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Ausgabe 14

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HISTORISCH.<br />

Die handgeschriebenen Zeilen seiner Sammlerstücke transkribiert<br />

er stets fein säuberlich, samt eventueller Rechtschreibfehler. Für einen<br />

Laien ist es nicht möglich, die alten Briefe zu lesen, denn sie sind<br />

in Kurrentschri verfasst worden. „Das war die Schreibschri um<br />

1750 und in den Jahrzehnten danach bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts“,<br />

erklärt der 67-Jährige.<br />

Die deutsche Kurrentschri<br />

ist eine zügig geschriebene<br />

Schreibschri, eine sogenannte<br />

Laufschri, die sich durch spitze<br />

Winkel und veränderliche<br />

Strichstärke auszeichnet. „Man<br />

sagt zwar immer, früher haben<br />

die Menschen sauberer geschrieben<br />

als heute, doch dem<br />

würde ich widersprechen“, sagt<br />

Leipert. Mit Hilfe von Literatur<br />

und des Duderstädter Stadtarchivars<br />

hat er im Laufe der Zeit<br />

gelernt, die Kurrentschri zu<br />

lesen.<br />

Sein Lieblingsstück, einen<br />

Brief über den Großbrand 1852<br />

in Duderstadt, hat er vor rund<br />

drei Jahren im Internet auf der<br />

Plaorm Ebay ersteigert. „Ein<br />

wahres Schnäppchen“, sagt der<br />

Eichsfelder. Vielen Sammlern<br />

ginge es bei Aukonen wie diesen<br />

eher um die Briefmarken und weniger um den Inhalt, erklärt er.<br />

Leipert sammelt Briefe, die vor der Gründung des Deutschen Kaiserreiches<br />

von Duderstadt aus verschickt wurden. „O haben Sammler<br />

ein besmmtes Gebiet, ich habe mich beim Briefesammeln für die<br />

Zeit vor 1872 entschieden.“ Bei diesen Schreibstücken handelt es sich<br />

zumeist um Faltbriefe, die aus einem Bogen Papier gefaltet sind. Sie<br />

waren üblich, als Briefumschläge noch eine Seltenheit darstellten.<br />

Der Bogen wurde auf Briefformat gefaltet, ineinandergesteckt, adressiert<br />

und meist versiegelt (siehe Fotos unten).<br />

Das Postwesen sei damals ein völlig anderes gewesen als heute,<br />

erläutert der leidenschaliche Sammler. So musste die Post meistens<br />

von der Poststelle abgeholt werden, und das Porto wurde gewöhnlich<br />

vom Empfänger bezahlt. Auch gab es eine Teilzahlung der Gebühr bis<br />

zur Landesgrenze oder einem Ort, wo die Posthoheit wechselte. Der<br />

Empfänger hae die restliche Streckengebühr zu zahlen. Zudem gab<br />

es den Unterschied zwischen Reitpost und der teureren Fahrpost. Die<br />

Einführung der ersten Briefmarke<br />

1849 in Bayern sorgte<br />

für Unmut, da ab sofort nur<br />

noch der Absender das Porto<br />

zahlen musste. 1874 wurde<br />

dann der Weltpostverein gegründet.<br />

Dieser regelt bis heute<br />

die internaonale Zusammenarbeit<br />

der Postbehörden<br />

von 192 Mitgliedstaaten. Die<br />

Recherche solcher Gegebenheiten<br />

gehört ebenfalls zum<br />

Hobby des Duderstädters.<br />

Zwei Aktenordner hat der<br />

Eichsfelder bereits mit Briefen<br />

aus alten Zeiten gefüllt. Von<br />

einer Oberin aus dem Ursulinenkloster<br />

ist einer dabei, eine<br />

Rechnung über eine Tabak-Lieferung<br />

ist eingeheet, und in<br />

einem Schristück beschwert<br />

sich ein Pfarrer, dass er kein<br />

Holz bekommt. Auch besitzt<br />

er einige Briefe, die vom Amt<br />

Duderstadt und der Stadtverwaltung Duderstadt stammen. Gerne<br />

würde Joachim Leipert seiner Sammlung demnächst einen Brief, der<br />

aus der Zeit um 1600 stammt, hinzufügen. Auf der Suche danach ist<br />

er nicht nur im Internet, sondern auch auf Veranstaltungen wie beispielsweise<br />

der Internaonalen Briefmarkenbörse.<br />

Wer Interesse an alten Briefen hat, kann sich telefonisch an Joachim<br />

Leipert wenden (0 55 27 / 15 17) oder beim Philastammsch<br />

im Hotel Budapest (Marktstraße 99 in Duderstadt) vorbeischauen.<br />

Ein Kreis von Sammlern von Briefen, Briefmarken, Schrien und<br />

Münzen tri sich dort jeden letzten Dienstag im Monat ab 19 Uhr.<br />

PUNKT. 5

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