VEDES Magazin Herbst/Winter 2016 | VM26

MEDIENKONSUM
„NUR
NOCH
FÜNF MINUTEN!“
„Das Internet ist wie eine Welle“, sagte der verstorbene Apple-
Chef Steve Jobs einmal. „Entweder man lernt, darin zu schwimmen,
oder man geht unter.“ Doch was ist mit Kindern und Jugendlichen?
Gehen sie im Web baden oder behalten sie den Kopf über Wasser?
Fotos: Nicholas B/fotolia
Unser Marc hat seit drei Tagen sein Zimmer
nicht verlassen“, erzählt eine verzweifelte
Mutter. „Früher haben wir
noch gemeinsam zu Abend gegessen. Aber seit
Wochen ist er wie ausgewechselt. Er wäscht sich
kaum noch, seine Freunde interessieren ihn
nicht mehr, ganz zu schweigen von der Schule.
Stattdessen sitzt er stundenlang vorm Computer.
Wir haben schon alles versucht, aber wir
kommen einfach nicht mehr an ihn ran.“ Ein
Einzelfall? Leider nicht. Solche und ähnliche
Fälle erlebt Diplom-Psychologin Patricia Weil
in einer Suchtberatungsstelle in München jeden
Tag. „Das Internet spielt inzwischen bei Kindern
und Jugendlichen eine große Rolle“, meint
sie. „Vor allem Computerspiele gehören für die
meisten einfach dazu.“ Viele Eltern bewerten
diese „Daddelphasen“ als Zeitverschwendung,
weil sie diese Form der Beschäftigung einfach
nicht nachvollziehen können.
Neue Medien machen Angst
Dass neue Errungenschaften erst mal auf
Wider stand stoßen, ist nicht neu. Blicken wir
mal mit Medienwissenschaftlerin Maren
Würfel von der Uni Erfurt in die Vergangenheit:
„In der Antike hieß es, Schreiben verderbe die
Rede. Später sprach man davon, Kino mache
aggressiv. Bei der Erfindung des Telefons unkten
kritische Stimmen, Telefonieren weiche das
Gehirn auf. Schon immer in der Geschichte
haben neue Medien den Menschen Angst gemacht.“
Aber heißt das jetzt für Eltern „Augen
zu und durch“? Ab wann werden Internet-
Chats, soziale Netzwerke, Playstation und Co.
zur ernst zu nehmenden Sucht? Und was ist
Sucht eigentlich?
Nach dem ICD 10 (= Internationale Klassi
fi kation psychischer Störungen) liegt eine
Ab hängigkeit unter anderem vor, wenn der
Wunsch nach Konsum einer Substanz oder
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