OCEAN7 2016-05
Eine Magazinausgabe voller interessanter Reportagen, Yachttests, Neuigkeiten und Produktvorstellungen: Ein Nostalgie-Törn im Süden Dalmatiens; mit einer eleganten Dufour 560 durch die Kornaten; eine Wiener Seglerfamilie, die nach einem schrecklichen Unglück in Kroatien um ihr Recht kämpft; und wohin geht die Entwicklung der Motorboote mit E-Antrieb.
Eine Magazinausgabe voller interessanter Reportagen, Yachttests, Neuigkeiten und Produktvorstellungen: Ein Nostalgie-Törn im Süden Dalmatiens; mit einer eleganten Dufour 560 durch die Kornaten; eine Wiener Seglerfamilie, die nach einem schrecklichen Unglück in Kroatien um ihr Recht kämpft; und wohin geht die Entwicklung der Motorboote mit E-Antrieb.
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Unabhängiges YACHTMAGAZIN für Österreich<br />
<strong>05</strong>/<strong>2016</strong> September/Oktober<br />
So wird die AASW 2017<br />
Gutes noch<br />
besser machen<br />
Wiener Seglerfamilie in Kroatien<br />
Kampf um Gerechtigkeit<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS
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Editorial<br />
Alles was<br />
Recht ist!<br />
Fotos: Marina Punat (1), Fotolia (1)<br />
„Genießen Sie das Leben ohne Kompromisse!“ So wirbt die<br />
Allianz-Versicherung für eines ihrer Produkte. Millionen und<br />
Abermillionen Euros investiert der Konzern in Werbung und<br />
Sportförderung. Wenn es aber um das Bezahlen von berechtigten<br />
Forderungen geht, zieht die Allianz – in diesem Fall die<br />
Allianz Kroatien – alle Register und zögert mit Hilfe einer Armada<br />
an teuren Anwälten den Rechtsstreit mit einer Opferfamilie<br />
aus Wien seit nunmehr acht Jahren in die Länge. Ein<br />
Ende ist derzeit nicht absehbar.<br />
Es war eine erschütternde Tragödie im Urlaubs- und EU-Land<br />
Kroatien: Christian Winkler hat im Jahr 2008 durch einen rasenden<br />
kroatischen Motorbootfahrer einen Sohn verloren,<br />
einem zweitern musste ein Bein amputiert werden. Jetzt ist<br />
Christian Winkler nicht irgendein Urlauber, sondern ein ausgewiesener<br />
Freund des Landes. Er hat noch während des<br />
Balkankrieges den nautischen Tourismus bei seinen kroatischen<br />
Freunden neu belebt und mit Mirno More, der Friendsflotte,<br />
ein großherziges Beispiel für die Versöhnung verfeindeter<br />
Volksgruppen geschaffen. Auf mehr als 100 Yachten segeln<br />
Jugendliche unterschiedlicher Herkunft jedes Jahr und erleben<br />
ein Zusammengehörigkeitsgefühl der besonderen Art.<br />
Bis heute kämpft die Familie Winkler vor dem Gericht in Zagreb<br />
um die ihr zustehende Entschädigung. Lesen Sie unsere<br />
Reportage ab Seite 32.<br />
Noch einmal Kroatien: Ist Ihnen beim Schwimmen am Ankerplatz<br />
nicht auch schon so manches aus diversen Bordtoiletten<br />
begegnet? Bis heute wird in Kroatien eine strikte Benutzung<br />
von Fäkalientanks im Küstenbereich so gut wie gar nicht überwacht.<br />
Entleert wird ausschließlich ins Meer, oft genug direkt<br />
in den Buchten. Wie sollte es auch anders gehen? Schließlich<br />
gibt es in kaum einer Marina Abpumpstationen. Wieder einmal<br />
– wie so oft in diesem Land – macht sich die Marina Punat mit<br />
ihrer Privatinitiative zum Vorreiter: Sie bietet allen Yachten den<br />
kostenlosen Service, ihre Fäkalien- und Grauwassertanks auszupumpen<br />
(Foto links). Damit die Küste und die Ankerbuchten<br />
sauber und das empfindliche ökologische Gleichgewicht erhalten<br />
bleiben. Danke, Marina Punat. Jetzt ist höchste Zeit, dass<br />
auch Kroatien hier etwas unternimmt.<br />
Ganz herzlich, Ihr<br />
Thomas D. Dobernigg<br />
thomas.dobernigg@ocean7.at<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 3
<strong>05</strong>/<strong>2016</strong> September/Oktober 4,50 EUR<br />
Mit News der Verbände YCA, MSVÖ und SFVS<br />
9 190001 016481<br />
<strong>05</strong><br />
<strong>OCEAN7</strong>InhaltImpressum<br />
14 16<br />
Impressum<br />
Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH |<br />
Feschnigstraße 232 | A-9020 Klagenfurt | +43(0)463/4619025<br />
www.ocean7.at | redaktion@ocean7.at | office@ocean7.at<br />
Firmenbuchnummer 1<strong>05</strong>347 y | Landesgericht Klagenfurt |<br />
UID ATU 25773801<br />
Anwendbare Vorschrift: Österreichische Gewerbeordnung,<br />
Mediengesetz (www.ris.bka.gv.at)<br />
Geschäftsführer:<br />
Wolfgang Forobosko<br />
Chefredaktion:<br />
Thomas D. Dobernigg<br />
Lilienthalstraße 30 a<br />
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+43(0)664/73622140<br />
thomas.dobernigg@ocean7.at<br />
Art-Direktion:<br />
Catharina Pichler<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Feldbauer, Birgit<br />
Hackl, Wolfgang Hausner,<br />
Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard<br />
Kikinger, Tahsin Özen, Kirsten<br />
Panzer, Alexandra Schöler-<br />
Haring, Stefan Detjen<br />
Produktion:<br />
Satz- und Druck-Team GmbH<br />
Anzeigen:<br />
Bernd Hofstätter<br />
+43(0)664-5520932<br />
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sechs Ausgaben: 25 Euro<br />
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Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und<br />
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf<br />
der Zustimmung des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten<br />
aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme eines<br />
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zur Veröffentlichung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
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Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1<br />
und 2. Urheberschutzgesetz, sind durch den Herausgeber<br />
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Bei Nichtbelieferung ohne Herausgeber-Verschulden oder wegen<br />
Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche<br />
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Offenlegung für <strong>OCEAN7</strong><br />
(Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz) Jury-Mitglied<br />
Medieninhaber: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />
Feschnigstraße 232, A-9020 Klagenfurt<br />
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<strong>OCEAN7</strong> steht im Alleineigentum von<br />
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Unternehmensgegenstand: Druck bzw. Herstellung<br />
von Druckwerken und Magazinen.<br />
Grundlegende Richtung: <strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin,<br />
das sich an yachtsportinteressierte Österreicher richtet.<br />
Verantwortlich für YCA-Mitteilungen<br />
Yacht Club Austria, Generalsekretariat<br />
A-4020 Linz, Lederergasse 88, www.yca.at<br />
Verantwortlich für Mitteilungen<br />
des Seefahrtsverbandes Süd<br />
Seefahrtsverband Süd, 8<strong>05</strong>2 Graz, Villenstraße 11,<br />
0664/1512226, info@sfv-sued.at, www.sfv-sued.at<br />
Verantwortlich für Mitteilungen<br />
des Motorbootsport und<br />
Seefahrtsverbandes Österreich<br />
Motorbootsport und Seefahrtsverband Österreich,<br />
Ketzergasse 30, 1230 Wien, msvoe@msvoe.at, www.msvoe.at<br />
Inhalt<br />
<strong>05</strong>/<strong>2016</strong><br />
September/Oktober<br />
Rubriken<br />
3 | Editorial<br />
6 | <strong>OCEAN7</strong>-Panorama<br />
8 | Best of<br />
10 | OCEAN-Woman<br />
74 | Bücherschapp<br />
Revier<br />
15 | News<br />
14 | Montenegro<br />
Im Luxus schwojen<br />
16 | Dalmatien<br />
Zu den Inseln im Süden<br />
People<br />
24 | Aussteiger auf den Philippinen<br />
www.<strong>OCEAN7</strong>.at<br />
UNABHÄNGIGES YACHTMAGAZIN FÜR ÖSTERREICH<br />
So wird die AASW 2017<br />
Gutes noch<br />
besser machen<br />
Wiener Seglerfamilie in Kroatien<br />
Kampf um Gerechtigkeit<br />
Coverfoto: Dr. Udo Reichmann<br />
P. b. b. 12Z039473 M · <strong>OCEAN7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />
<strong>OCEAN7</strong> ist ein Magazin der<br />
GmbH
Inhalt<br />
Service<br />
30 | News<br />
32 | Kroatien<br />
Unfallopfer wollen ihr Recht<br />
36 | El Niño<br />
Der weiße Tod bedroht die Korallen<br />
44 | SY Pitufa<br />
Bei den schwarzen Perlen der Südsee<br />
22<br />
Yachten<br />
50 | News<br />
52 | Elektro-Antriebe<br />
Zukunft der Schifffahrt<br />
56 | Dufour 560 Grand‘Large<br />
Yachttest in den Kornaten<br />
Regatta<br />
60 | Zwischen Elba und Korsika<br />
Wettsegeln im Urlaub<br />
42<br />
Verbände<br />
66 | Seefahrtsverband Süd<br />
68 | Yacht Club Austria<br />
72 | Motorbootsport und<br />
Seefahrtsverband Österreich<br />
DEUTSCHLANDPREMERIE:<br />
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<strong>OCEAN7</strong>Panorama
Istrien<br />
Köstliches<br />
Yachtrevier<br />
Istrien kulinarisch<br />
Reisen und Genießen ist des Fahrtenseglers Freud’, ganz besonders in<br />
Istrien. Die kroatische Halbinsel hat sich in den letzten Jahren nicht nur<br />
kulturell, sondern vor allem auch kulinarisch fein herausgeputzt. Wer also<br />
totgebratene Doraden und frustikale Weine geschmackvoll umschiffen<br />
mag, hat mit dem soeben erschienenen Buch „111 Orte in Istrien, die<br />
man gesehen haben muss“ einen Reiseführer zur Hand, der zu ebenso<br />
spannenden wie kuriosen Hotspots auf der gesamten Paninsula führt.<br />
Foto: Porec, Istrien; Frank Heuer<br />
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Bestof<br />
AASW 2017<br />
Ausgezeichnetes<br />
noch besser machen!<br />
Mit einer Rekordteilnahme von 17 Yachten allein in der Einheitsklasse<br />
ging die Jubiläumsausgabe der Alpe Adria Sailing Week <strong>2016</strong> in der<br />
Marina Punat über die Bühne. Zeit zum Ausruhen auf dem Erfolg gibt<br />
es für Fritz Abl, dem Mann hinter der Regattawoche und an der Spitze<br />
der Crew Kärnten im Yacht Club Austria, aber nicht. Er arbeitet<br />
bereits an der AASW 2017.<br />
Das Resümee der Erfolgsgeschichte dieser großen Veranstaltung in<br />
der Adria ist längst gezogen, <strong>OCEAN7</strong> hat darüber ausführlich berichtet<br />
– auch in dieser Ausgabe auf Seite 68. Sämtliche Teilnehmer<br />
waren all die Jahre hindurch voll des Lobes über die perfekte Vorbereitung<br />
und Abwicklung; über die sportlichen Aspekte, den gesellschaftlichen<br />
und kulinarischen Rahmen, den diese Veranstaltung Jahr<br />
für Jahr bringt. Jetzt ist Zeit, in die Zukunft zu blicken. Dazu haben<br />
wir Fritz Abl befragt.<br />
Wie kann man das gebotene Niveau überhaupt so lange halten?<br />
Fritz Abl: Das ist nicht die Frage. Es geht darum, es immer weiter<br />
zu verbessern. Immer neue Anreize zu bieten. Das Besondere an der<br />
AASW ist die Segelkameradschaft und der faire sportliche Wettkampf<br />
unter ambitionierten Fahrtenseglern. Das soll im Vordergrund<br />
stehen. Ich stelle die AASW 2017 deshalb unter das Motto „Regattasegeln<br />
unter Freunden“.<br />
Ein Motto allein wird aber nicht reichen. Es muss mit<br />
Inhalten gefüllt werden.<br />
Fritz Abl: Klar. Wenn man mit Freunden zusammenkommt, bringt man<br />
etwas mit. Wir bringen den Teilnehmern einige finanzielle Schmankerln<br />
mit wie: keine Preiserhöhung bei den Nenngeldern für Schiff<br />
und Crew; einen Frühbucherrabatt von 50 Prozent des Nenngeldes<br />
für die Yacht für alle Crews, die sich bis zum Jahresende verbindlich<br />
anmelden. Die Crew zahlt also statt 250 nur 125 Euro pro Yacht.<br />
Gilt das nur für YCA-Mitglieder?<br />
Fritz Abl: Das gilt für alle Teilnehmer<br />
gleichermaßen. YCA-Mitglieder erhalten<br />
auf das nicht erhöhte Nenngeld<br />
für Crewmitglieder einen weiteren<br />
Rabatt. Sie zahlen statt 230 Euro<br />
bei der AASW 2017 nur 200 Euro.<br />
Auch die Förderung für junge Crewmitglieder erhöht sich. Ein junges<br />
Crewmitglied von bis zu 26 Lebensjahren zahlt nur mehr 100 Euro<br />
Nenngeld. Allerdings sollte dieses Crewmitglied der YCA-Familie angehören,<br />
also YCA-Mitglied sein oder werden.<br />
Zum Sportlichen. Mit welchen Schiffen wird 2017<br />
in der Einheitsklasse gesegelt?<br />
Fritz Abl: Für die Einheitsklasse steht die beliebte Flotte First 35 von<br />
Alternautica/Jezera zur Verfügung. Wir beginnen mit dem Anmeldeprozess<br />
im August und informieren darüber in bekannter Weise.<br />
Über all das werden wir laufend auf unseren Websites in Form von<br />
Info-Newslettern informieren.<br />
Und in den offenen Klassen?<br />
Fritz Abl: Für die offenen Klassen, die sogenannten ORC-Klassen, sind<br />
wir derzeit bemüht, von renommierten Charterfirmen attraktive Angebote<br />
für die Charterer zu bekommen. Auch darüber werden wir<br />
laufend berichten.<br />
Bleibt die AASW auch 2017 in der Marina Punat?<br />
Fritz Abl: Da gilt auch das Motto „Fahrtensegeln unter Freunden“. Die<br />
Marina Punat ist uns ein sehr guter Freund geworden. Wir werden<br />
gemeinsam mit ihr alles daran setzen, dass für die Veranstaltung<br />
selbst der hohe Standard der AASW <strong>2016</strong> mindestens erhalten<br />
bleibt, wobei wir besonderes Augenmerk auf eine Verbesserung des<br />
regattatechnischen Teiles legen werden.<br />
8 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Dragonfly in<br />
Friedrichshafen<br />
Zum Saisonabschluss stellt Multihull Sailing<br />
gemeinsam mit Quorning Boats aus Dänemark<br />
wieder auf der Interboot in Friedrichshafen aus.<br />
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Realität<br />
in der<br />
Gegenwart<br />
Segeln & Kiten<br />
Vom 5. bis 12. November <strong>2016</strong> veranstaltet Sunsail erstmalig eine Kiteboard-<br />
Flottille in den Bahamas. Neben der Flottillen-Crew auf dem Führungsboot<br />
wird Brock Callen, professioneller Kiteboarder und Segler, mit dabei sein und<br />
Tipps für das Kiten und Segeln geben. Maximal fünf Sunsail 444-Katamarane<br />
mit je vier Kabinen nehmen an der Flottille teil. Los geht es an der Sunsail-<br />
Basis in Marsh Harbour auf Great Abaco. „Kitesurfing mit einem Segelurlaub<br />
zu verbinden ist ideal. Man schläft an Bord und kann morgens sofort auf sein<br />
Kiteboard steigen. Mit den Yachten erkunden wir gemeinsam die Abacos,<br />
segeln zu abgelegenen Spots und können überall die besten Winde mitnehmen,“<br />
sagt Kite-Experte Brock Callen. Infos zu den Leistungen und Preise der neuen<br />
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Das ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität<br />
in der Gegenwart: Über Wifi landen bei den<br />
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Irrtümer<br />
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Eine Uhr, die auf Schiffen pro Tag auf<br />
“<br />
ca. 3 Sekunden genau geht, ist undenkbar.<br />
Sir Isaac Newton, Forscher, 1643–1727<br />
I<br />
10 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Hauptsache<br />
bequem<br />
Die neue Nimbus 3<strong>05</strong> Drophead ist eine reinrassige Skandinavierin und somit perfekt für<br />
entspanntes und sicheres Fahren in allen Revieren. „Der Rumpf bietet bei jeder Geschwindigkeit<br />
zwischen 0 und 22 Knoten ein komfortables Gefühl für alle an Bord“, sagt Joacim Gustavsson, der<br />
diese Yacht entwickelt hat. Die 3<strong>05</strong> Drophead ist ein offener Daycruiser und, wie Gustavsson sagt,<br />
„auf Einfachheit im Handling ausgelegt“. Auch mit E-Motor erhältlich. Der Preis: 223.000 Euro.<br />
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<strong>OCEAN7</strong>Kolumne<br />
„Jetzt hast Du dir aber eine Menge Arbeit<br />
gekauft“, sagt der Verkäufer der Yacht<br />
zum Käufer. Dass dem tatsächlich so<br />
ist, weiß unsere OCEAN Woman, die<br />
Weltumseglerin Alexandra.<br />
Krieg gegen<br />
den Rost<br />
... und andere Arbeiten am Schiff<br />
„Schreib’ doch einmal eine Kolumne über die Reling“, sagt<br />
mein Skipper, als er mein verbissenes Gesicht beim Entrosten<br />
der Relingstützen sieht. Ein altes Schiff ist wie ein altes Haus<br />
– man muss es andauernd pflegen, hegen, streicheln, ihm gut<br />
zureden und es entflugrosten.<br />
Entrosten! Das ist mein Job und solange dieser Lieblingsjob<br />
nicht bei 40 Grad Mittagshitze auszuführen ist, hab’ ich mich<br />
damit abgefunden und muss gestehen, sogar fast etwas Meditatives<br />
darin zu sehen.<br />
Nachdem ich gedanklich die Schiffs-To-do-Liste durch- und<br />
übergangen bin, fällt mir, während ich den Reibeschwamm<br />
wieder und wieder in die Putzpaste drücke, ein, dass ich nicht<br />
vergessen sollte, meine Steuererklärung zu machen. Dieser<br />
Gedanke verflüchtigt sich rasch, und ich lande mitten in einem<br />
Rezept für Flammkuchen, das ich für einen Brunch in zwei<br />
Wochen unbedingt ausprobieren sollte. Wäre das nicht auch<br />
ein tolles Gericht an Bord zum Sundowner?<br />
Ich bin bei der Dritten. Relingsstütze, mein’ ich. Von … wievielen<br />
eigentlich?<br />
Ich gestehe: Natürlich entsteht diese Kolumne hier am Schreibtisch<br />
in Wien und deswegen geht Abzählen gerade nicht. Der<br />
Skipper ist mit dem Jung-Skipper segeln auf der Alten Donau<br />
und wenn ich jetzt beginne, die Schiffsfotos zu sichten, werde<br />
ich nie mit dieser Kolumne fertig. Ich denke, es sind insgesamt<br />
zwölf. So viele?<br />
Die Reling! Ich möchte sie dennoch nicht missen.<br />
Der Name Reling kommt laut Wikipedia entweder aus dem<br />
Neuenglischen – railing –, was soviel wie Geländer heißt oder<br />
auch aus dem Niederländischen – regeling –, was mit Riegel<br />
schön übesetzt ist.<br />
Es gibt die feste Reling oder die offene Reling. Bei der festen<br />
Reling findet sich in der Erklärung auch das Wort Schanzkleid.<br />
Oje, das Schanzkleid! Das wird mein nächster Job. Unser Schiff<br />
besitzt ein niedriges, hölzernes Schanzkleid, das gerne durch<br />
Hitze und Feuchtigkeit spröde bzw. rissig wird und eingeölt<br />
werden muss. Mach’ ich im Herbst, versprochen!<br />
In früheren Zeiten zogen die Schiffsschreiner die Deckswand<br />
hoch und verbauten sie mit Holz oder Leinen. Dies diente zum<br />
Schutz vor flachfliegenden Kugeln im Gefecht oder eben Wind<br />
und Wasser.<br />
Heute sieht man die „festen“ Relings (ja, das ist die korrekte<br />
Pluralform!) bei Ausflugsschiffen, Fischerbooten, Coastguarddampfern<br />
etc. – auf Segelbooten eher selten, außer sie stammen<br />
aus dem 18. Jahrhundert.<br />
Foto: Fotolia<br />
12 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
„Die offene Reling besteht aus einer Reihe von senkrecht stehenden Stützen, über<br />
denen waagrecht das Relingprofil liegt.“ Einfach gesagt: Das, was so aussieht wie<br />
ein Zaun, rund ums Schiff.<br />
Wozu eine offene Reling? Zum Beispiel zum Wäsche aufhängen. Oder Festhalten,<br />
wenn man Poseidon opfern muss. Oder einfach, um ein Gefühl von Sicherheit an<br />
Bord zu haben. Netze, die zwischen die Relingstützen gespannt werden, bedeuten<br />
Kinder an Bord. Sehr oft aber auch Katzen bzw. Hunde. Finde ich nicht sehr<br />
sinnvoll, denn zur absoluten Sicherheit müsste man das ganze Schiff damit überund<br />
umspannen. Da wäre es dann wohl besser, den nächsten Urlaub auf dem<br />
Bauernhof zu verbringen.<br />
Übrigens nennt man zusätzlich ans hohe Schanzkleid angebrachte Netze auf<br />
Hochseeschiffen Leichenfänger. Leichen fängt man doch erst, wenn sie schon im<br />
Wasser sind, oder?<br />
Ich liebe diese Arbeit,<br />
wenn sie fertig ist<br />
Unsere Relingstützen sind genau die vorgeschriebenen 90 cm hoch, auf Ausflugsschiffen<br />
müssen sie 110 cm hoch sein. Was aber nach wie vor manch männliche<br />
Crew nicht daran hindert, darüberzupinkeln. Übrigens eine der unseemännischten<br />
Verhaltensweisen weit und breit. Ist bei uns an Bord absolut verboten.<br />
Weiters kann man an der Reling das Dinghi festmachen, sich im Notfall hochziehen<br />
(meist erfolglos), und hat man einen Riesenfisch an der Angel, kann man sich<br />
mit aller Kraft dagegenlehnen. Vorausgesetzt, alle Einzelteile des Schiffszauns sind<br />
entrostet und gewartet. Und man kann Blumenkästen daran festmachen. Zuletzt<br />
gesehen auf dem Neusiedler See auf einem Schrebergartenfloß.<br />
Inzwischen putze ich Numero 10 und mein Skipper unterbricht kurz das Motorservice.<br />
„Relingslogge – das hab ich früher oft gemacht“, und verschwindet wieder<br />
im Dieselnebel.<br />
Gute Anregung! Man wirft ein kleines Hölzchen auf der Leeseite des Buges ins<br />
Wasser und misst die Zeit, die es braucht, um am Heck des Schiffes anzugelangen.<br />
Die folgende Division: Schiffslänge durch gestoppte Zeit und et voilà: die Fahrt<br />
in Knoten!<br />
Andere Division: Zeit der Entrostung durch zwölf Relingstützen ergibt bei großer<br />
Hitze Anzahl der zu trinkenden Wassergläser hoch Sommersprossen verursacht<br />
durch Sonneneinstrahlung.<br />
Ich liebe Mathematik. Und Relingstützen entrosten. Am meisten, wenn ich damit<br />
fertig bin.<br />
Alexandra Schöler ist<br />
WOMAN@ocean7.at<br />
PS: Der Skipper sagt gerade,<br />
es sind 20 Relingstützen …<br />
du meine Güte!<br />
Wir sind Händler für<br />
Einladung für Kurzentschlossene!<br />
Cannes Boat Show<br />
6. bis 11. September <strong>2016</strong><br />
Ausgestellt sind:<br />
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kommen, den beraten wir gerne auf der<br />
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<strong>OCEAN7</strong>Reisetipp<br />
Als „Perle der Adria“ ist Dubrovnik hinlänglich bekannt, doch andere<br />
Länder haben auch kostbare Schätze. Die nur 25 Seemeilen<br />
entfernte Bucht von Kotor beispielsweise ist der naturbelassene<br />
Rohdiamant Montenegros, und Porto Montenegro in Tivat darf wohl<br />
als das feinst geschliffene Kronjuwel im Land der schwarzen Berge<br />
gelten. Der kanadische Investor Peter Munk verwandelte den einstigen<br />
Kriegshafen der k. u. k.-Marine in eine Marina der Superlative<br />
– und zwar in jeder Hinsicht.<br />
So haben in Porto Montenegro Superyachten bis 250 Meter Länge<br />
nicht nur bequem Platz, sondern auch jegliche Serviceleistungen<br />
zur Verfügung. Besonders angenehm: Porto Montenegro ist auch<br />
offizieller Einreisehafen – das mühsame Anlegen und Einklarieren<br />
in Zelenika ist also nicht mehr Pflicht. Diese Formalitäten sind hier<br />
schnell erledigt, während die Liebsten ganz entspannt die von<br />
Palmen gesäumte Promenade und die Designer-Läden auf der<br />
Shopping-Meile erkunden.<br />
Wir sind Kaiser. Den majestätischen Sonnenuntergang in<br />
der Bucht und die beste Küche genießt man im Restaurant De<br />
Gustibus – natürlich nach dem Fingerzeig auf die gewünschten<br />
Meeresfrüchte oder den fangfrischen Fisch an der Fischtheke.<br />
Königlich kann man hier auch wohnen: Das im Stil eines venezianischen<br />
Palazzos errichtete Regent Porto Montenegro Hotel zeugt<br />
nicht nur architektonisch von imperialer Pracht, sondern begeistert<br />
den Gast auch durch seine zahlreichen maritimen Accessoires und<br />
den 20 Meter langen Infinity-Swimmingpool im ersten Stock.<br />
Marina Porto Montenegro. Liegeplätze für Yachten von<br />
12 bis 250 m Länge. GPS: 42˚26.03’N 018˚41.33’E, Tel. +382 (0) 32 660 990.<br />
Regent Porto Montenegro. 5-Sterne-Hotel im venezianischen<br />
Stil mit 57 Zimmern und 30 Suiten. Für längere Aufenthalte werden<br />
auch Luxus-Appartements in den Residenzen des Porto Montenegro zur<br />
Miete und zum Kauf angeboten. Alle Infos: www.portomontenegro.com<br />
1 Nachtleben am 64 m langen Infinity-<br />
Pool des exklusiven Porto Montenegro<br />
Yacht Clubs.<br />
2 Maritimer Luxus in den Zimmern und<br />
Suiten des Regent-Hotels.<br />
3 Marina Porto Montenegro bei Sonnenuntergang<br />
in der Bucht von Kotor.<br />
Land ist nicht genug …<br />
<strong>OCEAN7</strong>-Redakteur und Reisejournalist<br />
Tahsin Özen verrät seine liebsten Hideaways<br />
entlang und abseits der Kielwasser.<br />
14 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
RevierNews<br />
Neues Zuhause<br />
für Megayachten<br />
Biograd<br />
steuert neuen<br />
Rekord an<br />
Das Konzept stimmt, denn bereits jetzt – drei Monate vorher – sind alle<br />
Plätze in der Ausstellungshalle für Ausrüstung bei der Biograd Boat Show<br />
18.0 reserviert! „Wir rechnen mit einer Rekordshow, was Aussteller und ausgestellte<br />
Boote betrifft“, sagt der Sprecher der Veranstaltung, die vom 22.<br />
bis 23. Oktober <strong>2016</strong> in der Marina Kornati als In-Water-Show zum 18. Mal<br />
stattfinden wird. Die Zuversicht nimmt er aus der Tatsache, dass es mit der<br />
kroatischen Bootsindustrie wieder optimistisch aufwärts geht. Die Biograd<br />
