Magazin 1 - Ernährungsberatung-Fitness-Stormarn

Brief einer Mutter, deren erwachsene Tochter an ADHS UND Autismus
„leidet“. Die Thematik passt nicht unbedingt zur Ernährung. Da ich aber spezielle
Nordic Walking Kurse für Jugendliche mit ADHS/Autismus gebe und auch in der
Ernährungsberatung die Thematik ADHS integriert habe, passt es dann doch
wieder!
Es macht mich müde…
Meine Tochter ist über 20J alt und wohnt „immer noch“ zu Hause. Es macht mich
müde, ständig erklären zu müssen, warum meine Tochter noch im „Hotel Mama“
wohnt – ja weil sie einfach anders ist als andere und das hat überhaupt nichts mit
dem „Hotel Mama“ zu tun.
Es macht mich müde, ständig erklären zu müssen, warum meine Tochter keinen
„Small – Talk“ halten kann, Menschen aus dem Weg geht und lieber „ihr eigenes
Süppchen“ kocht – ja weil sie einfach viele, von der Gesellschaft festgelegte
Normen nicht versteht und weil sie, dank der Gesellschaft weiß, dass sie anders ist.
Sie und viele andere „Betroffene“ wissen, dass sie anders sind, dass sie immer bei
irgendwem anecken und dass sie immer irgend einen Fehler machen, also „kochen
sie lieber ihr eigenes Süppchen“.
Ich bin es müde, immer wieder zu rechtfertigen, warum meine Tochter anderen
Menschen nicht in die Augen sehen kann und keinen vernünftigen Satz über die
Lippen bringt – ja weil sie die Menschen und ihre Gesten nicht versteht und somit
lieber nichts sagt.
Ich bin es müde immer wieder erklären zu müssen, warum meine Tochter auf
manchen Gebieten ein Wissen wie „Einstein“ hat und doch „lebensunfähig“ ist.
Sie ist nicht „lebensunfähig“, sie, und viele andere „Betroffene“ sind nur einfach
anders und werden von der Gesellschaft als „lebensunfähig“ abgestempelt.
Ich bin es einfach müde, all diese Dinge und viele weitere immer wieder über
Jahrzehnte hinweg erklären und rechtfertigen zu müssen. Hätten diese Menschen
eine „sichtbare“ Behinderung, wäre wahrscheinlich alles einfacher – für die
„Betroffenen“ und deren Familien.
Ich versuche meiner Tochter zu helfen, ihr Leben zu leben und zwar so, dass es für
sie lebenswert ist und es sie glücklich macht. Das Problem ist dabei, dass dieses
Leben manchmal an gesellschaftlichen Normen und DIN – Vorschriften vorbei geht
und ich eben z. B nicht verlange, dass sie Menschen die Hand geben muss oder
sie zum Small – Talk zwinge – und liebe Gesellschaft, mittlerweile ist es mir sowas
von egal.
Vielleicht könnte die Gesellschaft sich mal bemühen, mit ADHS/Autismus-Augen zu
sehen und versuchen, mit ihrem Gehirn die Welt um sie herum zu verstehen,
anstatt immer nur zu sagen, „das ist doch kein Leben“, „die sind doch
lebensunfähig“.
Sie sind alle lebensfähig und sie leben – nur in ihrer eigenen Welt
Es ist eine andere Welt, aber dennoch keine schlechtere…