> Menschen, die nichts<br />

geringeres beherrschten als die Quadratur des Kreises: dem<br />

Journalismus geben, was des Journalismus ist, ohne <strong>der</strong> Literatur<br />

zu nehmen, was <strong>wir</strong> von ihr nötig haben. Sein Tod macht<br />

mutlos - gegen die Entmutigung hilft die Erinnerung an seine<br />

Arbeit.“ (Franz Schuh)<br />

Im April 2004 starb viel zu früh <strong>der</strong> österreichische Kulturkritiker<br />

Richard Reichensperger, <strong>der</strong> wie kaum ein an<strong>der</strong>er unüberhebliche<br />

essayistische Brillanz mit einem außergewöhnlich<br />

weiten Horizont <strong>und</strong> Leidenschaft mit Klarheit zu verbinden<br />

wusste. Ungewöhnliche Sichtweisen <strong>auf</strong> Literatur, Gesellschaft,<br />

Menschen legte Reichensperger nicht zuletzt in seinen kürzesten<br />

Texten dar.<br />

Zu seinem ersten Todestag erscheint nun <strong>der</strong> von Claus Philipp<br />

<strong>und</strong> Christiane Zintzen in <strong>der</strong> Edition Transfer bei Springer (Wien,<br />

New York) herausgegebene Sammelband „(rire)“ mit Texten von<br />

Richard Reichensperger <strong>und</strong> Beiträgen von Elfriede Jelinek,<br />

Christoph Leitgeb <strong>und</strong> Hermes Phettberg. Bei <strong>der</strong> Präsentation<br />

dieses Buches in <strong>der</strong> Kasino Bar lesen Libgart Schwarz, Markus<br />

Hering, Franz Schuh <strong>und</strong> Wolf Haas Texte von Richard Reichensperger<br />

<strong>und</strong> Würdigungen von Elfriede Jelinek <strong>und</strong> Gert Jonke.<br />

Im Kasino (Bar) am 25. April, Beginn 21 Uhr<br />

(Im Anschluss an die Lesung zum Welttag des Buches)<br />

NEU IM KASINO<br />

LIBGART SCHWARZ<br />

ERZÄHLT AUS KATHRIN<br />

RÖGGLAS ROMAN<br />

„WIR SCHLAFEN NICHT“<br />

Sie schlafen nicht, denn es geht um Organisation <strong>und</strong> Kommunikation,<br />

um Erfolg <strong>und</strong> Hierarchien. Sie schlafen nicht, denn ihr<br />

Leben ist Arbeit <strong>und</strong> Arbeit ihre Droge. Sie erzählen von unseren<br />

Berufen <strong>und</strong> nebenher: wie man sich als Menschen verliert.<br />

„sehen sie, man verdoppelt sich ja mal schnell in einer pose, man<br />

hat ja auch selbstironie zur verfügung. ja, die sei bei jedem einzelnen<br />

ihrer kollegen intakt. die könnten schon ganz gut über sich<br />

lachen, die könnten sich durchaus auch mal von außen sehen,<br />

<strong>und</strong> das müssten sie auch.“<br />

Im Kasino (Bar) am 16. April, Beginn 20 Uhr<br />

HANS PLATZGUMER<br />

EXPEDITION<br />

CD- <strong>und</strong> Buchpräsentation<br />

<strong>Na</strong>ch knapp 50 Alben <strong>und</strong> 27 So<strong>und</strong>tracks in 17 Jahren, Tausenden<br />

Konzerten <strong>und</strong> Dutzenden Wohnorten in vielen Teilen<br />

<strong>der</strong> Welt veröffentlicht Hans Platzgumer, einer <strong>der</strong> international<br />

renommiertesten Musikexporte Österreichs, im März 2005<br />

sein erstes Buch 'Expedition' sowie eine Anthologie seiner<br />

vielfältigen Arbeiten <strong>auf</strong> Doppel-CD. ('Expedition 87-04'). Buch<br />

<strong>und</strong> CD dokumentieren die Reise eines Un<strong>der</strong>gro<strong>und</strong>-Musikers<br />

aus Innsbruck, die ihn <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Suche nach immer neuen<br />

Klängen <strong>und</strong> perfektionierten Produktionen von Österreich<br />

nach Berlin, New York, Los Angeles, London, Tokyo o<strong>der</strong><br />

Moskau verschlägt <strong>und</strong> schließlich nahe an den magnetischen<br />

Nordpol bringt. Gleichzeitig bieten sie auch eine faszinierende<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Rockmusik, Punk, Techno <strong>und</strong><br />

abstrakter Elektronik. Es lesen Alexandra Henkel, Johannes<br />

Krisch <strong>und</strong> Albert Ostermaier.<br />

Zum an die Lesung anschließenden Doppelkonzert hat Hans<br />

Platzgumer den deutschen Elektroniker Jens Döring geladen,<br />

mit dem er sein aktuelles Projekt 'hp.stonji' präsentiert, welches<br />

u.a. von <strong>der</strong> BBC zu einem <strong>der</strong> "best records of 2004"<br />

gekürt worden ist. Den zweiten Teil des Konzerts bestreitet<br />

Hans Platzgumer an <strong>der</strong> Gitarre mit dem Münchner Jazzschlagzeuger<br />

Thomas Wühr. Ebenso an Bord: als Warm-Up<br />

DJ Gerhard Potuznik ('Angelika Köhlermann') <strong>und</strong> zum Feiern<br />

DJ Christian Candid ('Klein Records').<br />

In Zusammenarbeit mit Skarabaeus Verlag <strong>und</strong> Buntspecht Label<br />

Im Kasino am 1. <strong>und</strong> 2. April, Beginn 20 Uhr<br />

Eintrittspreis: € 10,-


voraugen<br />

Babel<br />

von Elfriede Jelinek – Ur<strong>auf</strong>führung<br />

„JEDER WILL SCHLIESSLICH WAS KAPUTTMACHEN, DAS IST<br />

SCHÖN, DAS IST SCHÖN, UND IN DER ZERSTÖRUNG DES ANDEREN,<br />

DIE NICHTS ALS SELBSTZERSTÖRUNG IST, VERSCHMILZT DER<br />

MENSCH MIT GOTT, VERSCHMILZT DER TRIEB MIT DEM WILLEN,<br />

MACHT ÜBER EINEN ANDEREN ZU BEKOMMEN.“<br />

Amerikanische Soldaten im Pool von Udai Husseins (ältester Sohn Saddam Husseins) Palast in Bagdad, 16.3.2003<br />

Der Irakkrieg hat vieles geän<strong>der</strong>t. Nicht nur in <strong>der</strong> Politik, nicht nur im <strong>Na</strong>hen Osten, son<strong>der</strong>n vor allem in unserem Bewusstsein.<br />

Diesen Verän<strong>der</strong>ungen geht Elfriede Jelinek, die nach „Bambiland“ ihr zweites Stück zum Irakkrieg geschrieben hat, in „Babel“ nach.<br />

