5.141,0k - StudentInnenschaft der Universität Bern
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unikum 151<br />
mai 2011<br />
magazin <strong>der</strong> studentInnenschaft <strong>der</strong> universität bern<br />
Ritalin im Selbstversuch – die Lösung im Prüfungsstress? 5<br />
<strong>Bern</strong> tickt langsamer – mehr als ein Klischee 8-9<br />
Medizin: Prüfung geheim 18-19<br />
Der <strong>Bern</strong>er Erasmus-Community auf <strong>der</strong> Spur 23<br />
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Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Meine Mama sagt immer: «Nimm dir<br />
Zeit und nicht das Leben.» Ich denk<br />
mir dann jeweils, leicht gesagt – und<br />
ja, zugegeben, auch leicht gemacht.<br />
Aber seit Bologna ist das Studium ein<br />
Vollzeitjob. Jede Leistung wird zwangsläufig<br />
benotet – was man gerade jetzt<br />
im Prüfungsstress zu spüren bekommt.<br />
Auch Seminararbeiten wollen noch geschrieben<br />
worden sein. Und gleichzeitig<br />
sollte man bereits erste berufliche Erfahrungen<br />
sammeln. Denn das echte Leben<br />
da draussen ist hart, es wird dir nichts<br />
geschenkt. Das kann stressen. Denn für<br />
alles bleibt meist keine Zeit. So hetzt<br />
man im Dschungel <strong>der</strong> Erwartungen und<br />
Aufgaben von einer Liane zur nächsten.<br />
Aber Stress kann auch beflügeln. Es gibt<br />
Leute, die können nur unter Zeitdruck<br />
effizient arbeiten. Stress – alle kennen‘s<br />
und doch geht jedeR an<strong>der</strong>s damit um.<br />
Eine kleine Rundumschau.<br />
Oli Roth stellt euch das Hilfsmittel<br />
Ritalin im Selbsttest vor – er erlebte<br />
hautnah, wie das Hirndoping wirkt. In<br />
<strong>der</strong> Umfrage erzählen sechs Studierende,<br />
wie sie mit Beziehungsstress umgehen.<br />
Carlo Bischoff präsentiert den Beweis für<br />
die <strong>Bern</strong>er Langsamkeit. Und Res Mettler<br />
begleitet eine Professorin drei Tage lang<br />
durch ihren Alltag – stehen die auch<br />
unter Zeitdruck?<br />
Also gönnt euch eine Auszeit und lest in<br />
aller Gemütlichkeit das unikum.<br />
Wie gesagt, nehmt euch Zeit und nicht<br />
das Leben.<br />
Jacqueline Lipp<br />
unikum-Koordinatorin<br />
Mit dem Ende des Semesters beenden<br />
auch drei alte Redaktionshasen ihre<br />
Arbeit beim unikum. Res Mettler, Oli<br />
Roth und Lukas Rau haben in den letzten<br />
Jahren das Heft bedeutend mitgeprägt.<br />
Auch unsere Layouterin Angela Wüst<br />
kehrt <strong>Bern</strong> und damit dem unikum den<br />
Rücken. Schweren Herzens lassen wir<br />
euch ziehen und sagen: Adieu, vielen<br />
Dank und alles Gute für die Zukunft. Es<br />
war schön mit euch.<br />
Neu dabei ist hingegen Redaktor Carlo<br />
Bischoff, den wir euch in <strong>der</strong> Herbstausgabe<br />
ausführlicher vorstellen werden.<br />
akzent<br />
4<br />
Aufschieberitis<br />
Alles auf den letzten Drücker machen:<br />
Eine Volksseuche?<br />
5<br />
Konzentration aus <strong>der</strong> Packung<br />
Der Ritalin-Selbsttest<br />
6<br />
Eule o<strong>der</strong> Lerche?<br />
Ob man gerne früh aufsteht o<strong>der</strong> lange<br />
schlafen kann, ist angeboren<br />
7<br />
«Besoffen nach Hause kommen muss<br />
drin liegen»<br />
Wie gehst du mit Beziehungsstress um?<br />
Die Umfrage<br />
8 – 9<br />
Der <strong>Bern</strong>er «Way of Life»<br />
Die <strong>Bern</strong>erInnen sind langsam. Das<br />
Klischee ist wissenschaftlich bestätigt<br />
10-11<br />
Geographie auf dem Zahnfleisch<br />
Notstand im Geo-Institut: Es mangelt an<br />
Geld und Betreuung<br />
12<br />
72 Stunden Professorin<br />
Ein Blick in die Agenda von Monika Betzler<br />
unisphäre<br />
13<br />
Seilschaft am Polito-Institut?<br />
Ein neuer Professor sorgt für Gerüchte<br />
13<br />
SR hautnah<br />
Hätte Louis Scheiwiller einen Ferrari,<br />
würde er ihn verkaufen und eine<br />
Hüpfburg bauen<br />
titelbild: angela wüst<br />
14<br />
Start in neue Legislatur geglückt<br />
Beschlüsse aus <strong>der</strong> ersten SR-Sitzung<br />
15<br />
Gute Aussichten<br />
Der SUB-Vorstand überrascht mit einem<br />
Ertragsüberschuss<br />
16-17<br />
«Geo ist auch heute noch ein von<br />
Männern dominiertes Fach»<br />
Ein Womentoring-Team im Interview<br />
18-19<br />
Medizin: Prüfungseinsicht verweigert<br />
Medizinstudis müssen zahlen, um ihre<br />
Prüfung einsehen zu können<br />
aussicht<br />
20<br />
SUB-Mitglie<strong>der</strong> gehen gratis ins<br />
OpenAir-Kino<br />
Dank dem neuen Kulturvertrag zwischen<br />
<strong>der</strong> SUB und dem OrangeCinema<br />
21<br />
KulturpartnerInnen<br />
22<br />
Apropos ...<br />
Zeit<br />
22<br />
Die Fünf<br />
Die fünf Studitypen im Umgang mit<br />
Prüfungsstress<br />
23<br />
Feuer und Wasser<br />
Was treibt die Erasmus-Community in<br />
<strong>Bern</strong>?<br />
25<br />
Pinnwand<br />
25<br />
Reinziehn<br />
Unsere Buch-, Film- und CD-Tipps<br />
26<br />
Rätsel, Impressum, Aus <strong>der</strong> Vorlesung<br />
27<br />
Was isst...?<br />
Barbara Egger-Jenzer über Würfel, Eis und<br />
Nagellack<br />
unikum 151 3
aufschieberitis<br />
Immer alles auf den letzten Drücker<br />
machen – das kennen<br />
wohl alle. Doch wieso macht man<br />
das, wer ist beson<strong>der</strong>s anfällig<br />
und was kann man dagegen tun?<br />
jacqueline lipp<br />
«Die Arbeit muss bis Ende Semester abgegeben<br />
werden.» – «Die Prüfung findet<br />
in <strong>der</strong> ersten Ferienwoche statt.» Solche<br />
Ansagen werden bereits Monate im Voraus<br />
gemacht. Und dennoch schaffen es<br />
viele Studis nicht, sich rechtzeitig hinter<br />
die Bücher zu setzen. Das Phänomen ist<br />
wohl allen bekannt, es wird in <strong>der</strong> Fachliteratur<br />
als Prokrastination bezeichnet.<br />
«Es zeichnet sich dadurch aus, dass die<br />
Person weiss, dass es besser wäre, die<br />
Aufgabe rechtzeitig anzupacken, und<br />
dennoch das Anfangen immer weiter<br />
hinausschiebt, sodass sie erst einsteigt,<br />
wenn <strong>der</strong> Termin sehr nahe ist», erklärt<br />
Norbert Semmer, Professor vom Institut<br />
für Psychologie. «Oft werden an<strong>der</strong>e<br />
Aufgaben erledigt – nie ist es schöner,<br />
mit dem Hund Gassi zu gehen, als wenn<br />
man lernen müsste», so <strong>der</strong> Experte für<br />
Arbeits- und Organisationspsychologie.<br />
Aber je näher die Deadline kommt, umso<br />
wo nehme ich nur die zeit her, so viel nicht zu lesen?<br />
4 unikum 151<br />
Karl Kraus<br />
BUCHHANDLUNG UNITOBLER 031 631 36 11<br />
BUCHHANDLUNG UNI-HAUPTGEBÄUDE 031 631 82 37<br />
BUCHHANDLUNG FÜR MEDIZIN 031 631 48 10<br />
geneigter sind wir, doch noch anzufangen.<br />
Und damit beginnt <strong>der</strong> Stress erst<br />
richtig.<br />
Stress beflügelt<br />
Wieso gibt es das Aufschieben überhaupt?<br />
Allen ist klar, dass es einfacher<br />
wäre, bereits anfangs Semester mit <strong>der</strong><br />
Arbeit zu beginnen. Denn Stress mag<br />
wohl niemand. O<strong>der</strong> etwa doch? Es gibt<br />
Leute, die glauben, sie könnten nur unter<br />
Stress produktiv sein. Wenn nur noch<br />
zwei Tage bleiben, nutzen sie jede freie<br />
Minute so richtig aus. Stress ist in dem<br />
Sinne positiv: Adrenalin wird ausgeschüttet<br />
und man erlebt Hochgefühle,<br />
die man mit fleissigem Lernen nicht<br />
hätte. «Bei vielen Leuten klappt das<br />
auch ganz gut. Das bestärkt sie in ihrer<br />
Aufschiebe-Strategie», erklärt Semmer.<br />
Zudem erhalten Leute oft noch Anerkennung,<br />
wenn sie unter Hochdruck ein<br />
ansehnliches Resultat erarbeiten. «Das<br />
schafft positive Anreize für das Aufschieben»,<br />
so Semmer.<br />
Aufschieben als Schutzmechanismus<br />
Gravieren<strong>der</strong> ist das Problem des<br />
Aufschiebens allerdings bei Leuten,<br />
die Angst haben – Angst zu versagen.<br />
Sie fürchten sich vor dem Resultat,<br />
das vielleicht nicht den Erwartungen<br />
entsprechend ausfallen könnte. Solange<br />
eine Person nichts (Schlechtes) präsentiert,<br />
haben die an<strong>der</strong>en und sie selbst<br />
noch ein hohes Bild von ihr. Das kann<br />
sich jedoch schnell än<strong>der</strong>n. Da sagt man<br />
lieber, «ich hätte es wohl schon besser<br />
gekonnt, wenn ich genügend Zeit gehabt<br />
hätte», als dass man zugibt, dass alle Zeit<br />
<strong>der</strong> Welt nichts gebracht hätte. In diesem<br />
Sinne stellt das Aufschieben eine Art<br />
Schutzmechanismus dar.<br />
Wo <strong>der</strong> Schuh drückt<br />
Das Phänomen Aufschieben ist insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Studierenden verbreitet,<br />
die sich selber organisieren müssen. «Je<br />
weniger strukturiert <strong>der</strong> Alltag ist und<br />
umso mehr Entscheidungsmöglichkeiten<br />
man hat, desto eher läuft man<br />
Gefahr, Dinge aufzuschieben», analysiert<br />
Semmer und fährt fort: «Dazu kommt,<br />
dass Aufgaben, die zeitlich weit entfernt<br />
sind, häufig als weniger wichtig und als<br />
weniger aufwendig bewertet werden, als<br />
sie tatsächlich sind». Manchmal führt<br />
das so weit, dass es nicht mehr möglich<br />
ist, die Aufgaben rechtzeitig zu erfüllen.<br />
So kann das Aufschieben zu einer<br />
ernsthaften Bedrohung werden. Solche<br />
Leute haben oft auch mit Depressionen<br />
zu kämpfen. «Spätestens dann wird Hilfe<br />
benötigt», wie Christian Baour von <strong>der</strong><br />
Beratungsstelle <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er Hochschulen<br />
erklärt. Er kennt das Phänomen. «Häufig<br />
kommen Leute in eine Beratung, um<br />
beispielsweise ihre Lernstrategien o<strong>der</strong><br />
ihr Zeitmanagement zu verbessern. Im<br />
Gespräch dann wird ersichtlich, dass<br />
sie zudem prokrastinieren.» Baour ist<br />
gerade daran, einen neuen Workshop zu<br />
entwickeln, <strong>der</strong> sich mit diesem Thema<br />
auseinan<strong>der</strong>setzt. Er ist überzeugt, dass<br />
mit diesem neuen Workshop vielen das<br />
Leben ein bisschen leichter gemacht<br />
werden könnte. Bis dahin bleibt nichts<br />
an<strong>der</strong>es übrig, als seine Tipps in <strong>der</strong> Infobox<br />
zu befolgen.<br />
Info<br />
Was kann man gegen Aufschieben tun?<br />
- Nicht alle sind Fan davon, aber: Eine<br />
To-Do-Liste erstellen. Es ist wichtig,<br />
dass man lernt zu planen.<br />
- Dabei auch Freizeit und Vergnü-<br />
gungen einplanen.<br />
- Alle Dinge streichen, die man eh nie<br />
tun wird.<br />
- Ablenkungen ausschalten: Sich selbst<br />
verbieten, Wäsche aufzuhängen o<strong>der</strong><br />
Fenster zu putzen.<br />
- Spezifisch planen: Möglichst konkret,<br />
dabei auch einen Plan B zurechtlegen,<br />
für den Fall, dass etwas nicht klappt.<br />
- Realistisch bleiben: Oft wird zu wenig<br />
Zeit eingerechnet, sodass Misserfolge<br />
bereits vorprogrammiert sind.<br />
- Grosse Aufgaben in kleine Häppchen<br />
aufteilen. Das hilft, den gefühlten Berg<br />
zu verkleinern.<br />
- Ehrlich sein mit sich selbst: Wieso<br />
schiebe ich auf? Ist man sich <strong>der</strong><br />
Ursache bewusst, kann man sie auch<br />
einfacher bekämpfen.<br />
- Perfektionismus ablegen. Sich selbst<br />
erlauben, Fehler zu machen.<br />
- Sich für kleine Erfolge zu belohnen<br />
lernen.<br />
Weitere Information zu Unterstützungsmöglichkeiten<br />
unter www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch
konzentration aus<br />
<strong>der</strong> packung<br />
Ritalin steigert die Leistungsfähig-<br />
keit. Viele nehmen es, um<br />
besser lernen zu können. Doch es<br />
kursieren nur schwammige<br />
Theorien und Räubergeschichten<br />
über das Medikament. Davon<br />
haben wir genug und wollen es<br />
selber wissen. Ein Selbsttest.<br />
oliver roth<br />
Ich lese. Und zwar viel und vor allem<br />
für mein Studium. Natürlich lässt die<br />
erhoffte Konzentration oft zu wünschen<br />
übrig. Die Augen fallen schon mal zu. Ich<br />
beuge mich statt über den Text über das<br />
Pult und genehmige mir ein Nickerchen<br />
in <strong>der</strong> Bibliothek. Da kann man leicht auf<br />
die Idee kommen, etwas nachzuhelfen.<br />
Zum Beispiel mit Ritalin. Dem Medikament,<br />
welches oft zur Behandlung von<br />
hyperaktiven Kin<strong>der</strong>n benutzt wird. Bei<br />
Menschen, die nicht darunter leiden,<br />
wirkt das darin enthaltene Methylphenidat<br />
allerdings aufputschend. Längst ist<br />
die Substanz in aller Munde und kursiert<br />
etwa schon als die «neue AkademikerInnendroge»<br />
o<strong>der</strong> dient an<strong>der</strong>en Berufsgruppen<br />
als leistungsför<strong>der</strong>ndes Mittel,<br />
wie etwa auch das Basler StudentInnenmagazin<br />
«gezetera» online schrieb.<br />
Rein damit!<br />
Doch Schluss mit <strong>der</strong> Theorie. Ich will es<br />
selber wissen. Beste Testmöglichkeit dafür<br />
bietet meine Literaturliste. Denn das<br />
heisst: 1 000 Seiten Forschungsliteratur<br />
lesen, zusammenfassen, alles im Kopf<br />
behalten können und dann mündliche<br />
Prüfung. So ackere ich mich seit einigen<br />
Tagen in <strong>der</strong> Bibliothek durch Preussen<br />
und das Deutsche Bürgertum. Das<br />
benötigt einiges an Konzentration und<br />
Aufmerksamkeit – es ist also Leistung<br />
gefragt. Das Ritalin habe ich mir über<br />
drei Ecken und dank guten Beziehungen<br />
beschafft. Ich habe zwei Tabletten, das<br />
sind 20 mg und entspricht etwa einer<br />
Dosis. Um 13 Uhr habe ich in <strong>der</strong> Mensa<br />
zu Mittag gegessen. Um zwei Uhr<br />
beginne ich wie<strong>der</strong> zu arbeiten. Also rein<br />
damit: Ich schlucke die Tabletten und beginne<br />
in meinem Skript zu lesen. Meine<br />
Arbeitstechnik: Ich lese ein Kapitel und<br />
fasse es dann zusammen. Schon nach<br />
ungefähr einer halben Stunde Lektüre<br />
merke ich, dass sich in mir etwas tut.<br />
Ich weiss nicht, ob es an meiner etwas<br />
mulmigen Stimmung durch den Selbsttest<br />
o<strong>der</strong> am Ritalin liegt, aber: Ich bin<br />
irgendwie nervös.<br />
Beinwippen und feuchte Hände<br />
Während ich mich durch die Geschichte<br />
Mitteleuropas lese, bemerke ich, dass<br />
ich mehr mit den Beinen wippe als<br />
sonst. Auch die gewohnte Müdigkeit,<br />
die gewöhnlich ungefähr eine Stunde<br />
nach dem Mittagessen einsetzt, bleibt<br />
aus. Dafür noch mehr Beinwippen und<br />
etwas feuchte Hände. Um drei Uhr habe<br />
ich ziemlichen Tatendrang. Es reicht<br />
mir nicht mehr, das Gelesene von Hand<br />
zusammenzufassen, wie ich es bis anhin<br />
getan habe. Ich beginne, die Notizen auf<br />
dem Laptop zu führen. Weil‘s schneller<br />
geht? Ich glaube, das hat nun doch nichts<br />
mehr mit aufgeregt sein zu tun. Das<br />
Ritalin wirkt! Ich neige zu überhasten,<br />
möchte am liebsten alles auf einmal erledigen:<br />
Lesen, dann doch wie<strong>der</strong> einen<br />
Satz zusammenfassen o<strong>der</strong> etwas im<br />
Internet nachschauen und gleichzeitig<br />
eine Mail verschicken ... Das geht aber<br />
nicht und wird etwas unangenehm.<br />
Unruhe mit Paranoia<br />
Ja, ich bin ziemlich aufgedreht. Mal habe<br />
ich sogar Lust, einfach wegzulaufen und<br />
draussen was zu unternehmen. Aber<br />
nein, ich muss jetzt lesen. Dabei bin<br />
ich ziemlich fokussiert. Obwohl eben<br />
auch recht nervös. Ich habe ein seltsames<br />
Gefühl im Bauch wie vor einem<br />
Vorstellungsgespräch o<strong>der</strong> einer unangenehmen<br />
Zahnbehandlung. Ob ich<br />
schneller lese als sonst? Ich glaube nicht.<br />
Auch den Text, <strong>der</strong> im Übrigen ziemlich<br />
schwer verständlich ist, verstehe ich<br />
nicht besser als sonst. Im Gegenteil, ich<br />
habe das Gefühl, manche Stellen im<br />
dicken Skript zwei- o<strong>der</strong> dreimal lesen<br />
zu müssen, um wirklich mitzukommen.<br />
Manchmal überfliege ich einige Absätze<br />
lediglich und bin nicht bei <strong>der</strong> Sache –<br />
aber das kommt ja auch ohne Ritalin vor.<br />
Eine leichte Paranoia schleicht sich ein.<br />
Ich frage mich, ob <strong>der</strong> Mitstudent, <strong>der</strong><br />
illustrartion: angela wüst<br />
kurz zu mir an den Arbeitsplatz kommt<br />
und fragt, was ich lese, merkt, dass ich<br />
ein Medikament intus habe.<br />
Was bringt‘s?<br />
Gegen vier Uhr und nach zwei Stunden<br />
lesen habe ich erste Motivationsschwierigkeiten.<br />
Ich statte Facebook einen<br />
Besuch ab und lese ein paar Nachrichten<br />
im Internet. Um halb fünf brauche ich<br />
eine Pause. Ich schlen<strong>der</strong>e vor <strong>der</strong> Uni<br />
umher und hoffe, dass ich niemanden<br />
kenne, mit dem o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ich sprechen<br />
müsste. Vielleicht verhalte ich mich ja<br />
im Gespräch wie ein Drogenjunkie?! Eine<br />
halbe Stunde und eine Cola später lese<br />
ich nochmals weiter. Bis um Viertel nach<br />
sechs geht‘s noch, dann mag ich nicht<br />
mehr arbeiten. Ich gehe nach Hause.<br />
Die Motivation vermag wohl auch das<br />
Ritalin nicht zu steigern. Aber als ich<br />
mich zu Hause entspannen will, habe<br />
ich noch immer diese unangenehme<br />
Nervosität in mir. Obwohl mein Körper<br />
eigentlich müde ist, bin ich gleichzeitig<br />
aufgeputscht. Das nervt. Als hätte ich im<br />
Laufe des Tages etwa 15 Becher Kaffee<br />
getrunken. Und auch das Gefühl, dass ich<br />
