Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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nachdem ihr Besitzer einen zentralen Unterstand mit regelmäßig beschickter Leckrinne er-<br />
richtet hatte (Foto 4.7.). Ab diesem Zeitpunkt betrug der tägliche Aktionsradius in Überein-<br />
stimmung mit der Grieswieser Herde in etwa einen halben Kilometer. Auch die Wanderbe-<br />
wegungen der Hochkaser Herde waren mit der Grieswieser vergleichbar: morgens richteten<br />
sich die <strong>Ziegen</strong> talwärts, in der zweiten Tageshälfte wieder hinauf, wobei sie oft bis zum<br />
Bergrücken aufstiegen und den deutlich unterhalb des Grates befindlichen Schlafplatz im Be-<br />
reich des Unterstandes erst bei Abenddämmerung aufsuchten. Bei Schönwetter lagerten die<br />
<strong>Ziegen</strong> oft auf dem Bergrücken.<br />
Die gleichen Vertikalbewegungen unternahm auch die Hinterglemmer Tauernscheckenherde:<br />
Die Nacht verbrachte sie bei Schönwetter auf der Bergkuppe des Reiterkogels, bei Regen<br />
entweder am Rand des Nadelwaldes auf den Nordhängen oder unter den verbliebenen Baum-<br />
gruppen auf der Reiterkogelalm. Zur Vormittagsweide stieg die Herde jeweils auf verschiede-<br />
nen Routen abwärts, wobei sie im Laufe der Alpungsmonate das gesamte Gebiet durchstreif-<br />
te. Weidegänge wurden nicht nur durch die Vertikale, sondern vor allem durch den Wechsel<br />
an Futterpflanzen bestimmt: sie führten immer über die Wiesenvegetation zu Zwergstrauch-<br />
beständen und Laubgebüsch, in denen häufig Mittagsrast gehalten wurde (vgl. Foto 4.8.) Ge-<br />
gen Abend bewegte sich die Herde in umgekehrter Richtung, wieder die verschiedenen Fut-<br />
tertypen aufsuchend. Dabei durchstreifte sie selten mehr als einige Hundert Meter Luftlinie.<br />
An Schalenwildarten können auf dem Hinterglemmer Reiterkogel Rotwild und Reh angetrof-<br />
fen werden. Sie haben ihre Einstände bevorzugt in den größeren Waldstreifen, in die die Zie-<br />
genherde normalerweise nicht eindringt. Die vergleichsweise weitläufigen Äsungsflächen<br />
werden hauptsächlich vom Rotwild, und dies vor allem in Mangelzeiten solange kein Schnee<br />
liegt, genutzt. Vereinzelt wechselt auch Gamswild durch. Ein relativ häufig anzutreffender<br />
Bewohner auf der Südseite des Reiterkogels ist der Feldhase, dem das kleinräumige De-<br />
ckungsangebot sehr entgegenkommt. Begegnungen zwischen Schalenwild und Hauswei-<br />
detieren sind sehr selten, was wohl an der starken menschlichen Präsenz in jenem Gebiet<br />
liegt: Zahlreiche Wanderer bevölkern im Sommer die Almwege und Forststraßen, die den<br />
Berg zwischen den Viehkoppeln netzartig überziehen.<br />
Obwohl die Alm kein ausdrückliches Strukturzentrum besitzt, hat sie die Standorttreue der<br />
Tauernscheckenherde fast eineinhalb Jahrzehnte lang gewährleistet. Maschendrahtzaun unter-<br />
halb, Wald beziehungsweise Graben seitlich und Wald auf der Rückseite des Berges verhin-