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Neophyten-Ausbreitung durch Vogelfutter (Ambrosia artemisiifolia

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ten gar nicht, ihr mittleres Gewicht variierte<br />

von 2,5 bis 8 mg. Bei den Proben mit keimfähigen<br />

Samen nahm der Keimerfolg mit<br />

dem Fruchtgewicht zu (Abb. 4).<br />

4 Diskussion<br />

<strong>Ambrosia</strong> <strong>artemisiifolia</strong> gelangt auf verschiedenen<br />

Wegen unbeabsichtigt nach<br />

Deutschland. Funde an Bahnanlagen und<br />

Häfen weisen auf eine Verschleppung mit<br />

Warenlieferungen über Schiffe und Eisenbahn<br />

hin, das Vorkommen auf Äckern auf eine<br />

mit verunreinigtem Saatgut und die Vorkommen<br />

an Straßen- und Wegrändern auf<br />

die Diasporen-<strong>Ausbreitung</strong> <strong>durch</strong> den Transport<br />

von Erde im Zuge von Straßenbaumaßnahmen<br />

(TARAMARCAZ et al. 2005). Eine wesentliche<br />

Bedeutung hat die Einschleppung<br />

von <strong>Ambrosia</strong> über <strong>Vogelfutter</strong>, was das häufige<br />

Auftreten der Art an <strong>Vogelfutter</strong>stellen<br />

zeigt. In mehreren Studien konnte nachgewiesen<br />

werden, dass im kommerziell gehandelten<br />

<strong>Vogelfutter</strong> keimfähige Samen von<br />

<strong>Ambrosia</strong> vorkommen (ALBERTERNST et al.<br />

2006, BOHREN et al. 2005, ÖkoTest 2007).<br />

Auch die vorliegende Studie belegt diesen<br />

Weg der Einschleppung von <strong>Ambrosia</strong>.<br />

Knapp 70 % der untersuchten frei im Handel<br />

erhältlichen <strong>Vogelfutter</strong>-Proben enthielten<br />

<strong>Ambrosia</strong>-Früchte. Dies deckt sich gut mit<br />

den Ergebnissen von Studien in anderen Gebieten<br />

Deutschlands und der Schweiz. Bei<br />

ALBERTERNST et al. (2005) waren es ebenfalls<br />

70 % in insgesamt 33 Proben, bei BOH-<br />

REN et al. (2006) 71 % in 17 Proben und der<br />

Analyse von ÖKOTEST (2007) zufolge 83 %<br />

bei 18 Proben. Der Anteil der mit <strong>Ambrosia</strong><br />

verunreinigten <strong>Vogelfutter</strong>proben scheint<br />

demzufolge regional kaum zu variieren und<br />

auch über die vergangenen vier Jahre hinweg<br />

recht konstant geblieben zu sein. Dies ist<br />

deshalb bemerkenswert, da in der jüngsten<br />

Vergangenheit wiederholt der Aufruf an die<br />

Hersteller und Vertreiber von <strong>Vogelfutter</strong> erging,<br />

<strong>Ambrosia</strong>-Verunreinigungen nach<br />

Möglichkeit zu reduzieren bzw. zu vermeiden<br />

und nur noch Verträge mit Lieferanten<br />

abzuschließen, die ihre Lieferungen auf Verunreinigungen<br />

mit <strong>Ambrosia</strong> kontrollieren<br />

oder zusätzliche Reinigungsmaßnahmen<br />

Abb. 5: <strong>Ambrosia</strong>-<br />

Keimling, 18 Tage alt<br />

(gezählt ab dem Zeitpunkt<br />

der Aussaat in<br />

die Petrischalen).<br />

Abb. 3: Zeitlicher Verlauf<br />

der Keimung von<br />

<strong>Ambrosia</strong>-Früchten<br />

aus den untersuchten<br />

<strong>Vogelfutter</strong>proben.<br />

Ausgesät wurden am<br />

09. April 2008 insgesamt<br />

283 Früchte.<br />

Abb. 4: Abhängigkeit<br />

der Keimrate vom<br />

Gewicht der <strong>Ambrosia</strong>-Früchte.Dargestellt<br />

sind das mittlere<br />

Fruchtgewicht der<br />

jeweiligen <strong>Vogelfutter</strong>probe<br />

und die Keimrate.<br />

Die Regression<br />

wurde für die Proben<br />

mit keimfähigen<br />

Samen berechnet.<br />

<strong>durch</strong>führen. So hat z.B. „Vitakraft“ seit<br />

2007 <strong>Vogelfutter</strong> mit dem label „<strong>Ambrosia</strong><br />

controlled“ ins Programm genommen (Öko-<br />

Test 2007), wobei die Proben dann nicht<br />

mehr als 0,005 % <strong>Ambrosia</strong>-Früchte enthalten<br />

dürfen. Proben des Herstellers „Vitakraft“<br />

wurden in der vorliegenden Studie<br />

nicht untersucht.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die <strong>Ambrosia</strong>-Früchte<br />

unbeabsichtigt in das <strong>Vogelfutter</strong><br />

gelangen, und zwar dann, wenn die Flächen<br />

für den Anbau von Pflanzen zur Gewinnung<br />

von <strong>Vogelfutter</strong> (z.B. Sonnenblumenfelder)<br />

mit <strong>Ambrosia</strong> <strong>artemisiifolia</strong> verunkrautet<br />

sind. In der vorliegenden Studie zeigte sich,<br />

dass im Mittel in Mischproben geringfügig<br />

mehr <strong>Ambrosia</strong> enthalten ist als in Sonnenblumenkernen<br />

(16 bzw. 11). Bei den Sonnenblumenkernen<br />

waren zwar vier Proben<br />

frei von <strong>Ambrosia</strong> und weitere vier enthielten<br />

nur sehr wenige (1–6) <strong>Ambrosia</strong>-Früchte.<br />

Allerdings waren die beiden am stärksten<br />

verunreinigten Proben ebenfalls Sonnenblumenkerne.<br />

Bei Mischfutter, das in der Regel<br />

auch einen hohen Anteil an Sonnenblumenkernen<br />

enthielt, waren in 11 von 12 Proben<br />

zum Teil beachtliche Mengen an <strong>Ambrosia</strong><br />

enthalten. Möglicherweise lassen sich Verunreinigungen<br />

mit <strong>Ambrosia</strong> aus Mischproben<br />

mit sehr unterschiedlichen Korngrößen<br />

schwerer aussondern als bei reinen Sonnenblumenkernen,<br />

die deutlich größer als <strong>Ambrosia</strong><br />

sind.<br />

Im Sinne regionaler oder zumindest nationaler<br />

Wirtschaftskreisläufe wäre das Problem<br />

auch da<strong>durch</strong> zu lösen, dass Sonnenblumenkerne<br />

aus heimischer Produktion vertrieben<br />

und nicht rund um den Globus transportiert<br />

werden.<br />

Für die erfolgreiche Ansiedlung und Etablierung<br />

von <strong>Ambrosia</strong> ist nicht allein die<br />

Häufigkeit der <strong>Ambrosia</strong>-Samen im <strong>Vogelfutter</strong><br />

entscheidend, sondern vor allem deren<br />

Keimfähigkeit. Von zehn der 17 Proben mit<br />

<strong>Ambrosia</strong> (59 %) keimte zumindest ein Teil<br />

der Samen. Dieser Anteil an Proben mit<br />

keimfähigen Samen ist etwas geringer als bei<br />

246 Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (8), 2008

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