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KARRIERE IN DER TECHNIK - Süddeutsche.de

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<strong>KARRIERE</strong> <strong>IN</strong> <strong>DER</strong> <strong>TECHNIK</strong><br />

Son<strong>de</strong>rseiten <strong>de</strong>r <strong>Süd<strong>de</strong>utsche</strong>n Zeitung<br />

Vom Lokführer<br />

zum Mechatroniker<br />

An <strong>de</strong>n Traumberufen <strong>de</strong>r Jungen hat sich nur wenig<br />

geän<strong>de</strong>rt – Technik bleibt für sie die Hauptsache<br />

Von Christine Demmer<br />

Wie sich <strong>de</strong>r hoch aufgeschossene Marco<br />

Spange früher in <strong>de</strong>n Lokführerstand<br />

hineingequetscht hat, bleibt sein Geheimnis.<br />

Dafür schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r heute im Büro <strong>de</strong>r<br />

DB Regio in Kaiserslautern arbeiten<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>sjugendleiter <strong>de</strong>r Lokomotivführer-<br />

Gewerkschaft GDL nur zu gern die Höhepunkte<br />

seines Berufs: „Man kommt viel<br />

herum, das macht Spaß. Im Winter ist es<br />

beson<strong>de</strong>rs schön: Man fährt durch <strong>de</strong>n<br />

schneebe<strong>de</strong>ckten Wald, draußen sieht alles<br />

so still und friedlich aus – das ist einfach<br />

herrlich.“<br />

Bald wer<strong>de</strong>n die jüngsten Zahlen zum<br />

Ausbildungsstand 2011 bekanntgegeben.<br />

Spange hofft, dass sich in diesem Jahr<br />

wie<strong>de</strong>r mehr als 1000 junge Leute zum Lokomotivführer<br />

ausbil<strong>de</strong>n lassen. Sicher<br />

ist er sich nicht, <strong>de</strong>nn die Bewerberzahlen<br />

gehen seit Jahren zurück. „Wir haben<br />

schon noch die klassische Klientel, die<br />

Lokführer wer<strong>de</strong>n möchte, häufig, weil<br />

das <strong>de</strong>r Beruf <strong>de</strong>s Vaters ist“, sagt er,<br />

„aber <strong>de</strong>n Kindheitstraum haben nur<br />

noch wenige.“<br />

Erziehung, Gesundheit,<br />

Pflege? Nein, ihre Zukunft<br />

sehen sie woan<strong>de</strong>rs<br />

Möglicherweise wissen viele Jungen<br />

nicht, dass auch ein Lokführer heute vor<br />

einer chipgesteuerten Schaltzentrale<br />

sitzt. Und darauf, so könnte man aus <strong>de</strong>n<br />

Heerscharen von glanzäugigen jungen<br />

Männern in <strong>de</strong>n Elektronikshops schließen,<br />

dürften sich doch die Berufswünsche<br />

<strong>de</strong>r meisten männlichen Jugendlichen<br />

richten. Aber weit gefehlt: Nach wie vor<br />

führen die klassischen Technikberufe die<br />

Berufswunschliste <strong>de</strong>r Jungen an.<br />

Die Berufswahl von Jungen ist sehr traditionell<br />

ausgerichtet. Mehr als die Hälfte<br />

<strong>de</strong>r männlichen Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n quer<br />

durch alle Schultypen entschei<strong>de</strong>t sich<br />

für einen von 20 jungentypischen Ausbildungsberufen<br />

im dualen System – darunter<br />

kein einziger aus <strong>de</strong>m sozialen, erzieherischen<br />

o<strong>de</strong>r pflegerischen Bereich. Um<br />

das zu än<strong>de</strong>rn, fand in diesem Jahr zum<br />

zweiten Mal <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweite Aktionstag<br />

Für die <strong>de</strong>utsche Automobilindustrie<br />

scheint sich 2011 zu einem sehr erfolgreichen<br />

Jahr zu entwickeln. Die Konzerne vermel<strong>de</strong>n<br />

Absatzrekor<strong>de</strong>, vor allem im Ausland.<br />

Chinesen und Russen etwa lieben<br />

große Autos „Ma<strong>de</strong> in Germany“. Doch die<br />

gute Auftragslage macht das Allzeitproblem<br />

Fachkräftemangel nur noch <strong>de</strong>utlicher:<br />

Produzenten und Zulieferer suchen<br />

dringend qualifizierte Mitarbeiter. Matthias<br />

Wissmann, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Automobilindustrie (VDA), über die Sonnen-<br />

und Schattenseiten <strong>de</strong>s Booms.<br />

SZ: Herr Wissmann, Ihr Verband feiert<br />

125 Jahre Automobil. Was waren die größten<br />

technischen Auto-Innovationen?<br />

Matthias Wissmann: Da gibt es zwei<br />

Bereiche: Erstens sind unsere Autos immer<br />

sicherer gewor<strong>de</strong>n, das zeigt sich ja<br />

auch am erfreulichen Rückgang <strong>de</strong>r Unfallopfer<br />

auf <strong>de</strong>n Straßen. Zweitens brauchen<br />

sie immer weniger Kraftstoff und<br />

emittieren immer weniger Schadstoffe,<br />

etwa Stickoxi<strong>de</strong>. Es hat sich also unglaublich<br />

viel getan. Doch wir wissen: Das Auto<br />

ist in Deutschland erfun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n,<br />

wir müssen es aber eigentlich täglich neu<br />

erfin<strong>de</strong>n, um eines Tages in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r<br />

Null-Emission zu sein und auch bei <strong>de</strong>n<br />

alternativen Antrieben Marktführer zu<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

SZ: Der Branche geht es <strong>de</strong>rzeit blen<strong>de</strong>nd,<br />

Absätze und Exporte boomen. Allerdings<br />

klagt man seit Jahren über <strong>de</strong>n<br />

Fachkräftemangel. Warum kriegt man<br />

dieses Problem nicht in <strong>de</strong>n Griff?<br />

Wissmann: Weil sich die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

enorm erhöht haben. Die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeiter mit einem aka<strong>de</strong>mischen<br />

Grad an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Standorten hat<br />

sich in <strong>de</strong>n vergangenen zehn Jahren<br />

glatt verdoppelt auf 100 000. Es sind Disziplinen<br />

gefragt, die über die reine Mechanik<br />

hinausgehen – ohne Fähigkeiten in<br />

Software, Sensorik, Elektronik und Elektrochemie<br />

geht es nicht. Aber auch in <strong>de</strong>n<br />

kaufmännischen und juristischen Abteilungen<br />

gibt es immer mehr Bedarf an<br />

hochqualifiziertem Nachwuchs. Den bedienen<br />

wir zum Teil mit mehr Ausbildung<br />

in <strong>de</strong>n eigenen Unternehmen, aber<br />

wir sind natürlich auch auf mehr Interesse<br />

in <strong>de</strong>r Bevölkerung, in Schulen und<br />

Hochschulen angewiesen. Wenn es hier<br />

nicht zu einer kleinen „Revolution“<br />

kommt, also zu einer Neuorientierung<br />

auf die technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächer, dann wer<strong>de</strong>n wir, angesichts<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Entwicklung<br />

in Deutschland, <strong>de</strong>m Fachkräftemangel<br />

nicht entkommen.<br />

SZ: Noch aber gibt es keinen Run auf<br />

diese Fächer, außer<strong>de</strong>m sind die Abbruchraten<br />

sehr hoch, im Maschinenbau etwa.<br />

Was tut <strong>de</strong>r VDA für Nachwuchsför<strong>de</strong>rung?<br />

Wissmann: Wir brauchen eine viel bessere<br />

Werbung für diese Fächer und für ihre<br />

Faszination. Als Verband machen wir<br />

„Boys’ Day“ o<strong>de</strong>r „Jungen-Zukunftstag“<br />

statt. Mehr als 34 000 Plätze für Jungen<br />

ab <strong>de</strong>r fünften Klasse wur<strong>de</strong>n bereitgestellt,<br />

bei <strong>de</strong>nen sie ihre Talente und sozialen<br />

Kompetenzen erproben konnten. In<br />

Aktionen und Workshops sollen Schüler<br />

Geschmack an Berufen fin<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen<br />

