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Adipositas Chirurgie - Fragen und Antworten gehört mit einer Auflage von 30 000 Exemplaren zu den großen Magazinen in Deutschland, Schweiz und Österreich, die sich mit den Ursachen der Krankheit Adipositas und wirksamen Therapiestrategien beschäftigen. Ein wesentlicher Themenschwerpunkt bildet der Bereich : bariatrische Chirurgie bzw. Adipositaschirurgie.

Adipositas Chirurgie - Fragen und Antworten gehört mit einer Auflage von 30 000 Exemplaren zu den großen Magazinen in Deutschland, Schweiz und Österreich, die sich mit den Ursachen der Krankheit Adipositas und wirksamen Therapiestrategien beschäftigen. Ein wesentlicher Themenschwerpunkt bildet der Bereich : bariatrische Chirurgie bzw. Adipositaschirurgie.

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ADIPOSITASCHIRURGIE<br />

Fragen <strong>und</strong> Antworten<br />

AUSGABE 1/2<strong>01</strong>6<br />

<strong>und</strong> viele weitere<br />

interessante<br />

Artikel<br />

S. 6<br />

Die bariatrische Chirurgie<br />

ist kein „Selbstläufer”<br />

Interview mit Dr. Korger <strong>und</strong> Dr. Dahlhoff‒ AOK Bayern<br />

S. 16 S. 33<br />

Kostaufbau nach<br />

bariatrischer<br />

Chirurgie<br />

Adipositas bei<br />

Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen<br />

Bildquelle: © Frank<br />

1 Adipositaschirurgie Adelhardt I www.feine-pixel.eu – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


eDitoriAL<br />

Faris Abu-Naaj, Herausgeber des Magazins<br />

Impressum<br />

Angaben gemäß § 5 TMG<br />

Pro-Talk Verlags GmbH<br />

Bahnhofstr. 29, 53639 Königswinter,<br />

www.pro-talk-verlag.de, info@pro-talk-verlag.de<br />

Vertreten durch: Faris Abu-Naaj<br />

Registereintrag:<br />

Eintragung im Handelsregister,<br />

Registergericht: Siegburg, Registernummer: 10745<br />

Umsatzsteuer-ID:<br />

Umsatzsteuer-Identifikationsnummer<br />

gemäß §27a Umsatzsteuergesetz: DE249894814<br />

Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV:<br />

Faris Abu-Naaj, Bahnhofstr. 29, 53639 Königswinter<br />

Magazingestaltung:<br />

Juliane Scherz / colibris<br />

www.co-libris.de, info@co-libris.de<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Christoph Kalbitzer / kongking.de<br />

Tel.: 030 61653195, c.kalbitzer@kongking.de<br />

Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.de<br />

Adipositas ist eine<br />

Krankheit – kein Schicksal!<br />

Was eigentlich logisch klingt, verlieren viele von uns<br />

aus den Augen. Immer wieder berichten mir Betroffene<br />

von ihren vielen erfolglosen Versuchen, dieser lebensbedrohenden<br />

Krankheit den Kampf anzusagen.<br />

Meist folgt Resignation <strong>und</strong> ein verlorener Glaube an<br />

sich selbst. Dabei gibt es mittlerweile eine Vielzahl von<br />

Therapiemöglichkeiten, die bereits tausenden Menschen<br />

geholfen haben, ihr Körpergewicht deutlich zu<br />

verringern <strong>und</strong> zu halten – <strong>und</strong> damit die ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Situation zu verbessern. B<strong>und</strong>esweit haben Adipositaspatienten<br />

die Möglichkeit, Selbsthilfegruppen<br />

zu besuchen, sich mit „Gleichgesinnten” auszutauschen<br />

<strong>und</strong> Informationen aus erster Hand zu erhalten.<br />

Mit unserem Magazin möchten wir Dir dabei helfen,<br />

mehr über die Krankheit Adipositas zu erfahren <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten zur Verbesserung der eigenen Situation<br />

kennenzulernen. Wir informieren über Ursachen<br />

<strong>und</strong> Folgen der Krankheit <strong>und</strong> sprechen mit Medizinern<br />

über wirksame Therapien. Des Weiteren werden<br />

Patienten über ihre persönlichen Siege <strong>und</strong> Niederlagen<br />

berichten. Alle sechs Monate informieren wir Dich<br />

über aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong> Trends im Bereich<br />

der Adipositaschirurgie <strong>und</strong> stellen einzelne Behandlungszentren<br />

detailliert vor. Gern kannst Du unser Magazin<br />

kostenlos per Post zugestellt bekommen. Nutze<br />

hierzu bitte den Bestellbereich auf unserer Internetseite<br />

www.<strong>adipositaschirurgie</strong>-<strong>fragen</strong>-<strong>antworten</strong>.de.<br />

Jetzt wünsche ich Dir eine interessante <strong>und</strong> informative<br />

Zeit bei der Lektüre unserer Erstausgabe.<br />

Faris Abu-Naaj<br />

Faris Abu-Naaj<br />

2 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Ausgabe <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>6<br />

Das erwartet Dich:<br />

04 Die Geschichte hinter „Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten”<br />

06 Die bariatrische Chirurgie ist kein Selbstläufer!<br />

11 Hilfe! Ich nehme trotz Schlauchmagen oder Magenbypass wieder zu!<br />

16 Kostaufbau nach bariatrischer Chirurgie<br />

21 Schlauchi ist kein Kuscheltier!<br />

22 Patienten haben mehr Rechte als sie glauben<br />

28 Zentren im Fokus<br />

3 Adipositas bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

3


Die Geschichte<br />

hinter „Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten”<br />

Auf der Suche nach Informationen zum Thema Adipositas<br />

durchforstete Roberta Englert unzählige Internetforen<br />

<strong>und</strong> Facebookgruppen. Die ernüchternde<br />

Bilanz ihrer Suche war die Feststellung, dass sich viele<br />

Internetplattformen lediglich auf Teilaspekte spezialisierten.<br />

Immer fehlte ihr irgendetwas. So suchte sie<br />

bspw. einmal vergebens nach Vorher-Nachher-Bildern,<br />

während sie ein anderes Mal nur auf medizinische<br />

oder ernährungsspezifische Themen stieß. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> kam ihr schnell der Gedanke, eine eigene<br />

Facebookgruppe zu gründen. Dies war der Beginn<br />

einer Erfolgsstory! So ist „Adipositaschirurgie – Fragen<br />

<strong>und</strong> Antworten” heute mit über 8.000 Mitgliedern<br />

die größte Adipositasgruppe im deutschsprachigen<br />

Raum <strong>und</strong> die Geschichte ist noch nicht zu<br />

Ende erzählt, denn die Gründerin hat noch viel vor!<br />

Bildquelle: © Faris Abu-Naaj<br />

Menschen, die Roberta persönlich begegnen, sind<br />

zunächst überrascht, da die Aschaffenburgerin kein<br />

Blatt vor den M<strong>und</strong> nimmt. Schon häufig hat die<br />

45-jährige ehemalige Gastronomiekraft gemerkt, dass<br />

ihre Direktheit ihrem Umfeld nicht immer gefällt, nur<br />

stören scheint es sie nicht. Roberta hat sich vor vier<br />

Jahren einer bariatrischen Operation unterzogen,<br />

weil sie trotz vieler Diäten <strong>und</strong> Kuraufenthalte nicht<br />

abnahm. Bereits Jahre vor diesem Eingriff interessierte<br />

sie sich für die Themen Adipositas <strong>und</strong> Adipositastherapie.<br />

Der Besuch der Selbsthilfegruppe<br />

im Krankenhaus Frankfurt Sachsenhausen war der<br />

erste Schritt, um mehr Informationen zu erhalten <strong>und</strong><br />

andere Betroffene kennenzulernen. Seit fünf Jahren<br />

leitet sie nun selbst die Selbsthilfegruppe des Krankenhauses<br />

<strong>und</strong> trifft zwei Mal monatlich auf Menschen,<br />

die unter den Folgen dieser Krankheit leiden.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob sich die Teilnehmer<br />

für eine operative Maßnahme oder für konservative<br />

Behandlungsmethoden interessieren. Menschen zu<br />

motivieren, ihre Gewichts- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssituation<br />

nachhaltig <strong>und</strong> positiv zu verändern, ist das wesentliche<br />

Ziel ihrer Arbeit in der Selbsthilfegruppe.<br />

Immer wieder wurde sie mit Fragen konfrontiert, die<br />

sie selbst nicht be<strong>antworten</strong> konnte. Deshalb nutzte<br />

sie zur Recherche das Internet, insbesondere soziale<br />

Netzwerke. Auch heute noch ist sie in vielen Facebookgruppen<br />

aktiv <strong>und</strong> weiß deren Engagement <strong>und</strong><br />

Präsenz zu schätzen: „Keine Gruppe kann jedem<br />

Anspruch gerecht werden <strong>und</strong> häufig recherchiere<br />

ich für ein gewisses Thema in mehreren Gruppen!”<br />

Die Idee zur Gründung einer eigenen Gruppe entstand<br />

vor zwei Jahren, als Roberta sich aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer direkten, teils etwas „hemdsärmeligen Art” mit<br />

einem Gruppenadministrator überwarf, der daraufhin<br />

viele ihrer Kommentare <strong>und</strong> Beiträge löschte.<br />

4 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Dies ärgerte die selbstbewusste <strong>und</strong> engagierte Frau<br />

so sehr, dass sie unmittelbar nach dieser Konfrontation<br />

ihre eigene Gruppe gründete. Von Beginn an<br />

wächst die Teilnehmerzahl ihrer Gruppe schnell.<br />

heute ist sie davon überzeugt, dass drei Faktoren<br />

für diesen Erfolg ursächlich sind:<br />

1. Jeder kann ungefiltert seine Meinung äußern,<br />

solange niemand beleidigt oder diffamiert wird.<br />

besuchen. Dort steht sie jeden ersten <strong>und</strong> dritten<br />

Montag im Monat ihren Gruppenmitgliedern <strong>und</strong> Neulingen<br />

persönlich Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />

In Zukunft möchte Roberta mit ihrer Facebookgruppe<br />

„Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten”<br />

auch in Österreich <strong>und</strong> der deutschsprachigen<br />

Schweiz noch aktiver werden. Des Weiteren ist eine<br />

eigene Internetseite in Planung.<br />

2. Alle Themen r<strong>und</strong> um die Krankheit Adipositas<br />

werden behandelt <strong>und</strong> jedes Gruppenmitglied<br />

kann seine Gefühle <strong>und</strong> Erlebnisse thematisieren<br />

oder über die der anderen diskutieren.<br />

3. Mediziner sowie andere Behandlungsexperten<br />

<strong>und</strong> Selbsthilfegruppenleiter unterstützen durch<br />

Kommentare <strong>und</strong> Posts die redaktionelle Arbeit<br />

von Roberta <strong>und</strong> ihrer drei Administratoren.<br />

So ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass viele Adipositaspatienten<br />

sowie deren Angehörige <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e diese<br />

Gruppe nutzen, um Kontakte zu knüpfen, Informationen<br />

auszutauschen oder um ihre Gefühle <strong>und</strong><br />

Erfahrungen darzulegen.<br />

Roberta weiß, dass der Besuch einer Selbsthilfegruppe<br />

nicht durch Internetforen oder Facebookgruppen<br />

ersetzt werden kann. Jedoch betrachtet sie ihr Onlineangebot<br />

als Angebotserweiterung für viele Menschen,<br />

die an dieser Krankheit leiden oder sich für das<br />

Thema interessieren. Wer den persönlichen Kontakt<br />

zu Roberta sucht, sollte nach wie vor die Selbsthilfegruppe<br />

im Krankenhaus Frankfurt Sachsenhausen<br />

Bildquelle: © Faris Abu-Naaj<br />

5


Die bariatrische<br />

Chirurgie<br />

ist kein Selbstläufer!<br />

iNtERViEW<br />

mit Frau Dr. med. Sabine Korger <strong>und</strong> Herrn Dr. med. Gerhard Dahlhoff, AOK Bayern<br />

