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REZEPT.<br />

Schlachtesuppe<br />

und Rippenbraten<br />

Dass Spaß an kreativem<br />

Kochen und ein ökonomischer<br />

Wareneinsatz sich nicht widersprechen<br />

müssen, zeigen die<br />

drei Eichsfelder Küchenfeen<br />

Regina Gehrt, Angelika Wachtel<br />

und Hildegard Pfl üger.<br />

Text Anna Kleimann | Fotos Iris Blank<br />

Wir machen heute eine typische Eichsfelder Schlachtesuppe,<br />

so richg, wie man sie von früher noch kennt“,<br />

sagt Regina Gehrt (65) lächelnd. Mit flinken Bewegungen<br />

koordiniert sie Herd und Töpfe und zaubert im Handumdrehen<br />

aus den vorbereiteten Zutaten eine ordentliche Menge<br />

der tradionellen Speise. In ihrer Küche werden Klöße und Gemüse in<br />

Fleischbrühe gekocht und anschließend mit selbstgemachten Nudeln<br />

vermengt. Die Tilingeröderin verkösgt öers ihre Familie und lässt<br />

sich auch beim Haneren mit größeren Raonen niemals aus der Ruhe<br />

bringen. Trotzdem hat sie sich heute Unterstützung von ihren besten<br />

Freundinnen geholt, die sie beide noch aus der Schulzeit kennt, denn<br />

gemeinsam macht Kochen einfach mehr Spaß: Angelika Wachtel (65)<br />

aus Gerblingerode und Hildegard Pflüger (66) aus Duderstadt packen<br />

fleißig mit an.<br />

Mit der Schlachtesuppe haben sich die drei Frauen ein Rezept ausgesucht,<br />

das seinen Ursprung im wichgsten Ereignis des Eichsfelder<br />

Küchenjahres hat: der Schlachtezeit, die tradionell in den kühlen<br />

Herbst- und Wintermonaten liegt und von deren Erzeugnissen früher<br />

das ganze Jahr bis zum Kartoffelausmacherfest im Spätsommer gezehrt<br />

wurde. Da beim Wurstmachen viele helfende Hände von Nöten waren,<br />

gab es als Dank für die Nachbarn ein großes Essen mit der Schlachtesuppe<br />

und den ersten Kochwürsten. An diese Bräuche kann sich auch<br />

Hildegard noch genau erinnern: „O wurde von der Schlachtesuppe<br />

auch etwas in Kannen gefüllt und an die Nachbarn weitergereicht. Die<br />

Kinder wollten das immer besonders gerne machen, denn es gab dafür<br />

auch mal etwas Süßes.“ Regina findet an diesem Essen den ökonomischen<br />

Wareneinsatz besonders lobenswert: „Für diejenigen, die nicht<br />

so viel Geld fürs Essen ausgeben wollen oder können, sind solche Gerichte<br />

perfekt“, meint die 65-Jährige. Mehr als acht Euro habe sie für die<br />

Suppenzutaten nicht bezahlt und außerdem sei alles bewusst regional<br />

und saisonal eingekau. Sogar für an chronischer Zeitnot Leidende sei<br />

die Zubereitung dieses Rezeptes im Endeffekt ideal, da an zwei Tagen<br />

davon gegessen werden könne. Aus Freude am gemeinsamen Kochen<br />

und mit der Movaon, immer wieder Neues zu lernen, treffen sich die<br />

drei Freundinnen alle 14 Tage dienstags im gemischten Kochkurs von<br />

Theo Kaib in den Berufsbildenden Schulen am Rierplan in Göngen.<br />

„Der Kaib ist schon eine besondere Persönlichkeit in der Kochszene“,<br />

schwärmt Angelika. „Er weiß viel, sieht viel und zeigt uns, wie wir hochqualitav,<br />

sauber und nicht verschwenderisch kochen können. Mit der<br />

Zeit entwickelt man auch eine ganz andere Toleranz gegenüber fremden<br />

Gerichten.“ Regina ergänzt: „Es wird dort sehr kreav gearbeitet“.<br />

Nach der Eichsfelder Schlachtesuppe gibt es einen Zwischengang mit<br />

Rote-Bete-Carpaccio. Hierzu wird die Rote Bete kurz vorgekocht, mit<br />

der Küchen-Mandoline in Scheiben geschnien, mit Wallnuss-Essig,<br />

rotem Pfeffer, Sonnenblumen- und Pinienkernen sowie Feldsalat oder<br />

Rucola verfeinert und dann kalt genossen. Den Hauptgang des Menüs<br />

bildet der staliche Rippenbraten. Dieser wird mit Rosmarin, Möhren,<br />

Sellerie und Gewürzen im Bräter zubereitet. Dazu gibt es Kartoffeln und<br />

Grünkohl aus Reginas eigenem Garten. Geheimpp hierbei ist, ihn sta<br />

mit Kasseler mit Bauchspeck zu versetzen, rohe Kartoffeln für die Bindung<br />

mit hineinzureiben und ein wenig Brühe dazuzugeben. Die drei<br />

Frauen sind zufrieden und genießen das Mahl. Doch lange währt die<br />

Ruhe nach getaner Arbeit nicht, schließlich warten dringende Erledigungen<br />

– zum Glück gibt es für das benutzte Geschirr ganz im Kontrast<br />

zu alten Tradionen heute eine Spülmaschine.<br />

Zu Tisch: Hildegard Pflüger, Angelika Wachtel und Regina Gehrt (v.l.).<br />

8 PUNKT.

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