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<strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de<br />
Youngtimer Oldtimer Szene Markt<br />
Kawasaki<br />
GPZ 1<strong>10</strong>0<br />
Honda<br />
CB 1<strong>10</strong>0 F<br />
Service<br />
Speichenräder<br />
reparieren<br />
Teil 1: Aus- und<br />
Einspeichen<br />
DIE<br />
STÄRKSTEN<br />
Boxer-Legende<br />
ZÜNDAPP<br />
K 800<br />
500er-GP 1976<br />
BARRYS<br />
ERSTER<br />
WM-TITEL<br />
Seltener Single<br />
SUZUKI<br />
GOOSE 350<br />
Offroad-Spektakel<br />
CLASSIC-<br />
ENDURO<br />
ZSCHOPAU<br />
Nachgedruckt: Erster Test der<br />
BMW R <strong>10</strong>0-Modelle von 1977<br />
Deutschland 5,70 €<br />
Österreich 6,40 € . Schweiz <strong>10</strong>,80 SFr . BeNeLux 6,60 €<br />
Dänemark 62,00 DRK . Finnland 8,50 €<br />
Griechenland 8,20 € . Italien 7,50 €
INHALT I<br />
<strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
Luxus im Art déco-Stil: Die ab 1933 in geringer Stückzahl gebaute Zündapp K 800<br />
war mit ihrem geschmeidigen Vierzylinder-Boxer ein sehr exklusives Vergnügen<br />
70<br />
Klein, aber oho: Die<br />
sehr seltene Suzuki<br />
Goose 350 sportelt<br />
in der Tradition von<br />
Aermacchi & Co.<br />
MOTORRÄDER IN<br />
DIESER AUSGABE:<br />
BMW R <strong>10</strong>0/7 96<br />
BMW R <strong>10</strong>0 S 96<br />
BMW R <strong>10</strong>0 RS 96<br />
Honda XL 500 R 80<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F Super Bol d‘Or 4<br />
Jawa 361 Eigenbau 92<br />
Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2 4<br />
Suzuki Goose 350 34<br />
Yamaha AS-3 16<br />
Zündapp K 800 70<br />
Beim <strong>Classic</strong>-Enduro<br />
in Zschopau sind<br />
traditionell die Gelände<br />
sportler von<br />
MZ und Simson<br />
stark vertreten<br />
24 34<br />
16<br />
Mit der AS-3<br />
leitete Yamaha<br />
1971 einen stilistischen<br />
Umbruch<br />
ein und<br />
verbaute in der<br />
125er bereits<br />
Komponenten<br />
der späteren<br />
RD-Modelle<br />
Titelfotos: Archiv, Jacek Bilski, Alan Cathcart, fact, Bernd Loistl;<br />
Fotos Inhalt: Francois Beau, Jacek Bilski (2), fact, Markus Jahn, Bernd Loistl, Stephan Matthes, mps-Fotostudio, Kyoichi Nakamura, Marcel Schoch, Fred Siemer<br />
2 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
4<br />
AUF ACHSE<br />
4 Big Bikes der frühen 1980er-Jahre<br />
Ausfahrt mit einer Honda CB 1<strong>10</strong>0 F und<br />
der Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
34 Suzuki Goose 350<br />
Sportlicher Single mit Gitterohrrahmen<br />
IM STUDIO<br />
16 Yamaha AS-3<br />
Die Zweitakt-Yamaha gehörte 1971 mit<br />
ihrem 125er-Zweizylinder zu den Flotten<br />
40<br />
84<br />
80<br />
92<br />
ZURÜCKGEBLÄTTERT<br />
32 Interessantes aus <strong>MOTORRAD</strong> 22/1967<br />
Puch M 125<br />
SZENE<br />
24 <strong>Classic</strong>-Enduro „Rund um Zschopau“<br />
Wir waren bei der 16. Ausgabe dabei<br />
40 Werner werkelt<br />
Die Xpresso V4 muss sich beweisen<br />
46 Baiersbronn <strong>Classic</strong><br />
Vorschau auf den 4. Ruhestein-Bergpreis<br />
48 Nachrichten, Termine, Tipps<br />
70 Zündapp K 800<br />
Hubraumstark und tourentauglich<br />
78 Porträt Motorrad Meister Milz<br />
Er hat sie: neue Teile für Ost-Kräder<br />
80 Restaurierung Honda XL 500 R<br />
Neuaufbau aus einer Bierlaune heraus<br />
90 Vergessene Motorradhersteller<br />
Lloyd aus Nürnberg<br />
92 Leser bauen selbst<br />
Eigenbau auf Basis einer Jawa 361<br />
SERVICE<br />
84 Speichenräder reparieren – Teil 1<br />
So funktioniert das Aus- und Einspeichen<br />
NACHGEDRUCKT<br />
96 BMW R <strong>10</strong>0/7, R <strong>10</strong>0 S und R <strong>10</strong>0 RS<br />
Vergleichstest der /7-Modellgeneration<br />
MARKT<br />
62 Der aktuelle Preisspiegel<br />
Über 500 Klassiker unter der Lupe<br />
SPORT<br />
<strong>10</strong>4 DHM-News<br />
<strong>10</strong>6 Die Königsklasse in der Saison 1976<br />
Erster Titel für Sheene, letzter MV-Sieg<br />
RUBRIKEN<br />
52 Kleinanzeigen-Markt<br />
68 Leserbriefe<br />
114 Vorschau/Impressum<br />
EDIT0RIAL<br />
Ihrer Zeit<br />
weit voraus<br />
Wohl kaum jemand hätte sich<br />
Anfang der 1980er-Jahre vorstellen<br />
können, dass unsere beiden Titelhelden<br />
dieser Ausgabe irgendwann wieder<br />
einmal voll angesagt sein würden.<br />
Doch heute bemüht sich jeder Hersteller,<br />
etwas in Sachen Retro zu bringen. Und<br />
was böte sich für einen japanischen<br />
Motorradbauer Bes se res an als ein dicker<br />
Reihenvierzylinder? Mit der CB 1<strong>10</strong>0 EX<br />
hat Honda schon seit Längerem solch eine<br />
Maschine im Programm. Und stellt vermutlich<br />
noch eine weitere auf den kommenden<br />
Herbstmessen vor.<br />
Unsere beiden Urviecher aus den<br />
frühen 80ern standen dagegen am Ende<br />
ihrer Entwicklung. Kawasaki hatte dem<br />
aus der Z1 abgeleiteten Vierer noch eine<br />
Einspritzung verpasst. Aber mit altertümlich<br />
rollengelagerter Kurbelwelle war<br />
kein Staat mehr zu machen. Honda setzte<br />
alsbald auf V4-Motoren und musterte die<br />
luftgekühlten Reihenmotoren zunächst<br />
aus. Optisch sind unsere beiden Titelmodelle<br />
– einmal mehr wurden uns hervorragend<br />
gepflegte Exemplare zur Verfügung<br />
gestellt – eine Wucht, auch heute<br />
noch schön anzusehen. Das müssen Heritage-Designer<br />
erst mal besser machen.<br />
Was man aus einer V4-Honda machen<br />
kann, zeigt der Umbau von Mini Koch. Ich<br />
weiß nicht, wie viele Arbeitsstunden er in<br />
dieses Projekt gesteckt hat, aber eines ist<br />
klar: Es wird die am besten fahrende VF<br />
<strong>10</strong>00 F sein. Zu bewundern ab Seite 40.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
wünscht Ihnen<br />
<strong>10</strong>6<br />
Michael Pfeiffer<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.motorrad-classic.de/mcl-epaper<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 3
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Heute ein<br />
König Text:<br />
4 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
Welch erhabenes Gefühl, bei<br />
Kaiserwetter mit den Traum-<br />
Bikes der Jugend auf Tour gehen<br />
zu dürfen – einer Honda<br />
CB 1<strong>10</strong>0 F Super Bol d’Or und<br />
der Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0, dem<br />
„King of Supersport“!<br />
Uli Holzwarth; Fotos: fact<br />
www.motorrad-classic.de
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 5
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Honda<br />
CB 1<strong>10</strong>0 F<br />
Top-Motor mit labilem Fahrwerk bei<br />
hohem Tempo – so das Fazit des Tests<br />
der CB 1<strong>10</strong>0 F in <strong>MOTORRAD</strong> 1/1983<br />
Krönung der Baureihe: Selbst nach<br />
über 30 Jahren hat Hondas Super Bol<br />
d‘Or nichts von ihrer majestätischen<br />
Ausstrahlung eingebüßt<br />
Vier 33er-Keihin-Vergaser versorgen die Brennräume mit Gemisch<br />
Prima ablesbare Instrumente, Gabel mit verstellbarer Dämpfung<br />
6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Federbeine mit justierbarer Dämpfung von Zug- und Druckstufe<br />
Wirkungsvolle Bremsen, nahezu wirkungsloses Anti Dive-System<br />
Kawasaki betont sportlich,<br />
Honda eher elegant. Leistungsmäßig<br />
schenken sich<br />
die beiden 1<strong>10</strong>0er nichts<br />
Fast 35 Jahre steckte das sechsseitige Faltblatt<br />
mit dem knallroten Titel in der Prospekthülle,<br />
fein säuberlich archiviert im Ordner mit vielen<br />
weiteren Motorradprospekten. Ein Ordner wie eine<br />
kleine Schatzkiste, prall gefüllt mit meinen Motorrad-<br />
Träumen, die einst unerreichbar erschienen. Ein buntes<br />
Sammelsurium aus über drei Jahrzehnten, das mir<br />
heute mitunter wie eine überdimensionale „To-do-<br />
Liste“ erscheint, weil ich natürlich mit möglichst vie len<br />
meiner Traum-Bikes einmal fahren möchte.<br />
Nun ist endlich die Nummer drei in meiner Sammlung<br />
an der Reihe, die Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0. Genauer<br />
gesagt: Das Modell B2 von 1982 mit der kleinen Cockpitverkleidung,<br />
das die Kawa-Werber einst zum „King<br />
of Supersport“ erhoben. So jedenfalls steht es auf dem<br />
Titel des besagten Faltprospektes. Den hatte ich damals<br />
beim Händler stibitzt, als ich mir mit der Z 550 nur die<br />
halbe Kawasaki-Portion leisten konnte. Der König<br />
musste also noch warten – 34 Jahre lang!<br />
Dass es nach so vielen Jahren doch noch mit einer<br />
Audienz klappt, habe ich Ralf Gnatzy zu verdanken.<br />
Der Franke, seit seiner Jugend Kawasaki-Fan durch<br />
und durch, besitzt neben etlichen anderen Kawasakis<br />
auch alle drei GPZ 1<strong>10</strong>0-Modelle. Heute überlässt er<br />
mir mit der B2 einen meiner größten Jugend-Schwärme<br />
für eine Ausfahrt. Dabei begleitet uns Manfred<br />
Geiger mit seiner Honda CB 1<strong>10</strong>0 F.<br />
Höhepunkte der Big Bike-Entwicklung<br />
Der Augsburger hatte seine Super Bol d’Or 2009 übers<br />
Internet ersteigert, im augenscheinlich sehr guten, unverbastelten<br />
Zustand, mit nur 12 000 Kilometern auf<br />
dem Tacho. Doch der vermeintliche Glücksgriff entpuppte<br />
sich alsbald als größere Baustelle. Denn die<br />
unübersehbaren Säurespuren unterhalb der Vergaser<br />
waren so gravierend, dass das Motorgehäuse wegen zu<br />
starker Materialschwächung getauscht werden musste.<br />
Da auch der rechte Zylinder kaum noch Kompression<br />
hatte, entschloss sich der Maschinenbau-Ingenieur<br />
trotz des insgesamt sehr ansehnlichen Zustands<br />
zu einer kompromisslosen Komplett-Restaurierung.<br />
Neues Motorgehäuse, aufs zweite Übermaß geschliffene<br />
Zylinder samt passender Kolben, überholte Ventilführungen,<br />
frischer Lack auf Rahmen und Tankoberseite<br />
– das ganze Programm eben, das Manfred für eine<br />
perfekte Restaurierung bis ins Detail für nötig erachtete.<br />
Im gleißenden Sonnenlicht strahlen nun sogar die<br />
Rückspiegel dank neuer Schwarzchrom-Beschichtung<br />
mit jener der Auspuffanlage um die Wette.<br />
Als Krönung der Bol d’Or-Baureihe ist Manfreds<br />
neuwertige und absolut originale CB 1<strong>10</strong>0 F für mich<br />
die ideale Begleiterin beim Ausflug mit dem „König der<br />
Supersportler“, denn die beiden Hubraumboliden stehen<br />
für den vorläufigen Höhe- und Endpunkt bei den<br />
klassisch gezeichneten Big Bikes. Und zwar sowohl bei<br />
Honda als auch bei Kawasaki. Dass die Super Bol d’Or<br />
erst 1983 auf den Markt kam, als die GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
bereits zugunsten der moderneren Unitrak-Variante<br />
abgedankt hatte, spielt heute daher keine Rolle.<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F: Ein royaler Feingeist<br />
Entscheidender ist für Liebhaber dieser Hubraumgiganten<br />
ein klassischer Auftritt. Und in dieser Hinsicht<br />
können sowohl die Kawasaki als auch die Honda<br />
punkten. Die GPZ in kontrastierendem Rot-Schwarz<br />
wirkt bulliger und aggressiver, macht schon im Stand<br />
www.motorrad-classic.de
IM DETAIL: HONDA CB 1<strong>10</strong>0 F<br />
(1983 – 1984)<br />
Preis 1983: 11 178 Mark<br />
Daten (Typ SC 11)<br />
Motor:Luftgekühlter Vierzylinder-<br />
Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende<br />
Nockenwellen, vier Ventile pro<br />
Zylinder, über Tassenstößel betätigt,<br />
Bohrung x Hub 70 x 69 mm, Hubraum<br />
<strong>10</strong>62 cm³, Leistung 74 kW (<strong>10</strong>0 PS)<br />
bei 8500/min<br />
Kraftübertragung:Mehrscheiben-<br />
Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />
Kettenantrieb<br />
Fahrwerk:Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahlrohr, Telegabel, Ø 39 mm,<br />
Zweiarmschwinge aus Kastenprofilen<br />
mit zwei Federbeinen, Comstar-Verbundräder,<br />
Reifen <strong>10</strong>0/90 V 18 vorn,<br />
130/90 V 17 hinten, Doppelscheibenbremse<br />
vorn, Ø 276 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel,<br />
Scheibenbremse<br />
hinten mit Doppelkolben, Ø 276 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand<br />
1520 mm, Tankinhalt 20 l, Gewicht<br />
vollgetankt 264 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit:224 km/h<br />
Technik<br />
Exakt 160 Kubikzentimeter mehr als<br />
bei der 900er und ein gründlich modifiziertes<br />
Chassis kennzeichnen das unverkleidete<br />
Spitzenmodell von Hondas<br />
Bol-d’Or-Serie. Den Hubraumzuwachs<br />
auf <strong>10</strong>62 cm³ erzielte Honda allein<br />
durch größere, nun 70 statt 64,5 Millimeter<br />
messende Kolben. Damit übernahm<br />
die Super Bol d’Or praktisch das<br />
Innenleben des sportlichen Aushängeschilds,<br />
der CB 1<strong>10</strong>0 R. Statt teurem<br />
Magnesium und einer feingewuchteten<br />
Kurbelwelle kamen in der zivilen<br />
1<strong>10</strong>0er jedoch die gewöhnlichen Teile<br />
der 900er zum Einsatz. Verzichten<br />
mussten deutsche Käufer außerdem<br />
auf die volle Leistung, die im Ausland<br />
bei runden 1<strong>10</strong> PS lag. Reduzierhülsen<br />
in beiden Schalldämpfern drosselten<br />
die Leistung auf die damals in<br />
Deutschland üblichen <strong>10</strong>0 PS. Das<br />
Fahrwerk basierte auf der für 1982<br />
modellgepflegten CB 900 F des Typs<br />
SC 09, besaß also die überarbeitete<br />
Gabel mit 39er-Standrohren und Anti<br />
Dive, Niederquerschnittsreifen und eine<br />
Motorlagerung in<br />
vibrationshemmenden<br />
Silentblocks.<br />
Zur Verbesserung der<br />
Fahrstabilität bei hohem<br />
Tempo<br />
verlängerte Honda bei der 1<strong>10</strong>0er<br />
jedoch den Nachlauf um <strong>10</strong> auf 120<br />
Millimeter, außerdem fiel der Lenkkopfwinkel<br />
0,5 Grad flacher aus, maß<br />
nunmehr 62 Grad. Im Gegensatz zur<br />
900er-Schwester, die vorn wie hinten<br />
mit 18-Zoll-Rädern ausgestattet war,<br />
rotierte in der nadelgelagerten Kastenschwinge<br />
der Super Bol d’Or ein<br />
17-Zoll-Hinterrad, dessen Reifen allerdings<br />
einen höheren 90er-Querschnitt<br />
aufwies.<br />
Kettenreaktion: drei<br />
Ketten für Primär- und<br />
Nockenwellenantrieb<br />
Kauf-Check<br />
Nach über 30 Jahren sollte man sich<br />
von der grundsätzlichen Robustheit<br />
der dohc-Vierventiler der Bol-d’Or-Serie<br />
nicht täuschen lassen. Denn die<br />
Zeit, viele Kilometer und Vorbesitzer<br />
hinterlassen ihre Spuren. Typisch für<br />
die CB 1<strong>10</strong>0 F ist heute ein hoher Ölverbrauch,<br />
insbesondere bei flotter<br />
Gangart. Dumm nur, dass es von Honda<br />
keine Übermaßkolben mehr<br />
gibt. Zu den Problemzonen zählen<br />
weiterhin defekte Lichtmaschinenrotoren<br />
und zerbröselte Steuerketten-<br />
Gleitschienen. Letztere erfordern<br />
für eine Reparatur den Ausbau<br />
des Motors. Ziemlich häufig sind<br />
zudem Probleme mit einem<br />
ausgeschlagenen Anlasserfreilauf.<br />
Dabei drückt es<br />
Bolzen und Federn nach<br />
außen, wodurch<br />
sich das Gehäuse<br />
aufweitet. Was wie<br />
ein Lagerschaden<br />
klingt, kann also<br />
auch „nur“ ein defekter<br />
Freilauf sein. Ein Schaden, der sich<br />
für rund 300 Euro beheben lässt.<br />
Startschwierigkeiten nach längeren<br />
Standzeiten gehören ebenfalls zu den<br />
üblichen Ärgernissen. Ursache: die<br />
(zu) gut be- und entlüfteten Vergaser.<br />
Markt<br />
Man muss schon lange suchen, wenn<br />
es das Topmodell der Bol-d’Or-Baureihe<br />
sein soll. Heute dürften nur noch<br />
knapp 200 Exemplare der CB 1<strong>10</strong>0 F<br />
zugelassen sein. Wer eine gepflegte<br />
hat, behält sie zumeist. Das erklärt<br />
das sehr überschaubare Angebot.<br />
Insbesondere gute Exemplare im<br />
Originalzustand sind rar, was<br />
Preisforderungen von 5000 Euro und<br />
mehr nachvollziehbar macht. Doch<br />
solche Summen lohnen sich tatsächlich<br />
nur für Bikes im absoluten Spitzenzustand.<br />
Denn die Restaurierung<br />
einer heruntergerittenen CB 1<strong>10</strong>0 F<br />
will heutzutage gut überlegt sein,<br />
Ersatzteile sind mittlerweile nämlich<br />
oftmals Mangelware. So ist zum Beispiel<br />
die schwarz verchromte Auspuffanlage<br />
nicht mehr lieferbar. Selbst auf<br />
dem Gebrauchtmarkt sind bestimmte<br />
Teile für die Super Bol d’Or nur noch<br />
schwer zu bekommen, etwa Motoren<br />
oder die gold eloxierten Felgen.<br />
Spezialisten<br />
Team d’Or<br />
Telefon 09 11/56 79 98 08,<br />
www.teamdor.com<br />
Clubs und Foren<br />
Bol d’Or Club Deutschland e.V.<br />
www.boldorclub.de<br />
Private Bol-d‘Or-Seite<br />
www.boldor900.de<br />
Fotos: fact (2), Archiv<br />
Historie<br />
1978:Premiere für die CB 900 F im<br />
„Euro-Style“ genannten fließenden<br />
Design (Typ SC 01). Der dohc-Vierventiler<br />
mit 95 PS ist eine komplette Neukonstruktion.<br />
Preis: <strong>10</strong> 422 Mark<br />
1980:CB 750 F (RC 04) mit 78 PS als<br />
Ergänzung der Baureihe. Übernimmt<br />
Stil und Technik von der 900er, ebenso<br />
die Comstar-Räder mit nun umgedrehtem<br />
Speichenprofil. Preis: 8772 Mark<br />
1981: Für Tourenfahrer bietet Honda<br />
die CB 900 F2 mit Verkleidung an.<br />
Neu: Doppelkolben-Schwimmsattelbremsen<br />
und 37er-Gabel, auch fürs<br />
Standardmodell. Preis: 11 044 Mark
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Für viele die schönste GPZ<br />
1<strong>10</strong>0: das Modell B2 von 1982<br />
mit Cockpitverkleidung und<br />
zwei Federbeinen hinten
Kawasaki<br />
GPZ 1<strong>10</strong>0<br />
Das ist er, der Original-Prospekt meines<br />
Jugend-Traums. Seit über drei Jahrzehnten<br />
gehütet wie ein Schatz. Den roten Ölkühler<br />
hat es in der Serie aber nicht gegeben<br />
Kennfeldgesteuerte Einspritzanlage, Zylinderkopf von der Z <strong>10</strong>00 J<br />
Rechner für die Einspritzung, untergebracht im Heckbürzel<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 11
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Cockpit mit kleinen Instrumenten und zusätzlichen LCD-Anzeigen<br />
Luftunterstützte Gabel, Verbindungsschlauch zum zweiten Holm<br />
Tourentauglich: Beide<br />
1<strong>10</strong>0er haben bequeme<br />
Sitzbänke, ermöglichen<br />
eine entspannte Haltung<br />
Attacke. Wirkt, als würde sie keine Auseinandersetzung<br />
scheuen. Im direkten Vergleich kommt die vier<br />
Kilogramm schwerere Honda für mich ganz anders<br />
rüber, irgendwie schlanker und eleganter. Eine zweifarbige<br />
Metallic-Lackierung, glänzend polierte Motordeckel<br />
und gülden eloxierte Comstar-Felgen verleihen<br />
der CB 1<strong>10</strong>0 tatsächlich etwas Majestätisches. Im Gegensatz<br />
zur unübersehbaren Präsenz der Kawasaki<br />
könnte man in der Honda so etwas wie einen royalen<br />
Feingeist sehen, der weniger mit seiner Macht, sondern<br />
vielmehr mit feinen Manieren beeindrucken will.<br />
Ob da was dran ist? Also nichts wie rauf in den Sattel<br />
der Honda und aufs Knöpfchen gedrückt. Sanft<br />
brummelt die Super Bol d‘Or aus den beiden Schalldämpfern,<br />
in denen Reduzierhülsen die offene Leistung<br />
von etwa 1<strong>10</strong> PS auf das damals in Deutschland<br />
geltende <strong>10</strong>0-PS-Limit begrenzen. Grämen muss man<br />
sich deswegen nicht, die Macht des Hubraums ist auch<br />
mit <strong>10</strong>0 PS überall und jederzeit zu spüren. Ebenso die<br />
frappierende Laufruhe des großen Vierzylinders, die<br />
dank der Motorlagerung in Gummielementen eher an<br />
einen Elektromotor als an eine Verbrennungsmaschine<br />
erinnert. Vom Kribbeln der kleineren 900er-Bol d’Or,<br />
die dafür stets kritisiert wurde, ist bei der 1<strong>10</strong>0er jedenfalls<br />
nichts mehr zu spüren. Auf Softie macht die<br />
Honda auch bei Kupplung und Getriebe, alles funktioniert<br />
sehr exakt und leichtgängig. Top auch die übersichtlichen<br />
Instrumente und die bequeme Sitzbank –<br />
auf den ersten Kilometern raus aus dem städtischen<br />
Gewusel bemüht sich die Honda nach Kräften, mir das<br />
Leben so einfach wie möglich zu machen.<br />
Das ändert sich auch nicht auf weit geschwungenen<br />
Landstraßen. Nur dass sich hier der Vierzylinder<br />
in den Vordergrund spielt. Nach wie vor unerschütterlich<br />
sanft laufend, macht der <strong>10</strong>62er-Vierventiler<br />
schon im Drehzahlkeller richtig Druck. Flott überbrückt<br />
die Nadel des Drehzahlmessers den mittleren<br />
Bereich, Richtung Redline bei 9500/min legt der Four<br />
noch ein paar Briketts nach. Druck im Überfluss gibt es<br />
also in allen Lebenslagen, wenngleich eher unspektakulär<br />
dargeboten. Kein brünftiges Röhren aus dem<br />
Ansaugtrakt, kein Brüllen aus dem Auspuff, keine<br />
Vibrationen an Lenker und Fußrasten – perfekt!<br />
Aber vielleicht etwas langweilig? Wer sich diese<br />
Frage stellt, sitzt mit Sicherheit auf dem falschen Motorrad.<br />
Dass es heute wesentlich stärkere Motorräder<br />
gibt, auch solche mit mehr Charakter, steht außer Frage.<br />
Aber hier nicht zur Diskussion. Mein Eindruck vom<br />
Honda-Elfhunderter ist ein ausgesprochen positiver,<br />
selbst im Vergleich mit moderneren Konstruktionen.<br />
Bei rund 4000 Touren im fünften Gang mit Tempo <strong>10</strong>0<br />
übers Land surfen und mit einem Dreh aus dem rechten<br />
Handgelenk jederzeit satten Schub genießen – das<br />
ist bei Big Bikes eben keine Frage des Alters.<br />
Eher schon das Fahrverhalten. In diesem Punkt genießt<br />
die Super Bol d‘Or ja nicht den besten Ruf, trotz<br />
stabilitätsfördernder Maßnahmen im Vergleich zur<br />
900er, wie einem flacheren Lenkkopfwinkel (62 Grad)<br />
und mehr Nachlauf (120 mm). Dennoch ist in alten<br />
Testberichten vom Pendeln in schnellen Kurven die<br />
Rede, auch vom Aufschaukeln auf Querfugen bei hohem<br />
Tempo – geschenkt! Manfred weiß zwar ebenfalls<br />
vom Wackeln jenseits der 150 km/h zu berichten,<br />
kennt aber ein probates Gegenmittel: keine Geschwindigkeitsexzesse!<br />
Beim Kurvenwedeln im üblichen<br />
Landstraßen-Geschwindigkeitsfenster hatte ich denn<br />
www.motorrad-classic.de
IM DETAIL: KAWASAKI GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
(1982)<br />
Preis 1982: <strong>10</strong> 730 Mark<br />
Daten (Typ KZT <strong>10</strong> B2)<br />
Motor: Luftgekühlter Vierzylinder-<br />
Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende<br />
Nockenwellen, zwei Ventile pro<br />
Zylinder, über Tassenstößel betätigt,<br />
Bohrung x Hub 72 x 66 mm, Hubraum<br />
<strong>10</strong>75 cm³, Leistung 74 kW (<strong>10</strong>0 PS)<br />
bei 8500/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-<br />
Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />
Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahlrohr, Telegabel, Ø 37 mm,<br />
Zweiarmschwinge aus Stahlrohr mit<br />
zwei Federbeinen, Alu-Gussräder, Reifen<br />
3.25 V 19 vorn, 4.25 V 18 hinten,<br />
Doppelscheibenbremse vorn mit Einkolben-Schwimmsätteln,<br />
Ø 246 mm,<br />
Scheibenbremse hinten mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel, Ø 236 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand<br />
1540 mm, Tankinhalt 21 l, Gewicht<br />
vollgetankt 260 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h<br />
Technik<br />
Trotz der in die Zukunft weisenden<br />
Einspritzung vertraute Kawasaki auch<br />
bei der zweiten GPZ 1<strong>10</strong>0-Variante<br />
(B2) auf jene luftgekühlte Vierzylinder-<br />
Konstruktion, die bereits seit 1972 alle<br />
hubraumstarken Vierzylinder der Marke<br />
befeuerte. Wie gehabt also mit rollengelagertem<br />
Kurbeltrieb, zwei obenliegenden<br />
Nockenwellen und zwei<br />
Ventilen pro Zylinder. Wesentlichster<br />
Unterschied zum 1981er-B1-Modell<br />
mit der in Lizenz gefertigten Bosch<br />
L-Jetronic war beim 1982er-Jahrgang<br />
die kennfeldgesteuerte digitale<br />
Benzineinspritzung (DFI), bei der<br />
eine von Microprozessoren gesteuerte<br />
Blackbox im Heckbürzel die exakte<br />
Einspritzmenge anhand der per<br />
Sensoren erfassten Daten von Gasgriffstellung,<br />
Motordrehzahl, Luftdruck<br />
und der Temperatur von angesaugter<br />
und Umgebungsluft berechnet.<br />
Als zusätzliches Gimmick und zugleich<br />
Novum im Motorradbau konnte<br />
zudem eine Schubabschaltung integriert<br />
werden, die bei geschlossenem<br />
Gasgriff die Benzinzufuhr stoppte.<br />
Mit der DFI waren die Probleme<br />
des Vorjahresmodells<br />
mit Dampfblasenbildung<br />
passé, denn die Einspritzdüsen<br />
befanden sich bei der B2 nicht<br />
mehr direkt im Zylinderkopf, sondern<br />
im Drosselklappen-Stutzen. Damit war<br />
die große Kawasaki leistungsmäßig<br />
voll bei der Musik, wie die <strong>10</strong>8 PS in<br />
der offenen Version bewiesen. Doch<br />
beim Fahrwerk servierte Kawasaki<br />
Hausmannskost – die B2<br />
musste weiterhin ohne Zentralfederbein<br />
und dem damals so angesagten<br />
Anti Dive auskommen.<br />
DFI mit Kennfeldsteuerung<br />
und Einspritzdüsen<br />
im Drosselklappen-Stutzen<br />
Kauf-Check<br />
Was die B2 heute bei Klassik-Liebhabern<br />
umso begehrenswerter macht.<br />
Trotz der im Vergleich eher einfachen<br />
Verarbeitungsqualität. Doch Rost und<br />
Gammel lassen sich selbst von Laien<br />
leicht aufspüren, ebenso die oftmals<br />
vorhandenen Ölundichtigkeiten im<br />
Bereich von Zylinderfuß- und -kopfdichtung<br />
sowie an den Gabel-Simmerringen.<br />
Was insofern nicht so tragisch<br />
ist, weil man bei höheren Laufleistungen<br />
ohnehin nicht um eine Motorrevision<br />
umhin kommt. Klagen über hohe<br />
Ölverbräuche von zum Teil deutlich<br />
über einem Liter auf<br />
<strong>10</strong>00 Kilometer begleiten<br />
die GPZ<br />
1<strong>10</strong>0 schon seit<br />
jeher. Ursachen<br />
hierfür<br />
sind verschlissene<br />
Ventilführungen<br />
und<br />
Kolben sowie deren<br />
Ringe. Typisch sind weiterhin abgerissene<br />
Stehbolzen der Krümmer<br />
und losgeschüttelte Prallbleche in den<br />
Schalldämpfern, oft sind diese aber<br />
sowieso durchgefault. Auch die Elektrik<br />
macht häufiger Ärger, was wegen<br />
der zahlreichen Sensoren und Steckverbindungen<br />
die Fehlersuche teuer<br />
werden lässt. Mitunter sind häufiger<br />
kaputtgehende Bauteile wie der Temperatursensor<br />
im Zylinderkopf von Kawasaki<br />
nicht mehr lieferbar. Dann<br />
muss man sich in Eigenregie helfen.<br />
Was aber möglich und sogar günstig<br />
ist, wie Ralf Gnatzy herausfand.<br />
Markt<br />
Gerade die insgesamt sehr harmonisch<br />
geratene GPZ 1<strong>10</strong>0 B2 mit<br />
Cockpitverkleidung und klassischem<br />
Fahrwerkslayout steht bei Kawa-Liebhabern<br />
ganz oben auf dem Wunschzettel.<br />
Was selbst bei ziemlich heruntergerittenen<br />
Exemplaren bisweilen<br />
für erstaunliche Preisforderungen<br />
sorgt. Über die man jedoch nur dann<br />
verhandeln sollte, wenn zumindest die<br />
Einspritzung tadellos funktioniert und<br />
nicht mehr lieferbare Bauteile – wie<br />
etwa die schwarz verchromte Auspuffanlage<br />
– keine gravierenden Schäden<br />
aufweisen. Kaufinteressenten sei geraten,<br />
den Verhandlungsspielraum<br />
großzügig auszureizen, weil ja in vielen<br />
Fällen noch die Kosten für die<br />
Motor überholung einzuplanen sind.<br />
Die jedoch sind kaum kalkulierbar,<br />
weshalb eine zwar teurere, aber nachweisbar<br />
technisch erneuerte B2 meist<br />
der bessere Kauf ist. Zumal man selbst<br />
für solch rare Top-Exemplare – die B2<br />
war ja nur ein Jahr im Angebot – selten<br />
über 4000 Euro anlegen muss.<br />
Fotos: Herzog, Archiv (2)<br />
Spezialisten<br />
Roland Lenden<br />
www.lenden.de<br />
Frank Bach<br />
www.zclassicservice.de<br />
Clubs und Foren<br />
www.kawasaki-z-classiker.de<br />
www.kawaski-z.de<br />
Historie<br />
1981:Debüt der ersten GPZ 1<strong>10</strong>0 des<br />
Typs B1, erkennbar am unverkleideten<br />
„Brotkasten“-Cockpit. Mit in japanischer<br />
Lizenz gebauter Bosch L-Jetronic-Einspritzung.<br />
Preis: 9790 Mark<br />
1983:Neues Modell GPZ 1<strong>10</strong>0 UT,<br />
mit 120 PS in der offenen Variante.<br />
Fahrwerk nun mit einer „Unitrak“ genannten<br />
Hinterradaufhängung mit<br />
Zentralfederbein. Preis: 11 190 Mark
AUF ACHSE I<br />
Honda CB 1<strong>10</strong>0 F I Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0<br />
auch keine Probleme. Man muss der Honda mit einem kurzen Zug<br />
am Lenker die Richtung vorgeben, dann findet sie verlässlich ihre<br />
Linie, unterstützt von den haftfreudigen Bridgestone BT 45. Federung<br />
und Dämpfung spielen beim gemäßigten Angasen ebenfalls<br />
mit, selbst die Bremsen sind solchem Tempo mit überraschend guter<br />
Dosierbarkeit jederzeit gewachsen. Als ich nach einer ausgedehnten<br />
Proberunde die Honda wieder an Manfred übergebe, bin ich<br />
doch etwas irritiert, dass ich kaum Kritikpunkte finde. Ob das der<br />
Kawasaki, meiner heimlichen Favoritin, ebenso gelingt?<br />
Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0: Aus der Abteilung Attacke<br />
Ralfs GPZ 1<strong>10</strong>0 kommt aus der Schweiz und ist erst knapp 9000<br />
Kilometer gelaufen. Sie präsentiert sich trotz kleiner Gebrauchsspuren<br />
in einem hervorragenden Originalzustand. „Restaurieren<br />
kann ich sie später immer noch“, kommentiert der 52-Jährige meinen<br />
Hinweis auf die blaue Rauchfahne beim Beschleunigen. Recht<br />
hat er, zumal der 1<strong>10</strong>0er ja mechanisch ähnlich leise läuft wie das<br />
Honda-Pendant. Und dafür bekannt ist, jede Menge Öl zu verbrennen.<br />
„Mach dir keinen Kopf und fahr einfach!“ Gesagt, getan.<br />
Schon beim ersten Hochbeschleunigen sind meine Zweifel verflogen,<br />
dass aufgrund der nahezu identischen Daten die Unterschiede<br />
zwischen der Honda und der Kawasaki zu gering sein<br />
könnten, als dass ich sie auf dieser einen Proberunde herausfahren<br />
könnte. Denn auch die B2 ist eine echte Kawasaki. Röhrt beim Beschleunigen<br />
aus dem Ansaugtrakt, dass es mir die Nackenhärchen<br />
aufstellt, mit dem typischen Kawa-Fauchen aus den beiden Schalldämpfern<br />
als Begleitmusik. Dazu kribbelt es – je nach Drehzahl –<br />
mal hier und mal da, und das nicht zu knapp. Ja, auch diese Kawa<br />
lebt, ist im Vergleich zur höchst kultivierten Honda eher auf Krawall<br />
gebürstet, zeigt einen ganz anderen, wilderen Charakter. Gefühlsmäßig<br />
schaufelt der rollengelagerte Zweiventiler untenrum<br />
nicht ganz so viel Drehmoment auf die Kurbelwelle, dreht dafür<br />
obenrum gieriger. Mit dem Popometer als einzigem Messinstrument<br />
kann ich jedoch beim besten Willen nicht sagen, welche der<br />
beiden besser geht. Echte Nachteile scheint der Kawa-Zweiventiler<br />
gegen die mit der doppelten Menge gesegneten Honda zumindest<br />
subjektiv nicht zu haben. Schon gar nicht bei der Gemischaufbereitung.<br />
Die im Vergleich zur B1 verbesserte, nunmehr kennfeldgesteuerte<br />
Einspritzung der GPZ 1<strong>10</strong>0 B2 funktioniert schlichtweg<br />
hervorragend, geht wunderbar weich ans Gas und liefert – ohne<br />
jeglichen Schluckauf – in jedem Lastzustand das perfekte Gemisch.<br />
Im Oberstübchen habe ich beim Antrieb daher längst einen<br />
Gleichstand abgespeichert, als ich mit der Kawasaki kurvigeres Terrain<br />
ansteuere. Die GPZ fühlt sich hier etwas leichtfüßiger als die<br />
Honda an, klappt rascher in Schräglage, wenn man das leichte Taumeln<br />
aufgrund des zu strammen Lenkkopflagers ausblendet. Ralf<br />
weiß natürlich, dass hier – wie bei den ungewohnt stumpfen<br />
Bremsbelägen – Handlungsbedarf besteht. Doch der Termin war<br />
wegen der Wetterkapriolen kurzfristig angesetzt – nochmals besten<br />
Dank an die beiden Big Bike-Eigner, die uns dennoch diesen Vergleich<br />
ermöglicht haben! Nur deshalb kann ich nämlich berichten,<br />
dass man auf dem „King of Supersport“ dank der üppiger gepolsterten<br />
Sitzbank und des offeneren Kniewinkels entspannter thront als<br />
auf der in dieser Hinsicht schon sehr angenehmen Honda.<br />
Außerdem vermag ich nun auch die einstige Kritik der Tester<br />
am labilen Hochgeschwindigkeitsverhalten der beiden Hubraumboliden<br />
besser einzuordnen. Denn im ganz normalen Alltag diesseits<br />
der Autobahnen fahren beide vertrauenerweckend stabil. Außerdem<br />
legen Eigner solch leistungsstarker Klassiker heute zumeist<br />
eine ähnliche Souveränität an den Tag wie deren Motoren – und<br />
ziehen mit dem notwendigen Respekt vor dem Alter des Materials<br />
am Kabel. Dennoch habe ich mich mit den 1<strong>10</strong>0ern, die beide einen<br />
ganz eigenständigen Charakter besitzen, königlich amüsiert.<br />
Dass die Honda am Ende stärker in meiner Erinnerung bleibt,<br />
gibt mir jedoch zu denken. Den Prospekt der CB 1<strong>10</strong>0 F habe ich in<br />
