BOGARTexhibition01
Günter Vossiek "Der Hund des Odysseus" – Ausstellung bis Frühjahr 2017 in der Radiologie/Neuromedizin (Gießen, Bahnhofstr. 64) Günter Vossiek "Der Hund des Odysseus" – Ausstellung bis Frühjahr 2017 in der Radiologie/Neuromedizin (Gießen, Bahnhofstr. 64)
BE OUR GUEST, ARTIST! BOGART Exhibition # 1 w w w. g i - m i x . d e Günter Vossiek Farbskizzen · Stahlstichcollagen · Papiers froissés · Holzschnitt-Porträts by Reinhard Müller-Rode · mediaARTgiessen · r.mr@gmx.de
- Seite 2: Günter Vossiek: in Bad Harzburg ge
- Seite 6: Die schöne Helena Pastellzeichnung
- Seite 10: Karl der Grüne, Mischtechnik, 70/1
- Seite 14: Stahlstichcollagen Stahlstiche von
- Seite 18: Papiers froissés In den 'Papiers f
- Seite 22: Reloaded REVIEW »Kunst auf Kunst«
BE OUR GUEST, ARTIST!<br />
BOGART<br />
Exhibition # 1<br />
w w w. g i - m i x . d e<br />
Günter Vossiek<br />
Farbskizzen · Stahlstichcollagen · Papiers froissés · Holzschnitt-Porträts<br />
by Reinhard Müller-Rode · mediaARTgiessen · r.mr@gmx.de
Günter Vossiek: in Bad Harzburg geboren,<br />
Studium SHfBK Braunschweig, DAAD-<br />
Stipendium Slade School of Art, London.<br />
In den 70er und Anfang der 80er Jahre politische<br />
Grafik und Malerei, Karikaturen, Strassenkunst-<br />
Aktionen. Seit damals bis heute Zeichnungen,<br />
Collagen und Portraits: auf Papier, Leinwand,<br />
Obstkistenböden, Glas, Leder, Plexiglas. Satirische<br />
Portraitskizzen »Paffrather Schätzchen«.<br />
Ab 1993 Ausstellungen, Aktionen, Filme, Publikationen<br />
als Künstlergruppe »Paffrather Zweifel«.<br />
Seit den 90er Jahren Airbrush-Farbzeichnungen,<br />
Materialcollagen, »Papiers froissés«. Schwarzlichtinstallationen:<br />
»Auto-da-Fé« (Köln), »retiens la nuit«<br />
(Barjols, Provence). Installationen mit Wasserspiegelungen:<br />
»diaphan-diacron« (Köln), »jardin des livres«<br />
(Barjols).1996-2003: Drei Installationen für das<br />
Projekt Z-Null; 2006-13: Foto-Porträtcollagen<br />
»scrap-box«. Lebt in Südfrankreich.<br />
www.guentervossiek.fr · guenter.vossiek@orange.fr<br />
© Kai Streier<br />
Günter vossiek – dAs Spiel mit kalkül und zufall<br />
»Der Hund des Odysseus« lautet der Titel einer Zeichnung von<br />
2014. Homer beschreibt Argos, den Hund des Odysseus, in dem<br />
neben der Ilias berühmtesten Epos der Antike, der Odyssee, zu<br />
der Günter Vossiek in vielen Jahren eine umfangreiche Serie von<br />
Farbskizzen, Collagen und groben Federzeichnungen gemacht hat.<br />
Ihm geht es in dieser jüngsten Zeichnung jedoch nicht eigentlich<br />
darum, den jungen Hund des Odysseus während der Jagd zu<br />
zeichnen, er denkt eher an persönliche Erlebnisse wie den Tod der<br />
eigenen Hunde, an ihr wildes Dahinjagen in den provençalischen<br />
Terrassenlandschaften. Im Kulturteil von 'Le Monde' sah er den<br />
wunderschönen kleinen Steinkopf einer etruskischen Göttin. Er<br />
zeichnete diesen als zarte Buntstiftskizze über eine kräftigere<br />
Kohleskizze, in der Hunde über einen Stein hetzen. Bei diesem<br />
Kopf dachte er an Pallas Athene, die, über Odysseus schwebend,<br />
ihn während seiner ganzen Irrfahrten beschützte. Kenner der<br />
Odyssee werden angesichts des Bildtitels diesen Bezug leicht<br />
nachvollziehen können, wie auch die Assoziation, in dem Stein<br />
unten im Bild nicht nur die Steine der Provence zu sehen, sondern<br />