6 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Ein gesetzlicher Anspruch auf die Kostenübernahme<br />

bariatrischer Operationen<br />

existiert in Deutschland nicht. B<strong>und</strong>esweit<br />

müssen Patienten die Übernahme<br />

der Kosten bei ihrer Kasse beantragen.<br />

Je nach B<strong>und</strong>esland <strong>und</strong> Kasse können<br />

die Entscheidungen unterschiedlich ausfallen.<br />

Die AOK in Bayern gilt als sehr<br />

restriktiv in der Genehmigung bariatrischer<br />

Operationen. Wir sprachen mit<br />

Frau Dr. med. Sabine Korger <strong>und</strong> herrn<br />

Dr. med. Gerhard Dahlhoff von der Stabsstelle<br />

Medizin bei der AOK Bayern über<br />

die Folgen der Volkskrankheit Adipositas<br />

<strong>und</strong> wie die Ges<strong>und</strong>heitskasse zum Thema<br />

bariatrische chirurgie steht.<br />

• Wie bewertet die AOK Bayern die ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Folgen der<br />

wachsenden Zahl von Adipositaspatienten?<br />

Volkswirtschaftlich betrachtet ist die zunehmende<br />

Zahl adipöser Menschen aus vielen Gründen ein<br />

massives Problem, das häufig bereits im Jugendalter<br />

beginnt. Betriebswirtschaftlich lassen sich jedoch<br />

kaum Zahlen kreieren. Dies liegt zum einen an der<br />

datenschutzrechtlich begründeten zu kurzen Datenhaltung,<br />

zum anderen an der Tatsache, dass die<br />

Routinedaten, auf welche die Krankenkassen zugreifen,<br />

keine Einschätzung über das Ausmaß der jeweiligen<br />

Adipositas zulassen, selbst wenn richtig kodiert<br />

wird. Wie ernst die Situation genommen wird, zeigen<br />

die vielen Angebote auch‚ <strong>und</strong> vor allem im Kinder<strong>und</strong><br />

Jugendalter.<br />

• Welche präventiven Maßnahmen bietet die<br />

Ges<strong>und</strong>heitskasse ihren Versicherten an?<br />

Bildquelle: www.pixabay.com<br />

(Primär-)Prävention ist organisatorisch im Bereich<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung angesiedelt. Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Programme werden sowohl für Erwachsene als<br />

auch Kinder <strong>und</strong> Jugendliche angeboten. Gesetzliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage hierzu sind die §§ 20 ff. SGB.<br />

7


Präventionsprogramme für Erwachsene:<br />

––<br />

AOK-Präventionskurs: „Aktiv abnehmen!<br />

Bewusst essen – mehr bewegen” (Komponenten:<br />

Ernährung, Bewegung, Psychologie)<br />

––<br />

AOK-Präventionskurs: „Bewegtes Abnehmen”<br />

(Komponenten: Ernährung, Bewegung)<br />

––<br />

AOK-Brief-/Online-Programm: Abnehmen mit<br />

Genuss, Abnehmen mit Genuss im Job<br />

––<br />

andere, von der zentralen Prüfstelle Prävention<br />

zertifizierte( 100 %, max. 75 €),<br />

z.B. von der DGE („Ich nehme ab”)<br />

http://aokbayern.zentrale-pruefstellepraevention.de/kurse/.<br />

––<br />

Seminare zu unterschiedlichen Themen <strong>und</strong> für<br />

verschiedene Zielgruppen<br />

––<br />

individuelle Ernährungsberatung<br />

• Gibt es spezielle Präventionsprogramme für<br />

übergewichtige Kinder <strong>und</strong> Jugendliche?<br />

Präventionsprogramme für Kinder:<br />

––<br />

Kita-Programm: JolinchenKids – Fit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />

im Kindergarten (Komponenten: Ernährung,<br />

Bewegung, Seelisches Wohlbefinden,<br />

Elternpartizipation, Erzieher(innen)ges<strong>und</strong>heit)<br />

––<br />

Schulprogramm: Klasse 2000 (Komponenten:<br />

Ernährung, Bewegung, Entspannung, Probleme/<br />

Konflikte lösen, Kritisch denken, Nein sagen)<br />

––<br />

Schulprogramm: gute ges<strong>und</strong>e Schule<br />

––<br />

AOK-Präventionskurs: PowerKids (im Angebot<br />

bis Ende 2<strong>01</strong>5), Nachfolger wird derzeit<br />

auf B<strong>und</strong>esebene entwickelt<br />

––<br />

zertifizierte Präventionskurse für Kinder ab<br />

6 Jahren <strong>und</strong> Jugendliche werden bezuschusst<br />

(100%, max. 75 €)<br />

––<br />

(Patientenschulungsmaßnahmen sind auch<br />

auf der gesetzlichen Basis „Ergänzende Leistungen<br />

zur Rehabilitation” möglich:<br />

„wirksame <strong>und</strong> effiziente Patientenschulungsmaßnahmen<br />

für chronisch Kranke” können erbracht<br />

werden (nach § 43 Absatz 1 Nr. 2 SGB V).<br />

Dazu bietet die AOK ein Schulungsprogramm für<br />

adipöse Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in einem Vertrag<br />

mit PaedNet an, der derzeit evaluiert wird.)<br />

• Welchen Stellenwert spielt für Sie die bariatrische<br />

Chirurgie in der Adipositastherapie?<br />

Die bariatrische Chirurgie ist eine ultima-ratio-Behandlung.<br />

Keine Operation ist risikolos <strong>und</strong> befreit die Patienten<br />

automatisch von ihrer Adipositas. Wir wissen<br />

sowohl um die unmittelbaren als auch postoperativen<br />

Komplikationen, wie z.B. eine erhöhte Suizidrate.<br />

Ohne eine sinnvolle Vorbehandlung <strong>und</strong><br />

Nachsorge ist eine bariatrische<br />

OP wirkungslos.<br />

Dabei ist festzuhalten, dass die bariatrische Chirurgie<br />

ihren Stellenwert zweifelsfrei hat. Dennoch kann<br />

sie nur ein kleiner Schritt hin zum bleibenden Gewichtsverlust<br />

sein. Eine Operation für sich allein genommen<br />

ist wirkungslos, wenn sie nicht durch eine<br />

sinnvolle Vorbehandlung <strong>und</strong> Nachsorge begleitet<br />

wird. Vor allem an dieser Stelle bestehen Mängel<br />

im deutschen Ges<strong>und</strong>heitssystem. Deutlich besser<br />

sieht es da im unmittelbaren Ausland aus, wie<br />

beispielsweise in der Schweiz. Dort kann sich eine<br />

Klinik nur Behandlungszentrum nennen, wenn in ihr<br />

auch eine mehrjährige Nachsorge stattfindet.<br />

In der Betrachtung des Stellenwerts der bariatrischen<br />

Chirurgie rückt aber zunehmend die Zahl an<br />

mehrfachen Umbauoperationen ins Blickfeld, ebenso<br />

wie die kritisch zu sehende Tendenz, auch Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche operieren zu wollen.<br />

• Wo sehen Sie Risiken der unterschiedlichen<br />

OP-Methoden <strong>und</strong> wo die Chancen?<br />

Das größte Risiko aller Operationen ist eine mangelhafte<br />

oder fehlende Vorbehandlung bzw. Nachsorge. Eine<br />

Operation kann hervorragend verlaufen sein, wenn die<br />

Patienten aber anschließend ihre bisherigen Lebensgewohnheiten<br />

nicht ändern, bleibt der Eingriff erfolglos.<br />

Zu den Risiken, die verfahrensunabhängig mit jeder<br />

Operation verb<strong>und</strong>en sind, zählen zum Beispiel Nachblutungen,<br />

schwerste Infektionen, Perforationen <strong>und</strong><br />

8 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle: www.pixabay.com<br />

entgleiste Stoffwechsellage. Dabei deckt sich die<br />

Häufigkeit der durch unsere Routinedaten belegbaren<br />

schweren <strong>und</strong> schwersten Komplikationen nicht unbedingt<br />

mit den Angaben von Kliniken <strong>und</strong> Fachverbänden.<br />

Dies liegt unter anderem auch daran, dass<br />

Komplikationen selten im selben Krankenhaus behandelt<br />

werden, in dem der Ersteingriff vorgenommen<br />

wurde. Auch sehen wir eine erhöhte Rate an Patienten,<br />

die im ersten Jahr nach der Operation versterben.<br />

Eine Risikobewertung der einzelnen Operationsarten<br />

ist aufgr<strong>und</strong> von Routinedaten nicht möglich, sodass<br />

es auch keine darauf basierende Empfehlungen<br />

geben kann. Auffällig ist lediglich die beschriebene<br />

deutliche Erhöhung an Umbauoperationen in<br />

den letzten zwei bis drei Jahren. Das Kernproblem<br />

bezüglich der Wirksamkeit der operativen Verfahren<br />

lässt sich letztlich auf zwei Felder reduzieren. Wie<br />

schon erwähnt, spielt die operative Vor- <strong>und</strong> Nachsorge<br />

eine entscheidende Rolle sowie die Frage, inwieweit<br />

man bei allen operierten Patienten von gleichen<br />

Voraussetzungen ausgehen kann.<br />

Eine bariatrische OP ermöglicht eine<br />

nachhaltige Gewichtsreduktion, bewirkt<br />

diese aber nicht allein.<br />

Die Chancen einer Operation liegen darin, Patienten<br />

eine Möglichkeit zu schaffen, Gewicht nachhaltig zu<br />

reduzieren. Welche positiven Auswirkungen eine deutliche<br />

Gewichtsreduktion haben kann, sieht man am<br />

besten bei Diabetikern, bei denen sich in der Regel die<br />

Stoffwechsellage verbessert. Dass dies nicht durch die<br />

Operation allein bewirkt wird, wurde schon erwähnt.<br />

Festzuhalten ist, dass eine Bewertung der unterschiedlichen<br />

OP-Methoden nur anhand von Routinedaten<br />

sowie der klinischen Daten der Krankenhäuser<br />

nicht möglich ist.<br />

9


Eine bariatrische Operation wird letztlich immer an der<br />

Gewichtsreduktion <strong>und</strong> den direkten OP-Komplikationen<br />

gemessen. Beide Sachverhalte sind jedoch von<br />

diversen Faktoren abhängig, die es aktuell unmöglich<br />

machen, eine Bewertung vorzunehmen. Tatsache ist<br />

jedoch, dass in der Realität die Komplikationsraten<br />

<strong>und</strong> die Gewichtsreduktion nach drei bis fünf Jahren<br />

schlechter ausfallen als die von Fachverbänden <strong>und</strong><br />

Operateuren angegebenen.<br />

Betroffene müssen willens sein, Zeit in ihre Ges<strong>und</strong>heit<br />

zu investieren <strong>und</strong> ihren Lebensstil zu ändern.<br />

Ihnen sollte zudem bewusst sein, dass eine lebenslange<br />

Behandlungsnotwendigkeit besteht <strong>und</strong> eine<br />

Operation immer ein Risiko darstellt.<br />

Die Indikationsstellung zur Operation muss interdisziplinär<br />

(Hausarzt, Internist, Chirurg, Psychotherapeut)<br />

erfolgen.<br />

• Welche Voraussetzungen müssen AOK-Mitglieder<br />

erfüllen, um die Kostenübernahme eines<br />

solchen Eingriffs bewilligt zu bekommen?<br />

• Welche Nachweise <strong>und</strong> Bescheinigungen sind<br />

bei Antragsstellung auf Kostenübernahme<br />

zwingend erforderlich?<br />

Jeder Antrag auf Kostenübernahme wird individuell<br />

geprüft <strong>und</strong> der Medizinische Dienst mit einbezogen.<br />

Bei Erwachsenen sollte seit über fünf Jahren eine Adipositas<br />

zweiten Grades (BMI > 35 kg / m 2 ) mit nachgewiesenen<br />

schwerwiegenden Adipositas-assoziierten<br />

Begleiterkrankungen (Hypertonus, AVK, Diabetes<br />

mellitus, Schlafapnoe) oder eine Adipositas dritten<br />

Grades (BMI > 40 kg / m 2 ) vorliegen.<br />

Selbstverständlich müssen andere behandelbare Ursachen<br />

ausgeschlossen sein, wie Endokrinopathien,<br />

zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion.<br />

Ausschlusskriterien sind ferner konsumierende, kardiovaskuläre<br />

oder nephrologische Erkrankungen,<br />

Immunopathien, neurologische Störungen, schwere<br />

psychische Erkrankungen sowie Drogen- <strong>und</strong> Alkoholabhängigkeit.<br />

