ImmoCompact_Sonderausgabe_DIM2016
Das Fachmagazin für die Immobilienwirtschaft
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„Die WIKR-Regulierung<br />
ist mehr Fluch als Segen“<br />
Jürgen Engelberth, Vorstand des BVFI – Bundesverband für die Immobilienwirtschaft<br />
<strong>ImmoCompact</strong> Sonderdruck zur Deutschen Immobilienmesse
EDITORIAL<br />
Von wegen immobil<br />
Immobilien stehen für Standhaftigkeit, Kontinuität und Stabilität. Kein Wunder,<br />
bedeutet der lateinische Wortursprung immobilis doch schon nichts anderes als<br />
„unbeweglich“. Von Stillstand war die mittelständische Immobilienwirtschaft im<br />
vergangenen Jahr aber so weit entfernt wie TV-Soaps à la „mieten, kaufen, wohnen“<br />
vom realen Alltag der Immobilienmakler.<br />
Eine ganze Litanei aus neuen Gesetzen wie Bestellerprinzip, Mietpreisbremse,<br />
Widerrufsrecht oder Geldwäschegesetz hat vor allem die Maklerbranche kräftig<br />
durchgewirbelt. Aber auch Immobilienverwalter kämpfen mit ständig neuen<br />
Auflagen und Baufinanzierungberater müssen sich mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie<br />
(WIKR) herumschlagen. <strong>ImmoCompact</strong> begleitet die Branche seit nunmehr<br />
einem Jahr durch diese schwierigen Zeiten. Zahlreiche Leserkommentare haben<br />
uns seit dem Start am 1. Juni 2015 erreicht. Sie sind der Beleg dafür, wie stark die<br />
Branche in Aufruhr ist – und wie sehr sie nach Informationen lechzt.<br />
Wir werden daher auch im zweiten Jahr Gas geben, um Makler, Verwalter und<br />
Finanzdienstleister der mittelständischen Immobilienwirtschaft mit allen notwendigen<br />
Informationen zu versorgen und zu allen wichtigen Themen auf dem Laufenden zu<br />
halten. Auch auf der Deutschen Immobilienmesse werden Immobilienexperten mit<br />
den notwendigen Informationen versorgt. <strong>ImmoCompact</strong> unterszützt das Branchenhighlight<br />
daher tatkräftig als Medienpartner – und das nicht nur online, sondern<br />
auch mit der ersten kompakten <strong>Sonderausgabe</strong> in gedruckter Form. Schließlich<br />
bleiben auch wir nicht stehen, sondern sind immer in Bewegung – eben ganz wie<br />
eine der mobilsten Branchen überhaupt.<br />
Ihr<br />
Michael Herrmann<br />
Leitender Redakteur<br />
herrmann@immocompact.de<br />
2
INHALT<br />
6<br />
Die WIKR-Regulierung: Mehr Fluch als Segen<br />
14<br />
Die fünf häufigsten Fehler beim Verkauf von Immobilien<br />
© victoia . – Foolia.com<br />
4 News<br />
6 Die WIKR-Regulierung: Mehr Fluch als Segen<br />
› von Jürgen Engelberth, BVFI Bundesverband für die Immobilienwirtschaft<br />
8 „Ein Immobilienmakler ist kein überbezahlter Schlüsseldienst“<br />
› Interview mit Dr. Sebastian Schmitt, SPRENGNETTER Immobilienbewertung<br />
10 Das Bestellerprinzip: Rückblick und Ausblick<br />
› von Helge Norbert Ziegler, BVFI Bundesverband für die Immobilienwirtschaft<br />
12 „Immobilienmakler sind ideale Kooperations- und Vertriebspartner für uns“<br />
› Interview mit Friedrich Thiele, Deutsche Leibrenten Grundbesitz<br />
14 Die fünf häufigsten Fehler beim Verkauf von Immobilien<br />
› von Nicolai Friedrichsen, Rhein-Main Immobiliencenter RMI<br />
16 „Ein anfassbares 3D-Modell macht die Wohnung viel erlebbarer“<br />
› Interview mit Laurent Altenburger, Gründer und Eigentümer von FREEFORMA<br />
18 Steuern sparen durch Vermietung an nahe Angehörige<br />
› von Andreas Reichert, felix1.de<br />
20 Die zehn besten Tipps für eine optimale Baufinanzierung<br />
› von Jörg Weisenberger, Hüttig & Rompf AG<br />
22 „Eine zehnjährige Zinsbindung ist das Gefährlichste, was man tun kann“<br />
› Interview mit Kurt Neuwirth, Neuwirth Finance<br />
3
NEWS<br />
Regierung prüft Obergrenze<br />
für Immobilienkredite<br />
(ic) Die niedrigen Zinsen haben<br />
zu einem Boom bei Baufinanzierungen<br />
geführt. Die Bundesregierung<br />
befürchtet dadurch<br />
offenbar unerwünschte Nebenwirkungen<br />
und will frühzeitig<br />
entgegensteuern. Sie prüft deshalb<br />
strengere Regeln für die<br />
Kreditvergabe. Berichten zufolge<br />
will das Bundesministerium<br />
der Finanzen (BMF) schon bald<br />
einen entsprechenden Gesetzentwurf<br />
vorlegen.<br />
Obergrenze geplant<br />
Der Entwurf soll erweiterte<br />
Eingriffsmöglichkeiten für die<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) enthalten.<br />
Die Aufsichtsbehörde<br />
soll demzufolge die Möglichkeit<br />
erhalten, eine Obergrenze festzulegen,<br />
bei der alle Darlehensverpflichtungen<br />
eines Schuldners<br />
in Relation zu seinem Einkommen<br />
gesetzt werden. Auf<br />
diese Wiese soll eine Überschuldung<br />
verhindert und die<br />
Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen<br />
reduziert werden. Zudem<br />
beinhaltet der Gesetzentwurf<br />
einen Wert, der das Kreditvolumen<br />
ins Verhältnis zum<br />
Marktwert der Immobilie setzt.<br />
Dadurch soll sich das Risiko für<br />
die Bank reduzieren, wenn der<br />
Kreditnehmer seinen Pflichten<br />
nicht mehr nachkommen kann.<br />
Hinzu kommt eine sogenannte<br />
Amortisationsanforderung, die<br />
festgelegt, bis wann ein Kredit<br />
voll oder zu einem bestimmten<br />
Teil abgezahlt sein muss.<br />
Geldwäschestudie stellt Immobilienmakler<br />
an den Pranger<br />
(ic) Einer aktuellen Studie der Universität Halle<br />
im Auftrag des Bundesfinanzministeriums zufolge<br />
gibt es in Deutschland deutlich mehr Geldwäsche<br />
als bisher angenommen. Vor allem Deals außerhalb<br />
des Finanzsektors bleiben demnach oft unentdeckt.<br />
Das Ministerium schätzt die Dunkelziffer<br />
bei Immobilientransaktionen, Autoverkäufen<br />
und Kunstgeschäften auf mindestens 15.000 bis<br />
28.000 Verdachtsfälle pro Jahr. Das Gesamtvolumen<br />
der Geldwäsche in Deutschland bewegt sich<br />
demnach bei über 100 Mrd. Euro im Jahr.<br />
Fahrlässige Makler<br />
Wegen der hohen Summen von Immobiliengeschäften<br />
sei die Branche für die Geldwäsche besonders<br />
attraktiv. Makler kommen laut den Studienautoren<br />
zudem ihrer Meldepflicht bei Verdachtsfällen nur<br />
selten nach. Die geringe Wachsamkeit locke Kriminelle<br />
an und erhöhe das ohnehin hohe Risiko erheblich.<br />
Auch bei Architekten und Bauträgern<br />
mangele es an Risikobewusstsein. Die Absicht hoher<br />
Barzahlungen sowie das Fehlen jeglichen Verhandelns<br />
über die Höhe des Kaufpreises sind Verdachtsmomente,<br />
bei denen Makler laut den Studienautoren<br />
Alarm schlagen sollten. Jeder zehnte<br />
Makler habe mindestens einen Fall in den vergangenen<br />
zwei Jahren erlebt, bei dem der Preis in bar<br />
beglichen werden<br />
sollte. Als<br />
Gegenmaßnahme<br />
schlagen<br />
die Studienautoren<br />
einen<br />
Höchstbetrag<br />
bei der<br />
Bargeldbezahlung<br />
im mittleren<br />
vierstelligen<br />
Bereich<br />
vor.<br />
Geldwäsche ist laut einer aktuellen Studie ein großes Problem in<br />
Deutschland – vor allem bei Immobiliengeschäften.<br />
© M. Schuppich – Fotolia.com<br />
4
Jeder zweite Mieter beklagt<br />
zu hohe Wohnkosten<br />
(ic) Eine aktuelle Studie der<br />
TAG Immobilien AG hat die<br />
Situation der Mieter in der<br />
Bundesrepublik untersucht. Je<br />
größer die Stadt, desto stärker<br />
leiden demnach Deutschlands<br />
Mieter unter den Kosten für<br />
das Wohnen. Während sich in<br />
den Metropolen inzwischen<br />
mehr als jeder Zweite finanziell<br />
stark durch die Miete belastet<br />
sieht, liegt dieser Wert in kleineren<br />
Städten mit 40% deutlich<br />
niedriger. Auch hält fast jeder<br />
vierte Mieter in einer Großstadt<br />
die eigenen Wohnkosten<br />
im Vergleich zu denen für ähnliche<br />
Immobilien für hoch. Familien<br />
und Senioren klagen<br />
dabei besonders über eine finanzielle<br />
Überforderung.<br />
Sparpotenzial bei Nebenkosten<br />
Jeder dritte Studienteilnehmer<br />
beurteilt neben der Miete auch<br />
die Nebenkosten als überdurchschnittlich<br />
hoch. Gerade hier<br />
könnten Hauseigentümer ansetzen,<br />
