TG-Report 1 / 2012 als pdf-Datei - TG Biberach

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08.12.2012 Aufrufe

von Cala Pi ein, an deren Ende der wohl versteckteste Strand der Südküste liegt. Seeräuber Am Eingang der Bucht steht einer der vielen Wehrtürme der Insel. Die Torres sind alte Wehrtürme gegen Piraten, die die Insel im Mittelalter immer wieder angegriffen und ausgeraubt haben. Deshalb wurden viele Türme errichtet, von denen mittels Rauch- oder Lichtzeichen Verstärkung aus der Inselhauptstadt angefordert werden konnte. Die Bucht selbst dringt zwischen mehr als 30 Meter hohen Felswänden etwa 500 Meter ins Landesinnere vor. Dort herrscht am feinen Sandstrand reger Badebetrieb: 10 Sonnenschirme, 20 Liegen, eine kleine Bar und ein „Boxie“ stehen den Hotelgästen und Tagesbesuchern zur Verfügung. Der Strand fällt flach ins glasklare, 25 Grad warme Meer ab. Am Rande stehen einige Bootshäuser der örtlichen Fischer und weiter draußen ankert ein französischer Katamaran. Eigentlich ganz idyllisch, nur zelten wollen wir in dieser Öffentlichkeit ungern. Also paddeln wir eine Bucht weiter in die Cala Beltram. Der Meeresarm schlängelt sich durchs pinienbewachsene Gestein, türkisblaues Wasser bildet einen wunderschönen Kontrast zu unseren gelben Booten. Am Ende des unbebauten Meeresarmes erwartet uns ein Steinstrand, doch wenige Meter oberhalb zwei brauchbare Zeltplätze. Schnell aufgebaut, bevor es um 19.30 Uhr dunkel wird, kochen können wir danach in aller Ruhe. Die toten Augen von Sant Jordi Nachts hat es geregnet. Ab 7.30 Uhr wird es langsam heller. Die dunklen Wolken verziehen sich und die Sonne schafft den Durchbruch. Der Wind frischt auf und schickt immer höhere Wellen in die schmale Bucht. Das macht das Einbooten schwierig, denn jede Welle wird am Ende des enger werdenden Fjordes doppelt so hoch. Und so gluckst das Wasser an den Wänden und peitscht mit Macht gegen das steinige Ufer. Jeweils nach der höchsten Welle schieben wir eines der Boote halb ins Wasser, machen uns schnell startklar, um vor dem nächsten Brecher bereits weg zu sein. Als wir die Bucht verlassen, trifft uns der Gegenwind mit 5 Beaufort. Eine halbe Stunde kämpfen wir uns um das kleine Kap, bis wir die hohen Klippen erreichen und in deren Windschutz weiter kommen. Gut zwei Stunden brauchen wir zurück zum gestrigen Ausgangspunkt, dann queren wir nach einer Pause die Bucht von Sa Rapita. Der Himmel verdüstert sich, bringt uns einen kurzen Schauer und anschließend auffrischenden Wind aus WNW. Vorbei am fast menschenleeren Platja d‘es Trenc halten wir auf Colonia De Sant Jordi zu. Auch hier sind viele Ferienwohnungen und Hotels bereits geschlossen und nur wenige Menschen unterwegs. Mit ihren geschlossenen Fensterläden wirken die Gebäude gespenstisch, als würden wir aus toten Augen beobachtet. Doch als die Sonne wieder herauskommt, wirkt alles gleich viel freundlicher. Auf der Insel Na Moltana (unbebaut) finden wir schöne Lagerplätze windgeschützt am Sandstrand. Noch ein kleiner Spaziergang über das Eiland, eh die Nacht hereinbricht und die vielen Lichter der Stadt aufflammen. Zum Frühstück um 8 Uhr steigt die Sonne über den Horizont und beginnt gleich zu wärmen. Das Meer liegt ziemlich flach und wir können unsere Boote bequem am Sandstrand beladen. Die 5 km bis zur Südost-Ecke von Mallorca gehen flott von der Hand. Oben auf den 2 bis 6 Meter hohen Sandsteinfelsen führt ein Wanderweg zum Leuchtturm von Cap des ses Salines, dem südlichsten Punkt von Malle – optisch eine schöne Ecke. Allerdings kommen die Wanderer nicht runter ans Wasser – und wir können wegen der schroffen Felskante nirgends anlanden und uns die Beine vertreten. Als wir nach Norden einbiegen kommen zunächst lange Grundwellen auf uns zu. Wir erreichen die idyllische Bucht Cala des Marmols. Hier kreuzen sich die Wege der Wasser- und Landwanderer am