Ein umfassendes Bild zu bisherigen Bemühungen<br />

um Gewichtsreduktion sowie erfolgter medizinischer<br />

Abklärung möglicher Ursachen ist unabdingbar.<br />

Dazu sind auch detaillierte Selbstauskünfte des<br />

Versicherten, wie Ernährungsprotokolle oder Dokumentation<br />

erfolgter Bewegungstherapie erforderlich.<br />

Bereits vorhandene ärztliche Unterlagen sollten beigebracht<br />

werden. Eine zusätzliche Vorlage von kostenpflichtigen<br />

Attesten ist nicht erforderlich!<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wird der zuständige Sachbearbeiter<br />

von Ärzten des MDK persönlich beraten <strong>und</strong><br />

nötigenfalls danach ein Gutachten in Auftrag gegeben.<br />

Falls zusätzliche Bef<strong>und</strong>e erforderlich sind, werden<br />

diese nachgefordert.<br />

Da eine jeweils individuelle Bewertung erfolgt, gibt<br />

es keine „zwingend” erforderlichen Unterlagen.<br />

Des Weiteren muss eine sechs- bis zwölfmonatige,<br />

zeitnah zurückliegende, ärztlich kontrollierte konservative<br />

Therapie im Sinne eines multimodalen Therapiekonzeptes<br />

(Ernährungs-, Bewegungs-, Verhaltenstherapie)<br />

durchgeführt <strong>und</strong> ausreichend nachvollziehbar<br />

dokumentiert worden sein.<br />

Häufig fehlen nach bariatrischen Eingriffen<br />

die zwingend erforderlichen<br />

guten Nachsorgekonzepte!<br />

Für Adipöse ohne psychische Komorbidität sind verhaltensmodifizierende<br />

Maßnahmen wichtig, auch die<br />

Motivation <strong>und</strong> Compliance des Patienten.<br />

10 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle: © Heidi Mehl I fotolia.com<br />

hiLFe!<br />

Ich nehme trotz<br />

Schlauchmagen oder<br />

Magenbypass wieder zu!<br />

Bildquelle:<br />

© Frank Adelhardt<br />

Noch eine OP<br />

oder besser nicht?<br />

DAS IST HIER DIE FRAGE!<br />

Immer wieder sehe ich Patienten in<br />

meiner Sprechst<strong>und</strong>e, die nach anfänglich<br />

gutem Verlauf nach einer<br />

Magenbypass-Operation einen Wiederanstieg<br />

ihres Körpergewichtes<br />

beklagen. Manche werden von ihren<br />

Hausärzten oder Endokrinologen zu<br />

mir geschickt. Wieder andere kommen<br />

auf direktem Weg zu mir. Dabei<br />

ist allen Patienten eines gemeinsam:<br />

große Sorge <strong>und</strong> Verunsicherung.<br />

I www.feine-pixel.eu<br />

Fachbeitrag von Dr. med. Marco Bueter, PhD<br />

Oberarzt der Abteilung Bariatrische <strong>und</strong> Endokrine Chirurgie, Klinik<br />

für Viszeral- <strong>und</strong> Transplantationschirurgie, UniversitätsSpital Zürich<br />

11


Viele Patienten haben Angst vor<br />

Schuldzuweisung <strong>und</strong> Erlangung ihres<br />

präoperativen Körpergewichtes.<br />

Diese „Panik” begründet sich zum einen mit der Befürchtung,<br />

wieder das präoperative Körpergewicht mit<br />

all seinen Problemen zu erlangen, zum anderen aber<br />

auch darauf, der Arzt/Chirurg könnte ihnen vorwerfen,<br />

selbst Schuld am „Zunehmen” zu haben. Dabei kann<br />

die Furcht sogar so groß sein, dass manche Patienten<br />

nicht rechtzeitig ihren Arzt bzw. bariatrischen Chirurgen<br />

aufsuchen, so dass sie sich in meiner Sprechst<strong>und</strong>e<br />

erst viel zu spät vorstellen.<br />

Schuldzuweisungen sind dabei ein häufig anzutreffendes<br />

Verhaltensmuster unter bariatrischen Chirurgen.<br />

Für sie ist die Lage häufig klar: Wenn ein Patient<br />

viel abnimmt, liegt das selbstverständlich in erster<br />

Linie an der richtigen Operation <strong>und</strong> den Fähigkeiten<br />

des Chirurgen. Nimmt er hingegen nicht ab, muss der<br />

Fehler beim Patienten liegen. Im letzten Fall wird dem<br />

Betroffenen dann „mangelnde” Mitarbeit (im Fachjargon<br />

sprechen wir Ärzte auch häufig von „Compliance”)<br />

vorgeworfen, die sich in einem fehlerhaften<br />

Ernährungsverhalten <strong>und</strong> einer mangelnden körperlichen<br />

Aktivität äußert. Gerne wird in diesen Fällen auch<br />

darauf verwiesen, dass ein ständiges Überessen eine<br />

Ausweitung des Magenpouches bewirkt habe, was<br />

wiederrum zum Verlust des Sättigungsgefühls <strong>und</strong><br />

damit zur Gewichtszunahme geführt habe. Ich halte<br />

diese Argumentationskette für problematisch.<br />

„Ein wissenschaftlicher Zusammenhang zwischen<br />

Pouchgröße <strong>und</strong> Gewichtsverlust nach einer<br />

Magenbypass-Operation ist nämlich<br />

nicht sicher belegt.”<br />

Mit anderen Worten: Wenn ein Pouch möglicherweise<br />

größer als „normal” ist, heißt das noch lange nicht,<br />

dass dies zwangsläufig auch der Gr<strong>und</strong> für eine Gewichtszunahme<br />

ist.<br />

12 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle: © esolla I fotolia.com<br />

PANIK<br />

vor Schuldzuweisung <strong>und</strong> Gewichtsanstieg<br />

Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6 13


Viele Chirurgen raten Betroffenen erneut zu einer<br />

Operation, um die „Restriktion”, „Malabsorption”<br />

oder beides zu verstärken, weil der Patient sich nach<br />

dem bariatrischen Eingriff falsch verhalten hat.<br />

Sollten Sie zu denjenigen gehören, die nach zunächst<br />

gutem Gewichtsverlust nun wieder zunehmen<br />

<strong>und</strong> rät Ihnen Ihr bariatrischer Chirurg ohne vorherige<br />

Untersuchungen zu einer erneuten Operation,<br />

weil Sie seiner Meinung nach mehr „Restriktion” <strong>und</strong><br />

„Malabsorption” benötigen, dann lautet mein klarer<br />

Rat an Sie: Laufen Sie! Laufen Sie, so schnell Sie<br />

können <strong>und</strong> suchen Sie sich einen bariatrischen Chirurgen,<br />

der etwas von seinem Fach versteht!<br />

Häufig liegen (medizinische) Gründe für<br />

eine erneute Gewichtszunahme vor!<br />

Eine erneute Operation sollte meiner Meinung nach<br />

in solchen Fällen nämlich nicht an erster Stelle, sondern<br />

erst am Ende einer ganzen Reihe von Untersuchungen<br />

stehen!<br />

Denn häufig gibt es andere (medizinische) Gründe<br />

als vermeintliches Fehlverhalten, die einen Wiederanstieg<br />

des Körpergewichtes erklären können:<br />

1. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann eine langsame <strong>und</strong> milde<br />

Gewichtszunahme sogar normal sein. Wir alle<br />

nehmen mit zunehmendem Alter zu, weil im Alter<br />

unsere Muskelmasse schwindet. Weniger Muskelmasse<br />

führt zu einem reduzierten Energieumsatz.<br />

Dies beeinflusst die Verarbeitung <strong>und</strong> Speicherung<br />

der aufgenommenen Kalorien <strong>und</strong> führt<br />

schließlich zur Gewichtszunahme.<br />

2. Andererseits könnte es auch zur Ausbildung einer<br />

sogenannten „Gastro-gastrischen Fistel”<br />

gekommen sein. Dabei handelt es sich um eine<br />

Verbindung zwischen dem kleinen Vormagen<br />

<strong>und</strong> Restmagen, so dass alles Gegessene wieder<br />

den ursprünglichen Weg durch Magen <strong>und</strong><br />

Zwölffingerdarm nimmt. Der Magenbypass ist<br />

dann quasi wieder aufgehoben worden, was<br />

dann zwangsläufig eine Gewichtszunahme zur<br />

Folge hat. Gastro-gastrische Fisteln kommen<br />

glücklicherweise nur sehr selten vor. In der Regel<br />

lassen sie sich mittels Endoskopie („Magenspiegelung”)<br />

<strong>und</strong> einer Röntgenaufnahme mit Kontrastmittelschluck<br />

gut identifizieren <strong>und</strong> müssen<br />

im Normalfall operativ korrigiert werden.<br />

3. Ein häufigerer Gr<strong>und</strong> einer erneuten Gewichtszunahme<br />

ist die sogenannte „postprandiale hyperinsulinäre<br />

Hypoglykämie” – im (bariatrischen)<br />

Volksm<strong>und</strong> auch „Dumping” genannt. So paradox<br />

es klingt: „Dumping” tritt auf, wenn der Bypass<br />

„zu gut” funktioniert. In diesen Fällen schießen<br />

die Effekte der Bypassoperation „über das<br />

Ziel hinaus”. Dabei passiert Folgendes: Nach der<br />

Nahrungsaufnahme kommt es zu einer Überproduktion<br />

an Insulin. Das sorgt dafür, dass die aufgenommene<br />

Nahrung – genauer gesagt die darin<br />

enthaltenen Zuckermoleküle – sehr schnell aus<br />

dem Blut in die Zellen gelangt. Dies führt dann<br />

dazu, dass der Blutzuckerspiegel schnell auf<br />

sehr niedrige Werte absinkt. In einem solchen<br />

Fall spricht man dann vom „Unterzucker”. Dieser<br />

kann häufig von Symptomen wie Herzrasen, verstärktem<br />

Schwitzen, innerer Unruhe <strong>und</strong> Heißhungerattacken<br />

begleitet werden. Letztere sind – mit<br />

oder ohne Bypass – nur schwer zu kontrollieren.<br />

Und wer einmal eine richtige Heißhungerattacke<br />

im Unterzucker erlebt hat, der weiß, wovon ich<br />

spreche. Wenn man dann die Wahl zwischen einer<br />

Gurke <strong>und</strong> einem Schokoriegel hat, entscheidet<br />

man sich normalerweise für die Variante mit<br />

dem höheren Kaloriengehalt – den Schokoriegel.<br />

Dabei handelt es sich weder um eine persönliche<br />

Schwäche noch um ein charakterliches Versagen.<br />

Das ist vollkommen normal!! Leider führt dieser<br />

Schokoriegel dann aber wiederrum zu einer erneuten<br />

überschießenden Insulinfreisetzung – wieder<br />

mit nachfolgendem Unterzucker. Und schon<br />

haben wir unseren Teufelskreis!<br />

Betroffene, die also etwa eine bis zwei St<strong>und</strong>en nach<br />

der Nahrungsaufnahme häufig an Herzrasen, Unruhe<br />

14 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


<strong>und</strong> Heißhungerattacken leiden, könnten möglicherweise<br />

ein typisches Dumping-Syndrom entwickelt<br />

haben. Auch wenn diese Symptome fehlen, liegt<br />

eventuell eine Dumping-Symptomatik vor.<br />

Sollte eine Umstellung der Ernährung nicht zum<br />

gewünschten Erfolg führen, können auch medikamentöse<br />

Therapieversuche unternommen werden.<br />

Acarbose (Glucobay ® ) hemmt beispielsweise die<br />

Spaltung der in der Nahrung enthaltenden Zuckermoleküle.<br />

Dies kann zu einer verringerten Aufnahme<br />

<strong>und</strong> somit zu einem langsameren Anstieg des Blutzuckerspiegels<br />