Männer bisher selten vertreten sind, allen<br />

voran in <strong>de</strong>n vom Fachkräftemangel bedrohten<br />

Branchen Erziehung, Pflege und<br />

Gesundheit.<br />

Allein die Jungen sehen ihre Zukunft<br />

mehrheitlich woan<strong>de</strong>rs. Weit vorne bei<br />

<strong>de</strong>n Berufswünschen stehen <strong>de</strong>r Kaufmann,<br />

<strong>de</strong>r Handwerker, <strong>de</strong>r Industriemechaniker<br />

und <strong>de</strong>r Elektroniker. Und mit<br />

weitem Abstand an <strong>de</strong>r Spitze liegt ein Beruf,<br />

<strong>de</strong>r, so scheint es, vor mehr als 100 Jahren<br />

<strong>de</strong>n Buben in die Wiege gelegt wor<strong>de</strong>n<br />

ist: <strong>de</strong>r Autoschlosser, -mechaniker und<br />

-elektriker, heute zusammengefasst im<br />

Ausbildungsberuf Kraftfahrzeugmechatroniker.<br />

„Wir haben immer noch eine hohe Attraktivität<br />

von autonahen Berufen, weil<br />

Fahrzeuge emotionale Produkte sind, die<br />

für die Jungen greifbar sind“, sagt Michael<br />

Staab, Personalleiter beim Reifenhersteller<br />

Continental in Regensburg. Tatsächlich?<br />

Links und rechts sieht man sie<br />

doch fast nur an Konsolen und Monitoren,<br />

im Internet, auf LAN-Partys und in sonstigen<br />

virtuellen Welten. Staab lacht und erklärt:<br />

„Die Schnittstelle zwischen Automobil<br />

und Computer ist fließend. Ein mo<strong>de</strong>rnes<br />

Auto besteht zu circa 60 Prozent<br />

aus Elektronik. Da schließt das eine das<br />

an<strong>de</strong>re also nicht aus.“<br />

Bei Continental wie bei an<strong>de</strong>ren Zulieferern<br />

<strong>de</strong>r Autoindustrie beson<strong>de</strong>rs nachgefragte<br />

Berufe seien <strong>de</strong>r Kfz-Mechatroniker,<br />

<strong>de</strong>r Elektroniker und Mechatroniker,<br />

sagt Staab: „Kfz-Mechatroniker führen<br />

alle Wartungen und Reparaturen am Auto<br />

aus, reine Mechatroniker arbeiten schwerpunktmäßig<br />

in <strong>de</strong>r Produktion elektronischer<br />

Systeme. Der Elektroniker ist zuständig<br />

für die Funktion <strong>de</strong>r elektronischen<br />

Systeme.“ Auto meets Computer: In<br />

Regensburg kann man sich auch zum<br />

Fachinformatiker o<strong>de</strong>r Systeminformatiker<br />

ausbil<strong>de</strong>n lassen. „Die beschäftigen<br />

sich mit <strong>de</strong>r Informationstechnik im<br />

Auto“, erläutert Staab, „auch nach diesen<br />

Ausbildungsgängen wird oft gefragt.“<br />

Warten auf die Revolution<br />

selbst sehr viel, um mit <strong>de</strong>r Faszination<br />

<strong>de</strong>s Autos junge Leute für diese Berufe zu<br />

gewinnen. Etwa mit einer Kampagne namens<br />

GoIng, mit Workshops für Gymnasiasten<br />

und eigenen Unterrichtsmaterialien.<br />

Wir haben festgestellt, man kann mit<br />

kaum einem Produkt mehr Leuchten in<br />

<strong>de</strong>n Augen hervorrufen als mit <strong>de</strong>m Auto.<br />

Und unsere Unternehmen werben natürlich<br />

so intensiv wie möglich um Nachwuchs.<br />

Aber: Eine richtige Trendwen<strong>de</strong><br />

hin zu mehr Begeisterung für diese Fächer<br />

und Disziplinen wur<strong>de</strong> bisher nicht<br />

erreicht.<br />

SZ: Was halten Sie von Um- o<strong>de</strong>r Nachschulungen?<br />

Sie selbst sind eigentlich Jurist<br />

und seit Jahren in fachfrem<strong>de</strong>n Branchen<br />

unterwegs. Eigentlich müssten Sie<br />

ein Herz für Quereinsteiger haben.<br />

Wissmann: Ich muss zugeben, ich habe<br />

in meinem Leben selten so viel gelernt<br />

wie in <strong>de</strong>n vergangenen vier Jahren als<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s VDA und in <strong>de</strong>r kurzen<br />

Zeit als Bun<strong>de</strong>sforschungsminister, wo<br />

ich von morgens bis abends mit Ingenieuren<br />

und Technikern konfrontiert bin.<br />

Aber einen Ingenieur zu ersetzen, das<br />

wür<strong>de</strong> ich mir kaum zutrauen.<br />

SZ: Das Institut <strong>de</strong>r Deutschen Wirtschaft<br />

hat sich kürzlich mit <strong>de</strong>m Thema<br />

befasst. Ein Ergebnis <strong>de</strong>r Studie: Frauen<br />

könnten <strong>de</strong>n Fachkräftemangel ausgleichen,<br />

sie seien am Arbeitsmarkt jedoch<br />

benachteiligt, Unternehmen sollten daher<br />

ihre Rekrutierungs- und Beför<strong>de</strong>rungspraxis<br />

än<strong>de</strong>rn.<br />

Wissmann: Wir haben natürlich ein elementares<br />

Interesse daran, mehr Frauen<br />

für die Automobilindustrie zu gewinnen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Entwicklung<br />

haben wir immer weniger Berufseinsteiger,<br />

<strong>de</strong>r Wettbewerb um die klügsten<br />

Köpfe nimmt zu. Wenn wir das weibliche<br />

Potential nicht nutzen, wer<strong>de</strong>n wir irgendwann<br />

ein gigantisches Nachwuchsproblem<br />

haben. Daher gibt es Girls’ Days<br />

o<strong>de</strong>r Mentoring-Programme. Aber ein<br />

Manko bleibt: Wir haben noch an allen<br />

Hochschulen, die Maschinenbau, Ingenieurwesen,<br />

Elektrotechnik anbieten, einen<br />

viel zu kleinen Frauenanteil. Nur<br />

wenn wir die Studien- und Berufsentscheidung<br />

verän<strong>de</strong>rn und uns endlich<br />

von <strong>de</strong>m Vorurteil lösen, Frauen seien<br />

nicht geeignet für technische Berufe, son<strong>de</strong>rn<br />

offensiv für sie und ihre naturwis-<br />

O<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Technischen Produkt<strong>de</strong>signer.<br />

Er gehört auch zu <strong>de</strong>n Traumberufen<br />

von männlichen Jugendlichen, die keine<br />

Lust auf ein Ingenieurstudium haben.<br />

Sie arbeiten fast ausschließlich am Computer<br />

und unterstützen Konstrukteure<br />

und Ingenieure bei <strong>de</strong>ren Arbeit. Darüber<br />

hinaus beliebt sind eine Vielzahl an mechanischen<br />

Berufen, wie zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Werkzeugmechaniker o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verfahrensmechaniker.<br />