kleinen Badestrand. Da es nach der Pause erst halb Drei ist, paddeln wir weiter. Jetzt werden die Felsen am Ufer immer höher. 100 Meter fallen sie oft senkrecht ab , was unter dem geänderten Einfallswinkel zu Rückschlagwellen führt und anstrengendes Kabbelwasser erzeugt. Unsere Boote schaukeln in alle Richtungen. Wir machen uns auf die Suche nach einem Biwakplatz und testen Cala Llombards, Cala Figueras, Cap des Moro – vergeblich. Oben auf den Felsen thronen Hotels. Erst beim Parque Natura Mondrago am Strand Amarabor finden wir ein verstecktes Plätzchen unter Pinien. Spät bauen wir unser Lager auf und kaum habe ich mich mit meinem Schlafsack zugedeckt, beginnt das Zelt zu schwanken und schaukelt mich sanft in unruhige Träume – kein Wunder nach sieben Paddelstunden. Weil sich hier einige Hotels in den Pinienwäldern verstecken, bauen wir vorsichtshalber bereits in der Dämmerung ab. Der Kioskmann späht zu uns herüber, sammelt aber kommentarlos die vollen Mülltüten ein, baut seine Sonnenschirme und Liegen auf, öffnet die Strandbar und wartet auf Kundschaft. Die ersten Jogger traben vorbei, Hunde führen ihre mit rosa Poloshirts bekleideten Herrchen spazieren, eine Sonnenanbeterin yogiert auf dem Sandstrand. Es sieht aus wie im Reiseprospekt und als um 10 Uhr die ersten Familien ihren Strandtag beginnen, wird es höchste Zeit, die Idylle zu verlassen. Das Meer ist ruhig. Ein leichter Rückenwind schiebt uns nach Cala D‘or. Wir folgen der langen, schmalen Bucht auf der Suche nach aktuellen Wetterdaten und Lebensmitteln. Der Yachthafen ist riesig und beherbergt vom einfachen Fischerboot bis zur Yacht der Superklasse alles. Leider kann man in Yachthäfen wegen der hohen Kaimauern kaum anlegen und sieht von der Umgebung auch nur die Hälfte. Also fragen wir einen deutschen Yachtbesitzer nach dem nächsten Supermarkt und siehe da: wir stehen fast davor. Großzügig bekommen wir die Erlaubnis, auf seiner Badeplattform anzulegen und unsere Essens- und Trinkvorräte aufzufüllen. Wahrscheinlich hat er Mitleid mit den gut gesalzenen und leicht verdreckten Paddlern, die sich in ihren Nußschalen übers Meer wagen. Damit wir nicht vom Wetter überrascht werden, sendet er uns in den nächsten Tagen regelmäßig den Seewetterbericht aufs Handy, was ein echter Gewinn ist. Zwei Stunden später sind wir kurz vor Porto Colom. Zeit für eine längere Pause, doch am Cala Brafi werden wir abgewiesen. Wegen der vielen Badenden sollen wir unsere Kajaks draußen an den Schwimmbojen festmachen – wie die anderen Motorboote auch! Also weiter zur nächsten Bucht, wo wir nach deutlichen Pfiffen der Strandaufsicht auf der vorgesehenen und korrekt eingerichteten Schiffahrtsstraße zwischen grünen und roten Bojen zum Strand einfahren. Natürlich landen wir dadurch direkt vor den aufgereihten Tretbooten, was deren Verleiher nun gar nicht nett findet. Zum Glück ist nicht gar soviel los vor dem Hotel de Marsal, so dass man uns schlussendlich doch 90 Minuten verschnaufen lässt. Auf schwabbeligem Meer geht es vorbei an zahlreichen Bettenburgen und die Suche nach einem Biwakplatz gestaltet sich schwierig. In der Cala Magraner ist das Campen ausdrücklich verboten und für die anvisierte Cala Barques wird es wegen einer ausführlichen Höhlenbesichtigung nun doch zu spät. Also lassen wir uns mit heftiger Brandung in die Cala Sequer spülen, wo auf eine Hauptwelle unmittelbar zwei Seitenwellen folgen und unsere Boote mit Sand und Seegras füllen. Aber nach 27 km ist das egal. Wir sind allein, bauen die Zelte auf dem schmalen Sandstrand auf und genießen den Aufgang des fast vollen Mondes. Unter sternenklarem Himmel wird gekocht und nach einem Serveza schlafen wir erschöpft unter dem unregelmäßigen Schlag der Wellen ein. Frank Raumel

