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›› Mode<br />
BEATE KNAPPE, FINE ART PORTRAITFOTOGRAFIN AUS DÜS-<br />
SELDORF MACHT MUTMACH-PORTRAITS VON FRAUEN, DIE AN<br />
BRUSTKREBS ERKRANKT SIND. IM SEPTEMBER 20<strong>16</strong> ZEIGTE SIE<br />
U.A. DIESE FOTOGRAFIEN IN IHREM STUDIO IN DÜSSELDORF<br />
FLINGERN IM RAHMEN EINER BEWEGENDEN AUSSTELLUNG.<br />
Wenn Uta Raasch über ihre Couture spricht,<br />
ist die Liebe zu ihrem Beruf förmlich greifbar.<br />
Filialisten wie H&M, Zara oder Primark<br />
haben in den vergangenen Jahren immer<br />
mehr klassische Textilkaufhäuser und<br />
Boutiquen aus den Innenstädten verdrängt.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung<br />
auf der Kö? Gehört die Flaniermeile<br />
noch zu den schönsten Einkaufsstraßen<br />
Europas?<br />
Auf jeden Fall. Aber ich sehe auch die<br />
Schwierigkeiten, die <strong>klein</strong>e Labels haben,<br />
die keinen Investor im Rücken haben.<br />
Was ich derzeit positiv finde ist,<br />
dass Produktionen aus Asien zurück<br />
nach Europa verlegt werden, um kürzere<br />
Wege und einen engeren Kontakt mit den<br />
Produktionsstätten zu garantieren. Einige<br />
Labels stellen auch schon wieder in<br />
Deutschland her.<br />
2012 haben Sie Ihre Marken „UTA<br />
RAASCH“ und „UR BEAUTIFUL“ an die<br />
Peter Hahn GmbH verkauft. Die Couture<br />
haben Sie aber immer behalten und 2013<br />
das Couture Atelier No. 37 in Oberkassel<br />
eröffnet.<br />
Die Keimzelle für alle meine Kollektionen<br />
ist und bleibt die Couture mit extravaganten<br />
Schnitten und edlen Materialien.<br />
Für diese fliege ich immer wieder nach<br />
Paris und kaufe dort in denselben Manufakturen<br />
ein wie Karl Lagerfeld.<br />
Sie haben sich im Laufe der Jahrzehnte<br />
einen recht großen Kundinnenstamm<br />
für Ihre Couture aufgebaut. Ist darunter<br />
auch Prominenz?<br />
Ja, aber ich werbe nicht damit.<br />
Mireille Mathieu, Sylvester Stallone,<br />
George W. Bush, Dolly Parton, Cher und<br />
unser Bundesland NRW wurden 70 und<br />
Sie feierten mit.<br />
Ich kokettiere nicht mit dem Alter, denke<br />
auch nicht über eine Schönheits-OP<br />
nach (lacht). Stattdessen halte ich mich<br />
fit, gehe viel mit June und Archie, meinen<br />
Jack Russell Terriern spazieren, liebe das<br />
Gefühl barfuß am Strand in Sylt zu laufen.<br />
Und dann kam noch im letzten Jahr das<br />
Angebot von QVC, eine eigene Design-<br />
kollektion zu entwickeln. Darin zeigt sich<br />
eben auch der enorme Wandel in den Vertriebskanälen.<br />
Laut einer Studie der Unternehmensberatung<br />
McKinsey werden mittlerweile<br />
die Hälfte aller Luxuskäufe weltweit<br />
über das Internet getätigt. Wie ist Ihre<br />
Beziehung zur (Mode-)Stadt Düsseldorf?<br />
Ich persönlich würde mir schon als Branchenmix<br />
mehr <strong>klein</strong>e, inhabergeführte<br />
Boutiquen wünschen. Ich gehe aber nach<br />
wie vor sehr gerne hier shoppen, treffe<br />
mich mit Freunden auf ein Füchschen<br />
oder ein Ueriges mit Hausmannskost in<br />
der Altstadt. Düsseldorf ist einfach eine<br />
lebens- und liebenswerte Stadt der Mode.<br />
Das Interview führte Susan Tuchel<br />
SICH ZEIGEN<br />
Sich zu zeigen macht auch verletzlich. Das gilt für die Frauen,<br />
die sich vor Beate Knappes Kamera wagten und ebenso für die<br />
Fotografin selbst, die diese Portraitserie in ihrer Ausstellung<br />
präsentierte und mit den Schicksalen der Frauen konfrontiert<br />
wurde, die sie nicht mehr loslassen sollten. Sich trotz eines kahlen<br />
Kopfes portraitieren zu lassen und diese Bilder auch noch<br />
in der Öffentlichkeit zu präsentieren, das erfordert Mut. Den<br />
Mut sich in seiner ganzen Verletzlichkeit zu zeigen. Nicht nur<br />
darum ist das Projekt von Beate Knappe so vorbildlich. Sondern<br />
auch, weil es gesellschaftliche Normen aufbricht. Der Kult von<br />
Schönheit, Jugendlichkeit, Perfektion und Statusdenken weicht<br />
