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Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria

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ZUSAMMENFASSUNG<br />

1. Mit der ab 1955 verstärkt einsetzenden Mechanisierung der Bergbauernbetriebe wurden<br />

viele Sennalmen aufgelassen, wodurch die Ziege ihre wirtschaftliche Bedeutung als Milchtier<br />

verlor. Über die darauf folgenden drei Jahrzehnte glich das reichhaltige Angebot an Zwerg-<br />

sträuchern und Sträuchern der nun überwiegend mit Galtvieh bestückten Almen diesen Rück-<br />

schritt aus. In dieser Zeit wuchs der Einfluss der Jagd erst ganz allmählich auf ihr heutiges<br />

Niveau. Beiden Umständen in einer Phase reduzierter Wirtschaftlichkeit, als aber der geneti-<br />

sche Wert autochthoner <strong>Rassen</strong> noch nicht erkannt war, verdanken etliche ihr Überleben.<br />

2. <strong>Alte</strong> Lokalnamen und Ansichten auf frühen Fotos weisen darauf hin, dass Pfauenziege und<br />

Strahlenziege, neben Tauernschecken, Pinzgauer Ziege und Alpinem Steinschaf, in Salzburgs<br />

Bergen mit großer Wahrscheinlichkeit autochthon sind.<br />

3. <strong>Ziegen</strong> benötigen als Mischfresser ein ausgewogenes Futterangebot: krautige Pflanzen,<br />

Zwergsträucher und Laubgehölze erreichen bei Bergziegen auf der Alm jeweils knapp ein<br />

Viertel der aufgenommenen Gesamtnahrung; den Rest bilden Gräser und Nadelbaumäsung<br />

zusammengenommen. <strong>Ziegen</strong> eignen sich daher besser als <strong>Schafe</strong> für die Bekämpfung von<br />

Buschwerk zur Pflege von Almen.<br />

4. <strong>Ziegen</strong> können mit zentralen Infrastrukturen zum Ruhen und Salzlecken auch unbehirtet<br />

auf Almen heimisch gemacht werden. In extensiver Bestoßung sind sie weder Störfaktor noch<br />

Nahrungskonkurrent für die heimischen Schalenwildarten; im Gegenteil besetzen sie eine<br />

ökologische Nische, die keine der Wildarten innehat. Im Vergleich zur Koppel gedeihen Zie-<br />

gen auf der Alm wesentlich besser, sie sind gesünder und widerstandsfähiger.<br />

5. Der Ertrag aus der tierischen Produktion von alten Bergziegenrassen erreicht im günstigs-<br />

ten Fall 16 bis 25 % des Einkommens eines durchschnittlichen Bergbauernbetriebes. Einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit alter <strong>Rassen</strong> bilden öffentliche Förderungen mit<br />

Anteilen von 36 bis 48 % der Deckungsbeiträge aus der Tierproduktion. Der Versteigerungs-<br />

markt für alte <strong>Rassen</strong> kleiner Wiederkäuer wird bis zu 55 % von Biobetrieben gebildet.<br />

6. In-Situ-Erhaltung ist die adäquate Form, um alte <strong>Rassen</strong> kleiner Hauswiederkäuer nachhal-<br />

tig zu bewahren: sie umfasst eine artgerechte Stallhaltung ebenso wie die alpine Sömmerung.<br />

Strategien zur Rettung alter <strong>Rassen</strong> als genetische Ressourcen und kulturelles Gut haben die<br />

sozialen Dimensionen der Haltungsform mit zu berücksichtigen. Öffentliche Förderungen<br />

werden auch in Hinkunft als wichtiges Standbein unverzichtbar sein.

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