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<strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de<br />
Youngtimer Oldtimer Szene Markt<br />
40 Jahre lang verschollen<br />
KAWASAKI<br />
H1R<br />
Italo-Enduros<br />
CAGIVA<br />
ELEFANT 650<br />
MOTO GUZZI<br />
V 65 TT<br />
Renn-Rarität<br />
MOTO GUZZI<br />
CONDOR 500<br />
Spektakel am Berg<br />
HILLCLIMBING<br />
IN AMERIKA<br />
Leichtathlet<br />
SUZUKI<br />
GT 250 X7<br />
Restaurierung:<br />
Rudge Ulster 500<br />
Deutschland 5,70 €<br />
Österreich 6,40 € . Schweiz 10,80 SFr . BeNeLux 6,60 €<br />
Dänemark 62,00 DRK . Finnland 8,50 €<br />
Griechenland 8,20 € . Italien 7,50 €
INHALT I<br />
<strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
BMW hatte mit der R 80 G/S vorgemacht,<br />
wie gut ein Zweizylinder<br />
zu einer Enduro passt. Da<br />
wollten Cagiva mit der Elefant<br />
650 und Moto Guzzi mit der V 65<br />
TT nicht nachstehen<br />
34<br />
Bei den Hebestreits<br />
kennt man sich aus<br />
mit Metallbearbeitung.<br />
Deshalb sind<br />
Restaurierungen<br />
stets eine Familienangelegenheit.<br />
So<br />
auch beim Neuaufbau<br />
dieser Rudge<br />
Ulster von 1939<br />
Wild und spektakulär – Hillclimbing lockte<br />
im Amerika der 20er- und 30er-Jahre die<br />
Zuschauer in Massen zu den Steilhängen<br />
4<br />
MOTORRÄDER<br />
IN DIESER<br />
AUSGABE:<br />
Cagiva Elefant 650 4<br />
Harley-Davidson DAH 104<br />
Honda GL 1000-Motor 78<br />
Horex Rebell-Modelle 94<br />
Kawasaki H1R 26<br />
Moto Guzzi Condor 500 18<br />
Moto Guzzi V 65 TT 4<br />
Suzuki GT 250 X7 72<br />
Suzuki GSX-R <strong>11</strong>00 84<br />
Rudge Ulster 500 34<br />
Zündapp-Dreirad 45<br />
Die Suzuki GT 250<br />
X7 kam 1978 als<br />
letzte Zweitakt-<br />
Suzuki mit einem<br />
luftgekühlten<br />
Zweizylinder<br />
72<br />
Titelfotos: Archiv Don Emde, Bilski, Hebestreit, Jahn, Oesterling, Wolf<br />
Inhaltfotos: Archiv Don Emde, Bilski, fact, Hebestreit, Jahn, mps-Fotostudio, Nöll, Oesterling, Siemer, Wolf<br />
104<br />
2 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
18<br />
AUF ACHSE<br />
4 Zweizylinder-Enduros aus Italien<br />
Unterwegs mit Cagiva Elefant 650<br />
und Moto Guzzi V 65 TT<br />
72 Suzuki GT 250 X7<br />
So fährt das Zweitakt-Leichtgewicht<br />
IM STUDIO<br />
18 Moto Guzzi Condor 500<br />
Der seltene Production Racer für betuchte<br />
Privatfahrer gibt sich die Ehre<br />
26<br />
78<br />
84<br />
66<br />
94<br />
ZURÜCKGEBLÄTTERT<br />
40 Interessantes aus <strong>MOTORRAD</strong> 8/1987<br />
Yamaha FZX 750<br />
SZENE<br />
26 Kawasaki H1R<br />
Von so einem Scheunenfund träumen<br />
alle Klassik-Liebhaber<br />
34 Leser restaurieren selbst<br />
In Thüringen entstand der Neuaufbau<br />
einer Rudge Ulster von 1939<br />
42 Porträt Zweirad Wiebusch<br />
Präzisionsarbeiten für Zündapp & Co.<br />
45 Zündapp-Dreirad<br />
Lastenträger für gewerblichen Einsatz<br />
46 Nachrichten, Termine, Tipps<br />
66 Porträt Kurt Harries<br />
Seine Passion: Kräder von George Brough<br />
84 Dauertest auf Lebenszeit<br />
Ein früherer Kollege hat sie noch, die<br />
ehemalige Dauertest-Suzuki GSX-R <strong>11</strong>00<br />
94 Horex Rebell 50 und 100<br />
Letztes Aufbäumen vor dem Niedergang<br />
SERVICE<br />
90 Speichenräder reparieren – Teil 2<br />
So klappt das Zentrieren der Felge<br />
NACHGEDRUCKT<br />
78 Honda Gold Wing-Motor im Detail<br />
MARKT<br />
58 Der aktuelle Preisspiegel<br />
Über 450 Youngtimer unter der Lupe<br />
SPORT<br />
100 Parade zu Ehren von Barry Sheene<br />
102 DHM-News<br />
104 Hillclimbing-Wettbewerbe in Amerika<br />
RUBRIKEN<br />
50 Kleinanzeigen-Markt<br />
64 Leserbriefe<br />
<strong>11</strong>4 Vorschau/Impressum<br />
EDIT0RIAL<br />
Wie viel<br />
Patina ist<br />
erlaubt?<br />
In dieser Ausgabe von <strong>MOTORRAD</strong><br />
<strong>Classic</strong> präsentieren wir eine etwas<br />
andere Fotoreportage. Statt einer brillant<br />
restaurierten klassischen Rennmaschine,<br />
wie es eigentlich bei uns oft der Fall ist,<br />
zeigen wir die Scheunenfund-Kawasaki<br />
H1R, die ziemlich viel Patina aufweist.<br />
Ja, man könnte sogar behaupten, die<br />
schnelle Dreizylinder sei zu sehr heruntergekommen,<br />
um von einem professionellen<br />
Fotografen so edel in Szene gesetzt<br />
zu werden.<br />
Wir haben das jetzt trotzdem gemacht,<br />
wie ab Seite 26 zu lesen und zu sehen.<br />
Zum einen, weil die Bilder einen ganz besonderen<br />
Charme besitzen, den man nur<br />
ganz selten findet. Und zum anderen, weil<br />
wir natürlich hoffen, die Maschine in ein,<br />
zwei Jahren noch einmal bestens neu aufgebaut<br />
zeigen zu können.<br />
Grundsätzlich finde ich, sollten Klassiker<br />
und Youngtimer schon ein wenig Patina<br />
besitzen. Wenn eine Maschine 40 oder<br />
mehr Jahre brav ihren Dienst verrichtete,<br />
dann darf man es ihr ruhig an sehen. Bei<br />
meinen ist das auch so.<br />
Blitzblanke Oberflächen, die mehr glänzen<br />
als neu, sind auch nicht jedermanns<br />
Sache. Was ich gar nicht mag, sind<br />
Schlampereien. Schlechter technischer Zustand<br />
etwa, billige Nachlackierungen oder<br />
aus Teilen verschiedener Baureihen zusammengestoppelte<br />
Maschinen. Aber die<br />
haben wir ja auch nie in der Mache.<br />
Viel Spaß beim Lesen und Staunen<br />
wünscht Ihnen<br />
Michael Pfeiffer<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.motorrad-classic.de/mcl-epaper<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 3
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Man muss nur<br />
BMW hatte Anfang der 80er-Jahre mit der R 80 G/S<br />
vorgelegt, die Italiener folgten verzögert, aber mit<br />
Macht: kräftige Zweizylinder-Enduros, die zum Reisen<br />
ebenso taugen wie für leichte Offroad-Einlagen. Die<br />
V2-bestückten Cagiva Elefant 650 und Moto Guzzi<br />
V 65 TT zeigen im Vergleich, ob sie nur italienischen<br />
Charme oder auch echte Tugenden besitzen.<br />
Text: Gerhard Eirich; Fotos: Markus Jahn
stollen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 5
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Enduros kommen durch, das sagt<br />
schon ihre Bezeichnung als solche.<br />
Durchs Gelände, klar, vornehmlich<br />
mit Einzylindermotoren, die<br />
meist simpel aufgebaut sind und das Gesamtgewicht<br />
des Bikes in Grenzen halten.<br />
Doch für die lange Anreise in entlegene<br />
Abenteuergebiete, wo Offroadqualitäten<br />
gefragt sind, fehlte es den Single-Enduros<br />
meist an Leistung und auch an langstreckentauglicher<br />
Laufkultur. Warum also<br />
nicht die Vorzüge eines Twins nutzen und<br />
mit der Geländetauglichkeit der stollenbereiften<br />
Singles kombinieren? BMW hatte<br />
es schließlich bereits 1980 mit der R 80 G/S<br />
vorgemacht, Honda zog 1983 mit der nicht<br />
minder bulligen XLV 750 R nach.<br />
Italo-V2 im Offroad-Gewand<br />
Die Italiener haben etwas verzögert reagiert,<br />
aber sich dann doch an ihre vorhandenen<br />
Motoren erinnert, die als Basis<br />
für eine Reiseenduro sehr wohl taugen<br />
könnten. Der kleine, aus der V 35 und<br />
später V 50 hervorgegangene Guzzi-V2<br />
der V 65 sollte kompakt, aber leistungsstark<br />
genug sein, bei Cagiva bediente man<br />
sich des 650er-Ducati-V2.<br />
Jener Motor geht auf die Pantah-Baureihe<br />
zurück, die 1979 mit der 500er eröffnet<br />
wurde, über die 600er schließlich 1983<br />
zur 650er führte. Nach anfänglichem Joint-<br />
Venture der in die Krise geratenen Firma<br />
Ducati (Ducati sollte Motoren an Cagiva<br />
liefern) folgte schließlich 1985 die Übernahme<br />
durch Cagiva, und der 650er-<br />
Motor trieb nun die beiden neuen Cagiva-<br />
Modelle 650 Alazzurra und Elefant 650<br />
an. Der Name des jungen, 1978 gegründeten<br />
Unternehmens Cagiva wurde übrigens<br />
als Akronym aus dem Namen des Vaters<br />
der beiden Castiglioni-Brüder und des<br />
6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Überall sieht<br />
man die Liebe zum<br />
Detail: Schmale,<br />
klappbare Rasten<br />
sind zwar Pflicht,<br />
das filigrane Schaltgestänge<br />
ist jedoch<br />
fast ein Kunstwerk<br />
„Der Elefant“ fährt<br />
immer exakt dahin,<br />
wo der Fahrer will,<br />
auch wenn seine<br />
208 K ilogramm mit<br />
etwas Nachdruck in<br />
Schräglage gebracht<br />
werden wollen<br />
Der Ex-Pantah-Motor passt bestens<br />
zum Konzept der Cagiva Elefant, der<br />
schmale Ölkühler hilft dem V2, auch<br />
bei Offroad-Einsatz cool zu bleiben<br />
Firmensitzes gebildet: CAstiglioni GIovanni<br />
VArese.<br />
Beide italienische Vertreter reihten sich<br />
ein in die damals als Range Rover auf<br />
zwei Rädern bezeichnete Klasse: geländetaugliche<br />
Bikes mit Leistung, Stil und<br />
Komfort. Wobei sich die Moto Guzzi V 65<br />
TT mit ihrem Einstandspreis von gut 8500<br />
Mark fast schon als Schnäppchen erwies,<br />
die Cagiva hingegen mit über <strong>11</strong> 500 Mark<br />
quasi sündhaft teuer war. Nebenbei erwähnt:<br />
Das TT in der Guzzi-Bezeichnung<br />
steht als Abkürzung für „Tutto Terreno“,<br />
aus dem Italienischen in etwa zu überset-<br />
Geht doch: 42er-<br />
Marzocchi-Gabel<br />
mit reichlich Reserven.<br />
Braucht sie<br />
auch, denn die<br />
Brembo-Doppelkolbensättel<br />
beißen heftig zu<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 7
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Hier wurde nicht<br />
gespart: Hinten<br />
arbeitet ein Öhlins-<br />
Monoshock-Federbein<br />
mit seitlich<br />
gut zugäng lichem<br />
Einstellrad<br />
Kleine und bunte,<br />
dafür ziemlich<br />
genau anzeigende<br />
Uhren bestimmen<br />
das eher karg<br />
bestückte Cockpit<br />
der Cagiva<br />
zen mit „auf jedem Untergrund, in jedem<br />
Gelände“. Was den Anspruch der Guzzi-<br />
Erbauer an die TT recht klar definiert.<br />
Preis hin, Preis her – große Stückzahlen<br />
wurden von keiner der beiden verkauft,<br />
und heute sind beide extrem selten anzutreffen.<br />
Umso glücklicher ist der Umstand,<br />
dass Ralf Gießel gleich beide Bikes besitzt<br />
und bereit ist, mit uns im norddeutschen<br />
Flachland auszureiten und dem Reiz der<br />
doch recht unterschiedlichen Italo-Enduros<br />
auf den Grund zu gehen. Ralf ist bekennender<br />
Italo-Fan, und weiß als Besitzer sowohl<br />
älterer als auch neuerer Ducatis, wovon er<br />
spricht und worauf er sich ein gelassen hat.<br />
Beide Bikes hat der 49-Jährige vor einigen<br />
Jahren mehr oder weniger überholungsbedürftig<br />
günstig erstanden und nahezu<br />
komplett restauriert. In der Guzzi steckt<br />
noch etwas mehr Arbeit, bei der Cagiva<br />
blieb immerhin der Motor ungeöffnet – er<br />
lief damals wie heute sauber und ausgesprochen<br />
temperamentvoll. Fast alles ist<br />
original, lediglich die Auspuffanlagen sind<br />
bei beiden etwas modifiziert, und die Cagiva<br />
ist ein italienisches Modell mit acht PS<br />
mehr als die für Deutschland auf 50 PS gestutzte<br />
Version. Außerdem besitzt sie seine<br />
die hydraulisch betätigte Trockenkupplung,<br />
die deutsche Version aktiviert ihre Ölbadkupplung<br />
per Seilzug. Die leichtgängige Betätigung<br />
derselben fordert keinen Schraubstock-Zugriff,<br />
wie es bei vielen alten Ducatis<br />
der Fall ist; die erste Sitz- und Funktionsprobe<br />
fällt einladend aus. Auch wenn die<br />
beachtliche Sitzhöhe von 890 Millimetern<br />
Fahrer unter 1,80 Meter sicher abschrecken<br />
dürfte. Antreten des kurzhubigen V2 kann,<br />
8 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
IM DETAIL: CAGIVA ELEFANT 650<br />
(1985 – 1987)<br />
Preis 1985: <strong>11</strong> 590 Mark<br />
Daten (Typ 1N)<br />
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-<br />
Viertakt-90-Grad-V-Motor, je eine<br />
obenliegende, zahnriemengetriebene<br />
Nockenwelle, je zwei desmodromisch<br />
über Kipphebel betätigte Ventile, Bohrung<br />
x Hub 82 x 61,5 mm, Hubraum<br />
649 cm³, Leistung 50 PS bei 7250/min,<br />
zwei Dellorto-Vergaser, Ø 36 mm<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-<br />
Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />
Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Zentralrohrrahmen mit<br />
zwei Unterzügen aus Stahl, Telegabel<br />
vorn, Ø 42 mm, Zweiarmschwinge mit<br />
Zentralfederbein, Federweg vorn/hinten<br />
210/180mm, Reifen 90/90 S 21<br />
vorn, 130/90 S 17 hinten, Scheibenbremse<br />
vorn/hinten, Ø 260/240 mm<br />
Maße und Gewichte: Radstand<br />
1535 mm, Tankinhalt 18 Liter, Gewicht<br />
vollgetankt 208 kg<br />
Fahrleistungen:<br />
Höchstgeschwindigkeit 173 km/h<br />
Technik<br />
In puncto Technik wurde bei der<br />
Cagiva an nichts gespart: angefangen<br />
beim 90-Grad-V-Twin – eine Konstruktion<br />
des genialen Fabio Taglioni. Der<br />
Motor debütierte 1979 in der Pantah<br />
500 und trieb erstmals bei einer Ducati<br />
die Nockenwelle per Zahnriemen<br />
an und nicht mehr über Königswellen.<br />
Über die Jahre auf 650 cm³ gewachsen,<br />
musste der V2 mit der desmodromischen<br />
Zwangssteuerung der Ventile,<br />
die aufwendig, jedoch nicht so wartungsintensiv<br />
ist, wie oft behauptet,<br />
sich nur geringe Modifikationen für<br />
die Verwendung in der Elefant gefallen<br />
lassen. Um die beiden Dellorto-<br />
Vergaser zwischen den Zylindern<br />
platzieren zu können, musste der Kopf<br />
des hinteren Zylinders gedreht und<br />
der Ansaugtrakt geändert werden.<br />
Die Getriebeübersetzung wurde angepasst,<br />
die ersten drei Stufen sind nun<br />
Der Ducati<br />
Pantah-V2 mit<br />
dem vertikal<br />
geteilten Gehäuse<br />
ist dank<br />
Zahnriemenantrieb<br />
recht<br />
leise<br />
kürzer ausgelegt, die fünfte länger.<br />
Auch einen kleinen Ölkühler verpasste<br />
man der Offroad-Cagiva. Mechanisch<br />
robust und langlebig offenbart der<br />
Antrieb vor allem Schwächen bei der<br />
Elektrik. Die Pickups der elektronischen<br />
Bosch-Zündung geben häufig<br />
den Geist auf, die Umrüstung auf moderne<br />
Ducati-Komponenten (Kokusan,<br />
oder Igni-Tech) bzw. die Umrüstung<br />
auf Sachse-Zündung mit zuverlässigerem<br />
Spannungsregler empfiehlt sich.<br />
Deutsche Modelle mit Ölbadkupplung<br />
machen offenbar häufig Probleme<br />
bei Verwendung von Synthetiköl (rutschende<br />
Kupplung), die Italo-Version<br />
besitzt eine Trockenkupplung.<br />
Gebrauchtcheck<br />
Als grundsätzlicher Ratschlag beim<br />
Kauf gilt: auf Vollständigkeit achten.<br />
Viele Elefant-spezifische Teile gibt es<br />
praktisch gar nicht mehr, wie etwa die<br />
Dekor-Sätze. Außerdem: Teile einfach<br />
kaufen, wenn sie angeboten werden,<br />
nicht erst, wenn man sie braucht. Probleme<br />
mit dem Anlasser bei der Besichtigung<br />
sollte man ernst nehmen:<br />
Der Austausch ist eine Menge Arbeit,<br />
der halbe Motor muss dazu zerlegt<br />
werden. Auch auf poröse Ansauggummis<br />
sollte man genau achten – neue<br />
sind extrem rar und kaum zu bekommen.<br />
Wer Wert auf makellosen Zustand<br />
legt, sollte lieber auf ein gutes<br />
Exemplar warten, denn wie erwähnt,<br />
Cagiva-(Lack-)teile sind schwer bis<br />
gar nicht mehr zu bekommen. Dann<br />
lieber eine gut erhaltene mit Motoroder<br />
Getriebeproblem nehmen – die<br />
Technik lässt sich reparieren, Ducati-<br />
Er satzteile sind verfügbar.<br />
Markt<br />
Die alten 650er-Elefanten werden<br />
selten angeboten, vor allem in gutem<br />
Foto: Schwab<br />
Zustand oder gar zum günstigen Preis.<br />
Ab und zu lassen sich verstaubte,<br />
etwas abgerockte Exemplare mit<br />
heruntergekommener Technik ergattern,<br />
als Basis für die Restaurierung.<br />
Wer Zeit hat und Arbeit investieren<br />
will und kann, mag hie und da ein<br />
Schnäppchen unter 1000 Euro machen.<br />
Eine Regel für den Preis für gut<br />
erhaltene Originale gibt es ebenso<br />
wenig wie verlässliche Zulassungszahlen<br />
– das rare Angebot bestimmt<br />
den Preis, die bislang ebenso geringe<br />
Nachfrage steigt allmählich. Noch<br />
lassen sich also Cagiva Elefant-Exemplare<br />
zu Preisen deutlich unter Ducati-<br />
Niveau finden.<br />
Spezialisten<br />
www.nics-garage.info<br />
www.moto-burkhalter.ch<br />
www.desmo-ducati.de<br />
Clubs und<br />
Foren<br />
www.alexfischer.de<br />
Historie<br />
1987:Mit der Nachfolgerin stieg der<br />
Hubraum auf 748 cm³ an, die Leistung<br />
jedoch kaum. Der nun 61 PS starke<br />
V-Twin verbarg sich auch zunehmend<br />
hinter Plastik. Preis: 13 490 Mark
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Zum Pflügen durch Stoppelfelder<br />
oder über staubige Schotterfeldwege<br />
taugen die Italo-Enduros allemal<br />
muss aber nicht sein – der E-Starter übernimmt<br />
die Arbeit, der Kickstarter steht für<br />
den Notfall zur Verfügung. Die hochbeinige<br />
Cagiva bringt eine üppige Ausstattung<br />
und hochwertige Fahrwerkskomponenten<br />
mit – dank ihrer massiven Marzocchi-<br />
Gabel mit 42er-Standrohren und des edlen<br />
Öhlins-Monoshock-Federbeins, beide mit<br />
üppigen Federwegen, taugt sie zumindest<br />
theoretisch für harte Ritte im schwierigen<br />
Gelände. Dort setzen die vollgetankt 208<br />
Kilogramm der Elefant diesem Treiben<br />
allerdings ganz natürliche Grenzen. Heute<br />
soll es ohnehin nur über Stoppelfelder<br />
oder staubige Schotterfeldwege gehen.<br />
Ohnehin vermittelt die Sitzhaltung (weit<br />
vorn, hinterm breiten, flachen Lenker) das<br />
Fahrerlebnis eines Funbikes/einer Supermoto<br />
auf Stollenreifen. Die Beine sind<br />
wenig angewinkelt, die Rasten relativ<br />
weit vorn, das taugt zum Heizen ebenso<br />
wie für lange Autobahnetappen. Der V2<br />
gefällt vom Start weg mit auffallender<br />
Laufruhe – Vibrationen sind bei keiner<br />
Drehzahl ernsthaft zu verbuchen, der erwartete<br />
kernige V2-Schlag ist nicht zu<br />
spüren, aber deutlich zu hören.<br />
Dank der enger gestuften ersten drei<br />
Gänge des Getriebes und des satten Antritts<br />
des Motors offenbart die Cagiva wahre<br />
Sprinterqualitäten. Schon ab 2000 Touren<br />
liefert der 650er ruckfreien Vortrieb,<br />
zieht mit zunehmender Drehzahl energischer<br />
in Richtung roter Bereich, ohne<br />
Hänger und ohne Leistungsexplosion.<br />
Gleichmäßig, aber gleichmäßig kraftvoll.<br />
10 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Auch im Fünften lässt sich die Elefant aus<br />
jenen 2000/min hochbeschleunigen, doch<br />
verleitet sie weniger zum Bummeln als<br />
zum flotten Landstraßenheizen, mit stets<br />
gehobener Drehzahl und einem Anflug<br />
von Messer zwischen den Zähnen. Auf<br />
Geraden schnalzt die Tachonadel zügig<br />
auf gehobene Werte, die möglichen über<br />
170 km/h verkneife ich mir hier und<br />
heute. Das Fahrwerk gibt sich nirgendwo<br />
eine Blöße, spricht akzeptabel an und hat<br />
reichlich Reserven für gröbere Unebenheiten,<br />
ist aber eher von der strafferen<br />
Sorte als zu schwammig. Absolut stabil<br />
und unbeirrbar läuft die Cagiva geradeaus,<br />
nimmt Kurven präzise unter die<br />
Räder – groß artig. Die Scheibenbremsen,<br />
vorn wie hinten von Brembo, gefallen mit<br />
guter Wirkung und Dosierbarkeit und<br />
passen zu sportlicher Fahrweise. Lediglich<br />
die allerletzte Leichtigkeit im Handling<br />
will sich nicht einstellen, die über 200<br />
Kilogramm lassen sich dann doch nicht<br />
leugnen. Das kann die deutlich leichtere<br />
Guzzi, wie sich später herausstellen sollte,<br />
besser. Wer die Cagiva als kraftvollen<br />
Hardcore-Offroader nutzen will, sollte das<br />
Gewichtsmanko im Auge behalten. Wer<br />
mit ihr auf Fernreise gehen möchte, kann<br />
sich bei Verbräuchen zwischen fünf und<br />
acht Litern (im Schnitt etwa 6,5 Liter) immerhin<br />
auf eine akzeptable Reichweite<br />
mit dem 18-Liter-Tank verlassen.<br />
Da offenbart die Guzzi, auf die ich nach<br />
kurzer Snackpause umsteige, gleich mal<br />
ihre Achillesferse. Bei ganz ähnlichen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> <strong>11</strong>
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Der Guzzi-<br />
Kardan<br />
gibt sich<br />
betont unauffällig,<br />
die Marzocchi-Federbeine<br />
erweisen sich als<br />
betont hart<br />
Mit der nur 184<br />
Kilogramm leichten<br />
und recht handlichen<br />
V 65 TT lässt<br />
es sich leichtfüßig<br />
auch durch enge<br />
Kurven räubern<br />
Die Vierkant-Aluschwinge ist direkt<br />
im Getriebegehäuse gelagert, zum<br />
Ausbau des kompakten V2 sind die<br />
Rahmenunterzüge abschraubbar<br />
Die Marzocchi-<br />
Gabel macht ihre<br />
Sache ausnehmend<br />
gut, die Brembo-<br />
Bremse agiert<br />
stumpf und könnte<br />
deutlich mehr<br />
Biss vertragen<br />
Verbrauchswerten kommt die V 65 TT mit<br />
ihrem kärglichen Spritvorrat von 12,5 Litern<br />
nur auf eine dürftige Reichweite.<br />
Doch beginnen wir von vorn, also beim<br />
Start. Mit heftigem Schlag schüttelt der<br />
Anlasser den ebenfalls kurzhubig ausgelegten,<br />
jedoch Guzzi-typisch längs eingebauten<br />
V2 zum Leben – einen Kickstarter<br />
für Notfälle gibt es nicht. Die erste echte<br />
Enduro aus Mandello (die Nuovo Falcone<br />
Sahara von Mitte der 1970er gilt selbst bei<br />
Fans nicht als echte Enduro) trumpft mit<br />
Komponenten namhafter Hersteller auf:<br />
Gabel und Gasdruck-Federbeine von<br />
12 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Marzocchi, Scheibenbremsen vorn und<br />
hinten von Brembo, Lenkerhebel von<br />
Tommaselli. Gute Anlagen also, doch eine<br />
Hardcore-Enduro hatten die Konstrukteure<br />
um Ingenieur Cesaretti bei Moto Guzzi<br />
gar nicht im Sinn. Die mit vollgetankt 184<br />
Kilogramm vergleichsweise leichte V 65<br />
TT war eher gemacht fürs Endurowandern,<br />
als alltagstaugliche Kurvenwetzerin,<br />
die auch mal leichte Abstecher abseits<br />
befestigter Straßen erlaubt. So fällt denn<br />
auch die Sitzhöhe mit 840 Millimetern<br />
maßvoll aus, leider auch der Federweg<br />
hinten – mit 98 Millimetern ist schon auf<br />
rumpeligen Landstraßen und erst recht im<br />
Gelände kein Staat zu machen.<br />
Zum Komfort im Alltag trägt auch die<br />
eher spartanisch gepolsterte Sitzbank<br />
wenig bei, die den Fahrer, anders als bei<br />
der Cagiva, eher im als auf dem Motorrad<br />
platziert. Die vermeintlich passive Fahrhaltung<br />
erlaubt dank der gelungenen<br />
Fahrwerksbalance und - geometrie dennoch<br />
eine freche Fahrweise mit der verblüffend<br />
handlichen Guzzi. Nicht ganz so<br />
stoisch stabil und unbeirrbar wie die Elefant<br />
wetzt die V 65 ums Eck, doch sie<br />
bleibt stets gutmütig und erst bei höherem<br />
Tempo nahe der Höchstgeschwindigkeit<br />
von immerhin 164 km/h neigt sie etwas<br />
zum Rühren. Keine allzu störenden Eigenarten<br />
zeigt der Kardanantrieb. Verhärten<br />
und Aufstellen beim harten Beschleunigen<br />
oder Zusammensacken beim Gaswegnehmen<br />
halten sich in Grenzen, sind<br />
eigentlich kaum spürbar. Insofern in Sachen<br />
Wartungs- und Pflegeaufwand ein<br />
klarer Vorteil gegenüber der kettengetriebenen<br />
Cagiva, ohne die kardanspezifischen<br />
Lästigkeiten. Das den kleinen Motoren<br />
eigene und in Tests der V 65 TT gelobte<br />
satte Durchzugsvermögen kann Ralfs<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 13
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Kein Highlight:<br />
viele, jedoch<br />
schwach glimmende<br />
Kontrolllampen<br />
im Cockpit, dazu<br />
ungenau anzeigende<br />
Veglia-Uhren mit<br />
zappelnden Zeigern<br />
Verspielte, sehr<br />
bunte Schaltersammlung<br />
im Lego-<br />
Look am linken<br />
Lenkerende der<br />
Moto Guzzi – praktisch<br />
und übersichtlich<br />
ist anders<br />
Guzzi nicht ganz bieten. Das mag mit dem<br />
Fehlen des voluminösen Vorschalldämpfers<br />
zu tun haben, den Ralf im Zuge der Auspuffmodifikation<br />
gegen zwei einzelne Röhrchen<br />
getauscht hat, die in den Endtopf münden.<br />
Ein wenig Höchstleistung soll dies jedoch<br />
gebracht haben, und tatsächlich zieht der<br />
kleine V2 zwar sauber ab 2500/min unten<br />
raus, echtes Temperament kommt jedoch<br />
erst ab gut 5000 Touren auf, mit entsprechender<br />
Drehfreude bis an die 8000er-Marke.<br />
Flotte Fahrweise erfordert also eifriges<br />
Schalten im Fünfganggetriebe, das bei<br />
Gangwechseln nach sorgfältiger und nicht<br />
zu hektischer Betätigung des Schalthebels<br />
verlangt, lange Schaltwege inklusive. Lange<br />
Bremswege sind auch gratis, die vordere<br />
Scheibe braucht einen kräftigen Zug am Griff<br />
und verzögert dennoch recht stumpf und<br />
nicht sonderlich wirkungsvoll. Gut, dass die<br />
hintere Scheibe per gut dosierbarem Fußhebel<br />
ordentlich mithilft. Immerhin bleibt<br />
die Guzzi beim Bremsen sauber in der Spur<br />
– gegen das Verziehen der Gabelrohre hilft<br />
ein Gabelstabilisator.<br />
Alles in allem wirkt die Guzzi allerdings<br />
weniger ausgereift, weniger hochwertig als<br />
die deutlich teurere Cagiva. Dies offenbart<br />
sich bei den unübersichtlichen, fummeligen<br />
Schaltern an den Lenkerenden (bei der Elefant<br />
stammen die nahezu perfekten Teile<br />
von Honda), oder auch beim labilen, ohnehin<br />
zu kurz geratenen Seitenständer, der<br />
einem beim Parken stets die Sorgenfalten<br />
auf die Stirn treibt.<br />
Beiden Bikes war zwar keine allzu lange<br />
Bauzeit beschert, weswegen sie auch heute<br />
selten anzutreffen sind, doch haben sie den<br />
14 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
IM DETAIL: MOTO GUZZI V 65 TT<br />
(1983 – 1986)<br />
Preis 1985: 8598 Mark<br />
Daten (Typ V65 TT)<br />
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-<br />
Viertakt-90-Grad-V-Motor, eine untenliegende<br />
Nockenwelle, zwei Ventile<br />
pro Zylinder, über Stoßstangen und<br />
Kipphebel betätigt, Bohrung x Hub<br />
80 x 64 mm, Hubraum 643 cm³,<br />
Leistung 45 PS bei 7500/min, zwei<br />
Dellorto-Vergaser, Ø 30 mm,<br />
Kraftübertragung: Einscheiben-<br />
Trockenkupplung, Fünfganggetriebe,<br />
Kardanantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahlrohr, Unterzüge abschraubbar,<br />
Motor mittragend, Telegabel vorn,<br />
Ø 40 mm, Zweiarmschwinge aus Alu,<br />
zwei Federbeine, Reifen 3.00 S 21<br />
vorn, 4.00 S 18 hinten, Scheibenbremse<br />
vorn/hinten, Ø 260/260 mm<br />
Maße und Gewichte: Radstand<br />
1480 mm, Tankinhalt 12,5 Liter,<br />
Gewicht vollgetankt 184 kg<br />
Fahrleistungen:<br />
Höchstgeschwindigkeit 164 km/h<br />
Technik<br />
Auf Basis der V35/V50:<br />
Guzzi-V2 mit horizontal<br />
geteiltem Motorgehäuse,<br />
Zylinderköpfen<br />
mit parallelen<br />
Ven tilen und Heron-<br />
Brennräumen<br />
Die Technik der V 65 basiert auf den<br />
bereits 1976 auf der IFMA in Köln präsentierten,<br />
1977 eingeführten V 35-<br />
und V 50-Modellen. Chefkonstrukteur<br />
Lino Tonti hatte den Motoren der kleinen<br />
Guzzis einige nennenswerte Neurungen<br />
angedeihen lassen. Da wären<br />
vor allem die Heron-Brennräume<br />
(in die Kolbenböden integriert)<br />
mit relativ kleinen Parallel-Ventilen,<br />
dank derer die Zylinderköpfe<br />
recht kompakt ausfallen. Des Weiteren<br />
eine direkt im Getriebegehäuse gelagerte<br />
Vierkant-Aluminiumschwinge<br />
und einen Rahmen, der den Motor<br />
mittragend integriert, mit abschraubbaren<br />
Unterzügen zur leichteren<br />
Motordemontage. Außerdem ein<br />
horizontal geteiltes Motorgehäuse,<br />
welches die Produktion<br />
vereinfacht und Reparaturen erleichtert.<br />
Dagegen bezeichnen manche den<br />
Luftfilterausbau als fummelig, andere<br />
schlicht als Katastrophe. Insgesamt<br />
gilt der Moto Guzzi-V2 jedoch als<br />
logisch aufgebaut und ist mit Normwerkzeug<br />
einer gut sortierten Werkstatt<br />
relativ einfach zu zerlegen. Die<br />
serienmäßige Kontaktzündung wird<br />
meist schnell auf eine Dyna-Zündung<br />
um gerüstet, der Anlasser (häufig<br />
ein anfälliges Lucas-Teil) durch einen<br />
kleineren von Valeo ersetzt, der mehr<br />
Wumms beim Start bietet. Der auf<br />
Zündkerzen empfindlich reagierende<br />
Motor läuft erfahrungsgemäß mit<br />
Bosch-Kerzen verlässlicher als mit<br />
solchen von NGK.<br />
Gebrauchtcheck<br />
Auch für die seltene V 65 TT gilt: Vollständigkeit<br />
ist das A und O einer Gebrauchten.<br />
Generell sind Moto Guzzi-<br />
Teile zwar noch preiswert und erhältlich,<br />
TT-spezifische Teile jedoch sind<br />
äußerst rar. Das gilt besonders für<br />
die Seitendeckel. Ein Blick auf den/die<br />
Vorbesitzer der Maschine ist wichtig:<br />
Auch der an sich robuste kleine Guzzi-<br />
Motor kann von Banausen kaputtgeschraubt<br />
werden.<br />
Ordentliche, fachmännische Pflege<br />
sollte man dem Schiebestück im Kardan<br />
angedeihen (muss regelmäßig<br />
ge fettet werden), falscher Ölstand im<br />
Endantrieb oder falsche Ausdistanzierung/Axialspiel<br />
im Triebling führen<br />
zu Schäden am Kardanantrieb. Ein<br />
bereits erfolgter Umbau auf moderne<br />
elektronische Zündung sammelt<br />
Pluspunkte – sie steigert die Zuverlässigkeit<br />
und erhöht das Drehvermögen<br />
des Motors deutlich.<br />
Foto: Schwab<br />
Markt<br />
Angeblich wurden nur exakt 1799<br />
Exemplare der V 65 TT produziert. Entsprechend<br />
schwierig dürfte überhaupt<br />
eine TT, noch dazu in gutem Originalzustand,<br />
zu finden sein. Verschraubte<br />
oder vergammelte Bikes brauchen Geduld<br />
und Geschick beim Restaurieren,<br />
sind aber auch (mit viel Glück)<br />
manchmal bereits für weniger als<br />
1000 Euro zu entdecken. Nur Top-<br />
Exemplare werden auch mal über<br />
3000 Euro gehandelt.<br />
Spezialisten<br />
Jörg Hess<br />
Team Motobox in Lage<br />
Tel.: 0 52 32/1 70 93<br />
Martin Hagemann<br />
www.guzziepiu.de<br />
Clubs und<br />
Foren<br />
www.guzziepiu.de/forum<br />
Historie<br />
1986:Mit Riesentank (32 Liter) und<br />
rahmenfester Verkleidung reifte die in<br />
vielen Details sinnvoll überarbeitete<br />
V 65 als NTX zum echten Reisetourer.<br />
Preis: 9950 Mark
AUF ACHSE I<br />
Cagiva Elefant 650 I Moto Guzzi V 65 TT<br />
Grundstein für die Enduro-Baureihe und<br />
zahlreiche Nachfolgemodelle gelegt. Auf<br />
die V 65 TT folgte die viel reisetauglichere,<br />
komfortablere V 65 NTX, auf die Elefant<br />
650 schon bald die 750er, später die massigen<br />
900er-Versionen. Und damit klappte<br />
dann ja auch endlich der sportliche Erfolg,<br />
welcher der 650er-Wettbewerbsversion, die<br />
die sportverrückten Castiglionis schon früh<br />
an den Start geschickt hatten, versagt geblieben<br />
war. 1990 holte Edi Orioli endlich<br />
den Cagiva-Sieg bei der Rallye Paris-Dakar.<br />
Die beiden Serien-650er sind dagegen zahme<br />
Gefährten, bedingt geländetauglich, vor<br />
allem aber charaktervolle Spaßmacher auf<br />
der Straße für alle Tage.<br />
Oder etwas überspitzt formuliert: Die<br />
Moto Guzzi ist der handliche, günstige Begleiter<br />
im Alltag für Vernunftmenschen, die<br />
Cagiva die temperamentvolle Spaß maschine<br />
für Heißsporne.<br />
◻<br />
DIE ITALO-KONKURRENZ<br />
Foto: Schwab<br />
Mit 50 PS starkem Reihentwin ging<br />
die Laverda OR 600 Atlas im Feld der<br />
Zweizylinder-Enduros an den Start<br />
Foto: Moto Morini<br />
Trotz Hubraum- und Leistungsmanko<br />
(507 cm³, 41 PS) kann die Morini<br />
Camel 501 noch recht gut mithalten<br />
16 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
MEINUNG<br />
Ralf Gießel<br />
Besitzer der Cagiva und Moto Guzzi<br />
Der 650er-Elefant war seiner Zeit weit voraus.<br />