um die Belastung für ihre<br />
Mieter zu verringern. Das Engagement<br />
der Hauseigentümer zur<br />
Senkung der sogenannten zweiten<br />
Miete reiche nicht aus, meint<br />
die Mehrheit der Befragten. Die<br />
Studie zeigt laut TAG deutlich,<br />
dass sich Mieter nachhaltige Lösungen<br />
wünschen. Regelmäßige<br />
Verhandlungen mit Energieversorgern<br />
und Entsorgungsbetrieben<br />
seien diesbezüglich eine von<br />
vielen Möglichkeiten, um dauerhafte<br />
Entlastung für Mieter zu<br />
erreichen.<br />
DMB fordert Nachbesserungen<br />
bei Mietpreisbremse<br />
(ic) Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat nach<br />
einem Jahr ein ernüchterndes Fazit zur Mietpreisbremse<br />
gezogen. Sie bremse nicht wie erhofft. Die<br />
Wiedervermietungsmieten steigen dem DMB zufolge<br />
nach wie vor und liegen durchschnittlich 31<br />
bzw. 35% über der Mietpreisbremsen-Obergrenze.<br />
In älteren Baujahrgängen werde die Grenze sogar<br />
regelmäßig um rund 50% überschritten. Bei der<br />
Aktion „Mietpreisüberprüfung“ des Berliner Mietervereins,<br />
an der 58 Mieter teilnahmen, überstiegen<br />
in 95% der Fälle die geforderten Nettokaltmieten<br />
die konkrete ortsübliche Vergleichsmiete<br />
zuzüglich 10% um durchschnittlich 31,7%. Bei<br />
rund einem Viertel dieser Fälle wurde die Mietpreisbremse<br />
sogar um mehr als die Hälfte überschritten.<br />
So schnell wie möglich nachbessern<br />
Vor diesem Hintergrund sieht der DMB den Gesetzgeber<br />
in der Pflicht. Er müsse die Konsequenzen<br />
ziehen und nachbessern – und zwar so<br />
schnell wie möglich, am besten noch im Rahmen<br />
der zweiten Mietrechtsnovelle. Damit die Mietpreisbremse<br />
funktionieren kann, brauche es unter<br />
anderem mehr Transparenz. Der Vermieter müsse<br />
schon beim Abschluss des Mietvertrages begründen,<br />
warum er möglicherweise berechtigt ist, die<br />
Grenze der<br />
Vergleichsmiete<br />
plus<br />
10% zu überschreiten.<br />
Dringend notwendig<br />
seien<br />
zudem Sanktionsmöglichkeiten,<br />
wenn<br />
Vermieter gegen<br />
die Vorgaben<br />
verstoßen.<br />
Die Mietpreisbremse verfehlt ihre beabsichtigte Wirkung. Die Obergrenzen<br />
werden häufig deutlich überschritten.<br />
© stockWERK – Fotolia.com<br />
5
TITELSTORY<br />
Die WIKR-Regulierung: Mehr Fluch als Segen<br />
Die nationale Umsetzung der europäischen Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) soll<br />
die Rechte der Verbraucher besser schützen. Der Schutz vor schwarzen Schafen verbaut<br />
in der Realität aber vielen Bundesbürgern den Weg in die eigenen vier Wände.<br />
Am 21.03.2016 hat die Bundesregierung<br />
ein Gesetz nur Neuregelung der Kreditvergabe<br />
bei Immobilienkrediten vorgelegt,<br />
um damit die EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie<br />
(WIKR) in deutsches Recht umzusetzen.<br />
Kritiker bemängeln, dass die Politik<br />
mal wieder in die freie Marktwirtschaft<br />
eingreift und sich gerade mit den neuen<br />
Reglementierungen in Sachen Immobilien -<br />
kredite der weit reichenden Folgen nicht<br />
bewusst ist. Wie Gespräche mit diversen Sparkassen-Instituten<br />
zeigen, sind die Auswirkungen<br />
dieser neuen Richtlinien selbst bei den Bankinstituten<br />
noch gar nicht richtig angekommen.<br />
Aufseiten der Kreditvermittler sind künftig<br />
Sachkundenachweise und Berufshaftpflichtversicherungen<br />
Pflicht. Das soll helfen, das<br />
Beratungsgeschäft weiter zu professionalisieren.<br />
Auf der anderen Seite gelten für Kreditinstitute<br />
bei der Vergabe von Immobiliendarlehen<br />
künftig noch höhere Anforderungen.<br />
Schutz des Verbrauchers vs.<br />
Eigenheim für jedermann<br />
Ziel der Verschärfung war der<br />
bessere Schutz der Verbraucher<br />
vor Kredithaien und allzu agressiven<br />
Vermittlern. Der Schutz vor<br />
schwarzen Schafen verbaut aber<br />
leider nun vielen Bundesbürgern<br />
den Weg in die eigenen vier Wände:<br />
Durch die WIKR werden die<br />
Kreditinstitute zu einer erheblich<br />
restriktiveren Kreditvergabe gezwungen.<br />
Einkommen und Bonitäten<br />
werden noch genauer überprüft<br />
und die Bedingungen für<br />
Kreditvergaben erheblich nach<br />
oben geschraubt. Damit behindert<br />
das Gesetz die Erhöhung der<br />
Eigentumsquote innerhalb der<br />
EU wie kaum ein anderes.<br />
6
Seit Jahren fehlende Konzepte für Wohneigentum<br />
Die Eigentumsquote lag Statista zufolge in<br />
Deutschland 2014 bei 52,5%. Schlechter war nur<br />
die Schweiz mit 44%. Spitzenreiter in Sachen<br />
Wohneigentum sind dagegen Länder wie Rumänien,<br />
Litauen, Norwegen oder Ungarn, wo die<br />
Quoten von 85 bis 96% in der Spitze liegen. In<br />
Deutschland dagegen wird es Schwellenhaushalten<br />
(junge Familien, Alleinstehende, Alleinerzieh -<br />
ende, ältere und behinderte Menschen) mit dieser<br />
Gesetzgebung fast unmöglich gemacht, überhaupt<br />
noch Eigentum zu erwerben. Es fehlen seit Jahren<br />
Konzepte, kostengünstiges und bedarfsgerechtes<br />
Wohneigentum für die verschiedenen gesellschaftlichen<br />
Gruppen bereitzustellen.<br />
Nur noch für Besserverdiener<br />
Seit März ist es also nur noch Besserverdienern<br />
möglich, eigengenutzte Wohnimmobilien unproblematisch<br />
zu finanzieren. Aber sprechen wir<br />
denn nicht schon seit Jahren davon, dass es zu<br />
einer Umverteilung der Vermögensverhältnisse<br />
kommen sollte, dass in Zeiten sinkender Rentenabsicherung<br />
Wohneigentum Vorsorge fürs Alter<br />
bedeutet? Warum sorgt die Regulierungswut auf<br />
Ebene der EU und damit folglich auch hierzulande<br />
für Gesetze, die genau ins Gegenteil führen?<br />
Gerade bei den historisch niedrigen Zinsen – die,<br />
wenn es nach Währungshüter Draghi geht, noch<br />
lange auf diesem Niveau verharren – gäbe es jetzt<br />
die Chance, eventuell sogar mit weiteren Förderungen<br />
oder Garantien, die Eigenkapitalquote<br />
enorm zu steigern und Haushalte mit niedrigeren<br />
Einkommen in die eigenen vier Wände zu bringen.<br />
Neufinanzierung nach Ablauf der Zinsbindungs -<br />
fristen enorm erschwert<br />
Die neue WIKR wird aber in Zukunft besonders diejenigen<br />
treffen, die bereits Wohnimmobilien besitzen<br />
und diese finanziert haben. Bisher konnten Kreditnehmer<br />
nach Auslaufen einer beispielsweise zehnjährigen<br />
Zinsfestschreibung relativ einfach bei ihrer<br />
finanzierenden Bank die modifizierte Finanzierung<br />
verlängern; ohne jegliche erneute Bonitätsprüfung.<br />
Dies wird so in Zukunft nicht<br />
mehr möglich sein. Die neue<br />
WIKR sieht zum Wohle des Verbraucherschutzes<br />
eine erneute<br />
Kreditwürdigkeitsprüfung vor.<br />
Was passiert aber nun, wenn<br />
Verbraucher zwischenzeitlich<br />
arbeitslos oder arbeitsunfähig<br />
geworden sind? Was passiert,<br />
wenn sie mit den Raten innerhalb<br />
ihrer statistischen Lebenserwartung<br />
den Kredit nicht voll<br />
zurückführen könnten?<br />
Ganz einfach: Die Bank wäre<br />
verpflichtet, ihnen den Kredit<br />
zu kündigen und die Immobilie<br />
bis in die Versteigerung zu<br />
treiben. Das kann man nur Verbraucherschutz<br />
ad perversum<br />
nennen.<br />
Man verhindert nicht nur den<br />
Neuerwerb, sondern treibt die<br />
Familien und Bürger darüber<br />
hinaus, wenn nicht gar in den<br />
finanziellen Ruin, dann doch<br />
zumindest aus ihrem Eigenheim.<br />
Verbraucherschutz ist<br />
richtig und wichtig. Aber eine<br />
Überregulierung, die jegliche<br />
Planungssicherheit unterbindet,<br />
bedeutet keinen Schutz, sondern<br />
Behinderung für den Verbraucher<br />
und schürt zu Recht die<br />
Politikverdrossenheit. W<br />
Von Jürgen Engelberth,<br />
Vorstand des BVFI Bundesverband für die<br />
Immobilienwirtschaft und <strong>ImmoCompact</strong>-Chefredakteur<br />
7
„Ein Immobilienmakler ist kein über bezahlter<br />
Schlüsseldienst“<br />
Interview mit Dr. Sebastian Schmitt, Mitglied der Geschäftsleitung von SPRENGNETTER Immobilienbewertung<br />