Boat Show bietet sowohl Business-to-Business-Möglichkeiten, als auch direkte<br />
Kundenkontakte. Bereits im Vorjahr waren mehr als 300 Aussteller in<br />
Biograd, darunter auch <strong>OCEAN7</strong> als offizieller Partner der Boat Show.<br />
www.bbs.com.hr<br />
Die Olive Island Marina Marina auf der Insel Ugljan vor den Toren<br />
Zadars zählt zu den schönsten kleinen Marinas Kroatiens und gilt in<br />
Skipperkreisen schon längst nicht mehr als Geheimtipp. Die Gründe<br />
dafür liegen auf der Hand: Äußerst gepflegte Anlagen, denen man<br />
auf jedem Quadratzentimeter ansieht, dass die Besitzer selbst mit<br />
Herz und Verstand zu Werke gehen, ein Service, der seinen Namen<br />
auch wirklich verdient, und eine Landschaft, die selbst hektische Naturen<br />
ein paar Gänge zurückschalten lassen. Kurzum: Wer in der<br />
Olive Island Marina einmal festgemacht hat, hat seinen Heimathafen<br />
gefunden. Das gilt auch für die Megayachten. Liegeplätze am Steg<br />
oder an den Moorings sind geschaffen worden für Yachten bis 160<br />
Meter Länge und bis zu fünf Metern Tiefgang. Strom steht am Steg,<br />
abgesichert bis zu 125 Ampere, jederzeit zur Verfügung.<br />
www.oliveisland-marina.eu
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
1 2<br />
Vom Hotspot<br />
zum<br />
Ruhepol<br />
16 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Kroatien/Dalmatien<br />
3<br />
Ein Törn der Erinnerung: Nach exakt sieben<br />
Jahren war ich wieder zwischen Trogir und Mljet<br />
unterwegs. Eine super-perfekte Yacht aus der<br />
Flotte von Pitter Yachting führte mich an alte<br />
Schauplätze zurück. Ein <strong>OCEAN7</strong>-Bericht über<br />
Veränderungen und Gleichgebliebenes in der<br />
dalmatinischen Inselwelt.<br />
Text und Fotos: Thomas D. Dobernigg<br />
4<br />
Es war wie das Ankommen bei guten, alten Freunden. Der<br />
immer noch jung wirkende Wirt der Konoba Ana stand lächelnd<br />
am Steg, reichte uns die Mooring und übernahm die Heckleinen.<br />
„Dobrodošli“, sagte er. „Willkommen. Wieder da. Schön.“<br />
Als wäre ich gerade nur ein paar Tage weg gewesen und er<br />
hätte schon auf uns gewartet.<br />
Dabei waren es auf den Tag genau sieben Jahre, dass ich zuletzt<br />
mit einer Yacht in die weite, gut geschützte Bucht Pomena auf<br />
der Westseite von Mjlet gesegelt war, um<br />
an dem blitzsauberen Steg dieser Konoba<br />
festzumachen. Direkt hinter<br />
der vertäuten Yacht die Tische<br />
des Restaurants, mitten drin ein<br />
Betonbecken, in dem Lobster<br />
und Edelfische wie der Drachenkopf<br />
herumschwimmen.<br />
Wie damals. Wie vor sieben Jahren!<br />
In einer Zeit, in der sich überall sonst<br />
alles so schnell verändert, dass man<br />
kaum mitkommt, war hier alles beim Alten<br />
geblieben: der Wirt, seine Mutter,<br />
die korpulente Chefin in der Küche<br />
und das einfache, saubere Ambiente.<br />
Das glasklare Wasser vor<br />
dem Steg und die Herzlichkeit<br />
des Empfangs. Nur auf der anderen<br />
Seite der Bucht, direkt vor<br />
dem Hotel Odisej, gab es ein paar<br />
Liegeplätze mehr und einige Ausflugsschiffe<br />
lagen hier, deren<br />
Gäste auf Besuch im Nationalpark<br />
waren.<br />
1 Wasserfront von Trogir<br />
2 Leuchtfeuer Rt Struga auf Lastovo<br />
3 Annabella vor der Konoba Ana auf Mljet<br />
4 Bojenfeld auf Sv. Klement<br />
5 Der Wirt der Konoba Ana<br />
5<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 17
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
Zwei Erinnerungen waren es, die mich hierher zurückgebracht haben:<br />
die wild-romantische Schönheit der dalmatinischen Insel Mljet und<br />
der unvergleichliche Geschmack der Languste auf Spaghetti aus der<br />
Küche der Konoba Ana. Beides hat mich auch nach sieben Jahren<br />
nicht enttäuscht.<br />
1<br />
Biken statt Wandern. Über einen Hügel geht es von hier<br />
aus direkt in eine andere Welt – in den naturbelassenen Nationalpark<br />
von Mljet. Vor sieben Jahren bin ich hier gewandert und habe über die<br />
nahezu unberührt wirkende Natur gestaunt, das klare, türkisfarbene<br />
Wasser des Salzsees, die dichten Wälder, die Ruhe und Einsamkeit, die<br />
diese Naturlandschaft ausstrahlt. All das ist so geblieben. Neu hingegen<br />
ein Verleih von tadellos gewarteten, neuen Mountainbikes. Statt zu<br />
wandern, radelten wir diesmal entspannt über die einfachen, aber<br />
gepflegten Wege, die entlang des Seeufers durch den Forst führen.<br />
Wie der Tito-Kommuni<br />
ein Naturidyll vernicht<br />
2<br />
3<br />
Heute ist die Welt hier wieder so, wie sie sein soll und wie sie jahrhundertelang<br />
war, seit illyrische Stämme die Lagune besiedelten, ehe sie<br />
von den Römern erobert wurde. Auf der kleinen Insel Sv. Marija mitten<br />
im Salzsee errichteten Benediktinermönche im 12. Jahrhundert ein<br />
Kloster, bauten eine steinerne Brücke über die Meerenge und eine<br />
kleine, vom Gezeitenstrom betriebene Mühle. Bis dann schließlich<br />
Marschall Tito die Idylle entdeckte. Um mit seiner Yacht in den See<br />
einfahren zu können, ließ er Brücke und Mühle wegreißen und das<br />
Kloster zu einem Gästehaus für sich und seine kommunistischen Bonzen<br />
umbauen. Beinahe wäre das Ökosystem unwiederbringlich gekippt.<br />
Inzwischen sind Tito und seine Politwillkür Vergangenheit und alles<br />
wieder im Lot. Einlaufen von der Adria in die Lagune ist verboten, das<br />
gesamte Gebiet wurde zum streng geschützten Nationalpark erklärt.<br />
Im Segelhandbuch der K. u. k.-Kriegsmarine ist die Insel Mljet, die<br />
damals österreichisch „Meleda“ hieß, so beschrieben: „Nadelholzwaldungen<br />
bedecken den westlichen Teil der wasserarmen Insel, im<br />
östlichen wechselt Gestrüpp mit kahlem Fels. Der Hauptort Babino<br />
polje liegt an den S-Abhängen des Velki und Mali grad, er ist gegen<br />
S von See aus gut sichtbar.“<br />
Fotos: Shutterstock (1), Fotolia (1)<br />
18 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Trogir<br />
Split<br />
Kroatien/Dalmatien xxxxxxx<br />
Drvenik<br />
Veli<br />
Šolta<br />
BraČ<br />
Palmizana<br />
HVAR<br />
ŠĆedro<br />
Sv. Andrija<br />
VIS<br />
Bisevo<br />
KorČula<br />
smus beinahe<br />
et hat<br />
Auf Odysseus‘ Spuren. Ganz im Süden, in der<br />
Mitte der Insel, befindet sich direkt unter der Ansiedlung<br />
Babino Polje die Odysseus-Grotte. Hier soll der griechische<br />
Seefahrer dem Mythos zufolge der Nymphe Kalypso verfallen<br />
sein und sieben ausschweifende Jahre lang lustvoll gelebt<br />
haben.<br />
Aber zurück zur Gegenwart. Wir verabschiedeten uns von<br />
der Konoba Ana und motorten mittags aus der Bucht Richtung<br />
Westen. Die 20 Seemeilen entfernte Insel Lastovo war<br />
unser nächstes Ziel. Nach den diversen Wind- und Wetterprognosen<br />
stellten wir uns auf eine Diesel verbrennende<br />
Motorfahrt ein. Doch schon unmittelbar hinter der Ausfahrt<br />
begann sich das zuvor noch spiegelglatte Wasser zu kräuseln<br />
und eine leichte Brise füllte die Segel. Der Wind frischte<br />
1 So machen die Fischer ihre Boote fest<br />
2 Odysseus‘ Grotte – Liebesnest des Seefahrers<br />
3 Raststation im Nationalpark von Mljet<br />
4 Dichte Wälder und gute Wanderwege auf Mljet<br />
4<br />
Lastovo<br />
Pomena<br />
Mljet<br />
Inseln zwischen Trogir und Mljet<br />
Trogir. Die gesamte historische Altstadt ist seit 1997 Weltkulturerbe<br />
der UNESCO. Ein Bummel durch die engen Gassen gehört zum<br />
Pflichtprogramm. Viele nette Cafés und das hochdekorierte Restaurant<br />
Alka verlocken zu kulinarischen Freuden – letztes bietet neben dem<br />
traditionell am Tisch zubereiteten Beef Tartar Steaks in hervorragender<br />
Qualität. www.restaurant-alka.hr<br />
Mljet. Odysseus soll der Mythologie zufolge hier sieben Jahre im<br />
Liebesnest der Nymphe Kalypso verbracht haben und auch der Heilige<br />
Paulus hat auf Mljet Station gemacht. Höhepunkt ist eine Wanderung<br />
oder Fahrt mit dem Mountainbike durch den idyllischen Nationalpark.<br />
Ein Shuttleboot bietet Fahrten zu dem ehemaligen Benediktinerkloster<br />
auf der kleinen Insel mitten im See. Die tiefe Bucht Polace ist nicht nur<br />
idealer Ausgangspunkt für einen Besuch des Nationalparks, vor der<br />
Konoba Ana gibt es auch kostenlose Mooringplätze mit Stromanschluss.<br />
Hier isst man ganz exzellent mit Blick auf den Sonnenuntergang<br />
und die Yacht. www.mljet.hr<br />
Palmizana. Sichere und gut gewartete Ankerbojen in der Bucht<br />
im Süden der Insel Sv. Klement sind eine gute Alternative zu der<br />
ACI-Marina auf der nördlichen Seite. Von hier geht es zu dem<br />
unvergleichlichen Idyll der Familie Meneghello mit ausgewählter Kunst<br />
inmitten einzigartiger Botanik. www.palmizana.com<br />
Literatur. Alles, was man für einen sicheren und gelungenen<br />
Törn in diesem Revier benötigt, ist an Bord der Charteryachten von<br />
Pitter. Zusätzlich hilfreich ist das Küstenhandbuch Kroatien und<br />
Montenegro aus der Edition Maritim und der Satz 8, Adriatic Sea 2,<br />
der Delius-Klasing-Sportbootkarten.<br />
Richtig chartern. Pitter Yachting bietet an mehreren Stützpunkten<br />
entlang der kroatischen Küste hervorragend gewartete und<br />
bestens ausgerüstete Yachten. Wir waren mit der Annabella ab der<br />
ACI-Marina Trogir unterwegs, einer perfekten Bavaria 43-Fahrtenyacht,<br />
hervorragend gewartet von Pitter-Techniker Stipe. Mit der Nautic<br />
Alliance bietet Pitter inzwischen auch in Griechenland und der Türkei<br />
Yachten mit seiner Qualitätsgarantie an. Die Bavaria 43, Baujahr 2010,<br />
gibt es ab 1.550 Euro/Woche. www.pitter-yachting.com<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 19
<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
immer mehr auf, drehte aber – welcher Segler kennt das nicht?<br />
– direkt aus der Richtung, in die wir wollten. Also gegenan.<br />
Aufkreuzen. Erst unter Vollzeug, dann refften wir kontinuierlich<br />
immer mehr Segelfläche weg. Annabella, unsere Bavaria 43,<br />
legte sich ordentlich ins Zeug, da halfen die nagelneuen Segel<br />
mächtig, die Top-Geschwindigkeit auszureizen. Ich war mit dem<br />
erfahrenen und erprobten Regattasegler Peter vom Wörthersee<br />
unterwegs, der hier all sein Wissen und seine Technik ausspielen<br />
konnte. Ich selbst bin ja eher der gemütliche Fahrtensegler, der<br />
zwar die Segel einigermaßen trimmt, aber dann meist den Autopiloten<br />
die Arbeit erledigen lässt. Nicht so Peter. Er demons -<br />
trierte, welchen Spaß es machen kann, eine Yacht zur Höchstleistung<br />
zu bringen. Ich staunte. Zehntel um Zehntel Knoten<br />
mehr holte er aus der sechs Jahre alten Annabella, immer voll<br />
konzentriert am Steuer und jede Böe ausnützend. Es war ein<br />
süchtig machendes Segeln, immer hart am Wind, immer in rauschender<br />
Fahrt.<br />
1<br />
Ein Anker aus Österreich. Es war bereits nach<br />
Sonnenuntergang und kurz vor dem Dunkelwerden, als wir<br />
nach ein paar allerletzten kräftigen Böen deutlich jenseits der<br />
30 Knoten Wind aus W das Leuchtfeuer Rt Struga rundeten, die<br />
Segel bargen und in der rundum geschlossenen Bucht Skrivena<br />
Luka den Anker fallen ließen. Nicht nur die Bucht war perfekt,<br />
auch der Anker war ein echtes Goldstück: Am Ende der gut 60<br />
Meter Kette steckte schließlich ein österreichisches Patent, der<br />
Jambo-Anker. Er greift sofort und immer, das garantiert seine<br />
Konstruktionsweise. Klaus Pitter weiß, worauf er sich bei seinen<br />
auch sonst erstklassig ausgerüsteten Yachten verlassen kann.<br />
Wir jedenfalls verbrachten eine sorgenfreie Nacht vor Anker,<br />
auch wenn dann und wann der Wind noch zeigte, wozu er<br />
fähig war und unsere Annabella kräftig schwoien ließ. Unter<br />
Deck war davon aber kaum etwas zu merken, da sich in dieser<br />
geschützten Ankerbucht keine Welle aufbauen kann.<br />
Auch hier war ich schon vor sieben Jahren, damals gab es eine<br />
einzige Taverne. Heute sind es drei, allesamt mit Anleger, und<br />
außerdem wurde eine kleine Marina mit einem langen<br />
Schwimmsteg errichtet. Wir allerdings verbrachten den Abend<br />
an Bord und genossen die laue Nacht mit Blick auf den aufgehenden<br />
Vollmond.<br />
2<br />
20 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Kroatien/Dalmatien<br />
3 4<br />
Der perfekte Anker bietet Schiff<br />
und Crew die beste Sicherheit<br />
Moderne Kunst, üppige Vegetation. Was<br />
für ein Gegensatz zum allerersten Tag unserer Nostalgie-Reise.<br />
Wir hatten uns früh von der ACI-Marina Trogir auf den Weg<br />
gemacht, legten einen kurzen, erfrischenden Badestopp in einer<br />
stillen Ankerbucht auf Drvenik Veli ein und segelten dann mit<br />
SE-Kurs nach Sv. Klement. Da alle Wetterberichte eine stabile<br />
und ruhige Nacht versprachen, entschieden wir uns für die<br />
Bucht Vinogradisce im Süden der auf den Seekarten durch die<br />
vielen Einschnitte wie ausgefranst wirkenden Insel. Diese Bucht<br />
liegt genau gegenüber der ACI-Marina Palmizana und direkt vor<br />
den Res taurants der Familien der Kunstmäzenin Dagmar Meneghello,<br />
einer ehemaligen Journalistin aus Zagreb. Die ehemals<br />
karge, wasserlose Insel ist heute ein blühendes Paradies voller<br />
exotischer Pflanzen, außergewöhnlicher Kunst und Kultur. Und<br />
natürlich erstklassiger Gaumenfreuden.<br />
Hier startete der kroatische Inseltourismus im Jahre 1906, als<br />
Professor Eugen Meneghello die besondere Schönheit dieses<br />
ehemals kargen Eilandes entdeckte. Schon die nächste Generation<br />
mit dem erfahrenen Fischer und ambitionierten Gastronomen<br />
Juraj Toto Meneghello sorgte für den Aufschwung der<br />
Jeder Handgriff sitzt!<br />
Genau Genau wie wie bei bei Ihrem Ihrem Versicherungspartner.<br />
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individuelle Yachtversicherung.<br />
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1 Bernd steuert und Segelprofi Peter (rechts) überwacht den Kurs<br />
2 Kunst und üppige Natur in Palmizana<br />
3 Der Weg zu Dagmar Meneghellos Restaurant<br />
4 Eingang zu Totos In-Lokal<br />
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<strong>OCEAN7</strong>Revier<br />
Kunst und Natur auf Schritt und Tritt<br />
1<br />
Palmizana. Aber erst als Dagmar Gebauer, eine junge Journalistin aus<br />
Zagreb, auf der Insel ankam, sich in Toto verliebte, ihn heiratete und<br />
hierblieb, erblühte die Insel zu ihrer vollen botanischen und kulturellen<br />
Schönheit.<br />
„Es war anfangs nicht leicht, von einer großen Stadt wie Zagreb zu<br />
kommen, um an einem fast unzugänglichen, kaum besuchten Ort wie<br />
Palmizana dauerhaft zu leben“, erinnert sich Dagmar Meneghello heute<br />
in einem Interview mit dem Digital Journal. „Ich war von der Zivilisation<br />
und von allen sozialen Kontakten abgeschnitten. Es war hart,<br />
meine Wäsche im Meer zu waschen, da es ja kein Süßwasser auf der<br />
Insel gab. Es war hart, ohne Elektrizität zu leben, an diesem Ende der<br />
Welt. Besonders schwer war es aber für meine Seele. Daher musste<br />
ich Künstler und Kunst auf die Insel holen, um überleben zu können.“<br />
So wurde die Palmizana zu einem beliebten Hafen für Kunst und ihre<br />
Künstler inmitten einer blühenden Botanik, um vieles reicher als das<br />
naheliegende und größere Hvar. Es ist inzwischen die fünfte Mene -<br />
ghello-Generation, die hier die Tradition erhält<br />
und weiter vorantreibt. Das Stammhaus, das Restaurant<br />
auf der Anhöhe der Palmizana, wird in<br />
gewohnt exzellenter Qualität von Dagmars<br />
Tochter Romana betrieben. Hier isst man umgeben<br />
von außergewöhnlichen Werken der<br />
zeitgenössischen Kunst wie eh und je.<br />
Chill-out-Zone. Weiter unten<br />
in Richtung Bucht hat Dagmars<br />
Sohn Toto sein Ressort<br />
den Ansprüchen der Zeit<br />
angepasst. An der Bar<br />
werden erstklassige<br />
Drinks, zwischen<br />
schattenspendenden<br />
Bäumen und exotischen<br />
Blüten und<br />
3<br />
2<br />
4<br />
22 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Blumen den ganzen Tag über Speisen serviert und am Strand davor wird gechillt und<br />
gebadet. In der Bucht hat Toto inzwischen rund 40 Festmacherbojen für Besucher mit<br />
ihren Yachten gesetzt. Alles hat immer noch den einzigartigen, typischen Flair der Meneghello-Ursprünglichkeit,<br />
gemischt mit dem Feeling der Karibik und von Ibiza. Die<br />
Preise bei Toto sind bei allererster Qualität inzwischen auch eben dort angelangt.<br />
Aber genug der verträumten Idylle, zurück in die andere Welt: Lautes Presslufthämmern<br />
und dichte Staubwolken empfingen uns im vollen Stadthafen von Vis. Wir ergatterten<br />
den allerletzten freien Liegeplatz zwischen zwei großen Yachten mit lärmenden Crews,<br />
in unmittelbarer Nähe zu den intensiven Bauarbeiten, durch die noch mehr Liegeplätze<br />
geschaffen werden. Der Stadtteil Kut, wo ich vor sieben Jahren festgemacht hatte und<br />
den ich als verträumt, ruhig und beschaulich in Erinnerung hatte mit einer kleinen Kirche,<br />
ein paar alten Häusern und zwei kleinen Konobas, war inzwischen hoffnungslos<br />
überfüllt mit Yachten, Touristen und Souvenirläden.<br />
Alles geht einmal zu Ende, so auch unser nostalgischer Törn der Erinnerung. Auf Šolta<br />
besuchten wir sozusagen im Vorbeifahren noch ein paar touristisch unverdorbene Buchten<br />
an der Südküste, die alle selbst bei starker Bora zum sicheren Ankern einladen,<br />
entschieden uns dann aber zum letzten Übernachten für die im Norden gelegene Necujam,<br />
wo ich einmal mehr erfreut über die Haltequalität des Jambo-Ankers war. Hier gibt<br />
es an der Ostseite der Bucht eine kleine Konoba mit Aussichtsterrasse, wir genossen aber<br />
den letzten Törnabend an Bord unserer bequemen und sauberen Annabella.<br />
Kurz vor dem Einlaufen zurück an den Pitter-Stützpunkt in Trogir ankerten wir noch für<br />
ein paar Badestunden in karibisch-türkisem Ambiente an der Ostseite der Drvenik zwischen<br />
den vorgelagerten kleinen Inseln Krknjas. Von hier ist es nur ein ganz kurzer Schlag<br />
nach Trogir, wo uns unser Betreuer Stipe am Steg empfing. Er hatte uns sieben Tage<br />
zuvor ein auf Hochglanz poliertes Schiff übergeben, bei dem alles perfekt funktionierte,<br />
das keine Wünsche offen ließ und klare Rückschlüsse auf die hochprofessionelle Qualität<br />
dieses Stützpunktes und des gesamten Unternehmens Pitter Yachting zulässt.<br />
1 Chillige Bar auf Sv. Klement<br />
2 Insel Vis, hier der Blick auf Kut<br />
3 Die saubere Bavaria von Pitter Yachting in einer ruhigen Ankerbucht<br />
4 Er sorgt für perfekte Yachten: Pitter-Techniker Stipe<br />
5 Zurück in Trogir: So ruhig ist es hier währed der Saison nie<br />
5<br />
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So leben sie alle Tage …<br />
Wolfgang Hausner ist Österreichs bekanntester Abenteurer und Weltumsegler. Der<br />
Bestsellerautor („Taboo – eines Mannes Freiheit“) schreibt regelmäßig exklusiv für<br />
<strong>OCEAN7</strong>. Derzeit lebt er auf seinem Katamaran Taboo III und segelt im Revier der<br />
Philippinen. Hier berichtet über die Aussteiger im Fernen Osten.<br />
Text und Fotos: Wolfgang Hausner<br />
Es war Mai, der letzte Chartertörn lag hinter uns und jetzt segelten<br />
wir zügig nach Tambobo am südlichen Ende von Negros.<br />
Die Regensaison war im Kommen, es war Zeit auszuspannen<br />
und auch Taboo III etwas Pflege angedeihen zu lassen.<br />
Tags darauf schob uns ein leichter Wind an Siquijor vorbei,<br />
einer Insel, auf der Voodoo erfolgreich praktiziert wird. Es war<br />
dort, als plötzlich meine Partnerin Loida rief: „Da schwimmt<br />
etwas hinter uns und kommt näher.“ Zuerst war nicht viel zu<br />
sehen, aber dann war der Walhai mit seinen markanten Punkten<br />
nicht zu verkennen. Allerdings eine Kleinausgabe, die wie<br />
eine knapp vier Meter lange Riesenkaulquappe hinter uns<br />
herzappelte. Das ging so zehn Minuten lang, bevor der Planktonfresser<br />
das Interesse verlor und abschwenkte. Wir freuten<br />
uns aber trotzdem über den Besuch.<br />
In Tambobo angekommen, legte ich Taboo III wie üblich an<br />
den Strand der inneren Bucht, wo mein Wiener Freund Karl<br />
ein großes Grundstück besitzt. Dort hatte ich Strom- und Wasseranschluss<br />
von Land und man konnte problemlos über eine<br />
Bambusleiter an Bord kommen. Das Hauptprojekt war dieses<br />
Mal, ein festes Dach über dem Steuerstand zu errichten, auf<br />
dem die vier Solarpaneele montiert<br />
werden sollten.<br />
Aber zuerst musste ich<br />
wieder einmal meinen<br />
Tischler Delfin von<br />
einem Landsmann<br />
loseisen. Michael,<br />
ein sympathischer,<br />
rundlicher Kerl<br />
Anfang der siebzig,<br />
hatte zuvor in achtjähriger<br />
Arbeit den überschweren<br />
Kat Tambobo Boat nach eigenem<br />
Entwurf gebaut, aber nach weniger<br />
als 1.000 Meilen verloren, als<br />
er bei der Abfahrt nach Borneo<br />
1<br />
2
Aussteiger auf den Philippinen<br />
3<br />
ohne Warnung auseinanderbrach. Nach diesem Rückschlag,<br />
finanziell wie emotional, war Michael jedoch nicht unterzukriegen<br />
und baute eine abgespeckte Version. Die absonderliche<br />
Konstruktion war kleiner, leichter und schwamm seit einigen<br />
Monaten. Allerdings gab es technische Probleme, die<br />
Form des Unterwasserschiffes im Heckbereich war ein Desaster,<br />
das Wasser verwirbelte und die zu kleinen Ruder wurden<br />
überhaupt nicht angeströmt. Das sollte bereinigt werden und<br />
dazu setzte Michael sein Boot ebenfalls aufs Trockene, damit<br />
seine Tischler bequem arbeiten konnten, wenn auch nur bei<br />
Niedrigwasser zwischen den Tiden.<br />
4<br />
Michael, von Beruf Grafiker und Künstler, hatte ein echtes<br />
Problem, gutgemeinten Rat anzunehmen, obwohl er herzlich<br />
wenig von der Materie verstand, ließ aber gerne seine oft<br />
skurrilen Ideen in die Konstruktionen einfließen, ohne auf<br />
altbewährte Prinzipien zurückzugreifen. Jetzt war er dabei, das<br />
kantige Heck der Rümpfe abzurunden. Damit würde allerdings<br />
das waagrechte Unterwasserschiff noch länger werden und ein<br />
Aufkreuzen weiterhin verhindern. Ein anderer wunder Punkt<br />
war der aus Plastikabflussrohren, Bambussegmenten und GFK<br />
zusammengeklebte Mast. Er war zu biegsam, hatte Sprünge im<br />
oberen Teil und drohte auseinanderzubrechen. Eine weitere<br />
originelle Idee, die nicht die Erwartungen erfüllt hatte; für mich<br />
war das fast so, als ob Michael immer wieder versuchen würde,<br />
das Rad neu zu erfinden.<br />
In Tambobo liegen meist um die dreißig Yachten vor Anker<br />
oder an einer permanenten Muring, aber weit weniger als die<br />
Hälfte sind bewohnt. Das südliche Ende von Negros bleibt in<br />
der Regel von Taifunen verschont und man kann somit sein<br />
Schiff fast unbesorgt alleine lassen. Mein deusch-kanadischer<br />
Freund Henning, der seinen Kat unter großen Schwierigkeiten<br />
in Brasilien gebaut hatte, war allerdings da. Es war nett, mit<br />
jemandem zu plaudern, der ähnliche Interessen hatte. Wir<br />
1 Ein kleiner Wal kommt zu Besuch<br />
2 Wolfgang beim Waffenkauf in Danao<br />
3 Eine eigenwillige Konstruktion<br />
4 Michael und das alte Heck<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 25
<strong>OCEAN7</strong>People<br />
tauschten die letzten Neuigkeiten aus, und nachdem er bei mir an Bord<br />
war, gab ich ihm gleich eine Plastiktüte mit Taschenbüchern mit.<br />
Tags darauf kam Henning mit seinem Lesematerial an und fragte mich:<br />
„Wolfgang, was ist da los, zwei deiner Bücher waren durchschossen<br />
und im dritten steckt ein Kugel?“<br />
Jetzt erinnerte ich mich wieder an eine Episode, die ein paar Monate<br />
zurücklag, als ich noch die Bucht von Carmen frequentierte. Das kleine<br />
Städtchen Danao ist nicht weit davon entfernt und dafür bekannt, dass<br />
dort illegale Waffen jeglicher Art hergestellt werden. Angefangen von<br />
dem üblichen .38 Kaliber Trommelrevolver und der schweren .45<br />
Halbautomatik bis zur Maschinenpistole wie der KG 9. Eine der Werkstätten<br />
befand sich in den Hügeln oberhalb von Danao und ist mit<br />
einem Fahrzeug in 15 Minuten zu erreichen.<br />
Dorthin war ich mit Francisco unterwegs gewesen, der gute Kontakte<br />
in dieser Szene und selber auch eine Werkstatt hat, um einen Trommelrevolver<br />
für einen anderen Segler zu kaufen.<br />
Wir schlängelten uns auf seinem Motorrad die immer enger werdende<br />
