13.09.2016 Aufrufe

Ausgabe 14

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In Homs, der einsgen Rebellen-Hochburg Syriens, hae<br />

Dr. Abdul El-Tahhan früher eine eigene Praxis. Milerweile<br />

liegt die drigrößte Stadt des Landes in Trümmern.<br />

Erstmals kam der heute 68-Jährige im Jahr 1974 nach<br />

Deutschland. In Westberlin besuchte er beim Goethe-Instut<br />

zunächst einen Deutschkurs und wurde danach Assistenz-Arzt<br />

in der Chirurgie im Norden Deutschlands. In<br />

den 1980er Jahren ging es für ihn zurück ins Heimatland,<br />

das er in den 90ern in Richtung Saudi-Arabien erneut verließ.<br />

„Das Klima in meiner Heimat war geprägt von Diktatur,<br />

Korrupon und Geheimdiensten. In Saudi-Arabien waren<br />

die Krankenhäuser moderner, die Gehälter besser, und ich<br />

konnte meinen Beruf unter besseren Bedingungen ausüben.<br />

neben Arabisch und Deutsch auch Englisch und Serbokroasch,<br />

doch nicht mit jedem seiner Paenten kann er sich<br />

so gut verständigen. „Es gibt Flüchtlinge aus Regionen in<br />

Eritrea, dort sprechen sie undefinierbare Sprachen“, erzählt<br />

er. Dann ginge es mit Händen, Füßen und ein wenig Englisch<br />

aber immer irgendwie. Die Aufnahmeuntersuchung<br />

dient dazu, den Gesundheitsstatus der Menschen nach Ihrer<br />

o dramaschen Flucht festzustellen. Hierbei weichen<br />

die Gesundheitsstandards der Herkunsländer zumeist<br />

deutlich von den deutschen Standards ab. Beispielsweise<br />

sei ein Verdachtsfall auf Tuberkulose festgestellt worden,<br />

der sich allerdings nicht bestägt habe. Alle Paenten über<br />

15 Jahren werden nach der Untersuchung zusätzlich noch<br />

Schließlich musste ich auch Geld für das Studium meiner<br />

Kinder verdienen“, erzählt der Mediziner, der heute im St.<br />

Marni Krankenhaus Duderstadt arbeitet. Dort ist er seit Anfang<br />

2015 in der neueröffneten Abteilung für Gefäßchirurgie<br />

als Oberarzt beschäigt.<br />

Zurück nach Deutschland kam er im Jahr 2010 – um sich<br />

den Neuheiten auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie zu widmen.<br />

„Deutschland ist meine zweite Heimat“, sagt El-Tahhan.<br />

Zusammen mit seiner Frau wohnt er in Göngen. Seine<br />

Tochter ist Ärzn in Homburg, sein Sohn Apotheker im kanadischen<br />

Montreal. Einer seiner Brüder ist noch in Syrien,<br />

seine anderen Geschwister leben ebenfalls nicht mehr dort.<br />

„Heimat bedeutet ja nicht nur Familie, sondern auch Freunde<br />

und Erinnerungen, und von denen sind viele verloren gegangen“,<br />

sagt der 68-Jährige.<br />

Daher kann der gebürge Syrer nur zu gut verstehen, wie<br />

es vielen Flüchtlingen in den zurückliegenden Jahren ergangen<br />

ist. Im direkten Kontakt steht er mit vielen bei den Aufnahmeuntersuchungen<br />

in St. Marni. Denn als im August<br />

die Bie des Innenministeriums, bei den Aufnahmeuntersuchungen<br />

zu unterstützen, an die Leitung des vinzennischen<br />

Krankenhauses herangetragen wurde, hat diese ohne<br />

zu zögern zugesagt, zu helfen. „Ich kann Arabisch sprechen,<br />

also bin ich jetzt dafür zuständig. Aber das mache ich wirklich<br />

gerne“, sagt El-Tahhan. Man glaubt es dem freundlichen<br />

Mann sofort. Täglich kommen bis zu 60 Asylbewerber zur<br />

Untersuchung, Menschen jeden Alters. El-Tahhan spricht<br />

geröntgt. Anfänglich gehörten auch Blutentnahmen zur<br />

Aufnahmeuntersuchung, diese gibt es allerdings zurzeit nur<br />

noch bei schwangeren Frauen.<br />

Manches Mal stammen El-Tahhans Paenten wie er aus<br />

dem syrischen Homs, dann lässt sich der Arzt Eindrücke<br />

von der schwierigen Lage in der gemeinsamen Heimatstadt<br />

schildern. „Die Situaon in Syrien ist sehr traurig. Glücklich<br />

sind die meisten Flüchtlinge nicht, wenn sie fliehen müssen.<br />

Das Problem in Syrien müsste gelöst werden.“<br />

PUNKT. 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!