Bestellerprinzip, miserables Image, Regulierungswahn und vieles mehr stellen die Immobilien-<br />
Mittelständler vor immense Herausforderungen. Was hat das für Folgen für die Makler und<br />
wie finden sie sich in diesem Umfeld zurecht?<br />
Herr Schmitt, wie stark verändert das Bestellerprinzip<br />
die deutsche Immobilienwirtschaft?<br />
Veränderungen sorgen fast immer für Verunsicherung,<br />
bieten auf der anderen Seite aber auch große<br />
Chancen: die Chance für kompetente Makler, dem<br />
Markt – also potenziellen Auftraggebern – die eigenen<br />
Leistungen anbieten zu können und den Auftraggebern<br />
einen<br />
echten<br />
Mehrwert<br />
durch erstklassige<br />
Arbeit zu<br />
bieten, die diese<br />
auch bereit sind, entsprechend zu honorieren. Denn<br />
was dem Kunden klar sein sollte: Grundsätzlich kosten<br />
Dienstleistungen Geld – ob in der Autowerkstatt,<br />
beim Friseur oder beim Arzt. Sie müssen für gute<br />
Arbeit bezahlen, und das sollte auch bei einem guten<br />
Makler als selbstverständlich angesehen werden.<br />
„So mancher Mietverwalter nimmt das<br />
Bestellerprinzip als Impuls für die<br />
Erschließung neuer Geschäftsfelder wahr.“<br />
Schauen Sie doch einmal ein wenig über den Tellerrand<br />
zu den Immobilienverwaltern: So mancher<br />
Mietverwalter nimmt das Bestellerprinzip als<br />
Impuls für die Erschließung neuer Geschäftsfelder<br />
wahr, denn sie haben die direkte Geschäftsbeziehung<br />
zum Vermieter, kennen das Objekt sowie die<br />
Nachbarn bestens und bieten Mietvermittlung<br />
nun verstärkt den eigenen Kunden an.<br />
Es gibt natürlich Makler, denen binnen weniger<br />
Monate das Geschäft bei der Vermietung extrem zusammengeschmolzen<br />
ist. Einige bieten Vermietern<br />
nun kreative Service-Pakete an, andere fokussieren<br />
sich auf den Kauf/Verkauf. Die professionellen Wertermittlungskenntnisse,<br />
die sie sich hierfür aneignen<br />
müssen, wappnen sie nebenbei<br />
auch direkt für ein mögliches<br />
Bestellerprinzip in diesem Bereich<br />
– was sicherlich auch über<br />
kurz oder lang kommen wird.<br />
Ist die Digitalisierung Chance<br />
oder Gefahr für die mittelständische<br />
Immobilienwirtschaft?<br />
Eindeutig eine Chance. Die Digitalisierung<br />
macht ja keine Arbeitsplätze<br />
überflüssig, sie hilft<br />
vielmehr dabei, sich auf wichtigere<br />
Aufgaben im Unternehmen<br />
zu fokussieren. Denken Sie an die<br />
mobile Wohnungsübergabe, deren<br />
Daten direkt in die Verwaltungssoftware<br />
eingespielt werden<br />
und so den gesamten Vermietungsprozess<br />
deutlich straffen,<br />
oder in der Wohnungswirtschaft<br />
an die Verkehrssicherungspflichten<br />
und die direkte Übergabe<br />
über die mobile Lösung in das<br />
ERP-System des Bestandhalters.<br />
Und das trifft natürlich auch auf<br />
die Maklerbranche zu: Ein befreundeter<br />
Makler, der seit über<br />
20 Jahren im Geschäft ist, berichtet<br />
mir immer wieder gerne<br />
davon, wie er früher seine<br />
Grundrisse selber mit der Hand<br />
coloriert hat. Das geht heute viel<br />
bequemer über das Netz. Oder<br />
8
denken Sie nur an all die sinnlosen<br />
Termine vor Ort, die sich<br />
viele Makler-Kollegen heute<br />
über 360-Grad-Objektbegehungen<br />
des Kunden vom heimischen<br />
Rechner aus ersparen.<br />
Bei uns können beispielsweise<br />
Makler und Sachverständige aus<br />
ihrer Wertermittlungslösung<br />
heraus aktuelle Markdaten, detailliertes<br />
Kartenmaterial und<br />
Grundbuchauszüge direkt in ihre<br />
Bewertung ziehen und sparen<br />
sich auf diesem Wege viel Zeit<br />
bei der Bearbeitung des Auftrages.<br />
Zeit, die sie prima in die<br />
Akquise des nächsten Auftrages<br />
investieren können.<br />
Wie stark belasten Makler die<br />
ständig neuen Regulierungen?<br />
Es lässt sich freilich besser arbeiten,<br />
wenn man nicht ständig vom<br />
Gesetzgeber Knüppel zwischen<br />
die Beine geworfen bekommt.<br />
Denken wir nur an die letzten 24<br />
Monate zurück, was hatten wir in<br />
dieser kurzen Zeit nicht schon<br />
alles für Themen: Geldwäschegesetz,<br />
Widerrufsrecht und Bestellerprinzip.<br />
Zeit, die für die Erfüllung<br />
bürokratischer Anforderungen<br />
verbrannt wird, kann leider<br />
nicht für die Objekt-Akquise verwendet<br />
werden. Umso wichtiger<br />
ist eine Digitalisierung der Branche,<br />
die diese Aufgaben erleichtert<br />
und an anderer Stelle sogar<br />
wieder Zeit herausschlägt.<br />
Das Thema Sach- und Fachkundenachweis<br />
köchelt aktuell zwar<br />
auf kleiner Flamme und für diese<br />
Legislaturperiode wird es<br />
schon wieder eng, vom Tisch ist<br />
es damit aber nicht. Aber auch<br />
das alles wird nicht den<br />
Untergang des abendländischen<br />
Maklerwesens nach sich ziehen.<br />
Lassen Sie mich mit einem positiven<br />
Beispiel schließen: Erst kürzlich<br />
kippte der BGH etwa die bisherige<br />
10%-Regelung bezüglich<br />
der maximalen Abweichung der<br />
Wohnfläche. Die Anforderungen<br />
an die richtige Flächenermittlung<br />
für Mieterhöhungen, Nebenkostenabrechnungen<br />
und Angaben Sebastian Schmitt<br />
in Kauf- und Mietverträgen<br />
wachsen damit stetig. Daraus ergeben sich neue<br />
Auftrags- und Umsatzchancen für Immobilien -<br />
makler. Sie merken, wir schließen wieder den Kreis<br />
zu den vorhin angesprochenen drei Säulen, hier<br />
speziell der Fachkompetenz. Makler können sich<br />
punktuell zu diesem Thema in kurzer Zeit fortbilden<br />
und diesen Service mit ins Portfolio aufnehmen.<br />
Was ist die größte Herausforderung, vor der<br />
Makler derzeit stehen?<br />
Was ich aus den Gesprächen mit Marktteil -<br />
nehmern mitbekomme, ist die Objektakquise<br />
momentan die Problematik. Das mag ein Makler<br />
in der Eifel oder auf dem Land in Brandenburg<br />
sicherlich anders sehen, aber für die Kollegen in<br />
den Ballungsgebieten ist das aktuell die Heraus -<br />
forderung Nummer 1 – und das wird auf Sicht<br />
leider auch erst einmal so bleiben.<br />
Schauen Sie sich die Inhalte der diversen Maklerveranstaltungen<br />
an, dort steht dieses Thema meist<br />
im Fokus der Referenten. Wir beispielsweise<br />
starten jedes Jahr im Januar in Fulda mit unserer<br />
mittlerweile fest etablierten Innovationstagung für<br />
Immobilienmakler und geben neue Impulse für<br />
die Objektakquise an die Hand. Wobei wir da ja<br />
wieder bei dem Thema von vorhin, also den starken<br />
und zukunftsfähigen Maklern sind. Nun ist es bis<br />
Januar ja noch etwas hin, daher veranstalten wir auf<br />
der Deutschen Immobilienmesse in Dortmund am<br />
22.06.2016 das SPRENGNETTER Akquise-Forum<br />
mit vier praxisnahen Vorträgen zu diesem<br />
wichtigen Thema.<br />
W<br />
9
© Thomas Reimer – Fotolia.com<br />
Das Bestellerprinzip: Rückblick und Ausblick<br />
Das Bestellerprinzip feiert Geburtstag. Seit der Einführung hat sich viel getan. Wie stark<br />
hat die Neuregelung der Maklerprovision die mittelständische Immobilienlandschaft<br />
wirklich verändert? Und welche Folgen dürfte das Gesetz in Zukunft noch haben?<br />
Vor rund einem Jahr ist das sogenannte „Bestellerprinzip“<br />
in Kraft getreten. Heute ist<br />
das Thema für Journalisten kaum mehr ein<br />
Anlass, darüber etwas zu schreiben. Und wenn<br />
doch, dann über die „vermeintlichen Tricks“, die<br />
Makler anwenden würden, um dem Mieter doch<br />
noch Geld abzunehmen. Wenn es diese Makler<br />
tatsächlich gibt, dann in einer verschwindend<br />
geringen Anzahl. Und von denen distanziert sich<br />
jeder etablierte Makler und jeder Berufsverband.<br />
Es gibt eben leider in jeder Branche schwarze<br />
Schafe; bei Journalisten ist das nicht anders.<br />
Austrittswelle ausgeblieben<br />
Ein Jahr ist das „Bestellerprinzip“ also nun alt. Viel<br />
hat sich seither getan. Ob die vor zwei Jahren abgegebene<br />
Prognose, dass mindestens 10.000 Makler ihre<br />
Tätigkeit einstellen müssen, eingetreten ist, ist mangels<br />
