Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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mähder und dergleichen eigens dafür geheut werden können (vgl. GALL 1982). WILSDORF´s<br />
Zusammenfassung (1918): „Der Hauptvorzug der <strong>Ziegen</strong>haltung ist die Erzeugung geldwerter<br />
Produkte aus Abfällen der Haus- und Gartenwirtschaft, und zwar bei so hoher Futterverwer-<br />
tung und Dankbarkeit, wie sie kein zweites Haustier aufzuweisen vermag.“ (S. 4) braucht nur<br />
noch mit dem Wort „Bergweide“ ergänzt zu werden.<br />
Die Besinnung auf alte <strong>Ziegen</strong>rassen zu Zwecken der Erhaltung der genetischen Vielfalt und<br />
als Ressource für zukünftige Nutzungen verlangt gewissermaßen eine wirtschaftliche Hybrid-<br />
situation. Der Aufwand für eine Rassezucht ist so groß, dass er einen eigenen Betriebszweig<br />
bilden sollte, der mögliche Gewinn daraus genügt aber diesem Anspruch – trotz öffentlicher<br />
Zuwendungen – kaum. Die genannten betriebswirtschaftlichen Bedingungen und die über-<br />
wiegend jagdliche Widmung weiter Almgebiete mit dem Alpungsverbot insbesondere für<br />
<strong>Ziegen</strong> rentieren eine Aufstockung des Produktionszweiges „<strong>Alte</strong> Bergziegenrassen“ nicht.<br />
Ohne ÖPUL-Förderung würden nur mehr ganz wenige Betriebe alte <strong>Rassen</strong> halten, und davon<br />
jeweils nur eine geringe Stückzahl, vielleicht zwei bis fünf <strong>Ziegen</strong>. So wertvoll eine weite<br />
Verteilung kleinerer Bestände alter Haustierrassen aus populationsgenetischer Sicht ist (vgl.<br />
WOKAC 2003a), so problematisch kann sich diese für den einzelnen Betrieb und damit für die<br />
Erhaltung alter <strong>Rassen</strong> auswirken: oft ist es unmöglich, einen für die wenigen <strong>Ziegen</strong> glei-<br />
chermaßen geeigneten Paarungspartner zu finden, was die Umstände der Herdebuchzucht<br />
relativ zur Tierzahl erhöht; auch kann der Verlust von Tieren, zum Beispiel durch Krankheit,<br />
für den einzelnen Betrieb unter Umständen das Aus seiner gesamten Zuchtgruppe bedeuten.<br />
Unter den heutigen Bedingungen wollen noch 12 von 16 befragten österreichische Züchter<br />
von Tauernschecken und Pinzgauer <strong>Ziegen</strong> so weitermachen wie bisher und vier davon sogar<br />
aufstocken (BERTAGLIA 2004). Dies erklärt sich wohl aus dem Idealismus, ohne den sich die<br />
Züchter alter Haustierrassen generell und diejenigen kleiner Wiederkäuer im Besonderen auf<br />
diese Sparte wohl gar nicht eingelassen hätten.<br />
Während bei <strong>Ziegen</strong> die Milchproduktion dort, wo die geeigneten Anbindungen vorhanden<br />
sind, rentabler ist als die Zucht, ist bei <strong>Schafe</strong>n eine Zucht heute grundsätzlich rentabler als<br />
die Fleischproduktion (RATSCHILLER 1990). Doch lässt sich der Aufwand dafür mit der Al-<br />
pung nicht vereinbaren: im Berggebiet gilt daher die Lämmermast als die relativ günstigste<br />
Bewirtschaftung von <strong>Schafe</strong>n (ebd.). Was an Alpungsmöglichkeit noch vorhanden ist (vgl.<br />
Tab. 2.3.), wird mit modernen Schafrassen bestoßen: Der Schaffleischproduzent extremer<br />
Berglagen greift eher zu Tiroler Bergschafen, zu reinen Fleischschafen oder zu Gebrauchs-<br />
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