auch das felsige Ithaka. Dennoch geht Vossiek davon aus, dass die<br />
meisten Betrachter die Zeichnung ganz anders deuten werden als<br />
er, je nach ihren individuellen Erlebnissen, ihren Empfindungen oder<br />
auch Reiseerfahrungen. Der Titel ist nicht mehr als ein poetischer<br />
Impuls.<br />
Reinhard Müller-Rode<br />
»Von Haus aus ist Vossiek ein technisch brillanter Künstler und<br />
ein politisch, sozial engagierter Realist, der sich immer um die<br />
kritische, oft beißend-satirische Form einer Auseinandersetzung<br />
um das, was als Wirklichkeit gilt, bemüht«, so 2007 der<br />
Feuilletonist Peter Brinkemper.<br />
1971 diente eine von ihm mitini tiierte »Strauß Mappe«<br />
von 32 Künstlern, darunter Beuys, Staeck und Volland, der<br />
Prozesskostenhilfe für den Karikaturisten Rainer Hachfeld vs.<br />
FJS und gehört heute zu den Spezialitäten im Kunstbetrieb*.<br />
– Vossieks skeptischer Blick wird auch in Ausstellungen wie<br />
»Doi tsche Werte« (1990), »Schwarzer September« (1994),<br />
»Spuren von Gewalt« und »Z-Null« (2003) deutlich.<br />
Das jüngste seiner formal sehr unterschiedlichen<br />
Projekte sind Farbolzschnitt-Porträts und<br />
Plexiglas-Gravuren von ehemaligen Minenarbeitern<br />
und ihren Familien im Bauxit-<br />
Museum Les Gueules Rouges (»Rotschnauzen«) in<br />
Tourves (2015).<br />
*Exemplare dieses nachhaltigen Zeitdokuments befinden sich in der<br />
Sammlung der Harvard Art Museums (harvardartmuseum.org) mit allen<br />
Abbildungen und Beschreibungen. – Das Gesamtwerk und Einzelstücke<br />
können im Kunst- (z.B. artax.de), ebay-Handel oder bei Auktionen<br />
erworben werden.<br />
Titel: Odysseus bei kalypso, Papier Froissié, 50/70 cm (2007)<br />
Der Hund des Odysseus, Mischtechnik, 95/105 cm (2014)<br />
Die Klicks auf ihrem knapp achtminütigen YouTube–Video »Körpermaler« (google nach:<br />
Malen bis der Arzt kommt) aus dem Jahre 2002 zur Musik »The Last Man« von Clint Mansell<br />
liegen noch im überschaubaren Bereich. Doch das sah das Kollektiv 'Paffrather Zweifel' mit<br />
Günter Vossiek und Kollegen ebenso sportlich, wie die je nach Aufgabenstellung zwischen<br />
'1 und 6 bewerteten Haltungsnoten' für ihre alle Gliedmaßen fordernden Pinselakrobatien<br />
auf großformatigem Papier: »Wir haben nach der UNkünstlerischsten, banalsten, jedermann<br />
bekannten Zeichnung gesucht: es war schließlich das 'Haus vom Nikolaus'. Dieses haben wir<br />
dann in den absurdesten Pinselhaltungen und Körperstellungen auf Papierbahnen gemalt.«<br />
In der schmalen Gratwanderung zwischen Unsinn und künstlererischer Aktion, die die drei<br />
Akteure genau kalkuliert hatten, liegt der Witz der Performance, die anlässlich des 5jährigen<br />
Bestehens der Galerie Krypta (Bergisch-Gladbach) als Videofilm erstmals gezeigt wurde.<br />
(s.a. BOGART 24; S. 3, 6/7 im Onlinearchiv: gi-mix/de)<br />
2 3
BILDER DER ODYSSEE<br />
"Seit meiner Jugend habe<br />
ich oft an die fast dreitausendjährige<br />
kraftvolle Dichtung<br />
Homers gedacht und<br />
vor etlichen Jahren dann<br />
erste Arbeiten zu diesen<br />
Erzählungen gemacht,<br />
grobe, einfache, satirische<br />
Federzeichnungen. […]<br />
Bei den jetzigen Arbeiten<br />
hat sich eine Art Bildergeschichte<br />
entwickelt. Ich<br />
habe die Odyssee mehrfach<br />
kreuz und quer gelesen<br />
und habe dabei spontane<br />