Medikamente eingenommen habe, um<br />
zu lernen, befremdet mich. Gelesen habe<br />
ich ungefähr so viel wie tags zuvor auch.<br />
Nur zusammengefasst irgendwie mehr<br />
und ausführlicher. Dafür könnte wohl<br />
das Ritalin verantwortlich sein. Für mich<br />
bringt‘s das aber nicht. Ich möchte nicht<br />
gestresst sein, wenn ich lerne. Wenn ich<br />
müde o<strong>der</strong> faul bin, trage ich auch die<br />
Konsequenzen dafür und falle halt durch<br />
die Prüfung. O<strong>der</strong> dann nehme ich lieber<br />
Aufputschmittel zu mir, welches Kaffeebohnen<br />
enthält anstatt Methylphenidat.<br />
unikum 151 5
eule o<strong>der</strong> lerche?<br />
6 unikum 151<br />
Ob wir leicht aufstehen o<strong>der</strong> nicht, ist – vom<br />
Morgen nach einer durchzechten Nacht mal<br />
abgesehen – angeboren. Warum es so ist, dass<br />
einige wie Springfe<strong>der</strong>n aus den Betten hüpfen<br />
und an<strong>der</strong>e kein Auge aufbekommen – auch<br />
wenn es genau das ist, was sie machen sollten:<br />
Die Augen öffnen? marisa molinaro<br />
Morgenstund hat Gold im Mund: Wer immer dieses legendäre<br />
Sprichwort erfunden hat, war mit Sicherheit eine<br />
Lerche. Das heisst eine Person, <strong>der</strong> es leicht fällt, am<br />
Morgen früh aufzustehen. Und weil ihr das keine Mühe<br />
bereitet, kennt sie allein die Schönheit dieser Tageszeit.<br />
Eine Eule – so werden eher nachtaktive Personen<br />
genannt – hätte den Morgen nie zur schönsten Tageszeit<br />
gekürt. Eine Eule hat nämlich Mühe aufzustehen<br />
und kommt erst gegen Abend so richtig in die Gänge.<br />
Erst dann kommen ihr die guten Ideen, sodass sie produktiv<br />
arbeiten kann.<br />
Die Erforschung <strong>der</strong> Tageslänge<br />
Bereits 1729 beschrieb <strong>der</strong> Franzose Jean Jacques d‘Ortous<br />
de Mairan die täglichen Blattbewegungen <strong>der</strong> Mimose.<br />
Mit Experimenten konnte er zeigen, dass die Blätter dieser<br />
Pflanze auch bei ständiger Dunkelheit im gleichen<br />
Rhythmus weiterschwingen. Somit waren diese Bewegungen<br />
nicht einfach eine Reaktion auf das Tageslicht,<br />
son<strong>der</strong>n folgten einem eigenen, inneren Rhythmus. Damit<br />
beschrieb d‘Ortous de Mairan, was heute «circadiane<br />
Rhythmen» genannt wird: Biologische Abläufe, die<br />
sich ungefähr täglich wie<strong>der</strong>holen.<br />
Erst im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden circadiane Rhythmen<br />
jedoch systematisch erforscht. Die Frage, die sich die<br />
SchlafforscherInnen dieser Zeit stellten, war: Ist <strong>der</strong><br />
menschliche Schlaf-Wach-Rhythmus von 24 Stunden<br />
nur eine Gewohnheit, die grundsätzlich verän<strong>der</strong>t werden<br />
kann und aus rein praktischen Gründen <strong>der</strong> Tageslänge<br />
angepasst ist, o<strong>der</strong> gibt es eine innere Uhr, die<br />
unabhängig davon den menschlichen Biorhythmus<br />
steuert? Um diese Frage zu beantworten, wurden Menschen<br />
von allen äusseren Faktoren isoliert und es wurde<br />
geschaut, was dabei mit ihrem Schlaf-Wach-Rhythmus<br />
passiert. Ein solches Experiment startete <strong>der</strong> Schlafforscher<br />
Nathaniel Kleitmann, als er 1938 mit seinem Studenten<br />
Bruce Richards 32 Tage in einer Mammuthöhle<br />
lebte. In diesem Experiment versuchte Kleitmann den<br />
Tagesrhythmus auf 28 Stunden zu verlängern – jedoch<br />
ohne eindeutiges Ergebnis.<br />
Erst in den 60er-Jahren baute Jürgen Aschoff, Arzt und<br />
Physiologe, Kleitmanns Isolationsexperimente aus. Das<br />
den Experimenten zu Grunde liegende Prinzip ist einfach:<br />
Die Schlaf- und Wachphasen werden mit und ohne<br />
Zeitgeber (zum Beispiel Licht, Temperaturschwankungen<br />
o<strong>der</strong> soziale Faktoren) aufgezeichnet. Aus seinen<br />
Untersuchungen schloss Aschoff, dass Menschen, wie<br />
auch die von d‘Ortous de Mairan beschriebenen Mimosen,<br />
innere circadiane Rhythmen haben.<br />
Master Clock steuert den Tagesrhythmus<br />
Heute ist bekannt, dass Menschen tatsächlich über eine<br />
innere, genetisch angelegte Uhr verfügen. Diese Uhr<br />
wird jeden Tag durch äussere Faktoren, sogenannte Zeitgeber,<br />
mit <strong>der</strong> Umwelt synchronisiert und auf ungefähr<br />
24 Stunden geeicht. Der wichtigste Zeitgeber ist Tageslicht.<br />
Um genau zu sein, sind es sogar mehrere Uhren,<br />
die in unserem Körper nebeneinan<strong>der</strong> laufen und koordiniert<br />
werden müssen. Die «Master Clock» sitzt im Gehirn<br />
und synchronisiert die untergeordneten «Local Clocks»<br />
in den Organen. Diese Master Clock befindet sich<br />
gleich über <strong>der</strong> Stelle, wo sich die Sehnerven kreuzen.<br />
Über spezielle Nervenfasern im Sehnerv erhält die Master<br />
Clock Informationen von den Lichtrezeptoren im<br />
Auge. Das heisst, sie «weiss», wann Tag und wann Nacht<br />
ist und leitet diese Information weiter an die Zirbeldrüse.<br />
Diese ihrerseits bildet das Schlafhormon Melatonin<br />
und gibt den Local Clocks, die die Organfunktionen steuern,<br />
den Takt an.<br />
illustration: paolo riva<br />
Jeden Tag fehlen 18 Minuten<br />
Sobald aber die Zeitgeber, zum Beispiel Licht, wegfallen,<br />
wird die innere Uhr nicht mehr täglich eingestellt,<br />
sodass sich ihr eigener Rhythmus offenbart. Nun ist es<br />
zwar so, dass die Uhren <strong>der</strong> meisten Menschen auf etwa<br />
24 Stunden eingestellt sind, aber eben nur ungefähr. Und<br />
genau da liegt <strong>der</strong> Unterschied zwischen Eulen und Lerchen:<br />
Eulen haben einen inneren Rhythmus, <strong>der</strong> etwas<br />
länger als 24 Stunden ist. Sie müssen also ständig aufstehen,<br />
wenn ihre innere Uhr noch auf Schlafen gestellt ist.<br />
Lerchen hingegen haben einen Rhythmus von weniger<br />
als 24 Stunden und werden folglich schon wach, bevor<br />
sie eigentlich müssten und dürfen quasi jeden Morgen<br />
ausschlafen. Allerdings handelt es sich bei diesem «Ausschlafen»<br />
nur um etwa neun Minuten. Die Tagesdauer<br />
einer Lerche beträgt nämlich circa 23,85 Stunden, während<br />
die einer Eule immerhin 24,3 Stunden dauert: Das<br />
heisst jeden Morgen 18 Minuten zu früh aufstehen. Und<br />
es sind nämlich genau diese 18 Minuten, die am Morgen<br />
fehlen! Da hilft nur eines: Nach dem Aufstehen zünftig<br />
in die Sonne blinzeln und die Uhr auf «Tag» stellen.
umfrage<br />
1<br />
4<br />
bil<strong>der</strong>: flurin jecker<br />
Wann erlebst du Stress in <strong>der</strong> Beziehung<br />
und wie reagierst<br />
du darauf? Gespräche über Streit,<br />
Versöhnungssex und die<br />
Zehn-Sekunden-Regel. flurin jecker<br />
1 Florian Peter<br />
10. Semester Psychologie, 23<br />
«Ich will endlich mal streiten! Ich finde<br />
streiten nämlich etwas Wun<strong>der</strong>bares<br />
und absolut wichtig für die Entwicklung<br />
einer Beziehung. Nur so lernt man<br />
einan<strong>der</strong> richtig kennen. Dazu kommt,<br />
dass Frauen einfach verdammt härzig<br />
aussehen, wenn sie verärgert sind.<br />
Umso bedauerlicher, dass ich mit meiner<br />
Freundin noch nie Streit hatte. Wir sind<br />
zwar auch noch nicht lange zusammen,<br />
aber wenn das so weiter geht, kommt‘s<br />
noch, dass ich einen Zank anzetteln<br />
muss. Einmal habe ich versucht, bei ihr<br />
die Streitlust rauszukitzeln und ihr zum<br />
Spass vorgeworfen, sie hätte mich mit<br />
Bakterien angesteckt. Da hat sie nur<br />
gelacht.»<br />
2 Erik Kerkhof<br />
4. Semester Biologie, 22<br />
«Meine Freundin und ich haben sehr<br />
wenig Stress in unserer Beziehung. Was<br />
2 3<br />
5<br />
«besoffen nach hause<br />
kommen muss drin<br />
liegen»<br />
6<br />
mich allgemein aber extrem stört, ist,<br />
wenn ich in einer Beziehung nicht mich<br />
selber sein darf. Mal besoffen nach Hause<br />
zu kommen, ohne eine Moralpredigt<br />
zu kassieren, muss einfach drin liegen.<br />
Mit Nörgeltanten könnte ich nichts anfangen.<br />
Das ist sie zum Glück auch nicht.<br />
Wenn wir trotzdem mal Streit haben, befolge<br />
ich die Zehn-Sekunden-Regel. Man<br />
zählt auf zehn, damit man sich etwas<br />
beruhigen kann. Mit gesenktem Puls<br />
kann man dann in Ruhe darüber reden.<br />
Und sich wenn nötig entschuldigen.»<br />
3 Ahana Aurora Fernandez de<br />
Gonzalez<br />
4. Semester Biologie, 22<br />
«Wenn ich versetzt werde, macht mich<br />
das rasend. Da freue ich mich den<br />
ganzen Tag auf einen tollen Abend, male<br />
mir aus, was man Schönes unternehmen<br />
könnte und eine halbe Stunde vor dem<br />
Treffen kommt dann die Absage. Da<br />
kriegt er was zu hören. Wenn er dann<br />
noch sagt, ich sähe schnüsig aus, wenn<br />
ich wütend sei, geht gar nichts mehr.<br />
In solchen Situationen gehe ich dann<br />
joggen, rauche eine Zigi o<strong>der</strong> gehe mit<br />
einer Kollegin etwas trinken. Wenn man<br />
dann anständig miteinan<strong>der</strong> gesprochen<br />
hat, ist die Sache für mich gegessen.<br />
Nachtragend sein ist überhaupt nicht<br />
mein Ding.»<br />
4 Eli Ruprecht<br />
8. Semester Psychologie, 23<br />
«Was ich gar nicht ausstehen kann ist<br />
Eifersucht. Das bringt mich absolut auf<br />
die Palme. Ich meine, Vertrauen ist mit<br />
das Wichtigste in einer Beziehung. Und<br />
wenn man eifersüchtig ist, zeigt man,<br />
dass eben dieses fehlt. Darum käme<br />
mir ein eifersüchtiger Freund gar nicht<br />
erst in die Tüte. Ansonsten finde ich<br />
es ratsam, dass man einan<strong>der</strong> in den<br />
Punkten aus dem Weg geht, wo man<br />
geteilter Meinung ist. Ewiges ‘Rumdiskutieren<br />
bringt nicht viel – ausser Stress.<br />
Und Stress in einer Beziehung muss nun<br />
wirklich nicht sein.»<br />
5 Miriam Wischmann<br />
2. Semester Englisch, BWL und VWL, 21<br />
«Ich streite gerne – wenn man das so<br />
salopp sagen will. Denn Streiten hat<br />
irgendwie was Befreiendes. Zumindest<br />
wenn es sich in einem vernünftigen Rahmen<br />
abspielt. Ich denke auf jeden Fall,<br />
dass man in einer Beziehung am besten<br />
vorankommt, wenn man Probleme direkt<br />
anspricht und ausdiskutiert. Wichtig<br />
dabei ist aber, dass man auch sich selber<br />
kritisch hinterfragt und Fehler eingestehen<br />
kann. Man darf sich auch nicht zu<br />
schade sein, ‹sorry› zu sagen.<br />
Wenn mich nur eine Kleinigkeit stört,<br />
finde ich es aber oft schwierig abzuwägen,<br />
ob ich es ansprechen o<strong>der</strong> bleiben<br />
lassen soll; zum Beispiel hat mein Freund<br />
die ganze Woche nicht abgewaschen. So<br />
was ärgert mich schon. Aber ihn darauf<br />
ansprechen …»<br />
6 Reto Wernli<br />
1. Mastersemester VWL, 26<br />
«Freiheit ist für mich das A und O.<br />
Andauernd erreichbar zu sein und nur<br />
noch für die Beziehung zu leben, wäre<br />
für mich Stress pur. Weil meine Freundin<br />
aber in Italien lebt, ist unsere Beziehung<br />
sehr entspannt, was das anbelangt. Wir<br />
haben uns bei einem Austauschsemester<br />
kennen gelernt und ein halbes Jahr<br />
zusammen gewohnt. Das funktionierte<br />
eigentlich auch ganz gut.<br />
Wenn wir streiten, werde ich schnell<br />
laut und direkt – vielleicht manchmal zu<br />
direkt. So ist das halt, wenn die Emotionen<br />
mit einem durchgehen. Nach einer<br />
Weile, wenn ich mich wie<strong>der</strong> beruhigt<br />
habe, gibt‘s dann ein ehrliches ‹Excusez›.<br />
O<strong>der</strong> Versöhnungssex.»<br />
unikum 151 7
<strong>der</strong> berner «way of life»<br />
<strong>Bern</strong>erInnen sind jetzt erwiesenermassen langsam. bild: carlo bischoff<br />
<strong>Bern</strong>erinnen und <strong>Bern</strong>er sind wie<br />
sie sind. Langsam. Sowohl im<br />
Gehen als auch im Sprechen. Diesen<br />
«<strong>Bern</strong>er Charme» hat auch<br />
die Tourismusbranche entdeckt.<br />
carlo bischoff<br />
Es heisst, <strong>Bern</strong>erinnen und <strong>Bern</strong>er seien<br />
langsam. Langsam sein ist aber noch<br />
lange nicht alles, was sich hinter dem<br />
<strong>Bern</strong>er Klischee versteckt. Im Laufe <strong>der</strong><br />
Zeit haben sich verschiedenste Eigenschaften<br />
an den Stereotyp angesiedelt.<br />
So sagt man, dass die <strong>Bern</strong>erin und <strong>der</strong><br />
<strong>Bern</strong>er auch wortkarg und schweigsam<br />
seien und eine ehrliche Haut, viel<br />
Herz und ein weiches Gemüt hätten.<br />
Die Schweigsamkeit sei Ausdruck <strong>der</strong><br />
Zufriedenheit und sicherlich auch <strong>der</strong><br />
Bequemlichkeit, so das Klischee. Starke<br />
Gefühle, wie Zorn o<strong>der</strong> Leidenschaft,<br />
seien <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>erin und dem <strong>Bern</strong>er eher<br />
fremd, behalte man doch lieber eine<br />
ruhige und nüchterne Art. Dem Volksmund<br />
zufolge ist dies auch <strong>der</strong> Grund,<br />
warum die <strong>Bern</strong>erin und <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er<br />
gegenüber Fremden eher zurückhaltend<br />
und misstrauisch wirkten. Man sei zwar<br />
freundlich, aber mehr auch nicht.<br />
Das Klischee hört sich an wie ein<br />
Märchen. Dies findet auch <strong>der</strong> Stadtpräsident,<br />
waschechter und bügelfreier<br />
<strong>Bern</strong>er, Alexan<strong>der</strong> Tschäppät, im<br />
Interview mit dem unikum. Auf die<br />
Frage, wie er denn die typische <strong>Bern</strong>erin<br />
und den typischen <strong>Bern</strong>er beschreiben<br />
würde, zitiert er aus einem Aufsatz eines<br />
8 unikum 151<br />
Elfjährigen: «Ein <strong>Bern</strong>er ist ein <strong>Bern</strong>er,<br />
wenn er so spricht wie ein <strong>Bern</strong>er. Er<br />
redet nur an<strong>der</strong>s als ein Zürcher nämlich<br />
Bärndütsch. Sonst ist er normal.» Wenn<br />
es darum gehe, ein Fussballstadion zu<br />
erstellen, seien auch die <strong>Bern</strong>erInnen<br />
blitzschnell. «Es ist nur das Vorurteil<br />
<strong>der</strong> übrigen Schweiz, das uns langsam<br />
macht», sagt Tschäppät.<br />
«Ein <strong>Bern</strong>er redet nur an<strong>der</strong>s als<br />
ein Zürcher nämlich Bärndütsch.<br />
Sonst ist er normal.»<br />
Doch die Langsamkeit ist wissenschaftlich<br />
bestätigt. In einer Studie des<br />
britischen Psychologieprofessors Richard<br />
Wiseman wurde die durchschnittliche<br />
Gehgeschwindigkeit in 32 verschiedenen<br />
Städten gemessen. Am selben Tag und<br />
zur selben Zeit stoppten die WissenschaftlerInnen<br />
die Zeit, die PassantInnen<br />
benötigten, um eine Strecke von 60 Fuss<br />
(18,29 Meter) zurückzulegen. Das Resultat<br />
ist frappant: <strong>Bern</strong> ist auf dem drittletzten<br />
Platz, nur in Bahrain und Malawi<br />
ist man noch langsamer. Die schnellsten<br />
FussgängerInnen gibt es in Singapur. Sie<br />
gehen etwa doppelt so schnell wie die<br />
<strong>Bern</strong>erInnen (siehe Kontextbox).<br />
Diese Resultate sind nur ein kleiner<br />
Teil des von Wiseman veröffentlichten<br />
Buches «Quirkology». Darin untersucht<br />
er «the quirky side of human behaviour»,<br />
wie er es beschreibt. Er widmet<br />
sich Fragestellungen zu psychologischen<br />
Alltagsphänomenen, welche an<strong>der</strong>e<br />
kontext<br />
Wie schnell sind die an<strong>der</strong>en?<br />
Durchschnittliche Zeit (in Sekunden), um<br />
60 Fuss (18,29 Meter) zu gehen:<br />
1 Singapur (Singapur) 10,55<br />
2 Kopenhagen (Dänemark) 10,82<br />
3 Madrid (Spanien) 10,89<br />
4 Guangzhou (China) 10,94<br />
5 Dublin (Irland) 11,03<br />
6 Curitiba (Brasilien) 11,13<br />
7 Berlin (Deutschland) 11,16<br />
8 New York (USA) 12,00<br />
9 Utrecht (Nie<strong>der</strong>lande) 12,04<br />
10 Wien (Österreich) 12,06<br />
11 Warschau (Polen) 12,07<br />
12 London (GB) 12,17<br />
13 Zagreb (Kroatien) 12,20<br />
14 Prag (Tschechische Republik) 12,35<br />
15 Wellington (Neuseeland) 12,62<br />
16 Paris (Frankreich) 12,65<br />
17 Stockholm (Schweden) 12,75<br />
18 Ljubljana (Slowenien) 12,76<br />
19 Tokio (Japan) 12,83<br />
20 Ottawa (Kanada) 13,72<br />
21 Harare (Simbabwe) 13,92<br />
22 Sofia (Bulgarien) 13,96<br />
23 Taipei (Taiwan) 14,00<br />
24 Kairo (Ägypten) 14,18<br />
25 Sana‘a (Yemen) 14,29<br />
26 Bukarest (Rumänien) 14,36<br />
27 Dubai (VAE) 14,64<br />
28 Damascus (Syrien) 14,94<br />
29 Amman (Jordanien) 15,95<br />
30 <strong>Bern</strong> (Schweiz) 17,37<br />
31 Manama (Bahrain) 17,69<br />
32 Blantyre (Malawi) 31,60<br />
Weitere Infos: www.paceoflife.co.uk<br />
Forscherinnen und Forscher eher meiden<br />
würden. So untersucht er unter an<strong>der</strong>em,<br />
warum überdurchschnittlich viele<br />
MeeresbiologInnen Dr. Fish heissen. Er<br />
selbst betrachtet sein Tun als ernstzunehmende<br />
und valide Wissenschaft,<br />
doch damit sind nicht alle einverstanden.<br />
Oft werden seine Machenschaften<br />
als Marottenkunde bezeichnet und<br />
stark kritisiert. Glaubt man zum Beispiel<br />
den Resultaten <strong>der</strong> Studie zur Gehgeschwindigkeit,<br />
so sind die <strong>Bern</strong>erInnen<br />
zu langsam, um einen Zebrastreifen in<br />
<strong>der</strong> Grünphase zu überqueren. Die verbindliche<br />
Norm, die <strong>der</strong> Schweizerische<br />
Verband <strong>der</strong> Strassen- und Verkehrsfachleute<br />
als minimales FussgängerInnentempo<br />
beim Einrichten von Verkehrsampeln<br />
voraussetzt, kann nicht eingehalten<br />
werden.