Wie kommt es eigentlich, dass Macht <strong>und</strong> Krieg so faszinierend <strong>sind</strong>? Wie ist es möglich, dass Mütter ihre Söhne immer wie<strong>der</strong> gern<br />

in Kriege schicken? Wie kann es in einer mo<strong>der</strong>nen Zivilisation zu <strong>der</strong>artig unkontrollierten Exzessen wie in Abu Ghraib kommen?<br />

Wie ist es möglich, dass Lynchmorde <strong>und</strong> öffentliche Köpfungen wie<strong>der</strong> zum normalen Kriegsrepertoire gehören? Wann <strong>und</strong><br />

wodurch haben <strong>wir</strong> die Kontrolle verloren? Was bewegt uns, zuzulassen, dass all dies weltweit <strong>und</strong> pausenlos <strong>auf</strong> den Bildschirmen<br />

zu sehen ist, <strong>und</strong> vor allem: was passiert dadurch, dass <strong>wir</strong> das am Bildschirm in einer seltsamen Mischung von Abscheu <strong>und</strong> Sensationsgier,<br />

von Son<strong>der</strong>sendung zu Son<strong>der</strong>sendung eilend, anschauen? Elfriede Jelinek geht von grassieren<strong>der</strong> Totalimmunisierung<br />

aus. Die Zeiten, in denen ein Foto vom Vietnamkrieg reichte, um die Weltöffentlichkeit <strong>auf</strong>zurütteln, <strong>sind</strong> schon lange vorbei. Statt<br />

dessen hat die babylonische Flut <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> nicht nur die Sprache, son<strong>der</strong>n auch unser aller Denken <strong>und</strong> Fühlen, mithin auch unsere<br />

Mitleidsfähigkeit ausgehebelt <strong>und</strong> stellt damit vieles in Frage, u.a. auch die Kunst, die immer wie<strong>der</strong> gern „Moralkunstwerke“ in einer<br />

verrotteten Welt errichten möchte, was ihr immer seltener gelingt.<br />

Nicolas Stemann, <strong>der</strong> bereits Elfriede Jelineks „Werk“ ur<strong>auf</strong>geführt hat, inszeniert den jüngsten Text <strong>der</strong> Nobelpreisträgerin als<br />

Teil Zwei seiner Trilogie „Wohlstand in Gefahr“.<br />

Gefahr Bar TM 3<br />

Die Gefahr-Bar im April steht unter dem Motto: Die Gefahr-Bar enthüllt.<br />

Seit Monaten recherchieren <strong>wir</strong> <strong>und</strong> werten alte Abhörprotokolle<br />

aus. Da <strong>wir</strong> r<strong>und</strong> um die Uhr observieren, können <strong>wir</strong> den<br />

<strong>Na</strong>men <strong>der</strong> Person, dessen dunkle Seiten uns beschäftigen, nicht<br />

preisgeben. Nur soviel sei verraten: Der <strong>Na</strong>me enthält ein „g“.<br />

Es/Er ist nicht Gusenbauer. Viele Grüße von Eurer Gefahr-Bar<br />

Mit Nicolas Stemann, Thomas Kürstner,<br />

Sebastian Vogel u.a.<br />

Im Kasino (Bar) am 7. April, 22 bis 23 Uhr<br />

BABEL [WOHLSTAND IN GEFAHR 2]<br />

von Elfriede Jelinek<br />

Ur<strong>auf</strong>führung<br />

REGIE Nicolas Stemann BÜHNE Katrin Nottrodt KOSTÜME Esther Bialas<br />

MUSIK Thomas Kürstner, Sebastian Vogel<br />

MIT Sachiko Hara, Barbara Petritsch, Myriam Schrö<strong>der</strong>; Philipp Hauß,<br />

Markus Hering, Philipp Hochmair, Rudolf Melichar, Hermann Scheidle<strong>der</strong><br />

Premiere am 18. März im Akademietheater<br />

Weitere Vorstellungen am 20. <strong>und</strong> 22. März <strong>und</strong> am 3., 7., 8. <strong>und</strong> 18. April<br />

Im Anschluss an die Vorstellung am 22. März gibt es ein<br />

Publikumsgespräch im oberen Foyer.


vorortdrama<br />

Lieber weit weg (Take Me Away)<br />

Denis Petković, Michael König, Patrick O. Beck, Raphael von Bargen<br />

Dublin heute. Ein sonniger Morgen. Bren, ein junger<br />

Mann von Mitte Dreißig, sitzt vor seinem<br />

Computer <strong>und</strong> surft im Internet. Es läutet. Bren<br />

schaut durch den Spion seiner Wohnungstür –<br />

<strong>und</strong> öffnet nicht. Das Telefon klingelt. Bren hebt<br />

nicht ab, lauscht nur dem Anrufbeantworter: sein<br />

Bru<strong>der</strong> Andy steht mit dem Handy vor <strong>der</strong> Tür<br />

<strong>und</strong> will reingelassen werden. Noch immer öffnet<br />

Bren nicht. Als er den Anrufbeantworter noch einmal<br />

abhört, bekommt Andy dies mit <strong>und</strong> hämmert<br />

gegen die Tür. Jetzt muss Bren ihn hereinlassen.<br />

Schon diese Eröffnungssequenz <strong>wir</strong>ft ein bezeichnendes<br />

Licht <strong>auf</strong> die Familie, die sich im Folgenden<br />

versammeln <strong>wir</strong>d.<br />

Bren ist unangenehm überrascht. Denn seine<br />

Brü<strong>der</strong> kommen unverhofft zu Besuch <strong>und</strong> bringen<br />

die <strong>Na</strong>chricht, die Mutter sei schwer erkrankt.<br />

Um vier wolle man gemeinsam mit dem Vater zum<br />

Krankenhaus <strong>auf</strong>brechen. Er hat sie deswegen<br />

hierher bestellt, aber ohne Genaueres zu sagen.<br />

Die drei haben sich seit langem nicht gesehen,<br />

wissen kaum noch etwas voneinan<strong>der</strong>. Bren, <strong>der</strong><br />

Älteste, lebt seit seiner Beför<strong>der</strong>ung im eigenen<br />

Haus, das allerdings noch abbezahlt werden<br />

muss. <strong>Na</strong>chts überwacht er vor einem Bildschirm<br />

Parkplätze. Auch Andy verdient seinen Lebensunterhalt<br />

nachts, indem er sich als Schweißer verdingt.<br />

Nur Kevin, dem Jüngsten, wurde von den<br />

Eltern ein Studium finanziert. Inzwischen arbeitet<br />

er bei einer amerikanischen Computerfirma <strong>und</strong><br />

ist <strong>der</strong> Star <strong>der</strong> Familie.<br />

Der Job <strong>und</strong> das Einkommen <strong>sind</strong> es, an dem die<br />

