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Mixology - Magazin für Barkultur 5-16

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Bars & Menschen<br />

MIXOLOGY INTERN<br />

Die Redaktion und ihre schönsten Erinnerungen<br />

an Großbritannien<br />

................................................................................ 8<br />

ZEHN<br />

Zehnmal Katerfrühstück in Berlin<br />

.............................................................................. 20<br />

STADTGESCHICHTEN<br />

Schluss mit Geheimtipp – Willkommen im<br />

nächtlichen Edinburgh<br />

.............................................................................. 24<br />

NEUE BARS<br />

Oh, wie schön ist Panama<br />

.............................................................................. 34<br />

STARS IN BARS<br />

The Lyan King – Ryan Chetiyawardana<br />

.............................................................................. 36<br />

INTERVIEW<br />

John Keeling und seine Biere bei Fuller<br />

........................................................................... 104<br />

STARS IN BARS 36<br />

The Lyan King. Ryan Chetiyawardana<br />

mischt derzeit mit zwei Bars das<br />

nächtliche London auf. Wir haben den<br />

grundsympathischen Bilderbuch-Nerd<br />

zum Gespräch getroffen.<br />

Flüssiges<br />

MIXTUR<br />

Neue Produkte aus dem Baruniversum<br />

................................................................................ 9<br />

MEINUNG<br />

Bartender über ihren liebsten Brandy<br />

.............................................................................. 18<br />

MADE IN GSA<br />

Produkte aus dem heimischen Barkosmos<br />

.............................................................................. 22<br />

FOOD & DRINK<br />

Mit Grüßen von der Queen<br />

.............................................................................. 40<br />

TITEL<br />

Brandy – Schluss mit Staubfänger<br />

.............................................................................. 42<br />

HOW TO COCKTAIL<br />

Der perfekte Brandy Crusta<br />

.............................................................................. 52<br />

COCKTAIL<br />

Auf Ada – Der Hanky Panky<br />

.............................................................................. 56<br />

ALCHEMIST<br />

Lass es Blubbern – Fermentation<br />

.............................................................................. 60<br />

ESSENZEN<br />

Werkzeuge zum fröhlichen Fermentieren<br />

...............................................................................66<br />

BACK TO BASICS<br />

Salzig – Der Grundgeschmack erklärt<br />

.............................................................................. 68<br />

TASTE FORUM<br />

Verkostungsrunde mit getorftem Single Malt<br />

und Pale Ale<br />

.............................................................................. 72<br />

FOUR OF A KIND<br />

Apfelschorle im Redaktionstest<br />

.............................................................................. 82<br />

72 TASTE FORUM<br />

Hopfen und Malz, dazu eine Schippe<br />

Torf. Wir suchen die besten Pale<br />

Ales und rauchigen Whiskys zwischen<br />

Schottland und Japan.<br />

STADTGESCHICHTEN 24<br />

Geheimtipp bei Barflys ist das schottische<br />

Edinburgh schon lange nicht mehr. Whisky<br />

trifft hier schließlich auf Weltklassebars.<br />

Grund genug <strong>für</strong> einen nächtlichen Ausflug<br />

in die Stadt, die als »Little London«<br />

gehandelt wird.<br />

6


106 GLOBAL PLAYER<br />

Was ist los im gelobten Land?<br />

Der Wallfahrtsort Bar wird zum<br />

Schlachtfeld der Marketingstrategen.<br />

Ein Blick auf die Markenkultur in<br />

Spitzenbars.<br />

84 TRINKWELT<br />

Kolonialmacht und Königreich. Die Trinkwelt Großbritanniens<br />

ist inspiriert von fernen Ländern und den eigenen rauen Küsten.<br />

Vor allem aber geht auch in stürmischen Brexit-Zeiten eines<br />

immer: Der gute alte Pub.<br />

TRINKWELT<br />

Von Shetland bis nach London – Durch die Pubs<br />

von Großbritannien<br />

.............................................................................. 84<br />

KAFFEENOTIZEN<br />

Neues aus dem Koffeinkosmos<br />

.............................................................................. 90<br />

KLIMEKS KAUFBEFEHL<br />

Herrn Hammeks Gespür <strong>für</strong> den Müller<br />

.............................................................................. 92<br />

WHISK(E)Y NEWS<br />

Die wichtigsten Neuheiten der Whisk(e)ywelt<br />

.............................................................................. 94<br />

MARKENPORTRÄT<br />

Nikka – Whisky-Tradition aus Fernost<br />

.............................................................................. 96<br />

BIERNOTIZEN<br />

Die wichtigsten Hopfenneuheiten<br />

.............................................................................. 98<br />

BIER<br />

Morgenluft mit Hopfenduft – Bier im Baskenland<br />

............................................................................100<br />

DIE FLASCHE IN ZAHLEN<br />

Summa summarum – Beefeater Gin<br />

............................................................................109<br />

NACHTRAUSCHEN<br />

Herrn Chandlers Gespür <strong>für</strong> Gin<br />

............................................................................114<br />

Wirtschaft & Kultur<br />

ALCHEMIST 60<br />

Wir schlagen Blasen und<br />

schenken Vergorenes ein!<br />

Zeit, sich einer Technik zu<br />

widmen, vor der viele noch<br />

immer großen Respekt<br />

haben: Die Fermentation.<br />

GLOBAL PLAYER<br />

Gunst und Gier der Marken<br />

............................................................................106<br />

BUSINESS<br />

Kräuterspirituosen – Heimat im Glas<br />

............................................................................110<br />

ESSENTIAL CULTURE<br />

Neue Schätze <strong>für</strong> Augen und Ohren<br />

............................................................................112<br />

HOMEBAR<br />

Schürzen zum Schützen<br />

............................................................................118<br />

MUSIK<br />

Michael Kiwanuka und das schönste<br />

Album des Jahres<br />

............................................................................120<br />

TIEFENRAUSCH<br />

Der Kult um Pablo Escobar<br />

............................................................................122<br />

