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WIN-02-2016_WEB

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WJA - <strong>WIN</strong> <strong>02</strong>.16 27<br />

Landschaften, sehr sympathische Landsleute (die 5 waren echt herzlich)<br />

und einen hohen Kaffeekonsum (das war mir völlig neu ) vorweisen kann.<br />

Finnland gehört seit 1995 der Europäischen Gemeinschaft, aber bis heute<br />

nicht der NATO an. Während die schwedische Großmachtstellung in Finnland<br />

nur bis zum 18. Jahrhundert andauerte, scheinen der Aufstieg und die<br />

Nähe Russlands nicht nur wegen der Nachbargrenze im Osten Finnlands<br />

von mehr als 1.000 km Einfluss zu haben. Zählen Gesundheits- und Sozialwesen,<br />

Einzelhandel, Consulting, Schulwesen, Forstwirtschaft und Transportwesen<br />

zu den Wachstumsmärkten, leide es unter den aktuellen Wirtschaftsembargos<br />

gegenüber Russland mit, wie deutliche Einbußen, etwa im<br />

Tourismus zeigten. Wir durften aus sehr persönlichen Erzählungen erfahren,<br />

dass das Fehlen eines starken nationalen Absatzmarktes vor allem das produzierende<br />

Gewerbe in der Elektronik-, Metall-, Holz- und Lebensmittelindustrie,<br />

aber auch den Dienstleistungssektor zuletzt trotz EU-Binnenmarktes<br />

empfindlich trifft. Nicht wenige Finnen bewegen die anspruchsvollen Voraussetzungen<br />

im eigenen Land zu einem Neustart auch im Ausland, der<br />

unseren DFG-Gästen in Augsburg offenkundig gut gelungen ist.<br />

die mehr Mehl als Fleisch enthalten soll. Gleich wo und zu welcher Jahreszeit,<br />

in der Sauna entstehe so eine „heilige Stimmung“ (O-Ton). Wem hätte<br />

derlei schon einmal geschadet?<br />

Wer weiß, vielleicht heißt es für den einen oder anderen von uns bald:<br />

„Tervetullut!“ – „Willkommen!“ Wer Buchstabe für Buchstabe liest und die<br />

Betonung stets auf die erste Silbe legt, kann laut Herrn Ludwig nicht viel<br />

falsch machen…<br />

Markus Beck<br />

Die Berichte über ein Zentralamt, das landesweit für ein einheitliches Mindestniveau<br />

der Schulausbildung sorgt, die Lehrerausbildung sehr hoch<br />

hält und Haushaltsmittel für eine technisch fortschrittliche Ausstattung von<br />

Schulen und Bildungseinrichtungen stellt, über eine Erziehung zu betonter<br />

Selbständigkeit und Eigenverantwortung sowie über einen hohen Anspruch<br />

an Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in Gesellschaft und Wirtschaft,<br />

haben in der Runde zu regen Diskussionen über hiesige Verhältnisse<br />

geführt. Dabei wurde nicht verschwiegen, dass gleichzeitig strukturelle<br />

Probleme zu einer vergleichsweise deutlich höheren Arbeitslosigkeit in<br />

Finnland, v.a. unter Jugendlichen führen.<br />

Geflüchtete begegneten in Finnland insbesondere den Hemmnissen der<br />

Sprachbarriere (90 % finnisch, 5 % schwedisch), der klimatischen Verhältnisse<br />

und der fehlenden Integrationsmöglichkeiten.<br />

Dass Finnland mit Innovationskraft, Entrepreneurship und Pragmatismus<br />

überzeugen kann, wurde am Beispiel der Stadt Tampere, Ausrichter der<br />

EC <strong>2016</strong>, deutlich. Dort werden der Bedeutungshoheit der Hauptstadt<br />

Helsinki schnelle und unbürokratische Entscheidungen, z. B. für eine komplett<br />

untertunnelte Nord-Süd-Achse oder ein neues Theater in Rekordbauzeit,<br />

entgegen gesetzt und dafür auch die notwendigen Mittel bzw. Investoren<br />

beschafft – durchaus eine Nachahmung wert, oder?<br />

Zwischen Augsburg und Tampere bestehen aber auch sofort erkennbare<br />

Gemeinsamkeiten: Früher wichtiger Standort bedeutender Webereien entwickelt<br />

sich Tampere heute zu einer Hochschulstadt mit Drang zur Metropole.<br />

Näsinneula [‘næsin,neula], der am 1. Mai 1971 fertiggestellte 173<br />

Meter hohe Fernsehturm im finnischen Tampere und höchste Aussichtsturm<br />

Nordeuropas, erinnert stark an den nur 1 Jahr später fertiggestellten<br />

Augsburger Hotelturm [Maiskolben], siehe https://www.youtube.com/<br />

watch?v=N80wRoauqQY.<br />

Beim abschließenden Beisammensein haben die Teilnehmer also schnell<br />

festgestellt, dass wir alle mit sisu (Idiom für Ausdauer) und Herz „hoch<br />

hinaus“ können und Raum für Ziele wie Visionen ist.<br />

Verlockend bleibt die Aufforderung zum Besuch einer der mehr als 2 Mio.<br />

Saunen in Finnland bei karelischen Piroggen (karjalanpiirakka), einem Gebäck<br />

aus Milchreis oder Kartoffelbrei in einem Mantel aus Roggenteig, oder<br />

bei Würstchen ((lenkki)makkara), einer durchschnittlich gewürzten Wurst,

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