Menschen gemessen werden. Seit Irland sich zum<br />

„keltischen Tiger“ emporgeschwungen hat, scheinen<br />

dem industriellen Wachstum keine Grenzen<br />

mehr gesetzt. Doch <strong>der</strong> <strong>wir</strong>tschaftliche Aufschwung<br />

bringt Gewinner wie Verlierer mit sich.<br />

Andy neidet seinem Bru<strong>der</strong> Bren seine Stellung,<br />

die ihm erlaubt, eine Wohnung für sich allein zu<br />

unterhalten <strong>und</strong> sich sogar einen neuen Computer<br />

zu k<strong>auf</strong>en. Die erste Frage gilt seinem Gehalt<br />

beim Sicherheitsdienst. Auch Kevin <strong>wir</strong>d nach seiner<br />

Ankunft sofort über seine finanzielle Situation<br />

ausgehorcht. Von sich selbst spricht Andy kaum,<br />

es sei denn, er lamentiert: über die <strong>Na</strong>chtarbeit,<br />

den Stress, den Chef, <strong>der</strong> eine Frau ist...<br />

Mit den Jahren <strong>sind</strong> sich die Brü<strong>der</strong> fremd geworden.<br />

Das Gespräch kreist um die immergleichen<br />

Themen: Geld, Familie, Beruf. Doch je mehr sie<br />

versuchen, in <strong>der</strong> Erinnerung eine gemeinsame<br />

Vergangenheit her<strong>auf</strong>zubeschwören, umso eindrücklicher<br />

decken sie die Rivalitäten ihrer frühen<br />

Jahre <strong>auf</strong>:<br />

ANDY Du hast ein Meerschweinchen gekriegt –<br />

hat zwei Tage überlebt – rat mal,<br />

wer’s gekillt hat?<br />

KEVIN Ich wusste gar nicht, dass ich ein Meerschweinchen<br />

hatte.<br />

ANDY Bren hat’s ein paar mal in die Luft gekickt<br />

<strong>und</strong> gegen die Wand geknallt…<br />

So behauptet je<strong>der</strong> seine Sicht <strong>der</strong> Dinge – doch<br />

dabei verstricken sie sich in immer größere Wi<strong>der</strong>sprüche.<br />

Je näher <strong>der</strong> vereinbarte Besuchstermin<br />

rückt, desto deutlicher tritt ihre vorgetäuschte<br />

Existenz zu Tage. Und immer wie<strong>der</strong> kommt es<br />

zu neuen Spekulationen über den Zustand <strong>der</strong><br />

Mutter. Was kann sie nur haben? Warum hat sie<br />

ihre Krankheit verschwiegen? Hat sie womöglich<br />

Krebs? Wird sie sterben?<br />

Endlich erscheint <strong>der</strong> Vater. Statt einer Klärung<br />

wartet er mit Vorwürfen <strong>auf</strong>. Warum haben die<br />

Söhne die Mutter nie besucht, warum haben sie<br />

so selten angerufen? Er präsentiert die Lösung für<br />

ein Problem, das zu nennen er nicht bereit ist. Er<br />

for<strong>der</strong>t von den Söhnen die Beteiligung an einem<br />

Geschenk, das die Mutter sich in seinen Augen<br />

sehnlichst wünscht. Die Söhne sollen ihr durch<br />

den gemeinsamen Besuch zeigen, „was sie an<br />

<strong>der</strong> Familie hat“. Man soll zusammenlegen, um<br />

ein Glück zurückzuk<strong>auf</strong>en, um das das Leben sie<br />

betrogen hat.<br />

Doch noch immer ist das Familientreffen nicht<br />

vollständig. Die Männer warten ungeduldig <strong>auf</strong><br />

Andys Frau Deidre <strong>und</strong> seinen Sohn Gordon.<br />

Andy liebt seine Familie, doch schnell <strong>wir</strong>d spürbar,<br />

dass von einer gemeinsamen Idylle auch bei<br />

ihm nicht die Rede sein kann.<br />

Je länger man wartet, desto bohren<strong>der</strong> werden<br />

die gegenseitigen Fragen, bis immer klarer <strong>wir</strong>d:<br />

Sie machen nicht nur einan<strong>der</strong> etwas vor, sie<br />

belügen sich vor allem selbst. Sie verweigern sich<br />

je<strong>der</strong> Einsicht, schuld <strong>sind</strong> immer nur an<strong>der</strong>e. Sie<br />

glauben, ihre eigene bescheidene Existenz vor<br />

sich selbst nicht zugeben zu können. In einer<br />

Welt, die <strong>auf</strong> Leistungsdruck <strong>und</strong> Erfolg basiert<br />

<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Familienglück oft nur vorgetäuscht<br />

<strong>wir</strong>d, will man sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e blenden, um nicht<br />

als Versager zu gelten.<br />

von Gerald Murphy – Deutschsprachige Erst<strong>auf</strong>führung<br />

Gerald Murphy studierte Marketing am Trinity<br />

College in Dublin <strong>und</strong> absolvierte das Creative<br />

Writing Programm des University College, Dublin.<br />

Er studierte Theaterwissenschaften an <strong>der</strong> Gaiety<br />

School of Acting <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bull Alley Drama School<br />

<strong>und</strong> arbeitet als Story Editor für North by North<br />

West Programme sowie als Drehbuchautor für die<br />

Serie „Fair City“ <strong>auf</strong> RTE Television. 2001 erhielt er<br />

für sein erstes Hörspiel „Stranger in the Night“<br />

den ‚P.J. O’Connor’-Award. „Lieber weit weg“<br />

(„Take Me Away“) wurde im Februar 2004 am<br />

Project Theatre Dublin von <strong>der</strong> Rough Magic<br />

Theatre Company ur<strong>auf</strong>geführt. Die Inszenierung<br />

war im Mai 2004 <strong>auf</strong> dem Heidelberger Stückemarkt<br />

zu sehen <strong>und</strong> wurde im August <strong>auf</strong> dem<br />

Edinburgh Festival gezeigt, wo es mit dem Fringe<br />

First Award ausgezeichnet wurde. Seit Februar<br />

2005 läuft sie am Londoner Bush Theatre.<br />

Carolin Pienkos studierte in Bremen Literatur<strong>und</strong><br />

Kulturwissenschaft. Schon während des Studiums<br />

assistierte sie an <strong>der</strong> „bremer shakespeare<br />

company“ <strong>und</strong> den Theatern in Oldenburg <strong>und</strong><br />

Bremen. Seit <strong>der</strong> Spielzeit 2001/02 arbeitet sie als<br />

Regieassistentin am <strong>Burgtheater</strong> <strong>und</strong> betreute<br />

hier zahlreiche Inszenierungen, vor allem von<br />

Andrea Breth. Sie selbst inszenierte im Rahmen<br />

<strong>der</strong> „Spieltriebe“ im Kasino „Sieben Sek<strong>und</strong>en/In<br />