Neues & Notizen<br />

VERANSTALTUNGEN & WETTBEWERBE<br />

Alle wichtigen Termine der vergangenen und<br />

kommenden Wochen<br />

............................................................................124<br />

IMPRESSUM<br />

............................................................................132<br />

7


24


STADTGESCHICHTEN<br />

DAS GROSSE<br />

IM KLEINEN<br />

Text Sian Buchan<br />

Übersetzung Marianne J. Strauss<br />

Foto: Bastian Renner<br />

Während Edinburgh im deutschsprachigen Raum wohl viele Menschen noch eher an<br />

Whisky, Ale und schottische Küche denken lässt, gilt die Hauptstadt des nördlichsten<br />

britischen Landes in der internationalen Szene längst nicht mehr als Geheimtipp.<br />

Als große Talentschmiede <strong>für</strong> Spitzenbars mit erstklassiger Gastgeberkunst und<br />

mixologischem Handwerk auf der Höhe der Zeit hat sich die kleine Metropole unter<br />

Kennern einen Ruf als »Little London« erarbeitet. Zeit <strong>für</strong> einen flüssigen Rundgang<br />

durch die ehrwürdigen Gassen.<br />

25


NEUE BARS<br />

TIGER, BÄR UND<br />

REHTATAR<br />

Text: Christian Kopp<br />

Foto: Philipp Langenheim & Corina Schadendorf<br />

Das Panama und die Tiger Bar sind die neusten Sprösslinge des Contemporary Food Lab.<br />

Ein Konzept, bei dem Essen und Trinken mit Fernweh und Heimatliebe verschmelzen,<br />

mit den Erden dieser Welt in flüssiger Form experimentiert wird und man sich relativ schnell vor<br />

allem eins fühlt: angekommen.<br />

34


STARS IN BARS<br />

DAS KABINETT DES<br />

MR. LYAN<br />

Foto: White Lyan<br />

Mit dem White Lyan und dem Dandelyan hat Ryan Chetiyawardana die Londoner Barszene<br />

einmal kräftig durchgeschüttelt und neu abgeseiht. Viele Kollegen schätzen ihn wegen<br />

seiner innovativen Ideen. Und nun ist der weltbekannte Starbartender gleich zweimal <strong>für</strong> die<br />

MIXOLOGY BAR AWARDS nominiert. Portrait eines grundsympathischen Nerds, wie er<br />

im Buche steht.<br />

36


TITEL<br />

O BRANDY,<br />

WHERE ART THOU?!<br />

Text Stefan Adrian<br />

Spanischer Brandy ist eine der ältesten Spirituosen der Welt.<br />

Er steht in jeder Bar, die etwas auf sich hält. Die Frage aber ist:<br />

Tut er auch etwas anderes als Rumstehen?<br />

Fotos: © ullstein bild-TopFoto<br />

Je weiter man in den spanischen Süden fährt, desto wahrscheinlicher ist<br />

es, dem berühmten Stier zu begegnen. Das riesige Tier taucht meist auf<br />

einem Hügel auf, dunkel, schwarz und regungslos. Seine Ausstrahlung<br />

erinnert ein wenig an den Anblick der Totems, die Charlton Heston<br />

und seine zwei Gefährten nach ihrer Landung auf dem Planet der Affen<br />

auf einem Bergrücken entdecken. Die Stiere sind allerdings alles andere<br />

als Warnhinweise, dass man besser umdrehen sollte. Sie sind Symbol<br />

einer langen Geschichte.<br />

1956 entwickelte der Künstler Manolo Pietro die »Toros« im Auftrag<br />

einer Werbeagentur <strong>für</strong> den spanischen Brandyhersteller Osborne. Die<br />

ursprünglichen Stiere waren aus Holz, vier Meter hoch und mit dem<br />

Schriftzug Veterano versehen. 1961 wurden sie auf sieben Meter vergrößert<br />

und bereits aus Metall hergestellt, ein Jahr später auf 14 Meter<br />

vergrößert, wodurch sie ein Gewicht von stolzen vier Tonnen auf die<br />

Waage brachten. Als den Stieren nach einer Gesetzesänderung, die 1988<br />

ein Verbot von Werbetafeln auf Fernstraßen vorsah, das Aus drohte, hatten<br />

sie sich ihres Daseins als Werbeträger längst entledigt. Ein Sondergesetz<br />

sicherte ihre Daseinsberechtigung. Dass der Schriftzug Veterano<br />

entfernt werden musste, interessierte niemanden mehr: Der Stier, von<br />

dem heute über 80 Exemplare über fast ganz Spanien verteilt existieren,<br />

ist als Monument eingetragen im Katalog der nationalen Kulturgüter.<br />

Historische Spirituose vs. Altherrenimage<br />

Eingetragen als Monument in die Spirituosen- und Cocktailgeschichte<br />

ist auch spanischer Brandy. Seit mit der muslimischen Invasion der<br />

Mauren von Südspanien die Kunst der Destillation Einzug in der »al-Andalus«<br />

genannten Region hielt, ist spanischer Weinbrand eine der ältesten<br />

Spirituosen der Welt. Er hat die Cocktailkultur entscheidend mitgeprägt<br />

wie Whiskey, Rum oder Gin – und natürlich sein französischer<br />

Nemesis, der Cognac. Schlägt man Jerry Thomas’ Buch aus dem Jahre<br />

1862 auf, ist Brandy ein selbstverständlicher Spieler am Tisch. Schlägt<br />

man jedoch heute die Karte einer zeitgenössischen Bar auf, dann ist<br />

Brandy meist nur noch ein Nebendarsteller. Nach einem aufreibenden<br />

Ritt durch die Geschichte sind manche Spirituosen so gefragt wie nie an<br />

der Bar. Gin hat seinen New-Western-Hype, Whiskey schreibt Rekordabsatzzahlen,<br />

selbst Tequila werden ganze Themen-Bars gewidmet.<br />

Und Brandy? Wird meist mit einem Wort in einem Atemzug genannt:<br />

Altherrenimage. Die goldbraune Flüssigkeit muss meist herhalten,<br />

wenn es um den Blick in den Kamin geht, in dem sich die Gelassenheit<br />

des reifen Daseins widerspiegelt.<br />

43


HOW TO COCKTAIL<br />

BRANDY<br />

CRUSTA<br />

Obwohl heutzutage auch trotz der umfangreichen Renaissance der Bar noch immer eher ein<br />

