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SPEEDWAY<br />
Bundesliga<br />
Berghaupten<br />
„White Tigers: füüüüüünf!“<br />
Es war ein ungleiches Kräftemessen, jene letzte Bundesligabegegnung<br />
zwischen den DMV White Tigers und Wolfslake<br />
Falubaz Berlin, die mit einem 60:27 endete. Neun von 14 Duellen<br />
gingen vor 1500 Zuschauern mit maximaler Punktezahl<br />
auf das Konto des Heimteams. Auf gegnerischer Seite sorgte<br />
– nahezu ausschließlich – Michael Härtel für Zählbares.<br />
Es war Moderator Georg Smolinski, der die<br />
„füüüüüünf“ geradezu zelebrierte. Sie galt es<br />
immer und immer wieder der Heimmannschaft<br />
zuzuschreiben. Nach elf Läufen zog der bisherige<br />
Tabellenfünfte, mit 23 Punkten Rückstand<br />
auf Falubaz Berlin ins Rennen gegangen, mit<br />
den Wölfen in der Gesamttabelle gleich, nach<br />
zwölf Matches waren die Plätze endgültig getauscht.<br />
Die Berliner hatten der „Klatsche“<br />
nichts entgegenzusetzen. Zu ungleich waren<br />
die beiden Teams besetzt.<br />
Lediglich im Auftaktmatch und im „Jokerlauf“<br />
Heat 8 konnten die Hauptstädter mehr Punkte<br />
als die White Tigers einfahren. Zwei Unentschieden,<br />
ein 4:2 und neunmal ein 1:5 waren<br />
aber einfach zu wenig, um einigermaßen mithalten<br />
zu können. Biss versprachen vor allem<br />
die Läufe mit Beteiligung von Michael Härtel.<br />
Der 18-Jährige aus Dingolfing kämpfte im Sinne<br />
des Sports, wenngleich auch allein auf weiter<br />
Flur.<br />
Das Pech auf seiner Seite hatte Max Dilger, der<br />
im vierten Lauf als Führender stürzte – und für<br />
den Re-run disqualifiziert wurde. Mannschaftskollege<br />
Valentin Grobauer nahm im Wiederholungslauf<br />
das Ruder in die Hand – und siegte<br />
vor Härtel und Henk Koonstra. Beim neuerli-<br />
Toller Zweikampf von Valentin Grobauer (innen) und Michael Härtel<br />
chen Duell in Heat <strong>10</strong> musste Grobauer Härtel<br />
den Vortritt lassen – nach einer „Jagd“ bis zum<br />
Schluss und einem der spannendsten Rennen.<br />
Der Ruhstorfer war es auch, der das B-Finale für<br />
sich entschied – vor Max Dilger, Geert Bruinsma<br />
und Dennis Helfer. Das Finale A sicherte sich<br />
Patrick Hougaard – vor einem erneut beherzt<br />
kämpfenden Michael Härtel, der noch vor René<br />
Deddens und Henk Koonstra ins Ziel kam.<br />
Trotz der Freude über den Sieg und den 4. Gesamtrang<br />
in der Tabelle war bei den White Tigers<br />
Teammanagern Jonathan Ziegler und Sönke<br />
Petersen deutlich auch der Frust der Vortage<br />
zu spüren. Erst zwei Tage vor dem Rennen hatte<br />
man in Berghaupten von der endgültigen Aufstellung<br />
der Wolfslaker erfahren und dann versucht,<br />
sportlich zu retten, was zu retten war. Die<br />
Verpflichtung Härtels war schließlich auch mit<br />
eigenen Investitionen verbunden. Auch der<br />
(punktreiche) Sieg kostete die White Tigers<br />
Geld. „Unsere eigenen Fahrer sind uns da allerdings<br />
entgegengekommen“, sagte Sönke Petersen.<br />
Für Petersen stand bereits am Donnerstag<br />
fest: „Wir wollten unser eigenes Rennen retten.<br />
Das lag uns am Herzen. Alles andere wird<br />
geklärt werden müssen.“ (siehe Kommentar)<br />
• Texte: Susi Weber; Fotos: Klaus Goffelmeyer<br />
Kommentar<br />
Sache der Moral und Fairness<br />
Zugegeben: Es ging um nicht mehr viel beim<br />
Bundesligarennen White Tigers - Wolfslake.<br />
Der Vierte gegen den Fünften mit der Option,<br />