God We Trust“ von Falk Richter <strong>und</strong> Edward<br />

Albees „Zoogeschichte“.<br />

LIEBER WEIT WEG (TAKE ME AWAY)<br />

von Gerald Murphy<br />

Deutsch von Thomas Huber<br />

Deutschsprachige Erst<strong>auf</strong>führung<br />

REGIE Carolin Pienkos BÜHNE Ulrike<br />

<strong>Na</strong>chbargauer KOSTÜME Simone Pfister<br />

MUSIK Karl Stirner<br />

MIT Raphael von Bargen, Patrick O. Beck,<br />

Michael König, Denis Petković<br />

Premiere am 21. April im Vestibül<br />

Weitere Vorstellungen am 24., 25., 27., 28.<br />

<strong>und</strong> 30. April


vorgestellt<br />

Wolfgang Janich, Leitung Komparserie<br />

Markus Hering, Schauspieler<br />

Sein Weg zur Schauspielerei war ungewöhnlich: als Tischlerlehrling <strong>und</strong> Waldarbeiter sammelte er erste Theatererfahrungen<br />

bei einer Amateurtheatergruppe. Erst danach absolvierte er eine Schauspielausbildung <strong>und</strong> trat sein<br />

erstes Engagement am Stadttheater in Kassel an. In Wien spielte Markus Hering am Schauspielhaus, am Volkstheater<br />

<strong>und</strong> seit <strong>der</strong> Spielzeit 92/93 am <strong>Burgtheater</strong>. In <strong>der</strong> Direktion Bachler war er in Wedekinds LULU (R. Andreas<br />

Kriegenburg, 99/00) zu sehen. Er begeisterte als Enkidu in GILGAMESH von Raoul Schrott (R. Theu Boermans,<br />

UA 2002) <strong>und</strong> als Dirigent in <strong>der</strong> Ur<strong>auf</strong>führung von Gert Jonkes preisgekrönter CHORPHANTASIE (R. Christiane<br />

Pohle, Koproduktion Graz 2003/<strong>Burgtheater</strong>). Für diese Rolle wurde er 2003 auch mit dem Nestroy in <strong>der</strong><br />

Kategorie „Bester Schauspieler“ ausgezeichnet. Der vielseitige Schauspieler ist auch in Film <strong>und</strong> Fernsehen präsent:<br />

ob „Tatort“, „Kommissar Rex“, „Gloomy S<strong>und</strong>ay“, „Charms Zwischenfälle“ o<strong>der</strong> „Der Stellvertreter“ – um nur<br />

einige seiner Film<strong>auf</strong>tritte zu nennen. Zur Zeit ist Markus Hering als Frank in DIE FRAU VON FRÜHER von Roland<br />

Schimmelpfennig (R. Stephan Müller) im Akademietheater zu sehen <strong>und</strong> liest aus dem finnischen <strong>Na</strong>tionalepos<br />

KALEWALA von Elias Lönnrot im Vestibül <strong>der</strong> Burg. Auch eine seiner drei Töchter schnuppert bereits <strong>Bühne</strong>nluft:<br />

in „Don Carlos“ als kleines Mädchen im Spanischen Königshaus. Markus Herings nächste Premiere findet am 18.<br />

März im Akademietheater statt: die Ur<strong>auf</strong>führung BABEL von Elfriede Jelinek in <strong>der</strong> Regie von Nicolas Stemann.<br />

Was wäre für Sie das größte Unglück?<br />

<strong>Na</strong>türlich: Der Verlust einer geliebten Person – aber auch <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> Eugenik über die Ethik<br />

Wo möchten Sie leben?<br />

Auf einer Alm, aber Handyempfang müßte schon sein<br />

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?<br />

Die Fähigkeit, <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Suche danach sein zu können<br />

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?<br />

Die meiner Kin<strong>der</strong><br />

Ihre liebste Romanheldin?<br />

Lemminkäinen aus „Kalewala“ von Elias Lönnrot<br />

Ihre Lieblingsgestalt in <strong>der</strong> Geschichte?<br />

Stan Laurel<br />

Ihre Lieblingsheldinnen in <strong>der</strong> Wirklichkeit?<br />

Von Liebling kann nicht die Rede sein, aber alle, die in Konzentrationslagern ankamen<br />

Ihre Lieblingshelden in <strong>der</strong> Dichtung?<br />

Raskolnikoff<br />

Ihre Lieblingsmaler?<br />

Breughel, Bodo Rott, Rotraut <strong>Susanne</strong> Berner, Elke Krystufek<br />

Ihr Lieblingskomponist?<br />

Da bin ich immer <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Reise. Gerade Rautavaara, Van Morrison, César Franck<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?<br />

Humor, Empathie, Mut<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?<br />

Humor, Mut<br />

Ihre Lieblingstugend?<br />

Bescheidenheit<br />

Ihre Lieblingsbeschäftigung?<br />

Geschichten erzählen, Radfahren<br />

Wer o<strong>der</strong> was hätten Sie sein mögen?<br />

Ein Hering zu sein ist nicht schlecht, aber ein bißchen mehr Rückgrat könnte nicht schaden...<br />

Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Angstfreiheit<br />

Was schätzen Sie bei Ihren Fre<strong>und</strong>en am meisten?<br />

Ihren Humor <strong>und</strong> ihre Offenheit<br />

Ihr größter Fehler?<br />

Sturheit <strong>und</strong> Ungeduld<br />

Ihr Traum vom Glück?<br />

Zum Glück kein Traum: mit einer Tasse Kaffee frühmorgens vor meiner Waldhütte in Lamitz zu sitzen<br />

<strong>und</strong> <strong>auf</strong> die Saale zu schauen<br />

Was möchten Sie sein?<br />

Lebenslang körperlich unabhängig <strong>und</strong> offener Partner <strong>und</strong> Vater<br />

Ihre Lieblingsfarbe?<br />

Das Grün eines frischen Buchenblattes<br />

Ihre Lieblingsblume?<br />

Alle Wiesenblumen<br />

Ihr Lieblingsvogel?<br />

Storch, Spatz<br />

Ihr Lieblingslyriker?<br />

Benn, Rilke, Jandl<br />

Ihr Lieblingsdramatiker?<br />

Tschechow<br />

Ihr Lieblingsstück?<br />

„Chorphantasie“ von Gert Jonke<br />

Ihre Helden in <strong>der</strong> Wirklichkeit?<br />

Kin<strong>der</strong>, die zum Arbeiten gezwungen werden<br />

Ihre HeldInnen in <strong>der</strong> Geschichte?<br />

Deserteure<br />

Ihre Lieblingsnamen?<br />

Lili, Lotta, Gretchen, Wenzel<br />

Was verabscheuen Sie am meisten?<br />

Kin<strong>der</strong>pornographie<br />

Und generell das Auflösen <strong>der</strong> solidarischen Gesellschaft, als Beispiel <strong>der</strong> Zynismus, mit dem die<br />

ÖVP/FPÖ-Regierung gerade ein neues Asylgesetz in Österreich durchsetzen möchte <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Populismus, mit dem die SPÖ <strong>auf</strong> diese Zug <strong>auf</strong>springt.<br />

Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?<br />

Adolf Hitler <strong>und</strong> alle, die ihm nichts entgegensetzen wollten<br />

Welche militärischen Leistungen bewun<strong>der</strong>n Sie am meisten?<br />

Das Desertieren<br />

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Schlafen müsste ich eigentlich erst, wenn ich tot bin<br />

