3. - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW
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ZUR AUSSTELLUNG „VERQUEERE WELTEN“<br />
Marta Grabski<br />
Verqueere Welten – Alternative Lebenswege junger Menschen<br />
Das Projekt „Verqueere Welten – Alternative Lebenswege junger Menschen“ wurde in den Jahren<br />
2010 <strong>und</strong> 2011 aus Mitteln des Kinder- <strong>und</strong> Jugendförderplanes des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
gefördert <strong>und</strong> beinhaltet eine Wanderausstellung, eine Broschüre sowie einen 80 minütigen Dokumentarfilm.<br />
Zwölf Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene von 14 bis 27 Jahren, die sich als schwul, lesbisch, bi,<br />
trans* oder queer definieren, geben Einblicke in ihre Biografien <strong>und</strong> geben so die Möglichkeit, sie als<br />
Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen kennenzulernen <strong>und</strong> sich damit auseinanderzusetzen.<br />
Träger des Projektes ist die Rosa Strippe e.V. Bochum, die zweitgrößte psychosoziale Beratungsstelle<br />
für Lesben, Schwule <strong>und</strong> deren Angehörige in Nordrhein-Westfalen. Neben Beratungstätigkeiten<br />
gehört die Arbeit mit Jugendlichen zu den Arbeitsschwerpunkten des Vereins.<br />
Die Idee zum Projekt „Verqueere Welten“ entstand aus dem Bedarf von jungen Schwulen, Lesben,<br />
bi, trans* <strong>und</strong> queer Lebenden. Die Jugendlichen, mit denen die Rosa Strippe zu tun hat, berichten<br />
über Diskriminierungserfahrungen, die ihren Alltag beeinflussen. Sie haben außerhalb der „Szene“<br />
wenige Räume, ihre Situation zu reflektieren <strong>und</strong> sich mitzuteilen. Sie suchen hierfür die Unterstützung<br />
von Mitarbeiter_innen oder anderen schwul-lesbischen Jugendzentren, um ihre Probleme nicht alleine<br />
bewältigen zu müssen <strong>und</strong> neue Handlungsmöglichkeiten zu finden. Die Pädagog_innen der Rosa<br />
Strippe sehen es als notwendig an, junge Menschen in ihrer Identitätsentwicklung zu stärken <strong>und</strong><br />
einen diskriminierungsfreien Raum zu schaffen, in dem sie ihre Erfahrungen <strong>und</strong> Lebensgeschichten<br />
unbeschadet teilen können. Durch die Veröffentlichung der Ergebnisse soll eine breite Öffentlichkeit<br />
erreicht <strong>und</strong> das Thema ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Ziel ist es, Vorurteile <strong>und</strong> Diskriminierung<br />
abzubauen <strong>und</strong> für mehr Akzeptanz zu werben.<br />
An dem Projekt „Verqueere Welten“ waren neben der Projektleitung, den Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />
Erwachsenen, die Fotografin Elke Vahle, der Grafiker Christian Heitmann <strong>und</strong> der Medienpädagoge<br />
Sebastian Schwarz beteiligt.<br />
Die Teilnehmer_innen des Projektes haben sich über eine lange Zeit sehr intensiv mit sich selbst<br />
<strong>und</strong> ihren Lebenssituationen auseinandergesetzt, die abseits dessen liegen, was in unserer Gesellschaft<br />
als „Normalität“ aufgefasst wird. Sie haben ein Forum gef<strong>und</strong>en, um sich in ihrer Unterschiedlichkeit<br />
mitzuteilen.<br />
In einer heteronormativen <strong>und</strong> durch den Gegensatz der weiblichen <strong>und</strong> männlichen Geschlechterrollen<br />
dominierten Gesellschaft bedeuten bewusst unklare Identitätszuschreibungen auch, dass<br />
andere <strong>und</strong> neue Diskriminierungserfahrungen gemacht werden, als Menschen sie erleben, die sich<br />
als lesbisch oder schwul definieren. Die ausgewählten Porträts heben sich bewusst von den Kategorien<br />
„schwul“ <strong>und</strong> „lesbisch“ ab, denn wir leben in einer Gesellschaft, in der es nicht nur heterosexuelle<br />
<strong>und</strong> homosexuelle Menschen gibt. Sie möchten eine Bandbreite von jungen vielfältigen Menschen<br />
mit vielfältigen Lebensentwürfen ansprechen <strong>und</strong> veranschaulichen.<br />
Das Projekt versteht sich bewusst nicht als repräsentative Erhebung, sondern vielmehr als Einladung,<br />
sich mit persönlichen Beispielen alternativer Lebenswege zu beschäftigen. Die Broschüre sowie<br />
der Film richten sich an alle interessierten Menschen <strong>und</strong> verfolgen das Ziel, als methodisches Handwerk<br />
für aufklärende Zwecke genutzt zu werden. Beides kann kostenlos bei der Rosa Strippe bestellt<br />
werden. Die Ausstellung kann von Vereinen, Schulen <strong>und</strong> anderen Institutionen ausgeliehen werden.<br />
Im Folgenden werden einige Lebenswege aus dem Projekt „Verqueere Welten – Alternative<br />
Lebenswege junger Menschen“ vorgestellt.<br />
Marta Grabski,<br />
Diplom-Sozialpädagogin,<br />
Rosa Strippe e.V. Bochum<br />
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