Bildeinfälle kopfüber<br />
heruntergemalt und<br />
-gezeichnet, um die Skizzenhaftigkeit<br />
der Arbeiten<br />
zu steigern. Die Reihenfolge<br />
der Bilder war mir in<br />
dieser Arbeitsphase völlig<br />
egal, die literarisch »richtige«<br />
Abfolge habe ich danach<br />
festgelegt. Mit groben<br />
Strichen wird zuerst die<br />
Farbe gesetzt. Farbfläche,<br />
Farbauftrag, Hell-Dunkel<br />
und Farbmodulation richten<br />
sich dabei kaum nach<br />
der Silhouette von Gegenständen<br />
und Figuren, die<br />
Farbwahl dagegen ist vom<br />
anvisierten Thema beeinflusst.<br />
Die Zeichnung, rasch<br />
mit schwarzer Chinatusche<br />
aus einem kräftigen chinesischen<br />
Bambusrohr über<br />
die Farbspuren feiner und<br />
grober gezeichnet,<br />
geschliert und geklekst,<br />
umreisst die Figuren in<br />
expressiv verzerrter<br />
Bewegtheit".<br />
(GV)<br />
Buchillustration zu Gesang VI: Pallas Athena erscheint Nausikaa,<br />
der Tochter des Königs der Phaiaken, im Schlaf und nennt ihr den<br />
Ort, an dem Odysseus gestrandet ist. Nausikaa gibt ihm dort<br />
Kleidung und zeigt ihm den Weg zum Hof ihres Vaters Alkinoos.<br />
Günter Vossiek · Holger Schnapp<br />
Odyssee – Illustrationen zu den 24 Gesängen<br />
von Homers Odyssee als Collage und als Malerei.<br />
448 S.; HC, runder Rücken kaschiert;<br />
Format: 18,1x3,5x22,8 cm<br />
Books on Demand, Norderstedt (2012)<br />
Gebundene Ausgabe: Amazon € 74,90<br />
E-book: Kindle-Editon € 39,99<br />
Buchillustration zu Gesang X: Odysseus erzählt von den menschenfressenden Laistrygonen, der Zauberin Kirke und seiner Sehrnsucht nach Ithaka.<br />
4 Bogart<br />
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Die schöne Helena<br />
Pastellzeichnungen, alle Motive 50/60 cm (2003/04)<br />
Zeichnungen entstehen meist in Serien (z.B. Zeichnungen nach<br />
Dürer, Velasquez, Die Schöne Helena , Cangeceiros, Fukushima-<br />
Dancing, Säulen der Alhambra …). Es geht hier wie bei<br />
anderen Techniken um den Gegensatz von Kalkül und Zufall.<br />
Bei der Einbeziehung des Zufalls entsteht ein Gefühl der<br />
Freiheit, neue Ausdrucksformen können sich entwickeln. Die fast<br />
immer gegenständlichen Farbskizzen werden meist über Kopf<br />
gezeichnet. Mehrere Konturen überlagern sich, teilweise durch<br />
rasche Umrisslinien und Schraffuren, die nur gefühlt sind, da sie<br />
mit geschlossenen Augen gezeichnet werden. »Dann zeichnet<br />
man 'unbeobachteter' als mit offenen Augen«, bemerkt der<br />
Zeichner lakonisch. Die Figuren vibrieren, fliessen, fliegen dann<br />
auf dem Papier, wirken palimpsestartig und ephemer. Eines<br />
dagegen brauchen sie nicht: anatomische Richtigkeit.<br />
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Die Säulen der Alhambra<br />
Fliegende, vibrierende Linien, Überzeichnungen und leichte<br />
Verwischungen kennzeichnen auch die Pastellskizzen,<br />
die nach iPad-Fotos von den Säulen der Alhambra in<br />
Granada gemacht sind. Um der flirrenden Abstraktion<br />
des maurischen Dekors Ausdruck zu verleihen, wird eine<br />
superschnelle Zeichenweise von tanzenden Strichen und<br />
kurzen Wischern mit dem Handballen benutzt. Im Detail ist<br />
diese Zeichnung nahezu abstrakt. Erst beim Blick auf die<br />
ganze Zeichnung tritt die Säulenstruktur hervor.<br />
Alle Originale: Pastell, je ca. 57/76 cm (2015)<br />
