PS 09/2016
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NEU 2017: Ducati 939 Supersport<br />
<strong>09</strong><br />
SEPTEMBER<br />
<strong>2016</strong><br />
Mit<br />
FAHR-<br />
TIP<strong>PS</strong><br />
l gefahren<br />
l getestet<br />
l bewertet<br />
DIE<br />
BESTEN<br />
KURVEN<br />
Zonkos Attacke<br />
Rennstrecken-Test<br />
3x APRILIA RSV4 R<br />
TEST DSB<br />
Ducati 999 R<br />
PRAXISTEST<br />
14 Reifenwärmer<br />
TEST KARTHIN<br />
Suzuki GSR 750 IDM-Replika<br />
MOTOGP<br />
Die Teams<br />
im Technik-<br />
Check<br />
SPENCER-<br />
HONDA<br />
RC30<br />
Deutschland € 4,20<br />
Österreich € 4,80; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,90; Dänemark DKR 47,00;<br />
Italien € 5,60; Slowenien € 5,60;<br />
Spanien € 5,60<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
INHALT <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
Titelfotos: fact, Markus Jahn, Yamaha, mps-Fotostudio, Andreas Riedmann, Jacek Bilski, MCN/Kar Lee<br />
Inhaltfotos: Markus Jahn, Jörg Wießmann<br />
32<br />
Vier Superbikes, ein Super<br />
Naked: Scharfe Tuning-Bikes von<br />
Aprilia, Ducati und Suzuki im<br />
Tracktest auf dem Lausitzring<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
Ducati 939 Supersport; starke Eurosport-Quote<br />
beim GP Sachsenring;<br />
<strong>PS</strong>-Action auf der INTERMOT<br />
TEST<br />
08 APPLAUSKURVEN<br />
Die besten Kehren und Radien<br />
24 ZONKOS ATTACKE<br />
Auf Spencers edler Honda RC30<br />
32 TUNERGP, TEIL 2<br />
SERVICE<br />
52 REIFENWÄRMER-TEST<br />
14 Heizdecken glühen im Vergleich<br />
62 TECHNIK-FRAGEN<br />
Wie findet man die optimale Übersetzung<br />
für die Rennstrecke?<br />
SPORT<br />
72 YAMAHA-CUP<br />
<strong>PS</strong>-Racer Tobi sucht das Limit<br />
78 PITLANE-NEWS<br />
84 MOTOGP-TECHNIK<br />
Neue Reifen, einheitliche Elektronik:<br />
Wie kommen die Teams zurecht?<br />
94 SPORT-NEWS<br />
Vorschau Superbike-WM Lausitzring<br />
RUBRIKEN<br />
64 MARKT<br />
71 LESERPOST<br />
80 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
72<br />
Tobi im Rennstress: Drei<br />
Yamaha-Cup-Rennen standen<br />
im Juli für den <strong>PS</strong>-Racer an<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
Foto: Ducati<br />
Defintiv sportlicher und schon zu haben<br />
ist das auf 500 Stück limitierte Jubiläumsmodell<br />
„Anniversario“ der 1299<br />
Panigale S zum 90. Ducati-Geburtstag.<br />
Kostenpunkt: 29 950 Euro<br />
Foto: MCN/Kar Lee<br />
So ähnlich könnte die neue Ducati<br />
mit moderaten Supersport-Genen<br />
aussehen. Monster und Hypermotard<br />
liefern die Komponenten<br />
VOLKSNÄHE<br />
BOLOGNA. 2017 dürfen wir eine ganze<br />
Bandbreite an sportlichen Maschinen<br />
erwarten, und auch in Bologna kommen<br />
neben Euro 4-getrimmten alten Bekannten<br />
ganz neue Modelle auf den Markt.<br />
Eine Neuheit war bei der World Ducati<br />
Week in Misano unlängst zu sehen –<br />
zumindest für all jene, die stundenlang<br />
in der Sonne anstanden, um einen Blick<br />
in den geheimnisvollen Container zu<br />
werfen. Darin stand eine „abgesoftete“<br />
Supersportlerin, nennen wir sie 939 Supersport.<br />
Ducati-Fans ist das nicht neu.<br />
Schon in den 1990ern hatte die Marke<br />
softere Ableitungen ihrer radikalen<br />
Sportmotorräder im Programm, etwa die<br />
legendäre 900 Supersport. Nach ähnlichem<br />
Muster geht man wohl auch 2017<br />
vor und bringt eine sportliche Maschine,<br />
die mehr Alltagsqualitäten haben wird<br />
als die Panigale-Modelle. Optisch pflegt<br />
die neue Ducati freilich die Nähe zum<br />
Superbike, aber allem Anschein nach<br />
spendiert die Monster das Rahmenkonstrukt,<br />
denn die Einarmschwinge und die<br />
an den Zylinderköpfen befestigten dicken<br />
Gitterstahlrohre gibt es auch an der<br />
Monster 1200. Das verspricht moderatere<br />
Ergonomie-Daten. Den Motor dürfte<br />
die neue Ducati mit der Hypermotard<br />
939 teilen. Der wassergekühlte V-Twin<br />
leistet demnach um die 110 <strong>PS</strong>.<br />
Allerdings gibt Ducati an, den Motor<br />
nochmals kräftig überarbeitet zu haben.<br />
Um Marktanteile in diesem Segment zu<br />
erobern, braucht es freilich einen entsprechend<br />
moderaten Kurs, denn die<br />
Kundschaft ist preissensibel. Gerüchte<br />
nennen 13 000 Euro für das Basismodell.<br />
TRW Lucas-Fußraste<br />
DIE EINSTELLBARE „BLACK EDITION“ GIBT ES MIT DEN<br />
NEUEN AUSFÜHRUNGEN FÜR DIE AKTUELLE KAWASAKI<br />
NINJA ZX-10R UND DIE KTM 1290 SUPER DUKE R FÜR<br />
ÜBER 100 MODELLE. PREIS PRO STÜCK: 359,95 EURO.<br />
Foto: TRW<br />
4 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Foto: Nolan<br />
HELDEN-AKTION AM SACHSENRING<br />
MIT <strong>PS</strong> BEIM GROSSEN PREIS<br />
Bei der <strong>PS</strong>-Heldenclub-Aktion zum<br />
Sachsenring-Grand Prix hatte Frank<br />
Säuberlich aus Torgau das große Los gezogen.<br />
Kurz nach seinem 50. Geburtstag<br />
gewann er mit Unterstützung von Ducati<br />
Deutschland eine Eintrittskarte für das<br />
ganze Wochenende inklusive Sitzplatz<br />
auf der Tribüne der Roten aus Bologna,<br />
Fan-Paket und Ducati-Party am Samstagabend.<br />
Völlig begeistert zeigte sich<br />
der Motorradfan und Rennsport-Liebhaber<br />
auch vom ausgedehnten Rundgang<br />
810000<br />
ZUSCHAUER VER-<br />
FOLGTEN DIE RENNEN<br />
BEIM SACHSENRING-<br />
GP AUF EUROSPORT<br />
UND BESCHERTEN<br />
DEM SENDER NACH<br />
DEM AUSTRALIAN<br />
OPEN-SIEG DER<br />
DEUTSCHEN TENNIS-<br />
SPIELERIN ANGE-<br />
LIQUE KERBER DIE<br />
ZWEITBESTE QUOTE<br />
DES JAHRES.<br />
AM SACHSENRING<br />
SELBST WAREN ÜBER<br />
DAS GP-WOCHENEN-<br />
DE GROSSARTIGE<br />
212 411 ZUSCHAUER.<br />
Foto: Landesmesse Stuttgart/Achim Mende<br />
durchs Fahrerlager und den zahlreich<br />
umherwimmelnden Promis aus der<br />
Rennszene inklusive Max Neukirchner<br />
und Markus Reiterberger, die Herr Säuberlich<br />
mit Sohn Eddie in der Nolan-<br />
Lounge traf. Dort wurden beide über das<br />
ganze Wochenende mit Speiß und Trank<br />
versorgt. Die Krönung: Mit <strong>PS</strong>-Chef Uwe<br />
Seitz kam Rossi-Fan Säuberlich seinem<br />
Hero schließlich ganz nah und freute<br />
sich über ein unvergessliches Grand<br />
Prix-Wochenende.<br />
Frank Säuberlich (l.) und Sohn<br />
Eddie mit <strong>PS</strong>-Mann Uwe Seitz<br />
als Gäste in der Nolan-Lounge<br />
NEUE MESSE<br />
STUTTGART KOMMT<br />
Zum Saisonstart wird es vom 10. bis 12.<br />
Februar 2017 auch in Stuttgart eine große<br />
Motorrad-Frühjahrsmesse geben. In einem<br />
230-Kilometer-Radius rund um die<br />
Landeshauptstadt von Baden-Württemberg<br />
wohnen rund 25 Millionen Menschen.<br />
Fast jedes dritte Motorrad<br />
in Deutschland ist in dieser<br />
Region zugelassen. Zusammen<br />
mit den Messen in<br />
Leipzig (3.-5. Februar) und<br />
Dortmund (2.-5. März)<br />
bieten die drei Frühjahrsmessen<br />
eine Marktabdeckung<br />
von etwa 85 Prozent.<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
EDITORIAL<br />
AM RICHTIGEN ORT<br />
Tobi hatte eine Idee. „Wir fahren zu<br />
den Applauskurven der <strong>PS</strong>-Leser<br />
und gehen mal richtig viel Kurven<br />
ballern.“ Warum nicht – jungendlicher<br />
Enthusiasmus reißt gestandene <strong>PS</strong>ler<br />
aus dem Testalltag. Statt Rennund<br />
Teststrecke mal da hinfahren, wo<br />
sich Deutschlands sportliche Motorradfahrer<br />
so herumtreiben und Spaß<br />
auf zwei Rädern haben. Allerdings<br />
mussten wir überall feststellen, dass<br />
es mit dem Spaß ganz schön schwierig<br />
geworden ist. Gerade da, wo sich<br />
Motorradfahrer gerne treffen, wird<br />
alles dafür getan, den Spaß im Keim<br />
zu ersticken. Streckensperrungen,<br />
Rüttelstreifen oder rigorose Tempolimits<br />
– fünf Stichproben und fast alle<br />
„vermint“. Ganz schnell kommt da<br />
das ungute Gefühl auf, als sei man<br />
als Motor rad fahrer schon per se ein<br />
„Outlaw“ – wir gegen den Rest der<br />
Welt. Wir wollen hier aber nicht die<br />
Diskussion führen, ob man sich da als<br />
steuerzahlender Bürger so gängeln<br />
und aus dem öffentlichen Verkehrsraum<br />
vertreiben lassen muss und<br />
auch nicht auf andere zeigen, die es<br />
nicht besser machen und trotzdem<br />
weniger Repressalien ausgesetzt sind<br />
– nicht, weil es unnötig wäre, der<br />
Platz hier an dieser Stelle ist nur sehr<br />
begrenzt. Aber schließlich gibt es<br />
noch andere schöne Kurven im Land.<br />
Wer beim Motorradfahren allerdings<br />
unbedingt auffallen will, sollte sich<br />
sowieso überlegen, auf der Rennstrecke<br />
richtig Gas zu geben. Wir können<br />
das nur jedem, der es wirklich wissen<br />
will, empfehlen!<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
KURZ & KNAPP<br />
++ MOTOREX & KTM ++<br />
Schon bei den Serienmotorrädern<br />
aus Mattighofen<br />
stammen die Flüssigkeiten<br />
meist von Motorex.<br />
Foto: Delius Klasing<br />
Die Schweizer Ölspezialisten<br />
haben jetzt mit KTM auch die<br />
Kooperation beim MotoGP-<br />
Projekt beschlossen.<br />
++ 120 JAHRE ++<br />
Zwar hatte Shozo Kawasaki<br />
1878 absolut nichts mit Motorrädern<br />
im Sinn, als er in<br />
Tokios Stadtteil Tsukiji eine<br />
Schiffsreparaturwerkstatt<br />
gründete. Aber als diese<br />
1896 offiziell als Kawasaki<br />
Dockyard Company ins Handelregister<br />
eingetragen wurde,<br />
war der Grundstein für<br />
Kawasaki Heavy Industries<br />
gelegt, die deshalb heuer ihr<br />
120-jähriges Bestehen feiern<br />
dürfen. Glückwunsch!<br />
++ CURVE ITALIANE ++<br />
Mit Curves Sizilien<br />
präsentiert der Delius<br />
Klasing Verlag<br />
den siebten Band<br />
der von Stefan Bogner<br />
klasse fotografierten<br />
schönsten<br />
Pass- und Küstenstraßen.<br />
Das dicke<br />
Heft kostet im<br />
Fachhandel<br />
15 Euro.<br />
++GEFASST++<br />
Die Polizei in Kärnten nahm<br />
einen 74-jährigen Rentner<br />
fest, der zugab, Stein- und<br />
Kiesfallen für Motorrad fahrer<br />
meist in Kurven ausgelegt zu<br />
haben. Er wurde wegen Nötigung<br />
und ge fähr lichem Eingriff<br />
in den Straßenverkehr<br />
angezeigt.<br />
Foto: Motorex<br />
Foto: Superprestigio<br />
Fotos:Metzeler<br />
INTERMOT KÖLN<br />
<strong>PS</strong>-ACTION AUF DER MESSE<br />
In diesem Jahr bietet die INTERMOT<br />
den Besuchern wieder Motorrad-<br />
Faszination satt. Auch im Außenbereich<br />
wird dem Messepublikum einiges<br />
geboten. In Kooperation mit dem<br />
Industrieverband Motorrad (IVM) und<br />
der britischen Dirt Track-Schule um<br />
den europäischen Champion von<br />
20<strong>09</strong>, Peter Boast (www.flattrackschool.co.uk),<br />
sucht <strong>PS</strong> für den Donnerstag<br />
(6.10.), Freitag (7.10.) und<br />
Samstag (8.10.) je zwei Vierer-Teams<br />
für die Lehrgänge. Der jeweils<br />
Schnellste wird dann zum Finale am<br />
ERGEBNIS LABORUNTERSUCHUNG<br />
VOLLSTOFF FÜLLSTOFF<br />
Beim diesjährigen Sportreifentest prüften<br />
wir stellvertretend für einen Vergleich<br />
„Alt gegen Neu“ den Metzeler Racetec<br />
Interact in K3-Mischung. Der ältere von<br />
zwei Vorderreifen lagerte bei uns schon<br />
weit über vier Jahre, der jüngere kam<br />
vom Hersteller und war erst ein knappes<br />
Jahr alt (<strong>PS</strong> 07/<strong>2016</strong>). Der<br />
frische Gummi fegte formidabel über<br />
Trocken- wie Nasskurs, der ältere schwächelte<br />
dagegen beim Kalt- und Nassgrip<br />
deutlich. Selbst durchgewärmt baute er<br />
spürbar weniger Grip auf als sein jüngeres<br />
Pendant. „Nicht normal“, befand der<br />
Links (junger Reifen): alles okay. Rechts<br />
sind Verklumpungen von Füllstoffen zu<br />
erkennen ( weiße Punkte rot umrandet)<br />
Sonntag eingeladen. Teilnehmer und<br />
Groupies erhalten freien Eintritt zur<br />
Messe. Motorradausrüstung ist mitzubringen,<br />
Stahlschuhe und 125er-<br />
Motorräder werden gestellt. Wer also<br />
auf Marc Márquez‘ und Valentino<br />
Rossis Spuren wandeln möchte und<br />
richtig driften lernen will, möge sich<br />
mit seinem Vier-Mann- oder -Frau-<br />
Team per E-Mail bewerben unter<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.de, unbedingt den<br />
Wunschtag und „Dirt Track“ im<br />
Betreff angeben. Einsendeschluss<br />
ist der 19. September.<br />
Hersteller und schickte die Reifen ins<br />
Labor. Die Ergebnisse liegen nun vor.<br />
Danach zeigt der ältere Gummi auffällige<br />
Verklumpungen sogenannter Füllstoffe.<br />
Diese Stoffe erhöhen laut Metzeler „die<br />
Stressresistenz der Verbindung in Bezug<br />
auf Eigenschaften wie Zug- und Torsionskraft,<br />
Schubkraft und Abriebswiderstand“.<br />
Heißt vereinfacht etwa: Füllstoffe<br />
halten den Gummi geschmeidig. Verklumpen<br />
diese Stoffe statt sich fein im<br />
Gummi zu verteilen, härtet die Mischung<br />
aus und verliert Grip. Metzeler führt das<br />
auf eine falsche Lagerung unsererseits<br />
zurück. Das können wir nicht hundertprozentig<br />
ausschließen. Fakt ist aber auch,<br />
dass unser zirka zweieinhalb Jahre alter,<br />
gleich gelagerter Hinterreifen völlig<br />
problemlos funktioniert hat. Wir meinen:<br />
Speziell Sportreifen sollten nicht länger<br />
als vier Jahre lagern – auch nicht unter<br />
perfekten Bedingungen.<br />
6 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Foto: Yvonne Hertler<br />
Fotos: mps-Fotostudio<br />
Der Magnetverschluss der beiden<br />
Laschen aktiviert den Westen-Airbag<br />
RACE-AIRBAG<br />
ALPINESTARS<br />
TECH-AIR<br />
Die Redaktion testet derzeit das Tech-<br />
Air-Race-Airbag-System von Alpinestars.<br />
Abhängig von zwei unterschiedlichen<br />
Modi für den Betrieb auf der<br />
Straße und der Rennstrecke erkennt<br />
es einen Abflug und löst unterschiedlich<br />
aus. Für die Nutzung der Airbag-<br />
Weste ist ein mit dem System kompatibler<br />
Anzug erforderlich. Routinemäßig<br />
steht alle zwei Jahre eine<br />
Wartung an, für die das Produkt<br />
zum Händler gebracht werden<br />
muss. Die Straßenpreise für die<br />
Airbag-Weste bewegen sich ohne den<br />
Anzug bei etwa 1200 Euro.<br />
GESCHÜTZT<br />
BRUSTPANZER<br />
Bei Ortema in Markgröningen kann man<br />
sich einen Brustpanzer anfertigen lassen,<br />