statistischer Daten nicht bekannt. Genauso wenig,<br />
wie viele der 120.000 § 34c-ler den Maklerberuf<br />
hauptberuflich ausüben. Tatsache ist aber, dass der<br />
BVFI keine „Austrittswelle“ verzeichnen musste.<br />
Vielleicht waren es fünf Mitglieder, die von ihrem<br />
Sonderkündigungsrecht wegen Aufgabe der Maklertätigkeit<br />
und der Abmeldung des Gewerbes die<br />
BVFI-Mitgliedschaft aufkündigten. Mehr aber nicht.<br />
Einige Mietervereine versuchen<br />
durch populistische Übertreibungen<br />
und mithilfe willfähriger<br />
Journalisten das Fehlverhalten<br />
der wenigen Unredlichen als repräsentativen<br />
Querschnitt der<br />
Maklergilde zu projizieren. Faktisch<br />
gab es in Berlin im vergangenen<br />
Jahr nur sieben angezeigte<br />
Verdachtsfälle, von denen vier<br />
wegen mangelnder Beweise eingestellt<br />
wurden. In anderen Städten<br />
wird das kaum anders sein.<br />
Alles andere als ein Mieterfeind<br />
Dabei täten die Mietervereine im<br />
Interesse ihrer Mitglieder gut daran,<br />
Makler nicht weiterhin als<br />
Feinde der Mieter zu stilisieren.<br />
Denn auch wenn er jetzt vom<br />
Vermieter beauftragt wird, hat<br />
der Mietsuchende weiter mit dem<br />
Makler zu tun. Er hat nämlich eine<br />
klar definierte und umrissene<br />
Aufgabe: das Mandat des Vermieters<br />
erfolgreich zum Abschluss zu<br />
10
führen. Um diese zur höchsten Zufriedenheit erfüllen<br />
und weiter im Auftrag des Vermieters tätig sein<br />
zu können, wird er ihm nur Interessenten vorstellen,<br />
die einen guten Eindruck hinterlassen und seine<br />
wertvolle und zuweilen aufopferungsvolle Dienstleistung<br />
schätzen. Feindbilder sind nicht förderlich<br />
für den Wunsch, ein neues Zuhause zu finden. Nicht<br />
wenige Mitglieder teilen uns in Gesprächen mit, dass<br />
gerade hier bei einigen Mietsuchenden noch Nachholbedarf<br />
besteht. Ganz abgesehen davon, einen<br />
Termin einzuhalten oder rechtzeitig abzusagen.<br />
Wert der Maklerleistungen wird sichtbar<br />
Auch für die Vermieter hat sich einiges verändert.<br />
Anfangs haben sie sich selbst um die Vermietung<br />
gekümmert, weil sie an den Makler keine Provision<br />
bezahlen wollten. Heute wird ihnen mehr und<br />
mehr deutlich, welch wertvolle Dienstleistungen<br />
Immobilienmakler in der Vergangenheit unentgeltlich<br />
für sie erbracht haben. Nicht wenige wenden<br />
sich, so hört man aus Mitgliederkreisen, wieder<br />
Maklern zu und rufen deren Dienstleistung ab. Und<br />
da haben Makler, die sich weiterentwickelt haben,<br />
ein ganzes Portfolio zu bieten. So zum Beispiel die<br />
Auswahl an vermieterfreundlichen Mietverträgen,<br />
die Erstellung des Energieausweises, die optimale<br />
Auswahl des Mieters bis hin zu einer cleveren Absicherung<br />
gegen Mietausfall. Und natürlich sind<br />
kaufmännisch geschulte Makler längst von einer<br />
pauschalen Provisionsberechnung abgewichen und<br />
stellen Dienstleistungen und deren Honorierung<br />
individuell auf die Bedürfnisse des Vermieters ein.<br />
Kritik weiterhin angebracht<br />
Doch obwohl der Eindruck entstehen könnte, dass<br />
sich das Bestellerprinzip etabliert hat, üben wir<br />
weiterhin Kritik. Zum einen, weil aus rein populistisch<br />
motivierten Gründen ein ganzer Berufszweig<br />
vernichtet wurde. Es war keineswegs so, wie die<br />
Medien nimmermüde darstellten, dass nur die<br />
Vermieter von den Leistungen des Maklers profitierten,<br />
die nur der Mieter zu bezahlen hatte. Fragen<br />
Sie heute mal jemanden, der von Hamburg nach<br />
München umziehen muss. Früher war das recht<br />
einfach. Man wandte sich an einen Makler, fuhr einmal<br />
hin, ließ sich fünf oder zehn Wohnungen zeigen<br />
und mietete die passende. Ende.<br />
Heute muss sich der Wohnungssuchende<br />
mehrmals auf den Weg<br />
machen, Urlaub nehmen und<br />
selbst suchen. Der zeitliche und<br />
finanzielle Aufwand könnte höher<br />
sein als zuvor die Kosten für<br />
den Makler. Gleichwohl: Auch<br />
wir vertraten die Auffassung,<br />
dass die frühere Regelung nicht<br />
ausgewogen war und schlugen<br />
gleich nach der Koalitionsvereinbarung<br />
eine Provisionsteilung<br />
vor. Was wurden wir verbal von<br />
einigen Maklern attackiert. Ob<br />
das auch heute noch so wäre?<br />
Politische Situationen haben es so<br />
an sich, sich hin und wieder zu<br />
ändern. Schauen wir mal. Wir<br />
bleiben dran und versuchen eine<br />
Anpassung zu artikulieren, wenn<br />
die Zeit reif ist. Nicht umsonst<br />
sind wir beim Deutschen Bundestag<br />
als Interessenvertretung<br />
akkreditiert. Das nützt zwar aktuell<br />
den betroffenen Maklern<br />
nicht, aber eventuell einmal<br />
denen, die heute noch auf dem<br />
Vermietungsmarkt tätig sind. Die<br />
haben nämlich eines gelernt: ihre<br />
wertvolle Dienstleistung gegenüber<br />
dem Vermieter darzulegen<br />
und bei Inanspruchnahme ein<br />
angemessenes Honorar zu erhalten.<br />
Diese neue Fähigkeit könnte<br />
ihnen helfen, auch beim Verkauf<br />
in dem einen oder anderen Falle<br />
auf eine Verkäuferprovision<br />
umzustellen, was ihnen viele<br />
Erschwernisse ersparen würde. W<br />
von Wirtschaftsjurist und BVFI-Präsident<br />
Helge Norbert Ziegler<br />
11
„Immobilienmakler sind ideale Kooperationsund<br />
Vertriebspartner für uns“<br />
Interview mit Friedrich Thiele, Vorstand der Deutschen Leibrenten Grundbesitz AG<br />
Fast alle älteren Immobilieneigentümer möchten bis zum Lebensende in den eigenen<br />
vier Wänden wohnen bleiben. Die Deutsche Leibrenten Grundbesitz AG will mit einem<br />
hierzulande wenig genutzten Modell Senioren den Verbleib im vertrauten Zuhause ermöglichen.<br />
Dabei setzt sie auch auf die Kooperation mit Immobilienmaklern.<br />
Friedrich Thiele<br />
Herr Thiele, ältere Immobilieneigentümer mit<br />
Geldsorgen, das klingt erst einmal ungewöhnlich.<br />
Wohneigentum galt doch lange als das klassische<br />
Altersvorsorgemodell für die Generation der heute<br />
über 60-Jährigen?<br />
Eine Studie, die wir gemeinsam mit dem Institut für<br />
Versicherungswissenschaft der Universität Köln<br />
durchgeführt haben, zeigt, dass es um die Finanzen<br />
von Immobilieneigentümern im Alter längst nicht<br />
immer so gut steht wie oft angenommen. Der<br />
Traum vom sorgenfreien Leben in der eigenen<br />
Wohnung hat sich für viele Menschen über 69 Jahre<br />
– die Altersgruppe, die wir in unserer Untersuchung<br />
befragt haben – leider nicht erfüllt. Fast ein<br />
Viertel hat die Immobilie noch nicht abbezahlt, bei<br />
den Hochbetagten ist der Anteil sogar etwas höher.<br />
Das macht deutlich: Wer es bis Ende 60 nicht<br />
schafft, die Immobilienschulden zu tilgen, dem<br />
wird es vermutlich zu Lebzeiten nicht mehr gelingen.<br />
Das bedeutet für die Betroffenen<br />
finanzielle Einschränkungen<br />
noch im hohen Alter und für<br />
die Erben womöglich eine unerwartete<br />
Belastung.<br />
Viele Menschen leben aber gut<br />
im Wohneigentum, das sie noch<br />
nicht abbezahlt haben. Warum<br />
sollte das gerade für Senioren eine<br />
Belastung darstellen?<br />
Mit dem Renteneintritt sinkt für<br />
viele Menschen der finanzielle<br />
Spielraum. Neues Vermögen wird<br />
nicht mehr gebildet und oft sind<br />
auch die Ersparnisse schnell aufgebraucht,<br />
da die Kosten im<br />
Alter erfahrungsgemäß unterschätzt<br />
werden. In unserer Befragung<br />
klagt etwa jeder Vierte<br />
darüber, dass das Geld gerade so<br />
zum Leben reicht. Neben der<br />
Immobilie verfügt ein Drittel<br />
über kein weiteres Vermögen,<br />
die ganze Lebensleistung ist in<br />
Haus oder Wohnung geflossen.<br />
Stehen dann ungeplant zusätzliche<br />
Ausgaben an, etwa für<br />
Gesundheit und Pflege, geraten<br />
die Senioren in eine prekäre Lage.<br />
In einer solchen Lage wäre doch<br />
der Verkauf ein sinnvoller<br />
Schritt. Mit dem Geld ließe sich<br />
eine günstigere Immobilie erwerben<br />
