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Henselowsky Boschmann – Verlagsprospekt 2016

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Brief an Patrick Süskind<br />

Er ist der bekannteste unbekannte deutsche Autor. Patrick<br />

Süsskind meidet die Öffentlichkeit; er gibt keine Interviews.<br />

Aber er schreibt nach seinen weltweiten Bestsellern wie »Das<br />

Parfum« auch keine neuen Romane. Wie seine Hauptpersonen<br />

gilt er als Sonderling, kauzig und genial.<br />

Hermann Beckfeld<br />

Ganz persönlich <strong>–</strong> Beckfelds Briefe<br />

Band 1<br />

Mit Illustrationen von Günter Donatz<br />

160 Seiten · gebunden · Lesebändchen<br />

9,90 Euro<br />

ISBN 978-3-942094-48-1<br />

Briefe an: Mario Adorf · Rudi Assauer<br />

· Peter Bachér · Franz Beckenbauer ·<br />

Boris Becker · Dieter Bohlen · Rainer<br />

Brüderle · Willy Brummer · Howard<br />

Carpendale · Helene Fischer · Maria<br />

Furtwängler · Hans-Dietrich Genscher ·<br />

Götz George · Vincenzo Gerrone ·<br />

Jürgen Gosch · Thomas Gottschalk ·<br />

Werner Hansch · Diana Hetzel · Dieter<br />

Hildebrandt · Susanne Hoeneß · Uli<br />

Hoeneß · Ernst Huberty · Mats<br />

Hummels · E. L. James · Janosch ·<br />

Udo Jürgens · Ina K. · Hellmuth<br />

Karasek · Dieter Kindl · Jürgen<br />

Kossowski · Ute Lemper · Jan Josef<br />

Liefers · Udo Lindenberg · Peter Maffay<br />

· Your Majesty · Lothar Matthäus ·<br />

Costis Mitsotakis · Jojo Moyes ·<br />

Michael O’Leary · Hanns-Josef Ortheil<br />

· Liselotte Pulver · Josef Quadflieg<br />

· Horst Rahe · Adi Raible · Marcel<br />

Reich-Ranicki · Horst Rostek ·<br />

Katrin Sass · Harald Schmidt · Helmut<br />

Schmidt · Gerhard Schröder ·<br />

Edward Snowden · Gertrud Steinbrück<br />

· Peer Steinbrück · Christian Stratmann ·<br />

Heinz Stücke · Franz-Peter<br />

Tebartz-van Elst · Nirmala Toppo ·<br />

Jürgen Vogel · Robbie Williams ·<br />

Sabrina Wilting · Adolf Winkelmann<br />

Bettina Wulff · Christian Wulff<br />

Sehr geehrter Patrick Süskind,<br />

ich weiß nicht, wohin ich die Glückwünsche zu Ihrem heutigen<br />

66. Geburtstag schicken soll. Ich habe gelesen, Sie wohnen<br />

wechselweise in München, Paris oder in Ihrer Villa am Starnberger<br />

See. Aber im Grunde verstecken Sie sich vor den Menschen.<br />

Sie sind unsichtbar, haben kein Gesicht. Die wenigen<br />

Fotos, die im Netz kursieren, sind alt. Sie sind so alt wie das<br />

Buch, das Sie berühmt, das Sie reich gemacht hat: »Das Parfum«,<br />

einer der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts.<br />

Übersetzt in 49 Sprachen, seit 1985 mehr als 20 Millionen Mal<br />

verkauft. Sie haben die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille,<br />

die unglaubliche neun Jahre lang auf der »Spiegel«-Bestsellerliste<br />

stand, mit Ansage geschrieben. Als Kind sagten Sie<br />

einem Freund: »Ich schreibe einen großen Roman, und von<br />

den Einnahmen werde ich leben.«<br />

Grenouille, unter dem Schlachttisch einer Fischbude geboren,<br />

der größte Parfümeur aller Zeiten und späterer Serienmörder,<br />

war ein Sonderling, ein Einzelgänger, ein Kauz, der vor sich<br />

selbst und den Menschen flüchtete, der nur schwer mit dem<br />

Leben zurechtkam. So wie Quasimodo im Roman »Der Glöckner<br />

von Notre-Dame«. Wie Oskar Matzerath, der Gnom aus<br />

»Die Blechtrommel«. So wie Jonathan Noel, der Wachmann<br />

in Ihrer Novelle »Die Taube«. So wie der Musiker, Ihr Antiheld,<br />

der in »Der Kontrabass« mit seinem Schicksal hadert. So wie<br />

Sie, einer der besten Schriftsteller und Drehbuchautoren unserer<br />

Zeit.<br />

Es klingt so kurios, so seltsam, weil ich fast glaube, dass Sie<br />

genau dieses wollten: Das Bild, das ich von Ihnen im Kopf<br />

habe, zeigt Jakob Windisch, den verstörten, eigenwilligen Autor<br />

im Film »Rossini <strong>–</strong> oder die mörderische Frage, wer mit wem<br />

schlief«. Der weltfremde Windisch ist so scheu, dass er sich<br />

das Essen im Nebenraum eines Restaurants servieren lässt;<br />

für kein Geld der Welt will er die Rechte an seinem Roman<br />

an den Filmproduzenten verkaufen. Dieser Produzent, er hat<br />

viel Ähnlichkeit mit Bernd Eichinger, der sich für zehn Millionen<br />

Euro die Rechte an Ihrem Bestseller sicherte. Sie sind weder<br />

zur Premiere noch zu irgendeiner anderen Gala und Preisverleihung<br />

gegangen. Sie haben Auszeichnungen abgelehnt und<br />

in all den Jahrzehnten vier Interviews gegeben. Sie sind abgetaucht<br />

wie Ihre Romanfiguren, die außerhalb unserer Gesellschaft<br />

stehen; die um Liebe und Anerkennung buhlen. Traurige<br />

Gestalten, enttäuscht, verwirrt, frustriert, verletzt.<br />

Lieber Patrick Süskind,<br />

Sie haben eine Lebenspartnerin, einen Sohn, den Sie jeden<br />

Morgen zur Schule bringen. Erst wenn der Junge alt genug und<br />

aus dem Haus ist, würden Sie wieder beginnen zu schreiben.<br />

Ich möchte es gern glauben, bezweifle aber, dass Sie die Kraft<br />

für ein neues Buch haben. Als »Das Parfum« die Bestsellerlisten<br />

stürmte, sollen Sie gesagt haben: »So einen Roman zu<br />

schreiben, ist furchtbar.« Lassen Sie es besser sein. Einer wie<br />

Sie muss sich nichts mehr beweisen. (26.03.<strong>2016</strong>)<br />

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