Ritter,<br />
Tod und<br />
Teufel<br />
nach<br />
Albrecht Dürer<br />
Pastell/Kohle, (2003/04); oben: 70/100 cm; unten: 50/60 cm<br />
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Karl der Grüne, Mischtechnik, 70/100 cm (2007) CANGACEIROS, Mischtechnik, 70/100 cm (2007)<br />
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FUKUSHIMA DANCING<br />
Pastell/Acryl, 90/105 cm (2011) Pastell/Acryl, 90/105 cm (2011)<br />
12 13
Stahlstichcollagen<br />
Stahlstiche von Städteansichten des 19. Jahrhunderts<br />
aus dem Bildband 'Europas alte Herrlichkeit' bilden<br />
den Raum für die Collagen. Sie werden auf annähernd<br />
Din A3 vergrössert, einige beim Kopieren verzerrt.<br />
In sie hinein werden dann Figuren geklebt. Diese<br />
stammen aus dem umfangreichen Schnippelbuch der<br />
'Pädagogischen Aktion', Nürnberg 1981, (mit dem<br />
knappen Titel: »AKTUELLES ABENDLÄNDISCHES<br />
SCHWARZ-WEISSES BILDERARCHIV DER VISUELLEN<br />
WIRKLICHKEIT ZUM GRAFISCHEN, KÜNSTLERISCHEN<br />
UND PÄDAGOGISCHEN GEBRAUCH –<br />
MATERIALIEN ZUM ANSCHAUEN...ABZEICHNEN +<br />
NACHZEICHNEN...AUSSCHNEIDEN...KOPIEREN...<br />
COLLAGIEREN...LAY-OUT-MACHEN... «). Durch die<br />
absurden Kombinationen der Figuren entsteht in den<br />
verstaubten majestätischen Panoramen neues Leben.<br />
14 Bogart<br />
Das Mitmachmagazin<br />
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16 17
Papiers froissés<br />
In den 'Papiers froissés', den mit Farbe<br />
überrollten oder überspritzten zerknitterten<br />
Papieren ( froissé = zerknittert ) verstecken<br />
sich Figuren, Fabelwesen oder Bergrücken<br />
ganz so, wie wir alle sie als Kinder in<br />
Wolkenformationen entdeckt haben.<br />
Mit gespritzter und gerollter Farbe entsteht<br />
ein Illusionsraum, in dem die Papiers-froissés-<br />
Figuren agieren. Und es ist das zufällig<br />
Gefundene, das zur Komposition führt.<br />
Aber nicht nur das: dieses Spiel aus Spritz-,<br />
Roll- und Froissé-Technik nach und nach<br />
zu beherrschen, verschafft auch eine nicht<br />
unwichtige handwerkliche Befriedigung.<br />
links bzw. untere Reihe: 50/60 cm bzw. 50/70 cm; rechts oben/Mitte: 41,5/29,5 cm (alle 2006)<br />
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Farbholzschnitte 45/65 cm (2014-16)<br />
Maurice<br />
Lucienne<br />
Antoine<br />
Marie<br />
Jérémy<br />
20 21
Reloaded<br />
REVIEW<br />
»Kunst auf Kunst«<br />
mit Strich & Farbe<br />
Heinrich Will (1922):<br />
Stehender Rückenakt; Kohle auf Papier (bläulich); ca. 44/60 cm<br />
Teamwork: Günter Vossiek finishes Heinrich Wills „Vorarbeit“.<br />
Gemeinsam mit Susanne<br />
Brückmann, Hans-Michael<br />
Die Holzschnitt-Porträts von ehemaligen Minenarbeitern<br />
entstanden 2014/15. Dabei<br />
ging es nicht darum, eine Reproduktionstechnik<br />
zum tausendsten Mal zu wiederholen, um wie<br />
beim klassischen Holzschnitt möchte viele möglichst<br />
gleich aussehende Abzüge herstellen. Der<br />
allzu präzisen Planung des traditionellen Mehrfarbenholzschnitts<br />
wird eine neue Ausdrucksmöglichkeit<br />
entlockt: eine Bohrmaschine ersetzt die<br />
traditionellen Holz-Schneidemesser. Mit ihrer Hilfe<br />
werden die Konturen eines projezierten Fotoporträts<br />
in eine MDF-Platte 'gezeichnet'. Dieser Vorgang<br />
wird auf zwei weiteren Platten wiederholt,<br />
wobei der vibrierende Bohrer in jede weitere Platte<br />