oder man lebt zur Miete –<br />
und hat noch genügend übrig für<br />
die Kosten der Lebenshaltung.<br />
Das ist korrekt, aber dieser<br />
Schritt entspricht überhaupt<br />
nicht dem Wunsch der älteren<br />
Eigentümer. Viele von ihnen<br />
bewohnen ihre Immobilie<br />
schon seit Jahrzehnten, zu den<br />
eigenen vier Wänden haben sie<br />
eine tiefe emotionale Bindung<br />
aufgebaut – ein Auszug kommt<br />
für sie daher nicht infrage.<br />
12
Und für diese Menschen soll die<br />
Leibrente eine Alternative sein.<br />
Wie genau sieht das Modell aus?<br />
Unser Leibrentenmodell ermöglicht<br />
Senioren, das in ihrer Immobilie<br />
gebundene Vermögen nutzbar<br />
zu machen und gleichzeitig<br />
weiter in der gewohnten Umgebung<br />
zu leben. Wir erwerben<br />
Haus oder Wohnung, der Kaufpreis<br />
– das verrentungsfähige Kapital<br />
– wird über eine monatliche<br />
Rentenzahlung abgegolten. Dem<br />
bisherigen Eigentümer wird außerdem<br />
notariell das lebenslange<br />
Wohnrecht zugesichert. Auch<br />
Einmalzahlungen statt oder kombiniert<br />
mit einer Rentenzahlung<br />
sind möglich. Wie hoch die Zahlungen<br />
ausfallen, ist dabei von<br />
verschiedenen Faktoren abhängig,<br />
etwa dem Alter der Verkäufer<br />
und dem Wert der Immobilie.<br />
Spekulieren Sie damit nicht auf<br />
ein frühes Ableben der Kunden?<br />
Wir berücksichtigen in unseren<br />
Konditionen die statistischen<br />
Erlebenswahrscheinlichkeiten<br />
eines Verkäufers aus den aktuellen<br />
Generationssterbetafeln des<br />
Statistischen Bundesamtes. Zudem<br />
wird das Risiko eines plötzlichen,<br />
unerwarteten Todes<br />
durch Mindestlaufzeiten von<br />
fünf bis zehn Jahren, je nach<br />
Wunsch der Verkäufer, zusätzlich<br />
abgesichert. Für die Verkäufer<br />
besteht also durchaus eine<br />
realistische Chance, dass mit der<br />
lebenslangen Zahlungsgarantie<br />
auch deutlich mehr als der<br />
Verkehrswert ausgezahlt wird.<br />
Die Mindestlaufzeiten oder eine<br />
Vollauszahlung des verrentungsfähigen<br />
Kapitals zu Vertragsbeginn<br />
führen aber auch dazu, dass Erben an<br />
der freien Liquidität mit partizipieren können.<br />
Stichwort Erbe: Was sagen die Kinder dazu, wenn<br />
das Immobilienvermögen der Eltern in Form einer<br />
Leibrente aufgezehrt wird?<br />
Vielen wird erst durch unser Leibrentenangebot<br />
bewusst, in welcher Situation sich ihre Eltern<br />
wirtschaftlich befinden. Oft sind die Kinder –<br />
wenn sie es sich bei den eigenen Belastungen<br />
leisten können – bereit, ihre Eltern zu unterstützen<br />
und das gebundene Immobilienvermögen zu<br />
erhalten. Gerade für die ältere Generation ist es<br />
aber oft unangenehm, nun die Hilfe der Kinder in<br />
Anspruch nehmen zu müssen, die vielleicht selber<br />
gerade eine eigene Immobilie abbezahlen. Denn es<br />
war ja für die Eltern immer selbstverständlich,<br />
Verzicht für die eigenen Kinder zu üben. Mit der<br />
Leibrente können beide Seiten profitieren: Die Eltern<br />
wohnen weiter in der vertrauten Umgebung, die<br />
Kinder müssen nicht für sie finanziell aufkommen,<br />
sondern bekommen im Gegenteil sogar eventuell<br />
einen Teil der Leibrente für sich selbst.<br />
Mit der Leibrente betreten Sie den Immobilienmarkt.<br />
Sind sie damit ein Konkurrent der Makler?<br />
Nein, im Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass<br />
Makler die idealen Kooperations- und Vertriebs -<br />
partner für uns sind. Wir erweitern ihre Produkt -<br />
palette um eine weitere interessante Möglichkeit.<br />
Kunden, die für einen klassischen Verkauf nicht zu<br />
gewinnen sind, können über die Immobilien -<br />
verrentung doch noch bedient werden. Zudem fällt<br />
die schwierige Suche nach einem geeigneten Käufer<br />
für die Immobilie weg, da wir als einziger bundesweit<br />
auftretender Immobilieninvestor als Abnehmer zur<br />
Verfügung stehen. Es erübrigen sich also aufwendige<br />
Objektbesichtigungen. Wir bieten unseren Kooperationspartnern<br />
attraktive Vermittlungsprovisionen<br />
und die Zusammenarbeit mit einem professionellen<br />
Team aus unabhängigen Sachverständigen und<br />
eigenen Immobilienkaufleuten. Es eröffnet sich also<br />
ein neuer Markt mit klarer Absatzperspektive. Und<br />
langfristig eröffnen sich gemeinsame Vermarktungsperspektiven<br />
für lastenfreie Immobilien des<br />
Port folios der Deutschen Leibrenten AG. W<br />
13
Die fünf häufigsten Fehler beim Verkauf<br />
von Immobilien<br />
Der Verkauf einer Immobilie sollte nicht unterschätzt werden. Für einen reibungslosen<br />
Ablauf müssen sich Eigentümer intensiv auf den Verkauf vorbereiten. Insbesondere<br />
wenn sie sich entschieden haben, den Verkauf selbst in die Hand zu nehmen. Diese<br />
fünf häufigsten Fehler sollten vermieden werden.<br />
Eine Immobilie zu verkaufen, kostet Zeit,<br />
Geld und oft auch Nerven. Der damit verbundene<br />
Aufwand wird häufig unterschätzt.<br />
Man sollte sich darauf einstellen, dass<br />
der Verkaufsprozess mehrere Monate dauert.<br />
Ob die Erstellung eines Exposés mit ansprechenden<br />
Fotos und einer einladenden<br />
Beschreibung, das Einstellen in verschiedenen<br />
Immobilienportalen, das Beantworten von<br />
Anfragen, Besichtigungen, die Beschaffung<br />
nötiger Dokumente, die Verkaufsvorbereitungen<br />
– eine Immobilie verkauft sich nicht nebenbei.<br />
Nr. 2: Ein überhöhter Angebotspreis<br />
Eigentümer neigen häufig dazu, den Preis ihrer<br />
Immobilie zu hoch einzustufen. Klar, ihr Zuhause<br />
soll möglichst viel einbringen. Den Preis senken<br />
kann man ja immer noch. Aus professioneller<br />
Sicht ist das nicht empfehlenswert. Überzogene<br />
Preisvorstellungen führen dazu, dass Interessenten<br />
ein Angebot entweder von vornherein nicht<br />
ernst nehmen und keinen Kontakt<br />
zum Anbieter aufnehmen.<br />
Oder sie besichtigen die Immobilie<br />
ohne ernsthafte Absichten,<br />
beanspruchen Zeit und kaufen<br />
letztlich doch nicht.<br />
Interessenten gehen davon aus,<br />
dass der ausgeschriebene Angebotspreis<br />
als gesetzt gilt. Nicht<br />
jeder möchte in Preisverhandlungen<br />
wie auf einem Basar<br />
einsteigen. Letztlich wird ein<br />
Angebot so zum Ladenhüter.<br />
Die Folge: Der Verkaufspreis<br />
muss deutlich gesenkt werden.<br />
Potenzielle Käufer vermuten<br />
bei so einer Preiskorrektur, dass<br />
mit der Immobilie etwas nicht<br />
stimmen könnte. Man sollte<br />
daher besser gleich zum marktgerechten<br />
Preis anbieten.<br />
14
© victoia . – Foolia.com<br />
Nr. 3: Nachlässige Präsentation<br />
Ein verwilderter Garten, defekte Glühbirnen,<br />
quietschende Türen und Fenster, ein tropfender<br />
Wasserhahn – es gibt viele Details, die potenziellen<br />
Käufern auffallen und im Gedächtnis bleiben.<br />
Eine attraktive Immobilie sollte entsprechend<br />
sorgfältig präsentiert werden. Auch der Keller<br />
verdient Beachtung. Käufer investieren nicht nur<br />
in Wohn-, sondern auch in Stauraum. Er sollte<br />
daher beim Besichtigungstermin gut zugänglich<br />
und möglichst aufgeräumt sein.<br />
Nr. 4: Kritik persönlich nehmen<br />
Kaufinteressenten haben meistens etwas zu<br />
nörgeln. Entweder weil sie den Kaufpreis drücken<br />
wollen oder die Immobilie tatsächlich nicht gefällt.<br />
So etwas kann auf Dauer frustrieren. Das sollte<br />
man gelassen sehen, die Geschmäcker sind nunmal<br />
verschieden.<br />
Nr. 5: Mehrere Makler beauftragen<br />
Schwierigkeiten beim Immobilienverkauf führen<br />
nicht selten dazu, dass sich Eigentümer nach erster<br />
erfolgloser Suche doch an einen Immobilienmakler<br />
ihres Vertrauens wenden. Oft standen<br />
Objekte bis dahin monatelang in Immobilienbörsen.<br />
Entweder gab es kaum Anfragen oder viele<br />
ergebnislose Besichtigungen. Eigentümer sollten<br />
der Versuchung widerstehen, nun mehr als einen<br />
Vermittler zu beauftragen. Wenn mehrere Immobilienmakler<br />
ein Haus oder eine Wohnung<br />
anbieten, wirkt es auf potenzielle<br />