der Wirklichkeit und zeigt wie oftmals hilflos wir uns gegenüber<br />
plötzlichen schweren Krankheiten fühlen, die uns fernab von allen<br />
„Hüllen“ oder „Masken“ auf das reduzieren, was wir sind:<br />
Menschen.<br />
TABUTHEMA BRUSTKREBS<br />
Dabei ist Brustkrebs nach wie vor ein Tabuthema, das betroffene<br />
Frauen lieber für sich behalten. Das erschwert nicht nur den Umgang<br />
der Betroffenen mit der Krankheit, sondern untergräbt auch<br />
die nötige Sensibilität für die hohe Bedeutung der Vorsorge.<br />
Die Früherkennung ist so wichtig. Eine Diagnose in frühen<br />
Stadien ist mit besseren und schonenderen Behandlungsmöglichkeiten<br />
verbunden. Die Chancen für eine brusterhaltende<br />
Operation und vollständige Heilung steigen, eine Chemotherapie<br />
ist seltener notwendig.<br />
Als erstes Indiz bei der Selbstuntersuchung gilt der Knoten in<br />
der Brust. Weitere Symptome sind eingezogene Brustwarzen, Absonderungen<br />
aus einer Brustwarze, Verdichtungen oder Verhärtungen<br />
in der Achselhöhle, <strong>klein</strong>e punktförmige Grübchen, nicht<br />
abklingende Hautrötungen und einseitige brennende Schmerzen.<br />
Mit rund 70.000 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die mit<br />
Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland.<br />
Das Mammakarzinom tritt wesentlich früher auf als die meisten<br />
anderen Krebsarten. Fast 30 Prozent der betroffenen Frauen<br />
sind bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre – ein Alter, in<br />
dem die meisten übrigen Krebserkrankungen zahlenmäßig noch<br />
kaum eine Rolle spielen. Dabei sind die Brustkrebs-Todesraten<br />
in Deutschland europaweit am höchten. Hier sind <strong>16</strong>,5 Frauen<br />
von 100.000 betroffen stellten Experten von der Universität<br />
von Mailand fest. Der Durchschnitt in der EU liege bei 14,9 von<br />
100.000. Insgesamt habe man aber in den vergangenen Jahren<br />
einen deutlichen Rückgang der Brustkrebs-Todesfälle um neun<br />
Prozent festgestellt. In Deutschland ging die Brustkrebs-Sterblichkeit<br />
um 7,5 Prozent zurück. Brustkrebs ist bei den Frauen der<br />
häufigste Tumor mit Todesfolge. Bei den Männern ist der Lungenkrebs<br />
der Tumor, der für die meisten Todesfälle verantwortlich<br />
ist, wie die Forscher berichten. Die meisten Erkrankungen treten<br />
sporadisch (zufällig) auf, es gibt aber sowohl erbliche als auch<br />
erworbene Risikofaktoren. Neben der Heilung sind der Erhalt der<br />
betreffenden Brust und vor allem der Lebensqualität erklärtes<br />
Ziel der medizinischen Behandlung. Die Therapie besteht in der<br />
Regel in einer an das Erkrankungsstadium angepassten Kombination<br />
aus Operation sowie Zytostatika-, Hormon- und Strahlentherapie.<br />
Für die erkrankten Frauen ist dies der Beginn eines<br />
Martyriums, bei dem nicht nur die Haare ausfallen, sondern auch<br />
die Gefahr besteht, dass eine oder beide Brüste amputiert werden<br />
müssen. Dies wird nicht nur als Verlust der eigenen Weiblichkeit<br />
und Attraktivität empfunden, die Behandlungen schwächen<br />
natürlich auch Vitalität und Lebensfreude – sprich es ist ein<br />
verdammt harter Weg, den diese Frauen gehen müssen im Kampf<br />
gegen den verfluchten Krebs und am Ende droht der Tod. Umso<br />
bewundernswerter ist es, dass die von Beate Knappe portraitierten<br />
Frauen, sich in all ihrer Verletzlichkeit zeigen, um sich und<br />
anderen Mut zu machen: „Seht her, es geht weiter! Seht her, das<br />
bin ich, seht her, wir schaffen das!“<br />
Darum auch an dieser Stelle der Aufruf an Frauen in so<br />
einer Situation, die entweder kurz vor der Chemo stehen<br />
oder diese schon hinter sich haben, sich bei Beate Knappe<br />
zu melden um Teil dieses Projektes zu werden, dessen<br />
Zielsetzung es ist, betroffenen Frauen Mut zu machen.<br />
Weitere Infos und Kontakt:<br />
www.beateknappe.de<br />
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