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Direkt nach dem Krieg hielt Oo Hublitz in einem kleinen Büchlein die Erlebnisse fest (Foto).<br />
Ausführlich beschrieben hat er sie erst jetzt – 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.<br />
Oo Hublitz bei<br />
seiner Konfirmaon<br />
im Jahr 1943.<br />
schließlich häe dafür der Tod auf ihn warten können. „Wir haben<br />
Tage später gesehen, wie Fahnenflüchge aufgehängt waren“,<br />
erzählt er.<br />
Drei Bombenjäger, die auf Höhe der Apfelbaumwipfel flogen,<br />
begegneten ihnen auf dem weiteren Weg. Sie bombardierten<br />
Wald und Straße. Zwei Kameraden der letzten Gruppe bekamen<br />
etwas ab. Ende April dann der Befehl: „Rückzug“. Der Russe war<br />
sechs Kilometer hinter ihnen. Sie wurden von allen Seiten beschossen.<br />
In einem Waldstück erklärten die Offiziere die Einheit<br />
für aufgelöst. Versucht, euch zur Heimat durchzuschlagen auf eigene<br />
Gefahr, hieß es. „Doch das war gar nicht so einfach in Uniform.<br />
Wir häen als Deserteure gelten können, wenn wir von der<br />
Feldpolizei aufgegriffen worden wären“, erläutert Oo Hublitz.<br />
Die Waffen wurden gesammelt und vernichtet, und jeder versuchte,<br />
vom Versorgungswagen das zu holen, was möglich war.<br />
Duderstädter, Gönger und Osteröder, die die gleiche Richtung<br />
haen, schlossen sich zusammen. Eine Straße in Richtung<br />
Schwerin war voll mit Flüchtlingen, Pferden und Wagen. Sie<br />
machten Halt in einer großen Scheune, die besetzt war mit Frauen,<br />
Kindern und Wehrmachtsangehörigen. Ihnen wurde geraten,<br />
schnell weiterzuziehen, das wollten sie auch am nächsten Morgen,<br />
doch dann hörten sie von draußen ein lautes „Dawei Dawei“.<br />
Einige versuchten, zu flüchten, doch Oo Hublitz hae die Pistole<br />
der Russen schnell im Nacken und musste mit einem Kameraden<br />
den Weg entgegengesetzt der Heimat einschlagen. Die Russen<br />
haen alle gefangen genommen, die nach Soldaten aussahen.<br />
„Zwei Offiziere der Luwaffe gingen vor uns her. Ich hörte, dass<br />
sie flüchten wollten, sobald sich ihnen die Möglichkeit bieten<br />
würde. Ich dachte, da müssen wir mit, da wir sonst in Sibirien<br />
landen würden.“ Einer der Offiziere schoss einen russischen Soldaten<br />
vom Pferd und alle rannten ins Kartoffelfeld und in einen<br />
Wald. Sie sahen den Schweriner See im Sonnenschein glitzern.<br />
Um sie herum überall Russen. Die Idee, den kürzesten Weg über<br />
den See zu nehmen, scheiterte, da das Boot, in das einige von<br />
ihnen segen, nach nur 50 Metern sank. Aus einer Fischerhütte<br />
drang Gesang von Russen. Die Gruppe ging durch den See im<br />
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