Käufer als wolle der<br />
Eigentümer dringend verkaufen.<br />
Es entsteht der Eindruck eines<br />
billigen Angebots. Außerdem<br />
werden die beauftragten Makler<br />
unter hohem Konkurrenzdruck<br />
in kurzer Zeit möglichst viele<br />
Interessenten durch die Immobilie<br />
schleusen. Diesen Besichtigungstourismus<br />
braucht wirklich<br />
niemand. Ein professioneller<br />
Makler arbeitet effektiver und<br />
sucht gezielt nach passenden<br />
Interessenten.<br />
W<br />
Von Nicolai Friedrichsen, Bewerter für Wohnimmobilien<br />
des Rhein-Main Immobiliencenter RMI und Autor des<br />
Immobilien- und Livestyle-Blogs Wohnen im Taunus<br />
15
„Ein anfassbares 3D-Modell macht die<br />
Wohnung viel erlebbarer“<br />
Interview mit Laurent Altenburger, Gründer und Eigentümer von FREEFORMA<br />
FREEFORMA präsentiert auf der Deutschen Immobilienmesse 2016 eine Weltneuheit:<br />
3D-Druckerzeugnisse von Wohnungen auf Basis einer Technologie, die bisher vor allem<br />
in der Automobilindustrie zum Einsatz gekommen ist. Die Modelle eignen sich nicht<br />
nur für Immobilienkäufer, sondern auch für Bauträger und Makler.<br />
Herr Altenburger, 3D-Produkte stehen in der<br />
Immobilienwirtschaft hoch im Kurs. Die Bandbreite<br />
der Angebote ist dabei groß. Was genau<br />
bieten Sie und Ihre Firma FREEFORMA an?<br />
Wir gestalten mit einem Team von Architekten aus<br />
2D-Informationen von Wohnungen fertige<br />
3D-Druckerzeugnisse. Der Kunde kann so seine<br />
Wohnung zum einen durch eine frei zugängliche<br />
Software dreidimensional am Bildschirm ansehen,<br />
die Gestaltung ändern und zum anderen auch ein<br />
Modell davon in der Hand halten bzw. dieses seinen<br />
Interessenten präsentieren.<br />
Woher stammt die Technologie und warum ist<br />
sie auch für Immobilien gut geeignet?<br />
„Nur ganz wenige Menschen haben ein<br />
gutes Raumvorstellungsvermögen.“<br />
Die Technologie wurde maßgeblich von der<br />
Automobilindustrie geprägt. Hintergrund ist,<br />
dass nur ganz wenige Menschen ein gutes Raumvorstellungsvermögen<br />
haben. Wenn man aber<br />
ein reales 3D-Modell vor sich hat, können sich<br />
die meisten Menschen gut vorstellen, wie ein Objekt<br />
oder eben auch eine Wohnung real wirken<br />
wird. Produktgestalter<br />
der<br />
Automobilindustrie<br />
arbeiten<br />
daher seit<br />
vielen Jahren mit dem sogenannten Lasersintern-<br />
Verfahren als schnelle Prototyping-Methode.<br />
Lasersintern bietet letztlich maximale Form -<br />
freiheit und Hochauflösung als Weiterentwicklung<br />
des 3D-Druckens.<br />
Warum starten Sie jetzt mit<br />
diesem Angebot?<br />
Die Technologie des selektiven<br />
Lasersinterns (SLS), die wir benutzen,<br />
ist seit 20 Jahren auf<br />
dem Markt. Nun ist aber ein<br />
Patent frei geworden und dadurch<br />
kann sich die Technik<br />
besser verbreiten. Deswegen<br />
wollen wir sie nun auch auf die<br />
Immobilienbranche übertragen.<br />
Hier sind Modelle bisher<br />
relativ teuer. Nach dem Ende<br />
des Bauprojekts werden sie<br />
aber ohnehin entsorgt. Die<br />
3D-Druckmodelle sind dagegen<br />
günstiger und Bauträger<br />
können sie ihren Kunden auch<br />
anschließend zur Wohnungsplanung<br />
überlassen.<br />
Wie lange dauert der Prozess<br />
der Erstellung eines solchen<br />
3D-Modells?<br />
Sofort nach dem Erhalt der 2D-<br />
Grundrisse entwerfen unsere<br />
Architekten im Computer eine<br />
3D-Simulation. Fehlen noch<br />
Daten, fragen wir diese bei den<br />
Kunden nach. Danach folgen<br />
Produktion, Nachbearbeitung<br />
und Versand. Pi mal Daumen<br />
16
dauert der gesamte Prozess<br />
etwa drei Wochen.<br />
Für wen sind die Modelle interessant?<br />
Das Produkt ist ja eigentlich<br />
für den Endkunden bestimmt,<br />
also den Immobilienkäufer.<br />
Unsere Kern-Zielgruppe sind<br />
allerdings alle, die Bauprojekte<br />
vertreiben, wie etwa Bauträger<br />
oder auch Makler. Diese<br />
können die 3D-Modelle ihren<br />
Kunden als Zusatzservice zur<br />
besseren Veranschaulichung<br />
zur Verfügung stellen. Ein<br />
anfassbares 3D-Modell macht<br />
die Wohnung viel erlebbarer,<br />
vergleichbar mit einer Probefahrt<br />
beim Autokauf oder die<br />
IKEA-Ausstellung beim Möbelkauf,<br />
und wirkt beim Empfehlungsmarketing.<br />
Das gilt nicht<br />
nur vor dem Kauf, sondern<br />
auch im Anschluss, wenn die<br />
Kunden die Wohnungseinrichtung<br />
planen. Denn auch da ist<br />
das räumliche Vorstellungsvermögen<br />
gefragt.<br />
Gibt es auch noch andere Bereiche,<br />
für die die 3D-Modelle<br />
von FREEFORMA interessant<br />
sein könnten?<br />
Wir überlegen, unter anderem<br />
später auch den Vermietungsmarkt<br />
zu beliefern. In einigen<br />
Metropolen wie Berlin ist auf<br />
dem Mietmarkt die Hölle los.<br />
Als ich 2009 in der Hauptstadt<br />
eine Wohnung gesucht habe,<br />
waren fünf Interessenten zur<br />
Wohnungsbesichtigung vor<br />
Ort. Beim Auszug zwei Jahre<br />
später standen schon 50 Interessenten<br />
vor der Wohnung.<br />
Vor wenigen Wochen wurde die<br />
Wohnung erneut vermietet und<br />
laut meinem alten Nachbar waren<br />
es diesmal gefühlte 200. Mit<br />
so vielen Leuten ist kein vernünftiges<br />
Gespräch mehr möglich.<br />
Mit 3D-Modellen könnte<br />
man diesen Prozess effizienter<br />
gestalten, zum Beispiel indem<br />
große Wohnungsgesellschaften<br />
Showrooms schaffen, um Interessenten<br />
einen ersten Eindruck<br />
zu verschaffen. Aufgrund der Laurent Altenburger<br />
Wirkung im Empfehlungsmarketing<br />
sind wir zudem dabei, Darlehensvermittler<br />
als zusätzliche Zielgruppe zu testen.<br />
Was kostet ein gedrucktes 3D-Modell einer<br />
Wohnung?<br />
Das ist natürlich abhängig von der Größe. Begonnen<br />
haben wir mit Modellen in Handygröße, was<br />
einem Maßstab von ungefähr 1:200 entspricht. Das<br />
war einigen Kunden aber zu klein. Unser aktuelles<br />
Hauptprodukt hat etwa iPhone-Größe und<br />
entspricht dem Maßstab 1:140. Der Grundpreis<br />
für ein solches Modell liegt bei rund 300 Euro. Der<br />
Richtwert liegt<br />
unter 0,1% des<br />
Kaufpreises einer<br />
Wohnung.<br />
Aktuell arbeiten<br />
wir zudem<br />
„Unsere Kern-Zielgruppe sind allerdings<br />
alle, die Bauprojekte vertreiben wie etwa<br />
Bauträger oder auch Makler.“<br />
an einer Erweiterung auf einen Maßstab von<br />
1:100, was aber natürlich deutlich mehr Kapazität<br />
fordert und damit höhere Kosten bedeutet.<br />
Dadurch verdoppelt sich in etwa der Preis. Im<br />
Grunde sind beliebig große Modelle möglich, da<br />
wir auch ein legoähnliches Stecksystem für die<br />
einzelne Komponenten einsetzen können. W<br />
17
© Colures-pic – Fotolia.com<br />
Steuern sparen durch Vermietung<br />
an nahe Angehörige<br />
Was Vermieter freut, ist für die Mieter ein echtes Problem – steigende Mieten. Um die<br />
eigene Familie finanziell zu unterstützen, können Vermieter vergünstigt an ihre nahen<br />
Angehörigen vermieten. Dabei ist allerdings einiges zu beachten.<br />
Unter Umständen können durch die<br />
Vermietung an nahe Angehörige, wie z. B.<br />
die eigenen Kinder, Steuern gespart<br />
werden. An wen man vermietet, ist schließlich<br />
egal. Grundsätzlich gilt: Die Vermietung an<br />
nahe Angehörige unterliegt den gleichen<br />
Regeln wie zwischen Fremden. Das Finanzamt<br />
prüft allerdings bei der Vermietung an nahe<br />
Angehörige viel genauer, ob eine Vermietung<br />
zum Schein erfolgt, um Steuern zu sparen.<br />
Schriftliche Mietverträge<br />
Ein Mietvertrag kann mündlich oder schriftlich<br />
geschlossen werden. Rechtlich ist das vollkommen<br />
unproblematisch. Bei der Vermietung zwischen<br />
nahen Angehörigen möchte das Finanzamt aber<br />
immer einen schriftlichen Mietvertrag haben. Nur<br />
so kann nachgewiesen werden, wie hoch die<br />
vereinbarte Miete ist und an welchem Tag sie<br />
gezahlt werden muss.<br />
In einem Mietvertrag zwischen<br />
nahen Angehörigen sollten<br />