Straße hoch und waren bald in einem kleinen Dorf, stellten das Motorrad<br />
ab und gingen auf einem Trampelpfad weiter. Die Werkstatt<br />
befand sich unter einem Nippa-Dach im Garten, wo der Mann gerade<br />
an einer Maschinenpistole herumfeilte.<br />
Auf den Philippinen hat ja jedes Geschäft einen Wachposten, selbst<br />
eine Eisdiele ist da keine Ausnahme. Diese Männer verdienen sehr<br />
wenig, könnten zwar eine Pistole im Waffengeschäft legal erwerben,<br />
aber nicht den Preis zahlen. Diese Kleinbetriebe unter dem Radar füllen<br />
also einen Bedarf und fertigen fast jede gängige Waffe um weniger<br />
als den halben Preis an. Kein Wunder also, dass da eine Nachfrage<br />
besteht, auch wenn man auf die eingestanzte Seriennummer verzichten<br />
muss. Natürlich wäre es übertrieben zu behaupten, nur Wachpersonal<br />
würde beliefert, eine 9 mm-Maschinenpistole vor einem Imbissladen<br />
wäre ja doch eine Übertreibung. Zu den Kunden gehört aber auch<br />
Militärpersonal, das sich eine zweite Waffe zulegen möchte.<br />
26 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Aussteiger auf den Philippinen<br />
Ehe ich den Revolver weitergab, wollte ich sie selber noch<br />
einmal auf Durchschlagskraft testen. Ich lehnte im Salon auf<br />
der Sitzbank einige dicke, schon gelesene Taschenbücher<br />
hintereinander auf und schoss drauf. Das Resultat war beeindruckend,<br />
danach wanderte der Stapel wieder zu den anderen<br />
Büchern und es war diese Tüte, die dann Henning mitnahm.<br />
Kurz darauf wurde ein Yachtie in Danao auf der Straße von<br />
der Polizei geschnappt, als er mit Drogen unterwegs war. Ich<br />
bin aber sicher, dass der Brasilianer Sam verpfiffen worden ist.<br />
Noch dazu hatte er eine Pistole bei sich und später stellte sich<br />
heraus, dass sein Pass voller ungültiger Stempel war. Sam hatte<br />
sich selber die Aufenthaltsgenehmigung immer wieder verlängert<br />
und so etwas wirkt wie ein rotes Tuch auf die Einwanderungsbehörde.<br />
Das mit den gefälschten Stempeln geht seit<br />
einiger Zeit sowieso nicht mehr, jetzt wird ein mehrfarbiger<br />
Sticker in den Pass geklebt.<br />
Es ist auch nicht so, dass man bei jeder Gelegenheit angehalten<br />
und durchsucht wird. Als mich Francisco einmal nach<br />
Carmen zurückführte, gerieten wir in eine Polizeikontrolle, in<br />
der nur Motorräder gestoppt wurden. Francisco hatte kein<br />
Problem und niemand wollte etwas von uns, aber neben uns<br />
wurde ein Jugendlicher total perlustriert. Der Polizist durchsuchte<br />
eigenhändig alle Hosentaschen des verdächtig aussehenden<br />
Kerls nach Drogen und zerlegte auch die Kappe.<br />
Während das passierte, bremste sich ein Motorradfahrer<br />
knappe hundert Meter hinter uns ein und war im Begriff,<br />
hurtig umzudrehen, um nicht in die Kontrolle zu geraten. Ein<br />
behäbiger Polizist rannte brüllend los, zog den .45 Colt und<br />
schoss zur Warnung dreimal in die Luft. Der junge Mann ließ<br />
sich aber nicht einschüchtern, gab Gas und flitzte davon.<br />
Sam kam einige Wochen zuvor bei mir in Carmen vorbei und<br />
erzählte, er hätte jede Menge Sachen zu verkaufen, ich sollte<br />
ihn auf jeden Fall auf seinem Schiff im Danao Ship Yard besuchen.<br />
Er konnte oder wollte mir nicht sagen, was er auf<br />
Lager hatte und an solchen dubiosen Geschäften war ich nicht<br />
interessiert. Jetzt brauchte er Geld, um sich freizukaufen und<br />
warf seine Yacht auf den Markt. Der Italiener Fernando, der<br />
für Virginia Foods – eine Firma die hauptsächlich Würstchen<br />
und Schinken herstellt – arbeitet, witterte ein Schnäppchen<br />
und leistete eine Anzahlung. Fernando hatte mich schon einige<br />
Male vorher genervt, weil er immer wieder etwas über Yachten<br />
und Segeln wissen wollte und mich zu unpassenden Zeiten in<br />
endlose Gespräche verwickelte. Auch war er ein Typ, der<br />
immer etwas von anderen wollte und das umsonst.<br />
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<strong>OCEAN7</strong>People<br />
Kurz darauf wurde Sam deportiert und Fernando war damit<br />
günstig zu einem Boot gekommen. Allerdings ohne Schiffspapiere,<br />
weil Sam auch keine gehabt hatte und damit die Herkunft<br />
des Schiffes eher undurchsichtig war. Fernando rief mich<br />
an und fragte mich, ob ich ihm bei der Beschaffung von<br />
Schiffspapieren helfen könnte, was ich verneinen musste.<br />
Zuerst verlegte er sein Boot in die Bucht von Carmen, um sich<br />
die Liegegebühren im Danao Ship Yard zu sparen, aber die<br />
Rechnung ging nicht auf. Wenige Tage später wurde sein neuer<br />
Besitz während eines Unwetters mit niemandem an Bord an<br />
Land geworfen. Fernando hatte keine Ahnung vom Segeln,<br />
begann aber langsam, Lehrgeld zu zahlen. Er ließ die Yacht<br />
bergen, in den Ship Yard zurückschleppen, damit war das<br />
Schiff wieder am alten Liegeplatz vertäut, den auch Sam vorher<br />
frequentiert hatte.<br />
1<br />
J. J. Neben meiner gewohnten Stelle am Strand in Tambobo<br />
lag seit fast zwei Jahren ebenfalls der Trimaran Evening<br />
Star, der ursprünglich einem amerikanischen Ehepaar gehört<br />
hatte. Als der Mann starb, kaufte ein französisches Paar der<br />
Witwe das Schiff ab. Jean Jacques hatte die vorherigen Eigner<br />
vor Jahren im Südpazifik mehrmals getroffen, kannte das Boot<br />
gut und verzichtete auf eine gründliche Inspektion, was aber<br />
ein gravierender Fehler war.<br />
Jean Jacques, allgemein J. J. genannt, ein sportlicher Endfünfziger,<br />
und seine etwas jüngere, ebenfalls französische Partnerin<br />
Cathy, segelten ab, kamen aber nicht weit. Der Hauptrumpf<br />
füllte sich Stunden später rapide mit Wasser und nur die beiden<br />
Ausleger verhinderten ein totales Absacken. Bevor es<br />
dunkel wurde, konnten sie ein Fischerboot alarmieren, welches<br />
das Wrack im Schneckentempo zurück in die Bucht von<br />
Tambobo schleppte. Evening Star lag vorerst am Strand, regelmäßig<br />
gurgelte das Wasser mit der Flut in den Rumpf und bei<br />
Ebbe lief es wieder raus. Das Unterwasserschiff war total<br />
verrottet, bei der ersten Belastung nach mehreren Jahren hatte<br />
der Mast nach unten gedrückt und den Rumpf anscheinend<br />
auseinandergequetscht.<br />
J. J. errichtete mehrere Sockeln aus Beton und Ziegeln, um<br />
sein Boot mit Hilfe von hydraulischen Wagenhebern aus dem<br />
Wasser zu stemmen. Eine Sisyphusarbeit, die nur langsam<br />
voranging, weil ja immer wieder Holzstücke untergelegt werden<br />
mussten, ehe der Trimaran wieder angehoben werden<br />
konnte. Die Reparatur überstieg das Können von J. J., aber er<br />
hatte Glück: Der Deutsche Schelmie auf seinem Wharram-<br />
Katamaran Vakataiea war gelernter Bootstischler und wurde<br />
mit der Reparatur beauftragt. Schelmie begann, in der faulen<br />
Materie zu wühlen, baute den Rumpf von unter wieder auf<br />
und beendete die Arbeit in einer Zeit, die jeden nur staunen<br />
ließ.<br />
Bald danach begann es zwischen J. J. und Cathy zu kriseln,<br />
die Streitereien schallten lautstark über die Bucht und sie<br />
28 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Aussteiger auf den Philippinen<br />
trennten sich. Cathy wollte allerdings ihren finanziellen Anteil,<br />
den sie in das Boot investiert hatte, wieder zurückhaben, und<br />
als J. J. nicht einwilligte, verklagte sie ihn.<br />
Der Rechtsstreit zog sich in die Länge. J. J. arbeitete zwischenzeitlich<br />
am Schiff – es gab ja noch andere morsche Stellen –,<br />
aber sobald er eine repariert hatte, fand er eine weitere.<br />
Eines Tages hatte er die Nase voll, warf das Handtuch und flog<br />
nach Florida, um nach einem Gebrauchtboot zu suchen. Dort<br />
wurde er nicht fündig, aber in Tahiti erwarb er günstig einen<br />
alten Piver-Trimaran namens Kaoha, mit dem er ein Jahr später<br />
in Tambobo auftauchte. Kurz zuvor hatte der Richter Evening<br />
Star Cathy zugesprochen und sie hatte bereits einen<br />
Käufer zur Hand.<br />
Ich war an Deck von Taboo III, als sich J. J. und Cathy keine<br />
zwanzig Meter weit entfernt zum ersten Mal wiedertrafen: J. J.<br />
machte freundliche Nasenlöcher und wollte einlenken, kam<br />
aber damit an die falsche Adresse. Die Konfrontation schaukelte<br />
sich im Nu zu einer temperamentvollen französischen<br />
Schreierei ohne gemeinsamem Nenner auf. Cathy haute ab,<br />
sie lebte ja an Land, und J. J. fuhr zu seinem Boot zurück, war<br />
aber gleich wieder da und begann, Evening Star auszuräumen:<br />
Segelsäcke, ein Generator, Außenborder, Seile und andere<br />
Sachen türmten sich bald in seinem Beiboot, mit dem er abfuhr.<br />
Danach begann er, Winschen abzumontieren, Fallen<br />
auszuscheren und das brandneue Beiboot ins Wasser zu lassen.<br />
Zum Schluss wechselte er den Baum gegen seinen eigenen<br />
aus. Danach war ein ziemlicher Krach unter Deck zu<br />
hören, J. J. zertrümmerte in einem Wutanfall das Mobiliar, wie<br />
er mir später erzählte.<br />
Tags darauf kam Cathy mit ihrem französischem Freund Chris<br />
an und als sie Bescherung sah, paddelten sie gemeinsam zu<br />
J. J. hinaus. Chris drosch mit einem Metallteil auf den Trimaran<br />
ein, woraufhin J. J. ins Wasser sprang und das Beiboot mit den<br />
beiden zum Kentern brachte. Cathy schwamm an Land, alarmierte<br />
die Küstenwache und behauptete, J. J. hätte versucht,<br />
sie umzubringen. Die Coast Guard schwärmte aus, um den<br />
2<br />
flüchtigen J. J. festzunehmen, der sich mittlerweile im Wald<br />
versteckt hatte. Er erkannte aber bald die Aussichtslosigkeit<br />
seiner Situation. Die Coast Guard hatte sein Beiboot in Gewahrsam<br />
genommen, patrouillierte in der Bucht auf und ab<br />
und hielt ein Auge auf seinen Trimaran. Er konnte also nicht<br />
unbemerkt zurück. Also stellte er sich und wurde auf die Polizeistation<br />
in Siaton gebracht. Dort spielte er bald mit den<br />
Beamten Ping-Pong, obwohl er in einer Zelle eingesperrt hätte<br />
sein sollen, und sein Schäferhund, den er mitgebracht hatte,<br />
wurde auch gefüttert. Sein Rechtsanwalt löste J. J. zwei Tage<br />
später aus und er war wieder in Tambobo auf Kaoha. Allerdings<br />
hatte er jetzt unter anderem eine Klage wegen Mordversuches<br />
am Hals, was sicherlich übertrieben war. Erstens konnte<br />
Cathy schwimmen und zweitens das Beiboot nicht untergehen.<br />
Aber das sollte alles erst mühsam und zeitraubend vor Gericht<br />
geklärt werden. J. J. bat mich, einige Fotos für seinen Anwalt<br />
zu machen, um den Tathergang zu rekonstruieren und die<br />
Unsinkbarkeit des Beibootes zu beweisen.<br />
Auch war er war ziemlich deprimiert über seine momentane<br />
Situation und war sich nicht im Klaren, wie es weitergehen<br />
sollte.<br />
Ich sagte ihm, er hätte nur zwei Optionen:<br />
1. Er bleibt in Tambobo, wird in einen jahrelangen Prozess<br />
verwickelt, der ihm absolut nichts bringen würde außer erhebliche<br />
Unkosten. Selbst wenn er wegen des Mordversuches frei<br />
ausgehen sollte, würde Cathy ihn sicherlich auf Schadenersatz<br />
klagen, ihr Käufer hatte ja bereits das Weite gesucht.<br />
2. Er haut bei Nacht und Nebel mit seinem Schiff ab. Das<br />
Ausklarieren könne er vergessen, weil er wegen seiner Klage<br />
am Hals das Land nicht verlassen dürfe. Er könnte aber nie<br />
wieder auf die Philippinen zurückkehren. Damit wäre er seine<br />
Sorgen los und könnte das tun, was er ursprünglich vorhatte,<br />
nämlich segeln und neue Reviere entdecken.<br />
J. J. meinte, er würde sich das überlegen. Ein paar Tage später<br />
war sein Ankerplatz frühmorgens leer und er auf seinem Handy<br />
nicht mehr erreichbar. Er hatte anscheinend die Option 2 gewählt<br />
…<br />
1 Der Franzose J. J.<br />
2 Evening Star und Taboo III am Strand<br />
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ServiceNews<br />
Sicherheit an Bord:<br />
Reif für den SeaHelp-<br />
Gas-Check?<br />
Aus Sicherheitsgründen verlangen die ausstellenden Stellen mittlerweile bei<br />
der Verlängerung des Seebriefs generell eine Prüfung der an Bord befindlichen<br />
Gasinstallationen. Und auch viele Versicherer legen besonderen Wert auf Sicherheit<br />
in Sachen Gasinstallationen.<br />
Deshalb bietet beispielsweise SeaHelp, der nautische Pannendienst, Prüfungen<br />
nach G 608 insbesondere für deutsche und österreichische Eigner in Kroatien,<br />
Slowenien, Italien, Spanien und natürlich an der Ostseeküste an. Unter der<br />
Bezeichnung „Merkblatt nach G 608“ hat der Deutsche Verband Flüssiggas e.V.<br />
mit Sitz in Berlin die Prüfvorschriften und -empfehlungen zusammengefasst. Sie<br />
gelten mittlerweile fast europaweit.<br />
Gerade im Ausland hatten Eigner das Problem, dass sich kein Sachkundiger<br />
finden ließ, der dort vor Ort in den Marinas die Schiffe entsprechend abnehmen<br />
konnte. Deshalb schickte SeaHelp eigens Mitarbeiter zur Schulung an die<br />
Flüssiggas-Akademie, die nun die Schiffe im Ausland entsprechend überprüfen.<br />
Gerhard Robl, der für SeaHelp in Sachen Sicherheit an Bord im Einsatz ist:<br />
„Die Nachfrage ist enorm, viele Gasanlagen wurden schon seit 20 Jahren nicht<br />
SeaHelp an Bord: Wer über die<br />
SeaHelp-Homepage einen Termin bucht, bekommt an<br />
Bord Besuch von Gerhard Robl, dem<br />
SeaHelp-Fachmann für Gasprüfungen. Er<br />
absolvierte eigens einen Lehrgang an der<br />
Flüssiggas-Akademie in Deutschland.<br />
Nässe bleibt draußen<br />
Für das Outdoor-Unternehmen Columbia aus dem regnerischen Pazifischen<br />
Nordwesten (USA) ist Regenkleidung eine überaus ernste Angelegenheit.<br />
Die innovativen OutDry Extreme-Regenjacken und -hosen wurden überall<br />
weltweit getestet – von der eigenen verregneten Ecke in Oregon, USA,<br />
über Irland bis nach Neuseeland. Wir hatten Anfang Sommer auch<br />
ausgiebig Gelegenheit, die neue Titanium-Jacke auf Herz und Nieren zu<br />
prüfen. Zum Glück hat sich die neue Technologie einer wasserfesten<br />
und atmungsaktiven Membran auf der Außenseite bewährt. OutDry<br />
Extreme hielt, was die Werbung versprach. Die OutDry Diamond aus<br />
der Titanium-Linie besitzt vollständig versiegelte Nähte mit auffälligem,<br />
externem Naht-Tape und 2-Wege-Unterarmbelüftung. Mit abriebfesten<br />
Schulter- und vorgeformten Ellbogenbereichen, konturierten Bündchen<br />
und einem Tunnelzug am Saum mit verbesserter Silikon-Verstärkung ist<br />
diese Jacke genau die Richtige für ernsthafte Outdoor-Exkursionen auf<br />
und am Wasser. Und hält warm und trocken, auch wenn ganz viel H 2O<br />
von oben kommt. Modelle für Herren und Frauen.<br />
www.columbiasportswear.at<br />
30 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
mehr untersucht, entsprechend schlecht ist deren Zustand.“ Ob die Skipper nach<br />
der Gasprüfung dann auch eine Reparatur bzw. Instandsetzung der Gasinstallation<br />
in Auftrag geben, bleibt ihnen selbst überlassen.<br />
Wer jetzt meint, ein sachkundiger SeaHelp-Mitarbeiter sollte die Gasinstallation<br />
einmal überprüfen, kann auf der SeaHelp-Homepage gleich einen Termin buchen und<br />
sich auch weiterführend über das Thema Flüssiggas an Bord informieren.<br />
Reglerdatum: Auf den<br />
Reglern ist ein Herstellungsdatum<br />
aufgedruckt. Ein Gasregler sollte<br />
nicht älter als sechs Jahre sein.<br />
Schlauchdatum: Nicht nur der Regler, auch die<br />
Gasschläuche sollten hin und wieder überprüft werden. Sind<br />
sie älter als sechs Jahre, müssen sie aus Sicherheitsgründen<br />
ausgetauscht werden.<br />
Druckprüfung: Eine Druckprüfung<br />
gehört immer zur fachgerechten Gasprüfung<br />
dazu, um versteckte Gaslecks festzustellen<br />
und aufzuspüren.<br />
Von Steg<br />
zu Steg<br />
Seit mehr als 30 Jahren entwickelt und produziert<br />
Navionics elektronische Navigationskarten und -systeme<br />
für den Einsatz nicht nur auf dem Wasser. Jetzt<br />
macht es Navionics den Bootsfahrern noch leichter.<br />
Mit der neuen Funktion Autorouting von Steg zu Steg<br />
wird es für Bootsfahrer noch einfacher, ihre Ausfahrten<br />
mit einem Mobilgerät zu planen. Die App bietet<br />
zahlreiche Möglichkeiten und erstellt dank aufwändiger<br />
Algorithmen und einer großen Menge an Daten<br />
schnell Routen von einem Ausgangs- zu einem Zielpunkt,<br />
und das selbst durch schmale Passagen und<br />
Kanäle, wo man Hilfe am meisten braucht. Mit einer<br />
einfachen Eingabemodalität kann der Skipper A und<br />
B einer Strecke bestimmen, indem er auf die Karte<br />
tippt, den Wert Lat/Long eingibt oder einen POI (Point<br />
of Interest) wie Hafenbüros, Marinas und Liegeplätze,<br />
Tankstellen, Restaurants und Bars, Geschäfte, Taxis,<br />
Reparaturzentren und Händler wählt. Eine detaillierte<br />
Route wird unter Berücksichtigung der Kartendaten,<br />
Navigationshilfen, Wassertiefe usw. berechnet. Die<br />
App zeigt die Route und weist sogar auf Warnungen<br />
vor Untiefen, Brücken und sonstigen Gefahren entlang<br />
der Strecke hin. Zudem werden der geschätzte Treibstoffverbrauch,<br />
die Distanz und ETA angezeigt. In der<br />
neuesten Version erscheinen die POIs in der Nähe des<br />
Ziels automatisch mit Telefonnummern und anderen<br />
wertvollen Informationen wie VHF-Kanäle der Marinas<br />
im Menü von Autorouting.<br />
www.navionics.com<br />
Auf in die<br />
Ostsee<br />
Bereits zum 19. Mal findet vom 2. bis 6. September in einem der<br />
schönsten Reviere in der Ostsee der Hanse Cup statt. Das wird<br />
zwischen Greifswald, Hiddensee und Stralsund geboten: Freude am<br />
sportlich fairen Wettkampf mit vielen Hanse- und Dehler-Crews. Unterhaltsame<br />
Abende mit Bier und regionalen Spezialitäten. Mitsegeln kann<br />
jeder, der eine Hanse- oder Dehler-Yacht besitzt oder chartert. Die<br />
Auswertung erfolgt nach Yardstick. Segelanweisungen und Kurse finden<br />
jeden Morgen statt.<br />
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<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Warten<br />
auf<br />
Recht!<br />
Wie die Allianz<br />
Unfallopfer aus<br />
Wien hinhält<br />
Christian Winkler und seine Familie<br />
kämpfen nach einer Unfalltragödie seit<br />
Jahren um ihr Recht. Doch die Allianz<br />
Kroatien spielt ein böses Spiel auf Zeit:<br />
„Dabei wollen wir endlich nur Gerechtigkeit<br />
für meine Söhne Tobias und Nico“, sagt<br />
Christian Winkler.<br />
Text: Milan Korosic | Fotos: Archiv<br />
32 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong><br />
1
Rechtsstreit<br />
Was für eine schreckliche Tragödie hat sich da am 6. August<br />
2008 vor dem Strand von Vodice zugetragen: Zwei Kinder<br />
einer österreichischen Familie wurden beim Schwimmen von<br />
einem Motorboot überfahren. Tobias (16) starb, Nico (14)<br />
verlor ein Bein. Seither kämpft die Familie um Entschädigung.<br />
Dabei wurde der Fahrer des Bootes bereits 2012 vom Gespanschaftsgericht<br />
Šibenik schuldig gesprochen. Trotzdem hat die<br />
Familie nur einen Teil der Entschädigung von der Allianz<br />
Kroatien, der Haftpflichtversicherung des Bootes, bekommen.<br />
Ein jahrelanger Rechtsstreit am Handelsgericht in Zagreb<br />
brachte bis heute kein Urteil – und das, obwohl der Familienvater,<br />
Christian Winkler, ein alter Freund Kroatiens ist: Er hat<br />
die legendäre Friedensflotte „Mirno More“ gegründet und u. a.<br />
dazu beigetragen, dass noch während des Krieges in den<br />
frühen 1990er-Jahren die ersten Bootstouristen an die kroatische<br />
Adria zurückgekehrt sind. In einer Video-Reportage über<br />
die erste Friedensflotte erzählte eine Kellnerin aus Cavtat dem<br />
Kamerateam nach drei Jahren Krieg: „Wie beim Anblick der<br />
ersten Schwalben nach einem langen, langen Winter – so habe<br />
ich mich gefühlt, als ich eure Boote im Hafen gesehen habe.“<br />
Dabei weinte sie. Vor Freude …<br />
Ein Blick zurück. 1992–1994, Wien/Dalmatien. Die<br />
österreichischen Medien berichteten das dritte Jahr in Folge<br />
über den Krieg, weite Teile Kroatiens, so wurde vielfach behauptet,<br />
wären zerstört. Christian Winkler, damals 35, hatte<br />
noch zu jugoslawischen Zeiten bei AYC (Adria Yacht Center),<br />
einer der ersten Yacht-Charterfirmen, in Murter gearbeitet. Vor<br />
Beginn des Krieges hatte AYC bereits über hundert Boote ab<br />
Murter im Angebot – aber damit war es 1989 jäh zu Ende.<br />
Winkler verlor seinen Job, der Tourismus war tot. „Wie kann<br />
ich helfen, außer mit Spenden?“, war Christian Winklers Frage<br />
bei den Telefongesprächen mit seinen kroatischen Freunden<br />
in Murter, denn Geld hatte er selbst keines. „Wir brauchen<br />
Einnahmen, bring’ uns wieder Gäste“ – das war die Antwort<br />
und zugleich ein klarer Auftrag: Er lieh sich zwei Videokameras,<br />
borgte sich zwei Elan 31 vom AYC und ging mit Freunden<br />
zwei Wochen segeln.<br />
„Mirno More – von Zadar bis Dubrovnik“ war der Titel jener<br />
Video-Reportage, die dabei entstand, und die den österreichischen<br />
Seglern zeigen sollte, dass es weder unmoralisch noch<br />
gefährlich wäre, in den sicheren Gebieten Kroatiens zu segeln.<br />
Der Film wurde zum Selbstkostenpreis in Form von VHS-<br />
Kassetten verkauft und fand reißenden Absatz. Er wurde auch<br />
in zahlreichen Segelvereinen bei Clubabenden gezeigt und in<br />
der Fachpresse vorgestellt. Sogar das auflagenstarke deutsche<br />
Nautik-Magazin Boote brachte eine Doppelseite über die<br />
Folge-Reportage, die Anfang 1993 schon mit professionellem<br />
Equipment aufgenommen wurde. Die Kritiken lobten besonders<br />
die objektive Darstellung, denn Winkler vergaß nicht, vor<br />
den Problemzonen zu warnen: Die Küste von Pag bis Šibenik<br />
sowie der Raum Dubrovnik wären, so die Aussage des Filmes,<br />
zu meiden, weil sie fallweise noch unter Beschuss lagen.<br />
In zahlreichen Gesprächen mit kroatischen Interviewpartnern<br />
wurde allerdings von diesen immer wieder glaubhaft versichert,<br />
dass alle anderen Küstengewässer und Inseln völlig<br />
problemlos waren, und dass sich die kroatische Bevölkerung<br />
sehr freuen würde, wenn die nautischen Touristen zurückkommen<br />
würden. 1994 zeigte der nautische Tourismus dann tatsächlich<br />
erste Zeichen der Erholung. „Von zehn Yachten, die<br />
wir in den Kornaten getroffen haben“, so erzählt Winkler,<br />
„waren fünf gekommen, weil sie unseren Film gesehen hatten.“<br />
Die Mirno More Friedensflotte. 1994–2008,<br />
Wien/Kroatien/Europa. Als dann auch die Stimmung in den<br />
österreichischen Boulevardmedien umschlug und immer mehr<br />
positive Berichte über die Sicherheit der meisten Tourismusgebiete<br />
erschienen, sah Christian Winkler seinen Auftrag als<br />
erledigt an. Er wollte allerdings nicht mehr in die Yachtcharterbranche<br />
zurück, denn er hatte inzwischen eine Familie<br />
2<br />
gegründet, und wollte nicht, dass seine Kinder das halbe Jahr<br />
ohne Vater aufwachsen. Die Konfrontation mit den damals<br />
zahlreichen bosnischen Flüchtlingsfamilien in Wien brachte<br />
ihn auf die Idee, ein Versöhnungsprojekt mit Kindern aus den<br />
verschiedenen Gebieten des ehemaligen Jugoslawien aufzubauen.<br />
Mirno More – die Friedensflottille veranstaltete er erstmals<br />
1994 mit drei Booten und 17 kroatischen, bosnischen und<br />
serbischen Kindern, auch ein erster österreichischer Bub war<br />
an Bord. „Gemeinsam in einem Boot“ war das Motto, und die<br />
Kinder nutzten die Gelegenheit, Hass und Vorurteile über Bord<br />
zu werfen und Freundschaften quer über alle Grenzen zu<br />
schließen. Die zunehmende Akzeptanz des Projektes in<br />
1 Tobias Winkler (†)<br />
2 Nico Winkler<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 33
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
1<br />
Kroatien ermutigte Winkler und sein Team. Schon 1997 begann<br />
das Projekt zu wachsen und entwickelte sich beständig weiter.<br />
Kinder aus immer mehr Ländern Europas konnten teilnehmen,<br />
innerhalb von nur 14 Jahren wurde aus einer kleinen Privatinitiative<br />
ein weltweit einzigartiges Großprojekt.<br />
Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche segeln dabei eine<br />
Woche lang durch die kroatische Inselwelt, werfen Hass und<br />
Vorurteile über Bord, trainieren friedliche Konfliktlösung und<br />
schließen Freundschaften quer über ethnische, soziale und<br />
religiöse Grenzen. Die positiven Effekte, die erzielt werden,<br />
sind u. a. Stärkung von Sozialkompetenz, Teamfähigkeit und<br />
Verantwortungsbewusstsein. Christian Winklers anfangs belächelte<br />