führen. Neuerdings werden auch Medikamente<br />

wie Liraglutid (Victoza ® ) eingesetzt, wobei<br />

die Wirkungsweise des Medikaments für diese Fälle<br />

nach einer Magenbypass-OP noch nicht vollständig<br />

verstanden ist <strong>und</strong> die Verabreichung daher nur im<br />

Rahmen klinischer Studien stattfinden sollte.<br />

Häufig liegt die Ursache der<br />

Gewichtszunahme in einem leicht zu<br />

diagnostizierbaren Dumping-Syndrom.<br />

Ein Endokrinologe/Diabetologe kann ein Dumping-<br />

Syndrom mit relativ einfachen Tests, wie z.B. einem<br />

oralen Glukosetoleranztest, einem Mahlzeitenbelastungstest<br />

oder einer kontinuierlichen, mehrere Tage<br />

andauernden Blutzuckermessung, diagnostizieren<br />

<strong>und</strong> ganz nebenbei auch andere Ursachen für wiederkehrenden<br />

Unterzucker ausschließen.<br />

Erst wenn die genannten Untersuchungen bzw.<br />

Maßnahmen zu keinerlei Erfolg geführt haben, sollte<br />

begonnen werden, über eine erneute chirurgische<br />

Therapie nachzudenken. Wie diese dann auszusehen<br />

hat, ist allerdings nicht so einfach zu be<strong>antworten</strong>,<br />

da diesbezüglich nur sehr wenige Daten zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Wichtig ist, dass ein Patient seinem Chirurgen vertraut<br />

<strong>und</strong> gemeinsam mit ihm eine plausible Lösung<br />

findet. Nicht immer bedeutet dabei schnelles<br />

Handeln automatisch Fachkompetenz.<br />

Die gute Nachricht ist, dass ein Dumping-Syndrom<br />

häufig auch ohne Operation therapierbar ist. Oft<br />

führen bereits einfache diätetische Maßnahmen<br />

zum Erfolg. So sollten Nahrungsmittel mit hohem<br />

glykämischen Index („Schokoriegel”) vermieden<br />

werden, da diese den Blutzuckerspiegel stark ansteigen<br />

lassen, was dann wiederum zu einer hohen<br />

Ausschüttung von Insulin führt. Beim Verzehr von<br />

Nahrungsmitteln mit niedrigem glykämischen Index<br />

(„Gurke”) erhöht sich der Blutzuckerspiegel hingegen<br />

langsam. Dies bewirkt, dass sich das Insulin<br />

auch langsam freisetzt <strong>und</strong> somit der Unterzucker<br />

häufig ausbleibt.<br />

Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.de<br />

Eine Übersichtstabelle vieler Lebensmittel mit glykämischen<br />

Index, Nährwerten <strong>und</strong> Intoleranzen finden<br />

Sie zum Beispiel auf www.jumk.de/glyx/.<br />

Dr. med. Marco Bueter, PhD<br />

15


16 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Ein bariatrischer Eingriff ist ein entscheidender<br />

Wendepunkt im Leben eines Adipositas-Patienten.<br />

Endlich operiert zu sein, ist das langersehnte<br />

Ziel. Doch wie geht es weiter?<br />

Bildquelle: © Vitalina Rybakova I fotolia.com<br />

Der Kostaufbau wird in vielen Kliniken unterschiedlich<br />

gehandhabt. Die Flüssigphase erstreckt sich<br />

zwischen einigen tagen <strong>und</strong> mehreren Wochen.<br />

Allen Empfehlungen gemein ist die Abfolge der einzelnen<br />

Stufen. Flüssige, breiige <strong>und</strong> anschließend<br />

weiche, leicht verdauliche Kost werden in der Zeit<br />

nach der Operation empfohlen.<br />

Bei Unverträglichkeiten <strong>und</strong> Beschwerden sollte<br />

immer Kontakt mit dem Ernährungstherapeuten in<br />

der Adipositasklinik aufgenommen werden, in der<br />

die bariatrische Operation vorgenommen wurde.<br />

kostAuFBAu<br />

NACH BARIATRISCHER CHIRURGIE<br />

Fachbeitrag von Jutta Peters<br />

Diplom Oecotophologin VDOE,<br />

Adipositaszentrum der RoMed Kliniken<br />

17


Kostaufbaustufe Magenband Schlauchmagen Magenbypass BPD-S, BPD-DS<br />

Flüssigphase<br />

1. – 2. Tag post-operativ<br />

Wasser <strong>und</strong> Tee in<br />

kleinen Schlucken<br />

Joghurt, Suppen<br />

(dünnflüssig oder klar)<br />

max. 100 ml in 30 Min.<br />

trinken, in kleinen<br />

Schlucken<br />

nach Bandjustierung<br />

mit 50 ml Flüssigkeit<br />

beginnen<br />

Stilles Wasser, Tee<br />

zuckerfrei in kleinen<br />

Schlucken<br />

max. 6 Schlucke = 50 ml<br />

innerhalb von 30 Minuten<br />

Joghurt, Suppen<br />

(dünnflüssig oder klar)<br />

max. 2 – 3 Esslöffel<br />

pro Mahlzeit<br />

Wasser ohne Kohlensäure,<br />

Tee zuckerfrei in<br />

kleinen Schlucken<br />

max. 6 Schlucke = 50 ml<br />

innerhalb von 30 Minuten<br />

Joghurt, Suppe<br />

(dünnflüssig oder klar)<br />

max. 2 – 3 Esslöffel<br />

pro Mahlzeit<br />

Wasser, Tee in<br />

kleinen Schlucken<br />

max. 6 Schlucke = 50 ml<br />

innerhalb von 30 Minuten<br />

Joghurt, Suppe<br />

(dünnflüssig oder klar)<br />

max. 2 – 3 Esslöffel<br />

pro Mahlzeit<br />

(Beim BPD-S darf evtl. auch schon<br />

die Menge etwas mehr sein)<br />

Max. 2 – 3 Esslöffel<br />

pro Mahlzeit<br />

Breiphase<br />

(Flüssig-breiig)<br />

2. – 3.Tag post-operativ<br />

3 – 4 EL Brei, Kartoffeloder<br />

Gemüsepüree<br />

(leichte Konsistenz)<br />

3 – 4 EL Brei, Kartoffeloder<br />

Gemüsepüree<br />

(leichte Konsistenz)<br />

3 – 4 EL Brei, Kartoffeloder<br />

Gemüsepüree (leichte<br />

Konsistenz)<br />

3 – 4 EL Brei, Kartoffeloder<br />

Gemüsepüree (leichte<br />

Konsistenz)<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Joghurt (cremig gerührt),<br />

püriertes Obst<br />

Joghurt (cremig gerührt),<br />

püriertes Obst<br />

Weiche Kost<br />

3. – 4. Tag post-operativ<br />

½ Toast mit Frischkäse<br />

Kartoffel- oder<br />

Gemüsepüree<br />

½ Toast mit Frischkäse<br />

Kartoffel- oder<br />

Gemüsepüree<br />

½ Toast mit Frischkäse<br />

Kartoffel- oder<br />

Gemüsepüree<br />

½ Toast mit Frischkäse<br />

Kartoffel- oder<br />

Gemüsepüree<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Joghurt, Quark (cremig<br />

gerührt), püriertes Obst<br />

Übergang<br />

zur leichten Vollkost<br />

4. – 14. Tag post-operativ<br />

½ Toast mit Frischkäse,<br />

Leicht & Cross Knäcke<br />

3 – 4 EL Menü<br />

(weichgekocht)<br />

½ Toast mit Frischkäse,<br />

Leicht & Cross Knäcke<br />

3 – 4 EL Menü<br />

(weichgekocht)<br />

½ Toast mit Frischkäse,<br />

Leicht & Cross Knäcke<br />

3 – 4 EL Menü<br />

(weichgekocht)<br />

½ Toast mit Frischkäse,<br />

Leicht & Cross Knäcke<br />

3 – 4 EL Menü<br />

(weichgekocht)<br />

Joghurt, Quark<br />

(cremig gerührt)<br />

Joghurt, Quark<br />

(cremig gerührt)<br />

Joghurt zuckerfrei, Quark<br />

(cremig gerührt)<br />

Joghurt, Quark<br />

(cremig gerührt)<br />

Besonderheiten<br />

1 – 2 Minuten nach den<br />

Schlucken bzw. Bissen<br />

warten, bei geringstem<br />

Druckgefühl im Magen<br />

bzw. bei leichter Sättigung<br />

sofort die Nahrungsaufnahme<br />

beenden<br />

Schalen- <strong>und</strong><br />

Krustentiere ungeeignet<br />

Nüsse ungeeignet<br />

Faserige Lebensmittel<br />

meiden<br />

Nach der Magenbandjustierung<br />

wieder mit der<br />

Flüssigphase starten<br />

Bei geringstem Druckgefühl<br />

im Magen bzw. bei<br />

leichter Sättigung sofort<br />

die Nahrungsaufnahme<br />

beenden<br />

Keine faserigen<br />

Lebensmittel<br />

Bei geringstem Druckgefühl<br />

im Magen bzw. bei<br />

leichter Sättigung sofort<br />

die Nahrungsaufnahme<br />

beenden<br />

Keine bzw. nur sehr<br />

geringe Mengen an<br />

zuckerhaltigen Speisen<br />

<strong>und</strong> Getränken<br />

(Dumping-Gefahr)<br />

Keine faserigen<br />

Lebensmittel<br />

Bei geringstem Druckgefühl<br />

im Magen bzw. bei<br />

leichter Sättigung sofort<br />

die Nahrungsaufnahme<br />

beenden<br />

Fettarme Kost zur Vermeidung<br />

von Fettstühlen,<br />

fettreiche Kost bei mangelnder<br />

Gewichtsabnahme<br />

(hier sind Fettstühle<br />

erwünscht)<br />

engmaschige Kontrolle<br />

von Vitamin- <strong>und</strong> Mineralstoffstatus<br />

bei BPD-Scorpinaro<br />

können die Portionen<br />

evtl. größer sein<br />

Keine faserigen Lebensmittel<br />

bei BPD-DS<br />

18 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle: www.pixabay.com<br />