folgende Dinge unbedingt<br />
vereinbart werden:<br />
W<br />
W<br />
W<br />
W<br />
1. Genaue und eindeutige<br />
Bestimmung der Mietsache<br />
(z. B. Größe, Lage und<br />
Möblierung der Wohnung)<br />
2. Höhe der Miete<br />
3. Zeitpunkt der Mietzahlung<br />
4. Vereinbarung, dass die<br />
Miete unbar gezahlt wird.<br />
Immer 66% der ortsüblichen<br />
Miete einhalten<br />
Ob Reparaturen, Wartungen<br />
oder Kosten für den Haus -<br />
18
meister, für den Vermieter entstehen immer auch<br />
Ausgaben. Damit das Finanzamt diese vollständig<br />
anerkennt, muss die Miete mindestens 66% der<br />
ortsüblichen Miete betragen. Liegt die Miete<br />
darunter, können die Kosten nur anteilig geltend<br />
gemacht werden.<br />
Tipp: Die Höhe der Miete muss regelmäßig überprüft<br />
werden. Steigt die ortsübliche Miete, muss<br />
die vereinbarte Miete eventuell angepasst werden,<br />
denn auch in so einem Fall dürfen die 66% nicht<br />
unterschritten werden.<br />
Überweisen der Miete<br />
Wird an nahe Angehörige vermietet, sollte die<br />
Miete überwiesen werden. Das Finanzamt möchte<br />
nämlich sehen, dass die Miete wirklich gezahlt<br />
wurde. Wichtig ist auch, dass die Miete pünktlich<br />
gezahlt wird. Der Vermieter würde bei der<br />
Vermietung an einen Fremden schließlich auch<br />
nicht monatelang auf die Mietzahlung warten.<br />
Vermietung an unterhaltspflichtige Personen<br />
Ein Grundsatz ist: Die Miete muss man sich leisten<br />
können. Wird zwischen unterhaltsberechtigten<br />
Personen vermietet, darf die Miete nicht zu hoch<br />
sein. Das Finanzamt prüft genau, ob die Miet -<br />
zahlungen tatsächlich von dem Einkommen des<br />
Unterhaltsberechtigten gezahlt werden können.<br />
Die Unterhaltszahlungen sollten nicht mit der<br />
Miete direkt verrechnet werden. Deshalb sollte der<br />
Unterhalt ebenfalls überwiesen werden. Dies ist<br />
wichtig, damit eine klare Trennung für das<br />
Finanzamt ersichtlich ist.<br />
Es ist übrigens kein Problem, wenn Unterhalts -<br />
zahlungen auch zur Mietzahlung verwendet<br />
werden. Es muss allerdings genug Geld übrig<br />
bleiben, damit auch andere Sachen wie z. B.<br />
Lebensmittel bezahlt werden können.<br />
Das Kinderzimmer als Wohnung<br />
Es klingt natürlich verlockend – dem eigenen<br />
Kind das ehemalige Kinderzimmer zu vermieten,<br />
um so die Ausgaben und<br />
Nebenkosten steuerlich geltend<br />
machen zu können. Das Finanzamt<br />
erkennt das aber nicht an.<br />
Denn bei einer Vermietung zwischen<br />
Eltern und Kindern gilt:<br />
Nur eine richtige Wohnung<br />
wird steuerlich berücksichtigt.<br />
Das bedeutet, die Wohnung<br />
muss einen eigenen Eingang, eine<br />
eigene Küche und ein Bad haben.<br />
Lebt das Kind also im Haushalt<br />
der Eltern, wird ein Mietverhältnis<br />
steuerlich nicht anerkannt.<br />
Steuern sparen durch<br />
vergünstigte Vermietung<br />
Durch eine vergünstigte Vermietung<br />
kann nur in ganz<br />
wenigen Fällen die Steuer gespart<br />
werden. Dauerhaft dürfen bei<br />
der Vermietung an nahe Angehörige<br />
keine Verluste erzielt<br />
werden. Das Finanzamt erkennt<br />
die Vermietung zwischen nahen<br />
Angehörigen nur an, wenn auch<br />
Gewinne erzielt werden. Und<br />
diese Gewinne erhöhen sogar<br />
die Steuerbelastung.<br />
Achtung: Durch eine vergünstigte<br />
Vermietung an nahe Angehörige<br />
gehen immer Einnahmen verloren.<br />
Die vergünstigte Vermietung<br />
an nahe Angehörige sollte nur<br />
dann genutzt werden, wenn die<br />
Wohnung nicht anderweitig<br />
vermietet werden kann. So<br />
bleibt das Geld wenigstens in<br />
der Familie.<br />
W<br />
Von Andreas Reichert,<br />
Steuerberater und Vorstand der felix1.de AG<br />
19
© Coloures-pic – Fotolia.com<br />
Die zehn besten Tipps für<br />
eine optimale Baufinanzierung<br />
Der Kauf oder gar Bau einer eigenen Immobilie ist für viele Menschen eine Entscheidung<br />
fürs Leben und mit vielen Ängsten, Hürden und Risiken verbunden. Einer der<br />
wichtigsten Aspekte ist die Finanzierung des anstehenden Projektes. Zehn Dinge sind<br />
dabei besonders zu beachten.<br />
Bei fast jeder benötigten Immobilienfinanzierung<br />
gibt es eine Fülle von Varianten, die<br />
den Kenntnisstand eines normalen Käufers<br />
übersteigt. Hier sollte dem Kreditnehmer<br />
möglichst kein Fehler unterlaufen, da er mit<br />
einer Baufinanzierung für viele Jahre eine<br />
Verpflichtung eingeht. Mit den folgenden Tipps<br />
finden Bauherren die perfekte Finanzierung.<br />
1. Sachkundige Beratung<br />
An erster Stelle steht eine sachkundige Beratung.<br />
Suchen Sie sich bereits im Vorfeld Ihres Projektes<br />
einen spezialisierten Immobilienfinanzierer, der<br />
über das notwendige Wissen und eine langjährige<br />
Erfahrung verfügt. Auch wenn im Internet ein<br />
riesiges Know-how abrufbar ist, hat der Einzelne<br />
doch große Mühe, zwischen den relevanten und<br />
den unwichtigen Daten zu unterscheiden. Dies<br />
trifft besonders für eine anstehende Finanzierung<br />
zu. Zwar können Sie sich im Netz einen ersten<br />
Eindruck verschaffen, doch die<br />
Feinheiten erfahren Sie nur im<br />
Rahmen einer ausgiebigen<br />
Beratung.<br />
2. Mehrere Angebote einholen<br />
Ihre Entscheidung sollte immer<br />
auf dem Vergleich von mehreren<br />
unterschiedlichen Finanzierungsangeboten<br />
basieren. Lassen<br />
Sie sich von Ihrem Berater diverse<br />
Szenarien berechnen. Werfen<br />
Sie dabei besonders einen Blick<br />
auf Größen wie Zinssatz, Tilgung<br />
und Laufzeit.<br />
3. Vergleichbarkeit beachten<br />
Achten Sie auf eine Vergleichbarkeit<br />
der Angebote. Vergleichen<br />
20
Sie nicht „Äpfel“ mit „Birnen“. Nur wenn die einzelnen<br />
Parameter identisch sind, lassen sich unterschiedliche<br />
Angebote auch miteinander vergleichen.<br />
4. Tilgungssatz passend zu Finanzsituation wählen<br />
Wählen Sie den passenden Tilgungssatz zu Ihrer<br />
persönlichen Finanzsituation. Sparen Sie hier nicht<br />
an der falschen Stelle. Sicherlich lässt sich in der<br />
aktuellen Zinssituation eine günstige Finanzierung<br />
abschließen. Allerdings sollten Sie im Gegenzug eine<br />
höhere Tilgungsrate vereinbaren. Immerhin lässt<br />
sich so die Kreditdauer und somit auch die Länge<br />
der finanziellen Belastung reduzieren.<br />
5. Sondertilgung vereinbaren<br />
Erwarten Sie größere unregelmäßige Beträge im<br />
Zeitraum der laufenden Finanzierung, dann vereinbaren<br />
Sie zwingend eine Sondertilgung in Ihrem<br />
Kreditvertrag. Sind weder eine Erbschaft noch eine<br />
berufliche Sonderzahlung in Sicht, so verzichten Sie<br />
auf eine Sondertilgung. Die Erfahrung zeigt, dass nur<br />
sehr selten das Recht zu einer Sondertilgung in Anspruch<br />
genommen wird, auch wenn dies im Vertrag<br />
festgeschrieben wurde. Zumal sich die betreffende<br />
Bank die Sondertilgung unter Umständen bezahlen<br />
lässt, was sich in den Konditionen niederschlägt.<br />
6. Lange Zinsbindung<br />
Ein weiterer wichtiger Parameter ist die Länge der<br />
Zinsbindung. Diese sollten Sie an die aktuelle Zinssituation<br />
anpassen. Aktuell bietet der Markt noch<br />
historisch niedrige Zinssätze. Diese sollten Sie sich<br />
über einen langen Zeitraum sichern. Wählen Sie<br />
daher eine möglichst lange Zinsbindung. Im umgekehrten<br />
Fall nehmen Sie bei einem sehr hohen<br />
Zinssatz eher eine kurze Zinsbindung in Anspruch.<br />
7. Gesamtkosten im Auge behalten<br />
Behalten Sie stets die gesamten Kosten im Auge. Es<br />
kommt nicht nur der reine Kaufpreis für eine Immobilie<br />
auf Sie zu. Häufig müssen Sie noch mit beträchtlichen<br />
Nebenkosten rechnen, die Sie als Käufer ebenfalls<br />
tragen müssen. Im Idealfall decken Sie mindestens<br />
die Nebenkosten mit Ihrem Eigenkapital ab.<br />
8. Langfristig planen<br />
Planen Sie bereits langfristig<br />
einen anstehenden Immobilienkauf<br />
oder ein Bauprojekt in Ihre<br />
Lebensplanung ein. Im besten<br />