Vision von den hundert Schiffen für die Friedensflotte<br />
wurde Wirklichkeit: Erstmals erreicht wurde diese Zahl im Jahr<br />
2008. Bis heute findet die Projektwoche jedes Jahr im September<br />
mit über hundert Yachten statt. Gewürdigt wurde die<br />
Aktion unter anderem vom ehemaligen Bundespräsidenten Dr.<br />
Heinz Fischer.<br />
Triumph und Tragödie. 2008, Vodice. Wenige<br />
Wochen vor dem Start der Mirno More Friedensflotte 2008<br />
geschah dann das Unfassbare. Christian Winkler war wie jedes<br />
Jahr in Vodice auf Sommerurlaub. Seine Familie war inzwischen<br />
ziemlich gewachsen: fünf Kinder freuten sich über die<br />
Badeferien und den dalmatinischen Sommer. Noch am Morgen<br />
des 6. August hatte Winkler den Besuch der Mirno More Friedensflotte<br />
in Biograd im Rahmen einer Pressekonferenz im<br />
dortigen Hotel Ilirija für September angekündigt – erstmals in<br />
der Rekordgröße von hundert Schiffen. Am späten Nachmittag<br />
brach dann seine Welt zusammen: Seine beiden ältesten Söhne<br />
Tobias und Nico kamen nicht vom Schwimmen zurück, sie<br />
waren von einem Motorboot überfahren worden. Über die<br />
nächsten Stunden soll hier nicht berichtet werden, aber für<br />
Christian Winkler waren es die schwersten seines Lebens. In<br />
der Nacht wurde der tote Tobias (16) geborgen, Nico (14)<br />
konnte in einer mehrstündigen Operation im Krankenhaus<br />
Šibenik gerettet werden, sein linkes Bein wurde allerdings am<br />
nächsten Tag amputiert. Christian Winkler zog sich zurück und<br />
übergab seine Leitungsfunktionen an seine Nachfolger.<br />
Slavko Grubelic, der mit seinem kleinen Boot nahe der Unfallstelle<br />
gewesen war, hatte trotz seines fortgeschrittenen Alters<br />
dem schwer verletzten Nico das Leben gerettet, indem er ihn<br />
aus dem Wasser zog. In der Folge bekam er dafür eine Auszeichnung.<br />
Verurteilung – und ein endloser Zivil -<br />
prozess. 2012, Šibenik/Zagreb. Anders als vielfach behauptet<br />
waren die beiden Burschen nicht in einem verbotenen<br />
Bereich geschwommen. Zwar betrug die Entfernung rund 160<br />
Meter zur Küste und lag damit eindeutig außerhalb der<br />
100-Meter-Linie, allerdings gilt diese Linie nicht, wenn dort<br />
„eine Untiefe die Seefahrt behindert“ (§ 78 Abs 3, Gesetzbuch<br />
Häfen und Gewässer der Republik Kroatien). Das Ufer westlich<br />
von Vodice ist extrem flach, an vielen Stellen kann man noch<br />
mehr als 150 Meter vom Ufer entfernt auf den Felsen stehen.<br />
Der Strafprozess am Gespanschaftsgericht in Šibenik drehte<br />
sich allerdings hauptsächlich um die Frage, wie schnell das<br />
Boot gefahren war. Gleitfahrt ist innerhalb einer 300-Meter-<br />
Zone von der Küste verboten.<br />
Der Hauptzeuge Slavko Grubelic (75), ein ortsansässiger Fischer,<br />
der zum Zeitpunkt des Unfalls mit seinem kleinen Boot<br />
vor Ort war, gab die Geschwindigkeit am Tag nach dem Unfall<br />
im Fernsehinterview mit 25–30 Knoten an. Die Gleitfahrt setzt<br />
beim betroffenen Bootstyp bei rund 20 Knoten ein.<br />
Im Juni 2012 wurde der Bootsführer in Šibenik schuldig gesprochen<br />
und verurteilt, seine Berufung im Jahr 2013 abge-<br />
34 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Rechtsstreit<br />
2 3 4<br />
lehnt. Er hatte seinen Bootsführerschein nur vier Tage vor dem<br />
Unfall erworben. Schon seit 2010 läuft am Handelsgericht in<br />
Zagreb der Zivilprozess der Familie gegen die Haftpflichtversicherung<br />
des Bootes, die Allianz Kroatien, die eine 50-Prozent-Teilschuld<br />
reklamiert und 2013 nur einen Teil der Entschädigung<br />
ausbezahlt hat. Christian Winkler musste infolge<br />
des Unfalles seinen Geschäftsführerjob beim Verein Mirno<br />
More aufgeben. Auch seine Frau, die früher als Hospizkrankenschwester<br />
Sterbende begleitet hatte, konnte ihren Beruf<br />
nicht weiter ausüben. „Ich habe so vielen Menschen bei ihrem<br />
letzten Weg geholfen – aber von meinem Sohn konnte ich<br />
mich nicht einmal verabschieden …“. sagt die gebrochene<br />
Mutter. Neben den seelischen Schmerzen ist die Familie durch<br />
den Verlust der Arbeitsplätze seitdem in einer schwierigen finanziellen<br />
Lage. Zudem hat der amputierte Nico immer wieder<br />
Probleme am Beinstumpf und kann die Prothese oft nicht<br />
tragen. 2014 musste er sich neuerlich einer Operation unterziehen<br />
und seine Ausbildung unterbrechen.<br />
Rückkehr auf das Meer. 2015–<strong>2016</strong>, Kaštela.<br />
Sieben Jahre dauerte es, bis die Familie emotional wieder in<br />
der Lage war, gemeinsam in Kroatien auf Segeltörn zu gehen.<br />
Vor dem Unfall war das einmal jährlich der Fall gewesen. Die<br />
Rückkehr aufs Meer ermöglichte der Seniorchef der Firma<br />
BavAdria, Josko Berket, ein guter Freund aus Winklers Mirno<br />
More-Tagen. Die Firma verzichtete auf den größten Teil der<br />
Chartergebühr. Auch im Juli <strong>2016</strong> war die Familie mit Unterstützung<br />
durch BavAdria wieder mit einer Chartersegelyacht<br />
ab der Marina Kaštela bei Split unterwegs. Christian Winkler<br />
filmte dabei und zeigt im Winter in seinen Vorträgen in österreichischen<br />
Segelvereinen Gebiete, Buchten und Orte, die<br />
noch wenig von Yachten besucht werden („Kroatien – Einsam<br />
durch die Hochsaison“ – Filmvortrag für Clubabende). Das<br />
Einkommen aus diesen Vorträgen ist nicht hoch. „Ich habe mit<br />
den Mirno More-Video-Reportagen 1992 und 1993 die ersten<br />
österreichischen Bootsfahrer nach Kroatien zurückgebracht“,<br />
sagt Winkler, „um der Bevölkerung wieder zu Einnahmen aus<br />
dem nautischen Tourismus zu verhelfen. Dann habe ich mit<br />
Mirno More das größte sozialpädagogische Segelprojekt Euro-<br />
pas gegründet und aufgebaut – es hat besonders in den ersten<br />
Jahren mitgeholfen, den Ruf Kroatiens als sympathisches und<br />
friedliches Urlaubsland zu festigen. Und jetzt sehe ich, dass ich<br />
in all den Jahren zu wenig auf mich selbst geachtet habe und<br />
deshalb in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Meine große<br />
Hoffnung ist es, dass der Prozess endlich zu einem Ende<br />
kommt und wir mit der ausständigen Entschädigung die restlichen<br />
Ausbildungen unserer Kinder finanzieren können.“<br />
Der nunmehr älteste Sohn der Familie, der beinamputierte Nico<br />
(22), ist wütend, dass es noch immer keine adäquate Kompensation<br />
für sein Leid und das der ganzen Familie gibt. „Wir haben<br />
nichts Verbotenes getan,“ sagt er, „es soll endlich eine Entscheidung<br />
geben, damit wir einen Schlussstrich ziehen können und<br />
besser in der Lage sind, an unserer Zukunft zu bauen.“ Die<br />
Entschädigung, um die es im Prozess geht, wäre dafür eine<br />
wesentliche Voraussetzung.<br />
„Gut, dass es Freunde gibt“, sagt<br />
Christian Winkler zum Abschluss<br />
unseres Treffens, „die sich noch an<br />
meine Arbeit erinnern und schätzen,<br />
was ich für Kroatien getan<br />
habe. Nur durch die Unterstützung<br />
von BavAdria Yachting in Kaštela<br />
können wir jetzt wieder gemeinsam<br />
in Dalmatien segeln. Es wäre schön,<br />
wenn endlich auch der Prozess mit<br />
einem gerechten Vergleich oder Urteil<br />
zu Ende gehen würde.“<br />
1 Teilnehmerschiff der Friedensflotte<br />
2 Jonathan Winkler (17) fühlt sich wohl auf<br />
dem Schiff<br />
3 Berni Winkler (21) als Küchenchef<br />
4 Juli <strong>2016</strong> in Dalmatien – endlich wieder<br />
Segeln: Nico (21) und Elisa (14) Winkler<br />
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Palmen ragen in den makellos blauen Himmel und wiegen ihre Kronen in einer<br />
leichten Brise. Üppige Korallengärten säumen die Uferlinie. Sonnenschirme und<br />
Liegen laden zum Verweilen an diesem tropischen Traumstrand ein. Die Idylle scheint<br />
perfekt zu sein und doch stimmt etwas nicht. Die Farbe der Korallen ist viel zu hell,<br />
nahezu weiß. Sie sind noch nicht tot, aber es geht ihnen nicht gut. Korallenbleiche<br />
wird dieses Phänomen genannt und ein Hauptauslöser ist zu warmes Wasser. Das<br />
Wetterphänomen El Niño ist am lokalen Anstieg der Meerestemperatur maßgeblich<br />
beteiligt und das Jahr <strong>2016</strong> ist ein extremes El Niño-Jahr.
Korallenbleiche<br />
Der Begriff „Weißer Tod“ wird in Alpenländern im Zusammenhang<br />
mit Lawinen-Unglücken verwendet. In Unterhaltungsfilmen<br />
über Strandurlaub und Tauchsport tritt der Weiße Hai<br />
unter diesem Pseudonym auf. Im vorliegenden Artikel ist<br />
weder das eine noch das andere gemeint, sondern ein Naturereignis,<br />
das ganze Ökosysteme vernichtet: die Korallenbleiche.<br />
Auslöser für die größten bisher beobachteten Korallenbleichen<br />
ist ein weiteres Naturereignis, der vielzitierte El Niño.<br />
Beide Phänomene, sowohl die Korallenbleiche als auch El<br />
Niño, sind sehr komplexe Vorgänge. Die zugrundeliegenden<br />
Ursachen wurden und werden intensiv erforscht, vieles ist aber<br />
noch ungewiss. Das heurige Jahr <strong>2016</strong> ist ein extrem starkes<br />
El Niño-Jahr, das in mehreren Teilen der Welt schon seinen<br />
Tribut gefordert hat. Das ist der aktuelle Anlass, sich mit den<br />
Begriffen Korallenbleiche und El Niño näher zu beschäftigen.<br />
1<br />
El Niño und<br />
der weiße Tod<br />
Text und Fotos: Dr. Reinhard Kikinger<br />
Korallenbleiche, was ist das eigentlich?<br />
Die einfache Antwort: Die Korallen werden weiß und sterben.<br />
Wollen wir mehr darüber wissen, dann müssen wir tiefer bohren.<br />
Versuchen wir es mit grundlegender Riffökologie. Die<br />
Baumeister tropischer Korallenriffe sind Steinkorallen. Das sind<br />
Tiere, die meistens kolonial leben und sogenannte Korallen -<br />
stöcke bilden. Tausende winzige Korallenpolypen bilden einen<br />
Korallenstock, Millionen von Korallenstöcken bilden ein Korallenriff.<br />
Korallenriffe bestehen aus Kalk. Wie bilden die Korallen<br />
diese mächtigen Kalkstrukturen, die im Fall des Großen<br />
Barriere riffs in Australien über 2.000 km lang sind? Um diese<br />
Frage zu beantworten, müssen wir in mikroskopische Dimensionen<br />
hineinzoomen. Dabei ist Abb. 2 auf der nächsten Seite<br />
hilfreich, die einen schematischen Schnitt durch einen Korallenstock<br />
zeigt. Der Kalk wird an der Unterseite des dünnen, lebenden<br />
Gewebes Schicht um Schicht abgesondert, wodurch der<br />
Korallenstock langsam wächst. An diesem biochemischen Vorgang<br />
sind mikroskopisch kleine, einzellige Algen beteiligt, und<br />
damit kommen wir dem Geheimnis der Korallenbleiche näher.<br />
1 Gesundes Korallenriff. Braune Farbtöne dominieren bei gesunden Steinkorallen.<br />
Solch ein vitales Riff ist reich strukturiert und bietet zahlreichen<br />
Riffbewohnern Schutz, Nahrung und Lebensraum.<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 37
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Tischkorallen reagieren besonders<br />
sensibel auf zu warmes Wasser<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
Zooxanthellen, klein, aber entscheidend.<br />
Es sind diese Zooxanthellen, winzige Algen der Gattung Symbiodinium,<br />
die symbiontisch im Gewebe der Steinkoralle leben.<br />
Als Pflanzen benötigen sie Licht und über ihre Photosynthese<br />
tragen sie zur Ernährung, Atmung und Kalkproduktion<br />
ihrer Wirtskoralle bei. Sie sind im Korallengewebe so dicht<br />
gepackt, dass sie hauptverantwortlich für die Farbe der Koralle<br />
sind. Falls sich die Umweltbedingungen jedoch dramatisch<br />
38 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Korallenbleiche<br />
70°<br />
1 Gebleichte Tischkorallen. Wie Sonnenkollektoren fangen Tischkorallen der Gattung<br />
Acropora möglichst viel Sonnenlicht auf. Die hell gefärbten Kolonien bleichen, im<br />
schlimmsten Fall werden sie absterben.<br />
2 Schematischer Schnitt durch eine Steinkoralle. Steinkorallen bilden ein hartes<br />
Kalkskelett. Der Kalk wird vom lebenden Gewebe abgesondert, das den Korallenstock<br />
wie ein dünnes Häutchen überzieht. In diesem Gewebe leben Millionen<br />
symbiontischer Algen, die Zooxanthellen. Wenn sie verloren gehen, wird das<br />
Gewebe transparent, das weiße Kalkskelett scheint durch, die Koralle sieht<br />
bleich aus. Wenn sie stirbt, verrottet das Gewebe und nur das tote Kalkskelett<br />
bleibt übrig (Bildquelle: Veron, Corals of Australia and the Indo-Pacific).<br />
kaltes Auftriebswasser<br />
Nord-<br />
Äquatorialstrom<br />
Äquatorial-<br />
Gegenstrom<br />
Süd-<br />
Äquatorialstrom<br />
Walker-<br />
Zirkulation<br />
Nordpazifischer<br />
Strom<br />
3 Weißer Tod. Die weiße Acropora-Koralle ist frisch gebleicht und abgestorben.<br />
Sie reagierte empfindlicher auf Umweltstress als die gesunden, braun gefärbten<br />
Pocillopora-Korallen.<br />
4 Korallen-Friedhof. So sahen viele Riffe des Indischen Ozeans ein Jahr nach der<br />
Korallenbleiche 1998 aus. Die Skelette der meisten Tischkorallen standen noch, aber Australien<br />
das reiche Leben der ehemals zahlreichen Riffbewohner war erloschen.<br />
5 Korallen-Wüste. Nach einigen Jahren sind die Korallenskelette erodiert. Der verbleibende<br />
Schutt wird teilweise von Schwämmen überwachsen, was eine Neuansiedlung junger Korallen<br />
zusätzlich erschwert.<br />
6 Schema „Normal-Jahr“. Über dem Zentralpazifik befindet sich ein Tiefdruckgebiet – warme, feuchte<br />
Luft steigt auf und sinkt als kalte, schwere Luft vor Perus Küste herab. Zusammen mit den Passatwinden<br />
(weiße Pfeile) schiebt sie pazifisches Oberflächenwasser weg von der Küste – dieser<br />
verdrängte Wasserkörper wird ersetzt durch kaltes, nährstoffreiches aufsteigendes Tiefenwasser<br />
(Upwelling!) und durch den kalten Humboldtstrom (blaue Pfeile) – das reiche Nährstoffangebot<br />
ermöglicht reichen Fischfang vor Perus Küsten (Bildquelle: Lausch, Der Planet der Meere).<br />
7 Schema „El Niño-Jahr“. Die Positionen der Hoch- und Tiefdruckgebiete sind vertauscht – die Passatwinde<br />
sind schwach entwickelt – daher kaum kompensatorischer Wasseraustausch durch<br />
Upwelling und Humboldtstrom vor Perus Küsten – eine Warmwasserzunge reicht von<br />
Ost nach West quer über den Pazifik – massive Korallenbleichen können die Folge<br />
sein (Bildquelle: Lausch, Der Planet der Meere).<br />
180°<br />
Jetstream im<br />
Jänner 1983<br />
160°<br />
6<br />
140°<br />
Südost-Passat<br />
Nordost-Passat<br />
Kalifornienstrom<br />
120°<br />
Wassertemperaturen (in °C)<br />
um 30 und mehr<br />
Sturmzyklone<br />
USA<br />
70°<br />
USA<br />
70°<br />
60°<br />
60°<br />
60°<br />
100°<br />
Jetstream im<br />
Januar 1981<br />
50°<br />
Meeresströmungen<br />
warm<br />
kalt<br />
50°<br />
Westwinde<br />
40°<br />
Humboldtstrom<br />
40°<br />
30°<br />
20°<br />
80°<br />
30°<br />
verstärkte<br />
Westwinde<br />
10°<br />
0°<br />
10°<br />
30°<br />
180°<br />
160°<br />
140°<br />
120°<br />
100°<br />
80°<br />
20°<br />
10°<br />
0°<br />
10°<br />
Sturmzyklone<br />
20°<br />
Australien<br />
30°<br />
7<br />
5<br />
ocean7 210x665 20151116DP_Layout 1 16.11.2015 17:15 Seite 1<br />
70°<br />
60°<br />
40°<br />
Anomalien der Wassertemperaturen<br />
(in °C)<br />
mehr als 5 wärmer<br />
3–5 wärmer<br />
2–3 wärmer<br />
1–2 wärmer<br />
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1 2<br />
4<br />
1 Partielle Bleiche. Diese Pocillopora-Koralle hat ihre symbiontischen Algen an den Enden der<br />
Kolonie verloren. Sie kann diesen Schaden beheben und regenerieren oder sie bleicht komplett und<br />
stirbt ab.<br />
2 Lederkorallen. Im Gegensatz zu Steinkorallen besitzen sie kein solides Kalkskelett, sondern haben<br />
ledrige Konsistenz. Auch sie leben in Symbiose mit Zooxanthellen und bleichen bei Umweltstress<br />
(Sarcophyton sp.).<br />
3 Verbiss. Nicht jede weiße Koralle ist gebleicht. Diese Steinkoralle wurde von Papageifischen übel<br />
zugerichtet. Mit ihren scharfen Kiefern schaben diese Fische das lebende Gewebe der Koralle ab,<br />
die darin lebenden Algen dienen ihnen als Nahrung.<br />
4 Prächtiger Unterstand. Acropora-Tischkorallen sind an ihrer Unterseite meist heller gefärbt als an<br />
der Oberseite. Der Grund: An der beschatteten Unterseite leben im Korallengewebe viel weniger<br />
der lichthungrigen Zooxanthellen als an der lichtexponierten Oberseite.<br />
5 Prächtiges Riffdach. Bei Springtiden-Niedrigwasser fallen die Korallen dieses Riffdaches trocken.<br />
Das überstehen sie unbeschadet. Sollte es aber während dieser Phase kräftig regnen oder die<br />
Sonneneinstrahlung zu intensiv sein, dann kann auch dadurch Korallenbleiche ausgelöst werden.<br />
6 Große Polypen, kleine Nahrung. Nicht alle Korallenarten leben in Symbiose mit Algen. Diese<br />
non-symbiontischen Korallen besitzen große Korallenpolypen, die sehr effizient vorüberdriftendes<br />
Plankton fangen können (Tubastraea sp.).<br />
5<br />
Winzige Korallenpolypen bilden<br />
Korallen stöcke, die in ihrer Gesamtheit<br />
mächtige Korallenriffe aufbauen<br />
40 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Korallenbleiche<br />
verschlechtern, wenn z. B. das Meerwasser zu warm wird,<br />
dann gerät auch das Milieu des Mikrobioms innerhalb<br />
der Koralle aus den Fugen. Eine von mehreren möglichen<br />
Reaktionen ist, dass die Korallenpolypen die Zooxanthellen<br />
ausstoßen. Wenn das passiert, dann wird das dünne<br />
lebende Korallengewebe transparent, das darunterliegende<br />
Kalkskelett schimmert hell durch, die Koralle wirkt<br />
bleich … eine Korallenbleiche ist erfolgt.<br />
3<br />
7<br />
Wie geht es nach einer Korallen bleiche<br />
weiter? Das hängt von den Umständen ab. Klingt der<br />
Stressfaktor, z. B. die hohe Temperatur, innerhalb weniger<br />
Tage ab, dann können sich die gebleichten Korallen mit<br />
Zooxanthellen neu infizieren. Die Korallen wurden zwar<br />
geschädigt, aber sie überleben. Dauert der Stress aber<br />
mehrere Wochen, dann sterben Teile des Korallenstocks<br />
ab, oder es stirbt der komplette Korallenstock, oder es<br />
sterben ganze Korallenriffe ab. In diesem Fall löst sich<br />
das Korallengewebe auf, das strahlend weiße Kalkskelett<br />
bleibt übrig. Das sieht zwar für einige Tage fantastisch<br />
aus, ist aber der Anfang vom Ende dieses Riffs. Nach<br />
einigen Wochen verfärben sich die weißen Skelette wieder<br />
bräunlich. Diesmal ist aber nicht lebendes Korallengewebe<br />
für den Farbwechsel verantwortlich, sondern<br />
Bakterien, Algen, Schwämme und andere Aufwuchs-<br />
Organismen. Bohrende Algen, Schwämme und Muscheln<br />
korrodieren die Skelette und im schlimmsten<br />
Fall verwandelt sich ein ehemals reichhaltiges Riff<br />
in eine öde Schuttwüste.<br />
Können gebleichte Riffe wieder<br />
auferstehen? Diese Frage ist<br />
nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten.<br />
Die treffendste Antwort ist wohl „im Prinzip<br />
ja“. Dafür müssen aber die Umweltbedingungen<br />
passen, sonst gehen Riffe dauerhaft verloren.<br />
Das hat mir schon vor Jahren der Tauchpionier<br />
Hans Hass aus seiner eigenen Erfahrung<br />
bestätigt. Wenn aber die Bedingungen<br />
sehr gut sind, kann eine Neubesiedlung geschädigter<br />
Riffe erstaunlich rasch erfolgen. Das<br />
kann auf mehrfache Weise geschehen. Das<br />
größte Potential hat der Import von Korallenlarven<br />
durch Strömungen aus unbeschädigten<br />
Riffabschnitten. Im Fall von thermischem Stress<br />
können das die Larven von Korallen aus tieferen<br />
Riffregionen sein, wo die Meerestemperaturen<br />
nicht erhöht waren. Auch Korallen, die zwar in<br />
geringer Tiefe, aber an Stellen aufsteigender kühler<br />
Strömungen wachsen und daher nicht geschädigt<br />
wurden, können durch ihre planktonischen Larven<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 41
1<br />
Das Jahr <strong>2016</strong> w<br />
Korallenbleiche in<br />
Der Auslöser dies<br />
ist bekannt: steig<br />
als Folge des Klim<br />
2<br />
3<br />
zur Neubesiedlung beitragen. Damit diese Larven<br />
sich festsetzen und aufwachsen können, müssen<br />
aber die Oberflächenstruktur und die Stabilität<br />
des Substrats passen. Nicht alle Korallenarten<br />
reagieren gleich sensibel auf thermischen Stress.<br />
Es sind vor allem die raschwüchsigen und oft<br />
bestandsbildenden Acropora-Arten, die besonders<br />
sensibel auf Wassertemperaturen über 30 °C<br />
reagieren. Auch die Temperaturtoleranzen verschiedener<br />
Kladen (systematischer Einheiten) der<br />
Zooxanthellen sind unterschiedlich. Im Persischen<br />
Golf existieren zooxanthellate Korallen bei<br />
weit über 30 °C, allerdings sind sie langsamwüch-<br />
5<br />
4<br />
42 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Korallenbleiche<br />
ird wegen seiner verheerenden<br />
die Geschichte eingehen.<br />
er ökologischen Katastrophe<br />
ende Meerestemperaturen<br />
awandels.<br />
sig und relativ artenarm. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Bereitschaft zur<br />
Korallenbleiche artspezifisch, tiefenabhängig und lokal unterschiedlich ist. Das Potential zur<br />
Neubesiedlung ist vorhanden, aber günstige Umweltbedingungen sind Voraussetzung.<br />
Kleiner Junge, große Auswirkung. Das spanische „El Niño“ bedeutet „Junge“<br />
oder „kleines Kind“. Dieser Name wurde von peruanischen Fischern einem mächtigen Wetterphänomen<br />
gegeben, das in manchen Jahren vor der peruanischen Küste um die Weihnachtszeit<br />
eintritt (daher sinngemäß „das Weihnachtskind“). Dieser harmlose Name bezeichnet<br />
eine Störung atmosphärischer und ozeanischer Systeme mit globalen Auswirkungen. Die<br />
Aufschaukelung des Systems wird ENSO (El Niño Southern Oscillation) genannt. Dürren,<br />
Überschwemmungen, Stürme, Ausfälle der Ernte- und Fischereierträge und eben auch Korallenbleichen<br />
sind die Folgen in starken El Niño-Jahren. El Niños gibt es wahrscheinlich seit<br />
Jahrtausenden. Das Problem für Korallenriffe ist, dass starke El Niños in immer kürzer werdenden<br />
Abständen auftreten. Dadurch fehlt den gebleichten Riffen die nötige Zeit zur Regeneration.<br />
Ob der anthropogen verursachte Treibhauseffekt diese Entwicklung beeinflusst, ist<br />
umstritten.<br />
1 Riesenmuschel. Im bunten Mantelrand<br />
der verschiedenen Arten der Riesenmuscheln<br />
leben ebenfalls symbiontische Algen.<br />
Auch diese Muscheln bleichen und<br />
sterben bei zu starkem Umweltstress<br />
(Tridacna sp.).<br />
2 Kettenreaktion. Bei starken Korallenbleichen<br />
sterben auch Seeanemonen.<br />
Dadurch verlieren Anemonenfische ihr<br />
schützendes Quartier zwischen den<br />
Tentakeln der Anemonen und werden<br />
leichte Beute von Raubfischen.<br />
3 Ökonomischer Schaden. Tauchtourismus<br />
in tropischen Meeren lebt von der<br />
Schönheit und Vielfalt der Korallenriffe<br />
und ihrer Bewohner. Sterbende oder<br />
tote Riffe werden diese Einnahmequelle<br />
empfindlich treffen.<br />
4 Mehrfache Symbiose. Anemonenfische<br />
leben in Symbiose mit Seeanemonen,<br />
die ihrerseits symbiontische Algen, die<br />
Zooxanthellen, beherbergen (Prachtanemone<br />
Heteractis magnifica mit<br />
Malediven Anemonenfisch Amphiprion<br />
nigripes).<br />
5 Ökologischer Schaden. Ist ein ehemals<br />
buntes und lebendiges Korallenriff erst<br />
mal so verwüstet wie dieser Riffabhang,<br />
dann gehen auch die vielfältigen<br />
Funktionen eines intakten Riffs verloren.<br />
Diese Schutthalde bietet kaum noch<br />
Lebensraum für Fische und Co.<br />
Literatur und Links<br />
Reid, C., Marshall, J., Logan, D. & D. Kleine (2009). Coral Reefs and Climate Change. The Guide for<br />
Education and Awareness. CoralWatch, The University of Queensland, Australia. 256pp. ISBN<br />
978-0-64-652360-6.<br />
Sheppard, C.R.C., Davy, S.K. & G.H. Pilling (2012). The Biology of Coral reefs. Oxford University<br />
Press. 339pp. ISBN 978-0-19-856636-6.<br />
http://whitereefs.wwf.org.au/<br />
http://www.nytimes.com/<strong>2016</strong>/<strong>05</strong>/30/world/australia/bleaching-coral-death-great-barrier-reef.html?_r=0<br />
http://www.smh.com.au/comment/the-age-editorial/great-barrier-reef-crisis-time-to-address-coralcatastrophe-<strong>2016</strong><strong>05</strong>31-gp89e7.html<br />
www.coralwatch.org<br />
Bildnachweise<br />
Lausch, E. (1983). Der Planet der Meere. GEO Verlag. 380 S. ISBN 3-570-02<strong>05</strong>8-4.<br />
Veron, J.E.N. (1986). Corals of Australia and the Indo-Pacific. Angus & Robertson Publishers,<br />
Australia. 644 pp. ISBN 0207151164.