An <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> widmete man<br />
sich nicht <strong>der</strong> Gangart <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>erInnen,<br />
son<strong>der</strong>n ihrer Sprache. Von 2005 bis<br />
2008 unterstützte <strong>der</strong> Nationalfonds das<br />
erste Projekt, welches Schweizer Dialekte<br />
quantitativ auf <strong>der</strong>en zeitlichen und<br />
melodiösen Eigenschaften untersuchte.<br />
Adrian Leemann und Beat Siebenhaar,<br />
beide Sprachwissenschaftler, entschieden<br />
sich für die Dialekte aus <strong>Bern</strong>,<br />
Graubünden, Zürich und dem Wallis. Um<br />
die verschiedenen Spracheigenschaften<br />
evaluieren zu können, befragten die Forscher<br />
pro Dialekt fünf Gymnasiastinnen<br />
und fünf Gymnasiasten zu ihrer Zukunft<br />
nach <strong>der</strong> Matura. Mit einem Computerprogramm<br />
wurden die drei Minuten<br />
reine Sprechzeit je<strong>der</strong> Person bearbeitet.<br />
Mit seiner zeitlichen und melodiösen<br />
Analyse ist das Projekt europaweit einzigartig.<br />
<strong>Bern</strong> ist auf dem drittletzten<br />
Platz, nur in Bahrain und Malawi<br />
ist man noch langsamer.<br />
Adrian Leemann, selber kein <strong>Bern</strong>er,<br />
aber seit zehn Jahren in <strong>Bern</strong> wohnhaft,<br />
findet zwar, dass es keine typische<br />
<strong>Bern</strong>erinnen o<strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er gebe. «Doch<br />
schon vor <strong>der</strong> Studie hatte ich die Vermutung,<br />
dass die <strong>Bern</strong>erInnen langsamer<br />
sprechen», erzählt er. Mit ihrer Untersuchung<br />
konnten die zwei Wissenschaftler<br />
schliesslich beweisen, was alle gedacht<br />
hätten: Die <strong>Bern</strong>erInnen sind die Langsamsten.<br />
Sie sprechen durchschnittlich<br />
gut eine Silbe weniger pro Sekunde (das<br />
macht pro Minute 60 Silben weniger)<br />
als die WalliserInnen, welche von allen<br />
vieren am schnellsten parlieren. Mit<br />
4,98 Silben pro Sekunde artikulieren sich<br />
die <strong>Bern</strong>erInnen auch langsamer als die<br />
ZürcherInnen und die BündnerInnen.<br />
«Im <strong>Bern</strong>deutschen werden <strong>der</strong> Phrasenbeginn<br />
und das Phrasenende stärker<br />
gedehnt. Das ist eine <strong>der</strong> Hauptursachen»,<br />
erklärt Leemann. In <strong>der</strong> Schweiz<br />
würden die Dialekte einen grossen<br />
Stellenwert geniessen und die Resultate<br />
seien ein wichtiger Kulturbeschrieb.<br />
Deshalb stosse die Studie immer wie<strong>der</strong><br />
auf grosses Interesse.<br />
Interesse am Klischee hat auch das<br />
<strong>Bern</strong>er Tourismusbüro. Denn damit<br />
lassen sich gute Geschäfte machen. Im<br />
touristischen Marketing geht es um die<br />
Vermittlung von Emotionen und authentischen,<br />
unverwechselbaren Bil<strong>der</strong>n.<br />
Man muss die potentiellen Gäste im<br />
Herzen berühren. Hier kommt die <strong>Bern</strong>er<br />
Langsamkeit zum Zug. Wohlgemerkt<br />
wird sie jedoch etwas an<strong>der</strong>s interpretiert<br />
als sonst. «<strong>Bern</strong>erInnen sind<br />
nicht langsam, son<strong>der</strong>n in <strong>Bern</strong> wird<br />
entschleunigt, das ist ein Unterschied»,<br />
argumentiert <strong>der</strong> Marketingleiter von<br />
«<strong>Bern</strong>erInnen sind nicht langsam,<br />
son<strong>der</strong>n in <strong>Bern</strong> wird<br />
entschleunigt, das ist ein Unterschied.»<br />
<strong>Bern</strong> Tourismus, Thomas Lüthi. Die<br />
Gemütlichkeit sei ein Zeichen von Lebensqualität.<br />
Das Tourismusbüro wirbt<br />
für die Marke «BERN» gezielt mit dem<br />
«<strong>Bern</strong>er Charme», wie die <strong>Bern</strong>er Langsamkeit<br />
plötzlich heisst. Hast und Hektik<br />
seien für die <strong>Bern</strong>erInnen Fremdworte.<br />
In ihrer Stadt geniesse man das Leben<br />
und nehme sich Zeit für die wirklich<br />
wichtigen Dinge. Für einen kurzen<br />
Schwatz unter den Lauben o<strong>der</strong> ein<br />
gemütliches «Kafichränzli» fänden die<br />
<strong>Bern</strong>erin und <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er immer Zeit. Das<br />
Zauberwort heisst «Entschleunigung».<br />
Im heutigen Alltag muss alles immer<br />
schnell gehen und wer nicht mitzieht,<br />
hat Stress. Marketingleiter Thomas Lüthi<br />
hat die Lösung: «Unsere <strong>Bern</strong>er Art bricht<br />
hier aus. Man nimmt sich Zeit. Mehr sein<br />
als müssen. Wer also aus dem stressigen<br />
Alltag fliehen will, findet bei uns die<br />
Oase.» Wie das Klischee hören sich aber<br />
auch diese Floskeln märchenhaft an. So-<br />
Ich mitEnergie.<br />
überzeuge<br />
Ein <strong>Bern</strong>er namens ...<br />
Ein <strong>Bern</strong>er namens Sami Streit<br />
verblüffte durch Beredsamkeit.<br />
Sein Wort war rasch, sein Geist war<br />
wendig<br />
und seine Sprechart sehr lebendig.<br />
Nach diesen Worten ist es klar,<br />
dass Sami gar kein <strong>Bern</strong>er war.<br />
Ein <strong>Bern</strong>er namens André Ott<br />
war sicher, dass <strong>der</strong> Liebe Gott<br />
stets gut nur von den <strong>Bern</strong>ern dachte,<br />
indem, als er die Sprachen machte,<br />
er mit dem Bärndütsch sie belohnte<br />
und mit dem Züritütsch verschonte.<br />
cb. Ueli <strong>der</strong> Schreiber (Guido Schmezer,<br />
geb. 28.12.1924, Olten) ist ein Schweizer<br />
Journalist und Schriftsteller, welcher sich<br />
in seinen Werken ausgiebig mit <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er<br />
Art beschäftigt.<br />
Wo fliesst Ihre Energie? Finden Sie’s raus – Infos zum Einstieg bei <strong>der</strong><br />
BKW-Gruppe gibt es unter:<br />
www.bkw-fmb.ch/karriere<br />
wohl die Gäste wie auch die <strong>Bern</strong>erInnen<br />
selbst geben dem Tourismusbüro jedoch<br />
positive Rückmeldungen. Man treffe<br />
mit <strong>der</strong> Positionierung ins Schwarze.<br />
1779 hatte schon Johann Wolfgang von<br />
Goethe, als er sich in <strong>der</strong> Stadt <strong>Bern</strong> aufhielt,<br />
in einem Brief an seine Freundin<br />
Charlotte von Stein darüber geschrieben:<br />
«Sie ist die Schönste, die wir je gesehen<br />
haben.»<br />
unikum 151 9
geographie auf dem<br />
zahnfleisch<br />
Unsere Kunden informieren und direkt an<br />
ihr Ziel bringen. Das begeistert mich.<br />
Gemeinsam täglich eine Meisterleistung. sbb.ch/jobs<br />
10 unikum 151<br />
Das Geographische Institut <strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong><br />
gleicht immer mehr einem Bienen-<br />
stock. Seit Jahren steigen die Studierendenzahlen.<br />
Die finanziellen Mittel und <strong>der</strong><br />
Personalbestand halten jedoch nicht Schritt<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung. lukas rau<br />
Geographie ist ein attraktives Studienfach. Einige<br />
Scherzkekse fragen einen als Geographiestudi zwar immer<br />
noch gerne nach <strong>der</strong> Hauptstadt von Tohuwabohu.<br />
Mit Stadt-Land-Fluss-Län<strong>der</strong>kunde hat die Ausbildung<br />
am Geographischen Institut <strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong> (GIUB) aber<br />
überhaupt nichts zu tun. Die Breite des Faches, wie es<br />
am GIUB gelehrt wird, ist ohne Beispiel. Von meteorologisch-klimatischen<br />
Fragestellungen über politische Geographie,<br />
Wirtschaftsgeographie, Bodenkunde, Hydrologie,<br />
Geomorphologie, Naturgefahren, Fernerkundung,<br />
Phänologie bis zu Regionalentwicklung und Raumplanung<br />
kann man im GIUB alles studieren. Grob eingeteilt<br />
werden die Gebiete in Humangeographie, physische Geographie<br />
und die integrative Geographie. Letztere hat<br />
es sich zum Ziel gemacht, die beiden Hauptbereiche zu<br />
verbinden, interdisziplinäre Sichtweisen zu entwickeln<br />
und holistische Erklärungs- und Lösungsansätze für Pro-<br />
bleme zu finden. Wie ein Mantra taucht dabei immer<br />
wie<strong>der</strong> die Frage nach <strong>der</strong> nachhaltigen Ressourcenverteilung<br />
auf. Genau da stösst das GIUB allerdings selber<br />
an seine Grenzen.<br />
Wink mit dem Zaunpfahl<br />
Neu ist das nicht. Bereits 2003 war in den <strong>Bern</strong>er geographischen<br />
Mitteilungen zu lesen, dass das Betreuungsverhältnis<br />
<strong>der</strong> Anzahl Professuren zu den Hauptfachstudierenden<br />
bei 1:80 stehe. Der Fakultätsschnitt<br />
lag damals bei 1:25. Seit Jahren steigen die Studierendenzahlen,<br />
während die finanziellen Mittel und <strong>der</strong> Personalbestand<br />
mit diesem Anstieg nicht mithalten. 2007<br />
dann hat das GIUB <strong>der</strong> philosophisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fakultät einen Strukturbericht vorgelegt,<br />
quasi ein Röntgenbild des Instituts, in dem es ausführlich<br />
auf die Problematik hinwies. Insbeson<strong>der</strong>e auf den<br />
Bedarf an DozentInnenstellen und die prekären Arbeitsbedingungen<br />
innerhalb des Instituts, welche die Qualität<br />
von Forschung und Lehre gefährdeten. Bei <strong>der</strong> Ausarbeitung<br />
des vertraulichen Strukturberichtes war auch<br />
die Fachschaft mit von <strong>der</strong> Partie. «Schon damals hat das<br />
Institut geschlossen For<strong>der</strong>ungen gestellt und mitgeteilt,<br />
dass es nicht mehr geht mit so vielen Studierenden<br />
und so wenigen Profs», sagt Andrea Keller von <strong>der</strong> Fachschaft.<br />
«Passiert ist aber nichts, obwohl <strong>der</strong> Bericht von<br />
<strong>der</strong> Fakultät gelobt wurde.» Im Oktober desselben Jahres<br />
wurde die Fachschaft <strong>der</strong> Geographie dann selber aktiv<br />
und schrieb einen offenen Brief direkt an Rektor Würgler,<br />
um die Sicht <strong>der</strong> Studierenden darzustellen. Darin<br />
monierte sie die schleichende Verschlechterung <strong>der</strong><br />
Studienbedingungen und stellte das Schreiben als veritablen<br />
«Hilferuf und wertvollen Hinweis» an die Unileitung<br />
dar. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die Reaktion des<br />
Rektorats war bezeichnend. Es gab nämlich keine. «Wir<br />
haben per Mail nachgehakt, aber auch keine Antwort erhalten»,<br />
sagt Christina Willi, Fachschaftskoordinatorin.<br />
Was ist Nachhaltigkeit?<br />
Im Winter 2008 gab es dann doch noch eine Antwort aus<br />
dem Rektorat, im Sommer 2009 kam es auch zu einem<br />
Treffen, das ohne Folgen blieb. Obwohl die Geographie<br />
im Brennpunkt mehrerer Profilierungsbereiche <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />
<strong>Bern</strong> steht. Im aktuellen Jahresbericht 2010 geht<br />
Rektor Würgler in seinen Leitgedanken mehrmals auf<br />
diese nationalen Forschungsschwerpunkte, grösstenteils<br />
geographische Kernthemen, ein. Im Fokus stehen<br />
das Klima (Variabilität, Vorhersehbarkeit und Risiken),<br />
Nord-Süd (Forschungspartnerschaften zur Lin<strong>der</strong>ung<br />
von Syndromen des globalen Wandels), sowie das am<br />
GIUB angesiedelte Center for Development and Environment,<br />
das im Bereich <strong>der</strong> nachhaltigen Entwicklung<br />
weltweit Akzente setzt. Die Schaffung eines interdisziplinären<br />
Zentrums für Regionalwissenschaften wird<br />
ebenfalls vorangetrieben, auch dieses wird am GIUB zu<br />
finden sein. Das Engagement <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> in diesen<br />
Bereichen ist natürlich zu loben, auch an<strong>der</strong>e Disziplinen<br />
tragen dazu einen grossen Anteil bei. Die Nachhaltigkeit<br />
<strong>der</strong> Lehre in <strong>der</strong> Geographie bleibt trotzdem auf <strong>der</strong><br />
Strecke. Um den Puls <strong>der</strong> Studierenden zu fühlen, startete<br />
die Fachschaft <strong>der</strong> Geographie eine Umfrage. In <strong>der</strong><br />
Evaluation <strong>der</strong>selben kommen die wichtigsten Proble-
So weit ist es noch nicht: Betteln<strong>der</strong> Geographiestudent. bild: lukas rau<br />
matiken zur Geltung, aus denen konkrete For<strong>der</strong>ungen<br />
abgeleitet werden können. Der Zweijahres-Rhythmus<br />
von Veranstaltungen erschwert beispielsweise die Studienplanung<br />
und Erasmusaufenthalte. Bestimmte Veranstaltungen<br />
werden von bis zu 200 Studis besucht.<br />
Es gibt ein Überangebot an Vorlesungen, wobei Praktika<br />
und Seminare zu kurz kommen, obwohl diese sehr<br />
wertvoll sind bei <strong>der</strong> Entwicklung von «Soft Skills» und<br />
<strong>der</strong> Einübung des wissenschaftlichen Schreibens. Auch<br />
Feld- und Laborkurse fehlen. Die spärlichen Angebote in<br />
diesem Bereich werden überrannt. Die Exkursionstage<br />
wurden in einigen Jahren von ursprünglich 19 auf zehn,<br />
und schliesslich auf sechs reduziert. «Wir stehen diesbezüglich<br />
in engem Kontakt mit <strong>der</strong> Studienleitung am<br />
Institut», erklärt Christina Willi. Diese habe ein offenes<br />
Ohr, stosse aber an ihre Grenzen. «Auch <strong>der</strong> Mittelbau<br />
ist seit längerem überlastet.»<br />
Gesamtheitlich Denken!<br />
Jeannine Wintzer ist am GIUB wissenschaftliche Assistentin<br />
und Doktorandin und an <strong>der</strong> Phil.-nat.-Fakultät<br />
als Vertreterin des Unteren Mittelbaus aktiv. Sie betont,<br />
dass ein schlechtes Verhältnis zwischen ProfessorInnen<br />
und Studierenden meist zu Lasten des finanziell schlecht<br />
ausgestatteten Mittelbaus gehe. Das spürten die Studierenden,<br />
denn eine motivierende Lehre lebe auch vom<br />
Engagement <strong>der</strong> Lehrenden. Dies brauche genügend Zeit<br />
zur Vorbereitung und müsse vor allem entlöhnt werden.<br />
Es sei problematisch, wenn Studierende bei selbständigen<br />
Arbeiten ohne Begleitung seien, da für eine ausreichende<br />
Betreuung einfach keine Zeit zur Verfügung<br />
stehe. Dies wäre wichtig, um den Kontakt zu den Studierenden<br />
nicht zu verlieren. Das schlechte Betreuungsverhältnis<br />
sei jedoch nicht nur personell und finanziell ein<br />
Problem, son<strong>der</strong>n auch infrastrukturell. Die vollen Hörsäle<br />
ermöglichten die Durchführung alternativer Lernkonzepte<br />
nicht. Didaktik bestehe ja nicht aus hinstehen<br />
und Wissen nacherzählen, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> aktiven Aneignung,<br />
die eine gute Begleitung brauche, erklärt Jeannine<br />
Wintzer. «Das Institut geht allerdings kreativ mit <strong>der</strong> La-<br />
ge um, es haben sich auch organisatorisch schon einige<br />
Dinge geän<strong>der</strong>t», führt Christina Willi aus. So wandte<br />
sich die Fachschaft an den Dekan <strong>der</strong> phil.-nat.-Fakultät,<br />
Silvio Decurtins. Er nahm sich Zeit und zeigte viel<br />
Verständnis, aber auch ihm seien die Hände gebunden.<br />
«Der Kuchen ist so und so gross, wir können nicht mehr<br />
hergeben», sagt er. Die Geographie hätte allerdings erste<br />
Priorität, wenn neue Mittel hinzukommen würden. «Die<br />
Geographie hat einen hohen Stellenwert an <strong>der</strong> Fakultät<br />
und leistet auch gute Arbeit. Das machen unsere Weltraumphysiker<br />
aber auch.» Um Mittel freizustellen, müsse<br />
an an<strong>der</strong>en Orten abgebaut werden, was natürlich<br />
schwierig sei. Man müsse gesamtheitlich denken. «Wir<br />
haben die Wissenschaftstheorie und -geschichte an die<br />
phil.-hist.-Fakultät abgegeben. Dieser kleine Abbau hat<br />