der für perfekten Sitz direkt vor Ort angepasst<br />
wird. Er besteht aus weichem Polyethylen,<br />
ist flexibel und als Durchschlagschutz<br />
gedacht. Er deckt den Bereich vom<br />
Brustbein über die Rippen bis zum Bauchnabel<br />
ab und verteilt die Energie eines Aufpralls<br />
auf eine größere Fläche. Kosten inkl.<br />
Anpassung: 245 Euro. Lieferbar in verschiedenen<br />
Grundmodellen, Farben und Designs.<br />
Ein spezielles Modell für Damen ist ebenfalls<br />
erhältlich. Bei Interesse einfach eine<br />
E-Mail an motobike@ortema.de senden.<br />
Der Protektor wird später einfach unter<br />
die Lederkombi geschoben und sitzt top<br />
Foto: Ortema<br />
Foto: Ortlieb<br />
Rucksack mit Bild<br />
VOM TASCHENSPEZIALIST ORTLIEB GIBT ES DEN KURIER-RUCK-<br />
SACK „VELOCITY“ JETZT MIT INDIVIDUELLEM FOTODRUCK. AUF 34<br />
MAL 56 ZENTIMETERN KÖNNTE ALSO AUCH DAS EIGENE MOTOR-<br />
RAD PRANGEN. PREIS: 129,95 EURO, WWW.ORTLIEB.COM<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 7
TEST<br />
DIE SCHÖNSTEN APPLAUSKURVEN<br />
Mit Hilfe der <strong>PS</strong>-Community wollen wir eine Charakterstudie der besten Kehren<br />
und Radien im deutschsprachigen Raum zeichnen. Gibt es die perfekte Kurve?<br />
Wenn ja, was macht sie so besonders?<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Jacek Bilski<br />
Die schönste Verbindung zwischen zwei Punkten muss<br />
eine Kurve sein. Jeder, der ein halbwegs sportliches<br />
Motorrad besitzt, weiß das. Aber wo lässt sich dem Kurvenrausch<br />
am besten frönen? In der pittoresken Umgebung<br />
spektakulärer Bergpässe? Wäre eine Möglichkeit, die sich<br />
aber zumindest als Hausstrecken-Highlight aufgrund großer<br />
räumlicher Distanz für viele verwehrt. Also eher griffige und<br />
verkehrsarme Landstraßen? Klingt super, wäre nur deren<br />
Seltenheitswert nicht so hoch. Und was macht man, wenn<br />
sich in Schlagdistanz vom Wohnort so gar keine schöne<br />
Straßenrichtungsänderung darbieten möchte? Folglich<br />
lieber gleich zum Bikertreff um die Ecke, Benzin quatschen<br />
und Käffchen schlürfen? In diesem Fall käme die Action<br />
vielleicht doch etwas zu kurz.<br />
Um mehr herauszufinden, starteten wir vor einiger Zeit<br />
über ein großes soziales Netzwerk einen Aufruf. Wir wollten<br />
von euch wissen, welche Favoriten ihr im deutschsprachigen<br />
Raum habt und was die Kurve auszeichnet.<br />
Das Ergebnis: Am meisten Sympathien in Form von<br />
digital erhobenen Daumen und Kommentaren gehen an die<br />
„Applauskurve“ auf der B 276 zwischen Schotten und<br />
Laubach. Es folgt auf Platz zwei die lange 180-Grad-Kurve<br />
am großen Feldberg im Taunus. Weiterhin wurden der sogenannte<br />
Buchhübel am Schleizer Dreieck und die Kurvenkombination<br />
an der Schwarzenbach-Talsperre nahe der<br />
B 500 im Schwarzwald genannt. Gleichstand herrscht laut<br />
Online-Community zwischen der letzten Links am Lochenpass<br />
bei Balingen auf der Schwäbischen Alb sowie Kurve<br />
8 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
zehn der Wartenbergstraße bei Hohnstein in der Sächsischen<br />
Schweiz. Hinter Mitteldeutschland bis hoch zur Küste<br />
scheinen sich die meisten Kurven plötzlich in Geraden zu<br />
verwandeln. Aus diesen Regionen kamen im Gegensatz zum<br />
Süden so gut wie keine Vorschläge – wir fühlen mit euch<br />
und sprechen unser herzliches Beileid aus!<br />
Das Thema Kurve an sich und Applauskurven im Speziellen<br />
birgt leider einige unangenehme Aspekte und „Aufreger“.<br />
Es wurden nämlich im Zuge unserer Umfrage häufig Ecken<br />
vorgeschlagen, die als Unfallschwerpunkte verschrien sind.<br />
Darunter der Kesselberg, das Sudelfeld oder der Kyffhäuser,<br />
um nur die „Klassiker“ zu nennen. Um diese Gebiete machen<br />
wir lieber einen großen Bogen. Doch selbst unter den Routen,<br />
die es in unsere Kurvenstudie geschafft haben, befindet<br />
sich „verbrannte Erde“. Fiese Rüttelstreifen, hinterhältige<br />
Polizeikontrollen insbesondere an den Wochenenden sowie<br />
Anwohner mit hauchdünnen Nerven nehmen vielen Orten<br />
ihre Attraktivität. „Fast immer beginnt es mit Anwohnerbeschwerden<br />
über Lärm und Raserei“, verrät uns ein Insider<br />
bei den Cops. „Leider gehen damit meistens zahlreiche<br />
Unfälle einher und machen die extremste aller Maßnahmen,<br />
nämlich Streckensperrungen für Motorräder, erst möglich.“<br />
Klar, physikalische Limits lotet man am besten auf einer<br />
Rennstrecke mit Auslaufzonen und Kiesbetten aus. Nicht umsonst<br />
ergattert „die längste Linkskurve der Welt“ am Sachsenring<br />
bei unserer Online-Umfrage ziemlich viele „Likes“.<br />
Das Problem mit der Lautstärke tritt allerdings selbst hier<br />
auf. Wer am Sachsenring zu viel Lärm in Höhe des Messgeräts<br />
am Eingang der Boxengasse verursacht, fliegt raus.<br />
Auch mit Serienauspuff. So toll das Fahren auf abgesperrter<br />
Schwarzenbach-<br />
Talsperre<br />
Schotten<br />
Großer<br />
Feldberg<br />
Schleiz<br />
Lochenpass<br />
bei Balingen<br />
Hohnstein<br />
Unsere Suche<br />
nach den Top-<br />
Kurven führte<br />
uns 1500 Kilometer<br />
durchs Land –<br />
mit Ausnahme<br />
des Nordens. Wir<br />
fühlen mit euch!<br />
Piste sein mag: Rennstrecke und zügiges Landstraßenfahren<br />
ist nicht dasselbe. Schon aus Zeit- und Kostengründen kann<br />
das eine das andere schwerlich vollständig ersetzen.<br />
Wir finden es absolut legitim, eine Lieblingskurve auf<br />
der öffentlichen Straße zu haben, die man so oft auf und ab<br />
fährt, wie man möchte. Unsere Empfehlung lautet allerdings,<br />
Lärm in „heiklen Zonen“ gering zu halten. Benehmt euch<br />
nicht wie Hooligans und meidet bekannte Hotspots, vor<br />
allem zu Hauptverkehrszeiten und am Wochenende. Unsere<br />
1500-Kilometer-Tour von Applauskurve zu Applauskurve<br />
zeigt sowieso: Auf die reizvollsten Strecken und Kurven stößt<br />
man nicht unmittelbar am Bikertreff, sondern im weiteren<br />
Gebiet drumherum.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 9
Foto: Tobias Münchinger<br />
Lochen, „Turn 6“. Mit mäßiger Geschwindigkeit anfahren, spät<br />
nach links einlenken und die Kurve so „hinterschneiden“. Sofern<br />
kein Gegenverkehr kommt (gut einsehbar), leicht zur Mittellinie<br />
orientieren und sachte das Gas aufziehen<br />
Bremsen<br />
Stützgas<br />
Am Wochenende ist der Lochen für Motorradfahrer<br />
eine Einbahnstraße – in die<br />
falsche Richtung!<br />
Aufziehen<br />
10 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
„EINE KURVE WIE GE-<br />
MACHT FÜR APPLAUS-<br />
FAHRTEN – LEIDER<br />
AUCH HIER WEGREGLE-<br />
MENTIERT“<br />
Uwe Seitz<br />
Das Voting der Facebook-User schickt<br />
uns also auf eine 1500 Kilometer lange<br />
Runde, die wir mit unseren vier Bikes abspulen.<br />
An jeder Autobahnabfahrt steigt<br />
der Herzschlag und wir freuen uns auf die<br />
Applauskurven, denn nichts ist öder als<br />
geradeaus zu fahren – egal wie schnell.<br />
Die erste Kurve liegt aber quasi vor der<br />
Haustür. Lochenpass klingt etwas hochtrabend,<br />
aber immerhin geht es mit sechs<br />
schönen Kehren 300 Höhenmeter auf die<br />
Schwäbische Alb – perfektes Sportler-Terrain<br />
für leichte 600er. Die letzte Kurve erfüllt<br />
dann alle Anforderungen, um es als Applauskurve<br />
in die Herzen der Landstraßenfeger<br />
zu schaffen: guter Asphalt, schöner Radius,<br />
gute Übersicht und ein angrenzender<br />
Parkplatz – fehlt nur die Würstchenbude!<br />
Dass der Lochen unter Motorradfahrern<br />
beliebt ist, weiß man spätestens bei der<br />
Anfahrt aus Weilstetten. Dort prangt nämlich<br />
jene Zweiraddiskriminierung, die uns unmissverständlich<br />
darauf hinweist, dass der<br />
Lochen am Wochenende zumindest aus<br />
dieser Fahrtrichtung tabu ist. An diesem<br />
Montag kann uns aber lediglich das Tempo-<br />
80-Limit etwas anhaben. Und der Trottel<br />
in seinem ausgemusterten THW-Magirus vor<br />
uns, der den Tank nicht voll genug bekam<br />
und in fast jeder Linkskehre die Straße mit<br />
überschwappendem Diesel einsaut. Sperrt<br />
die Straßen gefälligst für solche gemeingefährlichen<br />
Vollpfosten!<br />
Kehren wie die „Lochen Turn 6“ sind für<br />
Showfahrer eine Wucht. Man muss nicht<br />
rasen wie verrückt, um eine gute Figur zu<br />
machen und das Knie an den Asphalt zu<br />
bekommen. Fahrkönnen, klar, die richtige<br />
Linie ist wichtig, schönes Wetter und griffige,<br />
warme Reifen. Damit versetzt man dann alle<br />
schaulustigen Kollegen auf dem Parkplatz in<br />
Verzückung, ohne auch nur den Hauch einer<br />
Gesetzesübertretung.<br />
Wichtig bei solchen Linkskurven ist es,<br />
lange genug mit dem Einlenken zu warten<br />
und die Kurve am Eingang zu „hinterschneiden“.<br />
Denn nicht nur am Lochen kommen<br />
gern mal Lkw oder etwas zu sportlich<br />
ambitionierte Autofahrer entgegen, die am<br />
Kurvenscheitel über den Mittelstrich hinaus<br />
drängen. Aber wer beim Einlenken die richtige<br />
Blickführung hat und weit in die Kurve<br />
hineinschaut, wird in diesem Eck mit dem<br />
vollen Überblick belohnt, denn innen ist<br />
nur eine leicht ansteigende Wiese, die volle<br />
Sicht über das Geschehen gewährt.<br />
Von allen Kurven unserer Tour hat mir<br />
diese mit am besten gefallen. Aber einmal<br />
durch reicht völlig, denn geile Kurven liegen<br />
auf der Schwäbischen Alb und im benachbarten<br />
Schwarzwald genug und wenn ich<br />
aufs Motorrad steige, dann fahre ich in<br />
erster Linie für mein eigenes Vergnügen.<br />
Da braucht es keine Zuschauer, und nahe<br />
der berühmten Applauskurven ist mir die<br />
Rennleitungsdichte schlicht zu hoch.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 11
„BIN KEIN FAN DER<br />
TALSPERRE. HIER<br />
SCHREIT ALLES<br />
NACH KLICKENDEN<br />
HANDSCHELLEN“<br />
Tobi Münchinger<br />
Früher war ich gerne auf der Strecke<br />
nach Oppenau hinunter unterwegs.<br />
Sie kreuzt nur kurz die Schwarzwaldhochstraße,<br />
dann folgt Kehre um<br />
Kehre. Meistens war nicht besonders<br />
viel los. Im Ort dann an der Tanke<br />
schnell einen Kaffee, und über die mittlerweile<br />
frisch geteerte Zuflucht hinauf<br />
wieder zurück nach Stuttgart.<br />
Die Schwarzenbach-Talsperre kenne<br />
ich bis dato noch nicht. In Richtung<br />
Baden-Baden geht es auf der B 500 irgendwann<br />
rechts ab nach Forbach und<br />
zum Stausee. Die besagten Kurvenkombinationen<br />
ziehen sich direkt am Wasser<br />
entlang und enden an einem großen<br />
Wanderparkplatz mit einer kleinen<br />
Imbissbude für hungrige Ausflügler.<br />
Wir treffen einen Einheimischen aus<br />
der Umgebung, der sich mit seiner<br />
ZX-10R zu uns gesellt. „Samstags und<br />
sonntags ist hier die Hölle los, da<br />
kannst du kaum fahren“, erzählt er uns.<br />
„Die Zuschauer stehen in den Asphaltflächen<br />
hinter den Kurven herum,<br />
da legt sich früher oder später immer<br />
einer hin. Ich habe hier schon viele<br />
schlimme Unfälle erlebt.“ Er berichtet<br />
weiterhin von häufigen Geschwindigkeitskontrollen,<br />
meistens „aus dem<br />
Hinterhalt“ ausgeführt. Zum Quatschen<br />
und Leute treffen würde er trotzdem<br />
gerne hierher kommen.<br />
Wir beziehen Posten, besehen die<br />
Kurven am See genauer und stellen<br />
fest: Hier muss auf jeden Fall ein Supersportler<br />
ran. Die Radien erlauben<br />
tiefe Schräglage, wenn die Geschwindigkeit<br />
verbotenerweise entsprechend<br />
hoch ausfällt. Verschätzen sollte man<br />
sich besser nicht. Die asphaltierten<br />
Flächen hinter den Kurven taugen<br />
überhaupt nicht als Auslaufzonen.<br />
Sie sind zu klein, und es liegt Rollsplitt<br />
herum. Und wenn dort an den Wochenenden<br />
wirklich Zuschauer stehen,<br />
wird es natürlich besonders heikel.<br />
Ein Abflug wäre eine Katastrophe.<br />
In den Parkplatzkurven mit den<br />
Asphaltflächen im Hintergrund hat man<br />
gute Sicht auf den von links kommenden<br />
Gegenverkehr. Rechts herum<br />
befindet man sich aber immer einige<br />
Meter im Blindflug. Wenigstens ist der<br />
Asphalt so griffig, dass er Abwinkeln<br />
bis zu einem gewissen Grad erlaubt.<br />
Ein paar Fotoaufnahmen später kommt<br />
mir auf der Gegenfahrbahn ein Lkw<br />
entgegen. Urplötzlich steht er da und<br />
ragt ein gutes Stück in meine Spur<br />
hinein, als ich auf der R1 gerade in<br />
Schräglage gar nicht so langsam angeflogen<br />
komme. Weiter durchziehen, das<br />
passt gerade so. Danach packen wir<br />
ein und setzen die Reise fort. Hier engagiert<br />
andrücken? Muss nicht sein!<br />
Der See als Panorama im Hintergrund,<br />
da kann man sich gut vorstellen, dass<br />
die Gegend Erholungssuchende lockt<br />
12 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Stützgas<br />
Um die blinden Ecken nach rechts fährt<br />
man am besten mit Halbgas, bis freie<br />
Sicht auf den weiteren Kurvenverlauf<br />
nach links und die Gegenfahrbahn<br />
gewährleistet ist. Dann zur Mittellinie<br />
orientieren und Gas geben<br />
Gummipoller grenzen die Freiflächen<br />
hinter der Kurve ab. Aber dagegen<br />
fahren? Eher keine gute Idee!<br />
Aufziehen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 13
Stützgas<br />
Rollphase<br />
Am Kurveneingang an der Mittellinie<br />
halten und sachte einlenken.<br />
Bei günstiger Verkehrslage nicht<br />
zu weit rechts fahren, sondern nach<br />
außen zur Mittellinie tragen lassen.<br />
In Richtung Kurvenausgang zunehmend<br />
nach rechts abklappen<br />
und das Gas weiter aufziehen<br />
Aufziehen<br />
14 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
„EINE SCHÖNE KURVE. LEIDER<br />
GEWINNT MAN DEN EINDRUCK,<br />
DASS MOTORRADFAHRER DORT<br />
WEGGEEKELT WERDEN SOLLEN“<br />
Ralf Schneider<br />
Auch wenn nichts los ist und keine Randalierabsicht<br />
besteht: Motorradfahrer<br />
müssen draußen bleiben. Was soll das?<br />
Modifizierte Wanderkarte vor Ort: Zum<br />
Glück verfügen die Motorradfahrer am<br />
Feldberg über Humor und Selbstironie<br />
In der Auffahrt zum Feldberg im Taunus<br />
ist die Applauskurve die erste<br />
Kurve nach etlichen Kilometern weitgehend<br />
gerader Strecke. Vermutlich<br />
