Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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6. WEGE IN DIE ZUKUNFT<br />
Die traditionelle alpine Schaf- und besonders die <strong>Ziegen</strong>haltung in Pinzgau und Pongau be-<br />
wegen sich in mehrfacher Hinsicht in Randzonen: die Bestände bestehen überwiegend aus<br />
Landschlägen ohne Rassezucht; der natürliche Sommer-Lebensraum liegt auf ertragsarmen<br />
Böden und zu exponiert für Großvieh; insofern wäre ein landwirtschaftliches Nebeneinkom-<br />
men grundsätzlich ohne größeren Aufwand möglich; der Betrieb liegt aber meist so dezentral<br />
zu größeren Absatzmärkten, dass eine Intensivierung der Milch- oder Fleischproduktion aus<br />
kleinen Wiederkäuern, also auch ihr Austausch gegen Hochleistungsrassen, bei der Ziege<br />
kaum, beim Schaf wenigstens im Bereich der Lämmermast interessant ist. Zwar ermöglicht<br />
die Zucht alter, vom Aussterben bedrohter und im Rahmen des ÖPUL geförderter <strong>Rassen</strong> in<br />
den letzten Jahren Einkommenssteigerungen, doch verlangt sie den Züchtern einige Konse-<br />
quenz ab, von den Kosten gar nicht zu sprechen (Kapitel 5.3.). Auch ist die Nachfrage nach<br />
Zuchttieren rassenweise sehr unterschiedlich. BERTAGLIA (2004) versucht, Gemeinsamkeiten<br />
landwirtschaftlicher Randlagen in EU-Staaten und Rumänien, in denen alte <strong>Rassen</strong> vorkom-<br />
men, anhand eines „Marginalitätsindex“ zu verdeutlichen, der auf geographischen und wirt-<br />
schaftlichen Parametern aufbaut: dieser Index ist nicht nur negativ korreliert mit der Wahr-<br />
scheinlichkeit für eine Weiterentwicklung der Zucht kleiner Wiederkäuer, sondern auch posi-<br />
tiv mit dem Vorhandensein von traditioneller Schaf- und <strong>Ziegen</strong>zucht, was weiter nicht ver-<br />
wundern darf, wurden doch die Stichproben just in Hauptzuchtgebieten alter <strong>Rassen</strong> gezogen<br />
– ein Einwand, den der Autor auch selbst anspricht. Was bei uns für die alten <strong>Rassen</strong> kleiner<br />
Wiederkäuer gilt, prägt die Situation für <strong>Ziegen</strong> weltweit: überwiegend findet man sie in<br />
Kleinlandwirtschaften, zur Subsistenzwirtschaft, als Nebeneinkommen und in Ungunstlagen<br />
(MORAND-FEHR 2004)<br />
6.1. Zur Verantwortung der öffentlichen Hand<br />
Während die Bevölkerung der Gebirgsregionen Österreichs die traditionelle Haltung kleiner<br />
Wiederkäuer noch als Teil ihrer heimischen Kultur wahrnimmt, hat die Gesellschaft auf staat-<br />
licher Ebene ein Bewusstsein des Seltenheitswertes alter Haustierrassen für die Biodiversität<br />
und als kulturelles Erbe entwickelt. Wenngleich eine kontrollierte Herdebuchzucht das Ziel<br />
sein sollte, sind kleine Wiederkäuer auch in Form von „Landrassen“ ein Beitrag zur geneti-<br />
schen Vielfalt (s. Kapitel 5.2.) und außerdem für Landschaftspflege und Selbstversorgung<br />
wertvoll. Dieselben Umstände, die das Überleben der autochthonen <strong>Ziegen</strong>rassen im Pinzgau