bereits zu grossen Konflikten geführt.» Man müsse sich<br />
fragen, wer für mehr Mittel und Stellenpunkte zuständig<br />
sei, gibt er zu bedenken. «Das ist die Politik, das ist<br />
die Gesellschaft.» Der Beitrag des Kantons ist im Verhältnis<br />
zu den StudienanfängerInnen rückläufig.<br />
Die Qualitätslücke<br />
Decurtins spielt den Ball zurück ans Institut: «Wir ziehen<br />
alle am selben Strick, aber man muss haushälterisch<br />
mit den Mitteln umgehen. Die Geographie ist einzigartig<br />
in ihrer Breite, aber dies hat seinen Preis.» Auch an<strong>der</strong>e<br />
Disziplinen würden gerne ausbauen. «Aber wenn<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen und die Mittel, die man hat, auseinan<strong>der</strong>klaffen,<br />
dann entsteht eine Qualitätslücke», erläutert<br />
Decurtins. So sei es Sache des Institutes, sich selbst<br />
Grenzen zu setzen. «Wir sind bereit zu helfen, aber die<br />
Vorschläge müssen aus dem GIUB kommen.» Er lobt das<br />
Engagement <strong>der</strong> Fachschaft. «Genau das ist ihre Aufgabe!»<br />
Die Equipe um Christina Willi will denn auch weiterkämpfen.<br />
«Als Fachschaft haben wir die Möglichkeit,<br />
auch unkonventionelle Wege zu gehen», stellt sie fest.<br />
«Wir werden uns wohl an die Öffentlichkeit und die Politik<br />
wenden, aber mit welcher Strategie, das steht noch<br />
offen.» Bis auf Weiteres hält das Ressourcendilemma die<br />
ExpertInnen für Nachhaltigkeit in Atem.<br />
unikum 151 11
72 stunden<br />
professorin<br />
Was machen unsere Profs eigentlich<br />
den lieben langen Tag?<br />
Monika Betzler gibt Einblick in drei<br />
ganz normale Tage während<br />
des Semes-ters. Sie ist Professorin<br />
für Philosophie, Geschäftsführerin<br />
ihres Instituts und alleinerziehende<br />
Mutter.res mettler<br />
Montag: Sprechstunde auf dem Trottoir<br />
6:30 Aufstehen, frühstücken (Müsli),<br />
Handout für ein Proseminar ausdrucken.<br />
7:45 Mit dem Auto an die Uni fahren<br />
8:15 bis 10:00 Proseminar leiten («Ethik<br />
<strong>der</strong> Familie: was schulden Eltern ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n?»). Danach Gespräch mit einem<br />
Professor-Kollegen.<br />
10:30 Mit <strong>der</strong> Sekretärin ein Problem<br />
besprechen.<br />
11:30 bis 12:30 Einem neuen Dozenten<br />
das Institut vorstellen und erklären, was<br />
er zu tun hat.<br />
12:30 bis 14:00 Sprechstunde mit drei<br />
Studierenden über <strong>der</strong>en Masterarbeiten<br />
und Gespräch mit polnischer Studentin<br />
über eine Diss. Die zweite Hälfte des Gesprächs<br />
führen die beiden auf dem Weg<br />
von <strong>der</strong> Unitobler zur UniS.<br />
14:00 bis 15:30 Treffen an <strong>der</strong> UniS mit<br />
zwei Frauen, die die Kin<strong>der</strong>uni organisieren,<br />
wo Betzler eine Vorlesung und einen<br />
Workshop gibt. Danach nach Hause<br />
fahren, etwas essen.<br />
Am Nachmittag mit Sohn (9) beschäftigen:<br />
Sendung zu Bin Laden anschauen<br />
(«das interessiert ihn») und mit ihm ein<br />
Kapitel in einem Buch über die Nazizeit<br />
lesen. Dann spielt er selber eine CD ab<br />
und Betzler checkt ihre E-Mails: Ein Student<br />
ist erkrankt, ein Postdoc will sein<br />
Paper besprechen, jemand fragt, ob Betzler<br />
eine Buchrezension schreiben will,<br />
Kollegen machen einen Vorschlag für ein<br />
trinationales Nationalfondsprojekt, eine<br />
Professorin aus Fribourg bedankt sich für<br />
die Zusammenarbeit.<br />
18:30 Telefongespräch mit einem Freund.<br />
Dann mit Sohn kochen und sich unterhalten.<br />
Danach spielt <strong>der</strong> Sohn Cello<br />
und Betzler hört zu, «sonst klappt das<br />
nicht so richtig». Eine Ladung Wäsche<br />
waschen.<br />
20:00 Sohn ins Bett bringen.<br />
12 unikum 151<br />
Monika Betzler (48), Professorin für Philosophie, spart Zeit, indem sie gleichzeitig lesen und<br />
zuhören kann. bild: res mettler<br />
Danach: Die Texte für ein Seminar und<br />
ein Kolloquium am nächsten Tag vorbereiten.<br />
23:30 Schlafen gehen.<br />
Dienstag: Gespräch über Fussball<br />
7:00 Aufstehen, Frühstücken (Brot mit<br />
Marmelade und Kaffee).<br />
8:00 Ins Büro fahren, Gespräch mit<br />
Sekretärin darüber, was so ansteht, Post<br />
lesen, E-Mails checken, den Text fürs Seminar<br />
von 12 Uhr nochmal durchgehen<br />
und Fragen vorbereiten.<br />
12:00 Von <strong>der</strong> Unitobler zum vonRoll-<br />
Areal gehen.<br />
12:15 bis 14:00 Seminar («Normativität»)<br />
leiten. Zurück zur Unitobler.<br />
14:15 bis 16:00 Kolloquium leiten.<br />
16:00 bis 17:00 Mit Postdoktorandin über<br />
Nationalfondsprojekt zum Thema «Familienbeziehungen»<br />
unterhalten.<br />
17:00 Imbiss in <strong>der</strong> Mensa holen, nach<br />
Hause fahren, «mit meinem Kind<br />
beschäftigen»: Gespräch über Fussball<br />
(Sohn macht Vortrag zum Thema).<br />
18:30 Abendessen.<br />
20:00 Sohn ins Bett bringen. Danach<br />
hinsetzen und Vortrag über Neuro-Enhancement<br />
vorbereiten.<br />
24:00 Ins Bett gehen.<br />
Mittwoch: Treffen mit Marketingprofi<br />
5:50 Aufstehen («viel zu früh») und frühstücken.<br />
Eine Stunde Vortrag (Neuro-<br />
Enhancement) üben.<br />
8:16 Zug nach Fribourg.<br />
9:15 Vortrag an Uni Fribourg an einer<br />
interdisziplinären Woche zum Thema<br />
«Bioethik».<br />
10:34 Zug zurück nach <strong>Bern</strong>.<br />
11:15 bis 13:00 Kolloquium leiten.<br />
13:00 bis 13:30 Im Büro über ein Buch<br />
eines Kollegen reden, eine Kollegin klagt,<br />
dass in letzter Zeit keine Zeit blieb zum<br />
Kaffee trinken. Post anschauen und<br />
Mails abarbeiten.<br />
14:15 In <strong>der</strong> Mensa Essen holen und nach<br />
Hause fahren. Mit dem Sohn und dessen<br />
Freund reden. Entspannen. Sohn ins<br />
Fussballtraining fahren.<br />
15:30 bis 18:30 Besuch einer Freundin,<br />
Marketingprofi, die sich auf Stiftungen<br />
spezialisiert hat, mit <strong>der</strong> Betzler bespricht,<br />
wie man Drittmittel generieren<br />
kann.<br />
18:30 Sohn vom Training abholen.<br />
Abendessen (Spaghetti Carbonara). Sohn<br />
zeigt <strong>der</strong> Mutter Fussballtricks.<br />
19:30 Zusammen Tagesschau schauen.<br />
20:00 Sohn ins Bett bringen. Danach:<br />
Den nächsten Tag vorbereiten, Mails<br />
schreiben und mit einem Freund telefonieren.<br />
23:30 Schlafen gehen.
seilschaft im<br />
polito-institut?<br />
Die Neubesetzung einer Professur<br />
am IPW sorgt unter Studieren-<br />
den für Gerüchte über eine angebliche<br />
Seilschaft. Denn <strong>der</strong> neue<br />
Professor ist mit den Leuten am IPW<br />
bestens vertraut. Was ist da<br />
genau abgelaufen? jacqueline lipp<br />
Unter allen Kandidierenden für die Neubesetzung<br />
des Lehrstuhls für Politische<br />
Soziologie, den bisher Prof. Steenbergen<br />
innehatte, schafften es zwei KandidatInnen<br />
in die Toppositionen: Markus<br />
Freitag und Margit Tavits. Während Freitag<br />
– nun gewählt – mit den Personen an<br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong> bestens vertraut ist, wies<br />
die Amerikanerin Tavits zwei mutmassliche<br />
Nachteile auf: Erstens konnte sie<br />
nicht an die Probevorlesung kommen.<br />
Sie hielt ihren Vortrag per Videokonferenz.<br />
Ihr zweites Handicap: Sie ist längst<br />
nicht so vernetzt wie Freitag. Hat ihr<br />
dieser Nachteil die Stelle gekostet?<br />
Bestens vernetzt<br />
Die persönlichen Bekanntschaften<br />
von Freitag mit dem Institut für Politikwissenschaften<br />
(IPW) bestehen auf<br />
mehreren Ebenen. Erstens fallen die<br />
gemeinsamen Publikationen auf. Bei<br />
rund <strong>der</strong> Hälfte aller Artikel auf Freitags<br />
Publikationsliste ist jemand aus dem<br />
IPW, häufig Adrian Vatter, ebenfalls mit<br />
im AutorInnenkollektiv o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Herausgeberschaft.<br />
Zweitens existieren enge<br />
Verknüpfungen in <strong>der</strong> Laufbahn. Freitag<br />
ist <strong>der</strong>zeit Professor an <strong>der</strong> Uni Konstanz,<br />
wo vor einigen Jahren auch Adrian Vatter<br />
tätig war. Zudem hat Freitag schon<br />
in <strong>Bern</strong> als Oberassistent geamtet und<br />
hier unter Klaus Armingeon, <strong>der</strong> immer<br />
noch am IPW ist, promoviert. Eine heikle<br />
Ausgangslage also für die Ernennungskommission,<br />
in <strong>der</strong> sowohl Vatter als<br />
auch Armingeon sassen.<br />
Kontroverse Meinungen<br />
In <strong>der</strong> achtköpfigen Ernennungskommission<br />
brachen heftige Diskussionen<br />
darüber aus, wer die fünf vordefinierten<br />
Kriterien besser erfülle. Bezüglich <strong>der</strong><br />
– jeweils ziemlich hoch gewichteten –<br />
«Anzahl und Qualität <strong>der</strong> Publikationen»<br />
schnitten beide sehr gut ab, jedoch war<br />
man sich nicht einig, ob nicht doch<br />
Tavits besser abgeschnitten habe. Bei<br />
den übrigen Kriterien wie Einwerbung<br />
von Drittmitteln und <strong>der</strong> erfolgreichen<br />
Ausbildung von akademischem Nachwuchs<br />
hatte Freitag Vorteile. «Es war<br />
auch ein strategischer Entscheid»,<br />
kommentiert Adrian Vatter, Institutsleiter<br />
sowie Professor und erklärt: «Unsere<br />
Ausrichtung ist die Schweizer- und die<br />
vergleichende europäische Politik. Wir<br />
müssen das Profil des IPW stärken, auch<br />
gegen aussen.» Freitag kenne sich in<br />
diesen Punkten sehr gut aus und sei deshalb<br />
die optimale Besetzung, während<br />
Tavits überhaupt keinen Bezug dazu<br />
habe, da ihr Schwerpunkt Estland und<br />
Osteuropa sei. Auch David Schwelien,<br />
<strong>der</strong> als Vertreter <strong>der</strong> Studierenden in <strong>der</strong><br />
Kommission sass, kann den Vorwurf <strong>der</strong><br />
Seilschaft nicht bestätigen. «Klar könnte<br />
die Tatsache, dass Freitag bereits mit den<br />
Leuten bekannt ist, eine Rolle gespielt<br />
haben. Aber es gab ganz klar an<strong>der</strong>e<br />
Faktoren.» So hätten auch die Studis für<br />
Freitag gestimmt.<br />
Befangen?<br />
Trotzdem – ist ein objektives Urteil möglich,<br />
wenn es um einen guten Kollegen<br />
geht? «Diese Situationen sind nicht<br />
immer einfach», gesteht Vatter. Die Vernetzung<br />
war aber nicht nur ein Vorteil<br />
für ihn. So haben sich offenbar einige,<br />
die Freitag kennen, gegen ihn ausgesprochen.<br />
Dieser Kommissionsmin<strong>der</strong>heit<br />
ging es vor allem um eine personell<br />
möglichst heterogene Besetzung des<br />
Instituts. Vatter weist darauf hin, dass<br />
die auswärtigen Gutachten zur Klärung<br />
<strong>der</strong> Situation beigetragen hätten. «Die<br />
beiden routinemässig eingeholten externen<br />
Gutachter sprachen sich eindeutig<br />
für Freitag aus. Nicht zuletzt, weil er dem<br />
gestellten Anfor<strong>der</strong>ungsprofil besser entsprochen<br />
hat.» Sich selber <strong>der</strong> Stimme<br />
zu enthalten, kam für den Institutsleiter<br />
nicht in Frage: «Ich werde die nächsten<br />
20 Jahre mit dieser Person zusammenarbeiten,<br />
da kann ich mich nicht aus einem<br />
Verfahren rausnehmen, auch wenn ich<br />
einen Kandidaten kenne.» Klaus Armingeon<br />
wollte sich gegenüber dem unikum<br />
nicht dazu äussern.<br />
sr hautnah<br />
Louis Scheiwiller, 20, studiert im 2. Semester<br />
Sozialwissenschaften. Er ist Mitglied des Sozialdemokratischen<br />
Forums und wurde im März<br />
neu in den StudentInnenrat gewählt. bild: zvg<br />
Wenn ich Rektor wäre, würde ich …<br />
mit möglichst vielen StudentInnen persönlich<br />
sprechen, denn als Rektor wäre<br />
ich zwar selbst mal Student gewesen,<br />
doch mittlerweile hätte sich sicher vieles<br />
verän<strong>der</strong>t.<br />
Ich engagiere mich im SR, weil …<br />
ich es wichtig finde, dass die StudentInnen<br />
von ihrem Recht zur Mitbestimmung<br />
Gebrauch machen und versuchen,<br />
dieses Recht möglichst zu vergrössern.<br />
Denn wir Studis sind nicht einfach nur<br />
DienstleistungsbezügerInnen <strong>der</strong> Uni,<br />
son<strong>der</strong>n wir gehören genauso dazu wie<br />
die Dozierenden auch, daher braucht<br />
die StudenInnenschaft nicht nur eine,<br />
son<strong>der</strong>n viele Stimmen.<br />
Mein kleiner Tipp für ein gutes Leben:<br />
Sich immer bewusst sein, was Mittel und<br />
was Zweck ist, dann spart man nicht nur<br />
einige Stunden, son<strong>der</strong>n vielleicht ein<br />
ganzes Studium in den falschen Hörsälen.<br />
Ich setze mich für folgende praktische<br />
Verbesserung im Studi-Leben ein:<br />
Mehr Mitspracherecht für die StudentInnen,<br />
tiefere Studiengebühren, lehrinteressiertere<br />
DozentInnen und gegen<br />
Numerus clausus.<br />
Wenn ich einen Ferrari hätte, würde ich …<br />
eine Weile meinen Spass haben, ihn<br />
dann verkaufen und mit dem Geld eine<br />
riesige Hüpfburg bauen lassen. Damit<br />
würde ich statt Neid gute Laune mehren.<br />
Mit dieser Person würde ich gerne mal in<br />
<strong>der</strong> Mensa essen:<br />
Hermann Hesse, weil er eine sehr interessante<br />
und gedankengeplagte Person<br />
war.<br />
Die Antworten an<strong>der</strong>er SR-Mitglie<strong>der</strong><br />
findest du auf www.unikum.unibe.ch<br />
unikum 151 13
studentInnenrat<br />
start in neue legislatur<br />
geglückt<br />
14 unikum 151<br />
Das Präsidium wurde gewählt, die Kommissionen<br />
besetzt. Doch bevor es so weit war,<br />
beschloss <strong>der</strong> SR, eine neue Kommission einzuführen<br />
und das Positionspapier zur Eva-<br />
luation von Lehrveranstaltungen anzunehmen.<br />
franziska zihlmann<br />
In Form eines Antrages for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> SUB-Vorstand die<br />
Einführung einer neuen Hochschulpolitischen Kommission,<br />
genannt HoPoKo. Mit Hilfe dieser Kommission<br />
sollte es dem StudentInnenrat (SR) in Zukunft möglich<br />
sein, sich intensiver mit hochschulpolitischen Themen<br />
auseinan<strong>der</strong>zusetzen und sich besser in die Arbeit des<br />
Verbands <strong>der</strong> Schweizer Studierendenschaften (VSS)<br />
einzubinden, wie das SUB-Vorstandsmitglied Clau Dermont<br />
im Antrag schreibt. Eine thematische Kommission,<br />
welche aus acht SR-Mitglie<strong>der</strong>n und einer Vertretung<br />
des Vorstandes bestünde, würde somit eine vorbereitende<br />
und beratende Funktion für den SR übernehmen.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kommission würden sich in thematischen<br />
Kommissionen des VSS einbringen und den SR<br />
laufend über Ereignisse und Diskussionen informieren.<br />
Zusätzlich könnten sie bei <strong>der</strong> Ausarbeitung von Positionspapieren<br />
dem SUB-Vorstand in beraten<strong>der</strong> Funktion<br />
zur Seite stehen und sich als Delegierte für die Delegiertenversammlung<br />
des VSS zur Wahl stellen.<br />
«Verletzung <strong>der</strong> Gewaltentrennung»<br />
Der SR begrüsste dieses Anliegen zwar, war jedoch mit<br />
<strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Kommission nicht vollständig<br />
zufrieden. So argumentierte Dominik Fitze vom Sozialdemokratischen<br />
Forum (SF) gegen die Vertretung<br />
des Vorstandes in <strong>der</strong> Kommission: «Der Vorstand soll<br />
nicht in <strong>der</strong> Kommission vertreten sein, da es eine SR-<br />
Kommission wäre und durch die Mitbestimmung des<br />
Vorstandes zusätzlich die Gewaltentrennung verletzt<br />