»Bartender-Drink«, steht der Brandy Crusta <strong>für</strong> klassische, hocharomatische Mixologie. Auch<br />

wenn der Zuckerrand am Glas einen verspielten Eindruck erweckt, handelt es sich bei ihm aber<br />

dennoch um einen kraftvollen, maskulinen Drink. Dank der Vielfalt an Brandys lässt er sich<br />

immer wieder neu erfinden.<br />

6 – 8 cl spanischer Brandy, 1 cl frischer Zitronensaft<br />

1 BL Orangenlikör, 1 BL Zuckersirup<br />

2 – 3 Dashes Aromatic Bitters der Wahl<br />

Glas: Crusta-Glas, ersatzweise kleines Pokalglas<br />

Garnitur: Große Zitronenschale & Zuckerrand<br />

Zubereitung: Das möglichst vorgekühlte Glas am Rand mit einer<br />

aufgeschnittenen Zitrone befeuchten und den Rand Stück <strong>für</strong><br />

Stück in Zucker tunken. Eine Zitrone in einem Stück schälen und<br />

die Zeste spiralförmig in den Glasrand klemmen.<br />

Die Zutaten im Shaker mischen und auf Eis kräftig schütteln.<br />

Ins präparierte Glas abseihen.<br />

Fotos: Constantin Falk, Drink-Design: Nils Wrage, Location: Weinhandlung von Eisen, Berlin<br />

52


56


ALCHEMIST<br />

LASS ES<br />

BLUBBERN!<br />

Text Reinhard Pohorec Fotos otttn<br />

»Der Mensch hat die Fermentation nicht erfunden oder erschaffen«,<br />

predigt Sandor Ellix Katz, Bestsellerautor und Gär-Fetischist, in seiner<br />

Ferment-Bibel. »Es wäre korrekter zu sagen, dass Fermentation uns<br />

erschaffen hat.« Wie so oft in der modernen Bar muss es also heißen:<br />

Back to the roots. Eine Rückbesinnung.<br />

Wir schreiben das Jahr 20<strong>16</strong>: Wer nicht mindestens eine Gluten-Unverträglichkeit<br />

oder Laktose-Intoleranz vorzuweisen hat, ist heute bereits im<br />

Kindergarten »out«. Dabei scheint das Gros unserer Wehwehchen und<br />

psychisch-physischen Blähungen hausgemacht. Was wir verlernt haben,<br />

ist ein gesundes Verhältnis und Vertrauen zu Natürlichkeit und Natur.<br />

»Wir könnten weder existieren noch funktionieren ohne unsere<br />

Bakterien-Partner«, so oben erwähnter Sandor Katz. Das lebensnotwendige<br />

Miteinander spielt sich in unserem Körper und um uns<br />

herum ab. Folglich begann der Mensch rasch, sich die komplexen naturgegebenen,<br />

mikrobiologischen Prozesse zunutze zu machen. Seit Jahrtausenden<br />

ist Fermentation eine geschätzte Technik, um Lebens- und<br />

Genussmittel haltbarer, schmackhafter oder überhaupt erst bekömmlich<br />

zu machen. Ohne sie gäbe es all solche Köstlichkeiten wie Brot, Käse,<br />

Bier, Joghurt, Salami, Essig, Sojasauce, Kaffee oder Tee: nicht. Eine<br />

schockierende Vorstellung!<br />

Hubert Peter, in Wien lebender Vorarlberger, der <strong>für</strong> seinen<br />

»Naturburschen-Zugang« zur <strong>Barkultur</strong> bekannt ist, bringt es auf den<br />

Punkt: »Eigentlich ist dies die einfachste Art, Lebensmittel zu veredeln<br />

oder haltbar zu machen – trotzdem aber die, vor der wir am meisten<br />

Schiss haben.«<br />

Fer- was?!<br />

Die Naturwissenschaft kennt »Fermentation« oder »Fermentieren« (von<br />

lat. »fermentare« – »gären«) als die Umwandlung organischen Materials<br />

durch Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen, Pilze oder Einzeller<br />

sowie deren Enzyme. Der bequeme Volksmund wirft dabei gerne<br />

Fermentation und Gärung in ein und denselben Topf, genau betrachtet<br />

gilt es hier aber, eine deutliche Trennlinie zu ziehen. Die ursprüngliche<br />

Begrifflichkeit definiert eine biologische Reaktion unter Ausschluss von<br />

Luft, »Fermentation c’est la vie sans l’air«, wusste schon Pasteur. Heute<br />

ist dieser Grundsatz etwas überholt. Kurz: Gärung läuft ausschließlich<br />

anaerob ab, Fermentation umfasst ebenso aerobe Vorgänge – Stichwort<br />

Essigsäure –, sprich oxidative sowie andere enzymatische, mikrobielle<br />

und autolytische Prozesse. Matjes, irgendjemand?<br />

61


BACK TO BASICS<br />

DER UNSICHTBARE<br />

DRITTE<br />

Text Gabriel Daun<br />

Cum grano salis: Die Verwendung von Salz in gemischten Getränken ist, abgesehen von einigen wirklich<br />

deftigen Klassikern, noch immer eine Nischendisziplin. Und sie ist heikel. Denn so sehr eine Spur des<br />

weißen Kristalls vielen althergebrachten Klassikern neue Kraft einhaucht, kann schon eine Nuance zu viel<br />

den Drink zerstören. Denn das Salz soll helfen, aber nicht zu schmecken sein. Nach den Geschmacksherrschern<br />

bitter, süß und sauer widmen wir uns heute dem schlagkräftigen Stiefkind der Bar:<br />

