KDA-BuB-2013
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Zwischenruf<br />
„Verantwortlich für die schnelle<br />
Zunahme des Reich tums sind vor allem<br />
veränderte Steuergesetze.“<br />
Die materielle Ungleichheit<br />
hierzulande hat seit 2000 massiv<br />
zugenommen. Einerseits<br />
ist die Armutsquote um über<br />
50 % gestiegen. Andererseits<br />
haben sich die hohen Ein kommen<br />
und Vermögen sehr rasch<br />
vermehrt. So ist die Kluft zwischen<br />
den Bezügen der DAX-<br />
Vorstände und den Gehältern<br />
ihrer Beschäftigten zwischen<br />
1995 und 2012 vom 14-Fachen<br />
auf das 54-Fache gewachsen.<br />
Die Zahl der deutschen Milliardäre<br />
ist allein zwischen 2004<br />
und 2012 trotz der weltweiten<br />
Finanzkrise von 80 auf 115<br />
gestiegen. Die 500 reichsten<br />
Deutschen bringen es mittlerweile<br />
auf ein Gesamtvermögen<br />
von gut 500 Milliarden Euro.<br />
Verantwortlich für die schnelle<br />
Zunahme des Reich tums sind<br />
vor allem veränderte Steuergesetze.<br />
Die reale steuer liche<br />
Belastung der 46 reichsten<br />
Deutschen ist dadurch allein<br />
zwischen 2000 und 2005 von<br />
48,2 auf nur noch 28,7 % gesunken.<br />
Dadurch hat jeder einzelne<br />
von ihnen knapp 34 Mio.<br />
Euro Steuern pro Jahr gespart.<br />
Dem Staat sind allein bei<br />
diesen 46 Personen jährlich<br />
Ein nahmen von über zwei<br />
Millia rden Euro entgangen,<br />
die weiteren Steuersenkungen<br />
nach 2005 gar nicht eingerechnet.<br />
Wenn jetzt über die<br />
großzügigen Stiftungen von<br />
Reichen geredet wird, sollte<br />
man das nicht vergessen.<br />
Außer dem entspricht es vorde<br />
mokra tischen Gepflogen <br />
heiten, wenn nicht gewählte<br />
Gremien, sondern einzelne<br />
Menschen nach ihren Vorlieben<br />
entscheiden.<br />
So lange sie das ergänzend<br />
zu den notwendigen öffentlichen<br />
Leistungen machen, ist<br />
es noch relativ unproblematisch.<br />
Wenn es aber, wie zunehmend<br />
zu beobachten, einen<br />
Ersatz für diese Leistungen<br />
darstellt, weil sie angesichts<br />
der leeren öffent lichen Kassen<br />
nicht mehr bezahlbar sind, ist<br />
es nicht akzeptabel.<br />
Prof. Dr. Michael Hartmann<br />
Institut für Soziologie<br />
TU Darmstadt<br />
Residenzschloß<br />
64283 Darmstadt<br />
22 THEMENHEFT: Reichtum, du wirst ein Segen sein<br />
um die Gunst der anderen, und trotzdem erreicht ihr kein Ziel. Ihr kämpft und führt Krieg und ihr geht doch