VDA-Präsi<strong>de</strong>nt Matthias Wissmann über Nachwuchssorgen und Frauenfragen<br />

Matthias<br />

Wissmann<br />

Foto: VDA<br />

senschaftlich-technischen Interessen<br />

und Qualifikationen werben, wer<strong>de</strong>n wir<br />

etwas än<strong>de</strong>rn.<br />

SZ: Deutsche Hochschulen versuchen<br />

mit unterschiedlichen Metho<strong>de</strong>n, Frauen<br />

für technische Fächer zu begeistern. Kritiker<br />

sagen, das sei oft Aktionismus und<br />

bringe unterm Strich wenig.<br />

Wissmann: Man muss schon in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

das Rollenmo<strong>de</strong>ll aufbrechen,<br />

wonach <strong>de</strong>r Junge mit <strong>de</strong>m Auto spielt<br />

und das Mädchen mit <strong>de</strong>r Puppe. Man<br />

muss <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn die Möglichkeit geben,<br />

besser zu entschei<strong>de</strong>n, was sie mögen. Erzieher<br />

müssen mit Offenheit an die frühkindliche<br />

Erziehung herangehen. Später,<br />

in <strong>de</strong>n Schulen, muss man bei Mädchen,<br />

die Talent für Mathematik, Physik, Chemie<br />

zeigen, entsprechen<strong>de</strong> Impulse geben.<br />

Es ist lei<strong>de</strong>r immer noch so, dass<br />

man einer mathematisch begabten Gymnasiastin<br />

<strong>de</strong>n technischen Weg seltener<br />

zutraut als einem weniger begabten Jungen.<br />

Aber in dieser Phase wer<strong>de</strong>n die Lebensentscheidungen<br />

gefällt. Wir brauchen<br />

die Frauen je<strong>de</strong>nfalls sehr dringend.<br />

SZ: Im vierköpfigen Präsidium <strong>de</strong>s<br />

VDA gibt es keine Frau, im 19-köpfigen<br />

Vorstand gera<strong>de</strong> mal eine. Wieso geht <strong>de</strong>r<br />

VDA nicht mit gutem Beispiel voran und<br />

engagiert mehr Frauen?<br />

Wissmann: In unserem Vorstand sitzen<br />

die Leiter <strong>de</strong>r großen und mittelständischen<br />

Unternehmen, und die sind überwiegend<br />

Männer. Aus diesem Vorstand<br />

wer<strong>de</strong>n die vier Präsidiumsmitglie<strong>de</strong>r rekrutiert,<br />

daher sind auch das Männer. Im<br />

VDA selbst ist eine herausragen<strong>de</strong> Position,<br />

die für uns lebenswichtig ist, eine<br />

Frau, nämlich unsere Messechefin. Sie<br />

managt ihren La<strong>de</strong>n hervorragend und<br />

hat mit einem Heer von Männern zu tun,<br />

<strong>de</strong>nen sie überzeugend sagt, wo es langgeht.<br />

Wir haben auch im Verband vor,<br />

Frauen bessere Perspektiven zu geben.<br />

SZ: Aber es tut sich eben nichts, es<br />

bricht nichts auf, die regieren<strong>de</strong>n Männer<br />

holen an<strong>de</strong>re Männer nach.<br />

Wissmann: Man muss einfach sehen:<br />

Das Ganze entwickelt sich von unten<br />

nach oben. Je mehr Frauen wir einstellen<br />

können, weil sie sich für die Automobilindustrie<br />

begeistern, <strong>de</strong>sto mehr Nachwuchskräfte<br />

gewinnen wir. Je mehr Talente<br />

wir an <strong>de</strong>r Basis gewinnen, <strong>de</strong>sto<br />

größer ist die Chance auf Führungsnachwuchs.<br />

Wenn wir diesem – weiblichen –<br />

Nachwuchs mehr Chancen geben, dann<br />

wer<strong>de</strong>n auch eines Tages Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Frauen sein.<br />

SZ: Dann schlage ich vor: Lassen Sie<br />

uns in 25 Jahren noch mal sprechen und<br />

sehen, was sich bis dahin tatsächlich getan<br />

hat.<br />

Wissmann: Ich schlage vor: in fünf bis<br />

acht Jahren.<br />

Interview: Viola Schenz<br />

<strong>Süd<strong>de</strong>utsche</strong> Zeitung Nr. 186 | Samstag/Sonntag/Montag, 13./14./15. August 2011 | Seite V2/11<br />

Mit Abstand die meisten Bewerbungen<br />

bei Continental richten sich auf <strong>de</strong>n Ausbildungsberuf<br />

Kfz-Mechatroniker. „Die<br />

Jungs stürzen sich darauf“, sagt Michael<br />

Staab, und er weiß auch, warum: „Kfz-Mechatroniker<br />

sind in bei<strong>de</strong>n Welten zu Hause<br />

– <strong>de</strong>r Daten und <strong>de</strong>s Autos.“<br />

Zur Technik zieht es junge Männer also<br />

immer noch. Das ist gut für <strong>de</strong>n Industriestandort<br />

Deutschland. Aber sie wer<strong>de</strong>n<br />

weniger, und das kündigt für die Zukunft<br />

Mehr erfahren und selbst magische<br />

Momente erleben: www.audi.<strong>de</strong>/karriere<br />

einen Mangel an qualifizierten Fachkräften<br />

in technischen Berufen an. Große<br />

Automobilzulieferer wie Continental und<br />

Bosch gehen <strong>de</strong>shalb schon auf Dritt- und<br />

Viertklässler in <strong>de</strong>n Schulen zu und machen<br />

sie mit <strong>de</strong>n Raffinessen <strong>de</strong>r Technik<br />

vertraut. „Wir gehen mit sogenannten Forscherkästen<br />

in die Grundschulen, um Begeisterung<br />

für die M<strong>IN</strong>T-Berufe zu wecken“,<br />

sagt Staab. M<strong>IN</strong>T steht für Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaft<br />

Es isst eiin eechtter EErfolggsmmommentt,<br />

die hhohhen Auddi EEffiziennzvoorgaabeen<br />

zu unnteerrbieetenn.<br />

Der Audi Q3 ist ein richtig effi zientes Fahrzeug. Auch <strong>de</strong>shalb,<br />

weil meine Kollegen und ich monatelang die Wirksamkeit neuer<br />

Effi zienzmaßnahmen testen. In <strong>de</strong>r alles entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Prüfung warten wir dann wie gebannt auf die endgültigen CO 2 -<br />