würde.» Eine klare Mehrheit im SR unterstützte diese<br />
Än<strong>der</strong>ung. Auch <strong>der</strong> zweite Antrag aus <strong>der</strong> SF-Fraktion<br />
wurde klar angenommen. Regula Steiner for<strong>der</strong>te darin,<br />
dass die HoPoKo mindestens zwei Delegierte für die Delegiertenversammlung<br />
des VSS stellen kann. Enttäuscht<br />
über diese Entscheidungen war <strong>der</strong> Vorstand. «Wenn<br />
<strong>der</strong> Vorstand nicht in <strong>der</strong> Kommission ist, kann wichtiges<br />
Hintergrundwissen verloren gehen und es wird<br />
schwerer für die Kommission, thematisch zu arbeiten»,<br />
erklärte Clau Dermont.<br />
Mehr Transparenz in <strong>der</strong> Lehre<br />
Mit einem klaren Entscheid hiess <strong>der</strong> SR das Positionspapier<br />
vom SUB-Vorstand gut, welches darlegt, wie die<br />
Qualität <strong>der</strong> Lehrveranstaltungen geprüft und gesichert<br />
werden soll. Vorgängig haben sowohl die Fachschaftskonferenz<br />
als auch ein Postulat («Zwingende Veröffent-<br />
lichung von Lehrevaluationen») des grünliberalen Christoph<br />
Thommen dies gefor<strong>der</strong>t. Für die SUB trägt eine<br />
kontinuierliche und transparente Evaluation <strong>der</strong> Lehrveranstaltungen<br />
zur Sicherung und Verbesserung <strong>der</strong><br />
Qualität <strong>der</strong> Lehre bei. Es ist deshalb wichtig, dass alle<br />
Veranstaltungen mindestens einmal pro Jahr evaluiert<br />
werden. Ziel wäre es jedoch, dass in Zukunft je<strong>der</strong><br />
Kurs zweimal bewertet wird, damit einerseits die Lehre,<br />
an<strong>der</strong>erseits aber auch die Leistungskontrolle beurteilt<br />
werden kann. Diese Ergebnisse sollen schliesslich für<br />
die Studierenden online einsehbar sein. Mit Hilfe dieser<br />
Transparenz kann eine reale Verbesserung in <strong>der</strong> Lehre<br />
erzielt werden und die Lehrveranstaltung nach <strong>der</strong> Qualität<br />
<strong>der</strong> Lehre gewählt werden. Gleichzeitig soll jedoch<br />
auch die <strong>Universität</strong> einen Massnahmenplan bezogen<br />
auf ungenügende Resultate erarbeiten.<br />
Neue Vizepräsidentin<br />
Für die neue Legislatur stellte sich <strong>der</strong> bisherige SR-Präsident<br />
Dennis Briechle (Grünliberale) zur Wie<strong>der</strong>wahl.<br />
Der Rat bestätigte ihn mit einem klaren Entscheid in<br />
seiner Funktion als SR-Präsident. Da die bisherige SR-Vizepräsidentin<br />
Letizia Carigiet (SF) in <strong>der</strong> vergangenen<br />
Legislatur zum Vorstandsmitglied <strong>der</strong> SUB gewählt wurde,<br />
musste <strong>der</strong> vakante Posten an <strong>der</strong> Ratssitzung besetzt<br />
werden. Zur Wahl stellte sich die Siegerin <strong>der</strong> vergangenen<br />
SR-Wahlen – Agnes Schöpfer (Junge Grüne).<br />
Per Akklamation wurde Agnes Schöpfer vom Rat zur Vizepräsidentin<br />
gewählt.<br />
Die frisch gewählten SR-Mitglie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Arbeit.<br />
bild: carlo bischoff
studentInnenrat<br />
gute aussichten<br />
Das Nagen am Hungertuch hat ein Ende. Der<br />
SUB-Vorstand präsentiert den Abschluss<br />
für das Geschäftsjahr 2009/2010 und überrascht<br />
mit einem Ertragsüberschuss<br />
von 11 510 Franken. Doch die Erfolgsrechnung<br />
ist mit Vorsicht zu geniessen, wie die<br />
Ausführungen des SUB-Vorstandes zeigen.<br />
franziska zihlmann<br />
Die frisch gewählten SR-Mitglie<strong>der</strong> starten mit guten<br />
Voraussetzungen in die neue Legislatur. Entgegen den<br />
Erwartungen konnte <strong>der</strong> SUB-Vorstand an <strong>der</strong> konstituierenden<br />
SR-Sitzung eine positive Abschlussrechnung<br />
für das Geschäftsjahr 2009/2010 präsentieren. Wurde<br />
im vergangenen Geschäftsjahr noch ein Verlust von<br />
13 640 Franken erwirtschaftet, konnte dieses Jahr ein<br />
Gewinn von 11 510 Franken verzeichnet werden. Der Gewinn<br />
resultiert aus verschiedenen Än<strong>der</strong>ungen, wie das<br />
Vorstandsmitglied Lorenz Solothurnmann vom Ressort<br />
Finanzen erklärt: «Durch Umstrukturierungen konnten<br />
wir an gewissen Orten Geld einsparen o<strong>der</strong> haben<br />
weniger Geld ausgegeben als erwartet.» So beispielsweise<br />
beim unikum, welches seit vergangenem Semes-<br />
ter nicht mehr nach Hause geschickt, son<strong>der</strong>n verteilt<br />
wird. Zusätzlich wurde jedoch auch <strong>der</strong> Budgetposten<br />
für Fachschaften nicht vollständig ausgeschöpft und<br />
beim unikum durch Werbung mehr Geld eingenommen<br />
als erwartet.<br />
Altlasten beseitigen<br />
«Trotzdem haben wir nicht massig Geld zur Verfügung»,<br />
fährt Solothurnmann weiter. «Wir können zwar einen<br />
Gewinn für das Geschäftsjahr 2009/2010 verzeichnen,<br />
müssen diesen jedoch mit dem Verlust von 2008/2009<br />
verrechnen.» Denn <strong>der</strong> Verlust aus dem vergangenen<br />
Geschäftsjahr wurde nie mit dem Eigenkapital verrechnet.<br />
Aus diesem Grund stellte Lorenz Solothurnmann als<br />
Verantwortlicher für das Ressort Finanzen den Antrag,<br />
dass <strong>der</strong> diesjährige Ertragsüberschuss nicht zur Reservebildung<br />
o<strong>der</strong> Speisung an<strong>der</strong>er Projekte gebraucht,<br />
son<strong>der</strong>n zur Tilgung des negativen Gewinnvortrages<br />
eingesetzt wird. Der restliche negative Gewinnvortrag,<br />
welcher nach <strong>der</strong> Verrechnung verbleibt, soll durch den<br />
SR-Reservefonds ausgeglichen werden. «Damit können<br />
wir unsere Altlasten beseitigen und für Transparenz sorgen»,<br />
begründet <strong>der</strong> Finanzverantwortliche. Diese Argumentation<br />
leuchtete dem SR ein und so wurden denn<br />
auch <strong>der</strong> Jahresabschluss und die Anträge zur Gewinnverteilung<br />
mit einem deutlichen Mehr angenommen.<br />
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Hochschulen<br />
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20.01.2009 bst/RM<br />
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10. 03. 2011<br />
unikum 151 15
«geo ist auch heute noch ein von<br />
männern dominiertes fach»<br />
16 unikum 151<br />
Ende Mai nimmt die fünfte Womentoring-Runde<br />
ihr Ende. Die Mentorin Anne Wolf,<br />
ehemalige Assistentin am Geographischen Institut,<br />
und ihre Mentee Yasmine Willi,<br />
Geographiestudentin, blicken auf das vergangene<br />
Jahr zurück und erzählen von<br />
ihren Erfahrungen. franziska zihlmann<br />
Vor welchem Hintergrund habt ihr euch für das Womentoring-Projekt<br />
entschieden?<br />
Yasmine Willi (Y): Als das Projekt gestartet wurde, habe<br />
ich mit meinem Master in Geographie begonnen. Da<br />
ich schon immer mit dem Gedanken gespielt hatte, eine<br />
Dissertation zu schreiben, stiess diese Ausschreibung<br />
bei mir sofort auf grosses Interesse. Ich erhoffte mir dadurch<br />
Unterstützung, um eine Entscheidung treffen zu<br />
können.<br />
Anne Wolf (A): Ich war ebenfalls sofort von diesem<br />
Projekt begeistert, als ich als Mentorin ange-<br />
Yasmine Willi und Anne Wolf erklimmen gemeinsam die Karriereleiter. bild: carlo bischoff<br />
fragt wurde. Denn es ist eine gute Idee, in dieser Form<br />
junge Frauen an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> zu för<strong>der</strong>n und ihnen<br />
den Einstieg in die Wissenschaft zu erleichtern.<br />
Ihr habt euch während <strong>der</strong> Projektzeit immer wie<strong>der</strong> in<br />
Teams getroffen. Wie sieht so ein Treffen aus?<br />
Y: Die Treffen wurden immer ausgehend von Themen,<br />
die mich gerade beschäftigten, organisiert. So<br />
konnte ich beispielsweise Fragen zum Studium, aber<br />
auch zur weiteren Laufbahnplanung mit Anne besprechen.<br />
Wir haben uns aber die ganze Zeit auch<br />
an unseren zu Beginn formulierten Zielen orientiert.<br />
«Es ist wichtig, die Erfahrungen an Studentinnen<br />
weiterzugeben.»<br />
A: Die zentrale Frage, um die wir uns während unserer<br />
gemeinsamen Projektzeit immer wie<strong>der</strong> gedreht haben,<br />
war sicherlich, ob Yasmine ein Doktorat machen möch-
te o<strong>der</strong> welche Möglichkeiten sonst vorhanden sind. Wir<br />
besprachen beispielsweise auch, wie frau einen erfüllenden<br />
Beruf und Familie vereinbaren kann. Interessant<br />
war, dass ich mich am Ende meiner Studienzeit ebenfalls<br />
mit diesen Fragen auseinan<strong>der</strong> gesetzt habe.<br />
«Junge Männer wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
oft geför<strong>der</strong>t und werden es auch<br />
weiterhin stark. Deshalb ist ein Projekt spezifisch<br />
für Frauen wichtig.»<br />
Was bietet Womentoring zusätzlich zu diesen Treffen?<br />
Y: Wir haben immer wie<strong>der</strong> an organisierten Treffen<br />
des Womentoring-Projekts die an<strong>der</strong>en Teams getroffen<br />
und uns ausgetauscht. So haben wir an gemeinsamen<br />
Mittagessen teilgenommen o<strong>der</strong> konnten diverse<br />
Workshops besuchen. Zusätzlich hatten wir auch<br />
die Chance, verschiedene Leute zu treffen, die in <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
tätig sind und von ihren Erfahrungen erzählt<br />
haben. Frau Prof. Emmenegger erzählte uns beispielsweise,<br />
wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringt.<br />
A: Gleichzeitig gab es auch getrennte Workshops für uns<br />
Mentorinnen. Wir erhielten eine Weiterbildung in Coaching,<br />
was für mich sehr bereichernd war. Zum an<strong>der</strong>n<br />
gab es auch eine Zwischenevaluierung, in <strong>der</strong> wir uns<br />
austauschen und Fragen klären konnten.<br />
Bisher wird dieses Mentoring-Projekt nur für Frauen angeboten.<br />
Findet ihr das richtig o<strong>der</strong> glaubt ihr, dass es<br />
auch ein Mentoring-Projekt für Männer geben sollte?<br />
A: Gerade Geographie ist auch heute oftmals noch ein<br />
von Männern dominiertes Fach. «Mentoring» existiert<br />
Info<br />
Womentoring ist ein Mentoringprojekt, welches an <strong>der</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> bereits zum fünften Mal angeboten<br />
wird und in seiner Form gezielt Nachwuchskräfte für die<br />
Wissenschaft för<strong>der</strong>t. Das Projekt richtet sich an Studentinnen<br />
(Mentees), die sich mit dem Gedanken auseinan<strong>der</strong>setzen,<br />
eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen<br />
und an Assistentinnen o<strong>der</strong> Doktorandinnen (Mentorinnen),<br />
die sich in Coachingfähigkeiten üben möchten.<br />
In beraten<strong>der</strong> und unterstützen<strong>der</strong> Funktion steht die<br />
Mentorin ihrer Mentee zur Verfügung und hilft ihr bei<br />
<strong>der</strong> Entscheidungsfindung bezüglich dem Verfassen<br />
einer Dissertation und <strong>der</strong> persönlichen Laufbahnplanung.<br />
Das Projekt wird von <strong>der</strong> <strong>StudentInnenschaft</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> (SUB) getragen und von <strong>der</strong> Abteilung<br />
für die Gleichstellung von Frauen und Männern <strong>der</strong> Uni<br />
<strong>Bern</strong>, <strong>der</strong> Beratungsstelle <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er Hochschulen sowie<br />
<strong>der</strong> <strong>Universität</strong>sleitung unterstützt.<br />
Nächste Runde: Das Anmeldeverfahren für die nächste<br />
Womentoring-Runde startet voraussichtlich im Frühjahr<br />
2012.<br />
Weitere Infos: http://subnew.unibe.ch/womentoring<br />
an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> seit jeher, wenn man dem auch nicht<br />
direkt so sagt. Denn oft werden Studenten und Studentinnen<br />
von ihren Professoren im regelmässigen Austausch<br />
persönlich beraten und geför<strong>der</strong>t. Junge Männer<br />
wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit oft geför<strong>der</strong>t und werden<br />
es auch weiterhin stark. Aus diesem Grund finde ich es<br />
sehr wichtig, dass es ein För<strong>der</strong>ungsprojekt spezifisch<br />
für Frauen gibt.<br />
Y: Zusätzlich gibt es auf <strong>der</strong> Doktorandenstufe an <strong>der</strong><br />
<strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> genug an<strong>der</strong>e För<strong>der</strong>ungsprojekte, die<br />
für Männer angeboten werden.<br />
Bald wird eure Runde zu Ende sein. Wagen wir einen Blick<br />
zurück. Wie sieht euer Fazit aus?<br />
Y: Für mich war es eine sehr gute Erfahrung, die sogar<br />
meine Erwartungen an das Womentoring-Projekt übertroffen<br />
hat. Dank diesem Projekt habe ich Klarheit und<br />
Sicherheit für meine Zukunft gewonnen. Nun kann ich<br />
mir gut vorstellen, dass ich ein bis zwei Jahre nach dem<br />
Master doktorieren werde. Dazwischen möchte ich aber<br />
gerne noch praktische Erfahrungen sammeln, beispielsweise<br />
in Form eines Traineeships.<br />
A: Auch für mich war es eine spannende Zeit, die sehr<br />
gewinnbringend war. Denn es ist eine wichtige Aufgabe,<br />
an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> die Erfahrungen an Studentinnen<br />
weiterzugeben. Dadurch erhalten die Mentees Tipps von<br />
einer Person mit Aussenperspektive, die ganz woan<strong>der</strong>s<br />
steht, sowohl zeitlich als auch in <strong>der</strong> Lebenssituation.<br />
Tapetenwechsel<br />
Anmeldefristen nicht verpassen!<br />
Mobilitätsprogramm Schweizer<br />
<strong>Universität</strong>en<br />
15. November + 15. April<br />
Erasmus<br />
1. März bei FachkoordinatorIn<br />
Ausnahme: Geschichte, Recht und<br />
Sozialanthropologie 1. Februar<br />
ISEP – International Student<br />
Exchange Program<br />
15. Januar + 15. Mai<br />
Austauschpartner weltweit<br />
15. Januar + 15. Mai<br />
www.int.unibe.ch ➔ Outgoing<br />
Sprechstunden<br />
Dienstag und Donnerstag,<br />
10 – 13 Uhr o<strong>der</strong><br />
nach Vereinbarung.<br />
Internationales Büro<br />
Hochschulstrasse 4<br />
3012 <strong>Bern</strong><br />
www.int.unibe.ch<br />
unikum 151 17
medizin: prüfungseinsicht<br />
verweigert<br />
Bei <strong>der</strong> Prüfung ungerecht behandelt?<br />
Deine Note ist zu schlecht?<br />
Dein Problem, denn dafür<br />
interessiert sich kein Schwein. Wenn<br />
du Medizin studierst, darfst<br />
du nicht einmal deine Prüfung einsehen,<br />
ohne Rekurs einzulegen.<br />
marisa molinaro und res mettler<br />
Es ist Sommer 2009, als Maya Stucki*<br />
erfährt, dass sie durch die mündlichen<br />
Prüfungen des zweiten Studienjahres<br />
Medizin gefallen ist. Wegen einem Punkt<br />
muss sie das ganze Jahr wie<strong>der</strong>holen.<br />
«Ich wollte nur die Prüfung einsehen<br />
und wissen, was ich falsch gemacht hatte,<br />
denn ich hatte wirklich das Gefühl,<br />
dass mir diese Prüfung gut gelaufen<br />
war. Ich wollte eigentlich gar keinen<br />
Rekurs einreichen», sagt die Studentin<br />
heute. Ihre Prüfung durfte sie aber nicht<br />
einsehen, denn an<strong>der</strong>s als an an<strong>der</strong>en<br />
Fakultäten müssen Medizinstudis Rekurs<br />
einlegen, bevor sie Prüfungseinsicht<br />
erhalten. Also reichte Stucki doch Rekurs<br />
ein. Als sie die Prüfung sah, war sie<br />
überzeugt, dass etwas mit <strong>der</strong> Bewertung<br />
nicht stimmte und zog den Rekurs<br />
weiter. Über ein halbes Jahr nach <strong>der</strong><br />
Prüfung wurde ihr von <strong>der</strong> Rekurskommission<br />
mitgeteilt: Beschwerde abgewiesen.<br />