macht das ihren Rang aus. Auch der<br />
Verlauf gefällt: Eine weit herumgezogene<br />
Schlinge, ordentliches Tempo,<br />
langes, spannungsvolles Schweben<br />
in Schräglage. In beiden Richtungen<br />
macht die Kurve nach dem Eingang etwas<br />
auf, zieht sich also – egal, ob bergauf<br />
oder bergab – gegen Ende wieder<br />
zu. Kein Problem, wenn man ein wenig<br />
Schräglagenfreiheit in Reserve behält,<br />
zumal der Belag ordentlich Grip bietet<br />
und nur wenige Schadstellen aufweist.<br />
Also alles gut? Leider nicht. Der relativ<br />
starke Verkehr ist dabei das kleinere<br />
Problem. Wahrscheinlich sind dort<br />
Motorradfahrer im Übereifer gestürzt<br />
oder der dortige Treff ist den Behörden<br />
ein Dorn im Auge oder beides. Jedenfalls<br />
setzte das Straßenbauamt ein Tempolimit<br />
von 50 km/h und ließ an beiden<br />
Enden Rüttelstreifen über die Fahrbahn<br />
ziehen. Die sind nicht ganz harmlos.<br />
Selbst sensibel ansprechende Federelemente<br />
können sie nicht glattbügeln.<br />
Das nervt in der Bergauffahrt, weil man<br />
in Schräglage Zug am Rad hat, während<br />
man über den ersten Zweierpack<br />
an Rüttelstreifen rumpelt. Selbst bei<br />
moderater Beschleunigung hüpfte dort<br />
das Hinterrad der Brutale 800 zur Seite,<br />
der Motor knallte in die Traktionskontrolle.<br />
Also gibt man lieber kein Gas,<br />
und damit ist der Rhythmus futsch. Bei<br />
Nässe grenzen die Streifen an einen<br />
gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.<br />
Außerdem bremsen viele Autofahrer<br />
angesichts der Streifen auf unter<br />
30 km/h herunter. Das zwingt zu mehr<br />
als dem üblichen Sicherheitsabstand.<br />
Und schließlich taugt die Kurve<br />
nicht einmal als Treffpunkt. Der Parkplatz<br />
im Inneren ist für Motorräder gesperrt.<br />
Motorradfahrer müssen sonstwo<br />
parken und zu Fuß dorthin gehen.<br />
Warum? Die Antwort geben einige Mad<br />
Max-Kreise auf dem Parkplatz. Eine<br />
Steilvorlage für verbotswütige Sicherheitsbeauftragte.<br />
Fragt sich nur, ob der<br />
Platz auch für Autos gesperrt werden<br />
würde, wenn sich dort Burn-out-Künstler<br />
auf vier Rädern verwirklichen?<br />
Und inwiefern es der Sicherheit dienen<br />
soll, dass Motorradfahrer auf der<br />
Straße umherwandern, ist auch schwer<br />
zu verstehen.<br />
Aber darum geht es wahrscheinlich<br />
nicht. Hier sollen die oft lästigen<br />
Begleiterscheinungen eines Motorradtreffs<br />
durch pure Gängelei unterdrückt<br />
werden. Diese erzeugt jedoch mehr<br />
Widerstand als Einsicht und ist<br />
deshalb dumm und dysfunktional.<br />
Mein Tipp: massiv gegen Rüttelstreifen<br />
und Sperrung protestieren und<br />
andere Treffpunkte und Fahrstrecken<br />
suchen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 15
Schon wieder<br />
Rüttelstreifen!<br />
Autos fahren<br />
meist langsamer<br />
drüber als<br />
Motorräder, für<br />
die es tendenziell<br />
durch die<br />
Balken auch<br />
noch gefährlich<br />
wird<br />
Rollphase<br />
In der Anfahrt bergauf an der Mittellinie<br />
halten und dort bleiben. Mit Stützgas um<br />
die Kurve, in Richtung Kurvenausgang<br />
nach rechts scheren und weiter Gas<br />
aufziehen. Darauf gefasst sein, das<br />
Motorrad im letzten Drittel noch weiter<br />
in Schräglage abzuklappen<br />
Stützgas<br />
Aufziehen<br />
16 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Vom Feldberg aus zieht die <strong>PS</strong>-Karawane<br />
weiter nach Schotten im<br />
Vogelsbergkreis. Meine R1 fordert im<br />
Bummeltempo und über Land eine<br />
gewisse Leidensfähigkeit. Die Maschine<br />
geht hart ans Gas, nervt mit ihrer<br />
unpräzisen Kupplung und martert die<br />
Gelenke. Wird Zeit für mehr Speed und<br />
Schräglage.<br />
Auf der B 276 in Richtung Laubach<br />
liegt der Bikertreff Falltorhaus, an dem<br />
wir uns eine kalte Apfelschorle und<br />
eine Portion Pommes, respektive einen<br />
Salat genehmigen. Das Getränk geht<br />
runter wie nix, das Essen…na ja, wir<br />
sind ja wegen der Kurve hier. Und die<br />
befindet sich nur wenige Meter hinterm<br />
Falltorhaus am Ende einer Bergabpassage.<br />
Genau am Scheitelpunkt liegt die<br />
Einfahrt zu einem Feldweg, an dem wir<br />
anhalten und die Lage inspizieren. Zum<br />
Fahrbahnaußenrand hin wirkt die Kurve<br />
relativ stark überhöht. Sie verläuft<br />
ähnlich wie am Großen Feldberg in<br />
wunderbarer Hufeisenform, jedoch etwas<br />
enger. Eine Art Grüninsel grenzt<br />
an die Innenspur. Dort herumliegende<br />
Dosen und Kippen deuten auf zeitweiligen<br />
Publikumsbesuch hin. Hinter der<br />
Einfahrt zum Feldweg hat die Leitplanke<br />
bergab einen Unterfahrschutz.<br />
Scheint so, als wären sämtliche Attribute<br />
einer beispielhaften Applauskurve<br />
versammelt. Eine Kehre wie aus dem<br />
Bilderbuch, leider mit ein paar Dornen.<br />
Schon wieder Rüttelstreifen! Dafür hält<br />
sich das allgemeine Verkehrsaufkommen<br />
in Grenzen, zum Glück kommt kein<br />
einziger Lkw vorbei. Rauf auf die R1,<br />
und erst mal Reifen warmfahren.<br />
Die Applauskurve ist gut einsehbar<br />
und der Asphalt einer der bisher griffigsten.<br />
Hier und da weisen Kratzer auf<br />
dem Belag darauf hin, dass einige<br />
Kandidaten das Gripniveau allerdings<br />
überschätzt haben. Wie man hier stürzen<br />
kann, liegt nicht ganz auf der Hand.<br />
Zu kalte Reifen, zu viel Adrenalin im<br />
Blut? Die Kurve an sich ist nicht besonders<br />
schnell. Aufgrund des überhöhten<br />
Fahrbahnrands kann man es aber<br />
zügig hineinlaufen lassen. So was gibt<br />
es in freier Wildbahn bestimmt nicht<br />
oft. Mit der R1 fahre ich die Kehre im<br />
zweiten Gang bei moderater Drehzahl.<br />
Tricky: Am Kurvenausgang macht die<br />
Kurve hoch wie runter im letzten Moment<br />
zu. Richtig Durchladen geht nicht,<br />
weil die Maschine in Schräglage noch<br />
mal etwas Nachdruck braucht. Kein<br />
Problem mit der R1. Die Rüttelstreifen<br />
nerven, weil sie am Kurveneingang voll<br />
in der Anbremszone liegen und am<br />
Kurvenausgang beim Herausbeschleunigen<br />
wieder derb ins Fahrwerk schlagen.<br />
Für mich trotzdem ein Highlight<br />
auf unserer Tour, auch wenn ich den<br />
weiteren Verlauf der B 276 eher langweilig<br />
finde. Als ein älterer Autofahrer<br />
unseren Fotografen anschnauzt („Was<br />
machen Sie da, ich rufe die Polizei“)<br />
fahren wir schließlich weiter.<br />
„WÄRE DIESE KURVE EINE FRAU, WÜRDE<br />
MAN SIE ALS ‚INTERESSANT‘ BEZEICHNEN<br />
UND NACH EINEM ZWEITEN DATE FRAGEN“<br />
Tobi Münchinger<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 17
Foto: Stephen Bower<br />
„DASS SCHLEIZ<br />
EIGENTLICH EINE<br />
NORMALE STRASSE<br />
IST, MERKT MAN<br />
GLEICH BEI DEN<br />
RENNEN – HIER<br />
BRAUCHT MAN<br />
COJONES!“<br />
Uwe Seitz<br />
Das Schleizer Dreieck ist etwas<br />
Besonderes! Für mich neben der<br />
Nürburgring-Nordschleife einer dieser<br />
viel zu seltenen deutschen Anachronismen.<br />
Eine Rennstrecke, auf der sonst<br />
der Alltagsverkehr rollt – wo gibt es<br />
das noch? Leider macht uns auf dieser<br />
„Tour de Virage“ Thüringer Regen<br />
einen Strich durch die Rechnung, gemäß<br />
unserem Leser-Voting die Kurvenkombination<br />
am Buchhübel auf ihre<br />
Applaus-Qualitäten zu prüfen – und<br />
das im Landstraßen-Trimm. Da ich hier<br />
schon zwei Mal mit der German Twin<br />
Trophy Rennen gefahren bin, fällt mir<br />
jedoch die Aufgabe zu, über die Vorzüge<br />
der Schleizer Kurve zu sinnieren.<br />
Wenn man hier Rennen fährt, ist es<br />
sicher ein großes Plus, dass nichts<br />
entgegenkommt, die Straßenmeisterei<br />
Leitpfosten und andere Hindernisse<br />
entlang der Straße entfernt hat und<br />
die Ordnungshüter höchstens mal aus<br />
Neugier dem Motorradtreiben zuschauen.<br />
Allerdings ist auch der Buchhübel<br />
in der Rennstreckenbeurteilung<br />
etwas heikel, weil die Auslaufzone nicht<br />
besonders groß ist und spätestens<br />
in der zweiten, der Rechtskurve, bei<br />
einem Abflug das Schicksal „Kornfeld<br />
auf, Motorrad rein, Kornfeld zu, Motorrad<br />
weg“ droht und man im hohen<br />
Bogen über den Acker fliegt.<br />
Fahrerisch ist die Links-Rechts-<br />
Kombination mit gutem Grip großartig,<br />
und bei den Rennen sitzt hier viel Volk<br />
auf der Tribüne. Man bleibt am besten<br />
lange rechts, sogar rechts neben der<br />
weißen Linie, lenkt dann entschlossen<br />
ein und sollte am Scheitel nicht ganz<br />
innen am Curb sein, denn da ist es<br />
verdammt wellig mit Sturzgefahr übers<br />
Vorderrad. Im Alltagsbetrieb geht dieser<br />
Strich natürlich nicht, denn die Mittellinie<br />
und der Gegenverkehr stehen<br />
der Ideallinie ungesund entgegen.<br />
Gleiches gilt für die sofort folgende<br />
Rechts, die man im Rennen von ganz<br />
links außen nimmt. Die Kurve hängt<br />
etwas. Auf der Bremse bis zum Scheitel<br />
muss man deshalb wieder aufpassen,<br />
dass einem nicht das Vorderrad einklappt.<br />
Wer so fährt, sprengt natürlich<br />
die StVO-gemäßen 100 km/h. Leider<br />
sind wir nicht im Alltag gefahren, das<br />
wäre sicher für uns, die wir Schleiz<br />
nur als Rennstrecke kennen, verdammt<br />
interessant gewesen.<br />
18 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Aufziehen<br />
Rollphase<br />
Bremsen<br />
Ob Buchhübel oder die weite Schikane hinüber zur<br />
Seng – solche Kurven und dazu Curbs auf öffentlichen<br />
Straßen gibt es nur hier in Schleiz. Zu dumm,<br />
dass uns der Regen ausgebremst hat!<br />
Die Grafik zeigt den Buchhübel. Von ganz<br />
rechts außen nach links scheren, sachte am<br />
Gas an den Curbs um die Kurve. Bodenwellen,<br />
nicht zu viel Druck aufs Vorderrad bringen!<br />
Dann nach links außen fahren, um scharf an<br />
den Curbs die nächste Rechts zu kriegen<br />
8008329-156-1.QXD_Layout 1 14.07.16 14:58 Seite 1<br />
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Von Rathewalde aus kommend,<br />
nähern wir uns dem finalen Ziel:<br />
Hohnstein in der Sächsischen Schweiz.<br />
Über eine große, ziemlich unübersichtliche<br />
Kreuzung geht´s bergab auf der<br />
Wartenbergstraße ins Kurvengetümmel.<br />
Ganz früher wurden hier unter<br />
anderem Bergrennen ausgetragen,<br />
aber das war vor einer Ewigkeit und<br />
drei Tagen. Eigentlich schade, denn die<br />
ganzen kleinen bis mittelscharfen<br />
180-Grad-Kehren runter ins Polenztal<br />
sind ein Genuss. „Kehren“ ist nicht ganz<br />
die richtige Bezeichnung, weil sich<br />
diese hier viel flüssiger als auf Pässen<br />
fahren lassen. Freilich gibt´s auf Pässen<br />
keine Verzögerungsschwellen, von<br />
denen ich mir den Spaß auf der Super<br />
Duke aber nicht nehmen lasse.<br />
Unten im Polenztal angekommen,<br />
folgt der ähnlich kurvige Aufstieg nach<br />
Hohnstein. Der Asphalt hat auf diesem<br />
Streckenabschnitt allerdings schon<br />
bessere Tage gesehen. Im kleinen Örtchen<br />
Hohnstein angekommen, stellt<br />
sich mir die Frage: Wo war denn nun<br />
die gesuchte Kurve zehn? Muss sie im<br />
Schräglagentaumel wohl übersehen<br />
haben. Fahre ich die Achterbahn eben<br />
noch einmal zurück. Auch nicht<br />
schlimm, ganz im Gegenteil! Die Etappe<br />
macht mir in umgekehrter Richtung<br />
sogar noch mehr Spaß, weil sie vom<br />
Polenztal aufwärts gut asphaltiert ist,<br />
sich flüssig fahren lässt und doppelspurig<br />
verläuft. Selbst bei Einhaltung<br />
der erlaubten 60 bzw. 80 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
sind fette Schräglagen<br />
möglich. Die Situation gewinnt etwas<br />
an Schärfe, sobald es, wie jetzt, leicht<br />
zu nieseln beginnt. Wegen der über die<br />
Straße ragenden Bäume ist der Boden<br />
unterschiedlich nass und rutschig. Hui,<br />
schon klappt das Vorderrad ein. Da ich<br />
mich an die 80 km/h gehalten habe,<br />
kann ich es gerade noch so abfangen.<br />
Plötzlich liegt Kurve zehn genau vor<br />
uns. Am Fahrbahnrand leicht überhöht<br />
und sehr weitläufig, das muss sie sein.<br />
Es handelt sich um die allererste Links,<br />
wenn man über die fette Kreuzung die<br />
Wartenbergstraße herunterfährt.<br />
Jetzt wird´s interessant. Veranstalten<br />
wir hier zu viel Halligalli, droht uns<br />
bestimmt gleich wieder einer mit der<br />
Staatsgewalt. Auf dem Wanderparkplatz<br />
direkt im Scheitelpunkt der Kurve<br />
machen gerade ein paar Jungs vom<br />
Straßenbauamt Mittag. Mir nichts, dir<br />
nichts sperren sie für ein paar Augenblicke<br />
die Straße für uns ab. Was sind<br />
wir Glückskinder! Mit einem Supersportler<br />
würde man diese Kurve mit<br />
heftigem Speed herunterhämmern<br />
können, hätte man die Piste nur für<br />
sich allein. Auf der Super Duke bieten<br />
sich satte Slides an, man kann irre weit<br />
hineindriften. Schräglagenwheelies<br />
gehen sowieso. Gäbe es diese Kurven<br />
nicht, würde ich der Gegend trotzdem<br />
wieder einen Besuch abstatten. Mittagstisch<br />
für sechs, Bier für zwei Euro.<br />
Klingt doch nach einer echten Alternative<br />
zu der anderen Schweiz, oder?<br />
„WIR MUSSTEN WEIT FAHREN BIS ZUR<br />
WARTENBERGSTRASSE. DOCH WIE SAGT<br />
MAN SO SCHÖN? DIE STRAPAZEN HABEN<br />
SICH GELOHNT!“<br />
Jo „Stunt“ Bauer<br />
20 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Das Ausflugslokal „Einkehr zur Rennstrecke“<br />
erinnert an vergangene Tage und liegt ganz in<br />
der Nähe der Wartenbergstraße<br />
Rollphase<br />
Bergab führt die lange Links hinunter ins<br />
Polenztal. Sie ist zur Außenseite leicht<br />
überhöht und griffig, geht also theoretisch<br />
zügig. Am besten in der Fahrbahnmitte<br />
halten, im Kurvenverlauf nur leicht nach<br />
außen tragen lassen. Mit zunehmender<br />
Geschwindigkeit etwas nach links einscheren<br />
und weiter beschleunigen<br />
Halbgas<br />
Aufziehen<br />
Der Nationalpark<br />
Sächsische<br />
Schweiz liegt im<br />
Elbsandsteingebirge.<br />
Vermutlich<br />
stellt das Symbol<br />
auf dem Stein eine<br />
Applauskurve dar.<br />
Nicht etwa einen<br />
Fluss<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 21
„VIELLEICHT SPRINGE ICH MIT DER<br />
ENFIELD EINES TAGES ÜBER DEN GRENZ-<br />