Wenn ich mir die Cagiva und die darin verbauten<br />
Komponenten ansehe und mit aktuellen<br />
Reiseenduros vergleiche, schneidet die 30<br />
Jahre alte 650er nicht schlechter ab. Eine aktuelle<br />
BMW F 700 GS, die ich 3000 Kilometer<br />
durch Chile und Argentinien gefahren habe,<br />
kann nichts besser, aber einige Dinge viel<br />
schlechter. Das Wesen der Guzzi ist völlig anders,<br />
sie ist mehr Scrambler als Reiseenduro. Beide Bikes haben ihren ganz<br />
eigenen Reiz. Missen möchte ich keines von beiden. Die Guzzi wird derzeit<br />
zum Gespann umgebaut und bekommt einen ganz neuen Einsatzzweck.<br />
Gerhard Eirich<br />
Redakteur und Fahrer der Moto Guzzi<br />
Ich gebe zu, die V 65 TT hat mich überrascht –<br />
positiv. Zum einen gibt sich der kleine Guzzi-<br />
V2 erstaunlich drehfreudig, wenn auch nicht<br />
ganz so durchzugsstark, wie erwartet. Aber es<br />
macht Spaß, ihn bei Bedarf drehen zu lassen,<br />
ohne es zu müssen. Weil, und das ist die andere<br />
Überraschung, die agile Guzzi auf der<br />
Landstraße mit ihrer verblüffenden Handlichkeit<br />
echt zum Kurvenräubern animiert. Allerdings<br />
kann die V 65 auch Bummelmodus, ohne zu langweilen. Den dezent<br />
stampfenden V2-Schlag genießen und einfach durch die Lande rollen. Das<br />
kann die Cagiva nicht wirklich – die will eigentlich immer nur rennen.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 17
IM STUDIO I<br />
Moto Guzzi Condor<br />
18 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Der<br />
Überflieger<br />
Mit einem erlesenen 500er-Production Racer verfolgte<br />
Moto Guzzi 1939 gleich zwei Ziele: Erstens sollte er<br />
betuchte Privatfahrer beglücken und zweitens bei den<br />
populären Langstreckenfahrten auftrumpfen.<br />
Text: Fred Siemer; Fotos: Jacek Bilski<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 19
IM STUDIO I<br />
Moto Guzzi Condor<br />
Die formschöne Parallelogrammgabel<br />
spricht weich<br />
an, die Reibungsdämpfer<br />
lassen sich fein justieren<br />
Aus Leistungsgründen<br />
wurde der Originalmotor,<br />
aus Komfortgründen der<br />
Rennvergaser ausgebaut<br />
Wer an Guzzi denkt, dem fallen viele,<br />
viele Vögel ein: Falken, Reiher, Habichte<br />
oder Hähnchen etwa, als Falcone, Airone,<br />
Astore oder Galletto längst Teil der Motorradgeschichte.<br />
Angefangen hat diese Viecherei 1939 mit<br />
der Condor, und bei deren Namenspatron handelt<br />
es sich um einen riesigen Geier aus der amerikanischen<br />
Bergwelt. Man wollte also gleich hoch hinaus,<br />
und tatsächlich liegt die Flughöhe dieses herrlich<br />
bestückten Renners deutlich oberhalb der sportlichen,<br />
aber eben nicht renntauglichen 500er-GTW<br />
mit ihrem rund 22 PS leistenden ohv-Einzylinder.<br />
Diesen Aufschwung brauchte es, um das bei zahlreichen<br />
500er-GP-Siegen seit Mitte der 30er durch<br />
Stan Woods oder Omobono Tenni eingefahrene Renommee<br />
auch auf nationaler Ebene zu verteidigen.<br />
Natürlich war selbst für eine Kleinserienproduktion<br />
nicht daran zu denken, eine volkstümliche Version<br />
des sündteuren Werksrenners, der legendären<br />
Bicilindrica, anzubieten. Ein energisch getunter ohv-<br />
Single musste genügen. Dieses Rezept hatte Guzzi<br />
schon 1937 bei der GTC (siehe <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />
4/2012) angewandt, die dank 26 PS bei 5000/min<br />
und rund 150 km/h manchen Langstreckenerfolg<br />
einheimste. Leider war sie für echte Rundstreckenrennen<br />
mit 160 Kilogramm noch immer viel zu<br />
schwer, und deshalb entstand bereits 1938 die Nuova<br />
C, später als GTCL, mit L für leggera/leicht, angeboten.<br />
Ein sichtbar ernst gemeinter Vorstoß, denn<br />
der mehr oder weniger unveränderte Motor steckte<br />
nun in einem Fahrwerk, das jenem des sieggewohnten<br />
250er-GP-Einzylinders ähnelte: flach und leicht.<br />
20 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Eigentlich kommt bei gut<br />
5500/min der nächste Gang<br />
rein, aber überdrehen kann<br />
der Kurzhuber auch<br />
Moto Guzzi Condor<br />
MOTOR: Einzylinder-Viertaktmotor, zwei Ventile,<br />
über eine untenliegende Nockenwelle, Stoßstangen<br />
und Kipphebel betätigt, Bohrung<br />
88 mm, Hub 82 mm, 498 cm³, Verdichtung 7:1,<br />
ca. 28 PS bei 5000/min, 32er-Dellorto-Rundschiebervergaser,<br />
Trockensumpfschmierung,<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Vierganggetriebe,<br />
Kettenantrieb<br />
FAHRWERK: Rahmen aus Stahlrohr und Blech,<br />
Parallelogrammgabel vorn, Zweiarm-Dreieckschwinge<br />
hinten, Simplex-Trommelbremse<br />
vorn und hinten, Trockengewicht zirka 130 kg,<br />
Tankinhalt 18 l
IM STUDIO I<br />
Moto Guzzi Condor<br />
Bei den Straßenmaschinen<br />
lagert<br />
der Reibungsdämpfer<br />
oben an<br />
einem Stahlrohr,<br />
hier an einem<br />
Leichtmetallprofil<br />
Seit Ende 1933<br />
kamen sportive<br />
500er-Guzzi mit<br />
v-förmig hängenden<br />
Ventilen daher<br />
22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Dank ihrer schlanken<br />
Silhouette und<br />
der sehr niedrigen<br />
Kontur kommt die<br />
Condor locker über<br />
160 km/h<br />
In diesem wettbewerbstauglichen Umfeld sollte<br />
bei der Condor nun auch ein angemessener Motor<br />
einziehen, und deshalb wuchs dessen Leistung auf<br />
28 PS. Wichtiger noch, dass der großzügige Einsatz<br />
von Elektron, einer Magnesium-Legierung, bei Gehäuse<br />
und Deckeln das Gewicht des Triebwerks deutlich<br />
drückte. Sogar die Naben der gegenüber der<br />
Straßenversion vergrößerten Trommelbremsen bestehen<br />
aus dem leichten Material, und so kamen am<br />
Ende insgesamt 140 Kilo auf die Waage. Die ließen<br />
sich ruck, zuck weiter reduzieren, wenn die serienmäßige<br />
Lichtanlage demontiert wurde. Eine rennfertige<br />
Condor wiegt mit gut 130 Kilo immerhin fast<br />
20 weniger als das acht PS stärkere Gegenstück von<br />
BMW, die aus der R 51 hervorgegangene und an<br />
ausgewählte Privatiers verteilte R 51 RS.<br />
Kein Zufall übrigens, dass beide Hersteller sich<br />
zeitgleich um die Privatfahrer bemühten: Hier wie<br />
dort herrschten faschistische Diktaturen, die nicht<br />
nur sportliche Ertüchtigung im Allgemeinen, sondern<br />
den Motorsport im Besonderen als Probelauf<br />
für militärische Dienste ansahen. Und denen es in<br />
ihrem nationalen Wahn stank, wenn bei den enorm<br />
populären und vom Staat zusätzlich geförderten<br />
Straßenrennen ausländische Marken siegten. Rudge,<br />
Velocette und vor allem Norton mussten in Schach<br />
gehalten werden, möglichst jedes Rennen sollte die<br />
eigene technische Überlegenheit beweisen. So wie<br />
die Nazis alle Motorsportler im Nationalsozialistischen<br />
Kraftfahrkorps bündelten, so fanden sich<br />
viele begabte italienische Rennfahrer mehr oder<br />
weniger freiwillig bei den Verkehrsmilizen der<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 23
IM STUDIO I<br />
Moto Guzzi Condor<br />
Ach ja, wenn so ein<br />
hübscher Griff<br />
erzählen könnte...<br />
Der originale SS-Dellorto wurde durch<br />
einen SSI mit Leerlaufsystem ersetzt<br />
Faschisten wieder. Was dann auch dazu führte, dass<br />
etliche Condor dort landeten, sogar bei rein internen<br />
Rennen eingesetzt wurden. Heute wird diese Nutzung<br />
milde als Polizeidienst bezeichnet.<br />
Doch zurück zum Motorrad: Anders als bei GTC<br />
und Co. bestehen Zylinder und Kopf aus Leichtmetall,<br />
die vergrößerten Ventile im dachförmigen<br />
Brennraum besitzen zwecks besserer Kühlung Natrium-gefüllte<br />
Schäfte und werden von einer schärferen<br />
Nockenwelle bewegt. Wie gewohnt sitzt auch<br />
bei der Condor die Schwungscheibe außerhalb des<br />
Motorgehäuses, dadurch können die Kurbelwellenlager<br />
enger zusammenrücken. Allerdings misst sie<br />
im Durchmesser statt 280 nur 260 Millimeter und<br />
hat um 1,6 auf 6,6 Kilo abgespeckt. Ein ebenfalls<br />
leichteres Pleuel trägt einen Kolben mit zwei Kompressions-<br />
und einem Ölabstreifring. Das Gemisch<br />
bereitet kein Amal-Vergaser auf, sondern ein rennerprobter<br />
Dellorto 32 SS. Weil die flache Bauweise<br />
kaum noch passende Lücken ließ, wanderte der<br />
Öltank der Trockensumpfschmierung – er hatte sich<br />
bei der GTC noch zwischen Benzintank und vorderen<br />
Rahmenunterzug geschmiegt – nun oben aufs<br />
Spritfass und verleiht so der Maschine ihr typisches<br />
Gesicht. Die Motorleistung wird mittels Zahnrädern<br />
an ein rennmäßig gestuftes Vierganggetriebe geleitet,<br />
die Mehrscheibenkupplung läuft im Ölbad.<br />
Nach einem Vorspiel mit einigen recht nah verwandten<br />
Prototypen erschien die Condor 1939 auf<br />
dem Circuito del Lario im lombardischen Bergland,<br />
um auf dem 36,5 Kilometer langen und mit 300<br />
Kurven gespickten Straßenkurs – von Insidern die<br />
italienische TT-Strecke genannt – Ruhm und Ehre<br />
einzufahren. Tatsächlich gelang unter dem späteren<br />
125er-Weltmeister Nello Pagani ein sensationeller<br />
Premierensieg über die mehr als doppelt so starke<br />
aufgeladene Gilera-Vierzylinder. Des Rätsels Lösung<br />
liegt nicht nur in der fahrerischen Qualität des Routiniers<br />
Pagani, sondern gleichermaßen in der überragenden<br />
Handlichkeit und Stabilität der Condor.<br />
Pluspunkte, die auch der Besitzer des <strong>MOTORRAD</strong><br />
<strong>Classic</strong>-Fotomodells immer wieder hervorhebt. Der<br />
Mann hat diese Guzzi bereits Anfang der 80er-Jahre<br />
erworben und sich bei vielen VFV-Rennen darüber<br />
24 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
gefreut, dass seine Condor trotz reichlich Radstand<br />
und obendrein einem 21-Zoll-Vorderrad so flink ums<br />
Eck geht. Aber sie sei auch schnell wieder rausgekommen,<br />
ergänzt er augenzwinkernd und erinnert<br />
sich an den satten Punch des Kurzhubers. Einzig auf<br />
längeren Geraden, da seien ein paar schnelle BMW<br />
an ihm vorbeigezogen.<br />
In ihrer Entstehungszeit waren der Condor leider<br />
nur wenige Rennen vergönnt, und so konnte sie nach<br />
Paganis auch international beachtetem Erfolg sowie<br />
einigen Siegen zur italienischen Rundstreckenmeisterschaft<br />
nur noch den Triumph bei der 1300 Kilometer<br />
langen Fernfahrt Milano-Taranto einheimsen.<br />
Das Reglement dieser Veranstaltungen übrigens war<br />
dafür verantwortlich, dass die Condor serienmäßig<br />
mit Beleuchtung, Kickstarter und Werkzeugfach antrat.<br />
Nach lediglich 69 gebauten Exemplaren wurde<br />
ihre Produktion kriegsbedingt 1940 eingestellt. Doch<br />
etliche erlebten gegen Ende der 40er einen zweiten<br />
Frühling und gingen bei nationalen Rennen wieder<br />
an den Start. Dort trafen sie schon bald auf die<br />
Condor-Nachfolgerin, die berühmte Dondolino.<br />
Wahrscheinlich ist auch das hier gezeigte Motorrad<br />
nach dem Krieg weiter gerannt, was erklären<br />
könnte, wieso es einen Dondolino-Hinterradkotflügel<br />
trägt. Ursprünglich saß dort ein schmucklos<br />
unkonturiertes Blech. Den originalen Motorblock<br />
hat der Besitzer ins Regal gelegt und stattdessen ein<br />
auf drei Kurbelwellenlager hochgerüstetes Falcone-<br />
Gehäuse installiert. So was hatten die Dondolinos ab<br />
1948 ebenfalls, und damit wuchs die Drehzahlfestigkeit<br />
enorm. Den Rennvergaser fand er wegen<br />
der langen Wartezeiten bei vielen Veteranenveranstaltungen<br />
unpraktisch, weil ohne Leerlauf. Manchmal<br />
landet eben auch ein Condor ganz schnöde in<br />
den Niederungen der Praxis.<br />
◻<br />
Das abgebildete Motorrad<br />
steht, zu sammen<br />
mit den Original teilen<br />
(siehe Seite 20), zum<br />
Verkauf. Inter essenten<br />
schicken eine Mail an<br />
Ducati-<strong>Classic</strong>s@web.de<br />
www.motorrad-classic.de
SZENE I<br />
Scheunenfund Kawasaki H1R<br />
26 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
EIN<br />
TRAUM<br />
WIRD WAHR<br />
Eine seltene und wertvolle<br />
Rennmaschine von einst<br />
als Scheunenfund – davon<br />
träumen wir doch alle! Manchmal<br />
werden solche Träume<br />
sogar wahr. So wie bei dieser<br />
Kawasaki H1R aus Schweden,<br />
erweckt aus einem 40-jährigen<br />
Dornröschenschlaf.<br />
Text: Jan Leek; Fotos: Ola Österling<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 27
SZENE I<br />
Scheunenfund Kawasaki H1R<br />
Einst fuhr die H1R erfolgreich<br />
in der 500er-WM, dann ließ<br />
sie der neue Eigner 40 Jahre<br />
lang einfach verrotten<br />
28 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
www.motorrad-classic.de
SZENE I<br />
Scheunenfund Kawasaki H1R<br />
Die Historie dieser H1R ist lückenlos belegbar,<br />
obwohl sie so lange verschwunden war<br />
30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 31
SZENE I<br />
Scheunenfund Kawasaki H1R<br />
Ein Motorrad ist zwar nur ein Gegenstand, aber einer mit<br />
Seele. Das ist vermutlich der Grund, weshalb gestandene<br />
Männer jahrelang von einem bestimmten Motorrad träumen,<br />
sich danach sehnen und mitunter sogar bis zur Besessenheit<br />
hineinsteigern. Gut möglich, dass der Schrott des einen der Traum<br />
des anderen ist, auch Träume sind vielfältig.<br />
Von einem träumen jedoch alle Klassik-Liebhaber gleichermaßen:<br />
dem Scheunenfund. Motorräder, die von ihren einstigen<br />
Besitzern verstoßen, verachtet oder einfach nur vergessen wurden.<br />
Und wir stellen uns diesem magischen Moment vor, in dem wir<br />
solch einen Schatz zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder ans<br />
Tageslicht zerren. Der Scheunenfund ist ein Mythos, gehört zur<br />
Biker-Folklore an jedem Tresen und auf allen Veteranen-Märkten.<br />
Jeder würde gerne von einem solchen erzählen, aber nur wenige<br />
Geschichten sind wirklich wahr. So wie diese hier, die vor fast<br />
einem halben Jahrhundert ihren Lauf nahm.<br />
Ausgangspunkt war das Jahr 1969, das in der Motorrad-Weltmeisterschaft<br />
eine Übergangssaison im Straßenrennsport markiert.<br />
Im Herbst 1968 hatte der Weltverband FIM das Regelwerk für die<br />
kleineren Klassen geändert, weil es unterhalb der 500er- und 350er-<br />
Klassen zum Technik-Overkill gekommen war. Wassergekühlte<br />
Vier zylinder-125er, Getriebe mit immer mehr Gängen – die Kosten<br />
für Entwicklung und Wartung stiegen in solche Höhen, dass kleine<br />
Hersteller nicht mehr mithalten konnten. Da das neue Regelwerk<br />
erst ab 1970 gelten sollte, gab es in der Grand Prix-Saison 1969 nur<br />
eine überschaubare Werksbeteiligung. So konnte Kel Carruthers auf<br />
einer Benelli mit einem luftgekühlten 250er-Vierzylinder-Viertakter<br />
die Fahrer-WM gewinnen. In der 50er-Klasse kabbelten sich Derbi<br />
und Kreidler um den Titel, bei den 125ern Kawasaki und Suzuki und<br />
bei den 350ern Benelli, Yamaha sowie Ossa. Eher traditionell war<br />
das Endklassement bei den 500ern besetzt, mit MV Agusta-, Lintound<br />
Norton-Piloten auf den ersten drei Plätzen. In Japan bastelte<br />
man derweil eifrig an einer neuen Racer-Generation.<br />
Kawasaki brachte 1970 die H1R für Privatfahrer, die auf dem H1-<br />
Straßenmotorrad basierte. Schenkt man der Werbung und den Berichten<br />
in der damaligen Fachpresse Glauben, waren die Änderungen<br />
an der Dreizylinder-Zweitaktmaschine überschaubar. Am offensichtlichsten<br />
war noch die Trockenkupplung. Versprochen wurden<br />
75 PS bei 9000/min, ein Trockengewicht von nur 136 Kilogramm<br />
und eine Spitze von 245 km/h. Auffällig war die hohe Platzierung<br />
des Motors im Rahmen, um Platz für die Expansionskammern des<br />
Auspuffs zu schaffen. Woraus später Probleme erwuchsen.<br />
Zunächst jedoch ging die Rechnung auf: Der Neuseeländer Ginger<br />
Molloy holte sich hinter MV Agusta-Superstar Giacomo Agostini<br />
mit der H1R den zweiten Platz in der 500er-Fahrer-WM, wobei er<br />
allerdings auch einige Einsätze auf Bultaco bestritt. Bemerkenswert<br />
war jedoch, dass sich unter den ersten 20 in der Endwertung von<br />
1970 immerhin acht Kawasaki H1R tummelten! Rückblickend wissen<br />
wir jedoch, dass es Kawasaki noch nicht gelungen war, mit der<br />
H1R die Ära der Zweitakter in der Königsklasse einzuläuten. Denn<br />
hinter Molloy belegte eine illustre Schar von Viertaktern von MV<br />
Agusta, Aermacchi, Seeley, Linto oder Arter-Matchless die Plätze.<br />
Zur Saison 1971 präsentierte Kawasaki die zweite Auflage der<br />
H1R-Rennmaschine, die sich einer stärkeren Konkurrenz erwehren<br />
musste. Denn aus der AMA-Meisterschaft (USA) schafften auch einige<br />
Zweizylinder-Suzuki den Sprung nach Europa. Mit der luftgekühlten<br />
TR 500 schaffte der junge Barry Sheene einige Achtungserfolge.<br />
Der Neuseeländer Keith Turner und der Holländer Rob Bron<br />
belegten auf den Suzuki-Twins sogar die Ränge zwei und drei im<br />
Endklassement der Fahrerwertung der 500er-Weltmeisterschaft!<br />
Insgesamt waren unter den ersten fünf der 500er-WM 1971 drei Suzuki<br />
und eine Kawasaki zu finden – hinter Ago auf der Werks-MV,<br />
versteht sich. Dennoch, in diesem Jahr war erstmals eine große<br />
Zweitakt-Vielfalt zu sehen. Unter den Maschinen, die in der Königsklasse<br />
WM-Punkte errangen, finden wir Suzuki, Kawasaki, Yamaha<br />
(Lothar John, 12. Platz mit 13 Punkten), eine einsame Zweizylinder-<br />
Husqvarna, einen wassergekühlten Dreizylinder-Bootsrennmotor<br />
vom schwedischen Hersteller Monark und, mit einem WM-Punkt<br />
weit abgeschlagen, John Dodds auf seiner König. Keine Frage, die<br />
Zweitakter waren im GP-Sport auf dem Vormarsch!<br />
Es wäre schön gewesen, erzählen zu dürfen, dass die H1R eine formidable<br />
Maschine war und eine ehrenvolle Geschichte schrieb.<br />
Das war sie und tat sie auch, leider aber nur kurz. Es blieb bei den<br />
zwei gebauten Serien für 1970 und 1971, und viel länger fuhr die<br />
Kawasaki auch nicht in der WM. Der Franzose Chris tian Ravel, der<br />
1970 in seiner Debütsaison in Spa einen zweiten Platz auf der H1R<br />
einfahren konnte, kam 1971 auf dem belgischen Kurs ums Leben.<br />
Das 19-jährige Talent verlor im schnellen Abschnitt Blanchimont<br />
die Kontrolle über die heftig pendelnde Kawasaki, die ihn schließlich<br />
abwarf. Damals war die Erforschung der dynamischen Kräfte<br />
bei der Entwicklung von Fahrwerken noch so etwas wie schwarze<br />
Kunst, außerdem spielte wohl auch die unausgewogene Gewichtsverteilung<br />
der H1R eine Rolle bei diesem tragischen Geschehen.<br />
Zu dieser Zeit beschäftigten sich in den Staaten einige Teams mit<br />
Kawasakis 750er-Zweitakt-Dreizylindern, die innerhalb kurzer Zeit<br />
Rennfahrwerke für die großen Zweitakt-Triples bauten. Bei vielen<br />
heutzutage angebotenen H1R handelt es sich um neu aufgebaute<br />
Maschinen mit ebensolchen Fahrgestellen und Verkleidungsteilen<br />
aus der amerikanischen F 750-Meisterschaft. In der 500er-WM der<br />
Saison 1972 schaffte es die beste Kawasaki, mit Dave Simmonds im<br />
Sattel, nur noch auf den siebten Gesamtrang. Die zweitbeste H1R<br />
landete auf dem 14. Platz, der in den Geschichtsbüchern des Grand<br />
Prix-Sports nur aus Gründen der Pflichterfüllung gewürdigt wird. In<br />
diesem Fall ist das aber mehr als nur eine statistische Randnotiz.<br />
Denn hier schließt sich der Kreis, weil es sich bei jener H1R nämlich<br />
um unser Exemplar handelt, das vom Fotografen aus seinem jahrzehntelangen<br />
Dornröschenschlaf gerissen wurde.<br />
Die Kawasaki gehörte dem Schweden Sven-Olof Gunnarsson.<br />
Mit drei sechsten und einem fünften Platz holte „Esso“, wie ihn seine<br />
Freunde nannten, insgesamt 16 Punkte in der 500er-WM der Saison<br />
1972. Außerdem wurde er in diesem Jahr mit der H1R auch schwedischer<br />
Meister in der 500er-Klasse – sein vierter nationaler Titel in<br />
dieser Kategorie. Im Jahr darauf reichte es jedoch nur noch für vier<br />
WM-Punkte, erzielt mit einem zehnten Platz in Deutschland und<br />
einem achten in Schweden. Nichts Zählbares brachten der elfte Platz<br />
in Österreich sowie der 15. Rang beim GP in Spa ein. In der Saison<br />
1973 fuhren jedoch noch vier weitere Kawasaki H1R Weltmeisterschaftspunkte<br />
ein – die Zweitakter waren nicht mehr aufzuhalten!<br />
Heute sind die meisten H1R fest in den Händen begeisterter Sammler<br />
– wie mittlerweile auch unser Fotomodell.<br />
Nach Svens unfreiwilligem Rücktritt aus der Szene (siehe Kas ten<br />
rechts), verschlug es seine Maschine Mitte der 70er-Jahre in einen<br />
kleinen Ort westlich von Stockholm, wo sie beim neuen Besitzer 40<br />
Jahre lang vor sich hin gammelte. Als dieser starb, wollten die Erben<br />
das verwahrloste Bike ganz schnell loswerden – mit einer Kleinanzeige<br />
im Clubheft des schwedischen Kawasaki Owners Club.<br />
Kawa-Liebhaber Per Olofsson, in Schweden bekannt für seine Renovierungen<br />
solcher Zweitakt-Kawasaki, sah die Anzeige und schlug<br />
sofort zu – für Kawasaki-Jünger ist die seltene H1R fast so etwas wie<br />
der heilige Gral! Nach dem Kauf verfrachtete Per Olofsson die<br />
Maschine in die Kellerräume des inzwischen verstorbenen Rennfahrers<br />
Gunnarsson, wo die Fotos im Beisein seiner Witwe Iréne<br />
entstanden sind, die spontan einen von Svens Helmen mit dem<br />
typischen Kleeblatt beisteuerte. Zwischenzeitlich hat Per den Motor<br />
zerlegt und fand zu seiner Überraschung einen neuen Kolben und<br />
„zwei noch brauchbare“ vor. Er ist zuversichtlich, auch diese H1R<br />
wieder fahrbereit auf die Rennstrecke zu bekommen. Die Mühen<br />
sind es wert. Denn diese H1R ist mit ihrer belegten Historie einer<br />
jener seltenen Scheunenfunde, von dem wir alle träumen! ◻<br />
32 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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VITA SVEN-OLOF GUNNARSSON<br />
Sven-Olof Gunnarsson, den Freunde „Esso“<br />
nannten, gehörte in den frühen 70er-Jahren<br />
zu den Privatfahrern, die im „Continental Circus“,<br />
wie die Motorrad-WM damals genannt wurde, ihre<br />
Brötchen verdienten. Sein Renn-Debüt gab er 1955<br />
in Schweden, von 1961 bis 1963 gewann er auf<br />
einer Norton Manx die schwedische 500er-Meisterschaft.<br />
Der TT auf der Isle of Man gehörte seine<br />
große Liebe als Rennfahrer. Zu seiner Biographie<br />
gehören sowohl internationale Rennsiege als auch<br />
schwere Stürze, die aber seiner Bären-Konstitution<br />
nichts anhaben konnten. Ab 1964 fuhr er einige<br />
Jahre erfolgreich Autorennen, mit beachtlichen<br />
Ergebnissen in der Formel V und Formel 3, mit<br />
GT-Rennwagen und einem McLaren-Prototypen.<br />
Krönung war ein Sieg beim Sechs-Stunden-Rennen<br />
auf dem Nürburgring mit einem Porsche Carrera 6,<br />
verewigt auf einer Bronzeplakette im Tunnel des<br />
alten Fahrerlagers. Außerdem war Esso der Erste,<br />
der an einem Tag schwedische Meisterschaftsrennen<br />
auf zwei und vier Rädern gewann. Seine<br />
Eigenbau-MV Agusta mit Kettenantrieb steht heute<br />
bei einem italienischen Sammler. Ab 1970 fuhr<br />
Sven dann eine Kawa H1R, gefolgt vom 1971er-<br />
Fotos: Archiv Gunnarsson<br />
Modell. Ein Sturz in Clermont-Ferrand, bei dem<br />
er überfahren wurde und nur knapp überlebte,<br />
be endete 1974 Gunnarssons Rennkarriere. Seine<br />
Schätze bewahrte er in zwei Mietshäusern auf, die<br />
er sich in Stockholm gekauft hatte: den McLaren,<br />
zwei Norton Manx, besagte MV Agusta und alles<br />
für sein neues Hobby, das Fotografieren. Nach<br />
kurzer Krankheit starb Sven 2003 mit 68 Jahren.<br />
Erfolgreich auf zwei<br />
und vier Rädern:<br />
Sven-Olof Gunnarsson,<br />
in Schweden<br />
ein Rennfahrer-Idol<br />
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SZENE I<br />
Leser restaurieren selbst<br />
Kunst-Werk<br />
Die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst<br />
verschmelzen, wenn echte Könner am Werk<br />
sind. Wie bei diesem meisterlichen Neuaufbau<br />
einer 1939er-Rudge Ulster 500, den<br />
Wolfgang Hebestreit zusammen mit seinen<br />
Söhnen Jörg und Holger verwirklicht hat.<br />
Text: Uli Holzwarth; Fotos: Familie Hebestreit<br />
34 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Beginn der Restaurierung: Für den Neuaufbau des Fahrgestells und erste Anpassungsarbeiten<br />
musste ein Motoren-Dummy einer 1938er-Ulster mit Bronze-Zylinderkopf herhalten<br />
Restaurierungen sind im Hause<br />
Hebestreit traditionell eine Familienangelegenheit.<br />
Schmiedemeister<br />
Wolfgang (74) und seinen Söhnen<br />
Jörg (44), Schmiede- und Metallbaumeister<br />
sowie Holger (42), Karosserie- und Kfz-<br />
Mechanikermeister, haben es bei ihrem<br />
Hobby vor allem die historischen Maschinen<br />
von Rudge angetan. Die werden im<br />
thüringischen Mannstedt mit großer Begeisterung<br />
und Hingabe zu neuem Leben<br />
erweckt, wobei das Meister-Trio nahezu<br />
alle Arbeiten in Eigenregie erledigt – man<br />
ist ja schließlich vom Fach!<br />
Dennoch kann sich so ein Neuaufbau<br />
auch mal ziehen. So wie bei dieser Rudge<br />
Ulster 500, die 2009 als „Renn-Rudge in<br />
Teilen“ gekauft wurde. Bei näherer Begutachtung<br />
stellte sich das Sammelsurium<br />
jedoch als „größeres Teilesortiment verschiedener<br />
250er-, 350er- und 500er<br />
Racing-Komponenten von Rudge“ heraus,<br />
darunter immerhin auch viele Motor- und<br />
Fahrwerksteile einer 500er-Ulster.<br />
Damit war die Richtung für den Neuaufbau<br />
vorgegeben, zumal nahezu alle fehlenden<br />
Teile in den gut bestückten Regalen<br />
des heimischen Ulster-Fundus lagerten. Mit<br />
Ausnahme des Zylinderkopfs. Denn dabei<br />
handelte es sich um eine Besonderheit, die<br />
selbst die Hebestreits als Rudge-Kenner<br />
überraschte. Der gekapselte Alu-Zylinderkopf<br />
mit vier Ventilen besaß nämlich zwei<br />
Vergaserflansche!<br />
Ein ebenso ungewöhnlicher wie interessanter<br />
Umbau für diese halbradiale Kopf-<br />
Variante, da die beiden parallel angeordneten<br />
Einlassventile (Auslass radial) nur<br />
wenig Platz für zwei Vergaser lassen. Ein<br />
einmaliger Umbau, der auf eine Rennvergangenheit<br />
dieses Motors deutete. Vermutlich<br />
kam es dabei auch zum Ventilabriss,<br />
der den Kopf so stark beschädigte,<br />
dass er eigentlich unbrauchbar war.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 35
SZENE I<br />
Leser restaurieren selbst<br />
Beim Neuaufbau einer Rudge Ulster<br />
500-Rennmaschine von 1939 arbeiteten<br />
die Hebestreits mit viel Liebe zum Detail<br />
Die Besonderheit dieses Umbaus auf<br />
zwei Vergaser empfanden die Hebestreits<br />
jedoch als so reizvoll, dass er möglichst erhalten<br />
bleiben sollte. Also krempelten sie<br />
die Ärmel hoch, demontierten Ventilsitze<br />
samt Führungen, bohrten die verschlissenen<br />
Zugankerbuchsen aus, schweißten<br />
Material auf und frästen den Brennraum<br />
neu. Neue Ventilsitze anfertigen, neues<br />
Kerzengewinde, neue Buchsen für die Zuganker<br />
anfertigen, Vergaseranschlüsse aus<br />
dem Vollen fräsen – die Kopf-Arbeit wurde<br />
zu einem sehr aufwendigen Unterfangen,<br />
zumal ja auch Kipphebel instand gesetzt<br />
und deren Lager erneuert werden mussten.<br />
Selbst angefertigt wurden auch noch<br />
die Ölleitungen zu den Schmierstellen,<br />
auf dass die neuen Ventile samt Sitzen,<br />
Federn, Tellern und Keilen künftig zuverlässig<br />
mit Öl versorgt werden. Ebenso bearbeitet<br />
haben die Hebestreits den Zylinderkopfdeckel,<br />
der nun ein Schauglas zur<br />
Kontrolle der Ölförderung besitzt.<br />
Richtig zu tun gab es weiterhin ein<br />
Stockwerk tiefer, denn auch Zylinder (Alu<br />
mit eingezogener Laufbuchse) und Kolben<br />
wurden neu angefertigt, wobei der Kühlrippendurchmesser<br />
nun größer ausfällt<br />
und der Zylinderfuß stärker als beim<br />
Original dimensioniert wurde. Hierfür<br />
wie auch für das nicht mehr brauchbare<br />
linke Kurbelgehäuse baute das Meister-<br />
Trio die Gussformen selbst, den Guss erledigte<br />
dann ein Spezialbetrieb.<br />
Auch die Kurbelwelle ist eine Neuanfertigung<br />
eines Spezialbetriebs. Um höhere<br />
Drehzahlen zu ermöglichen, wurde sie<br />
kurzhubiger ausgelegt. Passend dazu erhielt<br />
der Einzylinder eine speziell gefertigte<br />
Nockenwelle mit den Steuerzeiten<br />
des TT-Vorbilds. Logisch, dass die passionierten<br />
Hobbyschrauber selbige ebenso<br />
neu lagerten wie die Ölpumpe. Und sämtliche<br />
Gewinde, Schrauben und Ölanschlüsse<br />
eigenhändig aufarbeiteten oder<br />
instand setzten.<br />
Überholt wurden ebenso Getriebe und<br />
Kupplung, wobei Letztere noch mit einem<br />
erleichterten Kupplungskorb, neuen Belägen<br />
und einem Drucklager versehen<br />
wurde. Weil abzusehen war, dass der Aufbau<br />
des Motors viel Zeit in Anspruch nehmen<br />
würde, musste für den Aufbau des<br />
Fahrgestells ein kompletter Motor einer<br />
Ulster 500 des Baujahrs 1938 mit Bronze-<br />
Zylinderkopf als Dummy herhalten.<br />
So konnten die drei Metallbearbeitungs-<br />
Spezialisten das Fahrgestell parallel zum<br />
Motor wieder aufbauen. Eingeschweißte<br />
Streben zwischen Motor und Getriebe sowie<br />
Getriebe und Hinterrad sorgen nunmehr<br />
für eine höhere Verwindungssteifigkeit,<br />
zusammen mit verstärkten Halteplatten<br />
von Motor und Getriebe. Die<br />
Schaltung wurde von rechts nach links<br />
verlegt, die Fußbremse mittels Umlenkung<br />
durch eine Hohlwelle von links<br />
nach rechts. Für eine günstigere Lenkgeometrie<br />
wählten die Hebestreits zudem<br />
36 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Halbradiale Variante des Zylinderkopfs mit zwei parallel angeordneten Einlassventilen und<br />
zwei radialen für den Auslass. Eine Besonderheit ist hier der Umbau auf zwei Vergaser<br />
Schritt für Schritt entsteht durch Aufschweißen<br />
und nachfolgendem Fräsen der neue Zylinderkopf<br />
Foto während der Schweißarbeiten an<br />
Brennraum und Zuganker-Bohrungen<br />
Prüfschemel: Eigens angefertigtes „Fahr“-Gestell für Stationärarbeiten am Motor. Es bietet<br />
den erforderlichen Spielraum für Ventiljustage und Feintuning von Zündung und Vergasern<br />
Prachtvoll: der fertige Motor mit aus<br />
dem Vollen gefrästen Vergaserstutzen<br />
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SZENE I<br />
Leser restaurieren selbst<br />
Tankbau: Anpassen des Bodens an den Rahmentunnel<br />
und erforderliche Aussparungen<br />
Alles dicht: der fertig verschweißte und<br />
verlötete Tank bei der Druckprüfung<br />
Ebenfalls selbst gefertigt: Öltank und<br />
Auffangbehälter für Motorentlüftung<br />
eine Lenkerposition vor dem Steuerkopf,<br />
wie sie bereits an den TT- und Werksrennern<br />
zu sehen war. Auch der Gabel<br />
verhelfen eingeschweißte Streben und<br />
Verstärkungen zu mehr Stabilität. Dank<br />
erneuerter oder überholter Buchsen,<br />
Bolzen und Schwinghebel wird das Vorderrad<br />
nunmehr exakter führt.<br />
Großen Aufwand betrieben die drei<br />
darüber hinaus beim Bau von Benzinund<br />
Öltank, die sie nach dem Vorbild der<br />
Werks-Rennmaschinen von 1934/35 neu<br />
anfertigten. So besteht der Spritbehälter<br />
aus zwei Teilen – der Außenhaut und<br />
einem exakt an den Rahmen angepassten<br />
Boden mit Tunnel für den Oberzug und<br />
Aussparungen für die Vergaser sowie den<br />
Kerzenzugang. Von der sauberen Arbeit<br />
im Detail zeugen überdies die Anschlüsse<br />
für Benzinhähne, Überläufe, Entlüftung,<br />
Lenkungsdämpfer oder der Kniekissenhalterung.<br />
Dass auch der Ölauffangtank<br />
für die Motor- und Getriebeentlüftung<br />
sowie die Auspuffanlage und die Lackierung<br />