Werte. Wenn wir dabei sogar die Audi Vorgaben unterbieten,<br />

macht mich das ganz schön stolz.<br />

Dr. mont. Annegret Kerschenlohr<br />

Studium: Werkstoff wissenschaften<br />

Ingenieurinnen erleben Audi –<br />

Ing.Day, 17.09.2011, IAA Frankfurt.<br />

Dabei sein: www.audi.<strong>de</strong>/ing.day<br />

Am En<strong>de</strong> soll die Arbeit dann doch<br />

was zu tun haben mit Schrauben,<br />

Drehen, Löten, auf je<strong>de</strong>n Fall mit<br />

Maschinen und, ganz wichtig, mit<br />

Computern. Das ist seit Generationen<br />

so, und dagegen kommen auch<br />

die „Boys’ Days“ nicht an, die Sozialberufe<br />

schmackhaft machen sollen.<br />

Jungen bleiben eben Jungen.<br />

Die Top 10 ihrer Traumberufe führt<br />

<strong>de</strong>r Kfz-Mechatroniker an, gefolgt<br />

vom Einzelhan<strong>de</strong>lskaufmann, Industriemechaniker,<br />

Koch, Elektroniker<br />

und Anlagenmechaniker für<br />

Heizungs- und Klimatechnik.<br />

Illustration: dieKLE<strong>IN</strong>ERT.<strong>de</strong>/<br />

Martin Guhl<br />

und Technik und umfasst mithin jene Berufe,<br />

die über die Zukunftsfähigkeit eines<br />

Industrielan<strong>de</strong>s entschei<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n Forscherkästen<br />

kann man Glühlampen zum<br />

Leuchten bringen, Windrä<strong>de</strong>r in<br />

Schwung setzen, Gas knallen lassen und<br />

dafür sorgen, dass es im Klassenzimmer<br />

richtig schön stinkt. Doch die Buben <strong>de</strong>nken<br />

bevorzugt in an<strong>de</strong>ren Dimensionen:<br />

„Trotz <strong>de</strong>r vielen Möglichkeiten bauen sie<br />

als erstes immer Autos.“


<strong>KARRIERE</strong> <strong>IN</strong> <strong>DER</strong> <strong>TECHNIK</strong><br />

Son<strong>de</strong>rseiten <strong>de</strong>r <strong>Süd<strong>de</strong>utsche</strong>n Zeitung<br />

Allein unter Männern: Stu<strong>de</strong>nten an <strong>de</strong>r Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen verfolgen eine Vorlesung im Fach Maschinenbau. Wie<br />

an<strong>de</strong>re Hochschulen wür<strong>de</strong> Aachen gerne mehr Frauen in <strong>de</strong>n Hörsälen haben – als Professorinnen und als Stu<strong>de</strong>ntinnen. Foto: Oliver Berg, dpa<br />

Ruferinnen in <strong>de</strong>r Wüste<br />

Mit allen möglichen Maßnahmen werben Technische Hochschulen um mehr Frauen, doch <strong>de</strong>r Erfolg ist mäßig<br />

Von Christine Demmer<br />

Es stand zwar kein Nobelpreis auf<br />

<strong>de</strong>m Spiel, aber peinlich war es doch,<br />

dass ausgerechnet die gerühmte Rheinisch-Westfälische<br />

Technische Hochschule<br />

(RWTH) in Aachen als Schlusslicht<br />

hinter allen <strong>de</strong>utschen TUs hinterherhinkte.<br />

Magere 4,9 Prozent betrug<br />

<strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Damen am Lehrkörper,<br />

auf 20 Professoren entfiel also gera<strong>de</strong><br />

mal eine Frau. Nun gut, weltweit gibt es<br />

nicht so viele Wissenschaftlerinnen, die<br />

sich mit einem technischen Thema habilitiert<br />

haben. Deshalb sah es 2007 an an<strong>de</strong>ren<br />

Technischen Hochschulen auch nicht<br />

viel an<strong>de</strong>rs aus. Aber eine Handvoll mehr<br />

Professorinnen konnten sie schon vorzeigen.<br />

Jetzt aber los, sagten sich die Aachener<br />

und setzten ihr „Integration Team<br />

Human Resources and Gen<strong>de</strong>r and Diversity<br />

Management“ in Marsch. Mit solch<br />

einem fortschrittlichen Namen müsste<br />

doch etwas zu machen sein.<br />

Mädchen studieren gerne<br />

Fächer, in <strong>de</strong>nen sie<br />

Frauen als Vorbil<strong>de</strong>r haben<br />

Das war es auch. „Heute haben wir<br />

knapp 13 Prozent Professorinnen“, sagt<br />

Carmen Leicht-Scholten, die Leiterin<br />

<strong>de</strong>s Teams, mit unüberhörbarem Stolz in<br />

<strong>de</strong>r Stimme. „Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

nennt uns vorbildlich, wir<br />

seien ein Mo<strong>de</strong>ll für an<strong>de</strong>re Hochschulen.“<br />

Zu verdanken sei das einer „proaktiven<br />

Rekrutierung bei Ausschreibungen“.<br />

Das be<strong>de</strong>utet: Seit vier Jahren sind<br />

die Fachbereiche gehalten, beson<strong>de</strong>rs intensiv<br />

nach Maschinenbau-, Elektroo<strong>de</strong>r<br />

Fahrzeugprofessorinnen Ausschau<br />

zu halten.<br />

Ein dickes Bün<strong>de</strong>l mit Extraleistungen<br />

soll die Kandidatinnen ins Netz treiben:<br />

Coaching, Mentorenprogramme,<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuung, Familienservice.<br />

„Wenn man in <strong>de</strong>r Hochschule mehr<br />

Frauen haben will, muss man ein Umfeld<br />

bieten, in <strong>de</strong>m Frauen Karriere und Familie<br />

vereinbaren können“, sagt Leicht-<br />

Scholten, Politikwissenschaftlerin und<br />

Gastprofessorin an <strong>de</strong>r TU Berlin. Dort<br />

liest sie an <strong>de</strong>r Fakultät für Elektronik<br />

und Informatik über „Gen<strong>de</strong>r and Diversity<br />

Management“ und freut sich, dass<br />

endlich <strong>de</strong>r Groschen in <strong>de</strong>n Rektoraten<br />

gefallen ist. Alle technischen Universitäten<br />

sperren <strong>de</strong>n Frauen in <strong>de</strong>r Profession<br />

Tür und Tor weit auf. Was Managerin-<br />

Gefragte<br />

Elektroingenieure<br />

Elektroingenieure sind gesucht. In diesem<br />

Jahr wür<strong>de</strong>n 14 000 bis 16 000 Fachkräfte<br />

gebraucht, teilt <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>r<br />

Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik<br />

(VDE) in Frankfurt am Main<br />

mit. Dem stün<strong>de</strong>n aber voraussichtlich<br />

nur 9000 Absolventen gegenüber. Dadurch<br />

steigen auch die Jobchancen älterer<br />

Bewerber in <strong>de</strong>m Bereich – Unternehmen<br />

zeigten sich ihnen gegenüber zunehmend<br />

flexibel. dpa<br />

<strong>KARRIERE</strong> <strong>IN</strong><br />

<strong>DER</strong> <strong>TECHNIK</strong><br />

Verantwortlich: Werner Schmidt<br />

Redaktion: Viola Schenz<br />

Anzeigen: Jürgen Maukner<br />

nen in <strong>de</strong>r Wirtschaft Freu<strong>de</strong>ntränen in<br />

die Augen treiben wür<strong>de</strong>, „ist an <strong>de</strong>n TUs<br />

längst Standard“, sagt die Gleichstellungsfrau,<br />

weil Ingenieure knapp und<br />

Frauen gefragt sind und weil steter Tropfen<br />

<strong>de</strong>n Stein höhlt. „Wir brauchen einen<br />

Kulturwan<strong>de</strong>l“, verlangt Leicht-Scholten,<br />

„<strong>de</strong>shalb überprüfen wir gera<strong>de</strong> die<br />

gesamten Hochschulaktivitäten aus <strong>de</strong>r<br />

Gen<strong>de</strong>r-Perspektive.“ Alles in allem sind<br />

es nahezu 300 Maßnahmen und Programme,<br />

die sich an Unter- und Oberstufenschülerinnen,<br />

Studieren<strong>de</strong>, Promovieren<strong>de</strong><br />

und Professorinnen wen<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Tat: Sei es aufgrund <strong>de</strong>s Drucks<br />