der Sammlung meiner Träume nämlich nicht gefunden... ◻<br />
Manfred Geiger<br />
Besitzer der Honda CB 1<strong>10</strong>0 F Super Bol d‘Or<br />
Nach dem Lesen eines Berichts über die CB 1<strong>10</strong>0 F musste es diese<br />
sein. Die Super Bol d‘Or ist für mich ein Volltreffer, sie lässt sich einfach<br />
fahren, läuft sehr zuverlässig und sieht klasse aus. Außerdem ist<br />
sie heute seltener als eine CB 1<strong>10</strong>0 R. Beim Restaurieren ist mir zudem<br />
die hochwertige Verarbeitung vieler Bauteile positiv aufgefallen.<br />
14 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Ein Flieger und<br />
zwei Überflieger –<br />
Super Bol d‘Or und<br />
GPZ 1<strong>10</strong>0 waren<br />
einst das Nonplusultra<br />
klassischer<br />
Big Bikes<br />
Ralf Gnatzy<br />
Besitzer der Kawasaki GPZ 1<strong>10</strong>0 B2<br />
Ich bin ein Grüner durch und durch, meine erste Z1 kaufte ich schon<br />
mit 19 Jahren. Seither sammle ich Kawasakis. Darunter sind alle drei<br />
GPZ 1<strong>10</strong>0-Modelle. Mir gefällt jedoch die B2 am besten, weil sie am<br />
ausgewogensten läuft, zuverlässig funktioniert, mächtig Power hat<br />
und vor allem – bis auf die Verkleidungsscheibe – absolut original ist.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 15
IM STUDIO I<br />
Yamaha AS-3<br />
16 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Aufbruch-Stimmung<br />
Die 1971 eingeführte AS-3 markierte den Schlusspunkt der<br />
AS-Baureihe und läutete mit sportlich-schnittigem Design<br />
und modernen Technik-Komponenten bereits die Ära der<br />
RD-Nachfolgemodelle ein: Der 125er-Zweizylinder im Studio.<br />
Text: Gerhard Eirich; Fotos: Jacek Bilski<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 17
IM STUDIO I<br />
Yamaha AS-3<br />
Was den Großen recht ist, sollte den Kleinen billig<br />
sein. Die Technik, die bereits bei den bewährten<br />
hubraumstärkeren Yamaha-Zweitaktern zum guten<br />
Ton gehörte, führte Yamaha 1967 auch in der kleinen Achtelliterklasse<br />
ein: Mit der YAS-1 erblickte ein Zweizylinder-Zweitakter<br />
das Licht der Zweiradwelt, während die Konkurrenz von<br />
Zündapp, Puch, Maico oder Hercules noch auf den Einzylinder-<br />
Zweitaktmotor setzte. Die Erfahrungen aus dem Rennsport, wo<br />
man mit den kleinen Zwei- oder gar Vierzylindern erfolgreich<br />
war, flossen auch in die Serienmodelle ein – so verfügten zwar<br />
die ersten ausgelieferten Typen noch über das Dreikanal-System,<br />
doch wartete bereits die 1968er-Version der YAS-1 mit dem<br />
neu entwickelten Fünfkanal-System auf.<br />
In seiner Grundkonstruktion basiert der schlitzgesteuerte<br />
Zweizylinder auf der bereits 1964 in Japan vorgestellten AT<br />
90 – dort noch langhubig, in der 125er-Variante jedoch mit<br />
Werten von jeweils 43 Millimetern für Bohrung und Hub<br />
Aufgrund der<br />
schlanken und<br />
flachen Gestalt der<br />
125er wirkt der<br />
2.50-18 messende<br />
Vorderreifen vergleichsweise<br />
riesig
Die neu<br />
gestalteten, stärker<br />
verrippten Zylinderdeckel<br />
sollen für<br />
bessere Wärmeableitung<br />
sorgen<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 19
IM STUDIO I<br />
Yamaha AS-3<br />
exakt quadratisch ausgelegt. Mit dem ebenso durchdachten wie<br />
zeitgemäßen, horizontal teilbaren Motorgehäuse, was die Wartung<br />
und Reparatur erleichterte, bewies Yamaha Weitblick und<br />
setzte auf fortschrittliche Technik, auch bei der Kraftübertragung<br />
per neuem Fünfganggetriebe.<br />
Fahrleistungen wie einst die 250er<br />
Mit ihren 15 PS bei 8500/min erreichte die YAS-1 bereits 125<br />
km/h Spitze und brachte dank ihres geringen Gewichts von nur<br />
1<strong>10</strong> Kilogramm (vollgetankt) beachtliche Beschleunigungswerte<br />
auf den Asphalt. Die ein Jahr später, also 1969 präsentierte Nachfolgerin<br />
AS-2 (das Y in der Bezeichnung entfiel ab sofort) zeigte<br />
sich technisch (bis auf die neue Gabel und die Duplex-Trommelbremse<br />
vorn) nahezu unverändert, unterschied sich von der Vorgängerin<br />
vor allem durch ein moderneres, flotteres Styling, zu<br />
dem auch die nun getrennten Instrumente auf der Gabelbrücke<br />
anstelle des etwas plumpen Kombi-Instruments gehörten.<br />
Wie schon bei der<br />
Vorgängerin AS-2<br />
sind Tacho und<br />
Drehzahlmesser in<br />
getrennten Gehäusen<br />
untergebracht<br />
20 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Über ein filigranes,<br />
zweifach umgelenktes<br />
Gestänge<br />
werden die Gänge<br />
im Fünfganggetriebe<br />
geschaltet<br />
Das Schauglas im<br />
Seitendeckel lässt<br />
eine schnelle Prüfung<br />
des Vorrats<br />
im 1,5 Liter fassenden<br />
Öltank zu
IM STUDIO I<br />
Yamaha AS-3<br />
Die letzte Ausbaustufe der AS-Baureihe, die AS-3, wie die<br />
Exportversion der in Japan präsentierten AX 125 bezeichnet<br />
wurde, kam schließlich 1971 und brachte technisch wie optisch<br />
deutliche Änderungen. Auffällig waren vor allem die neu<br />
gestalteten Zylinder und das neue Design der großen 250er- beziehungsweise<br />
350er-Schwestern für Tank und Seitendeckel, die<br />
sie schlanker und filigraner erscheinen ließen. Nur bei genauerem<br />
Hingucken sind die größere Duplex-Bremse und der von<br />
1200 auf 1240 Millimeter verlängerte Radstand zu erkennen. Die<br />
Papier-Luft filter, zuvor in auffälligen verchromten Gehäusen untergebracht,<br />
waren nun dezenter zwischen den Seitendeckeln<br />
beherbergt. Der Öleinfüllstutzen<br />
des 1,5 Liter fassenden Ölvorrats<br />
für die Autolube-Getrenntschmierung<br />
wanderte<br />
nun unter die Sitzbank. So betrachtet,<br />
macht unser gut erhaltenes<br />
Fotomodell, eine AS-3 von Yamaha Motor France, die<br />
uns für die Aufnahmen zur Verfügung stand, in der leuchtenden<br />
Lackierung in Mandarin Orange fast zwangsläufig eine gute Figur.<br />
Im Stand kommt die (auf dem Papier) auf 15,8 PS gestiegene<br />
Leistung nicht zum Tragen, allerdings schien den im ersten Test<br />
in <strong>MOTORRAD</strong> 1972 gemessenen Fahrleistungen zufolge die<br />
Motorpower ohnehin eher untertrieben gewesen zu sein.<br />
Abgelöst wurde die AS-3 und damit die gesamte AS-Bau reihe<br />
dann 1973 von der RD 125, der man dann auch gleich einen<br />
Membraneinlass verpasste. Fortan verwendete Yamaha für die<br />
neuen Modelle das Kürzel RD (für Race Development) plus Hubraumangabe,<br />
um den verwirrenden Buchstaben-Zahlen-Kombinationen<br />
ein Ende<br />
zu bereiten. Was dem Erfolg der Yamaha-<br />
Zweitaktmodelle keineswegs schadete,<br />
wie ein Rückblick auf die langjährige RD-<br />
Historie heute zeigt.<br />
◻<br />
„It‘s a better machine“ –<br />
im Prospekt preist Yamaha<br />
seine 125er selbstbewusst an<br />
und geizt nicht mit Reizen<br />
22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Yamaha AS-3<br />
MOTOR: Luftgekühlter, schlitzgesteuerter<br />
Zweizylinder-Zweitaktmotor, Bohrung 43<br />
mm, Hub 43 mm, 124 cm³, Verdichtung<br />
7:1, 15,8 PS bei 8500/min, zwei 18er-Mikuni-Rundschiebervergaser,<br />
Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe, Kettenantrieb<br />
FAHRWERK: Stahlrohrrahmen, Telegabel<br />
vorn, Zweiarmschwinge hinten, Duplex-/<br />
Simplex-Trommelbremse vorn/hinten,<br />
Reifen vorn 2.50-18, hinten 2.75-18,<br />
Gewicht (vollget.) 1<strong>10</strong> kg, Tankinhalt 9 l<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT:125 km/h<br />
NEUPREIS (1971): 1979 Mark<br />
Aus dem<br />
kleinen Scheinwerfer<br />
mit dem<br />
breiten Chromring<br />
strahlt<br />
in Frankreich<br />
übliches<br />
gelbes Licht<br />
Die Duplex-Trommelbremse<br />
mit<br />
140 Millimetern<br />
Durchmesser verzögerte<br />
deutlich<br />
besser als die<br />
einstige Simplex-<br />
Bremse der YAS-1
SZENE I<br />
16. <strong>Classic</strong>-Enduro Zschopau<br />
Schloss<br />
und<br />
Prügel<br />
Der Innenhof von Schloss Wildeck wurde<br />
zum stimmungsvollen Parc Fermé des<br />
16. <strong>Classic</strong>-Enduro „Rund um Zschopau“,<br />
bei dem 230 Teilnehmer aus elf Nationen<br />
ihre Oldies durchs Gelände prügelten.<br />
Text: Bernd Loistl<br />
Fotos: Loistl, Fischer (4), Feicht (1), Archiv Sengfelder<br />
24 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 25
SZENE I<br />
16. <strong>Classic</strong>-Enduro Zschopau<br />
Bunte Zeltstadt: Fahrerlager<br />
vor dem ehemaligen MZ-Werk<br />
Zschopau ist MZ-Terrain: Gerd<br />
Zehe mit einem 1966er-Modell<br />
Ex-Zündapp-Fahrer Friedrich<br />
Hieronymus auf einer Hercules<br />
Jawas und Gileras als bunte<br />
Farbtupfer in Zschopau<br />
Herrliche Vielfalt im Parc<br />
Fermé von Schloss Wildeck<br />
26 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Es ist wie in jedem Jahr. Wenn das letzte Juniwochenende<br />
näher rückt, werden viele harte Kerle – und zwischenzeitlich<br />
auch etliche Damen – unruhig. Liebhaber des<br />
klassischen Motorrad-Geländesports haben sich diesen Termin<br />
in ihrem Kalender schon lange rot angestrichen.<br />
Denn an diesem Wochenende findet traditionell die <strong>Classic</strong>-<br />
Geländefahrt „Rund um die MZ-Stadt Zschopau“ statt, eine<br />
klassische Ausfahrt mit Wettbewerbscharakter für historische<br />
Geländesportmotorräder der Baujahre von 1955 bis 1990. Eine<br />
Veranstaltung, die mittlerweile Kultstatus hat. Und das mit Recht,<br />
denn der MSC MZ Zschopau pflegt die Wurzeln dieses Sports<br />
wie kaum ein anderer Verein in Deutschland. Immerhin ist<br />
Zschopau die Wiege der Marken DKW und MZ. Da wurden<br />
schon vor dem Krieg Rennmotorräder entwickelt und gebaut.<br />
Ende der 1950er-Jahre wurde bei MZ dann der Grundstein für<br />
die große Geländesporttradition gelegt, mit dem Höhepunkt in<br />
den Jahren von 1963 bis 1969. Da gewannen die MZ-Fahrer als<br />
Nationalmannschaft der DDR insgesamt sechsmal den Hauptwettbewerb<br />
der jährlich ausgetragenen Internationalen Sechstagefahrt<br />
(ISDT), die Trophy.<br />
In Erinnerung an diese erfolgreichen Fahrer wurde am Tag<br />
vor der 16. <strong>Classic</strong>-Veranstaltung im Schlosshof Wildeck ein<br />
Gedenkstein für Werner Salevski, Peter Uhlig und Hans Weber<br />
feierlich enthüllt. Ein Gedenkstein, der nun seinen festen Platz in<br />
der Mitte Zschopaus hat, direkt im Eingangsbereich zum Motorradmuseum.<br />
Die drei Sportler waren Mitglieder der erfolgreichen<br />
Sixdays-Trophy-Siegermannschaften, die durch Unfälle<br />
früh aus dem Leben schieden.<br />
Die limitierten Startplätze für den sächsischen Geländesportklassiker<br />
waren auch in diesem Jahr wieder begehrt und rasch<br />
vergeben. Glücklich schätzen durften sich daher all jene, die zu<br />
den 230 Startberechtigten gehörten. Dazu zählten Teilnehmer<br />
aus elf Nationen, die sogar aus Norwegen, Schweden, Großbritannien<br />
und Russland anreisten. Der Parkplatz vor dem<br />
Gebäude des ehemaligen MZ-Motorradwerks, auf dessen Dach<br />
noch immer die roten MZ-Kultbuchstaben in die Landschaft<br />
strahlen, verwandelte sich schon am Freitag innerhalb von Stunden<br />
zu einer bunten Zeltstadt, die als Fahrerlager diente.<br />
Obwohl in den Hallen des mittlerweile zum Multizentrum<br />
Zschopau (MZZ) umgebauten Fabrikgebäudes schon lange keine<br />
Motorräder mehr produziert werden, ist MZ in Zschopau noch<br />
immer lebendig. Das beweist die Enduro-Klassikszene beim heimischen<br />
Zschopau-Event nachhaltig. Überall wurden alte MZund<br />
auch die Suhler Simson-Maschinen aus den teilweise ebenfalls<br />
historischen Renntransportern gerollt. Tatsächlich stellten<br />
die ehemaligen DDR-Motorräder nach KTM das zweitgrößte Maschinenkontingent<br />
im gesamten Starterfeld, knapp vor den Produkten<br />
der ebenfalls nicht mehr existenten schwäbischen Kultmarke<br />
Maico. Darunter waren auch einige ganz besondere Raritäten<br />
zu sehen, wie etwa die MZ 250 K von 1977 (siehe unten).<br />
EIN GANZ BESONDERS SELTENES EXEMPLAR: MZ 250 K VON 1977<br />
„Kurz“-Motor ohne Kickstarterwelle,<br />
Kickstarter direkt auf der Kurbelwelle<br />
Komplett restaurierte Werks-MZ von 1977, einst gefahren von Frank Schubert<br />
Zu den ganz besonderen Raritäten beim<br />
diesjährigen <strong>Classic</strong>-Enduro in Zschopau<br />
gehörte dieses von der Firma Trophy-Sport wunderschön<br />
neu aufgebaute 1977er-Trophymodell<br />
mit einem 250er-K-Motor. So ein Motorrad fuhr<br />
Werksfahrer Frank Schubert bei den Europameisterschaftsläufen<br />
und bei den Sixdays. Das „K“ in<br />
der Bezeichnung bedeutet dabei „kurz“. Für die<br />
Werksrenner hatte man nämlich auf die Kupplungswelle<br />
verzichtet und das Gehäuse verkürzt.<br />
Die Wirkung des nach vorne zu tretenden Kickstarters<br />
wurde direkt auf die Kurbelwelle übertragen,<br />
sodass es möglich war, bei eingelegtem<br />
Gang und mit gezogener Kupplung den Motor<br />
anzutreten. Eine fortschrittliche Technik, die<br />
zum Beispiel Maico erst ein Jahr später mit der<br />
1978er-Motorengeneration einführte. Außerdem<br />
weist das Fahrgestell eine ungewöhnlich schräge<br />
Anstellung der hinteren Stoßdämpfer mit einer<br />
bananenförmig gebogenen Schwinge auf. Mehr<br />
als zwei oder drei dieser ehemaligen Werksmotorräder<br />
dürften heute nicht mehr existieren.<br />
Modern: auffallend schräg gestellte<br />
Federbeine mit gebogener Schwinge<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 27
SZENE I<br />
16. <strong>Classic</strong>-Enduro Zschopau<br />
Dietmar Franke auf der 125er-<br />
Werks-Simson von 1981<br />
Besitzerstolz im Fahrerlager:<br />
MZ-Oldies, sauber aufgereiht<br />
Restauriert: Barkas-Renntransporter<br />
der Simson-Freunde Suhl<br />
Ex-Trophysieger Weber auf<br />
einer geliehenen Hercules<br />
Aus Norwegen: 1966er-Rickman-<br />
Metisse von Peer Bakke<br />
28 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Wiedersehen mit den Trophysiegern von 1976<br />
Am Freitagabend beherbergten die weiß gekalkten Wände des<br />
Schlosses Wildeck mitten in Zschopau den Parc Fermé, in dem<br />
die darin abgestellten Geländesport-Oldtimer und -Youngtimer<br />
– getrennt nach Hubraumklassen, allesamt rennfertig und auf<br />
Hochglanz poliert – ein stimmungsvolles Bild abgaben.<br />
Vor dem Start, der am Samstag, den 25. Juni, pünktlich um<br />
8.30 Uhr erfolgte, bekamen die Zuschauer ein weiteres Highlight<br />
geboten. Auf der Startrampe versammelten sich nämlich die<br />
Fahrer der Zündapp-Mannschaft, die vor genau 40 Jahren bei<br />
den Sixdays am Österreichring ihren Trophysieg aus dem Vorjahr<br />
wiederholen konnte. Es war das erste Double einer Mannschaft<br />
aus der Bundesrepublik nach dem Krieg! Eingerahmt<br />
von vielen früheren DDR-Sportkollegen und der tschechischen<br />
Jawa-Legende Kvetoslav Masita bekamen der ehemalige Mannschaftskapitän<br />
Rolf Witthöft, flankiert von Eddy Hau und Jürgen<br />
Grisse, die Ehre, unter kräftigem Applaus der Zuschauer auf<br />
ihren ehemaligen Zündapp-Werksmaschinen als Erste von der<br />
Startrampe rollen zu dürfen. Eine Wertschätzung, welche sie<br />
WIEDERSEHEN IN ZSCHOPAU: DIE TROPHYSIEGER VON 1975/76<br />
Die Ex- Zündapp-Werksmannschaft: Rolf Witthöft, Eberhard<br />
Weber, Peter Neumann, Eddy Hau, Erwin Schmider,<br />
Jürgen Grisse, Arnulf Teuchert, Friedrich Hieronymus (v.l.)<br />
Die Trophyfahrer aus der Bundesrepublik,<br />
allesamt von Zündapp gestellt, reisten<br />
im September 1976 als Titelverteidiger zur 51.<br />
ISDT nach Österreich. Im Jahr zuvor hatten sie<br />
auf der Isle of Man als neu formierte Mannschaft<br />
nach vielen Jahren erstmals wieder den<br />
Titel nach Deutschland geholt. Bei der Fahrt<br />
durch die britischen Moore führten sie auf ihren<br />
leichten <strong>10</strong>0er-, 125er- und 175er-Maschinen<br />
vom ersten bis zum sechsten Tag souverän das<br />
Feld an. Wobei Mannschaftskapitän Rolf Witthöft<br />
einräumt, dass sie auf der Insel von den<br />
Technik-Malaisen der favorisierten tschechoslowakischen<br />
Jawa-Fahrer profitierten. Für die Veranstaltung<br />
mit Start und Ziel am Österreichring<br />
wurde deshalb 1976 erneut ein Zweikampf dieser<br />
beiden Nationalteams erwartet. Getreu dem<br />
Motto „Never change a winning team“ ging die<br />
deutsche Trophy-Mannschaft mit ihren Zündapp-<br />
Motorrädern unverändert an den Start. Josef<br />
Wolfgruber, Peter Neumann und Eberhard Weber<br />
pilotierten erneut die <strong>10</strong>0er-Maschinen. Mannschaftskapitän<br />
Rolf Witthöft und Jürgen Grisse<br />
fuhren die 125er, Eddy Hau eine 175er.<br />
Doch zu Beginn lief es zäh. Die Tschechoslowaken<br />
übernahmen sofort die Führung in der Trophy-Wertung<br />
und konnten diese bis zum dritten<br />
Tag halten. Rolf Witthöft dazu: „Die Tschechoslowaken<br />
haben stark losgelegt. Doch auch wir<br />
waren schnell unterwegs und gewannen von Tag<br />
zu Tag mehr Sicherheit, um auch mehr riskieren<br />
zu können. Es war alles ziemlich eng. Dann haben<br />
wir uns gesagt, das ziehen wir jetzt durch<br />
und haben alles gegeben. Am vierten Tag konnten<br />
wir die Führung übernehmen und bis zum<br />
Schlussrennen sogar noch ausbauen!“<br />
Das Schlussrennen selbst war dann eine Demonstrationsfahrt<br />
der deutschen Zündapp-Piloten.<br />
Im Rennen der kleineren Hubraumklasse<br />
fuhren Wolfgruber, Neumann und Weber im Formationsflug<br />
mit ihren <strong>10</strong>0ern an der Spitze des<br />
Feldes sicher ins Ziel. Dicht gefolgt von Erwin<br />
Schmider, der nach sechs langen Geländetagen<br />
eine 50er-Zündapp zum Erstaunen der zahlreichen<br />
Zuschauer fast ebenso schnell um den<br />
Motocross-Kurs jagte. Die Krönung des Tages lieferte<br />
dann Eddy Hau ab. Mit seiner 175er konnte<br />
er im abschließenden Motocross-Lauf das restliche<br />
Feld um 40 Sekunden abhängen! Es war<br />
ein verdienter Trophysieg, den das deutsche<br />
Zündapp-Sextett erneut nach München holte.<br />
Mit Ausnahme von Josef Wolfgruber, der terminlich<br />
verhindert war, haben sich die restlichen<br />
fünf Trophysieger und die deutsche Geländesport-Ikone<br />
Erwin Schmider nun in Zschopau<br />
wiedergetroffen. Und vermutlich bis tief in die<br />
Nacht alte gemeinsame Erlebnisse und Geländesportgeschichten<br />
gesellig aufgefrischt.<br />
Empfang der Trophysieger 1976 im Münchner Zündapp-<br />
Werk. Von links: Rolf Witthöft, Josef Wolfgruber, Peter<br />
Neumann, Eddy Hau, Eberhard Weber, Jürgen Grisse<br />
Zeltweg 1976: Eddy Hau säubert die<br />
Hinterradbremse seiner Zündapp<br />
Wolfgruber, Weber und Neumann im<br />
Formationsflug beim letzten Lauf 76<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 29
SZENE I<br />
16. <strong>Classic</strong>-Enduro Zschopau<br />
sichtlich genossen. Und zum Anlass nahmen, im Rahmen dieser<br />
Veranstaltung ein Treffen zu organisieren, um die Erinnerungen<br />
an den gemeinsamen Trophysieg von 1976 aufzufrischen.<br />
Für die Teilnehmer der <strong>Classic</strong>-Geländefahrt standen insgesamt<br />
drei Geländerunden über 50 Kilometer auf dem Programm.<br />
Auf den ersten beiden Runden mussten jeweils zwei Sonderprüfungen<br />
als Geschwindigkeitstests auf abgemähten Wiesenhängen<br />
und eine Trialsektion am Rande eines Steinbruches sowie<br />
eine Beschleunigungsprüfung absolviert werden. Die schwülen<br />
30 Grad lähmten den fahrerischen Ehrgeiz keineswegs. Die alten<br />
Raritäten europäischen Motorradbaus wurden über staubige Pisten<br />
durchs Gelände getrieben, um im jeweiligen Klassement eine<br />
gute Platzierung zu erreichen. Schließlich erfreut sich jeder, der<br />
mit einem Enduro-Klassiker bei einem Wettbewerb antritt, über<br />
eine neue Errungenschaft im Pokalschrank, getreu dem Motto<br />
„Geländefahrer werden nicht älter, sondern nur schneller!“<br />
Leider machte das Wetter den meist hochmotivierten Aktiven<br />
einen Strich durch die Rechnung. Am Samstagnachmittag<br />
zogen dunkle Wolken durch das Tal der Zschopau und entluden<br />
sich in einem heftigen Gewitter mit Starkregen und Hagel. Das<br />
Wasser schoss schlagartig von den Hängen, an Offroadfahren<br />
war angesichts der Naturgewalten aus Gründen der Teilnehmersicherheit<br />
nicht mehr zu denken.<br />
Dennoch gelang es dem Veranstalter, ein Klassement zu<br />
erstellen. So konnte der eine oder andere dann doch eine neue<br />
glänzende Errungenschaft in die heimische Vitrine stellen. Zu<br />
diesen glücklichen Gewinnern gehörte auch Eberhardt Weber,<br />
ein Teilnehmer des Zündapp-Ehemaligentreffens. Ein Freund<br />
hatte dem zweimaligen Trophysieger ein früheres 250er-Sachs-<br />
Werksmotorrad leihweise zur Verfügung gestellt. Damit war<br />
der schnelle „Hardy“ derart flott unterwegs, dass er auf Anhieb<br />
Rang zwei in seiner Klasse errang. Und so den Beweis erbrachte,<br />
selbst nach 40 Jahren nichts von seinem früheren<br />
Fahrkönnen verlernt zu haben. Dieser Ehrgeiz treibt jedoch alle<br />
Teilnehmer an, die sich alljährlich das letzte Juniwochenende<br />
rot in ihrem Kalender anstreichen.<br />
◻<br />
DIE 50ER-ZÜNDAPP-WERKSMASCHINE VON 1977<br />
Schutz vor Schmutz: Ansaugtrakt und<br />
Vergaser mit Abdeckungen<br />
Restauriert im Originalzustand: 50er-Werks-Zündapp aus dem Jahr 1977<br />
Die erfolgreiche Zündapp-Technik der sturzsicher unterm Motorgehäuse versteckt. Für<br />
50er-Werksmaschine von 1977. Hier die einen raschen Service sind Bremsgestänge und<br />
wichtigsten Eckdaten: Leichtbau-Doppelschleifenrahmen<br />
aus dünnwandigem Chrom-Molyb-<br />
Federsplinten gesichert. Selbst beim Mittelstän-<br />
Sitzbank (Zugang Luftfilterkasten) lediglich mit<br />
dänstahl und vielen dünnen Knotenblechen, kurzer<br />
Radstand und flacher Lenkkopfwinkel (58 filigrane Teil nutzt die Rolle der Kettenführung<br />
der wurde noch kräftig Gewicht eingespart. Das<br />
Grad) für Wendigkeit und guten Geradeauslauf, als Gegenlager. Nicht genug der Detailversessenheit:<br />
An der Hinterachse wurden alle beweg-<br />
ergonomischer Alutank mit flacher Werkzeugtasche,<br />
Alu-Gabelbrücke mit unterschiedlichen lichen Teile mit einem gelb ummantelten Stahldraht<br />
gesichert, damit beim Ausbau des Hinter-<br />
Stärken oben und unten, Magnesium an Motorgehäuse,<br />
Vorder- und Hinterradbremse sowie rads nichts in den Dreck fallen oder sogar veran<br />
den Achsen, 49-cm³-Einzylindermotor, vorne loren gehen konnte. Es waren also nicht nur die<br />
leicht angehoben, Siebengang-Ziehkeilgetriebe, schnellen, zuverlässigen Fahrer, die Zündapp<br />
zirka 15 PS bei 11 300/min, Marzocchi-Gabel über viele Jahre die Erfolge brachten, sondern<br />
(Federweg 170 mm), Koni-Gasdruckdämpfer (Federweg<br />
180 mm), Gewicht unter 75 Kilogramm. Laufe der Weiterentwicklung in die Werksmotor-<br />
auch die Summe der Verbesserungen, die im<br />
Doch die Details offenbaren sich erst bei ganz räder eingeflossen ist. Da waren Konstrukteure<br />
genauer Betrachtung. Etwa die superleichten und Mechaniker am Werk, die ihr Handwerk<br />
Fußrasten. Oder der Fußbremshebel, der sich verstanden – Motorradbaukunst vom Feinsten.<br />
Leichtbau: Vorderrad mit Nabe und<br />
Achse aus Magnesium, Mini-Tacho<br />
Filigranste Technik für harten Wettbewerb:<br />
Fußrasten und -bremshebel<br />
30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Gedenkstein-Enthüllung zu<br />
Ehren dreier MZ-Legenden<br />
Zündapp-Fahrer Witthöft, Hau<br />
und Grisse auf der Startrampe
<strong>MOTORRAD</strong> 22/1967<br />
Im ersten Test der Puch M 125, zu lesen im<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Heft 22/1967, muss die Österreicherin<br />
im harten Nordschleifen-Test ihre Qualitäten<br />
unter Beweis stellen. Mit modernem Motor und<br />
stabilem Fahrwerk überzeugt sie auf Anhieb.<br />
aus, der enorm breit verrippte Leichtmetallzylinder mit den fächerartig<br />
gestalteten Rippen am Zylinderdeckel lassen auf mehr als nur<br />
125 cm³ tippen. Der moderne Einzylinder hängt nun auch in einem<br />
grazilen Stahlrohrrahmen, Schluss mit den alten aus Blech gepressten<br />
Schalenrahmen. Die 11,8 PS bei 7000/min bei einem Gewicht<br />
von nur 97 Kilogramm verhelfen der Österreicherin zu einem tollen<br />
Leistungsgewicht und lassen ihr eher die Rolle eines Sportlers denn<br />
einer Tourenmaschine zukommen. Auch wenn der hochgeschwungene<br />
Tourenlenker anderes suggeriert – Klacks hätte sich nach<br />
eigener Aussage umgehend einen weniger geschwungenen,<br />
flacheren Lenker besorgt. Schließlich gehört zum ersten Test der<br />
Puch unweigerlich der Ritt über die Nürburgring-Nordschleife,<br />
Fotos: mps-Fotostudio<br />
Puch M 125<br />
Puch-Besprechung<br />
Die österreichische Firma Puch kann auf eine lange Tradition<br />
zurückblicken. Nicht zuletzt durch die berühmten Doppelkolben-<br />
Zweitaktmotoren erlangte die Steirer Firma ihren guten Ruf. Fast<br />
immer begründete Puch mit der Vorstellung einer neuen Modellreihe<br />
eine neue Ära – so auch mit der neuen M 125, orakelt Tester Klacks<br />
Leverkus 1967 beim ersten Test der ab 1966 angebotenen Straßenmaschine.<br />
Nach langer Zeit endlich mal wieder eine Neue. Schon<br />
rein äußerlich zeichnet sich der neue Motor durch Besonderheiten<br />
Der Nordschleifen-Test der Puch M 125 lässt sich auch in<br />
Diagrammen darstellen – die flinke 125er überzeugt<br />
82<br />
85 67<br />
Was uns 1967 noch bewegte<br />
77<br />
71<br />
4. April<br />
Im früheren Salzbergwerk Asse im Landkreis<br />
Wolfenbüttel werden zum ersten<br />
Mal in der Bundesrepublik radioaktive<br />
Abfälle „entsorgt“.<br />
19. April<br />
Altbundeskanzler Konrad Adenauer<br />
32 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
stirbt im Alter von 91 Jahren in Rhöndorf<br />
bei Bonn.<br />
29. April<br />
50 westdeutsche Brauereien propagieren<br />
in einer Werbeaktion unter dem Motto<br />
„Ex und hopp“ die Einweg flasche und<br />
wollen das Bierflaschenpfand abschaffen.<br />
20. Oktober<br />
Das ZDF strahlt die erste Folge von<br />
„Akten zeichen XY... ungelöst“ aus. Die<br />
Zuschauer werden um Mithilfe bei unaufgeklärten<br />
Kriminalfällen gebeten.<br />
3. Dezember<br />
In Kapstadt wird zum ersten Mal einem<br />
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inklusive akribischer Erfassung der gefahrenen<br />
Geschwindigkeiten in den verschiedenen<br />
Streckenabschnitten. Dank des agilen Fahrverhaltens<br />
ergeben sich so fast zwangsweise für<br />
eine 125er überraschende Zeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten.<br />
Die Bestzeit von<br />
14,08 Minuten steht für einen Durchschnitt<br />
von 94,7 km/h – ein Wert, der noch vor<br />
wenigen Jahren einer 250er zur Ehre gereicht<br />
hätte. Der Tester zeigt sich beeindruckt. Umso<br />
mehr, als die Höchstgeschwindigkeit sich bei<br />
knapp <strong>10</strong>5 km/h einpendelte. Der hohe Schnitt<br />
hat eine einfache Erklärung, Zitat: „Die M 125<br />
ist ein ungewöhnlich handliches Motorrad mit<br />
einem ganz hervorragenden Fahrwerk.“ Das<br />
ermög licht hohe Kurvengeschwindigkeiten<br />
dank bemerkenswerter Spurtreue.<br />
Was ebenfalls hilft: Die hohe Spitzenleistung<br />
des 125er-Motors ist nicht mit spitzer Charakteristik<br />
erkauft, die Drehmomentkurve verläuft<br />
recht gleichmäßig im Bereich von 4000 bis<br />
7500/min. In vielen Passagen, die mit rund 80<br />
km/h gehen, muss man gar nicht in den dritten<br />
Gang runterschalten, da bei 80 im Vierten<br />
immerhin acht PS anliegen. All dies lassen den<br />
Autor nicht nur die Nordschleifen-Zeiten loben,<br />
sondern auch die erreichbaren hohen Reiseschnitte<br />
(abseits der Autobahn). Lediglich<br />
zwei Dinge rufen dabei den Ärger des Testers<br />
hervor: Der zu kleine Tank, der eine zu geringe<br />
Reich weite erlaubt, und die ungenügend<br />
geschützt laufende Kette. Der Neun-Liter-Tank<br />
zwingt bei einem Landstraßen-Verbrauch von<br />
etwa 3,5 bis vier Liter/<strong>10</strong>0 Kilometer schon<br />
nach 200 Kilometern zum Umschalten auf<br />
Reserve. Einen 17-Liter-Tank wünscht sich<br />
Klacks, der Platz sei ja schließlich da, ohne die<br />
flotte Linie zu beeinträchtigen. Federung und<br />
Sitzposition gefallen ihm, auch die langen<br />
Haxen finden genügend Platz, zumal die<br />
Fußrasten verstellbar sind und der Bremshebel<br />
sich in der Länge einstellen lässt. Gelobt wird<br />
ebenso die Servicefreundlichkeit – an den<br />
Bing-Vergaser kommt man für Pflegearbeiten<br />
sehr leicht heran, und auch die Zündeinstellung<br />
lässt sich dank der Zugänglichkeit durch Arbeitsschlitze<br />
gut bewerkstelligen.<br />
Im kalten Zustand erweist sich der stets gelobte Motor als<br />
williger Starter – Startschieber eindrücken, Schwimmerkammern<br />
fluten, und der Zweitakter kommt auf den ersten Tritt. Beim Fahren<br />
stören die Kühlrippen kaum durch Schwirren, der italienische Silentium-Auspuff<br />
lärmt nicht über Gebühr. So fällt die Puch auch im<br />
Stadtverkehr nicht unangenehm auf, wo sie sich als schnelles und<br />
Reklame<br />
Ruhm aus erzielten Rekorden strahlt auch auf die Serienfahrzeuge<br />
aus und lässt sich werbewirksam nutzen. Kreidler<br />
gehörten aber auch auf der Straße stets zu den Schnellsten.<br />
wendiges Fahrzeug bewährt. Das geringe Gewicht und die kompakten<br />
Maße helfen dabei, sie beim Abstellen auf engstem Raum zu<br />
parken. Ein Motorrad, das bei den Testern in sehr guter Erinnerung<br />
bleiben sollte. Die bereits im Versuch laufenden großen Varianten<br />
mit 175 und 250 cm³ sollten jedoch nie erscheinen – 1971 stellte<br />
Puch die Produktion seines letzten Straßenmotorrads ein. ◻<br />
84<br />
82 80 68<br />
tummeln sich die folgenden Songs auf<br />
82<br />
Menschen ein fremdes menschliches<br />
Herz eingepflanzt. Obwohl der Eingriff<br />
gelingt, stirbt der Patient 18 Tage später<br />
an einer Lungenentzündung.<br />
Auto<br />
Der Fiat 124 wird zum Auto des Jahres<br />
gewählt.<br />
Musik<br />
In den Hitparaden des Jahres 1967<br />
den vorderen Plätzen: The Rolling Stones<br />
mit „Let’s spend the night together“,<br />
The Beatles mit „All you need is love“<br />
und die australische Band Bee Gees mit<br />
„Massachusetts“.<br />
Film<br />
Das Jahr 1967 bringt Kino-Hits wie „Die<br />
Reifeprüfung“ mit Dustin Hoffman,<br />
den Klassiker um das amerikanische<br />
Gauner pärchen „Bonnie & Clyde“ und<br />
den legendären Zeichentrickfilm „Das<br />
Dschungelbuch“ aus den Studios von<br />
Walt Disney hervor.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 33
AUF ACHSE I<br />
Suzuki Goose 350<br />
34 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Gans selten<br />
Man muss schon viel Glück haben, um in unseren Gefilden auf eine Suzuki<br />
Goose 350 zu treffen. Um so mehr freut es uns, dass wir sogar die Gelegenheit<br />
bekamen, die Qualitäten des kleinen Einzylinder-Sportlers in der Tradition<br />
von Aermacchi & Co. selbst zu erfahren.<br />
Text: Uli Holzwarth; Fotos: Jacek Bilski, Suzuki (1)<br />
Normalerweise kommen Ange hörige<br />
der Familie der Anserinae<br />
ja ganz schön rum. Schließlich<br />
gehören Gänse zu den Zugvögeln, die auf<br />
ihren Flugrouten nicht selten sehr weite<br />
Strecken zurücklegen.<br />
Doch eine Gans scheint da ein wenig<br />
aus der Rolle gefallen zu sein. Denn von<br />
der Suzuki Goose, die ihre Brutstätte im<br />
japanischen Hamamatsu hatte, schafften<br />
es nur einige wenige bis zu uns. Was vermutlich<br />
daran liegen dürfte, dass Suzukis<br />
seltener Vogel zur Spezies der Mildgänse<br />
gehört. Mit gerade mal 33 PS aus 350 cm³<br />
zählt auch die Goose zum typisch japanischen<br />
Motorrad-Kleinvieh, das hierzulande<br />
traditionell nicht die besten Lebensbedingungen<br />
vorfindet. Schon gar nicht<br />
im Leistungs-verrückten Deutschland der<br />
Nachwendezeit, weshalb der deutsche<br />
Suzuki-Importeur 1991 ohne viel Federlesens<br />
entschied, keine Gänseaufzucht zu<br />
betreiben.<br />
Was Roland Kappelt gerade recht<br />
war. Der Augsburger hatte schon immer<br />
ein Herz für seltene Motorrad-Kreationen.<br />
In den frühen 1990er-Jahren importierte<br />
er auf eigene Faust japanische Zweirad-<br />
Spezialitäten, denen die offiziellen Importeure<br />
keine Marktchancen einräumten.<br />
Und so holte er damals auch eine Suzuki<br />
Goose 350 nach Augsburg, die sogar in<br />
den Fuhrpark von <strong>MOTORRAD</strong> flatterte.<br />
Tester Jupp Schmitz nahm sich ihrer<br />
dereinst wohlwollend an, erinnerte ihn<br />
die Goose doch an die italienischen Kleinkaliber<br />
der 60er-Jahre von Aermacchi,<br />
Ducati oder Motobi. Deren Revier waren<br />
die anspruchsvollen Fahrerstrecken, wo<br />
die leichtgewichtigen Davids zum Schrecken<br />
