Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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1. HISTORISCHE BEDINGUNGEN<br />
1.1. Zur Geschichte der <strong>Ziegen</strong>- und Schafhaltung<br />
Ebenso wenig linear und monokausal wie der agrargeschichtliche Wandel überhaupt (NEU-<br />
MAYR 2001) verläuft auch die Geschichte der <strong>Ziegen</strong>- und Schafzucht. Zwar kann eine Selek-<br />
tion der jeweils geeignetsten Individuen seit Beginn der Domestikation (vgl. HERRE & RÖHRS<br />
1990) angenommen werden und lassen sich beispielsweise erste Kreuzungsversuche zur He-<br />
bung der Wollqualität von alpinen <strong>Schafe</strong>n bis in die Römerzeit 80 v Chr. nachweisen (AN-<br />
DEREGG 1897), aber von einer eigentlichen Rassezucht kann man wohl – für die einzelnen<br />
Nutztierarten zeitlich versetzt – ab dem ausgehenden 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
sprechen: beispielsweise führen die Anfänge des Kärntner (Brillen)<strong>Schafe</strong>s bis in die 1770er<br />
Jahre (SOHNER 1929), der Erstnachweis der Jochberger Hummeln stammt aus dem Jahr 1834<br />
aus Aurach, Tirol (ALTMANN 1992). In Deutschland gab es bei <strong>Ziegen</strong> bis in die 1880er Jahre<br />
keine Rassezucht (BREHM 1938).<br />
Darstellungen heute noch vorkommender alter <strong>Ziegen</strong>- und Schafrassen der Alpen liefern<br />
viele Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, allen voran Friedrich Gauermann. Gauermann’s<br />
Gemälde sind zwar nicht historisch im Sinne fotographischer Dokumente; doch ist er bekannt<br />
für seine natur- und detailgetreuen Darstellungen beispielsweise der Tracht – oder eben auch<br />
der Tierwelt – bestimmter Regionen. So stellt er in seinem „Viehtrieb am Zellersee“ 1862<br />
(Abb. 1.1.) unter anderem die in den Hohen Tauern autochthonen Tauernscheckenziegen dar<br />
(vgl. WOKAC 2002). Ob die kleinen Wiederkäuer im Pinzgau damals schon als <strong>Rassen</strong> gezüch-<br />
tet wurden, ist eher zu bezweifeln, will man einem gewissen SCHJERNING glauben: der Pinz-<br />
gauer Schafhaltung spricht er jedenfalls noch 1897 jegliche Zuchtanliegen ab, da die Herden<br />
überwiegend von Wanderschäfern nach Maßgabe der Weide zusammengekauft wurden<br />
(SCHJERNING 1897, zit. nach NEUMAYR 2001).<br />
Nach SAFFERT (1921) handelt es sich bei den im Pinzgau gehaltenen <strong>Schafe</strong>n ursprünglich um<br />
„das gemeine Steinschaf, dessen Reinzuchten jedoch immer seltener werden, da sie teils mit<br />
bayrischen, teils mit dem Kärntner Schaf verkreuzt werden.“ (S. 7). Auch FÜHRER (1910)<br />
nennt den Pinzgau neben den anderen Gebirgsgauen Salzburgs, die Nordalpen bis zum Ziller-<br />
tal und die angrenzenden Gebirgsregionen Kärntens als Hauptverbreitungsgebiet des Stein-<br />
schafes, das er als Alpenschaf vom mischwolligen Typ bezeichnet. Ein Bericht der HANDELS-<br />
UND GEWERBEKAMMER FÜR DAS HERZOGTHUM SALZBURG (1858) bestätigt, dass Salzburg in<br />
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