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Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria

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KLEINE HAUSWIEDERKÄUER ALS FUTTER FÜR BÄREN ALSO! – Da kann die<br />

Schaf- und <strong>Ziegen</strong>bauern keineswegs beruhigen, dass der Durchschnitt gerissener <strong>Schafe</strong> bei-<br />

spielsweise in Kärnten bei zehn Stück im Jahr (HATZENBICHLER 2003) liegt. Allein auf der<br />

Walchenhochalm in Fusch an der Glocknerstraße wurden im Sommer 2003 auf 1760 m See-<br />

höhe von einem Bären über ein Monat verteilt 14 Texel-Zuchtschafe gerissen (Franz WART-<br />

BICHLER, Zell am See, mündl. Mitt. 2003). Die Risse waren so untypisch, dass der Nachweis<br />

des Verursachers etliche Zeit beanspruchte, schließlich aber doch anhand von Fußspuren und<br />

Haarresten eindeutig gelang. Im Lungau wurden 2004 ebenfalls im Juli zwei <strong>Schafe</strong>, ein Tiro-<br />

ler Bergschaf und ein Juraschaf, vom Braunbären gerissen (SALZBURGER BAUER 8. JULI 2004,<br />

S. 12). Auf einer Alm bei Hermagor wurden im August 2004 25 <strong>Schafe</strong> gerissen; ebenfalls im<br />

August wurde ein Kalb angefallen und halb gefressen (SALZBURGER LANDESVERBAND FÜR<br />

SCHAFE UND ZIEGEN 2004). Die Einrichtung von „Bärenanwälten“ soll zwar die Entschädi-<br />

gungszahlungen für solche Verluste garantieren, doch liegt die Schwierigkeit für Landwirte in<br />

der Beweisführung. Wie soll ein Schafbesitzer zum Beispiel nachweisen, dass seine Tiere an<br />

Felswänden abgestürzt sind, weil sie vor Bären in Panik gerieten? – Wenngleich der Geldwert<br />

eines Fleischschafes relativ leicht zu bestimmen und ersetzen ist, fehlt beim echten Züchter<br />

jegliches Verständnis für die Willkür dieses Verlustes, kann doch der ideelle Wert von jahre-,<br />

oft jahrzehntelanger Zuchtarbeit, der auch ein bestimmtes Mensch-Tier-Verhältnis mit um-<br />

fasst, nicht bemessen werden. Im wahrsten Sinne des Wortes unermesslich wird der Schaden,<br />

wenn ein Bär einmal gelernt hat, sich an einer gekoppelten Herde gefährdeter <strong>Ziegen</strong>- oder<br />

Schafrassen zu bedienen, wo jedes Einzeltier außer seiner Wirtschaftlichkeit im Betrieb einen<br />

unwiederbringlichen genetischen Wert besitzt.<br />

Dies ist nun kein Konflikt mehr, den Tierzüchter und Artenschützer quasi untereinander aus-<br />

zumachen haben; er betrifft die gesamte Gesellschaft, die den Schutz von wilden und kulturell<br />

geschaffenen Arten als Teil der Natur und zugleich als Erbe der eigenen Kultur versteht. Wa-<br />

ren Großcarnivoren früher ernstzunehmende Bedrohungen der Selbstversorgung und des sehr<br />

bescheidenen Einkommens von Bauern (EIBERLE 1986), so sind sie es heute für In-Situ-<br />

Haltungen von genetischen Ressourcen und lebenden Kulturgütern, als die der westliche Zivi-<br />

lisationsmensch seine alten Haustierrassen erkannt hat. – In der Schweiz spricht man von ei-<br />

ner notwendigen Interessensabwägung zwischen Schafalpung und Natur- und Artenschutz<br />

(INFODIENST WILDBIOLOGIE & OEKOLOGIE 1999), also einem Entweder – Oder. Wo die Le-<br />

bensräume von Großcarnivoren mit Weidegebieten überlappen, können Übergriffe auf die

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