leistungsstarker Goliaths wurden.<br />
Im Fall der Suzuki musste dieses Vergnügen<br />
mit 14 970 Mark jedoch ebenso teuer<br />
erkauft werden wie bei einem viermal so<br />
starken Supersportler. Das sicherte der<br />
Goose 350 hierzulande ein Höchstmaß an<br />
Exklusivität. Deshalb freut es mich umso<br />
mehr, dass mir Roland die Gelegenheit zu<br />
einem Ausflug mit diesem super-seltenen<br />
350er-Eintopf ermöglicht.<br />
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AUF ACHSE I<br />
Suzuki Goose 350<br />
Seine schwarze Goose hat er vor zwei<br />
Jahren via Internet in England erstanden<br />
und per Spedition nach Augsburg bringen<br />
lassen. „Schon damals, als ich mich mit<br />
den Japan-Importen befasste, hat mir die<br />
Goose richtig gut gefallen. Später wollte<br />
ich unbedingt selbst eine haben, die aber<br />
so gut sein sollte, dass sich das Aufbewahren<br />
lohnt“, erzählt mir der gelernte Elektrotechniker,<br />
der längst wieder in seinem<br />
Beruf arbeitet. „Nach so einem guten<br />
Exemplar wie diesem habe ich mehrere<br />
Jahre gesucht und sofort zugeschlagen.“<br />
Mit knapp 1300 Kilometern auf dem<br />
Tacho ist der kleine Vierventil-Single aus<br />
der DR 350 S gerade mal eingefahren. Im<br />
Gegensatz zur wohlbekannten Enduro-<br />
Variante leistet der ohc-Einzylinder in der<br />
Goose dank Flachschiebervergaser und<br />
angeschärften Steuerzeiten 33 PS. Ob die<br />
wirklich reichen, um die Gans fliegen zu<br />
lassen? Allzu groß sind meine Erwartungen<br />
nicht, als ich mich auf das spartanisch<br />
gepolsterte Sitzbrötchen schwinge, das<br />
dem Allerwertesten nur 75 Zentimeter<br />
überm Boden ausreichend Platz bietet.<br />
Wegen der hoch angebrachten Fußrasten<br />
stochere ich jedoch erst einmal ins<br />
Leere – ja, Gänschen ist wirklich klein!<br />
Aber, mit Ausnahme des spitzen Kniewinkels,<br />
gar nicht so unbequem, wie es zunächst<br />
den Anschein hat. Trotz unterhalb<br />
der Gabelbrücke angebrachter Lenkstummel<br />
fällt die Haltung recht kommod aus.<br />
36 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
Der luftgekühlte Single startet spontan<br />
auf Knopfdruck, dem Alu-Topf entweicht<br />
aber nur ein dezentes Prötteln – der Vorschalldämpfer<br />
unterm Motor leistet ganze<br />
Arbeit. Bis das in einem separaten Tank<br />
vor dem Motor gebunkerte Öl seine Betriebstemperatur<br />
erreicht hat, bleibt Zeit,<br />
mit der Goose warm zu werden. Mit dem<br />
luftgekühlten Einzylinder habe ich jedoch<br />
schon nach ein paar Metern Freundschaft<br />
geschlossen, er zieht bereits bei 2000 Touren<br />
ohne Ruckeln oder Hacken durch die<br />
Stadt – selbst im sechsten Gang, wenn es<br />
sein muss! Auch jenseits der City-Limits<br />
gibt sich der 350er erfreulich engagiert,<br />
sobald die Nadel des Drehzahlmessers die<br />
5000er-Marke passiert. Wenn es flott vorwww.motorrad-classic.de
Einige Komponenten der Goose kennt man auch von anderen Suzukis. Wie zum<br />
Beispiel die Gabel von der RGV 250 (l.) oder die Instrumente von der Bandit 400<br />
Eine Besonderheit des stabilen Gitterrohrrahmens sind die massiven Alu-Platten,<br />
die sowohl den Motor als auch die komplette Hinterradaufhängung aufnehmen<br />
an gehen soll, muss allerdings auch der<br />
Pilot ein gewisses Engagement an den Tag<br />
legen und den relativ kleinvolumigen<br />
Single mit emsiger Schaltarbeit im exakten<br />
Getriebe bei Laune halten. Ab 7000/<br />
min zeigt der Kurzhuber dann durchaus<br />
sportlichen Biss und dreht willig bis neuneinhalb,<br />
akustisch untermalt vom energischen<br />
Einzylinder-Trommeln. Ruck, zuck<br />
zeigt der Tacho 140 km/h, dann biege ich<br />
ins eigentliche Revier der Goose ab.<br />
Auf engen, kurvigen Landstraßen<br />
läuft die kleine Suzuki nämlich zu großer<br />
Form auf. Schon ein Gedanke genügt, und<br />
die Goose klappt in Schräglage, ohne dabei<br />
einen Anflug von Nervosität zu zeigen.<br />
Nervös werden höchstens Big Bike-<br />
DATEN<br />
Suzuki Goose 350<br />
Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine kettengetriebene, obenliegende Nockenwelle,<br />
vier über Gabelkipphebel betätigte Ventile, Bohrung x Hub 79 x 71,2 mm, Hubraum 349 cm³, Verdichtung<br />
9,5:1, ein Mikuni-Vergaser, Ø 40 mm, Leistung 33 PS bei 8000/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Gitterrohrrahmen aus Stahl mit Schwingenlagerplatten aus Aluminium, Upside-down-<br />
Telegabel, Zweiarmschwinge mit über Hebelsystem angelenktem Zentralfederbein, Alu-Gussräder<br />
mit Reifen 1<strong>10</strong>/70-17 vorn und 140/70-17 hinten, Scheibenbremse vorn mit Vierkolbensattel, Ø 300<br />
mm, Scheibenbremse hinten mit Zweikolbensattel, Ø 220 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand 1350 mm, Gewicht 166 kg vollgetankt, Tankinhalt 15 l<br />
Fahrleistungen: 0-<strong>10</strong>0 km/h in 7,5 sek, Höchstgeschwindigkeit 156 km/h<br />
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AUF ACHSE I<br />
Suzuki Goose 350<br />
Treiber, weil sich die Suzuki einfach nicht<br />
abschütteln lässt. Ja, dieses federleichte<br />
Dahinschwingen, das einem so locker von<br />
der Hand geht, ist wirklich ein ganz besonderes<br />
Vergnügen, das ich so tatsächlich<br />
nicht erwartet hatte.<br />
Von den gar nicht mal so leichten 166<br />
Kilogramm ist jedenfalls nichts zu spüren,<br />
die Fahrwerksabstimmung absolut geglückt.<br />
Vorn federt eine satt gedämpfte<br />
Upside-down-Gabel, hinten versteckt sich<br />
ein ebenfalls straff abgestimmtes Zentralfederbein<br />
zwischen den Alu-Platten, die<br />
zugleich die Schwingenlager aufnehmen.<br />
Zusammen mit dem stabilen Gitterrohrgeflecht,<br />
den bissigen, tadellos dosierbaren<br />
Bremsen und der geglückten Fahrwerksgeometrie<br />
ist Suzukis Gänsezüchtern vor<br />
25 Jahren ein tierisch spaßiges Motorrad<br />
gelungen, das Kurven-Diskussionen gar<br />
nicht erst aufkommen lässt – weil alles so<br />
leicht und unbeschwert gelingt!<br />
Gut, die modernen Bridgestones, die<br />
Roland extra für diesen Fahrtermin aufgezogen<br />
hat, haben sicher auch ihren<br />
Anteil daran. Ebenso wie die penible Einstellung<br />
von Motor und den Fahrwerkskomponenten,<br />
Roland schraubt eben „für<br />
sein Leben gern“. Mitunter auch ab, wie<br />
die im Regal liegenden Soziusrasten und<br />
der fehlende rechte Spiegel zeigen: „Ich<br />
fahre schon immer nur mit linkem Rückspiegel.“<br />
Abgesehen von den stahlummantelten<br />
Bremsleitungen aus England,<br />
38 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
die HEL passgenau für die Goose anbietet,<br />
und Alu-Lenkerstummeln von der<br />
GSX-R 600, hat Roland seine Goose, eine<br />
„Special-Edition“, im Originalzustand<br />
belassen. Nur die Alu-Einlagen in den<br />
Seitendeckeln, die die Gooseneck-Spitzkehre<br />
des TT-Kurses auf der Isle of Man<br />
symbolisieren sollen – von der auch der<br />
Name der 350er herrührt –, hat Roland<br />
schwarz lackieren lassen.<br />
Bei einer kurzen Rast an einem kleinen<br />
See lasse ich die Suzuki auf mich<br />
wirken. Das Heck mit dem integrierten<br />
Staufach dürfte für meinen Geschmack<br />
zierlicher ausfallen. Und die Schwinge<br />
mit der Exzenter-Lagerung der Hinterachse<br />
würde ich mir lieber aus Alu wünwww.motorrad-classic.de
Stahlschwinge mit Hinterachs-Aufnahmen in Exzentern. Das vereinfacht das<br />
Spannen der Kette und sorgt für eine exakte Flucht des Hinterrads. Mehr<br />
Schein als Schreien: Dem Alu-Topf entweicht nur ein gedämpftes Trommeln<br />
In <strong>MOTORRAD</strong> 25/93 war der Tester<br />
von der Goose durchaus angetan. Nur<br />
der Preis, der erschien ihm zu hoch<br />
schen. Ansonsten jedoch wirkt die Goose<br />
sehr gefällig, selbst die geschwungenen<br />
Gussräder passen prima ins Bild.<br />
Schade, dass Suzuki damals nicht den<br />
Mut hatte, die Goose offiziell – dann natürlich<br />
zu einem konkurrenzfähigen Preis<br />
– anzubieten. Denn auf winkeligen Strecken<br />
bietet die 350er mit ihrem munter<br />
trommelnden Single und dem Fahrradgleichen<br />
Handling mehr Unterhaltungswert<br />
als so manches Big Bike. Mein Fazit<br />
lautet daher: Gans klasse!<br />
◻<br />
MEINUNG<br />
Roland Kappelt<br />
Besitzer der Suzuki Goose 350<br />
Eines gleich vorweg: Ich bin ein absoluter Suzuki-Fan,<br />
bei den Motorrädern lebe ich diese Marke geradezu.<br />
So, jetzt kann jeder selbst einschätzen, wie „objektiv“<br />
meine Aussagen zur Goose sind. Denn für mich ist<br />
dieser kleine Sportler ein ganz Großer, selbst wenn es<br />
die eher zahmen Eckdaten nicht vermuten lassen. Man<br />
muss mit ihr eben nur dort spielen, wo auch eine Gilera<br />
Saturno oder eine Honda Clubman so richtig in ihrem<br />
Element sind. Und ja, mir hat die Goose vom Styling schon immer gefallen. Dass an den Gitterrohrrahmen<br />
moderne Komponenten geschraubt wurden, gereicht ihr fahrdynamisch zum Vorteil.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 39
SZENE I<br />
Werner werkelt<br />
Eile<br />
Weile<br />
und<br />
Der Umbau ist fertig, die ehemalige Honda VF <strong>10</strong>00 F2 nicht mehr wiederzuerkennen.<br />
Damit das Unikat mit gutem Gewissen auch beim TÜV vorgeführt werden kann,<br />
wird es auf Biegen und Brechen malträtiert – und anschließend der urprünglichen<br />
Bestimmung zugeführt. Auf einer Zeitreise kreuz und quer durchs industrielle Musterländle<br />
erkunden wir die Epochen der Mobilität.<br />
Text: Werner Koch; Fotos: Jacek Bilski, Markus Jahn, Koch<br />
40 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Data Recording statt Drehbank:<br />
<strong>Classic</strong>-Tüftler Werner Koch<br />
weiß beides zu schätzen<br />
Bindedraht, Isolierband, Ersatzzündkerzen,<br />
Schlauch schellen,<br />
Kabelbinder, Reparaturkleber –<br />
alles da, also los! Es ist schon eine ganze<br />
Weile her, dass ich den alten Harro<br />
Elefantenboy-Tankrucksack mit dem mechanischen<br />
Überlebens-Sortiment vollgestopft<br />
habe. Irgendwie schwirrt das<br />
grundsätzliche Misstrauen in eine 30 Jahre<br />
alte Mechanik immer noch im Kopf herum,<br />
obwohl es dafür überhaupt keinen<br />
Grund gibt. Seit der Honda-Umbau auf<br />
den Rädern steht, brummt der V4-Motor<br />
zuverlässig und ohne Mucken. Nach unzähligen<br />
Prüfstandsläufen unter Volllast<br />
(siehe Ausgabe 9/<strong>2016</strong>) zur Abstimmung<br />
der Vergaser und Hunderten von Testkilometern<br />
sollte das Vertrauen in die solide<br />
Honda-Technik eigentlich gefestigt sein.<br />
Doch die übertriebene Vorsicht ist<br />
wohl noch aus den alten Zeiten übrig<br />
geblieben, als man nach jeder zweiten<br />
Mo tor rad aus fahrt den Hänger bemühen<br />
musste, um das havarierte Zweirad zu<br />
bergen. Dabei muss ich keinen Ausfall<br />
der Mechanik befürchten, schließlich hatte<br />
unsere Xpresso V4 auf der Top-Test-<br />
Strecke von <strong>MOTORRAD</strong> allerlei Strapazen<br />
auszuhalten. Mit voller Verzögerung<br />
über tiefe Trennfugen, auf der letzten Rille<br />
um die Kreisbahn und mit zackigen<br />
Schräglagenwechseln durch den Slalom-<br />
Parcours. Alles aufgezeichnet vom 2D-<br />
Data Recording-System, das die Geschwin<br />
digkeiten und Schräglagen mit<br />
denen aktueller Bikes vergleichbar macht.<br />
Und, was kann die umgemodelte<br />
Honda VF <strong>10</strong>00 F2?<br />
In der Kreisbahn nahezu so hurtig herumkurven<br />
wie ein aktuelles Hightech-Motorrad,<br />
das ich hier nicht genauer bezeichnen<br />
möchte. Durch den Slalom wieselt die<br />
Xpresso V4 sogar einen Hauch schneller<br />
(54 zu 53 km/h) als der moderne Tourensportler.<br />
Nur beim Bremsen hat sie gegen<br />
die besten ABS-Motorräder keine Chance.<br />
In Eile: <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Top-Tester Karsten<br />
Schwers auf der<br />
letzten Rille (oben).<br />
Mit Weile: Rast über<br />
dem schwäbischen<br />
Lautertal<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 41
SZENE I<br />
Werner werkelt<br />
Carpe diem – ganz der römischen Weisheit folgend, sattelte ich schon<br />
bei Sonnenaufgang die Honda für eine traumhaft schöne Motorradtour<br />
Mit Bremswegen von rund 36 Metern stehen<br />
moderne Maschinen rund vier Meter<br />
früher als die Honda Xpresso. Wegen des<br />
langen Radstands und der lang gestreckten<br />
Fahrerhaltung blockiert deren Vorderrad,<br />
bevor das Hinterrad abhebt. Was<br />
selbst für geübte Fahrer ein heikler Tanz<br />
auf Messers Schneide ist.<br />
Bei den Fahrleistungen macht uns<br />
die Anti-Hopping-Kupplung einen Strich<br />
durch die Rechnung, die bei der Beschleunigungsmessung<br />
aus dem Stand kaum dosierbar<br />
ist und hart rupft. Mit 3,7 Sekunden<br />
auf <strong>10</strong>0 km/h muss sich unser Umbau<br />
gegenüber den Messwerten aus MOTOR-<br />
RAD 14/1985 um eine Zehntelsekunde<br />
geschlagen geben – trotz Schlankheitskur.<br />
Unter www.motorradonline.de können<br />
sich interessierte Leser die Beschleunigungsversuche<br />
ansehen – und vor allem<br />
anhören. Nach dem bestandenen Pflicht-<br />
Härtetest folgt nun die Kür. Für diesen einen<br />
Tag, den wir von Sonnenaufgang bis<br />
Sonnenuntergang nutzen wollen, soll das<br />
Wetter – man glaubt es kaum – sogar trocken<br />
und sommerlich werden! Ziel ist das<br />
wunderbare Museum von Fritz B. Busch,<br />
das im Herbst (genauer: ab 30. Oktober)<br />
leider aus den Räumlichkeiten des<br />
Wolfegger Schlosses umziehen muss.<br />
Im Zickzack-Kurs von einem<br />
Museum zum nächsten<br />
Wenn wir uns schon auf den Spuren der<br />
Vergangenheit über die Schwäbische Alb<br />
nach Oberschwaben hangeln, nehmen<br />
wir auch die kleinen, oft unscheinbaren<br />
Technik- Museen am Straßenrand mit, die<br />
immer einen Besuch wert sind:<br />
H. M. Tuning und Motorrad-Museum<br />
Stuttgarter Straße 38, 72308 Aichtal<br />
www.hm-tuning.info<br />
Turmuhrenmuseum Granheim<br />
Motorrad- und Apparaturensammlung<br />
Pfarrgasse 20<br />
89584 Ehingen-Granheim<br />
Technikmuseum „Alte Säge“<br />
Am Birkhau 12<br />
89548 Ehingen-Mundingen<br />
Telefon 0 73 91/2065<br />
Technik-Museumle Anton Kegel<br />
Zum Bussen 31, 88524 Offingen<br />
www.museumle.de<br />
Automuseum Fritz B. Busch<br />
Fritz B. Busch-Weg 1, 88364 Wolfegg<br />
www.automuseum-busch.de<br />
Selbst Helmut Dähne hatte die<br />
F2 einst aus dem Sattel gekickt<br />
Der Weg nach Wolfegg hatte nicht nur<br />
den Besuch an alter Stätte im Sinn, auch<br />
die sensationellen Landstraßen im schwäbischen<br />
Allgäu sind eine Reise wert. Wenig<br />
Autos, dafür umso mehr Kurven, die<br />
wild in die Landschaft verteilt an die Achterbahn<br />
der Nürburgring-Nordschleife erinnern.<br />
Wer sich hier seine Strecken sorgsam<br />
zusammenpuzzelt, fährt sich schwindelig.<br />
Mit der Honda kein Problem, denn<br />
42 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Für den Fall der Fälle: Reparatur-Set im Stil der 80er-Jahre, verstaut im klassischen<br />
Harro Elefantenboy (links). Schöne Aussichten: Wild in die Landschaft<br />
geworfene Asphaltbänder machen die Ausfahrt mit der Xpresso V4 bei herrlichem<br />
Sommerwetter zur höchst amüsanten Kurvensause<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 43
SZENE I<br />
Werner werkelt<br />
der satte Schub ab Standgas und das stabile<br />
Chassis sind wie gemacht für die Kurvensause.<br />
Auch deshalb, weil durch die<br />
große Schräglagen- und Bodenfreiheit im<br />
höhergelegten Fahrwerk selbst in flotter<br />
Schräglage und bei derben Bodenwellen<br />
nichts aufsetzt.<br />
Das war bei der serienmäßigen Honda<br />
VF <strong>10</strong>00 F2 weniger der Fall, wie die<br />
bayerische Rennfahrer-Legende Helmut<br />
Dähne zu berichten weiß. „Die Honda<br />
hod bei der Tourist Trophy ned nur in den<br />
Kurven aufgsetzt, au grodaus auf den Bodenwöllen<br />
hod‘s den Auspuff zerdeppert<br />
und mi runterghaut“, warnte mich das<br />
Münchner Urgestein vor den Hinterhältigkeiten<br />
der Honda VF <strong>10</strong>00 F2. Wobei<br />
ich mir bei Tempo und Schräglagen auf<br />
dem Allgäuer Asphaltgewürm ein paar<br />
Reserven im Vergleich zu Dähnes Gangart<br />
lasse und mich einfach daran erfreue,<br />
dass sich die vielen Arbeitsstunden und<br />
gut 6000 Euro an Materialkosten durchweg<br />
gelohnt haben. Wenn jetzt noch der<br />
TÜV-Mann seinen Stempel in die Papiere<br />
drücken würde, wäre die Sache perfekt.<br />
Das nächste Umbauprojekt<br />
sichte ich am Straßenrand<br />
Perfekt sollte auch dieser Reisetag zu Ende<br />
gehen. Ob Vorsehung oder Zufall, just<br />
beim Gedanken an den nächsten Winter<br />
– und damit ans nächste Projekt – huscht<br />
im Augenwinkel ein schwarzes, vermodertes<br />
Zweirad vorbei. War das nicht eine<br />
Zündapp? Eine Sport-Combinette womöglich?<br />
Das Moped meiner Träume, als<br />
ich mit einer ausgemusterten Super-Combinette<br />
vorliebnehmen musste? Okay, die<br />
war auch umgebaut, denn mit schwülstigen<br />
Schutzblechen und Beinschildern so<br />
groß wie die Segel der Gorch Fock konnte<br />
man sich damals nicht sehen lassen.<br />
Das ist fast 50 Jahre her, hat sich aber,<br />
wie immer beim ersten Moped, fest in<br />
Kopf und Seele eingebrannt. Kurzum: Der<br />
Handel ist rasch besiegelt, und schon am<br />
nächsten Tag verfrachte ich die Zündapp<br />
im Transporter nach Stuttgart. Wo sich in<br />
der Werkstatt eben noch die Honda-Teile<br />
breitmachten, ist die Werkbank frisch geputzt,<br />
stehen Kisten und Schachteln parat,<br />
um die Einzelteile der Zündapp zu verstauen<br />
– der Winter kann kommen.<br />
Übrigens: Diese traumhaft schöne<br />
Strecke mitsamt den kleinen Museen können<br />
Fahrer eines Youngtimers oder Klassikers<br />
im nächsten Jahr zusammen mit<br />
Gleichgesinnten bei einer zweitägigen<br />
Tour mit dem <strong>MOTORRAD</strong> action team erleben.<br />
Für 2017 stehen demnächst zwei<br />
Termine zur Auswahl. Mehr zu diesen geplanten<br />
Youngtimer-Touren unter www.<br />
motorradonline.de/actionteam. ◻<br />
Bevor das Fritz B. Busch-<br />
Museum umzieht, stand der<br />
Besuch in den heiligen Hallen<br />
in Wolfegg auf dem Plan<br />
44 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Pause mit knisterndem Motor in idyllischer Landschaft (ganz links). Dazu ein Besuch<br />
im Technik-Museum von Anton Kegel mit alten Werkzeugmaschinen und seltenen<br />
Fundstücken (links). Auch ein Fundstück: Zündapp Sport Combinette, Typ 515-004,<br />
die ich als nächstes Winterprojekt quasi im Vorbeifahren gekauft habe (oben)<br />
MEINUNG<br />
Werner „Mini“ Koch<br />
„Das muss kesseln“, wusste schon mein Namensvetter<br />
Werner, alias Brösel. Gemeint waren<br />
und sind Eigen- und Umbaumotorräder,<br />
die mit Liebe und meist auch einem Batzen<br />
Geld auf die Räder gestellt werden. Leider<br />
geht der Trend zu immer abstruseren Kreationen,<br />
die nicht oder nur noch notdürftig fahren.<br />
Für mich der größte Quatsch, weil es<br />
letztendlich ums Motorradfahren geht und<br />
nicht ums Herumstehen auf irgendwelchen<br />
Show-Bühnen. Klar geht man zugunsten<br />
der Optik Kompromisse ein, aber für eine<br />
ausgedehnte, flotte Tour mit seinem „Werk“<br />
sollte die Funktionalität schon reichen.<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 45
SZENE I<br />
Baiersbronn <strong>Classic</strong><br />
Der Berg(preis) ruft<br />
Die vierte Auflage der Baiersbronn <strong>Classic</strong> steigt vom 22. bis 25. September <strong>2016</strong><br />
und erinnert erneut an das legendäre Ruhestein-Bergrennen.<br />
Text: Gerhard Eirich; Fotos: Frank Herzog, Thomas Waldhauer<br />
In Anlehnung an das Ruhestein-Bergrennen,<br />
einst 1946 nach der ersten<br />
Austragung gleich wieder eingestellt,<br />
gehen in diesem Jahr zum vierten Mal seit<br />
der erfolgreichen Wiederbelebung der<br />
Veranstaltung im Jahr 2013 historische<br />
Fahrzeuge an den Start. Genau 64 historische<br />
Motorräder bis Baujahr 1975 werden<br />
am Samstag, 24. September, auf der 7,3<br />
Kilometer langen Strecke in einer Gleichmäßigkeitsprüfung<br />
um den Ruhestein-<br />
Bergpreis kämpfen. Das Startgeld beträgt<br />
wie immer symbolische 19,46 Euro.<br />
Der Start zu diesem von <strong>MOTORRAD</strong><br />
<strong>Classic</strong> unterstützten Spektakel der Motorrad-Klassiker<br />
erfolgt gegen 11.35 Uhr<br />
in Baiersbronn-Obertal, ordentlich zu sehen<br />
und zu hören (auch Automobile und<br />
Traktoren/Landmaschinen) gibt es aber<br />
bereits ab 8 Uhr morgens.<br />
Besucher erleben beim „Anno da zumal“-Fest<br />
die besondere Stimmung von<br />
1946 am Originalschauplatz. Für die Teilnehmer<br />
der Oldtimer-Rallye steht im<br />
Anschluss die große Schwarzwald-Rundfahrt<br />
auf dem Programm. Abends findet<br />
die große Siegerehrung statt. Für die Besucher<br />
lohnt sich zudem ganztägig der<br />
Besuch des großen Fests zum 70-jährigen<br />
Jubiläum, am 25. 9. erwartet die Besucher<br />
ein großes Oldtimer-Treffen und ein<br />
verkaufsoffener Sonntag. Mehr Infos auf<br />
www.baiersbronn-classic.de ◻<br />
Die Altersgrenze der Teilnehmerfahrzeuge (bis Baujahr 1975) wird teilweise<br />
mehr als deutlich eingehalten. Auch von den Klassikern der Besucher...<br />
46 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
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SZENE I<br />
Nachrichten, Termine, Tipps<br />
Aufstellung zum Korso – hier wartet<br />
man gern. Die Gespann-Altstars Rolf<br />
Steinhausen und Werner Schwärzel<br />
sehen nach dem Rechten (unten)<br />
Alles vom Feinsten<br />
Korso, Kawasaki Days und Klassiker-Rennen – beim Schottenring<br />
<strong>Classic</strong> GP am 20. und 21. August war wieder alles geboten,<br />
was die Herzen der Klassiker-Fans höher schlagen lässt.<br />
Ein tolles Menü-Angebot hatte der MSC<br />
Rund um Schotten am dritten August-Wochenende<br />
beim 28. Schottenring <strong>Classic</strong><br />
Grand Prix wieder parat. Die Vorspeise wurde<br />
am Freitagabend mit einem Fahrerkorso<br />
in die Stadt serviert. Das Entree am Samstag:<br />
die Kawasaki Days. Gefolgt vom Hauptgang,<br />
den Läufen zur Deutschen Historischen<br />
Motorradmeisterschaft (DHM). Etwas<br />
Besonderes hatten sich „Chefkoch“ Wolfgang<br />
Wagner-Sachs und sein Team für das<br />
Dessert einfallen lassen: Sonderläufe mit<br />
früheren Spitzenstars aus der Weltmeisterschaft<br />
und der Deutschen Meisterschaft.<br />
Wer immer noch Appetit hatte, konnte die<br />
im VFV-Sonderlauf gereichten Sahnestückchen<br />
wie vier (!) DKW-Ladepumpen, Gilera<br />
GP 500-Vierzylinder, Imperia Grand Prix,<br />
NSU Bullus und weitere Leckereien genießen.<br />
Die einhellige Resonanz der Zuschauer<br />
lässt sich kurz auf einen Nenner bringen:<br />
Das war Spitze, was der MSC Rund um<br />
Schotten in diesem Jahr servierte! Nur in<br />
der Wetterküche, da darf ruhig noch etwas<br />
geübt werden. Einzelne Regenschauer am<br />
Sonntag hatten das Spitzenmenü nämlich<br />
etwas verwässert. Aber dem setzten die<br />
DHM-Fahrer genauso wie die Spitzenfahrer<br />
Freddie Spencer, Chas Mortimer, Pentti<br />
Korhonen & Co. im „Sonderlauf Meisterklasse“<br />
tollen <strong>Classic</strong>-Rennsport entgegen.<br />
Und die Seitenwagen-Prominenz, wie Rolf<br />
Steinhausen/Axel Kölsch, Werner Schwärzel/<br />
Andreas Huber oder die Lokalmatadoren<br />
des MSC Rund um Schotten, Marc Pfeiffer/<br />
Anne Pfeiffer, ließen ihre Dreiräder im<br />
„Sonderlauf Gespanne“ richtig fliegen. Als<br />
ständige Begleitung des <strong>2016</strong>er-Schottenring-Menüs<br />
boten die Kawasaki Days im<br />
Event-Zelt Genussvolles für den Biker-Gaumen.<br />
Versüßt wurde das Ganze mit Interviews,<br />
Fachgesprächen und Autogrammstunden<br />
des amtierenden Superbike-Weltmeisters<br />
Jonathan Rea. Die Empfehlung an<br />
das Schotten-Team: Haltet dieses hohe Niveau<br />
und übt noch etwas mit der Getränke-<br />
Karte! Dann sind euch drei Sterne sicher!<br />
U. Schmidt<br />
Fotos: Leger, Schaub (2)<br />
Biete schön<br />
Foto: auctionata.com<br />
Auctionata, die führende Onlineplattform für Kunst- und<br />
Vintage-Luxusgüter, gibt eine Auktionspremiere bekannt.<br />
Mit seiner ersten Motorradauktion am 23. September <strong>2016</strong> um 18<br />
Uhr erweitert Auctionata sein Portfolio um die zweirädrigen Kraftfahrzeuge.<br />
Präsentiert wird eine erlesene Auswahl von zirka 50<br />
Fahrzeugen, vom Baujahr 1929 bis ins 21. Jahrhundert, und somit<br />
ein Querschnitt aus über 70 Jahren Motorradgeschichte. Als Höhepunkt<br />
der Auktion bietet Auctionata die einmalige Chance, die originale,<br />
95 PS starke König 500-Grand Prix-Rennmaschine (Foto)<br />
von Kim Newcombe zu ersteigern, mit der dieser 1973 den Grand<br />
Prix in Jugoslawien gewonnen hatte. www.auctionata.com<br />
48 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Pretty Paton<br />
Die Paton S1 verbindet den Look der berühmten<br />
Urahnin mit moderner Technik. Einst sorgte<br />
unter anderem Mike Hailwood für erfolgreiche Auftritte<br />
der Paton-Bikes bei der TT auf der Isle of Man.<br />
Jener Marke, die nach dem Aus der Rennabteilung<br />
von Mondial in den späten 1950ern von den beiden<br />
Technikern Giuseppe Pattoni und Lino Toni gegründet<br />
worden war. Sie hatten als Abfindung die<br />
Rennteile bekommen. Heute nun entstehen wieder<br />
Bikes unter dem Namen Paton. Im kleinen Werk in<br />
Mailand werden genau 151 Exemplare (nach der<br />
Distanz der TT von 1964 in Meilen) der Paton S1<br />
<strong>Classic</strong> gebaut. Unter der Schale hängt ein Viertakt-<br />
Twin von Kawasaki im Stahl-Gitterrohrrahmen. Jener<br />
Motor, der sonst die ER-6 antreibt. Mit 72 PS<br />
erweist sich die S1 dennoch als ganz flott, dank der<br />
nur 158 Kilogramm Leergewicht. Stolz hingegen<br />
der Preis: 28 500 Euro sind kein Pappenstil, auch<br />
wenn‘s dafür hochwertige Komponenten wie Öhlins-Federbeine<br />
gibt. Und einen berühmten Namen.<br />
Rüstiger Retro-Renner: Weit über den langen Tank gestreckt, geht‘s über<br />
die Rennpiste. Die Klassik-Anleihen beim Heck sind gelungen, auf der Gabelbrücke<br />
steht die Seriennummer 001, hinten arbeiten Öhlins-Federbeine<br />
Fotos: Verboven, Vermeer (3)<br />
Hockenheim<br />
<strong>Classic</strong>s<br />
Während sich in den Boxen bei der Sonderausstellung<br />
alles auf die Grand Prix-<br />
Motorräder von 1986 konzentrieren<br />
wird, stehen für die Action auf der Strecke<br />
vom 16. bis 18. September Maschinen<br />
der Jahrgänge von 1954 bis 2011<br />
bereit für den Sonderlauf. Im Sattel u.a.<br />
Stars wie Rolf Steinhausen und Werner<br />
Schwärzel, Heinz Rosner, Sepp Hage,<br />
Jörg Schöllhorn und Herbert Kaufmann.<br />
www.hockenheim-classics.de<br />
Foto: Hockenheimring GmbH / Torsten Karpf<br />
Foto: Technikmuseum Freudenberg<br />
Knattern<br />
& Qualm<br />
Motorradtreffen im<br />
Technikmuseum Freudenberg<br />
am <strong>10</strong>./11.<br />
September. Unter dem<br />
Zeichen des historischen<br />
Motorradsports findet das<br />
diesjährige Siegerländer<br />
Oldtimer-Motorradtreffen<br />
in und rund um das Technikmuseum<br />
Freudenberg<br />
statt. Bereits zum achten<br />
Mal treffen sich hier alte<br />
und selten gewordene<br />
Zweiräder aller Art. Das Hauptaugenmerk liegt <strong>2016</strong> auf der Ausstellung einzigartiger<br />
Renngespanne, darunter auch das BMW-Weltmeistergespann von<br />
Walter Schneider. Dieses und weitere historisch wertvolle Motorräder werden<br />
eigens für die Ausstellung aus der Sammlung von Rudolf Bald aus Erndtebrück<br />
nach Freudenberg geholt. Ein Besuch lohnt sich aber nicht nur wegen des Treffens<br />
historischer Motorräder am <strong>10</strong>./11. September, sondern auch wegen der<br />
neu aufgebauten Motorrad-Dauerausstellung in der großen Halle des Freudenberger<br />
Museums. www.technikmuseum-freudenberg.de<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 49
SZENE I<br />
Nachrichten, Termine, Tipps<br />
Flachbahn-Indianer<br />
Vor über sechzig Jahren dominierte Indian auf den Aschenbahn-Ovalen<br />
Amerikas und fuhr von Sieg zu Sieg<br />
Foto: Indian<br />
Indian will mit der Scout FTR750 an die glorreichen<br />
Rennerfolge der 1940er-/1950er-Jahre anknüpfen.<br />
Die Ankündigung, dass Indian 2017 in den Flat Track-Rennsport<br />
zurückkehren wird, hat bereits für einigen Wirbel gesorgt.<br />
Eine echte Überraschung gab es aber nun bei der<br />
diesjährigen Sturgis Motorcycle Rally: Im Rahmen der Show<br />
„Motorcycles as Art“ auf dem berühmten Buffalo Chip-Festgelände<br />
in Sturgis wurde die speziell für den Einsatz bei Flat<br />
Track Races entwickelte Indian Scout FTR750 bereits unverhüllt<br />
und einsatzbereit gezeigt. Um die glorreichen Zeiten<br />
wieder aufleben zu lassen, hat der erste Motorradhersteller<br />
Amerikas die Scout FTR750 entwickelt, die von einem flüssigkeitsgekühlten<br />
V2-Motor mit 750 cm³ Hubraum angetrieben<br />
wird. Der Wettbewerbsmotor, eine komplette Neuentwicklung<br />
der Indian-Rennabteilung, sitzt in einem Fahrwerk<br />
mit filigranem Stahlrohrrahmen und federleichten Karbonteilen.<br />
Auffällig ist weiterhin der extrem kurze Radstand.<br />
Mehr unter www.indianmotorcycles.de<br />
Traum-Kurven<br />
Historischer Rennsport am Bernina-<br />
Pass vom 30.9. bis 2.<strong>10</strong>. <strong>2016</strong>. Am<br />
Samstag, den 1. Oktober <strong>2016</strong>, steht<br />
erstmals ein Abschnitt des Bernina-Passes<br />
im südlichen Graubünden für zwei<br />
Demo-Läufe mit historischen Rennmotorrädern<br />
zur Verfügung. Näheres:<br />
www.bernina-granturismo.com<br />
Foto: bernina-granturismo.com<br />
Auf nach<br />
Sinsheim<br />
Mental bereit machen, Sprit auffüllen<br />
– das Klassikertreffen in Sinsheim<br />
am 1.<strong>10</strong>. naht. Es lohnt sich<br />
aber, bereits bei der geführten Ausfahrt<br />
am Freitag, 30.9. mitzumischen<br />
– die vom MOC Steinsberg<br />
ausbaldowerte Route wird auch<br />
dieses Jahr wieder ein Genuss sein.<br />
Das Treffen am Samstag startet ab<br />
8 Uhr mit den Fotoaufnahmen<br />
(bis 11 Uhr) für die gemeldeten<br />
Teilnehmer (Möglichkeit zur Nachnennung),<br />
bis 15 Uhr werden die<br />
Spezialisten des MOC Steinsberg,<br />
des VFV und von <strong>MOTORRAD</strong><br />
<strong>Classic</strong> die Motorräder bewerten.<br />
Im Anschluss erfolgt die Vorstellung<br />
der Bikes und die Prämierung der<br />
Sieger. Weitere Infos unter<br />
www.technik-museum.de<br />
Bunt gemischt – bekannte Klassiker, aber<br />
auch sehr seltene Oldie-Raritäten<br />
Foto: Harald Humke<br />
TERMINE<br />
SEPTEMBER<br />
11. 9.: 8. Herrenberger Maico-Treffen im<br />
Sindlinger Hof; 71131 Jettingen/Sindlingen,<br />
Tel. 0160/8236074, maicotreffen@online.de<br />
16.–18. 9.: <strong>10</strong>. XS 650 RÜTTLER Treffen;<br />
Pokale, Wettbewerbe, Livemusik, Teilemarkt,<br />
Ausfahrt etc., Zelten möglich, 15755 Teupitz,<br />
Anmeldung unter ruettlers_klub@gmx.de<br />
16.–18. 9.: 18. Int. MC Steglitz <strong>Classic</strong> Offroad<br />
Festival; 14974 Ludwigsfelde OT Wietstock,<br />
Tel. 0179/9<strong>10</strong>4875, www.mcsteglitz.de<br />
24. 9.: 4. Baiersbronn <strong>Classic</strong> mit<br />
Ruhestein-Bergpreis für Motorräder;<br />
72270 Baiersbronn, Telefon 0 74 41/8 41 40,<br />
www.baiersbronn-classic.de<br />
24. 9.: 34. Nürnberger Oldtimertreffen mit<br />
ADAC-Wettbewerbsfahrt; 90471 Nürnberg,<br />
Telefon 09 11/49 80 04, www.dkw-club.de<br />
24. 9.: Japan-<strong>Classic</strong>, Treffen für japanische<br />
Motorräder bis Bj. 1986; 91325 Adelsdorf,<br />
Tel. 01 60/96 27 88 88, www.japan-classic.de<br />
OKTOBER<br />
1.<strong>10</strong>.: Motorrad-Klassikertreffen am Auto<br />
& Technik Museum; 74889 Sinsheim, Telefon<br />
07261/92 99-0, www.technik-museum.de<br />
7.–9. <strong>10</strong>.: VETERAMA auf dem<br />
Maimarkt gelände; 68163 Mannheim,<br />
Telefon 0 62 03/1 35 07, www.veterama.de<br />
22./23. <strong>10</strong>.: OLDTEMA Oldtimer- und<br />
Teilemarkt auf dem Messegelände;<br />
06116 Halle/Saale, Telefon 03 61/6534991,<br />
www.oldtema.de<br />
NOVEMBER<br />
3./4. 11.: Oldtimer-Intensivseminar –<br />
W artungsarbeiten an Motorrädern;<br />
97421 Schweinfurt,<br />
Telefon 0 97 21/78 58-31 29,<br />
www.fahrzeugakademie.de<br />
Angaben ohne Gewähr. Wenn Ihr Event hier genannt werden soll, mailen Sie Zeit, Ort und Veranstalter an termine@motorrad-classic.de oder tragen es selbst in die Datenbank unter www.motorrad-classic.de/termine ein.<br />
Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht.