samt Linierung in Eigenregie entstanden,<br />
versteht sich da fast von selbst.<br />
Wie auch die Tatsache, dass es unmöglich<br />
ist, alle Arbeiten im Detail zu würdigen.<br />
Etwa jene zur Motorabstimmung im<br />
eigens dafür gebauten „Fahr“-Gestell, das<br />
im Gegensatz zum originalen Chassis bei<br />
gekapselten Ulster-Motoren genügend<br />
Platz bietet für Ventiljustage und Feintuning<br />
von Zündung und Vergasern.<br />
All das verzögerte die Fertigstellung<br />
bis Ende 2015. Doch das Ergebnis spricht<br />
für sich, diese Restaurierung geriet einmal<br />
mehr zum Kunst-Werk. Schließlich gehört<br />
auch das zur Familientradition! ◻<br />
38 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Akribische Arbeit bis ins Detail: Für den Zylinder und die linke Kurbelgehäusehälfte fertigten<br />
die Hebestreits eigenhändig die Gussformen an, das Gießen überließen sie dem Profi<br />
Einer von vielen Zwischenschritten<br />
bei der Restaurierung, hier mit<br />
eingepasstem Sprit- und Öltank<br />
Die selbst gefrästen Ansaugstutzen bieten<br />
den Dellorto SSI-Vergasern gerade so Platz<br />
Fahrerperspektive: Smiths-Drehzahlmesser<br />
und Lenkungsdämpfer immer im Blickfeld<br />
Eigenbau: Auspuffanlage mit zwei<br />
Krümmern und Megafonen<br />
AUFRUF<br />
Haben Sie auch einen<br />
Klassiker restauriert<br />
oder zeitgenössisch<br />
umgebaut?<br />
Dann nichts wie her mit Text und<br />
Bildern an:<br />
Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
oder per E-Mail an<br />
motorradclassic@motorpresse.de<br />
Die Erbauer und ihr Kunst-Werk: Restaurierungen sind bei Jörg, Wolfgang und Holger<br />
Hebestreit (von links) eine Familienangelegenheit, bei der fast alles selbst gemacht wird<br />
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<strong>MOTORRAD</strong> 8/1987<br />
Die verniedlichende Bezeichnung kleine Vmax liegt<br />
angesichts des Auftritts der FZX 750 zwar nahe, wird ihr<br />
aber nicht ganz gerecht. Sie ist auch nicht einfach eine<br />
nackte FZ 750, sondern ein durchaus eigenständiges<br />
Motorrad: Mit der bis dahin nur als Grauimport, ab<br />
1987 offiziell in Deutschland angebotenen FZX bekommt<br />
man in erster Linie ein starkes Muscle-Bike.<br />
Fotos: mps-Fotostudio<br />
Kleine Vmax<br />
Wer oder was ist diese FZX 750 eigentlich? Diese Frage zog sich<br />
gewissermaßen durch den gesamten Test der nackten Yamaha mit<br />
dem starken Fünfventil-Vierzylinder in <strong>MOTORRAD</strong> 8/1987. Und weil<br />
wohl auch die Kundschaft die FZX nicht eindeutig zuordnen konnte<br />
(Chopper, Naked Bike, Muscle-Bike oder Tourer?) wurde sie auch<br />
kein wirklicher Verkaufsschlager. Dabei hätte sie gute Anlagen für<br />
ein erfolgreiches Allround-Bike gehabt. Die OPTISCHEN ANLEIHEN<br />
BEI DER GROSSEN, MÄCHTIG STARKEN VMAX SIND UNVER-<br />
KENNBAR, und mit dem Motor des Sporttourers FZ 750 an Bord<br />
kann man eigentlich gar nichts verkehrt machen. Der seidig laufende<br />
Vierzylinder wird grundsätzlich zu Recht als sparsam, stark und<br />
elastisch beschrieben, auch wenn er hier nicht die vollen 100 PS<br />
leistet wie in der vollverkleideten Schwester. Etwas zahmere<br />
Steuerzeiten und ein anderer Auspuff lassen ihn jedoch noch immer<br />
stramme 94 PS abliefern. Und ein Hingucker bleibt der in edlem,<br />
schwarz-goldenem Outfit auftretende und stark nach vorn geneigt<br />
eingebaute Vierzylinder allemal.<br />
Die FZX 750 offenbart aus jedem Blickwinkel eigenwillige<br />
Ansichten, wirkt jedoch wuchtiger, als sie tatsächlich ist<br />
82<br />
85 67<br />
Was uns 1987 noch bewegte<br />
77<br />
71<br />
22. Januar<br />
Der berühmte Künstler Andy Warhol<br />
stirbt in New York City.<br />
15. Februar<br />
Die in der ARD gezeigte deutsche<br />
Comedy-Serie „Rudis Tagesshow“ löst<br />
einen internationalen Eklat aus, als<br />
40 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
in einer Szene das iranische Staatsoberhaupt<br />
Ajatollah Ruhollah Chomeini<br />
mit Damenunterwäsche in Verbindung<br />
gebracht wird. Moderator Rudi Carrell<br />
erhält Morddrohungen.<br />
1. April<br />
Deutschland beginnt als erstes Land in<br />
Europa mit der Ausgabe maschinenlesbarer<br />
Ausweise.<br />
16. August<br />
Steffi Graf wird die neue<br />
Nummer eins der Damentennis-<br />
Weltrangliste. Insgesamt steht sie 377<br />
Wochen an der Spitze – Rekord.<br />
www.motorrad-classic.de
Reklame<br />
Die Uneindeutigkeit des optischen Konzepts setzt<br />
sich bei der Sitzposition fort: unten Sportler, oben<br />
Tourer – also stark angewinkelte Knie bei gleichzeitig<br />
betont aufrechtem Oberkörper. Gegen touristischen<br />
Einsatz sprechen wiederum die harte Sitzbank, die erst<br />
recht unbequeme Unterbringung des Beifahrers und<br />
irgendwie auch die fehlende Option, einen Tankrucksack<br />
aufschnallen zu können. Auf dem Tank hat<br />
es sich schon die Konsole mit der Anzeige für Kühlwassertemperatur<br />
und den Kontrollleuchten bequem<br />
gemacht, die so komplett verdeckt würden.<br />
Gut, also doch sprintstarkes Muscle-Bike mit Kraft<br />
ohne Ende? Jein. Nach dem vielversprechenden Test<br />
eines grau importierten Auslandsmodells ein Jahr zuvor<br />
waren die Erwartungen hoch. Und DIE OFFIZIELL<br />
IMPORTIERTE, FÜR DEN DEUTSCHEN MARKT<br />
BESTIMMTE FZX 750 ENTTÄUSCHTE HIER EIN<br />
WENIG. Wohl um die hiesige Geräuschmessung<br />
erfolgreich zu bestehen, hat man die 750er viel länger<br />
übersetzt, was nun “den Fahrspaß gründlich vermiest,<br />
indem sie schaltfaules Fahren vergällt“. Mindestens<br />
4500 Touren empfiehlt der Tester, dazu notwendiges<br />
häufiges Rauf- und Runterschalten, damit es zügig<br />
vorangeht. Nun sind vier Sekunden für den Sprint von<br />
null auf Hundert und 12,2 Sekunden für die Durchzugsmessung<br />
von 60 bis 140 km/h im letzten Gang an<br />
sich keine schlechten Werte, aber eigentlich könnte<br />
gerade da viel mehr gehen.<br />
Gelobt wird die gute Übersicht im Sattel und die<br />
tolle Wendigkeit im Stadtverkehr, Tadel gibt’s jedoch<br />
für die nervigen Lastwechselreaktionen. Verursacht<br />
werden diese durch die Kombination aus kurzem<br />
Gasdrehgriffweg und geringer Schwungmasse sowie<br />
dem hohen Motorbremsmoment des Vierzylinders.<br />
Auf kurvenreichen Straßen macht die FZX dennoch<br />
Spaß, dank ihrer enormen Handlichkeit, guter Haftung<br />
der breiten Schlappen (hinten 140/90 V 15) und<br />
ordentlicher Schräglagenfreiheit. Auch die Bremsen<br />
ernten großes Lob, Wirkung und Dosierbarkeit lassen<br />
defintiv kaum Wünsche offen.<br />
Wegen der unausgegorenen Abstimmung des<br />
Fahrwerks hat der Spaß jedoch schnell ein Ende, wenn<br />
Schlaglöcher, Bodenwellen oder Spurrinnen ins Spiel<br />
kommen. Die zu weiche, wenig progressiv abgestimmte<br />
Gabel taucht allzu schnell tief ein, hinten sorgen das<br />
Noch vor knapp 30 Jahren musste man sich gut überlegen,<br />
wie viel PS man sich leisten konnte, wie diese<br />
Anzeige eines Versicherers belegt. So konnte manche<br />
Jahresprämie durchaus ein stolzes Fünftel des Fahrzeug-Neupreises<br />
verschlingen. Und alles über 50 PS<br />
war offenkundig maximal risikobehaftet und kostete<br />
entsprechend den gleichen Prämien-Höchstsatz.<br />
hohe Gewicht des mächtigen Gussrades, des dicken<br />
Reifens, der Scheibenbremse und der langen Schwinge für hohe<br />
ungefederte Massen, welche die Federbeine überfordern. Schnell<br />
aufeinanderfolgende Stöße bringen das Heck zum Trampeln.<br />
Entsprechend fällt denn auch das Fazit des Tests aus: „An der<br />
Yamaha FZX passt einiges nicht zusammen“, resümiert der Autor.<br />
Die zu lange Übersetzung nimmt dem Bike viel von seinen Qualitäten<br />
als Durchzugs-Stier, sportliches Fahren wird durch die missglückte<br />
Abstimmung der Federelemente vereitelt und zum Touren<br />
taugt die Yamaha wegen schlechter Gepäckunterbringung und der<br />
harten Sitzbank auch nicht. Schade, denn mit etwas mehr Augenmerk<br />
auf den richtigen Feinschliff hätte die kleine Vmax eine ganz<br />
Große werden können.<br />
◻<br />
84<br />
82 80 68<br />
Modell F40 vor. Der Opel Omega A wird<br />
82<br />
7. September<br />
Erich Honecker besucht als erster DDR-<br />
Staatschef die Bundesrepublik Deutschland.<br />
26. September<br />
Thomas Gottschalk moderiert in der<br />
Hofer Freiheitshalle erstmals die Fernsehsendung<br />
„Wetten, dass ...?“<br />
Auto <br />
Ferrari stellt zum 40. Firmenjubiläum das<br />
zum Auto des Jahres 1987 gekürt.<br />
Musik<br />
Die größsten Hits sind „Voyage, voyage“<br />
von Desireless, „La Isla Bonita“ von Madonna<br />
und „I Wanna Dance with Somebody“<br />
von Whitney Houston..<br />
Film<br />
Zu den erfolgreichsten Filmen zählen<br />
„Dirty Dancing“, „Otto – Der neue Film“<br />
und „Crocodile Dundee – Ein Krokodil<br />
zum Küssen“.<br />
◻<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 41
SZENE I<br />
Werkstatt-Porträt Zweirad Wiebusch<br />
Erfüllte Jugendliebe<br />
Marco Wiebusch setzt<br />
als vielseitiger Techniker<br />
Motoren aller<br />
Fabrikate wieder instand,<br />
durch Zylinder-<br />
Beschichtung, Kurbelwellen-Überholung<br />
und die CNC-Fertigung<br />
vieler Spezialteile.<br />
Aber das Herz des<br />
Bielefelders schlägt<br />
klar für Zündapp.<br />
Text und Fotos von Thomas Schmieder<br />
Stark brennt die Sonne in Bielefeld-Heepen,<br />
nahe der A2, auf<br />
ein nüchternes Werkstattgebäude.<br />
Dessen einziger Schmuck ist ein großes<br />
Zündapp-Schild über dem Eingang. Marco<br />
Wiebusch tritt im Blaumann heraus, mit<br />
einer Tasse Kaffee. „Es ist ruhig heute“,<br />
freut sich der 41-Jährige, „meine Hochsaison<br />
sind Herbst und Winter, wenn die<br />
Motorradsaison zu Ende geht.“ Dieser<br />
Techniker ist extrem breit aufgestellt, hont<br />
und bohrt, schweißt und fräst Präzisionsteile.<br />
Er ist gelernter Zweiradmechaniker<br />
sowie staatlich geprüfter Maschinenbauund<br />
Wirtschaftstechniker.<br />
Vor allem aber ist Marco Wiebusch mit<br />
Haut und Haar der Marke Zündapp verfallen,<br />
besonders den Modellen aus Münchner<br />
Produktion. Als das Werk im Jahr 1984<br />
seine Pforten schloss, war der junge Marco<br />
(„Baujahr 1975“) erst neun Jahre alt. Trotzdem<br />
wurden Zündapps seine große Leidenschaft.<br />
„Ich begann meine Zweiradkarriere<br />
auf einer CS 25, die mir nach einer Polizeikontrolle<br />
sechs Punkte in Flensburg und<br />
20 Sozialstunden einbrachte“, erinnert er<br />
sich an das von ihm persönlich „höllenmäßig<br />
frisierte“ Mofa im Mokick-Look. Das<br />
hat heftig gekickt, nicht gekurbelt: „Motor,<br />
Gabel, Schwinge, Bremsen – alles stammte<br />
von Leicht- oder Kleinkraft rädern, K/KS<br />
50 oder K 80.“<br />
Alle zwei Monate musste er den Motor<br />
komplett auseinandernehmen. „Schrau-<br />
42 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Marco Wiebusch geht es bei allen seinen Arbeiten<br />
um Präzision: „Der Hundertstel Millimeter zählt!“<br />
Gabelbrücken für seine BMW selber aus dem Vollen<br />
fräsen? Für den Multi-Techniker eine leichte Übung<br />
Setzkasten für Männer: Viele Zylinder für diverse<br />
Zündapps zeugen von ewiger Zuneigung<br />
Beim gefühlvollen Zylinderhonen fließt Hydrauliköl<br />
in Strömen. Kostenpunkt laut Preisliste: 34,90 Euro<br />
Wandschmuck und Ehre: „Wahnsinn, wer<br />
früher alles auf und für Zündapp fuhr ...“<br />
berisch habe ich in dieser Zeit extrem viel<br />
gelernt.“ Es war der Keim für seinen Beruf.<br />
„Anfang der 90er fuhren nur noch Enthusiasten<br />
Zündapp“, erinnert sich Marco.<br />
„Alle außer mir und meiner Clique hatten<br />
Honda MBX oder MTX 50 und 80 auf dem<br />
Schulhof stehen – die galt es zu versägen.“<br />
Es waren bewegte Zeiten. „1990/91 gab’s<br />
kaum noch Zündapp-Ersatzteile, selbst<br />
Normteile wie Dichtungen wurden knapp.<br />
Wir mussten viel herumfrickeln.“<br />
Notwendige Teile besorgte sich Marco<br />
in Holland oder vom nahe gelegenen<br />
Schrottplatz, „da standen immer zehn bis<br />
20 Maschinen zum Ausschlachten herum“.<br />
Marcos erstes Lehrgeld waren 540 Mark<br />
im Monat, eine Original-Kurbelwelle kostete<br />
rund 250 Mark. „Zündapp ist ja pleite<br />
gegangen, weil die Maschinen doppelt so<br />
teuer waren wie die aus Japan.“ Marco zog<br />
die Lehre bis zum Ende durch, „noch als<br />
Zweiradmechaniker alter Schule, mit Fahrrädern,<br />
Mofas, Motorrädern und Gartenfahrzeugen“.<br />
Seit er 16 war, hatte er stets<br />
eine eigene Werkstatt zu Hause, offiziell als<br />
Nebengewerbe angemeldet.<br />
Marco Wiebusch machte seinen Maschinenbautechniker<br />
in Metall- und Elektrotechnik,<br />
das Fachabi und begann ein<br />
Studium an der FH Bielefeld. 1999 machte<br />
er sich komplett selbstständig. Er ist auch<br />
noch Wirtschaftstechniker, hat einen Ausbilderschein<br />
und einen Angestellten. Er<br />
übernahm Vertretungen für diverse Marken.<br />
Im Februar 2009 hatte er dann einen<br />
schweren Sturz auf einer vereisten Stelle<br />
während einer Probefahrt. Sein Knie war<br />
komplett zertrümmert. „Ich saß ein Jahr<br />
im Rollstuhl, wurde x-mal operiert.“ Laufen<br />
kann Marco wieder normal, nur lange<br />
stehen macht Probleme. „Daher gibt’s in<br />
der Werkstatt immer einen Sitzhocker.“<br />
Präzision auf Hundertstel Millimeter<br />
ist Marcos Credo: Auf dem Fünf-Seiten-<br />
CNC-Bearbeitungszentrum fertigt er einteilige<br />
Kipphebel-Böcke für BMW-Boxer<br />
aus Strahltriebwerks-Titan: „Je heißer,<br />
desto besser seine Festigkeit.“ Selbst konstruierte<br />
Aluminium-Motorhalterungen für<br />
Kawasaki W 650/800 sparen ein Kilogramm<br />
ein. Komplette Inspektionen macht<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 43
SZENE I<br />
Zweirad Wiebusch<br />
KONTAKT<br />
Zweirad-Wiebusch<br />
Salzufler Straße 23, 33719 Bielefeld,<br />
Telefon: 05 21 / 208 15 90,<br />
info@zweirad-wiebusch.de,<br />
www.zweirad-wiebusch.de<br />
„So etwas ist in einem Zweiradbetrieb eher selten“: 5-Seiten-CNC-Bearbeitungszentrum<br />
mit rund 150 austauschbaren Aufsätzen zur hauseigenen Anfertigung von Spezialteilen<br />
Hält seit Jugendtagen die Zündapp-<br />
Fahne hoch: Marco Wiebusch (41)<br />
Für Zündapp KS 125 Sport und KS 175 WC hat Wiebusch „die<br />
Kolben konstruktiv verbessert“. Er lässt sie von Wiseco fertigen<br />
Vorzeigeprojekt: An seiner HPN baut der Bielefelder viele Verbesserungen<br />
an Motor, Endantrieb, Fahrwerk und Bremsen ein<br />
Marco eher selten. Sondern „am liebsten<br />
das, was andere nicht machen“. Das gilt<br />
besonders für die verschleißfeste Beschichtung<br />
von Zylinder-Laufflächen mittels<br />
Hartchrom oder Nickel-Silizium-Karbid:<br />
„Nur Diamanten sind noch härter.“<br />
Jetzt ist Marco in seinem Element, referiert<br />
über Kolbenlaufspiel, Wärmeableitung<br />
und Wärmeausdehnung. Selber<br />
schweißen? Klar doch, in WIG, Aluminium<br />
und Edelstahl. Seine Ventilschleifmaschine<br />
kaufte der Techniker von der Bundespolizei<br />
in Ratzeburg. Glasperlstrahlen, um Motorenteile<br />
wieder glänzen zu lassen? Ehrensache.<br />
Den Zweitaktern KS 125 Sport und KS<br />
175 WC macht er Beine mit Mikuni-Flachschiebern,<br />
neu konstruierten Schmiedekolben<br />
und Zylinderköpfen mit zentrischem<br />
Brennraum. Umbau von sechs auf<br />
zwölf Volt? Logisch.<br />
Marco mag auch BMW. Sein persönliches<br />
Exemplar einer 1991er-R 100 GS<br />
Paris-Dakar baute er zu einer echten HPN<br />
um. Sie hat geländetaugliches Fahrwerk,<br />
verbesserte Bremsen und Sechsganggetriebe<br />
von Kayser samt kurzem Endantrieb<br />
einer R <strong>11</strong>00 GS. Für den 1043er-<br />
Boxer ließ er leichtere Slipperkolben bei<br />
Wiseco anfertigen. „Übers BMW-Forum<br />
kamen schnell größere Stückzahlen zusammen.“<br />
Die Liste seiner selbst angefertigten<br />
HPN-Teile ist endlos: Adapter für<br />
Bremssättel, Spacer für die Bremsscheibe,<br />
Radachsen, Schalthebel, Haltebolzen aus<br />
Titan, leichtere Kurbelwelle samt um 1,4<br />
Kilogramm erleichterter Schwungscheibe<br />
etc. „Manches sieht so einfach aus, kostete<br />
aber Zeit und Nerven ohne Ende, wie etwa<br />
die Lenkerklemmung.“<br />
Marcos Ziel: „Dinge richtig zu konstruieren,<br />
damit sie so gut wie möglich funktionieren.“<br />
Liebe zum Detail vertrage sich<br />
nicht mit so günstig wie möglich. Er verkauft<br />
keine „minderwertige Billigware aus<br />
Fernost“. Heute sei die Ersatzteilversorgung<br />
für Zündapp mit sofort verfügbaren Teilen<br />
aus den Niederlanden und Portugal zu<br />
mindestens 80 Prozent gedeckt. Für den<br />
Fall der Fälle hortet Marco Gebrauchtteile:<br />
Zylinder und ganze Motoren, Felgen und<br />
Auspuffe. „Wegschicken muss ich niemanden,<br />
ich kann vieles nachfertigen.“ In<br />
einer Glasvitrine stehen Zündapp-Insignien<br />
wie in einem Museum präsentiert:<br />
durchgebrannte Kolben, Embleme, historische<br />
Bedienungsanleitungen.<br />
Auf dem Schreibtisch liegt das Zündapp-<br />
Buch aus dem Johann Kleine Vennekate-<br />
Verlag. Der Verleger ist ein Kunde von ihm.<br />
Die Website des Zündapp-Spezialisten<br />
(www.zweirad-wiebusch.de) listet ausführliche<br />
technische Daten zu den Modellen mit<br />
50, 80 und 125/175 cm3 Hubraum plus eine<br />
Typenliste aller Nachkriegs-Modelle auf.<br />
Ferner stehen hier eingescannt die einst auf<br />
Schreibmaschine getippten „technischen<br />
Mitteilungen“ des Werks von 1971 bis 1983<br />
online. Nicht zu vergessen: nützliche, allgemeine<br />
Infos über Zylinder-Beschichtung.<br />
Für echte Enthusiasten hat Marco<br />
Wiebusch immer Zeit vor Ort in Bielefeld.<br />
„Die meisten Kunden kenne ich gar nicht<br />
persönlich.“ Weil sie ihre Motoren oder<br />
demontierten Teile europaweit per Post<br />
einschicken. Nicht nur für Zündapp, sondern<br />
auch für BMW, Honda, Kawasaki<br />
und Suzuki, von einem bis vier Zylindern.<br />
Vielleicht erzählt der Hobby-Angler dann<br />
ja, wie er mal die „Hannibal-Challenge“,<br />
also die Rallye Rom-Speinshart gewann.<br />
Auf Zündapp KS 50, logisch.<br />
◻<br />
44 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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SZENE I<br />
Zündapp-Dreirad<br />
Der Kunde konnte das<br />
Dreirad mit drei verschiedenen<br />
Aufbauten<br />
wählen – diese Version<br />
hat den Deckelkastenaufbau<br />
Auf drei Rädern<br />
zu den Kunden<br />
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg bot Zündapp auch<br />
ein Mehrspur-Fahrzeug an, gedacht für den gewerblichen<br />
Einsatz. Wir blicken zurück auf das rare Dreirad.<br />
Text: Thomas Reinwald; Fotos: Archiv Reinwald<br />
Das Zündapp-Lieferdreirad mit dem Gitterkastenaufbau<br />
Speziell für Handwerksbetriebe<br />
und Lieferanten bot Zündapp in<br />
den Jahren 1926 bis 1931 ein<br />
Dreirad an, das auf Basis des Typs Einheitsmodell<br />
mit 250 cm³ entstand. Vom<br />
serienmäßigen Motorrad wurde der vordere<br />
Teil bis zum Sattel verwendet, das<br />
angeschweißte Heck bestand aus einer<br />
eigens angefertigten Rohrkonstruktion.<br />
Die beiden einzeln aufgehängten Hinterräder<br />
hatten eine Federung nach einem<br />
Zündapp-Patent, der Sekundärantrieb<br />
erfolgte über lange Ketten vom Dreiganggetriebe<br />
einzig auf das linke Hinterrad.<br />
Beide Hinterräder wurden mittels<br />
Backenbremsen per Fußhebel verzögert.<br />
Zusammen mit dem gebremsten Vorderrad<br />
waren drei Bremsen für die damalige<br />
Zeit sehr fortschrittlich. Allerdings sollte<br />
das Fahrgestell auch eine Zuladung von<br />
200 Kilo verkraften. Verantwortlich für<br />
die Konstruktion war der Ingenieur Hans<br />
Grottenthaler. Am 2. September 1926 bekam<br />
Zündapp die allgemeine Betriebserlaubnis<br />
von der Nürnberger Behörde, die<br />
erste Maschine verließ das Nürnberger<br />
Werk aber bereits vier Tage früher.<br />
Zündapp überließ den Kunden die Wahl<br />
zwischen einem Gitter-, Deckel- oder Türenkastenaufbau.<br />
Die Verkaufspreise bewegten<br />
sich von 1370 Reichsmark für den<br />
Gitterkasten und 1550 Reichsmark für<br />
den mit einer Türe zu verschließenden<br />
Kasten. Die gemuffte Heckkonstruktion<br />
war sehr aufwendig und teuer in der Fertigung,<br />
was zu diesen doch recht hohen<br />
Verkaufspreisen führte.<br />
Mit seinem 4,5 PS starken Zweitaktmotor<br />
war das Dreirad für die damalige<br />
Zeit nicht untermotorisiert. Da das Gefährt<br />
in erster Linie im innerstädtischen<br />
Verkehr als kleiner Lieferwagen genutzt<br />
wurde, spielte die Höchstgeschwindigkeit<br />
überhaupt keine Rolle. Sicherlich war das<br />
Dreirad ein gut gemeintes, praktikables<br />
und durchdachtes Modell, aber nach<br />
exakt 962 gefertigten Modellen (andere,<br />
Zündapp-eigene Quellen nennen 806<br />
Exemplare) wurde die Produktion 1931<br />
eingestellt. Damit musste sich Zündapp<br />
eingestehen, dass der ursprüngliche Anstoß<br />
für dieses Dreirad in Deutschland<br />
keine Resonanz fand. Als Vorbild sah man<br />
bei Zündapp nämlich Geschäftsleute in<br />
den Großstädten der USA, die die meisten<br />
Waren mit eigenen Fahrzeugen auslieferten.<br />
Da in Deutschland ein Kleinlaster für<br />
die meisten Geschäftsleute zu teuer war,<br />
wollte Zündapp seinen Beitrag mit Hilfe<br />
des Dreirads leisten – vergeblich. ◻<br />
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SZENE I<br />
Nachrichten, Termine, Tipps<br />
Die Kunst der Stunde<br />
Bei Glemseck 101, Deutschlands größtem markenübergreifenden Motorradtreffen,<br />
spielen Klassiker eine Hauptrolle – original, oder von Tunern und Privatleuten umgebaut.<br />
Fotos: Thomas Schmieder<br />
Glemseck 101 ist alljährlich am ersten<br />
September-Wochenende Treffpunkt<br />
für Tausende Motorradfahrer. Es röhrt, röchelt,<br />
bebt und lebt, knurrt und knattert an<br />
allen Ecken auf der ehemaligen GP-Strecke.<br />
Pulsierende Atmosphäre! Mittendrin stehen<br />
viele klassische Maschinen, Old- und Youngtimer.<br />
Viele Fahrer sind <strong>2016</strong> damit auf<br />
Achse angereist. Wie etwa auf der feuerroten<br />
Egli-Kawasaki Z 1000 von 1979, mit<br />
Schweizer Nummernschild und dem Zentralfederbein<br />
im charakteristischen Chassis.<br />
Vor dem namensgebenden Hotel Glemseck<br />
präsentiert ein stolzer Besitzer seine zum<br />
Café Racer veredelte Honda CB 400 N. Aus<br />
dem Brot-und-Butter-Motorrad von 1983<br />
machte er einen schicken Twin-Sportler, stilecht<br />
mit Alu-Einmannhöcker, aufwendigem<br />
Heckumbau, Stummellenkern und 160 Kilogramm<br />
leicht. Bei zahllosen Umbauten ist<br />
alles möglich. Im Eingangsbereich parkt<br />
eine rollende Replika der legendären 250er-<br />
Sechszylinder-Honda RC 166 von Mike Hailwood<br />
und Jim Redman. Schöne Klassiker,<br />
darunter gleich mehrere Laverdas, präsentiert<br />
wieder der AMSC Leonberg, bietet<br />
Besuchern Bier und Grillfleisch an. Der Club<br />
hat Heimvorteil: Im ehemaligen Start-und-<br />
Ziel-Turm befindet sich sein Vereinsheim.<br />
BMWs Zweiventil-Boxer werden immer<br />
beliebter. Sie eignen sich als Basis für alle<br />
möglichen Umbauten: schön klassisch, markante<br />
Bobber, sinnliche Café Racer, drahtige<br />
Sportler. Schön, wenn noch mal eine unverbaute<br />
R 75/5 mit Original-Toaster-Tank dasteht.<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Technik-Autor Ralf Peter-<br />
Es war Amal ...<br />
Nach endlosem Ärgern über die serienmäßigen<br />
Amal-Vergaser, ihren Einstellungsproblemen,<br />
dem schwankenden Leerlauf<br />
selbst bei überholten Motoren sowie<br />
auch der Lieferfähigkeit aus England sah<br />
man bei den Engländer-Spezialisten von<br />
Ago‘s Motorcycles die Zeit für gekommen,<br />
sich mit diesem Thema näher zu befassen.<br />
„Die Mikunis sind in Sachen Fertigungsqualität<br />
wie auch den Möglichkeiten zur Abstimmung<br />
den Amals klar überlegen. Der Motor<br />
hängt schöner am Gas und verwöhnt den<br />
Dreizylinderfahrer mit einer nie gekannten<br />
Leerlaufqualität.“ Der Vergaserkit für die Triumph-Modelle<br />
T150 und T160 wird einbaufertig<br />
bedüst geliefert. Der originale Luftfilter<br />
kann auch weiter verwendet werden, wobei<br />
hier T160-Fahrer den perforierten T150-Filter<br />
montieren sollten. Der Kit umfasst auch Ansauggummis,<br />
T-Stücke für die Benzinleitung<br />
sowie alle Gaszüge (für flachen oder hohen<br />
Lenker) und kostet 590 Euro. Zu beziehen<br />
bei Ago‘s Motor cycles, Tel. 0 60 41/96 28 36.<br />
www.agos-motorcycles.de<br />
46 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
Foto: Picasa
Konsequent<br />
im Rennlook –<br />
ein liegender<br />
Motor verlangt<br />
nach<br />
einem liegenden<br />
Fahrer<br />
Hommage: Optisch orientierte sich Eberhard<br />
Hänicke für seinen Boxer an der<br />
BMW RS 54 (o.). Inspektion: zum Verkauf<br />
stehende Honda CB 400 N, als schicker<br />
Café Racer veredelt (l.). Laverda-Triple<br />
am Stand des AMSC Leonberg (u.)<br />
„Turbinen“-Treffen<br />
Am 4. September fand das 22. Aermacchi-Treffen in Italien statt.<br />
Kurzfristig vom Werksgelände in Schiranna in den Vorort Mustonate verlegt, war<br />
das Treffen auch in diesem Jahr mit zirka 50 bis 60 Aermacchi-Motorrädern ein<br />
voller Erfolg. Es stand diesmal unter dem Motto „60 Jahre Chimera“, dem Motorrad,<br />
das von Mario Revelli de Beaumont designt wurde und mit dem Aermacchi<br />
im November 1956 die Ära des liegenden, luftgekühlten Einzylindermotors mit<br />
175 cm³ begründete und 1974 mit der AMF-Harley-Davidson SS-350 mit 350 cm³<br />
beendete. Das futuristische Design der Chimera, das an eine Flugzeugturbine<br />
erinnern sollte, stellte sich jedoch als „Flop“ heraus. Das Modell verkaufte sich<br />
sehr schlecht, daher sind Chimeras heutzutage eine echte Rarität. In der Zeit zwischen<br />
1956 und 1974 entstanden auf Basis dieses „Urmotors“ jedoch auch wunderschöne<br />
Maschinen wie zum Beispiel die Sportbikes Ala Verde und TV 350. S.D.<br />
sen aus Duisburg stellt auf dem Campingplatz<br />
erstmals sein Buchprojekt „Youngtimer<br />
für jedermann“ vor: Seine Honda CB Sevenfifty<br />
kaufte er für 850 Euro, hat sie danach<br />
optisch und technisch knackig verfeinert. Im<br />
Mahdental, direkt neben der Sprintstrecke<br />
über die Achtelmeile, parken noch die Anhänger<br />
des örtlichen Bauern. Auch bei den<br />
Sprints für Café Racer, Starrrahmen (!) und<br />
zweitaktende 50er setzen Klassiker (Rauch-)<br />
Zeichen. Und abends feiern alle bei Musik<br />
und Bier. www.glemseck101.de<br />
Fotos: Döhler<br />
Chimeras in zarten Bonbonfarben in Reih und Glied – auf dem Gelände<br />
tummelten sich jedoch auch viele andere teils rare Bikes der Marke<br />
SR 400: Ein Hauch von Rossi<br />
Foto: Yamaha<br />
Das Yamaha-Yard Built-Programm wird durch einen Umbau von Krugger<br />
Motorcycles bereichert. Das jüngste Werk des belgischen Custombike-Designers<br />
Fred „Krugger“ Bertrand gibt der SR 400 einen prickelnden Hauch Racing-<br />
Geschichte mit auf den Weg: Fred holte sich Inspiration bei seinem engen<br />
Freund und Landsmann Bernard Ansiau, seines Zeichens MotoGP-Mechaniker<br />
von Valentino Rossi. Fred und Bernard entschieden sich, auf Basis der SR 400<br />
den Racing-Spirit der 1970er wieder zum Leben zu erwecken – als Tribut an<br />
die Yamaha TZ-Rennmaschinen und die frühere Karriere von Bernard. Unzählige<br />
liebevolle Details flossen in das Bike ein, ein wahres Kunstwerk. Mehr unter<br />
www.yamaha-motor.eu/de und dem Suchbegriff „Krugger“.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 47
SZENE I<br />
Nachrichten, Termine, Tipps<br />
Fotos: Frank Wilke Uspe<br />
Schaulaufen am „Kiesstrand“<br />
Die R 32 (o.l.) kam 1977 von Berlin nach Kalifornien,<br />
das R 69 S-Gespann (o.r.) ist heute ebenso<br />
in amerikanischem Besitz wie die R 42 (u.l.)<br />
Gucken und gucken lassen – beim Pebble<br />
Beach Concours d‘Elegance. Nicht nur,<br />
dass unsere Marktbeobachter von classicanalytics<br />
wieder eine Woche lang auf der<br />
Monterey Car Week unterwegs waren, um<br />
Auktionen zu besuchen und mit internationalen<br />
Sammlern zu sprechen. Nein, sie haben<br />
auch das weltbekannte Pebble Beach-Schaulaufen<br />
besucht, und wir zeigen hier unter<br />
anderem einige schöne Exemplare der<br />
BMW-Motorradklasse – wie zum Beispiel ein<br />
sehr frühes Exemplar des ersten BMW-Bikes<br />
R 32. Es stammt aus der ersten Serie, Bau-<br />
jahr 1923, und wurde einst an seinen Erstbesitzer,<br />
einen Berliner Arzt verkauft.<br />
Kaum jünger präsentiert sich die R 42, die<br />
erst kürzlich in Deutschland restauriert wurde.<br />
Sie stammt aus dem Jahr 1927, trägt<br />
den legendären Flachtank und zeigt typische<br />
Einflüsse der Art déco-Ära auf das Motorrad-Design.<br />
Ein sehr sehenswertes Gespann<br />
gab sich in Gestalt einer R 69 S mit Steib S<br />
500-Seitenwagen die Ehre. Das Bike aus dem<br />
Jahr 1967 und das Boot von 1952 fanden<br />
erst spät zueinander, beide genossen eine<br />
gelungene Vollrestaurierung im Jahr 2013.<br />
BMW-Café Racer zu ersteigern<br />
Der Gewinner des für einen guten<br />
Zweck velosten BMW K 100-Café Racer<br />
steht fest. Über 24 000 Euro kamen durch<br />
den Losverkauf zusammen, zugunsten des<br />
Hospiz St. Peter in Oldenburg (<strong>MOTORRAD</strong><br />
<strong>Classic</strong> berichtete in Heft 4/<strong>2016</strong>). Nun soll<br />
noch mehr Gutes getan werden, denn Gewinner<br />
Günther H. aus Westerstede stellt<br />
das Bike für eine Versteigerung bei Ebay<br />
zur Verfügung, der Erlös soll dem Hospiz<br />
Ammerland zufließen. Die Auktion soll im<br />
Oktober starten, das genaue Datum steht<br />
noch nicht fest. Wer mehr über das Bike<br />
und/oder die Aktion und deren Vorgeschichte<br />
erfahren möchte, kann alles unter<br />
www.projekt-hospiz-k100.de nachlesen.<br />
Foto: Heinrich Diers<br />
TERMINE<br />
OKTOBER<br />
7.–9. 10.: VETERAMA auf dem<br />
Maimarkt gelände; 68163 Mannheim,<br />
Telefon 0 62 03/1 35 07, www.veterama.de<br />
22./23. 10.: OLDTEMA Oldtimer- und<br />
Teilemarkt auf dem Messegelände;<br />
06<strong>11</strong>6 Halle/Saale, Telefon 03 61/6 53 49 91,<br />
www.oldtema.de<br />
30. 10.: Saisonabschlussfahrt des AMSC<br />
Leonberg; Start-/Zielturm Solitudering,<br />
71201 Leonberg, Telefon 071 52/7 17 20,<br />
www.amsc-leonberg.de<br />
NOVEMBER<br />
3./4. <strong>11</strong>.: Oldtimer-Intensivseminar –<br />
W artungsarbeiten an Motorrädern;<br />
97421 Schweinfurt, Telefon 0 97 21/78 58-<br />
3129, www.fahrzeugakademie.de<br />
<strong>11</strong>. <strong>11</strong>.: Mythos Laverda V6 – Piero Laverda<br />
referiert im PS.Speicher Einbeck;<br />
37574 Einbeck, Telefon 0 55 61/92 32 02 70,<br />
www.ps-speicher.de<br />
DEZEMBER<br />
9.-<strong>11</strong>.12.: Retro <strong>Classic</strong>s Bavaria<br />
auf dem Messegelände; 90471 Nürnberg,<br />
Telefon 07 <strong>11</strong>/1 85 60-26 63,<br />
www.retro-classics-bavaria.de<br />
JANUAR<br />
14./15.1.: 18. Internationale Moto Technica<br />
Augsburg, Messezentrum Augsburg;<br />
86159 Augsburg, Telefon 0 90 81/799239,<br />
www.mototechnica.de<br />
FEBRUAR<br />
<strong>11</strong>./12.2.: Moto Technica Ilshofen, Arena<br />
Hohenlohe; 74532 Ilshofen,<br />
Telefon 0 90 81/79 92 39,<br />
www.mototechnica.de<br />
Angaben ohne Gewähr. Wenn Ihr Event hier genannt werden soll, mailen Sie Zeit, Ort und Veranstalter an termine@motorrad-classic.de oder tragen es selbst in die Datenbank unter www.motorrad-classic.de/termine ein.<br />
Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht.<br />
48 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Ein ganzes Jahr<br />
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Christina Dohman, Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des<br />
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246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
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an: <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)7<strong>11</strong> 3206-8899, Telefax: +49 (0)7<strong>11</strong> 182-2550, EMail: motorradclassic@dpv.de<br />
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Kinder 6-9 Jahre: 3,- € · Kinder 10 – 14: 5,50 €<br />
Erwachsene: 6,50 € · Familienkarte: 18,50 €<br />
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E-Mail: speyer@technik-museum.de<br />
www.technik-museum.de<br />
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Münch-Dauerausstellung, Raumfahrt,<br />
Feuerwehrfahrzeuge, Musikinstrumente,<br />
Flugzeuge, U-Boote, Schiffe, Oldtimer,<br />
Motorräder, Lokomotiven, wechselnde<br />
Sonderausstellungen, Modellbau-Museum uvm.<br />
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Karte: Claudia Werel<br />
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Der Zustand „gepflegt“ bezieht sich<br />
auf Motorräder, die sich in weitgehend<br />
mängelfreiem Originalzustand befinden<br />
und nur leichte Gebrauchsspuren aufweisen.<br />
Zweiräder mit starken Gebrauchsspuren,<br />
deutlichen Mängeln und eingeschränkter<br />
Funktionsfähigkeit, sowie<br />
fehlender Teile oder Abweichungen vom<br />
Originalzustand bekommen die Zustandsnote<br />
„schlecht“. Es sind Motorräder, die<br />
eine brauchbare Restaurierungsbasis darstellen.<br />
Die angegebenen Preise sind Richtwerte,<br />
die bei besonders gut erhaltenen<br />
oder perfekt restaurierten Fahrzeugen<br />
deut lich überschritten werden können.<br />
Andererseits rechtfertigen beispielsweise<br />
fehlende Teile oder sehr hohe Laufleistungen<br />
zum Teil erhebliche Nachlässe. Ausnahmen<br />
nach oben oder unten bestätigen<br />
auch hier die Regel.<br />
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Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
ADLER<br />
M 125 1950-57 123 cm 3 4/6 2500 800<br />
M 150 1951-53 147 cm 3 5/7 2600 800<br />
M 200 1951-53 195 cm 3 6/9 3400 <strong>11</strong>00<br />
M 250 1952-54 247 cm 3 12/16 4400 1600<br />
M 250 S 1952-54 247 cm 3 13/18 5000 2000<br />
MB 150 1954-57 147 cm 3 6/8 2800 900<br />
MB 200 1953-57 195 cm 3 8/<strong>11</strong> 3200 <strong>11</strong>00<br />
MB 201 1954-56 199 cm 3 7/10 3100 1000<br />
MB 250 1953-57 247 cm 3 12/16 4200 1500<br />
MB 250 S 1953-56 247 cm 3 13/18 5200 2000<br />
AERMACCHI<br />
Ala Rossa 1957-62 172 cm 3 8/<strong>11</strong> 4200 1800<br />
Ala Verde 1959-68 246 cm 3 13/18 4600 2000<br />
350 TV 1969-72 344 cm 3 18/25 4500 2000<br />
350 GT 1969-72 344 cm 3 18/25 3900 1900<br />
350 SS 1972-74 344 cm 3 18/25 4300 2000<br />
350 SX 1972-74 344 cm 3 18/25 4100 2000<br />
Stand: April <strong>2016</strong><br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
AJS<br />
12 1923-40 248 cm 3 4/6 7700 2500<br />
6 1923-35 348 cm 3 <strong>11</strong>/15 9500 3400<br />
16 1935-39 348 cm 3 12/16 9800 3300<br />
16 M/MS 1945-55 348 cm 3 12/16 5200 1800<br />
18 1936-39 497 cm 3 15/20 10 000 3500<br />
18/18 S 1949-58 497 cm 3 17/23 7200 2700<br />
20 1948-61 498 cm 3 21/29 6500 2600<br />
8 1926-34 499 cm 3 15/20 10 500 3500<br />
18 1935 499 cm 3 15/20 10 400 3500<br />
30 1956-58 593 cm 3 24/33 6600 2800<br />
31 1959-65 658 cm 3 27/36 6900 2800<br />
2 1933-40 982 cm 3 18/26 17 000 7000<br />
2 1925-31 998 cm 3 17/24 18 500 7500<br />
ARDIE<br />
BD 175 1952-54 172 cm 3 6/9 3100 1500<br />
BD 176 1954-58 172 cm 3 7/10 3000 1500<br />
B 252 1953-55 250 cm 3 10/13 4000 1900<br />
58 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
TM 500 1925-28 488 cm 3 13/18 18 000 8500<br />
DBK 503 1933 492 cm 3 16/22 12 000 6000<br />
RBU 503 1933-34 497 cm 3 10/14 <strong>11</strong> 100 5700<br />
750 1927-30 740 cm 3 13/18 22 500 <strong>11</strong> 000<br />
ARIEL<br />
NH Red Hunter 1933-39 348 cm 3 15/20 7500 2700<br />
NH Red Hunter 1945-58 348 cm 3 14/19 6400 2400<br />
VH Red Hunter 1933-39 497 cm 3 20/27 9500 3800<br />
VH Red Hunter 1945-58 497 cm 3 18/26 8000 2700<br />
KH 1948-57 499 cm 3 18/25 7100 2600<br />
Square Four 600 1932-36 601 cm 3 18/26 20 000 8500<br />
Square Four 4G 1937-40 997 cm 3 30/40 15 500 6000<br />
Sqaure Four 4G 1946-53 997 cm 3 30/40 14 000 6000<br />
Square Four MK II 1953-59 997 cm 3 33/45 12 900 5500<br />
AWO/SIMSON<br />
425/425 T 1950-57 247 cm 3 9/12 4200 1500<br />
425 S 1956-62 247 cm 3 10/14 4500 1600<br />
BENELLI<br />
250 1934-40 248 cm 3 6/9 6500 2500<br />
250 Sport 1938-39 248 cm 3 9/12 7000 2700<br />
BMW<br />
R 20 1937-38 192 cm 3 6/8 6000 2500<br />
R 2 1931-36 198 cm 3 6/8 9000 3200<br />
R 39 1925-26 247 cm 3 4/6 28 000 10 000<br />
R 23 1938-40 247 cm 3 7/10 6500 2600<br />
R 24 1948-50 247 cm 3 9/12 5700 2400<br />
R 25 1950-51 247 cm 3 9/12 6500 2400<br />
R 25/2 1951-53 247 cm 3 9/12 6300 2300<br />
R 25/3 1953-56 247 cm 3 10/13 6000 2200<br />
R 26 1956-60 247 cm 3 <strong>11</strong>/15 6100 2300<br />
R 27 1960-66 247 cm 3 13/18 6500 2300<br />
R 3 1936 305 cm 3 8/<strong>11</strong> 9400 3400<br />
R 35 1937-40 342 cm 3 10/14 6500 2600<br />
R 4 1932-37 398 cm 3 10/14 10 000 3600<br />
R 5 1936-37 494 cm 3 17/24 27 500 <strong>11</strong> 000<br />
R 51 1938-40 494 cm 3 17/24 13 000 5400<br />
R 51/2 1950-51 494 cm 3 17/24 <strong>11</strong> 500 5100<br />
R 51/3 1951-54 494 cm 3 17/24 <strong>11</strong> 900 5300<br />
R 50 1955-60 494 cm 3 18/26 9200 4300<br />
R 50/2 1960-69 494 cm 3 18/26 8500 4000<br />
R 50 S 1960-62 494 cm 3 26/35 12 800 5800<br />
R 67 1951 594 cm 3 18/26 10 400 4500<br />
R 68 1952-54 594 cm 3 26/35 31 000 16 000<br />
R 67/2 1952-54 594 cm 3 20/28 16 300 6200<br />
R 67/3 1955-56 594 cm 3 20/28 16 500 6300<br />
R 69 1955-60 594 cm 3 26/35 14 400 6500<br />
R 60 1956-60 594 cm 3 20/28 8600 3900<br />
R 60/2 1960-69 594 cm 3 22/30 8000 3600<br />
R 69 S 1960-69 594 cm 3 31/42 16 000 6500<br />
R 6 1937 596 cm 3 13/18 27 500 <strong>11</strong> 000<br />
R 66 1938-41 597 cm 3 22/30 19 500 8200<br />
R 61 1938-41 597 cm 3 13/18 10 700 4400<br />
R 63 1928-29 735 cm 3 17/24 38 000 17 000<br />
R 16 1929-34 735 cm 3 24/33 29 000 13 000<br />
R 17 1935-37 735 cm 3 24/33 31 000 14 000<br />
R 62 1928-29 745 cm 3 13/18 33 000 16 000<br />
R <strong>11</strong> 1929-34 745 cm 3 15/20 19 500 8000<br />
R 12 1935-41 745 cm 3 8/<strong>11</strong> 14 000 5000<br />
R 71 1938-41 745 cm 3 16/22 <strong>11</strong> 500 4600<br />
R 75 „Beiwagenkrad“ 1941-44 745 cm 3 18/26 29 000 10 600<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
BROUGH-SUPERIOR<br />
SS 680 ohv 1927-36 674 cm 3 18/25 150 000 60 000<br />
SS 80 1923-40 981 cm 3 25/34 220 000 80 000<br />
SS 100 1924-40 995 cm 3 30/40 250 000 90 000<br />
Model <strong>11</strong>.50 1933-40 1096 cm 3 24/32 190 000 70 000<br />
BSA<br />
C 15/C 15 T 1961 247 cm 3 <strong>11</strong>/15 3800 1400<br />
C 15 SS 80 1961 247 cm 3 13/18 4200 1500<br />
B 25 Starfire 1968-71 247 cm 3 19/25 4500 2000<br />
B 26 Sports 1937-39 248 cm 3 10/13 5500 2500<br />
C 10/C 10 L 1938-57 249 cm 3 6/8 3800 1400<br />
C <strong>11</strong>/C <strong>11</strong> G 1939-58 249 cm 3 8/<strong>11</strong> 4000 1500<br />
B 20 1937-38 249 cm 3 6/8 5500 2500<br />
B 21 1937-39 249 cm 3 7/10 5200 2400<br />
B 22 Empire Star 1937-39 249 cm 3 9/12 5400 2400<br />
B 31-1 1931-33 249 cm 3 5/7 5200 2400<br />
B 33-3 Blue Star 1933-34 249 cm 3 9/12 7500 3300<br />
B 40 1960-71 343 cm 3 16/21 4200 1900<br />
B 40 Sports Star 1962-71 343 cm 3 17/24 4600 2100<br />
ZB 32 Gold Star 1949-54 348 cm 3 19/25 12 500 6500<br />
DB 32 Gold Star Clubman 1954-57 348 cm 3 24/32 16 800 8800<br />
M 19 1937-38 349 cm 3 9/12 5100 2400<br />
B 44 Shooting Star 1968-71 441 cm 3 21/29 5100 2400<br />
S 27 1927 493 cm 3 12/17 10 000 5200<br />
A 7 1946-62 495 cm 3 20/28 5100 2400<br />
A 7 Star Twin/Shooting Star 1949-62 495 cm 3 23/31 5400 2500<br />
Q 8 Empire Star 1936 496 cm 3 13/18 <strong>11</strong> 000 5000<br />
M 23 Empire Star 1937-40 496 cm 3 10/13 8500 4000<br />
M 24 Gold Star 1938-39 496 cm 3 20/28 10 000 4000<br />
J 12 1936 498 cm 3 16/22 16 000 9000<br />
M 33 1947-57 499 cm 3 12/17 7000 3000<br />
B 33 1947-60 499 cm 3 17/23 6000 2500<br />
DB 34 Gold Star 1955-57 499 cm 3 28/38 13 600 6400<br />
DBD 34 Gold Star Clubman 1956-60 499 cm 3 31/42 17 000 8000<br />
A 50 Star 1962-65 499 cm 3 21/29 6000 2200<br />
A 50 Cyclone/Clubman 1964-65 499 cm 3 26/35 6000 2300<br />
A 50 Wasp/Royal Star 1965-70 499 cm 3 29/39 5500 2500<br />
M 33-<strong>11</strong> 1933 595 cm 3 18/26 8000 3500<br />
A 10 Golden Flash 1949-63 646 cm 3 25/34 7000 3000<br />
A 10 Road Rocket 1955-57 646 cm 3 30/40 8000 3600<br />
A 10 Super Rocket 1958-63 646 cm 3 31/42 8500 3800<br />
A 10 Rocket Gold Star 1962-63 646 cm 3 34/46 <strong>11</strong> 000 5000<br />
A 65 Star/Rocket/Clubman 1962-65 654 cm 3 28/38 7000 3000<br />
A 65 Spitfire 1966-68 654 cm 3 41/55 7500 3500<br />
A 65 Firebird 1969-71 654 cm 3 38/52 6500 2700<br />
Y 13 1936 748 cm 3 20/28 28 000 13 500<br />
G 14 1936 986 cm 3 18/25 12 500 7000<br />
DKW<br />
RT 100 1934-36 98 cm 3 2/2 2200 800<br />
RT 3 PS 1936-40 98 cm 3 2/3 2200 800<br />
RT 125/125-1 1940-44 123 cm 3 3/5 2600 <strong>11</strong>00<br />
RT 125 W 1949-52 123 cm 3 3/5 2700 <strong>11</strong>00<br />
RT 125-2/125 H 1952-54 123 cm 3 4/6 2600 <strong>11</strong>00<br />
RT 125 2H 1954-57 123 cm 3 4/6 2600 <strong>11</strong>00<br />
RT 175 S/175 VS 1955-58 174 cm 3 7/10 2700 900<br />
Block 175 1933 175 cm 3 3/5 3500 1500<br />
RT 175 1954-55 175 cm 3 6/9 2700 700<br />
RT 200/200 H 1951-53 191 cm 3 6/9 3400 1300<br />
Luxus Spezial 200 1929-31 192 cm 3 3/4 4400 2200<br />
Block 200 1931-33 192 cm 3 4/6 4500 1600<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 59
MARKT I<br />
Preisliste<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
SB 200 1933-38 192 cm 3 5/7 4900 2000<br />
RT 200-2/S/VS 1954-57 197 cm 3 8/<strong>11</strong> 3600 1300<br />
Luxus 200 1929-32 198 cm 3 3/4 4000 2000<br />
ES 200 „Volksrad“ 1930-31 198 cm 3 3/4 4000 1800<br />
ZIS/Z 200 1930-31 198 cm 3 3/4 4300 1600<br />
BM 200 1933 199 cm 3 4/6 3500 1500<br />
KM 200 Luxus 1934-36 199 cm 3 4/6 4000 2000<br />
KS 200 1936-40 199 cm 3 5/7 4000 2000<br />
E 206 1925-28 206 cm 3 3/4 4500 2000<br />
RT 250 1952-53 244 cm 3 7/10 3200 1400<br />
RT 250-1 1953-55 244 cm 3 8/<strong>11</strong> 3100 1400<br />
RT 250-2 1953-55 244 cm 3 10/13 3200 1400<br />
RT 250 S/250 VS 1955-57 244 cm 3 <strong>11</strong>/15 3200 1400<br />
E 250 1927-28 247 cm 3 4/6 4800 2200<br />
Sport 250 1936-38 247 cm 3 6/9 4800 2200<br />
SB 250 1938 247 cm 3 6/9 4800 2200<br />
NZ 250 1938-41 247 cm 3 6/9 4000 2000<br />
E 300 1927-29 293 cm 3 6/8 5700 2400<br />
Luxus 300 1929-30 293 cm 3 6/8 4300 2200<br />
Luxus-Sport 300 1930-31 293 cm 3 6/9 4700 2500<br />
Block 300 1931-33 293 cm 3 6/8 6500 2500<br />
Block 350 1931-32 345 cm 3 8/<strong>11</strong> 7300 2600<br />
Sport 250 1933-34 345 cm 3 8/<strong>11</strong> 4800 2200<br />
SB 350 1934-38 345 cm 3 8/<strong>11</strong> 6800 2300<br />
NZ 350 1938-43 346 cm 3 8/<strong>11</strong> 4200 1600<br />
NZ 350-1 1944-45 346 cm 3 8/<strong>11</strong> 4000 1600<br />
350 S 1955-56 348 cm 3 13/18 4600 1600<br />
NZ 500 1939-41 489 cm 3 13/18 9000 4300<br />
Z 500 1927-29 494 cm 3 9/12 8500 4200<br />
ZSW 500 1928-29 494 cm 3 10/14 9500 4500<br />
Sport 500/Super Sport 500 1930-32 494 cm 3 13/18 12 000 4700<br />
Luxus 500 1929-30 494 cm 3 10/14 8500 4200<br />
Block 500 1933 494 cm 3 <strong>11</strong>/15 8500 4200<br />
SB 500 1934-39 494 cm 3 <strong>11</strong>/15 8500 4100<br />
Super Sport 600 1931-32 586 cm 3 16/22 13 500 4900<br />
D-RAD<br />
R 0/4 1926-28 496 cm 3 7/10 9000 4300<br />
R 0/6 1927-29 496 cm 3 7/10 8500 4200<br />
R 1/4 1927 496 cm 3 9/12 9500 4500<br />
R 9 1928-29 496 cm 3 9/12 8900 4300<br />
R 10 1929-31 496 cm 3 15/20 9500 4500<br />
R <strong>11</strong> 1931 496 cm 3 12/16 8000 3500<br />
DUCATI<br />
125 Cadet 1967-69 121 cm 3 5/7 2200 700<br />
125 TS/Sport 1958-65 125 cm 3 7/10 4200 <strong>11</strong>00<br />
160 Monza Junior 1964-67 152 cm 3 12/16 3400 1000<br />
175 Cruiser 1952-54 175 cm 3 5/7 4200 <strong>11</strong>00<br />
175 TS/Sport 1958-61 175 cm 3 8/<strong>11</strong> 5000 1500<br />
200 Elite 1959-65 204 cm 3 13/18 4800 1500<br />
200 SS 1959-60 204 cm 3 13/18 5100 1500<br />
250 Diana 1961-66 248 cm 3 17/24 4200 <strong>11</strong>00<br />
250 Monza 1965-66 248 cm 3 17/24 3500 1200<br />
250 Mach I 1964-66 248 cm 3 20/27 7500 3500<br />
250 Mk III 1967-74 248 cm 3 13/18 5300 1800<br />
250 Desmo 1971-74 249 cm 3 15/20 6000 2200<br />
350 Mk III 1968-74 340 cm 3 17/24 5900 2200<br />
450 Mk III 1968-74 436 cm 3 20/27 6500 2500<br />
450 Desmo 1971-74 436 cm 3 23/31 8000 3000<br />
EMW<br />
R 35/2 1945-52 342 cm 3 10/14 5500 2200<br />
R 35/3 1952-56 342 cm 3 10/14 6000 2300<br />
Stand: April <strong>2016</strong><br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
FN<br />
M 70 Sahara 1926-36 350 cm 3 6/9 8000 3000<br />
4 PS 1905-09 362 cm 3 3/4 35 000 16 000<br />
M 13 1947-58 450 cm 3 13/17 9500 4000<br />
6 PS 1910-13 492 cm 3 4/6 36 000 23 000<br />
M 86 1934-40 500 cm 3 <strong>11</strong>/15 15 000 6500<br />
M 50 1924-26 748 cm 3 9/12 30 000 14 500<br />
GILERA<br />
175/Sirio 1931-36 174 cm 3 5/6 4000 1600<br />
250 L/LE 1937-41 247 cm 3 6/9 4500 2000<br />
350 Sport/Gran Sport/SS 1925-36 346 cm 3 7/10 8500 4200<br />
500 VT/VTGS 1935-41 498 cm 3 18/24 8700 3700<br />
500 VTE/VTGSE 1939-41 498 cm 3 18/24 12 500 7500<br />
Marte 1941-46 498 cm 3 10/14 8000 3000<br />
HARLEY-DAVIDSON<br />
WLD 1945-51 739 cm 3 17/23 13 500 6300<br />
WLA 1941-45 743 cm 3 17/23 14 600 6400<br />
K 1952-55 743 cm 3 22/30 10 000 3400<br />
DL 1929-31 746 cm 3 13/18 24 000 9700<br />
RL 1932-37 746 cm 3 13/18 15 000 5700<br />
KH 1955-57 883 cm 3 28/38 10 000 3500<br />
XL 1957-59 883 cm 3 31/42 10 000 3500<br />
XLC 1958 883 cm 3 31/42 10 000 3500<br />
XLCH 1958-60 883 cm 3 40/55 10 200 3500<br />
XLH/XLCH 1960-66 883 cm 3 40/55 9500 3200<br />
XLH/XLCH 1967-71 883 cm 3 43/58 9000 3000<br />
J 1921-26 988 cm 3 12/16 24 000 10 000<br />
E 1936-45 988 cm 3 22/30 30 000 <strong>11</strong> 000<br />
E 1946-48 988 cm 3 24/33 28 000 9800<br />
E Hydra Glide 1949-50 988 cm 3 27/37 18 000 7100<br />
EL Hydra Glide 1951-52 988 cm 3 30/40 18 000 7200<br />
JD 1926-29 1207 cm 3 17/24 24 000 10 500<br />
JDH 1929-31 1207 cm 3 12/16 26 000 <strong>11</strong> 000<br />
F 1941-48 1207 cm 3 31/42 28 700 10 000<br />
F Hydra Glide 1949-50 1207 cm 3 33/45 20 300 7500<br />
FL Hydra Glide 1951-52 1207 cm 3 40/54 21 000 8000<br />
FL 1953-57 1207 cm 3 40/54 21 000 8000<br />
FLE 1953-57 1207 cm 3 48/65 20 900 7500<br />
FL Duo Glide 1958-64 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />
FL Electra Glide 1965 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />
FL Electra Glide 1966-71 1207 cm 3 42/57 16 000 6800<br />
VL 1932-34 1208 cm 3 22/30 16 000 6500<br />
VLD 1934-36 1208 cm 3 26/35 16 000 6500<br />
U 1937-48 1208 cm 3 24/32 19 000 7600<br />
VLH 1936-38 1340 cm 3 25/34 26 000 12 000<br />
HERCULES<br />
313 1951-57 123 cm 3 5/6 3500 1500<br />
319 1953-56 173 cm 3 6/9 3600 1500<br />
320 1953-56 173 cm 3 6/9 3600 1500<br />
317 1953-56 197 cm 3 8/<strong>11</strong> 3700 1500<br />
322 1953-58 246 cm 3 <strong>11</strong>/15 4700 1800<br />
HONDA<br />
CB 92 1960-65 124 cm 3 <strong>11</strong>/15 8500 4200<br />
CB 72 1960-66 247 cm 3 18/24 8800 4300<br />
CB 77 1962-65 305 cm 3 21/29 8600 4200<br />
HOREX<br />
Regina 250 1953-56 248 cm 3 12/17 6200 2400<br />
Resident 250 1956 248 cm 3 13/18 6000 2200<br />
SB 35 1938-39 342 cm 3 13/18 7100 3400<br />
SB 35 1948-50 342 cm 3 13/18 7100 3400<br />
Regina 350 1950-53 342 cm 3 13/18 7200 3600<br />
60 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> www.motorrad-classic.de
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Regina 350 1953-56 342 cm 3 14/19 7200 3600<br />
Regina Sport 350 1952 342 cm 3 15/20 8000 4500<br />
Resident 350 1955-56 349 cm 3 16/22 6400 2400<br />
Imperator 400 1954-58 392 cm 3 18/26 <strong>11</strong> 000 4700<br />
Regina 400 1953-56 399 cm 3 16/22 8400 4200<br />
Imperator 450 S 1958-59 452 cm 3 22/30 <strong>11</strong> 500 5000<br />
T 5 1924-36 492 cm 3 12/16 15 200 6000<br />
S 64/SS 64 1935-37 587 cm 3 16/22 15 000 6600<br />
T 6 1924-36 591 cm 3 14/19 15 500 5600<br />
INDIAN<br />
Prince 1925-28 348 cm 3 5/6 12 000 5500<br />
741 Army Scout 1940-44 500 cm 3 10/13 20 000 8000<br />
37 CID Scout 1920-28 596 cm 3 8/<strong>11</strong> 23 500 10 800<br />
101 Scout 1928-31 745 cm 3 13/18 21 000 9600<br />
Sport Standart 1931-37 745 cm 3 18/25 20 900 8000<br />
Sport Scout 1934-44 745 cm 3 22/30 25 000 10 500<br />
841 Military 1941-44 745 cm 3 22/30 20 700 7700<br />
61 CID Powerplus 1916-24 998 cm 3 13/18 25 000 12 500<br />
Chief 1922-28 1000 cm 3 13/18 26 000 12 900<br />
74 CID Chief 1923-48 1207 cm 3 22/30 31 700 13 500<br />
Four 1928-35 1265 cm 3 22/30 49 000 20 000<br />
Four 1936-37 1265 cm 3 26/35 43 000 18 500<br />
Four 1938-42 1265 cm 3 30/40 45 000 21 000<br />
80 CID Chief Black Hawk 1950-53 1313 cm 3 30/40 32 900 14 000<br />
JAWA<br />
175 1932-37 172 cm 3 5/6 2400 900<br />
250 1936-40 246 cm 3 6/9 2900 <strong>11</strong>00<br />
250 1946-53 249 cm 3 6/9 2600 1000<br />
353 1954-61 249 cm 3 9/12 2500 900<br />
559 1962-70 249 cm 3 10/14 2000 600<br />
350 1948-53 344 cm 3 10/13 3400 1300<br />
354 1954-61 344 cm 3 12/16 3500 1200<br />
350 California 1966-69 344 cm 3 13/18 3300 <strong>11</strong>00<br />
500 1952-58 488 cm 3 18/26 8000 3000<br />
KAWASAKI<br />
A 1 Samurai 1966-71 247 cm 3 23/31 3000 1000<br />
A 7 Avenger 1967-71 338 cm 3 31/42 3300 <strong>11</strong>00<br />
650 W1/W2 1966-74 624 cm 3 37/50 <strong>11</strong> 500 5000<br />
LAVERDA<br />
650 1968 654 cm 3 33/45 7500 4500<br />
750 1968-69 743 cm 3 36/49 7200 3900<br />
750 S 1969-70 743 cm 3 44/60 10 400 5500<br />
MAICO<br />
MD 125 1967-76 125 cm 3 10/14 1800 600<br />
M 175/S 1951-59 174 cm 3 6/9 2700 1000<br />
M 175 Super Sport 1956-60 174 cm 3 <strong>11</strong>/15 3200 1200<br />
MD 250/WK 1974-83 245 cm 3 20/27 2200 800<br />
Blizzard 1955-68 247 cm 3 <strong>11</strong>/15 4000 2200<br />
M 250 B 1958-66 247 cm 3 <strong>11</strong>/15 3400 1300<br />
Taifun 1954-58 394 cm 3 16/22 6000 2800<br />
MATCHLESS<br />
G 3 1940-66 348 cm 3 12/16 5000 2500<br />
Silver Arrow 1930-34 394 cm 3 13/18 9800 3700<br />
Clubman 1936-40 497 cm 3 17/23 13 700 4700<br />
G 80 1945-66 498 cm 3 17/23 8000 3100<br />
G 9 1949-61 498 cm 3 21/29 7000 3600<br />
Silver Hawk 1931-34 593 cm 3 20/28 14 400 5000<br />
G 12 1958-66 646 cm 3 26/36 8500 3900<br />
G 15 1964-69 745 cm 3 36/49 9000 4100<br />
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E-Mail: motorradclassic@dpv.de,<br />
Postalisch: <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert<br />
Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz),<br />
Christina Dohman, Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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und werde automatisch Mitglied im <strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN-Club. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres habe ich das<br />
Recht zur jederzeit möglichen Kündigung. Bei Bankeinzug in Deutschland erhalte ich eine zusätzliche Gratis-Ausgabe.<br />
MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name Vorname Geburtsdatum<br />
Straße Nummer PLZ<br />
PLZ Ort E-Mail<br />
Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich<br />
damit einver standen, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes<br />
Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon<br />
und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per<br />
E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
JA, ICH BEZAHLE PER BANKEINZUG UND ERHALTE EINE GRATIS-AUSGABE:<br />
BIC<br />
IBAN<br />
Ich zahle per Rechnung<br />
Bankinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift<br />
einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf<br />
mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann<br />
innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es<br />
gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist<br />
beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung<br />
gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige<br />
Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster<br />
aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>MOTORRAD</strong>, Aboservice, Postfach, 70138<br />
Stuttgart, Telefon: + 49 (0) 7<strong>11</strong> 32 06 88 99, Telefax: +49 (0) 7<strong>11</strong> 1 82 25 50, EMail: motorrad@dpv.de<br />
Datum<br />
Zeit für eine<br />
Inspizierung!<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> als Jahresabo<br />
+ Schraubersatz von Proxxon als Geschenk!<br />
x<br />
Unterschrift
MARKT I<br />
Preisliste<br />
MORINI<br />
Corsaro 125 1959-68 122 cm 3 6/8 2700 <strong>11</strong>00<br />
125 Super Sport 1948-51 123 cm 3 5/7 2400 1000<br />
175 Turismo 1953-57 172 cm 3 6/8 3500 1300<br />
175 Grand Turismo 1954-57 172 cm 3 8/<strong>11</strong> 4800 1700<br />
175 Super Sport 1955-57 172 cm 3 10/13 5400 1900<br />
175 Settebello 1954-57 172 cm 3 12/17 6200 2200<br />
Tresette Sprint 1958-63 172 cm 3 10/13 5500 2100<br />
MOTOBI<br />
Sprite 1963-66 198 cm 3 10/14 3600 1300<br />
250 SS 1967-73 245 cm 3 12/17 4800 1600<br />
Gran Sport 250 1955-60 247 cm 3 9/12 4800 1800<br />
MOTO GUZZI<br />
P 175 1932-37 174 cm 3 5/7 7100 3000<br />
P 250 1934-40 238 cm 3 6/9 7400 3200<br />
Airone 1939-40 247 cm 3 6/9 5500 2600<br />
Airone Sport 1948-57 247 cm 3 10/14 5300 2600<br />
Normale 1921-24 498 cm 3 6/8 15 000 6500<br />
Sport 1923-28 498 cm 3 10/13 12 000 5200<br />
Sport 14/15 1929-39 498 cm 3 10/13 10 800 4700<br />
GTW 1935-49 498 cm 3 16/22 15 000 7000<br />
GTC 1937-39 498 cm 3 19/26 18 000 8400<br />
Astore 1949-53 498 cm 3 14/19 9600 4600<br />
Falcone 1950-67 498 cm 3 14/19 6500 3100<br />
Falcone Sport 1953-67 498 cm 3 17/23 7800 3800<br />
V 7 700 1966-76 704 cm 3 30/40 7600 3700<br />
V 7 Spezial 1968-73 757 cm 3 37/50 5900 2900<br />
MÜNCH<br />
TTS 1200 1968-79 <strong>11</strong>77 cm 3 65/88 70 000 42 000<br />
TTS-E 1200 1973-79 <strong>11</strong>77 cm 3 74/100 75 000 45 000<br />
MZ (BIS 1956: IFA)<br />
RT 125 1950-54 123 cm 3 3/5 2800 1200<br />
RT 125/125-1/125-2/125-3 1954-62 123 cm 3 4/6 2900 1000<br />
ES 125 1962-69 123 cm 3 6/8 1900 800<br />
ES 150 1962-68 143 cm 3 7/10 2100 900<br />
ES 175/175-1 1956-67 172 cm 3 7/10 2300 900<br />
ES 175-2 1967-72 172 cm 3 10/14 2300 900<br />
ES 250 (Doppelport) 1956-57 247 cm 3 10/14 2900 1300<br />
ES 250-1 1962-67 247 cm 3 12/16 2400 900<br />
ES 300 1963-65 293 cm 3 13/18 3000 1200<br />
BK 350 1952-58 343 cm 3 <strong>11</strong>/15 3200 <strong>11</strong>00<br />
NORTON<br />
Model 40 International 1932-39 348 cm 3 17/24 13 500 7000<br />
Model 40 International 1946-58 348 cm 3 17/24 18 500 10 500<br />
Model 50 1933-39 348 cm 3 15/20 5100 2000<br />
Model 50 1955-63 348 cm 3 15/20 6200 3000<br />
Model 55 1933-39 348 cm 3 16/22 5500 2200<br />
CJ 1929-39 348 cm 3 16/22 14 000 5500<br />
Model 40 M „Manx“ 1946-63 349 cm 3 26/35 25 000 15 000<br />
CS 1 1927-39 490 cm 3 20/28 23 300 8900<br />
Model 30 International 1933-39 490 cm 3 22/30 17 500 9700<br />
Model 30 International 1946-58 490 cm 3 22/30 17 000 9500<br />
ES 2 1932-47 490 cm 3 16/21 7500 3500<br />
ES 2 1947-63 490 cm 3 16/21 6000 3000<br />
ES 2 1965-66 490 cm 3 16/21 5600 2800<br />
Dominator Model 7 1949-56 497 cm 3 21/29 7000 2900<br />
Dominator 88 1952-66 497 cm 3 21/29 7200 3200<br />
Stand: April <strong>2016</strong><br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Model 30 M „Manx“ 1946-63 498 cm 3 35/48 30 000 18 000<br />
650 1961-63 646 cm 3 33/45 6900 3200<br />
650 DeLuxe 1962 646 cm 3 33/45 8700 4000<br />
650 Super Sport 1961-69 646 cm 3 36/49 8500 4000<br />
Atlas 1962-68 745 cm 3 38/52 12 000 5700<br />
Ranger 1968 745 cm 3 42/58 13 000 6000<br />
NSU<br />
Pony 100 1937-40 97 cm 3 2/3 3200 1200<br />
Quick 1936-40 97 cm 3 2/3 2500 1000<br />
Quick 1945-53 97 cm 3 2/3 2400 1000<br />
Fox (Viertakt) 1949-54 98 cm 3 4/6 3200 1400<br />
125 ZDB 1947-51 123 cm 3 4/5 2900 1300<br />
Fox (Zweitakt) 1951-54 123 cm 3 4/5 2800 1200<br />
Superfox 1955-57 123 cm 3 7/9 2900 1200<br />
Maxi 1957-64 174 cm 3 9/12 3500 1500<br />
201 ZD Pony 1935-37 198 cm 3 4/6 3000 1200<br />
201 ZDB 1938-40 198 cm 3 5/7 3200 1200<br />
Lux 1951-54 198 cm 3 6/8 2900 1500<br />
Superlux 1954-56 198 cm 3 8/<strong>11</strong> 3500 1600<br />
251 OSL 1947-52 242 cm 3 7/10 4200 1800<br />
Max 1951-56 247 cm 3 <strong>11</strong>/15 4500 1800<br />
Supermax 1956-63 247 cm 3 13/18 5000 2100<br />
351 OSL 1934-40 346 cm 3 13/18 9000 4000<br />
Konsul 1951-53 346 cm 3 13/18 6800 2800<br />
351 S/OS 1932-35 348 cm 3 12/17 10 000 4500<br />
501 T 1927-29 494 cm 3 8/<strong>11</strong> 10 500 4000<br />
501 TS 1930-36 494 cm 3 8/<strong>11</strong> 8400 3200<br />
500 SS 1931-34 494 cm 3 16/22 30 000 12 700<br />
501 OSL 1935-39 494 cm 3 16/22 <strong>11</strong> 000 4200<br />
Konsul II 1951-54 494 cm 3 16/22 8800 3200<br />
601 OSL 1936-41 562 cm 3 18/24 <strong>11</strong> 500 4400<br />
601 TS 1930-39 592 cm 3 10/14 8700 3400<br />
8 PS 1914-21 996 cm 3 8/<strong>11</strong> 19 000 6800<br />
PUCH<br />
LM 1923-27 122 cm 3 1/2 4500 2000<br />
125 T 1946-50 125 cm 3 3/5 2800 1000<br />
175 SV 1953-67 172 cm 3 7/10 2800 800<br />
175 „Harlette“ 1925-27 173 cm 3 2/3 4500 2100<br />
200 1937-40 198 cm 3 4/6 3500 1300<br />
250 1929-33 248 cm 3 4/6 5000 2500<br />
250 E/L 1933-37 248 cm 3 5/7 4700 2200<br />
250 S 4 1934-42 248 cm 3 7/10 5500 2500<br />
250 TF 1949-54 248 cm 3 9/12 4000 1600<br />
250 SGS 1953-67 248 cm 3 12/16 4600 1500<br />
250 SGS 1967-70 248 cm 3 12/16 4600 1500<br />
250 SG 1954-69 248 cm 3 10/14 4600 1500<br />
500 Z/N/V 1931-35 496 cm 3 10/14 <strong>11</strong> 000 4200<br />
ROYAL ENFIELD<br />
RE 125/„Flying Flea“ 1945-53 126 cm 3 2/3 2600 900<br />
250 Clipper/Clipper II 1953-65 248 cm 3 10/14 3600 1400<br />
Crusader 1956-62 248 cm 3 10/13 3500 1400<br />
Continental 1962-65 248 cm 3 15/20 3800 1500<br />
Continental GT 1964-67 248 cm 3 15/21 4500 2100<br />
Mod. G 1945-54 346 cm 3 <strong>11</strong>/15 5000 2000<br />
350 Bullet 1949-65 346 cm 3 13/18 5900 2400<br />
350 Clipper 1955-62 346 cm 3 <strong>11</strong>/15 4500 1800<br />
500 Twin 1949-58 495 cm 3 18/25 6500 2600<br />
62 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> www.motorrad-classic.de
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Meteor Minor 1958-63 496 cm 3 22/30 6500 2500<br />
Mod. J 1936-40 499 cm 3 16/22 8500 3800<br />
Mod. J 1945-55 499 cm 3 15/21 7000 3100<br />
500 Bullet 1952-62 499 cm 3 18/25 6000 2400<br />
700 Meteor 1952-55 693 cm 3 26/36 7000 2500<br />
Super Meteor 1955-62 693 cm 3 30/40 7300 2600<br />
Constellation 1958-63 693 cm 3 37/51 7500 2800<br />
Interceptor 1962-70 736 cm 3 38/52 8000 3000<br />
Mod. K 1937-39 <strong>11</strong>40 cm 3 19/26 15 500 6500<br />
RUDGE<br />
350 Standard 1929-34 348 cm 3 12/16 8400 3000<br />
500 Special 1937-39 499 cm 3 17/23 <strong>11</strong> 000 5000<br />
500 Ulster 1939-39 499 cm 3 20/28 16 000 6600<br />
SUZUKI<br />
T 20 1965-68 250 cm 3 19/26 3900 1400<br />
T 250 1968-72 250 cm 3 24/33 3700 1200<br />
T 500 1967-75 492 cm 3 35/47 4700 1800<br />
TRIUMPH (D)<br />
BDG 125/H/L 1949-57 123 cm 3 4/6 3000 900<br />
Cornet 1953-57 197 cm 3 7/10 3500 1200<br />
BD 250 1939-42 248 cm 3 9/12 4100 2000<br />
BDG 250/H 1949-56 248 cm 3 8/<strong>11</strong> 4100 1700<br />
Boss 1953-56 344 cm 3 12/16 4700 2000<br />
SSK 350 1930-33 346 cm 3 <strong>11</strong>/15 12 000 6500<br />
Kongress 1934-37 346 cm 3 6/9 7500 4000<br />
S 350 1936-38 346 cm 3 9/12 3300 <strong>11</strong>00<br />
T 3 1928 494 cm 3 <strong>11</strong>/15 9000 4500<br />
T 500 1930-32 496 cm 3 10/13 8300 4200<br />
STM 500 1932-36 496 cm 3 15/20 <strong>11</strong> 000 5500<br />
TRIUMPH (GB)<br />
3 H 1937-39 343 cm 3 15/20 5000 2800<br />
3 T 1945-51 349 cm 3 15/20 4500 1600<br />
3 TA 1957-66 349 cm 3 15/20 4000 1500<br />
Tiger 100 1960-75 490 cm 3 23/32 6000 3000<br />
5 TA Speed Twin 1959-66 490 cm 3 20/27 6000 2000<br />
5 T Speed Twin 1937-39 499 cm 3 20/27 10 000 4500<br />
5 T Speed Twin 1945-58 499 cm 3 18/25 6000 2400<br />
Tiger 100 1938-39 499 cm 3 24/33 9500 4000<br />
Tiger 100 1945-59 499 cm 3 22/30 6000 3000<br />
Mod. 6/1 1934-36 647 cm 3 18/25 <strong>11</strong> 000 4000<br />
T <strong>11</strong>0 1954-62 649 cm 3 31/42 7500 3500<br />
6 T Thunderbird 1950-66 649 cm 3 25/34 7500 3500<br />
T 120 Bonneville 1958-70 649 cm 3 34/46 7500 3000<br />
T 120 R Bonneville 1971-73 649 cm 3 37/50 7400 3000<br />
VELOCETTE<br />
LE 1948-50 149 cm 3 4/6 3200 1200<br />
LE 1951-70 192 cm 3 6/8 3500 1300<br />
KSS 1925-48 348 cm 3 14/19 <strong>11</strong> 000 4000<br />
MAC 1946-60 349 cm 3 10/14 6500 2800<br />
Venom 1956-70 499 cm 3 26/36 10 000 6000<br />
Venom Thruxton 1964-70 499 cm 3 30/41 20 000 10 000<br />
VICTORIA<br />
KR 20 EN/LN 1937-40 197 cm 3 5/7 2800 <strong>11</strong>00<br />
KR 20 1928-32 198 cm 3 4/5 4500 1500<br />
KR 21 Swing 1954-57 198 cm 3 8/<strong>11</strong> 4500 2000<br />
KR 25 Aero 1949-52 247 cm 3 6/9 3900 1500<br />
KR 25 HM 1951-54 247 cm 3 8/<strong>11</strong> 3700 1500<br />
KR 26 1953-57 247 cm 3 10/14 3000 1000<br />
KR 35 SN 1938-39 342 cm 3 13/18 5000 2000<br />
KR 35 SS 1938-39 342 cm 3 15/20 8000 3500<br />
KR 35 WH 1938-44 342 cm 3 13/18 4500 2000<br />
KR 35 1928-33 344 cm 3 9/12 7700 3500<br />
V 35 Bergmeister 1953-55 347 cm 3 15/21 6500 3000<br />
KR I 1920-24 494 cm 3 4/6 16 500 8500<br />
KR 9 Fahrmeister 1936-38 496 cm 3 <strong>11</strong>/15 <strong>11</strong> 500 5000<br />
KR 50 1930-33 498 cm 3 10/14 9000 3500<br />
KR 50 S 1930-33 498 cm 3 13/18 9500 3600<br />
KR II 1922-24 499 cm 3 6/9 15 500 8300<br />
KR III 1924-26 499 cm 3 9/12 15 000 8000<br />
KR VI 1927-38 596 cm 3 13/18 12 000 6800<br />
VINCENT/H.R.D.<br />
Meteor 1946-50 499 cm 3 18/26 <strong>11</strong> 000 5000<br />
Comet 1948-54 499 cm 3 21/28 24 000 7500<br />
Rapide B/C/D 1946-55 998 cm 3 33/45 60 000 32 000<br />
Black Shadow B/C 1948-54 998 cm 3 40/55 90 000 50 000<br />
Black Shadow D 1955 998 cm 3 40/55 100 000 55 000<br />
Black Knight 1955 998 cm 3 33/45 75 000 40 000<br />
Black Prince 1955 998 cm 3 40/55 80 000 45 000<br />
ZÜNDAPP<br />
B 170 „Zugvogel“ 1932 169 cm 3 3/4 3800 1500<br />
200 S 1955-57 197 cm 3 9/12 2700 900<br />
201 S 1956-58 197 cm 3 9/12 2800 900<br />
S 200 1930-31 198 cm 3 4/6 3300 <strong>11</strong>00<br />
OK 200 1933 198 cm 3 6/8 4000 1300<br />
DB 200 1935-40 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />
DBK 200 1936-38 198 cm 3 5/7 3800 1500<br />
K 200/KK 200 1933-36 198 cm 3 5/7 4600 1800<br />
DB 201 1950-51 198 cm 3 5/7 3100 1300<br />
DB 202 1951-52 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />
DB 203 Comfort 1952-53 198 cm 3 6/9 3200 1300<br />
DB 204 Norma 1952-53 198 cm 3 6/8 2800 1000<br />
DB 234 Luxus 1953-55 198 cm 3 6/9 2900 1000<br />
DB 205 Elastic 200 1953-55 198 cm 3 6/9 3000 1000<br />
250 S 1956-63 245 cm 3 10/14 3300 <strong>11</strong>00<br />