ZAUN, SO ÄHNLICH WIE STEVE MCQUEEN“<br />
Rod, politischer Gefangener der Eidgenossen<br />
Fotos: fact<br />
Das waren noch Zeiten, als ich für <strong>PS</strong> mit den schärfsten Bikes Rundenzeiten<br />
drücken durfte. Ich muss ehrlich sagen, diese Kawasaki<br />
H2R hätte mich schon gereizt. Aber das wird wohl nix mehr. Jetzt sitze<br />
ich zwar in der Schweiz nicht länger im Knast, hänge aber trotzdem<br />
noch im Land der verkehrsbegrenzten Möglichkeiten fest. Dauernd<br />
sehe ich die Horden von hier aus gen Schwarzwald ziehen. Könnte wetten,<br />
die lassen es dort ordentlich fliegen. Ich habe mich Bike-technisch<br />
für die Schweiz neu organisiert. Meine Enfield Classic 500 rennt stramme<br />
145 Sachen nach Tacho, das kann ich schon riskieren.<br />
Die 28 <strong>PS</strong> des Einzylinders quetsche ich<br />
auf jeden Fall an jedem Kurvenausgang<br />
voll aus, ich schwör‘s!<br />
Als mich <strong>PS</strong>-Tobi nach der schönsten<br />
Kurve in Österreich fragte,<br />
zuckte ich zunächst hilflos mit den<br />
Schultern. Da hätte er auch nach dem<br />
mathematischen Beweis der Riemann-<br />
Hypothese (Verteilung der Primzahlen)<br />
fragen können. Keine Ahnung. Die<br />
sogenannte Alpenrepublik ist voll von<br />
göttlichen Radien. Aber es gibt tatsächlich<br />
eine relativ weite 180-Grad-<br />
Kehre, die mir mehr bedeutet als alle<br />
anderen. Es ist die „zweite Schloss Ambras-Kurve“<br />
auf der Straße von Innsbruck<br />
nach Aldrans. Hier habe ich bereits<br />
die Yamaha FS1 fest umgelegt, habe<br />
bei meiner Puch 250 SG die Auspuffe<br />
durchgeschliffen und hätte einmal<br />
beinahe die XS 650 meines Bruders in<br />
die umliegenden Felder geschossen,<br />
weil ich durch David Bowies „Starman“<br />
im Walkman dermaßen<br />
abgelenkt und<br />
euphorisiert war,<br />
dass ich den idealen Bremspunkt<br />
verpasste. Diese Kurve löst viele Erinnerungen<br />
aus – auch an das nächstgelegene<br />
Schwimmbad „Schönruh“, das<br />
später aufgelassen wurde, zuwuchs<br />
und jetzt ein Anwesen mit Villa ist.<br />
Da ich aber auf der Straße immer<br />
mit einer gewissen Reserve unterwegs<br />
bin, ist jene Kurve, die ich im Sinne der<br />
schrägen Dynamik am meisten liebe,<br />
die Vierer-Kurve am Pannoniaring. Hier<br />
gelingt das Ausbremsen des Gegners<br />
innen oft sehr gut, und beim vollen<br />
Rausbeschleunigen hebt auf der kleinen<br />
Kuppe das Vorderrad ab, sofern<br />
man ausreichend motorisiert ist. In dieser<br />
Kurve spüre ich die Kraft und die<br />
Herrlichkeit und die volle Qualität der<br />
Maschine. Dass mich die Vierer einmal<br />
per Highsider direkt ins Spital nach<br />
Sarvar geschossen hat, nehme ich ihr<br />
nicht übel. Bin ja nicht nachtragend.<br />
Fotos: andreasriedmann.at<br />
„FREI NACH CASANOVA: ICH LIEBE ALLE<br />
KURVEN! ABER DIE EINE, DIE HAT ES MIR<br />
DOCH BESONDERS ANGETAN“<br />
Fritz „Zonko“ Triendl<br />
22 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
DAS DIGITALE<br />
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ZONKOS ATTACKE<br />
HONDA RC30-AMA-SUPERBIKE<br />
FRED<br />
<br />
Fast Freddie Spencer kehrte 1990 auf einer Honda RC30<br />
vom Two Brothers Team in die AMA-Superbike-Meisterschaft<br />
zurück. Exakt diese Maschine stand am<br />
Pannoniaring für eine Attacke bereit. Was steckt in dem<br />
Rennflügel, der damals kaum zu schlagen war?<br />
Text: Zonko; Fotos: Andreas Riedmann
DIES<br />
COMEBACK<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 25
01<br />
02<br />
01 Die hoch über der oberen Gabelbrücke aufragenden<br />
Holme sind der Beleg dafür, dass die Werks-NW6 (RC24)<br />
vorn deutlich höher baute als die Spencer-RC30 02 Das<br />
hydraulische Anti-Dive-System: Beim Ankern bewegt<br />
die Bremszange den kleinen Hebel, der ein Ventil schließt,<br />
womit der Fluss des Gabelöls, das beim Eintauchen der<br />
Gabel nach oben drängt, verringert wird<br />
26 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Der größte Moment? „Drei Tage<br />
nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft<br />
in der Königsklasse<br />
wurde ich von Soichiro<br />
Honda zu Hause empfangen. Er öffnete<br />
die Tür, nahm mich bei den Schultern,<br />
schaute mir tief in die Augen und<br />
sagte: Danke!“, erinnert sich Freddie<br />
Spencer. 1983 hatte der damals 21-jährige<br />
Amerikaner dem japanischen<br />
Visionär und Imperiumgründer einen<br />
großen Traum erfüllt. Honda war zum<br />
ersten Mal Weltmeister in der höchsten<br />
Motorrad-Rennsportklasse geworden.<br />
Als mir das Fast Freddie vor zwei<br />
Jahren beim Oldtimer-GP in Schwanenstadt<br />
erzählte, lief mir ein Schauer über<br />
den Rücken. Da ging mir das Herz auf,<br />
wie man so sagt. Der größte Moment<br />
war also nicht draußen auf der Strecke<br />
passiert, wo Spencer äußerst spektakuläre<br />
Rennen fuhr (1985 wurde er noch<br />
Doppelweltmeister für Honda in der<br />
500er- und in der 250er-Klasse), sondern<br />
an der Türschwelle eines 77 Jahre<br />
alten Mannes. „Gewinnen ist gut.<br />
Aber richtig gut ist es nur, wenn man<br />
den Sieg mit jemandem teilen kann.<br />
Die tief empfundene Freude und Zufriedenheit<br />
in Mr. Hondas Augen werde<br />
ich nie vergessen“, sagte mir Spencer.<br />
Und dann stieg er auf die Two<br />
Brothers-RC30, die er bei seinem<br />
Comeback 1990 in der AMA-Superbike-<br />
Meisterschaft gefahren war, und feuerte<br />
sie auf dem Straßenkurs in Schwanenstadt<br />
dermaßen befreit ab, dass gleich<br />
einmal ein neuer Streckenrekord auf<br />
der Welt war. Fast Freddie! Ein Wahnsinn,<br />
wie locker und spielerisch er<br />
die knapp ein Vierteljahrhundert alte<br />
AMA-RC30 bewegte! Die Menge tobte.<br />
Original Spencer RC30?<br />
Da Spencer auch heuer wieder beim<br />
Oldtimer-GP in Schwanenstadt (17./18.<br />
September) starten wird und Bertl<br />
Gastinger, der Besitzer von Freddies<br />
damaliger RC30, noch Runden am<br />
Pannoniaring abspulen wollte, um<br />
sicherzustellen, dass die Maschine<br />
top in Schuss ist, bekam ich die Gelegenheit,<br />
eine <strong>PS</strong>-Attacke auf dem<br />
Wahnsinns flügel zu reiten. Wow!<br />
Die VFR 750 R mit dem internen<br />
Kürzel RC30 war bei ihrem Erscheinen<br />
1988 ein unfassbar gutes Sportmotor-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 27
ad, das mittels Kit zur echten Rennmaschine<br />
mutierte. Honda gewann<br />
damit die 1988 erstmals ausgetragene<br />
Superbike-WM, holte sich Siege auf der<br />
Isle of Man-TT und war jahrelang auch<br />
bei den AMA-Superbikes eine Macht.<br />
Spencer selbst konnte zwar keine<br />
Meisterschaft mehr gewinnen, fuhr<br />
aber mit der RC30 noch einige spektakuläre<br />
Siege ein. Anfang der 90er Jahre.<br />
„Die schaut genauso aus wie die<br />
Maschine vom Spencer, aber sie ist<br />
es natürlich nicht mehr“, sagte ich jetzt<br />
zu Bertl Gastinger und erntete dafür<br />
Empörung: „Die ist komplett original.<br />
Genauso ist er 1990 gefahren. Die Magnesium-Werksgabel<br />
von der NW6, also<br />
der Werksrennmaschine auf Basis der<br />
RC24, die kurze Kit-Schwinge, das<br />
Öhlins-Federbein mit der Showa-Feder,<br />
der kurze erste Standard-Gang, die<br />
Geometrie, die Jet-Titanpleuel von der<br />
RC15. Wir haben nichts verändert.<br />
Vor zwei Jahren in Schwanenstadt hat<br />
er es nicht gepackt, dass sich das Gefühl<br />
von damals sofort wieder einstellte.<br />
Als er nach den ersten Runden zurückkam,<br />
hatte er ein breites Grinsen im<br />
Gesicht. Und er war ja auch vom Fleck<br />
weg unheimlich schnell gewesen.“<br />
„Unheimlich schnell werde ich jetzt<br />
nicht sein. Aber muss ich sie schonen?<br />
Wie hoch darf ich sie drehen?“, wollte<br />
ich noch wissen, während ich den<br />
Kinnriemen in den Doppel-D des Arai<br />
fädelte. 13 500/min wären kein Problem,<br />
Schonung wäre überflüssig, eine<br />
Schrottung allerdings keine gute Idee,<br />
meinte Bertl, ehe er sich zum Anschieben<br />
bereit machte. Ich nickte. Alles klar.<br />
Bin ja kein Barbar.<br />
Diesseits heutiger<br />
Traktions kontrollen<br />
Den zweiten Gang nach unten drücken,<br />
den schiebenden Bertl auf Geschwindigkeit<br />
kommen lassen, den Allerwertesten<br />
mit Nachdruck in den Sattel<br />
pressen, die Kupplung auslassen – der<br />
V4 lebt! Mörder Klang! Nicht wahnsinnig<br />
laut, aber rau, heiser, voll und sehr,<br />
„DIE RC30 VON SPENCER IST GANZ UND<br />
GAR NICHT NERVÖS, SONDERN BRAUCHT<br />
EINEN ORDENTLICHEN LENKIMPULS“
sehr ehrlich. Ich meine, unter mir werkt<br />
ein 750er-Vierzylinder mit 135 <strong>PS</strong><br />
Spitzenleistung, der es Ende der 80er<br />
und Anfang der 90er allen so richtig<br />
besorgt hat, und der darf einfach nicht<br />
klingen wie ein topmoderner Knebelmotor<br />
im Euro-4-Wahn.<br />
Während ich verhalten durch die<br />
Boxengasse in Richtung Strecke rolle,<br />
wundere ich mich noch über die angenehme<br />
Sitzposition. Okay, der Kniewinkel<br />
ist supersportlich ernst und das flache<br />
HRC-Sitzpolster spartanisch hart,<br />
aber Sattel und Lenker haben einen<br />
für mich perfekten Abstand, der Oberkörper<br />
ist leicht nach vorne geneigt,<br />
doch von großem Druck auf die Handgelenke<br />
kann keine Rede sein. Die extreme<br />
Vorderrad-Orientierung heutiger<br />
Superbikes hat die RC30 definitiv nicht.<br />
Wird das Einlenken ein Kraftakt?<br />
Wird das Fahrwerk, das mir beim Aufsteigen<br />
sehr weich vorgekommen ist,<br />
beim Ankern und Beschleunigen in<br />
die Knie gehen? Bremst das überhaupt<br />
würdig? Werde ich den markanten<br />
Bereich des V4 dosieren können, wenn<br />
zwischen 7000 und 8000/min der<br />
echte Schub zündet?<br />
Ich war wirklich gespannt. Aber<br />
nervös war ich nicht. Ich bin in meinem<br />
Leben schon Hunderte Hondas gefahren,<br />
und es gab keine einzige, die heimtückisch<br />
gewesen wäre. Selbst die<br />
RC211V vom Rossi damals, mit der ich<br />
fünf Runden fahren durfte, war keine<br />
hinterlistige oder heikle Diva, sondern<br />
brillierte mit einem absolut logischen,<br />
selbsterklärenden Fahrverhalten.<br />
Spencers RC30 würde mir jetzt das Leben<br />
nicht schwer machen, dessen war<br />
ich mir absolut sicher. Ohne Fahrmodi,<br />
ohne Traktionskontrolle, ohne ABS.<br />
Edle Teile, irrer Aufwand<br />
Da man sich bei den AMA-Superbikes<br />
viel weiter von der Serie entfernen<br />
konnte als in der Superbike-WM, finden<br />
sich in der Two Brothers-RC30 von<br />
Spencer unfassbar edle Teile und irr<br />
aufwendige technische Lösungen. Die<br />
Unfassbar spektakulär sind das<br />
V4-Konzept und die vielen edlen<br />
Rennteile der RC30 auch noch nach<br />
über 25 Jahren – legendär eben<br />
DATEN<br />
ANTRIEB<br />
90-Grad-V4, vier Ventile/Zylinder, 99,2 kW<br />
(135 <strong>PS</strong>) bei 13000/min, 82 Nm bei 11000/<br />
min, 748 cm³, Bohrung/Hub: 70,0/48,6 mm,<br />
Keihin-Gleichdruckvergaser, Ø 36,5 mm,<br />
Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,3 Grad, Nachlauf: 91 mm, Radstand:<br />
1390 mm, Showa-Magnesium-HRC-Werksgabel<br />
mit hydraulischem Anti-Dive-System,<br />
Öhlins-Zentralfederbein mit Showa-Feder,<br />
Magnesiumfelgen, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: Michelin Pilot Power 3, 120/70-17, hinten:<br />
Michelin Pilot Power 3, 180/55-17, 320-<br />
mm-Doppelscheibenbremse mit Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />
MAϐE UND GEWICHT<br />
Sitzhöhe: 795 mm, Gewicht: 160 kg (trocken)<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 29
„ICH HATTE SCHON VERGESSEN, WIE VOLL<br />
UND WEICH EIN PERFEKT ABGESTIMMTER<br />
VERGASER ANS WERK GEHT“<br />
Gabel zum Beispiel ist ein HRC-Showa-<br />
Werksteleskop, das in der Werks-NW6<br />
(RC24) eingesetzt wurde. Die Tauchrohre<br />
sind aus Stahl, die Füße aus<br />
Magnesium – aus dem Vollen gefräst.<br />
Extrem wirkungsvoll ist das hydraulische<br />
Anti-Dive-System. Beim Ankern<br />
bewegt die Bremszange einen kleinen<br />
Hebel, der ein Ventil schließt. So wird<br />
der Fluss des Öls, das beim Eintauchen<br />
der Gabel nach oben drängt, gedrosselt.<br />
Dieses System hatte Honda auch<br />
bei den Gabeln der GP-Rennmaschinen.<br />
Das Innenleben wird beherrscht<br />
von ultrapräzise gefertigten Teilen aus<br />
Titan. Wer kann bei so einem edlen<br />
Stück den Service machen? „Zunächst<br />
habe ich die Gabel zum deutschen<br />
Showa-Techniker Andi Vogt gebracht“,<br />
erzählt Bertl Gastinger, „und er war<br />
wirklich beeindruckt. Kit-Gabeln aus<br />
Aluminium konnte man kaufen, aber<br />
eine echte Werksgabel nicht. So eine<br />
hatte er selber noch nicht gesehen.<br />
Mittlerweile kann auch mein Bruder<br />
Peter den Service erledigen.“<br />
Dass die Tauchrohre weit aus der<br />
oberen Gabelbrücke ragen, wirkt irgendwie<br />
eigenartig, hat aber einen guten<br />
Grund: Die RC24 war höher als die<br />
RC30. Hinten vertraute Spencer der Kit-<br />
Schwinge (die HRC-Techniker schnitten<br />
die Originalschwinge auseinander,<br />
kürzten sie um 15 mm und schweißten<br />
Versteifungsprofile ein) und einem<br />
Öhlins-Federbein mit Showa-Feder.<br />
Die hintere, ultraleichte 6-Zoll-Felge aus<br />
Magnesium stammt aus einer NR 750,<br />
die 320-mm-Bremsanlage von der NW6.<br />
Nach vorn orientierte<br />
Geometrie?<br />
„Spencers RC30 ist hinten etwas höher<br />
gestellt, als die meisten RC30 damals<br />
im Renneinsatz waren“, hatte mir Bertl<br />
erklärt. In Verbindung mit der kurzen<br />
Kit-Schwinge, dem daraus resultierenden<br />
sehr kompakten Radstand von<br />
1390 mm und dem geringen Gewicht<br />
(160 Kilo) erwartete ich ein scharfes<br />
Handling. Aber schon nach den ersten<br />
Radien war klar, dass Spencers RC30<br />
auf keinen Fall nervös ist, sondern<br />
durchaus einen gewissen Input beim<br />
Einlenken braucht. Für mich und meinen<br />
Speed aber absolut gutmütig und<br />
Vertrauen fördernd. Die knapp 30 Jahre<br />
alte Bremse war natürlich nicht superscharf,<br />
aber auch keineswegs schlaff.<br />
Die Dosierbarkeit taugte mir sehr, für<br />
den echten Biss musste ich jetzt den<br />