Foto: Archiv<br />
Trauer um<br />
Heukerott<br />
Am 1. August ist Gerhard B.<br />
Heukerott nach kurzer Krankheit<br />
im Alter von 75 Jahren<br />
verstorben. Der am 18. Mai<br />
1941 in Liegnitz/Schlesien geborene<br />
Rennfahrer feierte seinen<br />
größten Erfolg 1968 mit<br />
dem DM-Titelgewinn auf<br />
einer Honda CR 77 in der<br />
350- cm³-Klasse, ein Jahr<br />
davor war er Vizemeister.<br />
Nach dem Ende seiner<br />
eigenen Rennkarriere war<br />
er als Teamchef weiterhin im<br />
Rennsport aktiv und erfolgreich,<br />
zudem unterstützte er unter anderem 2013 den Moto2-<br />
Piloten Marcel Schrötter. Er selbst ging in den letzten Jahren<br />
wieder bei Klassik-Veranstaltungen wie in Walldürn oder<br />
Hockenheim an den Start. Der zuletzt in Rüdesheim am Rhein<br />
lebende Gerhard Heukerott wird uns fehlen, als großer Rennsportler<br />
aber immer in Erinnerung bleiben.<br />
BUCH-TIPP 1<br />
Obwohl die Marke<br />
HMW gerade einmal 15<br />
Jahre existierte, hat sie<br />
in der österreichischen<br />
Technikgeschichte tiefe<br />
Spuren hinterlassen. Ab<br />
1947 mobilisierte Anton<br />
Fuchs mit seinem Fahrradhilfsmotor<br />
ganze Bevölkerungsschichten,<br />
innerhalb<br />
weniger Jahre stieg die Firma zu einem der größten Mopedhersteller<br />
auf. Fritz Ehn hat die Geschichte vom Entstehen bis<br />
zum Untergang von HMW aufgezeichnet und beschreibt die gesamte<br />
Modellpalette, Hannes Denzel porträtiert viele Exemplare<br />
in bunten Bildern und beleuchtet die Szene von heute.<br />
DIE HALLEINER MOTORENWERKE, 319 Seiten, ISBN 978-3-<br />
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E-Mail: motorradclassic@dpv.de,<br />
Postalisch: <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert<br />
Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz),<br />
Christina Dohman, Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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Senden Sie mir die nächsten <strong>10</strong> Ausgaben von <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> frei Haus für nur 53,50 € (A: 60,– €; CH: 98,50 SFr.;<br />
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und werde automatisch Mitglied im <strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN-Club. Nach Ablauf des ersten Bezugsjahres habe ich das<br />
Recht zur jederzeit möglichen Kündigung. Bei Bankeinzug in Deutschland erhalte ich eine zusätzliche Gratis-Ausgabe.<br />
MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name Vorname Geburtsdatum<br />
BUCH-TIPP 2<br />
Keine umfassende Typengeschichte<br />
des Grazer<br />
Herstellers Puch hat Autor<br />
und Fotograf Hannes<br />
Denzel mit diesem Buch<br />
im Sinn, sondern es geht<br />
ihm um Porträts erhaltener<br />
und wieder erstandener<br />
Fahrzeuge – so wie er<br />
sie in den Garagen der<br />
Sammler und in den Museen vorgefunden hat. Ein bunter, fast<br />
vollständiger Überblick über die Puch-Modellpalette aus vier<br />
Jahrzehnten – zum genüsslichen Schmökern und Schwelgen.<br />
PUCH MOTORRÄDER 1900-1940, 400 Seiten, ISBN 978-3-85119-<br />
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Fotos: mps-Fotostudio<br />
Straße Nummer PLZ<br />
PLZ Ort E-Mail<br />
Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich<br />
damit einver standen, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes<br />
Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon<br />
und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per<br />
E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
JA, ICH BEZAHLE PER BANKEINZUG UND ERHALTE EINE GRATIS-AUSGABE:<br />
BIC<br />
IBAN<br />
Ich zahle per Rechnung<br />
Bankinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift<br />
einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf<br />
mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann<br />
innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es<br />
gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist<br />
beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung<br />
gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige<br />
Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster<br />
aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>MOTORRAD</strong>, Aboservice, Postfach, 70138<br />
Stuttgart, Telefon: + 49 (0) 711 32 06 88 99, Telefax: +49 (0) 711 1 82 25 50, EMail: motorrad@dpv.de<br />
Datum<br />
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Unterschrift
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Mi – Fr <strong>10</strong>.00 – 12.00 & 14.00 – 17.00 Uhr<br />
Sa, So und Feiertag <strong>10</strong>.00 – 17.00 Uhr<br />
Gruppen nach Vereinbarung<br />
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Internet: www.technik-museum.de<br />
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PREISSPIEGEL<br />
YOUNGTIMER<br />
Hier finden Sie die aktuellen Preise von über 450<br />
Motorrad-Klassikern der Baujahre 1970 bis 1990.<br />
Foto: Siemer<br />
Angebot und Nachfrage<br />
gelten auch bei Motorrädern<br />
als die entscheidenden<br />
Faktoren für<br />
die Preisfindung. Vorausgesetzt, diese<br />
sind in einer größeren Menge vorhanden<br />
und somit kalkulierbar. Bei Klassikern hapert<br />
es jedoch daran: Dem knappen, für<br />
Laien kaum einschätzbaren Angebot steht<br />
eine ungewisse Nachfrage gegenüber.<br />
Ohne Spezialwissen läuft man Gefahr, für<br />
einen Oldie Mondpreise zu bezahlen –<br />
oder sein Schätzchen zu billig abzugeben.<br />
In <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> veröffentlichen<br />
wir deshalb regelmäßig eine Preisübersicht<br />
für Klassiker, die wir zusammen<br />
mit den Experten von classic-analytics<br />
erstellt haben. In dieser Ausgabe haben<br />
wir über 450 Modelle der Baujahre 1970<br />
bis 1990 unter die Lupe genommen. Um<br />
ein noch besseres Gefühl für den Klassiker-Markt<br />
zu vermitteln, geben wir darüber<br />
hinaus die ehemaligen Neupreise des<br />
letzten Modelljahres in D-Mark an.<br />
Als „Zustand gepflegt“ gelten hier<br />
Bikes, die sich im weitgehend mängelfreien<br />
Originalzustand befinden und nur<br />
kleinere Gebrauchsspuren aufweisen.<br />
Verbrauchte Kräder mit deutlichen<br />
Mängeln und eingeschränkter Fahrbarkeit<br />
bekommen dagegen die Zustandsnote<br />
„schlecht“. Sie stellen eine brauchbare<br />
Restaurierungsbasis dar.<br />
Alle angegebenen Preise sind Richtwerte,<br />
die bei besonders gut erhaltenen<br />
oder perfekt restaurierten Fahrzeugen<br />
auch mal deutlich überschritten werden<br />
können. Andererseits rechtfertigen Fehlteile<br />
oder bestimmte 27-PS-Drosselvarianten<br />
einen entsprechenden Nachlass.<br />
classic-analytics aus Bochum<br />
betreibt Marktbeobachtung und<br />
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Ausland aus. Eine komplette Liste<br />
aller Bewertungspartner gibt es unter<br />
www.classic-analytics.de. Wer es ganz<br />
eilig hat, kann für 9,95 Euro eine<br />
Online-Bewertung (Home Check) des<br />
Bikes selbst erstellen. Anmerkungen,<br />
Fragen, Kritik? Bei classic-analytics<br />
freut man sich über Rückmeldungen.<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
BENELLI<br />
R 60/6 5992 1973-76 30/40 5300 1800<br />
250 2C/Sport 3820 1972-88 20/27 2700 900 R 60/7 6850 1976-78 30/40 4800 1400<br />
250 Quattro/254/304 4980 1976-89 20/27 3500 1200 R 65 8890 1978-85 35/48 3<strong>10</strong>0 900<br />
354/Sport 76<strong>10</strong> 1979-84 28/38 3900 1300 R 65 9850* 1985-93 20/27 3000 900<br />
500 Quattro 5995 1974-80 32/44 5900 1600 R 65 LS 9490 1982-85 37/50 3400 <strong>10</strong>00<br />
650 Tornado 6295 1968-75 33/45 7500 2200 R 65 GS 9850* 1987-92 37/50 4<strong>10</strong>0 1500<br />
650 Tornado/654 6980 1980-86 37/50 4600 1500 R 75/5 4996 1969-73 37/50 6200 2300<br />
750 Sei 9820 1973-77 55/75 <strong>10</strong> 900 4000 R 75/6 71<strong>10</strong> 1973-76 37/50 6<strong>10</strong>0 2200<br />
900 Sei <strong>10</strong> 500 1978-89 59/80 9900 3800 R 75/7 7985 1976-77 37/50 5300 1800<br />
BIMOTA<br />
K 75 13 350 1986-96 55/75 3200 800<br />
KB 1 24 130 1978-82 63/85 13 500 5900 K 75 S 15 850 1985-95 55/75 3400 900<br />
YB 4 E.I. 40 360 1987-90 89/121 13 900 6000 R 80/7 7990 1977-84 37/50 5<strong>10</strong>0 1600<br />
YB 6 34 980 1988-89 <strong>10</strong>3/140 11 500 3800 R 80 G/S <strong>10</strong> 250 1980-87 37/50 9300 2800<br />
BMW<br />
R 80 GS 11 8<strong>10</strong> 1987-96 37/50 4600 1600<br />
R 45 7690 1978-85 20/27 2800 800 R 80 11 850 1984-92 37/50 3300 <strong>10</strong>00<br />
R 50/5 3696 1969-73 24/32 5500 1900 R 80 ST 9890 1982-84 37/50 4400 1400<br />
R 60/5 3996 1969-73 30/40 5800 2000 R 80 RT 11 590 1982-84 37/50 4000 1300<br />
*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Februar <strong>2016</strong><br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
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D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
R 90/6 71<strong>10</strong> 1973-76 44/60 6500 2400<br />
R 90 S 9130 1973-76 49/67 9500 3300<br />
R <strong>10</strong>0/7 8590 1976-78 44/60 4000 1400<br />
R <strong>10</strong>0/T 11 190 1978-84 49/67 4<strong>10</strong>0 1500<br />
R <strong>10</strong>0 S <strong>10</strong> 190 1976-78 48/65 4800 1600<br />
R <strong>10</strong>0 RS 14 790 1976-84 51/70 6000 2000<br />
R <strong>10</strong>0 RS 16 7<strong>10</strong> 1986-89 44/60 5800 1800<br />
R <strong>10</strong>0 RT 14 790 1978-84 51/70 4300 1600<br />
R <strong>10</strong>0 RT 17 200 1987-96 44/60 5<strong>10</strong>0 1800<br />
R <strong>10</strong>0 CS 12 190 1980-84 51/70 5800 1900<br />
R <strong>10</strong>0 GS 13 950 1987-96 44/60 5500 2000<br />
K <strong>10</strong>0 15 900 1983-90 66/90 3200 <strong>10</strong>0<br />
K <strong>10</strong>0 LT 19 930 1986-91 66/90 3600 <strong>10</strong>00<br />
K <strong>10</strong>0 RT 18 200 1984-89 66/90 3500 <strong>10</strong>00<br />
K <strong>10</strong>0 RS 18 850 1983-93 74/<strong>10</strong>0 3700 <strong>10</strong>00<br />
K 1 21 000 1988-93 74/<strong>10</strong>0 5600 2<strong>10</strong>0<br />
BSA<br />
B 50 500 Super Sport 4255 1971-72 25/34 7700 3200<br />
A 65 Thunderbolt 650 4903 1965-73 34/46 6<strong>10</strong>0 2600<br />
A 65 Lightning 650 5272 1965-73 38/52 6500 2800<br />
Rocket 3 750 6469 1968-73 40/54 9400 4300<br />
CAGIVA<br />
SST 350 7900 1980-86 20/27 1900 600<br />
T4 500 E 8490 1988-89 31/42 2200 600<br />
Alazurra 650 8970 1985-87 37/50 2500 700<br />
Elefant 650 12 390 1985-88 37/50 2500 700<br />
Elefant 750 13 490 1988-90 45/61 2600 800<br />
DUCATI<br />
250 Scrambler 2700 1968-74 13/18 4500 2200<br />
350 Scrambler 2930 1969-74 17/24 5500 2700<br />
350 Desmo 3950 1971-74 19/29 7500 3000<br />
350 GTV 6020 1975-80 17/24 3300 1<strong>10</strong>0<br />
450 Scrambler 3250 1969-74 20/27 7<strong>10</strong>0 3500<br />
500 GTV/GTL 5780 1975-80 30/40 3600 1200<br />
500 SL Pantah 9131 1979-83 34/46 4600 1900<br />
600 SL Pantah <strong>10</strong> 000 1981-83 42/57 5200 2000<br />
750 F1 18 499 1985-87 59/80 14 500 7000<br />
750 Paso 13 990 1986-90 54/73 4000 1400<br />
750 GT 6495 1971-74 44/60 16 000 7000<br />
750 S 8000 1972-74 47/64 19 200 8800<br />
750 SS (Rundmotor) 9850 1973-74 54/73 45 000 20 000<br />
750 SS (eckig) 11 580 1975-77 50/68 30 000 12 500<br />
851 S 29 990 1988-89 75/<strong>10</strong>2 16 000 8200<br />
860 GT/GTS 7900 1974-78 48/65 7200 2500<br />
900 SS 12 028 1975-82 53/72 26 000 12 000<br />
Darmah 900 SD <strong>10</strong> 433 1977-83 50/68 8500 4200<br />
Darmah 900 SS <strong>10</strong> 4<strong>10</strong> 1978-80 50/68 8800 4300<br />
900 SS Hailwood Repl. 13 200 1980-84 68/80 11 500 5600<br />
900 S2 12 361 1983-84 48/65 8500 4200<br />
906 Paso 15 990 1989-90 57/78 3400 <strong>10</strong>00<br />
<strong>10</strong>00 Hailwoood Repl. 15 990 1985-86 56/76 11 <strong>10</strong>0 5400<br />
<strong>10</strong>00 S2 15 990 1985-86 56/76 <strong>10</strong> 500 5200<br />
ENFIELD INDIA<br />
Bullet 350 4990* 1955 13/17 4<strong>10</strong>0 1500<br />
GILERA<br />
500 Saturno 11 500 1988-91 28/38 7200 2<strong>10</strong>0<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
HARLEY-DAVIDSON<br />
XL 883 Sportster 12 190 1986-95 37/50 5700 2<strong>10</strong>0<br />
XL 900 Sportster 9135 1957-72 30/40 <strong>10</strong> 500 4800<br />
XL <strong>10</strong>00 Sportster 15 620 1973-86 37/50 8500 3900<br />
XLCR <strong>10</strong>00 11 980 1977-78 44/60 15 700 8200<br />
XR <strong>10</strong>00 18 060 1983-84 49/67 16 700 8800<br />
XL 1<strong>10</strong>0 Sportster 16 670 1986-87 37/50 7500 3900<br />
FLH 1200 Electra Glide 13 950 1970-80 46/63 12 800 7<strong>10</strong>0<br />
FX 1200 Super Glide 14 198 1971 43/58 12 300 6900<br />
FX 1200 Super Glide 12 460 1972-80 43/58 12 300 6900<br />
XL 1200 Sportster 15 640 1988-94 47/64 6600 2500<br />
FXS 1340 Low Rider 24 580 1983-93 33/45 12 300 6800<br />
FXST 1340 Softail 24 770 1984-92 33/45 11 000 5000<br />
FXE/R 1340 Super Glide 21 180 1982-94 33/45 11 000 4900<br />
FXWG 1340 Wide Glide 24 670 1980-86 47/64 11 300 5300<br />
FLH 1340 Electra Glide 23 935 1980-84 49/67 13 300 7300<br />
FLHT 1340 E. Glide 28 270 1984-98 44/60 13 300 7300<br />
HERCULES<br />
K 125 Military 7150* 1971-90 9/12 2000 800<br />
HONDA<br />
CB 125 2098 1970-76 <strong>10</strong>/13 2200 600<br />
CB 125 J/S 2698 1975-79 <strong>10</strong>/13 1900 400<br />
CB 125 T 3352 1978-86 13/17 1600 300<br />
XL 125 2658 1976-79 <strong>10</strong>/13 1800 400<br />
CM 185 T 3276 1978-80 13/17 900 200<br />
XL 185 S 3708 1979-82 12/16 1800 500<br />
CM 200 T 3808 1980-83 13/17 900 200<br />
MTX 200 R 5<strong>10</strong>8 1983-88 20/27 1400 300<br />
XL 200 R 4527 1983-84 13/17 1600 400<br />
CB 250 3048 1968-73 22/30 3<strong>10</strong>0 1<strong>10</strong>0<br />
CB 250 N 4840 1978-84 13/17 1400 400<br />
CB 250 RS 3593 1980-85 19/26 1600 500<br />
CB 250 T 3878 1977-78 20/27 1500 400<br />
CJ 250 T 3688 1976-79 13/17 2000 600<br />
CL 250 3017 1968-72 22/30 3900 1<strong>10</strong>0<br />
CL 250 S 4328 1982-84 13/17 2500 800<br />
CM 250 C 4088 1982-85 13/17 1200 400<br />
NX 250 7080 1988-94 19/26 1700 500<br />
XL 250 3818 1974-78 15/20 2200 700<br />
XL 250 S 5428 1978-82 13/17 1800 600<br />
XL 250 R 5408 1982-87 18/24 1500 500<br />
CB 350 3548 1968-74 26/36 3600 1200<br />
CB 350 F 4298 1972-74 25/34 3500 1200<br />
XL 350 R 6090 1985-88 20/27 1700 500<br />
CJ 360 T 3958 1976-79 25/34 2200 600<br />
CB 400 F 4878 1974-77 27/37 3000 <strong>10</strong>00<br />
CB 400 N 5148 1978-83 32/43 1600 400<br />
CB 400 T/A 4218 1974-79 20/27 1900 500<br />
CM 400 T 5148 1980-84 32/43 1400 300<br />
NS 400 R <strong>10</strong> 128 1984-86 53/72 5600 2200<br />
CB 450 4248 1965-74 33/45 4600 1500<br />
CB 450 N 5188 1984-86 32/43 1300 300<br />
CB 450 S 68<strong>10</strong> 1986-90 32/43 1300 300<br />
CL 450 4248 1968-72 32/43 5400 1800<br />
CB 500 F 6328 1972-77 35/48 3600 1200<br />
CB 500 T 5018 1975-77 31/42 3000 <strong>10</strong>00<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 63
MARKT I<br />
Preisliste<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
CX 500 6753 1978-83 37/50 2300 600<br />
CX 500 E 7457 1982-85 37/50 2000 500<br />
CX 500 C 6753 1980-83 37/50 2300 600<br />
CX 500 Turbo 13 203 1981-85 60/82 4700 1600<br />
FT 500 4699 1982-84 20/27 1800 400<br />
GL 500 7873 1982-85 37/50 2800 700<br />
VF 500 F/F2 9933 1984-87 51/70 1600 400<br />
VT 500 E 7900 1983-88 37/50 1900 500<br />
VT 500 C 7793 1983-88 37/50 1900 500<br />
XBR 500/S 6650 1985-90 32/44 1800 500<br />
XL 500 S 5370 1979-82 20/27 2200 600<br />
XL 500 R 5398 1982-85 20/27 2000 500<br />
CB 550 F/K 5948 1975-78 37/50 3600 1200<br />
CBX 550 F/F2 7508 1982-85 44/60 1800 500<br />
CBR 600 F 12 150 1987-98 68/93 2<strong>10</strong>0 700<br />
XL 600 LM/RM 8670 1985-88 32/44 2500 800<br />
XL 600 V Transalp <strong>10</strong> 350 1987-99 37/50 4700 1800<br />
XR 600 8700 1987-97 32/44 2200 700<br />
XR 600 R 7650 1983-88 32/44 1500 400<br />
VT 600 C Shadow 9930 1988 30/41 3600 1300<br />
CB 650 6972 1979-83 46/63 2<strong>10</strong>0 600<br />
CB 650 C/SC 7163 1980-83 46/63 2<strong>10</strong>0 600<br />
CBX 650 E 8575 1983-87 55/75 2200 600<br />
CX 650 C 7743 1984-85 48/65 2600 600<br />
CX 650 E 8238 1982-85 48/65 2400 600<br />
CX 650 Turbo 13 838 1982-85 74/<strong>10</strong>0 5800 2000<br />
GL 650 8814 1983-85 48/65 3400 800<br />
NTV 650 <strong>10</strong> 145 1988-98 44/60 1900 500<br />
NX 650 Dominator 9395 1988 33/45 2200 800<br />
XRV 650 Africa Twin 12 880 1988-90 37/50 3900 1<strong>10</strong>0<br />
CB 750 7368 1969-78 46/63 11 800 5600<br />
CB 750 C 8613 1980-83 57/77 2500 800<br />
CB 750 F1 6908 1975-78 49/67 6800 1900<br />
CB 750 K 8613 1978-84 57/77 3200 800<br />
CB 750 F/F2 8772 1980-84 58/78 3500 1<strong>10</strong>0<br />
CBX 750 F <strong>10</strong> 138 1984-86 67/91 2600 700<br />
VF 750 S 9791 1982-84 60/82 2200 600<br />
VF 750 C 9173 1982-84 60/82 2600 700<br />
VF 750 F <strong>10</strong> 508 1983-85 66/90 2400 600<br />
VFR 750 F 14 550 1985-89 74/<strong>10</strong>0 3000 800<br />
VFR 750 F 15 570 1989-97 74/<strong>10</strong>0 3000 800<br />
VFR 750 R RC 30 28 795 1988-93 74/<strong>10</strong>0 20 000 12 300<br />
VT 750 C <strong>10</strong> 225 1987 48/63 3600 1<strong>10</strong>0<br />
XLV 750 R <strong>10</strong> 048 1983-86 45/61 3500 1<strong>10</strong>0<br />
CB 900 F Bol d’Or <strong>10</strong> 422 1978-84 70/95 4200 1400<br />
CB 900 F2 11 573 1981-84 70/95 4000 1200<br />
CBR <strong>10</strong>00 F 16 495 1987-02 74/<strong>10</strong>0 3<strong>10</strong>0 <strong>10</strong>00<br />
CBX 11 262 1978-81 74/<strong>10</strong>0 8400 3500<br />
CBX Pro Link 14 203 1981-83 74/<strong>10</strong>0 7500 3300<br />
GL <strong>10</strong>00 Gold Wing 9244 1975-80 57/78 6000 3300<br />
VF <strong>10</strong>00 F 13 658 1984-87 74/<strong>10</strong>0 3800 800<br />
VF <strong>10</strong>00 R 19 263 1984-86 74/<strong>10</strong>0 5500 2<strong>10</strong>0<br />
CB 1<strong>10</strong>0 F 11 643 1982-85 74/<strong>10</strong>0 5200 1800<br />
CB 1<strong>10</strong>0 R 16 703 1980-85 74/<strong>10</strong>0 7300 2500<br />
GL 1<strong>10</strong>0 Gold Wing 11 327 1980-83 61/83 5400 2900<br />
VF 1<strong>10</strong>0 C 13 213 1984-86 74/<strong>10</strong>0 4800 1200<br />
*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Februar <strong>2016</strong><br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
VT 1<strong>10</strong>0 C 14 480 1988-95 74/<strong>10</strong>0 4200 1600<br />
GL 1200 18 978 1984-87 69/94 6900 3<strong>10</strong>0<br />
GL 1500/6 24 830 1988-99 74/<strong>10</strong>0 9600 4700<br />
JAWA<br />
250 Typ 592 1480 1969-74 <strong>10</strong>/13 3300 800<br />
250 California 2190 1969-74 12/16 3000 <strong>10</strong>00<br />
350 Typ 634 3300 1973-84 17/23 2200 500<br />
350 California 2790 1969-74 17/23 3300 1<strong>10</strong>0<br />
KAWASAKI<br />
KH 125 2798 1977-81 7/<strong>10</strong> 1<strong>10</strong>0 400<br />
KMX 125 4690 1986-88 13/17 1600 400<br />
KMX 200 5490 1988-90 13/17 1500 400<br />
Z 200 2900 1977-79 13/17 1500 400<br />
250 S1 Mach I/KH 3852 1971-79 19/26 3500 1300<br />
EL 250 6070 1988-94 20/27 1500 300<br />
GPZ 250 4740 1983-84 13/17 1200 200<br />
KL 250 3530 1977-84 13/17 1200 300<br />
KLR 250 6060 1984-92 13/17 1500 500<br />
Z 250/A 4480 1978-83 20/27 2200 700<br />
Z 250 C 3870 1980-84 13/17 1200 200<br />
Z 250 Ltd 3980 1980-83 13/17 1600 400<br />
GPZ 305 6060 1983-90 25/34 <strong>10</strong>00 200<br />
350 S2 Mach II 3890 1971-73 33/45 4300 1500<br />
KH 400 4500 1976-78 30/40 3500 1300<br />
GPZ 400 6690 1983-86 37/50 1500 300<br />
Z 400 4020 1974-79 20/27 2500 700<br />
Z 400 F/J 5680 1980-83 20/27 1200 200<br />
Z 440 51<strong>10</strong> 1980-84 20/27 2300 700<br />
Z 440 Ltd. 5240 1980-86 20/27 2200 700<br />
Ltd 450 7390 1985-88 37/50 1900 600<br />
500 H1 Mach III 5200 1969-75 44/60 5900 2900<br />
GPZ 500 S 8290 1987-93 44/60 1700 600<br />
GPZ 550 7940 1981-90 48/65 1900 600<br />
Z 500 6218 1979-80 37/50 2300 800<br />
Z 550/F/GT 6790 1981-86 37/50 1800 500<br />
Z 550 Ltd. 6880 1980-84 37/50 2500 700<br />
GPX 600 <strong>10</strong> 590 1988-90 63/85 3400 1200<br />
GPZ 600 R <strong>10</strong> 590 1985-89 60/82 3400 1200<br />
KLR 600 7440 1984-90 31/42 1700 600<br />
ZL 600 9990 1986-89 54/74 2500 700<br />
KLR 650/Tengai 8990 1987-92 30/41 2500 700<br />
Z 650/F 7000 1976-83 50/67 2300 800<br />
Z 650 SR 7348 1979-82 48/65 2400 900<br />
750 H2 Mach IV 5300 1972-75 52/71 <strong>10</strong> 000 3000<br />
GPX 750 R 12 640 1987-90 74/<strong>10</strong>0 2600 800<br />
GPZ 750 9990 1981-88 64/87 2200 600<br />
GPZ 750 R <strong>10</strong> 690 1985-86 68/92 2900 700<br />
VN 750 <strong>10</strong> 690 1986-90 48/65 3300 <strong>10</strong>00<br />
Z 750 6500 1976-79 38/51 5000 1800<br />
Z 750 E/L/Sport 8440 1980-88 59/80 4500 1600<br />
Z 750 GT 9190 1982-89 57/78 2400 600<br />
Z 750 Ltd. 8300 1980-84 57/78 2600 600<br />
Z 750 Turbo 9990 1983-88 74/<strong>10</strong>0 5000 1800<br />
ZXR 750 15 790 1989-95 74/<strong>10</strong>0 2600 800<br />
900 Z1 8500 1972-75 60/82 8500 2400<br />
GPZ 900 R 13 900 1984-93 74/<strong>10</strong>0 3300 900<br />
GPZ <strong>10</strong>00 RX 14 490 1986-88 74/<strong>10</strong>0 3<strong>10</strong>0 700<br />
64 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> www.motorrad-classic.de
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
<strong>10</strong>00 GTR 16 200 1986-94 74/<strong>10</strong>0 2900 700<br />
Z <strong>10</strong>00 9<strong>10</strong>0 1977-79 63/85 7200 2400<br />
Z 1 R 9800 1978-80 66/90 4700 1800<br />
Z <strong>10</strong>00 Mk.2 9808 1979-80 69/94 5800 1900<br />
Z <strong>10</strong>00 ST <strong>10</strong> 218 1979-81 71/97 3900 1400<br />
Z <strong>10</strong>00 J <strong>10</strong> 200 1981-84 72/98 4800 1500<br />
Z <strong>10</strong>00 R k. a.* 1983 74/<strong>10</strong>0 6<strong>10</strong>0 1800<br />
Z <strong>10</strong>00 Ltd. <strong>10</strong> 200 1981-83 70/95 2900 900<br />
ZL <strong>10</strong>00 13 690 1987-89 74/<strong>10</strong>0 3<strong>10</strong>0 900<br />
ZX <strong>10</strong> 15 390 1988-90 74/<strong>10</strong>0 2900 800<br />
GPZ 1<strong>10</strong>0 <strong>10</strong> 480 1981-88 74/<strong>10</strong>0 3200 800<br />
Z 1<strong>10</strong>0 ST <strong>10</strong> 780 1981-84 71/97 2700 900<br />
Z 1300 16 090 1979-89 74/<strong>10</strong>0 7700 3200<br />
VN 15 SE 14 690 1988-95 47/64 4900 2000<br />
LAVERDA<br />
500 6860 1976-80 33/45 7000 2900<br />
500 SFC 7680 1982-84 33/45 3500 1300<br />
750 GT 6600 1970-73 38/52 6800 3900<br />
750 SF 6800 1971-73 45/61 9800 4000<br />
750 SF 3 7<strong>10</strong>0 1975-78 37/50 8300 4900<br />
750 SFC <strong>10</strong> 500 1971-78 55/75 33 000 14 000<br />
<strong>10</strong>00/3C 9600 1973-75 57/78 7500 2900<br />
<strong>10</strong>00 3CL 9995 1976-80 57/78 7000 2700<br />
<strong>10</strong>00 Jota 12 500 1980-86 63/86 7900 3000<br />
<strong>10</strong>00 RGS 12 688 1982-86 63/86 9700 3700<br />
<strong>10</strong>00 SFC 16 970 1985 70/95 9500 3500<br />
1200 TS 11 748 1978-82 63/86 7000 3600<br />
MOTO GUZZI<br />
V 35/II/III 7995 1978-88 20/27 3500 1300<br />
Falcone 500 4580 1971-76 24/32 6300 3000<br />
V 50/II/III 6615 1978-83 36/49 3600 1500<br />
V 50 Monza 6995 1981-84 36/49 3700 1500<br />
V 65/II 7888 1981-87 37/50 3600 1600<br />
V7 Special 750 5890 1969-71 37/50 5900 2900<br />
V7 Sport 750 7995 1972-74 53/72 9500 3500<br />
750 S3 9600 1975-76 53/72 7500 4300<br />
850 LeMans <strong>10</strong> 560 1976-78 52/70 9000 4000<br />
850 LeMans II 11 350 1979-80 54/74 7000 3000<br />
850 LeMans III 12 220 1981-84 56/76 5800 2700<br />
850 T 7160 1974-75 42/57 6000 2500<br />
850 T3 9200 1975-80 43/59 5000 2000<br />
850 T3 California <strong>10</strong> 950 1975-80 43/59 5800 2400<br />
850 T4 <strong>10</strong> 550 1980-83 43/59 4200 1600<br />
850 T5 <strong>10</strong> 550 1983-88 49/67 4400 1700<br />
V7 GT 850 6995 1972-74 47/64 9800 4900<br />
V7 California 850 7795 1972-74 47/64 <strong>10</strong> 400 5200<br />
V <strong>10</strong>00 Convert 9695 1975-84 45/61 5000 1800<br />
<strong>10</strong>00 California II 13 490 1981-87 49/67 6500 2500<br />
<strong>10</strong>00 California III 14 880 1987-92 49/67 4500 1600<br />
<strong>10</strong>00 SP 11 850 1978-84 45/61 5800 2400<br />
<strong>10</strong>00 SP II 12 650 1984-87 49/67 5000 2500<br />
<strong>10</strong>00 SP III 16 800 1988-92 52/71 4800 2200<br />
<strong>10</strong>00 G5 <strong>10</strong> 400 1978-85 45/61 5000 1900<br />
<strong>10</strong>00 GT 12 390 1987-93 49/67 6400 3200<br />
<strong>10</strong>00 LeMans IV 13 350 1985-87 60/81 7<strong>10</strong>0 3600<br />
<strong>10</strong>00 LeMans V 14 650 1988-92 60/81 7400 3800<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
MOTO MORINI<br />
125/T 4950 1976-86 <strong>10</strong>/13 2300 <strong>10</strong>00<br />
250 T 3960 1977-80 13/17 2600 1<strong>10</strong>0<br />
250 J 4995 1980-85 17/23 2800 1200<br />
3.5 4800 1973-82 26/35 5500 2600<br />
3 1/2 K2 6699 1983-86 20/27 2600 1200<br />
Dart 350/400 8849 1988-90 20/27 2800 1<strong>10</strong>0<br />
500 T/S 7040 1978-81 30/41 5500 2200<br />
500 Sei 7985 1982-85 30/41 7000 3000<br />
MV AGUSTA<br />
125 Sport 3135 1975-77 9/12 4500 2000<br />
350/Sport 5252 1970-79 20/27 6500 2500<br />
750 GT 14 250 1970-75 56/76 43 500 28 600<br />
750 S 14 250 1970-75 56/76 47 000 30 200<br />
750 SS 16 500 1975-77 56/76 46 300 29 800<br />
800 S America 15 384 1977-80 60/82 35 300 19 200<br />
900 S Daytona 27 940 1977-78 78/<strong>10</strong>5 38 <strong>10</strong>0 23 500<br />
Corona <strong>10</strong>00 25 600 1979-81 78/<strong>10</strong>5 75 000 50 000<br />
GP 1<strong>10</strong>0 32 400 1979-82 88/119 70 000 K. N.<br />
MZ<br />
ETZ 125 1680 1985-91 7/<strong>10</strong> <strong>10</strong>00 300<br />
TS 125 1799 1973-85 7/<strong>10</strong> 1700 400<br />
ETS 150 1598 1969-73 9/12 2300 700<br />
ETZ 150 k. a.** 1985-91 9/12 1200 300<br />
ES 250/2 3015 1967-73 14/19 2300 900<br />
ETS 250 2390 1969-74 14/19 2500 <strong>10</strong>00<br />
TS 250 2490 1973-76 14/19 1800 600<br />
TS 250/1 2490 1976-81 13/17 1700 500<br />
ETZ 250 1980 1981-89 13/17 1500 500<br />
NORTON<br />
Commando 750 5900 1967-74 44/60 8400 3900<br />
Commando 850 6800 1973-77 37/51 8000 3600<br />
SUZUKI<br />
GP 125 3031 1978-81 7/<strong>10</strong> 1300 400<br />
GT 125 20 870 1974-78 <strong>10</strong>/13 1900 700<br />
RV 125 3522 1977-81 6/8 1600 500<br />
GT 185 3290 1976-78 11/15 1500 200<br />
GT 200/X5 3731 1979-81 13/17 1400 200<br />
DR 250 4739 1982-89 13/17 1400 200<br />
GN 250 4570 1982-99 13/17 1<strong>10</strong>0 200<br />
GT 250/X7 4461 1973-81 20/27 1900 500<br />
GSX 250 E 4579 1980-83 13/17 1500 300<br />
RG 250 7699 1984-88 33/45 3500 900<br />
RGV 250 9590 1988-93 43/58 4200 1<strong>10</strong>0<br />
TS 250 4461 1972-81 13/17 1600 600<br />
TS 250 X 5770 1985-89 20/27 1500 500<br />
SP 370 4590 1978-80 20/27 2000 700<br />
GT 380 4690 1972-80 20/27 3200 1200<br />
DR 400 S 5112 1980-82 20/27 1200 200<br />
GN 400 4494 1980-83 20/27 1<strong>10</strong>0 200<br />
GS 400 3999 1976-83 20/27 2000 700<br />
GSX 400 5249 1980-88 20/27 1200 300<br />
GSX 400 F Katana 4995 1981-84 30/41 1500 300<br />
GS 450 5319 1980-89 20/27 1400 300<br />
DR 500 S 4499 1982-84 20/27 2000 800<br />
GS 500 E 6211 1979-83 20/27 2500 900<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 65
MARKT I<br />
Preisliste<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
Zustand:<br />
schlecht<br />
GS 500 E 6850 1988 34/46 2000 800<br />
GT 500 4870 1976-77 28/38 3400 1300<br />
RG 500 12 184 1984-89 70/95 11 500 3200<br />
GS 550 E 7011 1977-84 36/49 2200 800<br />
GS 550 EM Katana 5499 1980-83 37/50 1900 500<br />
GSX 550 6999 1982-88 37/50 1900 500<br />
GT 550 5420 1972-77 35/48 3200 1<strong>10</strong>0<br />
DR 600 S/R 7250 1984-90 33/45 2700 900<br />
GSX 600 F <strong>10</strong> 630 1987-98 63/86 2600 900<br />
GS 650 G Katana 6250 1981-84 54/73 2200 500<br />
LS 650 Savage 7590 1986 20/27 2400 700<br />
DR 750 S Big/800 Big 9690 1987-90 37/50 2900 1<strong>10</strong>0<br />
VS 750 11 250 1986-91 37/50 2700 900<br />
GS 750 7190 1976-80 46/63 2600 900<br />
GSX 750 E 8249 1980-82 59/80 2800 900<br />
GSX 750 ES 8999 1983-88 66/90 2700 900<br />
GSX 750 F 12 740 1989-99 74/<strong>10</strong>0 2400 800<br />
GSX 750 S Katana 7950 1980-84 60/82 3900 1700<br />
GSX-R 750 14 550 1984-92 74/<strong>10</strong>0 3400 1<strong>10</strong>0<br />
GSX-R 750 R 23 990 1986-92 74/<strong>10</strong>0 9400 4400<br />
GT 750 6900 1972-76 51/70 6800 2400<br />
GS 850 9633 1978-81 58/79 2800 800<br />
GS <strong>10</strong>00/S <strong>10</strong> 573 1978-82 66/90 3300 1200<br />
GS 1<strong>10</strong>0 <strong>10</strong> 299 1986-88 69/94 3500 1<strong>10</strong>0<br />
GSX 1<strong>10</strong>0 S Katana 9849 1980-84 74/<strong>10</strong>0 5000 2000<br />
GSX 1<strong>10</strong>0 E 9045 1980-84 74/<strong>10</strong>0 4500 1700<br />
GSX 1<strong>10</strong>0 F 15 3<strong>10</strong> 1988-97 74/<strong>10</strong>0 2500 600<br />
GSX 1<strong>10</strong>0 EF 12 999 1984-87 74/<strong>10</strong>0 3800 1500<br />
GSX-R 1<strong>10</strong>0 16 590 1986-89 74/<strong>10</strong>0 5500 2<strong>10</strong>0<br />
VS 1400 15 030 1987-03 49/67 6000 3000<br />
RE-5 Wankel 8700 1974-77 46/63 8500 3500<br />
TRIUMPH<br />
Daytona 500 5090 1970-73 30/40 7600 3<strong>10</strong>0<br />
Trident 750 7950 1968-75 44/60 8300 3700<br />
Tiger 750 6700 1972-80 33/45 8600 3900<br />
Bonneville 750 6800 1973-80 36/48 7800 3400<br />
YAMAHA<br />
DT 125 E 3120 1973-81 7/<strong>10</strong> 1600 600<br />
RD 125 2585 1974-76 13/17 1200 400<br />
RD 125 LC 3420 1982-86 13/17 1<strong>10</strong>0 300<br />
DT 175 MX 3483 1977-80 11/15 1400 400<br />
RD 200 3523 1975-80 13/17 1400 400<br />
DS 7 3245 1971-73 22/30 2<strong>10</strong>0 600<br />
DT 3 250 3149 1972-77 14/18 1900 400<br />
DT 250 MX 4283 1977-80 12/16 2000 700<br />
RD 250 4504 1973-80 28/38 2900 1200<br />
SR 250 4<strong>10</strong>7 1980-83 13/17 1200 300<br />
RD 250 LC 4857 1980-83 28/38 2200 800<br />
TDR 250 8180 1988-90 37/50 2400 700<br />
TZR 250 9180 1987-91 37/50 3300 1200<br />
XS 250 4193 1978-80 13/17 1500 400<br />
XT 250 4880 1980-90 13/17 1300 200<br />
RD 350 4067 1973-76 24/32 3300 1200<br />
RD 350 LC 5388 1980-83 34/46 3<strong>10</strong>0 800<br />
RD 350 LC YPVS 7180 1983-90 37/50 3800 1500<br />
XT 350 69<strong>10</strong> 1985-95 20/27 2000 700<br />
XS 360 3952 1976-78 20/27 1500 500<br />
*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Februar <strong>2016</strong><br />
DT 400 MX 4619 1975-81 15/21 3500 <strong>10</strong>00<br />
RD 400 4640 1976-80 32/43 2400 800<br />
XS 400 4868 1978-82 20/27 1600 500<br />
XS 400 DOHC 5480 1982-87 33/45 1600 500<br />
XS 400 SE 4968 1980-83 20/27 2000 700<br />
RD 500 12 070 1984-89 65/88 9500 3400<br />
SR 500 6160 1978-99 20/27 3000 800<br />
XS 500 5298 1976-80 36/49 2500 700<br />
XT 500 66<strong>10</strong> 1976-90 20/27 4400 1600<br />
XV 500 SE 7225 1981-87 34/49 1500 300<br />
XV 535 7750 1988-03 36/46 2500 800<br />
XJ 550 6130 1981-85 37/50 1600 500<br />
XT 550 5480 1982-84 28/38 4000 1400<br />
XZ 550 5680 1982-84 37/50 1400 200<br />
FZR 600 12 750 1988-94 67/91 2300 700<br />
SRX 600 6390 1986-90 33/45 2900 900<br />
XJ 600 8900 1984-91 53/73 3200 1<strong>10</strong>0<br />
XT 600 8025 1984-90 33/45 2300 700<br />
XT 600 Z Ténéré 8985 1983-89 34/46 2900 900<br />
XJ 650 7780 1980-87 52/71 2300 700<br />
XJ 650 Turbo 12 288 1982-84 66/90 4200 1900<br />
XS 650 6505 1975-83 37/50 3600 1200<br />
XS 650 SE 6915 1979-83 36/48 3000 900<br />
FZ 750 Genesis 14 415 1985-94 74/<strong>10</strong>0 2400 500<br />
FZX 750 Fazer 11 325 1987-89 69/94 2600 800<br />