DB 255 Elastic 250 1953-55 246 cm 3 10/13 3400 1200<br />
DB 250 1937-39 247 cm 3 6/8 3700 1500<br />
DBK 250 1937-39 247 cm 3 6/8 4400 1700<br />
EM 250 1925-27 249 cm 3 3/4 6000 2600<br />
DS 350 1937-40 346 cm 3 12/17 6500 2800<br />
K 350 1935-36 349 cm 3 9/12 6300 2600<br />
K 500 1933-40 498 cm 3 10/13 8500 3400<br />
KS 500/KKS 500 1936-39 498 cm 3 18/24 <strong>11</strong> 500 3800<br />
KS 601 1950-57 592 cm 3 21/28 14 000 5500<br />
KS 601 Sport 1952-58 592 cm 3 25/34 12 000 5000<br />
KS 600 1938-41 597 cm 3 21/28 12 000 5300<br />
KS 600 1949-50 597 cm 3 21/28 <strong>11</strong> 600 4900<br />
KS 750 „Beiwagenkrad“ 1940-44 751 cm 3 18/26 28 000 10 000<br />
K 800 1933-38 791 cm 3 15/20 19 500 9000<br />
VORSCHAU<br />
Baujahre<br />
Hubraum<br />
kW/PS<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
finden sie den Preisspiegel<br />
für die Youngtimer von<br />
1970 bis 1990<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 63
LESERBRIEFE<br />
Ex-Testmaschine von <strong>MOTORRAD</strong>: die Suzuki Goose von Leser Norbert Neder<br />
Leser Bachmann findet das Konzept der BMW K 75 genial<br />
27 PS sind genug, meint Leser Villringer<br />
Michael Schlereth besitzt ebenfalls eine Mk III<br />
KONTAKT<br />
Foto: fact<br />
Bitte geben Sie bei E-Mails und Leserbriefen<br />
Name und Wohnort an.<br />
Fragen und Post an die Redaktion:<br />
Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />
Stichwort Leserbriefe, 70162 Stuttgart,<br />
Fax 07 <strong>11</strong>/1 82-17 81<br />
E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />
Foto: Harry Colbert<br />
Foto: Norbert Neder<br />
Goose Nr. 1 lebt!<br />
Ein Leser hat doch tatsächlich die<br />
ehemalige <strong>MOTORRAD</strong>-Gans im Stall!<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 10/<strong>2016</strong><br />
Schon immer begeistert vom 350er-Suzuki-Eintopf<br />
– momentan steht die dritte DR<br />
350 im Schuppen –, glaubte ich meinen<br />
Augen nicht zu trauen, als vor einiger Zeit<br />
in einem Kleinanzeigenportal eine Goose<br />
angeboten wurde. Den <strong>MOTORRAD</strong>-Testbericht<br />
von 1993 noch im Hinterkopf, griff<br />
ich sofort zum Telefon. Tatsächlich war die<br />
Maschine noch zu haben und ich nicht<br />
lange nach dem Gespräch auf dem Weg<br />
zu ihr. In einem ehemaligen Schweinestall<br />
hatte das Gänschen, etwas gerupft von Zeit<br />
und Kilometern, für ein paar Jahre Unterschlupf<br />
gefunden. Aufgrund der einmaligen<br />
Farbgebung war mir sofort klar, dass<br />
die ehemalige Testmaschine vor mir stand.<br />
Auch das im Heckbürzel gefundene Preisschild<br />
von Roland Kappelts ehemaliger<br />
Firma ProBikes bestätigte dies später. Trotz<br />
des eher mäßigen Anblicks konnte ich das<br />
Gänschen einfach nicht zurücklassen.<br />
Nach einer Trockeneisdusche war der<br />
optische Zustand wieder einigermaßen<br />
ansehnlich. Die Blessuren wurden ausgebeult,<br />
geglättet und lackiert. Die zerschrammten<br />
Blinker habe ich durch Neuteile<br />
aus Spanien (!) ersetzt. Nach dem<br />
Wechsel von Öl, Bremsflüssigkeit, -leitungen<br />
und -belägen sowie der Überholung<br />
von Bremssätteln und Vergaser war das<br />
Maschinchen bereit für den TÜV und bekam<br />
anstandslos Ersatz für die längst abgelaufene<br />
Plakette. Schon auf den ersten<br />
Kilometern konnte ich den Fahrspaß erleben,<br />
den Jürgen Schmitz vor 23 Jahren<br />
und Uli Holzwarth heute beschrieben,<br />
dieser hat sich um keinen Deut verringert.<br />
Es macht einfach Freude, das Gänschen<br />
auf kleinen, kurvigen Straßen fliegen zu<br />
lassen. Und da es davon genug in meiner<br />
Umgebung gibt, muss Gänseklein sich auch<br />
nicht allein den Schuppen mit Büffel,<br />
Mammut, Stier und den Gespannen teilen.<br />
Gesellschaft leisten ihm in der Kleinvieh-<br />
Ecke ein Soulful-Twin, die Yamaha SRV<br />
250, ein Adler-Küken mit 231 cm³ und der<br />
Reste-Twin mit 244 cm³ mit ähnlichem<br />
Spaßfaktor.<br />
Norbert Neder, Forchheim<br />
Die Norton<br />
Commando zieht<br />
Michael Schlereth braucht noch Infos<br />
zur Norton Commando. Die haben wir.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe<br />
Redakteure von <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>, das<br />
Heft 9/<strong>2016</strong> enthält wieder einmal viele<br />
64 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
für mich ausgesprochen interessante und<br />
ansprechende Beiträge. Die größte Aufmerksamkeit<br />
hat bei mir der Beitrag ab<br />
Seite 68 über die Norton Commando 850<br />
Mk III erweckt. Ich besitze eine nahezu<br />
tupfengleiche Mk III wie beschrieben und<br />
würde sehr gerne mit Ihrem Redakteur<br />
Kontakt aufnehmen. Auch würde ich sehr<br />
gerne mit dem Eigentümer der beschriebenen<br />
und im Beitrag vorgestellten Commando<br />
Kontakt aufnehmen, um mich mit<br />
ihm zu Einzelfragen der Vergaserabstimmung,<br />
des Elektrostarters und der Leistungsentfaltung,<br />
bei der mich mein eigenes<br />
Motorrad vor interessante Fragen<br />
stellt, austauschen. Noch eine Frage: Ausgesprochen<br />
ausführlich und tiefgründig<br />
fand ich in der neuen Ausgabe den Beitrag<br />
„Unter der Lupe“ zu den Motorrädern<br />
von Laverda. Man erfährt hochinteressante<br />
technische Details und Zusammenhänge.<br />
Gibt es in bereits erschienenen Ausgaben<br />
von <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> einen entsprechenden<br />
Beitrag zu den Norton-<br />
Twins? Ein solcher wäre für mich sehr<br />
interessant. Falls ja, würde ich das entsprechende<br />
Heft gerne nachbestellen.<br />
Vielen herzlichen Dank und alles Gute<br />
weiterhin!<br />
Michael Schlereth, Villingen-Schwenn.<br />
Anmerkung der Redaktion: Hallo Herr<br />
Schlereth, wir haben Ihre Anfrage weitergeleitet.<br />
Wir hatten tatsächlich auch schon<br />
die Norton Commando-Modelle ausführlich<br />
„Unter der Lupe“, erschienen in MOTOR<br />
RAD <strong>Classic</strong> 3/2014. Das Heft kann unter<br />
der Telefonnummer 07<strong>11</strong>/32 06 88 99 nachbestellt<br />
werden. Ebenso die weiteren großen<br />
Kaufberatungen über die großen Zweiventil-<br />
Boxer von BMW (Ausgabe 7/2012), die großen<br />
Guzzis (3/2013), die Kreidler Florett<br />
(5/2014), die Morini-V2-Modelle (3/2015)<br />
und die Ducati Pantah (Heft 1+2/<strong>2016</strong>).<br />
K 75 überzeugt<br />
Leser Dietrich Bachmann will den<br />
BMW-Dreizylinder nicht mehr missen.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Liebe Redaktion, ich habe mit Interesse<br />
den Bericht über die drei Dreizylindermaschinen<br />
gelesen. Ich selber besitze nach<br />
35 Jahren Abstinenz seit Mai 2013 eine<br />
BMW K 75 C von 1985 mit kleiner Lenkerverkleidung.<br />
Als sechster Besitzer kann<br />
ich für den damaligen Tachostand von zirka<br />
68 000 Kilometern keine Hand heben.<br />
Inzwischen stehen über 97 000 Kilometer<br />
auf der Uhr. Bei Übernahme der Maschine<br />
hatte sie gerade TÜV und neue Metzeler<br />
Lasertec-Reifen bekommen. Da die Maschine<br />
wohl längere Zeit gestanden hatte,<br />
ließ ich sie bei BMW Dreieich durchsehen<br />
und alle Flüssigkeiten wechseln. Es stellte<br />
www.motorrad-classic.de<br />
sich heraus, dass das Steuerkopflager fällig<br />
war, was in der Winterpause erledigt wurde.<br />
Gewechselt wurden inzwischen die<br />
Schläuche der Einspritzanlage, die nach<br />
30 Jahren porös waren, und der Kühlerventilator.<br />
Undichtigkeiten im Öl-/Wasserkreislauf<br />
konnte ich bis jetzt nicht<br />
beobachten. Auch das erwähnte Lenkerschlagen<br />
konnte ich nicht feststellen,<br />
insbesondere nicht bei einer gerade absolvierten<br />
Alpenrundfahrt mit zwei Personen<br />
und vollem Gepäck. Das taumelnde<br />
Lenkgefühl hatte ich bei zirka <strong>11</strong>0 bis<br />
120 km/h anfangs kennengelernt, es lag<br />
aber vermutlich am montierten Federbein<br />
(wahrscheinlich verschlissenes WP-<br />
Modell). Nach der Umstellung auf das<br />
Original-Federbein von Bilstein war das<br />
Problem weg, der Fahrkomfort auch deutlich<br />
besser. Was ich bestätigen kann, ist<br />
eine gewisse Schwerfälligkeit beim Einlenken,<br />
besonders bei langsamer Fahrt.<br />
Dem kann man aber auch abhelfen. Auf<br />
einen Tipp von meiner Werkstatt habe<br />
ich vor zwei Monaten die Bereifung auf<br />
Michelin Pilot 3 umgestellt. Ich denke, es<br />
ist insbesondere der etwas andere Querschnitt<br />
des Vorderreifens, der den Unterschied<br />
ausmacht. Die Maschine fährt sich<br />
gefühlt gleich 30 Kilogramm leichter. Als<br />
alter Boxerfan war ich anfangs skeptisch.<br />
Inzwischen bin ich von dem Dreizylinder<br />
absolut überzeugt und möchte ihn nicht<br />
mehr missen. Das Konzept des liegenden<br />
Reihenmotors war einfach genial! Es<br />
stimmt auch, der leicht grollende Klang<br />
der Maschine kommt leider erst ab 4500/<br />
min auf, nur die braucht man beim Beschleunigen<br />
kaum, weil der Motor so gut<br />
aus dem Keller zieht – nur ab und zu brauchen<br />
auch die Ohren etwas Doping. Es ist<br />
schade, dass aus diesem Motor nicht mehr<br />
gemacht wurde, aber bei BMW hat die<br />
Lernphase ja immer schon etwas länger<br />
gedauert. Bleibt also die Hoffnung . . .<br />
Dietrich Bachmann, Langen<br />
Entdrosselung<br />
unnötig<br />
Leser Villringer genügen die auf 27 PS<br />
gedrosselten Motorräder der 80er.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Sehr geehrter Herr Eirich, Sie schreiben,<br />
dass das Entdrosseln von 27-PS-Motorrädern<br />
teuer werden kann. Ich finde, das ist<br />
auch ziemlich unnötig! Ich selber hatte<br />
seinerzeit eine Suzuki GSX 400 E, und<br />
diese rannte laut Tacho über 160 km/h.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> hatte damals im Test satte 30<br />
PS und über 150 km/h gemessen! Aber<br />
auch von Kawasaki gab es eine Maschine,<br />
eine 350er, die ebenfalls über 150 km/h<br />
lief. Also, ich denke, dass dies gerade<br />
heutzutage, wo man auf deutschen Autobahnen<br />
eh nur Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
um die 120 km/h erreicht, völlig<br />
ausreicht, im Ausland erst recht! Und damals,<br />
versicherungstechnisch, ja sowieso!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Bernhard Villringer, Rheinhausen<br />
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SZENE I<br />
Porträt Brough-Spezialist<br />
Auf<br />
gleicher<br />
Höhe<br />
Eine Brough Superior wird immer etwas ganz Besonderes bleiben.<br />
Aber Kurt auch: Der kann sie nämlich restaurieren. Text und Fotos von Fred Siemer<br />
66 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Sich selbst ganz oben einzuordnen,<br />
das muss man wollen. George<br />
Brough wollte. Der Sohn eines<br />
Motorradproduzenten grenzte seine Produkte<br />
gegen die des Vaters mit dem Beinamen<br />
Superior ab, betrieb schon zum<br />
Verkaufsstart 1920 äußerst standesbewusste<br />
Werbung und maß sich sowie seine<br />
Handwerker täglich an allerhöchsten<br />
Ansprüchen. Mit Erfolg: Ein britischer<br />
Motorradjournalist adelte 1924 die frisch<br />
getestete SS 80 mit dem seither gebräuchlichen<br />
Titel „Rolls-Royce of motorcycles“.<br />
Sporttriumphe und Rekordfahrten mehrten<br />
den Ruhm, der schließlich ins Mythische<br />
emporstieg, als T. E. Lawrence, der<br />
auch als Lawrence von Arabien bekannte<br />
englische Schriftsteller und Oberst, 1935<br />
auf einer Brough Superior tödlich verunglückt<br />
war. Seine SS 100 mit kopfgesteuertem<br />
JAP-V2 war eine von 281, die zwischen<br />
1924 und 1935 entstanden sind. Bis<br />
1940 kamen noch 102 mit Matchless-<br />
Motor hinzu.<br />
Dagegen muten die seitengesteuerten<br />
und leistungsschwächeren SS 80 beinahe<br />
volkstümlich an, denn von denen sind<br />
über die Jahre fast <strong>11</strong>00 aus der kleinen<br />
Fabrik in Nottinghams Haydn Street gerollt.<br />
Davon allein 460 mit Matchless-V-<br />
Twin. So eine hat Kurt Harries. Seit 17 Jahren.<br />
Ist er nun ganz oben angekommen?<br />
„Quatsch“, grinst der fidele Ruheständler,<br />
„aber ich weiß, was du meinst.“ Genau:<br />
die staunenswerten Rekordmeldungen<br />
über Auktions preise aller möglichen<br />
Broughs, zuletzt jener erbarmungswürdigen<br />
Funde aus dem Bodmin-Moor in<br />
Cornwall. Selbst Kernschrott erzielt noch<br />
astronomische Summen, unter den Top<br />
www.motorrad-classic.de<br />
Vorn die SS 80 mit<br />
Matchless-V2, hinten die<br />
<strong>11</strong>.50 mit dem JAP. Und<br />
bald kriegen sie auch<br />
verchromte Tanks
SZENE I<br />
Porträt Brough-Spezialist<br />
Ten der teuersten Motorräder rangieren<br />
stets mehrere Broughs. Da fragt sich der<br />
un bedarfte Beobachter natürlich, ob im<br />
Umgang mit einem solchen Teil ganz allmählich<br />
die Bodenhaftung verloren geht.<br />
Diese Vermutung entkräftet Kurt mit<br />
umwerfender Freundlichkeit und ländlichem<br />
Charme, auch die Kleiderordnung<br />
rund um seine Werkstatt verrät, dass er es<br />
eher mit Uwe Seeler hält: Normal ist doch<br />
am schönsten. Einerseits. Andererseits<br />
grenzt es eher ans Unnormale, was der<br />
gelernte Elektroinstallateur in seinem Leben<br />
schon alles restauriert hat. Kurt kann<br />
nichts schrecken, der macht aus einem<br />
Haufen Elend einen funktionstüchtigen<br />
Hingucker, und nachdem er seine Fähigkeiten<br />
unter anderem an einer seltenen<br />
350er-Standard Geländesport von 1935<br />
oder einem einst für den russischen Zarenhof<br />
gedachten Royal Ruby-Gespann von<br />
1916 erprobt hatte, weckte ein verrosteter<br />
Brough-Torso sein Interesse. Der schlummerte<br />
bei einem befreundeten Händler in<br />
der Scheune. Und schlummerte ... und<br />
schlummerte ... Endlich wollte der Händler<br />
ein Haus bauen und griff zum Telefon.<br />
„Kurt, jetzt hol das Ding ab.“<br />
Den Torso gab’s natürlich nicht umsonst,<br />
aber die Botschaft war klar. „Eine<br />
solche Chance kriegst du nicht oft“, erinnert<br />
sich Kurt, „das Krad war ja fast komplett.“<br />
Zwei fahrtüchtige Ardies und ein<br />
Borgward Isabella Coupé mussten dran<br />
glauben, bis die Finanzierung stand. Sitz,<br />
Kotflügel, Armaturen und Lenker stimmten<br />
nicht, der Tank hatte jeden Chrom eingebüßt,<br />
manches Kleinteil fehlte. Aber die<br />
Kerzen sahen noch gut aus. Und sie funkten.<br />
Also einen provisorischen Tank angeschlossen<br />
und drauf. Kurt war baff: „Der<br />
Motor kam auf den ersten Tritt. Wirklich.“<br />
Trotzdem entpuppte sich das Triebwerk<br />
nach derart langer Standzeit natürlich als<br />
Pflegefall und wurde bis auf die letzte<br />
Schraube neu aufgebaut. Probleme? „Die<br />
Schnecke vom Ölpumpen antrieb war kaputt,<br />
und die zu montieren, das ist ein bisschen<br />
fummelig.“ Aha. Nach sechs Monaten<br />
war die SS 80 zwar noch längst nicht<br />
wieder im Originalzustand, aber sie fuhr.<br />
Eigentlich verbringen Kurt und Gattin<br />
den Urlaub schon ewig bei ihren geliebten<br />
Veteranen-Rallyes. Mit dem edlen Briten-<br />
Twin erweiterte sich ihr Spektrum noch<br />
mal beträchtlich, denn bereits seit 1958<br />
sorgt der Brough Superior Club dafür, den<br />
Gebrauch dieser Motorräder zu fördern.<br />
So steht’s in der Vereinsordnung, und das<br />
fand Kurt klasse. Zumal diese Gentlemen<br />
nicht spaßen und ihre Veteranen wirklich<br />
fordern. Nebenher fördern sie – auch das<br />
verlangt die Vereinsordnung – das Überleben<br />
der raren Maschinen. So wie George<br />
Beim Abholen seiner Maschine<br />
nahm der Kunde Platz und Maß,<br />
dann wurde der Lenker verlötet<br />
Kurt kann nichts schrecken,<br />
der macht aus einem Haufen<br />
Elend einen echten Hingucker<br />
Jede Brough Superior war fein<br />
komponiert. Und deshalb spielen<br />
Kleinteile eine wichtige Rolle<br />
Unlängst hat Kurt eine „kleine“ Brough<br />
mit 680er-ohv-JAP restauriert. Jetzt<br />
träumt er nur noch von einer SS 100<br />
68 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Brough persönlich nach dem Krieg die<br />
Ersatzteilversorgung aufrecht hielt, so tun<br />
es heute die Mitglieder füreinander. Wer<br />
registriert ist, kriegt Teile und kann vorher<br />
in Listen stöbern, welche die Freunde anderer<br />
Vorkriegsveteranen zu Tränen rühren<br />
dürften. Davon erfuhr Kurt, als er 2001<br />
sein erstes Brough-Treffen im holländischen<br />
Hengelo ansteuerte, und trat dem<br />
noblen Verein sofort bei. Gepäck taschen,<br />
Lenker plus Armaturen hat er über den<br />
Club erstanden. „Aber alles haben die natürlich<br />
auch nicht.“ Diese komische Zielvorrichtung<br />
auf dem Scheinwerfer, zum<br />
Beispiel. „Das soll ja aus der Fliegerei<br />
kommen, von den Jägern. Na, egal, aber<br />
bis ich da das richtige Material gefunden<br />
hatte...“ Musste aber sein, denn mit so einem<br />
Ding ziert sich eine Brough Superior<br />
besonders gern.<br />
Typisch für George Brough, den Ausstattungs-Spezialisten.<br />
Der Mann war kein<br />
überragender Techniker, zählte aber als<br />
Fahrer zu den großen englischen Pionieren<br />
und wusste, was auf der Landstraße<br />
zählt oder was bei Rekordfahrten schnell<br />
macht. Dreimal hintereinander hatte er<br />
auf Motorrädern seines Vaters ab 1910 die<br />
Fernfahrt von London nach Edinburgh gewonnen,<br />
als Erster brachte er 1922 einen<br />
Seitenventiler auf über 100 Meilen pro<br />
Stunde. Eine getunte SS 80. Jedem einzelnen<br />
Serienpendant bescheinigte er, auf<br />
Wunsch und gegen Aufpreis auch per Urkunde,<br />
dass es 80 Meilen (beziehungsweise<br />
100 bei der ohv-SS) ging. Starker Tobak<br />
um die Zeit und himmelweit entfernt vom<br />
meisten, was sonst so rumfuhr. Das Genie<br />
von Brough bestand darin, seine Motorräder<br />
so zu kon figurieren, dass sie auch<br />
auf den damaligen Landstraßen schnell<br />
waren. Und ausdauernd. Darum kaufte er<br />
konsequent nur vom Feinsten. Enfield-<br />
Bremsen, Harley-Gabeln, Smiths-Uhren,<br />
Markenzeichen: Die verchromten Tankflanken<br />
spiegeln den Rest der Welt<br />
George Brough schätzte ein sauberes<br />
Erscheinungsbild – und verbannte<br />
alle Züge in den Lenker<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 69
SZENE I<br />
Porträt Brough-Spezialist<br />
Burman-Getriebe und so fort. Überall<br />
machte er seine gehobenen Qualitätsansprüche<br />
geltend, und wer die nicht erfüllte,<br />
wurde ab gestraft. Sogar mit JAP<br />
legte er sich an, als deren 1934 eingeführter<br />
ohv-V2, der JTOS-Motor, mit<br />
Kinderkrankheiten nervte. Kurzerhand<br />
wechselte Brough für seine beiden SS-<br />
Modelle zu Matchless.<br />
Wer seine Brough zuverlässig<br />
am Laufen hält, genießt die<br />
Hochachtung der Clubfreunde<br />
Die schwerste Brough hingegen behielt<br />
ihren speziell entwickelten 60-Grad-<br />
JAP-V2. Im anstrengenden Behörden- und<br />
Seitenwagenverkehr sollte diese 1933 eingeführte<br />
Tourenmaschine namens <strong>11</strong>.50<br />
dienen, insgesamt 308 wurden bis 1940<br />
gebaut. Eine davon hat es vor zwei Jahren<br />
nach Hamburg verschlagen, zu einem<br />
Freund von Kurt. Der wollte sie restaurieren<br />
lassen, aber das ging so gar nicht voran.<br />
Bis Kurt ein Einsehen hatte und das<br />
ganze Projekt in seinem Werkstattkeller<br />
landete. JAP-Motor, warum nicht? „Hatten<br />
wir doch früher im Bahnsport.“ Anfang<br />
der 70er nämlich, wilde Zeiten damals<br />
und in ganz Nordwestdeutschland<br />
noch immer die große Ära der Langbahnen.<br />
Kurt war dabei, nein: mittendrin,<br />
denn einmal ist er sogar Meister geworden,<br />
im JuPo. Ein paar Jahre später beendete<br />
ein schwerer Unfall seine Fahrerkarriere,<br />
aber als Vereinsvorsitzender hat<br />
er weitergemacht. In Treue fest, bald drei<br />
Jahrzehnte. Immer links im Kreis rum,<br />
Die Detailverliebtheit kannte keine<br />
Grenzen, wie diese herrlich sinnfreie<br />
Zieleinrichtung treffend beweist<br />
Kurt und sein Freund besprechen die<br />
680er-Restaurierung. In aller Ruhe,<br />
denn sonst wird das nichts<br />
70 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Staub und Krach und Drift und Gefahr –<br />
auch dafür waren JAP-Motoren gemacht.<br />
Jetzt eben als V2 im luxuriösen Gewand.<br />
Die Restaurierung verlief unaufgeregt,<br />
wenngleich am Rahmen manches verstärkt<br />
und geschweißt werden musste.<br />
Zwei Gabelholme beherbergen nun verstärkende<br />
Rohre, ganz angetan ist Kurt<br />
vom gegenüber der SS 80 nochmals höheren<br />
Fahrkomfort der <strong>11</strong>.50: „Der Motor<br />
geht super weich von unten raus, ja, und<br />
dann hat die hinten doch schon Geradwegfederung.“<br />
Mit Thomas, dem Freund, ist er im vergangenen<br />
Sommer die Eifelfahrt des Clubs<br />
mitgefahren. Richtig zackig sei es da hergegangen,<br />
über 1000 Kilometer lang. Da<br />
hat sich Kurt mal wieder gefreut, dass er<br />
seinem Twin vor drei Jahren neue Kolben<br />
spendiert hat: „Jetzt zieht die viel energischer.“<br />
Und dass er – lang ist’s her – auf<br />
einem Teilemarkt mal einen originalen<br />
Zündmagneten auftreiben konnte. „Vorher<br />
ist sie mir oft zu heiß geworden.“ Die<br />
englischen Clubkollegen haben schnell<br />
bemerkt, wie gut und ausdauernd dieses<br />
Motorrad läuft. Das hat Respekt verschafft.<br />
Nur wenn Kurt erläutert, dass der<br />
technische durchaus mit dem optischen<br />
Zustand korrespondiert, dann lachen die<br />
Briten. „Die nennen mich immer Cleaning<br />
Boy und feixen. Dabei entdeckst du doch<br />
meist beim Putzen, wo was locker ist und<br />
so, oder?“<br />
Die Erfahrung gibt Kurt recht. Erst<br />
neulich wieder, als er bemerkte, dass die<br />
Hülse des Gasgriffs gebrochen war. Dumm<br />
nur, dass die auf keiner Teileliste des Clubs<br />
auftaucht. Dann hat er nachgemessen.<br />
„Hätt’ ich ja auch gleich machen können.“<br />
Das Ding hat nämlich dieselben Dimensionen<br />
wie ein handelsübliches Waschbecken-Abflussrohr.<br />
Man muss sich nur<br />
zu helfen wissen. Auch im Umgang mit<br />
dem zweirädrigen Hochadel. ◻<br />
DATEN<br />
Brough Superior <strong>11</strong>.50<br />
Motor: JAP-60-Grad-V-Zweizylinder-Viertaktmotor, Bohrung x Hub 85,5<br />
x 95 mm, Hubraum 1096 cm³, je zwei stehende Ventile pro Brennraum,<br />
über je eine untenliegende, zahnradgetriebene Nockenwelle und Stoßstangen<br />
betätigt, ein Amal-Vergaser mit doppelter Schwimmerkammer,<br />
Trockensumpfschmierung, zirka 35 PS bei 4200/min<br />
Antrieb: Primärtrieb über Kette, Norton-Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />
Norton-Vierganggetriebe mit Fußschaltung, Sekundärtrieb<br />
über Kette<br />
Fahrwerk: Geschlossener Einrohrrahmen mit gegabeltem Unterzug,<br />
Monarch-Gabel vorn mit geschobener Kurzschwinge mit Reibungsdämpfer,<br />
hinten Geradwegfederung (seit 1937 im Programm), Reifen vorn und<br />
hinten 3.50 x 19 und 4.00 x 19, Enfield-7-Zoll-Simplex-Halbnabenbremsen<br />
vorn und hinten, Radstand 1500 mm, Trockengewicht zirka 220 kg.<br />
In dieser Form wurden von 1937 bis 1940 insgesamt 82 Stück von der<br />
<strong>11</strong>.50 gebaut<br />
Brough Superior SS 80 De Luxe<br />
Motor: Matchless-50-Grad-V-Zweizylinder-Viertaktmotor,<br />
Bohrung x Hub 85,7 x 85,5, Hubraum 990 cm³, je zwei stehende Ventile<br />
pro Brennraum, über je eine untenliegende, zahnradgetriebene<br />
Nockenwelle und Stoßstangen betätigt, ein Amal-Vergaser, Trockensumpfschmierung,<br />
zirka 30 PS bei 4300/min<br />
Antrieb: Primärtrieb über Kette, Norton-Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />
Norton-Vierganggetriebe mit Fußschaltung, Sekundärtrieb<br />
über Kette<br />
Fahrwerk: Geschlossener Einrohrrahmen mit gegabeltem Unterzug<br />
und starrem Heck (Geradwegfederung ab 1937 gegen Aufpreis lieferbar),<br />
Monarch-Gabel vorn mit geschobener Kurzschwinge mit Reibungsdämpfer,<br />
Reifen vorn und hinten 3.50 x 19 und 4.00 x 19, Enfield-7-<br />
Zoll-Simplex-Halbnabenbremsen vorn und hinten, Radstand 1500 mm,<br />
Trockengewicht zirka 210 kg. In dieser Form wurden von 1938 bis 1940<br />
insgesamt 64 Stück von der SS 80 gebaut<br />
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AUF ACHSE I<br />
Suzuki GT 250 X7<br />
Schatz<br />
mit X<br />
Mit der fast völlig neu entwickelten<br />
GT 250 X7 bäumte sich<br />
Suzuki 1978 gegen die immer<br />
stärkere Zweitakt-Konkurrenz<br />
auf – letztlich leider ohne Erfolg.<br />
Heute ist der leichte Flitzer eine<br />
gesuchte Rarität.<br />
Text: Gerhard Eirich; Fotos: Stefan Wolf, Eirich<br />
Leistung ist nicht alles – sie muss auch<br />
auf möglichst geringes Gewicht treffen.<br />
Den so häufig zitierten Wert PS<br />
pro Kilogramm haben in den vergangenen<br />
Jahrzehnten wenige Bikes so konsequent in<br />
Fahrleistungen umgesetzt wie die Suzuki GT<br />
250 X7. Die gemessenen 7,2 Sekunden für<br />
den Sprint von null auf Hundert haben sich<br />
in mein Gedächtnis eingebrannt, das Fahrerlebnis<br />
hielt, was der Wert versprach. Die<br />
X7 war mein zweites Motorrad und gehört zu<br />
den Bikes, die ich heute gern noch besäße.<br />
Keine Frage also, dass dieser leichte, spritzige<br />
Zweitaktrenner in einem Fahrbericht gewürdigt<br />
werden muss, nachdem mir Besitzer<br />
Stefan Kröck in anderem Zusammenhang<br />
lapidar beichtete, dass er eine X7 sein Eigen<br />
nennt. „In Blau.“ Wie meine damals.<br />
Genau genommen ist seine die etwas<br />
teurere Edelvariante X7 E mit Gussrädern,<br />
zur Wahl stand auch die günstigere Basis-X7<br />
mit Speichenrädern. Auch Stefan hat ganz<br />
früher als Motorrad-Novize eine X7 als Alltagsfahrzeug<br />
gefahren, eine weiße (neben<br />
Weiß und Blau gab es sie noch in Rot), damals<br />
1979 gekauft, zwei Jahre gefahren, dann<br />
wieder verkauft.<br />
72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
Alte Zweitaktliebe rostet nicht<br />
Allerdings ist der heute 55-Jährige inzwischen<br />
längst rückfällig geworden und fand<br />
bereits 1992 seine heutige X7, gekauft aus<br />
erster Hand von einem älteren Herrn. Seither<br />
wird sie zwar wenig bewegt, aber immerhin<br />
regelmäßig und mit großem Spaß. Den sollte<br />
sie gemäß der Vorgaben der Suzuki-Stratewww.motorrad-classic.de
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AUF ACHSE I<br />
Suzuki GT 250 X7<br />
74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
gen nach ihrer Vorstellung auf der IFMA<br />
1978 natürlich all ihren Käufern bescheren.<br />
Und dies nicht nur dank des günstigen<br />
Kaufpreises, sondern vor allem aufgrund<br />
der Tatsache, dass die X7 quasi<br />
völlig neu konstruiert worden war, mit<br />
der allmählich in die Jahre gekommenen<br />
Vorgängerin fast nichts mehr gemein<br />
hatte. So spendierte man dem quadratisch<br />
ausgelegten Zweitaktmotor eine kontaktlose<br />
Zündung, ergänzte die Schlitzsteuerung<br />
durch einen zusätzlichen Membraneinlass,<br />
der die Leistungsentfaltung und<br />
den Spitzenwert verbessern sollte. 30 PS<br />
leistete der Motor nun „offen“ im Ausland<br />
(in Japan hieß die Neue übrigens RG 250),<br />
für Deutschland fügte man sich mit 27 PS<br />
in die gängige Leistungsklasse.<br />
Angeblich sparte schon der Motor einige<br />
Kilogramm an Gewicht ein. Weitere<br />
Pfunde purzelten unter anderem durch<br />
den Einsatz vieler Kunststoffteile und<br />
die Konstruk tion eines neuen Rahmens:<br />
Schluss mit dem alten Doppelrohrrah-<br />
Die Werbung prahlte damit, die Suzuki<br />
schaffe über 100 Meilen pro Stunde: in<br />
der 30-PS-Auslandsversion glaubhaft
Klar gezeichnete, gut ablesbare, wenn auch stark voreilende Runduhren prägen<br />
das Cockpit, die kantigen Formen von Heckbürzel und Rücklicht die Heckansicht<br />
Der bildschön<br />
verrippte Motor<br />
hängt im gewichtssparenden<br />
Einrohrrahmen<br />
mit gegabelten<br />
Unterzügen<br />
men, die neue GT 250 verwendete einen<br />
Einrohrrahmen mit gegabelten Unterzügen,<br />
im Steuerkopfbereich mittels Knotenblech<br />
verstärkt und mit nunmehr nadelgelagerter<br />
Hinterradschwinge.<br />
Ein Herz auch für den Sozius: Die Beifahrerfußrasten<br />
sind nun an rahmenfesten<br />
Extra-Auslegern befestigt, nicht mehr<br />
direkt an der Schwinge. Genützt hat all<br />
dies laut damaliger Testberichte wenig –<br />
die X7 muss in Sachen Fahrwerksstabilität<br />
und Präzision herbe Kritik einstecken.<br />
Egal – dies hatte schon damals weder<br />
Stefan noch mich gestört. Und heute geht<br />
es bei der Wiederbegegnung mit meiner<br />
alten Zweitaktliebe längst nicht mehr um<br />
Fahrleistungs-Spitzenwerte oder Duelle<br />
auf Landstraßen (der Tacho hat übrigens<br />
bei Topspeed stets dreiste 15 km/h dazu<br />
gelogen), sondern um das reine Zweitakterlebnis.<br />
Anspringen? War nie ein Thema.<br />
Vermutlich könnte man sie mit dem Zeigefinger<br />
„antreten“, so leicht und verlässlich<br />
springt die X7 an.<br />
Blechernes, kerniges, aber nicht zu<br />
lautes Zweitaktmeckern ertönt, im Sattel<br />
sitzend fällt sofort die schlanke, zierliche<br />
Gestalt der 250er auf. Klar, 145 Kilogramm,<br />
vollgetankt. Man sitzt klassisch<br />
auf und nicht im Bike, Tank und Sitzbank<br />
fließen fast auf einer Höhe ineinander<br />
über. Völlig unspektakulär lässt sich die<br />
Suzuki mit 2000 Touren stressfrei anfahren<br />
und einmal in Fahrt auch jederzeit<br />
aus dieser Drehzahl hochbeschleunigen.<br />
Okay, energischer geht es eher ab 4000/<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 75
AUF ACHSE I<br />
Suzuki GT 250 X7<br />
Bei der X7 kommen 26er-Mikuni-Vergaser<br />
zum Einsatz; die Chokeklappe<br />
wird beim Kaltstart nur kurz benötigt<br />
min voran, und der echte Kick kommt<br />
dann ab 6000/min, wo sich der Tritt ins<br />
Kreuz eher nach mehr als 27 PS anfühlt.<br />
Das war schon früher so und bleibt auch<br />
heute ihr Erfolgsrezept. Die X7 geht echt<br />
voran, und auf kurvigen Landstraßen kann<br />
man mit beherztem Fahrstil an stärkeren<br />
Bikes dranbleiben.<br />
Taubheitsgefühle in Händen, Gesäß<br />
oder Füßen stellen sich kaum ein, der<br />
Zwei takter vibriert zwar spürbar, aber<br />
nicht unangenehm<br />
oder gar lästig. Ehrliche<br />
Lebensäußerungen<br />
eben.<br />
Und ja, es stimmt,<br />
beim Einlenken wirkt die<br />
X7 etwas nervös, neigt in<br />
engen Kurven zum Einklappen,<br />
gibt sich hinten<br />
bockhart gefedert und will<br />
in welligen Kurven konzentriert<br />
geführt werden.<br />
Aber auch das macht ja den<br />
Reiz aus, den wilden Zweitaktbiss<br />
zu bändigen und<br />
dank des gut gestuften, exakt<br />
76 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
schaltbaren Sechsganggetriebes in flottes<br />
Tempo umzusetzen. Die ordentlich zupackende<br />
Scheibenbremse vorn macht<br />
ihre Sache jedenfalls gut, die hintere<br />
Trommel hilft tapfer mit.<br />
Erinnerungen werden wach, an die<br />
erste Vogesen-Tour mit den Kumpels damals.<br />
Dort, auf den einsamen, kurvigen<br />
Bergsträßchen hat die Kleine richtig Laune<br />
gemacht. Der fehlende Komfort auf<br />
langen Autobahnetappen hat damals auch<br />
keinen gestört. Die recht straffe Sitzbank,<br />
die mir heute auffällt, ist nicht ori ginal,<br />
die bildschöne Giuliari-Bank passt jedoch<br />
im Styling bestens zum kantigen Suzuki-<br />
Design. Eine Original-Bank könnte der<br />
leidenschaftliche Fahrzeugsammler notfalls<br />
ja auch von seiner roten Zweit-X7 abschrauben,<br />
die er als Teileträger gekauft<br />
hat. Doch als Schlacht-Moped ist diese<br />
