Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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kreuzungen (ebd.) als zu alten Schafrassen. In den Alpen scheint die überkommene Nutzung<br />
des <strong>Schafe</strong>s als Fleischtier – die Produktion von Schafwolle ist seit den 1960er Jahren unren-<br />
tabel – und der Ziege als Milchtier bis in die heutige Zeit hinein fortzuwirken, allerdings mit<br />
unterschiedlichen Folgen für alte <strong>Rassen</strong>: die alten Bergziegenrassen geben hinreichend viel<br />
Milch für eine almwirtschaftliche Nutzung, so dass die Nachfrage nach den modernen Milch-<br />
ziegenrassen, die aber der Anpassungen an die Gebirgsbedingungen (vgl. Kapitel 2) oft ent-<br />
behren, hier nicht aufkommt; ähnliches gilt für Fleischziegenrassen, wie die Burenziege, die<br />
ebenfalls im Gebirge nicht Fuß fassen konnte. Die Produktivität alter Schafrassen hingegen,<br />
wenn sie noch nicht züchterisch bearbeitet wurden, wie beispielsweise das Alpine Steinschaf,<br />
kann mit den fleischbetonten <strong>Rassen</strong> nicht mithalten, ist diesen aber andererseits hinsichtlich<br />
Alpungstauglichkeit nicht wesentlich überlegen. – Der überdimensionierte, träge Bergschaf-<br />
widder wird eine Lämmermast auf alpinem Grünland kaum stören!<br />
Schon die Versteigerungsergebnisse in Tabelle 5.2. zeigen, dass alte Schafrassen im Pinzgau<br />
wirtschaftlich kaum relevant sind. Das wegen seiner Urtümlichkeit so erhaltenswerte Alpine<br />
Steinschaf wird gerade deshalb kaum nachgefragt; seine ökonomische Nische ist noch nicht<br />
gefunden und die Erhaltungszuchten stehen erst am Anfang. – Beim Tiroler Steinschaf, beim<br />
Braunen Bergschaf oder beim Kärntner Brillenschaf ist es gelungen, alte Tradition mit Wirt-<br />
schaftlichkeit zu verbinden, oder gar zur Marke zu machen. Aber auch diese „ökonomisier-<br />
ten“ alten <strong>Rassen</strong>, die im Rahmen des ÖPUL ebenfalls gefördert werden, finden in Maishofen<br />
kaum Umsatz.<br />
5.4. Zur Stellung im Soziotop<br />
Versteht man den Soziotop als den gesellschaftlichen Raum, in dem sich jemand bewegt, so<br />
sind mehrere Ebenen umfasst: von den persönlichen Bindungen des täglichen Lebens über<br />
mehr oder weniger distanzierte Organisationen zur Vertretung der verschiedenen Interessen<br />
bei Staat und Behörden, weiters diese selbst mit Rechtssystem und Politik, bis zur anonymen<br />
Gesellschaft der Zeitgenossen unterschiedlicher Sozialisierungen und Weltverständnisse. Die<br />
gegenseitigen Beeinflussbarkeiten zwischen dem Einzelnen und jeder dieser Ebenen sind in<br />
der Regel ungleich.<br />
Wie in den meisten Gesellschaften hängt die soziale Stellung auch in Berglandwirtschaftssys-<br />
temen vom Einkommen ab: hier können die Halter kleiner Wiederkäuer weder mit den Groß-