FZR 750 R OW-01 37 <strong>10</strong>0 1987-90 74/<strong>10</strong>0 13 700 9200<br />
TX 750 5995 1972-74 46/63 4000 1200<br />
XS 750 7318 1976-80 54/74 3500 1<strong>10</strong>0<br />
XS 750 SE 8695 1980-83 37/50 2800 <strong>10</strong>00<br />
XTZ 750 Super Ténéré 11 980 1987-96 51/69 3<strong>10</strong>0 1<strong>10</strong>0<br />
XJ 750 9878 1984-86 64/87 2500 700<br />
XJ 750 Seca 8075 1982-84 60/81 1700 700<br />
XV 750 SE 7225 1981-87 36/49 2500 800<br />
XS 850 7915 1980-82 58/79 3500 1<strong>10</strong>0<br />
XJ 900 <strong>10</strong> 488 1983-84 71/97 3200 1<strong>10</strong>0<br />
XJ 900 F/N 12 590 1984-94 72/98 3200 1<strong>10</strong>0<br />
TR 1 8878 1980-83 52/71 3400 1200<br />
FZR <strong>10</strong>00 Genesis 18 300 1987-96 74/<strong>10</strong>0 2500 800<br />
XV <strong>10</strong>00 SE <strong>10</strong> 355 1982-85 50/68 3500 <strong>10</strong>00<br />
XV <strong>10</strong>00/1<strong>10</strong>0 Virago 12 870 1986-89 46/62 3200 900<br />
XS 1<strong>10</strong>0 <strong>10</strong> 498 1978-83 70/95 5200 1800<br />
XS 1.1 Sport 11 178 1981-83 70/95 4300 1400<br />
FJ 1<strong>10</strong>0 13 488 1984-86 74/<strong>10</strong>0 3400 800<br />
FJ 1200 15 850 1986-97 74/<strong>10</strong>0 2900 1<strong>10</strong>0<br />
V-Max k. a.** 1984-02 <strong>10</strong>7/145 5500 2000<br />
XVZ 12 T 19 500 1984-89 71/97 5800 2500<br />
XVZ 13 T 22 350 1989-92 72/98 6200 2600<br />
ZÜNDAPP<br />
KS 125 Sport 3458 1970-77 13/17 2700 <strong>10</strong>00<br />
KS 175 Watercooled 4475 1977-81 13/17 3000 1<strong>10</strong>0<br />
VORSCHAU<br />
Neupreis<br />
D-Mark<br />
Baujahre<br />
kW/PS<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
finden sie den Preisspiegel<br />
für die Klassiker vor 1970<br />
Zustand:<br />
gepflegt<br />
Preise in Euro<br />
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schlecht<br />
66 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> www.motorrad-classic.de
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Postalisch: <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz),<br />
Christina Dohman, Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein<br />
Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des<br />
belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden,<br />
dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-<br />
Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante<br />
Medienangebote informieren. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
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Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag,<br />
an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />
246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />
an: <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, EMail: motorradclassic@dpv.de<br />
x<br />
Unterschrift
LESERBRIEFE<br />
Die seltenste: Laverda 750 GTL<br />
Interessante Detaillösungen: Minis V4<br />
Fast 200 000 Kilometer: R. Wagners Zephyr<br />
Einbauposition beachten!<br />
Foto: Jahn<br />
Foto: Schoch<br />
Foto: Schwab<br />
Foto: Wagner<br />
Gar nicht bockig<br />
Leser Geyer bricht eine Lanze für die<br />
Ceriani-Federbeine – und wundert sich<br />
über den Preis der Laverda GTL 750.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Liebe Laverda-Interessierte, der Artikel ist<br />
schön ausführlich und informativ, jedoch<br />
möchte ich in zwei Punkten widersprechen!<br />
Das ewige Geschimpfe auf die ach<br />
so bockigen Ceriani-Federbeine ist, zumindest<br />
aus heutiger Sicht, nicht mehr<br />
angebracht. Diese sehr hochwertig gefertigten<br />
Dämpfer sind komplett zerlegbar –<br />
und damit überhol- sowie abstimmbar.<br />
Durch Verwendung von dünnflüssigem<br />
Öl (SAE 5) und Zugabe von Czech-Gabelgleitverbesserer<br />
gegen das Losbrechmoment<br />
sprechen sie jetzt fein an. Und den<br />
wirklich etwas harten Federn kommt entgegen,<br />
dass wir in den letzten 40 Jahren<br />
oft etwas an Gewicht zugelegt haben und<br />
die Federn jetzt tun, was sie sollen. Nicht<br />
zu vergessen: das genial einfache Verstellen<br />
der Federvorspannung ohne Werkzeug.<br />
Und es sind die originalen! Frank<br />
Wilke schreibt in seinem Beitrag über die<br />
Preisentwicklung der Laverdas. Er deutet<br />
an, dass eine 750er-GTL für unter 7000<br />
Euro zu bekommen wäre. Welche GTL bitte?<br />
Es werden praktisch keine GTL angeboten,<br />
wie kann man da einen Preis nennen?!<br />
Dieses Modell ist am Markt praktisch<br />
nicht vorhanden. Kein Wunder bei<br />
251 gebauten, davon zirka <strong>10</strong>0 Behörden-<br />
GTL für Kuwait. In den letzten 16 Jahren<br />
und 70 000 Kilometern, seitdem ich mit<br />
meiner roten Kuwait-GTL unterwegs bin,<br />
sah ich drei (!) andere GTL und hörte von<br />
nur fünf (!) weiteren. Bei der GTL 750 handelt<br />
es sich damit um eine der rarsten<br />
Laverdas überhaupt. Und nebenbei um<br />
eine geniale Tourenmaschine mit tollem<br />
Fahrwerk, 600 Kilometer am Stück sind<br />
mit ihr kein Problem.<br />
Matthias Geyer, Grasbrunn<br />
Fragen an Werner<br />
Minis „schwimmende“ Schutzblechhalterung<br />
bedarf noch der Erläuterung.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 6/<strong>2016</strong> und 7+8/<strong>2016</strong><br />
Servus <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>! Ja, ich muss<br />
wieder mal schreiben! Zunächst der Beitrag<br />
über die Yamaha XT 500 – klasse! Ich<br />
bin selbst viele Jahre lang, von 1986 bis<br />
2008, etwa 320 000 Kilometer auf ein paar<br />
XT 500 gefahren. Das war richtig gut für<br />
die Seele, danke! Dann die Geschichte<br />
„Jungs, eure 80er“. Ich war damals dabei,<br />
habe auf einer Yamaha RD 80 MX den<br />
Führerschein gemacht, dann aber wegen<br />
Geldmangels die 50er-Vespa von Mutter<br />
übernommen. Bin aber auch etwas rumgekommen,<br />
siehe im Buch „Fernwehblues“<br />
vom Zweirad Verlag. So, nun zur<br />
Honda V4 von unserem Genie Koch. Sie<br />
fährt also?! Na toll! Ich verstehe zwar<br />
nicht, warum da in jedem Heft so viel Seiten<br />
herhalten müssen, aber das ist ja dann<br />
auch schon was. Oder liege ich da falsch?<br />
Allerdings habe ich die geniale Idee von<br />
der vorderen Schutzblechhalterung noch<br />
nicht verstanden. Vorausgesetzt, unser<br />
Genie Koch hat die Schrauben, mit welchem<br />
Drehmoment auch immer, angezogen,<br />
finde ich keine Richtung, in der die<br />
Gabelholme sich bewegen sollen. Oder<br />
können. Aufklärung, bitte!<br />
Klaus Schielein, Nürnberg<br />
Hallo Klaus, dass die Honda wieder fährt,<br />
und zwar wesentlich besser als vorher, hat<br />
seine Ursache darin, dass wir Geometrie,<br />
Rahmen und Federung „modernisiert“ haben.<br />
Und diese Änderungen sind im Detail<br />
ausführlich und möglichst verständlich in<br />
<strong>Classic</strong> beschrieben worden, da sich viele<br />
Leser ebenfalls daran machen, Youngtimer<br />
umzubauen. Wie man zum Beispiel in der<br />
Café Racer-Szene oder beim Glemseck <strong>10</strong>1<br />
sehen kann. Zur Schutzblechhalterung:<br />
Die vier 6er-Kugelgelenkköpfe halten die<br />
Tauchrohre „schwimmend“ in Verbindung<br />
und nicht starr. So können sich die Tauchrohre<br />
gegeneinander in der Höhe (Hub) verschieben,<br />
die Verwindung/Torsion allerdings<br />
wird durch die vier Punkte weitgehendst<br />
verhindert. Bei der Honda ist eine<br />
konventionelle 41er-Gabel verbaut, die<br />
Achse misst in den Klemmungen nur 22<br />
Millimeter. Deshalb gab es früher die Gabelstabis,<br />
die starr an den Tauchrohren<br />
verschraubt waren, um die Verwindung zu<br />
reduzieren, speziell bei einer Einscheibenbremse<br />
am Vorderrad. Fritz Egli hat seine<br />
Gabeln sogar mit zwei geklemmten Rohren<br />
verbunden, um die Torsion zu beseitigen.<br />
Das Problem war nur, dass sich durch diese<br />
„dritte Gabelbrücke“ die Tauchrohre unter<br />
Last regelrecht verklemmten und stuckerig<br />
ansprachen. Deshalb habe ich versucht, mit<br />
der „schwimmenden Lagerung“ die Tauchrohre<br />
zwar an einer Verwindung zu hindern,<br />
trotzdem bleibt noch etwas Luft,<br />
damit die Gleitlager bei einer Verbiegung<br />
des Holmes nicht verkanten. Heute werden<br />
Gabeln so berechnet, dass sich Tauch- und<br />
Standrohr unter Biegelast synchron verformen<br />
und somit die Reibung möglichst niedrig<br />
bleibt. Mit bestem Gruß Werner Koch<br />
Kilometerfresser<br />
Rainer Wagner steht auf die Zephyr<br />
1<strong>10</strong>0 – seit fast 200 000 Kilometern.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 7+8/<strong>2016</strong><br />
Nun sind wir schon so alt, dass wir MO-<br />
TORRAD <strong>Classic</strong> lesen. Ich fahre nur luft-<br />
68 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
gekühlte Zweiventiler mit Vergaser, weil<br />
ich die reparieren kann und die Technik<br />
verstehe. Mit Datenbus und Canbus kann<br />
ich nichts anfangen, und Laptop sowie<br />
Wisch-Handys sind mir ein Greuel. Anbei<br />
ein Bild von meiner Zephyr 1<strong>10</strong>0 mit<br />
197 146 Kilometern auf der Uhr. Richtig<br />
gelesen, fast 200 000 Kilometer mit dem<br />
ersten Motor! Außer der Kupplung wurde<br />
noch nichts getauscht. Kolben, Ventile<br />
Steuerkette, Lima, Anlasser und alle<br />
weiteren Motorinnereien sind noch die<br />
ersten! Ich habe die Zephyr 1993 neu gekauft,<br />
regelmäßig gewartet und ansonsten<br />
nur gefahren. Die Vier-in-vier-Auspuffanlage<br />
mit einem Sound wie von 1975 gab<br />
es neu von Frank Bach und die Lackierung<br />
von Heinz Löblein.<br />
Rainer Wagner, Lohra<br />
Zugnummern<br />
Die Yamaha XT 500 und die 80er haben<br />
es Leser Kiesel besonders angetan.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 6/<strong>2016</strong> und 7+8/16<br />
Hallo <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-Team, der Beitrag<br />
im Heft 6/<strong>2016</strong> über die XT 500 war<br />
der Auslöser für einen Spontankauf dieser<br />
<strong>Classic</strong>-Ausgabe. In meiner Jugend<br />
war die XT der Enduro-Schwarm für uns.<br />
Allerdings kamen dann die Honda XL 500<br />
R und die XL 600 R, das waren dann die<br />
neuen Sterne an unserem jugendlichen<br />
Himmel. Daher würde ich eine Fortsetzung<br />
der Berichterstattung über diese<br />
Enduros der 80er- und 90er-Jahre begrüßen.<br />
Ich bin noch immer von der Honda<br />
XL 500 R begeistert. Ob es hierzu auch<br />
eine „Szene“ gibt oder Restaurierer, die<br />
auf die XL-Serie setzen? Ich suche eine<br />
gute, ehrliche Honda XL 500/600 R. Zum<br />
Bericht „Jungs, eure 80er“ in der Ausgabe<br />
7+8/<strong>2016</strong> – einfach super!! Ich bin seit<br />
knapp zwei Jahren auch wieder Besitzer<br />
einer Honda MTX 80 (HD06), genauso wie<br />
ich sie früher selbst gefahren hatte. Daher<br />
finde ich diese Berichte über 50er/80er<br />
aus unseren Sturm- und Drangzeiten einfach<br />
total kurzweilig. Weiter so, auch das<br />
macht Laune. Übrigens, in dem Bericht<br />
hätte ich mir zur Ehrenrettung eine Honda<br />
MTX/MBX sowie eine Yamaha DT 80<br />
LC gewünscht. Wie wäre es auch mit<br />
Berichten über Treffen mit 50ern/80ern?<br />
So, jetzt habt ihr einfach noch ein paar<br />
weitere Anreize. Viele Grüße<br />
Joachim Kiesel, per E-Mail<br />
www.motorrad-classic.de<br />
Antwort der Redaktion: Hallo Herr Kiesel,<br />
in dieser Leichtkraftrad-Geschichte haben<br />
wir uns ganz bewusst auf die erste Generation<br />
der 80er konzentriert, die uns vor 35<br />
Jahren den Kopf verdreht hat. Hondas MTX<br />
80 und die Yamaha DT 80 LC waren 1981<br />
noch nicht auf dem Markt. Was aber natürlich<br />
nicht ausschließt, dass wir uns irgendwann<br />
auch um diese nächste 80er-Generation<br />
kümmern. Also, wer noch eine originale<br />
Hercules RX 9, Zündapp KS 80 Super<br />
oder Yamaha DT 80 LC & Co. in der Garage<br />
stehen hat, bitte melden!<br />
Nicht vertauschen<br />
Ein Leser hat noch Anmerkungen zur<br />
Wartung von Trommelbremsen.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 6/<strong>2016</strong> und 7+8/<strong>2016</strong><br />
Hallo zusammen, ich habe noch ein paar<br />
Anmerkungen zum Thema „Bremsen<br />
warten“. In dem Artikel habe ich etwas<br />
vermisst. Man sollte die Bremsbacken<br />
nämlich markieren und in gleicher Lage<br />
wieder einbauen. Grund: Bekanntlich ist<br />
eine die „auflaufende“ Bremsbacke, die<br />
andere die „ablaufende“. Der auflaufende<br />
Bremsbelag macht wegen seiner Selbstverstärkung<br />
im Wesentlichen die Bremswirkung<br />
aus, verschleißt aber anders als<br />
sein Pendant. Dieses gegebenenfalls<br />
ziemlich lange eingefahrene Tragbild<br />
schmeißt man auf den Müll, wenn man<br />
die Bremsbeläge anders einbaut. Das ist<br />
bei der gezeigten Honda-Bremse mit<br />
steifer Ankerplatte und Belägen „wie<br />
neu“ sicher kein Problem, aber das gibt es<br />
ja im Veteranen- und Youngtimerbereich<br />
auch anders. Und auf die Reibpaarung<br />
vom Nocken und dessen Auflagefläche<br />
KONTAKT<br />
Bitte geben Sie bei E-Mails und Leserbriefen<br />
Name und Wohnort an.<br />
Fragen und Post an die Redaktion:<br />
Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />
Stichwort Leserbriefe, 70162 Stuttgart,<br />
Fax 07 11/1 82-17 81<br />
E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />
am Bremsbelag würde ich persönlich<br />
auch noch einen Hauch (!) Schmiermittel<br />
geben. Nix für ungut.<br />
Thomas Kayser, per E-Mail<br />
Leserwünsche<br />
Knut Beuter hätte gerne noch mehr<br />
Lesestoff über die einstigen DDR-Alltagsmotorräder<br />
von MZ.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> allgemein<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe<br />
einen Wunsch für die übrigens ganz tolle<br />
Zeitschrift <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>: ein Test<br />
der DDR-Motorräder MZ ES, TS und RTZ!<br />
Das waren damals Alltagsbegleiter, heute<br />
sind es bildschöne Motorräder für Fans.<br />
Ich würde mich sehr darüber freuen. Mit<br />
freundlichen Grüßen<br />
Knut Beuter, Bad Berleburg<br />
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Straße, Nr.<br />
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SZENE I<br />
Zündapp K 800<br />
Boxer mit<br />
Manieren<br />
Sanft und geschmeidig, aber dennoch kraftvoll<br />
und ausdauernd – mit dem Vierzylinder-Boxermodell<br />
K 800 strebte Zündapp ab 1933 nach der<br />
Krone in der obersten Hubraumklasse.<br />
Text: Alan Cathcart; Fotos: Kyoichi Nakamura<br />
70 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 71
SZENE I<br />
Zündapp K 800<br />
In Kurven<br />
gibt sich die<br />
K 800 etwas<br />
stur und will<br />
mit dezentem<br />
Nachdruck<br />
auf<br />
Kurs gehalten<br />
werden<br />
DATEN<br />
Zündapp K 800<br />
Motor: Luftgekühlter Vierzylinder-Viertakt-sv-Boxermotor,<br />
eine untenliegende<br />
Nocken welle, je zwei per Stößel betätigte<br />
Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 62 x<br />
66 mm, Hubraum 797 cm³, Ver dichtung 5,8:1,<br />
Leistung 22 PS bei 4300/min<br />
Kraftübertragung: Zweischeiben-<br />
Trockenkupplung, Viergang-Duplex-<br />
ketten-Getriebe, Kardanantrieb<br />
Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus<br />
Pressstahl-Profilen, Trapezgabel aus Pressstahl-Profilen<br />
mit hydraulischem Dämpfer,<br />
Reifen 3.25-19 vorn , 3.50-19 hinten, Simplex-<br />
Halbnaben-Trommelbremse vorn und hinten<br />
Maße und Gewichte: Radstand 1400 mm,<br />
Gewicht 215 kg, Tankinhalt 12,5 l<br />
Höchstgeschwindigkeit: ca. 120 km/h<br />
72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Eine Trapezgabel führt das Vorderrad<br />
Das Firmen-Logo prangt über dem Rücklicht<br />
Einer für alle: der 22er-Amal-Lizenz-Nachbau<br />
Seit der „Auswanderung“ nach China 1984 hat Zündapp als<br />
vergessene Marke in der Geschichte der deutschen Zweiradhersteller<br />
traurige Berühmtheit erlangt. Umso tragischer,<br />
als die Marke nach dem Beginn der Bike-Produktion 1922<br />
über viele Jahre der größte Motorradhersteller des Landes war, der<br />
gar 1977 in einem einzigen Jahr 115 000 Zweiräder produzierte. Die<br />
Verkaufszahlen der damals überwiegend zweitaktenden Modelle<br />
bekamen es allerdings schlagartig mit der japanischen Konkurrenz<br />
zu tun, was die Firma bereits sieben Jahre später in die Hände des<br />
Konkursverwalters spülte. Doch über sechs Jahrzehnte gehörte<br />
Zündapp zu den führenden Unternehmen der deutschen Motor rad-<br />
In dus trie und reiht sich sicherlich ein in die Riege der großen<br />
Namen wie BSA, Norton, Indian, Moto Guzzi, Triumph, Gilera und<br />
Harley-Davidson. Zündapp darf in einem Atemzug mit dem Konkurrenten<br />
BMW genannt werden, als einer der wichtigsten Pioniere<br />
in der Zweiradgeschichte.<br />
Darüber hinaus produzierte<br />
Zündapp in den 1930er-Jahren<br />
zwei Vierzylinder-K-Serienmodelle<br />
– das K steht dabei für<br />
Kardanantrieb – mit völlig individuellem<br />
Aufbau, anders als die<br />
Geschwistermodelle mit kleinerem<br />
Hubraum, die den weit<br />
verbreiteten Flat Twin-Aufbau<br />
der BMW-Boxermodelle aufwiesen.<br />
1933 war das Debütjahr von<br />
Zündapps ersten Vierzylinder-<br />
Boxermodellen, der K 600 und<br />
der großen Schwester K 800, beide<br />
von Richard Küchen entworfen.<br />
Besonderes Kennzeichen<br />
der beiden war das neuartige<br />
Vierganggetriebe, bei dem Zahnräder<br />
und Ketten die Schaltwellen<br />
und Schalträder eines gewöhnlichen<br />
Getriebes ersetzten.<br />
Als Solobike eroberte Zündapp so die Spitze des Marktes, auch<br />
weil BMW nie etwas mit mehr als zwei Zylindern baute, während<br />
die Gespann-Variante es dem Unternehmen sogar erlaubte, Modelle<br />
mit deutlich mehr Leistung und Drehmoment anzubieten, als es<br />
sie bei irgendeinem anderen Anbieter gab. Überlebende Zivil-<br />
Exemplare dieses in geringer Stückzahl produzierten, einst teuren<br />
Solomotorrads sind selten geworden, vor allem außerhalb Deutschlands,<br />
doch eine makellos restaurierte Zündapp K 800 ist nun im<br />
Sammy Miller-Museum ausgestellt. Der unermüdliche Nordire<br />
überredete den Besitzer eines vollständigen Exemplars, sich von<br />
diesem zu trennen, zusammen mit den Überresten eines anderen<br />
Modells, das er als Teileträger gekauft hatte. Zusammen mit seiner<br />
rechten Hand, dem mechanischen Magier des Museums, machte<br />
sich Sammy daran, das Bike wieder neu entstehen zu lassen.<br />
Das Getriebe war eine große Herausforderung<br />
Die Zündapp K 800 war eine der größeren Herausforderungen bei<br />
der Restaurierung, gibt Sammy zu. „Sie war in einem sehr schlechten<br />
Zustand, alles auseinandergerissen, der Motor in Millionen von<br />
Teilen zerlegt. Es war die erste Zündapp, an der wir je gearbeitet<br />
hatten, und es war alleine schon eine Herausforderung herauszufinden,<br />
wie das Getriebe funktioniert. Auch wenn Konstrukteur<br />
Richard Küchen dieses in den Nachkriegsmodellen Victoria V35<br />
Bergmeister und seinen Hoffmann-Boxerversionen einsetzte, die<br />
wir ebenfalls beide hier im Museum haben. Doch wir haben durchgehalten<br />
und es schließlich geschafft. Die Teile sind nicht das<br />
Problem, denn es gibt einen sehr hilfreichen Zündapp-Ersatzteile-<br />
Lieferanten in Deutschland namens Michael Aichner, der fast alles<br />
hatte, was wir brauchten.“<br />
Der von Richard<br />
Küchen entwickelte<br />
Seitenventil-Vierzylinder-Boxer<br />
zeichnet<br />
sich durch besonders<br />
geschmeidigen<br />
Lauf aus. Die<br />
Ricardo-Form der<br />
Verbrennungsräume<br />
(flache, zu den<br />
Ventilen hin tiefere<br />
Mulde) erlaubt<br />
(theoretisch) eine<br />
hohe Verdichtung<br />
und somit hohe<br />
Leistungsausbeute<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 73
SZENE I<br />
Zündapp K 800<br />
Zündapp-Werk 1938:<br />
Noch in diesem Jahr<br />
wird die 20 000.<br />
Zündapp produziert.<br />
Das 1917 von Fritz<br />
Neumayer als Zünder-<br />
und Apparatebau<br />
GmbH gegründete<br />
Unternehmen<br />
baute 1922 sein<br />
erstes Motorrad (die<br />
Z 22), ab 1933 brachten<br />
die neuen Modelle,<br />
von Richard<br />
und Xaver Küchen<br />
konstruiert, frischen<br />
Wind in den Absatz<br />
und unter anderem<br />
mit der K 800 die<br />
hubraumstärkste<br />
Serien-Zündapp<br />
aller Zeiten hervor<br />
So unwahrscheinlich das Projekt anfangs erschien, wenn man<br />
bedenkt, womit sie gestartet waren, so erstaunlich fiel das Ergebnis<br />
aus, das sich nach nur wenigen Monaten präsentierte. Und mit dem<br />
Art déco-Styling des gepressten Stahlrahmens und dem gewaltigen<br />
Motor besaß die Zündapp eine kaum zu leugnende, enorme Präsenz<br />
– ähnlich wie eine Honda Gold Wing, welche das Vierzylinder-<br />
Boxermotor-plus-Kardanantrieb-Konzept bei ihrem Debüt 1974<br />
stilvoll kopierte.<br />
Mit den Maßen von 62 und 66 Millimetern für Bohrung und Hub<br />
sowie den daraus resultierenden 797 cm³ Hubraum leistet Millers<br />
Seitenventiler-K 800 mit der Nummer 192 435 (also aus dem Baujahr<br />
1936) und der recht niedrigen Verdichtung von 5,8:1 gerade<br />
mal 22 PS bei 4300/min. Doch einmal<br />
auf Drehzahl gebracht, liefert<br />
der Vierzylinder ein beachtliches<br />
Drehmoment, dessen Kurve ebenso<br />
flach erscheint wie das Layout des<br />
Boxermotors mit den nebeneinander<br />
angeordneten Zylindern jedes<br />
Zylinderpaares. Die Zylinder zünden<br />
nicht paarweise, sondern die<br />
Zündfolge lautet 1-4-3-2, wobei der<br />
vordere linke Zylinder die Nummer<br />
eins markiert, mit der Nockenwelle<br />
zentral im Motor laufend, direkt von<br />
der längs liegenden Kurbelwelle per<br />
Kette angetrieben und einem oberhalb<br />
laufenden Stirnrad, das die<br />
Lichtmaschine antreibt. Die Spulenzündung versorgt die Zündkerzen<br />
via Bosch-Verteiler, die 6-Volt-Zündspule sitzt unter einer<br />
Abdeckung vorn am Motor. Die Kraft wird mittels einer Auto-typischen<br />
Zweischeiben-Trockenkupplung (anders als bei BMW und<br />
deren Einscheiben-Ausführung) und eines handgeschalteten, eindeutig<br />
unkonventionellen Viergang-Kettengetriebes zum Kardan-<br />
Endantrieb geleitet.<br />
Die verschlungenen Ansaugwege scheinen endlos<br />
Ein einzelner 22er-Amal-Vergaser, in den 1930ern in Lizenz in<br />
Deutschland hergestellt, montiert oberhalb des Kurbelgehäuses, bereitet<br />
das Gemisch und schickt es über die „landschaftlich schönere<br />
Route“ zu den Verbrennungsräumen. Will sagen: Der Ansaugweg<br />
windet sich schier endlos über einen Einlasstrakt im Kurbelgehäuse,<br />
bevor das Gemisch nach vielen Umwegen die seitlich angeordneten<br />
Einlassventile erreicht. Es grenzt beinahe an ein Wunder,<br />
dass der Motor angesichts solch langer Ansaugwege überhaupt<br />
läuft. Doch er läuft – supersanft, nachdem er mit einem dezenten<br />
Tritt auf den linksseitig angebrachten Kickstarter zum Leben erweckt<br />
wurde. Die niedrige Verdichtung macht das Starten relativ<br />
einfach, wenn erst einmal der Leerlauf in der Mitte des H-Schaltschemas<br />
des per rechter Hand geschalteten Getriebes gefunden<br />
wurde. Da ich bis dahin kein Bike mit diesem Auto-typischen<br />
Schaltschema gefahren war, schaute ich zunächst etwas misstrauisch<br />
auf den Schalthebel, gewöhnte mich jedoch schnell daran.<br />
Vor allem, da sich alle anderen Bedienelemente an ihrem gewohnten<br />
Platz befanden, wie der leichtgängige Kupplungshebel am<br />
linken Ende des elegant geschwungenen Lenkers und der präzise<br />
reagierende Gasdrehgriff an dessen rechten Ende.<br />
Der Fahrer muss den Schalthebel nach rechts zu sich heranziehen,<br />
um den ersten Gang einzulegen. Doch ist diese Fahrstufe<br />
offensichtlich für den Seitenwagenbetrieb ausgelegt, sodass es sich<br />
anbietet, im Zweiten anzufahren, so willig zieht der drehmomentstarke<br />
Motor an und so kurz ist die Übersetzung. Vom Zweiten in<br />
den Dritten zu gelangen ist ein wenig knifflig, einmal quer durch<br />
die Schaltbox, doch nach einigen Fehlversuchen habe ich auch hier<br />
den Dreh raus. Und trotz der recht gleichmäßigen Sprünge zwischen<br />
den Stufen grenzt es bei all dieser Fülle an Drehmoment bei-<br />
Der Vierzylinder-Boxer<br />
glänzt mit<br />
Laufruhe und<br />
sehr sanfter<br />
Kraftentfaltung<br />
Imposant: breiter Boxer, noch breiterer Lenker<br />
74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>
Unter dem Federsattel saugt der Vergaser mächtig Frischluft an<br />
Aus den markanten Endrohren tönt dezent brummender Sound
SZENE I<br />
Zündapp K 800<br />
Der Kardanantrieb unterstreicht die Tourerqualitäten der K 800<br />
Handschalthebel mit H-Schaltschema – ähnlich wie beim Auto
Ein exklusives<br />
Tourenbike,<br />
das mit Langstreckenqua<br />
litäten<br />
anstelle<br />
herausragender<br />
Fahrleistungen<br />
überzeugt<br />
Drehknauf: der Reibungs-Lenkungsdämpfer<br />
nahe an ein Übergangsritual, in den vierten und letzten Gang zu<br />
schalten, in dem man bleiben kann, bis das Tempo wieder auf gefühlt<br />
Schrittgeschwindigkeit gesunken ist. Der Tacho, der normalerweise<br />
auf dem Scheinwerfer thront, fehlte in der Teilebox, als Sammy<br />
das Bike kaufte, ebenso die Aluplatte zur Montage. Er hat diese<br />
Teile inzwischen aufgetrieben, die jedoch gerade zur Aufarbeitung<br />
geschickt worden waren, als ich die Zündapp fuhr. So kann ich das<br />
Tempo also nur schätzen, aus dem man im letzten Gang ruckfrei<br />
hochbeschleunigen kann. Da ist diese herrliche, üppige und sämige<br />
Kraftentfaltung, die man eher als energisch denn als bullig bezeichnen<br />
kann, verbunden mit einem gedämpften Brummen aus den<br />
2-in-1-Auspuffanlagen, die von den beiden Zylinderpaaren nach<br />
hinten ragen. Ein wenig erinnert es mich an den Sound des Subaru<br />
WRX meines australischen Kumpels Stephen.<br />
All das zusammen macht den Charakter<br />
des Bikes aus, das in der Zeit ab seiner Vorstellung<br />
1933 eine ultrateure Anschaffung gewesen<br />
sein musste – ein großes Tourenbike, ein<br />
„gentleman’s express“, wenn auch in seiner<br />
Performance begrenzt, angesichts der erreichbaren<br />
Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.<br />
Die K 800 bietet ein erstaunlich modernes<br />
Fahrgefühl, vielleicht wegen der entspannten<br />
Fahrhaltung und dem schlanken Tank. Glücklicherweise<br />
sind am gepressten Stahlrahmen<br />
einige Gummi-Pads angebracht, an denen man<br />
die Zündapp mit zusammengepressten Knien<br />
zu Richtungswechseln zwingen kann. Diese<br />
absolviert sie in einer ziemlich lässigen und<br />
gleichzeitig entschlossenen Manier – der tiefe<br />
Schwerpunkt lässt sie nicht nur recht ungerührt in Schräglage über<br />
Bodenwellen gleiten, sondern auch leichtfüßig von rechts nach<br />
links schwenken. Jedenfalls leichter, als ich angesichts des relativ<br />
hohen Gewichts von 215 Kilogramm erwartet hätte. Trotz der Härte<br />
des ungefederten Hecks fühlt man sich vor den schlimmsten Schlägen<br />
gut bewahrt, ein Verdienst des gut gefederten Sattels. Ein vertrauenerweckendes<br />
Fahrverhalten stellt sich ein, trotz des Pressstahlrahmens<br />
und der Trapezgabel, Letztere mit einem Reibungs-<br />
Lenkungsdämpfer ausgerüstet. Alles eher angestaubte Zutaten, im<br />
Vergleich zu den mit modernen Telegabeln ausgestatteten BMW-<br />
Konkurrentinnen. Es ist auch nicht zu leugnen, dass eine Serie von<br />
aufeinanderfolgenden Stößen die K 800 ein wenig ins Taumeln<br />
bringt. Generell geht das Lenkverhalten dennoch in Ordnung, auch<br />
wenn die Maschine sich in Kurven etwas stur gibt und mit Nachdruck<br />
auf Kurs gehalten werden will.<br />
Fußrasten oder Trittbrett – was darf’s denn sein?<br />
Die Räder sind austauschbar und besitzen dieselbe 190-mm-Simplex-Halbnaben-Trommelbremse<br />
vorn und hinten. Die hintere arbeitet<br />
übrigens viel effektiver, wenn man sich erst mal daran gewöhnt<br />
hat, mit der Ferse auf den Hebel zu treten. Schließlich bietet<br />
die Zündapp die Wahl, den Fuß auf den weiter hinten montierten<br />
Fußrasten abzustellen oder auf den üppigen Trittbrettern davor zu<br />
platzieren, was die Gefahr birgt, die Füße vom heißen Motor geröstet<br />
zu bekommen.<br />
Ungeachtet dessen stellt die Zündapp K 800 ein wenig bekanntes,<br />
jedoch hochklassiges Luxusmodell in der Reihe der 1930er-<br />
Jahre-Motorräder dar, mit einem wohl durchdachten Vierzylinder-<br />
Boxermotor, der seinen diskreten Besitzern lange Freude bereitet.<br />
Während es der K 800 offensichtlich an rekordverdächtigen Fahrleistungen<br />
und dem damit einhergehenden Ruf ihrer Konkurrentinnen<br />
wie Brough Superior SS <strong>10</strong>0 oder Vincent Series A mangelt,<br />
ist sie zumindest außerhalb Deutschlands als ein exklusiver Kilometerfresser<br />
bekannt, dessen Langstreckentauglichkeit für den<br />
Mangel an herausragenden Fahrleistungen entschädigt. Gut geboxt,<br />
meine Herren Zündapp-Ingenieure.<br />
◻<br />
Die zeitgenössische<br />
Werbeanzeige verdeutlicht,<br />
wie selbstbewusst<br />
Zündapp<br />
sich auch an den<br />
Markt hochkarätiger,<br />
hubraumstarker und<br />
teurer Motorräder<br />
heranwagte<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 77
SZENE I<br />
Porträt Meister Milz<br />
Teile von A bis Z<br />
Gelebte (N)Ostalgie: Tausende Ersatzteile für<br />
deutsche Vor- und Nachkriegsmaschinen hat Motorrad<br />
Meister Milz aus Dresden im Angebot. Für Kunden<br />
vor Ort, aber auch aus der ganzen Welt. Das atmet<br />
viel Atmosphäre. Text: Thomas Schmieder; Fotos: Erica Barraza Torres<br />
Alles begann mit einem Auspuff<br />
für eine BMW R 35, Baujahr<br />
1939: Markus Milz hatte sein<br />
Motorrad („heute hätte ich es gern wieder“)<br />
schon verkauft, als der zuvor bestellte<br />
Schalldämpfer aus Polen eintrudelte.<br />
Also stellte er ihn bei Ebay ein – und<br />
konnte sich vor Anfragen und Angeboten<br />
kaum retten. Da kam dem Diplom-Agraringenieur<br />
die Idee zum Handel mit nachgefertigten<br />
Teilen für historische Motorrä-<br />
der. Den ersten Laden eröffnete er 2006<br />
auf dem Gelände des elterlichen Hofes in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Das Geschäft<br />
florierte. Ende 2012 zog Markus Milz mit<br />
Frau und Kindern nach Dresden um.<br />
Sein Steckenpferd sind noch immer<br />
Auspuffe und Krümmer, etwa für Ardie,<br />
NSU, TWN, Zündapp und alle BMW-Baureihen<br />
bis in die 70er-Jahre. „Damit sind<br />
wir groß geworden.“ Und wie. Rund 9500<br />
Artikel hat Motorrad Meister Milz heute<br />
im Programm. „Meister klingt vertrauenerweckend“,<br />
sagt er lächelnd. Sein Spezialgebiet:<br />
Ersatzteile für deutsche Vorund<br />
Nachkriegsmaschinen. „Unsere Kernkompetenz<br />
sind DDR-Motorräder.“ Zum<br />
Beweis parkt eine perfekt restaurierte<br />
Simson 425 Sport im Geschäft. Der 14-PS-<br />
Viertakter, Baujahr 1958, ist sprichwörtlich<br />
wie aus dem Laden, der Tacho zeigt<br />
zehn Kilometer, das Preisschild 7500 Euro.<br />
Handel mit ganzen Maschinen ist bei<br />
MMM aber die Ausnahme. „Das ist ein<br />
Vorführer – er zeigt, was wir alles haben.“<br />
Zum Beispiel eine wunderbare weißblaue<br />
Ersatz-Sitzbank. „Der Bezug stammt<br />
originalgetreu aus Thüringen und wird<br />
vom Sattler auf alten DDR-Nähmaschinen<br />
verarbeitet.“ Preis: rund 650 Euro. Einfachere<br />
Nachbauten kosten 250 Euro. Ge-<br />
78 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
lebte (N)Ostalgie. Glasvitrinen vorm<br />
Verkaufstresen sind wahre Fundgruben<br />
(ost-)deutscher Zweiradgeschichte, haufenweise<br />
gefüllt mit Batterien, Bremsbacken,<br />
Marken-Emblemen, Scheinwerfern,<br />
Rückleuchten, Tanks, Werkzeugen und<br />
70 Jahre alten Zündkerzen. „Für uns ist<br />
