Alte Rassen Ziegen u. Schafe o.T. - Arche Austria
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pflege. Manche von ihnen verbringen sogar ihren Sommerurlaub damit, den Hirten für zwei<br />
Wochen abzulösen.<br />
Als Gemeinschaftsunternehmung der örtlichen Bevölkerung aber auch von Naturschutz, Kul-<br />
turlandschaftspflege und Landwirtschaft ist das Mittenwalder <strong>Ziegen</strong>projekt nachahmenswert.<br />
Denn es ist dabei gelungen, die Ziele des Naturschutzes gemeinsam mit denen einer wirt-<br />
schaftlichen Tierproduktion zu erreichen. Autochthone <strong>Ziegen</strong>rassen gab es in Mittenwald<br />
keine mehr, so dass der Aspekt der Erhaltung solcher wegfällt; einer der Initiatoren geriet<br />
durch Zufall an einen Markt in Südtirol und brachte von dort die Tiere mit. Heute findet man<br />
Gebrauchskreuzungen, welche die Anforderungen an Milchleistung, an Geländegängigkeit<br />
und Landschaftspflege erfüllen. Eigentliche Zuchtziele existieren nicht, demnach keine Her-<br />
debuchzucht und auch kein Gesundheitsstatus, wie CAE- oder Brucellose-Freiheit. Der Na-<br />
turschutz ist also in Bezug auf die Lebensräume wilder Pflanzen- und Tierarten erfüllt, nicht<br />
aber, was sich aus der Geschichte erklärt, hinsichtlich der Erhaltung alter <strong>Rassen</strong>. Die einge-<br />
setzten <strong>Ziegen</strong> ermöglichen dazu noch eine Selbstvermarktung; stärker auf Milchproduktion<br />
spezialisierte Tiere können an Leistung einbüßen, wenn sie zugleich Landschaftspflegeaufga-<br />
ben erfüllen müssen (SIMANTKE et al. 1997). Magerrasen beispielsweise, für deren Pflege im<br />
Tiefland großer Bedarf besteht, sind für eine tierische Produktion aus <strong>Ziegen</strong> ungeeignet<br />
(RAHMANN 1995). Schon die Umstellung auf Freilandstandorte mit Bebuschung kann zu ei-<br />
nem vorübergehenden Gewichtsverlust von bis zu 10 % führen, da die Pansenbakterien einige<br />
Zeit benötigen, um sich auf die neue Futtergrundlage einzustellen (KORN & LAMPRECHT<br />
1998).<br />
Mit öffentlichen Mitteln geförderte Programme zur Erhaltung alter Kulturlandschaften mit<br />
integrierter Zuchtarbeit an einer alten <strong>Ziegen</strong>rasse (Leader-Programm), werden beispielsweise<br />
in Burghausen und in Seeon, beide Bayern, verwirklicht. In beiden Fällen werden Zuchtgrup-<br />
pen der Tauernschecken eingesetzt, um alte Kulturlandschaftselemente wiederherzustellen:<br />
der Burghang von Burghausen (Foto 6.2.) und der zum Kloster Seeon gehörige „Weinberg“<br />
wurden vor einigen Jahrhunderten noch zum Weinanbau genutzt, bald aber wegen des rauen<br />
Klimas in offenes Weideland verwandelt. Inzwischen war die Weidenutzung längst aufgege-<br />
ben und die Flächen der Verwaldung überlassen. Die Bäume wurden nun geschlägert, das<br />
Beseitigen des Unterholzes besorgen die <strong>Ziegen</strong> koppelweise (Foto 6.3.). In Burghausen ver-<br />
sucht man sich sogar wieder im Weinanbau. Autochthone alte <strong>Ziegen</strong>rassen fehlen in beiden<br />
Orten, sodass man auf eine Bergziegenrasse aus dem benachbarten Salzburg zurückgegriffen<br />
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