Wie möchten Sie sterben?<br />

Nicht allein, wach <strong>und</strong> bereit<br />

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?<br />

Fernweh <strong>und</strong> Bodenhaftung<br />

Ihr Motto?<br />

Ein Sprichwort unter Hühnern: Gackern ist Silber, Legen ist Gold<br />

Markus Hering in: Gilgamesh, Chorphantasie, Die Frau von früher, Kalewala<br />

Wolfgang Janich <strong>und</strong> seine Bildkarteien<br />

DAS BURGTHEATER SUCHT...<br />

4. Stock, Volksgartenseite, 1.Tür. Hier ist Wolfgang Janichs Reich. Ein kleines, sehr helles Büro, mit<br />

einem das Zimmer dominierenden Schreibtisch, einem Computer, einem Schrank <strong>und</strong> einem Regal,<br />

<strong>auf</strong> dem sich seine Bildkarteien stapeln. Alle losen Blätter dieser Karteien gleichen einem Fragebogen<br />

mit Foto: <strong>Na</strong>me, Telefonnummer, Geschlecht, Schauspiel-, Tanz- o<strong>der</strong> Gesangsausbildung.<br />

Wolfgang Janich hat nach seiner Schauspielausbildung selbst am <strong>Burgtheater</strong> als Komparse begonnen<br />

<strong>und</strong> leitet nun seit 1986 die Komparserie. An <strong>der</strong> Wand hängt <strong>der</strong> monatliche Spielplan mit nur<br />

wenigen gekennzeichneten Tagen – das <strong>sind</strong> seine freien Abende – Stücke ohne Komparserie.<br />

Das <strong>Burgtheater</strong> sucht: Zwillingspaare: Modell „wuzlert“<br />

Für eine neue Inszenierung am <strong>Burgtheater</strong> (Premiere im November 2004) werden<br />

Zwillingspaare im Alter von 6 bis 10 Jahren gesucht. Modell „wuzlert“, also möglichst<br />

r<strong>und</strong>e, pausbäckige, spielfreudige <strong>Na</strong>chwuchszwillingskomparsen.<br />

Mit dieser Pressemeldung suchte Wolfgang Janich nach Zwillingen für „Die Katze <strong>auf</strong> dem heißen<br />

Blechdach“. Lei<strong>der</strong> mit wenig Erfolg. Weil sich keine pausbäckigen Zwillinge meldeten, turnen nun<br />

agile, dünne Mädchen <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong>.<br />

Nur selten wendet sich <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong> Komparserie an die Presse. Stattdessen durchforstet er seine<br />

Bildkartei o<strong>der</strong> überlegt, welche Person aus <strong>der</strong> bewährten Stammkomparserie für diese o<strong>der</strong> jene<br />

„stumme Rolle“ in Frage kommen könnte, o<strong>der</strong> er wendet sich konkret an Verbände (z.B. an den<br />

Longinus-Club, den Verein für beson<strong>der</strong>s große Menschen) o<strong>der</strong> an die Hochschülerschaft. Mann<br />

o<strong>der</strong> Frau, dick o<strong>der</strong> dünn, groß o<strong>der</strong> klein, nordeuropäischer Typ o<strong>der</strong> südländischer, Afrikaner<br />

o<strong>der</strong> Asiate, manchmal auch beson<strong>der</strong>s kuriose Typen – das <strong>sind</strong> die verschiedensten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Regieteams. Je kniffliger die Aufgabe, umso größer <strong>der</strong> Ehrgeiz, zum Casting eine entsprechende<br />

Gruppe zusammenzustellen.<br />

Über Mangel an Interesse kann er sich nicht beklagen. „Studenten, Schauspielschüler, Pensionisten,<br />

Freiberufler, Lebenskünstler. Sie kommen, weil sie Zeit haben, das Theater lieben <strong>und</strong> teils<br />

auch wegen des Honorars, ein geringer Betrag, ganz nach Anfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Aufwand. Zeit, Spielfreude,<br />

Pünktlich- sowie Verlässlichkeit <strong>und</strong> Wohnsitz in Wien <strong>sind</strong> Voraussetzungen“, meint Wolfgang<br />

Janich mit sonorer Stimme. „Seit ein paar Jahren wachsen die Ansprüche <strong>der</strong> Regisseure.<br />

Nicht nur stumme Präsenz ist gefor<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n Talent. Oft <strong>wir</strong>d beim Casting verlangt, einen Text<br />

vorzulesen, vorzusingen o<strong>der</strong> eine improvisierte Szene zu spielen: ‘Gehen Sie über die <strong>Bühne</strong>, wenn<br />

ich klatsche, bleiben Sie stehen. Sie haben Angst. Sie haben ein Geräusch gehört <strong>und</strong> wissen nicht,<br />

was es ist. Sie haben Angst. Und wenn ich wie<strong>der</strong> klatsche, gehen Sie weiter.’“ 50 Komparsen verschiedener<br />

<strong>Na</strong>tionen trommelte Wolfgang Janich für „Vor Sonnen<strong>auf</strong>gang“ zusammen – teils Asylbewerber,<br />

teils Bewohner des Integrationshauses. Für seine Trilogie wählte <strong>der</strong> Regisseur Nicolas<br />

Stemann den Titel „Wohlstand in Gefahr“. In diesem Zusammenhang hat er ihnen als „Bergleute“<br />

eine bedeutende Rolle zukommen lassen. Sie beten, tanzen, singen, <strong>und</strong> einige <strong>der</strong> Mit<strong>wir</strong>kenden<br />

stellen sich dem Publikum auch vor, erzählen ihr Schicksal, ihre Herkunft, ihre Sorgen.<br />

In Nestroys „Zu ebener Erde <strong>und</strong> erster Stock“ <strong>wir</strong>ken 18 Choristen, 2 Komparsinnen <strong>und</strong> 3 Kin<strong>der</strong><br />

mit. Eine Mischung aus skurrilen Typen <strong>und</strong> Sängern war gesucht. Wolfgang Janich wurde fündig.<br />

„Fixstarter“ waren Gertrude <strong>und</strong> Wilhelm Baumgartner, Henriette Baric, Sonja Brusak, Barbara Mendel,<br />

Marie Reiter, Astrid Ruberl, Irene Sturdik <strong>und</strong> Josef Zier. Sie alle haben bereits in „Elisabeth II“.<br />

die Festgesellschaft gemimt. Aber auch die Organisation <strong>und</strong> die Honorarabrechnung liegen in seiner<br />

Kompetenz. Janich blickt stets sehr ernst, seine dunklen Augen <strong>wir</strong>ken angestrengt, seine Brille<br />

baumelt an einem schwarzen Band vor seiner Brust. Im Haus ist er stets mit seinem Mobiltelefon,<br />

einem Schreibgerät <strong>und</strong> einem Blatt Papier anzutreffen. Außerhalb des Theaters ist seine rote Mappe<br />

ein unentbehrliches Utensil: alle <strong>Na</strong>men <strong>und</strong> Telefonnummern <strong>der</strong> Komparsen <strong>und</strong> die Besetzungslisten<br />

