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Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria

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und Pongau in der Vergangenheit begünstigt haben, verhindern aber deren Bewirtschaftung<br />

im Haupterwerb. Hat die Förderung der ländlichen Entwicklung Einkommensquellen in au-<br />

ßerlandwirtschaftlichen Berufen gefestigt, so löst sie auch Rationalisierungen in den Berg-<br />

bauernbetrieben aus: viele Nebenerwerbslandwirte stellen auf Mutterkuhhaltung um und ha-<br />

ben für „Extras“, wie kleine Wiederkäuer, keine Zeit mehr. Dazu kommt die Verdrängung der<br />

traditionellen <strong>Ziegen</strong>- und auch Schafalpung durch die unvergleichlich einkommensstärkere<br />

Jagdwirtschaft (vgl. Kapitel 1.2. und 5.4.). Viele Bauern tolerieren sogar extremen Wildver-<br />

biss im Almwald, weil die Jagdpacht so hoch ist (ÖKL 2001, S. 77). Manchmal koordinieren<br />

sich auch Jagdausübende und Forstwirte im Kampf gegen <strong>Ziegen</strong>alpung. Tatsächlich verursa-<br />

chen kleine Wiederkäuer, wie auch jede beliebige andere Weidetierart, ja sogar Schalenwild,<br />

nur dann die gefürchteten Waldschäden, wenn die Beweidungsintensität zu hoch ist (LÖHLE &<br />

LEUCHT 1997). Es ist wohl keine Frage, dass einer Nutztierart, die erfolgreich beim Schwen-<br />

den hilft, keine Aufforstungen vorgesetzt werden dürfen! Beide auseinander zu halten wird<br />

bei gutem Willen auch gelingen (MAYDELL 1988).<br />

Im Gegensatz zu Südfrankreich, wo die Konkurrenz um Land zwischen städtischen Zweit-<br />

wohnsitzen und Weideland der Ausbreitung der beiden alten Lokalziegenrassen entgegen-<br />

wirkt (BERTAGLIA et al. 2004), bildet die Ressource alpines Grünland in Salzburg nicht den<br />

beschränkenden Faktor; dies besorgt vielmehr die weder ökologisch noch wirtschaftlich ge-<br />

rechtfertigte Territorialität der Jagdleidenschaft. Damit unterscheidet sich die Problematik<br />

autochthoner Bergziegen- und -schafrassen auch deutlich von anderen alten <strong>Rassen</strong>, wie zum<br />

Beispiel dem Pentro Pferd Italiens (ROOSEN et al. 2004), dessen Bestand durch die Aufgabe<br />

einer alten bäuerlichen Lebensform, die Transhumanz mit Weidetierherden, bedroht ist. Eine<br />

politische Lenkung hat daher auch jene Nutzungskonflikte, die der Erhaltung alter <strong>Rassen</strong><br />

kleiner Hauswiederkäuer entgegenstehen, mit zu berücksichtigen und muss auch die soziale<br />

Stellung der Züchter stärken (MORAND-FEHR 2004).<br />

Viele Bergbauernbetriebe wären ohne öffentliche Gelder – trotz außerlandwirtschaftlichem<br />

Nebeneinkommen – überhaupt nicht lebensfähig (ÖKL 2001) und könnten sich daher alte<br />

<strong>Rassen</strong> gar nicht leisten. Wie stark Förderungen die Bestandesgröße und Verbreitung auto-<br />

chthoner <strong>Rassen</strong> beeinflussen, lässt sich gut an Bergziegenrassen zeigen: die Populationen der<br />

geförderten Pinzgauer und Tauernscheckenziegen sind ungleich größer als die der nicht ge-<br />

förderten Pfauen- und Strahlenziegen. Dennoch ist die Behauptung von JONES et al. (2004, S.<br />

10) unrichtig, dass Österreich nur Marketing-Strategien für autochthone <strong>Rassen</strong> hat; im Ge-<br />

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