Hebel aber schon erheblich würgen.<br />
Richtig begeistert war ich vom Fahrwerk.<br />
Beim Aufsteigen und der Bummelei<br />
durch die Boxengasse hatte ich noch<br />
das Gefühl, die Federelemente wären zu<br />
weich abgestimmt, aber in voller Fahrt<br />
lieferte das Fahrwerk wunderbare<br />
Straffheit und Stabilität. Das Anti-Dive-<br />
System funktionierte beim Anbremsen<br />
– im Gegensatz zu den nahezu wirkungslosen<br />
Serienablegern damals –<br />
dermaßen gut, dass ich während der<br />
gesamten Phase des Gewichtstransfers<br />
nach vorne ein sehr klares Gefühl fürs<br />
Vorderrad hatte. Wow!<br />
Und obwohl ich bei echter Affenhitze<br />
in Pannonien mit Michelin Pilot Power<br />
3 mit Straßenluftdruck unterwegs<br />
war (Spencer wird die Maschine ja<br />
nur in Schwanenstadt fahren), legte ich<br />
Runde für Runde immer schärfer um,<br />
weil ich die Maschine in ihrer Gesamtheit<br />
so logisch wie einen Hammer bedienen<br />
konnte. Irgendwann schrie dann<br />
der Vogel im Hirn: „Fahr in die Box!<br />
Du wirst es übertreiben!“ Gute Idee.<br />
Im Motor spielt es Jet-Granada<br />
Nachdem ich die RC30 dann wieder<br />
dem Besitzer übergeben hatte, sprudelte<br />
es aus mir heraus: „Wahnsinn, wie<br />
leinwand und mördergut Fahrwerk und<br />
30 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
zum ersten Mal komplett zerlegt haben.<br />
Bekannt ist, dass die Amis damals beim<br />
Titan besser waren als die Japaner.<br />
Die RC15-Jet-Pleuel sind jedenfalls<br />
noch immer in einem bemerkenswert<br />
guten Zustand.“<br />
Die eigenen Wege der Amerikaner<br />
beim Tunen scharfer Motoren sieht man<br />
auch in den Zylinderköpfen dieser<br />
RC30: „Die Einlaufphase vor dem Ventilbereich<br />
ist extrem ausgenommen, damit<br />
das Frischgas noch schneller zum<br />
Ventil kommt. Von europäischen Tunern<br />
kennt man diese Art der Bearbeitung<br />
nicht. Two Brothers-Köpfe sind ganz<br />
speziell“, weiß Bertl.<br />
Ebenfalls einsatzbereit: RC15<br />
Gastinger besitzt nicht nur die RC30<br />
von Spencer, sondern auch die beiden<br />
RC15, mit denen Fast Freddie 1983 und<br />
1984 die 200 Meilen von Daytona gewonnen<br />
hat. Nachdem die AMA für die<br />
Saison 1983 den zulässigen Hubraum<br />
von 1000 auf 750 Kubik reduziert hatte,<br />
setzte Honda alles daran, mit der V4-Interceptor<br />
den Titel zu holen. Die Serien-<br />
VF 750 wog damals 240 Kilo, die Rennversion<br />
mit Trockenkupplung und Titanpleueln<br />
nur 180 und leistete 120 <strong>PS</strong>.<br />
Wir sitzen nach dem Test bei einem<br />
Kaffee, der Bertl brennt ein Feuerwerk<br />
an V4-Wissen ab, und ich muss noch<br />
eine Frage klären: „Warst du immer<br />
schon ein Honda-Fan?“ Nein, war er<br />
nicht. Für ihn war damals Kenny<br />
Roberts der Größte, und er lackierte<br />
sein Moped wie die GP-Yamaha. Als<br />
der Spencer Roberts besiegte, war<br />
Bertl gar nicht erfreut.<br />
Aber als er dann sein erstes Motorrad<br />
kaufen konnte, fragte er seinen<br />
Bekannten Gotthard Gugler, in technischen<br />
Belangen eine Koryphäe, nach<br />
dessen Meinung. Und die war eindeutig:<br />
„Unbedingt eine Honda mit V4.<br />
Die sind aus technischer Sicht weit in<br />
Führung. Ein geniales Konzept. Da kommen<br />
die anderen nicht mit.“ Also kaufte<br />
er sich eine VF 500 mit 70 <strong>PS</strong> und fuhr<br />
Honda-Cup. Und bis heute brennt die<br />
Leidenschaft für den V4 von Honda.<br />
Letzte Frage: „Würdest du die Spencer-<br />
RC30 verkaufen?“ – „Niemals. Da steckt<br />
so viel Herzblut drin. Ich bin nicht<br />
reich, aber ich komme durch.“<br />
Motor zusammenpassen. Ich hatte<br />
schon vergessen, wie voll und weich<br />
ein perfekt abgestimmter Vergaser<br />
ans Werk geht. Herrlich ist auch, wenn<br />
der V4 bei 8000 Touren forsch zulegt.<br />
Toller Punch! Ich hätte nicht geglaubt,<br />
dass sich ein 26 Jahre altes Motorrad<br />
so gut am Ring bewegen lässt. Geschmeidig<br />
und thrillreich zugleich.<br />
Ein großartiges Erlebnis. Danke, Bertl!“<br />
Was steckt im Motor? Im Wesentlichen<br />
sind es die Teile des HRC-Kits.<br />
Allerdings kommen die TT-F1-Gleichdruckvergaser<br />
von 1988 zum Einsatz,<br />
die aufgrund des 36,5-mm-Querschnitts<br />
(Serie: 35,3) in der Superbike-<br />
WM verboten waren. Mit 39er-Flachschiebern<br />
hatte die RC30 etwas mehr<br />
Spitzenleistung (ca. 140 <strong>PS</strong>), die Leistungsentfaltung<br />
war aber deutlich giftiger<br />
und das nutzbare Band schmäler.<br />
Ein weiterer, großer Unterschied<br />
zum Superbike sind die Pleuel: In der<br />
Two Brothers-RC30 arbeiten nicht die<br />
HRC-Titanpleuel, sondern die ausgehonten<br />
und mit neuen Buchsen versehenen<br />
Jet-Titanpleuel der RC15. Warum<br />
denn? Bertl Gastinger zuckt mit den<br />
Schultern: „Genau weiß ich das nicht.<br />
Der Gotthard Gugler und ich haben<br />
selber fest gestaunt, als wir den Motor<br />
FAZIT<br />
WENN ICH SO ÜBER DIE AMA-RC30<br />
NACHDENKE …<br />
… bin ich tief beeindruckt, wie großartig sich<br />
diese mehr als 25 Jahre alte Maschine auf<br />
der Rennstrecke bewegen lässt. Diese perfekt<br />
abgestimmte und bestens ausbalancierte<br />
RC30 führte mir wieder vor Augen,<br />
wie herrlich und direkt das Fahren ohne<br />
elektronische Assistenz-Systeme ist. Große<br />
Bewunderung habe ich auch für den Gastinger<br />
Bertl, der in seiner Garage alte V4-<br />
Racing-Hondas mit großem, technischem<br />
Know-how in unermüdlicher Kleinarbeit<br />
und unter Mithilfe des Motorengenies Gotthard<br />
Gugler am Leben erhält. Nicht, weil er<br />
damit Kohle machen will, sondern, weil er<br />
diese Maschinen als unwiederbringliches<br />
Kulturgut versteht. Angesichts der RC30<br />
komme ich nicht umhin, eine dringende<br />
Bitte nach Japan zu schicken: „Hochverehrte<br />
Honda-Techniker, lasst euch nicht von<br />
den regierenden Rotstift-Managern unterkriegen,<br />
die keine Ahnung davon haben,<br />
wie sehr die Seele des Motorradfahrers für<br />
außergewöhnlich scharfe Geräte brennt,<br />
und baut wieder einen zulassungsfähigen,<br />
halbwegs erschwinglichen V4-Meilenstein,<br />
der es allen besorgt. Danke!“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
TUNERGP<br />
DIE BESTEN RACING-<br />
APRILIA RSV4 R<br />
Achtung, extrascharf! Beim<br />
diesjährigen TunerGP rollten<br />
gleich drei der ebenso<br />
raren wie edlen Aprilia<br />
RSV4 R an den Start. Ein<br />
Fest für Augen und Ohren.<br />
Und für vollgassüchtige<br />
Rennstrecken-Junkies.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: fact, Markus Jahn<br />
32 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
ARMADA<br />
ARRABBIATA<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 33
ZWEIRADTECHNIK<br />
GREBENSTEIN<br />
Hermann-Drechsler-Str. 1<br />
07548 Gera<br />
www.zt-grebenstein.de<br />
GREBENSTEIN<br />
RUNDENZEIT: 1.43,667 MIN<br />
DATEN<br />
GEWICHT<br />
200 kg<br />
VORN/HINTEN 53,0/47,0 %<br />
LEISTUNG<br />
196 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN 30 000 EURO<br />
01 02 03<br />
34 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Die Hitliste der Verkaufszahlen<br />
führte sie zwar nie an. Doch<br />
trotz des Fehlstarts bei ihrer<br />
Präsentation im Herbst 20<strong>09</strong>,<br />
als der internationalen Presse die<br />
Motoren wegen fehlerhafter Pleuel<br />
reihenweise um die Ohren flogen, hat<br />
die RSV4 R eine kleine, aber treue Fangemeinde.<br />
Durchschnittlich rollte der<br />
Renner in Deutschland zwischen 2010<br />
und 2015 jährlich immerhin 266 Mal<br />
vom Hof der Händler. Obwohl immer<br />
mehr Hobbyracer mit der RSV4 R über<br />
die Rennstrecken bügeln, sieht man<br />
das Bike dort immer noch vergleichsweise<br />
selten. Völlig zu Unrecht! Denn<br />
die Aprilia ist ein erstklassiges Wetzeisen,<br />
das trotz des jüngsten Ausstiegs<br />
aus der Superbike-WM puren Racing-<br />
Spirit versprüht. Umso stärker fieberten<br />
wir dem TunerGP entgegen, da sich<br />
gleich drei Teams mit dem Hammerbike<br />
aus Noale angemeldet hatten.<br />
Zweiradtechnik Grebenstein<br />
Nehmen wir uns zunächst die Meistermaschine<br />
des diesjährigen Deutschen<br />
Langstreckencups (DLC) zur Brust.<br />
Nach dem Titel 2014 und dem Vizetitel<br />
letztes Jahr schlugen die Jungs und<br />
Mädels aus Gera heuer erneut zu:<br />
Sieger der Klasse 4, Dritte der Gesamtwertung.<br />
„Wir achten besonders auf<br />
eine angenehme Fahrposition“, erklärt<br />
Teamchef und Aprilia-Händler Karsten<br />
Grebenstein. „Dass die Piloten während<br />
langer Turns entspannt sitzen, ist<br />
extrem wichtig.“ Tatsächlich bietet die<br />
Sitzbank (Sebimoto) viel Platz. Kein<br />
Vergleich zum Serienbike, bei dem sich<br />
Piloten ab zirka 1,80 Metern Körpergröße<br />
stark zusammenfalten müssen.<br />
Ein weiteres Schlüsselkriterium ist die<br />
Zuverlässigkeit. „Die Motor-Hardware<br />
ist komplett serienmäßig“, bekennt<br />
Grebenstein. „Wir haben den Antrieb<br />
lediglich zerlegt, vermessen und akkurat<br />
wieder zusammengebaut.“<br />
01 Das trichterförmige Gebilde<br />
(Pfeil) nimmt den pneumatischen<br />
Motorradständer auf<br />
02 Schnellverschlüsse an den<br />
Bremsschläuchen für rasche<br />
Wechsel. Bis auf dickere Scheiben<br />
und dauerhaltbare Beläge<br />
entsprechen die Stopper der<br />
Serie 03 Dank Eigenbau-<br />
Schnellwechselvorrichtungen<br />
dauert ein kompletter Radwechsel<br />
nur zirka zehn Sekunden<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Änderungen nahmen die Thüringer<br />
dagegen an der Peripherie vor.<br />
Einspritzdauer und Zündzeitpunkte<br />
bestimmt nun die Elektronik aus der<br />
Aprilia-Rennabteilung. Obwohl das<br />
Elektronik-Kästchen (APX II) allerlei<br />
Eingriffe zulässt, fährt das Team mit<br />
der Standardeinstellung. „Bei Langstreckenrennen<br />
sind umfangreiche<br />
Änderungen bei der Elektronik nicht<br />
kriegsentscheidend“, weiß der Chef.<br />
Über Sieg oder Niederlage entscheidet<br />
allerdings, wie kräftig die<br />
Piloten aus den Ecken beschleunigen.<br />
In diesem Punkt zeigt die Grebenstein-<br />
Aprilia des aktuellen Jahrgangs eine<br />
kleine Schwäche. Dem <strong>PS</strong>-Zeitenjäger<br />
und ehemaligen Moto2-WM-Piloten Arne<br />
Tode fällt auf, dass sie beim Herauspowern<br />
aus Kurven auf der letzten Rille<br />
von der Elektronik etwas eingebremst<br />
wird: „Trotz deaktivierter Traktionskontrolle<br />
spürt man feine Eingriffe, die<br />
maximales Beschleunigen verhindern.“<br />
Woher diese Eingriffe letztlich rühren,<br />
lässt sich vor Ort nicht bestimmen.<br />
Sie spielen sich jedoch offenbar in<br />
Bereichen ab, in die Normalsterbliche<br />
nicht gelangen. Denn die weiteren<br />
<strong>PS</strong>-Tester stellen kein unerwünschtes<br />
Regeln der Elektronik fest. Im direkten<br />
Vergleich mit den anderen beiden<br />
Aprilias fehlt lediglich etwas Punch<br />
ab mittleren Drehzahlen.<br />
Diesen subjektiven Eindruck bestätigt<br />
das Leistungsdiagramm (Seite 41).<br />
Der mobile Dynojet-Prüfstand, seit Beginn<br />
fester Bestandteil des TunerGP,<br />
attestiert der Aprilia 196 <strong>PS</strong> an der Kurbelwelle.<br />
Das ist zwar kein Spitzenwert,<br />
die Konkurrenz schickt 201 <strong>PS</strong> (WSC<br />
Neuss) und 205 <strong>PS</strong> (Peuker & Streeb)<br />
ins Rennen. Doch der Grebenstein-V4<br />
serviert seinen Punch schön linear,<br />
weder Leistungseinbrüche noch -spitzen<br />
stören bei der Hatz durchs Drehzahlband.<br />
Auch das spielt bei Langstre-<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Auf der Zubehör-Gabelbrücke (serienmäßiges<br />
Offset) steckt das Data Recording. Die<br />
bunten Knöpfe an den Lenkerenden variieren<br />
beispielsweise die TC und das Motormapping.<br />
Außerdem lässt sich mit ihnen die Zündung<br />
ein- und ausschalten 02 Sündteurer, aber<br />
äußerst wirksamer Brembo-Bremsenmix<br />
03 Speziell angefertigter, kombinierter<br />
Wasser-/Ölkühler mit riesiger Kühlleistung<br />
DATEN<br />
GEWICHT<br />
193,5 kg<br />
VORN/HINTEN 53,0/47,0 %<br />
LEISTUNG<br />
201 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN 26 000 EURO
WSC NEUSS<br />
RUNDENZEIT: 1.43,614 MIN<br />
WSC NEUSS<br />
Am Hummelbach 30<br />
41469 Neuss<br />
www.wsc-neuss.de<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 37
ckenrennen eine große Rolle. Außerdem<br />
geht der Renner fein ans Gas, was<br />
die Kondition ebenfalls schont.<br />
Dazu trägt auch das Fahrwerk bei.<br />
Zwar rüttelt der Lausitzring mit seinen<br />
teils groben Runzeln die Fuhre mitunter<br />
ordentlich durch. Eine Schlüsselstelle<br />
bildet die mit üblen Buckeln<br />
gespickte Zieleingangskurve. Doch<br />
letztlich bleibt davon kaum ein Bike<br />
verschont. Und was die Aprilia von<br />
Grebenstein in den Kurven draufhat,<br />
ist einfach herrlich. Sie erlaubt engste<br />
Linien, winkelt leichtfüßig und zielgenau<br />
ab, auch auf der Bremse. Darüber<br />
hinaus liegt sie in Schräglage äußerst<br />
stabil und liefert viel Feedback. Für<br />
diese Performance modifizierten die<br />
Techniker die Serienfederelemente<br />
und hoben das Niveau vorn und hinten<br />
etwas an. Um genügend Bremsstabilität<br />
und Traktion zu konservieren und die<br />
Wheelie-Neigung zu minimieren, verlängerten<br />
sie außerdem die Kette und<br />
rückten das Rad ganz nach hinten.<br />
Zu den wirkungsvollen Änderungen<br />
am Fahrwerk mag die stumpfe Bremse<br />
nicht so recht passen. Bis auf dickere<br />
Scheiben und andere Beläge entspricht<br />
die Anlage der Serie. Zwar bleibt der<br />
Druckpunkt stabil und auch die Wirkung<br />
ist beachtlich. Doch der Kraftaufwand<br />
beim Kampfankern ist riesig.<br />
„Das ist alles eine Frage der Beläge“,<br />
grinst Grebenstein. „Wir fahren Langstrecken-Pads.<br />
Die halten locker ein<br />
Acht-Stunden-Rennen durch.“<br />
Besonders stolz ist man im Team<br />
auf den Eigenbau-Tank (Volumen:<br />
24 Liter) und die ebenfalls selbst entwickelten<br />
Schnellwechsel-Vorrichtungen<br />
der Räder. „Beim WM-Gaststart<br />
letztes Jahr in Oschersleben waren wir<br />