Kostaufbaustufe Magenband Schlauchmagen Magenbypass BPD-S, BPD-DS<br />

Ergänzung mit Eiweiß 50 – 60 g Eiweiß / Tag ca. 50 – 60 g Eiweiß / Tag ca. 60 – 80 g Eiweiß / Tag ca. 80 – 120 g Eiweiß / Tag<br />

Supplemente<br />

1 Multivitaminpräparat<br />

1 Multivitaminpräparat<br />

2 Multivitaminpräparate<br />

2 Multivitaminpräparate<br />

Calcium 1000 mg,<br />

incl. Nahrungscalcium<br />

(2 St<strong>und</strong>en Abstand zur Einnahme<br />

von Eisen)<br />

Calcium 1000 mg,<br />

incl. Nahrungscalcium<br />

(2 St<strong>und</strong>en Abstand zur Einnahme<br />

von Eisen)<br />

Calcium 1500 mg,<br />

incl. Nahrungscalcium<br />

(2 St<strong>und</strong>en Abstand zur Einnahme<br />

von Eisen)<br />

Calcium 2000 mg, incl.<br />

Nahrungscalcium, über<br />

den Tag verteilt in<br />

3 – 4 Einzeldosen<br />

ggf. Eisen, Vitamin D,<br />

Zink, Biotin<br />

ggf. Eisen, Vitamin D,<br />

Zink, Biotin<br />

1000 IE Vitamin D,<br />

Vitamin B12,<br />

1000 ųg / 3 Monate (i.m.),<br />

ggf. Eisen (insb. bei Frauen<br />

im gebärfähigen Alter),<br />

Zink, Biotin<br />

(2 St<strong>und</strong>en Abstand zur Einnahme<br />

von Eisen)<br />

Vitamin D 1000 – 1500 IE,<br />

Vitamin B12,<br />

1000 ųg / 3 Monate (i.m.),<br />

100 mg Eisen,<br />

Vitamin A 10000 IE/Tag<br />

ggf. Vitamin E <strong>und</strong> K,<br />

Zink, Biotin<br />

19


Wichtig<br />

Die nächste Stufe des Kostaufbaus darf erst dann beschritten werden,<br />

wenn der Patient die Speisen der aktuellen Stufe verträgt. Dieser Kostaufbauplan<br />

kann – in Absprache mit der Diätassistentin / dem Diätassistenten<br />

bzw. der Oecotrophologin / dem Oecotrophologen – individuell verändert<br />

werden, wenn Probleme auftreten. So kann bspw. die Flüssigphase solange<br />

verlängert werden bis keine Beschwerden mehr auftreten. Auch bei<br />

Unverträglichkeiten muss eine individuelle Ernährungsberatung/-therapie<br />

stattfinden. Beim Verzehr einer Mahlzeit sollte immer erst das Eiweiß, dann<br />

Gemüse oder Obst <strong>und</strong> anschließend erst die Beilage wie Reis, Nudeln,<br />

Kartoffeln gegessen werden. Wichtig ist auch das Erlernen des richtigen<br />

Kauens. Das Essen darf erst heruntergeschluckt werden, wenn es flüssig<br />

gekaut wurde. So ergibt sich für den Patienten die Sicherheit, dass nichts<br />

passiert. Nur wenn wirklich gut gekaut wird, kann der hier empfohlene<br />

Kostaufbau praktiziert werden. Außerdem zwingt gutes <strong>und</strong> gründliches<br />

Kauen automatisch zu einer langsameren Nahrungsaufnahme, führt zu<br />

einer besseren Sättigung <strong>und</strong> vermeidet ein „Überessen”.<br />

Dipl.oec.troph. VDOE<br />

Jutta Peters<br />

Ernährungstherapie,<br />

Adipositaszentrum der RoMed<br />

Klinik Bad Aibling,<br />

Harthauser Str. 16<br />

83043 Bad Aibling<br />

Empfehlenswerte Lebensmittel für den weiteren Kostaufbau<br />

Milchprodukte<br />

Eier<br />

Fleisch/Wurstprodukte<br />

Wichtig ist eine Eiweißzufuhr in Form von Quark, Joghurt, Kefir, Dickmilch <strong>und</strong> anderen Milchprodukten<br />

(können mit feinen Haferflocken angereichert werden); fettarme Milchprodukte ohne Zuckerzusatz<br />

bevorzugen; Käse (30 % F.i.Tr.), ggf. laktosearme Produkte<br />

Weich gekocht, evtl. Rührei, fettarm zubereitet<br />

Magere Fleischsorten (fettarmes Hackfleisch, zarte Geflügelsorten), evtl. gekochter Schinken, Bratenaufschnitt<br />

Fisch Magere Fischsorten (Seelachs, Schellfisch, Kabeljau, Scholle, ...),<br />

Kleine Mengen an fettreichen Fischsorten (Lachs, Makrele, Hering, ...)<br />

Gemüse<br />

Kartoffeln<br />

Obst<br />

Zarte (gut verträgliche) Gemüsesorten, wie zum Beispiel Karotten, Pastinaken, Sellerie, junger Kohlrabi,<br />

Brokkoli <strong>und</strong> Blumenkohl (tiefgekühlt, da blähungsarm), Zucchini, Kürbis <strong>und</strong> andere faserarme Sorten;<br />

gedünstet oder gekocht; Tomaten ohne Haut<br />

Fettarme Zubereitung, gekocht, gedünstet, Kartoffelpüree, in Alufolie gegart<br />

Reife, leicht verträgliche Sorten,<br />

Apfel gedünstet oder fein gerieben, Zitrusfrüchte filetiert, Melone, nur leicht gesüßtes Obstkompott,<br />

evtl. wenig Banane, Obst mit Joghurt oder Quark mischen<br />

Beilagen<br />

Nudeln weich gegart (möglichst keine Spaghetti), Reis (R<strong>und</strong>korn), evtl. mit Soße, Polenta, Maisgries (mit Soße)<br />

Getreideprodukte Zarte Haferflocken, Mais- oder Weizengries<br />

Brot<br />

Gut verträglich sind „Leicht & Cross Knäcke”, Zwieback, zartes Knäckebrot, Toastbrot, Mischbrot<br />

Nüsse<br />

Ungeeignet<br />

Süßungsmittel<br />

Süßstoff, Stevia, evtl. kleine Mengen Zucker, Honig o.a. (Dumping-Gefahr!)<br />

Fette, Öle Kleine Mengen hochwertiger Öle (Rapsöl, Olivenöl, ...)<br />

Empfehlenswert ist das Führen eines Ernährungs- <strong>und</strong> Beschwerdeprotokolls. Wenn die Lebensmittel, die in der<br />

Tabelle angeführt sind, vertragen werden, kann ab der zweiten Woche nach der Operation zur Langzeiternährung<br />

übergegangen werden. Nach dem Kostaufbau darf prinzipiell alles genossen werden. Kleine Mengen an hochwertigen<br />

Lebensmitteln bzw. Qualität statt Quantität ist hier die Devise. In diesem Sinne: Genießen Sie!<br />

20 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle:<br />

I www.feine-pixel.de<br />

© Frank Adelhardt<br />

schLAuchi<br />

IST KEIN KUSCHELTIER!<br />

Beitrag von Priv.-Doz. Dr. med. Günther Meyer<br />

Leiter des Zentrums für Adipositas- <strong>und</strong> Metabolische Chirurgie,<br />

AMC-WolfartKlinik München-Gräfelfing<br />

Eine bariatrische Operation ist keine Kleinigkeit. Die<br />

Narkose, der Eingriff selbst, aber auch die W<strong>und</strong>heilung<br />

stellen für den Körper eine außergewöhnliche Belastung<br />

dar. Für viele meiner Patienten ist dieser Weg jedoch die<br />

einzig verbleibende Option, ihr Gewicht <strong>und</strong> damit auch<br />

die ges<strong>und</strong>heitliche Situation in den Griff zu bekommen.<br />

Trotzdem glaube ich, dass wir diese Patienten nicht nur<br />

offen <strong>und</strong> ehrlich über die Vorteile, sondern auch über<br />

die Nachteile der unterschiedlichen Methoden ausführlich<br />

informieren müssen. Bei der Schlauchmagenoperation<br />

habe ich so meine Zweifel, ob sich alle Patienten<br />

der Tragweite bewusst sind, die mit der Durchführung<br />

dieses Eingriffs zusammenhängen. Häufig halten meine<br />

Patienten den Schlauchmagen für eine „kleine” Operation<br />

<strong>und</strong> damit für die vermeintlich leichtere Lösung für ihr<br />

Gewichtsproblem. Tatsächlich verdient die vollständige<br />

<strong>und</strong> nicht revidierbare Entfernung eines großen Teils des<br />

Magens meiner Meinung nach jedoch nicht den Namen<br />

eines Kuscheltieres. Wie jeder bariatrische Eingriff erfordert<br />

auch diese Methode eine verantwortungsvolle <strong>und</strong><br />

zuverlässige Nachsorge. Um es klar zu formulieren: Im<br />

Bereich der bariatrischen Chirurgie gibt es keine „kleine<br />

Operation”. Für viele Patienten ist diese Methode durchaus<br />

eine geeignete <strong>und</strong> zielführende Behandlungsoption<br />

<strong>und</strong> wird auch von unserem Zentrum häufig durchgeführt.<br />

Dennoch sind wir Mediziner dazu verpflichtet, unsere Patienten<br />

darüber zu informieren, dass KEIN Eingriff zur Gewichtsreduzierung<br />

ein Kuschelprogramm oder etwa ein<br />

Selbstläufer ist!<br />

SAG UNS DEINE MEINUNG<br />

über Kommentar oder like auf unserer<br />

Facebookseite Adipositas-München<br />

Bildquelle: © Ruth Rudolph I pixelio.de<br />

Ihr Dr. med. Günther Meyer<br />

21


Bilsquelle: © Tim Reckmann I pixelio.de<br />

22 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Patienten haben<br />

mehr Rechte<br />

als sie glauben<br />

Antragstellung<br />

auf Kostenübernahme<br />

für einen bariatrischen Eingriff<br />

Interview<br />

mit Rechtsanwalt Steffen Wündisch-Nickel<br />

23


Oft unterscheiden sich Krankenkassen in Art<br />

<strong>und</strong> im Umfang der für die Kostenübernahme<br />

erforderlichen Nachweiserbringung.<br />

• Welche Unterlagen <strong>und</strong> Bescheinigungen<br />

benötige ich für die Antragstellung auf Kostenübernahme<br />

eines bariatrischen Eingriffs?<br />

Es kann sinnvoll sein, zuerst die Krankenkasse zu<br />

konsultieren, um zu er<strong>fragen</strong>, welche Unterlagen<br />

benötigt werden. Dies erfüllt gleich zwei Faktoren:<br />

Zum einen gibt es immer wieder Unterschiede hinsichtlich<br />

Art <strong>und</strong> Umfang der benötigten Bescheinigungen,<br />

zum anderen kann der persönliche Kontakt<br />

zum Sachbearbeiter die gesamte Antragstellung<br />

deutlich entspannen.<br />

Dennoch gibt es Dokumente, die jeder Patient<br />

einreichen muss:<br />

Dies ist in der Regel der Nachweis, an einem sogenannten<br />

„MMK” (Multimodalen Konzept) teilgenommen<br />

<strong>und</strong> dabei nicht den erwünschten Erfolg erzielt<br />

zu haben. Das Multimodale Konzept beinhaltet die<br />

Behandlungsmodule Ernährung, Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