<strong>de</strong>r Exzellenzinitiative o<strong>de</strong>r um <strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>ntinnen<br />

mehr Rollenvorbil<strong>de</strong>r anbieten<br />

zu können o<strong>de</strong>r einfach nur, um <strong>de</strong>n<br />

ständigen Fragen nach <strong>de</strong>m Anteil ihrer<br />

Professorinnen eine eindrucksvolle Zahl<br />

entgegensetzen zu können: Die Technischen<br />

Hochschulen überschlagen sich im<br />

Buhlen um Professorinnen. Zum einen,<br />

um dank ihrer Aufwendungen zur Chancengleichheit<br />

das Image zu polieren, zum<br />

an<strong>de</strong>ren, um mehr Mädchen zur Aufnahme<br />

eines Technikstudiums zu motivieren.<br />

Denn Mädchen, das ist bewiesen, studieren<br />

gerne Fächer, in <strong>de</strong>nen Frauen<br />

mit Erfolg tätig sind.<br />

Doch aktuelle Studien <strong>de</strong>r Gemeinsamen<br />

Wissenschaftskonferenz (GWK)<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Instituts <strong>de</strong>r Deutschen Wirtschaft<br />

kommen zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />

viele solcher Frauen-Motivationsaktionen<br />

unwirksam seien. So hat an <strong>de</strong>r<br />

Macht hoch die Tür<br />

Wo und wie die Technischen Hochschulen<br />

versuchen, Mädchen und<br />

Frauen für ihre Fächer zu interessieren<br />

o<strong>de</strong>r gar zu begeistern.<br />

Kin<strong>de</strong>rgärten. Fort- und Weiterbildung<br />

für Erzieher, zur Verfügung<br />

gestellte „Forscherkästen“, spielerische<br />

Unterweisung <strong>de</strong>r Jüngsten<br />

Schulen. Gestaltung von Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />

durch Wissenschaftler,<br />

Ferienprogramme, Schnuppertage,<br />

Technik-Camps für Mädchen<br />

Gymnasiale Oberstufe. Einladungen<br />

an die Institute zu Technik- und<br />

Abiturientinnentagen, Vorlesungen,<br />

Praktika<br />

Hochschulen und Universitäten.<br />

Ergänzungskurse in Mathematik und<br />

Naturwissenschaft, Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Familienbetreuung<br />

Kurzmeldungen<br />

Computer-Jobs. Gute Jobaussichten haben<br />

junge Menschen weiterhin in <strong>de</strong>r IT-<br />

Branche. Im vergangenen Jahr stieg die<br />

Zahl <strong>de</strong>r Beschäftigten in <strong>de</strong>r Computerund<br />

Telekommunikationsbranche auf<br />

848000. Das sind 12000 Beschäftigte<br />

mehr als noch im Jahr zuvor, teilte <strong>de</strong>r IT-<br />

Branchenverband Bitkom mit. Vor allem<br />

die Softwarehäuser und IT-Dienstleister<br />

haben zusätzliche Stellen geschaffen.<br />

Das Stellenwachstum in <strong>de</strong>r Branche<br />

war damit größer als erwartet: Ursprünglich<br />

ging die IT-Branche für das Jahr<br />

2010 nur von 8000 zusätzlichen Beschäftigten<br />

aus. Der Bitkom rechnet für 2011<br />

mit 10 000 zusätzlichen Arbeitsplätzen.<br />

Eignungstest. Die Rheinisch-Westfälische<br />

Technische Hochschule (RWTH) Aachen<br />

führt als erste <strong>de</strong>utsche Uni einen<br />

Online-Eignungstest für Studienanfän-<br />

RWTH die Verdreifachung <strong>de</strong>s Professorinnenanteils<br />

seit 2007 nicht die Kurve<br />

<strong>de</strong>r Studienanfängerinnen parallel verschoben.<br />

Nach wie vor beträgt <strong>de</strong>r Frauenanteil<br />

an <strong>de</strong>n RWTH-Stu<strong>de</strong>nten 30 Prozent,<br />

mit hohen Werten in Architektur<br />

und Biologie und verschwin<strong>de</strong>nd geringen<br />

in Maschinenbau und Elektrotechnik.<br />

Die kritische Masse an Professorinnen<br />

liegt wohl noch in weiter Ferne.<br />

Das zeigt sich auch am Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT). Generell<br />

sind dort die Anfängerzahlen zwar leicht<br />

gestiegen, aber noch immer ist nur je<strong>de</strong>r<br />

zehnte Maschinenbaustu<strong>de</strong>nt eine Stu<strong>de</strong>ntin.<br />

Für Birgid Langer, die stellvertreten<strong>de</strong><br />

Gleichstellungsbeauftragte am<br />

KIT, ist das ein unhaltbarer Zustand,<br />

<strong>de</strong>m sie mit allen möglichen Projekten zu<br />

Leibe rücken will. Am Karlsruher Campus<br />

Nord gibt es ein Kin<strong>de</strong>rlabor, in <strong>de</strong>m<br />

Siebtklässlerinnen unter Anleitung<br />

Brennstoffzellen auseinan<strong>de</strong>rnehmen<br />

und Polarmobile bauen. An <strong>de</strong>n jährlichen<br />

Abiturientinnentagen erklären junge<br />

Institutsmitarbeiter <strong>de</strong>n Oberstufenschülerinnen<br />

Kernspintomographen und<br />

Teilchenbeschleuniger. Das mehrtägige<br />

Lockruf-Programm „Uni für Einsteiger“<br />

besteht aus Fachvorlesungen und Berufsberatung,<br />

„es macht Technik anschaulich<br />

und ist, klar, auf Werbung angelegt“,<br />

sagt Birgid Langer. Und am benachbarten<br />

Redtenbach-Kolleg können<br />

Studienanfänger ihre Lücken in Mathematik<br />

und Naturwissenschaften schließen.<br />

„Viele Frauen entschei<strong>de</strong>n sich erst<br />

spät zur Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen<br />

Studiums“, sagt Langer,<br />

„und wenn sie zuvor <strong>de</strong>n sprachlichen<br />

Zweig <strong>de</strong>s Gymnasiums gewählt haben,<br />

müssen sie einiges aufholen.“ Die kostenlose<br />

Nachhilfe soll dazu dienen, die Studienmotivation<br />

<strong>de</strong>r Frauen nicht abfallen<br />

zu lassen. Auch dann nicht, wenn sie<br />

schon am Institut arbeiten und Familie<br />

haben. Gleich zwei Kitas stehen bereit,<br />

und in <strong>de</strong>n Ferien wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r von<br />

Uni-Mitarbeiterinnen professionell betreut.<br />

Das ist heute Standard.<br />

Manches beweist, dass <strong>de</strong>n Karlsruhern<br />

<strong>de</strong>r Aufstieg von Frauen wirklich<br />

am Herzen liegt. So müssen in Instituten,<br />

wo mit gefährlichen Stoffen o<strong>de</strong>r Strahlungen<br />

hantiert wird, Schwangere sofort<br />

aus <strong>de</strong>n Projekten abgezogen wer<strong>de</strong>n – ärgerlich<br />

für die Projektleiter und karriereschädlich<br />

für die Frauen. Am KIT ist dieses<br />

Problem gelöst: Wird eine Wissenschaftlerin<br />

schwanger, bekommt sie jeman<strong>de</strong>n<br />

an die Seite gestellt, <strong>de</strong>r die riskanten<br />

Aufgaben übernimmt. Dafür<br />

ger als Pflicht ein. Damit will sie die hohe<br />

Zahl <strong>de</strong>r Studienabbrecher verringern.<br />

An <strong>de</strong>r dreistufigen Eignungsbewertung<br />

könne <strong>de</strong>r Interessent sehen, ob das anvisierte<br />

Fach für ihn ratsam sei. Die Entscheidung<br />

müsse er aber selbst treffen.<br />

Vom Wintersemester an müsse je<strong>de</strong>r Studienanfänger<br />

nachweisen, dass er <strong>de</strong>n<br />

Test gemacht habe. Bei <strong>de</strong>m anonymen<br />

Test wür<strong>de</strong>n Grundkenntnisse zu <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Fach abgefragt, im Fach Maschinenbau<br />

