Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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Jahr 2003 gab die SALZBURGER LANDWIRTSCHAFTSKAMMER eine Farbbroschüre über ihre<br />
Tätigkeit heraus, die an alle landwirtschaftlichen Betriebe im Land verschickt wurde; in dieser<br />
wurden alle bewirtschafteten Tierarten bis zur Biene minutiös angeführt, die <strong>Ziegen</strong>haltung<br />
aber mit keinem einzigen Wort erwähnt!<br />
Wenn die <strong>Ziegen</strong> schon insgesamt immer wieder totgeschwiegen werden, welcher Stellenwert<br />
kommt dann erst den alten <strong>Rassen</strong> unter ihnen zu? Sichtlich muss die Öffentlichkeitsarbeit<br />
ganz entscheidend verstärkt werden, um das Bewusstsein für den Wert dieser Tiere, den unse-<br />
re Gesellschaft in Willenserklärung und Förderungsaufbringung insgesamt schon bestätigt,<br />
auch für jeden Einzelnen nachvollziehbar zu machen. Ganz großes Verdienst kommt darin<br />
den Tiergärten zu, die alte <strong>Rassen</strong> gewissermaßen zum Angreifen präsentieren (Fotos 5.3. und<br />
5.4.): allen voran zeigen die Tiergärten Wien-Schönbrunn und Innsbruck mehrere gefährdete<br />
<strong>Rassen</strong> kleiner Wiederkäuer in jeweils einigen Exemplaren und tragen auch zur Herdebuch-<br />
zucht bei. Die beste Werbung wäre freilich die Begegnung mit alten <strong>Ziegen</strong>- und Schafrassen<br />
auf der Alm (Foto 5.5.). Beispielsweise haben die Besucher der Nationalparkregion Hohe<br />
Tauern überwiegend schon vom Bären gehört (s. u.), dass hier Tauernschecken heimisch sind,<br />
wissen aber die wenigsten; für Schulklassen scheint die Exkursionsmöglichkeit zu den Kop-<br />
peln der Züchter alter <strong>Rassen</strong> (vgl. Kapitel 4) immer noch ein Geheimtipp zu sein. Eine Stu-<br />
die, die das Sensitivitätsmodell Vester auf das Raurisertal anwendet (SCHOLL et al. 2001),<br />
erkennt, dass, obwohl die Landwirtschaft dort große „Dienstleistungen“ in Form von Land-<br />
schaftspflege erbringt, eine Verbindung von Landwirtschaft und Tourismus – trotz National-<br />
park – kaum vorhanden ist.<br />
5.5. Bio-kulturelle Vielfalt<br />
„Verbleibt als Motiv der Almbewirtschaftung indessen nur mehr die Sicherung attraktiver<br />
historischer Kulturlandschaftsformen, so entstünde dann ein groteskes Missverhältnis zwi-<br />
schen Aufwand und Pflegeertrag, wenn dazu ein eigener Erschließungsweg gebaut oder un-<br />
terhalten werden und Personal angestellt werden müsste.“ (RINGLER 1984, S.27).<br />
Die Rückwendung zur Natur, das Verständnis von Natur als etwas Schützenswertem ist eine<br />
Kompensationsbewegung der westlichen Industriegesellschaft und damit eine Funktion dieser<br />
Kultur. Nicht allein natürliche Erscheinungen, Naturschutz selbst wird zum kulturellen Gut.<br />
Eine Fülle von Vereinbarungen und Staatenkonventionen spiegeln die ihnen entgegenge-<br />
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