beim Boxenstopp Viertschnellste. Ein<br />
Komplettservice mit Räderwechsel<br />
und Nachtanken dauert im Idealfall nur<br />
zirka 20 Sekunden.“ Zum Vergleich:<br />
Die Werksteams benötigen für diese<br />
01<br />
PEUKER & STREEB<br />
RUNDENZEIT: 1.43,853 MIN<br />
DATEN<br />
GEWICHT<br />
185 kg<br />
VORN/HINTEN 51,9/48,1 %<br />
LEISTUNG<br />
205 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN 22 000 EURO
02 03<br />
01 Eine Kombination aus Aprilia-Stocksport-ECU<br />
und Power<br />
Commander übernimmt die<br />
Motorsteuerung 02 Falls die<br />
Racing-Lichtmaschine nicht<br />
genügend Saft generiert,<br />
kommt die Batterie-Ladevorrichtung<br />
(rechts am Rahmen)<br />
zum Einsatz 03 Eigenbau-<br />
System für schnelle und<br />
unkomplizierte Radwechsel.<br />
Kostenpunkt: 600 Euro<br />
PEUKER & STREEB<br />
Bachstraße 3<br />
75334 Straubenhardt<br />
www.peuker-streeb.de
DIE STRATEGIE?<br />
IMMER VOLLE ATTACKE!<br />
Übung 12 bis 15 Sekunden. Auch dieses<br />
Jahr plant Grebenstein einen Einsatz<br />
in der Magdeburger Börde. Start:<br />
27. August. Wir drücken die Daumen!<br />
WSC Neuss<br />
Als TunerGP-Neuling pilgerte die Firma<br />
WSC Neuss in die Lausitz. Im Gepäck<br />
hatte Inhaber Roland Matthes eine<br />
piekfein aufgebaute <strong>2016</strong>er-RSV4 R.<br />
Auch der Händler aus Nordrhein-Westfalen<br />
beließ die Innereien des V4 im<br />
Serienzustand. Er justierte lediglich die<br />
Steuerzeiten penibel auf die Werkseinstellung<br />
ein. Dazu steckt an dem Bike,<br />
wie auch an den anderen beiden Aprilias,<br />
ein Volltitanauspuff (EVO) von Akrapovic<br />
inklusive Karbon-Endtopf. Bei<br />
dieser Maßnahme sind sich die Aprilia-<br />
Tuner offensichtlich einig. Die Motorsteuerung<br />
übernimmt eine auf die<br />
Änderungen abgestimmte Superstock-<br />
Werks-ECU. Ums thermische Wohl<br />
kümmert sich ein speziell angefertigter,<br />
riesiger Kühler. „Er erhöht die Kühlleistung<br />
um zirka 35 Prozent“, freut sich<br />
Matthes. „Selbst bei Außentemperaturen<br />
um 25 Grad kleben wir ihn noch etwas<br />
ab. Das Teil hat enorme Reserven.“<br />
Auch Zeitenfahrer Arne hat Grund<br />
zum Schwärmen. „Die RSV4 nimmt super<br />
Gas an“, strahlt er. „Dadurch kann<br />
ich die Leistung am Kurvenausgang<br />
perfekt dosieren, was sehr angenehm<br />
ist. Zeitenmäßig bringt das aber wohl<br />
keine Vorteile.“ Ein Blick aufs Rundenzeitenprotokoll<br />
bestätigt seine Vermutung.<br />
Die drei Aprilias liegen mit pfeilschnellen<br />
1.43er-Runden sehr dicht<br />
beeinander, maximal zwei Zehntel trennen<br />
das Trio. Damit reihen sich die Italienerinnen<br />
nahtlos ins hochkarätige<br />
Superbike-Testfeld des diesjährigen<br />
TunerGP ein. Lediglich die bärenstarke<br />
Wilbers-BMW S 1000 RR aus der Superbike-IDM<br />
(217 <strong>PS</strong>) und die Klein-<br />
Yamaha YZF-R1 (212 <strong>PS</strong>) schafften<br />
42er-Zeiten (siehe <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong>).<br />
Diese Dichte belegt die durchweg<br />
hohe Qualität der Bikes. Da macht die<br />
WSC Neuss-Aprilia keine Ausnahme.<br />
Allerdings musste ihr Fahrwerk hierfür<br />
deutlich umgekrempelt werden. Die<br />
zunächst soft abgestimmten Federelemente<br />
bügelten die fiesen Wellen und<br />
Kanten des Lausitzrings weg wie keine<br />
andere Maschine – top! Dafür fuhr die<br />
RSV4 am Kurvenausgang etwas weite<br />
Linien, insgesamt hielt sich das jedoch<br />
in akzeptablen Grenzen. Erst als unsere<br />
schnellen Ex-Racer böse am Kabel<br />
zogen, kam das Bike an seine Grenzen.<br />
„In der Schikane nach der Gegengerade<br />
sackt die Front am Kurveneingang<br />
ab. Außerdem knickt das Heck beim<br />
Herauspowern an den Kurvenausgängen<br />
ein und die RSV4 fährt weite Bögen“,<br />
monierten die Rennfahrer einhellig.<br />
„Dadurch kann man erst sehr spät<br />
40 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
MESSWERTE<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
140<br />
210<br />
200<br />
190<br />
205<br />
180<br />
200<br />
200<br />
ans 195Gas gehen. Außerdem rührt die<br />
190<br />
190<br />
170<br />
Aprilia 185 beim Beschleunigen deutlich<br />
180<br />
180<br />
160<br />
mit 175 dem Lenker, und beim scharfen<br />
170<br />
170<br />
Anbremsen kommt sie quer.“ 150<br />
165<br />
160<br />
160<br />
155 Uff, ganz schön heftige Kritik! 140Die<br />
150<br />
150<br />
Radikalkur 145 erledigt WSC Neuss 130 selbst:<br />
140<br />
140<br />
Dämpfung 135 der überarbeiteten Federelemente<br />
125 vorn und hinten stark 110 straf-<br />
120<br />
130<br />
130<br />
120<br />
120<br />
fen, 115dazu den statischen Negativfederweg<br />
105des Federbeins für eine bessere<br />
110 110<br />
100<br />
100<br />
100<br />
90<br />
Bremsstabilität 95<br />
von vier auf 18 Millimeter<br />
anheben. „Viel besser“, versichern 80<br />
90<br />
90<br />
85<br />
die 80<br />
80<br />
Racer. „Doch superenge Linien 70<br />
75<br />
wie<br />
70<br />
70<br />
die 65 beiden anderen Aprilias erlaubt 60<br />
das 60<br />
60<br />
55Bike immer noch nicht.“ Das 50mag<br />
mit 50<br />
45 dem um einen 50 Millimeter abgesenkten<br />
35 Schwingendrehpunkt zusammen-<br />
40<br />
40<br />
40<br />
hängen. 30<br />
30<br />
30<br />
25 Eine flacher stehende Schwinge<br />
bietet 20<br />
20<br />
20<br />
15 theoretisch eine bessere<br />
10<br />
10<br />
Traktion 5 und mehr Stabilität, was<br />
10<br />
aber<br />
zulasten 0 des Handlings 0 geht. 0 Doch insgesamt<br />
rangiert das Fahrwerk nun auf<br />
absolutem Top-Niveau.<br />
Motorleistung<br />
160<br />
Die Motorinnereien entsprechen<br />
bei allen drei Ma-<br />
210 Peuker & Streeb<br />
150 150,8 kW (205 <strong>PS</strong>) bei 13 600/min<br />
Peuker & Streeb<br />
200 116 Nm bei 10 500/min<br />
schinen der Serie. Das 150,8 Tuning<br />
beschränkt sich über-<br />
kW (205 <strong>PS</strong>) bei 13 600/<br />
116 Nm bei 10 500/min<br />
140 190 WSC Neuss<br />
147,9 kW (201 <strong>PS</strong>) bei 13 300/min<br />
180<br />
wiegend auf einen Zubehör-<br />
116 Nm bei 10 300/min<br />
130<br />
Racingauspuff und Eingriffe WSC Neuss<br />
170 Grebenstein<br />
144,4 kW (196 <strong>PS</strong>)<br />
in die elektronische Motorsteuerung.<br />
Daher liegen<br />
147,9 kW (201 <strong>PS</strong>) bei 13 300/<br />
120<br />
160 bei 13 500/min<br />
116 Nm bei 10 300/min<br />
112 Nm bei 10 300/min<br />
110 150<br />
Leistung und Drehmoment<br />
140<br />
vor allem bei den Bikes Grebenstein von<br />
100<br />
WSC Neuss und Peuker 144,4 & kW (196 <strong>PS</strong>) bei 13 500/<br />
130<br />
Streeb eng beieinander, 112 mit Nm bei 10 300/min<br />
90 120<br />
leichten Vorteilen für Letztgenannte.<br />
Die Kurve der<br />
80 110<br />
100<br />
Grebenstein-Aprilia verläuft Peuker<br />
70<br />
ab dem mittleren Drehzahlbereich<br />
etwas unterhalb der<br />
90<br />
WSC<br />
60<br />
Grebenstein<br />
80<br />
Konkurrenz, was man auch<br />
50 70<br />
beim Fahren spürt. Was<br />
60<br />
das Diagramm nicht zeigt:<br />
40<br />
Gasannahme und Teillast-<br />
50<br />
120 Verhalten. Diese Übung<br />
30 40<br />
110 meistern die drei Kandidaten<br />
vorbildlich, den Maßstab<br />
100<br />
20<br />
30<br />
90<br />
20<br />
80 setzt hier jedoch die WSC<br />
10<br />
70 Neuss-Aprilia. Immerwährende<br />
Weisheit: Mehr als<br />
10<br />
60<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Spitzenleistung zählt die<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Fahrbarkeit!<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 41
Das gilt erst recht für die Bremse.<br />
Das System stammt von Brembo und<br />
umfasst Pumpe (Racing PR19), Sättel<br />
(Racing XA7G) und 6,5 Millimeter dicke<br />
Scheiben. Die Beißer sind der Hammer:<br />
ultrastabiler Druckpunkt, supertransparent,<br />
extrem wirkungsvoll, unkaputtbar.<br />
Das hat allerdings seinen Preis.<br />
Das Komplettsystem kratzt schon an<br />
der 15 000-Euro-Marke – man gönnt<br />
sich ja sonst nichts.<br />
Peuker & Streeb<br />
Solch teure Komponenten kommen bei<br />
der RSV4 RR Racepack (Baujahr 2015)<br />
des baden-württembergischen Händlers<br />
Peuker & Streeb nicht zum Einsatz.<br />
Dennoch überzeugt auch ihr Bremsenmix<br />
aus mit Titankolben ausgestatteten<br />
Originalsätteln, 17er-Brembo-Bremspumpe<br />
(Kraft-Wege-Verhältnis einstellbar)<br />
und 5,5 Millimeter starken Moto<br />
Masters-Scheiben. Selbst harte Bremsattacken<br />
steckt diese Kombi klaglos<br />
weg. Lediglich Einfinger-Bremser wünschen<br />
sich etwas giftigere Beläge und<br />
mehr Biss – reine Geschmackssache.<br />
Eine fahrwerkstechnische Besonderheit<br />
bietet die Motoraufhängung der<br />
Aprilia. Der Antrieb steckt etwas tiefer<br />
im Rahmen, wovon sich Techniker und<br />
Ex-Racer Michael Rapp eine enge Linienwahl<br />
und besseres Handling verspricht.<br />
Tatsächlich sticht die Italienerin<br />
– ähnlich wie das höhergelegte Grebenstein-Bike<br />
– auf der Wunschlinie<br />
und supereasy in die Ecken. Kurventanz<br />
vom Feinsten! Offenbar führen bei<br />
dem Superbike mehrere Wege zum Ziel.<br />
Unterschiedliche Einstellmöglichkeiten<br />
bieten auch die IMA-Zubehör-<br />
Gabelbrücken. Ihr Versatz („Offset“)<br />
lässt sich variieren, was sich auf die<br />
Geometrie (Nachlauf, Radstand) auswirkt.<br />
„Wir haben hin und her probiert,<br />
doch die Standardposition funktioniert<br />
am besten“, schlussfolgert Rapp.<br />
Auch beim Setup der Federelemente<br />
experimentierte der Fahrwerksspezialist.<br />
Mit ähnlichem Erfolg wie anfänglich<br />
WSC Neuss: top bei Bodenwellen,<br />
flop in Kurven. Obwohl die Buckelpiste<br />
dazu verleitet, darf man das Fahrwerk<br />
in der Lausitz nicht zu weich abstimmen.<br />
Im Zweifelsfall lieber etwas Unruhe<br />
in Kauf nehmen und dafür lasergenau<br />
und mit reichlich Dämpfungsreserven<br />
fürs Herausballern aus den Ecken<br />
um die Piste jagen. Das gilt auch für<br />
den bereits erwähnten, heiklen Streckenabschnitt<br />
am Eingang Start/Ziel.<br />
Erst nach dem Event erfuhr der Autor<br />
von einer geheimen Linie in dieser<br />
Passage: möglichst lange möglichst<br />
weit innen bleiben. Mist, warum hat<br />
das keiner früher gesagt! Beim nächsten<br />
Ausflug in die Lausitz muss ich<br />
diese Linie unbedingt ausprobieren!<br />
Bis es so weit ist, widmen wir uns<br />
dem Antrieb. Wie die beiden RSV4 der<br />
Konkurrenz kommt auch dieses Bike<br />
ohne aufwendiges Motortuning aus.<br />
„Werks-Racingteile packen zwar richtig<br />
Leistung in den V4“, weiß der Peuker &<br />
Streeb-Techniker. „Doch dann muss<br />
der Motor alle 2500 Kilometer überholt<br />
werden, was ziemlich aufwendig und<br />
teuer ist. Für Hobbyracer lohnt sich<br />
das einfach nicht.“ Recht hat er. Zumal<br />
das Triebwerk auch ohne kostspielige<br />
Spezialteile formidabel puncht und seine<br />
205 Pferde wunderbar gleichmäßig<br />
von der Leine lässt. Dazu geht die<br />
Italienerin fein ans Gas – zumindest im<br />
Fahrmodus „S“. Möglich machen das<br />
ein überarbeitetes Lufteinlasssystem<br />
und ein durchsatzfreudiger Luftfilter,<br />
wie er auch in der Superbike-WM<br />
eingesetzt wird. Außerdem steckt eine<br />
Racing-Lichtmaschine im Motor, wodurch<br />
der Antrieb schneller hochdreht.<br />
Das Ganze sauber mit einem Power<br />
Commander im Verbund mit der Stocksport-ECU<br />
abgestimmt, fertig ist der<br />
Rennstrecken-Brenner. Extrascharf –<br />
wie die beiden anderen.<br />
NOCH MEHR<br />
FOTOS?<br />
DA DRÜBEN<br />
42 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong><br />
DIE TEILNEHMER<br />
<strong>2016</strong><br />
HERTRAMPF RACING<br />
Sachsenstraße 5<br />
48529 Nordhorn<br />
Tel.: 05921/3 77 78<br />
www. hertrampf-racing.de<br />
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong> in <strong>PS</strong> <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
BIKESHOP LÜCHOW<br />
Bergstraße 3<br />
29439 Lüchow<br />
Tel.: 0 58 41/97 40 40<br />
www. bikeshop-luechow.de<br />
WSC Briefbögen 20.02.04 12.03.2004 12:23 Uhr Seite 1<br />
ZWEIRADTECHNIK<br />
GREBENSTEIN GBR<br />
Hermann-Drechsler-Str.1<br />
07548 Gera<br />
Tel.: 0 36 58/30 48 40<br />
https://www.facebook.<br />
com/apriliagrebenstein<br />
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong> in <strong>PS</strong> <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
WSC<br />
NEUSS<br />
MOTORRAD KLEIN<br />
GMBH<br />
Röntgenstraße 5<br />
66763 Dillingen/Saar<br />
Tel.: 0 68 31/7 31 40<br />
www.motorradklein.de<br />
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong> in <strong>PS</strong> <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
W S C Neuss · Am Hummelbach 30 · 41469 Neuss<br />
WSC NEUSS<br />
Am Hagelkreuz 10<br />
41469 Neuss<br />
Tel.: 0 21 37/95 99 74<br />
www.wsc-neuss.de<br />
R<br />
H<br />
A<br />
4<br />
T<br />
W<br />
B<br />
F<br />
e<br />
I<br />
WILBERS TRIPLE<br />
TUNING GMBH<br />
Alfred-Mozer-Straße 82<br />
48527 Nordhorn<br />
Tel.: 0 59 21/7 12 08 53<br />
www.Tripletuning.de<br />
PEUKER & STREEB<br />
RACING<br />
Bachstraße 3<br />
75334 Straubenhardt<br />
Tel.: 0 70 82/2 04 61<br />
www.peuker-streeb.de<br />
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong> in <strong>PS</strong> <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
Team<br />
TOURATECH SUSPENSION<br />
Auf dem Zimmermann 7-9<br />
78078 Niedereschach<br />
Tel.: 0 77 28/9 27 90<br />
www.touratech.de<br />
TEAM KARTHIN<br />
Wanheimer Straße 435<br />
47055 Duisburg<br />
Tel.: 02 03/70 63 56<br />
www.karthin-rennsport.de<br />
in <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong> in <strong>PS</strong> <strong>09</strong>/<strong>2016</strong><br />
PROJECT MOTO RÜTTER<br />
& HOLTE GMBH<br />
Pfälzer Straße 77<br />
46145 Oberhausen<br />
Tel.: 02 08/62 95 60<br />
www.ktmteamwest.de<br />
MOTO ITALIA GMBH<br />
Alt-Friedrichsfelde 65c<br />
10315 Berlin<br />
Tel: 0 30/51 65 69 00<br />
www.dsb-berlin.de<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 43
<strong>PS</strong>-TUNERGP<br />
KARTHIN-SUZUKI GSR 750 IDM-REPLIKA<br />
MEISTER-<br />
HEIZER<br />
