VEDES Magazin Herbst/Winter 2016 | VM26
spielen mit VEDES | Das VEDES Kundenmagazin
spielen mit VEDES | Das VEDES Kundenmagazin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WISSEN<br />
& ENTDECKEN<br />
INTERVIEW<br />
Diplom-Psychologin Patricia Weil arbeitet im „Tal 19“,<br />
einem Beratungs- und Therapiezentrum für Suchtgefährdete und<br />
Abhängige in München (www.tal19.de). Sie hat uns einige Fragen<br />
zum Thema Mediensucht beantwortet.<br />
»IM GESPRÄCH BLEIBEN UND<br />
POSITIVES VERSTÄRKEN«<br />
Fotos: Kirsty Begg/stocksy<br />
Warum haben neue Medien überhaupt<br />
eine so große Anziehungskraft?<br />
Ein Computerspiel vermittelt Erfolgserlebnisse,<br />
die im Alltag vielleicht ausbleiben, und<br />
befriedigt wichtige Grundbedürfnisse, wie z. B.<br />
das nach Anerkennung. Die Nutzer erleben sich<br />
beim Spielen oder in sozialen Netzwerken als<br />
begehrenswert und stark. Fluchten in virtuelle<br />
Welten werden insbesondere dann immer<br />
wichtiger, wenn die Realität jenseits des<br />
Bildschirms ganz anders aussieht, wenn der<br />
Betroffene Probleme hat mit Eltern, Freunden<br />
oder in der Schule. Dies betrifft besonders<br />
Jugendliche, bei denen sich plötzlich alles<br />
verändert und neu sortiert.<br />
Wann wird der Konsum von<br />
Internet und Computerspielen<br />
besorgniserregend?<br />
Problematisch wird es, wenn sich das Leben<br />
immer mehr auf die Medien einengt und andere<br />
Sachen vernachlässigt werden, wie Hobbys,<br />
Freunde oder Pflichten. Wenn Jugendliche sich<br />
schwertun, sich an Regeln zu halten, und selbst<br />
keinen Schlussstrich ziehen können, sollte man<br />
aufmerksam werden. Außerdem ist es kritisch,<br />
wenn Medienkonsum zur Stressbewältigung<br />
genutzt wird bzw. Jugendliche immer wieder<br />
versuchen, sich hierüber emotional zu<br />
regulieren.<br />
Wie sollen sich betroffene Eltern geg<br />
enüber ihrem Nachwuchs verhalten?<br />
Jetzt ist es wichtig, im Gespräch zu bleiben.<br />
Das heißt zunächst, die eigenen Sorgen zum<br />
Ausdruck zu bringen, aber auch, Interesse zu<br />
zeigen. Man könnte sich beispielsweise ein<br />
Computerspiel mal vorführen lassen, und dies<br />
mit einer eher wohlwollenden als geringschätzigen<br />
Haltung. Gleichzeitig sollte man sich<br />
intensiv mit dem Thema Mediensucht<br />
beschäftigen. Nur wer gut informiert ist, hat<br />
auch das nötige Selbstbewusstsein, um Regeln<br />
und Ziele anzusprechen. Dabei ist es zielführender,<br />
die optimale Nutzungszeit mit dem Kind<br />
auszuhandeln statt sie einfach vorzuschreiben.<br />
Dann fühlt sich das Kind auch ernst genommen.<br />
Trotzdem ist es wichtig, dem Nachwuchs klare<br />
Grenzen zu setzen und diese auch konsequent<br />
einzuhalten. Viele schaffen das nicht. Aber<br />
Kinder brauchen Grenzen.<br />
Was ist bei solchen Gesprächen<br />
wichtig?<br />
Wir neigen häufig dazu, nur auf das Negative zu<br />
schauen, und verlieren den Blick für die Dinge,<br />
die gut laufen. Wir alle brauchen Bestätigung<br />
– und Kinder und Jugendliche erst recht!<br />
Deshalb sollten Eltern bei ihnen das Positive<br />
verstärken und sie viel loben, Verständnis zum<br />
Ausdruck bringen, z. B. für den augenblicklichen<br />
Schulstress. Und nachfragen: Wie geht es<br />
dir eigentlich? Was beschäftigt dich gerade?<br />
Wichtig ist es auch, Alternativen anzubieten, die<br />
allen Spaß machen. Ausflüge zum Beispiel oder<br />
einen gemeinsamen Spieleabend. Denn<br />
insgesamt gilt: Der Computer sollte nicht das<br />
einzige Gesprächsthema bleiben.<br />
spielen mit <strong>VEDES</strong> 57