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KDA-BuB-2013

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HINTERGRÜNDE<br />

Steueroase Kleinwalsertal: Riezerln: 2000 Einwohner – 1 Casino – 8 Banken.<br />

Foto: Philipp Schwarz (Attac Ausstellung zu Steueroasen)<br />

Von der Last zum Segen<br />

Vermögende für eine Vermögensabgabe<br />

„Reicher Mann und armer Mann //<br />

standen da und sah‘n sich an. // Und der<br />

Arme sagte bleich: // ‚wär ich nicht arm,<br />

wärst du nicht reich‘.“<br />

Dieser Reim von Bertold Brecht aus dem<br />

Kindergedicht Alfabet enthält eine tiefe<br />

Wahrheit. Wenn man dem folgt, wie auch<br />

den Argumenten des US-Wirt schaftsnobelpreisträgers<br />

Joseph Stiglitz in seinem<br />

jüngsten Buch „Der Preis der Un gleichheit“,<br />

liegt auf vielen Formen des Reichtums<br />

kein Segen. In der medialen Diskussion<br />

aber wird dieser Zusam men hang<br />

wie auch die große nicht legitimierte<br />

politische und wirtschaftliche Macht,<br />

die mit Geld einhergeht, immer noch<br />

weitgehend ausgeblendet.<br />

In wohlhabenden, aber relativ bescheidenen<br />

Verhältnissen aufgewachsen, war<br />

mir lange nicht bewusst, dass meine<br />

Familie nach herkömmlichen Maßstäben<br />

„reich“ war. Ich selbst bin erst relativ spät<br />

durch (groß)elterliches Erbe zu einem<br />

größeren Privatvermögen gekommen,<br />

das sich ohne viel Zutun meinerseits<br />

„automatisch“ weiter vermehrt hat. Meine<br />

Steuer last hingegen nahm ab. Durch un­<br />

seren Arztberuf – auch meine Frau ist<br />

Ärztin – den wir beide immer engagiert<br />

ausgeübt haben, wäre uns die Anhäufung<br />

eines solchen Vermögens nicht möglich<br />

gewesen. Geld war für meine Arbeitsmotivation<br />

und Wahl meiner Tätigkeit nie<br />

ausschlaggebend. Politisch sozialisiert<br />

durch die 68er-Bewegung gilt für mich<br />

auch heute noch: Geld arbeitet nicht,<br />

sondern es ist menschliche Arbeit, die<br />

gesellschaftlichen Reichtum schafft.<br />

Daher spende und stifte ich inzwischen<br />

auch alle meine Kapitaleinnahmen.<br />

Reichtum gilt gemeinhin als rechtmäßig<br />

erworben, wenn er Frucht eigener<br />

Arbeit ist. Die Wirklichkeit ist aber eine<br />

andere. Gerade die großen Vermögen<br />

sind heute meist ererbt und die großen<br />

Einkommen werden heute häufig „leistungslos“,<br />

durch Kapitalrenditen, verdient.<br />

Dies geschieht nicht zuletzt mittels oft<br />

höchst fragwürdiger, das Gemeinwohl<br />

schädigender „Geschäftsmodelle“ wie<br />

Monopol- bzw. Oligopolmacht, widerrechtliche<br />

Aneignung, Korruption, Steuer hinterziehung<br />

(die EU-Kommission schätzt<br />

die in Europa derart entgangenen Steuereinnahmen<br />

auf 1 Billion Euro jährlich!),<br />

Begünstigung und die verschiedenen<br />

THEMENHEFT: Reichtum, du wirst ein Segen sein<br />

leer aus, weil ihr nicht wirklich bittet. Ihr sprecht Bitten aus. Aber ihr erhaltet nichts, weil ihr um nichts<br />

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