eigentlich zu gut und zu schade. Warum<br />
sollte Stefan auch Teile benötigen? Seine<br />
Das Original-Handbuch ist noch vorhanden<br />
– aus heutiger Sicht wirkt<br />
manches darin sehr belustigend
DATEN<br />
Suzuki GT 250 X7<br />
Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Zweitakt-<br />
Reihenmotor, schlitz- und membrangesteuert,<br />
Bohrung x Hub 54 x 54 mm, Verdichtung<br />
6,7:1, Hubraum 247 cm³, Leistung 27 PS bei<br />
8000/min, zwei 26er-Mikuni-Vergaser, kontaktlose<br />
Zündung, Getrenntschmierung<br />
Kraftübertragung: Mehrscheibenkupplung<br />
im Ölbad, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Einrohrrahmen mit gegabelten<br />
Unterzügen, hydraulisch gedämpfte Tele gabel<br />
vorn, Ø 32 mm, Stahlschwinge mit zwei Federbeinen<br />
hinten, Reifen vorn 3.00 S 18, hinten<br />
3.50 S 18, Scheibenbremse vorn, Ø 250<br />
mm, Trommelbremse hinten, Ø 160 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand 1310 mm,<br />
Gewicht vollget. 145 kg, Tankinhalt 15,5 l<br />
Höchstgeschwindigkeit: 154 km/h<br />
Neupreis (1978): 4140 Mark<br />
Blaue hat seit dem Kauf nur gut 2000 Kilometer<br />
dazu bekommen, und so lange die<br />
Ölpumpe der CCI-Getrenntschmierung<br />
sauber eingestellt ist, auf eventuell spröde<br />
gewordene Kurbelwellendichtringe geachtet<br />
wird (unerwünschte Nebenluft<br />
führt zur Gemischabmagerung und kann<br />
einen Klemmer verursachen) und auch<br />
sonst die Wartung des Bikes nicht zu kurz<br />
kommt, sollte es noch lange keine Probleme<br />
geben.<br />
Behalten macht schon aus Gründen<br />
der Wertsteigerung Sinn – X7 sind heute<br />
gesucht und steigen quasi stündlich im<br />
Wert. Zu dem Spottpreis von knapp über<br />
2000 Mark, zu dem die X7 nach Produktionseinstellung<br />
Ende 1981 teilweise noch<br />
bis 1983 verramscht wurde, ist heute<br />
längst kein gepflegtes Exemplar mehr zu<br />
finden. Kaufgesuche sind heute in den<br />
Kleinanzeigenbörsen häufiger zu lesen als<br />
Verkaufsangebote.<br />
Die leistungsstarke Konkurrenz ließ<br />
der luftgekühlten 27-PS-Suzuki zu Beginn<br />
der 1980er keine Chance mehr – die Zeit<br />
der bärenstarken, wassergekühlten Yamaha-RDs<br />
war bereits angebrochen. Es<br />
war also ein kurzes, letztes Aufbäumen<br />
der GT 250-Baureihe. Gut, dass es die X7<br />
gegeben hat. Und gut, dass Stefan seinen<br />
roten, gut erhaltenen Teileträger wahrscheinlich<br />
niemals brauchen wird. Vielleicht<br />
sollten wir mal reden... ◻<br />
MEINUNG<br />
Gerhard Eirich<br />
Der ehemalige Besitzer einer Suzuki<br />
GT 250 X7 wirft einen Blick zurück.<br />
Völlig klar: Moped hui, Fahrer – na ja. Klamotten,<br />
Barttracht und Frisur sind peinliche Zeugen der<br />
1980er, die X7 hingegen kann sich heute noch sehen<br />
lassen. Meine blaue Suzuki in der gün stigeren<br />
Variante mit Speichenrädern und beim Kauf nur<br />
15 000 Kilometern auf der Uhr hat nur 800 Mark<br />
gekostet und mich von der 17 PS starken RD 200<br />
in die 27-PS-Liga befördert, womit ich nun mit<br />
den größeren Vierzylinder-Bikes der Kumpels halbwegs<br />
mithalten konnte. Der Fahrspaß mit der<br />
ultrahandlichen und stets zuverlässigen 250er ist<br />
mir bis heute in guter Erinnerung. Auch wenn ich<br />
schon nach einem Jahr der Ver suchung des<br />
Aufstiegs in die 50-PS-Klasse erlegen bin – ich<br />
war jung und hatte (endlich) das Geld.<br />
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NACHDRUCK<br />
78 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Modernste Technik und fortschrittliche<br />
Konstruktionsmerkmale zeichneten den<br />
wassergekühlten Vierzylinder-Boxer motor<br />
der Honda Gold Wing aus. Grund genug,<br />
uns den Aufbau des 82 PS starken und 106<br />
Kilogramm schweren Trumms noch einmal<br />
genauer anzuschauen. Denn der Blick<br />
in das geschmeidige Triebwerk ist heute<br />
noch genauso spannend wie damals,<br />
gezeigt in <strong>MOTORRAD</strong> 7/1976<br />
Fotos: mps-Fotostudio<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 79
NACHDRUCK<br />
80 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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NACHDRUCK<br />
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SZENE I<br />
Menschen und ihre Maschinen<br />
Freunde<br />
fürs Leben<br />
Wolfgang Zanker und seine Suzuki<br />
GSX-R <strong>11</strong>00 haben eine bewegte<br />
Vergangenheit. Denn der ehemalige<br />
Tester von <strong>MOTORRAD</strong> besitzt<br />
noch immer die ehemalige Dauertest-Maschine<br />
der Redaktion.<br />
Text: Wolfgang Zanker; Fotos: fact, Archiv<br />
84 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Die Dinge sind nicht, wie sie sind,<br />
sondern das, was man aus ihnen<br />
macht. So müssen Suzukis Ingenieure<br />
einst gedacht haben, als sie den ambitionierten<br />
Versuch starteten, eine Rennmaschine<br />
auf die Straße zu schicken: die<br />
GSX-R. Selbst für uns Testredakteure von<br />
<strong>MOTORRAD</strong> war das damals ein ganz besonderer<br />
Tag, als Suzukis erste GSX-R mit<br />
750 cm³ in Stuttgart eintraf.<br />
Mysteriöses und viel Spekulatives<br />
schwirrte seit den ersten Einsätzen der<br />
GSX-R im Rennsport durch den Orbit. Ihr<br />
offensichtliches Ziel war es, die in jener<br />
Zeit meist über 240 Kilogramm schweren<br />
Hubraumriesen in die Schranken zu weisen.<br />
Dank konsequentem und nie dagewesenem<br />
Leichtbau fuhr mit der vollgetankt<br />
rund 200 Kilogramm leichten GSX-R<br />
750 ein für damalige Verhältnisse reinrassiges<br />
Profigerät vor, das die Motorradszene<br />
umkrempeln sollte. Der Begriff<br />
„Superbike“ hatte auf einmal eine ganz<br />
neue Bedeutung bekommen. Vergleiche mit<br />
dem Starfighter F 104, dem als „Witwenmacher“<br />
zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen<br />
Überschall-Jet, begleiteten den Weg<br />
der GSX-R bis in die Redaktionsgarage. Wir<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Tester hatten damals höchsten<br />
Respekt vor dieser Suzuki. Obwohl<br />
auch dereinst so mancher von uns Rennen<br />
in unterschiedlichen Sparten fuhr, nahmen<br />
wir den ersten Test der GSX-R 750 mit gemischten<br />
Gefühlen in Angriff.<br />
War diese Suzuki tatsächlich der Wegweiser<br />
in die Zukunft? Nun, zumindest die<br />
abgebrühtesten Testredakteure konnte die<br />
Maschine rasch überzeugen. Plötzlich<br />
schrammte bei der Kurvenhatz nämlich<br />
nichts mehr auf dem Asphalt: Erstmals<br />
waren weder Auspuff, Hauptständer oder<br />
Fußrasten im Weg, um in – für damalige<br />
Verhältnisse – wahnwitzige Schräglagen<br />
abzuwinkeln.<br />
Trotz aller Hektik und Eile, schon damals<br />
ständiger Begleiter der Testmannschaft,<br />
haben wir die GSX-R 750 vor der<br />
ersten Testfahrt – einer Zeremonie gleich<br />
– erst einmal aller Plastikteile beraubt.<br />
Selbst Karl Mauer, der damalige Chefredakteur<br />
und spätere Opel-Pressechef,<br />
kam in die <strong>MOTORRAD</strong>-Werkstatt gehetzt.<br />
Im Schlepptau sogar einige Grafiker, was<br />
dann beim Feierabendbier im „Parc Fermé“<br />
zu hitzigen und ausführlichen Debatten<br />
über den Technik-Meilenstein führte.<br />
Denn das, was unter der üppigen,<br />
wohlgeformten Verkleidung zum Vorschein<br />
kam, begeistert noch heute jeden<br />
Technik-Freak. Der Alurahmen war mit<br />
seinen fein gezogenen und blitzsauber<br />
verarbeiteten Strangpress-Profilen eine<br />
echte Offenbarung. Erotischer kann sich<br />
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SZENE I<br />
Menschen und ihre Maschinen<br />
Ganz in Weiß: der Autor auf Kawasaki GPZ 1000 RX, verfolgt von Siggi Güttner<br />
und Horst Vieselmann beim Vergleichstest der Supersportler auf der Rennstrecke<br />
Auf Abwegen – die Überschrift<br />
des Dauertests in Heft 10/1987<br />
war Programm. Denn die Suzuki<br />
GSX-R <strong>11</strong>00 wurde beim Kilometer-Marathon<br />
oft als<br />
Lastenesel<br />
missbraucht.<br />
Das steckte<br />
der Supersportler<br />
jedoch<br />
ebenso<br />
locker weg<br />
wie die 40 000<br />
Kilometer in<br />
gerade mal<br />
zehn Monaten<br />
ein Motorrad kaum präsentieren – dachten<br />
wir zumindest damals...<br />
Es hagelte aber auch hämische Kommentare<br />
von den Kollegen. Natürlich aus<br />
der Fraktion der „Geradeausfahrer“ und<br />
der ausgewiesenen Chopper-Freunde. Den<br />
bis heute gängigen Begriff „Joghurtbecher“<br />
prägten schon damals die selbst erklärten<br />
Ästheten der Redaktion in Gestalt von Peter<br />
Limmert und Heiner Buchinger. Ob das<br />
vielleicht sogar der Grund war, dass der<br />
Heiner zu den Vierrädrigen wechselte, um<br />
später als Pressesprecher lange Jahre die<br />
Formel 1-Legende Michael Schumacher<br />
zu begleiten?<br />
In der damaligen Mannschaft um Testchef<br />
Wolfgang Schnepf, einem ebenso<br />
schnellen wie genialen Ingenieur mit Vergangenheit<br />
als BMW-Entwickler, hatte<br />
auch Sigi Güttner das Sagen. Der zuvor in<br />
den USA zu einiger Berühmtheit gelangte<br />
Ex-Rennfahrer konnte es kaum erwarten,<br />
die GSX-R auf der Messstrecke in Hockenheim<br />
auf Herz und Nieren zu prüfen – und<br />
wie immer mit Vollgas in Richtung Ostkurve<br />
zu prügeln. Als Freund konventioneller<br />
Stahlrahmen und konservativer<br />
Kurventechnik – „Hanging-off ist blöd“ –<br />
konnte Güttner der geheimnisvollen Aluminiumlegierung<br />
des Chassis nicht viel<br />
abgewinnen: „Wer erkennt denn die verborgenen<br />
Haarrisse im Material, wenn du<br />
das Ding mal ablegst? Und wer will einen<br />
verformten Alurahmen richten?“<br />
Wolfgang Schnepf dagegen, der in ähnlich<br />
konservativer Manier mit einer selbst<br />
getunten Boxer-BMW die Battle of Twins-<br />
Serie regelrecht aufmischte und seine ablehnende<br />
Haltung gegenüber neuen Techniken<br />
durch eine quer auf dem Topcase<br />
montierte Stößelstange für alle sichtbar<br />
machte, schlug sich dagegen nur zeitweise<br />
auf die Seite der „Stirnrunzler“. Denn im<br />
Grunde genommen begeisterte ihn die<br />
neue Suzuki, unter anderem wegen der<br />
neu artigen Luft-/Ölkühlung. Die sei jedoch<br />
gar nicht so revolutionär, wie er konstatierte,<br />
weil damit bereits bei den Rolls-<br />
Royce-Merlin-Flugzeugmotoren der Me<br />
109 für betriebsgerechte Temperaturen<br />
gesorgt wurde.<br />
Trotz einiger Skepsis innerhalb der<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Testmannschaft setzte sich<br />
das Konzept der Suzuki GSX-R 750 durch,<br />
leitete zusammen mit der Fünfventil-<br />
Yamaha FZ 750 sogar eine neue Epoche<br />
bei den sportlichen Motorrädern ein. Die<br />
86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Cheftester: Wolfgang Schnepf,<br />
in den 80ern Capo der Testmannschaft<br />
von <strong>MOTORRAD</strong><br />
Frost statt Frust: Früher war alles<br />
irgendwie cooler. Speziell in<br />
den Alpen bei Minusgraden<br />
Ganz unten: Tester Siggi Güttner<br />
bei der Arbeit. „Hangingoff<br />
ist blöd“, fand er damals<br />
Sportler im Blick: Axel Westphal<br />
siegte mit der 750er, die <strong>11</strong>00er<br />
trieb er sogar durch den Schnee<br />
Kollegen Horst Vieselmann (heute Horst<br />
von Saurma) und der viel zu früh verstorbene<br />
Axel Westphal schmiedeten gleich<br />
nach der ersten Testfahrt Pläne für einen<br />
möglichen Renneinsatz. „Sie kam, sah und<br />
siegte“ hieß es kurz darauf in MOTOR-<br />
RAD. Der Klassensieg 1986 bei den 1000<br />
Kilometern von Hockenheim war nur ein<br />
Beleg, wie rasant die GSX-R 750 den Testalltag<br />
einst revolutionierte.<br />
Nach vielen Testsiegen, Rennerfolgen<br />
und spannenden Geschichten um die 750er<br />
brachte Suzuki schon 1986 den nächsten<br />
Hammer an den Start: die GSX-R <strong>11</strong>00!<br />
Genauer gesagt das Modell G, Typ GU 74,<br />
mit 100 PS (gedrosselt) und 225 Kilo vollgetankt,<br />
das in der Redaktion mit großer<br />
Spannung und einer hohen Erwartungshaltung<br />
begrüßt wurde. War mit ihr tatsächlich<br />
noch mehr drin? Wir wussten<br />
natürlich, dass die <strong>11</strong>00er von Haus aus<br />
satte 130 PS an das in einer Alu-Kastenschwinge<br />
geführte Hinterrad schob. Die<br />
damals freiwillige und – für meine Begriffe<br />
– idiotische Selbstbeschränkung auf<br />
100 PS, die aus Angst vor einem behördlichen<br />
Leistungslimit von den Herstellern<br />
beschlossen wurde, hinderte uns Testfahrer<br />
nicht daran, die zweite Evolutionsstufe<br />
der GSX-R-Modellbaureihe in der offenen<br />
Version gebührend zu würdigen.<br />
Die trat mit einem verstärkten Rahmen<br />
an. Zu Recht, denn die 750er pendelte bei<br />
hohen Geschwindigkeiten doch recht unangenehm.<br />
Dennoch konnte die große<br />
GSX-R ihr Potenzial in den Vergleichstests<br />
nicht so ausspielen, wie gedacht. Ungeachtet<br />
dessen war der Alurahmen ein<br />
Quantensprung, mit dem eine neue Zeitrechnung<br />
begann. Ich erinnere mich noch<br />
daran, dass eine Kawasaki GPZ 900 R für<br />
uns Testredakteure bis dahin das Feinste<br />
war, was man sich seinerzeit unter den<br />
Hintern klemmen konnte. Aber eine<br />
Rennmaschine war das nicht, eher ein<br />
Sporttourer – oder was auch immer.<br />
Leichte Rennmaschinen zum Vorbild zu<br />
nehmen und mit aller Konsequenz auf die<br />
Straße zu bringen – das war neu. Und<br />
begründete, wie wir heute wissen, einen<br />
weltumspannenden Trend hin zu supersportlichen<br />
Motorrädern.<br />
Meine Erlebnisse mit der GSX-R <strong>11</strong>00<br />
sind mir noch bestens in Erinnerung, weil<br />
Das Schnittbild offenbart die<br />
vielen schönen Details der Suzuki<br />
GSX-R <strong>11</strong>00, die eine neue Ära<br />
bei den Superbikes einläutete<br />
sie mit vielen Adrenalinschüben verbunden<br />
waren. Nach dem Einzeltest ging es<br />
zum Vergleichstest nach Südfrankreich.<br />
Kollege Horst Vieselmann und ich wollten<br />
wissen, wie sich die <strong>11</strong>00er gegen die<br />
GSX-R 750 schlägt. Für spannende Positionskämpfe<br />
war die südfranzösische Strecke<br />
Lédénon bei Nimes genau das Richtige<br />
– erst recht in der kalten Jahreszeit.<br />
Auf der <strong>MOTORRAD</strong>-Hausstrecke mit<br />
ihren engen und kurvigen Passagen spulten<br />
wir tagelang Runde um Runde ab. Obwohl<br />
beide Suzukis in einigen Drehzahlbereichen<br />
zu starken Vibrationen neigten,<br />
war die Vergleichsfahrt ein einziger Genuss.<br />
Durch den Gewichtsnachteil hatte<br />
die gedrosselte <strong>11</strong>00er gegen die 750er<br />
aber keine Chance. Vielleicht lag es aber<br />
auch am Kollegen Vieselmann, dem es als<br />
ehemaligem Langstrecken-Piloten im Team<br />
des einstigen Egli-Importeurs Reinhold<br />
Kraft ziemlich egal war, auf welchem Motorrad<br />
er saß. Gegen ihn war in der Redaktion<br />
seinerzeit kein Kraut gewachsen.<br />
Im Wonnemonat Mai 1986 traf endlich<br />
die ersehnte Langstrecken-Testmaschine<br />
bei <strong>MOTORRAD</strong> ein. Das Fahrtenbuch der<br />
Suzuki GSX-R <strong>11</strong>00 mit dem Kennzeichen<br />
HP-UX 6 zeugt noch heute von deren<br />
Beliebtheit bei den damaligen Kollegen.<br />
Eigentlich nicht verwunderlich, denn die<br />
Kombination aus Zuverlässigkeit und<br />
Schnelligkeit suchte damals ihresgleichen.<br />
Im März des darauffolgenden Jahres, also<br />
nach nur zehn Monaten, hatte die Suzuki<br />
die üblichen 40 000 Kilometer bereits absolviert.<br />
Und stand bei den Abschlussmessungen<br />
noch besser im Saft als zu Beginn<br />
des Langstreckentests. Bei den Beschleunigungen<br />
glänzte sie sogar mit den besten<br />
Werten überhaupt.<br />
Die GSX-R <strong>11</strong>00 meisterte den Zuverlässigkeitsmarathon<br />
nicht nur in Windeseile,<br />
sondern auch in durchweg bester<br />
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SZENE I<br />
Menschen und ihre Maschinen<br />
Für die ersten 40 000 Kilometer brauchte<br />
die GSX-R <strong>11</strong>00 nur zehn Monate,<br />
für die restlichen 3000 fast 30 Jahre...<br />
Frisch in den drittten Frühling: Wolfgang Zanker mit HP-UX 6,<br />
der ehemaligen Dauertest-Suzuki GSX-R <strong>11</strong>00 von 1986<br />
Konstitution: Sie zeigte kaum Verschleiß<br />
und erfuhr nur ein Minimum an Kritik.<br />
In <strong>MOTORRAD</strong>-Diensten hatte sie viele<br />
Länder gesehen, wäre bei der Fahrt auf<br />
einer Fähre fast von einem Güterwaggon<br />
zermalmt worden und diente ungeachtet<br />
ihrer supersportlichen Ader immer auch<br />
GSX-R-Spezialist Bert Kluge von Motorrad Speer bei der Bestandsaufnahme. Im<br />
Vordergrund der Teilespender, hinten die ziemlich mitgenommene Zanker-Suzuki<br />
als dick bepackter Langstrecken-Lastesel.<br />
Kollege Axel Westphal, der den Abschlussbericht<br />
zum Dauertest in MOTOR-<br />
RAD 10/1987 verfasste, fuhr übers Wochenende<br />
mit der GSX-R <strong>11</strong>00 einmal<br />
sogar zum Skifahren nach Tirol. Als er<br />
nach durchzechter Nacht morgens angesichts<br />
der anstehenden Rückfahrt aus seinem<br />
Fenster blickte, war die Suzuki unter<br />
einer dicken Schneedecke vergraben.<br />
Dennoch schaffte es der Racer Westphal<br />
auf wundersame Weise, die Suzuki ohne<br />
Ausrutscher nach Hause zu chauffieren.<br />
Ohne böse Überraschungen ging kurz darauf<br />
dann auch die Demontage nach Ende<br />
des Dauertests über die Bühne.<br />
So war es für mich ein überschaubares<br />
Risiko, das Teilepuzzle zu übernehmen.<br />
Für 4000 Mark gingen 1987 die in mehreren<br />
Kisten verpackten Einzelteile der<br />
GSX-R <strong>11</strong>00 in meinen Besitz über. In langen<br />
Abend- und Nachtstunden hauchte<br />
ich unserem ehemaligen Langstreckenläufer<br />
wieder neues Leben ein. Da die<br />
Verkleidungsteile arg verschrammt waren,<br />
erhielt die ausgemusterte Dauertestmaschine<br />
eine neue Farbe. Ich entschied mich<br />
für die Farbkombination eines Sondermodells,<br />
das es nur in Japan gegeben hatte:<br />
Schwarz mit goldenen Schriftzügen! So<br />
ging die GSX-R in ihr zweites Leben, wobei<br />
sie mir einige Male sogar als Instruktorenmaschine<br />
bei Perfektionstrainings diente.<br />
Nach den letzten Instruktorenfahrten auf<br />
der Nordschleife des Nürburgrings verschwand<br />
die Suzuki für lange Zeit in der<br />
hintersten Ecke der Garage. Fast drei Jahrzehnte<br />
stand sie sich dort ihre Reifen platt.<br />
Als Pressemann „beim Daimler“ hatte ich<br />
keine Zeit mehr für sie, war fast überall<br />
auf der Welt – nur nicht mehr in meiner<br />
Garage. Erst eine berufliche Veränderung<br />
verschaffte mir wieder die Möglichkeiten,<br />
mich um die Wiederbelebung der GSX-R<br />
zu kümmern.<br />
Etwas Konservierung und das liebevolle<br />
Abdecken waren dereinst jedoch eindeutig<br />
zu wenig an Fürsorge, um Gammel<br />
und Korrosion über die Jahrzehnte zu verhindern.<br />
Weshalb Bert Kluge, der GSX-R-<br />
Spezialist von Motorrad Speer in Reutlingen,<br />
schon nach einer ersten Sichtung<br />
gar nicht anders konnte, als meine Hoffnungen<br />
und meine Zuversicht für dieses<br />
Restaurierungsprojekt zunichte zu machen.<br />
Die Ersatzteile hätten „Tausende an<br />
Euros gekostet“, wie Bert mir versicherte.<br />
Es musste also eine zweite gebrauchte<br />
Maschine vom Suzuki-Typ GU 74 CD als<br />
88 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Teilespender her. Meine Suche wurde<br />
schließlich im Bayerischen von Erfolg gekrönt,<br />
wo eine fahrbereite GSX-R <strong>11</strong>00 aus<br />
dem Baujahr 1987 auf einen neuen Besitzer<br />
wartete. Ihrem alten sollte die Suzuki<br />
allerdings noch 2750 Euro einbringen –<br />
eine stattliche Summe für einen Organspender.<br />
Viel Verhandlungsgeschick und<br />
noch mehr Ausdauer führten letztlich<br />
dann doch noch zum Handschlag, der bei<br />
2150 Euro erfolgte.<br />
Anfang 2015 transportierte ich somit<br />
zwei Suzukis zur Motorradschmiede von<br />
Herbert Speer nach Reutlingen, wo Bert<br />
nach gründlicher Durchsicht der beiden<br />
<strong>11</strong>00er entschied, welche Teile ausgedient<br />
hatten. Bei meiner ehemaligen Dauertest-<br />
Maschine waren es insbesondere die<br />
Gummiteile an Bremskolben, Vergaseranlage<br />
und den Fahrwerksaufhängungen,<br />
die, ihrer Weichmacher beraubt, rissig<br />
und porös waren. Weiterhin fanden diverse<br />
Aluminiumteile und auch einige<br />
Motorendeckel aufgrund fortgeschrittener<br />
Korrosion keinen Gefallen mehr. Eine<br />
liebevolle Aufbereitung durch den Händler<br />
– der Job lässt mir noch immer zu wenig<br />
Zeit dazu – hätte bei einem Stundensatz<br />
von 81 Euro unweigerlich den<br />
angesetzten Budgetrahmen gesprengt.<br />
Neben frischen Schmierstoffen, einem<br />
Satz neuer Reifen und den vielfältigsten<br />
Verschönerungsmaßnahmen spendierte<br />
Bert meiner Suzuki noch neue Schwingen-<br />
und Steuerkopflager. Viel Arbeit bescherte<br />
dem Spezialisten allerdings das<br />
Zerlegen der goldfarbenen Bremszangen.<br />
Denn nach jahrzehntelanger Starre wollten<br />
sämtliche Kolben der Festsättel diesen Zustand<br />
beibehalten und sich partout nicht<br />
zu präziser Bremsarbeit motivieren lassen.<br />
Auch die filigranen Dichtungen und Manschetten<br />
hatten die nur noch in Spurenelementen<br />
vorgefundene Bremsflüssigkeit<br />
nicht mehr am ungewollten Austritt hindern<br />
können.<br />
Besser stand es da um die Lebensgeis ter<br />
des Motors. Nach dem Ölwechsel und dem<br />
Austausch der Vergaseranlage gegen jene<br />
des Teilespenders lief das luft-/ölgekühlte<br />
Herzstück nach Aussagen von Bert Kluge<br />
„auf den ersten Drücker an“ und schnurrte<br />
dank eines neuen 12-Volt-Akkus auch<br />
bei den Testfahrten des TÜV-Prüfers ohne<br />
Fehl und Tadel. Knapp 5000 Euro kostete<br />
mich letztlich die Überholung der GSX-R<br />
<strong>11</strong>00. Doch die investierten 35 Stunden<br />
Arbeitszeit waren es mir allemal wert, um<br />
meinem Ex-Dauertester zum dritten Leben<br />
zu verhelfen!<br />
Der Wiederverkauf der Spendermaschine<br />
mit Rahmen und Motor erbrachte<br />
noch knappe 1000 Euro. Nun trägt sich ein<br />
Ingenieur von Mercedes-AMG mit dem<br />
Gedanken, das Teilepuzzle zu vervollständigen...<br />
Bei der ersten Ausfahrt nach der umfangreichen<br />
Revision kam mir wieder ein<br />
Erlebnis in den Sinn, das meinem und dem<br />
Schicksal der GSX-R eine ganz andere<br />
Wendung hätte geben können. Auf dem<br />
Weg von der Redaktion nach Hause bemerkte<br />
ich seinerzeit zu spät, dass die Suzuki<br />
tagsüber unter einem anderen Fahrer<br />
Bodenkontakt gehabt haben musste. In<br />
einer lang gezogenen Rechtskurve auf der<br />
Autobahn nach Tübingen stellte sich bei<br />
Tempo 200 plötzlich das linke Verkleidungsteil<br />
senkrecht in den Wind. Das mit<br />
Gewebeband locker fixierte Plastikteil<br />
wirkte dabei wie die Schubumkehr eines<br />
Jets, dazu mit starkem Linksdrall. Noch<br />
heute sehe ich auf der Überholspur die<br />
Leitplanke mit ihren bedrohlichen Pfosten<br />
auf mich zurasen. Mag es Fahrkönnen,<br />
Intuition oder Glück gewesen sein, die<br />
Geschichte nahm sicherlich auch wegen<br />
der Gutmütigkeit meines Untersatzes ein<br />
gutes Ende – auch deswegen sind wir<br />
Freunde fürs Leben geworden! ◻<br />
Jetzt fährt sie wieder,<br />
die ehemalige Dauertest-Suzuki<br />
von 1986<br />
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SERVICE I<br />
Speichenräder reparieren, Teil 2<br />
SPANNUNGS-<br />
MOMENTE<br />
In der letzten Ausgabe haben wir uns mit dem Speichenaustausch<br />
beschäftigt. Hier zeigen wir, wie<br />
Speichenräder ihre korrekte Spannung erhalten und<br />
sich ein Höhen- oder Seitenschlag beheben lässt.<br />
Text und Fotos von Marcel Schoch<br />
Seitenschlag korrigieren<br />
Die nach dem Einspeichen<br />
bereits<br />
leicht unter Spannung<br />
stehenden<br />
Speichen liegen fest<br />
im Punzloch an. Nun<br />
werden sie nochmals<br />
so weit festgezogen,<br />
dass der Nippel gerade<br />
das Gewinde der<br />
Speichen überdeckt<br />
Erfahrung statt<br />
Messuhren: Profischrauber<br />
kommen<br />
einem größeren<br />
Seitenschlag auch<br />
mit dem Daumen<br />
auf die Schliche<br />
Mit dem gleichmäßigen Aufdrehen der<br />
Nippel auf die Speichen endete das Einspeichen<br />
in der letzten Ausgabe. Alle<br />
Speichen stehen also bereits leicht unter Spannung,<br />
als sich unser Experte Wolfgang Schelbert (www.<br />
wolfis-garage.de) ans Zentrieren der Felge auf einem<br />
manuellen Reifenauswuchtgerät macht.<br />
Nach dem Einspeichen läuft ein Rad nur selten<br />
richtig rund, weil die Spannung meist noch nicht ausreicht.<br />
„Ich ziehe daher alle Speichen einmal rundherum<br />
mit dem Schraubendreher nach, und zwar<br />
wieder beginnend am Ventilloch“, so Wolfgang. „Es<br />
genügt dabei, die Nippel jeweils eine Umdrehung<br />
einzudrehen.“ Diesen Vorgang wiederholt er so oft,<br />
bis die Speichen deutlich Spannung aufbauen. Nun<br />
erst wird die Felge ausgerichtet. Dabei gilt es, einen<br />
Seiten- oder Höhenschlag (lateral/radial), die Ausrichtung<br />
von der Nabe zur Felge und die gleichmäßige<br />
Speichenspannung in Einklang zu bringen.<br />
Zuerst einen Seitenschlag korrigieren<br />
Obwohl auf alle vier Ausrichtungen zu achten ist, beginnt<br />
man stets mit dem Herausarbeiten eines Seitenschlags.<br />
Der wird mithilfe eines seitlich am Zentrierständer<br />
angebrachten Dorns oder einer Messuhr auf-<br />
90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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gespürt. Wolfgang arbeitet ohne Messuhr. „Ab Werk<br />
haben viele Felgen einen deutlichen Seitenschlag,<br />
meist im Bereich des Stoßes, wo die Felge zusammengeschweißt<br />
wurde. Hier mit einer Messuhr zu<br />
arbeiten, kann einen zur Verzweiflung bringen“,<br />
begründet der Zweiradprofi seine Vorgehensweise.<br />
„Besser ist es, mittels Dorn oder Fingernagel die Stelle<br />
des Seitenschlags zu suchen, indem man auf den<br />
Lichtspalt zur Felge achtet.“<br />
Schlägt die Felge beispielsweise nach rechts aus,<br />
werden im Bereich des Seitenschlags alle Speichen<br />
gelöst, die zum rechten Nabenflansch gehen. Anschließend<br />
zieht man jene Speichen leicht an, die<br />
zum linken Nabenflansch gehen. „Das Spannen und<br />
Lösen muss dabei möglichst gleichmäßig erfolgen“,<br />
ergänzt Wolfi. „Wenn man hier eine Viertel Umdrehung<br />
öffnet, muss man dort also auch eine Viertel<br />
Umdrehung anziehen.“ Befindet sich das Maximum<br />
des Seitenschlags zwischen zwei Speichen, löst man<br />
die jeweils benachbarten Speichen eine Viertel Umdrehung.<br />
Entsprechend zieht man die genau dem<br />
Schlag-Maximum gegenüberliegenden Speichen<br />
um eine Viertel Umdrehung an. Liegt hingegen das<br />
Schlag-Maximum genau auf Höhe einer Speiche,<br />
wird diese Speiche um eine Viertel Umdrehung gelöst.<br />
Jedoch dürfen dann die jeweils benachbarten<br />
Speichen nur um eine Achtel Umdrehung gelöst werden.<br />
Entsprechend müssen dann auf der Gegenseite<br />
die Speichen angezogen werden. Reicht dies noch<br />
nicht aus, um den Seitenschlag zu eliminieren, wiederholt<br />
man diese Vorgehensweise so lange, bis ein<br />
zufriedenstellendes Ergebnis vorliegt.<br />
Bei einem weiteren Seitenschlag in der Felge<br />
wird dieser nach der gleichen Methode herausgearbeitet.<br />
„Bei mehreren Seitenschlägen macht es<br />
keinen Sinn, den ersten perfekt herauszuarbeiten,<br />
um sich dann um den zweiten zu kümmern“, erklärt<br />
Wolfgang. „Besser klappt das, wenn man abwechselnd<br />
an beiden Seitenschlägen arbeitet und so versucht,<br />
diese Schritt für Schritt herauszuarbeiten.“<br />
Den Höhenschlag herausarbeiten<br />
Hat das geklappt, korrigiert man anschließend den<br />
Höhenschlag einer Felge. Wie bei der Fahndung nach<br />
dem Seitenschlag sucht man auch hier wiederum die<br />
höchste Stelle des Ausschlags. Befindet er sich mittig<br />
zwischen zwei Speichen, werden diese beiden Speichen<br />
jeweils um eine halbe Umdrehung angezogen.<br />
Anschließend das Rad um 180 Grad drehen und die<br />
genau gegenüberliegenden Speichen ebenfalls um<br />
eine halbe Umdrehung öffnen.<br />
Liegt der maximale Höhenschlag dagegen exakt<br />
über einem Speichenende, zieht man die betroffene<br />
Speiche um eine ganze Umdrehung und die beiden<br />
benachbarten Speichen um eine halbe Umdrehung<br />
an. Danach die genau gegenüberliegenden Speichen<br />
um die entsprechenden Werte lockern. „Bei der Korrektur<br />
von Seiten- und Höhenschlägen sollte man<br />
sich immer vergegenwärtigen, dass dies nur durch<br />
Spannen und Lockern von Speichen möglich ist“, ergänzt<br />
Wolfgang. „Das Herumdrücken an den Speichen<br />
funktioniert schon konstruktionsbedingt nicht!“<br />
Die Ausrichtung von Nabe und Felge<br />
Nach dem Ausrichten eines Schlages kontrolliert der<br />
Experte die mittige Ausrichtung der Nabe zur Felge,<br />
Das Prinzip des Felgenzentrierens<br />
Speichen können nabenseitig<br />
keinen Druck auf die Felge<br />
aufbauen, da die Speichennippel<br />
lediglich von außen in den<br />
Felgenkranz gesteckt werden.<br />
Grundprinzip des Zentrierens ist<br />
daher das Ziehen. Einen Seitenund/oder<br />
Höhenschlag korrigiert<br />
man daher durch Lockern der<br />
Speichen im Bereich des Schlages<br />
und dem Anziehen der gegenüberliegenden<br />
oder um 180 Grad<br />
versetzten Speichen.<br />
Beispiel:<br />
Seitenschlag nach<br />
rechts<br />
1. Schritt:<br />
Speichen<br />
auf rechter<br />
Seite lösen<br />
2. Schritt:<br />
Speichen<br />
auf linker<br />
Seite<br />
anziehen<br />
Höhenschlag ausgleichen<br />
Beispiel:<br />
Höhenschlag nach<br />
unten<br />
1. Schritt:<br />
Speichen auf<br />
Oberseite<br />
lösen<br />
2. Schritt:<br />
Speichen auf<br />
Unterseite<br />
anziehen<br />
In unserem Beispiel<br />
weist die Felge nach<br />
dem Einspeichen<br />
einen Seitenschlag<br />
nach rechts auf, in<br />
Laufrichtung der Felge<br />
betrachtet. Also<br />
lockert Wolfgang die<br />
rechte(n) Speiche(n)<br />
in diesem Bereich<br />
und zieht dann die<br />
linke(n) daneben an<br />
Das Herausarbeiten<br />
eines Seitenschlags<br />
und damit das „Richten“<br />
einer Felge erfolgt<br />
stets in kleinen<br />
Schritten. Zwischendurch<br />
immer wieder<br />
messen, ob die Arbeiten<br />
zum richtigen<br />
Ergebnis führen<br />
Der Höhenschlag<br />
macht in diesem<br />
Fall nur wenige<br />
Millimeter aus. Hier<br />
markiert Wolfgang<br />
den Bereich des<br />
Höhenschlags mit<br />
einem Fettstift<br />
Zum Egalisieren des<br />
Höhenschlags im<br />
gekennzeichneten<br />
Bereich müssen diese<br />
fünf Speichen angezogen<br />
werden<br />
Zeichnungen: Franz Josef Schermer<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 91
SERVICE I<br />
Speichenräder reparieren, Teil 2<br />
Im Bereich des<br />
Höhenschlags wird<br />
die mittlere Speiche<br />
stärker angezogen<br />
als die beiden jeweils<br />
äußeren Speichen<br />
Auch beim Beheben<br />
eines Höhenschlags<br />
gilt: Kontrolle ist<br />
alles! Nach jedem<br />
Arbeitsschritt wird<br />
daher gemessen, ob<br />
man auf dem richtigen<br />
Weg ist. Und<br />
zwar beim Höhen- als<br />
auch beim möglicherweise<br />
noch vorhandenen<br />
Seitenschlag<br />
Um einen Höhenschlag<br />
zu eliminieren,<br />
werden nach<br />
dem Anziehen<br />
der Speichen im<br />
be troffenen Bereich<br />