Rekurse bei ungerechter Note sinnlos<br />
«Bei Beschwerden gegen Ergebnisse<br />
von Prüfungen ist die Rüge <strong>der</strong> Unangemessenheit<br />
unzulässig.» Hinter dieser<br />
gestelzten Formulierung im Unigesetz<br />
verbirgt sich <strong>der</strong> Grund, warum die meisten<br />
Rekurse, darunter auch <strong>der</strong> von Stucki,<br />
sinnlos sind. Im Klartext heisst dieser<br />
Satz nämlich: Wenn du findest, dass du<br />
an einer Prüfung zu schlecht bewertet<br />
worden bist, ist es dir nicht erlaubt, das<br />
einzuklagen. Egal wie ungerechtfertigt<br />
eine Note ist, es gibt keine Möglichkeit,<br />
dagegen vorzugehen. Stuckis Rekurs<br />
hatte also von Anfang an keine Chance.<br />
Denn wenn Studis glauben, ungerecht<br />
benotet worden zu sein, dann wird auf<br />
ihren Rekurs oft gar nicht erst eingegangen<br />
o<strong>der</strong> er wird wie bei Stucki mit<br />
18 unikum 151<br />
Sicherheit abgelehnt. Hingegen kann gegen<br />
formale Fehler Beschwerde geführt<br />
werden (siehe Infobox S. 19). Selbst wenn<br />
eine Prüfungsbeschwerde erfolgreich ist,<br />
heisst das nicht unbedingt, dass die Prüfung<br />
deswegen auch bestanden ist. Das<br />
ist zwar grundsätzlich möglich und dann<br />
<strong>der</strong> Fall, wenn ein technischer Fehler<br />
vorliegt, zum Beispiel die Punkte falsch<br />
zusammengezählt wurden. Meistens<br />
wird die Prüfung aber nur «kassiert»,<br />
das heisst, sie wird für ungültig erklärt.<br />
Obwohl <strong>der</strong> Rekurs angenommen wurde,<br />
muss man die Prüfung noch einmal ablegen<br />
und das Jahr wie<strong>der</strong>holen, genau<br />
wie wenn die Beschwerde abgelehnt<br />
worden wäre.<br />
Wer Prüfung sehen will, zahlt<br />
Patrizia Binz, Vorstandsmitglied <strong>der</strong><br />
Fachschaft Medizin ist empört: «Medizinstudis<br />
sollten ihre Prüfung wie alle<br />
an<strong>der</strong>en einsehen dürfen. Dass man<br />
dafür bezahlen muss, ist total entwürdigend.»<br />
Denn wer bei den MedizinerInnen<br />
die Prüfung einsehen will, muss<br />
Rekurs einreichen und das kostet: 50<br />
Franken wenn man nur die Prüfung<br />
sehen will und dann den Rekurs zurückzieht.<br />
Maya Stucki, die ihren Rekurs<br />
durchzog, legte dafür ganze 350 Franken<br />
hin, die nicht rückerstattet wurden, weil<br />
<strong>der</strong> Rekurs nicht durchgekommen ist.<br />
«Die tun so schwierig mit <strong>der</strong> Prüfungseinsicht,<br />
weil sie nicht wollen, dass man<br />
sich die Prüfungsfragen merken kann»,<br />
vermutet Vorständin Patrizia Binz (siehe<br />
Interview S. 19). Was Binz aber beson<strong>der</strong>s<br />
nervt, ist, dass die Beschwerden nicht<br />
immer anonym behandelt werden. So<br />
hörte Maya Stucki, wie Dozierende in<br />
<strong>der</strong> Mensa über sie sprachen. Binz vom<br />
Vorstand meint: «Das geht gar nicht!<br />
Rekurse können genauso gut anonym<br />
behandelt werden.» Sie hat sich stark<br />
dafür eingesetzt, dass die Dozierenden<br />
nicht wissen, wer genau Beschwerde<br />
eingereicht hat: «Wir sind einfach zu nah<br />
an unseren Profs dran, die prüfen uns in<br />
<strong>der</strong> nächsten Prüfung wie<strong>der</strong>. Und wenn<br />
die das nicht toll finden, dass jemand<br />
Rekurs eingelegt hat, dann viel Vergnügen<br />
an <strong>der</strong> nächsten Mündlichen.» Trotz<br />
allem Engagement, geän<strong>der</strong>t habe sich<br />
bis jetzt nicht viel. Nach wie vor würden<br />
illustration: angela wüst<br />
die Namen von rekurrierenden Studis<br />
die Runde machen.<br />
Praxis gegen Weisung <strong>der</strong> Unileitung<br />
Seit September 2010 werden alle Prüfungen<br />
in <strong>der</strong> Medizin bis zum Masterabschluss<br />
unter <strong>der</strong> Verantwortung<br />
<strong>der</strong> Medizinischen Fakultät abgelegt<br />
und nicht mehr wie bis anhin unter<br />
<strong>der</strong> Zuständigkeit des Bundesamtes für<br />
Gesundheit. Laut Peter Eggli, Dekan <strong>der</strong><br />
Medizinischen Fakultät, werden seine<br />
Studis nach wie vor Rekurs einlegen<br />
müssen, um gegebenenfalls ihre Prüfungen<br />
sehen zu können (siehe Interview<br />
S. 19). Diese Praxis steht jedoch im<br />
Wi<strong>der</strong>spruch zu einer Weisung <strong>der</strong> Unileitung:<br />
«Richtlinien zur Akteneinsicht,<br />
Art. 1: Die Fakultäten gewähren den<br />
Studierenden bei je<strong>der</strong> Leistungskontrolle<br />
während eines Monats ab Eröffnung<br />
<strong>der</strong> Note Akteneinsicht in die relevanten<br />
Dokumente.» Im Studienreglement <strong>der</strong><br />
Medizinischen Fakultät steht, dass die<br />
Studierenden grundsätzlich Akteneinsichtsrecht<br />
haben, dass die Akteneinsicht<br />
aber aus «Interesse an <strong>der</strong> Geheimhaltung<br />
<strong>der</strong> Prüfungsfragen» eingeschränkt<br />
werden kann. Weil die Fakultät in jedem<br />
Fall ein Interesse hat, ihre Fragen geheim<br />
zu halten, müssen sich die Studierenden<br />
ihr Recht auf Akteneinsicht stets mit<br />
einem Rekurs erkaufen.<br />
*Name geän<strong>der</strong>t
«wir schützen unsere<br />
fragen»<br />
Medizinstudis zahlen, um ihre Prüfungen<br />
einsehen zu können,<br />
und ihre Rekurse werden nicht anonym<br />
behandelt. Peter Eggli,<br />
Dekan <strong>der</strong> Medizinischen Fakultät,<br />
nimmt Stellung. marisa molinaro<br />
und res mettler<br />
Bis anhin war es so, dass Medizinstudis<br />
Rekurs einlegen mussten, bevor sie Prüfungseinsicht<br />
hatten. Wird das auch in<br />
Zukunft so sein?<br />
Peter Eggli: Ja, wir werden an unserer<br />
Praxis nichts än<strong>der</strong>n.<br />
Wieso können Medizinstudis nicht wie an<br />
an<strong>der</strong>en Fakultäten einfach ihre Prüfungen<br />
einsehen?<br />
Bei uns sind die Prüfungen an<strong>der</strong>s. Die<br />
an<strong>der</strong>en Fakultäten haben keinen Fragekatalog,<br />
den sie schützen müssen.<br />
Das heisst, Ihre Fakultät hat etwas zu<br />
verbergen?<br />
Ja genau, nämlich unsere Fragen. Es gibt<br />
sogenannte Ankerfragen, die wir immer<br />
wie<strong>der</strong> verwenden. Die brauchen wir,<br />
um verschiedene Jahrgänge miteinan<strong>der</strong><br />
zu vergleichen und festzulegen, wie<br />
viele Punkte es zum Bestehen braucht.<br />
Dieses Instrument verlieren wir, wenn<br />
die Studierenden die Multiple-Choice-<br />
Prüfungen lange anschauen und sich<br />
die Fragen merken können. Denn dann<br />
werden die Fragen bekannt und wir<br />
müssen neue kreieren, was die Prüfung<br />
tendenziell schlechter macht.<br />
Finden Sie es nicht daneben, dass man<br />
zahlen muss, um seine Prüfung zu sehen,<br />
weil es dazu einen Rekurs braucht?<br />
Wenn <strong>der</strong> Rekurs nichts kostet, dann<br />
sagen sich alle: «Das kostet ja nichts,<br />
legen wir doch mal Rekurs ein.» Ich sehe<br />
nicht ein, wieso die Studierenden überhaupt<br />
ihre Prüfung sehen wollen. Wenn<br />
<strong>der</strong> Verdacht besteht, dass die Punkte<br />
falsch zusammengezählt wurden, dann<br />
kontrollieren wir das auf Wunsch, aber<br />
dazu müssen die Studierenden die<br />
Prüfung nicht sehen. O<strong>der</strong> vielleicht<br />
glaubt jemand, dass etwas an<strong>der</strong>es im<br />
Lehrbuch stand. Aber dann beantworten<br />
viele Studierende diese Frage falsch. Das<br />
merken wir, da jede Frage statistisch<br />
auf ihre Qualität überprüft wird, und<br />
streichen die Frage raus. Es kommen<br />
viele Studierende vorbei, die sagen: «Ich<br />
möchte die Prüfung sehen, um etwas<br />
daraus zu lernen.» Eine Prüfung ist aber<br />
keine Lehrveranstaltung. Ich sage aber<br />
allen meinen Prüfungsleiterinnen und<br />
Prüfungsleitern, dass sie erst einmal<br />
mit den Studierenden über die Prüfung<br />
reden sollen, was aus ihrer Sicht schief<br />
gelaufen ist.<br />
Manche Studierende vermuten, dass<br />
diese Gespräche dazu dienen, die Studis<br />
einzuschüchtern und von einem Rekurs<br />
abzuhalten.<br />
Man muss den Studierenden sagen, dass<br />
sie nur Rekurs machen sollen, wenn sie<br />
Aussicht auf Erfolg haben, weil das sonst<br />
viel kostet und viel Ärger bringt. Wir<br />
wollen die Studierenden von sinnlosen<br />
Rekursen abhalten, die ihnen nichts<br />
bringen und uns zwingen, seitenlange<br />
Stellungnahmen zu schreiben.<br />
Eine Weisung <strong>der</strong> Unileitung besagt,<br />
dass alle Studierenden während einem<br />
Monat nach <strong>der</strong> Prüfung das Recht haben,<br />
ihre Prüfung zu sehen. Wi<strong>der</strong>spricht ihre<br />
Praxis dagegen?<br />
Eine Weisung ist lediglich eine Empfehlung.<br />
Wir halten uns ans Studienreglement,<br />
welches differenzierter formuliert<br />
ist. Es stehen sich hier zwei Interessen<br />
gegenüber: Die Studierenden wollen<br />
ihre Prüfung sehen, um zu erfahren, ob<br />
etwas nicht korrekt gelaufen ist und wir<br />
haben das Interesse, unsere Fragen zu<br />
schützen. Es darf nicht sein, dass jemand<br />
aufgrund eines fehlerhaften Verfahrens<br />
ungerecht eingestuft wird. Aber ich will<br />
nicht, dass dann nach je<strong>der</strong> Prüfung<br />
dreissig Leute in meinem Büro stehen<br />
und ihre Prüfung nur aus Interesse einsehen<br />
wollen. Wir müssen alles machen,<br />
damit die Studierenden zu ihrem Recht<br />
kommen. Jede Person, die sich ungerecht<br />
behandelt fühlt, kann je<strong>der</strong>zeit bei mir<br />
vorbeikommen und wir besprechen die<br />
Situation. Aber wir müssen auch alles<br />
machen, um unsere Fragen zu schützen.<br />
Das ist am Schluss auch zum Wohle <strong>der</strong><br />
Studierenden. Denn wenn wir neue<br />
Peter Eggli, oberster Mediziner: «Jede Person,<br />
die sich ungerecht behandelt fühlt, kann je<strong>der</strong>zeit<br />
bei mir vorbeikommen.» bild: res mettler<br />
Fragen formulieren müssen, werden die<br />
Prüfungen tendenziell schlechter.<br />
Wieso werden die Rekurse nicht anonym<br />
behandelt?<br />
Rekursdaten sind vertraulich und sollten<br />
auch so behandelt werden. Wenn da eine<br />
Person etwas nicht vertraulich behandelt,<br />
dann verhält sie sich völlig unkorrekt.<br />
Wenn die Dozierenden erfahren, wer Rekurs<br />
einlegt, dürfte das zusätzlich vor einem<br />
Rekurs abschrecken. Machen sie das<br />
absichtlich?<br />
Da ist wie<strong>der</strong> dieses Feindbild, das so<br />
weit weg ist von <strong>der</strong> Realität. Die Studierenden<br />
meinen immer, wir seien ihre<br />
Gegner. Das stimmt nicht, wir sind stolz,<br />
wenn viele Studierende – aufgrund ihrer<br />
guten Leistungen – durch die Prüfungen<br />
kommen. Ich und die allermeisten meiner<br />
Kolleginnen und Kollegen gehen völlig<br />
unvoreingenommen an eine Prüfung<br />
ran. Es gibt Studierende, die mir weniger<br />
sympathisch sind und an<strong>der</strong>e sympathischer,<br />
aber an <strong>der</strong> Prüfung bin ich selbstverständlich<br />
so objektiv wie nur immer<br />
möglich.<br />
Info<br />
Hier haben Rekurse eine Chance ...<br />
• wenn Punkte falsch zusammengezählt<br />
wurden.<br />
• wenn vergessen wurde, eine Aufgabe<br />
zu korrigieren.<br />
• wenn Stoff getestet wurde, von dem<br />
es explizit hiess, dass er nicht getestet<br />
werde.<br />
• wenn die Prüferin o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Prüfer während<br />
<strong>der</strong> Prüfung telefoniert o<strong>der</strong> wenn<br />
er/ sie Studis respektlos behandelt.<br />
• wenn im Nebenzimmer eine Bohrmaschine<br />
losgeht o<strong>der</strong> das Studienreglement<br />
in irgendeiner an<strong>der</strong>en Weise<br />
verletzt wird.<br />
unikum 151 19
sub-mitglie<strong>der</strong> gehen<br />
gratis ins open-air-kino<br />
Das OrangeCinema in <strong>Bern</strong> wird<br />
neuer Kulturpartner <strong>der</strong> SUB.<br />
Bereits in diesem Sommer können<br />
pro Vorstellung 24 SUB-Mit-<br />
glie<strong>der</strong> gratis das grosse Open-Air-<br />
Kino geniessen. carlo bischoff<br />
Seit 21 Jahren thront im Sommer auf<br />
<strong>der</strong> Grossen Schanze eine hydraulisch<br />
aufrichtbare Riesenleinwand. Es war<br />
Peter Hürlimann, Filmfan und gelernter<br />
Kameramann, <strong>der</strong> sie entwickelte. Im<br />
Jahre 1989 führte er das erste Mal ein<br />
Open-Air-Kino in Zürich am See durch.<br />
Zwei Jahre später erweiterte er seine<br />
Standorte und liess auch in <strong>Bern</strong> Filme<br />
über die Leinwand flimmern. Auch heute<br />
noch ist Hürlimann Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
damals gegründeten Cinerent OpenAir<br />
Ins_Unicum_2011_A4_Ins_FilmDemnaechst_2010 09.05.11 09:01 Seite 1<br />
AG. Es ging nicht lange, und die Gesellschaft<br />
reiste in die weite Welt. So reicht<br />
ihr aktuelles Tätigkeitsfeld von Abu<br />
Dhabi über Rio de Janeiro bis Sydney und<br />
eben auch <strong>Bern</strong>. Der Kinoevent in <strong>der</strong><br />
Schweizer Hauptstadt ist wohl einer <strong>der</strong><br />
schönsten, <strong>der</strong> Blick auf die Stadt und<br />
die Alpen ist unvergesslich. Ein reiches<br />
Angebot an Gastronomie und Möglichkeiten<br />
zum geselligen Beisammensein<br />
bringt alle schon Stunden vor dem Film<br />
in die richtige Stimmung.<br />
«Wir freuen uns sehr über den neuen<br />
Kulturvertrag. Gerade weil dieser Platz<br />
ein sehr beliebter Treffpunkt für die<br />
Studierenden <strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong> ist, wollten<br />
wir unbedingt einen Weg finden, um<br />
uns für die gute Nachbarschaft zu bedanken»,<br />
erklärt Peter Hürlimann. Mit<br />
dem neuen Kulturvertrag zwischen <strong>der</strong><br />
OrangeCinema<br />
<strong>Bern</strong> – Grosse Schanze: 30. Juni bis 31. Juli<br />
Start Vorverkauf: 20. Juni<br />
Profitieren geht über’s Studieren.<br />
Studierende mit Ausweis bezahlen jetzt neu<br />
nur CHF 16.00 statt CHF 19.00 fürs Ticket.<br />
Medienpartner:<br />
20 unikum 151<br />
Cinerent OpenAir AG und <strong>der</strong> <strong>StudentInnenschaft</strong><br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong> (SUB) möchte<br />
man den Studierenden etwas zurückgeben.<br />
In Zukunft gehen die ersten 20<br />
SUB-Mitglie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Abendkasse gratis<br />
ins Kino. Zusätzlich gibt es vier Freieintritte<br />
pro Vorstellung, welche im Internet<br />
(http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt)<br />
reserviert und auf <strong>der</strong> SUB abgeholt<br />
werden können. Und nicht zuletzt<br />
profitieren alle weiteren Studierenden<br />
von attraktiveren Ticketpreisen für alle<br />
Filme in <strong>Bern</strong>. Das Filmprogramm ist<br />
eine abwechslungsreiche Mischung aus<br />
bekannten Blockbustern, exklusiven Vorpremieren<br />
und kultigen Reprisen. Letztes<br />
Jahr etwa wurde Mo<strong>der</strong>n Times, <strong>der</strong><br />
Klassiker von Charlie Chaplin, mit Live-<br />
Orchester vorgeführt. Das diesjährige<br />
Programm wird am 17. Juni bekanntgegeben,<br />
worauf <strong>der</strong> Vorverkauf drei Tage<br />
später startet. Weitere Informationen<br />
findet man unter www.orangecinema.ch<br />
o<strong>der</strong> www.facebook.ch/orangecinema.<br />
Hoffen wir also schon jetzt auf angenehmes<br />
Wetter, sodass einem fantastischen<br />
Kinosommer nichts mehr im<br />
Wege steht.<br />
THE TOURIST im Verleih <strong>der</strong> FRENETIC FILMS.