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
Perlen faszinieren die Menschen seit Jahrtausenden.<br />
Auch unsere Lanzeitsegler auf der SY Pitufa. Die<br />
<strong>OCEAN7</strong>-Autoren Birgit und Christian haben eine<br />
Perlenfarm in der Südsee besucht.<br />
Text und Fotos: Birgit Hackl und Christian Feldbauer<br />
Die schwarzen<br />
44 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Südseeperlen<br />
Man stelle sich vor, wie überrascht unsere frühgeschichtlichen<br />
Vorfahren gewesen sein müssen, als sie bei der Nahrungssuche<br />
irisierend glänzende Kügelchen im Fleisch von äußerlich wenig<br />
ästhetisch ansprechenden Muscheln fanden. Eine Beigabe<br />
in einem 7.000 Jahre alten neolithischen Grab auf der arabischen<br />
Halbinsel belegt den Wert, der diesen Schmuckstücken<br />
schon damals beigemessen wurde. Durchs gesamte Altertum<br />
und Mittelalter zierten die durch ihre Seltenheit wertvollen<br />
Perlen nur die Gewänder und Schmuckstücke der Reichen und<br />
Schönen, denn nur einige wenige von weltweit 10.000 Muschelarten<br />
können Schmuckperlen hervorbringen, und das<br />
Ernten der Muscheln war ein schwieriges, riskantes Unterfangen,<br />
das unzähligen Perltauchern das Leben kostete. Die Perlsammler<br />
mussten zum Grund des Meeres oder Flusses tauchen,<br />
die Muscheln dort ablösen und sie dann aufbrechen –<br />
und somit töten –, um nach Perlen zu suchen. Doch nur etwa<br />
eine von 2.000 Perlmuscheln trägt auch wirklich eine natürlich<br />
entstandene Perle. Im 19. Jahrhundert gab es deshalb Versuche,<br />
Perlmuscheln künstlich zur Produktion der begehrten<br />
Schmuckstücke zu bringen, doch erst in den 1920ern gelang<br />
in Japan die erste Ernte von Zuchtperlen. Das von einem Australier<br />
entwickelte Verfahren macht sich einen Schutzmechanismus<br />
der Muscheln zu Nutze, die in den Körper eingedrungene<br />
Fremdkörper mit einer glatten Schicht Perlmutt ummanteln.<br />
Seit dem 20. Jahrhundert werden rund um den Globus in<br />
Farmen die verschiedensten Zuchtperlen produziert. Bei Juwelieren<br />
in Europa, Asien und Amerika sieht man die besonders<br />
bekannten und begehrten „Tahitiperlen“ in den Schaufenstern<br />
– das sind große dunkle Perlen (bis zu 22 mm Durchmesser),<br />
die grün, blau, pink, lila oder silbern schillern. Der<br />
Name ist jedoch irreführend, denn rund um Tahiti und die<br />
Gesellschaftsinseln findet man nur wenige Perlfarmen. Die<br />
Hauptproduktionsstätten befinden sich auf den Gambier-Inseln<br />
und einigen Atollen der Tuamotus, doch auch auf den Cook-<br />
Inseln, in Australien, Indonesien und den Philippinen werden<br />
in geringerem Umfang schwarze Perlen gezüchtet.<br />
Beim Segeln in den Lagunen Französisch-Polynesiens stellen<br />
die vielen Bojen der Perlfarmen unangenehme Hindernisse<br />
dar. Oft ist unklar, welche Bojen miteinander verbunden sind<br />
und so empfiehlt es sich, Perlfarmen weitläufig zu umfahren<br />
– in den riffgespickten Gewässern ist das aber leichter gesagt<br />
als getan. Besonders aufgegebene oder verloren gegangene<br />
Perlbojen, die manchmal halb oder ganz überspült unter der<br />
Meeresoberfläche versteckt lauern, stellen ein Sicherheitsrisiko<br />
bei der Navigation dar. Beim Segeln machen sich solche U-<br />
Boot-Bojen durch ein dumpfes Rumpeln am Rumpf bemerkbar,<br />
viel schlimmer wäre es aber, beim Motoren ein Befestigungsseil<br />
in den Propeller zu bekommen.<br />
Robert Wan, der größte Perlproduzent Französisch-Polynesiens<br />
hat zwei Atolle in den Tuamotus aufgekauft, hier sind Yachten<br />
unerwünscht und auch im Gambier-Archipel ist die Hälfte der<br />
Insel Aukena im Privatbesitz des Perlenmogul. Zahlen über<br />
Perlproduktion und Statistiken über Angestellte werden geheim<br />
gehalten. Wegen der Geheimniskrämerei und möglicherweise<br />
aus Angst vor Diebstählen werden vor den Ufern der<br />
Privatinseln Yachten verscheucht, Ankern ist verboten. Nachdem<br />
der Yachttourismus kaum Geld in die Kassen der Tourismusindustrie<br />
bringt, Perlen aber mehr als die Hälfte des nationalen<br />
Einkommens ausmachen, haben Beschwerden über<br />
Navigationshindernisse und fragwürdige Ankerverbote aber<br />
wenig Aussicht, offene Ohren zu finden.<br />
Doch nicht alle Perlfarmen arbeiten so<br />
abgeschirmt und top secret. Auf den Gambier sind bei<br />
vielen kleinen Perlfarmen Besucher willkommen. Als Pitufa<br />
im März 2015 vor dem Motu Tarauru-Roa in der Ostecke des<br />
Außenriffs der Gambier vor Anker lag, lud uns Eric, der Besit-<br />
Schwarzlippige Perlmuschel<br />
Für die Produktion der Tahitiperlen wird in Polynesien die Schwarzlippige Perlmuschel<br />
(Pinctada margaritifera cumingi) kultiviert. Diese Hermaphroditen (sie beginnen ihr Leben<br />
als Männchen und werden später Weibchen) werden freilebend bis zu 25 Jahre alt und<br />
bis zu 25 cm groß. Sie leben in Kolonien fest verhaftet auf tropischen Korallenriffen<br />
in Tiefen zwischen 0 und 75 m, wo sie Kleinstlebewesen aus dem Wasser filtern.<br />
Einmal im Jahr entlassen die adulten Tiere Millionen von Eiern und Samenzellen.<br />
Die vorerst freischwimmenden Larven setzen sich nach 2 bis 3 Wochen<br />
an einem Substrat fest, bleiben die ersten Monate aber noch mobil, bevor<br />
sie sich fest niederlassen.<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 45
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
1<br />
Grundlage für<br />
den Wohlstand<br />
zer der nahe gelegenen Perlfarm zu einem Rundgang durch<br />
seinen Betrieb ein. Eric ist ein Neffe Robert Wans und arbeitete<br />
zehn Jahre auf dessen Privatatoll Marutea, doch vor ein paar<br />
Jahren hat er sich selbständig gemacht. Er wohnt mit seiner<br />
Frau, deren Familie praktischerweise das Motu gehört, in einem<br />
kleinen Haus gleich neben der Perlfarm. „Hier bin ich<br />
mein eigener Boss“, lacht der sympathische chinesisch-stämmige<br />
Polynesier und führt uns stolz über einen schmalen Steg<br />
zu dem direkt aufs Riff gebaute Arbeitsgebäude. Er erklärt,<br />
dass er derzeit etwa 80.000 Perlen im Jahr produziert. Sein Ziel,<br />
eine Jahresproduktion von 100.000, hat er bald erreicht, dann<br />
will er nicht mehr weiter expandieren, denn sonst steigen auch<br />
die Lohnkosten, die Gebühren für die Lizenz der Lagunennutzung<br />
und der Arbeitsaufwand nimmt Überhand. Die kleine<br />
Farm reicht auch so für ein Haus auf den Gambier, ein weiteres<br />
in Tahiti und die Ausbildung der Söhne, die beide im<br />
Ausland studieren.<br />
Zu Beginn unserer Führung bringt uns Eric mit<br />
seinem Boot hinaus zu dem Bojenfeld im tiefen Wasser der<br />
Lagune vor dem Motu. Eric kauft die jungen Austern von spezialisierten<br />
„Sammlern“ auf (diese legen feinmaschiges Plastiksubstrat<br />
in der Lagune aus, auf dem sich die Larven ansetzen),<br />
2<br />
die jungen Muscheln bekommen ein kleines Loch in den<br />
Mantel gebohrt, werden mit einer Angelschnur in hängende<br />
Körbe gefädelt und während der weiteren Wachstumsphasen<br />
ständig kontrolliert, sortiert und gepflegt. Ein Plastikschirm soll<br />
die leicht verletzlichen Jungtiere vor Fressfeinden, wie z. B.<br />
Rochen, schützen. Die Muscheln hängen zwischen den Bojen<br />
in etwa drei Metern Tiefe. Andere Perlfarmen liegen tiefer und<br />
brauchen die Dienste von Tauchern, die die Muscheln einmal<br />
pro Monat an die Oberfläche bringen, um sie dann in den<br />
Perlfarmgebäuden zu reinigen. Bei Erics Methode kann dies<br />
direkt vor Ort geschehen. Zwei Arbeiter ziehen die Leinen auf<br />
ihr Boot hinauf und befreien die Muscheln mit einem Hochdruckreiniger<br />
von Fremdorganismen, Algen und Parasiten, die<br />
ihr Wachstum beeinträchtigen könnten.<br />
Zurück bei der Perlfarm können wir bei der Ernte der Perlen<br />
zusehen. Die jungen Muscheln wurden im Alter von 1 bis 3<br />
46 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Umwelt<br />
Das sensible Ökosystem der Inseln und Gewässer<br />
Französisch-Polynesiens leidet wie leider praktisch<br />
der ganze Planet immer stärker unter dem Einfluss<br />
der Zivilisation. Der Ausbau der Industrie führt zu<br />
zunehmender Umweltverschmutzung, Überfischung<br />
bedroht die schwindenden Fischbestände, die in der<br />
Landwirtschaft viel zu großzügig verwendeten<br />
Pestizide und Herbizide belasten die Gewässer.<br />
Perlfarmen im kleinen Stil können hingegen einen<br />
positiven Einfluss auf die Meeresökologie haben,<br />
denn Perlmuscheln gedeihen nur in klarem, nährstoffreichem<br />
Wasser an gesunden Korallenriffen. Anleitungen<br />
und Ratgeber für angehende Perlfarmer wecken<br />
deshalb das Umweltbewusstsein der einheimischen<br />
Bevölkerung und sind voller Tipps und Tricks, wie<br />
man die Korallenriffe schützen kann, indem man die<br />
Farm selbst anstatt auf Korallen auf felsige Teile des<br />
Riffs stellt, die Arbeitsboote an Muringbojen festmacht,<br />
anstatt zu ankern und die Lagune müllfrei und sauber<br />
hält. „Ein gesundes Riff ist die Voraussetzung für eine<br />
gesunde Perlfarm“ lautet der Slogan, der Umweltschutz<br />
quasi als unbeabsichtigten Nebeneffekt mit<br />
sich bringt.<br />
Ein weiterer positiver Effekt der Perlfarmen ist, dass<br />
sich in der Umgebung von Perlfarmen auch die<br />
natürlichen Populationen der Perlmuscheln wieder<br />
erholen, die durch den Raubbau während des<br />
Perlboom des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts<br />
beinahe ausgerottet wurden.<br />
Wenn Zuchtperlen jedoch in riesigen Massen auf<br />
kleinen Atollen produziert werden, ist die Unbedenklichkeit<br />
für die Umwelt natürlich fraglich. Speziell<br />
Lagunen mit wenig Wasseraustausch werden durch<br />
die Abwässer und Abfälle der aus dem Boden<br />
gestampften Arbeiterunterkünfte, dem auf der<br />
Perlfarm anfallenden Plastikmüll und durch die<br />
Sedimente, die durch das allmonatliche Reinigen der<br />
Muscheln ins Wasser gespült werden, stark belastet.<br />
Sobald das Ökosystem einer Lagune kippt, ist es mit<br />
den Perlen allerdings auch vorbei.<br />
3<br />
Südseeperlen<br />
Jahren „veredelt“. Für das komplizierte „Grafting“ werden Spezialisten<br />
eingeflogen, die eine Kugel aus Mississippi-Süßwassermuschelschalen<br />
und ein winziges Stück perlmuttbildendes Mantelgewebe einer<br />
hochqualitativen Spendermuschel in den Körper der jungen Empfängermuschel<br />
einsetzen. Das Perlmutt der Schwarzlippigen Perlmuscheln<br />
hat von der Mitte zum Rand hin einen typischen Verlauf von<br />
weiß bis beinahe schwarz. Somit kann der Experte durch die Auswahl<br />
der Stelle, von der das Spender-Gewebeteil entnommen wird, die<br />
Farbschattierung der zukünftigen Perlen festlegen. Die Operation<br />
muss schnell gehen und die Muscheln müssen innerhalb weniger<br />
Stunden zurück ins Wasser, damit die Ausfälle möglichst gering bleiben,<br />
doch auch so überlebt ein Teil der Tiere diese Prozedur nicht.<br />
1 Erics Perlfarm<br />
2 Farmequipment<br />
3 Regelmäßiges Reinigen der Perlmuscheln im Bojenfeld
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Nach einem Jahr werden die Muscheln wieder auf<br />
die Perlfarm geholt. Zuerst wird ihre Schale einen Spalt aufgespreizt,<br />
dann holen die Arbeiterinnen die Perle mit einem<br />
feinen Instrument aus dem Körper der Muschel. Nun entscheidet<br />
sich deren Schicksal: Hat sie eine hochqualitative Perle mit<br />
dem erwünschten Glanz und Schimmer produziert, wird an<br />
die selbe Stelle ein neuer Nukleus (in der Größe der entnommenen<br />
Perle oder etwas größer) gesetzt und die Muschel<br />
wandert zurück in die Lagune. Dieser Prozess kann bis zu vier<br />
Jahre lang wiederholt werden. Die unglücklichen Muscheln,<br />
die keine schöne Perle produziert haben, werden aufgebrochen<br />
und ihr Muskelfleisch landet mit Knoblauch und Zitrone<br />
auf dem Mittagstisch.<br />
Auf den Gambier-Inseln gründet der Wohlstand auf den<br />
schwarzen Perlen: Ob als Farmbesitzer, Taucher, Larvensammler,<br />
Arbeiter oder Schmuckproduzent – fast jede Familie ist in<br />
irgendeiner Form im Perlfarmbusiness. Die Schule in der<br />
Hauptstadt Rikitea bietet sogar eine spezielle Ausbildung zum<br />
Perlmutt- und Perlgravierer. Das Training dauert 2 bis 5 Jahre,<br />
die Schmuckstücke werden vor Ort verkauft oder nach Tahiti<br />
exportiert. Perlfarmen stellen somit lokal Arbeitsplätze zur<br />
Verfügung und wirken der Landflucht (oder besser gesagt<br />
Inselflucht) der Jugendlichen auf Jobsuche entgegen.<br />
4<br />
1 Frisch geerntete Perlen<br />
2 Graftingspezialist bereitet Mantelgewebe zum Einsetzen vor<br />
3 Nach der Entnahme einer Perle wird ein neuer Nukleus eingesetzt<br />
4 Nur wenige Perlen sind groß und hochqualitativ<br />
48 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Besuchen Sie uns auf der<br />
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YachtNews<br />
Auf<br />
3<br />
Beinen<br />
Die Tiroler Yachthändler und Charterfirma Trend Travel & Yachting,<br />
seit Jahren verlässlicher Partner der Werften Jeanneau (Monohull-<br />
Segelyachten) und Fountaine Pajot (Katamarane), segelt ab sofort<br />
für seine Kunden auf einem dritten Bein. Hannes Grassl: „Mit den<br />
Trimaranen von Neel haben wir eine Vertretung übernommen,<br />
die bietet, was viele unserer Kunden wollen – herausragende<br />
Segeleigenschaften, sehr hohen Komfort an und unter Deck,<br />
extrem viel Stauraum und eine Eignerkabine auf gleicher Höhe mit<br />
Salon und Cockpit. Um die Wunschliste komplett zu machen, gibt<br />
es das alles zu einem ähnlichen Preis eines Fahrten-Katamarans!“<br />
Neben der Rollreff-Genua ist auch ein Rollreff-Kuttersegel,<br />
ausgeführt als Selbstwendefock, Standard. Die Eignerkabine bietet<br />
ein Doppelbett, separates Bad, jede Menge Stauraum und eine<br />
wunderbare Panoramaaussicht über den Ankerplatz.<br />
Die Manövrierbarkeit eines Neel-Tris im Hafen ist aufgrund des<br />
geringen Gewichtes und des kleinen Unterwasserschiffes sehr<br />
einfach. Mit der starken Maschine sind Hafenmanöver mit kleiner<br />
Crew ein Kinderspiel. Das optionale Bugstrahlruder vereinfacht<br />
Hafenmanöver bei ungünstigen Wetterverhältnissen zusätzlich.<br />
Auf dem Programm stehen derzeit drei Typen:<br />
Neel 45 mit drei Doppelkabinen, Grundpreis: 435.000 Euro exkl.<br />
MwSt. • Neel 45 „Loft“ – Eignerversion mit 1 Eignersuite,<br />
1 Doppelkabine, Grundpreis: 454.000 Euro exkl. MwSt. •<br />
Neel 45 Racing Line, Carbon Mast, Textil Rigging, noch leichtere<br />
Materialien für den Innenausbau, 3 Doppelkabinen + 2 bis 4<br />
Skipperkabinen, Grundpreis: 478.800 Euro exkl. MwSt.<br />
Neel 51 (Neu!), 1 Eignerkabine, 3 Doppelkabinen +<br />
2 Skipperkabinen, Grundpreis: 610.000 Euro.<br />
Neel 65, 2 Eignersuiten, 4 Doppelkabinen, Grundpreis:<br />
1.598.000 Euro. Alle Preise zuzüglich MwSt.<br />
Nächste Besichtigungsmöglichkeit auf Messen:<br />
La Rochelle (28.9.–3.10.): Neel 45 „Loft“.<br />
Cannes (6.–11.9.): Neel 45<br />
50 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Dehler 34<br />
„Die neue Dehler 34 wurde von judel/vrolijk & co gezeichnet und hat von unseren über<br />
50 Jahren Yachtbauerfahrung profitiert. Bei den ersten Tests steckte steckt das<br />
Boot die kurze hackige Welle gut weg, da bewegt sich nichts und es bleibt erstaunlich<br />
trocken. Sie segelte sanft durch die Wellen und ließ sich auch von starken Böen nicht<br />
beeindrucken“, berichtet Kalle Dehler. Jetzt wird das Testprotokoll von den Entwicklern<br />
ausgewertet und mögliche Verbesserungen besprochen.<br />
www.dehler.com<br />
Interessante<br />
Motorboote<br />
www.yacht-center.de/skippertrainung-kroatien.html<br />
www.yacht-center.de/hoffest.htmlPula Veruda<br />
www.yacht-center.de/skippertrainung-kroatien.html<br />
Yacht Center Mannheim ist<br />
offizieller Händler für Bavaria-<br />
Motoryachten und stellt die<br />
neuesten Modelle auf folgenden<br />
Messen aus: Cannes Boat Show<br />
vom 6. bis 11. September und<br />
auf der Interboot Friedrichshafen<br />
am Bodensee vom 17. bis 25.<br />
September <strong>2016</strong>. Schließlich<br />
präsentiert das Yacht Center<br />
interessante Boote noch vom 20.<br />
bis 23. Oktober auf der Biograd<br />
Boatshow. Auch sonst sind die<br />
Motorboothändler aus Mannheim<br />
mit interessanten Terminen zur<br />
Stelle: In der Marina Veruda in<br />
Istrien vom 7. bis 9. Oktober<br />
mit einem Skippertraining und<br />
schließlich mit dem großen Hoffest<br />
in der Zentrale Mannheim am 5.<br />
und 6. November.<br />
Biograd Boatshow<br />
20.–23.10.<strong>2016</strong><br />
PERFORMANCE<br />
Hoffest Zentrale Mannheim<br />
5.–6.11.<strong>2016</strong>, 10.00–16.00 Uhr<br />
www.yacht-center.de/hoffest.html<br />
43<br />
47<br />
PERFORMANCE<br />
PERFORMANCE<br />
39<br />
PERFORMANCE 39<br />
PERFORMANCE<br />
43<br />
39 43<br />
39<br />
4743<br />
THE ART OF 43<br />
5047<br />
47<br />
50 54<br />
54<br />
50<br />
54 58<br />
58 54<br />
LONG CRUISE 58<br />
LONG CRUISE 58<br />
LONG CRUISE 46LC<br />
LONG 46LC CRUISE 46LC 52LC<br />
52LC<br />
46LC<br />
52LC<br />
WELTPREMIERE<br />
WELTPREMIERE<br />
L I V E<br />
L I V E<br />
in Cannes<br />
in Cannes<br />
THE ART OF<br />
SAILING AND DESIGN<br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
THE ART OF<br />
SAILING AND DESIGN<br />
THE ART OF<br />
SAILING AND DESIGN<br />
UNA STORIA ITALIANA DAL 1974<br />
UNA STORIA ITALIANA DAL 1974<br />
50<br />
WELTPREMIERE<br />
54<br />
UNA STORIA ITALIANA DAL 1974<br />
58<br />
39<br />
43<br />
47<br />
50<br />
54<br />
58<br />
LONG CRUISE<br />
L I V E<br />
in Cannes<br />
LONG CRUISE<br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
46LC<br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
52LC<br />
SAILING AND DESIGN<br />
WELTPREMIERE<br />
L I V E<br />
in Cannes<br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
UNA STORIA ITALIANA DAL 1974<br />
UNA STORIA ITALIANA DAL 1974<br />
NOMINATED 2017<br />
NOMINATED 2017<br />
NOMINATED 2017<br />
NOMINATED 2017<br />
NOMINATED 2017<br />
www.navigation4you.at<br />
Generalvertrieb für Österreich<br />
NAVIGATION4YOU - Peter Pöschl<br />
In der Tull 15, 8793 Trofaiach<br />
Tel: +43 664 180 58 44<br />
WELTPREMIERE<br />
WELTPREMIERE<br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
L I V E<br />
L I V E<br />
in Cannes<br />
in Cannes<br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
YACHTING-FESTIVAL<br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
6–11 SEPT <strong>2016</strong><br />
THE THE ART ART OF www.navigation4you.at<br />
OF<br />
SAILING SAILING AND AND DESIGN DESIGN<br />
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Generalvertrieb für Österreich<br />
In der Tull 15, 8793 Trofaiach<br />
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In der Tull 15, 8793 für<br />
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Peter Pöschl<br />
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NOMINATED 2017
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
?<br />
E-Mission<br />
Impossible<br />
Es klingt so einfach und logisch: Die Zukunft der Schifffahrt hat längst<br />
begonnen und sie ist emissionsfrei, umweltfreundlich, geräuscharm.<br />
Elektrisch mit einem Wort. Ein unumstrittener Pionier auf diesem Gebiet<br />
ist Wolfgang Schmalzl aus Velden am Wörthersee.<br />
Er ist ein Visionär, voller Kreativität und neuer Ideen auf allen<br />
möglichen Gebieten – und dazu einer, der seine Ideen hartnäckig<br />
verfolgt und umsetzt. Der sich auch von Bergen an<br />
Problemen und Rückschlägen nicht einschüchtern und aufhalten<br />
lässt. Bereits vor mehr als 20 Jahren hat er als einer der<br />
allerersten den Trend erkannt und seither aktiv die Entwicklung<br />
von Elektro-Motorbooten gegen alle Widerstände gefördert.<br />
„Ausgelöst von der beschränkten Anzahl an Motorbooten<br />
am Wörthersee habe ich bereits Ende der 1990er-Jahre in<br />
Kooperation mit meinem langjährigen Partner Boesch Motorboote<br />
sowie der Firma Kräutler ein Holzboot mit einem Elektroantrieb<br />
ins Gleiten gebracht. Damals haben wir rund 600<br />
Kilogramm Blei-Säure-Batterien in das Boot gepackt und uns<br />
riesig gefreut, als das Boot 20 km/h erreichte“, erzählt Wolfgang<br />
Schmalzl über die gelungene Elektroboot-Präsentation<br />
des Boesch 620 im Jahr 1998. Die Freude war jedoch kurz, da<br />
mit der alten Blei-Säure-Technologie, die zwar sich zwar nach<br />
wie vor sehr gut für niedrige Spannungen eignet, nach nur<br />
zehn Minuten Fahren mit Vollgas Schluss war und das Boot<br />
für mehrere Stunden aufgeladen werden musste.<br />
Der Druchbruch kam sieben Jahre später mit dem Einbau von<br />
Lithium-Akkumulatoren. Mit einem Sechstel des Gewichts, dem<br />
Wegfall des sogenannten „Memory Effekts“, der die Kapazität<br />
reduziert, wenn die Batterie unregelmäßig aufgeladen wird<br />
und Spannungen von 250 Volt, die beliebig erweitert werden<br />
können, eignet sich diese Technologie nicht nur für den Ein-<br />
52 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
E-Antriebe werden in den<br />
nächsten Jahren deutlich günstiger<br />
Fotos: Gindl<br />
satz in Elektroautos, sondern erfüllt auch die Anforderungen<br />
von Elektro-Motorbooten. Schmalzl: „Mit der Firma Erun habe<br />
ich ein weiteres Unternehmen gefunden, das das Potential von<br />
Hochleistungsakkumulatoren erkannte und mit meiner Firma<br />
Boote Schmalzl im Jahr 20<strong>05</strong> wiederum ein Boesch-Elektro-<br />
Motorboot der Öffentlichkeit vorstellte, dass mit einem 50<br />
kW-Kräutler-Motor ein Boot rund 30 Minuten im Gleiten hielt.“<br />
Angespornt von den Leistungen der neuen Technologie wurde<br />
in dieser Zeit auch eine Eigenentwicklung vorgestellt. Die<br />
Julika 660, ein Nachbau eines Elektrobootes, wie es in den<br />
1940er-Jahren am Wörthersee als Taxiboot im Einsatz war,<br />
erreichte in Testläufen die zu dieser Zeit ungeschlagene<br />
Höchstgeschwindigkeit von 47 km/h und Reichweiten, die um<br />
rund ein Drittel besser waren als jene der sonst am Markt<br />
befindlichen Elektroboote. „Grund dafür ist der einzigartige<br />
lange Rumpf (6,6 Meter bei einer Breite von 1,45m) sowie das<br />
flache Unterwasserschiff. Anfang des vorigen Jahrhunderts<br />
wurden noch Boote gebaut, die leicht ins Gleiten kamen, weil<br />
die Antriebe noch nicht sehr stark waren. Als sich die Motorleistung<br />
durch Technologiesprünge erhöhte, stand bei den<br />
Bootsbauern nicht mehr Effizienz, sondern Fahrkomfort in den<br />
Wellen (V-Rümpfe) und Geräumigkeit in den Booten (breite<br />
Cockpits) im Vordergrund“, erinnert sich Wolfgang Schmalzl.<br />
Heutzutage sind etwa die Hälfte der Boote, die Boote Schmalzl<br />
verkauft, Elektro-Motorboote in höheren Spannungsbereichen<br />
(> 4,4 kW). „Die Technologie ist absolut ausgereift und die<br />
Kinderkrankheiten der ersten Lithium-Polymer-Akkumulatoren<br />
konnten ausgeräumt werden. Mit der Firma Piktronik habe ich<br />
zudem einen Partner gefunden, der Akkus, Ladegeräte und<br />
E-Antrieb aus einer Hand liefert. Das vereinfacht die Abstimmung<br />
der Komponenten und den Service für die Kunden<br />
ennorm“, weiß der Bootsbauer vom Wörthersee: „Die Elektroboote<br />
haben sich am Wörthersee als echte Alternative zu den<br />
Motorbooten etabliert. Inzwischen haben wir auch an anderen<br />
Seen in Kärnten, aber auch im Salzkammergut und am Neusiedler<br />
See Kunden, die den Fahrspaß und die Power von<br />
starken Elektro-Motorbooten erkannt haben. Wir sehen hier in<br />