etwa Fragen zum mathematischen<br />

o<strong>de</strong>r technischen Grundverständnis<br />

gestellt. Das Ergebnis sei vertraulich,<br />

so die Hochschule. Die Hochschule reagiert<br />

mit <strong>de</strong>r Maßnahme auf hohe Abbrecherquoten<br />

unter <strong>de</strong>n knapp 33 000 Stu<strong>de</strong>nten.<br />

Bei <strong>de</strong>n Geisteswissenschaften<br />

brechen <strong>de</strong>n Angaben zufolge 70 Prozent<br />

ihr Studium vor <strong>de</strong>m Abschluss ab, in<br />

<strong>de</strong>n Naturwissenschaften 60 Prozent.<br />

<strong>Süd<strong>de</strong>utsche</strong> Zeitung Nr. 186 | Samstag/Sonntag/Montag, 13./14./15. August 2011 | Seite V2/12<br />

steht ein Budget bereit. Zu verdanken sei<br />

dies <strong>de</strong>r Exzellenzinitiative <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />

lobt Birgid Langer. Sie habe<br />

„das Bewusstsein verän<strong>de</strong>rt, I<strong>de</strong>en zu Tage<br />

geför<strong>de</strong>rt und <strong>de</strong>ren Umsetzung beschleunigt.<br />

Und es gab Geld dafür“.<br />

Richtig Geld in die Hand nimmt die<br />

TU Darmstadt, um <strong>de</strong>n Frauenanteil bei<br />

Wissenschaftlern zu erhöhen. Vor zwei<br />

Jahren wur<strong>de</strong> ein Initiativprogramm zur<br />

Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen<br />

und Gewinnung von Professorinnen<br />

verabschie<strong>de</strong>t. Seither wird die zentrale<br />

Strategie in alle Fachbereiche hineingetragen,<br />

um möglichst attraktiv auf Professorinnen<br />

und Stu<strong>de</strong>ntinnen zu wirken.<br />

„Die besten Köpfe sind nicht nur<br />

männlich“, erinnert Inga Hallwachs, Referentin<br />

im Büro <strong>de</strong>r Frauenbeauftragten<br />

an <strong>de</strong>r TU Darmstadt. „Bereits im<br />

Freigabeantrag für eine Professur muss<br />

man <strong>de</strong>n Namen einer in Frage kommen<strong>de</strong>n<br />

Wissenschaftlerin angeben o<strong>de</strong>r<br />

rechtfertigen, warum es keine gibt.<br />

Außer<strong>de</strong>m können die Fachbereiche<br />

Geld beantragen, um Headhunter auf die<br />

Suche nach Professorinnen zu schicken.“<br />

Zu durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolgen<br />

bei <strong>de</strong>r Rekrutierung von Stu<strong>de</strong>ntinnen<br />

hat das Vorgehen allerdings noch nicht<br />

geführt. Zwischen 1992 und 2010 stieg<br />

die Zahl <strong>de</strong>r Studienanfängerinnen in<br />

Darmstadt um knapp acht Prozent auf<br />

gut 29 Prozent. Und längst nicht alle<br />

schließen ihr Studium ab.<br />

Der Frauenanteil bleibt in<br />

Architektur hoch, in<br />

Maschinenbau aber gering<br />

Geht es <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen TUs um<br />

die Gewinnung von Frauen, so kämpft<br />

die TU Dres<strong>de</strong>n um <strong>de</strong>ren Rückgewinnung.<br />

„In DDR-Zeiten gab es viel mehr<br />

Stu<strong>de</strong>ntinnen als heute“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte<br />

Brigitte Schober.<br />

Im Fach Informatik begannen 2007 sogar<br />

mehr Frauen als 2009, in <strong>de</strong>r Elektround<br />

Informationstechnik liegt <strong>de</strong>r Anteil<br />

bei mageren 9,6 Prozent. Und das, obwohl<br />

auch in Dres<strong>de</strong>n das komplette Programm<br />

gefahren wird, um junge Frauen<br />

an die Technik zu bringen: Fortbildung<br />

für Erzieher und Lehrer, damit diese<br />

schon auf die Kleinsten einwirken, Ferienprojekte<br />

für Schülerinnen, eine Sommeruniversität<br />

für Abiturientinnen, eine<br />

Zertifizierung als familiengerechte Hochschule,<br />

ein gutes Angebot an Kitas, „das<br />

trotz<strong>de</strong>m nicht reicht“, seufzt Schober.<br />

Auch in <strong>de</strong>n Ingenieurwissenschaften<br />

kommt nur je<strong>de</strong>r zweite Stu<strong>de</strong>nt ans Ziel.<br />

Weiterbildung. Ältere Berufstätige halten<br />

Weiterbildungen für weniger effektiv<br />

als jüngere Mitarbeiter. Das ergibt sich<br />

aus einer Studie <strong>de</strong>s Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (ZEW) in<br />

Mannheim. Ältere bemängeln <strong>de</strong>mnach,<br />

dass die Inhalte <strong>de</strong>r Fortbildungen oft<br />

nicht auf ihre Interessen zugeschnitten<br />

seien. Sie wünschten sich vor allem einen<br />

starken Praxisbezug und Tipps, die sie<br />

im Arbeitsalltag rasch umsetzen können.<br />

Die Studie zeigt, dass ältere Beschäftigte<br />

Inhalte bevorzugen, bei <strong>de</strong>nen sie mit<br />

Erfahrung punkten können. Bei abstrakten<br />

technischen Weiterbildungen geraten<br />

sie gegenüber jungen Kollegen schneller<br />

ins Hintertreffen, was die Motivation<br />

senke. dpa<br />

Augen auf und durch<br />

„Haben das auch die Damen verstan<strong>de</strong>n?“ – Frauen<br />

und Technik und <strong>de</strong>r ewige Kampf gegen Vorurteile<br />

Zumin<strong>de</strong>st fürs Studium gilt: Nicht mehr<br />

ganz allein unter Männern. Wenn sich eine<br />

Stu<strong>de</strong>ntin heute für Ingenieurwissenschaften<br />

entschei<strong>de</strong>t, dann hat sie immerhin<br />

noch ein paar an<strong>de</strong>re Frauen neben sich.<br />

Da liegt <strong>de</strong>r Frauenanteil seit mehr als fünf<br />

Jahren konstant über 20 Prozent. Die SZ<br />

hat vier leiten<strong>de</strong> Ingenieurinnen zu ihren<br />

Karriere-Erfahrungen befragt.<br />

Frau Töpfer-Hartung, warum haben<br />

Sie sich für einen eher männlichen Beruf<br />

entschie<strong>de</strong>n?<br />

Töpfer-Hartung: Ich bin in <strong>de</strong>r DDR<br />

aufgewachsen. Da war das Rollenverhalten<br />

nicht so <strong>de</strong>utlich ausgeprägt, wie ich<br />

es später bei meiner Arbeit in <strong>de</strong>n alten<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn erlebt habe. Ich hatte immer<br />