Kjel<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: fact, M. Jahn<br />
Obwohl die GSR 750 Rennsport nicht<br />
gerade ausstrahlt, gehört ihr immerhin ein<br />
deutscher Meistertitel. <strong>PS</strong> fuhr die Replika<br />
– und hatte Spaß dabei.<br />
Karthin ist ein pfeilschneller<br />
Mann. Aktuell auf einer<br />
600er von Hertrampf-Racing<br />
in der IDM Supersport unterwegs<br />
und 2014 Meister in der GSX-R<br />
750 Challenge, startete der junge Duisburger<br />
2015 in der IDM SuperNaked –<br />
und wurde prompt Deutscher Meister.<br />
Diese damals neu geschaffene Klasse<br />
sollte für Action wie einst zu den glorreichen<br />
Superbike-Zeiten eines Eddie<br />
44 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Lawson sorgen. Leider blieb das große<br />
Interesse bei den Racern aus, was<br />
nicht nur an der nötigen A-Lizenz gelegen<br />
haben dürfte. Die zugelassenen<br />
Naked Bikes der IDM-Poolpartner hatten<br />
nicht die Ausstrahlung der „dicken<br />
Eimer“ von einst. Yamahas MT-<strong>09</strong>,<br />
BMWs R 1200 R, Kawasakis Z 800 oder<br />
eben die Suzuki GSR 750 standen bei<br />
den Rennfans eher für Bummel-Bikes<br />
und Mutti-Möhren, aber nicht für Infights,<br />
Beschleunigungsduelle und andere<br />
wüste Manöver auf der Piste.<br />
Kjel brachte die GSR 750 trotzdem<br />
zum TunerGP – und dazu auch noch<br />
in Form einer Race-Replika, ergo: mit<br />
allem Mutti-Möhren-Trallala, damit die<br />
GSR auch auf die Straße darf. Angesichts<br />
der 1000er im Feld und den<br />
anderen Kraftmeiern des diesjährigen<br />
TunerGPs musste die GSR deshalb<br />
geduldig darauf warten, bis sich der<br />
Redakteur in den Sattel schwang.<br />
Was sollte auch herauskommen, wenn<br />
der Motor nahezu der Serie entspricht?<br />
Aber Moment mal: 118 <strong>PS</strong> gegenüber<br />
105 der zuletzt gemessenen Serie sind<br />
jetzt nicht so schlecht. Dieses Plus<br />
brachte nicht nur der Power Commander<br />
und die Arrow-Auspuffanlage.<br />
Karthin hat aber lediglich noch die<br />
Einspritzung aufgemotzt und den Zylinderkopf<br />
bearbeitet.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 45
KARTHIN<br />
RENNSPORT<br />
Wanheimerstraße 435<br />
47056 Duisburg<br />
www.karthin-rennsport.de<br />
Statt gautschigen und durchschlagenden<br />
Serien-Dämpfern kam das<br />
Fahrwerk von Mupo, und an der Geometrie<br />
haben Vater Detlef und Sohn<br />
Kjel ebenfalls gefeilt. Der Nachlauf ist<br />
über den flacheren Lenkkopfwinkel<br />
etwas angewachsen, um die Stabilität<br />
und Zielgenauigkeit in aggressiver<br />
Schräglage zu erhöhen. Die ersten<br />
Runden zeigten dann vor allem eins:<br />
Karthin hat echt den Plan, wenn es darum<br />
geht, dieses Bike bestmöglich für<br />
die Piste abzustimmen. Die GSR war in<br />
allen Phasen stabil und trotzdem ultrahandlich.<br />
Das Mupo-Material sprach<br />
sehr schön an, Kjel hat genau den richtigen<br />
Kompromiss getroffen zwischen<br />
nötiger Rennhärte und genug Dämpfung<br />
für die wellige Piste in der Lausitz.<br />
Da Kjel kleiner ist als die <strong>PS</strong>-Tester<br />
Seitz und Pascal Eckhardt und die GSR<br />
durch ihre Ur-Bestimmung auch nicht<br />
viel zulässt, entsprach die Ergonomie<br />
nicht ganz unserem Geschmack.<br />
Statt diesem ABM-Lenker hätten wir<br />
uns ein etwas breiteres, anders<br />
gekröpftes Lenkeisen gewünscht.<br />
Und die Leistung? Na ja, aus der<br />
Kombi fetzen einen die 118 <strong>PS</strong> nicht.<br />
„Du musst bis zur Anschlagsnadel des<br />
Drehzahlmessers drehen lassen. Nach<br />
13 000/min kommt noch was“, lacht<br />
Kjel nach dem ersten Turn und ergänzt<br />
auf unseren skeptischen Blick hin:<br />
„Hält, hab‘s lange genug ausprobiert.“<br />
Karthin behielt recht. Der extrem<br />
drehfreudige GSR-Vierzylinder<br />
machte nicht nur bis zum Anschlag<br />
mit und hielt, sondern<br />
generierte auf den letzten 1000<br />
Umdrehungen tatsächlich<br />
noch das Quäntchen an<br />
Druck, dass einem in einer<br />
leistungsmäßig eng aufgestellten<br />
Klasse das nötige Extra<br />
für Siege bringt. Und genau<br />
das macht irre Spaß, denn mit<br />
keinem Bike im TunerGP war es<br />
lustiger mit den Brems- und Einlenkpunkten<br />
zu spielen als mit<br />
diesem leicht zu steuernden Rennfloh<br />
– und das trotz Mutti-Möhren-<br />
Trallala! Schade eigentlich, dass es die<br />
Klasse nicht mehr gibt.<br />
46 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
205<br />
145<br />
200<br />
200<br />
195<br />
140<br />
190<br />
190<br />
135<br />
185<br />
01<br />
02 180<br />
180<br />
130<br />
175<br />
125<br />
170<br />
170<br />
120<br />
165<br />
160<br />
160<br />
115<br />
155<br />
110<br />
150<br />
150<br />
145<br />
105<br />
140<br />
140<br />
100<br />
135<br />
95<br />
130<br />
130<br />
125<br />
90<br />
120<br />
120 100<br />
85<br />
115<br />
80<br />
110 110<br />
105<br />
75<br />
100<br />
100<br />
70<br />
95<br />
65<br />
90<br />
90<br />
85<br />
60<br />
80<br />
80<br />
55<br />
75<br />
70<br />
70<br />
50<br />
65<br />
45<br />
60<br />
60<br />
40<br />
55<br />
50<br />
50<br />
35<br />
45<br />
30<br />
40<br />
40<br />
25<br />
35<br />
30<br />
30<br />
20<br />
25<br />
15<br />
20<br />
20<br />
10<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
0 0<br />
0<br />
0<br />
03<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
01Mit beherzter Hand am Kurzhub-<br />
Gasgriff dreht der Motor an die<br />
14 000/min. Die Drehzahlmesser-<br />
Nadel geht bis zum Anschlag<br />
02 Mit gezielten Maßnahmen hat<br />
Karthin dem Mittelklasse-Vierzylinder<br />
knapp 15 <strong>PS</strong> zusätzlich entlockt<br />
03 Die Arrow-Anlage beschert der<br />
GSR 750 einen schönen Supersport-<br />
Sound und die entsprechende<br />
Racer-Optik<br />
DATEN<br />
RUNDENZEIT <br />
1.53,468 min<br />
GEWICHT <br />
195 kg<br />
VORN/HINTEN 52,2/47,8 %<br />
LEISTUNG <br />
118 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 17 950 Euro<br />
Motorleistung<br />
100<br />
130<br />
90<br />
Suzuki GSR 750<br />
120 IDM-Replika<br />
80 110 87 kW (118 <strong>PS</strong>)<br />
bei 13 000/min<br />
100<br />
70 77 Nm bei<br />
90 9400/min<br />
60 80<br />
50 70<br />
40<br />
60<br />
50<br />
30 40<br />
80<br />
20 30<br />
70<br />
20<br />
60<br />
10<br />
10<br />
50<br />
kW <strong>PS</strong><br />
40<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Diese letzte Erhebung im Leistungsband<br />
ist spürbar und kann den Sieg bringen.<br />
Das Drehmoment-High ist ebenfalls nach<br />
hinten verschoben<br />
0 200040006000800010000120001400016000<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 47
Die Berliner Jungs von DSB<br />
beliefern den TunerGP seit<br />
Jahren mit außergewöhnlichem<br />
Ducati-Material. „Bigger is<br />
better“ lautet dabei ihr<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Markus<br />
Motto.DR<br />
Jahn, fact<br />
TUNERGP<br />
DSB-DUCATI 999 R<br />
48 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Die 999 war ein extrem ambivalentes<br />
Motorrad. Designer<br />
Pierre Terblanche kam damit<br />
nicht besonders bei den Ducatisti<br />
an, aber als Rennbike war sie<br />
sehr erfolgreich: Neil Hodgson, James<br />
Toseland und Troy Bayliss holten je<br />
einen Superbike-WM-Titel damit.<br />
Das ist schon über eine Dekade her.<br />
Zu lange für die DSB-Jungs aus Berlin,<br />
um einfach eine rennfertig gemachte<br />
999 R als TunerGP-Beitrag in die Lausitz<br />
zu karren. DSB wäre also nicht<br />
DSB, wenn unter der Verkleidung nicht<br />
etwas gehörig Verrücktes lauern<br />
würde. Und in der Tat: Meister Mark<br />
Rittmeier rückte dem Testastretta<br />
nachhaltig zu Leibe. Statt den<br />
ursprünglichen 999 durchhämmern<br />
die Kolben jetzt 1<strong>09</strong>9 cm³ Hubraum.<br />
Riesiger Umbauaufwand im<br />
Testastretta-Twin<br />
Dafür hat DSB neben einer aufwendig<br />
geänderten Kurbelwelle die Kopfdichtung<br />
als Vorlage für eine Zylinder-Erweiterung<br />
genommen und diese passgenau<br />
pro Zylinder aus einer Platte gefräst.<br />
Statt der 2004er-Köpfe besorgten<br />
sich die Jungs welche der letzten 999 R<br />
aus 2006 mit größeren Ein- und Auslassventilen.<br />
Hoch verdichtende 104er-<br />
Kolben sitzen jetzt auf edlen Pankl-H-<br />
Shaft-Pleueln aus Titan und treiben die<br />
Verdichtung auf satte 14,8:1.<br />
Über den Drosselklappen sitzen neben<br />
den Einspritzdüsen der ursprünglichen<br />
R noch extra 12-Loch-Düsen.<br />
Ein Druckregler sorgt mit 4 bar dafür,<br />
dass die nötige Benzinmenge die Luft<br />
aus der Airbox anreichert. Das Regiment<br />
darüber führt der Powercommander.<br />
Ein weiteres Highlight sitzt schließlich<br />
am Ende der „Leistungskette“.<br />
Die Akrapovic-SBK-Anlage wurde damals<br />
exklusiv für Pierfrancesco Chilis<br />
WM-Ducati gebaut und war so nie im<br />
freien Handel zu haben.<br />
Nach all diesen Erläuterungen sind<br />
wir natürlich gespannt darauf, wie<br />
sich dieser hochgezüchtete italienische<br />
Hengst denn nun fährt. Gespannt ist<br />
UCK-DUC<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 49
DSB<br />
Moto Italia GmbH<br />
Alt-Friedrichsfelde 65c<br />
10315 Berlin<br />
www.dsb-berlin.de<br />
Tel. 0 30/51 65 69 00<br />
vor allem zunächst der Oberkörper –<br />
nämlich weit über den Tank und tief an<br />
die LSL-Stummel. Unfassbar, wie sich<br />
in knapp zehn Jahren die Ergonomie<br />
der Superbikes geändert hat und wie<br />
sehr entwöhnt wir uns davon haben.<br />
Dann orgeln wir am Startknopf der<br />
Ducati und spüren gleich, wie hart sie<br />
bei der Verdichtung für das Entfachen<br />
der Power arbeiten muss. Dann allerdings<br />
springt sie mit einem Rums an<br />
und unterstreicht auch, dass der dicke<br />
Testastretta kein Nähmaschinchen ist.<br />
Die obligatorische offene Trockenkupplung<br />
rasselt dazu, wie Hui Buh, das<br />
Schlossgespenst.<br />
Doch draußen auf der Piste überströmt<br />
einen statt Grusel-Schauer die<br />
volle Pracht eines großen Racing-<br />
Twins, der von ganz unten bis weit<br />
über 9000/min Drehmoment satt liefert.<br />
Gar kein Vergleich zu aktuellen, sehr<br />
drehzahlorientierten Supersportlern<br />
aus Bologna. Dafür macht der Motor<br />
deutlich mehr Rabatz, schüttelt und<br />
rüttelt – man hätte es fast vergessen.<br />
Ansonsten ist dem Testastretta nichts<br />
anzulasten, bleibt nur die Mehr-Leistung<br />
zu genießen, denn in Serie hatte<br />
die 999 R zuletzt auf dem <strong>PS</strong>-Prüfstand<br />
147 <strong>PS</strong>. Die Berliner Pracht-Wumme<br />
mobilisiert dagegen mächtige 182<br />
Pferdchen. Am ersten Tag machte die<br />
DSB-999 nur etwas Probleme mit der<br />
schlecht trennenden Kupplung, ging<br />
in Anbremszonen auch mal aus. An der<br />
verbauten Grip One-Anti-Hopping-<br />
Kupplung kann es nicht gelegen haben.<br />
Aber DSB bekam das rechtzeitig in<br />
den Griff. Genauso wie das Fahrwerk<br />
mit den von DSB überarbeiteten originalen<br />
Öhlins-Dämpfern. Die 999 hatte<br />
ja den Ruf, besonders in engen Kehren<br />
gern etwas weiter zu gehen, aber dieses<br />
Exemplar ließ sich dann sogar<br />
so widerwillig einlenken, als wäre<br />
Schräglage der Erzfeind. Und holte<br />
am Kurvenausgang arg weit aus.<br />
Durch die etwas durchgesteckte<br />
Gabel, das Anheben des Hecks und<br />
schließlich eine andere Feder hinten<br />
(der Besitzer der 999 ist deutlich<br />
größer und schwerer als die <strong>PS</strong>-Tester)<br />
konnten wir das allerdings abstellen.<br />
Dass die Gabelfüße wie auch die<br />
Standrohre schwarz sind, ist übrigens<br />
eine Eigenheit der Berliner Tuner, die<br />
das Schwedengold zu sehr in ihrem ästhetischen<br />
Anspruch stört und es deshalb<br />
eloxieren. Funktioniert haben die<br />
Dämpfer von damals dank passender<br />
Shims und Co. jedenfalls gut am Bike<br />
und auf den Holperpassagen in der<br />
Lausitz. Mit der entsprechenden Härte,<br />
für die die 999 R immer bekannt<br />
war, und dennoch akkuratem Ansprechverhalten<br />
ging auch nie das<br />
Gefühl für das Gripniveau verloren.<br />
Selbst mit 180er-Hinterreifen – aus<br />
heutiger Superbike-Sicht geradezu<br />
eine Flex-Trennscheibe – tauchte die<br />
999 in tiefe Schräglagen und servierte<br />
dort diese typische Ducati-Stabilität,<br />
mit der man die langen Kehren in<br />
der Lausitz mit purem Fahrvergnügen<br />
nehmen kann.<br />
Aber eins darf man nicht<br />
vergessen: Zehn Jahre sind<br />
im Motorradbau gerade in<br />
der heutigen Zeit eine<br />
Ewigkeit, und wer es<br />
nicht mit seinem<br />
Renneisen aufnehmen,<br />
es niederkämpfen und<br />
mit vollem Krafteinsatz<br />
dahinpeitschen will, der<br />
sollte sich bei aktuellen<br />
Bikes umtun. Da mag<br />
diese 999 R noch so<br />
schlank sein. Wer jedoch<br />
etwas Spezielles braucht,<br />
für den ist Berlin eine Reise<br />
wert, denn irgendetwas Verrücktes<br />
fällt den DSB-Jungs<br />
garantiert immer ein. Wir warten<br />
schon gespannt aufs nächste Jahr.<br />
50 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
DATEN<br />
RUNDENZEIT <br />
1.48,539 min<br />
GEWICHT <br />
180,4 kg<br />
VORN/HINTEN 52,7/47,3 %<br />
LEISTUNG <br />
182 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN<br />
10000 Euro<br />
Motorleistung<br />
150<br />
200<br />
140 190 DSB-Ducati 999 RR<br />
130 180 133,6 kW (182 <strong>PS</strong>)<br />
170<br />
120 bei 11000/min<br />
160 133 Nm bei<br />
110 150<br />
100 140<br />
8100/min<br />
130<br />
90 120<br />
80 110<br />
70 100<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
140<br />
40<br />
60<br />
50<br />
130<br />
30 40<br />
120<br />
20 30<br />
110<br />
20<br />
10<br />
100<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
01<br />
02 03<br />
01 Gab es so nie zu kaufen: Akrapovic-Anlage<br />
aus der Superbike-<br />
WM 02 Der Testastretta-Motor bekam<br />
ordentlich mehr Hubraum und<br />
Power, die Trockenkupplung spielt<br />
dazu die Rassel 03 Fernversteller<br />
für die passende Rennbremse<br />
am Lenkerstummel. Sowohl Kupplungs-<br />
als auch Bremspumpe<br />