Fall versuchen Sie so genügend<br />
Eigenkapital anzusparen. Natürlich<br />
lassen sich auch größere<br />
Zahlungseingänge hervorragend<br />
als ein Ausgangspunkt für das<br />
benötigte Eigenkapital nutzen.<br />
9. Eigenkapital einbringen<br />
Was häufig unterschätzt wird: Mit<br />
einem höheren Eigenkapitaleinsatz<br />
lassen sich die Finanzierungskosten<br />
deutlich senken.<br />
Streben Sie allerdings eine Finanzierung<br />
mit einem sehr geringen<br />
Anteil an Eigenkapital an, so<br />
schlägt sich dies in Form von<br />
Zinsaufschlägen der Immobilienfinanzierung<br />
nieder. Die einfache<br />
Regel lautet: Je höher das Eigenkapital<br />
ist, desto bessere Konditionen<br />
bekommen Sie von der Bank.<br />
10. Förderprogramme nutzen<br />
Beziehen Sie Förderprogramme<br />
in Ihre Finanzierung mit ein.<br />
Zwar existieren bei einem Förderprogramm<br />
immer besondere<br />
Zugangsparameter, allerdings<br />
sollten Sie nicht den Versuch unterlassen,<br />
mögliche Fördermittel<br />
zu beanspruchen. Lassen Sie zumindest<br />
die Chance auf den Griff<br />
in die Fördertöpfe durch Ihren<br />
Finanzierungsberater prüfen. W<br />
Von Jörg Weisenberger, Hüttig & Rompf AG<br />
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„Eine zehnjährige Zinsbindung ist das<br />
Gefährlichste, was man tun kann“<br />
Interview mit Kurt Neuwirth, Gründer und Geschäftsführer der Neuwirth Finance GmbH<br />
Mario Draghi hat den Zins im Euroraum abgeschafft. Der Präsident der Europäischen<br />
Zentralbank musste dafür harsche Kritik einstecken. Zu Unrecht – meint der Zinsexperte<br />
Kurt Neuwirth von Neuwirth Finance. Die Alternative sei noch schlimmer. Zudem erläutert<br />
Neuwirth, was diese Situation für Bauherren bedeutet, die ihr Eigenheim finanzieren wollen.<br />
Herr Neuwirth, Sie gelten als einer der bekanntesten<br />
Zinsexperten Deutschlands. Was sagen Sie<br />
zur viel kritisierten Zinspolitik Mario Draghis?<br />
Über Mario Draghi wird gerade in Deutschland<br />
geschimpft wie verrückt. Der böse Notenbankchef<br />
drückt die Zinsen so weit runter, dass man mit<br />
klassischen Sparformen, Sparbüchern oder Lebensversicherungen<br />
kaum noch Renditen bekommt.<br />
Letztlich machen<br />
die Notenbanken,<br />
was<br />
die ureigenste<br />
Aufgabe der<br />
Politik wäre,<br />
nämlich Bedingungen für eine gut laufende, stabile<br />
Wirtschaft zu schaffen. Wenn Draghi die Geldpolitik<br />
nicht lockert und die Zinsen nicht senkt, müssen<br />
wir uns mit der Alternative auseinandersetzen.<br />
„Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen<br />
mehr Arbeitslose in Europa und eine<br />
Wirtschaft, die kaputt geht.“<br />
Wie sieht diese aus?<br />
Die Alternative sind 10 oder 20 Millionen mehr<br />
Arbeitslose in Europa und eine Wirtschaft, die<br />
kaputt geht. Draghi muss die Geldpolitik lockern,<br />
weil die Wirtschaft nicht ins Laufen<br />
kommt. Ohne lockere Geldpolitik hätten wir ein<br />
Wachstum von Null oder vielleicht sogar darunter<br />
– und dann stecken wir wieder mitten in einer<br />
Rezession. Ist das die bessere Alternative? Ich<br />
kann zwar jeden Sparer verstehen, aber die Alternative<br />
zu Draghis Politik wäre schrecklicher.<br />
Wie wahrscheinlich ist vor diesem Hintergrund<br />
ein Ende dieser Niedrigzinspolitik?<br />
Das kommt auf die Perspektive<br />
an. Auf Sicht von einem Jahr<br />
beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
faktisch 0%. Das Quantitative<br />
Easing wird auf jeden Fall bis<br />
März 2017 betrieben. Danach ist<br />
es wie beim Radfahren. Man<br />
wird vorsichtig und mit Stütz -<br />
rädern austesten, was passiert,<br />
wenn die Anleihekaufprogramme<br />
wegfallen. Dann wird man sehen,<br />
ob das Kind ohne Stützräder fahren<br />
kann, sprich die Wirtschaft<br />
ohne Unterstützung läuft, und<br />
ob die Kreditvergabe wieder<br />
steigt. Allerdings muss man<br />
zudem zwischen Kurzfrist- und<br />
Langfristzinsen unterscheiden.<br />
Inwiefern?<br />
Grundsätzlich bewegen sich<br />
beide zwar in ähnliche Richtungen.<br />
Allerdings unterliegen sie<br />
unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten,<br />
insbesondere bezüglich<br />
der Volatilität. Der kurzfristige<br />
Zins bleibt definitiv bis<br />
März 2017 niedrig, da Draghi<br />
an seiner bisherigen Vorgehensweise<br />
festhalten wird. Der langfristige<br />
Zins wird immer um einen<br />
Prozentpunkt steigen oder<br />
fallen können. Sobald irgendwelche<br />
Nachrichten kommen<br />
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oder Ängste geschürt werden,<br />
sind solche Ausschläge bei langfristigen<br />
Zinsen normal.<br />
Kommt es in ein bis zwei Jahren<br />
zur Zinswende?<br />
Ausschließen kann man das<br />
nicht. Die Geldmenge M3 wächst<br />
bereits seit rund einem Jahr um<br />
etwa 5%. Das ist schon deutlich<br />
mehr als 2014 oder in den Krisenjahren<br />
davor und grundsätzlich<br />
positiv. Die Wirtschaftsindikatoren<br />
zeigen auch erste Verbesserungen<br />
an. Allerdings muss<br />
man hier noch vorsichtig sein, da<br />
man nicht weiß, wie es ohne die<br />
Maßnahmen der EZB ausschauen<br />
würde. Interessant ist zudem,<br />
ob die Kreditvergabe wieder in<br />
Schwung kommt. Aus Italien und<br />
Spanien gibt es diesbezüglich<br />
schon erste positive Anzeichen.<br />
Sollten die Banken dort wieder in<br />
Richtung 60, 70 oder 80% Beleihungsauslauf<br />
gehen, würde das<br />
ebenfalls Schwung verleihen.<br />
Auch in Deutschland bewegt sich<br />
hier etwas. Vor drei, vier Jahren<br />
war zum Beispiel ein Hotel mit<br />
maximal 50% zu beleihen. Heute<br />
werden Hotels wieder mit 70 bis<br />
80% beliehen. Es kann sich also<br />
durchaus wieder in eine andere<br />
Richtung bewegen – und dann<br />
geht die Post richtig ab. Dann<br />
gewinnt Euroland wieder an<br />
Fahrt. Das sieht man zum<br />
Beispiel in Irland schon sehr<br />
schön. Das Land hat seine<br />
Probleme schneller gelöst als der<br />
Rest Europas und 2015 ein<br />
Wirtschaftswachstum von über<br />
5% gehabt. Kommt es europaweit<br />
zum Aufschwung, wird es auch<br />
wieder höhere Zinsen geben.<br />
Noch ist es aber nicht so weit.<br />
Kann es kurzfristig trotz des<br />
Nullzinses noch weiter nach<br />
unten gehen?<br />
Auch das kann man nicht ausschließen.<br />
Der EURIBOR kann<br />
durchaus einen halben Prozentpunkt<br />
ins Minus gehen. Viel weiter<br />
kann ich mir das aber nicht<br />
vorstellen. Das Paket der EZB ist<br />
schließlich bereits jetzt gewaltig.<br />
Kurt Neuwirth<br />
Was bedeutet diese Situation<br />
für Bauherren, die ihr Eigenheim finanzieren<br />
wollen?<br />
„Wer absolute Priorität auf Sicherheit legt,<br />
sollte lieber gleich ein Volltilgerdarlehen<br />
mit festen Zinsen machen.“<br />
Man sollte auf keinen Fall klassischerweise eine<br />
zehnjährige Zinsbindung eingehen. Das ist das<br />
Gefährlichste, was man tun kann. Erstens<br />
verkauft man damit seine Flexibilität. Und diese<br />
Unflexibilität, in die man sich begibt, kostet viel<br />
Geld, mindestens 1% pro Jahr. Zweitens hat man<br />
keine Sicherheit auf die Gesamtdauer der Finanzierung,<br />
denn nach zehn Jahren ist diese in aller<br />
Regel noch nicht durch. Wer absolute Priorität<br />
auf Sicherheit legt, sollte lieber gleich ein Voll -<br />
tilgerdarlehen<br />
mit festen Zinsen<br />
machen.<br />
Das kostet<br />
zwar noch<br />
mehr Geld und<br />
ist noch unflexibler, aber bietet eben absolute<br />
Planungssicherheit. Wer Flexibilität braucht, weil<br />
er nicht weiß, ob er nicht irgendwann wegzieht<br />
oder eine größere Summe für eine Sondertilgung<br />
erbt, ist mit einem EURIBOR-Darlehen besser<br />
bedient. Das ist vermutlich 50% günstiger und<br />
deutlich flexibler. In dem Fall ist aber ein professionelles<br />
Zinsmanagement wie etwa mit dem Zins -<br />
indikator von Neuwirth Finance unverzichtbar. W<br />
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