sowie meistens auch das Verhalten.<br />

Die Ernährungsberatung kann in Form von Einzel<strong>und</strong><br />

Gruppengesprächen stattfinden. In der Regel<br />

wird von den Patienten verlangt, mindestens sechs<br />

Mal im Zeitraum eines halben Jahres an dieser Therapiemaßnahme<br />

teilgenommen zu haben. Die Bescheinigung<br />

hierüber erhält man von dem Ernährungsberater<br />

(m/w). Viele Kassen beteiligen sich<br />

nur teilweise an diesen Kosten. Alternativ offerieren<br />

einige Versicherer auch eigene Kurse zum Thema<br />

Bildquelle: © Jürgen Fälchle I fotolia.com<br />

24 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Ernährung. Außerdem scheinen einige Adipositaszentren<br />

erkannt zu haben, dass sich viele Patienten<br />

eine hohe finanzielle Beteiligung an diesen Maßnahmen<br />

nicht leisten können <strong>und</strong> bieten deshalb in<br />

ihrem Hause zumindest die Ernährungsberatung in<br />

der Gruppe kostenlos an.<br />

Ein weiterer wichtiger Nachweis im Bereich Ernährung<br />

ist das sogenannte „Ernährungstagebuch”.<br />

Hier sollte mindestens über 14 Tage (besser noch<br />

über 4 Wochen) nachgewiesen werden, dass dieses<br />

vollständig geführt wurde. Eine Kopie der einzelnen<br />

Tagesblätter reicht aus.<br />

Mithilfe der qualifizierten Ernährungsberatung wird<br />

eine Umstellung der Ernährungsweise angestrebt,<br />

mit dem Ziel einer erfolgreichen <strong>und</strong> nachhaltigen<br />

Gewichtsreduzierung.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten<br />

eine körperliche Aktivität nachzuweisen<br />

(Richtwert: zwei St<strong>und</strong>en pro Woche).<br />

Sport bzw. Fitnessstudio<br />

Achtung: Entgegen der allgemeinen Annahme reichen<br />

nur Nachweise über Mitgliedschaften in Sportstudios<br />

häufig nicht aus. Viele Studios bescheinigen<br />

jedoch Kursteilnahmen oder dokumentieren die<br />

Anwesenheitszeiten. Ferner können Trainingspläne<br />

ebenso hilfreich sein wie Aktivitäten- <strong>und</strong> Bewegungsprotokolle.<br />

Schwimmbäder<br />

Viele Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Schwimmbäder bieten<br />

Adipositaspatienten die Möglichkeit, die Einrichtung<br />

zu fixen Zeiten zu nutzen. Auch hier sollte für eine<br />

lückenlose Dokumentation gesorgt werden. Eintrittskarten<br />

für das Schwimmbad werden manchmal nicht<br />

anerkannt. In der Praxis haben sich Nachweise von<br />

Bademeistern oder Kursleitern bewährt.<br />

Vereine <strong>und</strong> Gruppen<br />

Auch hier gilt leider, ähnlich wie bei Sportstudios,<br />

dass der Nachweis einer Mitgliedschaft oder Gruppenzugehörigkeit<br />

häufig nicht akzeptiert wird. Patienten<br />

sollten keine Scheu zeigen, Vertreter der Vereine<br />

oder Gruppenleiter um einen entsprechenden Beleg<br />

zu bitten.<br />

Im Bereich der Sport- bzw. Bewegungstherapie<br />

gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, den Nachweis<br />

zu erbringen. Zwei St<strong>und</strong>en körperliche Aktivität<br />

pro Woche gelten hier als „Richtwert”. Falls dies<br />

aufgr<strong>und</strong> der ges<strong>und</strong>heitlichen bzw. körperlichen Situation<br />

nicht möglich ist, sollte dies von einem Arzt<br />

bescheinigt werden.<br />

Bewegung in Eigenregie<br />

Dieser Punkt ist immer wieder ein schwieriges Thema,<br />

da in diesem Fall der Nachweis von unabhängigen<br />

Personen nicht erbracht werden kann. Ich empfehle,<br />

die Dokumentation dieser Aktivitäten in einem<br />

Bewegungsprotokoll nachzuweisen. Neben der Art<br />

der Tätigkeit sollte dazu immer auch Dauer <strong>und</strong> Uhrzeit<br />

festgehalten werden.<br />

Körperliche Aktivitäten können sein:<br />

Verschriebene Rehabilitationssportmaßnahmen<br />

Hier bitte darauf achten, dass die verschriebene Behandlungsdauer<br />

den Ansprüchen der Kasse genügt.<br />

Erhält man bspw. wöchentlich nur zwei Einheiten á<br />

45 Minuten, dann sollten andere Aktivitäten zusätzlich<br />

nachgewiesen werden. Rehamaßnahmen müssen<br />

verschrieben werden. In der Regel erfolgt dies<br />

durch den Hausarzt.<br />

Nach der sogenannten „S3-Leitlinie” soll im Rahmen<br />

der multimodalen Therapie auch eine Verhaltenstherapie<br />

stattfinden. Häufig bezahlen die<br />

Kassen eine Gruppen- oder Einzeltherapie. Das<br />

Problem liegt jedoch darin, einen Termin bei einem<br />

Psychologen zu bekommen. Teilweise müssen sich<br />

Patienten bis zu neun Monaten gedulden. Es kann<br />

helfen, unterschiedliche Psychologen zu kontaktieren<br />

<strong>und</strong> gründlich zu dokumentieren, dass kein Therapieangebot<br />

zu erhalten ist. Dem Versicherer obliegt<br />

25


dann eine „Mitwirkungspflicht”. Er muss dem Patienten<br />

also einen Therapeuten nennen, welcher das<br />

geforderte Therapieangebot zeitnah zur Verfügung<br />

stellen kann. Auch Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> Foren<br />

verfügen häufig über Informationen darüber, welcher<br />

Therapeut auf dieses Gebiet spezialisiert ist.<br />

Ein Muss bei der Antragstellung ist die Einreichung<br />

eines psychologischen Gutachtens<br />

oder eines Dokumentes, mit dem ein<br />

Psychologe die Notwendigkeit einer OP <strong>und</strong><br />

die Eignung des Patienten bescheinigt.<br />

Das psychologische Gutachten ist immer Gegenstand<br />

der Antragstellung, wobei einige Kassen dazu<br />

übergegangen sind, auch Bescheinigungen zu akzeptieren,<br />

die seitens des Psychologen die Notwendigkeit<br />

einer chirurgischen Maßnahme unterstützen<br />

<strong>und</strong> psychische Kontraindikationen (Suchterkrankungen,<br />

psychosoziale Störungen, Psychosen,<br />

„Binge Eating”, ...) ausschließen. Hier bieten Behandlungszentren<br />

<strong>und</strong> Selbsthilfegruppen meist ihre<br />

Unterstützung an. Die Kosten können stark variieren.<br />

Kontaktieren Sie den Sachbearbeiter Ihrer Krankenversicherung<br />

persönlich <strong>und</strong> <strong>fragen</strong> Sie nach geeigneten<br />

Adressen. Erk<strong>und</strong>igen Sie sich auch, ob <strong>und</strong><br />

inwieweit eine Eigenleistung von Ihnen verlangt wird.<br />

• Krankenversicherungen erteilen eine Kostenzusage<br />

für eine bariatrische Operation meist<br />

erst dann, wenn die isolierte multimodale<br />

Therapie versagt hat. Wann ist dies der Fall?<br />

Auch in diesem Fall können sich Patienten <strong>und</strong> Therapeuten<br />

auf die S3-Leitlinien berufen. Diese wurden<br />

unter der Führung der Deutschen Adipositasgesellschaft<br />

mit einer Vielzahl anderer medizinischer Fachgesellschaften<br />

entwickelt. Bis zu einem BMI von<br />

40 kg / m 2 kann eine Therapie als gescheitert angesehen<br />

werden, wenn der Gewichtsverlust innerhalb<br />

von sechs Monaten geringer als zehn Prozent des<br />

Ausgangsgewichts ausfällt. Bei einem höheren BMI<br />

sollte der Gewichtsverlust über 20 Prozent des Körpergewichtes<br />

betragen, damit die multimodale Therapie<br />

als erfolgreich gilt.<br />

• Mit welchen Kosten müssen Patienten rechnen,<br />

wenn sie einen Anwalt mit der Formulierung<br />

<strong>und</strong> Umsetzung eines Widerspruches<br />

gegenüber den Krankenkassen beauftragen?<br />

Zunächst sondiere ich in einem Erstgespräch die Erfolgsaussichten<br />

eines Mandanten. Dann formuliere<br />

ich einen Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid<br />

<strong>und</strong> beantrage Akteneinsicht bei der zuständigen<br />

Kasse bzw. dem Medizinischen Dienst (MDK).<br />

Erst danach entscheide ich gemeinsam mit meinem<br />

Klienten die weitere Vorgehensweise <strong>und</strong> formuliere<br />

die detaillierte „Gegendarstellung”. Dies können sogenannte<br />

„nichtgewürdigte Sachverhalte” sowie formale<br />

bzw. versicherungsrechtliche Gründe sein. Sollte dem<br />

Widerspruch stattgegeben werden, so trägt der Versicherer<br />

vollständig meine Kosten. Auch Patienten, die<br />

über wenige oder keine finanziellen Mittel verfügen,<br />

können diese Dienste in Anspruch nehmen, sofern<br />

sie die Beratungshilfe beim zuständigen Amtsgericht<br />

beantragen. Über diese finanzielle Aufwendung kann<br />

das gesamte Widerspruchsverfahren abgewickelt<br />

werden. Ein Sachverhalt, den viele Versicherte nicht<br />

kennen. Auch der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung<br />

hat Sinn, wenn der Versicherungsschutz das<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Sozialrecht mit einschließt. Zu beachten<br />

ist, dass die Fristen zwischen Abschluss des Vertrages<br />

<strong>und</strong> Ablehnungsbescheid der Krankenkasse beachtet<br />

werden müssen. Rechtsschutzversicherer sehen hier<br />

Zeiträume von drei bzw. sechs Monaten vor. Wenn all<br />

diese Möglichkeiten nicht greifen, berechne ich für<br />

die Abwicklung des gesamten Widerspruchverfahrens<br />

normalerweise 380,80 Euro. Ausnahmen stellen<br />

besonders umfangreiche oder komplizierte Verfahren<br />

dar, welche ich aber in meiner Praxis selten erlebe.<br />

• Warum gibt es keinen rechtlichen Anspruch<br />

auf die Kostenübernahme eines bariatrischen<br />

26 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Eingriffes <strong>und</strong> weshalb treffen verschiedene<br />