das nicht nur Schmuck. Vieles dient als<br />
Muster für nachzufertigende Teile“, erklärt<br />
der 39-Jährige.<br />
Auch die Kunden, darunter rund <strong>10</strong>0<br />
Händler und Werkstätten, bringen Bauteile<br />
zum Maßnehmen vorbei. Teilweise hilft<br />
MMM ihnen mit guten Gebrauchtteilen<br />
aus. Die Firma hat alle Original-Ersatzteilkataloge<br />
der DDR-Motorradmarken und<br />
vieler anderer deutscher Fabrikate zur<br />
Hand. Im Lager lernt man das Staunen. Jeden<br />
Tag werden rund 300 Pakete in alle<br />
Welt verschickt. Hier lagern alle möglichen<br />
Bauteile von A bis Z: Ansaugtrichter,<br />
Armaturen, Aufkleber, Batterien, Bowdenzüge,<br />
Bronzebuchsen, Dichtungen,<br />
Embleme, Felgen, Filter, Fußrasten, Glühbirnen,<br />
Griffe, Hülsen, Kabelbäume,<br />
Kniekissen, Lenker, Räder, Reifen,<br />
Schwingsättel, Speichen, Tankdeckel, Typenschilder,<br />
Vergaser, Wellendichtringe,<br />
Zündschlüssel und Zylinder. Uff!<br />
Alles für BMW und DDR-Typen<br />
Für MZ, EMW und AWO ist die Firma<br />
Vollanbieter, hat praktisch jedes Ersatzteil<br />
im Programm, für BMW, Dürrkopp, Maico<br />
oder Victoria sehr viele. Etwa Federn für<br />
Telegabeln, Ständer, Sättel und Ventile.<br />
MMM hilft auch beim Überholen von<br />
Altteilen: „Für aufwendige Arbeiten haben<br />
wir gute Spezialisten an der Hand,<br />
egal, ob Strahlen, Zylinder honen und<br />
schleifen oder Zylinderköpfe bearbeiten.“<br />
Meister Milz und seine Gesellen lassen<br />
Getriebe und Kardanantriebe für AWO,<br />
EMW und MZ BK-Modelle überholen und<br />
reparieren. Oder Tanks innen versiegeln<br />
und perfekt lackieren.<br />
Beste Beziehungen unterhält Motorrad<br />
Meister Milz nach Polen. Dort lässt<br />
man alle Dreh- und Frästeile fertigen,<br />
ferner Aluguss-, Druckguss- und schmie-<br />
degesenkte Teile. Auch das Verchromen,<br />
Vernickeln und Verkupfern übernehmen<br />
polnische Firmen. „Das sind hoch qualifizierte<br />
Handwerker und Top-Restaurierer.“<br />
Markus, aus Vorpommern stammend,<br />
spricht fließend Polnisch: „Das hilft sehr<br />
bei den Produktionsaufträgen.“ Viel lässt<br />
er auch von deutschen und tschechischen<br />
Firmen fertigen. „Chinaware ist nicht<br />
mein Ding – wenn man alles einrechnet,<br />
sind die Produktionskosten in der EU gar<br />
nicht so hoch“, so der Selfmade-Meister.<br />
Lagerleiter Lutz Wollny (38) demonstriert<br />
stolz die hauseigene Fertigung von<br />
Kupplungskorken, etwa für DKW-Blockmotoren,<br />
diverse Zündapp, Sachs oder<br />
Vespa, rund auf der Drehbank, trapezförmig<br />
aus Korkplatten ausgeschnitten: „Das<br />
macht kein anderer mehr.“ Beratung am<br />
Telefon gibt‘s gratis, Markus spricht Englisch<br />
und Spanisch. Eben ist er per Headset<br />
mit Israel verbunden – Innendurchmesser<br />
von Griffgummis, 22, 24, 26 oder<br />
28 Millimeter, Zoll oder metrisch? So was<br />
weiß der „Meister“ auswendig. ◻<br />
„Wir wollen eine günstige Ersatzteilversorgung ermöglichen.“<br />
Chef Markus Milz (39, u.) ist Diplom-Ingenieur, hier mit Stock-<br />
Krümmer und Fischschwanz-Spezialauspuff für eine AWO.<br />
So eine steht, komplett restauriert, neben der 1936er-DKW im<br />
Laden (oben). Dichtungen für diesen und viele andere Typen<br />
machen nur einen kleinen Teil der rund 9500 lieferbaren Ersatzteile<br />
von A bis Z aus (links). Dazu zählen auch kunstvoll zusammengeschweißte<br />
Schutzbleche für die BMW R 25/3 (linke Seite)<br />
INFOS<br />
Tausende Teile für deutsche Oldtimer<br />
gibt es bei Motorrad Meister Milz, seine<br />
Firma mit Onlineshop versendet täglich<br />
rund 300 Pakete weltweit. Das Ladenlokal<br />
liegt nur 500 Meter vom Biergarten<br />
der Waldschlösschen-Brauerei an<br />
der Elbe entfernt. Geöffnet ist montags<br />
bis freitags von 8 bis 16.30 Uhr (donnerstags<br />
bis 18 Uhr) in der Fischhausstraße<br />
15, 0<strong>10</strong>99 Dresden, Telefon<br />
03 51/81 08 33 20. MMM kauft übrigens<br />
auch Teile und ganze Motorräder an!<br />
www.motorradmeistermilz.de
SZENE I<br />
Leser restaurieren selbst
Für zwei<br />
Kisten Bier<br />
Aus einer Laune heraus tauschten zwei bastelwütige Freunde eine geringe<br />
Menge Gerstensafts gegen einen zerrupften Riesenhaufen Plastik und Metall.<br />
Daraus erstand – wie neu – eine wunderschöne Honda XL 500 R.<br />
Text: Fred Siemer; Fotos: Siemer, Friedmann<br />
Manche Projekte beginnen alles<br />
andere als zielgerichtet, und<br />
auch im hier dargestellten Fall<br />
kann von Vorsatz keine Rede sein: Weder<br />
Jürgen Friedmann, von Beruf Zeitschriften-Produktioner<br />
und Motorradfan seit<br />
Jugendjahren, noch sein ähnlich veranlagter<br />
Freund, der Automechaniker Peter<br />
Westerbarkei, hatten sich bislang für<br />
frühe Enduros erwärmt. Nein, vielmehr<br />
suchten beide eine echte Herausforderung,<br />
als sie mit beherztem „Wär’ doch<br />
gelacht“ den bereits angestrippten Torso<br />
sowie einige Kartons Teile einer Honda XL<br />
500 R gegen zwei Kisten Bier eintauschten<br />
und dem Vorbesitzer siegessicher,<br />
wenngleich nicht mehr ganz nüchtern,<br />
versicherten: „Wirst schon sehen, die<br />
wird wieder wie neu.“<br />
Mit null Promille im Blut und bei Tageslicht<br />
betrachtet, empfand Jürgen diese<br />
Ankündigung zwar als durchaus vollmundig,<br />
aber keineswegs erschreckend.<br />
Wer schon mal eine Suzuki GSX 750 F<br />
zum ausstellungsreifen Streetfighter à la<br />
Triumph Speed Triple umgeformt hat, der<br />
wird doch vor einem vergammelten Einzylinder<br />
nicht einknicken. Demontage<br />
und Sortieren ergaben immerhin, dass<br />
zwar wirklich alles gründlicher Reinigung<br />
bedurfte, aber dafür auch fast alles vorhanden<br />
war. Um diesen Eindruck zu untermauern,<br />
aber auch, um zu ergründen,<br />
was wie und wo genau angebracht werden<br />
musste, sammelten die Schrauberfreunde<br />
fortan jeden greifbaren Text und<br />
jedes Foto zum Thema, wann immer Jürgen<br />
auf einer seiner vielen Dienstreisen<br />
an einer XL 500 vorbeikam, ging er in die<br />
Knie und machte Detailaufnahmen.<br />
Drei Jahre nach der XT 500<br />
Nicht viele begegnen Hondas erster<br />
Großenduro heute mit derlei Zuneigung.<br />
Wie die Zeiten sich ändern: 1979 und somit<br />
quälend lange drei Jahre nach Yamahas<br />
XT 500 auf den Markt gekommen,<br />
holte die XL in der Käufergunst rasch auf.<br />
Vier Ventile, ein sonst nur im Sport gebräuchliches<br />
23-Zoll-Vorderrad, der automatische<br />
Ventilausheber sowie diverse<br />
weitere moderne Details zählten eben<br />
auch. 1982 dann erhöhte Honda den Reiz<br />
noch mal beträchtlich und verbaute die<br />
markeneigene Schwingen-Hebelei Pro-<br />
Link erstmals in einem Serienmotorrad.<br />
Wie beim Vollcrosser ließ ein raffiniert<br />
zwischen Schwinge und Rahmen angelenkter<br />
Kniehebel das Monofederbein<br />
stark progressiv arbeiten, obendrein verlängerte<br />
sich der Federweg. Das Hochrüsten<br />
auf 12-Volt-Elektrik und das Abrüsten<br />
auf 21-Zoll-Vorderrad erhöhten die Attraktivität<br />
für Straßenfahrer, insgesamt<br />
war das nun XL 500 R getaufte Stollenkrad<br />
selbst gegen Yamahas neue XT 550<br />
bestens gewappnet. Die sportliche und in<br />
den USA viel verkaufte Variante namens<br />
XR bewies das übrigens sogar bei der Rallye<br />
Paris-Dakar und verhalf Werksfahrer<br />
Cyril Neveu zum Gesamtsieg.<br />
In der Käufergunst<br />
holte die<br />
Honda-Enduro<br />
rasch auf<br />
Die Elektrik sah schlimm aus, erwies sich aber<br />
nach sorgfältiger Prüfung als noch brauchbar<br />
Einige Stunden Arbeit<br />
verursachte allein die<br />
Pro-Link-Hebelumlenkung<br />
des hinteren Federbeins<br />
Peter Westerbarkei hat gerade Motor und Rahmen<br />
wieder verheiratet. Leichtes Spiel bei einem Single<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 81
SZENE I<br />
Leser restaurieren selbst<br />
Anders als Yamaha vertraute Honda<br />
einer Nasssumpfschmierung – und verzichtete<br />
auf einen Ölfilter. Das war mutig,<br />
vor allem angesichts einer nur im Leichtmetall<br />
von Zylinderkopf und Zylinderdeckel<br />
gelagerten Nockenwelle. Eine der<br />
wenigen Schwachstellen der XL 500,<br />
umso froher waren Jürgen und Peter, dass<br />
Es ging hier vor<br />
allem um den<br />
Spaß am gemeinsamen<br />
Schrauben<br />
ihr Motor keinen Lagerschaden aufwies.<br />
Allerdings war das pflegerische Talent der<br />
Vorbesitzer mit der sorgsamen Kontrolle<br />
des Ölstands offensichtlich erschöpft: Eingegammelte<br />
Hebelei der Schwinge, Schäden<br />
durch übergelaufene Batteriesäure,<br />
halb zerknautschte Kabel mit angescheuerten<br />
Ummantelungen, schwergängige<br />
Bremsnocken – die XL ließ wahrlich nichts<br />
aus, was Kummer und schmutzige Finger<br />
bereitet. Als der ganze Dreck ab war, sah<br />
die Sache deutlich erfreulicher aus: Lediglich<br />
am Gepäckträger mussten zwei<br />
Schweißnähte nachgezogen werden. Und<br />
bei der Elektrik reichten – mit Ausnahme<br />
einer zu erneuernden Zündspule – kosmetische<br />
Maßnahmen.<br />
Neue Schrauben, Scheiben, Dichtringe<br />
und Schläuche waren unschwer aufzutreiben,<br />
die fehlenden Originalblinker<br />
ließen sich – was ein Glück! – im Internet<br />
fangen. Während dieser Beschaffungsmaßnahmen<br />
weilten Rahmen, Schwinge,<br />
Tank, Zylinder, Kopf und so weiter beim<br />
Lackierer, die Gehäuseteile des Motors<br />
ließen die Freunde pulvern. Und würden<br />
Letzteres heute nicht mehr tun, denn sie<br />
hatten nachher viel Arbeit, um die hinterlaufenen<br />
Dichtflächen wieder richtig sauber<br />
zu kratzen. Für neue Frische bei den<br />
82 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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DATEN<br />
Honda XL 500 R<br />
Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor,<br />
eine kettengetriebene, obenliegende<br />
Nockenwelle, vier über Kipphebel betätigte<br />
Ventile, Bohrung x Hub 89 x 80 mm, Hubraum<br />
498 cm³, Verdichtung 8,6:1, Leistung:<br />
27 PS bei 5500/min<br />
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe, Kettenantrieb<br />
Fahrwerk: Unten offener Stahl-Einrohrrahmen,<br />
Motor mittragendes Element, Telegabel,<br />
Ø 37 mm, Hinterradschwinge mit über Pro-<br />
Link-Hebelsystem angelenktem Zentralfederbein,<br />
Drahtspeichenräder mit Alufelgen, Reifen<br />
vorn 3.00-21, hinten 4.60-17, Duplex-<br />
Trommelbremse vorn, Simplex-Trommelbremse<br />
hinten, Ø vorn und hinten 130 mm<br />
Maße und Gewichte:Radstand 1405 mm,<br />
Gewicht vollgetankt 152 kg, Tankinhalt <strong>10</strong> l<br />
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit<br />
134 km/h, 0 - <strong>10</strong>0 km/h: 7,6 sek<br />
In Deutschland war der 500er mittels Auspuffblenden<br />
von 33 auf 27 PS gedrosselt<br />
Sturzgefährdete Teile früher Enduros<br />
sind mittlerweile wirklich rar, doch die<br />
Blinker der XL gab es im Netz<br />
Einzig der kleine Gepäckträger verlangte<br />
Schweißarbeiten. Nach dem Sandstrahlen<br />
waren zwei Risse aufgetaucht<br />
alten Kunststoffteilen sorgte ein Heißluftföhn:<br />
Wenn man die verblassten Flächen<br />
damit vorsichtig anstrahlt, werden die<br />
chemischen Weichmacher aktiviert und<br />
lösen eine kräftigende Reaktion aus.<br />
Blieb nur noch die Sitzbank, genauer<br />
deren stilbildende Beschriftung. Das XL<br />
sollte unbedingt wieder das hintere Ende<br />
zieren, und hier zahlten sich endlich mal<br />
Jürgens berufliche Erfahrungen aus. Das<br />
Logo wurde abfotografiert, das Foto dann<br />
am Computer in einem professionellen<br />
Grafikprogramm bearbeitet. Diese Vorlage<br />
wiederum verwandelte ein Plotter in<br />
eine Schneide-Schablone. Elastischen<br />
Lack auf den neuen Sitzbankbezug<br />
gesprüht, perfekt. Leider nur beinahe<br />
perfekt kam der Tank zurück: Der tolle,<br />
aber Motorrad-unkundige Lackierer hatte<br />
die Honda-Schwinge verkehrt herum angebracht.<br />
Noch mal das Ganze, und nun<br />
endlich: wie neu.<br />
Alte Enduros sind Raritäten<br />
Eben deshalb verwirrt diese XL, denn<br />
Enduros sahen früher bereits nach zwei,<br />
drei Jahren reichlich runtergeritten aus.<br />
Wegen ihrer günstigen Versicherung<br />
reichte sie anschließend ein Anfänger an<br />
den nächsten weiter, irgendwann war<br />
dann Ende. Dieser Exodus treibt heute die<br />
Gebrauchtpreise hoch, doch dass frühe<br />
japanische Enduros mittlerweile zu den<br />
gesuchten Youngtimern zählen, hat die<br />
beiden Freunde wenig interessiert. Sie<br />
wollten gemeinsam ein überschaubares<br />
Projekt meistern, Winterabende füllen,<br />
Spaß haben. Den hatten sie. Vor allem, als<br />
der Motor auf den zweiten Tritt ansprang.<br />
Zum Fahren erschien ihnen die XL dann<br />
allerdings ein wenig schwachbrüstig, ein<br />
wenig klein. Jürgen meint, man könne es<br />
ja mal mit einer Ténéré probieren. Auch<br />
wenn da die Basis garantiert mehr als<br />
zwei Kisten Bier kostet.<br />
◻<br />
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SERVICE I<br />
Speichenräder reparieren, Teil 1<br />
VOLL<br />
AUF<br />
DRAHT<br />
Speichenräder sind ein<br />
echter Blickfang. Kein<br />
Wunder, denn das glänzende<br />
Radwerk prägt das<br />
Erscheinungsbild eines<br />
Motorrads wie kaum ein<br />
anderes Bauteil. Speichenräder<br />
müssen jedoch<br />
gewartet und mitunter<br />
auch repariert werden.<br />
Hier zeigt uns ein Profi,<br />
wie es geht.<br />
Text und Fotos von Marcel Schoch<br />
Vorbereitungsarbeiten<br />
Zur Reparatur ist das<br />
Rad stets auszubauen.<br />
Beschädigungen<br />
am Reifen können<br />
ein Indiz dafür sein,<br />
dass auch die Felge<br />
einen Schaden hat.<br />
Rechts: Ein erster<br />
Kontrollblick über die<br />
horizontale Radebene<br />
verrät, wie stark<br />
ein Rad verzogen ist<br />
Vor dem Zerlegen<br />
eines Speichenrades<br />
sollte man sich das<br />
Speichenmuster merken.<br />
Hier kreuzen<br />
sich die Speichen<br />
zwei Mal. Für die<br />
Ersatzbeschaffung ist<br />
die Bauart der Speichen<br />
entscheidend.<br />
Hier sind es einfach<br />
konifizierte Speichen<br />
Was dem einen die Sorgenfalten auf<br />
die Stirn treibt, ist für unseren Experten<br />
Wolfgang Schelbert kein<br />
Problem. „Ein erfahrener Motorrad-Profi baut<br />
ein Speichenrad inklusive Zentrieren innerhalb<br />
einer Stunde auf“, sagt der Zweiradmechaniker<br />
und Inhaber der freien Motorradwerkstatt<br />
„Wolfis Garage“ in Seeshaupt. „Wer so etwas<br />
noch nie gemacht hat, sollte allerdings mindestens<br />
einen Nachmittag einplanen.“<br />
Insbesondere das Zentrieren des neu eingespeichten<br />
Rads bereitet weniger Geübten oft<br />
Probleme. Wolfgang zeigt uns das Ein- und<br />
Ausspeichen an einem Vorderrad mit 40 Speichen.<br />
Dieses beispielhafte Rad stammt von<br />
einer Honda CB 750 Four K2 von 1972, bei dem<br />
sich die Speichen zweimal kreuzen. „Bei Rädern<br />
mit mehr oder auch weniger Speichen<br />
sind die Arbeitsschritte jedoch beinahe identisch“,<br />
erklärt der Zweirad-Profi.<br />
Bevor sich Wolfgang an die Arbeit macht,<br />
legt er sich das hierfür benötigte Werkzeug zurecht.<br />
„Man benötigt lediglich einen kleinen<br />
Schlitz-Schraubendreher, einen Speichennippel-Schlüssel,<br />
einen Zentrierständer, Fett und<br />
84 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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eine Zentrierlehre oder einen Zentrierdorn.<br />
Zusätzlich kann auch ein Akkuschrauber mit<br />
einem passenden Bit hilfreich sein.“<br />
Kleine Speichenkunde<br />
Sind mehr als zwei Speichen zu ersetzen, sollte<br />
immer ein kompletter neuer Speichensatz besorgt<br />
werden. Anzahl, Typ und Länge richten<br />
sich hierbei nach dem Originalrad. „Es macht<br />
keinen Sinn, alte Speichen mit neuen zu kombinieren.<br />
Oft sind die alten Speichen nämlich<br />
schon vorgeschädigt und reißen dann auch<br />
bald ab“, weiß Wolfgang aus Erfahrung.<br />
Der Ersatzteilmarkt bietet heute ein breites<br />
Sortiment an Drahtspeichen mit rohen, vernickelten<br />
und verchromten Oberflächen oder<br />
aus V2A-Vollmaterial an. Es gibt sie in allen<br />
erdenklichen Längen, Kerndurchmessern und<br />
Hakenwinkeln sowie verschiedensten Gewinden.<br />
„V4A-Speichen sollte man jedoch nicht<br />
kaufen“, rät Wolfi, „da deren Stahl zu spröde<br />
ist.“ Sie reißen daher im Betrieb sehr schnell ab.<br />
Chromatierte, verzinkt-passivierte oder glanzverzinkte<br />
Drahtspeichen sind in dieser Hinsicht<br />
die bessere Wahl. Sie können jedoch mit<br />
der Zeit oxidieren oder rosten. Wer auf Optik<br />
Wert legt, sollte V2A-Speichen verwenden.<br />
Genau achten sollte man zudem auf die<br />
Speichenmaße und Ausführungen, denn Speichen<br />
können entweder einen gleichmäßigen<br />
oder variablen (konifizierten) Durchmesser<br />
aufweisen. Gleichmäßig durchgeformte Speichen<br />
weisen über die gesamte Länge die<br />
gleiche Dicke auf. Sie werden daher auch als<br />
„glatte Speichen“ bezeichnet. Sogenannte einfach<br />
konifizierte Speichen sind hingegen zum<br />
Naben-Speichenloch hin auf drei bis vier<br />
Zentimetern Länge verdickt. In der Norm DIN<br />
74371-1 (war gültig bis Juli 2006) werden diese<br />
Speichen auch als „ED-Speichen“ (ED = eindickend)<br />
bezeichnet. Solche Speichen besitzt<br />
unser Honda-Vorderrad der CB 750 K2.<br />
Zum Einsatz kommen weiterhin doppelt<br />
konifizierte Speichen. Sie sind an den jeweiligen<br />
Enden dicker als in der Mitte. Für sie wird<br />
auch die Bezeichnung DD (doppeldickend) verwendet.<br />
Der Vorteil konifizierter Speichen ist,<br />
dass sie haltbarer in den höher belasteten Bereichen<br />
als gerade Speichen gleicher Dicke<br />
sind. Zudem macht das dünnere Mittelstück die<br />
Speichen flexibler. Die Länge der Speichen ist<br />
von der Art der Einspeichung abhängig. „Wer<br />
sich Speichen besorgt, sollte immer die originalen<br />
mit den neuen vergleichen“, empfiehlt<br />
Wolfgang. „Zum Ermitteln der Speichenlänge<br />
muss das gerade Stück der Speiche bis zum<br />
Haken gemessen werden.“<br />
Wissen sollte man noch, dass Speichen gewalzte<br />
und nicht geschnittene Gewinde haben.<br />
Zweck der gewalzten Gewinde ist es, Bruchkerben<br />
zu vermeiden. „Also nicht wundern,<br />
wenn der Außendurchmesser des Gewindes<br />
und damit das Gewinde größer ist als der<br />
Durchmesser der Speiche“, erklärt Wolfgang.<br />
Bei den Speichennippeln gibt es ebenfalls<br />
Qualitätsunterschiede. Sie werden zumeist aus<br />
Rad ausspeichen<br />
Vor dem ersten Ausund<br />
Einspeichen am<br />
besten das Speichenmuster<br />
aufzeichnen<br />
oder fotografieren<br />
(links außen).<br />
Zum Ausspeichen<br />
muss der Reifen runter.<br />
Das Felgenband<br />
wird später durch ein<br />
neues ersetzt<br />
Bevor Wolfgang die<br />
Felge ausspeicht,<br />
überprüft er am<br />
Zentrierständer, ob<br />
die Felge rund läuft.<br />
Soll nur die Felge<br />
gewechselt werden,<br />
sichert man zur Erhaltung<br />
des Speichenbildes<br />
die Speichen an<br />
den Kreuzungspunkten<br />
mit Isolierband<br />
Damit sich die Felge<br />
beim Ausspeichen<br />
nicht verzieht, sollten<br />
die Speichennippel<br />
schrittweise<br />
geöffnet werden<br />
(ganz links). Sind<br />
alle Speichennippel<br />
locker, können sie mit<br />
einem Akkuschrauber<br />
leicht herausgedreht<br />
werden<br />
Dank des Klebebandes<br />
bleibt das Speichenbild<br />
nach dem<br />
Abziehen der Felge<br />
erhalten (ganz links).<br />
Bei „folgenden“<br />
Speichen zeigt der<br />
Speichenkopf nach<br />
außen, bei „führenden“<br />
nach innen<br />
Die Speichen der<br />
gezeigten Maschine<br />
sind völlig korrodiert.<br />
Der gesamte Satz<br />
muss gewechselt<br />
werden. Bei unserem<br />
Fotomodell, einer<br />
Honda CB 750 K2,<br />
besteht der Speichensatz<br />
aus 20 „führenden“<br />
und 20 „folgenden“<br />
Speichen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 85
SERVICE I<br />
Speichenräder reparieren, Teil 1<br />
Nach dem Ausfädeln<br />
der alten Speichen<br />
ist der Zustand der<br />
Nabe zu kontrollieren<br />
(rechts). Außerdem<br />
nicht vergessen, vor<br />
der Montage der<br />
neuen Speichen die<br />
alten Wuchtgewichte<br />
zu entfernen (rechts<br />
außen)<br />
Bei nur leichter Korrosion<br />
im inneren<br />
Felgenbett lässt sich<br />
der Rost mit einem<br />
Schleifvlies entfernen.<br />
Bei stark beschädigter<br />
Chromschicht<br />
sollte eine neue Felge<br />
her. Zur leichteren<br />
Montage die Speichenlöcher<br />
schmieren<br />
(rechts außen)<br />
Einbau der Innenspeichen<br />
Zur besseren<br />
Orientierung<br />
markiert man mit<br />
Pfeilen die Laufrichtung<br />
des Rades,<br />
und zwar sowohl<br />
auf der Felge als<br />
auch auf der Nabe<br />
Beim Einspeichen<br />
wird die erste Speiche,<br />
auch Schlüsselspeiche<br />
genannt, direkt<br />
neben dem Ventilloch<br />
oder – je nach<br />
Felgenart – auch ein<br />
Loch weiter gegen<br />
den Uhrzeigersinn<br />
eingefädelt<br />
Die „folgenden“<br />
Speichen werden so<br />
in der Nabe montiert,<br />
dass jeweils ein Punzloch<br />
zwischen ihnen<br />
frei bleibt (rechts).<br />
Damit sich der Speichennippel<br />
leicht drehen<br />
lässt, bestreicht<br />
Wolfgang das Gewinde<br />
der Speiche mit<br />
Fett (rechts außen)<br />
vernickeltem Messing hergestellt. In dieses Material<br />
lassen sich sehr genaue Gewinde schneiden.<br />
Zudem können die Speichen nur schwer<br />
festkorrodieren. Messingnippel sind solchen<br />
aus Stahl daher immer vorzuziehen.<br />
Die Felgen bestehen – wie bei unserem Beispielrad<br />
von Honda – oft aus Stahl. Ist Ersatz<br />
nötig, kommt es neben den Größenangaben<br />
auch auf die Felgenkontur (Hochbett, Tiefbett,<br />
Hochschulter u.a.) an. „Bei exotischen Felgen<br />
wie zum Beispiel ‚Halbtiefbett-Felgen‘ sind jedoch<br />
Spezialanfertigungen möglich“, so Wolfgang.<br />
„Wegen der hohen Kosten rechnen sich<br />
diese in der Regel nur für hochpreisige Youngoder<br />
Oldtimer.“ Bei der Originalität der Felgen<br />
werden daher häufig Kompromisse eingegangen<br />
und neuere Konturen erstanden.<br />
Bei Ersatzfelgen ist stets auf die Anzahl und<br />
Ausrichtung der sogenannten Punzlöcher zu<br />
achten. Bei falsch gedimpelten und gelochten<br />
Felgen stimmt zumeist der Speichenwinkel<br />
nicht. Zudem gibt es sogenannte A- und B-Felgen,<br />
wobei man A-Felgen als Normalfelgen bezeichnet.<br />
Bei B-Felgen sind hingegen die Speichenlöcher<br />
spiegelbildlich ausgerichtet und<br />
gebohrt. Achtung: Wer falsche Felgen verbaut,<br />
riskiert gebogene Speichen. Dies führt im Betrieb<br />
unweigerlich zum Speichenbruch. „Die<br />
genauen Maße und Bezeichnungen sind meist<br />
eingeprägt auf der rechten Seite der Felge zu<br />
finden“, weiß Wolfgang. „Normalerweise lassen<br />
sich die notwendigen Infos zu den Felgen<br />
auch dem Werkstatthandbuch entnehmen.“<br />
Ausspeichen<br />
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen und<br />
alle Ersatzteile vorhanden, beginnt das Ausspeichen<br />
des Rads. Muss lediglich eine beschädigte<br />
Felge gewechselt werden, weiß Wolfgang<br />
einen Schraubertrick, der insbesondere Hobbyschraubern<br />
zugute kommt, die noch nie eine<br />
Felge gewechselt haben: „Vor dem Ausspeichen<br />
alle Speichenkreuzungen mit Klebeband<br />
umwickeln. Nach dem Lösen aller Speichennippel<br />
lässt sich die Nabe samt den Speichen<br />
dann aus dem Felgenkranz ziehen, ohne dass<br />
das Speichenmuster verloren geht.“ Anschließend<br />
wird die neue Felge in Position und Ausrichtung<br />
der Ventilbohrung wie bei der alten<br />
montiert, und alle Speichen werden wieder angezogen.<br />
Selbstverständlich muss dann noch<br />
die Felge zentriert und der Seiten- und Höhenschlag<br />
korrigiert werden. Die korrekte Vorgehensweise<br />
erklären wir im nächsten Heft.<br />
Achtung: Den Klebeband-Trick nur anwenden,<br />
wenn alle Speichen völlig in Ordnung sind!<br />
Beim Rad der Honda CB 750 kann ihn unser<br />
Profi nicht anwenden, da alle Speichen wegen<br />
Korrosion gewechselt werden müssen. Wolfgang<br />
entfernt daher das Klebeband und fädelt<br />
alle Speichen aus der Nabe aus. Vorher sollte<br />
man sich stets das Speichenbild einprägen.<br />
„Hier hilft man sich am besten mit einer Zeichnung<br />
oder Fotos vom Rad“, rät der Experte. Vor<br />
dem Einspeichen sollten dann noch die Speichengewinde<br />
und Speichenlöcher (auch Punz-<br />
86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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löcher genannt) der Felge mit Fett oder Öl geschmiert<br />
werden. Vor allem die Speichennippel<br />
müssen sich leicht drehen lassen, damit<br />
beim Festziehen der Speichen das Gefühl für<br />
die Spannung nicht verfälscht wird.<br />
Vorbereitungen fürs Einspeichen<br />
Zum Einspeichen legt man die Nabe und den<br />
Felgenkranz am besten auf die Werkbank.<br />
Dabei ist auf die Laufrichtung von Nabe zu<br />
Felgenkranz zu achten. Dies ist insbesondere<br />
wichtig, wenn ein Rad azentrisch eingespeicht<br />
wird, ansonsten stimmt die Ausrichtung der<br />
Punzlöcher nicht. Um hier keine Fehler zu machen,<br />
hat Wolfi bereits bei der Demontage die<br />
Laufrichtung mit Pfeilen auf Felge und Nabe<br />
markiert. Profis würden jetzt damit beginnen,<br />
alle Speichen in die Nabe einzufädeln und anschließend<br />
die Speichen nach und nach mit<br />
der Felge zu verbinden. Der Hobbyschrauber<br />
läuft bei dieser Methode jedoch Gefahr, Fehler<br />
beim Einspeichen zu begehen. Weniger Geübte<br />
sollten daher lieber eine Speiche nach der anderen<br />
einbauen. Dabei ist zu beachten, dass ein<br />
konventionell gebautes Speichenrad wie das<br />
der Honda CB 750 Four meist zwei mal zwei<br />
Speichengruppen hat. Das heißt, die erste<br />
Zweiergruppe kommt auf den rechten Nabenflansch,<br />
die andere Zweiergruppe auf den linken.<br />
Dabei besteht die Hälfte der Speichen<br />
einer Zweiergruppe aus sogenannten „folgenden“<br />
Speichen, die andere Hälfte aus „führenden“.<br />
Der Unterschied zwischen beiden Speichentypen:<br />
bei „führenden“ Speichen liegt der<br />
Speichenkopf (auch Haken genannt) im<br />
Inneren des Nabenflansches, bei „folgenden“<br />
zeigt er nach außen.<br />
Die „führenden“ Speichen haben in der Regel<br />
einen um zirka 85 Grad gebogenen Haken.<br />
Sie werden von innen durch die Löcher des<br />
Nabenflansches eingeführt, während „folgende“<br />
Speichen von außen durch die Löcher des<br />
Nabenflansches eingeführt werden. Deren Haken<br />
weisen standardmäßig eine Biegung von<br />
95 Grad auf. Entscheidend für die Biegung<br />
eines Speichenhakens ist die Konstruktion der<br />
Nabe im Hinblick auf Breite und Schräge des<br />
Flansches. Daher gibt es auch Abweichungen<br />
vom üblichen Standard. Zweirad-Profis bezeichnen<br />
übrigens „folgende“ und „führende“<br />
Speichen oft auch als Innenspeichen (für „folgende“)<br />
und Außenspeichen (für „führende“).<br />
Anbringen der Schlüsselspeiche<br />
Die erste zu befestigende Speiche ist die wichtigste.<br />
Man nennt sie daher die „Schlüsselspeiche“,<br />
da sich alle anderen an ihr orientieren.<br />
Sie muss unbedingt an der richtigen Stelle<br />
montiert werden, da sonst das Ventilloch am<br />
Ende an der falschen Stelle (schwer zugänglich<br />
für Reifendruckmessung) sitzen könnte und<br />
außerdem die Bohrungen der Felge nicht zum<br />
Winkel der Speichen passen. Beim gezeigten<br />
Rad der CB 750 ist die Schlüsselspeiche eine<br />
„führende“ auf der rechten Seite der Felge (in<br />
Fahrtrichtung gesehen). „Falls man jetzt mit<br />
Hier sind alle zehn<br />
„folgenden“ Speichen<br />
der rechten<br />
Seite, auch Innenspeichen<br />
genannt,<br />
fertig montiert. Die<br />
Schlüsselspeiche ist<br />
beim beispielhaften<br />
Rad der Honda eine<br />
„führende“, auch Außenspeiche<br />
genannt<br />
Das Anbringen einer<br />
zweiten „führenden“<br />
Speiche verhindert,<br />
dass sich die Felge<br />
zur Nabe verdrehen<br />
kann<br />
Das Speichenbild<br />
lässt sich jetzt bereits<br />
wieder erkennen. Die<br />
„führende“ Speiche<br />
kreuzt hier außen<br />
zwei Mal die darunter<br />
liegenden „folgenden“<br />
Speichen<br />
Nun wird das Rad<br />
gewendet, damit<br />
auch auf der Gegenseite<br />
zunächst<br />
die Innenspeichen,<br />
also die „folgenden“,<br />
angebracht werden<br />
können<br />
Beim Einfädeln der<br />
„folgenden“ Speichen<br />
können die<br />
Speichen der Gegenseite<br />
im Weg sein<br />
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SERVICE I<br />
Speichenräder reparieren, Teil 1<br />
Die „folgenden“<br />
Speichen der Gegenseite<br />
müssen im<br />
Felgenkranz in die zu<br />
ihnen ausgerichteten<br />
Speichenlöcher eingefädelt<br />
werden<br />
Für das Einfädeln<br />
der Speichen braucht<br />
es manchmal etwas<br />
Kraft, wenn der Speichenkopf<br />
im Nabenloch<br />
klemmt<br />
Alle 20 Innen -<br />
speichen („folgende“)<br />
sind hier nun<br />
beidseitig korrekt<br />
angebracht. Die Besetzung<br />
der Felgenlöcher<br />
zeigt, dass sie<br />
richtig montiert sind<br />
Montage der Außenspeichen<br />
Die 20 „führenden“<br />
Speichen<br />
werden von der<br />
Nabeninnenseite<br />
her eingefädelt.<br />
Ihr Speichenkopf<br />
weist nach innen,<br />
während jener der<br />
hier bereits angebrachten<br />
„folgenden“<br />
Speichen nach<br />
außen zeigt<br />
Auch hier gilt:<br />
Beim Einfädeln der<br />
„führenden“ Speichen<br />
können die<br />
zuvor eingebauten<br />
„folgenden“ Speichen<br />
im Weg sein<br />
den ‚führenden‘ Speichen weitermacht, erschwert<br />
dies das Einziehen der ‚folgenden‘<br />
Speichen, weil die ‚führenden‘ Speichen außen<br />
liegen und damit im Weg sind“, erklärt Wolfgang,<br />
der daher anschließend zuerst die „folgenden“<br />
Speichen einfädeln wird.<br />
Bei der Montage der Schlüsselspeiche darauf<br />
achten, dass diese von von der rechten<br />
Seite gegen den Uhrzeigersinn in die Felge eingefädelt<br />
wird. Und zwar entweder direkt neben<br />
der Ventilbohrung oder ein Punzloch weiter, je<br />
nachdem, wie die Felge gebohrt ist. Dabei ist<br />
bei der Auswahl des am Ventilloch nächstgelegenen<br />
Speichenlochs zu beachten, dass die<br />
Speichenlöcher nicht genau in der Mitte der<br />
Felge liegen, sondern abwechselnd etwas nach<br />
links und rechts versetzt sind. Bei manchen Felgen<br />
ist das erste Speichenloch nach dem Ventilloch<br />
nach links versetzt (B-Felgen), bei den<br />
meisten jedoch nach rechts (A-Felgen, wie CB<br />
750). Deshalb kann Wolfgang diese erste Speiche<br />
unmittelbar neben dem Ventilloch einbauen.<br />
„Ziel ist, die vier dem Ventilloch am nächsten<br />
gelegenen Speichen so zu montieren, dass<br />
sie vom Ventilloch wegzeigen, um den Zugang<br />
zum Ventil zu vereinfachen“, erklärt Wolfgang.<br />
Montage der Innenspeichen<br />
Damit die Schlüsselspeiche nicht mehr aus<br />
ihrem Punzloch rutschen kann, dreht der Profi<br />
den Speichennippel so weit ein, dass sie am<br />
Platz gehalten wird, aber noch locker ist. Beginnend<br />
neben der Schlüsselspeiche fädelt er<br />
dann die Innenspeichen („folgende“) ein. Und<br />
zwar jeweils um zwei Löcher versetzt, sodass in<br />
der Nabe jeweils ein leeres Loch zwischen ihnen<br />
bleibt. Die erste „folgende“ Speiche sollte<br />
dabei mit einem Punzloch Abstand von der<br />
Schlüsselspeiche in der Felge enden (weil in<br />
unserem Beispiel die Schlüsselspeiche ja eine<br />
„führende“ ist!). Alle weiteren „folgenden“<br />
Speichen werden so angebracht, dass ein Abstand<br />
von drei Punzlöchern dazwischen liegt.<br />