den nächsten Jahren noch weiteres Wachstumspotential“.<br />
Das einzige Kriterium, das Interessenten derzeit noch von der<br />
Kaufentscheidung abhalten kann ist der Preis. „Mit rund<br />
1.000,00 Euro pro Kilowattstunde (kWh) Batterieinhalt muss<br />
derzeit kalkuliert werden. Was die Kunden jedoch freuen<br />
dürfte, sind die stetigen Preissenkungen von Lithium-Zellen.<br />
Durch den extremen Ausbau an Produktionskapazitäten im<br />
Automobilbereich erwarten wir in den nächsten Jahren deutlich<br />
reduzierte Kosten für Akkumulatoren“, sagt Wolfgang<br />
Schmalzl über die Zukunftsaussichten.<br />
www.boote-schmalzl.at<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 53
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
Sauberer Spaß<br />
„Der wahre Luxus liegt in der Zeit“, ist das Motto<br />
der kreativen Bootsdesigner der designboats<br />
Schweiz AG, von denen die Tender-Serie stammt.<br />
Einfaches, unkompliziertes Handling, ein Minimum<br />
an Pflegeaufwand, dafür umso mehr Zeit für ungetrübten<br />
Spaß auf dem Wasser, zeichnet neben den<br />
hervorragenden Fahreigenschaften die Tender-<br />
Boote aus. So wurde der voll-elektrisch angetriebene<br />
Tender06Oe – powered by Torqeedo Deep<br />
Blue 80 – von der internationalen Jury von unabhängigen<br />
Fach-Journalisten „Best of Boat Award“,<br />
der auch <strong>OCEAN7</strong> angehört, 2014 zum Sieger in der<br />
Kategorie „best for nature“ gewählt.<br />
www.designboats.ch<br />
Grün, stark, schnell<br />
Diese Kombination stammt zur Gänze aus Österreich: Das Boot heißt<br />
Cosmo 600 Tender und wurde von Thomas Exner entwickelt. „Designaffin<br />
und energiebewußt“ bezeichnet der Konstrukteur den<br />
Rumpf. Er ist in Leichtbauweise hergestellt, was Exner aus dem<br />
Flugzeugbau übernommen und adaptiert hat. Angetrieben wir die<br />
Cosmo 600 von einem Aquawatt Green Flash mit 50 KW, der das<br />
Boot emissionsfrei binnen Sekunden auf rund 40 km/h beschleunigt,<br />
was zum Wakeboarden und Wasserskifahren perfekt geeignet ist.<br />
Aquamot-Motoren gibt es von 4,3 bis 50 Kw. Sie haben den großen<br />
Vorteil, dass sie aus Li Ion- oder AGM Batteriesystemen ihre Energie<br />
beziehen, sparsam im Verbrauch und sehr schnell wieder aufgeladen<br />
sind. Die Kombination Cosmo 600 und Aquawatt Green Line (Foto:<br />
aquawatt) kostet 98.000 Euro inkl. MwSt.<br />
www.exner.at www.aquawatt.at<br />
Tradition & Moderne<br />
Pehn, der Bootsbauer vom Attersee, kann auf fast 60 Jahre Tradition<br />
blicken. Jetzt setzt er innovative Schritte in die Zukunft des emissionsfreien<br />
Bootvergnügens auf den Binnenseen und auch auf dem Meer:<br />
In Zusammenarbeit mit dem E-Motoren-Hersteller Kräutler, Mastervolt<br />
Ladegeräten und den speziell für Marineanwendungen entwickelten<br />
Lithium Mangan Modulen von Invenox ist die eVARIO 650 „der erste<br />
elektrische day-cruiser fürs Meer“, wie Jörg Kepplinger von Pehn-<br />
Bootsbau die neue Entwicklung beschreibt. Es bietet Platz für acht<br />
Personen, hat zwei Liegeflächen, eine Schlafkabine und eine Badeplattform.<br />
Vor allem aber Reichweite für den ganzen Tag auf dem Meer.<br />
www.pehn-bootsbau.at<br />
54 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Hybrid:<br />
Die Mischung<br />
macht‘s<br />
Wasserski-Kaiser<br />
Das neue Modell der Kaiser Bootsmanufaktur „K-625 SkiMachine“<br />
ist ein Elektroboot, fährt aber rasant wie ein herkömmliches<br />
Wasserski-Motorboot. Das Sportboot wiegt bei 6,25<br />
Metern Rumpflänge (inklusive Badeplattform: 6,70 Meter) und<br />
2,45 Metern Breite nur 960 Kilogramm und bietet Platz für 6<br />
Personen. Konzipiert ist diese Version vor allem als Fahrmaschine<br />
ohne Schnickschnack. Um als Elektroboot bestmögliche<br />
Fahrleistungen zu erzielen, wurde das K-625 auf das<br />
fortschrittliche und bewährte Torqeedo Deep Blue 80i-Antriebssystem<br />
maßgeschneidert. Ab 89.000 Euro netto.<br />
www.e-marine.at<br />
Ein perfekt durchdachtes Hybridsystem auch für<br />
größere Yachten kommt von Fischer Panda, dem<br />
deutschen Pionier in Sachen alternative Antriebe,<br />
der seit zwölf Jahren hybride Systeme entwickelt.<br />
Bekannt ist Fischer Panda für seine effektiven, leise<br />
und emissionsarm laufenden Generatoren. Für die<br />
Tests hat Fischer Panda verschiedene eigene Boote<br />
mit dem patentierten Whisperprop® hybrid-Antriebssystem ausgestattet.<br />
Dabei kommt ein drehbarer 10 kW-Jetantrieb mit 600 Umdrehungen/Minute<br />
und einem Propellerring zur verbesserten Steuerung<br />
zum Einsatz. Ein 10 kW/48 V-Generator komplettiert die<br />
Anlage. Die jüngste Generation der von Fischer Panda entwickelten<br />
Antriebe arbeitet mit einem 48 V Niedrig-Volt-System, das auf der<br />
revolutionären EasyBox Control Unit basiert, die einfach einzubauen<br />
ist und in der alle elektrischen Komponenten an Bord gebündelt<br />
sind. Die ebenfalls neu entwickelten elektrischen Motoren bringen<br />
erstaunlich hohe Drehmomente von 160 Nm/320 Nm bei langsamer<br />
Propellerdrehzahl. Die Philosophie von Fischer Panda heißt: Komfort<br />
an Bord und kraftvoller Antrieb entscheiden. Die Mischung<br />
aller Komponenten eines Diesel-elektrischen oder rein elektrischen<br />
Energiesysteme werden die zukünftigen Antriebssysteme für Boote<br />
perfektionieren.<br />
www.fischerpanda.de<br />
Weltpremieren<br />
Mit zwei Motoryacht-Weltpremieren eröffnet Bavaria Yachts<br />
seine Messesaison in Cannes. Die neue Semi-Displacement-<br />
Yacht Bavaria E40 Fly wird auf dem Yachting Festival Cannes<br />
vom 6. bis 11. September zum ersten Mal der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Als zweite Weltneuheit wird die Bavaria R40 Fly<br />
erstmals auf einer Publikumsmesse zu sehen sein. In der Sedan-<br />
Version war die Bavaria E40 schon seit Juni auf ihrer E-Summer-<br />
Tour auf zahlreichen Gewässern und in vielen Häfen Europas.<br />
Über 500 interessierte Kunden aus den Niederlanden und<br />
Deutschland nutzten die Gelegenheit bei einer Probefahrt an<br />
den Zwischenstopps der Tour, die Bavaria E40 Sedan zu testen.<br />
www.bavaria-yachtbau.com<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 55
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
Wer bei viel Raum, Sicherheit und Luxussegeln<br />
bis dato ausschließlich an einen Katamaran<br />
dachte, wird auf der Dufour 560 Grand‘Large<br />
eines Besseren belehrt. So wie wir auf unserer<br />
Testfahrt durch die Kornaten, zu der uns<br />
Master-Yachting Deutschland bat.<br />
Auf gro<br />
durch
Dufour 560 Grand’Large<br />
Anatoli. Was sich der Eigner wohl bei diesem Namen gedacht<br />
hat? Er passt so gar nicht zu dieser perfekt geformten Schönheit,<br />
mit der sich die französische Dufour-Werft zu ihrem<br />
50-jährigen Jubiläum selbst beschenkte. „Dufour 560<br />
Grand‘Large“, das klingt gleich viel besser und unterstreicht<br />
die Ästhetik der klar gezeichneten Linien, der schlanken und<br />
langgezogenen Rumpffenster und der flach gehaltenen Kajütaufbauten<br />
des größten Flaggschiffs designed by Felci Yachts.<br />
Noch bevor uns eine bessere Alternative zu Anatoli einfällt,<br />
bekommen wir kalte Füße: Eine tückische Heckwelle hat es<br />
tatsächlich bis ins Cockpit geschafft und uns bis zu den Knöcheln<br />
durchgewaschen. Doch ehe wir die Wassermassen mit<br />
einem Blick nach unten erfassen können, hat Anatoli sie<br />
wieder von Bord gespült. Eitel ist die Grande Dame also auch,<br />
wie charmant …<br />
keitsmesser auch schon auf 5 Knoten. Welche Leistungsteigerung<br />
man sich da noch von der Fock erwarten kann?<br />
Diese Frage muss leider offen bleiben. Denn schon beim Setzen<br />
der Selbswendefock reißt die Rollreffleine, der wir schon bei<br />
Yachtübernahme nicht so ganz über den Weg trauten. Womit<br />
wir auch schon bei der Achillesverse der Grand‘Large wären:<br />
Die Trommel der Rollfock ist nicht mit einem runden, sondern<br />
mit einem flachen Band bestückt, das zudem an einer verdeckten<br />
Stelle bereits geflickt worden war. Wer auch immer diese<br />
platte Idee hatte – die große Wende hat sie nicht gebracht.<br />
In der gut geschützten Ankerbucht von Levrnaka gelingt es<br />
uns, die Fock wieder einzurollen und zu fixieren, sodass wir<br />
uns auf der Weiterfahrt zur Insel Ravni Zakan voll auf den<br />
Trimm des Großsegels konzentrieren können, was eine wahre<br />
Freude ist.<br />
ßem Fuß<br />
die Kornaten<br />
Text und Fotos: Tahsin Özen<br />
Klotzen, nicht kleckern. Ihren Charme ließ die<br />
mit 17,15 Metern größte jemals gebaute Dufour bereits bei der<br />
Übernahme in der Marina Tankerkomerc in Zadar spielen. Der<br />
hohe Mast und der alle anderen Yachten am Steg überragende<br />
Bug waren ebenso nicht zu übersehen wie eine Gruppe fachsimpelnder<br />
Schaulustiger, die der Grande Dame ihre Aufwartung<br />
machten. Wir jedoch eroberten sie, schleppten unseren<br />
Kram unter Deck – und fanden uns in einem Penthouse wieder:<br />
Zwei Heckkabinen, eine Kabine steuerbords, zwei Bugkabinen,<br />
ein weiter Salon und eine ob der unendlichen Weiten<br />
gleich quer eingebaute Pantry zeugen von der fantastischen<br />
Größe dieser Yacht, deren Innendesigner jedenfalls klotzen<br />
und bestimmt nicht kleckern wollten.<br />
56 Fuß und eine Hand. Schon beim Anlaufen der<br />
von Bord aus gesehen ersten Boje vor der Konoba Larus (nur<br />
sie lässt unserer Grande Dame den Raum, den sie zum Schwojen<br />
braucht) steht fest, dass diese trotz des hohen Freibords<br />
Die große Wende. An Deck haben wir schließlich<br />
genug von der offenen See, die unsere Grande Dame ankläfft<br />
wie ein kleiner Pudel mit zu großem Ego. Schwungvoll nehmen<br />
wir bei Obrucan die Einfahrt in den Kornati-Nationalpark<br />
und wollen noch vor dem Passieren der Insel Levrnaka bei<br />
deutlich abgeschwächtem Wind volle Wäsche setzen. Den<br />
Beweis dafür, dass Länge läuft, erbringt schon das Großsegel<br />
für sich allein: Kaum ausgefahren, springt der Geschwindig-<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 57
<strong>OCEAN7</strong>Yachten<br />
5<br />
1 2 3 4<br />
vom Bug aus in Beschlag zu nehmen ist. Denn so imposant<br />
die Badeplattform am Heck auch sein mag: sie unter Fahrt zu<br />
öffnen wäre die zweitbeste Lösung. Das Manöver klappt beim<br />
ersten Anlauf, wofür wir uns in der Konoba, die für ihre gehobene<br />
Küche (und gehobenen Preise) bekannt ist, mit einem<br />
fangfrischen und zwei Kilo schweren St. Petersfisch selbst<br />
belohnen.<br />
Am nächsten Morgen begrüßt uns ein sanfter Yugo, sodass wir<br />
ideale Bedingungen für das Ablegen von der Boje unter Segel<br />
vorfinden. Das Trimmen des Rollgroß liegt uns inzwischen<br />
schon im Blut – dennoch sind wir überwältigt von der Präzision<br />
und Leichtigkeit, mit der die Yacht von der Boje abfällt<br />
und auf gewünschtem Kurs Fahrt aufnimmt. 56 Fuß und nur<br />
eine Hand? Machbar auf der Grand‘Large.<br />
Stille Fahrt nach Haus‘. Zwischen Kornat und<br />
Vela Smokvica verlassen wir den Kornati-Nationalpark unter<br />
Segel wieder, für die Querung des Pašmanski-Kanals müssen<br />
wir den Flautenschieber bemühen. Flautenschieber? Bemühen?<br />
Wie fatal diese Wortwahl ist, zeigt uns das 110 PS starke Volvo-<br />
Penta-Dieselaggregat, das uns kaum hörbar und doch mit bis<br />
zu sieben Knoten Fahrt beschwingt nach Zadar bringt. Der<br />
fein dosierbare Motor und das wohldimensionierte Ruderblatt<br />
in Kombination mit einem perfekt geschnittenen Lateralplan<br />
machen schließlich das Anlegemanöver im Heimathafen zum<br />
Kinderspiel. Und ja, wir haben auch das Bugstrahlruder zu<br />
Hilfe genommen – bei starkem Seitenwind sollte man sich aber<br />
nicht darauf verlassen. Den mag die Grande Dame nämlich<br />
genauso wenig wie wir.<br />
Blickfang in jeder Marina, Eleganz,<br />
Komfort und einfaches Handling<br />
58 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Dufour 560 Grand’Large<br />
Technische Daten<br />
Länge ..........................17,15 m<br />
Tiefgang ..........................2,2 m<br />
Segelfläche .......................152 m 2<br />
Motor ...........................110 PS<br />
Kraftstofftank ....................... 500 l<br />
Wassertank ........................ 730 l<br />
Personen max. an Bord .................10<br />
Kabinen/Nasszellen ....................5/2<br />
Kojen ............................ 10+2<br />
BordAusstattung<br />
4 Doppelbettkabinen • 1 Stockbettkabine •<br />
1 Skipperkabine mit Toilette • 3 Nasszellen •<br />
Doppelradsteuerung • Rollgenua • Rollgroß •<br />
Bugstrahlruder • elektr. Ankerwinsch • Logge •<br />
Echolot • Windinstrumente • UKW • Autopilot •<br />
GPS • Kartenplotter im Cockpit • Inverter •<br />
Bimini • Sprayhood • Warmwasser • Cockpitdusche<br />
• Ofen • Herd • el. Kühlschrank •<br />
Pantrygrundausstattung • Radio, CD, MP3, AUX<br />
in Anschluss • Cockpitlautsprecher • Cockpittisch<br />
• Dinghi • Sicherheitsausrüstung*<br />
* Alle Angaben ohne Gewähr.<br />
Yacht-Charter<br />
Die getestete Dufour 560 Grand‘Large in Zadar/<br />
Kroatien ist über Master-Yachting Deutschland ab<br />
€ 4.500,– buchbar. www.master-yachting.de.<br />
Kiriacoulis Mediterranean c/o Albatros Yachting in<br />
Zadar hat weiters eine gut gepflegte Bavaria-Flotte<br />
(36–55 Fuß, ab € 1.600,–) im Angebot.<br />
www.kiriacoulis.com.<br />
Dufour-Yachts<br />
Alle Informationen über sämtliche Dufour-Yachten:<br />
Meik Lessig, CEO für Österreich, Deutschland<br />
und die NL. Tel. +49 151 62872428, www.<br />
dufour-deutschland.de.<br />
7<br />
1 Deckschläfer betten sich im Cockpit auf der Backbord-Seite besonders gemütlich.<br />
2 Einfach die tagsüber abgesenkte zweite Bankhälfte anheben und einrasten lassen.<br />
3 Mit den Sitzauflagen belegen, Schlafsack drauf – und gute Nacht!<br />
4 Hinter der klappbaren Badeplattform wäre Platz fürs Dinghi –<br />
oder doch für die Fender?<br />
5 Das Testrevier? Der Nationalpark Kornati, hier auf Ravni Zakan vor der Konoba Larus.<br />
6 Penthouse-Feeling im Salon der Dufour 560 Grand’Large<br />
mit quer abgesetzter Pantry.<br />
7 Mit 17,15 Metern ist die 560 Grand’Large das Flaggschiff der noblen Dufour-Flotte.<br />
6
<strong>OCEAN7</strong>Regatta<br />
And the<br />
winner is …<br />
Gemeinsam um die Wette segeln<br />
„Raum!“ – ein Ruf, der von Yacht zu Yacht schallt: „Raum!<br />
Mensch, jetzt macht doch mal Platz!“. Doch keine Chance, die<br />
14 luvt immer mehr an, versucht nicht nur die Yacht neben ihr<br />
hoch zu drängen, sondern sorgt im Ping-Pong-Prinzip gleich<br />
auf sieben Schiffen für nervöse Unruhe. Es gibt in Luv keinen<br />
Platz. Acht Boote segeln fast auf gleicher Höhe. Keiner will<br />
nachgeben. Keiner seinen guten Kurs verlassen.<br />
Acht Schiffe mitten im Tyrrhenischen Meer auf ihrem Weg nach<br />
Korsika, nicht nur Wind und Wellen genießend und den letzten<br />
herbstlichen Sonnenschein, sondern um die Wette segelnd und<br />
dabei um jeden einzelnen Platz kämpfend, einerlei, wie eng<br />
man am Vorabend noch miteinander getanzt hat.<br />
„Mensch, das ist doch nur eine Fun-Regatta, ihr müsst doch nicht<br />
gleich alle kaputtfahren“, kommt von Steuerbord. Der erste fiert<br />
die Segel etwas auf, nimmt das Tempo raus aus dem Boot. Die<br />
Vernunft siegt über den Ehrgeiz, während Elba14 versucht, die<br />
übrige Konkurrenz rauszukicken. Ihr Sympathiewert verliert<br />
gerade wertvolle Punkte.<br />
Interboot Yachtwoche Mittelmeer, die<br />
Yachten tragen den Namen der Ausgangsinsel der herbstlichen<br />
Segelwoche und werden einfachheitshalber durchnummeriert.<br />
So geht es schneller beim täglichen Funkverkehr und auch beim<br />
Kennenlernen der Crews. Die eigentlichen Namen der Charteryachten<br />
muss man nur für die Hafenmeister parat haben, denn<br />
die wären wiederum mit durchnummerierten Yachten überfordert.<br />
So viele Yachten auf einmal laufen selten ihre Häfen an<br />
– und das nahezu gleichzeitig, wofür der Regattaverlauf sorgt.<br />
Auch das Um-die-Wette-Segeln gehört zum Programm, das<br />
Hartmut Holtmann von der Agentur KH+P jedes Jahr im Herbst<br />
seinen Charterern bietet – in Dauerschleife sozusagen. Auch<br />
wenn die Route nicht immer dieselbe ist, so dient doch die<br />
Insel Elba, auf die Napoleon vor 202 Jahren verbannt wurde,<br />
jeweils als Ausgangshafen. Auch für die Yachten, die am Festland<br />
dazu gechartert werden. Denn die eigentliche Veranstaltung<br />
startet erst, sobald diese die Insel oder besser die weite<br />
Bucht von Portoferraio erreicht haben.<br />
Und so werden die Crews gebeten, den „Zugereisten“ die Bojen<br />
in der Bucht von Bagnaia gegenüber der Inselhauptstadt zu<br />
überlassen und die eigenen Schiffe an den Plätzen der örtlichen<br />
Charterbasen festzumachen, wenn es abends zur offiziellen<br />
Begrüßung ins „Segelzentrum Elba“ geht. Die Grußworte stehen<br />
dort allerdings nicht unbedingt im Vordergrund, zumindest nicht<br />
für die Crews. Vielmehr ist es das wohl einmalige Buffet im<br />
uralten Werftgemäuer, für das das ganze Dorf schon tagelang<br />
geschnippelt und gekocht haben muss, und nicht letztendlich<br />
die Partystimmung mit Livemusik und Hüftschwung. Dass es<br />
bei diesem Gruppensegeln recht entspannt und vor allem stimmungsvoll<br />
zugeht, dafür ist die Veranstaltung bekannt. Noch<br />
einmal wildes Segeln und dazupassendes Feiern oder Zusammensein,<br />
bevor die Segler entweder in den Winterschlaf versinken<br />
oder es sie zum Jahresende hin noch einmal in die warme<br />
Karibik zieht.<br />
Doch jetzt sind Segelstiefel und Ölzeug angesagt, zumindest<br />
zeitweise. Ansonsten lässt sich das wasserdichte Schuhwerk<br />
auch mit Shorts kombinieren. Das Nass kommt schließlich nicht<br />
von oben, sondern meist von vorn, wenn sich die Yachten durch<br />
60 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Interboot Yachtwoche Mittelmeer<br />
Auf der Suche nach neuen, nahegelegenen Revieren<br />
erfreut sich das westliche Mittelmeer derzeit bei<br />
Yachtsportlern steigender Beliebtheit. Für <strong>OCEAN7</strong><br />
war Autorin Kirsten Panzer auf einer spannenden<br />
Reise zwischen Elba und Korsika unterwegs.<br />
Text und Fotos: Kirsten Panzer<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 61
<strong>OCEAN7</strong>Regatta<br />
Auch für Urlaubssegler ein besondere<br />
Lockeres Regattasegeln in einem bes<br />
das aufgewühlte Mittelmeer ihren Weg bahnen. Die Wellen<br />
wachsen stetig, mal mit viel Wind, mal mit wenig. Manch einer<br />
wünscht sich da, doch noch etwas seefester zu sein – sieht man<br />
an Bord und hört man im Hafen. Homöo pathische Globoli<br />
werden gereicht, Gummibärchen empfohlen oder Bananen.<br />
Beim Mädelsboot – auch eine Frauencrew ist unterwegs – ganz<br />
unaufgeregt, funktioniert die Backschaft selbst bei starkem<br />
Seegang. Ramona ist seefest und zaubert unentwegt Leckereien<br />
auf zwei Flammen. Doch nicht während der Wettfahrt, da kümmert<br />
sie sich meist um den perfekten Stand des Groß.<br />
Anluven, nur ein kleines bisschen. Die segelnde<br />
Konkurrenz flucht, die Backbord-Yacht grinst. Von Capraia<br />
geht es inzwischen hinüber nach Korsika. Die erste Wettfahrt<br />
kleckerte bei weniger Wind von Portoferraio in die Bucht<br />
von Biodola, der westlichen der beiden Nordbuchten der Isola<br />
d’Elba. Das Ziel wurde vom Start- und Zielschiff festgelegt. Die<br />
Ansage dazu kam über Funk,<br />
mit ordnungsgemäßer Rückmeldung<br />
natürlich: „Elba 2 hat<br />
verstanden, Elba 3 gehört, Elba<br />
4 alles o.k. ...“ – jedes Boot ein<br />
kurzer Spruch. Die meisten<br />
Teilnehmer kennen das Prozedere,<br />
die Mittelmeerwoche gehört<br />
für sie zum festen Jahresprogramm,<br />
als Einzelbucher,<br />
Skipper oder in Bareboat-Charter<br />
mit eigener Mannschaft. Das Startschiff ruft, gibt Neuig keiten<br />
durch, meldet Startverschiebungen, vergewissert sich, dass auch<br />
alle unterwegs sind, kürzt oder verlängert die Regattabahn und<br />
informiert über eventuelle Erreichbarkeiten von Hafenkapitänen<br />
oder auch mal über noch zu bezahlende Liegegebühren.<br />
Vor Biodola hat die Regattaleitung vom Bodensee die Peilung<br />
für die Ziellinie durchgegeben – ein weißes großes Gebäude<br />
– erst wundert man sich an Bord der Yachten etwas und hält<br />
Ausschau, doch dann wird es klar. Das kantige Weiß zwischen<br />
dem Grün muss es sein. Die Landmarke ist perfekt ausgesucht.<br />
Die erste Wettfahrt beendet. Die Segel fallen auf den meisten<br />
Booten sofort, der Wind hat nachgelassen, die Entfernung zum<br />
Zielhafen auf Capraia ist zu weit. Auf Elba 13 werden klare<br />
Prioritäten gesetzt: erst Musik an, dann Genua weg. Jutta, die<br />
Skipperin mit inzwischen mindestens 8.500 Seemeilen auf dem<br />
noch jungen Buckel, ist bekannt für ihren guten Musikgeschmack.<br />
Wer bei der auch an Land erfolgreichen Managerin<br />
1<br />
2 3<br />
62 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Interboot Yachtwoche Mittelmeer<br />
s Erlebnis:<br />
onderen Revier!<br />
bucht, will schnell segeln und ebenso gut feiern. Da gibt es auch<br />
schon mal eine Minidisko im Cockpit. Manch ein Segler hat dort<br />
inzwischen fremdgefeiert. So sind nicht nur die Plätze auf ihrem<br />
Boot, sondern auch neben ihrer Yacht durchaus begehrt. Musik<br />
also an. „Komm, geh mit mir zum Meer, um auf ein Schiff zu<br />
gehen“, fasst der „Graf“ lautstark das Segelgefühl musikalisch<br />
zusammen. Der Text passt, es darf mitgesungen werden. 27<br />
Seemeilen bis Capraia, der gerade mal zwanzig Quadratkilometer<br />
kleinen ehemaligen Gefängnisinsel nordwestlich von Elba.<br />
Der Wind ist nun fast vollkommen eingeschlafen, die Maschinen<br />
laufen. 27 Seemeilen mit nur einem Windhauch zu segeln ist<br />
für die wenigsten eine Option. Doch immerhin hat der Wind<br />
während der Wettfahrt gehalten. Auch wenn er gegen Ende die<br />
Geduld der hinteren Crews auf die Probe gestellt hat.<br />
Doch das Meer ist ein Wunderwerk und erst recht der Wind,<br />
der auf ihm herrscht. Und so scheinen auch die Wettervorhersagen<br />
manchmal wie Wahrsagungen vom Jahrmarkt, je nachdem<br />
woher sie stammen. Der Wind kommt mit Verspätung, dann<br />
aber heftig. Wind aus Ost, oder doch fast, Halbwindkurs. Ziel<br />
Korsika, genauer gesagt Macinaggio. Der Tête de Maure, der<br />
Korsenkopf, wird neben dem Kartentisch bereit gelegt. Vor dem<br />
Einlaufen im Hafen soll das Freiheitssymbol Korsikas unter der<br />
Saling wehen. Grenzen überschreitendes Segeln, zumindest<br />
Landesgrenzen. Wer von See kommt, muss Flagge zeigen und<br />
natürlich noch immer ordnungsgemäß beim Hafenmeister einklarieren,<br />
auch im sonst so vereinten Europa.<br />
Giraglia, der exponierte Felsen vor der Nordspitze Korsikas,<br />
muss gerundet werden, bevor Macinaggio angesteuert werden<br />
4<br />
darf. Die Charteryachten dürfen ein bisschen Rolex-Cup spielen.<br />
Der Fels dient sonst hochkarätigeren Regatten als Wendemarke.<br />
Doch der Ehrgeiz packt auch die Freizeitsegler. Und so wird<br />
wieder fine-getunt, hier ein bisschen gefiert, dort ein wenig<br />
dichtgeholt. Wie steht der Traveller, was ist mit den Holepunkten.<br />
Wenn es zu eng wird, heißt es abzuwägen – auf Risiko<br />
fahren oder doch lieber das Material schonen, wofür sich die<br />
meisten Skipper entscheiden. Und dennoch, Materialschaden<br />
kommt vor. Auf der Elba 13, dem Frauenboot, haut es das<br />
Genua-Fall los – direkt neben dem steinernen Fels. Was tun?<br />
Eine schnelle Entscheidung fällt. Genua weg, Maschine an. Es<br />