<strong>sind</strong> darin enthalten. Beson<strong>der</strong>s angespannt ist er vor Vorstellungsbeginn. Beim Portier<br />

liegt für Komparsen eine Anwesenheitsliste <strong>auf</strong>. Fehlt ein Komparse, tritt <strong>der</strong> Chef persönlich <strong>auf</strong><br />

den Plan: „Im Notfall springe ich selbst ein.“<br />

Das <strong>Burgtheater</strong> sucht: Servicepersonal mit diplomatischer Erfahrung<br />

Für eine neue Inszenierung im Kasino (Premiere im Dezember 2004) werden Personen<br />

gesucht, die beruflich mit diplomatischen Abläufen zu tun haben o<strong>der</strong> hatten –<br />

Ch<strong>auf</strong>feure, Gesandte, Servicepersonal, Bodyguards o<strong>der</strong> Sekretäre des Auswärtigen<br />

Amts, die über Protokolle, Abläufe, Routen ausländischer Politiker in Österreich<br />

(mit nötiger Diskretion) zu berichten wissen.<br />

Erfolgreicher war dieser Aufruf für die Kasino-Produktion von Rimini Protokoll „Schwarzenbergplatz“.<br />

Es meldeten sich viele – von <strong>der</strong> Besitzerin eines Fahnengeschäftes, über eine Ex-Generalkonsuls-<br />

Gattin bis hin zum Botschafter i.R. Aufwändiger war das Zusammenstellen <strong>der</strong> japanischen Touristengruppe<br />

in „Mozart Werke Ges.m.b.H“. Dafür telefoniert er viel <strong>und</strong> verfolgt die Strategie: „Wenn<br />

ich eine Person habe, frage ich oft nach Fre<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> Verwandten, die auch Lust hätten, mitzumachen.“<br />

Abwechslungsreich beschreibt er seine Tätigkeit. Spaß hat er an <strong>der</strong> Arbeit mit jungen<br />

Menschen <strong>und</strong> reizend findet er die älteren Damen <strong>und</strong> Herren, die mit so viel Engagement, Ehrgeiz<br />

<strong>und</strong> Liebe mit<strong>wir</strong>ken. Manchmal <strong>sind</strong> Komparsen auch nur hinter <strong>der</strong> <strong>Bühne</strong> engagiert <strong>und</strong> haben<br />

keinen Auftritt: so ein tierlieben<strong>der</strong> Statist, <strong>der</strong> die Englische Bulldogge in „Die Katze <strong>auf</strong> dem heißen<br />

Blechdach“ während <strong>der</strong> Vorstellung betreut.<br />

Mit seiner Single-Filterkaffeemaschine brüht er sich den schwarzen Kraftsaft, mit dem er seine Stimmung<br />

zu heben hofft. Nicht verzagen, Herr Janich! Alles <strong>wir</strong>d gut.<br />

Ulrike Spann


vorschläge<br />

SOPHIE ROIS LIEST<br />

„ALLES“<br />

VON INGEBORG BACHMANN<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen <strong>Na</strong>chfrage<br />

wie<strong>der</strong>holt Sophie Rois ihre eindrucksvolle<br />

Lesung von Ingeborg<br />

Bachmanns berühren<strong>der</strong> Erzählung<br />

„Alles“. „Mit ihrer dunklen<br />

Stimme <strong>und</strong> einer unbeschreibbaren<br />

Eindringlichkeit schlüpft sie in<br />

die Rolle des Ich-Erzählers... Wie<br />

ein Seziermesser führt Rois ihre<br />

Stimme <strong>und</strong> legt die Struktur<br />

des Textes offen.“<br />

(Oberösterreichische <strong>Na</strong>chrichten)<br />

Im Kasino (Bar) am 19. März, Beginn 20 Uhr<br />

UNBEKANNTES BEKANNTES<br />

TEXTE AUS DEM ALTEN EUROPA<br />

An sonntäglichen Matineen erinnern <strong>wir</strong> in dieser Spielzeit<br />

an maßgebliche Texte <strong>der</strong> europäischen Kultur: philosophische,<br />

ästhetische, literarische Schriften, die die Gr<strong>und</strong>lage<br />

des abendländischen Denkens, die Hintergründe unserer<br />

Theaterarbeit bilden.<br />

NR. 6: MACHIAVELLI! DER FÜRST!<br />

„Man muß nämlich wissen, daß es zweierlei Waffen gibt:<br />

die des Rechtes <strong>und</strong> die <strong>der</strong> Gewalt. Jene <strong>sind</strong> den Menschen<br />

eigentümlich, diese den Tieren. Aber da die ersten<br />

oft nicht ausreichen, muß man gelegentlich zu den an<strong>der</strong>en<br />

greifen. Ihr habt das Recht <strong>auf</strong> eurer Seite. Denn <strong>der</strong> Krieg<br />

ist gerecht für den, <strong>der</strong> dazu gezwungen ist, <strong>und</strong> die Waffen<br />

<strong>sind</strong> heilig, wenn sie die einzige Hoffnung <strong>sind</strong>.“<br />

(Niccolo Machiavelli)<br />

Im Akademietheater am 20. März, Beginn 11 Uhr<br />

NR. 7: ALEXANDER VON HUMBOLDT<br />

„Der Augenblick, wo man zum ersten Mal von Europa<br />

scheidet, hat etwas Ergreifendes... Es gleicht keiner <strong>der</strong><br />

Empfindungen, die uns von früher Jugend <strong>auf</strong> bewegt haben.<br />

Getrennt von den Wesen, an denen unser Herz<br />

hängt, im Begriff, gleichsam den Schritt in ein neues Leben<br />

zu tun, ziehen <strong>wir</strong> uns unwillkürlich in uns selbst zusammen,<br />

<strong>und</strong> über uns kommt ein Gefühl des Alleinseins,<br />

wie <strong>wir</strong> es nie empf<strong>und</strong>en.“<br />

Es gibt fast nichts, wofür Alexan<strong>der</strong> von Humboldt – Zeitgenosse<br />

<strong>der</strong> Französischen Revolution <strong>und</strong> des napoleonischen<br />

Zeitalters, Zeuge <strong>der</strong> Erschütterungen Europas –<br />

nicht reklamiert werden könnte: Er ist die moralisch-politische<br />

Autorität, die uneingeschränkt auch heute noch gegen<br />

jede Form von Rassismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

taugen könnte.<br />

Wir lesen aus seiner Kuba-Schrift, die lange verboten war,<br />

<strong>und</strong> aus seinem Hauptwerk „Kosmos“.<br />

Im Akademietheater am 17. April, Beginn 11 Uhr<br />

SUCHERS LEIDENSCHAFTEN<br />

ELFRIEDE JELINEK<br />

Als Elfriede Jelinek den Nobelpreis bekam, freuten sich die<br />

Österreicher; die Autorin freute sich irgendwie auch; <strong>und</strong><br />

die deutschen Feuilletonisten wun<strong>der</strong>ten sich. Manche<br />

waren verstimmt, einige empört <strong>und</strong> nur wenige begrüßten<br />

die Entscheidung. Dass die meisten Zeitungen zwei Würdigungen<br />

veröffentlichten, also die Romanautorin <strong>und</strong> die<br />

Dramatikerin beson<strong>der</strong>s begutachteten, zeigt, dass ihr<br />

Oeuvre <strong>wir</strong>klich kein Ganzes ist. In dem Vortrag werden die<br />

