Ausgabe 14

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Text Krisn Kunze | Fotos Iris Blank Geschriebene Geschichte Joachim Leipert entführt in die Postgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Duderstädter sammelt Briefe, die zu dieser Zeit von Duderstadt aus verschickt wurden. Der Sammler Es sind Zeilen aus einem Faltbrief, der am 27. September 1852 von Duderstadt über Leinefelde nach Nordhausen „an den Realschüler Aloys Pudenz Wohlgeboren Nordhausen Wohnha beim Herrn Pressel in der Bäckerstraße“ geschickt wurde: „Die große Marktstraße und Judenstraße sind auf der einen Seite ganz abgebrannt und auf der anderen mehrere Häuser ... Den Montag sind nun hundertzwanzig Bergleute gekommen und die haben noch viele Häuser gereet, doch in dieser schrecklichen Verwüstung beinah die halbe Stadt sind doch noch Menschen deren Herz noch nicht ganz von der Strafe Goes gerührt ist und ihre Hand nach fremdes aus der Feuerflamme gereetes Gut ausstreckte so das viele Soldaten zum Wachen hier her kommen mußten...“ Frankiert ist der Brief mit einer Silbergroschen-Marke Königreich Hannover der Markenausgabe Juli 1851 in lachsfarben, gesendet von der Schwester des Adressaten, Regina Pudenz. „Ich denke, sie wird ungefähr <strong>14</strong> Jahre alt gewesen sein“, sagt Joachim Leipert. Der Duderstädter, der seit seiner Jugendzeit begeisterter Briefmarkensammler ist, hat vor einigen Jahren auch das Sammeln von alten Briefen für sich entdeckt. Joachim Leipert (67) aus Duderstadt sammelt Briefe, die vor dem Jahr 1872 aus Duderstadt verschickt wurden. Damals verwendete man kaum Briefumschläge. Stadessen wurde ein Papierbogen auf Briefformat gefaltet, ineinandergesteckt und meist versiegelt. 4 PUNKT.
HISTORISCH. Die handgeschriebenen Zeilen seiner Sammlerstücke transkribiert er stets fein säuberlich, samt eventueller Rechtschreibfehler. Für einen Laien ist es nicht möglich, die alten Briefe zu lesen, denn sie sind in Kurrentschri verfasst worden. „Das war die Schreibschri um 1750 und in den Jahrzehnten danach bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts“, erklärt der 67-Jährige. Die deutsche Kurrentschri ist eine zügig geschriebene Schreibschri, eine sogenannte Laufschri, die sich durch spitze Winkel und veränderliche Strichstärke auszeichnet. „Man sagt zwar immer, früher haben die Menschen sauberer geschrieben als heute, doch dem würde ich widersprechen“, sagt Leipert. Mit Hilfe von Literatur und des Duderstädter Stadtarchivars hat er im Laufe der Zeit gelernt, die Kurrentschri zu lesen. Sein Lieblingsstück, einen Brief über den Großbrand 1852 in Duderstadt, hat er vor rund drei Jahren im Internet auf der Plaorm Ebay ersteigert. „Ein wahres Schnäppchen“, sagt der Eichsfelder. Vielen Sammlern ginge es bei Aukonen wie diesen eher um die Briefmarken und weniger um den Inhalt, erklärt er. Leipert sammelt Briefe, die vor der Gründung des Deutschen Kaiserreiches von Duderstadt aus verschickt wurden. „O haben Sammler ein besmmtes Gebiet, ich habe mich beim Briefesammeln für die Zeit vor 1872 entschieden.“ Bei diesen Schreibstücken handelt es sich zumeist um Faltbriefe, die aus einem Bogen Papier gefaltet sind. Sie waren üblich, als Briefumschläge noch eine Seltenheit darstellten. Der Bogen wurde auf Briefformat gefaltet, ineinandergesteckt, adressiert und meist versiegelt (siehe Fotos unten). Das Postwesen sei damals ein völlig anderes gewesen als heute, erläutert der leidenschaliche Sammler. So musste die Post meistens von der Poststelle abgeholt werden, und das Porto wurde gewöhnlich vom Empfänger bezahlt. Auch gab es eine Teilzahlung der Gebühr bis zur Landesgrenze oder einem Ort, wo die Posthoheit wechselte. Der Empfänger hae die restliche Streckengebühr zu zahlen. Zudem gab es den Unterschied zwischen Reitpost und der teureren Fahrpost. Die Einführung der ersten Briefmarke 1849 in Bayern sorgte für Unmut, da ab sofort nur noch der Absender das Porto zahlen musste. 1874 wurde dann der Weltpostverein gegründet. Dieser regelt bis heute die internaonale Zusammenarbeit der Postbehörden von 192 Mitgliedstaaten. Die Recherche solcher Gegebenheiten gehört ebenfalls zum Hobby des Duderstädters. Zwei Aktenordner hat der Eichsfelder bereits mit Briefen aus alten Zeiten gefüllt. Von einer Oberin aus dem Ursulinenkloster ist einer dabei, eine Rechnung über eine Tabak-Lieferung ist eingeheet, und in einem Schristück beschwert sich ein Pfarrer, dass er kein Holz bekommt. Auch besitzt er einige Briefe, die vom Amt Duderstadt und der Stadtverwaltung Duderstadt stammen. Gerne würde Joachim Leipert seiner Sammlung demnächst einen Brief, der aus der Zeit um 1600 stammt, hinzufügen. Auf der Suche danach ist er nicht nur im Internet, sondern auch auf Veranstaltungen wie beispielsweise der Internaonalen Briefmarkenbörse. Wer Interesse an alten Briefen hat, kann sich telefonisch an Joachim Leipert wenden (0 55 27 / 15 17) oder beim Philastammsch im Hotel Budapest (Marktstraße 99 in Duderstadt) vorbeischauen. Ein Kreis von Sammlern von Briefen, Briefmarken, Schrien und Münzen tri sich dort jeden letzten Dienstag im Monat ab 19 Uhr. PUNKT. 5
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