dem Salz im Cocktail.<br />

In der Rubrik »Vom Fachmann <strong>für</strong> Kenner«<br />

des Titanic <strong>Magazin</strong>s war irgendwann einmal<br />

zu lesen:<br />

Salzstangen<br />

Die in einigen Gaststätten mittlerweile<br />

gern und kostenlos gereichten Salzstangen<br />

sollen wohl das Verlangen nach mehr<br />

Getränken anfachen. Ich möchte einfach<br />

immer nur noch mehr Salzstangen.<br />

— Thomas Tonn<br />

Vom komischen Gesichtspunkt dieses Beitrags<br />

einmal abgesehen: Der jahrelang in der flüssigen<br />

Gastronomie praktizierte complimentary<br />

snack service hat sich meines Erachtens tatsächlich<br />

irgendwann zum Fluch entwickelt. Entre<br />

nous: »Habt ihr keine Nüsschen?« steht auf<br />

meiner persönlichen roten Liste jener Fragen,<br />

welche eine – selbstverständlich nicht vor dem<br />

Gast zur Schau gestellte – Genervtheit in mir<br />

aufkommen lassen. In anständigen Bars wird<br />

getrunken und nicht der Elektrolyte- Haushalt<br />

durch die Einnahme gesalzenen Gebäcks und<br />

pikant gewürzter Hülsenfrüchte reguliert –<br />

Herr Lehmann lässt grüßen ...<br />

Salziges in der Bar ... schieben wir mein persönliches<br />

Problem, die herzhaften Naschereien<br />

68<br />

betreffend (keine Sorge, es handelt sich mitnichten<br />

um ein solches, das mich nachts um<br />

den Schlaf bringt), einmal zur Seite, denn hier<br />

soll es um einen anderen Aspekt gehen, nämlich<br />

um den direkten Einsatz von Salz in Cocktails<br />

und Drinks. Und das ist wiederum ein<br />

ebenso wichtiges wie spannendes Feld – denn<br />

Salz ist in der Lage, unsere geschmackliche<br />

Wahrnehmung zu verändern.<br />

Ein wertvolles Gut<br />

Der Komplex »Salz und Getränke« ist wesentlich<br />

umfassender, als man zunächst vielleicht<br />

annehmen mag. Deshalb verdient er auch größere<br />

Beachtung, als ihm bislang zuteilwurde.<br />

Wie viel Salz wir mögen, ist, parallel zu<br />

Bitterem, zunächst einmal erlernt und somit<br />

individuell. Generell lässt sich aber sagen,<br />

dass Salz den vergleichsweise beliebteren<br />

Geschmacksrichtungen angehörig ist. Das hat<br />

einen einfachen Grund: Wie in einem vorherigen<br />

Artikel bereits einmal erwähnt, sind<br />

bitter und sauer Geschmacksrichtungen, die<br />

unseren Vorfahren in der Vergangenheit eher<br />

als Warnung galten. Seit jeher wurden Bitteres<br />

und Saures instinktiv mit Giftigkeit beziehungsweise<br />

Unreife in Verbindung gebracht.<br />

Während Süße dagegen auf Reife schließen<br />

ließ und umami, die fünfte Geschmacksrichtung,<br />

auf Nahrhaftes hindeutete, signalisierte<br />

ein salziger Geschmack ganz grundlegend die<br />

Möglichkeit des Überlebens. Denn <strong>für</strong> unseren<br />

Körper ist die Aufnahme von Salzen – zumindest<br />

in gewissen Mengen – von elementarer<br />

Wichtigkeit. Unsere Affinität zu Salzigem ist<br />

in unserem Geschmacksempfinden tief eingeschrieben.<br />

Ganz ohne die Aufnahme von Salz<br />

könnte der menschliche Organismus gar nicht<br />

bestehen; es steuert seinen Wasserhaushalt<br />

und ermöglicht die Funktionen von Nerven,<br />

Muskeln sowie anderer wichtiger Prozesse in<br />

unseren Zellen.<br />

Der Wert von Salz ist auch abseits der Notdurft<br />

seiner Aufnahme freilich schon lange bekannt.<br />

Die Entdeckung, dass Salz uns vieles intensiver<br />

erschmecken lässt, ist gewissermaßen eine<br />

Kulturleistung und nicht erst seit gestern einer<br />

der Eckpfeiler der Kulinarik – welche Küche<br />

kommt schon ohne Salz aus?<br />

Vor einigen Jahrhunderten kam Salz sogar<br />

fast einer Währung gleich. Es wurde auch<br />

»weißes Gold« genannt und diente zeitweise<br />

tatsächlich sogar als Zahlungsmittel. Wie wich-<br />

Illustration: studio grau


salz<br />

brezel<br />

kristall


72


MIXOLOGY TASTE FORUM<br />

HOPFEN, TORF<br />

& MALZ<br />

Text Peter Eichhorn<br />

Fotos Katja Hiendlmayer<br />

Sie sind beide Stars an den Tresen der Republik: die getorften Single Malt<br />

Whiskys, deren kraftvolle Aromen von Rauch bis Seetang vielen Fans gar nicht<br />

intensiv genug sein können. Und Pale Ale, jener Bierstil, der sich anschickt,<br />

eine Konstante und feste Größe auf den Getränkekarten zu werden. Die aromatische<br />

Vielfalt von Tropenfrucht bis Wiesenkraut und entspannte Drinkability<br />

sorgen <strong>für</strong> immer mehr Nachfrage bei den Biergenießern, deren Zahl dank der<br />

neuen Kreativbiere täglich wächst.<br />

The Peat is on – Islay Style Whisky<br />

Getorfter Whisky (auf Englisch: peated Whisky) ist der Whisky-Stil, der<br />

bei vielen Kennern am höchsten im Kurs steht. Markant, intensiv, kraftvoll<br />

und krawallig. Die Aromen sind deftig und einprägsam und bieten<br />

auch jenen ein griffiges Aromenspektrum, die sich gerade einmal nicht<br />

auf milde und subtile Aromenspiele einlassen wollen.<br />

Die Insel Islay steht als Synonym <strong>für</strong> die intensivste Gattung von<br />