Kassen diverse Entscheidungen?<br />

Dieser Anspruch existiert de facto bereits, nur wissen<br />

das die wenigsten Patienten <strong>und</strong> auch die Krankenkassen<br />

versuchen manchmal diese Tatsache zu umgehen<br />

bzw. zu ignorieren. Im Sozialgesetzbuch fünf<br />

(SGB V) – Gesetzliche Krankenversicherung (Artikel 1)<br />

ist dies in § 27 Krankenbehandlung klar formuliert:<br />

„Versicherte haben Anspruch auf Krankenbehandlung,<br />

wenn sie notwendig ist, um eine<br />

Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre<br />

Verschlimmerung zu verhüten oder<br />

Krankheitsbeschwerden zu lindern.”<br />

Dieser Anspruch ist von der Krankenkasse als Sachleistung<br />

zu gewähren. Das heißt, die Krankenkasse<br />

hat die Kosten für die medizinisch notwendige Behandlung<br />

zu zahlen.<br />

• Also sind viele Patienten nicht richtig informiert,<br />

wenn es um die Wahrnehmung <strong>und</strong><br />

Durchsetzung der eigenen Rechte geht?<br />

Davon bin ich überzeugt. Die Antragstellung wird von<br />

vielen Zentren intensiv begleitet. Dies betrifft sowohl<br />

die Erstellung unterschiedlicher Gutachten <strong>und</strong> Bescheinigungen<br />

als auch die Unterstützung bei den<br />

benötigten konservativen Therapiemodulen. In diesem<br />

Bereich haben Ärzte <strong>und</strong> Betroffene in den vergangenen<br />

Jahren viel geleistet. Auch die bereits genannten<br />

S3-Leitlinien zur Prävention <strong>und</strong> Therapie der<br />

Adipositas haben die Situation der Patienten deutlich<br />

verbessert <strong>und</strong> gestärkt. Hier erwarte ich mir von den<br />

Betroffenen mehr Selbstbewusstsein <strong>und</strong> Durchsetzungsvermögen.<br />

Wird der Antrag auf Kostenübernahme<br />

eines bariatrischen Eingriffes abgelehnt, stecken<br />

viele Menschen den „Kopf in den Sand” <strong>und</strong> resignieren.<br />

Die Praxis hat gezeigt, dass Patienten, die sich<br />

wehren <strong>und</strong> ihre Rechte gegenüber den Versicherungen<br />

selbstbewusst <strong>und</strong> engagiert vertreten, häufig<br />

auch Recht bekommen. Krankenkassen hoffen meines<br />

Erachtens auch auf das mangelnde Durchhalte<strong>und</strong><br />

Durchsetzungsvermögen der Versicherten.<br />

zur Person<br />

Rechtsanwalt<br />

Steffen Wündisch-Nickel<br />

Herr Wündisch-Nickel praktiziert mit dem<br />

Schwerpunkt Sozialrecht in seiner Kanzlei<br />

in Dortm<strong>und</strong> auf der Ritterstraße 18.<br />

Der in Leipzig geborene Jurist vertritt Adipositaspatienten<br />

bei der Durchsetzung<br />

ihrer Ansprüche gegenüber Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> anderen Kostenträgern. Er hält<br />

Vorträge in Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> berät<br />

Mediziner <strong>und</strong> andere Behandler bei der<br />

Kommunikation mit Versicherungen, Ämtern<br />

<strong>und</strong> Behörden.<br />

27


Zentren im Fokus<br />

Das Zentrum für Adipositas<strong>und</strong><br />

Metabolische Chirurgie<br />

in München Gräfelfing<br />

(AMC WolfartKlinik)<br />

© Frank Adelhardt<br />

28 Adipositaschirurgie I www.feine-pixel.eu – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle:<br />

© Frank Adelhardt<br />

I www.feine-pixel.de<br />

Adipositastherapie<br />

lebt vom Engagement<br />

der Behandler<br />

<strong>und</strong> Patienten<br />

Das Zentrum für Adipositas- <strong>und</strong> Metabolische<br />

Chirurgie in München Gräfelfing<br />

Das Zentrum am Rande von München gehört zur<br />

WolfartKlinik <strong>und</strong> befindet sich in einem separaten<br />

Gebäude, unweit des Klinikbaus.<br />

Wer das Adipositaszentrum in Gräfelfing betritt,<br />

staunt zunächst nicht schlecht über die helle <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>liche Architektur des Gebäudes, die warme<br />

Atmosphäre der Behandlungs- <strong>und</strong> Besprechungsräume<br />

sowie den offenen Wartebereich.<br />

Ziel ist es, fast alle Untersuchungs- <strong>und</strong> Behandlungsangebote<br />

unter einem Dach anbieten zu<br />

können, um den Patienten umständliche<br />

<strong>und</strong> lange Wege zu ersparen. So finden<br />

in der Klinik Ernährungsberatung, Verhaltens-<br />

<strong>und</strong> Bewegungstherapie, die<br />

Treffen der Selbsthilfegruppe sowie<br />

die meisten ärztlichen Untersuchungen<br />

<strong>und</strong> Beratungsgespräche statt.<br />

Bildquelle:<br />

© Frank Adelhardt<br />

I www.feine-pixel.de<br />

29


Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.eu<br />

Spezielle Betten für Adipositaspatienten<br />

Durch konservative Therapie<br />

erfolgreich abgenommen<br />

Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.eu<br />

Ein Schwerpunkt der Klinik liegt im Bereich der Adipositaschirurgie.<br />

Hier bietet das Zentrum alle etablierten<br />

Operationsmethoden an. Dazu gehört, neben dem<br />

Schlauchmagen <strong>und</strong> Magenbypass, auch die Biliopankreatische<br />

Diversion (BPD), die in unterschiedlichen<br />

Varianten durchgeführt wird. Des Weiteren findet der<br />

sogenannte Mini- oder Omegabypass bei entsprechender<br />

medizinischer Indikation Anwendung. Das<br />

Magenband wird nur noch in sehr wenigen Fällen verwendet,<br />

kann aber für einige Patienten eine sinnvolle<br />

Therapieunterstützung darstellen.<br />

Als Leiter des Adipositaszentrums ist PD Dr. Günther<br />

Meyer seit über zwanzig Jahren im Bereich der bariatrischen<br />

Chirurgie tätig <strong>und</strong> wurde bereits mehrfach vom<br />

Magazin Focus als einer der Top-Mediziner Deutschlands<br />

ausgezeichnet. Von chirurgischer Seite wird er<br />

vom leitenden Oberarzt Dr. med. Min Seop Son unterstützt.<br />

Dieser ist Anfang 2<strong>01</strong>6 vom Johanniter Krankenhaus<br />

Bonn nach Gräfelfing gewechselt <strong>und</strong> verfügt<br />

ebenfalls über eine langjährige bariatrische Erfahrung.<br />

Im Bereich der konservativen Therapie bietet das Zentrum<br />

ein breites Spektrum von Therapiemodulen aus<br />

den Bereichen Ernährung, Bewegung <strong>und</strong> Verhalten.<br />

Sowohl in Einzel- als auch Gruppensitzungen werden<br />

die Patienten von kompetenten Therapeuten unterstützt<br />

<strong>und</strong> motiviert. Dabei werden die aktuelle Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Gewichtssituation berücksichtigt <strong>und</strong><br />

Programme angeboten, welche die Patienten nicht<br />

überfordern. Besonders der wöchentlich kostenlos angebotene<br />

Yoga Kurs wird von vielen Patienten gerne<br />

<strong>und</strong> regelmäßig besucht. Die Treffen der Selbsthilfegruppe<br />

im eigenen Gruppenraum finden unter der Leitung<br />

von Angelika Fischer an jedem 2. Donnerstag im<br />

Monat um 18:30 Uhr statt. Ab September 2<strong>01</strong>6 wird<br />

eine zweite Adipositas-Selbsthilfegruppe in der Münchener<br />

Innenstadt unter Leitung von Roberta Englert<br />

<strong>und</strong> Faris Abu-Naaj eröffnet.<br />

Im Rahmen regelmäßiger Informationsveranstaltungen<br />

informieren Mediziner <strong>und</strong> Therapeuten unterschiedlicher<br />

Fachrichtungen über die Ursachen <strong>und</strong> Folgen<br />

der Krankheit Adipositas sowie über Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

der bariatrischen Chirurgie. Oft unterschätzt, aber<br />

ein wesentlicher Faktor für den langfristigen Erfolg der<br />

Adipositastherapie ist die Nachsorge. So sollten „Operierte”<br />

regelmäßig Kontrolluntersuchungen <strong>und</strong> konservative<br />

Therapiebausteine nutzen. Bei vielen Operationsmethoden<br />

ist die Versorgung mit Nährstoffen,<br />

Mineralien <strong>und</strong> Vitaminen eingeschränkt. Hier gilt es,<br />

regelmäßig die Blutwerte zu kontrollieren <strong>und</strong> durch die<br />

Einnahme von Ergänzungsmitteln eine drohende Mangelversorgung<br />

zu vermeiden bzw. zu beheben. Auch<br />

hier betreuen die Behandler der AMC WolfartKlinik ihre<br />

Patienten langfristig oder kooperieren mit niedergelassenen<br />

Ärzten im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet.<br />

30 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Ende 2<strong>01</strong>5 wurde das Adipositaszentrum rezertifiziert<br />

<strong>und</strong> ist damit das einzige Zentrum im Großraum<br />

München, das von der chirurgischen Arbeitsgemeinschaft<br />

Adipositas <strong>und</strong> Metabolische Chirurgie (DGAV-<br />

CAADIP) als Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie<br />

zertifiziert wurde. Die Zertifizierung fordert feste<br />

Standards in den Bereichen Therapie, Organisation,<br />

Dokumentation, Behandlungsqualität <strong>und</strong> Sicherheit.<br />

Wichtiger jedoch als das Konzept auf dem Papier ist<br />

laut Meyer die Umsetzung durch kompetente <strong>und</strong> motivierte<br />

Behandler.<br />

„Adipositas ist eine chronische <strong>und</strong> schwerwiegende<br />

Krankheit, die für Patienten erhebliche<br />

ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> häufig seelische Probleme<br />

mit sich bringt. Hier sind Therapeuten gefragt,<br />

die unterstützen <strong>und</strong> nicht verurteilen, denn Stigmatisierung<br />

<strong>und</strong> Ausgrenzung haben die meisten<br />

Adipositaspatienten bereits zu häufig erlebt.”<br />

Betroffene können sich in einem kostenlosen Informationsgespräch<br />

umfassend über unterschiedliche Operationsmethoden<br />

<strong>und</strong> alternative konservative Therapien<br />

informieren. Meist damit verb<strong>und</strong>en ist eine gründliche<br />

Analyse der aktuellen Ges<strong>und</strong>heitssituation sowie die<br />

Suche nach den Ursachen für den Gewichtsanstieg<br />

<strong>und</strong> den häufig mit der Adipositas einhergehenden<br />

Folge- <strong>und</strong> Begleiterkrankungen. Sollten medizinische<br />

oder ges<strong>und</strong>heitliche Faktoren gegen die Durchführung<br />

einer bariatrischen Maßnahme sprechen, wird<br />

gemeinsam mit dem Arzt ein alternativer Therapieplan<br />

entwickelt, der sowohl die Ernährungs- <strong>und</strong> Lebensweise<br />

als auch die allgemeine Lebenssituation der Patienten<br />

berücksichtigt.<br />

AMC WolfartKlinik<br />

Ruffiniallee 17, 82166 Gräfelfing<br />

Telefon: 089 8587-4925<br />

lager@wolfartklinik.de, www.adipositas-muenchen.de<br />

Bildquelle: © Faris Abu-Naaj<br />

Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.eu<br />

Angelika Fischer<br />

Leiterin der Selbsthilfegruppe in Gräfelfing<br />

Bildquelle: © Frank Adelhardt I www.feine-pixel.eu<br />

Sabine Schmid<br />

Dr. Meyer<br />

Leiter des Adipositaszentrums (l)<br />

&<br />

Dr. Son<br />

leitender Oberarzt (r)<br />

Ernährungsberaterin<br />

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32 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6