Spaß an Technik. Auf <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

lag <strong>de</strong>r Frauenanteil in meinem<br />

Studiengang bei zehn Prozent, ich fühlte<br />

mich nicht als Exotin.<br />

Mit welchen Hin<strong>de</strong>rnissen hatten Sie<br />

zu kämpfen?<br />

Töpfer-Hartung: Als ich mit <strong>de</strong>m Studium<br />

fertig war, kam die Wen<strong>de</strong>. Ich suchte<br />

Arbeit in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn. Da<br />

habe ich gemerkt, wie viel ausgeprägter<br />

das Rollen<strong>de</strong>nken hier war. Was ich am<br />

extremsten empfand: Die Bezahlung von<br />

männlichen und weiblichen Kollegen<br />

war alles an<strong>de</strong>re als i<strong>de</strong>ntisch. Von leistungsgerechter<br />

Entlohnung kann man da<br />

nicht sprechen. Ich bin sogar vors Gericht<br />

gezogen, um eine leistungsgerechte<br />

Entlohnung für mich durchzusetzen.<br />

Welche Vorteile, welche Nachteile hat<br />

eine Frau in einem Beruf wie <strong>de</strong>m Ihren?<br />

Töpfer-Hartung: Was ich klar als Vorteil<br />

empfin<strong>de</strong>: Der Umgang mit Kollegen<br />

ist ganz an<strong>de</strong>rs, wenn Frauen mit Männern<br />

zusammenarbeiten. Der Ton ist<br />

freundlicher und höflicher. Ich fin<strong>de</strong> es<br />

auch gut, wenn man als Frau zeigen<br />

kann, wie leistungsfähig man ist. Das hat<br />

Vorbildfunktion.<br />

Ihr Rat an junge Kolleginnen?<br />

Töpfer-Hartung: Ziele stecken und verfolgen,<br />

sich nicht von gesellschaftlichen<br />

Vorurteilen beeinflussen lassen.<br />

Frau Ben<strong>de</strong>r, warum haben Sie sich für<br />

einen männlichen Beruf entschie<strong>de</strong>n?<br />

Ben<strong>de</strong>r: Die Frage nach einem männlichen<br />

Beruf hat sich mir nicht gestellt. Ich<br />

Corinna Töpfer-<br />

Hartung, 45, Ingenieurin<br />

für industrielle<br />

Elektronik,<br />

leitet bei einem<br />

Kölner Motorenhersteller<br />

das Team<br />

für die Motor-Elektrik,<br />

ein Kind.<br />

Ines C. Ben<strong>de</strong>r, 49,<br />

Diplom-Ingenieurin<br />

Maschinenbau,<br />

arbeitet als Kun<strong>de</strong>nservice-Leiterin<br />

bei einem Automobil-Zulieferer<br />

in Nordbayern,<br />

zwei Kin<strong>de</strong>r.<br />

habe mich für einen Beruf entschie<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r gefragt war, Zukunft zu haben schien<br />

und ein gutes Gehalt versprach. Meine<br />

eigentliche Begabung liegt nicht im technischen<br />

Bereich. Doch als ich sah, dass<br />

viele männliche Mitschüler, die in <strong>de</strong>r<br />

Schule nicht besser waren als ich, ein<br />

technisches Studium ergreifen wollten,<br />

dachte ich mir: Das schaffe ich auch.<br />

Mit welchen Hin<strong>de</strong>rnissen hatten Sie<br />

zu kämpfen?<br />

Ben<strong>de</strong>r: Natürlich gab es Rückschläge,<br />

aber ich hatte auch För<strong>de</strong>rer. Eine gläserne<br />

Decke nehme ich <strong>de</strong>nnoch wahr. Frauentypisch<br />

an meinem beruflichen Lebenslauf<br />

ist, dass ich immer wie<strong>de</strong>r wegen<br />

Mann und Kin<strong>de</strong>rn zurückgesteckt habe.<br />

Doch das waren bewusste Entscheidungen:<br />

Ich wusste früh, dass ich Kin<strong>de</strong>r und<br />

Beruf unter einen Hut bringen wollte,<br />

dass ich aber auch für mich auf Ausgewogenheit<br />

achten muss.<br />

Welche Vorteile, welche Nachteile hat<br />

eine Frau in einem Beruf wie <strong>de</strong>m Ihren?<br />

Ben<strong>de</strong>r: Man hat als Frau per se keine<br />

Vorteile in einem technischen Beruf. In<br />

<strong>de</strong>r Industrie gibt es nach wie vor Bereiche,<br />

in <strong>de</strong>nen es rau zugeht, etwa in <strong>de</strong>r<br />

Produktion. Ich <strong>de</strong>nke, dass viel von <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit abhängt, dass Selbstbewusstsein,<br />

Klarheit, Mut und Entscheidungsfreu<strong>de</strong><br />

einer Frau auf ihrem Weg<br />

helfen. Können ist Grundvoraussetzung<br />

– für bei<strong>de</strong> Geschlechter.<br />

Ihr Rat an junge Kolleginnen?<br />

Ben<strong>de</strong>r: Ran an die technischen Berufe!<br />

Sie sind ungemein vielfältig und interessant,<br />

und es wird auch nur mit Wasser<br />

gekocht. Seien Sie nicht zu angepasst,<br />

trauen Sie sich etwas zu und gehen Sie<br />

selbstbewusst Ihren Weg. Verstecken Sie<br />

Ihre Familie o<strong>de</strong>r Ihren Kin<strong>de</strong>rwunsch<br />

nicht und die Verpflichtungen, die daraus<br />

erwachsen – die Unternehmen lernen<br />

zunehmend, ihre Mitarbeiter mit einem<br />

Leben auch neben <strong>de</strong>m Beruf wahr- und<br />

anzunehmen. Und was das Gehalt anbelangt:<br />

„If you pay peanuts, you get monkeys“<br />

– diese Weisheit sollten Sie Ihren<br />

Chefs klarmachen.<br />

Frau Poth, warum haben Sie sich für einen<br />

eher männlichen Beruf entschie<strong>de</strong>n?<br />

Poth: Dass ich beruflich etwas mit Bauen<br />

zu tun haben wür<strong>de</strong>, stand für mich<br />

schon als Kind fest. Meine Eltern rieten<br />

mir dazu, Innenarchitektin zu wer<strong>de</strong>n –<br />

ein passen<strong>de</strong>r Beruf für ein Mädchen, fan<strong>de</strong>n<br />

sie. Ich habe dann mein Bauingenieurstudium<br />

durchgesetzt und war hochmotiviert,<br />

auch wenn ein Professor nach<br />

<strong>de</strong>r Vorlesung fragte: „Haben das auch<br />

die Damen verstan<strong>de</strong>n?“<br />

Mit welchen Hin<strong>de</strong>rnissen hatten Sie<br />

zu kämpfen?<br />

Poth: „Je<strong>de</strong>n Mann wür<strong>de</strong> ich auf dieser<br />

Position lieber sehen als Sie“, hat mir einmal<br />

ein Vorgesetzter in einem Bewerbungsgespräch<br />

gesagt. Ich habe mich dann<br />

gleich auf eine an<strong>de</strong>re Stelle beworben. Im<br />

öffentlichen Dienst sehe ich eine hohe Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie. Als<br />