als Fünfter noch Vierter zu werden – so sahen<br />
sie aus, die Voraussetzungen vor dem Berghauptener<br />
Rennen. Was dann aber von den<br />
Gästen im Vorfeld fabriziert wurde, erwies sich<br />
als alles andere als ein Ruhmesblatt. Da wurde<br />
die Aufstellung bis zwei Tage vor dem Match<br />
zurückbehalten, wurden schließlich Stammfahrer<br />
einfach nun mal gar nicht in den<br />
Schwarzwald geschickt. Kurzfristig bemühte<br />
sich der MSC Berghaupten (!!!) um Gastfahrer<br />
für den Gegner, um den Zuschauern und Sponsoren<br />
überhaupt eine einigermaßen spannende<br />
Begegnung präsentieren zu können. Die<br />
Sorge um den Sport an sich stand den Berghauptenern<br />
deutlich ins Gesicht geschrieben.<br />
„Wir wollten uns eine Blamage ersparen“, erklärte<br />
Reiner Armbruster, 2. Vorsitzender des<br />
MSC Berghaupten. Weshalb schließlich auch<br />
Michael Härtel – wohlgemerkt für die gegnerische<br />
Seite – engagiert wurde. Als Einzelkämpfer<br />
sorgte er tatsächlich für das eine oder andere<br />
Highlight. „Wir wollten guten Sport bieten<br />
– und wir verlieren lieber, als dass wir jeden<br />
Lauf mit vielen Sekunden Vorsprung gewinnen<br />
und die Zuschauer langweilen“, meinte<br />
Rennleiter Patrick Diener.<br />
Die Grasbahnhochburg Berghaupten kämpft<br />
seit Jahren für Akzeptanz (auch) für die kurze<br />
Bahn – und hat sich in den vergangenen Jahren<br />
Step by Step nach oben gearbeitet. Das Samstagabendkonzept<br />
mit Speedway und anschließender<br />
Party passt – und lockt immer mehr<br />
auch junge Menschen an die Bahn. Nun aber<br />
hat Wolfslake den Ligakollegen aus dem Süden<br />
einen Bärendienst erwiesen. Wenngleich<br />
auch den (übriggebliebenen) Fahrern kein Vorwurf<br />
zu machen ist. Verantwortlich sind andere.<br />
Es reicht einfach nicht, nur vier, fünf oder<br />
sechs Namen durchzugeben – unabhängig ihrer<br />
fahrerischer Qualitäten. Wer wirklich etwas<br />
für den Speedwaysport in Deutschland tun und<br />
ihn voranbringen will, muss – siehe DMV White<br />
Tigers – auch an die Gegner und das „Gesamtwerk“<br />
denken – und entsprechend handeln.<br />
Sportrechtlich kann den Berlinern nicht an den<br />
berühmten Karren gefahren werden. Moralisch<br />
aber wohl. Es ist eine Sache der Fairness,<br />
des Umgangs mit- und untereinander, der Verlässlichkeit.<br />
Auch oder gerade wenn es „nur“<br />
um Rang 4 und 5 geht. Vielmehr geht es aber<br />
auch um den Fortbestand der Liga.<br />
Speedway-DM - Bundesliga - DMV White Tigers (Berghaupten)<br />
- Wolfslake - 3.9.<strong>2016</strong><br />
Ergebnis:<br />
1. DMV White Tigers, 60 Punkte (Valentin Grobauer <strong>10</strong>, Patrick<br />
Hougaard 12, Max Dilger 8, René Deddens 12, Daniel Spiller <strong>10</strong>,<br />
Danny Maaßen 8, Ethan Spiller 0); 2. Wolfslake Falubaz Berlin,<br />
27 (Michael Härtel 16, Buddy Prijs 2, Henk Koonstra 2, Gert<br />
Bruinsma 5, Niels Oliver Wessel 0, Dennis Helfer 2).<br />
Endstand (nach 4 Rennen): 1. AC Landshut Devils, 67 Differenzpunkte/204<br />
Laufpunkte/6 Matchpunkte; 2. MSC Brokstedt Wikinger,<br />
28/186/6; 3. MC Nordstern Stralsund, –4/168/4;<br />
4. DMV White Tigers, –37/154/2; 5. Wolfslake Falubaz Berlin,<br />
–54/144/2.<br />
Die siegreichen DMV White Tigers mit (v.l.)<br />
Patrick Hougaard, Daniel Spiller, Danny Maaßen,<br />
(vorne) Valentin Grobauer, Max Dilger, René Deddens<br />
sowie Teammanager Jonathan Ziegler