Whisky. Das fruchtbare Eiland zählt zu den inneren Hebrideninseln<br />

und bringt reichlich torfige Böden hervor. Über 65 Prozent der Insel<br />

sind mit Torfböden bedeckt. Als Brennstoff ideal verwendbar, sorgt Torf<br />

in der Whisky-Herstellung zudem <strong>für</strong> eine zusätzliche, ganz besondere<br />

Magie. Die Befeuerung der gemälzten Gerste mit diesen Erdbrocken<br />

aus dem Moor lässt das Aroma und den Rauch des Torfs in das daraus<br />

resultierende Destillat eindringen. Dazu kommen dann oft das heimische<br />

Wasser und das besondere Klima in den Lagerhäusern, wodurch<br />

prägnante Geschmacksnuancen aus Salz, Jod oder Seetang mit in die<br />

Flasche geraten.<br />

Heute erscheint es schier undenkbar, dass vor nicht allzu langer Zeit<br />

ein Teil der Islay-Destillerien geschlossen und ihre Destilliergeräte<br />

eingemottet oder gar eingeschmolzen wurden. Wehmütige Gedanken<br />

an die unwiederbringliche Port Ellen Distillery sorgen <strong>für</strong> Tränen in<br />

den Augen der Connaisseurs. Oder <strong>für</strong> Löcher in den Brieftaschen,<br />

wenn dann doch eine rare Abfüllung ergattert werden kann. Die<br />

Identifikation mit den Marken von Lagavulin bis Port Charlotte ist<br />

schier gewaltig und wäre an der Speyside oder in den Lowlands eher<br />

ungewöhnlich. Kult und Fan-Leidenschaft machten sich bemerkbar<br />

an dem Fahnenmeer nahe der Laphroaig Distillery, wo die weltweit<br />

registrierten »Friends of Laphroaig« ihr heimatliches Landesfähnchen<br />

in ihren persönlichen Quadratzentimeter Islay stecken dürfen. Tausende<br />

taten dies bereits. Der Großteil aus Schweden und Japan, wenn<br />

man die Fahnen-Quoten grob schätzt. Ebenfalls rappelvoll die regelmäßigen<br />

Spezialtage rings um Ardbeg. Die lange stillgelegte Destillerie<br />

erfreut sich seit ihrer Wiedereröffnung 1997 einer stetig wachsenden<br />

Anhänger-Schar, die auf den Events jede neue Abfüllung bejubelt und<br />

nahezu kultisch verehrt.<br />

73


BIER<br />

Rebellenhopfen und Genuss<br />

GARAGARDO<br />

Französisches<br />

Baskenland<br />

Lapurdi<br />

Bizkaia<br />

Gipuzkoa<br />

Nafarroa<br />

Beherea<br />

Zuberoa<br />

Araba<br />

Nafarroa<br />

Autonome<br />

Region<br />

Baskenland<br />

Autonome<br />

Region<br />

Navarra<br />

100<br />

Grafik: studio grau


Text Dirk Hoplitschek<br />

Das Baskenland – zwischen Pyrenäen und Meer, Bilbao und Bayonne hat sich ein stolzes<br />

Volk seine in Europa einzigartige Sprache bewahrt. Berüchtigt <strong>für</strong> jahrzehntelangen ETA-<br />

Terror, berühmt <strong>für</strong> Stockfisch und Tour-de-France-Bergflöhe in Neon-Orange, hat sich<br />

zwischen Spanien und Frankreich eine kulinarische Kultur der Extraklasse etabliert. Nur<br />

eines war lange abwesend: eine Bierkultur, die es an Vielfalt und Qualität mit den restlichen<br />

Speisen aufnehmen kann. Doch auch hier wittert man Morgenluft mit Hopfenduft, und junge<br />

Brauer, lokal wie zugezogen, werfen die Braukessel an und brauen mutig drauflos.<br />

Spalter! Die spanische (Craft-)Bierwelt<br />

Spanien hat es als Nationalstaat nicht leicht. Wo auch andere Staaten<br />

separatistische Bewegungen kennen, liebäugeln auf der iberischen Halbinsel<br />

gleich zwei große Regionen immer wieder mit der Unabhängigkeit:<br />

Katalonien und das Baskenland. Deren Verlust wäre nicht nur ein herber<br />

Schlag <strong>für</strong> die spanische Wirtschaft (gehören beide Gebiete doch<br />

zu den wohlhabenderen im krisengebeutelten Spanien), noch härter<br />

würde es die aufkeimende Szene des Craft Beers treffen, dort cerveza<br />

artesanal genannt. Christina Saez, Ingenieurin aus Valencia, inzwischen<br />

in Berlin ansässig und mit dem Brauprojekt Pirate Brew Berlin<br />

selbstständig, bestätigt dies: »Die treibenden Kräfte in der spanischen<br />

Craft-Beer-Szene sind Katalonien, das Baskenland und Madrid. Hier<br />

haben sich Brauereien wie Napar, Nómada (Barcelona), Yria (Madrid),<br />

Naparbier (Navarra-Region) oder das Basqueland Brewing Project (San<br />

Sebastián) angesiedelt. In Valencia hat Tyris die Bewegung losgetreten,<br />

auch wenn die Biere von Anfang an mehr auf Massenverträglichkeit<br />

ausgelegt waren und dies auch durch den großen Erfolg bestätigen.«<br />

Die Bierszene Spaniens unterscheidet sich allgemein deutlich von<br />

der anderer europäischer Länder, meint Saez: »Es gab keine allzu große<br />

Brautradition, auf die wir hätten zurückgreifen können. Die Situation<br />

war ähnlich der in den USA vor der Craft-Explosion, mit sehr uniformem<br />

Bier aus großen Brauereien. Nur dass sich die USA tatsächlich<br />

auf eine Brautradition zurückbesinnen konnten, wenn auch eine aus<br />

den Zuwandererstaaten importierte und vor Ort vermengte Tradition.<br />

In Spanien gilt Bier hauptsächlich als Aperitif, zum Essen trinkt man<br />

Wein, danach Spirituosen oder Cocktails. Eigentlich seltsam, wenn man<br />

die umfangreiche Getreideproduktion Spaniens bedenkt.« Eine gute<br />

Seite hat diese Traditionslosigkeit laut Saez aber: »Es gibt kaum Einschränkungen<br />

