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3. - Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW

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2. Interdisziplinäre Fachtagung „anders <strong>und</strong> gleich in <strong>NRW</strong>“ – Überblick <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

Hintergr<strong>und</strong> ab. Vielfach betont <strong>und</strong> gefordert wurde eine Abkehr von ausschließender Identitätspolitik<br />

hin zu einer an praktischer Solidarität orientierten Bündnispolitik. Wichtig sei, intersektionale Kompetenzen<br />

zu vernetzen <strong>und</strong> Unterschiede nicht gegen Gemeinsamkeiten auszuspielen. Die Frage nach<br />

dem handelnden „Wir“ sowie der eigenen Position sei in einem ersten Schritt zu klären <strong>und</strong> zu reflektieren.<br />

Daran anknüpfend ließen sich unterstützende <strong>Netzwerk</strong>e erarbeiten sowie die Fachexpertise in<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Aufklärungsprogrammen gezielt fördern. Das Denken sozialer Ungleichheits- <strong>und</strong> Ausschlussmechanismen<br />

aus intersektionaler Sicht vermöge so einen integrativen Effekt herbeizuführen.<br />

Fazit<br />

Das von den Organisator_innen formulierte Ziel war damit erreicht: Die Fachtagung in Bochum bot<br />

rückblickend ein offenes Forum für den interdisziplinären Austausch von Vertreter_innen aus Wissenschaft,<br />

Politik <strong>und</strong> sozialer Praxis. Einerseits ist es durch die zahlreichen Diskussions- <strong>und</strong> Arbeitsgruppensitzungen<br />

gelungen, griffige Handlungsempfehlungen <strong>und</strong> ausdrückliche Forschungsziele zu<br />

formulieren; andererseits lassen sich bereits jetzt strukturelle Vernetzungen ausmachen – so haben<br />

sich zum Beispiel einschlägig arbeitende Wissenschaftler_innen <strong>und</strong> Vertreter_innen aus der Praxis zusammengetan,<br />

um im Bereich „Intersex“ <strong>und</strong> „Intersektionalität“ erste Forschungslücken zu füllen.<br />

2.2 Die Ergebnisse der Tagung: forschen, unterstützen, vernetzen!<br />

Der Literaturbericht hat verdeutlicht, dass bezüglich der Lebenslagen von Menschen mit LSBTTI-Hintergr<strong>und</strong><br />

vielfältiger Forschungs- <strong>und</strong> Handlungsbedarf besteht. Im Folgenden werden die Ergebnisse<br />

der Podiumsdiskussion <strong>und</strong> der Arbeitsgruppen für die Bereiche Wissenschaft, Politik <strong>und</strong> soziale<br />

Praxis dargestellt. Ziel ist es, eine knappe Zusammenfassung der zentralen Diskussionspunkte <strong>und</strong><br />

Forderungen zu liefern.<br />

Wissenschaft: Miteinander forschen!<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten Forschungsprojekte unter Einbeziehung von Betroffenen entwickelt werden. Das<br />

Leitbild „Miteinander forschen, nicht übereinander!“ gilt dabei vor allem für trans*- <strong>und</strong> inter*-Menschen,<br />

da deren Perspektive innerhalb der Wissenschaft bislang kaum Rechnung getragen wurde.<br />

Zudem wurde die unbedingte Reflexion der eigenen Forscher_innen-Position gefordert, um den Kontext<br />

wissenschaftlicher Studien transparenter zu machen. Die Frage „Wer spricht von wo aus für/über<br />

wen?“ ermöglicht eine intersektionale Sicht auf Forschungsprozesse <strong>und</strong> trägt dazu bei, Ein- <strong>und</strong><br />

Ausschlüsse von bestimmten Kategorien (z. B. Herkunft, sexuelle Orientierung, geschlechtliche Vielfalt)<br />

sichtbar zu machen.<br />

Thematisch wurden in den Arbeitsgruppen als besondere Forschungsdesiderate die Lebenslagen<br />

von queeren Jugendlichen <strong>und</strong> Kindern aus Regenbogenfamilien ausgemacht. Zudem mangelt es an<br />

Studien zu Homophobie an Schulen, zu Erfahrungen von älteren <strong>und</strong> pflegebedürftigen Menschen<br />

mit LSBTTI-Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> nicht zuletzt an wissenschaftlichen Erhebungen zu der Situation von Kindern<br />

<strong>und</strong> Erwachsenen, die zwischengeschlechtlich geboren wurden.<br />

Insgesamt wurde festgestellt, dass eine größere Lebenslagenstudie über Menschen mit LSBTTI-<br />

Hintergr<strong>und</strong> erforderlich ist, um endlich umfassende Daten über Gewalt- <strong>und</strong> Diskriminierungserfahrungen<br />

in Medizin, Schule, Beruf <strong>und</strong> Alltag zu gewinnen. Darin gilt es, den Begriff der „Vielfalt“<br />

umfassend empirisch zu konturieren <strong>und</strong> insbesondere die Bedeutung von Klasse, Migration <strong>und</strong> Alter<br />

einzubeziehen.<br />

Politik: NROs unterstützen!<br />

Da viele der Beratungsangebote im Bereich inter* <strong>und</strong> trans* ehrenamtlich geleistet werden, hat die<br />

finanzielle <strong>und</strong> strukturelle Förderung dieser Nicht-Regierungs-Organisationen höchste Priorität.<br />

Ebenso dringlich erscheint ein Ausbau der Beratungsangebote an Schulen – die steigende Homo<strong>und</strong><br />

Transphobie unter Schüler_innen erfordert eine breite Aufklärungsarbeit, die auch Lehrer_innen<br />

adressieren sollte.<br />

Um die Akzeptanz <strong>und</strong> Sichtbarkeit von Regenbogenfamilien <strong>und</strong> LSBTTI-Lebensentwürfen insgesamt<br />

zu erhöhen, bedarf es eines Programmes zur Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung für Mitarbeiter_innen

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