Romane ebenso zur Sprache kommen wie ihre Stücke. Sie<br />

vor allem. Denn so umstritten Elfriede Jelinek ist, eines ist<br />

sicher: Sie hat mit ihren Sprachflächen-Texten das Theater<br />

vor neue Herausfor<strong>der</strong>ungen gestellt. Und sie hat sich mit<br />

ihren Dramen politisch geäußert – engagiert, mutig <strong>und</strong> ein<br />

wenig dreist.<br />

Mit Elisabeth Augustin <strong>und</strong> Rudolf Melichar<br />

Im Kasino am 21. April, Beginn 20 Uhr<br />

ELFRIEDE OTT & FRITZ MULIAR<br />

ÖSTERREICH WIE ES BEISST UND LACHT<br />

Benefizveranstaltung zugunsten <strong>der</strong> Österreichischen Gesellschaft<br />

<strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Hebräischen Universität Jerusalem.<br />

Am Klavier: Björn Maseng<br />

Im <strong>Burgtheater</strong> am 12. April, Beginn 20 Uhr<br />

Wir danken unseren HAUPTSPONSOREN:<br />

WERKSTATTTAGE 2005<br />

JETZT ANMELDEN!<br />

Vom 10. - 23. Oktober 2005 werden wie<strong>der</strong> junge Autorinnen<br />

<strong>und</strong> Autoren zu 14-tägigen Arbeitstagen nach Wien<br />

eingeladen: Neues schreiben_Werkstatttage an <strong>der</strong> Burg.<br />

Junge, (noch) wenig erfahrene, aber viel versprechende<br />

Autorinnen <strong>und</strong> Autoren möchten <strong>wir</strong>, zusammen mit Theaterleuten,<br />

die sich beson<strong>der</strong>s mit neuer Dramatik beschäftigen,<br />

zu 14-tägigen Arbeitstagen nach Wien einladen. Ziel<br />

ist die Diskussion <strong>und</strong> Überprüfung <strong>der</strong> mitgebrachten<br />

Stücke. Dabei soll durch die Begegnung mit gelebter<br />

Theater<strong>wir</strong>klichkeit <strong>der</strong> Blick <strong>der</strong> Autoren für die <strong>Bühne</strong>n<strong>wir</strong>ksamkeit<br />

<strong>und</strong> Theatertauglichkeit ihrer Texte geschärft<br />

werden. Gemeinsam mit den Schauspielerinnen <strong>und</strong><br />

Schauspielern unseres Ensembles sowie den Regisseuren<br />

<strong>und</strong> Dramaturgen wollen <strong>wir</strong> konkret an den Stücken arbeiten<br />

<strong>und</strong> sowohl die Autorinnen <strong>und</strong> Autoren als auch unsere<br />

Arbeitsergebnisse in einer abschließenden Veranstaltung<br />

dem Publikum vorstellen.<br />

Ihre Bewerbung schicken Sie bitte bis zum 15. April 2005<br />

an Priv.-Doz. Dr. Gunther Nickel (Deutscher Literaturfonds<br />

in Darmstadt) o<strong>der</strong> Andreas Beck ans <strong>Burgtheater</strong>. (Es gilt<br />

das Datum des Poststempels!) Teilnahmebedingungen <strong>und</strong><br />

weitere Informationen finden Sie unter www.burgtheater.at<br />

Eine Veranstaltung vom DEUTSCHEN LITERATURFONDS E. V., LITERAR-<br />

MECHANA, PRO HELVETIA <strong>und</strong> BURGTHEATER.<br />

mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung von:<br />

ICH WILL DICH<br />

MARTIN SCHWAB LIEST<br />

HILDE DOMIN UND JUDITH KATZIR<br />

Musik: Claus Riedl<br />

Man muß weggehen können / Und doch sein wie ein Baum: /<br />

als bliebe die Wurzel im Boden, / als zöge die Landschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>wir</strong> ständen fest…<br />

Im Kasino (Bar) am 19. April, Beginn 20 Uhr<br />

GASTSPIEL UND FESTIVAL<br />

Untertagblues von Peter Handke gastiert am 22. April im<br />

Münchner Volkstheater im Rahmen des Projektes „Radikal<br />

Jung“. Und zum diesjährigen Berliner Theatertreffen ist<br />

Schillers Don Carlos, Infant von Spanien in <strong>der</strong> Regie<br />

von Andrea Breth eingeladen. Das Theatertreffen findet im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Berliner Festspiele in <strong>der</strong> Zeit vom 8. bis 22.<br />

Mai statt.<br />

WIEDERAUFNAHMEN<br />

ANATOL AB 4. APRIL<br />

Schnitzlers taumel- <strong>und</strong> auch worttrunkener „Anatol" [...]<br />

<strong>wir</strong>d von Bondy entblättert, enttaumelt, entkitscht. Er sieht,<br />

wo Anatol schwärmt, eine <strong>Na</strong>rren, wo Anatol närrisch ist,<br />

einen Schwärmer, wo Anatol liebt, einen Lügner, wo Anatol<br />

lügt, einen gescheiterten Einzelhändler <strong>der</strong> Liebe. (FAZ)<br />

VOR SONNENUNTERGANG AB 5. APRIL<br />

Getragen <strong>wir</strong>d <strong>der</strong> Abend von Martin Schwab, <strong>der</strong> ihn in<br />

die ihm eigene, feine Schwärmerhaftigkeit <strong>der</strong> Clausen-<br />

Figur taucht. Man sieht keinen triefend schweren Männerlustgreis,<br />

son<strong>der</strong>n einen mo<strong>der</strong>nen Alten, dem man das<br />

Recht <strong>auf</strong> sein letztes Erlebnis gern zugesteht. (FAZ)<br />

Hartmann entlarvt eine blasierte, junge Gesellschaft, bringt<br />

sie ins Schwanken, an den Abgr<strong>und</strong>. (Kronen Zeitung)<br />

Michael Maertens, Klaus Pohl Martin Schwab, Johann Adam Oest<br />

ANDERSEN IN WIEN<br />

BURGSCHAUSPIELER LESEN MÄRCHEN<br />

Anlässlich des 200. Geburtstages des Dichters am 2. April<br />

2005 zeigt das Wien Museum Karlsplatz im Atrium die<br />

Ausstellung „An<strong>der</strong>sen in Wien“ – denn <strong>der</strong> berühmte<br />