<strong>für</strong> die Kreativität. Sobald man das Bild des geschmacksbefreiten,<br />

gelben Blubberbiers beim Kunden aufgebrochen hat, sind die<br />

Leute offen <strong>für</strong> alles.«<br />

Global denken, lokal brauen<br />

Wo liegt nun die Erklärung da<strong>für</strong>, dass die besagten Gebiete biertechnisch<br />

den Ton angeben? Saez zufolge hat es einerseits mit Mentalität,<br />

andererseits mit äußeren Einflüssen zu tun. Tourismus und seine Auswirkungen,<br />

aber auch die kulinarische Kultur spielen hier eine Rolle.<br />

Kevin Patricio, jahrelang Koch und Teilhaber eines Restaurants in<br />

San Sebastián und heute CEO beim Basqueland Brewing Project, sieht<br />

das ähnlich. Als er und seine zwei Kollegen Ben Matz (Ex-Braumeister<br />

bei Stone Brewing in San Diego) und Ben Rozzi anno 2013 als Kuckucksbrauer<br />

loslegten, waren sie genau dieser äußere Einfluss. Mit dem Ziel<br />

höherer Lebensqualität (und in zwei Fällen wegen baskischer Frauen)<br />

brachten die drei Amerikaner die revolutionäre Behauptung mit, dass<br />

es in der ausgezeichneten Genusskultur des Baskenlandes (es gibt dort<br />

knapp 40 mit Michelin-Sternen bedachte Restaurants auf einem Zehntel<br />

der Fläche Bayerns, welches immerhin 48 aufweisen kann) einfach an<br />

Bier fehle, das diesem hohen Standard gerecht werden könne. Sie nutzten<br />

die freundschaftlichen Beziehungen zu den Betreibern vieler dieser<br />

Restaurants, um ihr Bier zu platzieren: »Am Anfang haben sie es eher<br />

in ihr Sortiment aufgenommen, weil sie uns kannten und sich gut mit<br />

uns verstanden. Schnell bemerkten sie aber, dass die Kundschaft immer<br />

und immer mehr auf den Geschmack kam und bereit war, die höheren<br />

Preise zu bezahlen, um spannenderes Bier zu bekommen als bis dahin<br />

üblich«, erklärt Kevin die Entwicklung zu Beginn.<br />

Seit ziemlich genau einem Jahr haben Patricio und seine Mitstreiter<br />

nun eine eigene Anlage. Nichts Gigantisches – sie können an die 1500<br />

Hektoliter im Jahr brauen. Die Nachfrage nach ihren sehr im US-Westküstenstil<br />

(fruchtig, herb, intensiv, dabei aber trinkbar und schlank)<br />

gebrauten Bieren hingegen ist deutlich größer, es gibt sie inzwischen<br />

weit über das Baskenland hinaus, natürlich in Katalonien und Frankreich,<br />

aber auch England, Dänemark, die Niederlande und Norwegen<br />

zeigen inzwischen hier und da baskische Bierflagge. In Deutschland<br />

sind die Biere aktuell etwa beim französischen Onlinehändler Saveur<br />

Bière erhältlich.<br />

101


GL<br />

OBAL PLAYER<br />

Zu wohl keinem anderen<br />

Zeitpunkt gab es <strong>für</strong> Bars und<br />

Bartender so viele Möglichkeiten,<br />

mit Spirituosenherstellern zusammenzuarbeiten.<br />

Doch wo hört der<br />

Spaß auf? Oder ist er gar längst der<br />

Gier gewichen? Eine Bestandsaufnahme<br />

in London und Paris.<br />

106


ZWISCHEN GUNST<br />

UND GIER<br />

Text Nils Wrage<br />

In Bars werden Trends gesetzt, das weiß die<br />

Industrie. Und in vielen Staaten ist der sogenannte<br />

On-Trade, also der Verkauf über die<br />

Gastronomie, ein wesentlicher Markt – besonders<br />

in den USA, aber auch in Großbritannien<br />

etwa. Klar, dass die Spirituosenindustrie daher<br />

mit dem Beginn der Bar-Renaissance ab den<br />

späten 1990ern die Zeichen gedeutet hat. Ab<br />

sofort hieß es <strong>für</strong> die Außendienstler: Wir wollen<br />

da rein, in die großen Bars der Metropolen.<br />

Vorbei die Zeit, als eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Bar und Brand mit ein paar Kisten<br />