Amtsleiterin mit 55 Mitarbeitern konnte<br />

ich zwar nicht in Teilzeit arbeiten, als meine<br />

Kin<strong>de</strong>r klein waren, aber die Strukturen<br />

sind klarer als in <strong>de</strong>r Wirtschaft.<br />

Welche Vorteile, welche Nachteile hat<br />

eine Frau in einem Beruf wie <strong>de</strong>m Ihren?<br />

Poth: Wenn ich auf die Baustelle gehe,<br />

muss ich häufiger <strong>de</strong>n Dienstausweis zücken<br />

als mein männlicher Kollege. Aber<br />

das stört mich nicht so sehr. Die Leute<br />

müssen mich nicht gleich akzeptieren,<br />

wenn sie mich sehen, son<strong>de</strong>rn wenn sie<br />

die ersten Sätze von mir gehört haben.<br />

Den Alltag mit Beruf und Familie zu organisieren,<br />

erfor<strong>de</strong>rt Managementqualitäten,<br />

die sich auch im Beruf positiv auswirken<br />

können. Der Umgang mit <strong>de</strong>n eigenen<br />

Kin<strong>de</strong>rn kann Fähigkeiten för<strong>de</strong>rn,<br />

die im Berufsleben von Vorteil sind. Ich<br />

habe aus <strong>de</strong>r Zeit, die ich mit meinen Kin<strong>de</strong>rn<br />

verbracht habe, viel gelernt. Geduld<br />

zum Beispiel, damit bin ich eigentlich<br />

nicht gera<strong>de</strong> gesegnet.<br />

Ihr Rat an junge Kolleginnen?<br />

Poth: Man braucht viel Selbstbewusstsein.<br />

Eine unsichere Frau geht in einem<br />

Männerberuf unter. Nicht das Weibchen<br />

rauskehren, das kommt nicht gut an. Stöckelschuhe<br />

auf <strong>de</strong>r Baustelle sind sicher<br />

keine gute I<strong>de</strong>e. An<strong>de</strong>rerseits sollte man<br />

auch nicht verstecken, dass man eine<br />

Frau ist. Zum Glück gibt es heute weniger<br />

Vorbehalte gegenüber Frauen. Sätze<br />

wie „Halten Sie sich mal raus, wenn sich<br />

gestan<strong>de</strong>ne Männer unterhalten“ hört<br />

man heute kaum noch.<br />

Frau Klein, warum haben Sie sich für<br />

einen männlichen Beruf entschie<strong>de</strong>n?<br />

Regina Poth, 57,<br />

Diplom-Bauingenieurin,<br />

arbeitet als<br />

städtische Baudirektorin<br />

in Aachen,<br />

zwei Kin<strong>de</strong>r.<br />

Fotos: Andreas<br />

Hermann (1),<br />

privat<br />

Andrea Klein, 47,<br />

Holzbauingenieurin,<br />

Senior Sales<br />

Manager für Lackierungsanlagen<br />

in <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

in Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg,<br />

kin<strong>de</strong>rlos.<br />

Klein: Das war Zufall. Als Abiturientin<br />

wollte ich Restauratorin wer<strong>de</strong>n. Deshalb<br />

habe ich erst mal eine Schreinerlehre<br />

gemacht. Restauratorin kam dann<br />

nicht mehr in Frage, das hat nicht mehr<br />

gepasst. Der Beruf wäre mir zu einsam gewesen.<br />

Ich habe in Rosenheim Holztechnik<br />

studiert, dann kam <strong>de</strong>r erste Job im<br />

Vertrieb im Anlagenbau.<br />

Mit welchen Hin<strong>de</strong>rnissen hatten Sie<br />

zu kämpfen?<br />

Klein: Bei einem meiner Arbeitgeber<br />

fehlte mir ganz klar ein Mentor o<strong>de</strong>r ein<br />

„weibliches Vorbild“. Ich war die erste<br />

und einzige Frau im Vertrieb in einer<br />

Männerdomäne. Die Strukturen waren<br />

damals noch sehr verkrustet, ich hatte<br />

große Schwierigkeiten, mich in <strong>de</strong>r Männerwelt<br />

zu behaupten, insbeson<strong>de</strong>re innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Firma. Wenn da jemand gewesen<br />

wäre, <strong>de</strong>r mich unterstützt hätte,<br />

wäre manches leichter gewesen.<br />

Welche Vorteile, welche Nachteile hat<br />

eine Frau in einem Beruf wie <strong>de</strong>m Ihren?<br />

Klein: Ich sehe bei<strong>de</strong>s. Im Kontakt mit<br />

Kun<strong>de</strong>n gibt es keine Probleme. Die meisten<br />

reagieren positiv überrascht, wenn<br />

sie hören, dass <strong>de</strong>r Ingenieur eine Frau<br />

ist. Klar passiert es, dass ich anfänglich<br />

für eine untergeordnete Mitarbeiterin gehalten<br />

wer<strong>de</strong>, die von Fachthemen keine<br />

Ahnung hat. Ich beziehe sowas aber nie<br />

auf mich als Person. Schwierigkeiten hatte<br />

ich allerdings nach <strong>de</strong>m Studium bei<br />

meinem ersten Arbeitgeber. In <strong>de</strong>r Firma<br />

dominierten Seilschaften und Männernetzwerke.<br />

Nein sagen, Feedback for<strong>de</strong>rn,<br />

offensiv sein – all das hatte ich mich<br />

damals noch nicht richtig getraut. Bei<br />

meinem jetzigen Arbeitgeber ist das zum<br />

Glück an<strong>de</strong>rs, da ist die Akzeptanz sehr<br />

hoch, obwohl ich auch da in meinem Bereich<br />

die erste Frau war.<br />

Ihr Rat an junge Kolleginnen?<br />

Klein: Selbstbewusst auftreten und<br />

sich nicht wegducken. Auch über Leistung<br />

und das Übernehmen von bestimmten<br />

Aufgaben und Projekten sich einen<br />

Namen machen – nicht nur in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Abteilung. Das stärkt die Position im Betrieb.<br />

Zum Glück ist heute vieles für Frauen<br />

selbstverständlicher gewor<strong>de</strong>n, zum<br />

Beispiel zu netzwerken. Das sollten Berufseinsteigerinnen<br />

nutzen.<br />

Interviews: Christiane Bertelsmann


911, Boxster,<br />

Cayman, Cayenne,<br />

Panamera.<br />

Fortsetzung folgt.<br />

Das Porsche Entwicklungszentrum ist die<br />

innovative Denkfabrik für die Entwicklung<br />

faszinieren<strong>de</strong>r Sportwagen. Unser Kom-<br />

petenzzentrum in Weissach ist weltweiter<br />

Inbegriff für Spitzentechnologie und<br />

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konstruieren wir unsere Sportwagen<br />

von morgen und übermorgen.<br />

Zur Umsetzung neuer Fahrzeugprojekte<br />

suchen wir berufserfahrene Spezialisten/<br />

-innen und hoch motivierte Absolventen/<br />

-innen mit erster Praxiserfahrung für<br />

folgen<strong>de</strong> Bereiche:<br />

Elektrische Antriebssysteme/Hybridisierung<br />

Verbrauchs- und Energiemanagement<br />

Energiespeicher- und<br />

-wandlersysteme<br />

Berechnung<br />

Grundmotor/<br />

Motorabstimmung<br />

Triebstrangentwicklung<br />

e-Performance<br />

Fahrwerk/Fahrdynamik<br />

Karosserie<br />

Interieur/Exterieur<br />

Karosserieleichtbau<br />

Passive Sicherheit<br />

Aero- und Thermodynamik<br />

Design und virtuelle<br />

Darstellungstechnik/<br />

Feasibility<br />

Konzeptentwicklung<br />

Gesamtfahrzeugmanagement<br />

Baukasten- und Variantenmanagement<br />

IT-Management<br />

Entwicklungsprozesse<br />

Beschaffung<br />

Lieferantenmanagement<br />

Qualitätsmanagement<br />

Logistik<br />

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Besuchen Sie uns für ein erstes persönli-<br />

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Personalstand auf <strong>de</strong>r IAA 2011 in Halle 3.

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