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3. - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW

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<strong>3.</strong>2 „Wir sind Eltern!“ Studie zur Lebenssituation Kölner Regenbogenfamilien<br />

Dominic Frohn<br />

Vorabbemerkung 57<br />

<strong>3.</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> soziale Praxis: Perspektiven auf sexuelle <strong>und</strong> geschlechtliche Vielfalt<br />

Zunächst ist wichtig, zu benennen, dass die im Folgenden beschriebenen Erkenntnisse des quantitativ-qualitativen<br />

Forschungsprojekts, welches aus einer Online-Befragung <strong>und</strong> persönlichen Interviews<br />

bestand, auf den Erfahrungen von 143 Personen basieren. Diese Befragten leben in 114 Familien mit<br />

169 Kindern. Eine umfassende Beschreibung der Stichprobe inklusive weiterer demografischer Informationen<br />

ist der Studie selbst zu entnehmen (Frohn et al. 2011).<br />

Darüber hinaus sollen nun – bevor das Fazit der Studie in den Fokus dieses Beitrags rückt – kurz<br />

einige der für die Reflexion der Tagung bedeutsamen Ergebnisse der Studie skizziert werden.<br />

Die Vielfalt der Familienkonstellationen im Kontext gleichgeschlechtlicher Elternschaft ist bemerkenswert,<br />

gleichzeitig lässt der Versuch einer abstrakten Abbildung dieser Familienmodelle folgende<br />

übergeordnete Strukturierung zu:<br />

• Familien mit Kind/ern aus heterosexueller Vergangenheit<br />

• Familien lesbischer Mütter<br />

• Familien schwuler Väter<br />

• Familien lesbischer Mütter <strong>und</strong> schwuler Väter (Queer Families)<br />

Insgesamt ist die Entscheidung für das Kind in 65 % der Fälle in der gleichgeschlechtlichen Lebensphase<br />

getroffen worden, sodass davon auszugehen ist, dass das Konzept solcher „Regenbogenfamilien“<br />

denk- <strong>und</strong> lebbarer geworden zu sein scheint. Den größten Anteil an den vier Familienmodellen<br />

in der Studie machen die Familien lesbischer Mütter aus, gefolgt von Queer-Family-Konstellationen.<br />

Es handelt sich in 89 % der Fälle um leibliche Kinder (wenigstens eines Elternteils), die zu großen<br />

Teilen noch recht jung sind – insbesondere in den Familien lesbischer Mütter bzw. den Queer-Families<br />

sind 81 % der Kinder 6 Jahre oder jünger. So w<strong>und</strong>ert es nicht, dass ein großer Teil der Familien (noch)<br />

relativ klein ist: 69 % haben bisher ein Kind.<br />

Im Weiteren ist von Bedeutung, dass in diesen Familien ein ausgeprägt demokratisches Familienklima<br />

vorherrscht, was sich in einer egalitären Verantwortungsaufteilung (bei Haushalts- <strong>und</strong> Erziehungsaufgaben)<br />

der Elternteile manifestiert. Auch hier gilt: Sämtliche Erkenntnisse in umfassender<br />

Form sind der Studie selbst zu entnehmen (Frohn et al. 2011).<br />

Insgesamt bleibt zu resümieren, dass diese Familien einen wichtigen Beitrag gesellschaftlicher<br />

Verantwortung unter schlechteren Startvoraussetzungen leisten, denn die Regenbogenfamilien sind<br />

im Vergleich zu Familien, die aus der heterosexuellen Ehe heraus gegründet werden, deutlich benachteiligt<br />

in verschiedenen Lebensbereichen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> war es das Ziel der Studie, die Lebenssituation von Kindern <strong>und</strong> Eltern in<br />

diesen besonderen Familienkonstellationen in Köln genauer zu betrachten, um Empfehlungen für die<br />

Stadt abzuleiten. Die so elaborierten Empfehlungen lassen sich freilich auf Nordrhein-Westfalen bzw.<br />

Deutschland als Ganzes übertragen. Daher soll an dieser Stelle zum aktualisierten <strong>und</strong> leicht modifizierten<br />

Fazit der Studie „Wir sind Eltern!“ übergeleitet werden.<br />

WÜNSCHE DER REGENBOGENFAMILIEN UND DARAUS<br />

ABGELEITETE EMPFEHLUNGEN AUS DEM FAZIT DER STUDIE „WIR SIND ELTERN!“<br />

1. Empfehlung:<br />

Die rechtliche Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe aktiv unterstützen.<br />

„Einige Befragte formulieren den Wunsch, dass die Tatsache ihrer Verantwortungsübernahme innerhalb<br />

der Partner- <strong>und</strong> Elternschaft mit den gleichen Rechten zu institutionalisieren ist, wie es in der<br />

Ehe in Deutschland möglich ist. Einige Schwierigkeiten, vor denen die Befragten aktuell stehen, ließen<br />

sich auf diese Art <strong>und</strong> Weise unkompliziert beheben. Der Wunsch ist z. B., dass die gemeinsame<br />

(Fremdkind-)Adoption ermöglicht <strong>und</strong> auch der Zugang zu Samenbanken bzw. die Spendersamenbehandlung<br />

legalisiert wird – wie es in einigen europäischen Nachbarländern bereits der Fall ist. Daneben<br />

Dipl.-Psych. Dominic Frohn,<br />

Lehrbeauftragter an der<br />

Hochschule Fresenius<br />

57 Bei diesem Fachbeitrag<br />

handelt es sich um das aktualisierte<br />

<strong>und</strong> leicht modifizierte<br />

Fazit der Studie „Wir sind Eltern!“<br />

(Frohn; Herbertz-Floßdorf;<br />

Wirth, 2011; siehe<br />

Literaturverzeichnis inkl. Link<br />

zum PDF-Dokument der Studie),<br />

die im Auftrag der Stadt<br />

Köln das Ziel verfolgte, die Lebenssituation<br />

Kölner Regenbogenfamilien<br />

zu erheben.<br />

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