kulturpartnerInnen<br />
KulturpartnerInnen <strong>der</strong> SUB<br />
bee-flat<br />
BeJazz<br />
Bierhübeli<br />
Café Kairo<br />
Club Bonsoir<br />
Dampfzentrale <strong>Bern</strong><br />
Du Nord<br />
ISC<br />
Kino Cinématte<br />
Kino Kunstmuseum<br />
Marians Jazzroom<br />
ONO<br />
OrangeCinema<br />
Schlachthaus Theater<br />
Stadttheater <strong>Bern</strong><br />
StattLand<br />
Theater am Käfigturm<br />
Wasserwerk Club<br />
YB Heimspiele<br />
<strong>Bern</strong>er Kammerorchester<br />
<strong>Bern</strong>er Symphonieorchester<br />
Vorgehen<br />
Für Tickets: Besuche uns unter<br />
http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt,<br />
logge dich mit deinem Uni-Account<br />
ein und suche auf <strong>der</strong> Liste aller Veranstaltungen<br />
deine Favoriten. Ein Klick<br />
und schon bist du auf <strong>der</strong> Gästeliste<br />
registriert. Bitte lies jeweils den kurzen<br />
Zusatztext, bevor du auf OK klickst, denn<br />
das Vorgehen ist nicht bei allen Reservationen<br />
gleich.<br />
Einige Tage vor <strong>der</strong> Veranstaltung erhältst<br />
du die definitive Bestätigung deiner Anmeldung<br />
per Mail. Deine gültige Legi gilt<br />
dann als Veranstaltungsticket.<br />
Pro Person können nur zwei Events<br />
gleichzeitig reserviert werden. Bei<br />
Nichterscheinen am reservierten Anlass<br />
werden weitere Reservierungen storniert.<br />
Weitere Informationen findest du unter<br />
http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt<br />
Einige Ausnahmen:<br />
Club Bonsoir: Die ersten 20 Studis, die an<br />
Donnerstagen, Freitagen und Samstagen<br />
im Bonsoir ihre Legi vorweisen, erhalten<br />
einen Gratiseintritt. Für Spezialanlässe<br />
mit Eintrittspreisen über 20 Franken<br />
sind es die ersten zwei Leute, die gratis<br />
reinkommen.<br />
Kino Kunstmuseum: Für jede Vorstellung<br />
sind zwei Gratiseintritte erhältlich. Dafür<br />
musst du persönlich an <strong>der</strong> Abendkasse<br />
vorbeigehen und dir dein Ticket abholen.<br />
Theater am Käfigturm: Auch hier stehen<br />
für jede Veranstaltung zwei Gratiseintritte<br />
zur Verfügung. Um einen davon zu<br />
reservieren, melde dich unter<br />
sub@theater-am-kaefigturm.ch an. Das<br />
Billett kannst du 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn<br />
gegen Vorweisen deiner Legi<br />
abholen.<br />
YB-Heimspiele: Für jedes Meisterschaftsspiel<br />
stehen elf Tickets für<br />
SUB-Mitglie<strong>der</strong> bereit. Karten kannst<br />
du frühestens einen Monat im Voraus<br />
reservieren. Dies via Mail an<br />
eintritt@sub.unibe.ch mit Name,<br />
Legi-Nummer und einer telefonischen<br />
Kontaktnummer. Die Karten kannst du<br />
dann vor dem Spiel auf <strong>der</strong> SUB abholen,<br />
dabei musst du deine Legi vorweisen. Bei<br />
Versäumnis kannst du keine weiteren<br />
Spiele via SUB reservieren.<br />
Schlachthaus Theater: Die SUB vergibt<br />
zwei gratis Eintritte pro Event. Melde<br />
dich mit dem Hinweis «SUB-Stühle»<br />
direkt beim Theater. Die Tickets werden<br />
dann für dich reserviert und können<br />
zehn Minuten vor Beginn gegen Vorzeigen<br />
<strong>der</strong> Legi abgeholt werden.<br />
StattLand: Die zwei Gratistickets für<br />
jeden Rundgang kannst du gegen Vorzeigen<br />
<strong>der</strong> Legi auf <strong>der</strong> SUB abholen.<br />
serviceverzeichnis<br />
SUB-Dienstleistungen<br />
Auskunft, Inserateaufgabe und Dienstleis-<br />
tungen für SUB-Mitglie<strong>der</strong> und Dienstleis-<br />
tungsabonnentInnen:<br />
<strong>StudentInnenschaft</strong> <strong>der</strong> <strong>Universität</strong><br />
<strong>Bern</strong><br />
Lerchenweg 32, 3000 <strong>Bern</strong> 9<br />
Tel. 031 631 54 11, Fax 031 631 35 50<br />
E-Mail: wost@sub.unibe.ch<br />
http://subnew.unibe.ch<br />
Öffnungszeiten SUB:<br />
Mo 14–17 Uhr, Di–Do 11–17 Uhr<br />
Wohnausschreibungen<br />
Online-Plattform, Wohnungsmail und<br />
Inserateaufgabe: http://subnew.unibe.ch/<br />
wohnen<br />
E-Mail: wost@sub.unibe.ch<br />
Studijob SUB<br />
Online-Plattform, Stellenmail und<br />
Inserate aufgabe: http://subnew.unibe.ch/<br />
studijob-sub<br />
Tel. 031 631 35 76, Fax 031 631 35 50<br />
E-Mail: studijob@sub.unibe.ch<br />
Rechtshilfedienst <strong>der</strong> SUB (RHD)<br />
Kostenlose Beratung von Studierenden <strong>der</strong><br />
Uni <strong>Bern</strong> in rechtlichen Fragen. Anmeldung<br />
via E-Mail obligatorisch:<br />
E-Mail: rhd@sub.unibe.ch<br />
Sozialfonds<br />
Der Sozialfonds steht SUB-Mitglie<strong>der</strong>n und<br />
Mobilitätsstudierenden mit finanziellen<br />
Schwierigkeiten zur Seite.<br />
Weitere Dienstleistungen<br />
Freier Eintritt, kopieren, Spiralbindegerät<br />
usw.: http://subnew.unibe.ch/freier-eintritt<br />
SUB-Gruppierungen<br />
Liste <strong>der</strong> SUB-Gruppierungen:<br />
http://subnew.unibe.ch/<br />
gruppierungen<br />
Beratungsstellen<br />
Beratungsstelle <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er<br />
Hochschulen<br />
Beratung bei Studiengestaltung, Berufseinstieg,<br />
Lern- und Arbeitsstörungen, Prüfungsvorbereitung,<br />
persönlichen Anliegen<br />
und Beziehungskonflikten. Anmeldung im<br />
Sekretariat.<br />
Bibliothek und Dokumentation zu Studiengängen,<br />
Tätigkeitsgebieten, Berufseinstieg,<br />
Weiterbildung, Lern- und Arbeitstechniken<br />
und vieles mehr.<br />
Ausleihe: Mo–Fr 8–12/13.30–17 Uhr<br />
(Mittwochmorgen geschlossen)<br />
Erlachstrasse 17, 3012 <strong>Bern</strong><br />
Tel. 031 631 45 51, Fax 031 631 87 16<br />
www.beratungsstelle.bernerhochschulen.ch<br />
Weitere Beratungsstellen:<br />
www.sub.unibe.ch/aktuelles/<br />
adressverzeichnis<br />
unikum 151 21
apropos ...<br />
... Zeit<br />
Die ist für mich beim unikum zu Ende.<br />
Seit meinem ersten übermütigen Apropos,<br />
das sich um unser Team drehte,<br />
sind mehr als zwei Jahre vergangen.<br />
Zwei ereignisreiche Jahre. Grund genug,<br />
in Erinnerungen zu kramen und ein<br />
paar Punkte Revue passieren zu lassen.<br />
Damals sprach ich euphorisch davon, das<br />
unikum sei das «Team <strong>der</strong> Teams» an<br />
<strong>der</strong> Uni. Das hat sich für mich bis heute<br />
nicht geän<strong>der</strong>t. Obwohl stets Leute das<br />
Team verliessen und neue kamen, waren<br />
die Stimmung und die Zusammenarbeit<br />
stets enorm gut. Auch wenn mich<br />
die langen Sitzungen, anstrengenden<br />
Diskussionen mit <strong>der</strong> SUB o<strong>der</strong> das Politisieren<br />
im SR schon mal den letzten Nerv<br />
o<strong>der</strong> den Schlaf kosteten. Das Spannendste<br />
war wohl, zu sehen, wie sich die<br />
unterschiedlichsten Leute für die gleiche<br />
Sache engagieren: Ein gutes Magazin für<br />
die Studis zu machen. Damals wie heute<br />
war das für mich das Wichtigste. Obwohl<br />
mein Blick darauf jetzt etwas weniger<br />
verklärt ist als noch vor zwei Jahren.<br />
Denn, was heisst «ein gutes Heft»? Für<br />
mich hiess das stets, dass sich alle SUB-<br />
Mitglie<strong>der</strong> angesprochen fühlen sollten.<br />
Und also auch genügend Themen ins<br />
Heft müssen, die sich fernab <strong>der</strong> Uni<br />
befinden. Denn lei<strong>der</strong> interessiert sich<br />
das Gros <strong>der</strong> Studierenden nur am Rande<br />
für die Unipolitik (was diverse Zahlen belegen).<br />
Humorvolle, kritische Texte holen<br />
aber auch diese Leute ab und dadurch<br />
lassen sie sich für die SUB begeistern. Jedenfalls<br />
kann ohne schlechtes Gewissen<br />
behauptet werden, dass das unikum unter<br />
den Studimagazinen von sehr guter<br />
Qualität ist. Das wurde uns nicht nur an<br />
Blattkritiken von echten Koryphäen im<br />
Journalismus bestätigt, son<strong>der</strong>n auch<br />
ein Vergleich mit an<strong>der</strong>en Magazinen<br />
legt dies offen. Durch scharfe Kritik von<br />
Seiten des SUB-Vorstandes und des SR<br />
wurde dieser Fakt oft nicht honoriert. So<br />
wünsche ich dem Team und dem Heft<br />
in Zukunft alles Gute, denn die Zeit läuft<br />
weiter. Auch ohne mich.<br />
oliver roth<br />
22 unikum 151<br />
die fünf<br />
die fünf studitypen im<br />
prüfungsstress<br />
Prüfungsangst – das kennen viele.<br />
Doch fast schlimmer als die<br />
Prüfung selber ist die Vorbereitungs-<br />
zeit. Hier die fünf Typen von<br />
Studis und wie sie mit Prfungsstress<br />
umgehen. Erkennst du dich<br />
wie<strong>der</strong>? flurin jecker<br />
1. StreberIn-Typ<br />
Ganz nach dem Motto «Angriff ist die<br />
beste Verteidigung» lernen sich Streber-<br />
Intypen den Stress förmlich vom Leib –<br />
und damit auch das schlechte Gewissen.<br />
We<strong>der</strong> frühlingshaftes Vogelgezwitscher<br />
noch sommerliche Aaretemperaturen<br />
können sie davon abhalten, um acht Uhr<br />
früh in <strong>der</strong> miefigen Bibliothek zu hocken;<br />
ob an Wochenenden, Weihnachten<br />
o<strong>der</strong> Geburtstagen. Und dennoch kullert<br />
gerade bei ihnen vor <strong>der</strong> Prüfung am<br />
meisten Schweiss die Stirn runter.<br />
(Wenigstens brauchen sie jede Prüfung<br />
nur einmal zu schreiben.)<br />
2. Thai-Typ<br />
Ebenfalls viel Schweiss fliesst bei diesem<br />
Typ. Bei 28°C bringen sie‘s nämlich nicht<br />
übers Herz, das BBQ mit ihren Homies<br />
sausen zu lassen. Es sei denn sie befinden<br />
sich in Thailand am Strand, wo sie<br />
sich gerade den Rücken massieren lassen.<br />
Obwohl sie zwar etwas Lesestoff von<br />
<strong>der</strong> Uni mit dabeihaben, war ihnen von<br />
Anfang an bewusst, dass sie nicht zwölf<br />
Stunden fliegen würden, um am Strand<br />
zu büffeln.<br />
Direkt von den Ferien zurück, treffen<br />
sie dann zwei Minuten vor <strong>der</strong> Prüfung<br />
mit Jetlag und Klimaschock, in Flipflops,<br />
offenem Hemd o<strong>der</strong> Blümchenrock an<br />
<strong>der</strong> Uni ein und wissen: «Jetzt ist‘s eh zu<br />
spät.»<br />
3. Scrubs-Typ<br />
Dieser Typ braucht Druck, sehr viel<br />
Druck sogar. Vorher krümmen sie<br />
nämlich keinen Finger. Sie sagen sich<br />
zwar immer, dass sie diesmal früher mit<br />
Lernen anfangen werden, doch lei<strong>der</strong><br />
machen ihnen Scrubs, South Park und<br />
Co. immer wie<strong>der</strong> einen Strich durch<br />
die Rechnung. Dies ist auch <strong>der</strong> Grund,<br />
warum sie sich dann in die Bibliothek<br />
zwingen – wo sie die Zeit mit Facebook<br />
und guten KollegInnen um die Ohren<br />
schlagen. Zwei Tage vor <strong>der</strong> Prüfung<br />
kriegen sie dann kalte Füsse und beweisen<br />
sich im Lernmarathon.<br />
(Das ist <strong>der</strong> Typ, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Prüfung<br />
aussieht, als hätte er o<strong>der</strong> sie es mit einer<br />
Horde FCB-Fans aufgenommen – und das<br />
nun bereut.)<br />
4. Ertränk-Typ<br />
Lernen ist nicht die Stärke von Ertränk-<br />
Typen. Auch das Interesse für den<br />
komischen Studiengang, den sie gewählt<br />
haben, lässt zu wünschen übrig. Viel<br />
lieber «hääängen» sie‘s mit paar KollegInnen,<br />
die nichts mit <strong>der</strong> Uni am Hut<br />
haben und sie auf keinen Fall an ihre<br />
Prüfungen erinnern. Oft findet man diesen<br />
Typ noch einen Tag vor <strong>der</strong> Prüfung<br />
torkelnd und grölend in <strong>der</strong> Stadt – und<br />
weniger heiter dann an <strong>der</strong> Nachholprüfung.<br />
bild: angela wüst<br />
5. ePUB-Typ<br />
Dieser Typ lebt gern, bewusst und<br />
vorausschauend. So merken sie schnell,<br />
dass neun Prüfungen innert drei Wochen<br />
einfach zu viel werden – und melden<br />
sich ab. Sie denken sich: «Vier müssen<br />
reichen. Den Rest kann ich nachholen,<br />
denn Zeit bleibt ja genug.» Dies, obwohl<br />
sie sich noch im letzten Jahrtausend<br />
immatrikuliert haben.<br />
(Mit Bologna ist dieser Typ arg vom Aussterben<br />
bedroht.)
entdecken<br />
Erasmus-Band «Länggasse 75» in Aktion. bild: lukas rau<br />
feuer und wasser<br />
Absturzkommando Austauschstudis? Donnerstagabend,<br />
wir machen uns in <strong>Bern</strong> auf die<br />
Suche nach <strong>der</strong> Erasmus-Community. lukas rau<br />
Still ist es, als wir die steile Stiege an <strong>der</strong> Kramgasse in<br />
die Flammenbar hinabklettern. Hier treffen sich die Austauschstudis<br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong>, haben wir mal gehört. Hier,<br />
o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Aquabar. Schummriges Licht, Musik läuft keine.<br />
Die Barkeeperin lässt sich gerade von einer Freundin<br />
Beziehungsprobleme erklären, <strong>der</strong> Türsteher hängt am<br />
Tresen rum. Niemand zum Rausschmeissen. «Kommen<br />
die Austauschstudis nicht mehr hierher?», fragen wir.<br />
«Die sind glaub alle in den Ferien», meint die Barfrau,<br />
als sie unser Bier zapft. Na super. Voll in die Hose. Während<br />
wir an unseren Bieren schlürfen, wird uns aber etwas<br />
klar. Die Party war hier. Sie liegt noch in <strong>der</strong> Luft.<br />
Wir nehmen Fährte auf und wechseln das Element, von<br />
<strong>der</strong> Flammenbar in die Aquabar an <strong>der</strong> Rathausgasse.<br />
Vor <strong>der</strong> Luke, die hinab ins Tonnengewölbe führt, stehen<br />
bereits jede Menge Leute herum, tratschen und trinken.<br />
Von unten herauf tönt Livemusik. Ein Piano, eine Gitarre,<br />
eine Klarinette und eine Stimme. Unten sitzen an die 40<br />
junge Leute auf den Sofas, lehnen an den Wänden, klatschen<br />
im Rhythmus. An <strong>der</strong> Bar werden wir aufgeklärt,<br />
die Band nennt sich «Länggasse 75», benannt nach dem<br />
Studierendenheim. «Wir haben uns an <strong>der</strong> Erasmus-Einführungsveranstaltung<br />
kennengelernt», erzählt Pierre-<br />
Yves, Pianist und einziger Schweizer des Ensembles, neben<br />
einem Italiener, einer Ungarin und einer Finnin. Er<br />
lebt in Fribourg und treibt sich zu gerne mit den Austauschstudis<br />
herum. Damit teilt er allerdings auch <strong>der</strong>en<br />
Dilemma: «Die Band gibt es seit zwei Monaten, in zwei<br />
Monaten löst sie sich aber lei<strong>der</strong> bereits wie<strong>der</strong> auf»,<br />
sagt er, noch ganz ausser Atem vom Auftritt, und fügt<br />
an: «Wir spielen heute wohl zum ersten und zum letzten<br />
Mal vor Publikum …» Derweil geniesst man aber die<br />
gemeinsame Zeit, in verschiedensten Sprachen wird gequatscht<br />
und gelacht, manchmal auch mit Händen und<br />
Füssen. Vikash aus Indien, Doktorand in Biologie, hängt<br />
mit seinem Bierchen zufrieden in einer Ecke. Allessandro<br />
aus Turin, angehen<strong>der</strong> Veterinärmediziner, redet<br />
in erstaunlich gutem Deutsch von Eutern und Kälbern.<br />
Zwei Japanerinnen schieben sich an uns vorbei: «Nooo,<br />
we can‘t stay any longer, we have to catch the last bus to<br />
Bümpliz!» Die Band setzt noch einen drauf, bis sie zum<br />
Schluss Mani Matters «Hemmige», instrumental, zum<br />
Besten gibt. Die wenigen <strong>Bern</strong>er im Aqua nehmen die<br />
Einladung an und singen lauthals mit, zum Gaudi des<br />
internationalen Publikums. Die Stimmung ist ausgelassen<br />
und entspannt, aber aufgeräumt. Keine sturzbesoffenen<br />
Erasmusstudis, niemand hängt über <strong>der</strong> Bar, niemand<br />
fliegt die Treppe runter. «Ab und zu tanzen sie<br />
schon auf den Tischen, aber das ist doch super», sagt Manu,<br />
<strong>der</strong> Barkeeper, mit einem Grinsen. Vor zwei Monaten<br />
eröffnete er die Bar mit einem Kumpel. Als Son<strong>der</strong>angebot<br />
können die Austauschstudis eine Memberkarte kaufen<br />
und damit günstiger konsumieren. Das zieht. Nach<br />
Mitternacht aber ziehen die meisten bereits weiter.<br />
Draussen treffen wir auf Silvie, sie macht ihren Master<br />
in Psychologie in <strong>Bern</strong>. Seit einem halben Jahr in <strong>Bern</strong>,<br />
hatte sie Mühe, in einer Schweizer WG unterzukommen.<br />
«Wenn man aus Deutschland hierher kommt, ist es zu<br />
Beginn schwierig, Fuss zu fassen», erklärt sie. Aber warum<br />
nicht aus <strong>der</strong> Not eine Tugend machen? «Jetzt wohne<br />
ich mit Erasmusstudis, das ist perfekt.» Wir machen<br />
uns auf in die Turnhalle. Mit Fernweh und dem Vorsatz,<br />
zurückzukommen.<br />
unikum 151 23
Jubiläumsfest: 50 Jahre<br />
Amnesty International<br />
Endo Anaconda & Schifer Schafer<br />
(Stiller Has), The Young Gods, DJ La<br />
Patronne (Solange La Frange)<br />
Zum 50. Geburtstag von Amnesty<br />
International steigt ein grosses Fest mit<br />
Aktionen, Diskussionen und Konzerten im<br />
Progr und in <strong>der</strong> Altstadt.<br />
Wann: 28. Mai 2011<br />
Wo: ab 14 Uhr Turnhalle im Progr, 11 bis 14<br />
Uhr in <strong>der</strong> Altstadt<br />
Konzerte: 20 Uhr Türöffnung, 21 Uhr<br />
Konzertbeginn<br />
Mehr Infos:<br />
www.amnesty.ch<br />
Research Night – Nacht <strong>der</strong><br />
Forschung Uni <strong>Bern</strong><br />
Am Freitag, 23. September 2011<br />
Gesucht: ReferentInnen für Powerpoint-<br />
Karaoke an <strong>der</strong> RN11.<br />
PPT- Karaoke: Aus dem Stegreif einen<br />
Vortrag zu einer vorher nicht bekannten,<br />
zufällig ausgewählten Folie halten.<br />
Studierende und DozentInnen zugelassen.<br />
Alle Präsentationen aus dem Fundus<br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong>. Dauer pro Präsentation<br />
max. 3 Min. Wahl <strong>der</strong> Präsentation erfolgt<br />
aufgrund des Titels. Vorkenntnisse<br />