gilt ganz nebenbei auch, eine Kollision mit der Konkurrenz zu<br />
vermeiden. Eine Reparatur unter Segeln wäre hier nicht möglich<br />
gewesen. Im Bootsstuhl in den Mast? Nachsehen, was passiert<br />
ist? Bei der aufgewühlten See lieber nicht. Warum auch? Maschine<br />
an heißt auch bei einem Charter-Race Disqualifikation.<br />
Später an Land wird den Damen unterstellt, dass ihnen die Kraft<br />
ausgegangen sei und das ausgerechnet von einer anderen<br />
Dame, die ihnen zu der tapferen Entscheidung gratuliert. „Toll,<br />
dass ihr dazu steht, dass ihr keine Kraft mehr hattet“, ruft sie am<br />
Abend herüber. Aber nein, es waren nicht die Muskeln, es war<br />
nur ein kleiner schwacher Schäkel, der seiner Aufgabe an Bord<br />
nicht mehr nachkommen konnte.<br />
1 Macinaggio auf Korsika<br />
2 Cockpit-Pause nach der Wettfahrt<br />
3 Startübung in der Bucht von Portoferraio<br />
4 Der Hafen von Capraia<br />
Dragonfly<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 63
<strong>OCEAN7</strong>Regatta<br />
Dass solche Bemerkungen nur den Ehrgeiz anheizen, ist bekannt.<br />
Auf dem Weg nach Bastia werden Jutta und die „Mädels“<br />
auf Platz fünf vorspringen und das, obwohl sie am Start wegen<br />
des starken Windes und der Wellen Platz zu den anderen Yachten<br />
lassen werden. Defensiver Start statt Angriff. Doch wer will<br />
schon freiwillig im Anschluss an eine Segelwoche im Mittelmeer<br />
die Versicherung in Anspruch nehmen oder auf die Kaution<br />
verzichten? Es geht schließlich auch um den Segelspaß. Und das<br />
vor allem. Dass man sich dabei misst, gegen einander segelt und<br />
gewinnen möchte, macht den zusätzlichen Spaßfaktor aus.<br />
Schneller als die anderen wollte man schließlich schon im Kindergarten<br />
oder als Knopf auf der Skipiste sein.<br />
Und so wird auch im Hafen noch gefachsimpelt, wenn die Ergebnisse<br />
an der Mole oder im befreundeten Yachtclub verkündet<br />
werden. Da wird gemault wegen der Yardstickzahl und doch<br />
noch mal diskutiert, ob die vor einem platzierte Yacht vielleicht<br />
zu früh die Startlinie passiert hat. Manche freuen sich, manche<br />
wundern sich. Doch die Aufregung hält sich in Grenzen. Auch<br />
die immer perfekt gestylte Schweizer Crew, die sonst auf dem<br />
Bodensee auf einer Xp 33 segelt, runzelt in Macinaggio gemeinschaftlich<br />
die Stirn. „Aber das ist doch nur Spaß“, klingt’s anschließend<br />
mit Schweizer Satzmelodie und schon geht’s in<br />
Richtung 50-Liter-Rotweinfass, das auf dem Startschiff von Hafen<br />
zu Hafen gesegelt wird. Die Reparaturen sind erledigt, es darf<br />
gesellig werden. Von Konkurrenz ist nichts mehr zu spüren. Die<br />
Wetterentwicklung wird zum Thema.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
25 Knoten, in Böen 30. Bastia liegt an und zwar<br />
direkt. Der geplante Schlag noch einmal nach Norden fällt aus,<br />
was nicht am Wein liegt, sondern am Wind. Man muss auch mal<br />
verzichten können, zum Beispiel aufs Cap Corse. Weiter unter<br />
Land oder erst einen Schlag raus machen? Die Köpfe der Taktiker<br />
und Skipper glühen. Wo wird der Wind am besten halten?<br />
Die tapfere 13 rollt das Feld von hinten<br />
auf. Die angeblich schwachen<br />
Frauen segeln stark. Unter Land<br />
gibt’s Wind und davon nicht zu wenig.<br />
Sogar so viel, dass für die perfekte<br />
Musikauswahl die Zeit fehlt.<br />
Fokussiert aufs Ziel rollt man das<br />
Feld von hinten auf. Wird der Wind<br />
halten? Er schläft ein, die Spannung<br />
steigt, wie sieht es draußen aus?<br />
Auch dort dümpeln die Yachten.<br />
Bahnverkürzung? Dann knistert der<br />
Funk. Elba 1 meldet sich – das Schiff<br />
mit der Regattaleitung. „Wir verlegen<br />
den Start vor die Hafeneinfahrt von<br />
Bastia. Ihr werdet dort die große<br />
Fahne sehen.“ Welcher Film wird<br />
hier gedreht? „Verstehen sie Spaß“ 4<br />
auf hoher See? Das ursprüngliche<br />
Ziel ist noch nicht einmal erreicht, der<br />
Wind ist weg und jetzt noch mal die gleiche<br />
Strecke? Manch einer denkt über<br />
Abbruch nach. Doch keiner will den ersten<br />
Schritt tun. Die Segel killen. Zeit für<br />
einen Mittagssnack. Das Wasser kräuselt<br />
sich ganz leicht. Ein Hauch wird spürbar.<br />
Und weiter geht’s. Der Wind lässt das<br />
Feld nicht im Stich, es kann weiter gekämpft<br />
und vor allem gesegelt werden.<br />
Ölzeug und Sonnenschein – mehr geht<br />
nicht. Denkt man zumindest, bis in Bastia<br />
die Schokoladentarte als Dessert im<br />
64 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
San Vicenzo<br />
Macinaggio<br />
Bastia<br />
Capraia<br />
Marciana Marina<br />
Elba<br />
Salivoli<br />
Portoferraio<br />
Piombino<br />
Puntone<br />
Porto Azzurro<br />
Korsika<br />
Giglio<br />
Die Interboot Yachtwoche Mittelmeer<br />
wird veranstaltet von KH+P Yachtcharter,<br />
Ludwigstraße 112, 70197 Stuttgart. Tel.<br />
0711/638282, E-Mail: info@khp-yachtcharter.de,<br />
www.khp-yachtcharter.com<br />
Die 24. Yachtwoche findet vom 15. bis<br />
zum 22. Oktober <strong>2016</strong> statt, wie immer<br />
ab Elba. Preisbeispiel: Für eine Sun<br />
Odyssey 40 beträgt die Bareboatcharter<br />
ab 510 Euro pro Person. Dazu werden<br />
für das Programm, Begrüßungsabend<br />
und Abschlussabend mit reichhaltigem<br />
Buffet und Getränken, Siegerehrung,<br />
Clubabend etc. 150 Euro berechnet.<br />
Einzelbucher zahlen ab 650 Euro plus<br />
die üblichen Nebenkosten wie z. B.<br />
Hafengebühren.<br />
Der besondere Tipp. Die<br />
Insel Elba hat seit etwa 15 Jahren ihren<br />
eigenen Duft, den man mit nach Hause<br />
nehmen kann oder besser muss: „Aqua<br />
dell’Elba“. Die Essenz einer Insel, der<br />
Duft des Meeres. Die kleine Parfüm-<br />
Manufaktur produziert verschiedene<br />
Duftlinien für die Dame, den Herren<br />
und unisex sowie Raumdüfte und hat<br />
ihren Sitz in Marciana Marina. Ihre<br />
Geschäfte finden sich auf der ganzen<br />
Insel und natürlich auch im Hafen von<br />
Portoferraio.<br />
„A Scaletta“ auf dem Tisch steht. Da werden die anderen Segler selbst<br />
an Land zur Konkurrenz, aus Angst, man käme zu spät zum Nachbestellen.<br />
Eine durchaus ernst zu nehmende Gefahr, auch wenn nur<br />
vier der 21 Crews zufällig das gleiche Restaurant aufgesucht haben.<br />
Doch wie der Wind so auch die Tarte, es gibt genug für alle, die auch<br />
am nächsten Tag beim freien Segeln nach Marciana Marina auf Elba<br />
einen ordentlichen Gewichtstrimm hinlegen wollen. Und der wird<br />
nötig sein. 9,1 Knoten Geschwindigkeit werden erreicht. Wellensurfen<br />
im sonnigen Oktober, das Sonar klingt aus den Boxen, die Fanfaren<br />
tönen kraftvoll – „Komm, geh mit mir zum Meer, um auf ein Schiff<br />
zu gehen … Komm, geh mit mir zum Meer, um mit der Flut zu gehen“<br />
– strahlende Gesichter, ein Schlag in die Welle, das Wasser kommt<br />
über, salzige Dusche, Sonnenschein, fünf weitere Großsegel in Sichtweite<br />
– besser geht es nicht. Ein Herbst im Mittelmeer!<br />
1 Der Fels als Wendemarke<br />
2 Briefing für die nächste Wettfahrt<br />
3 Einfahrt in den Hafen von Bastia/Korsika<br />
4 Jutta, Skipperin des Frauenbootes<br />
5 Die Regatta-Flotte in Marciana Marina/Elba<br />
5<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 65
<strong>OCEAN7</strong>Service<br />
ist nicht schwer<br />
Skipper werden<br />
Skipper sein dagegen sehr?<br />
Text: Peter Schörkmaier<br />
Skipper werden ist nicht schwer … Dieser<br />
Teil der Aussage war niemals richtig. Eine Skipperlizenz zu erhalten<br />
war immer mit einem Zeitaufwand, finanziellen Belastungen<br />
und Bürokratie verbunden. Durch die neue JachtPRO wurde die<br />
Erlangung eines IC deutlich zeitaufwändiger und geht vor allem<br />
mit wesentlich mehr Bürokratie einher (Stichwort z. B. neuer<br />
Erfahrungsnachweis usw.). Über die neue JachtPRO wurde bereits<br />
genug veröffentlicht. Sie enthält – wie die meisten Verordnungen<br />
und Gesetze – ein paar gute Bestimmungen, ein paar nicht ganz<br />
so gute Bestimmungen und Bestimmungen, über deren Sinnhaftigkeit<br />
man ernstliche Zweifel anbringen darf.<br />
Skipper sein dagegen sehr? Wie auch immer,<br />
wenn endlich alle zeitlichen, finanziellen und bürokratischen<br />
Hürden überwunden sind, geht es endlich ans Skippern. Die<br />
Vorfreude ist riesig, es wird organisiert und besprochen, was das<br />
Zeug hält. Dann ist der große Tag da. Der frisch gebackene Skipper<br />
sitzt das erste Mal ziemlich verloren in der Rezeption und hat<br />
das Gefühl, dass er auf Gedeih und Verderb den (eigentlich immer<br />
sehr netten) Rezeptionisten/Rezeptionistinnen ausgeliefert ist.<br />
Meist wird nur die Hälfte von dem verstanden, was diese einem<br />
mitteilen und einfach alles mit einem selbstbewussten „Yes“ bestätigt.<br />
Man verlässt die Rezeption mit einem riesigen Lächeln auf<br />
dem Gesicht und freut sich auf sein bevorstehendes Skipperleben.<br />
Zumindest ging es mir am Anfang so.<br />
Dann fängt das eigentliche Skipperdasein an. Das erste ist die<br />
Creweinweisung. Wenn man das Glück hat, mit einer erfahrenen<br />
Crew unterwegs zu sein, ist das großartig. Es gibt einem doch ein<br />
bisschen Sicherheit. Wenn die Crewmitglieder allerdings allesamt<br />
unerfahren sind, wird es schwierig, denn man muss jeden Handgriff<br />
– auch diejenigen, die einem selbst noch nicht einmal selbstverständlich<br />
erscheinen – erst einmal erklären.<br />
Weiter geht es dann im Hinblick auf die Törnplanung mit dem<br />
Bunkern. Gefühlte Tonnen an Lebensmitteln und Getränken<br />
wollen eingekauft, aufs Schiff gebracht und ordnungsgemäß verstaut<br />
werden (hier ein Tipp aus eigener Erfahrung: Rohe Eier<br />
66 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Foto: Shutterstock<br />
gehören nicht in die Stockbettkabine im oberen Bett verstaut). Dann geht es meistens schon<br />
zum Abendessen. Der erste Skippertag ist geschafft, es folgen noch weitere sechs.<br />
Am nächsten Tag dann das erste Ablegemanöver. Man spürt die Böen, fragt sich, ob man bei<br />
diesem Sturm überhaupt ablegen soll, schaut auf den Windanzeiger und ist verwundert, dass<br />
sich 7 kn Wind so heftig anfühlen können. Aber todesmutig wird das Ablegen gewagt und<br />
meist funktioniert alles ganz gut. Unterwegs werden dann die Segel gesetzt, es kehrt die<br />
typische Ruhe auf dem Segelschiff ein, das Wasser plätschert, das Leben fühlt sich in dem<br />
Moment einfach großartig an.<br />
Das erste Anlegen ist meist noch unsicher, geht aber irgendwie glatt. Die nächsten Skippertage<br />
werden immer routinierter. Die typischen Entscheidungen (wann wird abgelegt, wo<br />
genau wird hingefahren, wann wird Pause gemacht, gegessen usw.) fallen immer leichter.<br />
Die riesige Verantwortung, die man für sein Schiff und seine Crew hat, drückt nicht mehr<br />
ganz so sehr.<br />
Nach sechs Tagen läuft man in seinem Zielhafen ein und – wenn alles gut gegangen ist –<br />
ALLE Mitglieder der Crew und nicht mehr nur der Skipper haben ein riesiges Lächeln im<br />
Gesicht. Und das ist es, worauf es ankommt … egal, wie schwierig das Skipper werden war!<br />
Segelurlaub –<br />
Luxus oder günstig?<br />
Ist Segeln ein elitärer Luxussport oder doch<br />
die günstigste Art, tolle Orte zu entdecken, die<br />
man sonst nur selten zu sehen bekommt? Die<br />
erste Überlegung ist selbstverständlich: welches<br />
Schiff? Ein modernes, neues, das teurer<br />
ist, oder doch vielleicht ein Schiff, das bereits<br />
ein paar Charterjährchen auf dem Bug hat. Ein<br />
großes Schiff, das man mit vielen Crewmitglieder<br />
auslasten kann, wodurch die Kosten pro<br />
Person geringer werden, oder doch ein kleineres,<br />
das von Haus aus weniger kostet?<br />
Die folgende Überlegung beeinflusst auch die<br />
Törnplanung: Soll jeden Tag eine Marina angelaufen<br />
werden oder will man sich mehr in<br />
Buchten aufhalten? Die Liegeplatzgebühr in<br />
den Marinas schlägt ordentlich zu Buche, aber<br />
auch in den meisten Buchten wird für das<br />
Ankern bereits einiges verlangt (wenn natürlich<br />
auch nicht soviel wie für eine Nacht in<br />
einer Marina).<br />
Der nächste Punkt, den man luxuriös oder<br />
günstig gestalten kann, ist die Verpflegung:<br />
tägliches Essen gehen oder doch selber kochen<br />
an Bord? Das ist der Punkt, bei dem man<br />
meines Erachtens am leichtesten budgetschonend<br />
arbeiten kann. An den meisten Charterbasen<br />
gibt es bereits große Supermärkte mit<br />
den üblichen Lebensmitteln, sodass der erste<br />
Großeinkauf kein Problem darstellt. Gewisse<br />
Dinge (wie z. B. Gewürze oder ähnliches)<br />
kann man vom Heimvorrat mitnehmen. Viele<br />
lassen sich vom Kochen an sich abschrecken<br />
bzw. haben Angst, dass sie den ganzen Urlaub<br />
nur am Herd stehen. Hier gibt es mehrere<br />
Möglichkeiten: Entweder es gibt einen begeisterten<br />
Hobbykoch (ist bitte genderneutral zu<br />
verstehen) an Bord oder es kocht täglich ein<br />
anderes Crewmitglied. Ich habe über die Jahre<br />
hinweg schon die unterschiedlichsten kulinarischen<br />
Überraschungen erlebt (von Knackwurst<br />
mit Kartoffelpürree aus der Packung<br />
über Gulasch aus der Dose bis hin zu selbst<br />
gemachtem Brot). Es gibt hier so viel mehr als<br />
die üblichen Spaghetti und den guten, aber<br />
mittlerweile viel zu oft gegessenen, Kaiserschmarrn.<br />
Mit den richtigen Rezepten (alle im<br />
Internet vorhanden) ist das Kochen sehr einfach,<br />
überaus flott und vor allem abwechslungsreich.<br />
So kann also bezüglich Kosten<br />
variiert werden: von einer Segelwoche, die<br />
pro Person mit ca. 1000 Euro zu Buche schlägt<br />
(großes, neues Schiff, wenig Crewmitglieder,<br />
täglich in einer Marina und essen gehen) bis<br />
hin zu ca. 500 Euro pro Person (kleineres,<br />
älteres Schiff, hauptsächlich in Buchten und<br />
Selbstversorger). Es ist – wie fast alles beim<br />
Segeln – Geschmackssache, ob man einen<br />
teuren Luxusurlaub oder ein günstiges Abenteuer<br />
erleben will. Für beinahe jeden Geldbeutel<br />
ist etwas dabei.<br />
Vereine und Ausbildungsstätten,<br />
die mit dem SFV<br />
Süd zusammenarbeiten<br />
Adria Yachting Austria AYA<br />
Rudolf Frühwirt, 8<strong>05</strong>1 Graz, Göstingerstraße 198 · Binnen-,<br />
Hochseeausbildung, Seminare, Workshops 0676/523 50 15 ·<br />
rudolf.fruehwirt@gmx.at · www.ayasegeln.at<br />
ASVÖ Yacht Club Pack AYCP<br />
Segelrevier Packer Stausee, Jugendlager, Regatten, gesellige<br />
Clubveranstaltungen · Franz Sagmeister · 0664/2111791 ·<br />
info@aycp.at<br />
Attersee-Yachting<br />
Binnen- und Hochseeausbildung auf Sun Odyssee 33i am<br />
Attersee · Ing. Thomas Dieplinger, 0660/5701098,<br />
www.attersee-yachting.at<br />
Boote Kamper, Yachtcharter<br />
Segel- Motorboote, Mono und Katamarane, Führerscheine,<br />
Skippertraining, Beratung · Ing. Karl Kamper, 8600 Bruck/Mur,<br />
Murstraße 7, 0664/3552802 · office@bootekamper.at ·<br />
www.bootekamper.at<br />
SFV Süd – Region Oberösterreich<br />
Grimm Wolf-Dieter, 4650 Edt bei Lambach, Traunstraße 9,<br />
0676/898655830 · wgrimm@me.com<br />
Kärntner Yachtclub<br />
Pörtschach – KYCPö<br />
Binnen-, Hochseeaubildung, Jugendkurse, Regatten ·<br />
www.kycpoe.at<br />
Polizeisportverein Burgenland<br />
Sektion Segeln, Andreas Hochegger · Binnen-<br />
Hochseeaubildung, Schiffsfunk · hochegger@aon.at<br />
Marinekameradschaft Prinz Eugen<br />
Schiffsführerschule Bruck/Mur, Binnen und Küste – FB 1,<br />
Freizeitclub für die ganze Familie · verein@prinz-eugen.at ·<br />
www.prinz-eugen.at<br />
Motorbootfahrschule St. Pölten<br />
Dr. Karl Prisching, 3100 St.Pölten, Widerinstraße 8,<br />
0676/3303451 · prisching@mbfs.at · www.mbfs.at<br />
Ocean Yachtclub OYC –<br />
Freizeitinsel Pibertstein<br />
Ing. Helmut Theinschnak, 8582 Rosental, Hörgasstraße 30,<br />
0664/1257071 · homebase@oyc.at<br />
Schiffsführerschule Erwin Hinterleitner<br />
4371 Dimbach Nr. 27/2 · 0664/2313622 · office@auf-kurs.cc<br />
Segelcrew Hartberg<br />
Clubrevier und Clubanlage am Stubenbergsee · A-Schein,<br />
FB2 und FB3, Clubregatten · Martin Höfler · 0664/1977094,<br />
office@segelcrew-hartberg.at · www.segelcrew-hartberg.at<br />
Segelschule Pack (Packer Stausee)<br />
Binnen- Hochseeaubildung, Bootsverleih, Übungsleiter -<br />
ausbildung · Franz Sagmeister, 8<strong>05</strong>3 Graz, Am Jägergrund 49 ·<br />
0664/2111791 · sagmeister@segelschule-pack.com ·<br />
www.segelschule-pack.com<br />
Segelschule Schwarzlsee – Peter Schörkmaier<br />
Binnen- und Hochseeausbildung, Schiffsfunk, Radarseminare<br />
0650/7425718 · peter@segeln.st · www.segeln.st<br />
Segel- und Yachtclub Steiermark SYCS<br />
Segelrevier Waldschacherteich · Jugendkurse, Binnen- und<br />
Hochseeausbildung, Regatten, Clubabende · Erich Alfred<br />
Pernold, 0664/4416091, www.sycs.org, club@sycs.org<br />
Steiner Nautic Bootsbau und<br />
Segelschule Mattsee<br />
Elektroboote, Segelboote und Motorboote sowie Surfschule,<br />
Bootsverleih & Salzburger Seenland Schifffahrt ·<br />
www.steiner-nautic.at<br />
Steirische Seebären<br />
Binnen- und Hochseeausbildung, Übungsleiter, Regatten, Sport<br />
& Freizeitverein, Vorträge, Erfahrungsaustausch ·<br />
www.seebären.at<br />
Yachtclub Odysseus Steiermark YCO<br />
Segelrevier Schwarzlsee · Jugendkurse, Motorbootpatent –<br />
10 Meter Seen und Flüsse · Heinz Schörkmaier, 0664/1512226,<br />
heinz@segeln.st<br />
Yachtclub Schwarzlsee YCS<br />
Segelrevier Schwarzlsee · Jugendkurse, Binnen- und Hochseeausbildung,<br />
Schiffsfunk · Peter Schörkmaier, 8<strong>05</strong>2 Graz, Nikolaus<br />
Schönbacherstr. 10/6, 0650/7425718, peter@segeln.st, www.segeln.st
Yacht Club Austria<br />
The Next Generation beim<br />
27. Austria Cup<br />
in Punat<br />
Sportlicher, frecher, besser! Ein lautes<br />
„Klonk“ durch den Zusammenstoß zweier First 35 zeigte schon<br />
beim ersten Start, dass der Platz an der Startlinie mit 17 Schiffen<br />
heuer spärlich sein wird. Passiert ist zum Glück nichts und<br />
die Wettfahrt wurde fünf Minuten nach dem Start mangels<br />
Wind ohnehin abgebrochen.<br />
Dieses Jahr zeigte sich der Austria Cup, der im Zuge der 10.<br />
AASW ausgetragen wurde, von einer sehr sportlichen Seite, was<br />
in dem großen Teilnehmerfeld und einem Allgemeinem Rückruf<br />
mit darauffolgendem Black Flag-Neustart Ausdruck fand. „Heuer<br />
ist am Start mal richtig was los!“, schwärmte auch der Dauerrivale<br />
der next generation, Lukas Rittler, am Abend beim Freibier.<br />
„Seit zehn Jahren habe ich noch keinen allgemeinen Rückruf<br />
bei der AASW erlebt.“ Dass es am Ende alle Top 10-Boote zumindest<br />
einmal aufs Podium geschafft haben und es bei acht<br />
Wertungen fünf verschiedene Sieger gab, bestätigte auch in den<br />
Ergebnislisten den heißen Kampf um die Silberschale.<br />
Bei den beiden next generation-Teams gab es sogar zusätzlich<br />
zwei Familienduelle. Lena Lutz (Kalypso, next generation 1)<br />
segelte gegen ihren Vater und Bernhard Marchsteiner (Psyche,<br />
next generation 2) gegen seine Mutter und seine Schwester.<br />
Doch nicht nur ein kompaktes Feld, Familienrivalität und<br />
Flaute in der prallen Sonne erhitzten die Gemüter der AASW<br />
Teilnehmer. Am 3. Tag, nach einem Wettfahrtsabbruch mit<br />
dubioser Zwischenwertung, stürmte das halbe Feld das<br />
Regatta büro, um gegen die Wettfahrtleitung zu protestieren.<br />
Unglücklicherweise wurde versucht, in einer Diskussion mit<br />
den Skippern zu einem Konsens zu kommen, was die Wogen<br />
erneut hochgehen ließ. Nach langem Hin und Her blieb dem<br />
Text: Philipp Stampfl<br />
Fotos: Philipp Stampfl und the next generation<br />
sichtlich eingeschüchterten Wettfahrtleiter nichts anderes übrig,<br />
als die Wettfahrt schlussendlich nicht zu werten. Die Wettfahrt<br />
war Geschichte, doch die Diskussion blieb. Eine klare Entscheidung<br />
durch die Jury hätte bestimmt für weniger Aufre-<br />
gung gesorgt, egal wie entschieden worden wäre. Der Start<br />
zur vorletzten Wettfahrt bei perfekten Windbedingungen fokussierte<br />
die Teams jedoch wieder auf das Wesentliche: Segeln!<br />
Die next generation-Teams kämpften am letzten Wettfahrtstag<br />
um einen 4. (SY Kalypso) und einen 2. Platz (SY Psyche). Eine<br />
verpatzte vorletzte Wettfahrt brachte das next generation-Team<br />
2 unter Zugzwang, da man nun punktegleich mit dem Kärntner<br />
Team um Siegfried Unterlerchner auf Platz 2 war. Bei der<br />
entscheidenden letzten Wettfahrt musste man unbedingt vor<br />
Unterlerchner ins Ziel. Vom Start der finalen<br />
Wettfahrt an war the next generation 2 klar<br />
vor Unterlerchner, bis dieser mit seinem<br />
Team am letzten Spikurs doch noch an der<br />
YCA – The International<br />
Austrian Cruising Club
News September/Oktober <strong>2016</strong><br />
Psyche vorbeizog. „Aufgeben tut man einen Brief!“, war das<br />
Motto bei der next generation und durch ein taktisch perfektes<br />
Luvduell am Weg zum Ziel überholte die Psyche eine Bootslänge<br />
vor dem Ziel das Boot von Unterlerchner und sicherte<br />
sich den 2. Gesamtrang in der stark umkämpften Einheitsklasse.<br />
Sieger des legendären Austria Cups wurde die Crew<br />
Oberösterreich mit Skipper Johannes „Joe Jagger“ Heckel mit<br />
Taktiker Christoph Schasching, die nicht nur den Austria Cup<br />
gewinnen konnten, sondern auch das Wettgrinden am Dienstagabend<br />
für sich entschieden. Ein würdiges Siegerteam aus<br />
Oberösterreich!<br />
Ende gut, alles besser! Bei der Siegerehrung war die Stimmung<br />
ausgelassener denn je und nicht nur die Sieger wurden beklatscht<br />
und begossen, sondern das Veranstaltungsteam um<br />
Fritz Abl bekam mit „Standing Ovations“ den gebührenden<br />
Respekt für eine – wie ich finde – der geilsten AASWs. Sportlich<br />
frech auf der Regattabahn und freundschaftlich im Hafen!<br />
Die 10. AASW und der Yacht Club Austria haben gezeigt, dass<br />
Konkurrenzkampf und Segeln unter Freunden kein Widerspruch<br />
sein muss. Abgerundet wurde der Abend mit einem<br />
3-gängigen Galadinner. Durch das Service der Kellnerinnen<br />
und Kellner blieb die Schlacht um die Innenposition am<br />
Buffet diesmal aus und die Seglerinnen und Segler ließen die<br />
Regattawoche gemütlich ausklingen.<br />
Die beiden next generation-Teams spiegelten mit den Plätzen<br />
2 und 5 im Endklassement den Erfolg der YCA Jugendarbeit<br />
wider. Alle Familienduelle gingen an die next generation, was<br />
bei den Eltern Stolz und Frust zugleich auslöste, wobei der<br />
Stolz wohl überwogen hat. Die next generation beendet wieder<br />
einen erfolgreichen Austria Cup <strong>2016</strong>, doch die Segelsaison<br />
hat gerade erst begonnen. Auch heuer findet wieder ein JugendSailDay<br />
am Attersee statt, bei dem Kinder und Jugendliche<br />
unter Gleichgesinnten sportlich segeln können. Die Ziele vom<br />
Jugendbeauftragten Matthias Eckerstorfer sind gesteckt. Mehr<br />
Jugend in den Hochseesport!<br />
Für die, welche heuer mit der next generation den Sprung vom<br />
Binnensee zum Hochseeregattasport geschafft haben, ist der<br />
nächste Schritt die Skipperausbildung, um dann vielleicht in<br />
naher Zukunft ein next generation-Schiff beim Austria Cup zu<br />
skippern. Der YCA wird sie unterstützen! Wir seh‘n uns auf<br />
der Startlinie!<br />
Ergebnisse Austria Cup:<br />
1. YCA Crew OÖ Johannes Heckel<br />
2. YCA next generation 2 Philipp Stampfl<br />
3. KYCK Siegfried Unterlerchner<br />
4. YCA Crew Tirol Karl Florian<br />
5. YCA next generation 1 Matthias Eckerstorfer<br />
6. YCA Crew Steiermark Brigitte Harrich<br />
7. YCA Crew Kärnten Manfred Raunig<br />
