Lou Andreas- Salomé - Sigmund-Freud-Buchhandlung
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In seinem Essay verteidigt Jürgen Habermas Europa gleichwohl gegen die sich ausbreitende<br />
Skepsis: Denkblockaden in Bezug auf die Transnationalisierung der Demokratie räumt er aus<br />
dem Weg, indem er den Einigungsprozess in den langfristigen Zusammenhang der<br />
Verrechtlichung und Zivilisierung staatlicher Gewalt einordnet. An die Politik richtet<br />
Jürgen Habermas den Appell, das bisher hinter verschlossenen Türen betriebene<br />
europäische Projekt endlich auf den hemdsärmeligen Modus eines lärmend<br />
argumentierenden Meinungskampfes in der breiten Öffentlichkeit umzupolen. – Ferner<br />
bietet der Band den Aufsatz »Das Konzept der Menschenwürde und die realistische Utopie<br />
der Menschenrechte« (2010) sowie drei Interventionen, die er zum Thema Europa<br />
veröffentlicht hat.<br />
EUR 14,00<br />
zur Bestellung www.zentralbuchhandlung.de/index.php?61&aref=2728<br />
Gespenstisch (2)<br />
Lloyd deMause: Das emotionale Leben der Nationen<br />
2006, (Drava), br., 384 Seiten, 23,5 cm, EUR 34,00<br />
Seit über 40 Jahren arbeitet der amerikanische Psychoanalytiker und Kultursoziologe<br />
inzwischen an der Ergründung jener unter den Tagesdiskursen obwaltenden irrationalunbewußten<br />
Kräfte, die ganze Gesellschaften in zyklische Stimmungsschwankungen zu<br />
versetzen in der Lage scheinen. Mit »The Emotional Life of Nations« (2002), das jetzt auch<br />
in einer deutschen Übersetzung verfügbar ist, hat der amerikanische Psychohistoriker<br />
(»Reagans Amerika«, Stroemfeld 1982) eine Summa seiner Forschungsarbeit vorgelegt, die<br />
sich durch eine psychoanalytisch-tiefendynamische Sicht von Geschichte und Politik<br />
auszeichnet.<br />
Gruppenfantasien, kollektive Depressionen oder Massenpsychosen deutet er als Ausdruck<br />
individuell erfahrener Traumata, Ängste, Frustrationen und Sehnsüchte, die von (und<br />
manchmal auch an) politischen Leitfiguren stellvertretend ausagiert werden. Indem<br />
deMause die periodisch wiederkehrenden Eruptionen politischer Gewalt auch auf jene<br />
Gewalt zurückführt, die Kinder und die Völker dieser Erde quer durch die Jahrhunderte zu<br />
erleiden hatten und weiterhin erleiden, zeigt er zugleich einen Ausweg auf, wie psychisch<br />
kollektiv gestörte Gesellschaften auf lange Sicht dem Wiederholungszwang entgehen<br />
könnten.<br />
Aus dem Inhalt: Frühe persönliche Erfahrungen determinieren politisches Verhalten:<br />
Attentate auf Führer • Der Golfkrieg als emotionale Störung • Kindheitsursachen des<br />
Terrorismus • Psychohistorische Theorie: Die Wiederaufführung früher Traumata in Krieg<br />
und sozialer Gewalt • Die psychogene Geschichtstheorie • Krieg als ›gerechte‹<br />
Vergewaltigung und Läuterung • Psychohistorische Evolution: Kindheit und kulturelle<br />
Evolution • Die Evolution der Kindererziehung • Die Evolution von Psyche und Gesellschaft<br />
Stimmen zum Buch: »... Psychoanalyse im großen Stil: Nicht Individuen liegen auf der<br />
Couch des Therapeuten Lloyd deMause, sondern ganze Nationen. Von seiner New Yorker<br />
Wohnung aus erforscht der Psychohistoriker seit vier Jahrzehnten die<br />
Stimmungsschwankungen und Gemütslagen der Gesellschaften ...«<br />
Herwig Kohla, 3sat | Kulturzeit