die um 180<br />
Grad versetzten<br />
Speichen äquivalent<br />
zum Anzugsmuster<br />
gelockert<br />
Schlusskontrolle<br />
Nach dem Ausrichten<br />
der Felge erfolgt<br />
zum Abschluss der<br />
Reparaturarbeiten die<br />
Kontrolle der korrekten<br />
Spannung aller<br />
Speichen. Falls Korrekturen<br />
erforderlich<br />
sind, muss die Felge<br />
erneut auf Höhenoder<br />
Seitenschlag<br />
geprüft werden<br />
Wurden die richtigen<br />
Speichen verwendet,<br />
sollte keine Speiche<br />
aus den Speichennippeln<br />
hervorstehen.<br />
Rechts: Das Rad ist<br />
einbaufertig. Nach<br />
rund 1000 Kilometern<br />
ist es nochmals zu<br />
kontrollieren<br />
indem er deren Versatz an beiden Seiten misst. Dieser<br />
muss bei zentrischen Rädern gleich sein. Zeigt<br />
sich beim Drehen des Rads ein Lichtspalt zwischen<br />
Rad und Messwerkzeug, muss die Speichenspannung<br />
in diesem Bereich angepasst werden, um die<br />
Felge „einzumitten“. Falls die Nabe um mehr als zwei<br />
bis drei Millimeter aus der Mitte versetzt ist, werden<br />
– beginnend beim Ventilloch – alle 20 Speichen auf<br />
der gegenüberliegenden Seite des Versatzes um etwa<br />
eine halbe Umdrehung angezogen, um diesen zu<br />
eliminieren. Bei geringeren Abweichungen (ein bis<br />
zwei Millimeter) geht man vor wie beim Herausarbeiten<br />
des Seitenschlags. „Beim exakten Ausrichten<br />
der Nabe zur Felge ist, ebenso wie beim Korrigieren<br />
eines Seitenschlags, zwischendurch immer eine<br />
Kontrolle des Höhenschlags nötig“, weiß Wolfgang.<br />
Die richtige Spannung der Speichen<br />
Stimmt die Ausrichtung der Felge, wird anschließend<br />
die Spannung aller Speichen überprüft. „Fürs Spannen<br />
der Speichen gibt es kein allgemein gültiges<br />
Drehmoment“, sagt Wolfgang. „Hobbyschrauber haben<br />
nur zwei Möglichkeiten, die korrekte Spannung<br />
festzustellen: Zum einen die Klangprobe, zum anderen<br />
ihr Feingefühl beim Anziehen der Speichennippel.“<br />
Bei der Klangprobe zupft man die Speiche oder<br />
schlägt mit einem Schraubendreher daran. Der Klang<br />
aller Speichen sollte annähernd gleich sein. Wer zum<br />
Vergleich ein komplett eingespeichtes Rad gleicher<br />
Bauart besitzt, kann den Klang prima vergleichen.<br />
Keinesfalls dürfen die Speichen dumpf oder scheppernd<br />
klingen, ideal ist ein mittelhoher Ton.<br />
Bei der zweiten Methode braucht es viel Gefühl.<br />
„Man testet mit dem Speichenschlüssel, wie leicht<br />
oder schwer sich die Nippel noch drehen lassen“, erklärt<br />
Wolfgang. „Die hierbei aufgewendete Kraft sollte<br />
bei allen Speichen annähernd gleich sein.“<br />
Letztlich ist noch auf die Speichentorsion zu<br />
achten. Beim Anziehen einer Speiche mit dem Speichenschlüssel<br />
wird sich diese bei zunehmender<br />
Spannung bis zum Anschlag des Speichenkopfs im<br />
Nabenflansch mitdrehen. „Das führt dazu, dass dann<br />
die Speiche im Fahrbetrieb die Zugkräfte am Speichenkopf<br />
nicht über die gesamte Auflagefläche aufnehmen<br />
kann. Was letztlich zum Bruch dieser Speiche<br />
führen kann“, weiß der Profi. „Vorbeugend sollte<br />
man daher den Speichennippel nach dem Festziehen<br />
wieder ein klein wenig öffnen. Aber nur so viel, dass<br />
der Speichenkopf flächig in seiner Aufnahme im<br />
Nabenflansch anliegt!“<br />
Abschließend prüft unser Experte die Felgeninnenseite<br />
auf überstehende Speichen. Stehen diese<br />
zu weit heraus, können sie den Schlauch verletzen.<br />
Überstehende Enden lassen sich jedoch ganz einfach<br />
mit einem Minischleifer bis auf Höhe der Speichennippel<br />
herunterschleifen. Dann erst wird ein neues<br />
Felgenband angebracht – nun ist das Rad fertig. „Manuell<br />
eingespeichte Räder halten in der Regel länger<br />
als maschinell hergestellte, denn Maschinen haben<br />
kein Gefühl“, so Wolfgang. „Das braucht es jedoch,<br />
um Speichen korrekt auszurichten und zu spannen.“<br />
Damit das neu eingespeichte Rad tatsächlich lange<br />
hält, steht nach rund 1000 Kilometern nochmals<br />
ein Check der Speichenspannung an. Eventuelle Korrekturen<br />
erfolgen dann in der gleichen Weise, wie sie<br />
beim Zentrieren beschrieben wurden.<br />
◻<br />
92 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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SZENE I<br />
Horex Rebell 50/100<br />
Rebellion<br />
gegen den Nieder<br />
Als es Mitte der 1950er mit dem Motorradbau bergab ging, schienen 50er-Mopeds,<br />
auch bei Horex, die Rettung zu sein. Doch der Untergang war nicht mehr aufzuhalten.<br />
94 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Horex Rebell 100<br />
von 1957<br />
Roller-Prototyp „Eiserner Gustav“ von<br />
1953. Es blieb beim Einzelstück, das später<br />
zur Rennmaschine umgebaut wurde<br />
Das neue, gerade auf dem Mailänder Salon<br />
präsentierte Parilla-Modell sollte den Spagat<br />
zwischen Motorrad und Motorroller schaffen<br />
gang<br />
Text und Fotos von Jürgen Nöll<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />
Horex mit der Regina der ganz<br />
große Wurf gelungen. Besonders<br />
das Modell mit dem 350er-ohv-Einzylindermotor<br />
avancierte schnell zum meistverkauften<br />
Motorrad seiner Klasse weltweit.<br />
Doch bereits 1953 sind die Verkaufszahlen<br />
rückläufig. Eine Entwicklung, welche<br />
Deutschlands gesamte Motorradindustrie<br />
erfassen sollte. Während zahlreiche Hersteller<br />
mit dem Bau von Motorrollern und<br />
Mopeds gegenzusteuern versuchen, bleibt<br />
man in der Bad Homburger Chefetage zunächst<br />
noch gelassen. Eine fatale Fehleinschätzung,<br />
wie sich schnell zeigen sollte.<br />
Bereits 1954 kommt es bei Horex zu ersten<br />
Entlassungen der Belegschaft…<br />
Eher halbherzig denkt die Geschäftsführung<br />
schließlich über die Konstruktion<br />
einer Fahrzeuggattung nach, die ihren<br />
Durchbruch zunächst jenseits der Alpen<br />
geschafft hatte: Die Vespa sollte bald zum<br />
Synonym für den Motorroller schlechthin<br />
werden. Doch die Pläne für einen Horex-<br />
Roller stoßen bei der Geschäftsleitung auf<br />
taube Ohren. Man wollte Motorräder bauen.<br />
Je größer und stärker, desto besser. „Von<br />
Motorradfahrern für Motorradfahrer“ lautet<br />
denn auch einer der bekannten Werbeslogans<br />
aus Bad Homburg. Was sollte ein<br />
reinrassiger Motorradhersteller wie Horex<br />
mit einem Roller?<br />
„Hochmut kommt vor dem Fall“ sagt ein<br />
altes Sprichwort. Mitte der 50er-Jahre entstehen<br />
zwar zwei unterschiedliche Prototypen,<br />
doch mit beiden kann sich Firmeninhaber<br />
Fritz Kleemann nicht anfreunden.<br />
Besonders die zweite Variante von 1955<br />
wird von Carl Hertweck, dem Chefredakteur<br />
der Zeitschrift <strong>MOTORRAD</strong>, ausgiebig<br />
getestet und erhält aller beste Kritiken.<br />
Doch in Serie gehen beide nicht. Einzig die<br />
Namensgebung scheint Kleemann zu gefallen:<br />
„Rebell“ als Horex’ rebellierende<br />
Antwort auf den zunehmenden Verfall<br />
der deutschen Motorradindustrie.<br />
Der erste Rebell geht in Serie<br />
Mit der Aufgabe der Rollerprojekte sollte<br />
nicht zwangsläufig der Name Rebell von<br />
der Bildfläche verschwinden. Ganz im<br />
Gegenteil. Es hat sogar den Anschein, als<br />
ob gerade jetzt, in wirtschaftlich schwieriger<br />
Zeit, der Name Rebell für den Kampf<br />
ums Überleben, um den Fortbestand des<br />
Unternehmens stehen soll. Dem Trend zu<br />
leichteren, preiswerten Motorrädern folgend,<br />
wartet Horex bereits Anfang des<br />
Jahres 1957 mit einem sportlich eleganten<br />
Modell auf, das eigenen Aussagen zufolge<br />
Motorradfahrer ansprechen soll, denen ein<br />
Moped zu klein, eine Maschine der Mittelklasse<br />
oder gar ein schweres Motorrad zu<br />
schnell oder zu teuer ist.<br />
Der „Rebell 100“, so die offizielle Bezeichnung,<br />
verfügt über einen Rahmen,<br />
der aus einer Einrohr-Schalenkombina tion<br />
besteht, hat eine Hinterradschwinge mit<br />
ölgedämpften Federbeinen und eine geschobene<br />
Langschwinge im Vorderrad.<br />
Die Maschine wird wahlweise mit Einzelsitzkissen<br />
für Fahrer und Sozia angeboten<br />
oder mit einer durchgehenden Doppelsitzbank,<br />
die dem Rebell in Kombination<br />
mit dem sportlichen, 9,5-Liter-Satteltank<br />
ein rassiges Aussehen verleiht. Großzügig<br />
dimensionierte Schutzbleche, eine vollständig<br />
gekapselte Kette und viele glatte<br />
Flächen sind Zugeständnisse an Alltagstauglichkeit<br />
und leichtes Pflegen.<br />
Ganz entgegen den Gepflogenheiten<br />
der aus Bad Homburger Fertigung stammenden<br />
Maschinen zeigt sich der für den<br />
Rebell verwendete Motor. Erstmals wird<br />
eine Horex von einem Zweitaktmotor angetrieben.<br />
Kein eigenes Produkt freilich,<br />
sondern im Hinblick auf geringe Konstruktionskosten<br />
ein fahrtwindgekühlter<br />
Einzylinder aus dem Hause Sachs. Mit 54<br />
Millimeter Hub und 48 Millimeter Bohrung<br />
kommt er auf einen Hubraum von 97<br />
cm³. Bei einer Drehzahl von 5250/min<br />
entwickelt der Sachs vom Typ 100/3 eine<br />
Spitzenleistung von 5,2 PS, die dem mit<br />
16-Zoll-Rädern ausgestatteten, vollgetankt<br />
nur 87 Kilogramm wiegenden Leichtmotorrad<br />
zu einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 80 km/h verhilft.<br />
Etwa zur gleichen Zeit scheitert auch<br />
ein letzter Versuch, einen Motorroller erfolgreich<br />
am Markt zu platzieren: Das Modell<br />
des italienischen Herstellers Parilla,<br />
das 1958 unter dem Namen Horex vertrieben<br />
werden soll, wird von deutschen Kun-<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 95
SZENE I<br />
Horex Rebell 50/100<br />
Der Name Rebell ist im Hause Horex offenbar nicht kleinzukriegen. Nachdem es die beiden als Motorroller konzipierten<br />
250er-Modelle nicht in die Serie geschafft haben, wird 1956 die Fertigung von Mopeds aufgenommen<br />
den nicht angenommen. Kein echter Roller,<br />
aber auch kein Motorrad. Weder Fisch<br />
noch Fleisch, und eine echte Horex war es<br />
eben auch nicht.<br />
Ab 1956: Moped-Rebellen<br />
Der Name Rebell ist, so hat es den Anschein,<br />
im Hause Horex nicht kleinzukriegen.<br />
Nachdem es die als Motorroller konzipierten<br />
250er-Modelle nicht bis zum Serienanlauf<br />
geschafft haben und die großen<br />
Motorrad-Modelle nur noch schwer an<br />
den Mann zu bringen sind, hat man bereits<br />
1956 die Fertigung von Mopeds aufgenommen,<br />
um sich über Wasser zu halten<br />
und so den wenigen Mitarbeitern, die<br />
noch im Werk verblieben sind, die Exis tenz<br />
zu sichern. Doch auch hier kommt man<br />
wieder einmal viel zu spät. Der Mopedmarkt<br />
befindet sich in fester Hand, ist<br />
längst aufgeteilt unter zahlreichen kleinen<br />
und großen Herstellern, die die Zeichen<br />
der Zeit bereits frühzeitig erkannt<br />
hatten.<br />
Allen voran wieder einmal der schwäbische<br />
Konkurrent NSU. In Neckarsulm<br />
hatte man bereits 1952 ein Moped konstruiert,<br />
das sich ab 1953 zu einem ungeahnten<br />
Verkaufserfolg entwickeln sollte.<br />
Schon bald stand der Name Quickly als<br />
Synonym für alle kleinen 50-cm³- Mopeds<br />
schlechthin. Bis weit in die 1960er-Jahre<br />
hinein wurde dieses robuste, zuverlässige<br />
Quickly immer wieder überarbeitet und<br />
letztendlich über eine Million Mal verkauft.<br />
Wie sollte sich in diesem Marktsegment<br />
ein Neueinsteiger wie Horex erfolgreich<br />
behaupten? Würde der klangvolle Name<br />
Horex in Verbindung mit den Erinnerungen<br />
an die einst chromblitzenden, heiß<br />
begehrten Regina-Modelle ausreichen?<br />
Oder bestand sogar die Gefahr, dass der<br />
Besitzer eines Horex-Mopeds unter Umständen<br />
mitleidig belächelt werden würde,<br />
weil für eine „richtige“ Horex – die gab es<br />
ja schließlich auch noch – offensichtlich<br />
das Geld nicht gereicht hat?<br />
Sportlich, rassig, robust<br />
und sparsam: Rebell 50<br />
Wie auch immer, in der Bad Homburger<br />
Unternehmenszentrale hat man gar keine<br />
andere Wahl, wollte man nicht mit Pauken<br />
und Trompeten in den Ruin schliddern.<br />
„Rebell 50“ heißt dann auch das erste<br />
kleine Moped, das 1955 auf dem Reißbrett<br />
entsteht und 1956 das Licht der Welt erblickt.<br />
„Sportlich, rassig, robust und sparsam“<br />
verspricht Horex seiner meist jugendlichen<br />
Kundschaft, die man durch<br />
ein entsprechendes Design und eine hübsche<br />
Lackierung als primäre Zielgruppe<br />
anvisiert.<br />
Basis für das neue Moped – wobei der<br />
Begriff Moped eine Kombination aus den<br />
Worten Motor und Pedalen ist – bildet ein<br />
drehsteifer, neuartiger Einrohrrahmen aus<br />
nahtlosem Präzisionsstahlrohr. Vorn arbeitet<br />
eine langhubige Teleskopgabel, während<br />
das Hinterrad in einer Schwinge mit<br />
wartungsfreien Federbeinen geführt wird.<br />
Der Radstand beträgt <strong>11</strong>25 Milli meter. Für<br />
ausreichenden Wetterschutz ist das Moped<br />
mit tief heruntergezogenen Seitenblenden<br />
sowie einem großen Kettenschutz ausgestattet.<br />
Die sportliche Note wird dabei unterstrichen<br />
durch die Verwendung eines<br />
„Das betont<br />
männliche,<br />
sportliche<br />
Moped verzichtet<br />
bewusst auf<br />
verspielte<br />
Formgebung“<br />
96 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Offensichtlich hatte Horex mit dem 1956er-Rebell-Modell nicht ganz den Geschmack<br />
der Kundschaft getroffen und mit einer Überarbeitung für die Saison<br />
1957 reagiert. Doch es ist mehr als nur ein Facelift dabei herausgekommen<br />
Erstmals ist der Motor wahlweise mit<br />
Zwei- oder Dreiganggetriebe erhältlich<br />
Die mit dem Kupplungshebel kombinierte<br />
Fichtel & Sachs-Drehgriffschaltung<br />
eleganten 8,5-Liter-Tanks, der eine Reichweite<br />
von bis zu 500 Kilometern ermöglichte.<br />
Bei der Bereifung entscheiden sich<br />
die Konstrukteure für die Größe 23 x 2.00<br />
Zoll sowie für Speichenräder mit Stahlfelgen<br />
und Vollnabenbremsen vorn und<br />
hinten.<br />
Bei dem Motor greifen die Konstrukteure<br />
auf die bewährten Einbaumodelle<br />
aus dem Hause Sachs zurück, die ihre<br />
Zuverlässigkeit bereits zigtausendfach bei<br />
anderen Konfektionären unter Beweis gestellt<br />
haben. Bei dem Sachs Typ 50 handelt<br />
es sich um einen fahrtwindgekühlten Einzylinder-Zweitakter<br />
mit 47 cm³ Hubraum<br />
und einer Leistung von 1,25 PS. Das Aggregat<br />
mit angeblocktem Getriebe verfügt über<br />
zwei Gänge, die mittels Seilzug von einem<br />
Drehgriff geschaltet werden. Allen, die mit<br />
dem kleinen Rebell 50 in die Berge möchten,<br />
gibt Horex eine Bergsteigfähigkeit von<br />
18 Prozent an.<br />
Der Fahrer sitzt auf einer weich gefederten<br />
Einmann-Sitzbank und kann den<br />
Lenker an seine persönlichen Bedürfnisse<br />
und individuelle Sitzposition anpassen.<br />
Zur Serienausstattung gehören ein großer<br />
Werkzeugbehälter mit komplettem Bordwerkzeug,<br />
eine unter dem Tank befindliche<br />
Luftpumpe, Kippständer und Diebstahlsicherung.<br />
Als Zubehör sind gegen<br />
entsprechenden Aufpreis Tachometer,<br />
Doppelsitzbank Windschutzscheibe, Gepäckträger<br />
sowie polierte Leichtmetallfelgen<br />
und Weißwandreifen lieferbar. Mit<br />
reichlich Chrom versehen ist das Fahrzeug<br />
in zwei Farbvarianten lieferbar und<br />
kostet ab Werk 598 Mark.<br />
Rebell 50 im neuen Kleid<br />
Bereits im darauffolgenden Jahr erscheint<br />
unter dem gleichen Namen ein Nachfolgemodell,<br />
das vom Werk unter dem Motto<br />
angekündigt wird: „Ein Rebell rebelliert –<br />
das Moped Rebell in neuem Kleid.“<br />
Offensichtlich hatte man mit dem etwas<br />
zerklüftet wirkenden Rohrrahmen des<br />
1956er-Modells und seinen zierlichen, der<br />
Motoraufnahme dienenden Rohren nicht<br />
so ganz den Geschmack der Kundschaft<br />
getroffen und mit einer Überarbeitung für<br />
die Saison 1957 reagiert. Doch es ist mehr<br />
als nur ein Facelift bei dieser Überarbeitung<br />
herausgekommen.<br />
Zunächst ist festzustellen, dass man an<br />
der bewährten Konstruktion des Rahmens<br />
und seines stabilen Zentralrohres festgehalten<br />
hat. Doch die dünnen, den Motor<br />
tragenden Röhrchen sind einer Schalen-<br />
Schweißkonstruktion gewichen, die nicht<br />
nur einen sehr viel stabileren Eindruck<br />
hinterlässt, sondern darüber hinaus auch<br />
noch den Zweck einer pflegeleichten seitlichen<br />
Verkleidung der kleinen Maschinen<br />
erfüllt und ihnen ein noch schnittigeres,<br />
„betont männliches“ Aussehen<br />
verleiht. Die bisher verwendete Teleskop-<br />
Vordergabel wird durch eine Gabel mit<br />
geschobener Schwinge ersetzt, und die<br />
hinteren Federbeine erhalten einen günstigeren<br />
Anstellwinkel. Erstmals ist der<br />
Motor jetzt wahlweise mit einem Zweioder<br />
Dreiganggetriebe erhältlich.<br />
Insgesamt wirkt der Rebell 50 in seinem<br />
neuen Kleid jetzt noch sportlicher<br />
und sieht vor allem nun seinem größeren<br />
Bruder, dem gerade eben erst am Markt<br />
eingeführten Rebell 100 sehr ähnlich.<br />
Für den Ausflug zu zweit:<br />
Rebell „S“<br />
So schön das 1957 in die Serienfertigung<br />
gelangte Moped Rebell 50 auch ist, so gut<br />
das neue Design den Geschmack der Jugend<br />
treffen mag, einen Nachteil besitzt<br />
der kleine Flitzer: Er ist nur für eine Person<br />
zugelassen.<br />
Wohin also mit der Freundin, wenn für<br />
das Wochenende ein gemeinsamer Ausflug<br />
ins Grüne oder ein abendlicher Besuch<br />
im Tanzcafé angesagt war? Horex<br />
reagiert schnell. Bereits 1958 erscheint<br />
das Modell Rebell „S“ auf dem Markt, dessen<br />
wesentliches Unterscheidungsmerkmal<br />
zu dem Rebell 50 eine Sitzbank für<br />
zwei Personen sowie ein höheres zulässiges<br />
Gesamtgewicht ist. Und weil der 1,25<br />
PS leistende Motor des Rebell 50 etwas<br />
schwach für die Tour zu zweit ist, besitzt<br />
der Sachs 50-Zweitaktmotor der S-Modelle<br />
nun 1,6 PS. Gibt es das Modell 50 wahlweise<br />
noch mit zwei oder drei Gängen, so<br />
verfügt der Motor der S nun generell über<br />
ein handgeschaltetes Dreiganggetriebe.<br />
Zudem rollen die S-Modelle auf 23 x<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 97
SZENE I<br />
Horex Rebell 50/100<br />
Auch die K-Modelle sind mit polierten<br />
Aluminiumfelgen und Vollnabenbremsen<br />
ausgestattet. Sie verfügen<br />
über weich gefederte Schaumgummi-<br />
Sitzbänke und verstellbare Sportlenker<br />
Bereits 1958 erscheint das Modell Rebell „S“ auf dem Markt, dessen Haupt-Unterscheidungsmerkmale<br />
zur Rebell 50 eine Sitzbank für zwei Personen und höhere Zuladung sind<br />
2.50-Bereifung anstelle der 23 x 2.25 für<br />
die Rebell 50.<br />
Die verchromten Stahlfelgen werden<br />
durch hochglanzpolierte Felgen aus Aluminium<br />
ersetzt und die S-Modelle serienmäßig<br />
mit Tachometern ausgestattet. Das<br />
zulässige Gesamtgewicht der S-Modelle<br />
beträgt 230 Kilogramm.<br />
Schon fast ein kleines<br />
Motorrad: Rebell „K“<br />
„Sicher und komfortabel, flott und elegant,<br />
stets unabhängig und äußerst wirtschaftlich!“<br />
Mit diesen markigen Worten preist<br />
Horex wenig später sein neuestes Top-<br />
Modell, die Rebell „K“ an. Dem K kommt<br />
dabei eine doppelte Bedeutung, nämlich<br />
Kleinkraftrad und Kickstarter zu.<br />
„Lange Wege werden kürzer“, versprechen<br />
die Bad Homburger ihrer meist<br />
jungen Kundschaft in der Werbung. „Wie<br />
leicht und angenehm wird auf einem Mal<br />
das Leben, mit dem HOREX-Kleinkraftrad.<br />
Nicht nur, dass Sie den Weg zur Arbeit und<br />
nach Hause nicht mehr in überfüllten Verkehrsmitteln<br />
zurücklegen müssen, sparen<br />
sie auch Zeit und Verdruss. Und dazu noch<br />
der reale Gewinn bei der sprichwörtlichen<br />
Genügsamkeit Ihres HOREX-Kleinkraftrades,<br />
das Sie für rund 1 ½ Liter Brennstoff<br />
über 100 Kilometer trägt.“<br />
„Rebell K, das blitzsaubere<br />
HOREX-Kleinkraftrad“<br />
Klingt das nicht gut? Wir schreiben inzwischen<br />
das Jahr 1960. Längst schon hat das<br />
Wirtschaftswunder begonnen, befindet<br />
sich das Nachkriegs-Deutschland im wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Die Beseitigung<br />
der ungeheuren Kriegsschäden und der<br />
Wiederaufbau des Landes brauchen jede<br />
verfügbare Hand. Arbeitslosigkeit scheint<br />
in diesen Jahren ein Fremdwort zu sein.<br />
Man verdient wieder Geld.<br />
Breite Bevölkerungsgruppen sind somit<br />
erstmals in der Lage, sich ein eigenes<br />
Auto – wenn auch zunächst nur ein<br />
kleines – anzuschaffen. Und nicht selten<br />
fällt da noch das nötige Kleingeld für ein<br />
flottes Moped oder gar Kleinkraftrad für<br />
den Junior ab.<br />
Nahezu die gesamte Zweiradindustrie<br />
buhlt daher um die Gunst der jungen<br />
Kunden. Nicht zuletzt deshalb, weil der<br />
Motorradmarkt inzwischen fast vollständig<br />
zusammengebrochen ist und weil die<br />
einstmals motorradbegeisterte Kundschaft<br />
größtenteils dem viel gepriesenen „Dach<br />
über dem Kopf“ den Vorzug gibt.<br />
Wie bereits die Mopeds, so verfügt<br />
auch das Kleinkraftrad von Horex über ein<br />
geschweißtes, drehsteifes Einrohr-Schalen-<br />
Fahrgestell mit Hinterradschwinge und<br />
zwei ölgedämpften Federbeinen. Die Vordergabel<br />
besitzt eine Langhub-Federbeinschwinge.<br />
Wie bei dem Rebell 50 S beträgt<br />
die Reifengröße 23 x 2.50. Auch die K-<br />
Modelle sind mit polierten Aluminiumfelgen<br />
und Vollnabenbremsen aus gestattet,<br />
verfügen über weich gefederte Schaumgummi-Sitzbänke,<br />
verstellbare Sportlenker,<br />
Werkzeugbehälter mit Bordwerkzeug,<br />
Kipp ständer und eine unterhalb des<br />
Tanks angebrachte Luftpumpe.<br />
Herzstück der K-Modelle und damit<br />
Hauptunterscheidungsmerkmal zu den<br />
Moped-Modellen von Horex ist jedoch ihr<br />
neuer, leis tungsstarker Motor. Dieser mit<br />
Gebläsekühlung ausgestattete 47-cm³-Einzylinder-Zweitaktmotor,<br />
der wieder von<br />
Sachs bezogen wird, leistet 3,2 PS und damit<br />
doppelt so viel wie das Modell S. Er<br />
verfügt über ein integriertes Dreiganggetriebe,<br />
eine 17-Watt-Zündlichtanlage,<br />
Vergaser mit Luftfilter, Ansauggeräuschdämpfung<br />
und eine eingebaute Startvorrichtung.<br />
Die Schaltung des Getriebes<br />
erfolgt wie bei der S-Variante durch einen<br />
Drehgriff am Lenker.<br />
Das Moped V 21<br />
Mit den Moped-Modellen Rebell 50 und<br />
Rebell 50 S ist man seit der Markteinführung<br />
zwischen 1956 und 1958 im 50er-<br />
Segment gut aufgestellt. In Form, Farbe<br />
„Sicher und<br />
komfor tabel,<br />
flott und<br />
elegant,<br />
stets unabhängig<br />
und<br />
äußerst wirtschaftlich“<br />
98 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Für weniger sportlich orientierte Fahrer oder auch Fahrerinnen nimmt Horex das Modell<br />
V 21 mit tiefem Durchstieg in sein Verkaufsprogramm auf<br />
Herzstück der K-Modelle ist ihr neuer,<br />
3,2 PS starker Einzylinder-Zweitaktmotor<br />
mit Gebläsekühlung. Außerdem besitz<br />
das Kleinkraftrad einen Kickstarter<br />
und Ausstattung insbesondere an den<br />
Geschmack der heranwachsenden jungen<br />
Männer angepasst, hegt man in der Firmenzentrale<br />
den frommen Wunsch, hier<br />
bereits potenzielle Kunden für die großen<br />
Maschinen wie den Rebell 100, die Resident<br />
oder die Imperator zu gewinnen.<br />
Doch es gibt noch einen anderen Kundenkreis,<br />
den Horex bisher unberücksichtigt<br />
gelassen hatte und der nicht zu unterschätzen<br />
war. Gemeint sind einerseits die<br />
Herren der älteren Semester, denen ein<br />
„richtiges“ Motorrad entweder zu schwer,<br />
oder auch durch die gestiegenen Unterhaltskosten<br />
zu teuer war. Oder die sich<br />
ganz einfach auf einem der angebotenen<br />
sportlichen 50er-Rebell-Flitzer aufgrund<br />
ihres fortgeschrittenen Alters deplatziert<br />
fühlten. Und dann sind da natürlich auch<br />
noch die Damen, für die man bislang<br />
nichts anzubieten hatte.<br />
Die Kundenanforderungen sind klar:<br />
Leicht und handlich musste solch ein Fahrzeug<br />
sein, einfach in der Handhabung,<br />
preiswert in der Unterhaltung und – ganz<br />
wichtig – mit einem tiefen Durch stieg<br />
musste es aufwarten. Da nicht abzusehen<br />
ist, ob sich der finanzielle Aufwand für<br />
eine Eigenkons truktion rechnet und es<br />
aufgrund der für die Branche wirtschaftlich<br />
schweren Zeit bereits zu einem erheblichen<br />
Personalabbau, nicht nur im Fertigungsbereich,<br />
sondern gleichwohl auch in<br />
der Konstruktionsabteilung der Horex-<br />
Werke gekommen ist, soll ein entsprechendes<br />
Fahrzeug von einem anderen<br />
Hersteller geordert werden.<br />
Firmenchef Fritz Kleemann besinnt<br />
sich auf die gute Zusammenarbeit in den<br />
Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, als sein<br />
Chefkonstrukteur Hermann Reeb zusammen<br />
mit dem Chefkonstrukteur der Victoria-Werke<br />
in Nürnberg, Helmut Küchen,<br />
den Grundstein für die erfolgreichste<br />
aller Horex-Maschinen, die Regina gelegt<br />
hatte. Gemeinsam hatte das Team diesen<br />
fortschrittlichen Einzylinder-Viertaktmotor<br />
mit Blockgetriebe konstruiert, der zunächst<br />
in der Victoria 35 KR und wenig<br />
später in der Horex SB 35 zum Einsatz gekommen<br />
war.<br />
Mit Victoria, die inzwischen zur Zweirad<br />
Union gehören, nimmt Kleemann Kontakt<br />
auf und entschließt sich, ab 1958 ein<br />
entsprechendes Moped, das bereits von<br />
Victoria verkauft wird, parallel auch als<br />
Horex anzubieten.<br />
Dieses Moped, in Konstruktion und<br />
Aufbau dem NSU Quickly ein wenig ähnlich,<br />
verfügt über einen Pressstahlrahmen<br />
mit Profilrohrgabel, wobei die Abfederung<br />
des Vorder- und Hinterrads durch in<br />
Silentblöcke gelagerte Langschwingen<br />
geschieht. Vorder- und Hinterrad verfügen<br />
über Steckachsen und Vollnabenbremsen<br />
sowie Ballon-Bereifung der Größe 23 x 2.25<br />
Zoll mit Weißwanddecken.<br />
Als Antriebsquelle dient ein Einzylinder-Zweitakt-Blockmotor<br />
mit 38 Millimeter<br />
Bohrung und 42 Millimeter Hub, was einen<br />
Hubraum von 47 cm³ ergibt. Die Maximalleistung<br />
beträgt 1,8 PS bei 4650/min.<br />
Leichtmetallzylinderkopf, Graugusszylinder<br />
und Flachkolben sind weitere Konstruktionsmerkmale<br />
des Motors, der wahlweise<br />
mit einem angeblockten Zwei- oder<br />
Dreiganggetriebe erhältlich ist.<br />
Obwohl das V 21 mit seiner Hochglanzlackierung,<br />
polierten Leichtmetallteilen,<br />
Tachometer und reichlich Chrom sehr ansprechend<br />
aussieht, bleibt auch ihm der<br />
große Erfolg versagt. Es hatte sich schnell<br />
herumgesprochen, dass es sich eben doch<br />
um keine echte Horex handelt, sondern<br />
„nur“ um eine Victoria Vicky IV Luxus<br />
mit dem Bad Homburger Firmen logo am<br />
Lenkkopf.<br />
Das Ende<br />
Als gar nichts mehr geht – namhafte Konstrukteure<br />
haben dem Unternehmen längst<br />
den Rücken gekehrt –, werden neben Kinderfahrrädern<br />
auch Werkzeuge wie beispielsweise<br />
Blechscheren und Zangen mit<br />
dem Horex-Logo gefertigt. Zudem entstehen<br />
Fahrzeug-Komponenten für Daimler-<br />
Benz, bevor diese zum 1. Oktober 1960 das<br />
komplette Werk erwerben. Am 19. September<br />
1969 schließt dann auch noch<br />
das verbliebene Reparaturwerk in der<br />
Frölingsstraße. Es wird verkauft – alles<br />
ist „abgewickelt“. Die einst große Marke<br />
Horex ist Geschichte.<br />
◻<br />
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SPORT I<br />
Sheene Tribute Parade Silverstone<br />
Hochkarätige Erinner<br />
40 Jahre nach dem<br />
ersten 500er-WM-Titel<br />
von Barry Sheene erinnerte<br />
eine große<br />
Parade beim Grand Prix<br />
von England in Silverstone<br />
mit legendären<br />
Fahrern und Motorrädern<br />
an den 2003 verstorbenen<br />
Superstar.<br />
Text: Imre Paulovits<br />
Fotos: 2snap, Double Red<br />
Der infernalische Sound der Moto<br />
GP-Biester ist in der Boxengasse<br />
gerade verstummt, doch von der<br />
anderen Seite des Fahrerlagers ertönt das<br />
Kreischen von hochgezüchteten Zweitaktern<br />
und blauer Rauch steigt auf. Dann<br />
kommt eine Gruppe von alten 500er-GP-<br />
Bikes, aus denen der Klang eines gewaltigen<br />
Viertakters heraustönt, in Formation<br />
daher. Die Fahrer winken in die Menge,<br />
dann beginnt einer nach dem anderen,<br />
richtig am Kabel zu ziehen.<br />
Was die Zuschauer nach dem Warmup<br />
des diesjährigen britischen Grand Prix<br />
in Silverstone zu sehen bekamen, ließ vor<br />
allem die Herzen der Älteren höher schla-<br />
gen. Zum einen galt diese Parade einem<br />
Helden, an den sie sich noch zu gern erinnern:<br />
Barry Sheene, der letzte 500er-<br />
Weltmeister Englands. Ein Mann, der mit<br />
seinem Charisma, seinem extravaganten<br />
Lebensstil und seiner Volksverbundenheit<br />
so viele Fans um sich scharte, wie es seither<br />
nur Valentino Rossi gelungen ist. Zum<br />
anderen war es eine Erinnerung an Motorräder<br />
einer längst vergangenen Ära. Vor<br />
40 Jahren gewann Barry Sheene seinen<br />
ersten WM-Titel, und vor 35 Jahren seinen<br />
letzten Grand Prix. Doch seine Hinterlassenschaft<br />
in diesem Sport hat ihn, der<br />
mit 53 Jahren viel zu früh aus dem Leben<br />
schied, weit überlebt.<br />
Steve Baker, Formel 750-Weltmeister von 1977, mit<br />
der Yamaha TZ 750 von Yamaha Motor Canada<br />
Colin Edwards mit der Yamaha TZR 500 OW 53, mit der Barry<br />
Sheene die erste Saisonhälfte 1981 im eigenen Team fuhr<br />
100 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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ung<br />
Entsprechend groß war die Motivation<br />
der Veranstalter, sein Erbe gebührend zu<br />
feiern. Seine Weggefährten und Freunde<br />
aus dem Motorsport waren sofort dabei,<br />
als es darum ging, die Motorräder von<br />
Sheene und seiner Ära um den Silver stone-<br />
Kurs zu bewegen, wo Sheene 1979 sein<br />
legendärstes Duell mit Kenny Roberts<br />
austrug. Roberts selbst sollte genau die<br />
Yamaha OW 48R, die er damals fuhr, wieder<br />
pilotieren. Doch zwei Wochen zuvor<br />
hatte der dreifache Weltmeister einen<br />
Herz infarkt erlitten. Nach einer Operation,<br />
bei der ihm eine Gefäßstütze in den<br />
Herzkranzgefäßen eingesetzt wurde,<br />
musste er leider absagen.<br />
Beeindruckende Vorstellung:<br />
ehemalige Suzukiund<br />
Yamaha-GP-Maschinen<br />
zu Ehren Sheenes<br />
So pilotierte Sheenes Sohn Freddie die<br />
Yamaha, was die Parade noch persönlicher<br />
machte. An Familiärem mangelte es<br />
ohnehin nicht. Sheenes Schwager Paul<br />
Smart fuhr die Suzuki XR 14, mit der „Bazza“<br />
1975 in Assen seinen ersten 500er-<br />
Grand Prix gewann, gestartet wurde die<br />
Parade von Sheenes Witwe Stephanie, abgewunken<br />
von seiner Schwester Maggie.<br />
Auch sonst wurde noch vieles aufgefahren,<br />
das die Ära Sheene in beeindruckender<br />
Art zurückbrachte. Formel<br />
750-Weltmeister Steve Baker fuhr die<br />
1975er-Yamaha TZ 750, gegen die Sheene<br />
sporadisch bei Formel 750-Rennen gefahren<br />
ist. Der vierfache Vizeweltmeister<br />
Randy Mamola, Nachfolger von Sheene<br />
im Team Heron-Suzuki, steuerte die Suzuki<br />
XR 34 von 1980, der Holländer Wil<br />
Hartog, der Sheene 1977 in Assen besiegen<br />
konnte, eine Suzuki RG 500 Mk. V aus<br />
dem gleichen Jahr. Franco Uncini, Weltmeister<br />
von 1982 und heute als Sicherheitsexperte<br />
nach wie vor in der WM dabei,<br />