So geht es weiter, bis alle zehn Speichen der<br />
ersten Gruppe in die Felge eingebaut und mit<br />
Speichennippeln gesichert sind. Um den Axialwinkel<br />
zu stabilisieren, montiert Wolfgang<br />
noch eine weitere Außenspeiche („führende“)<br />
um 180 Grad versetzt zur Schlüsselspeiche (in<br />
unserem Beispiel eine „führende“). Als Axialwinkel<br />
bezeichnet man bei einem Speichenrad<br />
den Verlauf der Speichen vom Inneren der<br />
Felge zum Äußeren der Nabe. Damit lässt sich<br />
ein Verdrehen der Nabe verhindern, und der<br />
Axialwinkel bleibt während der Speichenmontage<br />
erhalten.<br />
Anschließend wendet Wolfgang das Rad<br />
der Honda CB 750, um aus der zweiten Zweiergruppe<br />
wieder zuerst die Innenspeichen („folgende“)<br />
zu montieren. Die Lochaufnahmen am<br />
linken Nabenflansch sind übrigens nicht genau<br />
auf einer Li nie mit jenen des rechten Flansches<br />
angebracht, sondern versetzt. Nun beginnt man<br />
– auch hier ausgehend vom Ventilloch – die<br />
Innenspeichen („folgende“) in den gegenüberliegenden<br />
Nabenlöchern anzubringen. Hat<br />
88 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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man alles richtig gemacht, stecken die Innenspeichen<br />
(„folgende“) der in Fahrtrichtung<br />
gesehen linken Seite des Felgenkranzes nun in<br />
den Punzlöchern neben den Innenspeichen<br />
der rechten Seite. Wie bei der ersten Speichengruppe<br />
der rechten Felgenseite sind also auch<br />
auf der gegenüberliegenden Seite zunächst die<br />
Innenspeichen („folgende“) zu montieren, erkennbar<br />
am nach außen weisenden Speichenkopf<br />
im Nabenflansch.<br />
Am Ende dieses Montageschritts ist die<br />
Nabe über 20 Innenspeichen („folgende“) mit<br />
der Felge verbunden. Damit wäre der innere<br />
Speichenkranz fertig. Bei korrekter Arbeit<br />
wechseln sich nun immer zwei Speichen mit<br />
zwei noch nicht belegten Punzlöchern ab.<br />
Montage der Außenspeichen<br />
Nun werden die „führenden“ oder auch als Außenspeichen<br />
bezeichneten Speichen montiert.<br />
Dazu wendet man die Felge erneut, sodass die<br />
(in Fahrtrichtung gesehen) rechte Seite vor einem<br />
liegt. Anschließend wird eine der Außenspeichen<br />
durch ein freies Loch von der Innenseite<br />
der Nabe nach außen gesteckt – das heißt,<br />
der Speichenkopf muss im Inneren des Flansches<br />
liegen. Damit der Axialwinkel stimmt,<br />
kann es nötig sein, die Nabe (nicht die Felge!)<br />
von Hand im Uhrzeigersinn zu drehen. Nach<br />
der Montage der ersten Außenspeiche („führende“)<br />
kreuzt diese von außen zwei Innenspeichen<br />
(„folgende“) der gleichen Nabenseite.<br />
„Für das Einfädeln dieser Speiche gibt es<br />
zwei mögliche Punzlöcher im Felgenkranz“, erklärt<br />
Wolfgang. „Das passende Loch erkennt<br />
man daran, dass dessen Winkel zur Nabenflanschseite,<br />
durch welche die Speiche gesteckt<br />
wurde, richtig ausgerichtet ist und die Speiche<br />
von ihrer Länge genau dorthin reicht.“ Die restlichen<br />
19 „führenden“ Speichen werden anschließend<br />
nach dem gleichen Muster eingebaut<br />
und jeweils mit einem Speichennippel gesichert,<br />
aber noch nicht festgezogen!<br />
Vorbereitungen fürs Zentrieren<br />
Das Rad wäre hiermit eingespeicht. Im nächsten<br />
Arbeitsschritt werden die Speichennippel<br />
mit einem Schraubendreher oder einem<br />
Akkuschrauber alle in etwa gleich weit auf die<br />
Speichen gedreht. Wichtig ist hierbei, dass die<br />
Nippel nur so weit hineingedreht werden, bis<br />
alle Speichen gleichmäßig leicht unter Spannung<br />
stehen. Dies ist meist der Fall, wenn das<br />
Speichengewinde gerade im Nippel verschwindet,<br />
mitunter reichen aber auch schon ein bis<br />
drei Gewindegänge weniger. „Zur leichteren<br />
Orientierung beginnt man mit dem Anziehen<br />
der Speichen am Ventilloch“, rät Wolfgang.<br />
Noch ein Tipp: Vor dem Anziehen der Speichen<br />
diese mit der Hand von beiden Felgenseiten<br />
nach innen drücken, damit die Speichenköpfe<br />
flach am Nabenflansch anliegen.<br />
◻<br />
In der kommenden Ausgabe verrät uns<br />
Wolfgang, wie Speichenräder für einen<br />
perfekten Rundlauf zentriert werden.<br />
Vorbereitung zum Zentrieren<br />
Erstes Ziel erreicht!<br />
Die Speichen im<br />
Bereich der Bohrung<br />
für das Ventil weisen<br />
alle von dieser<br />
weg. Damit sich die<br />
Speichen leichter einfädeln<br />
lassen, sollten<br />
die Speichennippel<br />
locker sein<br />
Am fertig eingespeichten<br />
Rad ist das<br />
Speichenmuster vor<br />
dem Ausrichten der<br />
Felge noch einmal<br />
zu überprüfen (ganz<br />
links). Die Speichennippel<br />
sind alle noch<br />
locker. Wolfgang<br />
kontrolliert hier bereits<br />
die Ausrichtung<br />
der Felge<br />
So sieht es aus, wenn<br />
die Speichennippel<br />
noch nicht angezogen<br />
sind. Das Gewinde<br />
ist deutlich zu erkennen<br />
(ganz links).<br />
Beim ersten Anziehen<br />
mit dem<br />
Akkuschrauber lässt<br />
Wolfgang noch<br />
drei Gewindegänge<br />
stehen<br />
Unser Experte<br />
Bereits mit zehn Jahren begann Wolfgang Schelbert, den alle Wolfi<br />
nennen, an Fahrzeugen zu schrauben. Zuerst am Eigenbau-Go-Kart,<br />
später an seinen zahlreichen Mofas. Getreu dem Motto „Glücklich<br />
ist, wer eine dicke Maschine fährt“, hat er sich mit 18 Jahren eine<br />
Honda CB 750 Four zugelegt. Es folgten CBX <strong>10</strong>00, Z 1300, Vmax<br />
und viele mehr. Konsequenterweise machte er nach der Schule die<br />
Ausbildung zum Zweiradmechaniker. Danach arbeitete er als Geselle<br />
in verschiedenen Betrieben, bevor er sich 1997 selbstständig machte<br />
und gemeinsam mit einem Freund die Firma Street Bike Parts im<br />
Euro-Industrie-Park in München gründete. Zehn Jahre verkaufte er dort, und später in<br />
Germering, gebrauchte japanische Motorrad-Ersatzteile. Im Jahr 2007 zog er mit seiner Firma<br />
wieder in den Münchner Norden, startete dort zusätzlich einen Gebrauchtmotorrad-Handel und<br />
übernahm zudem noch die Leitung einer KTM-Fachwerkstatt. Zurück zu den Wurzeln hieß es<br />
2014, Wolfi wollte sich wieder mehr dem Schrauben widmen. Kurzerhand verkaufte er seine<br />
Firma in München und gründete in Seeshaupt am Starnberger See „Wolfis Garage“. Hier bietet<br />
er seitdem von Reparaturen über Umbauten bis hin zu Restaurierungen und Gebrauchtmotorrädern<br />
alles an, was das Bikerherz höherschlagen lässt.<br />
Kontakt:<br />
Wolfis Garage, Wolfgang Schelbert, Unterer Flurweg 12, 82402 Seeshaupt,<br />
Telefon: 0 88 01/9 15 71 47, info@wolfis-garage.de,<br />
www.wolfis-garage.de<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 89
SZENE I<br />
Vergessene Motorradhersteller<br />
Lloyd aus Nürnberg<br />
Der Name Lloyd ist vor allem durch die Bremer Autofirma bekannt. Dass es in<br />
den 1920er-Jahren auch eine Motorradfirma aus Nürnberg mit diesem Namen gab,<br />
wissen heute dagegen nur noch sehr wenige. Was wir hiermit ändern wollen.<br />
Text: Thomas Reinwald; Fotos: Archiv Reinwald<br />
Hecht & Co. hieß ein Nürnberger<br />
Kleinbetrieb, der ab Januar 1923<br />
den deutschen Motorradmarkt<br />
mit seinen Zweirädern bereicherte – angeboten<br />
unter dem Markennamen Lloyd.<br />
Firmengründer von Lloyd waren die<br />
Kaufleute August Hecht und Josef Schlug,<br />
für die technische Realisierung der Motorräder<br />
zeichnete dagegen ein gewisser<br />
Georg Gassmann verantwortlich. Im Gegensatz<br />
zu vielen Zweiradherstellern jener<br />
Jahre gab man sich bei Lloyd nie mit<br />
kleinen Motoren ab. Die Modellpalette<br />
startete mit einer 350er, einer Hubraumklasse,<br />
die damals durchaus schon zur Kategorie<br />
der großen Motorräder zählte. Als<br />
Antrieb der 350er wählten die beiden Geschäftsführer<br />
den seitengesteuerten Viertaktmotor<br />
von JAP, mit einer Höchstleistung<br />
von sieben PS. Mit diesem Antrieb<br />
repräsentierte das Motorrad durchaus<br />
den technisch aktuellen Stand der ersten<br />
Hälfte der 1920er-Jahre. Up to date war<br />
aber nicht nur der Motor, sondern auch<br />
das Fahrwerk, eine einfache Rohrrahmenkonstruktion<br />
mit Pendelgabel, Kettenantrieb<br />
und ungebremstem Vorderrad.<br />
Als Firmenlogo zierte beidseitig der<br />
Schriftzug Lloyd mit einem durchzogenen<br />
Pfeil den Stecktank. Von Anfang an war<br />
das Zweiradgeschäft von Lloyd auf Expansion<br />
ausgerichtet. Stolz verwiesen die<br />
Nürnberger darauf, dass sie mit dem Motorradhaus<br />
Gedü einen namhaften Händler<br />
für den Großraum Berlin und Brandenburg<br />
gewinnen konnten. Weshalb den<br />
Lloyd-Lenkern schon bald nach der Firmengründung<br />
der Sinn nach großvolumigeren<br />
Motorrädern stand. Sie beschlossen,<br />
ihr Modellprogramm noch 1923 mit einer<br />
Maschine für die 500er-Hubraumkategorie<br />
zu erweitern. Die Inhaber August<br />
Hecht und Josef Morhard – Letzterer war<br />
zwischenzeitlich für den ausgeschiedenen<br />
Josef Schlug als Kommanditist eingetreten<br />
– klopften bei BMW in München an<br />
und interessierten sich für den Boxermotor<br />
M II B 15. Die Münchner lieferten ihren<br />
Boxermotor bereits an Victoria für deren<br />
KR I, außerdem stand mit der Präsentation<br />
der R 32 im gleichen Jahr auch noch<br />
das Debüt von BMW als weiterer Motorradanbieter<br />
an. Dennoch sahen die verantwortlichen<br />
Münchner Herren in Lloyd<br />
offenbar keinen ernsthaften Konkurrenten.<br />
Denn die beiden Firmen einigten sich<br />
auf den Verkauf der BMW-Motoren an<br />
Lloyd. Zumindest ein Exemplar des längsliegenden<br />
Boxers wurde auch tatsächlich<br />
in die fränkische Metropole geliefert.<br />
90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Mehr als diese vollmundige Anzeige<br />
für die Lloyd 500 drang von diesem<br />
Motorrad nicht an die Öffentlichkeit<br />
Links: Technisch war die 350er-Lloyd mit dem JAP-Motor 1923 auf dem Stand<br />
der Zeit. Dieser stolze Besitzer hatte sein Krad bei Gedü in Berlin gekauft.<br />
Oben: Das sollte die Lloyd 500 mit BMW-Boxer im eigenen Fahrwerk werden.<br />
Es blieb beim Prototypen. Darunter: 500er-Rennmaschine, wohl ein Unikat<br />
In Nürnbergs Poppenreuther Straße<br />
56 arbeitete Georg Gassmann unterdessen<br />
an der Konstruktion des passenden<br />
Fahrwerks. Er wählte einen unten offenen<br />
Rohrrahmen, flanschte das Getriebe etwas<br />
unterhalb des lang bauenden Viertakters<br />
an und trieb das Hinterrad über<br />
einen Riemen an. Das gefederte Vorderrad<br />
bekam nun ebenso eine Trommelbremse<br />
eingebaut wie auch das Hinterrad.<br />
Mit dem breiten, hohen Lenker und den<br />
langen Trittbrettern sollte die Boxer-Lloyd<br />
vor allem die Tourenfahrer ansprechen.<br />
Dessen ungeachtet bewegte Georg<br />
Gassmann diese Maschine eher sportlich,<br />
bei der Oberfränkischen Zuverlässigkeitsfahrt<br />
belegte er damit immerhin den vierten<br />
Platz in der Halbliterklasse. Bei Lloyd<br />
war man sich anscheinend sicher, das zukünftige<br />
Motorrad binnen kurzer Zeit auf<br />
den Markt bringen zu können, denn noch<br />
1923 wurden in der regionalen Tageszeitung<br />
Anzeigen geschaltet, die vollmundig<br />
von der „vollendetsten Maschine der Gegenwart“<br />
kündeten! Weiterhin verwies<br />
man in dieser Zeitungswerbung (siehe<br />
oben rechts) auf den Einbau des 6,5 PS<br />
starken BMW-Motors und versprach für<br />
das eigene Fahrwerk „trotz der leichten<br />
Bauart größte Stabilität“, für ein „angenehmes<br />
und stoppfreies Fahren“.<br />
Allerdings waren die Ankündigungen<br />
das Einzige, was die interessierte Szene<br />
von diesem Halblitermotorrad zu sehen<br />
bekam. Das lag vermutlich am schon<br />
frühzeitig aufgezehrten finanziellen Polster<br />
von Lloyd. Bereits im Januar 1924 – also<br />
nach nur einem Jahr – kam es nämlich<br />
zur Übernahme der Firma durch den<br />
mittlerweile alleinigen Gesellschafter Karl<br />
Reeb. Doch auch dieser konnte die Motorradproduktion<br />
nicht mehr retten. Noch im<br />
selben Jahr veräußerte er die gesamte<br />
Fertigung zusammen mit dem Firmennamen<br />
an Karl Rosenfelder, der das Kleinmotorenwerk<br />
OCRA besaß. Der jüdische<br />
Geschäftsmann zog sofort in die Produktionsräume<br />
von Lloyd um und bot die<br />
350er-Lloyd nun parallel zu seinen kleinen<br />
OCRA an. Das erweiterte Programm<br />
bescherte OCRA wieder ein so gutes Geschäft,<br />
dass man das Lloyd-Sortiment nun<br />
auch noch mit einem Gespann erweiterte,<br />
wobei der Seitenwagen zugekauft wurde.<br />
Ausgestellt wurde die Maschine unter<br />
anderem auf dem Firmenstand bei der<br />
Ausstellung anlässlich des „Ersten Deutschen<br />
Motorradtags“ in Nürnberg im April<br />
1925. Um die Motoren möglichst kostengünstig<br />
einzukaufen, reiste ein Sohn von<br />
Karl Rosenfelder nach England und orderte<br />
die 350er-Einzylinder direkt beim<br />
Hersteller J. A. Prestwich. Offenbar nahm<br />
er bei dieser Gelegenheit auch noch<br />
500er-Motoren mit, denn es gab auch einige<br />
Lloyd-Motorräder mit diesem Hubraum.<br />
Bis 1926 lief das Zweiradgeschäft<br />
einigermaßen gut, dann verkleinerte die<br />
Firma ihre Fertigung. Auch in der Folgezeit<br />
schienen die Absatzzahlen stark<br />
nachzulassen. Rettung gab es schließlich<br />
nur noch durch den Verkauf von Rechten<br />
und Teilen. Mit Johann Adam Vogler, der<br />
bereits im Besitz der Marke Abako war,<br />
fand Karl Rosenfelder einen Käufer. Der<br />
Verkauf wurde 1929 vollzogen. Von der<br />
Pressenotiz, dass Johann Adam Vogler<br />
nun die weltbekannten Lloyd-Motorräder<br />
übernommen habe, dürften aber nur sehr<br />
wenige Motorradfahrer Kenntnis genommen<br />
haben. Der Name Lloyd als Motorradmarke<br />
war nunmehr Geschichte – und<br />
niemand bedauerte dies.<br />
◻<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 91
SZENE I<br />
Leserumbau Jawa<br />
Tschechische<br />
Schönheit<br />
Aus Teilen verschiedener Jawa-Modelle und unter Verwendung<br />
einzelner Bauteile von Fremdmarken entstand nach ebenso<br />
aufwendigem wie liebevollem Umbau ein bildhübscher Eigenbau<br />
in Anlehnung an eine Jawa 361 Sport.<br />
Text und Fotos von Stephan Matthes<br />
Tolle Jawas von der Stange, also im<br />
Serienzustand, habe ich schon.<br />
Daher reizte mich irgendwann<br />
der Gedanke, eine einzigartige Jawa aus<br />
Einzelkomponenten zusammenzubauen.<br />
Begonnen habe ich damit schon im Jahr<br />
2011, die erste fertiggestellte Version<br />
rollte anfangs allerdings noch auf 16-Zoll-<br />
Rädern, unter Verwendung einer anderen<br />
Gabel und einer kürzeren Schwinge.<br />
Mit eben diesem Eigenbau bin ich<br />
schon zweimal zum alljährlichen Klassikertreffen<br />
in Sinsheim gefahren. Dabei<br />
musste ich jedoch nach einiger Zeit feststellen,<br />
dass das Bike mit 16-Zoll-Rädern<br />
für einen 1,92 Meter großen Fahrer zu<br />
klein und unhandlich war. Deshalb erfolgte<br />
im Winter 2014/2015 noch der Umbau<br />
auf ein Fahrwerk mit 19-Zoll-Rädern<br />
wie bei der Jawa 361 Sport. Die rote Jawa<br />
auf den Fotos ist eine originale 361 Sport,<br />
zum Vergleich daneben geparkt.<br />
Der Gedanke, die Maschine auf 19<br />
Zoll umzubauen ist eine Sache. Die Teile<br />
dafür auszuwählen und zu besorgen<br />
eine ganz andere. Auf dem Markt sind<br />
so gut wie keine Blechteile für die Jawa<br />
361 zu bekommen, da diese nicht in<br />
großen Stückzahlen gebaut wurde. Das<br />
Problem stellt sich bei den Kotflügeln, der<br />
92 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Die zum Vergleich daneben geparkte 361 Sport, ebenfalls<br />
mit 19-Zoll-Rädern, wirkt wie aus einer anderen Ära<br />
Schwarzer Lack, glänzender Chrom – die Eigenbau-Jawa mit<br />
der Zweifarb-Sitzbank stellt eine edle Erscheinung dar<br />
Hinterradschwinge, dem Sitzbankträger<br />
und dem Kettenkasten.<br />
Weltweite Suche nach Teilen<br />
Bei der Suche landete ich irgendwann<br />
auch auf der amerikanischen Ebay-Seite,<br />
und siehe da, in Kalifornien verkaufte<br />
ein Jawa-Freund einen Kotflügel hinten,<br />
einen Sitzbankträger und eine Hinterradschwinge.<br />
Die Teile waren zwar sündhaft<br />
teuer (für das Geld hat man damals fast<br />
das ganze Motorrad in den USA bekommen),<br />
aber Angebot und Nachfrage bestimmen<br />
letztlich den Preis. Jetzt fehlten<br />
nur noch der Kettenkasten und der vordere<br />
Kotflügel. Den Kettenkasten habe ich<br />
schließlich in der Slowakei als Nachbauteil<br />
bekommen, und der vordere Kotflügel<br />
ist einer von der Jawa 638 Chopper. Den<br />
gab es auch bei Ebay.<br />
Nun konnte ich mich an den Umbau<br />
machen. Schnell war klar, dass ich die<br />
originale Telegabel von Jawa für diese<br />
Maschine nicht wiederverwenden würde.<br />
Manche Teile<br />
waren sündhaft<br />
teuer –<br />
knappes Angebot,<br />
hoher<br />
Preis<br />
Da ich eine originale Jawa 361 Sport besitze,<br />
weiß ich, dass diese Gabel eigentlich<br />
für 16-Zoll-Räder gebaut wurde. Wenn<br />
man dann aber, wie hier, ein 19-Zoll-Vorderrad<br />
in diese Gabel einbaut, neigt die<br />
Front dazu, sich ab Tempo <strong>10</strong>0 aufzuschaukeln.<br />
MZ hat in seine ETZ von Haus<br />
aus ein 19-Zoll-Vorderrad montiert, also<br />
müsste diese Gabel für meine Zwecke und<br />
den geplanten Umbau geeignet sein.<br />
Umgehend besorgte ich mir bei Ebay für<br />
kleines Geld eine Telegabel für die ETZ<br />
und begann, diese aufzuarbeiten. Sie wurde<br />
komplett neu gebuchst, und die Tauchrohre<br />
bekamen eine Hochglanzpolitur.<br />
Allerdings musste jetzt auch noch die<br />
Gabelbrücke von 33-mm-Standrohren auf<br />
34- mm-Standrohre umgearbeitet werden.<br />
Nachdem dieser Arbeitsschritt erledigt<br />
war, passte die MZ-Telegabel wunderbar<br />
in die Jawa-Gabelbrücke. Die Vorderradbremse<br />
der Jawa fällt mit ihren 160<br />
Millimetern Durchmesser ziemlich klein<br />
aus. Obwohl sie dank Duplex-Bremsankerplatte<br />
genügend Biss hat, habe ich<br />
mich für eine AWO 425 S-Vorderradbremse<br />
mit 180 Millimetern entschieden.<br />
Diese ist zwar nur eine Simplex-Bremse,<br />
steht aber der Jawa-Bremse in nichts<br />
nach und sieht eindeutig besser aus. An<br />
dieser Vorderradbremse fand auch noch<br />
der Geber für den kleinen elektronischen<br />
Tacho von KOSO Platz. Der ebenso filigrane<br />
Drehzahlmesser ist von derselben<br />
Firma, und das Signal wird von der umgebauten<br />
Elektronikzündung der Firma<br />
VAPE abgegriffen.<br />
Britischer Touch: Das Lucas-Rücklicht der USA-Jawas<br />
kennt man so vor allem von BSA- oder Triumph-Bikes<br />
Die schwarz lackierten Motorgehäusedeckel lassen den<br />
Zweitakter in einem völlig veränderten Look erscheinen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> 93
SZENE I<br />
Leserumbau Jawa<br />
Der Motor meines Eigenbaus hat ein<br />
Getriebe der Jawa 634 mit dem ersten<br />
Gang unten (original erster Gang oben),<br />
welches in das Gehäuse der Jawa 361 eingepasst<br />
wurde. Ebenso stammen Kupplung,<br />
Primärritzel und Duplex-Primärkette<br />
von der Jawa 634. Auch die Laufgarnitur<br />
ist eine originale mit Nullmaß<br />
von der 634, die etwas anders verrippten<br />
Zylinderköpfe hat eine (nicht so verbreitet<br />
bekannte und ab 1970 produzierte) Jawa<br />
Bizon beigesteuert.<br />
Die Auspufftöpfe sind Eigenbauten<br />
noch aus DDR-Zeiten und den Hoske-<br />
Tüten nachempfunden. Sie werden heute<br />
bereits zu stattlichen Preisen gehandelt<br />
und klingen nicht nur gut, sie passen auch<br />
bestens zum eleganten Auftritt, wie ich<br />
finde. Den prägt auch die originale, aber<br />
von einem Polsterer in Thüringen neu<br />
bezogene Sitzbank – der zweifarbige Look<br />
steht der Jawa ausgesprochen gut.<br />
Das klassisch gestylte Rücklicht ist ein<br />
Lucas-Teil, wie es an vielen BSA- oder<br />
Das Getriebe von der Jawa 634 mit dem umgekehrten<br />
Schaltschema wurde in das Gehäuse der 361 eingepasst<br />
Primärritzel und Duplex-Primärkette stammen wie auch die<br />
Kupplung von einer Jawa 634<br />
Dass beim Zusammenbau des nahezu komplett zerlegten<br />
Motors alles neu abgedichtet wird, versteht sich<br />
Nur keine Scheu vor dem Schrauben am „offenen Herzen“:<br />
verwendet wird eine Laufgarnitur mit Nullmaß von der 634<br />
◻<br />
Der überarbeitete Zweizylinder erstrahlt im neuen Glanz<br />
und wartet auf seinen Einsatz im neuen Jawa-Chassis<br />
Der indische Vergaser hat japanische Mikunis zum Vorbild<br />
und funktioniert besser als das Jawa-Originalteil<br />
94 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Ein gelungener Mix aus verschiedenen Modellen: Hinter dem Gehäusedeckel einer Jawa 361 arbeitet ein eingepasstes<br />
Vierganggetriebe der Jawa 634 mit dem umgedrehten, jetzt „normalen“ Schaltschema (erster Gang unten)<br />
In Kontrast zum großen Rundscheinwerfer stehen die<br />
kleinen Tacho- und Drehzahlmesser-Gehäuse<br />
Moderne Technik im klassischen Gewand: Die elektronischen<br />
Instrumente stammen von KOSO und passen zum Jawa-Look<br />
Triumph-Modellen zu finden ist. Es wurde<br />
jedoch auch an den Jawa-Bikes in den Exportversionen<br />
für die USA und Kanada<br />
verbaut, ist also letztlich ein Originalteil.<br />
Verbesserung durch Umbau<br />
Nicht original ist wiederum der Vergaser.<br />
Der stammt aus Indien und wurde am<br />
Die Eigenbau-<br />
Jawa ist auf<br />
jedem Treffen<br />
ein Hingucker<br />
Jawa-Nachbau Yezdi verbaut – ein japanischer<br />
Mikuni-Vergaser stand unverkennbar<br />
Pate dafür. Das Teil passt problemlos,<br />
und der Motor läuft damit richtig gut.<br />
Kein Vergleich zum originalen Jikov-<br />
Vergaser. Mittlerweile habe ich alle meine<br />
Jawa-Maschinen auf diesen Vergasertyp<br />
um gerüstet.<br />
Meine Eigenbau-Jawa fährt sich nach<br />
all den vorgenommenen Umrüstungen<br />
super und ist auf jedem Treffen von<br />
Motorrädern der tschechischen Marke ein<br />
Hingucker. Letztes Jahr wurde sie beim<br />
Treffen der Jawa-Freunde Magdeburg<br />
zum kreativsten Jawa-Umbau gekürt –<br />
der aus diesem Anlass verliehene Pokal<br />
ist eine schöne Anerkennung für die viele<br />
Mühe und die unzähligen, jedoch nie<br />
dokumentierten Arbeitsstunden, die in<br />
dem Umbau stecken. <br />
◻<br />
AUFRUF<br />
Haben Sie auch einen<br />
Klassiker restauriert oder<br />
zeitgenössisch umgebaut?<br />
Dann nichts wie her mit Text und Bildern an:<br />
Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>, Leuschnerstraße 1,<br />
70174 Stuttgart oder per E-Mail an<br />
motorradclassic@motorpresse.de<br />
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NACHDRUCK<br />
96 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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stellen sich die drei<br />
neuen R <strong>10</strong>0-Modelle<br />
einem kritischen<br />
Konzept-Vergleich<br />
Fotos: Ulrich Schwab<br />
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NACHDRUCK<br />
98 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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<strong>10</strong>0 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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NACHDRUCK<br />
RÜCKBLICK<br />
Die BMW R <strong>10</strong>0-Modelle<br />
aus heutiger Sicht<br />
Boxer-Spezialist Jochen Siebenrock über die drei ganz unterschiedlichen<br />
Ausführungen, die BMW von der R <strong>10</strong>0 auf den Markt brachte.<br />
„Die R <strong>10</strong>0 RS ist ein Meilenstein und<br />
sollte in keiner Boxer-Sammlung fehlen“<br />
Foto: Jahn<br />
Jochen Siebenrock<br />
ist Zweiventil-<br />
Boxer-Spezialist<br />
Als BMW die R<br />
<strong>10</strong>0-Modellreihe<br />
auf den Markt<br />
brachte, war meine<br />
Begeisterung<br />
für den Boxer, vor<br />
allem die sportlichen<br />
Modellvarianten,<br />
längst<br />
geweckt.<br />
Es war die Zeit, in<br />
der ich als 18-Jähriger<br />
das große Poster mit der R 90 S in TT<br />
Silberrauch an der Wand hängen hatte. Die<br />
„S“ war ein Traum von einem Motorrad:<br />
elegant, schnell, mit sportlicher Lenkerverkleidung<br />
und Dellorto-Vergasern – kurz,<br />
auch mein Traum. Allerdings für mich als<br />
Abiturient finanziell nicht erreichbar.<br />
Dann kam die R <strong>10</strong>0 RS auf den Markt:<br />
groß, bullig, revolutionär, mit einer Vollverkleidung<br />
- serienmäßig! Entworfen vom<br />
gleichen Designer, jenem heute weltweit<br />
bekannten Hans A. Muth, aber doch mit<br />
ganz anderer Linienführung, ganz anderem<br />
Design. Sie sollte das neue Flaggschiff<br />
von BMW werden!<br />
Käufer waren vorwiegend Rechtsanwälte,<br />
Ärzte, Unternehmer. Leute mit dem<br />
nötigen Geld, die aber nicht immer zu den<br />
hartgesottenen, wirklich begeisterten Bikern<br />
zählten. Die R <strong>10</strong>0 RS diente ihnen oft eher<br />
zu repräsentativen Zwecken. Parallel dazu<br />
gab es die R <strong>10</strong>0 S, die, nun leider ohne<br />
die Dellorto-Vergaser und in ihrer Verkaufslackierung<br />
in Rot getaucht, mehr von sportlichen<br />
Fahrern gekauft wurde. Und natürlich<br />
das unverkleidete Basismodell, die R <strong>10</strong>0/7,<br />
die (als Nachfolgerin der R 90/6) mit der<br />
niedrigeren Verdichtung, den 32er-Vergasern<br />
und der komfortablen Reling-Sitzbank<br />
mehr von den Tourenfahrern geliebt und<br />
geschätzt wurde.<br />
Heute sind kaum noch gute originale<br />
R <strong>10</strong>0/7 mit geringer Laufleistung auf dem<br />
Markt – offenbar befinden sich alle längst in<br />
Liebhaber-Händen. Besser sieht es mit den<br />
schönen R <strong>10</strong>0 S-Modellen aus, am besten<br />
allerdings mit dem Flaggschiff R <strong>10</strong>0 RS. Immer<br />
wieder tauchen originale Exemplare mit<br />
geringer Laufleistung auf, meist aus erster<br />
oder zweiter Hand. Und sie werden sogar<br />
häufig zu (angesichts ihrer einst exk lusiven<br />
Positionierung im Modellprogramm) überraschend<br />
erschwinglichen Preisen angeboten.<br />
Die R <strong>10</strong>0 RS ist heute als Meilenstein<br />
der Motorradentwicklung zu sehen. Sie<br />
sollte neben der R 69 S, R 75/5 und der R 90<br />
S in jeder gut sortierten Sammlung stehen,<br />
während die R <strong>10</strong>0 S sowohl als Modell mit<br />
Speichenrädern als auch mit Alufelgen für<br />
mich ein gelungenes, zeitlos schönes Motorrad<br />
ist. Nicht mehr, aber auch keinesfalls<br />
weniger.<br />
Übrigens habe auch ich damals irgendwann<br />
eine R <strong>10</strong>0 RS besessen – günstig<br />
gebraucht gekauft, musste ich allerdings<br />
viel Zeit und Arbeit reinstecken, um die<br />
aufgetretenen Schäden zu beheben und sie<br />
insgesamt in den Zustand zu versetzen, in<br />
dem ich sie haben wollte.<br />
Ein Tipp noch am Rande: R <strong>10</strong>0 RS-Modelle<br />
der ersten Baujahre sollten unbedingt<br />
mit Ölkühleranlagen nachgerüstet werden,<br />
um drohende Schäden am zu Hitzeproblemen<br />
neigenden Motor zu vermeiden.<br />
Viel mehr geht nicht: Mit der auf 94 mm vergrößerten<br />
Bohrung macht der Boxer das Maß voll<br />
und wächst auf einen Liter Hubraum. Er leistet<br />
nun zwischen 60 (R <strong>10</strong>0/7) und 70 PS (R <strong>10</strong>0 RS)<br />
<strong>10</strong>2 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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SPORT I<br />
DHM-Nachrichten<br />
Eng zu ging es einst in der SoS-Meis terschaft,<br />
die im Lauf der Zeit immer<br />
leistungsstärkere Rennmaschinen<br />
hervorbrachte. Bemerkenswert war<br />
auch die Vielfalt der Antriebskonzepte<br />
„Ja, wo fahren sie denn…?“<br />
„Sound of Singles“ (SoS) und „Battle of Twins“ (BoT)<br />
Zu Beginn der Saison <strong>2016</strong> hat der Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV) sein technisches Reglement<br />
für die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft (DHM) um zwei moderne Klassen<br />
erweitert. Die Klasse „S – Youngtimer-Singles“ (Einzylinder-Viertakter über 450 cm³, Baujahr<br />
1984 bis 1993) und „T – Youngtimer-Twins (Zweizylinder-Viertakter über 550 cm³, Baujahr 1984<br />
bis 1993). Die bisherige Resonanz ist aus Sicht der DHM-Organisation noch stark ausbaufähig.<br />
Beide Klassen sehen sich in der Tradition<br />
der Sound of Singles (SoS) und<br />
der Battle of Twins (BoT). Werfen wir also<br />
erst einmal den Blick zurück auf die Geschichte<br />
dieser Viertakt-Rennklassen.<br />
Die schnellen Einzylinder<br />
Die technischen Bestimmungen für die<br />
Sound of Singles waren einst sehr simpel:<br />
Zugelassen waren Einzylinder-Viertakter<br />
mit maximal 800 cm³, Einschränkungen im<br />
Hinblick auf die verwendeten Werkstoffe<br />
gab es nicht. Erstmals an den Start gingen<br />
Maschinen mit einer derartigen Spezifikation<br />
im Herbst 1988 bei einer Veranstaltung<br />
auf der Dahlemer Binz. Die Zahl der Starter<br />
stieg im Lauf der Jahre von ursprünglich 30<br />
rasch auf etwa 70 an. Damit einher ging<br />
eine Zunahme der technischen Vielfalt.<br />
Bestanden die Motoren der ersten Stunde<br />
mehrheitlich noch aus getunten Yamaha<br />
SR- und SRX-Triebwerken, bestimmten alsbald<br />
KTM- und Rotax-Konstruktionen das<br />
Geschehen, Letztere häufig in UNO-Fahrwerken.<br />
Im Zuge des allgemeinen Wettrüstens<br />
auf Seiten privater Schrauber einerseits<br />
und professioneller Tuner andererseits stieg<br />
die Leistung von anfangs um die 60 PS alsbald<br />
bis auf 90 PS. Rund <strong>10</strong>0 PS soll das<br />
BMR-Aggregat, eine Evolution des Suzuki<br />
DR 800-Motors mit Apfelbeck-Zylinderkopf<br />
geleistet haben. Mit dieser Maschine gewann<br />
Katja Poensgen 1998 die SoS-Europameisterschaft.<br />
Auch eine Entwicklung<br />
auf Basis des wassergekühlten 650er-<br />
BMW-Einzylinders war siegreich und errang<br />
1993 unter Herbert Enzinger die Meisterschaft.<br />
Weniger erfolgreich waren die zwar<br />
bildschönen, aber doch etwas leistungsschwächeren<br />
550er-Ducatis mit liegendem<br />
Desmo-Einzylinder und die Gilera Saturno.<br />
Neben privaten Basteleien mit zum Teil<br />
<strong>10</strong>4 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
hoch kreativen Schöpfungen bereicherten<br />
auch Werks-Konstruktionen, etwa von Bimota<br />
und Cobas, die Szene. Die Kombination<br />
aus hoher Leistung mit niedrigem Gewicht<br />
von etwa 120 Kilogramm und einer<br />
schlanken Silhouette ermöglichte Rundenzeiten,<br />
die auf manchen Kursen denen der<br />
600er-Supersportler nahe kamen. Problematisch<br />
waren allerdings die für Einzylinder<br />
typischen Vibrationen. Insbesondere, wenn<br />
aus Gewichtsgründen auch noch die Ausgleichswellen<br />
entfernt worden waren.<br />
Beseelt von der alttestamentarisch verbrieften<br />
Überzeugung, dass ein Motorrad nicht<br />
einzylindrig genug sein könne, stellte es eine<br />
besondere technische Herausforderung<br />
dar, aus diesem Konzept ein Maximum an<br />
Leistung herauszukitzeln. Diese Herausforderung<br />
war für viele reizvoller, als sich mit<br />
der Leistungssuche bei vierzylindrigen Triebwerken<br />
zu befassen, die dafür bessere Vorwww.motorrad-classic.de
Fotos: fact, Achim Hartmann, Frank Herzog<br />
aussetzungen und dazu eine höhere<br />
Lebenserwartung mitgebracht hätten.<br />
Nach 25 Jahren SoS in der früheren<br />
OMK fand ein sportpolitischer Wechsel<br />
statt. Als neuer Dachverband wurde die<br />
FIM/ESA (European Supermono) gegründet,<br />
zu der stieß ab 2006 die GSA (German<br />
Supermono Association). Unter deren Fittichen<br />
ballern die Einzylinder-Pötte munter<br />
weiter. Manche von ihnen passen konzeptionell<br />
in die Klasse V der DHM, wo jedenfalls<br />
aktuell mehrere Einzylinder mit getunten<br />
SR-Motoren gefahren werden. Etliche<br />