Märchendichter war sechs mal in <strong>der</strong> Stadt.<br />

Vom 10. März 2005 bis 30. April 2005 im Wien Museum<br />

Karlsplatz, Atrium, 1040 Wien<br />

Es lesen Burgschauspieler jeden Freitag, Samstag, Sonntag<br />

immer um 16 Uhr (Osterwochenende entfällt) bis 30. April<br />

Märchen des berühmten Dichters.<br />

Nähere Informationen unter www.wienmuseum.at.<br />

SICHERN SIE<br />

SICH IHR<br />

JUBILÄUMSTICKET!<br />

In <strong>der</strong> Spielzeit 2005/06 jährt sich die<br />

Wie<strong>der</strong>eröffnung des <strong>Burgtheater</strong>s am<br />

Ring zum 50. Mal. Aus diesem Anlass<br />

präsentiert das <strong>Burgtheater</strong> im kommenden<br />

Jahr neben großen Klassiker-<br />

Neuinszenierungen <strong>und</strong> wichtigen Ur<strong>auf</strong>führungen<br />

auch zahlreiche Jubiläums-<br />

Son<strong>der</strong>veranstaltungen mit heimischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Künstlern.<br />

UND DAMIT<br />

IHREN EINMALIGEN<br />

ABOVORTEIL!<br />

Ein Abonnement umfasst fünf Vorstellungen<br />

mit mindestens 35 % Ermäßigung<br />

(die Preise für das Festabonnement werden<br />

in <strong>der</strong> Jubiläumsspielzeit nicht erhöht<br />

so ergibt sich für die Saison 05/06 eine<br />

Ermäßigung von mind. 35%)<br />

Und Sie sichern sich Ihren fixen Theatertag<br />

<strong>und</strong> persönlichen Sitzplatz, also fünf<br />

absolut stressfreie Theaterabende.<br />

Zusätzlich haben Sie für die Jubiläumsgala<br />

<strong>und</strong> zahlreiche Son<strong>der</strong>veranstaltungen<br />

ein Vork<strong>auf</strong>srecht.<br />

ABONNEMENTABTEILUNG BURGTHEATER,<br />

OPERNGASSE 2, 1. STOCK, 1010 WIEN.<br />

GEÖFFNET VON MO. BIS FR.: 9 - 17 UHR,<br />

TEL.: 01/ 51444-4178, FAX: 01/ 51444-4179<br />

ABONNEMENT@BURGTHEATER.AT<br />

BETREFF: Hans Magnus Enzensberger<br />

<strong>und</strong> „seine“ An<strong>der</strong>e Bibliothek<br />

Datum: 17. März 2005<br />

Von: Rotraut Schöberl www.leporello.at<br />

An: Redaktion Vorspiel <br />

Es begann, durchaus programmatisch, im Jänner 1985 mit<br />

den Lügengeschichten <strong>und</strong> Dialogen Lukians von Samosata,<br />

die sich im Nu 20.000mal verk<strong>auf</strong>ten. Und <strong>der</strong> bis heute<br />

ungebrochene Erfolg <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en Bibliothek beim Lesepublikum<br />

hat den Erfin<strong>der</strong>n recht gegeben: Nun feiert die „schönste<br />

Buchreihe <strong>der</strong> Welt“ (Die Zeit) ihr zwanzigjähriges Bestehen!<br />

Ich kenne einige Menschen, die jeden <strong>der</strong> 242 bisher (immer<br />

nur in limitierter Ausgabe!) erschienenen Bände besitzen – ich<br />

selber habe nur ungefähr 80, nur die, die scheinbar extra für<br />

mich erschienen <strong>sind</strong>.<br />

Und nun kommt wie<strong>der</strong> so ein ganz spezieller Band, nämlich<br />

Schillers PITAVAL – ein Klassiker liefert Sex, Crime <strong>und</strong> Politik:<br />

Es waren vor allem spannende Kriminalfälle, die Schiller interessierten.<br />

Nicht nur in seinen Stücken, auch in seiner Prosa<br />

spielen sie eine große Rolle. Kein Wun<strong>der</strong>, dass er zu <strong>der</strong><br />

wichtigsten zeitgenössischen Quelle für solche Affären griff:<br />

dem berühmten Pitaval des gleichnamigen Verfassers. Eine<br />

Auswahl davon hat er 1792-1795 getroffen, herausgegeben<br />

<strong>und</strong> mit einer Vorrede versehen. Dieses Werk ist seit langem<br />

nicht mehr greifbar. Hier werden die besten dieser Geschichten<br />

in einer sorgfältigen Edition neu vorgelegt, zusammen mit<br />

Schillers eigenen Erzählungen, die dem Kriminal-Genre zuzurechnen<br />

<strong>sind</strong>. Nicht als hätte Schiller Lust gehabt, mit <strong>der</strong> Trivialliteratur<br />

<strong>der</strong> Zeit zu konkurrieren: sein Interesse galt nämlich<br />

vor allem <strong>der</strong> politischen Dimension <strong>der</strong> Fälle, die er <strong>auf</strong>griff.<br />

Alle diese Texte <strong>sind</strong> <strong>auf</strong>geladen von einer heftigen Kritik<br />

an <strong>der</strong> Justiz seiner Zeit. Sichern Sie sich Ihren Band durch<br />

Vorbestellung im <strong>Burgtheater</strong>-Leporello!<br />

NACHWEISE: BILDER Reinhard Werner (Titel, S.5 „Steppenwolf“, S.6 „Das Orchester“, S.11<br />

„Lieber weit weg“, S.13 „Chorphantasie“, „Die Frau von früher“, „Kalewala“, „Wolfgang Janich“,<br />

S.15 „Martin Schwab“), DM prints (S.11 „Gerald Murphy“), Thomas Aurin (S.15 „Sophie<br />

Rois“), Gerhard Klocher (S.8 „Hans Plazgumer“); Hesse-Foto (S.5) aus „Hermann<br />

Hesse. Sein Leben in Texten <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>n“, hsg. von Volker Michels, Frankfurt/Main (suhrkamp)<br />

2000; Tschechow-Porträt (S.7) von Isaac Levitan aus „Anton Cechov. Sein Leben<br />

in Bil<strong>der</strong>n“, hsg. von Peter Urban, Zürich (Diogenes) 2003; Foto <strong>auf</strong> S.9: Ed Kashi, aus<br />

„Wirklich wahr! Realitätsversprechen <strong>und</strong> Fotografien“, hrsg. von Sigrid Schnei<strong>der</strong>/Stefanie<br />

Grebe, Ruhrlandmuseum Essen (Hatje Cantz) 2004. TEXTE S.3 Originalbeitrag, S 5 aus<br />

Hermann Hesse, „Der Steppenwolf“, Frankfurt/Main (suhrkamp); S.7 von Lion Feuchtwanger<br />

aus „Schaubühne“ vom 24.8.1916.<br />

<strong>und</strong> unseren FREUNDEN UND FÖRDERERN: waagner-biro, Palmers AG, Casinos Austria, BankAustria – Creditanstalt, Fernwärme Wien, Österreichische<br />

<strong>Na</strong>tionalbank, Österreichische Elektrizitäts-Wirtschafts AG Verb<strong>und</strong>, WIEN ENERGIE, DieDrucker Agens&Ketterl, BAWAG, PSK, Wienstrom, Österreichisches Verkehrsbüro,<br />

Schlumberger Wien, Wiener Städtische Versicherung, Telekom Austria, Pat <strong>und</strong> Marcus Meier.

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