fuhr seine Suzuki XR 45 von 1984, die<br />
letzte Entwicklungsstufe der Square Four-<br />
Suzukis, bei deren Anfängen Sheene die<br />
entscheidende Rolle als Entwicklungshelfer<br />
spielte. Dazu steuerte der zweifache<br />
TT-F1-Weltmeister Graeme Crosby seine<br />
Suzuki XR 35 von 1981, ein 1000er-Monster<br />
mit der Fahrwerkstechnik der damaligen<br />
Grand Prix-Maschinen.<br />
Wayne Gardner, 500er-Weltmeister<br />
von 1987, sollte mit der <strong>11</strong>00er-Moriwaki-<br />
Kawasaki fahren, mit der er vor seiner GP-<br />
Zeit in England für Furore gesorgt hatte,<br />
doch die Zündung legte das blaue Wunder<br />
von damals schon in der Boxengasse lahm.<br />
Dafür hatte der zweifache Superbike-Weltmeister<br />
Colin Edwards umso mehr Spaß<br />
mit der Yamaha OW 53, die Sheene 1981<br />
einsetzte. Der fünffache Weltmeister Mick<br />
Doohan, dem Sheene den Weg in die WM<br />
ebnete, begleitete mit einer Honda NSR<br />
500 V2 von 1998 die Paraderunden von<br />
Freddie Sheene. Barrys ehemaliger Teamkollege<br />
und Busenfreund Steve Parrish<br />
rückte mit der 1994er-Suzuki RGV 500<br />
von Kevin Schwantz aus, der Neuseeländer<br />
Simon Crafar, dem Sheene einst ebenfalls<br />
zur internationalen Karriere verhalf, mit<br />
der Cagiva V 591, dem 1991er-Bike von<br />
Eddie Lawson.<br />
Als die Rennmaschinen allesamt wieder<br />
in der Boxengasse versammelt waren,<br />
die alten Helden ihre Helme abnahmen<br />
und über das Mikrofon des Streckensprechers<br />
die Erinnerungen an Barry Sheene<br />
und seine Ära noch einmal aufleben ließen,<br />
hatten viele Tränen in den Augen. Es<br />
war eine schöne, wilde Zeit. Schön, dass<br />
man sie auf so ergreifende Art für kurze<br />
Zeit wieder zurückgeholt hat. ◻<br />
Sheenes Schwager Paul Smart fuhr die<br />
Siegermaschine von Assen 1975<br />
Zu Ehren Barry Sheenes vereint: Steve Baker, Graeme Crosby, Paul Smart, Simon Crafar,<br />
Stan Woods, Steve Parrish, Colin Edwards, Freddie Sheene und Wil Hartog (von links)
SPORT I<br />
DHM-Nachrichten<br />
Helmut und Dieter auf ihren AWO RS 250 sowie Thorsten (AWO RS 350) beim Start zur Lap of Honour. Rechts oben: Christians<br />
RS 250 in Wartestellung im Vorstartbereich. Darunter: die glückliche Truppe des „AWO-Kollektivs“ auf der Isle of Man<br />
Fotos: Krause/MotorPhoto.de<br />
Mit AWO bei der <strong>Classic</strong> TT <strong>2016</strong> –<br />
vom DHM-Lauf in Schleiz zur Isle of Man<br />
Die Tourist Trophy auf der Isle of Man ist eine Legende. Wie<br />
die AWO. Höchste Zeit, dass beides zusammenfindet,<br />
dachten sich die Jungs und Mädels vom „AWO-Kollektiv“. Und<br />
fuhren am 29. August mit ihren neun AWOs bei der Lap of Honour<br />
im Rahmen der <strong>Classic</strong> TT über den 60,725 Kilometer langen<br />
Mountain Circuit. Dass die Truppe nicht nur top Material hat,<br />
sondern auch ordentlich am Kabel zieht, bewies sie bereits bei den<br />
DHM-Läufen in Oschersleben, am Sachsenring und in Schleiz!<br />
Vier Wochen vor Reisebeginn hatte die Mannschaft um Thorsten<br />
Busch ihr „Trainingslager“ beim DHM-Lauf auf dem Schleizer Dreieck<br />
eingerichtet. Neben der Teilnahme an den Rennen standen<br />
insbesondere Fragen bezüglich der Logistik von Rennmaschinen und<br />
Ersatz teilen im Vordergrund. Beim Abbau am Sonntagnachmittag im<br />
Schleizer Fahrerlager zog sich Thorsten noch eine schlimme Fußverletzung<br />
zu, die ihn beinahe um den Empfang des Siegerpokals für<br />
seinen ersten Patz in der Klasse J-K und um die TT-Teilnahme gebracht<br />
hätte. Aber dann hat es doch noch geklappt, am 23. August<br />
ging das AWO-Kollektiv auf die Reise zur Isle of Man.<br />
Dort stand am 27. August zunächst die technische Abnahme<br />
und die Kontrolle von Schutzbekleidung sowie den Helmen an, direkt<br />
unter der Haupttribüne bei Start und Ziel, inmitten des riesigen<br />
Fahrerlagers. Die Helfer und Funktionäre waren alle sehr freundlich<br />
und hilfsbereit. Probleme wurden nicht geschaffen, sondern gelöst.<br />
Zur Freude der Truppe stieg die Begeisterung der technischen Abnahme-Kommissare<br />
mit jeder weiteren AWO. Als Helmut Schönes<br />
Maschine mit der Delfin-Verkleidung an die Reihe kam, rief Harvey<br />
Garton, Chairman des Manx Motor Cycle Club, seinen Leuten zu:<br />
„Wow, today is a very special day!“<br />
Für die jüngeren Leser an dieser Stelle<br />
einige Fakten zur AWO-Geschichte. Wofür<br />
steht die Marke AWO? Wie die meisten Legenden starb die AWO<br />
jung, wurde dadurch aber unsterblich. Wir kennen das von Prominenten<br />
wie Jim Morrison, Amy Winehouse, Ayrton Senna oder Jarno<br />
Saarinen… Aber was bedeutet das bei einem Motorrad? Die Entwicklung<br />
begann 1948 im russisch besetzten Ostdeutschland auf Befehl<br />
der sowjetischen Militäradministration. Ab 1950 verkaufte man<br />
die ersten AWO-Motorräder. Doch bereits nach elf Jahren endete die<br />
Produktion. Der Name AWO wurde sogar nur zwei Jahre verwendet.<br />
Denn er stand für Awtowelo SAG – eine russische Aktiengesellschaft.<br />
Ab 1952 hieß das Motorrad offiziell „Simson“. Von seinen<br />
Liebhabern wurde es aber weiterhin AWO genannt – bis heute.<br />
Zurück zum AWO-Kollektiv auf der Isle of Man, das dem Höhepunkt<br />
mit der Teilnahme an der Lap of Honour entgegenfieberte.<br />
Je näher der Nachmittag kam, desto größer wurde die Anspannung.<br />
Gegen 15 Uhr erschien ein Marschall und rief die neun AWO-Fahrerinnen<br />
und -Fahrer in die Startaufstellung. Unter strahlend blauem<br />
Himmel hatten sich über 170 Motorräder, Fahrer, Helfer, Kamerateams<br />
und Fotografen versammelt. Ganz vorn mit der Startnummer<br />
eins „Mr. TT“ John McGuinness, auf der Honda RC 45. Mit Startnummer<br />
121 fuhr um 16.10 Uhr erstmals in der Geschichte der<br />
Tourist Trophy eine AWO im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung<br />
die weltberühmte Startgerade herunter, die anderen acht in kurzen<br />
Abständen hinterher.<br />
Am Ziel sah man in neun glückliche Gesichter: „Unbelievable!<br />
Motorradfahrer auf der ganzen Welt träumen davon, einmal auf der<br />
berühmten TT-Strecke zu fahren, die über 60,725 Landstraßen-<br />
Kilometer um die Isle of Man führt. Und wir haben es geschafft!“<br />
Der nächste Termin der DHM <strong>2016</strong><br />
Datum Veranstaltung Hinweis<br />
29. Oktober DHM-Meisterschaftsfeier Festhalle in Schotten<br />
102 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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SPORT I<br />
Hillclimbing in Amerika<br />
Der beste Hillclimber seiner<br />
Zeit: Harley-Werksfahrer<br />
Smokin’ Joe Petrali 1935<br />
auf einer späten DAH<br />
mit Doppelschleifenrahmen<br />
beim Sprung ins Ziel<br />
104 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong>
Aufwärts-<br />
Bewegung<br />
Als in den USA die glorreiche Zeit der Ovalrennen zu Ende ging, kämpften mutige<br />
Piloten mit ihren Maschinen auf steilsten Anstiegen um Ruhm, Ehre und Siegprämien.<br />
Ein sportlicher Wettbewerb, der nicht nur die Zuschauer in Massen anzog,<br />
sondern auch die drei großen US-Hersteller Excelsior, Harley-Davidson und Indian.<br />
Text: Dirk Mootz; Fotos: Harry Colbert, Archiv Don Emde<br />
Rund 20 Zentimeter tiefer Sand und lockeres Geröll bedecken<br />
den Fuß des Hügels. Einen Meter vor dir siehst<br />
du die Startlinie, dahinter die 180 Meter lange Strecke,<br />
aufgewühlt und gespickt mit Felsbrocken, die geradewegs in den<br />
Himmel zu führen scheint. Wenn du zum Gipfel schaust, glaubst<br />
du, nach hinten überzukippen, so steil ist der Anstieg. Aber du<br />
bist nicht hier, um den Anblick zu genießen. Du bist hier, weil du<br />
da hinauf willst – mit deiner Maschine!<br />
Das wollen auch all die anderen Fahrer, eingeteilt in Neulinge,<br />
Amateure und Profis. Mit Strohhalmen haben die Neulinge<br />
die Startreihenfolge festgelegt. Wer den kürzeren gezogen hat,<br />
scheitert als Erster am Hügel. Anschließend müssen die Amateure<br />
den Tausenden von Zuschauern zeigen, wie schwierig es<br />
ist, da hinaufzukommen, bevor die Profis die Steigung angehen.<br />
Natürlich braucht es einen erfahrenen Piloten, um überhaupt erst<br />
einmal die zerfurchte Böschung kurz nach dem Start zu überwinden,<br />
an der schon so viele der anderen Teilnehmer ihr Bestes gegeben<br />
haben – vergeblich!<br />
Du hast den Luftdruck im Vorderreifen reduziert, damit dich<br />
wenigstens einige der Schläge nicht ganz so heftig treffen. Also<br />
rauf auf den Kickstarter und den V2 warmlaufen lassen. Du<br />
weißt, dass an Schalten beim Aufstieg nicht zu denken ist. Deshalb<br />
hast du den einzigen Gang eingelegt, gibst Gas und lässt die<br />
Kupplung kommen. Das mit etlichen Ketten versehene Hinterrad<br />
gräbt sich tief ins Geröll, Steine schleudern nach hinten, dann<br />
reißt es das Vorderrad hoch und du kämpfst dich diese verdammt<br />
steile Rampe hinauf. Die ersten 15 Meter kommen dir ganz leicht<br />
vor. Sobald das Vorderrad steigt, drückst du auf den Killschalter,<br />
der die Zündung unterbricht, um es auf dem Boden zu halten.<br />
Das geht viel schneller, als mit dem Gasgriff zu spielen. Aber irgendwann<br />
triffst du eine dieser großen Verwerfungen, die die<br />
Maschine so hoch steigen lassen, dass sie dich nach hinten abwirft.<br />
Dann bist du einfach nur froh, dass dich dieser Killschalter<br />
vor dem Schlimmsten bewahrt. Sonst würde das mit Ketten bewehrte<br />
Hinterrad deine Knochen zermalmen, wenn du dich<br />
überschlägst. Mit abgestelltem Motor ist es nicht ganz so schlimm,<br />
wenn du mit deinem Motorrad talwärts rutschst, bis dich eine<br />
Hand aus der Zuschauermenge packt, dir aufhilft und den Staub<br />
von deinen Schultern klopft. Ja, dafür lebst du, für diesen Adrenalin-Kick<br />
am Hügel – in den „Roaring Twenties“ war das Spektakel<br />
beim Hillclimbing in Amerika schwer angesagt.<br />
Zuvor galten die Board Track-Rennen auf den Ovalen als der<br />
atemberaubendste Motorsport. Vor allem für die Zuschauer, die<br />
fasziniert waren von diesen spindeldürren und Flammen spuckenden<br />
Vierventil-V2, die auf den Zwei-Meilen-Strecken im<br />
Minutentakt an ihnen vorbeidonnerten. Doch diese Ovalrennen<br />
kosteten die Motorradhersteller ein Vermögen an Löhnen und<br />
Entwicklungskosten. So viel, dass selbst Seriensieger wie Harley<br />
und Indian Zweifel hatten, ob sich diese Erfolge positiv auf die<br />
Verkaufszahlen ihrer Motorräder auswirken.<br />
In den 20er-Jahren produzierten Harley und Indian nämlich<br />
doppelt so viele Motorräder, wie sie absetzen konnten. Mit den<br />
steigenden Verkaufszahlen bei den Automobilen sanken die der<br />
Motorräder. Henry Ford bot 1923 sein günstigstes Modell für 265<br />
Dollar an – die meisten der großen V2-Motorräder waren teurer!<br />
Großes Spektakel, das die Massen anzieht<br />
Als die Werksunterstützung für die Board Track-Piloten immer<br />
weiter zurückgeschraubt wurde, verloren die Rennen enorm an<br />
Popularität. Viele Ovale wurden schon 1925 geschlossen, das letzte<br />
Board Track-Rennen überhaupt ging Anfang 1928 auf dem Oval<br />
von Rockingham/New Hampshire über die Bühne. Die Zeiten waren<br />
hart, einige große Namen in den Staaten stellten die Motorradproduktion<br />
ein. Indian war schon 1921 fast Pleite gegangen, und<br />
selbst Harley-Davidson als großer Hersteller sah sich gezwungen,<br />
in kleinen Städten und im ländlichen Raum nebenberufliche<br />
Händler zu beliefern, um den Motorradabsatz anzukurbeln. Dummerweise<br />
hatte die American Motorcycle Association (AMA) – gegründet<br />
als Organisation zur Förderung der Industrie – zuvor Straßenrennen<br />
geächtet. Deshalb brauchte man nun ein neues Schaufenster<br />
zur Präsentation der Produkte. Aber da gab es ja einen<br />
Sport, der immer beliebter wurde. Einer, der für Teilnehmer bezahlbar<br />
war, weil hier Motorräder an den Start gingen, die sich<br />
auch Otto Normalverbraucher leisten konnte. Und so kamen in<br />
den frühen 1920er-Jahren bis zu 30 000 Zuschauer zu den Hillclimbing-Meisterschaftsläufen.<br />
Die AMA berief Earl Smith, einen ehemaligen Händler und<br />
Dirt Track-Organisator, Anreize für den Verkauf von Motorrädern<br />
zu vermitteln. Und so fuhr er mit seinem Harley-Gespann<br />
raus aufs Land, wo er in kleinen Clubs Filmvorführungen veranstaltete,<br />
die die Leute ermutigen sollten, selbst den Motorradsport<br />
zu betreiben. Smith war ein brillantes Sprachrohr für die AMA,<br />
denn die Gefahren blendete er einfach aus. Er sprach nie von Toten,<br />
sondern nur von Ehre und Ruhm. Und die Stars in seinen Filmen<br />
waren Männer, die geradewegs in den Himmel schossen.<br />
Es dauerte nicht lange, bis sich selbst pickelige Milchbubis an<br />
den steilsten Hängen versuchten. Die Nenngelder betrugen meist<br />
weniger als einen Dollar – inklusive Lunch-Paket. Während die<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 105
SPORT I<br />
Hillclimbing in Amerika<br />
1.<br />
2.<br />
3. 4.<br />
1. Da fehlte am Ende der Schwung: Harley-Davidson DAH kurz vorm Einklappen des Vorderrads 2. Der Fahrer einer Excelsior<br />
Super-X wirbelt Staub auf – ein Spektakel, das die Massen anzieht 3. Eine frühe Harley DAH nimmt die Steigung mit<br />
durchdrehenden Rädern 4. Eine Excelsior Super-X 1927 beim Überschlag, den der Fahrer noch abzufangen versucht<br />
Top-Fahrer bei einem Sieg bis zu 500 Dollar verdienen konnten,<br />
waren die meisten Starter schon glücklich, wenn sie mit einem<br />
Ölkanister oder einer neuen Schutzbrille den Heimweg antreten<br />
konnten. Für die Regeln war die AMA zuständig, die zwei Hubraumkategorien<br />
vorsah: bis 45 Kubik-inch (750 cm³) und eine unlimitierte.<br />
Dazu kamen noch drei Klassen. Die Klasse A war<br />
Werksmaschinen vorbehalten, die mit Alkohol-Kraftstoffen liefen<br />
und von Profi-Piloten gefahren wurden. In der Klasse B starteten<br />
Motorräder mit getunten Serienmotoren, die mit herkömmlichem<br />
Sprit betrieben werden mussten. Später kam noch die<br />
Klasse C hinzu, die nur Serienmotorrädern offen stand. Hier waren<br />
keinerlei Veränderungen erlaubt, die Maschinen mussten sogar<br />
auf eigener Achse zu den Wettbewerben gefahren werden.<br />
Vor dem Start wurden dann nur noch Scheinwerfer, Schutzbleche<br />
und Satteltaschen abmontiert.<br />
Showdown der großen Drei am Berg<br />
Ende der 20er-Jahre engagierten sich nur noch drei Hersteller beim<br />
Hillclimbing: Excelsior, Harley und Indian. Harley-Davidson hielt<br />
zunächst am J-Modell mit dem 1000er-V2 (61 Kubik-inch) fest, hatte<br />
damit aber keine Chance gegen die Indians mit dem auf der<br />
Scout basierenden 750er-V2 (45 Kubik-inch). Excelsior hatte mit<br />
Unterstützung des Board Track-Racers Joe Petrali sogar einen neuen<br />
ohv-V2 für die 750er-Kategorie gebaut. Für 1928 bastelte man<br />
daher bei Harley einige Versuchsmotoren fürs Hillclimbing zusammen.<br />
Die besaßen zwei Nockenwellen und abgeänderte Zylinder<br />
sowie Köpfe des 350er-ohv-Dirt Trackers, wobei Letztere auf das<br />
Kurbelgehäuse des FH-Rennmotors geschraubt wurden, den der<br />
englische Ingenieur Harry Ricardo konstruiert hatte. Mit dessen<br />
Hub und der Bohrung des 350er-Dirt Trackers wurde daraus ein<br />
Motor, der exakt in die 750er-Kategorie passte.<br />
106 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Lässt es mächtig stauben:<br />
Harley-Pilot J.W. Terhune<br />
aus Hackensack/New Jersey<br />
kurz nach dem Start
SPORT I<br />
Hillclimbing in Amerika<br />
Dieses Foto wurde 1920 beim<br />
Meisterschaftslauf in Old<br />
Maids Woods auf genommen.<br />
Es zeigt den Reading<br />
Standard-Werks fahrer Reggie<br />
Pink, der als erster Amerikaner<br />
mit dem Import von<br />
eng lischen Motorrädern<br />
begann. Später wurde er<br />
Vertragshändler von<br />
Harley-Davidson in New York
1.<br />
2.<br />
3. 4.<br />
1. Larry Ketzel auf einem Harley-Davidson DAH-Werksrenner von 1929 mit Springer-Gabel und Schneeketten auf dem<br />
Hinterrad 2. Orie Steele auf seiner Indian Scout 3. Reggie Pink mit Beifahrer Claude Mervine 1920 im Reading Standard-<br />
Gespann 4. Harley-Pilot Harold Seamans im Jahr 1937 bei seinem Siegesritt am Mount Garfield in der Kategorie B<br />
Der mag besser als der veraltete J-Motor gewesen sein, gegen<br />
die Rothäute konnte er am Berg trotzdem nichts reißen. Die Gebrüder<br />
Davidson und William Harley dürften tief frustriert gewesen<br />
sein, als sie zusehen mussten, wie Orie Steele 1928 auf der<br />
750er-Maschine ihres Erzrivalen aus Springfield jedes Rennen in<br />
der limitierten Kategorie der „National Hillclimb Championships“<br />
gewann. Und dabei stets noch einen neuen Rekord aufstellte,<br />
der bei einigen Veranstaltungen selbst Fahrer hubraumstärkerer<br />
Maschinen düpierte. Sogar Excelsior, die nie die Mittel<br />
für ein echtes Werksteam besaßen, waren beim Hillclimbing erfolgreicher<br />
als die Truppe aus Milwaukee. Smokin’ Joe Petrali, der<br />
eine Super-X mit einem ohc-Motor fuhr, den er selbst entwickelt<br />
hatte, gewann damit 1929 die Meisterschaft (bis 45 Kubik-inch),<br />
was ihm im Jahr darauf sein Teamkollege Gene Rhyne gleichtat.<br />
Und 1931 holte Indian den Titel. Es musste also etwas passieren.<br />
Das zeigt schon der Blick auf das damalige Modellprogramm.<br />
Harley hatte sich mit den gegengesteuerten J-Modellen einen<br />
Namen gemacht. Ende der 20er-Jahre wurde die Produktion jedoch<br />
zu teuer, um damit einen nennenswerten Profit zu erwirtschaften.<br />
Hinzu kam, dass Harley damit – trotz des Hubraumvorteils<br />
– keinen Stich mehr gegen die seitengesteuerten Indians<br />
machen konnte. In Milwaukee hätten sie also entweder den gegengesteuerten<br />
Motor weiterentwickeln können – wie Excelsior,<br />
deren 1925 eingeführte Super-X sich als wirklich schnell erwies.<br />
Oder gleich auf den ohv-V2 setzen können. Stattdessen entschied<br />
man sich jedoch für eine 750er-Seitenventiler-Konstruktion<br />
(45 Kubik-inch). Das sollte genügen, um gegen die gleich große<br />
Indian Scout 101 zu bestehen, die 1928 präsentiert wurde. Und<br />
im Vergleich zur Super-X war Harleys Flathead einfacher zu warten.<br />
Ein entscheidendes Kriterium, wenn man seine Motorräder<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> 109
SPORT I<br />
Hillclimbing in Amerika<br />
auch an Farmer und die Polizei verkaufen wollte. Während die<br />
Scout als Kurzhuber Drehzahlen brauchte, entschied sich Harley<br />
für einen Langhuber. Standard war das D-Modell, die höher verdichteten<br />
Abwandlungen wurden mit DL und DLD bezeichnet.<br />
DS hießen Modelle mit Standardmotor im Gespannfahrwerk.<br />
Die Indian Scout 101 von 1928 hatte neben dem von 600 auf<br />
750 cm³ vergrößerten V2 auch einen längeren Rahmen erhalten,<br />
der ihr das beste Fahrverhalten aller bis dahin gebauten Indians<br />
bescherte. Konstruktive Vorteile verbuchte die Scout zudem mit<br />
dem im Ölbad laufenden, zahnradgetriebenen Primärtrieb und<br />
dem separaten Nockenwellenantrieb mit je zwei Nocken pro Zylinder.<br />
Bei Harley rotierten hingegen vier, mit jeweils einer Nocke<br />
bestückt, direkt unter den Ventilen. Deren Steuerung über Zahnräder,<br />
die außerdem den Zündmagneten und die Ölpumpe antrieben,<br />
war lauter und teuer in der Fertigung, funktionierte aber.<br />
Der neue Flathead-V2 des D-Modells steckte im Chassis des<br />
350er-Singles, das mit dem Drehmoment des größeren V2 überfordert<br />
war. Damit dieser überhaupt in das zierliche Fahrgestell<br />
passte, wurde der Generator vor den vorderen Zylinder versetzt.<br />
Das D-Modell, produziert von 1929 bis 1935, war ein gemütlicher<br />
Cruiser für Tempi um 80 km/h – das reichte gerade so, um eines<br />
von Henry Fords Autos zu überholen. Die frühen Exemplare waren<br />
qualitativ jedoch so mies, dass Harley sie zurückrufen und<br />
modifizieren musste. Erst 1930 kam eine überarbeitete Version<br />
mit neuem Rahmen und Gabel. Da war längst offensichtlich, dass<br />
das D-Modell beim Hillclimbing chancenlos war. Harley brauchte<br />
eine komplett neue Konstruktion, um siegen zu können – und dadurch<br />
auch die Verkäufe der braven Flatheads anzukurbeln.<br />
Harley-Davidson DAH: Garant für den Erfolg<br />
Der neue Hillclimb-Renner namens DAH besaß wie das D-Modell<br />
einen 45-Grad-V2 mit vier Nockenwellen und identischem Hub-<br />
Bohrungs-Verhältnis. Doch das war es schon mit den Gemeinsamkeiten.<br />
Obwohl der ohv-Motor nur je zwei Ventile pro Zylinder besaß,<br />
hingen insgesamt vier kurze Auspuffstummel an den Doppelport-Auslässen.<br />
Harley erhoffte sich dadurch mehr Leistung – bei<br />
Excelsior schien das ja zu funktionieren. Die Wahrheit ist jedoch,<br />
dass die Hitze von zwei kleinen Auslassöffnungen besser abgeführt<br />
wird. Und eine große Austrittsöffnung den schnellen Gasdurchsatz<br />
eher behindert. Der Zündmagnet war bei der DAH eben-<br />
HARLEY-DAVIDSON DAH<br />
Diese Harley DAH aus der Sammlung von<br />
Dave Walksler wer einst die Hillclimbing-<br />
Werks-Rennmaschine von Dudley Perkins. Es ist<br />
ein frühes Modell, erkennbar an der Springer-<br />
Gabel und dem Einschleifen-Rohrrahmen mit<br />
gegabeltem Unterzug. Die DAH befindet sich im<br />
unrestaurierten Originalzustand, mit allen<br />
Kampfspuren, die beim Hillclimbing nicht ausbleiben.<br />
Auch der 750er-V2 brauchte noch keine<br />
Überholung, denn der mechanische Verschleiß<br />
hielt sich bei diesem Sport in Grenzen, da selbst<br />
die längsten Anstiege den Motor nicht einmal<br />
eine Minute belasteten. Im Getriebegehäuse<br />
gibt es lediglich einen Gang, die Übersetzung<br />
musste mit verschiedenen Ritzeln und Kettenblättern<br />
an die Strecke angepasst werden.<br />
<strong>11</strong>0 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong><br />
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falls vor dem vorderen Zylinder angebracht – wo er sich bei Harley<br />
auch die nächsten 50 Jahre befinden sollte.<br />
Vom DAH-Hillclimb-Renner wurden keine 25 Stück gebaut,<br />
die an Sieganwärter der Klasse A, wie Herb Reiber und Dudley<br />
„Dud“ Perkins, ausgeliehen wurden. John Grove trat mit der ersten<br />
DAH im Juli 1929 am Steilhang bei Pittsburgh/Pennsylvania<br />
an – und war als Schnellster oben. Kein schlechter Start für die<br />
Neukonstruktion! Herb Reiber schaffte 1929 im „National Hillclimb“<br />
mit einer DAH den zweiten Gesamtrang (45 Kubik-inch).<br />
Die unten abgebildete, von den harten Wettkämpfen schwer<br />
gezeichnete Harley-Davidson ist eine der ersten DAH-Werks-<br />
Rennmaschinen. Sie befindet sich noch in dem Zustand, wie sie<br />
Dud Perkins hinterließ, als er letztmals damit einen Steilhang bezwungen<br />
hatte. Der Motor ist noch in einem hervorragenden Zustand<br />
– denn Verschleiß war kein Thema, da selbst der längste<br />
Anstieg in weniger als einer Minute geschafft war. Perkins‘ Harley<br />
DAH und ein Dutzend weiterer Hillclimb-Werksrenner können<br />
Interessierte heute in Dale Walkslers „Wheels Through<br />
Time“-Sammlung im Maggie Valley/North Carolina besichtigen<br />
(www.wheelsthroughtime.com).<br />
Das Getriebe sieht zwar aus wie eine serienmäßige Dreigangbox,<br />
hat beim Hillclimber aber nur einen Gang. Über den Hebel<br />
mit dem Aluknauf oberhalb des rechten Auspuffs wird der Gang<br />
arretiert. Bei der DAH ist der kleine Tank weit vorn platziert, damit<br />
der Fahrer sein Gewicht leichter nach vorn verlagern konnte.<br />
Ein Bruchstück aus einem Sägeblatt, federnd eingespannt am<br />
Schalter des Zündmagneten, diente als Killschalter. Es war über<br />
einen Lederriemen mit dem Handgelenk des Fahrers verbunden.<br />
Sobald der Fahrer aus dem Sattel sprang – oder abgeworfen wurde<br />
–, riss er das Metallteil mit und der Motor stoppte.<br />
Um konkurrenzfähig zu bleiben, wurde die DAH ständig weiterentwickelt.<br />
Frühe Varianten federten vorn mit einer Springer-<br />
Gabel, die bei den Indian-Leuten wohl für so manchen Lacher gut<br />
war. Weil die DAH aber den Absatz der Serienmotorräder beflügeln<br />
sollte, wechselte Harley-Davidson auch beim Hillclimber zu<br />
einer Vorderradführung, die den Standardmodellen ähnelte. Der<br />
Radstand der DAH war kurz, in den 1920er- und 30er-Jahren gab<br />
es noch keine verlängerten Rahmen. Als die DAH ab 1932 ein stabileres<br />
Doppelschleifen-Chassis erhielt, fehlte es Harley nur noch<br />
an einem Top-Piloten – willkommen, Joe Petrali!<br />
Beim Hillclimbing<br />
wurde nicht geschaltet.<br />
Über den Hebel<br />
mit dem Aluknauf<br />
lässt sich nur ein einziger<br />
Gang arretieren<br />
(rechts). Unten: Doppelport-Auslässe<br />
mit<br />
insgesamt vier Auspuffstummeln<br />
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SPORT I<br />
Hillclimbing in Amerika<br />
Auch ein Großer der Hillclimb-Szene:<br />
Harold „Hap“<br />
Seamans gewann 1937 auf<br />
einer getunten Serien-Harley<br />
der Klasse B den Lauf am<br />
Mount Garfield in Michigan
Runter kommen sie immer: Hier hängt eine 750er-Indian am Haken des Kabelsystems, das eigens für die Wettbewerbsstrecken<br />
aufgebaut wurde und einen komfortablen Rücktransport der Maschine zum Fuß des Berges ermöglichte<br />
„Smokin’ Joe“ war bereits 1925 Werksfahrer bei Harley-Davidson,<br />
wo er für 40 Dollar in der Woche den Titel in der nationalen<br />
Board Track-Meisterschaft einfuhr. Als sich Harley aus den<br />
Ovalen zurückzog, ging er 1926 zu Excelsior, wo er die 750erohv-V2-Hillclimbing-Rennmaschine<br />
entwickelte und sogar eine<br />
1000er-Variante baute, die er die „Dicke Berta“ nannte. Damit<br />
holte Petrali 1929 sowohl in der Kategorie bis 750 cm³ sowie in<br />
der offenen Klasse die Hillclimb-Meisterschaft für Excelsior, wobei<br />
er oftmals sogar als erster Pilot einige der furchterregendsten<br />
Steigungen bis zum Ziel bewältigte. So zum Beispiel jene 98 Meter<br />
lange und 65 Grad steile Rampe des Mount Garfield in Michigan,<br />
die er in nur 12 Sekunden hinaufgeschossen ist. Excelsior<br />
stellte jedoch 1931 die Motorradproduktion ein, weshalb sich Petrali<br />
einen neuen Job suchen musste. Er musste nicht lange warten,<br />
dann kam der Anruf von Harley-Davidson.<br />
Unschlagbar: Joe Petrali und die Harley DAH<br />
Petrali und die DAH bildeten ein unschlagbares Duo. Den Titel des<br />
Jahres 1932 sicherte er sich in Bethlehem/Pennsylvania. Auf einem<br />
Berg, dessen Strecke er bestens kannte – 1928 war er der Erste,<br />
der den 190 Meter langen Aufstieg schaffte, damals noch mit<br />
der Excelsior. Als ob eine Steigung von 76 Grad nicht schon gewaltig<br />
genug wäre, mussten die Fahrer nach zwölf Metern auch noch<br />
einen felsigen Absatz überspringen! In den Jahren danach war Petrali<br />
ebenso wenig zu stoppen, bis 1936 gewann er jedes Jahr den<br />
Titel der „National Hillclimb Championships“. Nebenbei strich er<br />
auch noch einige Meisterschaften auf den ebenfalls sehr populären<br />
Dirt Track-Ovalen ein. Wer am Hügel etwas werden wollte,<br />
tat also gut daran, Smokin’ Joe einige Geheimnisse abzuschauen.<br />
Petrali bereitete seine Harleys in der eigenen Werkstatt im kalifornischen<br />
Glendale vor. Besonderes penibel kümmerte er sich<br />
um die Vergasereinstellung, denn die stark getunten Motoren reagierten<br />
empfindlich auf kleinste Änderungen des Gemisches<br />
aus Alkohol und Benzol. Wichtig war dem Werksfahrer natürlich<br />
ebenso die Wahl der richtigen Ketten auf dem Hinterrad. Für weiche<br />
und sandige Hügel verwendete er Schneeketten von Weed<br />
aus New York. Auf harten Untergründen kamen Motorradketten<br />
zum Einsatz. „Mehr als einmal habe ich Konkurrenten geschlagen,<br />
weil sie die falschen Ketten auf dem Hinterrad hatten“, beobachtete<br />
Petrali. Als er beim Muskegon Hillclimb in Michigan im<br />
Training feststellte, dass die scharfen Motorradketten am Start<br />
nur ein Loch in den weichen Sand graben, aber keinen Vortrieb<br />
bringen würden, wechselte er fürs Rennen auf die Weed-Ketten,<br />
die eine wesentlich bessere Schaufelwirkung hatten. Dank deren<br />
deutlich besserer Traktion schaffte er es spielend hinauf auf den<br />
anspruchsvollen Hügel – als Schnellster, natürlich!<br />
Doch wer ein wirklich guter Hillclimber sein wollte, musste<br />
noch mehr draufhaben. Die passende Übersetzung zum Beispiel.<br />
Ist sie zu kurz, steigt das Vorderrad zu leicht. Ist sie zu lang, droht<br />
ein Abwürgen des Motors. Petrali hatte daher immer verschiedene<br />
Ritzel und Kettenräder für eine optimale Übersetzung seiner<br />
Harley DAH dabei. So konnte er entweder viel Speed auf harten,<br />
nicht allzu steilen Untergründen mitnehmen. Oder mit einer<br />
kürzeren Übersetzung heftige Anstiege angehen, wo es mehr auf<br />
Kraft als auf Geschwindigkeit ankommt. Die alles entscheidenden<br />
Faktoren am Berg sind jedoch eine überragende Geschicklichkeit<br />
und ganz viel Mut. Auch da war Smokin‘ Joe Petrali<br />
der Konkurrenz immer eine Nasenlänge voraus.<br />
◻<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>11</strong>/<strong>2016</strong> <strong>11</strong>3
VORSCHAU I<br />
Ausgabe 12/<strong>2016</strong> erscheint am 4. November <strong>2016</strong><br />
IMPRESSUM<br />
Foto: Kel Edge<br />
Norton-Wandel<br />
Eine nagelneue Norton Commando war dem Westfalen Erich<br />
Lawrenz einst nicht gut genug, also hat er sie radikal umgebaut.<br />
Und ein anderer Westfale fand 40 Jahre später, dieses<br />
Motorrad müsse unbedingt wieder wie neu erstrahlen<br />
GUT<br />
GETROFFEN<br />
Ja, es stimmt, die<br />
großen Velocette-<br />
Singles sind ein bisschen<br />
kauzig. Genau<br />
deshalb hat sich ein<br />
Landwirt aus dem<br />
Münsterland ihrer<br />
angenommen und<br />
organisiert seit 40<br />
Jahren auf seinem<br />
Hof ein uriges Treffen<br />
KLASSISCHE<br />
SCHÖNHEIT<br />
Es braucht schon den<br />
zweiten oder dritten Blick,<br />
um die Magni-MV Agusta<br />
Filo Rosso als das zu entlarven,<br />
was sie ist: Eine<br />
wunderschöne Verneigung<br />
vor der Vergangenheit<br />
mit der Technik von heute.<br />
Im nächsten Heft sehen wir<br />
etwas genauer hin<br />
Foto: Fred Siemer Foto: Fred Siemer<br />
ISSN 0937-9495<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />
Leuschnerstraße 1<br />
70174 Stuttgart<br />
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Telefax 07<strong>11</strong>/182-1781<br />
E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />
Redaktionelle Gesamtleitung<br />
und Chefredakteur<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />
Chef vom Dienst<br />
Matthias Ackermann<br />
Sekretariat<br />
Gaby Dussler<br />
Redaktion<br />
Uli Holzwarth (Ltg.), Gerhard Eirich<br />
Schlussredaktion<br />
Lothar Kutschera<br />
Grafische Gestaltung<br />
Stefan Weber (verantwortlich),<br />
Thomas Waldhauer, Sonja Pfeiffer<br />
Medienproduktion<br />
Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />
Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />
Yvonne Hertler (verantw. Bildredaktion),<br />
Ralph Söhner (Archiv/Dokumentation)<br />
Mitarbeiter an diesem Heft<br />
Jan Leek, Dirk Mootz, Jürgen Nöll, Imre Paulovits,<br />
Thomas Reinwald, Thomas Schmieder, Marcel<br />
Schoch, Fred Siemer, Wolfgang Zanker<br />
Fotografen<br />
Jacek Bilski, Harry Colbert, fact, Markus Jahn,<br />
Ola Österling, Stefan Wolf<br />
Verlag<br />
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