eine leicht abweichende Kontur fräst.<br />
Alle drei Konterfeis werden übereinander auf<br />
die dunkelfarbige Grundplatte gedruckt, sodass<br />
ein Vierfarbdruck entsteht (s. Abb. rechts). Der<br />
jeweils folgende Druck hat eine hellere Farbe als<br />
der vorherige. Die letzte gedruckte Platte ist also<br />
farblich die hellste und suggeriert 'Licht'. Die darunterliegenden<br />
drei Farben bleiben innerhalb der<br />
gefrästen Kontur der letzten Platte sichtbar, da diese<br />
Konturen nicht deckungsgleich sind. Aber nicht<br />
nur in der Kontur erscheinen die darunterliegenden<br />
Farben: da die einzelnen Platten nicht vollständig,<br />
sondern nur teilweise eingewalzt werden, sind<br />
auch in der Fläche alle vier Farben sichtbar. Die<br />
Farbe wird nicht unüberlegt, aber doch eher spontan<br />
über die Holzplatte gerollt. Entscheidend ist:<br />
die Wirkung des Farbauftrags ist nur noch zum Teil<br />
planbar, der Zufall wird ein entscheidender Faktor<br />
für das Druckergebnis. Genau das ist das Kalkül.<br />
© Jérémy Bionda / Musée des Gueules Rouges<br />
So gleicht kein Abzug dem andern, obwohl durch<br />
die fotografische Projektion die Person in jedem<br />
Abzug wiedererkennbar bleibt. Ausserdem entstehen<br />
die Abzüge ohne Druckpresse. Die Farbe wird<br />
(wie zu Beginn des europäischen Holzschnitts in<br />
der Renaissance üblich) in das Papier gerieben, in<br />
diesem Fall mit Bürste und Stoffballen. Der Farbauftrag<br />
und die Kontur wirken grob, oft löchrig, stellenweise<br />
fast verwittert, das abschliessende Porträt<br />
ist jedoch äusserst<br />
prägnant.<br />
»Der traditionelle<br />
Drucker würde sich<br />
vermutlich an den<br />
Kopf fassen, wenn<br />
er meine Drucktechnik<br />
sieht,«<br />
sagt Vossiek, »weil<br />
ich die über viele<br />
Generationen entwickelten<br />
Regeln<br />
des Druckens –<br />
scheinbar respektlos<br />
– allesamt<br />
über den Haufen<br />
werfe. Aber für<br />
die spezifische<br />
Ausdruckskraft,<br />
die mir für meine<br />
Holzschnitt-Porträts<br />
vorschwebt, muss<br />
das so sein«.<br />
Die vier Phasen<br />
des Farb-<br />
Holzschnitts<br />
Léon<br />
Kirstein, Frank Maessig,<br />
Sergej Oster, Andreas Reh,<br />
Florian „Flowy“ Schimke<br />
und Dóra Szöke war Günter<br />
Vossiek an der vorherigen<br />
Ausstellung in den Gießener<br />
Gemeinschaftspraxen<br />
»Liebig-Center« beteiligt, bei<br />
der aktuelle Übermalungen<br />
originaler Akt- und<br />
Porträtzeichnungen von<br />
Heinrich Will<br />
(* 27.8.1895;<br />
† 19.2.1943) präsentiert<br />
wurden. Diese eigenwillige<br />
Hommage an den von NS-<br />
Schergen durch das Fallbeil<br />
hingerichteten Gießener<br />
Kunstmaler verlieh dessen<br />
Credo »Verschleudert mein<br />
Werk nicht!« Respekt und<br />
kann im Ausstellungskatalog<br />
unter www.gi-mix.de online<br />
nachvollzogen werden.<br />
G. Vossiek (2015); Pastellkreide<br />
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ODYSSEE: Buchillustration zu Gesang XVII: [...] Im Hof seines Hauses angekommen, erkennt ihn allein sein verwahrloster, sterbender Hund Argos.<br />
Günter Vossiek: Der Hund des Odysseus<br />
Farbskizzen · Stahlstichcollagen · Papiers froissés · Holzschnitt-Porträts<br />
ab Herbst 2016 bis Frühjahr 2017<br />
Bahnhofstraße 64 · 35390 Gießen Kunstinitiative