Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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2.1.4. Pfauenziege<br />
Die sogenannte Mantel- oder Schabrackenscheckung der Pfauenziege wirkt durch die fast<br />
vollständige Trennung des Körpers in eine weiße und eine schwarze Hälfte sowohl tarnend,<br />
etwa in wechselnden Licht-Schatten-Verhältnissen zwischen Felsen, als auch optisch körper-<br />
auflösend bei bewegten Herden. Die Bezeichnung „Pfau-“ leitet sich von „pfaven“ ab und<br />
bedeutet im Rätoromanischen „gefleckt“. Durch einen Schreibfehler wurde aus dem „V“ ein<br />
„U“. In manchen Gebieten der Schweiz bezeichnet man Pfauenziegen auch als Paven, Halbet-<br />
scha, Halbweiße, Naz-Ziege oder Razza Naz (Tessin) oder als Colomba (=Taube, Bergell)<br />
(ARBENZ 1996). Beschreibungen der Engadiner und der Prättigauer Ziege stimmen mit denen<br />
der Pfauenziege weitgehend überein. ANDEREGG (1887) beschreibt die Engadiner Ziege zwar<br />
in der Regel mit "halblangem" Haarkleid, es dürfte sich aber um die Vorläufer der heutigen<br />
Pfauenziege handeln (ALTMANN 1992). Die Tendenz, <strong>Ziegen</strong> aus hygienischen Gründen<br />
kurzhaarig zu züchten, ist ja auch bei anderen <strong>Rassen</strong> zu finden, obwohl das verlängerte<br />
Haarkleid gerade in den klimatischen Bedingungen der Hochalpen günstig ist. 1923 wurde die<br />
Pfauenziege in der Schweiz zur Gemsfarbigen Gebirgsziege gezählt. Im Zuge der "<strong>Rassen</strong>be-<br />
reinigung" von 1938, die auch vor der neutralen Schweiz nicht Halt machte, wurden Pfauen-<br />
ziegen als Varianten der Bündner Strahlenziege aufgefasst. Diesem Umstand verdankt die<br />
Rasse dort ihr Fortbestehen. Beispielsweise im Kanton Graubünden durften damals nur noch<br />
Gemsfarbige Gebirgsziegen und Bündner Strahlenziegen zur Zucht zugelassen werden. Alle<br />
anderen Lokalschläge oder <strong>Rassen</strong> wurden entweder als Farbvarianten einer dieser <strong>Rassen</strong><br />
zugeordnet oder ausgemerzt. In den nachfolgenden Jahren blieben im Kanton Graubünden<br />
und im Prättigau nur noch wenige Zuchtgruppen der Pfauenziege erhalten. In den Kantonen<br />
Glarus, Uri, Schwyz und Tessin überlebten gar nur wenige Exemplare (ALTMANN 1992).<br />
Nach Blutuntersuchungen an Schweizer Pfauenziegen handelt es sich um eine eigenständige<br />
Rasse. Verwandtschaftliche Beziehung bestehen zur Bündner Strahlenziege und zur Nera<br />
Vercasca, in deren Herden man gerne Pfauenziegen als Leittiere eingesetzt hatte.<br />
Aus Österreich sind so frühe Aufzeichnungen über <strong>Ziegen</strong>rassen nicht bekannt. Ob die Pfau-<br />
enziege ursprünglich auf die Schweiz beschränkt war, ist dennoch zu bezweifeln. Einen Beleg<br />
für das Vorkommen von Pfauenziegen im Jahr 1933 in Salzburg bildet das Foto 2.5. von der<br />
Steffialm auf dem Gaißstein in Hinterglemm, Salzburg. Die alte Breitfußbäuerin aus Maisho-<br />
fen, in deren Beisein das Bild entstanden war, berichtet von Pfauenziegen als üblicher Er-<br />
scheinung in gemischtrassigen Herden. Sie wurden vor allem als Milchtiere zur Produktion<br />
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