8. ÖSV Bernhard Budik<br />
9. YCA Crew Kärnten Peter Fritsch<br />
10. YCA Crew Kärnten Herbert Grabner<br />
11. YCA Crew OÖ Gerhard Hutsteiner<br />
12. ÖSV Roland Budik<br />
13. YCA Crew Zillertall Hannes Eberharter<br />
14. YCA Crew Kärnten Klaus Korosch<br />
15. YCA Crew Kärnten Günther Köfer<br />
16. YCA Crew Kärnten Alexandra Kotecki<br />
17. YCA Crew Tirol Armin Heinz<br />
Special Offer<br />
für die Jungen!<br />
Hochsee-Segeln ist verdammt teuer – und nicht jeder kann auf<br />
ein begütertes Elternhaus zurückgreifen!<br />
Wir bieten nun den Segelschein (Befähigungsausweis für<br />
FB 2) unseren jungen Mitgliedern (Jahrgänge 1990 bis 1998)<br />
fast kostenlos an – unsere Trainer und Ausbildner stellen sich<br />
ehrenamtlich zur Verfügung, lediglich die Kursunterlagen und<br />
Nebenkosten sind zu bezahlen. Der Theorie-Kurs findet ab<br />
fünf Teilnehmern im Raum Linz statt – für eine Unterbringung<br />
von auswärtigen Jugendlichen ist gesorgt. Das Besondere an<br />
diesem Format: Nicht nur der Preis ist unschlagbar – auch die<br />
Gruppe ist unter sich. Vielleicht entstehen ja dabei auch<br />
Freundschaften, Regattagruppen oder ähnliches?<br />
Interessierte können sich an Gottfried „Titzl“ Rieser per E-Mail<br />
(gottfried.rieser@yca.at) wenden!<br />
Nähere Infos und Klärung offener Fragen gibt es am Informationsabend<br />
am Freitag, 9. September <strong>2016</strong> um 19.00 Uhr im<br />
Hotel Steigenberger, Am Winterhafen 13, 4020 Linz!<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> 69
Yacht Club Austria<br />
Bericht: Gottfried Titzl Rieser<br />
Fotos: YCA<br />
Die Ausbildung<br />
im YCA<br />
„Ganz schön aufwändig, dieser Schein – zuerst das Basismodul<br />
(ich habe ja keinen A-Schein), dann der Theoriekurs (54 Unterrichtseinheiten<br />
– des zaht si), dann noch eine Trainingstörn<br />
(eine ganze Woche!) und letztendlich der Prüfungstörn.“<br />
Wäre es da nicht gescheiter (und billiger!) den „Kroatenschein“<br />
zu machen? Ein Wochenende inklusive Prüfung und du hast<br />
das kroatische Küstenpatent. Damit kannst du Motorboot und<br />
Segelyacht nach Herzenslust schippern – und außerdem, ich<br />
fahr’ sowieso nur in der Adria.<br />
Zum einen hast du völlig Recht: Das kroatische Küstenpatent<br />
ist um ein Hauseck billiger als der österreichische Befähigungsausweis,<br />
zum anderen liegst du aber völlig daneben. Nein, es<br />
ist nicht gescheiter, den „Kroatenschein“ zu machen, nur damit<br />
du einen Schein hast.<br />
Was vordergründig sehr aufwändig erscheint, entpuppt sich<br />
bei genauerem Hinsehen als Mindestanforderung an angehende<br />
SkipperInnen und SchiffsführerInnen.<br />
Um was geht es denn wirklich? Wir alle wollen doch stressfreie,<br />
relaxte Segeltage verbringen – und (quasi als Preis)<br />
übernehmen wir die Verantwortung für unsere Crew, für unsere<br />
Freunde, Familie und natürlich auch für die Yacht (kostet<br />
eh nur 200.000 Euro aufwärts). Dem tragen wir im Yacht Club<br />
Austria auch Rechnung. Unser Commodore Christian Schifter<br />
sagte einmal im Zuge einer Evaluierungsveranstaltung unseres<br />
Ausbildungssystems „Ich will keine Yacht eines YCA-Mitglieds<br />
von einem Felsen herunterkratzen müssen“. So hart das auch<br />
klingen mag, genau das ist unsere Motivation: Wir wollen<br />
unsere Mitglieder bestmöglich ausbilden! Dazu bekommt<br />
jede/r Trainee auch individuelle Zusatzangebote, um hier nur<br />
ein paar Beispiele zu nennen:<br />
Schwierigkeiten bei der Kartenarbeit? Wir bieten zusätzlichen<br />
Förderunterricht! Zuwenige Praxismeilen? Kein Problem, wir<br />
organisieren Meilentörns. Bauchweh beim An- und Ablegen?<br />
Nema problema, wir haben dazu unsere Club- und Schulungsyachten<br />
(Inschallah, Aislinn, Just4fun, Kompro Miss u.a.).<br />
Jeder interessierte Segler und angehende Skipper kann sich in<br />
den Informationsveranstaltungen selbst ein Bild machen. Die<br />
Trainer, Referenten und Ausbildner präsentieren die Schritte<br />
der Ausbildung und stellen sich Ihren Fragen – Termine siehe<br />
Kasten. Der Eintritt ist frei und völlig ohne Verpflichtung, frei<br />
nach dem Motto „Informieren kostet nichts“.<br />
Wir sind durch die Mitgliedschaft<br />
bei unseren<br />
Dachverbänden auch<br />
an strenge Qualitätskriterien<br />
gebunden: So<br />
sind wir anerkannte<br />
und zertifizierte Ausbildungsstätten<br />
des MSVÖ<br />
sowie des österreichischen<br />
Hochseeverbandes<br />
und auch mit dem<br />
Gütesiegel der österreichischen<br />
Prüfungsordnung<br />
ausgezeichnet.<br />
Informationsabende für<br />
die Skipperausbildung<br />
Einsteigen in die Skipper-Ausbildung?<br />
Sie wollen uns persönlich kennenlernen?<br />
Wir laden Sie herzlich ein, sich unverbindlich über<br />
die Ausbildung zu informieren. Klären Sie Ihre<br />
Fragen im direkten Gespräch mit unseren Trainern<br />
und verschaffen Sie sich einen ersten persönlichen<br />
Eindruck vom Yacht Club Austria.<br />
70 <strong>OCEAN7</strong> <strong>05</strong>/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong><br />
30.Sept. <strong>2016</strong><br />
Datum Ort Veranstaltungsort Uhrzeit<br />
01. Sept. <strong>2016</strong> Wien Humboldt Maturaschule<br />
19.00 Uhr<br />
Lothringerstraße 4, 1040 Wien<br />
09. Sept. <strong>2016</strong> Linz Hotel Steigenberger<br />
19.00 Uhr<br />
Am Winterhafen 13, 4020 Linz<br />
13. Sept. <strong>2016</strong> Klagenfurt<br />
Schlosswirt Ebenthal<br />
19.00 Uhr<br />
Schlossstraße 26, 9065 Ebenthal<br />
19. Sept. <strong>2016</strong> Leoben Gösserbräu<br />
18.00 Uhr<br />
Turmgasse 3, 8700 Leoben<br />
21. Sept. <strong>2016</strong> Salzburg Jägerwirt<br />
Kasern 4, 5101 Salzburg<br />
19.00 Uhr<br />
Innsbruck<br />
Pirminstube<br />
Radetzkystraße 47, 6020 Innsbruck<br />
19.00 Uhr
News September/Oktober <strong>2016</strong><br />
Gebirgssegler<br />
Cup<br />
Text: Kathrin Reitz<br />
Fotos: Günter Pachschwöll<br />
<strong>2016</strong><br />
Crew Wien,<br />
Nö, Burgenland<br />
Crew-Commander<br />
Christian Schifter<br />
Ludwiggasse 3, Haus 4<br />
1140 Wien · +43/(0)1/7109222<br />
cschifter@pantaenius.com<br />
Crew Salzburg<br />
Crew-Commander<br />
Arch. DI Christian Zimmer<br />
Fadingerstraße 6 · 5020 Salzburg<br />
+43(0)650/4229647<br />
zimmer_christian@ymail.com<br />
Crew Oberösterreich<br />
Crew-Commander<br />
Thomas Hickersberger<br />
Haiderstraße 14 · 4030 Linz<br />
+43/(0)676/3067224<br />
thomas.hickersberger@yca.at<br />
Zum 9. Mal wurde heuer vom 5. bis 8. Juni der Gebirgssegler Cup<br />
<strong>2016</strong> bei traumhaftem Wetter erfolgreich veranstaltet. Wie immer<br />
organisiert vom steirischen Crew-Commander Mike Hecker mit<br />
seinem Team, dem es besonders am Herzen liegt, die Wettkämpfe<br />
in ein geselliges Miteinander zu packen und den Spaß vor und<br />
nach den Wettfahrten sowie gutes gemeinsames Essen und Trinken<br />
nicht zu kurz kommen zu lassen.<br />
Durchgeführt wurde der Gebirgssegler Cup heuer in Kooperation<br />
mit den Aichfeld Yachting Race Days. Die Einheitsklasse First 35<br />
umfasste neun Boote mit Spi, sowie die offene Klasse mit zwei<br />
Eignerschiffen ohne Spi. Durch die AYRD war noch eine Einheitsklasse<br />
mit vier Salona 38 und vier Boote in der offenen Klasse,<br />
alle mit Spi. Gesamt 19 Teams beschlossen, sich der Herausforderung<br />
zu stellen und so schnell es in ihren Mächten und Können<br />
lag zu segeln, um gute Platzierungen für sich heimzuholen. Die<br />
Teams waren so durchgemischt wie die Wettfahrten selbst. Vom<br />
totalen Segelanfänger bis hin zum mehrfachen Staats- und Europameister<br />
Peter Steinkogler war unter den einzelnen Crewmitgliedern<br />
alles zu finden. Durch die ausgezeichnete Wettfahrtleitung<br />
von „Blondl“ Gert Schmidleitner, konnten fünf von geplanten<br />
sechs Wettfahrten durchgeführt werden. Gestartet wurde in<br />
der Marina Kremik mit erstem Ziel Trogir. Weiter gesegelt wurde<br />
nach Palmizana und in Folge nach Maslinica, jeweils mit zwei<br />
Wettfahrten pro Tag (eine Navigationswettfahrt und ein Up-and-<br />
Down). Einzig am letzten Tag musste die geplante Wettfahrt von<br />
Palmizana nach Maslinica aufgrund von nicht vorhandenen Wind<br />
gestrichen werden. Somit blieb für diesen Tag nur noch ein Upand-Down-Kurs,<br />
um das seglerische Können bei Leichtwind<br />
unter Beweis zu stellen. Dafür aber strahlten am Vortag alle<br />
Teilnehmer nach einem sagenhaft schönen langen Vorwindkurs<br />
mit Spi von Trogir nach Palmizana bei durchschnittlich 10–15 kn<br />
Wind. Anstrengend und faszinierend zugleich, immer am selben<br />
Bug stundenlang über die sanften Wellen zu gleiten. Im Hinterkopf<br />
die gesellschaftliche Erwartung im Hafen – wer von den<br />
Gebirgssegler Cup-Teilnehmern hat sich wieder etwas Witziges,<br />
Spaßiges einfallen lassen, um die anderen Teams zu überraschen.<br />
Auch hier war Vielfalt geboten, der Weltmeisterspeck mit Gin,<br />
vom Team um Markus Grentner serviert, über die gute Tiroler<br />
Speckjause vom Siegerteam Aquarius bis hin zum schottischen<br />
Stiefelweitwurf oder der feindlichen Übernahme mit Rum und<br />
Rumkugeln vom Team um Charly Schlapschy haben sich die<br />
Crews allerhand einfallen lassen. Den diesjährigen „Sailing Star“<br />
gewann das Doppelteam aus den Crews der Capricorn und der<br />
Virgo mit den Skippern Günter Pachschwöll und Albrecht Frank.<br />
Den Gebirgssegler Cup <strong>2016</strong> gewann die Tiroler Crew Aquarius<br />
mit Skipper Georg Parz. Herzliche Gratulation an die Sieger von<br />
unserem Team Leo mit Skipper Hubert Kraft. Geblieben sind uns<br />
vom Gebirgssegler Cup <strong>2016</strong> – vier superschöne Regattatage,<br />
fünf Wettfahrten in denen wir gefightet haben, gesellige, lustige<br />
und spaßige Abende mit köstlicher Verpflegung und viele neue<br />
Kontakte mit sympathischen, fairen Mitseglern.<br />
Herzlichen Dank für dieses Erlebnis an Mike und alle, die daran<br />
beteiligt waren, dass der Gebirgssegler Cup wieder eine gelungene<br />
Veranstaltung geworden ist.<br />
Generalsekretariat · Lederergasse 88<br />
YACHT CLUB AUSTRIA CLUB AUSTRIA<br />
A-4020 Linz · +43(0)732/781086<br />
Crew Tirol und<br />
Vorarlberg<br />
Crew-Commander<br />
Johannes Lindig<br />
Andechsstraße 17<br />
6020 Innsbruck<br />
+43/(0)660/5208136<br />
j.lindig@tsn.at<br />
Crew Kärnten<br />
Crew-Commander Fritz Abl<br />
Waidmannsdorfer Straße 64<br />
9020 Klagenfurt<br />
+43/(0)664/2436871<br />
office@yca-crew-ktn.at<br />
www.yca-crew-ktn.at<br />
Crew Steiermark<br />
Crew-Commander Mike Hecker<br />
Raiffeisenstraße 9/3/16<br />
8600 Bruck a. d. Mur<br />
+43/(0)676/86643046<br />
mike.hecker@yca.at<br />
office@yca.at<br />
www.yca.at<br />
Crew Jugend<br />
Jugendbeauftragter<br />
Matthias Eckerstorfer<br />
Neufahrergasse 30<br />
4040 Linz<br />
+43/(0)650/5583470<br />
matthias.eckerstorfer@<br />
gmail.com<br />
Ausbildung<br />
YCA Ausbildungsleiter<br />
Gottfried „Titzl“ Rieser<br />
Fischillstraße 1<br />
4063 Hörsching<br />
Mobil: +43(0)664/37 060 27<br />
gottfried.rieser@yca.at<br />
September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> 71
Motorbootsport und SeefahrtsVerband Österreich<br />
Katharina Haselsteiner<br />
Das<br />
Comeback<br />
Es geschah bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr<br />
in Neuseeland. Ein schwerer Sturz unterbrach die hoffnungsvolle<br />
Kariere der erfolgreichen Wasserskiläuferin Kathi Haselsteiner.<br />
Mehrere Sehnenrisse in der linken Hand beendeten<br />
die WM vorzeitig, nach einer Operation vor Ort und Aufbautraining<br />
wieder zu Hause war über vier Monate eine Wasserski-<br />
Pause angesagt. An ein Racing-Training war vergangenes Jahr<br />
nicht mehr zu denken.<br />
Heuer ist Kathi wieder voll da! Ihr erstes Auslandstraining in<br />
Izola (SLO) an der Adria hat sie inzwischen erfolgreich absolviert.<br />
Das Pfingstwochenende stand für ihr Wasserski-Racingteam<br />
„Untouchable“ ganz im Zeichen des Weges zurück an<br />
Europas Wasserski-Spitze. Das erste Auslandstraining für Läuferin<br />
Katharina Haselsteiner, Bootsfahrer Günter Schmutz und<br />
Beifahrer Tim Lewalter verlief ganz nach Plan: Das Team<br />
drehte die ersten schnellen Runden in der nördlichen Adria<br />
zwischen Izola und Triest. „Das Konditionstraining über den<br />
Winter hat sich gelohnt, ich habe eine große<br />
Freude, wieder rennmäßig auf dem Ski zu stehen“,<br />
freut sich die Läuferin Katharina Haselsteiner.<br />
„Kathi ist jetzt voller Energie, man merkt,<br />
welchen Spaß sie hinter dem Boot hat“,<br />
attestiert Beifahrer Tim Lewalter, der während<br />
des Trainings die Läuferin genau beobachtet,<br />
„es wird zwar noch etwas dauern,<br />
bis sie wieder in Topform ist, jedoch<br />
ist der erste Schritt bekanntlich der<br />
Schwierigste“. Das Wochenende<br />
war ein bedeutender zusätzli-<br />
cher Schritt zum Training<br />
auf der Donau, da<br />
Kraft, Ausdauer und<br />
Geschicklichkeit auf<br />
dem Meer wesentlich<br />
stärker gefordert sind.<br />
Ein besonderer Moment<br />
war Kathis Besuch auf der Yacht des Präsidenten des<br />
MSVÖ, Herbert Rapp. Er überzeugte sich persönlich mit Gattin<br />
vom Trainingsfortschritt der Athletin und wünschte ihr alles<br />
Gute für die kommende Wasserski-Saison.<br />
Während des gesamten Trainingsaufenthalts beobachtete der<br />
Verbandsarzt des Österreichischen Wasserskiverbandes, Dr.<br />
Alexander Kolonja, die Läuferin. „Nach so einem schweren Sturz<br />
bin ich Kathis Bitte sehr gerne nachgekommen, sie zu begleiten.<br />
Es ist schön zu sehen, dass der Weg zurück so erfolgreich fortgeschritten<br />
ist“, analysierte Dr. Kolonja abschließend.<br />
Der Erfolg des harten Trainings stellte sich auch bald ein, das<br />
erste Rennen in Ybbs stand für das Wasserski-Racingteam<br />
„Untouchable“ ganz im Zeichen des Comebacks an Österreichs<br />
Wasserski-Spitze, da das Wochenende außerordentlich erfolgreich<br />
verlief. Das Team holte den Sieg in der Allgemeinen<br />
Damen-Klasse. Auf Platz 2 und 3 in der Damen-Klasse landeten<br />
die Tullnerinnen Sabine und Kathrin Ortlieb, Bianca Bastin<br />
aus Ybbs beendete das Rennen nicht.<br />
Weitere Ergebnisse: Bei den Herren belegte Christian Ortlieb<br />
Rang 2, Michael Förstl Rang 4 und Vater Ernst Ortlieb Rang 5.<br />
In der Kinder-Klasse waren 3 Tullner erfolgreich: Hubertus<br />
Mayerhofer, Moritz Rieschanek und Natascha Storf belegten<br />
die Plätze 1 bis 3.<br />
72 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
Nachrichten für<br />
die Schifffahrt<br />
der OSB<br />
Seebeben<br />
in Wörth<br />
Ende Juli verwandelten 50 internationale Jetskifahrer den Baggersee<br />
in Wörth bei Pöchlarn in eine Motorsportarena. Bereits zum zweiten<br />
Mal veranstaltete der Jetskiclub „Rennsprit“ sein „Seebeben“. Insgesamt<br />
21 Rennsprit-Mitglieder gingen in elf Klassen an den Start.<br />
Dabei standen vier „Rennspritler“ ganz oben auf dem Stockerl: Nils<br />
Heitzinger aus Burgkirchen in OÖ setzte sich bei den „Ski Novice<br />
Stock“ durch. Der Welser Robin Ortner fuhr bei den „Ski Stock“<br />
seinen Konkurrenten auf und davon. In der Sitzerklasse „Run GP4“<br />
stand ebenfalls ein Oberösterreicher ganz oben: Michael Fritz fuhr<br />
mit seinem Seadoo Spark auf Platz eins. Last but not least fightete<br />
Daniel Lasselsberger um den Sieg in den Klassen „Run GP1“ und<br />
„Run GP2“. In beiden Rennklassen holte sich der Niederösterreicher<br />
souverän den Sieg. Nicht nur die Rennen sorgten bei den Zuschauern<br />
für Begeisterung. Auch die Freestyler griffen wieder tief in ihre<br />
Trickkiste und versetzten die Zuschauer ins Staunen, was mit einem<br />
Jetski alles möglich ist.<br />
Abseits des Motorsports gab es auch einige Sideevents. Bei einem<br />
Beachvolleyball-Turnier baggerten die Mannschaften um den Sieg.<br />
Doch auch für tollkühne Slider gab es an diesem Wochenende eine<br />
Besonderheit. Sie konnten bei einem „Slip’n’Slide-Contest“ in die<br />
Fluten rutschen. Auch die Abende verliefen ausgelassen. Am Freitag<br />
heizten Moderator „Luie“ Loidholt mit Rennsprit-Mitglied Alexander<br />
Peemöller die Stimmung auf. Am Samstag folgte die Ibiza Night und<br />
sorgte für Klänge, die zum Abtanzen anregten. „Wir sind froh, dass<br />
alles reibungslos über die Bühne gegangen ist“, freut sich Rennsprit-<br />
Obmann Stefan Wagner.<br />
Baggerungen<br />
Freudenau: Donau, Strom-km 1920.4 bis 1920.1 bis 22.<br />
Dezember <strong>2016</strong>, Montag, Dienstag, Mittwoch von 7:00 Uhr<br />
bis 17:30 Uhr, Donnerstag von 7:00 Uhr bis 16:30 Uhr: Sog<br />
und Wellenschlag vermeiden im ganzen Bereich, besondere<br />
Vorsicht im Bereich des linken Ufers. Verklappt wird bei<br />
Strom-km 1920,0 bis Strom-km 1914,0, innerhalb und<br />
außerhalb der Fahrrinne. Zusätzliche Meldepflicht über UKW<br />
Kanal 10, MS Krems, schwimmendes Gerät F601.<br />
Altenwörth: Donau, Strom-km 1982.8 bis 1982.8 bis 22.<br />
Dezember <strong>2016</strong>, Montag bis Freitag von 6:00 Uhr bis 20:00<br />
Uhr: Sog und Wellenschlag vermeiden, besondere Vorsicht<br />
im rechten Bereich.<br />
Furt Bad Deutsch-Altenburg: Zusätzliche Meldepflicht über<br />
UKW Kanal 10, Baggergerät „F Wels“, Baggergerät<br />
Umladung: „F 601“. Donau, Strom-km 1886.1 bis 1904.9 bis<br />
30. September <strong>2016</strong>, täglich von 6:00 Uhr bis 20:00 Uhr: Sog<br />
und Wellenschlag vermeiden, besondere Vorsicht, Begegnungsverbot<br />
und Überholverbot im ganzen Bereich.<br />
Furt Rote Werd: Zusätzliche Meldepflicht über UKW Kanal<br />
10, Baggergerät „Johann“. Donau, Strom-km 1895.4 bis<br />
1909.9 bis 30. September <strong>2016</strong>, täglich von 6:00 Uhr bis<br />
20:00 Uhr: Sog und Wellenschlag vermeiden, besondere<br />
Vorsicht, Begegnungsverbot und Überholverbot im ganzen<br />
Bereich.<br />
Sonstiges<br />
Erdberger Brücke: Wiener Donaukanal Strom-km 10.0 bis<br />
10.8, bis 31. Dezember <strong>2016</strong> verfügbare Breite höchstens<br />
28 m im ganzen Bereich wegen Bauarbeiten.<br />
Erdberger Brücke: Erdberger Brücke, Wiener Donaukanal,<br />
Strom-km 10.4 bis 18. September <strong>2016</strong>: Sog und Wellenschlag<br />
vermeiden, besondere Vorsich, Überholverbot im<br />
ganzen Bereich wegen Rückbau der Spundwände und<br />
Schüttungen bzw. Wiederherstellung der Ufersicherung.<br />
Durchfahrtshöhe Strassenbrücke Steyregg Linz: Straßenbrücke<br />
Steyregg, Strom-km 2127.7 bis 30. September <strong>2016</strong><br />
Montags bis Freitags von 07:00 Uhr bis 16:00 Uhr: Durchfahrtshöhe<br />
verringert um 2 m im ganzen Bereich, verfügbare<br />
Breite verringert um 4 m im ganzen Bereich, besondere<br />
Vorsicht wegen Generalsanierungsarbeiten an der Straßenbrücke<br />
Steyregg.<br />
Nordbahnbrücke – Durchfahrtsjoch Bergfahrt: Zusätzliche<br />
Meldepflicht über UKW Kanal 10, Schifffahrtsaufsicht Wien.<br />
Für die Brücke Nordbahnbrücke (Wien), Strom-km 1931.2<br />
vom 27. August <strong>2016</strong> bis 9. September <strong>2016</strong>, Montag bis<br />
Freitag von 7:00 Uhr bis 17:00 Uhr: Durchfahrtshöhe<br />
verringert um 2 m in veränderlicher Position. Fluss Donau,<br />
Strom-km 1931.0 bis 1931.4: besondere Vorsicht im ganzen<br />
Bereich. September/Oktober <strong>2016</strong> | <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> 73
<strong>OCEAN7</strong> Bücherschapp<br />
Viel zu lange war<br />
Alexandra Schölers<br />
Bestseller „Wellenzeit“<br />
vergriffen. Jetzt gibt<br />
es das wundervolle<br />
Buch endlich wieder –<br />
im Aequator Verlag,<br />
in einer sorgfältig<br />
lektorierten,<br />
bebilderten Ausgabe<br />
als E-Book!<br />
Vom Glück,<br />
Segler<br />
zu sein<br />
Text: Thomas D. Dobernigg<br />
Alexandra Schöler-Haring/Peter Schöler<br />
Wellenzeit –<br />
Drei segeln um die Welt<br />
Aequator Verlag, E-Book, ISBN 978-3-95737-015-0, 9,99 Euro<br />
Ich möchte vorausschicken, dass ich leicht geschädigt bin, was<br />
die sogenannte erzählende Segler-Literatur betrifft. Ich kann<br />
diese meist machohaft verfassten Heldenepen selbsternannter<br />
Wunderskipper nicht mehr ausstehen, wenn sie von ihren heroischen<br />
Kämpfen gegen Killerstürme und Monsterwellen berichten.<br />
Ich habe sie alle gelesen und mir graust vor ihnen.<br />
Aber es gibt auch einige wenige Segelbücher, die ich immer<br />
wieder gerne zur Hand nehme: Die fabelhaft geschriebenen<br />
Romane von dem großen Seemann und Dichter Bernard Moitessier<br />
zum Beispiel. Joseph Conrad. Oder Bobby Schenk – darunter<br />
sein „Achtzigtausend Meilen und Kap Hoorn. Ein Seglerleben“<br />
und „Segeln lebenslänglich“.<br />
Ein Segelbuch, das ich ganz besonders gerne und immer wieder<br />
lese, ist die „Wellenzeit“. Ich liebe dieses Buch, weil es so ganz<br />
anders ist. Ich liebe die Art, wie Alexandra, die ja auch die regelmäßige<br />
Kolumne „OCEAN Woman“ für <strong>OCEAN7</strong> schreibt,<br />
Menschen, Situationen und Dinge sieht und schildert. Wie sie<br />
den Leser an ihre Seite holt und ihn nicht mit-erleben, sondern<br />
erleben lässt. Bei ihrer Weltumsegelung mit dem Wharram-Katamaran<br />
Risho Maru war nicht der Weg das Ziel, sondern die<br />
Begegnung mit den Menschen, die Alexandra, ihr Mann Peter,<br />
von dem die stimmungsvollen Fotos stammen, und ihr damals<br />
kleiner Sohn Finn auf der Reise um die Welt kennenlernten, ins<br />
Herz schlossen und immer wieder Abschied nehmen mussten.<br />
In viereinhalb Jahren umsegelten Peter, Alexandra und Sohn<br />
Finn (heute 16 Jahre alt) – kurz PAF genannt – auf ihrem Katamaran<br />
Risho Maru die Welt! Sie trafen „Jungle Man“ in der Kari-<br />
bik, entdeckten<br />
die glücklichen<br />
Inseln der Südsee,<br />
auf denen auch<br />
Polizisten Blüten<br />
hinterm Ohr tragen,<br />
und verliebten<br />
sich in die<br />
süßen, aber furchtbar stinkenden<br />
Seehunde auf den Galapagos-Inseln. Und sie stellten<br />
fest, dass der Erzherzog-Johann-Jodler auch den Leuten im Inselarchipel<br />
Vanuatu im Pazifik gefällt! Und Sohn Finn? Möchte<br />
nach der Matura mit seiner Risho Maru um Kap Hoorn segeln<br />
und wird dabei seine E-Gitarren nicht zu Hause lassen.<br />
„Wellenzeit“ gibt es als E-Book zum Beispiel hier: www.aequator.<br />
com. Und dann habe ich noch einen ganz speziellen Tipp. So<br />
mache ich das nämlich immer, wenn ich „Wellenzeit“ zur Hand<br />
nehme – sorry, als E-Book auf den Bildschirm hole: Ich lege<br />
dann die großartige CD „Wellenzeit“ von PAF auf, mit der Musik<br />
ihrer Weltumsegelung.13 Songs erzählen die Geschichte der<br />
Reise mit der Risho Maru auf einer anderen, sehr emotionalen<br />
Ebene. Die Musik von Peter Schöler entstand an den diversen<br />
Orten, an denen Risho Maru ankerte, aufgenommen wurde<br />
anschließend im Studio in Wien mit den Texten und der Stimme<br />
von Alexandra Schöler-Haring. Die CD gibt es für 12 Euro unter<br />
anderem bei itunes, Amazon oder unter www.rishomaru.com<br />
74 <strong>OCEAN7</strong> 01/<strong>2016</strong> | September/Oktober <strong>2016</strong>
DUFOUR YACHTS AUSTRIA<br />
AB IN DEN HERBST!<br />
Besuchen Sie uns auf der<br />
interboot und hanseboot.<br />
GRAND LARGE<br />
I 310 I 350 I 382 I 412 I 460 I512 I 560 I<br />
Genießen Sie mit DUFOUR YACHTS AUSTRIA die letzten Sonnenstrahlen des Jahres<br />
und tauchen Sie in den farbigen Herbst ein.<br />
Erleben Sie DUFOUR YACHTS. Werden Sie DUFOUR YACHTS.<br />
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+43 676 953 97 55 - armin@dufour-austria.com<br />
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PERFORMANCE<br />
I 36 I 40E I 45E I