Freiware, labberigen Pappcoastern, Plastikstirrern<br />

und vier Dutzend gebrandeten Longdrinkgläsern<br />

erledigt war. Zudem wurde der<br />

Beruf des Brand Ambassadors als spezifisches<br />

Bindeglied zwischen Barszene und Produzentenseite<br />

in jenen Jahren geboren.<br />

Und viele Bars, Bartender oder Barbetreiber<br />

nahmen, was sie kriegen konnten – Reise-Einladungen,<br />

Jurytätigkeiten, Brand-Events am<br />

eigenen Tresen und vieles mehr. Dazu kommen<br />

teils unglaubliche Pouring-Verträge zwischen<br />

Gastronom und Konzern. Und das vielleicht<br />

gar nicht, weil eine Bar wirklich solch astronomische<br />

Mengen einer Spirituose absetzt – aber<br />

die Platzierung der Marke im Pouring-Portfolio<br />

einen multiplikatorischen Mehrwert mit<br />

sich bringt. Die wichtigen Bartender unserer<br />

Tage sind die aktuellen Heiligen der Industrie.<br />

Brands brauchen Bartender. Mehr denn je.<br />

Doch, so sagte der um ein Bonmot nie verlegene<br />

Jörg Meyer vor einiger Zeit in einem Video:<br />

Bartender brauchen keine Brands. Ist das wirklich<br />

so? Sind dann die heutigen Bartender, die<br />

augenscheinlich alles oder vieles »mitnehmen«,<br />

nur zu schwach, um »nein« zu sagen?<br />

Omnipräsente Marken:<br />

Nur Gerede?<br />

»So schwarzweiß darf man es nicht sehen«, warnt<br />

der irisch-amerikanische Bar- und Szene-Experte<br />

Phil Duff. Dennoch meint auch er: Das<br />

Verhältnis zwischen Bars und Brands könnte<br />

zerrüttet sein. Zerrüttet? Vielleicht etwas überspitzt.<br />

Aber evoziert nicht die erhebliche Präsenz<br />

von firmengetragenen Events und Zuwendungen<br />

ein verzerrtes Bild? Entsteht nicht der<br />

Eindruck, dass neue, aufwendige Projekte sich<br />

nur durch Zutun der Industrie realisieren lassen<br />

und dass fünf oder sechs Gratis-Reisen auf<br />

Kosten von Firmen pro Jahr dazugehören? Duff<br />

verneint: »Das starke Engagement von Spirituosenfirmen<br />

in den Spitzenbars ist überhaupt<br />

nicht neu«, postuliert er, »es wird nur medienwirksamer<br />

praktiziert als früher, vor der ›Blütezeit‹.<br />

Was sich hingegen wirklich geändert hat:<br />

Es gibt viel mehr gute Bars als früher und die<br />

Szene ist heutzutage global vernetzt. Über dieses<br />

Thema wird mehr gesprochen, daran liegt es<br />

zu einem guten Teil, dass manche Leute einen<br />

Overkill wahrnehmen.«<br />

Duff ist allerdings nüchtern genug, um zu wissen,<br />

dass gerade freie, unabhängige Bars mitunter<br />

<strong>für</strong> ambitionierte Projekte auf Schützenhilfe<br />

von der »Dunklen Seite« zurückgreifen<br />

müssen. Für viele ist es eine der wenigen Optionen,<br />

im Trend und im Gespräch zu bleiben –<br />

in Metropolen wie London, Singapur oder New<br />

York gärt ein ständiger Wettlauf um das beste<br />

Konzept. Dort haben die großen Hotelkooperationen<br />

oder durch finanzstarke Investoren<br />

getragene Hospitality-Gruppen einen erheblichen<br />

Vorteil bei der Realisierung abgefahrener,<br />

öffentlichkeitswirksamer Kampagnen oder<br />

Konzepte. Als zu Zeiten von Alex Kratena und<br />

Simone Caporale Pfundbeträge im hohen fünfstelligen<br />

Bereich in eine neue Karte der Artesian<br />

Bar gepumpt wurden, war dies wohl nur<br />

möglich (das Langham Hotel gibt auf Anfrage<br />

keine Auskunft) durch ein Zusammenkommen<br />

mehrerer Ebenen: Sponsoring durch Marken,<br />

Marketingreserven des Hotels und eine<br />

Beteiligung der Leading Hotels Of The World-Gruppe,<br />

ein Verbund unabhängiger Luxushotels,<br />

zu dem das Langham gehört.<br />

Illustration: studio grau<br />

107


WANN? WER? WOHIN?<br />

Foto: Gili Shani<br />

Der Bar Convent Berlin ist ein Zeitmonster. Welche<br />

der vielen hochkarätigen Vorträge sind bei der<br />

Jubiläumsausgabe der Fachmesse im Herzen<br />

Europas ein absolutes Muss? Die MIXOLOGY-<br />

Redaktion gibt einige ausgewählte Empfehlungen,<br />

welche Talks definitiv einen Besuch lohnen.<br />

Nur noch wenige Tage, bis der Bar Convent Berlin seine Tore öffnet. Für<br />

die über 10.000 erwarteten Fachbesucher bedeutet das neben Drinks,<br />

dem Wiedersehen mit Freunden und zahlreichen Produktneuheiten<br />

vor allem: »die Qual der Wahl«. Das Programm auf den neun Bühnen<br />

der europäischen Leitmesse <strong>für</strong> die Bar-, Spirituosen- und Getränkeindustrie<br />

liest sich nicht nur wie ein Who’s Who des globalen Business –<br />

es zwingt auch dazu, sich zu entscheiden, welchen Rednern man Augen,<br />

Ohren und eventuell auch die Sensorik im einen oder anderen Tasting<br />

widmen will.<br />

Ob Verkostungen, Podiumsdiskussionen oder Vorträge – das Programm<br />

des BCB 20<strong>16</strong> ist so vielfältig wie seit jeher. Wein, Whisky oder Wirtschaft?<br />

Bier, Brandy oder »Brand«-Politik? Trends bei Kaffee und Bier<br />

an der Bar? Kaum ein Gebiet, das nicht behandelt und von einigen der<br />

renommiertesten Experten der Szene unter aktuellen Gesichtspunkten<br />

betrachtet und erläutert wird.<br />

Die ganze Vielfalt der <strong>Barkultur</strong><br />

Für alle, die noch unschlüssig sind, welche der rund 90 Talks, Tastings<br />

und Vorträge einen Besuch wert sein könnten, hat die <strong>Mixology</strong>-Redaktion<br />

eine Auswahl ganz besonders bemerkenswerter Programmpunkte<br />

zusammengestellt. Darin spiegelt sich nicht nur die Vielfalt des<br />

Angebotes wider, sondern auch die unheimliche Internationalität, die<br />

mittlerweile zum Bar Convent Berlin gehört. Oslo, New York, Prag,<br />

London oder Los Angeles – die Herkunft der Redner ist genauso bunt<br />

und international wie die Branche und die <strong>Barkultur</strong> selbst. Und sie<br />