kleinen Badestrand. Da es nach der Pause<br />

erst halb Drei ist, paddeln wir weiter. Jetzt<br />

werden die Felsen am Ufer immer höher.<br />

100 Meter fallen sie oft senkrecht ab , was<br />

unter dem geänderten Einfallswinkel zu<br />

Rückschlagwellen führt und anstrengendes<br />

Kabbelwasser erzeugt. Unsere Boote<br />

schaukeln in alle Richtungen. Wir machen<br />

uns auf die Suche nach einem Biwakplatz<br />

und testen Cala Llombards, Cala Figueras,<br />

Cap des Moro – vergeblich. Oben auf den<br />

Felsen thronen Hotels. Erst beim Parque<br />

Natura Mondrago am Strand Amarabor<br />

finden wir ein verstecktes Plätzchen unter<br />

Pinien. Spät bauen wir unser Lager<br />

auf und kaum habe ich mich mit meinem<br />

Schlafsack zugedeckt, beginnt das Zelt<br />

zu schwanken und schaukelt mich sanft<br />

in unruhige Träume – kein Wunder nach<br />

sieben Paddelstunden.<br />

Weil sich hier einige Hotels in den Pinienwäldern<br />

verstecken, bauen wir vorsichtshalber<br />

bereits in der Dämmerung<br />

ab. Der Kioskmann späht zu uns herüber,<br />

sammelt aber kommentarlos die vollen<br />

Mülltüten ein, baut seine Sonnenschirme<br />

und Liegen auf, öffnet die Strandbar und<br />

wartet auf Kundschaft. Die ersten Jogger<br />

traben vorbei, Hunde führen ihre mit rosa<br />

Poloshirts bekleideten Herrchen spazieren,<br />

eine Sonnenanbeterin yogiert auf<br />

dem Sandstrand. Es sieht aus wie im Reiseprospekt<br />

und <strong>als</strong> um 10 Uhr die ersten<br />

Familien ihren Strandtag beginnen, wird<br />

es höchste Zeit, die Idylle zu verlassen.<br />

Das Meer ist ruhig. Ein leichter Rückenwind<br />

schiebt uns nach Cala D‘or. Wir<br />

folgen der langen, schmalen Bucht auf<br />

der Suche nach aktuellen Wetterdaten und<br />

Lebensmitteln. Der Yachthafen ist riesig<br />

und beherbergt vom einfachen Fischerboot<br />

bis zur Yacht der Superklasse alles.<br />

Leider kann man in Yachthäfen wegen<br />

der hohen Kaimauern kaum anlegen und<br />

sieht von der Umgebung auch nur die<br />

Hälfte. Also fragen wir einen deutschen<br />

Yachtbesitzer nach dem nächsten Supermarkt<br />

und siehe da: wir stehen fast davor.<br />

Großzügig bekommen wir die Erlaubnis,<br />

auf seiner Badeplattform anzulegen und<br />

unsere Essens- und Trinkvorräte aufzufüllen.<br />

Wahrscheinlich hat er Mitleid mit<br />

den gut gesalzenen und leicht verdreckten<br />

Paddlern, die sich in ihren Nußschalen<br />

übers Meer wagen. Damit wir nicht vom<br />

Wetter überrascht werden, sendet er uns<br />

in den nächsten Tagen regelmäßig den<br />

Seewetterbericht aufs Handy, was ein<br />

echter Gewinn ist.<br />

Zwei Stunden später sind wir kurz vor<br />

Porto Colom. Zeit für eine längere Pause,<br />

doch am Cala Brafi werden wir abgewiesen.<br />

Wegen der vielen Badenden<br />

sollen wir unsere Kajaks draußen an den<br />

Schwimmbojen festmachen – wie die<br />

anderen Motorboote auch! Also weiter<br />

zur nächsten Bucht, wo wir nach deutlichen<br />

Pfiffen der Strandaufsicht auf der<br />

vorgesehenen und korrekt eingerichteten<br />

Schiffahrtsstraße zwischen grünen und<br />

roten Bojen zum Strand einfahren. Natürlich<br />

landen wir dadurch direkt vor den<br />

aufgereihten Tretbooten, was deren Verleiher<br />

nun gar nicht nett findet. Zum Glück<br />

ist nicht gar soviel los vor dem Hotel de<br />

Marsal, so dass man uns schlussendlich<br />

doch 90 Minuten verschnaufen lässt.<br />

Auf schwabbeligem Meer geht es vorbei<br />

an zahlreichen Bettenburgen und die Suche<br />

nach einem Biwakplatz gestaltet sich<br />

schwierig. In der Cala Magraner ist das<br />

Campen ausdrücklich verboten und für<br />

die anvisierte Cala Barques wird es wegen<br />

einer ausführlichen Höhlenbesichtigung<br />

nun doch zu spät. Also lassen wir uns<br />

mit heftiger Brandung in die Cala Sequer<br />

spülen, wo auf eine Hauptwelle unmittelbar<br />

zwei Seitenwellen folgen und unsere<br />

Boote mit Sand und Seegras füllen. Aber<br />

nach 27 km ist das egal. Wir sind allein,<br />

bauen die Zelte auf dem schmalen Sandstrand<br />

auf und genießen den Aufgang des<br />

fast vollen Mondes. Unter sternenklarem<br />

Himmel wird gekocht und nach einem<br />

Serveza schlafen wir erschöpft unter dem<br />

unregelmäßigen Schlag der Wellen ein.<br />

Frank Raumel

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