Bildquelle: © mariesacha I fotolia.com<br />

ADiPositAs<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

Faris Abu-Naaj<br />

Babys, die schon als Wonneproppen zur Welt kommen<br />

<strong>und</strong> als Kind ihren Babyspeck nicht gleich loswerden,<br />

müssen später nicht zwangsläufig unter<br />

Adipositas leiden. Jedoch entwickeln sich zahlreiche<br />

Verhaltensweisen r<strong>und</strong> um das Thema Essen bereits<br />

früh (teilweise schon in der Schwangerschaft). Oft<br />

entsteht aus diesen Faktoren eine Adipositas.<br />

Mangelnde Bewegung der werdenden Mutter sowie<br />

zu viel Süßes <strong>und</strong> Fettes legen früh den Baustein<br />

für eine übermäßige Gewichtszunahme. Statistisch<br />

betrachtet haben zudem nicht gestillte Säuglinge einen<br />

schlechteren Start, da sie vermehrt an Überge-<br />

wicht leiden. Hingegen haben Kinder, die als Babys<br />

mindestens sechs Monate lang voll gestillt wurden,<br />

laut der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts in<br />

Berlin, das geringste Risiko für Übergewicht. Neben<br />

einer genetischen Vorbelastung (die meisten übergewichtigen<br />

Kinder haben mindestens ein übergewichtiges<br />

Elternteil) sind die Lebensgewohnheiten<br />

innerhalb der Familie prägend. Gibt es feste Zeiten<br />

für gemeinsame Mahlzeiten? Werden ständig Zwischenmahlzeiten<br />

eingenommen? Welche Qualität<br />

<strong>und</strong> welchen Stellenwert hat das Essen? Wieviel Bewegung<br />

hat das Kind? Sind Süßigkeiten zur Belohnung<br />

an der Tagesordnung?<br />

33


Dr. med. Gerhard Dahlhoff, AOK Bayern<br />

Dr. med. Sabine Korger, AOK Bayern<br />

Mitunter sind auch psychische Ursachen für die steigenden<br />

Kilos verantwortlich. So kompensieren insbesondere<br />

Jugendliche belastende Situationen mit<br />

einer übermäßigen Kalorien- <strong>und</strong> / oder Fettzufuhr.<br />

Schulstress, Verlustängste, selbst Langeweile können<br />

dafür ursächlich sein. In wenigen Fällen liegen<br />

körperliche Erkrankungen wie eine Funktionsstörung<br />

der Schilddrüse vor.<br />

Die Folgen sind kein Zuckerschlecken: Eine verminderte<br />

Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> ein erhöhtes Risiko für<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ebenso gegeben<br />

wie ein Anstieg der Blutfette <strong>und</strong> des Blutzuckerspiegels,<br />

was wiederum die Entstehung einer Diabetes<br />

fördert. Adipöse Kinder <strong>und</strong> Jugendliche leiden<br />

oft unter Haltungsfehlern, weil die Belastung der<br />

Knochen (vor allem der Gelenke) zu groß ist <strong>und</strong> die<br />

Muskeln zu wenig ausgeprägt sind, um die zusätzlichen<br />

Kilos zu tragen. Auch das Bindege<strong>web</strong>e kann<br />

irreparabel reißen. Ein beschleunigtes Längenwachstum<br />

<strong>und</strong> eine frühere Skelettreife, hormonelle Veränderungen<br />

<strong>und</strong> der frühere Eintritt in die Pubertät sind<br />

weitere Auffälligkeiten. Auch seelisch liegt vieles im<br />

Argen. Oft ist das Selbstwertgefühl im Keller – teilweise<br />

wegen Ausgrenzung im Kindergarten <strong>und</strong> in<br />

der Schule, teilweise aufgr<strong>und</strong> ständiger Ermahnungen<br />

oder Kritik. Die Gefahr von Essstörungen <strong>und</strong><br />

Depressionen ist nicht zu unterschätzen.<br />

Der Hoffnung vieler Eltern, dass sich die zusätzlichen<br />

Pf<strong>und</strong>e „verwachsen”, sollte keiner großen Bedeutung<br />

beigemessen werden. Übergewicht kann während bestimmter<br />

Wachstumsphasen vorübergehend sein. Je<br />

älter das Kind jedoch ist, desto größer ist auch das Risiko,<br />

auf lange Sicht übergewichtig durch das Leben zu<br />

gehen. Wer also Zweifel hat, sollte dringend den Body-<br />

Mass-Index (BMI) checken, was dank BMI-Rechnern<br />

im Internet innerhalb von Sek<strong>und</strong>en machbar ist. Er<br />

errechnet sich bei Kindern, anders als bei Erwachsenen,<br />

nicht nur aus Gewicht <strong>und</strong> Größe, sondern zusätzlich<br />

aus den Komponenten Alter <strong>und</strong> Geschlecht.<br />

Bestätigt der BMI den Verdacht auf Übergewicht, sollte<br />

schnell gehandelt werden, denn je eher dem Übergewicht<br />

mit einer Adipositastherapie entgegengesteuert<br />

wird, umso höher ist die Chance, Normalgewicht zu<br />

erlangen. Die B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />

empfiehlt, die Hilfe von Fachleuten wie Ärzten,<br />

Ernährungsberatern <strong>und</strong> Psychotherapeuten in Anspruch<br />

zu nehmen. Auch Krankenkassen, Physiotherapeuten<br />

<strong>und</strong> Klinikpersonal bieten ambulante, teilstationäre<br />

oder stationäre Therapieprogramme an.<br />

Wichtig ist, dass die jungen Patienten während ihrer<br />

Adipositastherapie Halt <strong>und</strong> Unterstützung auch innerhalb<br />

der Familie finden. Das Gewicht sollte kein Dauerthema<br />

sein. Vielmehr ist Motivation auch bei kleinsten<br />

Schritten <strong>und</strong> erst recht bei Rückschlägen angesagt.<br />

Bildquelle: © bluedesign I fotolia.com<br />

Dankeschön<br />

Der Pro-Talk Verlag bedankt sich für die<br />

redaktionelle Unterstützung bei:<br />

PD Dr. med. Marco Bueter, UniversitätsSpital Zürich<br />

Roberta Englert <strong>und</strong> allen Administratoren,<br />

Adipositas Chirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten (Facebookgruppe)<br />

PD Dr. med. Günther Meyer, AMC WolfartKlinik München Gräfelfing<br />

Jutta Peters, VDOE RoMed Klink Bad Aiblingen<br />

34 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6<br />

Dr. med. Min-Seop Son, AMC WolfartKlinik München Gräfelfing<br />

Rechtsanwalt Steffen Wündisch-Nickel, Bochum


Adipositas<br />

AktueLL<br />

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Faris Abu-Naaj<br />

Schlank durch OP<br />

(2. Auflage, 2<strong>01</strong>5)<br />

Buchtipps<br />

SCHLANK DURCH OP geht in die 3. R<strong>und</strong>e<br />

Broschiert, 220 Seiten<br />

Pro-Talk Verlag, 19,90 €<br />

ISBN: 978393999<strong>01</strong>16<br />

Anfangs belächelt <strong>und</strong> nur von wenigen Chirurgen in Deutschland<br />

praktiziert, hat sich die Adipositaschirurgie etabliert. Sich<br />

stetig verbessernde Operationsmethoden <strong>und</strong> -verfahren haben<br />

dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen darüber nachdenken,<br />

ihr Gewicht operativ in den Griff zu bekommen. Aber für<br />

wen kommt eine solche Maßnahme überhaupt in Frage? Was für<br />

unterschiedliche Methoden gibt es? Welche Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />

sind mit einer OP verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wie sieht es mit dem finanziellen<br />

Aspekt aus? Mit dem Titel „Schlank durch OP” möchte<br />

der Autor Faris Abu-Naaj Klarheit schaffen, in dem er umfassend<br />

über dieses Thema informiert. Bei seiner Recherche reiste Abu-<br />

Naaj quer durch die Republik, besuchte Behandlungszentren/-<br />

kliniken, sprach mit Patienten über Erfolge <strong>und</strong> Rückschläge <strong>und</strong><br />

gewann aus den Bereichen Adipositastherapie, metabolische Chirurgie<br />

sowie Recht <strong>und</strong> Versicherung viele Spezialisten, die sich<br />

mit ausführlichen Fachbeiträgen <strong>und</strong> in Interviews zu Wort melden.<br />

Im September erscheint die dritte Auflage dieses informativen Ratgebers,<br />

der um Fachartikel von Dr. med. Renward Hauser (Zürich)<br />

<strong>und</strong> Univ. Doz. Dr. Gerhard Prager ergänzt wurde. Bis dahin ist<br />

die 2. Auflage noch überall im Handel erhältlich.<br />

GUT ESSEN RUND UM DIE ADIPOSITAS-OP:<br />

130 Rezepte bei Magen-Bypass,<br />

Schlauchmagen & Co<br />

Dr. Heike Raab<br />

Gut essen r<strong>und</strong> um die Adipositas-OP<br />

(1. Auflage, 2<strong>01</strong>6)<br />

Broschiert, 128 Seiten, TRIAS, 19,99 €<br />

ISBN: 9783432100487<br />

Die perfekte Ernährung vor <strong>und</strong> nach der OP!<br />

Ihr R<strong>und</strong>umpaket für die OP<br />

Sich für eine Adipositas-OP zu entscheiden ist ein großer Schritt – <strong>und</strong> eine gute Ernährung davor <strong>und</strong> danach ganz entscheidend<br />

für den Erfolg. In diesem Buch erfahren Sie, worauf es in den einzelnen Phasen ankommt <strong>und</strong> welche Rezepte für Sie geeignet sind.<br />

OP-Basics: Welche Verfahren gibt es, wie funktionieren sie <strong>und</strong> was muss bei der Ernährung vor dem Eingriff beachtet werden? Ob für<br />

die Flüssigphase vor der OP oder die angepasste Ernährung danach – hier finden Sie passende <strong>und</strong> leckere Gerichte für jede Phase.<br />

Adipositas Zürich – bei Facebook<br />

Immer mehr Facebook- <strong>und</strong> Internetseiten drehen sich um das Thema Adipositas. Mit Adipositas Zürich ist vor<br />

sechs Monaten eine Facebookseite an den Start gegangen, die von Medizinern <strong>und</strong> Patienten betrieben wird. Ziel<br />

ist es, die unterschiedlichen positiven wie auch negativen Aspekte der bariatrischen Chirurgie aufzuzeigen <strong>und</strong><br />

umfassend über die Krankheit Adipositas zu informieren. Das Konzept scheint bei den Usern anzukommen, denn<br />

die Beiträge werden intensiv geteilt <strong>und</strong> mit über 1.200 „Likes” erfahren PD Dr. Marco Bueter vom Universitätsspital<br />

Zürich <strong>und</strong> Faris Abu-Naaj sehr positive Resonanz.<br />

Netztipps!<br />

adipsitasverband.de<br />

Die Internetseite des Adipositas Verband Deutschland e.V. bietet für Adipositaspatienten viele nützliche Informationen.<br />

Auf dieser Seite könnt Ihr Euch über die Aktivitäten des Verbandes informieren <strong>und</strong> in der Rubrik „SHG in Ihrer Nähe”<br />

nach Selbsthilfegruppen in Eurer Region suchen. Die Seite wird ständig mit aktuellen Terminen ergänzt <strong>und</strong> ist sehr<br />

übersichtlich gestaltet Klickt einfach mal rein! www.adipositasverband.de<br />

Des Weiteren betreibt der Adipositas Verband Deutschland e.V. ein für User kostenloses Forum. In diesem Forum gibt<br />

es Rubriken für SHGen, geordnet nach B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> Städten. Dort posten SHG-Leitungen Termine, Verabredungen<br />

zum gemeinsamen Sport oder einfach einmal einen Beitrag zum Austausch. www.adipositas-foren.de<br />

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36 Adipositaschirurgie – Fragen <strong>und</strong> Antworten I Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6

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