alle kommen in wenigen Tagen in der deutschsprachigen Cocktailhauptstadt<br />

Berlin zusammen!<br />

__<br />

— barconvent.com<br />

126<br />

Veranstaltungen & Wettbewerbe


REMY SAVAGE<br />

Behind the Bar at Little<br />

Red Door<br />

<strong>Mixology</strong> Main Stage, Dienstag 12:30 Uhr EN<br />

Ein exklusiver Einblick in die Arbeit einer der<br />

aktuell prominentesten europäischen Bars.<br />

Der charismatische Barchef gibt außerdem<br />

einen Vorgeschmack der Nachfolge-Karte zum<br />

berühmten »Evocative Menu«.<br />

STEPHAN BERG & EDGAR HARDEN<br />

Camillo's Aperitivo<br />

Taste Forum A, Dienstag 12:30 Uhr EN<br />

The-Bitter-Truth-Gründer Stephan Berg und<br />

Edgar Harden, Experte <strong>für</strong> historische Spirituosengattungen<br />

und Inhaber der Old Spirits<br />

Company, präsentieren Negroni-Varianten mit<br />

altertümlichen Spirituosen.<br />

BILLY WAGNER<br />

Obstweine an der Bar<br />

Taste Forum B, Dienstag 12:30 Uhr DE<br />

Der querdenkende Sommelier und Betreiber<br />

des Berliner Konzeptrestaurants Nobelhart &<br />

Schmutzig mit einer Einführung in die reichhaltige,<br />

<strong>für</strong> die Bar vielversprechende, aber<br />

unbekannte Materie der Obstweine.<br />

MARTIN HUDÁK<br />

Rund um die Welt mit<br />

Coffee Cocktails<br />

Coffee Stage, Dienstag 14:00 Uhr EN<br />

Der slowakische Bartender, tätig in der American<br />

Bar im Londoner Savoy Hotel, gehört zu<br />

den weltweit führenden Fachleuten zum Einsatz<br />

von Kaffee in Cocktails. Sein Wissen teilt er in<br />

einem überblickenden Vortrag.<br />

DAVE BROOM<br />

Tasting NAS Whisky<br />

Taste Forum B. Dienstag <strong>16</strong>:00 EN<br />

Was steckt hinter No-Age-Statements? Der<br />

international renommierte Spirituosenexperte<br />

vermittelt in einem vergleichenden Tasting die<br />

Bandbreite neuerer und neuester Scotch Whiskys<br />

ohne Altersangabe – ein derzeit polarisierender<br />

Bereich im Malt-Business.<br />

OLE BUDDRUS U.A.<br />

Function Follows Form:<br />

Bar Design<br />

<strong>Mixology</strong> Main Stage, Dienstag <strong>16</strong>:45 Uhr EN<br />

Ole Buddrus moderiert die Podiumsdiskussion<br />

zu der Frage, wie sich zeitgemäßes Design<br />

und der Anspruch auf hohe Funktionalität an<br />

der modernen Bar vereinen und verwirklichen<br />

lassen. Zu Wort kommen als Gäste Alex Ruas<br />

(Oslo), Sven Riebel (Frankfurt), Angus Winchester<br />

(New York) und Ingo Strobel (Berlin).<br />

IAN BURRELL<br />

Weißer Rum, das Fundament<br />

der Rum-Industrie<br />

Taste Forum A, Mittwoch 12:30 Uhr EN<br />

Der internationale »Rum Ambassador« Ian<br />

Burrell widmet sich dem selten betrachteten<br />

Thema »Weißer Rum«: Wie unterscheiden sich<br />

ungereifte Rums? Untersucht werden sowohl<br />

Effekte der Destillationstechniken als auch verschiedene<br />

Klärungs- und Filtrationsverfahren,<br />

um gelagerte Brände wieder zu weißen.<br />

BEN BELMANS, JARED BROWN &<br />

ANISTATIA MILLER<br />

Simplicity 2.0<br />

<strong>Mixology</strong> Main Stage, Mittwoch 13:45 Uhr EN<br />

Die beiden weltberühmten Drink-Historiker Brown<br />

& Miller legen gemeinsam mit dem belgischen<br />

Gastronom und Barexperten Ben Belmans ein Plädoyer<br />

<strong>für</strong> die neue Einfachheit hinter der Bar vor.<br />

PHIL DUFF U.A.<br />

Die Hand beißen, die Dich füttert?<br />

Ist das Verhältnis zwischen Bars<br />

und Marken gestört?<br />

<strong>Mixology</strong> Main Stage, Mittwoch 17:30 Uhr EN<br />

Der irisch-amerikanische Business-Kenner und<br />

Autor Phil Duff moderiert die Podiumsdiskussion<br />

zu einem der großen Streitthemen der hochklassigen<br />

Barszene: die Zusammenarbeit mit<br />

Partnern aus der Industrie. Als Gesprächspartner<br />

sind Alex Kratena (London), Monica Berg (London/Oslo),<br />

Simon Ford (Los Angeles) und Michael<br />

Vachon (London) auf der Bühne zu Gast.<br />

PETER EICHHORN<br />

Das Beste aus dem<br />

MIXOLOGY TASTE FORUM BIER<br />

Taste Forum A, Dienstag 17:45 Uhr<br />

Der Leiter des MIXOLOGY TASTE FORUM,<br />

Bier experte Peter Eichhorn, gibt in einer<br />

Verkostung einen Überblick über die bisherigen<br />

Sieger der professionellen Verkostungsrubrik<br />

des <strong>Magazin</strong>s.<br />

GÁBOR NEMETH<br />

State of The Art of Beer Cocktails<br />

Beer Stage, Mittwoch 13:00 Uhr EN<br />

»Radler« war aber so was von gestern. Spätestens<br />

seit Jacob Griers Buch »Cocktails On<br />

Tap« sind »Beertails« in der Barwelt ein echtes<br />

Thema. Der ungarische Bartender Nemeth<br />

zeigt, welche aktuellen Akzente beim Mixen mit<br />

Craft Beer gesetzt werden.<br />

127


Hennessy encourages drinking responsibly / www.massvoll-geniessen.de<br />

E AC H D R O P O F H E N N E S S Y X . O<br />

I S A N O DY S S E Y<br />

C H A P T E R I I I<br />

S P I C Y E D G E<br />

D O N ’ T W A I T T O<br />

E X P E R I E N C E G R E A T N E S S

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