Maschinen jedoch, die in die historischen<br />
SoS-Baujahre fallen und bislang nicht modernisiert<br />
wurden, schlummern anscheinend<br />
noch in Garagen oder Werkstätten.<br />
Also Leute, holt eure Single-Renner heraus<br />
und erweckt sie wieder zum Leben. Die<br />
neuen Möglichkeiten, alte SoS-Maschinen<br />
in der DHM einzusetzen, haben bislang jedenfalls<br />
erstaunlich wenige Fahrer genutzt.<br />
Die schnellen Zweizylinder<br />
Die Geschichte der BoT-Serie lässt sich bis<br />
1985 zurück verfolgen. Im Jahr darauf wurde<br />
erstmals der<br />
OMK-Rundstrecken-Pokal<br />
ausgeschrieben,<br />
1988<br />
dann eine Deutsche<br />
Meisterschaft.<br />
Viertakter<br />
kennzeichneten eines der Kern-Merkmale,<br />
zwei Zylinder das andere. Dabei musste es<br />
sich allerdings nicht um Gleichläufer handeln,<br />
wie es der Begriff „Twin“ („Zwilling“)<br />
eigentlich fordert. Akzeptiert wurden auch<br />
Boxer und V-Motoren. Der Hubraum war<br />
auf <strong>10</strong>00 cm³ begrenzt. Anfangs stellten<br />
Fahrer von BMW-Boxern und Guzzis die<br />
Mehrheit der Starter, gefolgt von Yamaha<br />
TRX, Ducati 900 SS und auch Laverda. Erst<br />
1988 konnte sich unter Klaus Caspers auch<br />
ein japanischer Motor in die Siegerlisten<br />
eintragen. Der auf <strong>10</strong>8 PS erstarkte Yamaha-V2<br />
aus der TR 1 war im Egli-Fahrgestell<br />
gut genug für den Titelgewinn in jener Saison.<br />
Ein gleichartiges Triebwerk brachte<br />
seinerzeit auch Sepp Koch in einem modifizierten<br />
Norton-Rahmen an den Start.<br />
Zur Saison 1996 wurde das Reglement<br />
modifiziert, weil die immer größer werdende<br />
Horde der Ducati 916 alle Pokale abräumte.<br />
Ziel war, innerhalb des Starterfeldes<br />
wieder eine gewisse Chancengleichheit<br />
zu gewährleisten. Dafür wurde die „Zweivon-drei-Regel“<br />
eingeführt: Nur jeweils<br />
zwei der drei Merkmale Wasserkühlung,<br />
Saugrohr-Einspritzung und mehr als zwei<br />
Ventile durften zur Anwendung kommen.<br />
Zu den prominentesten Tunern gehörte<br />
damals unter anderem Günter Michel mit<br />
verschiedenen Boxer-Konstruktionen. Eines<br />
der faszinierendsten Merkmale der BoT-<br />
Foto: DHM<br />
Die nächsten Termine der DHM <strong>2016</strong><br />
Datum Veranstaltung Hinweis<br />
16. bis 18. September Hockenheim <strong>Classic</strong>s DHM, alle Klassen<br />
16. bis 18. September Hockenheim <strong>Classic</strong>s VFV-Sonderlauf<br />
16. bis 18. September Hockenheim <strong>Classic</strong>s Sonderlauf Hockenheimring Museum<br />
29. Oktober DHM-Meisterschaftsfeier Festhalle in Schotten<br />
Maschinen war und ist ihr Sound. Das<br />
Klangspektrum der Ansaug- und Auspuffgeräusche<br />
weist akustische Parallelen zu<br />
einem harmonischen Akkord auf und enthält<br />
verschiedene Obertöne (beispielsweise<br />
Oktaven, im Falle von V-Triebwerken die<br />
Quinte), was zumindest bei Musikinstrumenten<br />
allgemein als sehr angenehm empfunden<br />
wird. Und ist es nicht so, dass auch<br />
diese Motoren „wie Musik in unseren<br />
Ohren“ klingen?<br />
Aktuell erfreuen sich die BoT-Maschinen,<br />
zum Teil untergliedert in Hubraumund<br />
Altersklassen, in Rennserien wie ART<br />
und AHRMA weiterhin ungebrochener<br />
Beliebtheit. In der Serie von Klassik Motorsport<br />
von Manfred John gibt es neuerdings<br />
sogar eine eigene Boxer-Trophy. In der<br />
DHM können historische BoT-Exemplare in<br />
der neu geschaffenen Klasse T starten. Eine<br />
Hubraumgrenze gibt es nicht. In Abgrenzung<br />
zur DHM-Klasse X sind dafür nicht<br />
nur zeitgemäß-authentische Bauteile wie<br />
Bremsen und Fahrgestelle von Belang, sondern<br />
auch die stimmige Gesamt-Konfiguration.<br />
Wie bei der SoS hegen wir die Hoffnung,<br />
dass künftig noch mehr Fahrer als<br />
bislang ihren BoT-Klassiker aus der Garage<br />
ziehen und diese Maschinen im kommenden<br />
Jahr an den Start bringen.<br />
Manfred Amelang (Autor)<br />
Weitere Infos: www.my-dhm.de.<br />
Mit Günter<br />
Michels schnellen<br />
Renn-Boxern war<br />
in der BoT immer<br />
zu rechnen<br />
www.motorrad-classic.de <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong> <strong>10</strong>5
SPORT I<br />
Die Grand Prix-Saison 1976<br />
Von Auf- und<br />
Aussteigern<br />
Vor 40 Jahren zementierte Barry Sheene mit dem ersten Weltmeistertitel in<br />
der Königsklasse seinen Ruf als Jetset-Superstar der Rennszene. Außerdem<br />
gewannen die Zweitakter 1976 endgültig die Oberhand. Für MV Agusta<br />
reichte es nur noch zu zwei Siegen – den letzten für die Viertakter bei den<br />
350ern und 500ern.<br />
Text: Mat Oxley; Fotos: Archiv, Francois Beau<br />
<strong>10</strong>6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
www.motorrad-classic.de
Glaubt man den Chronisten, muss der 500er-<br />
Weltmeistertitel in der Saison 1976 für Barry<br />
Sheene ein Kinderspiel gewesen sein. Das<br />
ausgekochte Schlitzohr aus dem Londoner Eastend<br />
gewann fünf der sechs Grand Prix, bei denen er in<br />
diesem Jahr angetreten war. Dazu kam noch ein zweiter<br />
Platz. Das reichte, um sich den Titel bereits beim<br />
viertletzten Rennen zu sichern. Während sich die<br />
Konkurrenten bei den drei ausstehenden Läufen noch<br />
um die Plätze dahinter balgten, hatte sich Barry längst<br />
in den Urlaub verabschiedet – und damit den Eindruck<br />
absoluter Dominanz noch untermauert.<br />
Statistiken lügen zwar nicht, erzählen aber auch<br />
nicht die ganze Wahrheit. Denn es gab in jener Saison<br />
vor 40 Jahren genügend Gründe, die Sheenes Titelgewinn<br />
hätten verhindern können. Weshalb dieser<br />
bei Weitem nicht so glänzend und supereffizient<br />
herausgefahren wurde, wie es einem die Geschichtsbücher<br />
des Motorsports heute nahelegen.<br />
Zwei Wochen vor dem entscheidenden Grand Prix in<br />
Schweden Ende Juli hatte Barry beispielsweise großes<br />
Glück, als er einen Hochgeschwindigkeits-Sturz ohne<br />
ernsthafte Verletzungen überstand, nachdem einem Mechaniker<br />
ein schwerer Fehler unterlaufen war. Sheene,<br />
damals 26 Jahre jung, trat beim lukrativen Rennen der<br />
Asse in Snetterton an, um sich noch ein wenig zusätzliches<br />
Geld zu verdienen. Er gewann das Rennen bei den<br />
500ern und war drauf und dran, auch die Klasse bis <strong>10</strong>00<br />
cm³ zu gewinnen, als bei der Jagd auf Mick Grants Dreizylinder-Kawasaki<br />
plötzlich die Bremsen von Barrys<br />
Suzuki RG 500 versagten. „Ich schoss kopfüber in die<br />
Streckenbegrenzung – es war reiner Zufall, dass ich einigermaßen<br />
glimpflich davonkam“, erinnerte sich Barry<br />
später in seiner Biografie an diesen Crash.<br />
Dazu kam es, weil ein Mechaniker vergessen hatte,<br />
die Bremsbeläge mit den entsprechenden Stiften in der<br />
Bremszange zu sichern. So musste Sheenes Truppe die<br />
stark zerstörte Maschine wieder komplett neu aufbauen,<br />
bevor es in der Woche darauf mit der Fähre nach Anderstorp<br />
zum schwedischen GP ging. Im Angesicht von Barrys<br />
entscheidendem Wochenende agierte das Team alles<br />
andere als kühl und klar strukturiert. Im Gegenteil, die<br />
Vorbereitungen waren geprägt von amateurhafter und –<br />
einmal mehr – gefährlicher Inkompetenz. „Als wir die<br />
Maschinen im Fahrerlager ausluden, stellten wir fest,<br />
dass mein Einsatzmotorrad mit den falschen Gabelbrücken<br />
bestückt war“, so Barry. „Außerdem fehlten die Angaben<br />
für den korrekten Druck in der luftunterstützten<br />
Gabel, und bei meiner zweiten Maschine war das falsche<br />
Getriebe eingebaut. Zu allem Überfluss hatte außerdem<br />
Michelin die falschen Reifen geschickt.“ Bei den Trainingsläufen<br />
ging das Chaos weiter. Bei der Einsatzmaschine<br />
verölten immer wieder die Zündkerzen, weshalb<br />
Sheene auf das Zweitmotorrad wechselte. An dem jedoch<br />
prompt die Zylinderkopfdichtung durchblies. Also<br />
wechselte er wieder zurück auf das Nummer-eins-<br />
Motorrad, bei dem die Zündkerzen erneut verkokten.<br />
„Nach diesem Trainingslauf lag ich abgeschlagen auf<br />
Platz 15“, erinnerte er sich. „Erst danach entdeckten wir<br />
die Ursache für das ständige Überfetten des Motors – die<br />
Choke-Kabel waren falsch herum um den Steuerkopf<br />
verlegt!“ Noch schlimmer war jedoch ein weiterer lebensgefährlicher<br />
Fehler beim Zusammenbau der Brem-<br />
Sheene (#7) und Teamkollege<br />
John Williams,<br />
der ihn auf dem Hochgeschwindigkeitskurs<br />
von Spa nach Benzindruck-Problemen<br />
schlagen konnte
SPORT I<br />
Die Grand Prix-Saison 1976<br />
Beim schwedischen GP<br />
in Anderstorp teilte<br />
sich Sheene die erste<br />
Startreihe mit den drei<br />
RG 500-Privatfahrern<br />
Pat Hennen, Marco<br />
Lucchinelli und Stu<br />
Avant. Ganz außen<br />
Victor Palomo auf<br />
seiner 500er-Yamaha<br />
sen. Diesmal hatte ein Mechaniker zwar Beläge und<br />
Haltestifte montiert, dabei aber einen Bremsbelag<br />
falsch herum eingebaut. Sheene kam ins Grübeln. Wer<br />
trug die Schuld an diesen immer wiederkehrenden<br />
Schlampereien? Das Team hatte seinen alternden Vater<br />
Frank im Verdacht, den Suzuki mit einem Handschlag<br />
eigentlich aufs Altenteil schicken wollte. Doch Barry<br />
war fest entschlossen, die Familie zusammenzuhalten.<br />
Also blieb Frank im Team.<br />
Doch es gab noch einen anderen Umstand, der<br />
Sheenes Titelhoffnungen beinahe zunichte machte. Suzuki<br />
hatte die RG 500 zur Saison 1974 vom Stapel gelassen.<br />
Anfang 1976 galt Suzuki als klarer Titelanwärter,<br />
weil die RG schneller war als Yamahas OW26, die sich<br />
im Jahr zuvor die Krone in der Königsklasse geholt hatte.<br />
Doch dann ließ Suzuki die Bombe platzen: Die Entwicklung<br />
der GS 750, des ersten Viertakt-Straßenmotorrads<br />
im Modellprogramm der Japaner, hatte so viel<br />
Geld verschlungen, dass das werksseitige GP-Engagement<br />
gestoppt wurde. Erstmals seit Jahren schien Barry<br />
keine konkurrenzfähige Rennmaschine zu bekommen.<br />
Auch die Möglichkeit, unter der Flagge von Suzuki<br />
Great Britain eine komplette Saison mit der Werks-RG<br />
500 zu bestreiten, war wegen Sheenes finanziellen Forderungen<br />
stark gefährdet. Zu seinem Glück scheiterte<br />
die Verpflichtung von Johnny Cecotto, dem 350er-<br />
Weltmeister von 1975, der loyal zu seinem langjährigen<br />
Sponsor Venemoto – und damit zu Yamaha – stand.<br />
Schließlich fügte sich dann doch noch alles zum<br />
Besten. Suzuki lieferte drei Werks-XR14 nach England.<br />
Je eine davon war angeblich für Sheeene und seine<br />
beiden Teamkollegen John Williams und John Newbold<br />
vorgesehen. Doch Sheene schnappte sich alle drei –<br />
zwei für GP-Einsätze, und die dritte für die finanziell<br />
lukrativen Einladungsrennen, die nicht zur Weltmeisterschaft<br />
zählten. Dennoch, von einem echten Werksteam<br />
war die Truppe um Sheene weit entfernt. Seine<br />
Crew bildeten sein Vater, die Mutter, seine Freundin<br />
Stephanie McLean und sein treuer Mechaniker Don<br />
Mackay, ein gelernter Elektriker. Eine Unterstützung<br />
durch japanische Ingenieure gab es jedoch kaum.<br />
Dennoch war Sheene Anfang 1976 zuversichtlich,<br />
die Weltmeisterschaft gewinnen zu können. „Ich hatte<br />
keine Zweifel, dass ich mir den Titel holen würde, wenn<br />
mich das Motorrad nicht im Stich lässt“, erinnerte er<br />
sich später. „Ich wusste, dass ich mindestens so schnell<br />
war wie all die anderen, die bei den 500ern antraten.“<br />
Im Jahr zuvor fuhr der ehemalige Formula<br />
750-Champ seine Werks-RG auf den sechsten WM-<br />
Rang, wobei er die gesamte Saison 1975 noch stark mit<br />
den Folgen seines Horrorsturzes in Daytona zu kämpfen<br />
hatte. Doch 1976 änderte sich alles. Viele Piloten,<br />
die ihn im Vorjahr noch geschlagen hatten, standen<br />
entweder ohne konkurrenzfähiges Material da oder<br />
hatten die Teams gewechselt, während die RG immer<br />
besser wurde – nicht nur schneller, sondern auch zuverlässiger,<br />
was mindestens genauso wichtig war.<br />
Der einzige Rivale, der Sheene wirklich Sorgen bereitete,<br />
war Johnny Cecotto, der schon Anfang 1976 in<br />
Daytona mit seinem Zweikampf mit Kenny Roberts für<br />
Furore sorgte. „Ich fürchtete, dass Johnny meine Hoffnungen<br />
durchkreuzen könnte. Im Jahr zuvor habe ich<br />
bei unseren Duellen bei den 750ern gesehen, wie<br />
schnell er mit seinem sanften, eher unspektakulären<br />
Fahrstil war. Wir waren uns nicht sicher, was er mit der<br />
500er-Werks-Yamaha anstellen könnte.“ Doch die Sorgen<br />
waren unbegründet, weil sich Yamaha 1976 eine<br />
Auszeit nahm, um eine neue 500er zu konstruieren, die<br />
die RG schlagen sollte. Cecotto hatte Daytona auf einer<br />
brandneuen 750er-OW31 gewonnen. Doch seine 500er<br />
war eine 1975er-Maschine, betreut von Venemoto.<br />
„Die RG war 1976 viel besser, sowohl antriebsseitig<br />
als auch beim Handling“, erzählte mir Cecotto. „Dass<br />
ich das Angebot von Suzuki damals abgelehnt hatte,<br />
war ein Fehler. Doch das schmälert den Erfolg von Barry<br />
nicht im Geringsten, er fuhr in diesem Jahr einfach<br />
brillant!“ Zum Leidwesen von Cecotto war sogar der<br />
brandneue RG 500-Production Racer deutlich schneller<br />
als dessen OW29. Beim Versuch, mit all den Privatfahrern<br />
auf ihren käuflichen RG 500 mitzuhalten, stürzte<br />
er so oft, dass er sich in Assen bei der Dutch TT mangels<br />
Ersatzteilen aus der 500er-WM verabschiedete, um sich<br />
<strong>10</strong>8 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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BARRY SHEENES STATISTIK 1976<br />
Barry Sheene hatte 1976 den Weltmeistertitel in<br />
der Königsklasse fest im Blick<br />
25.4. GP Frankreich in Le Mans<br />
Pole-Position und Sieg mit 3,8 Sekunden<br />
Vorsprung auf Johnny Cecotto (Yamaha)<br />
2.5. GP Österreich, Salzburgring<br />
Pole-Position und Sieg, 13,4 Sekunden<br />
Vorsprung auf Marco Lucchinelli (Suzuki)<br />
16.5. GP Italien in Mugello<br />
Zweiter Startplatz. Sieg über Phil Read<br />
(Suzuki) mit 0,1 Sekunden Vorsprung<br />
<strong>10</strong>.6. TT auf der Isle of Man<br />
Nicht angetreten. Das Rennen gewann<br />
Tom Herron (Yamaha)<br />
26.6. GP Niederlande in Assen<br />
Pole-Position und Sieg. Vorsprung auf<br />
Pat Hennen (Suzuki): 45,6 Sekunden<br />
4.7. GP Belgien, Spa-Francorchamps<br />
Pole-Position. Im Rennen nur zweiter Platz<br />
nach Problemen mit der Benzinversorgung.<br />
Sieger: John Williams (Suzuki)<br />
25.7. GP Schweden in Anderstorp<br />
Zweiter Startplatz. Sieg mit 34,2 Sekunden<br />
Vorsprung auf Jack Findlay (Suzuki)<br />
1.8. GP Finnland in Imatra<br />
Startverzicht. Sieger: Pat Hennen<br />
22.8. GP Tschechoslowakei in Brünn<br />
Startverzicht. Sieger: John Newbold (Suzuki<br />
RG 500)<br />
29.8. GP Deutschland, Nürburgring<br />
Startverzicht. Sieger: Giacomo Agostini auf<br />
der MV Agusta 500
SPORT I<br />
Die Grand Prix-Saison 1976<br />
GP Italien in Mugello:<br />
Barry Sheene im Zweikampf<br />
mit Giacomo<br />
Agostini, hier auf der<br />
RG 500, die er von Suzuki<br />
Italien erhalten<br />
hatte. Ago wechselte<br />
in der WM 1976 zwischen<br />
Suzuki RG 500<br />
und MV Agusta 500<br />
auf die Meisterschaften in der 350er- und Formula<br />
750-Klasse zu konzentrieren.<br />
Die enorme Leistung der käuflichen RG-Renner war<br />
aber nicht nur für Cecotto ein Problem, sondern beunruhigte<br />
auch Sheene. Er wusste um deren Stärken, seit<br />
er bei einem Japan-Besuch sowohl die Werksmaschine<br />
als auch den RG-Production Racer auf der Suzuki-Teststrecke<br />
in Ryuyo vergleichen konnte. „Auf der käuflichen<br />
RG 500-Rennmaschine war ich nur eine halbe<br />
Sekunde langsamer...“<br />
Der Production-Renner – er kostete 1976 rund<br />
<strong>10</strong> 000 Pfund – verwandelte die Grand Prix-Szene. Im<br />
Gegensatz zum reinrassigen Werksrenner (Bohrung x<br />
Hub 54 x 54 mm), der ein etwas breiteres Leistungsband<br />
und mehr Spitzenleistung besaß, war die käufliche RG<br />
kurzhubiger ausgelegt (Bohrung 56 mm, Hub 50 mm).<br />
Nach der Trennung von MV Agusta war auch Phil Read<br />
einer von vielen Privatfahrern, die Geld und Vertrauen<br />
in die käufliche RG 500 steckten. Der erste Fahrer, der<br />
WM-Titel in den Klassen 125, 250 und 500 cm³ gewonnen<br />
hatte, machte es Sheene in diesem Jahr am<br />
schwersten: In Mugello konnte der junge Fuchs den erfahrenen<br />
Wolf gerade mal um eine Zehntel schlagen!<br />
Read hätte Sheene das Leben vielleicht noch häufiger<br />
schwer machen können. Doch nach einem Krach<br />
mit seiner Ehefrau Madeleine packte Read nach dem<br />
ersten Trainingstag von Spa seine Sachen und fuhr<br />
nach Hause. Das war das Ende seiner Rennfahrerkarriere,<br />
als Grand Prix-Pilot wurde er danach nie wieder<br />
in einem Fahrerlager gesehen. Schade, denn auch die<br />
käufliche Suzuki RG 500 war 1976 absolut konkurrenzfähig,<br />
unter den besten 17 Piloten im Endklassement<br />
saßen immerhin 13 auf Suzukis Production Racer!<br />
Obwohl Sheene nach seinem furchtbaren Abflug in<br />
Daytona im Frühjahr 1975 ein nach außen hin heldenhaftes<br />
Comeback feierte, war seine körperliche Verfassung<br />
1976 tatsächlich nicht wirklich gut. Seine zertrümmerten<br />
Beine behinderten ihn vor allem bei den<br />
damals noch üblichen Schiebestarts. So sehr, dass er<br />
beim französischen Grand Prix in Le Mans sogar um<br />
Starthilfe bat, weil dort die Start-/Zielgerade ansteigt.<br />
Barry hatte sich problemlos für die Pole Position qualifiziert.<br />
Doch er fürchtete, dass er es nicht schaffen<br />
könnte, die RG bergan zum Laufen zu bringen. Daher<br />
wollte er von der letzten Reihe aus starten, wo ihm ein<br />
Mechaniker einen ordentlichen Schubs geben sollte.<br />
1<strong>10</strong> <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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Von solchen Extrawürsten wollten die Rennveranstalter,<br />
damals in der Mehrzahl eine zänkische, übellaunige<br />
Mischpoke, jedoch nichts wissen. Sheenes Anfrage<br />
wurde abgeschmettert. Er musste von der Pole starten,<br />
selbst auf die Gefahr hin, dass er dabei hinfallen und<br />
möglichweise sogar angefahren werden könnte. Doch<br />
Sheene, der listige Fuchs, hatte einen Plan, sollte der<br />
Schiebestart misslingen: „Ich habe den Fahrer meines<br />
Transporters angewiesen, dass er in diesem Fall über<br />
die Boxenmauer springen und mich anschieben soll.<br />
Selbst, wenn er dafür jemanden eins auf die Schnauze<br />
geben müsste.“ Doch Sheene brachte seine RG zum<br />
Laufen, allerdings war da das halbe Feld bereits an ihm<br />
vorbeigeprescht. Was ihn nicht daran hinderte, als Erster<br />
die Ziellinie zu queren. „Die Schiebestarts bei allen<br />
Grand Prix waren schwierig für mich, weil ich dabei<br />
mit meinem Hinkebein nie auf das nötige Tempo kam.<br />
Der einzige ordentliche Start gelang mir 1976 in Belgien,<br />
weil dort bergab gestartet wurde.“<br />
Doch zusammengezählt wird am Ende. Und das<br />
war für Sheene sehr erfreulich. Auch finanziell. Rund<br />
1<strong>10</strong> 000 Pfund hatte er in seiner ersten Weltmeister-Saison<br />
verdient. Nach heutigen Maßstäben wären das ungefähr<br />
300 000 Euro, was im Vergleich zu aktuellen<br />
Sportstars nicht besonders üppig ist. Dazu muss man<br />
allerdings wissen, dass man im England der 70er-Jahre<br />
für ein durchaus stattliches Haus mit vier Schlafzimmern<br />
nur etwa 11 300 Pfund (heute zirka 87 000 Euro)<br />
berappen musste. Natürlich war das nicht genug. Schon<br />
gar nicht für Sheene, der in typischer Rennfahrermanier<br />
bitter über die hohen Steuersätze jammerte.<br />
Sheene liebte das Geld und all die schönen Dinge, die<br />
man sich damit leisten konnte: Das Leben im Jetset, den<br />
Rolls-Royce mit dem persönlichen Kennzeichen 4BSR<br />
(später dann BS7), die Rolle eines Schürzenjägers und<br />
natürlich jede Menge Champagner.<br />
Hollywood-Star Steve McQueen nannte seine enormen<br />
Gagen oft „Fuck-off money”, gaben sie ihm doch<br />
die Freiheit, Filmbosse rasch hinauszukomplimentieren,<br />
wenn sie ihm Rollen anboten, die er nicht mochte.<br />
Sheene war ganz ähnlich gestrickt. Selbst die besten<br />
Fahrer mussten nämlich akzeptieren, dass sie an Grand<br />
Prix teilnehmen mussten, bei denen es wenig zu verdienen<br />
gab. Nur so hatten sie die Chance, durch Erfolge<br />
in ein Werksteam aufzusteigen. Einer der ersten Gedanken<br />
von Barry nach dem Titelgewinn in Anderstorp<br />
war daher, den Promotern der drei restlichen 1976er-<br />
Rennen abzusagen – das nötige „Fuck-off money“ hatte<br />
er ja nun. „Am nächsten Morgen wurde mir bewusst,<br />
dass ich nicht mehr in Finnland für ein paar Kröten antreten<br />
oder gar in die Tschechoslowakei reisen musste,<br />
einem Land, dessen System ich hasste.“<br />
Stattdessen war Sheene so frei, bei jenen Rennen<br />
ohne WM-Status an den Start zu gehen, bei denen<br />
großzügige Startgelder bezahlt wurden, insbesondere<br />
natürlich für einen Weltmeister. Im Herbst 1976 bot<br />
man ihm für einen 500er-Lauf in Mugello umgerechnet<br />
rund 65000 Euro an. Doch Sheene sagte ab, weil er den<br />
Kurs verabscheute, nachdem dort beim Italien-GP in jenem<br />
Jahr zwei Fahrer ihr Leben ließen. Stattdessen<br />
startete er in Brands Hatch, „für weniger als die Hälfte“.<br />
Sheene arbeitete weiter hart daran, die Fangemeinde in<br />
seinem Heimatland zu vergrößern. „Was ich wollte,<br />
war eine freie Stunde nach jedem Rennen, in der ich<br />
Autogramme geben und für die Leute da sein konnte.“<br />
Letzter Grand Prix-Sieg für MV Agusta<br />
Einer, der ebenfalls genau wusste, wie es sich anfühlt,<br />
ein umjubelter Grand Prix-Weltmeister zu sein, war<br />
Giacomo Agostini. Doch gegen Sheene, den jugendlichen<br />
Popstar, hatte der 15-fache Weltmeister 1976<br />
einen schweren Stand. Sein Stern war am Sinken – wie<br />
jener der Viertakter von MV Agusta im GP-Sport. Was<br />
viele bedauerten, denn deren schwer zu beschreibender<br />
Sound klang wie ein Duett von Maria Callas und Sid<br />
Vicous, begleitet von Stargeiger Yehudi Menuhin und<br />
Keith Moon am Schlagzeug. Eine Anhäufung von Missklängen,<br />
die Gänsehaut erzeugte. Und dabei die Geschichte<br />
vom Kampf einer alten Technik vertonte, die<br />
gegen die neue auf verlorenem Posten stand.<br />
Unten links: Ago mit<br />
seinen Mechanikern<br />
Mac Mackay und Nobby<br />
Clarke bei einem<br />
nicht zur WM zählenden<br />
Lauf in Imola.<br />
Daneben: Ago auf der<br />
350er-MV bei seiner<br />
überlegenen Siegesfahrt<br />
in Assen 1976
SPORT I<br />
Die Grand Prix-Saison 1976<br />
Mit Sicherheit nicht<br />
sicher: Agostini mit<br />
der MV Agusta 350<br />
beim WM-Lauf im<br />
finnischen Imatra.<br />
Auslaufzonen und<br />
Sicherheitsvorrichtungen<br />
waren 1976<br />
noch sehr selten<br />
Ago konnte am Kabel seiner 500er-Vierzylinder-<br />
MV ziehen wie er wollte, doch gegen einen Privatfahrer<br />
wie Stu Avant auf Suzukis RG 500-Production Racer<br />
hatte er 1976 auf dem ultraschnellen Salzburgring keine<br />
Chance mehr. Mit seiner <strong>10</strong> 000-Pfund-Suzuki verblies<br />
der junge Australier ganz locker das beste und<br />
schnellste Motorrad, das die weltberühmte Rennabteilung<br />
von MV jemals gebaut hatte. Kein Wunder, dass<br />
dieser Lauf der letzte von Agostini als Vollzeit-Pilot<br />
einer MV Agusta 500 war. Bereits 1973 hatte der italienische<br />
Multi-Champ die Zeichen der Zeit erkannt, die<br />
vom drohenden Ende der Viertakter im GP-Sport kündeten<br />
– und sich von der aristokratischen Marke abgewandt.<br />
Mit Erfolg: 1974 gewann er den 350er-Titel auf<br />
einer vom Werk unterstützten Zweizylinder-Yamaha<br />
TZ 350, um 1975 mit der Vierzylinder-OW26 die erste<br />
WM für einen Zweitakter in der Königsklasse zu holen.<br />
Trotz dieses historischen Titelgewinns stellte Yamaha<br />
sein Werksengagement für 1976 ein, was Agostini erneut<br />
in die offenen Arme von MV trieb. Obwohl die<br />
Zweitakter eindeutig schneller waren, gab es immer<br />
noch eine große emotionale Verbundenheit zu den Mechanikern<br />
und Ingenieuren von MV, mit denen er ein<br />
gutes Jahrzehnt lang so viele Erfolge feierte. Beim Titelgewinn<br />
auf der Werks-Yamaha 500 konnte Agostini<br />
den MV-Piloten Phil Read nur knapp schlagen. So ganz<br />
chancenlos schien der Viertakter also noch nicht.<br />
Doch bei MV schwand der Glaube daran zusehends,<br />
sie fuhren die Mittel für die Rennabteilung immer weiter<br />
zurück. Ausschlaggebend für die erneute Zusammenarbeit<br />
mit Agostini waren für MV letztlich die<br />
Sponsorengelder in Höhe einer stattlichen sechsstelligen<br />
Summe, die der italienische Starpilot mitbrachte.<br />
Die Tabakbosse bezahlten nicht nur für Agos Talent,<br />
sondern erhofften sich über ihn den Zugang zum<br />
Jet-set, weil dessen Glamour dem Image der eigenen<br />
Zigarettenmarken förderlich sein könnte.<br />
„Ich wollte es wieder mit MV versuchen“, erklärte<br />
mir Ago. „Aber natürlich war mir klar, dass die Zweitakter<br />
immer stärker wurden, während die Mechaniker in<br />
Cascina Costa die Viertaktmotoren bereits ausgereizt<br />
hatten. Wir wussten daher alle, dass es verdammt<br />
schwierig werden würde.“ Das wurde es in der Tat.<br />
Beim ersten Grand Prix der Saison in Le Mans kam Ago<br />
nur auf Platz fünf ins Ziel, mit einer Minute Rückstand<br />
auf den Sieger, Barry Sheene auf der Werks-Suzuki. In<br />
Salzburg reichte es nur zu Platz sechs, hinter Sheene<br />
und vier RG 500-Production Racern! Das war Ago zu<br />
viel: Er fuhr nach Hause und besorgte sich einen<br />
Square-Four-Zweitakter von Suzuki Italien. Für den<br />
Rest der Saison reiste er mit zwei Lkw und einer exquisiten<br />
Flotte an GP-Maschinen durch Europa: Um die<br />
MV Agusta 350 und 500 kümmerten sich Arturo Magni<br />
und seine Crew, während Mac Mackay und Nobby<br />
Clarke an der RG 500 und einer 750er-Yamaha OW31<br />
schraubten. „Die 500er von Suzuki und MV nahmen<br />
wir zu jedem Rennen mit“, erinnert sich Ago. „Die RG<br />
war schneller, doch für einige Strecken schien mir die<br />
MV mit ihrer viel weicher einsetzenden Leistung einfach<br />
passender, speziell natürlich bei Regenwetter.“<br />
Im Vergleich zum Vorjahr, als Phil Read ihm das Leben<br />
so schwer machen konnte, hatte sich die MV technisch<br />
kaum verändert. Der kurzhubige Vierzylinder<br />
leistete <strong>10</strong>3 PS bei 14 300/min und wog 155 Kilogramm,<br />
trotz des neuen Doppelschleifenrahmens und der<br />
hochgezogenen Schalldämpfer. Der RG 500-Production<br />
Racer leistete etwa zehn PS mehr und brachte 15 Kilogramm<br />
weniger auf die Waage, erwies sich jedoch als<br />
anfällig – mit ihm kam Agostini 1976 bei keinem einzigen<br />
Grand Prix ins Ziel. Besser klappte es dagegen mit<br />
der 350er-MV. Deren Vierzylinder war eine Neukonstruktion,<br />
die bis 16 000 Touren drehte. „Die 350er-MV<br />
hatte etwas mehr Power als die TZ 350, doch die Yamaha<br />
war natürlich deutlich leichter und viel handlicher.<br />
Nachdem ich 1974/75 die TZ gefahren war, dachte ich<br />
beim Umstieg auf die MV, dass sie viel langsamer sei.<br />
Ich glaubte nicht, mit ihr je gewinnen zu können, doch<br />
in Wirklichkeit waren die Rundenzeiten fantastisch.“<br />
Zum Leidwesen von Agostini war die 350er-MV<br />
ähnlich unzuverlässig wie seine Suzuki RG 500. Bei<br />
sieben von acht 350er-GP-Läufen fiel er wegen technischer<br />
Gebrechen aus, deren Bandbreite sich von Kol-<br />
112 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />
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enschäden über abgerissene Ventile und Kupplungsrutschen<br />
bis hin zu Zündungsdefekten erstreckte. Doch<br />
in Assen passte endlich alles, er gewann das 350er-Rennen<br />
mit 24 Sekunden Vorsprung auf Yamaha-Pilot<br />
Patrick Pons. „An diesem Tag lief der Motor perfekt. Es<br />
war fantastisch, in Assen vor so einer gewaltigen<br />
Zuschauerkulisse zu gewinnen.“ Ein historischer Sieg,<br />
denn es war der letzte eines Viertakters bei den 350ern.<br />
Als der WM-Zirkus zwei Monate darauf zum Saisonfinale<br />
am Nürburgring gastierte, war Agostini in<br />
beiden Meisterschaften nicht mehr unter den Top Ten.<br />
Er hatte also nichts mehr zu verlieren. Da vor dem Rennen<br />
bedrohliche Wolken aufzogen, entschied er sich<br />
bei den 500ern für die MV, obwohl er im Training mit<br />
der RG schneller war. Das war jedoch nicht nur reiner<br />
Pragmatismus. „Natürlich war die MV im Regen besser<br />
fahrbar. Ich wusste aber auch, dass dies die letzte Chance<br />
für mich bedeutete, mit einer MV zu gewinnen. Es<br />
war also auch eine emotionale Entscheidung.“ Mit der<br />
er sich bei Magni und dessen Mechanikern bedanken<br />
wollte, die ihn zum erfolgreichsten Motorradrennfahrer<br />
gemacht hatten.<br />
Suzuki-Pilot Virginio Ferrari startete von der Pole,<br />
doch als Ago seinen Viertakter zum Schreien brachte,<br />
war er auf und davon, frenetisch angefeuert von den<br />
Fans. „Während des Rennens regnete es nur leicht, was<br />
die Sache besonders schwierig machte“, erinnert sich<br />
Ago. An diesem Tag war er schneller als alle anderen.<br />
Viel schneller, weil die MV gerade im Teillastbereich<br />
viel besser am Gas hing als die Zweitakter.<br />
Langsame Motorräder, unzählige Technikprobleme<br />
und viele Enttäuschungen hatten Agostini in der Saison<br />
1976 heftig zugesetzt. Bei einigen Rennen wurde er sogar<br />
ausgebuht, weil ihm die Fans fehlenden Einsatz unterstellten.<br />
Beim Rennen auf dem Nürburgring war davon<br />
nichts zu spüren. Ago gab alles, um die Zweitakter<br />
hinter sich zu lassen – im Ziel hatte er fast eine Minute<br />
Vorsprung vor Marco Lucchinelli auf der RG 500!<br />
„An diesem Tag wollte ich unbedingt gewinnen“, so<br />
Ago. „Es war unglaublich emotional, zum Ende meiner<br />
Karriere nochmals mit einer MV Agusta zu siegen. Am<br />
Nürburgring passte einfach alles: Motor, Handling,<br />
Bremsen und der Fahrer!“ Es war ein historischer Sieg<br />
– der letzte für einen Viertakter bei den 500ern. ◻<br />
Auf dem schnellen<br />
Salzburgring war<br />
Agostini 1976 mit<br />
seiner 500er-MV sogar<br />
gegen Privatfahrer<br />
wie Stu Avant auf<br />
einem Suzuki RG 500-<br />
Production Racer weitgehend<br />
chancenlos
VORSCHAU I<br />
Ausgabe 11/<strong>2016</strong> erscheint am 7. Oktober <strong>2016</strong><br />
Foto: Markus Jahn<br />
Foto: Marcel Schoch<br />
Stoppelhopser<br />
BMW hatte mit der R 80 G/S bewiesen, dass sich ein Zweizylindermotor<br />
bestens für den gemischten Einsatz auf und<br />
abseits befestigter Wege eignet. Und war damit auch ein Wegbereiter<br />
für die italienischen Zweizylinder-Enduros. Wie zum<br />
Beispiel der Cagiva Elefant 650 und der Moto Guzzi V 65 TT<br />
BROUGH-<br />
SPEZIALIST<br />
Die Motorräder des<br />
George Brough konnten<br />
sich nur etwas<br />
bessere Herrschaften<br />
leisten. Das ficht den<br />
bodenständigen Elektriker<br />
Kurt Harries<br />
nicht an, längst gilt<br />
er als anerkannter<br />
Spe zialist für die<br />
edlen Briten-Bikes<br />
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ZENTRIEREN<br />
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an Speichenrädern zeigt unser Experte,<br />
wie man die korrekte Spannung<br />
der Speichen einstellt und<br />
wie sich ein Höhen- oder Seitenschlag<br />
der Felge korrigieren lässt<br />
Foto: Fred Siemer<br />
IMPRESSUM<br />
ISSN 0937-9495<br />
<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />
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