unnötig.<br />
InteressentInnen melden sich bei:<br />
kulturagentur<br />
desto-besser.ch GmbH<br />
grabenpromenade 1<br />
ch-3011 bern<br />
+41 31 535 17 00<br />
klaus.widmer@desto-besser.ch<br />
Ich<br />
handle mitEnergie.<br />
Wo fliesst Ihre Energie? Finden Sie’s raus – Infos zum Einstieg bei <strong>der</strong><br />
BKW-Gruppe gibt es unter:<br />
www.bkw-fmb.ch/karriere<br />
24 unikum 151<br />
Flohmarkt Grosse Halle <strong>Bern</strong><br />
Reitschule <strong>Bern</strong><br />
Einmal im Monat verwandeln sich die<br />
Grosse Halle und <strong>der</strong> Vorplatz in einen<br />
riesigen Flohmarkt mit einer Unzahl an<br />
nützlichen und unnützlichen Dingen.<br />
5. Juni 2011, 8 bis 16 Uhr<br />
Open-Air-Kino<br />
OrangeCinema<br />
Das Open-Air-Kino im Sommer auf <strong>der</strong><br />
Grossen Schanze in <strong>Bern</strong>.<br />
30. Juni bis 31. Juli 2011<br />
Mehr Infos:<br />
www.orangecinema.ch<br />
Marzili-Movie Open Air<br />
Das Kino in <strong>der</strong> Badi.<br />
28. bis 30. Juli 2011, 20.30 Uhr<br />
Mehr Infos:<br />
www.cineman.ch/kinoprogramm<br />
Unibibliothek: Ausleihobergrenze<br />
bei 100 Werken pro<br />
Person<br />
Ab dem 1. Juni 2011 setzt die <strong>Universität</strong>sbibliothek<br />
<strong>Bern</strong> die maximale Anzahl <strong>der</strong><br />
Ausleihen neu auf 100 Werke pro Benutzerin,<br />
pro Benutzer fest. Bislang konnten<br />
beliebig viele Werke gleichzeitig auf ein<br />
Konto ausgeliehen werden. Mit dieser<br />
Praxisän<strong>der</strong>ung passt sich die UB <strong>Bern</strong><br />
dem Usus <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hochschulbibliotheken<br />
<strong>der</strong> Schweiz an. Es wird damit eine<br />
bessere Übersicht für die Bibliotheken<br />
wie auch für die Benutzenden erreicht.<br />
Mehr Infos: beatrice.buergi@ub.unibe.ch<br />
Stellenausschreibung unikum<br />
Das unikum, das Magazin <strong>der</strong> <strong>StudentInnenschaft</strong><br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Bern</strong>, sucht<br />
eine Layouterin/einen Layouter<br />
Du bist einE leidenschaftlicheR GestalterIn.<br />
Die gängigen Layoutprogramme<br />
können dich nicht so schnell aus <strong>der</strong> Fassung<br />
bringen. Du arbeitest gerne im<br />
Team und <strong>der</strong> Stress kurz vor Drucktermin<br />
jagt dich nicht auf die Palme. Dann bist<br />
du unserE neueR LayouterIn.<br />
Als LayouterIn bist du für die grafische<br />
Gestaltung (inklusive Illustrationen)<br />
von jährlich sechs Ausgaben verantwortlich.<br />
Der Zeitaufwand umfasst ungefähr<br />
25 Stunden pro Ausgabe, die mit einem<br />
Stundenlohn von Fr. 25.- entschädigt<br />
werden.<br />
Arbeitsbeginn: Ende August 2011, ev.<br />
früher<br />
Schicke uns deine Bewerbung<br />
(mit Arbeitsproben) bis Mittwoch, 1. Juni<br />
2011 an:<br />
unikum, «Bewerbung Layout», Lerchenweg<br />
32, 3000 <strong>Bern</strong> 9 o<strong>der</strong><br />
unikum@sub.unibe.ch<br />
Die Bewerbungsgespräche finden am<br />
8. Juni 2011 ab 14 Uhr statt.<br />
aki - Veranstaltungen zum<br />
Semesterthema «Seitenwechsel»<br />
Schicksalsschlag - Grund zum Aufgeben?<br />
Der Musiker und Arzt Dr. med. Christian<br />
Wenk ist seit einem Sportunfall im Rollstuhl.<br />
Er berichtet von seinem Weg zurück<br />
ins Leben und in eine neue Zufriedenheit.<br />
Vortrag: 31. Mai 2011, 19 Uhr.<br />
Abteilung für Gleichstellung<br />
Gespräche selbstbewusst und überzeugend<br />
führen<br />
Ein Workshop für Studentinnen, Wissenschaftlerinnen<br />
und Verwaltungsangestellte.<br />
23. und 30. Juni 2011<br />
Anmelden unter:<br />
www.gleichstellung.unibe.ch<br />
Anmeldeschluss: 26. Mai 2011
einziehn<br />
1<br />
3<br />
cd<br />
1 Danger Mouse &<br />
Daniele Luppi<br />
Rome<br />
chop. Fünf Jahre haben beide Künstler an<br />
dem Projekt gearbeitet. Das Ergebnis ist<br />
eine Zeitreise in die Ära vor dem Computer,<br />
ohne elektronische Effekte und<br />
Tricks. Analog statt digital. Burton und<br />
Luppi setzen mit «Rome» <strong>der</strong> klassichen<br />
italienischen Filmmusik ein monumentales<br />
Pop-Denkmal. Statt aufwendiger<br />
Technik legen sie den Schwerpunkt auf<br />
Handwerk und Kunst. Mit Musikern, die<br />
schon an Sergio Leones Kino-Klassikern<br />
«Once Upon a Time in the West» o<strong>der</strong><br />
«The Good, the Bad & the Ugly» mitwirkten,<br />
entstand ein aussergewöhnliches<br />
Popalbum voller Nuancen, intensiv und<br />
düster, aber zugleich auch leicht und<br />
erhebend. Ein Werk mit einem einzigartigen<br />
mo<strong>der</strong>nen Sound, dennoch von<br />
traditionellen und klassischen Praktiken<br />
geprägt.<br />
Im digitalen Zeitalter wirkt «Rome» wie<br />
ein wun<strong>der</strong>samer Anachronismus. Ein<br />
Album, wie gemacht für die Ewigkeit,<br />
von Menschen, die an die Langlebigkeit<br />
von guter Musik glauben.<br />
Gewinne eine von drei CDs! Schicke eine<br />
E-Mail mit dem Betreff «Mouse» an:<br />
verlosung@sub.unibe.ch. Einsendeschluss<br />
ist <strong>der</strong> 20. Juni 2011.<br />
2<br />
4<br />
cd<br />
2 Ringo<br />
Ringo<br />
jl. Für alle, die genug von düsterem<br />
Elektro und trendigem Britpop haben.<br />
Ein Popalbum, durch und durch, wie<br />
geschaffen für den Frühling. Ringo – in<br />
Anlehnung an den stets etwas wenig<br />
beachteten Beatle – ist das brandneue<br />
Debutalbum <strong>der</strong> gleichnamigen Band,<br />
die von DRS3 gerade eben zum «Best<br />
Talent» des Monats Mai gewählt wurde.<br />
Die drei Schweizer Musiker verstehen<br />
es, ihre witzigen Alltagsgeschichten mit<br />
einem opulenten Klangfeld zu kontrastieren.<br />
Da rattern die Pianoakkorde<br />
im Duett «Tusig Mal» – mit Frölein da<br />
Capo als überbeschäftigte Herzdame.<br />
Die ausgetüftelten Chorgesänge erzählen<br />
vom «Krampf im Härz» und beim<br />
beschwingten «Fuscht ufs Aug» werden<br />
sich wohl alle irgendwo wie<strong>der</strong>erkennen<br />
– und schmunzeln. Ein leichtfüssiges<br />
Spiel mit Klischees und Momentaufnahmen.<br />
Mal sanft und mal wuchtig untermalt.<br />
Immer mit einem Löffelchen Ironie,<br />
immer mit einer Prise Rock – köstlich.<br />
Ringo bietet auf seinem abwechslungsreichen<br />
Erstling eingängige Melodien<br />
und harmonische Arrangements, die<br />
immer mal wie<strong>der</strong> ein bisschen daneben<br />
ticken. Begnadete musikalische Qualität<br />
trifft auf die kleinen Dinge des Lebens,<br />
zuweilen sentimental, aber immer mit<br />
einem Augenzwinkern erzählt.<br />
film<br />
3 The Great Dictator (1940)<br />
Charles Chaplin<br />
fj. «The hate of men will pass, and dictators<br />
die, and the power they took from<br />
the people will return to the people. And<br />
so long as men die, liberty will never<br />
perish.»<br />
Chaplins Abschlussrede als Hitler – im<br />
Film Hynkel genannt – ist legendär.<br />
Beim Anschauen, was dieser Mann vor<br />
Abertausenden von jubelnden BürgerInnen<br />
in <strong>der</strong> Schlussszene von «The Great<br />
Dictator» zu sagen hat, bleibt heute noch<br />
vielen das Popcorn im Halse stecken –<br />
auch nach über 70 Jahren. Überhaupt<br />
liegen – im Gegensatz zu seinen an<strong>der</strong>en<br />
Filmen – gewisse Szenen dieses Streifens<br />
richtig schwer auf.<br />
«The Great Dictator» ist eine Parodie<br />
über Hitler und seine Weggefährten, mit<br />
Chaplin in <strong>der</strong> Doppelhauptrolle: Hynkel<br />
und ein jüdischer Barbier. Das Produzieren<br />
eines Filmes, welcher den damals<br />
mächtigsten Mann <strong>der</strong> Welt nach allen<br />
Regeln <strong>der</strong> Kunst auf die Schippe nimmt,<br />
ist heldenmutig – mit einem solchen<br />
Film 1940 Premiere zu feiern: Schier unfassbar.<br />
Ein historisch gewichtiges Meisterwerk<br />
mit Biss und Humor: Must see!<br />
buch<br />
4 Hunter S. Thompson<br />
The Rum Diary<br />
lr. Wir befinden uns im Puerto Rico <strong>der</strong><br />
50er-Jahre. Als <strong>der</strong> vagabundierende<br />
amerikanische Reporter Paul Kemp beim<br />
englischsprachigen Käseblatt San Juan<br />
Daily News anheuert, ist dieses bereits<br />
ein sinkendes Schiff. Im Strudel tropischer<br />
Hitze und exzessiven Rumkonsums<br />
wird auf witzige Art immer klarer,<br />
dass ziemlich alle Beteiligten komplett<br />
einen an <strong>der</strong> Waffel haben. Schmierige<br />
lokale Strippenzieher, aalglatt wie ihre<br />
Seidenanzüge, mischen ebenfalls kräftig<br />
mit. Paul Kemp wird sich zwar bewusst,<br />
dass er vor den Zwängen und <strong>der</strong> Engstirnigkeit<br />
seiner Heimat, aber auch vor<br />
sich selber davonläuft. Aussteigen will<br />
er trotzdem nicht; gefangen in einem<br />
Netz aus oberflächlichen Freundschaften<br />
ist er nicht bereit, sich seine Fehler<br />
einzugestehen. Bis die Sache endgültig<br />
ausser Kontrolle gerät und die Ratten das<br />
sinkende Schiff Hals über Kopf verlassen.<br />
Hunter S. Thompson, Autor von «Fear<br />
and Loathing in Las Vegas», verarbeitet<br />
in seiner Story Erfahrungen, die er selber<br />
in Puerto Rico als reisen<strong>der</strong> Journalist<br />
gemacht hat. Süffig, klebrig und rasant,<br />
wie ein kräftiger Schuss Rum.<br />
unikum 151 25
ätsel<br />
lr. Auf dem Sprung in den Sommer,<br />
aber noch mit Frühlingsmüdigkeit und<br />
Prüfungen vor <strong>der</strong> Tür? Claude bringt<br />
eure grauen Zellen mit seinem Rätsel bestimmt<br />
in Schwung. Setzt das zerfallene<br />
Lösungswort aus den markierten Buchstaben<br />
zusammen und sendet es bis am<br />
1. September 2011 an unikumraetsel@sub.<br />
unibe.ch. Für die GewinnerInnen halten<br />
wir wie gehabt zwei Bugeno-Gutscheine<br />
im Wert von 40 Franken bereit.<br />
Viel Spass!<br />
Die GewinnerInnen <strong>der</strong> letzten Ausgabe:<br />
Chantal Dysli und Michelle Bühler. Herzliche<br />
Gratulation! Das Lösungswort aus<br />
<strong>der</strong> letzten Ausgabe war «Maori».<br />
26 unikum 151<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
1<br />
6<br />
7<br />
Waagrecht<br />
1. Gibt an <strong>der</strong> Themse gross.<br />
2. Der Winzer macht es nicht nur mit dem<br />
Wein, auch mit <strong>der</strong> Zeitung.<br />
3. Was <strong>der</strong> Zahnarzt auch mit den seinigen<br />
macht.<br />
4. Mann sehr hohen Alters, zum Beispiel<br />
Methusalem, <strong>der</strong> 969 Jahre alt wurde.<br />
5. Mit Ge-: Pseudowichtiges Tätigsein überhaupt.<br />
Senkrecht<br />
5. Klischee: Toilettenartikel des Schleimers.<br />
6. Man kann annehmen, dass er bei Mani<br />
Matter gehemmt wird.<br />
7. Weniger romantisch, wenn Zungen im<br />
Spiel sind.<br />
8. Element <strong>der</strong> Metalica.<br />
9. Unterscheidet, hier verkürzt, zum Beispiel<br />
den alten vom jungen Bush.<br />
8<br />
9<br />
serviceverzeichnis<br />
impressum<br />
Das unikum ist das Organ <strong>der</strong> <strong>StudentInnenschaft</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> (SUB) und erscheint<br />
sechsmal jährlich mit einer Auflage<br />
von 10 000 Stück.<br />
Redaktion: Jacqueline Lipp (jl), Oliver Roth<br />
(or), Res Mettler (rm), Flurin Jecker (fj), Lukas<br />
Rau (lr), Marisa Molinaro (mm), Franziska<br />
Zihlmann (fz), Carlo Bischoff (cb)<br />
E-Mail:<br />
vorname.nachname@unikum.unibe.ch<br />
Externe: Claude-Michel Ammann<br />
Layout und Satz: Angela Wüst, Paolo Riva<br />
Lektorat: Nadine Zybach<br />
Werbung: Raphael Bättig<br />
Kontakt: raphaelbaettig@gmx.ch<br />
Adresse: unikum, Lerchenweg 32,<br />
3000 <strong>Bern</strong> 9<br />
E-Mail: unikum@sub.unibe.ch<br />
www.unikum.unibe.ch<br />
Belichtung und Druck: Haller & Jenzer,<br />
Burgdorf<br />
Nächste Nummer: unikum 152<br />
Redaktionsschluss: 14. 9. 2011<br />
Inputs und Ideen für Artikel bis: 24. 8. 2011<br />
Inserate-Annahmeschluss: 24. 8. 2011<br />
Erscheinungsdatum: 28. 9. 2011<br />
Abonnemente: Das unikum kann für<br />
Fr. 30.–/Jahr abonniert werden. E-Mail an:<br />
unikumabo@sub.unibe.ch<br />
Aus <strong>der</strong> Vorlesung<br />
mm. Es war einmal in einem fernen Land<br />
ein König, <strong>der</strong> befahl, dass die Studierenden<br />
<strong>der</strong> Menschenheilkunst sich einer<br />
schwierigen und gefährlichen Prüfung<br />
unterziehen mussten. Da niemand<br />
wusste, was sie erwarten würde und alle<br />
Prüflinge Angst vor diesem Test hatten,<br />
trainierten sie monatelang für diesen<br />
Tag. Nur eine Person hatte einen Vater,<br />
<strong>der</strong> gehörte zum Gremium, das sich die<br />
Aufgaben für die Prüflinge ausdachte.<br />
Weil er die Aufgabe kannte, nahm <strong>der</strong><br />
Vater sein Kind zur Seite und flüsterte<br />
ihm ins Ohr, was zu tun war. Als <strong>der</strong> Tag<br />
<strong>der</strong> Prüfung kam, tat das Kind wie vom<br />
Vater geheissen, löste die Aufgabe ganz<br />
fabelhaft und kam heil davon. An<strong>der</strong>e, die<br />
keine Väter hatten, auf die sie hören konnten,<br />
hatten Schwierigkeiten, stürzten ab,<br />
verletzten sich und müssten noch einmal<br />
an die Prüfung antreten. So ist es nun mal<br />
im richtigen Leben. Ende.
Wo ist <strong>der</strong> Nagellack? bild: carlo bischoff<br />
was isst ...<br />
barbara eggerjenzer?<br />
Getreu dem Motto «Du bist, was du isst»<br />
schauen wir in fremde Kühlschränke von bekannten<br />
Personen. Diesmal waren wir zu<br />
Besuch bei Barbara Egger-Jenzer, Regierungsrätin<br />
<strong>der</strong> SP in <strong>Bern</strong> und ehemalige Studentin<br />
an unserer Uni. jacqueline lipp<br />
«Okay, wo fangen wir an? Links oben die Gurken sind<br />
noch vom letzten Raclette. Die übersommern jetzt bis<br />
im nächsten Winter. Die Artischocken dort wird es morgen<br />
geben, da freu ich mich schon drauf. Ansonsten hat<br />
es halt viele Gläser und Dosen: Als Regierungsrätin erhältst<br />
du oft Geschenke, Fresspäckli, wie ich sie nenne.<br />
Dort hat‘s dann eben oft diese kleinen Dinge drin wie<br />
Konfis und Oliven und so. Darüber freu‘ ich mich immer,<br />
denn nebst dem Job hab ich keine Zeit, selber Konfi zu<br />
machen.<br />
Nur am Wochenende wird bei uns richtig gross gekocht.<br />
Dann gibt‘s zum Beispiel Ragout mit Härdöpfustock o<strong>der</strong><br />
Gschnätzlets. Wenn man so viel auswärts isst wie ich,<br />
dann isst man zu Hause am liebsten gewöhnliche Dinge.<br />
Exotisches koche ich wenig, da bin ich schon etwas<br />
konservativ. Ich meine, etwas ausprobieren ist schon<br />
okay, auch im Leben. Aber mal ehrlich – welcher Mensch<br />
mag schon Verän<strong>der</strong>ungen? Verän<strong>der</strong>ungen sind immer<br />
ein Risiko, man kann erst im Nachhinein sagen, ob‘s gut<br />
war. Ich bin nicht <strong>der</strong> Typ dazu. Alles was ich bisher tat,<br />
habe ich lang gemacht. Ich meine, ich bin 32 Jahre mit<br />
demselben Mann verheiratet – das zeigt doch, dass ich<br />
ein beständiger Mensch bin! Und ich hab‘ auch immer<br />
dieselbe Frisur, mittlerweile ist sie mein Markenzeichen.<br />
In <strong>der</strong> Politik gelte ich hingegen als sehr entscheidungsfreudig<br />
und konsequent in <strong>der</strong> Umsetzung. Ich finde das<br />
wichtig, sonst würde gar nichts vorwärtsgehen.<br />
«Die Politik geht bis zum Kühlschrank.»<br />
Den blauen Würfel kennt ihr ja, den gibt‘s ja in jedem<br />
Haushalt – nicht? Wirklich nicht? Nun ja, <strong>der</strong> soll Ge-<br />
rüche absorbieren. Ach, ich dachte, das hätten alle. Daneben<br />
steht noch das AKW-Tomatenpüree. Das war mal<br />
so eine Aktion im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Abstimmung<br />
zu Mühleberg. Ich bin seit langem eine AKW-Gegnerin.<br />
Klimaschutz ist mir ein wichtiges Anliegen. In diesem<br />
Zusammenhang halte ich als Vorsteherin <strong>der</strong> Energiedirektion<br />
auch an <strong>der</strong> Uni ab und zu Vorträge. Von da<br />
kommt auch dieser kleine Behälter dort oben links – Eisproben<br />
aus <strong>der</strong> Antarktis, über 42 935 Jahre alt! Hab ich<br />
von Prof. Stocker erhalten, <strong>der</strong> das da selber herausgebohrt<br />
hat. Wahnsinn, nicht?<br />
Oh, da hat‘s ja noch Nagellack. Ist wohl irgendwie liegengeblieben,<br />
denn das ist ein guter Trick: Nagellack<br />
kühl auftragen geht viel besser. Müsst ihr mal ausprobieren,<br />
das stimmt.<br />
Ja und die Politik geht bis zum Kühlschrank – wie man<br />
an den Postkarten sieht. Ich meine ‚Die Partei hat immer<br />
Recht‘, das ist ja eh klar. Und das hier ist <strong>der</strong> Fuchs, eine<br />
Karte von <strong>der</strong> Reitschule-Abstimmung. Der war immer<br />
so mein Intimgegner, aber eurer ja zeitweise auch ...»<br />
Barbara Egger-Jenzer ist seit 2002<br />
Regierungsrätin in <strong>Bern</strong>. Die zweifache<br />
Mutter amtet als Vorsteherin <strong>der</strong> Bau-,<br />
Verkehrs- und Energiedirektion und<br />
wohnt in Bremgarten.<br />
unikum 151 27
Fe<strong>der</strong>ico in<br />
Action sehen:<br />
iPhone-App «Paperboy»<br />
laden, Anzeige fotografieren,<br />
Inhalt anschauen.<br />
Erst denken,<br />
dann drehen.<br />
Fe<strong>der</strong>ico, Fedddeeeeerrrrrriiiiiccccccccccoooooo,, Sppppppeeeddcuber Speedcuber & Rivellutionär Rivellutionär<br />
ERFRISCHE ERFRISCCHEE<br />
DEINEN<br />
GEIST!<br />
MIT MIT RIVELLA RIVELLA<br />
GRÜN. GRÜN.<br />
lang-lebe-an<strong>der</strong>s.ch<br />
lang-lebe-an<strong>der</strong>s.ch<br />
erdmannpeisker<br />
erdm dmannp an peisker