stammen von Brembo<br />
Ducati 999S DSB: 133,6 kW (182 <strong>PS</strong>) bei 11025/min 133 Nm bei 8082/min<br />
Wenn 999-Fans der Druck nicht mehr<br />
reicht und was völlig Verrücktes her<br />
muss, warum nicht 40 <strong>PS</strong> aufstocken?<br />
01000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000 12000 13000<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 51
SERVICE<br />
REIFENWÄRMER-VERGLEICH<br />
VORGLÜHEN!<br />
Alles glüht, jeder zieht: Das Partyvolk glüht zu Hause vor, ehe es um die Häuser<br />
zieht. Echte Racer glühen dagegen ihre Reifen vor, ehe sie am Kabel ziehen.<br />
Im Test elf Reifenwärmer plus drei Produkte außer Konkurrenz.<br />
Text: Volkmar Jacob<br />
Fotos: mps-Fotostudio<br />
52 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Manche machen es ohne.<br />
Viel zu gefährlich! Es<br />
könnte etwas dumm laufen.<br />
Mit den bekannten<br />
Folgen: erst Bums, dann Arzt, dann das<br />
große Jammern. Daher gilt: Vor der Action<br />
unbedingt überziehen! Damit ist es<br />
definitiv sicherer. Deshalb gehören Reifenwärmer<br />
zur Grundausrüstung bei<br />
jeder Rennstreckensause.<br />
Mittlerweile ist dieser Markt sehr<br />
unübersichtlich geworden. Bei unseren<br />
Recherchen zählten wir 14 Anbieter,<br />
die teils mehrere Varianten im Sortiment<br />
führen. Um den Rahmen dieses<br />
Vergleichs nicht zu sprengen, lautete<br />
unsere Testvorgabe: Preislimit 450 Euro,<br />
ein Artikel pro Anbieter. Die Ausnahme<br />
bildet Racefoxx. Stellvertretend<br />
bestellten wir bei den Remscheidern<br />
zwei Sätze eines ähnlichen Typs. Der<br />
erste ist bis 99 Grad Zieltemperatur frei<br />
einstellbar, der zweite bietet zwei voreingestellte<br />
Temperaturen (60/80<br />
Grad). Welche Unterschiede bestehen<br />
beim Aufheizen? Weil wir außerdem<br />
wissen wollten, was hochpreisige<br />
Produkte ausmacht, orderten wir bei<br />
zwei Firmen Reifenwärmer, die auch im<br />
MotoGP eingesetzt werden. Im krassen<br />
Gegensatz dazu prüften wir die Teile<br />
eines Kollegen, der sie vor ein paar<br />
Jahren für 120 US-Dollar direkt aus<br />
China übers Internet geschossen hat.<br />
Diese drei Heizdecken (siehe Kasten<br />
Seite 60) laufen außer Konkurrenz.<br />
Von den 14 Anbietern schafften es<br />
letztlich zehn in den Test. Eine Firma<br />
hatte kein Interesse an der Teilnahme<br />
(Biketek). Eine andere reagierte erst<br />
gar nicht auf unsere Anfrage (IRC).<br />
Außerdem sind die Heizdecken der Filialkette<br />
Polo derzeit nicht lieferbar.<br />
Tragisch lief’s für den „Superbike Radial“<br />
der Firma Renngrib. Beim Aufheizen<br />
löste sich der Kippschalter fürs Umstellen<br />
der Temperatur aus seinem Sitz.<br />
Daraufhin trennte sich auch die Steckverbindung,<br />
und die Kabel lagen innerhalb<br />
des Sitzes frei. Mit der Folge, dass<br />
die Decke nicht mehr heizte. Kurz nachdem<br />
wir die Kabel wieder angeschlossen<br />
hatten, löste sich der Stecker erneut:<br />
Testabbruch, Ausschluss! Bei den<br />
technisch nahezu identischen Reifenwärmern<br />
von Hein Gericke (Pro Sports<br />
3D) und Constands (Superbike<br />
schwarz) droht das gleiche Szenario.<br />
Daher haben wir sie entsprechend<br />
abgewertet.<br />
Außer dem Aufwärmverhalten<br />
mussten sich die Kandidaten noch drei<br />
weiteren Prüfungen unterziehen: Passform,<br />
Ausstattung/Verarbeitung, Handhabung.<br />
Was fiel in den einzelnen Kate-<br />
gorien auf? Auf was kommt es an?<br />
Hier ein kurzer Überblick.<br />
Aufwärmverhalten<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
SO REIFEN LIEF DER TEST<br />
Während einer Stunde Aufwärmzeit führten wir<br />
pro Reifenwärmer insgesamt 63 Messungen an<br />
den Reifenflanken und der Mitte durch<br />
Beim Aufheizen der Reifen unterscheiden<br />
sich die Kandidaten teils sehr<br />
stark. Die besten Wärmer zogen mit<br />
dem Referenzprodukt aus der MotoGP<br />
gleich, einer hat es gar überboten.<br />
Auch die abgewerteten Heizdecken von<br />
Constands und Hein Gericke zeigten<br />
ein exzellentes Aufwärmverhalten. Umso<br />
bedauerlicher der Kippschalter-<br />
Lapsus. Andere heizten den Reifen<br />
vergleichsweise langsam auf, überschritten<br />
nach 60 Minuten jedoch die<br />
magische Marke von 70 Grad. Nur<br />
die Heizdecke von Louis schaffte diese<br />
Hürde nicht, Punktabzug. Die meisten<br />
Hersteller sind sich bei der Zieltemperatur<br />
einig und propagieren einen Wert<br />
nicht unter 80 Grad. Doch wie hoch<br />
sollte die Reifentemperatur idealerweise<br />
sein? Welchen Wert sollte der Gum-<br />
HEIZEN & MESSEN<br />
Die Messungen führten wir<br />
ausschließlich an Hinterrädern<br />
durch. Auf drei baugleiche<br />
5,5-Zoll-Felgen der<br />
Triumph Street Triple respektive<br />
Daytona 675 zogen wir<br />
einheitlich Bridgestone<br />
V01-Slicks in der Dimension<br />
190/650 auf. Innerhalb einer<br />
Stunde Aufwärmzeit prüften<br />
wir die Reifentemperaturen in<br />
festen Abständen sieben Mal<br />
an neun verschiedenen Stellen<br />
(sechs Mal Flanke, drei<br />
Mal Mitte). Macht nach Adam<br />
Riese 63 Messungen pro<br />
Reifenwärmer. Die Werte von<br />
jedem Messzyklus haben wir gemittelt, ein Tabellen-Kalkulationsprogramm formte<br />
daraus eine Kurve. Bei jedem Zyklus ermittelten wir zusätzlich die Felgentemperatur.<br />
Sie ist ein wichtiges Indiz, wie intensiv der Gummi durchgewärmt wurde. Als Referenz-<br />
Reifenwärmer diente der „Pro-X TCU“ von KLS. Das sündteure Teil wird auch im<br />
MotoGP eingesetzt. Begonnen haben wir sämtliche Messungen bei Reifen- und Felgentemperaturen<br />
zwischen 24 und 28 Grad (Raumtemperatur). Bei kühleren Anfangstemperaturen<br />
können die Ergebnisse abweichen. Wir nahmen die Temperaturen an<br />
der Reifenoberfläche ab. Zwar sind Messungen mit Einstichthermometer aussagekräftiger.<br />
Sie ermitteln die Temperatur innerhalb des Gummis (zwischen drei und<br />
sieben Millimeter Tiefe). Vor allem wenn der Gummi noch nicht vollständig durchgewärmt<br />
ist, können die Innen- und Außenwerte stark voneinander abweichen. Reifenhersteller<br />
und professionelle Rennteams arbeiten mit solchen Messgeräten. Die<br />
Vergleichbarkeit innerhalb des Tests ist jedoch auch mit der Oberflächentemperatur<br />
absolut gegeben.<br />
Die Testräder spendierten die Cup-Triumph Street Triple (Foto) sowie zwei<br />
Daytona 675 vom MOTORRAD action team – herzlichen Dank<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 53
CAPIT CONSTANDS HEIN GERICKE<br />
SUPREMA SPINA SUPERBIKE SCHWARZ PRO SPORTS 3D<br />
Kontakt: Tech Moto<br />
04425 Taucha<br />
Tel: 0341/39281829-0<br />
www.techmoto.de<br />
Preis je Satz: 357 Euro<br />
Herstellungsland: Italien<br />
Material außen: Polyester<br />
Material innen: flammfestes Polyester<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 1,55 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: ausführliche Bedienungsanleitung,<br />
Tragetasche mit Henkel und<br />
Sichtfenster, in zahlreichen Farben erhältlich,<br />
Bedrucken möglich (ab 60 Euro)<br />
Kontakt: Motea<br />
51674 Wiehl<br />
Tel: 02262/99920<br />
www.motea.com<br />
Preis je Satz: 174,99 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: Oxford-Baumwolle<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: umschaltbar (60/80<br />
Grad)<br />
Länge der Zuleitungen: 1,50 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: englische Bedienungsanleitung,<br />
Tragetasche mit Henkel, in mehreren<br />
Farben erhältlich, Bedrucken nicht möglich<br />
Kontakt: Hein Gericke<br />
40589 Düsseldorf<br />
Tel: 0211/98989<br />
www.hein-gericke.de<br />
Preis je Satz: 229 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: Oxford-Baumwolle<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: umschaltbar (60/80<br />
Grad)<br />
Länge der Zuleitungen: 1,50 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: englische Bedienungsanleitung,<br />
Tragetasche mit Henkel, nur in abgebildeter<br />
Farbkombination (schwarz/rot/gelb)<br />
erhältlich, Bedrucken nicht möglich<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Reifen<br />
Capit Suprema Spina<br />
KLS Pro-X TCU<br />
Felge<br />
Capit Suprema Spina<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 79<br />
NOTE: GUT - BEFRIEDIGEND<br />
FAZIT Als Einzige des Tests stecken in<br />
den italienischen Heizdecken wasserresistente<br />
Teflondrähte. Was den Hersteller<br />
veranlasst, die Decken auf Messen schon<br />
mal in einem Aquarium zu präsentieren.<br />
Anfangs fühlt sich das Material etwas<br />
sperrig an, doch das soll sich nach<br />
einigen Heizvorgängen legen. Der sehr<br />
ordentlich verarbeitete Spina wärmt die<br />
Reifen vergleichsweise langsam, aber<br />
beständig auf. Erst nach 60 Minuten erreicht<br />
der Gummi die maximale Temperatur<br />
von sehr guten 78 Grad.<br />
54 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Constands<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
Capit 70 Suprema Spina Felge<br />
60<br />
Capit Suprema Spina Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Constands<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 75<br />
NOTE: AUSREICHEND*<br />
FAZIT Licht und Schatten liegen hier<br />
dicht beisammen. Ein hervorragendes<br />
Aufheizverhalten steht einer teils leichtsinnigen<br />
Verarbeitung gegenüber: Der<br />
Kippschalter zur Wärmeregulierung löst<br />
sich mühelos aus seinem Sitz. Dadurch<br />
kann es vorkommen, dass sich die<br />
Steckverbindungen ebenfalls lösen und<br />
Strom führende Kabel freiliegen – so<br />
geschehen bei einem baugleichen Konkurrenzprodukt.<br />
Im besten Fall heizt die<br />
Decke dann nicht, im ungünstigsten gibt‘s<br />
einen Kurzschluss oder Stromschlag.<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Hein Gericke<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
Constands 70 Felge<br />
60<br />
Constands Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Hein Gericke<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 77<br />
NOTE: AUSREICHEND*<br />
FAZIT Für die technisch nahezu identischen<br />
Wärmer von Hein Gericke gilt<br />
grundsätzlich die gleiche Aussage wie für<br />
die Teile von Constands (siehe links): hervorragendes<br />
Aufwärmen von Reifen und<br />
Felge – die Heizleistung ist sogar noch<br />
geringfügig besser und holt die maximale<br />
Punktzahl –, doch dafür Mängel bei der<br />
Verarbeitung des Wärmeregulierungsschalters.<br />
Das ist sehr schade, denn abgesehen<br />
davon bieten die HG-Decken viel<br />
Gegenwert fürs Geld. Das Finish geriet<br />
etwas nachlässig.<br />
* Abwertung wegen Sicherheitsmangel<br />
60-64 Punkte = ausreichend; 65-69 Punkte = befriedigend bis ausreichend; 70-74 Punkte = befriedigend<br />
75-79 Punkte = gut bis befriedigend; 80-84 Punkte = gut; 85-89 Punkte = sehr gut bis gut; ab 90 Punkte = sehr gut
HSR<br />
RADIAL XXL<br />
mi nicht über- oder unterschreiten?<br />
Auch zu diesem spannenden Thema<br />
gibt es einen extra Kasten (Seite 59).<br />
Wie sich die einzelnen Kandidaten<br />
im Vergleich zur Referenz schlagen,<br />
veranschaulicht ein Diagramm im<br />
jeweiligen Produktkasten. Außerdem<br />
zeigt dort ein Thermopapier-Abdruck,<br />
wie die Heizdrähte („Heizleiter“) innerhalb<br />
der Decken verlaufen. Sieben von<br />
elf Heizdecken arbeiten mit groben<br />
Schlaufen und Drahtabständen um 30<br />
Millimeter. Beim „Radial XXL“ von HSR<br />
liegen die Stränge sogar 40 Millimeter<br />
auseinander. Schonender für den<br />
Reifen sind dicht beieinander laufende<br />
Bitte lesen Sie weiter auf Seite 59<br />
Kontakt: HSR<br />
55218 Ingelheim<br />
Tel: 06132/711957<br />
www.heisse-socken.de<br />
Preis je Satz: 349 Euro<br />
Herstellungsland: Deutschland<br />
Material außen: Nylon oder Baumwolle (bei<br />
farbigen Varianten)<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 1,82 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: sehr kurze Bedienungsanleitung,<br />
Beutel mit Schnürverschluss,<br />
Temperaturanzeige gegen Aufpreis (25 Euro),<br />
Bedrucken von Name und Startnummer frei<br />
01<br />
03<br />
02<br />
04<br />
05<br />
06<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Reifen<br />
HSR<br />
KLS Pro-X TCU<br />
Felge<br />
HSR<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 83<br />
NOTE: GUT<br />
FAZIT Wohl aufgrund eines Missverständnisses<br />
schickte HSR die XXL-Ausführung<br />
der hinteren Heizdecke. Dadurch<br />
sitzt sie auf der 5,5-Zoll-Testfelge etwas<br />
locker. Probeweise zogen wir das Teil<br />
auch auf ein 6-Zoll-Rad mit 200er-Schluffe,<br />
doch selbst da liegt es nicht besonders<br />
eng an. Bis auf ein etwas gemächliches<br />
Ansteigen der Temperatur funktioniert<br />
das Aufwärmen prima, der Wert nach einer<br />
Stunde liegt bei 82 Grad. Die ordentlich<br />
verarbeiteten Heizdecken sind angenehm<br />
leicht, die Handhabung bestens.<br />
Referenz Felge<br />
Referenz Reifen<br />
HSR Felge<br />
HSR Reifen<br />
01 Grobes Foul: Beim Superbike Radial der Firma Renngrib löste sich der Kippschalter<br />
zur Temperaturregulierung aus seinem Sitz. Als Folge trennte sich auch die Steckverbindung<br />
der Kabel, die dann freilagen. Folgeschäden nicht ausgeschlossen 02<br />
Umständliches Festzurren mit Kordel bei den Heizdecken von Motorrad Racing Grün<br />
03 Racefoxx lieferte den „Pro“ mit Adaptersteckern Typ J für die Schweiz. Tipp: Auf<br />
die Rennstrecke besser blaue „Camping“-Adapter für die Verteilerkästen mitnehmen<br />
04 Vorgeformter Rahmen für einfachstes Aufstecken am KLS Sport 05 + 06 Dank der<br />
breiten seitlichen Gummibänder liegen die Heizdecken von TTSL (links) und Q-Racing<br />
schön eng an. Dadurch treten an der Überlappung jedoch hohe Spannkräfte auf, denen<br />
die großzügigen Klettflächen des Q-Racing etwas besser gewachsen sind 07 + 08<br />
Als Einzige im Testfeld bieten der Wärmer von Q-Racing (links) und der Pro Digital<br />
von Racefoxx eine über ein Steuergerät frei wählbare Temperatur (bis 99 Grad).<br />
Die kleinen Kunststoffstecker von Q-Racing wirken etwas einfach, wertiger sind die<br />
Stahl-Pendants von Racefoxx. Steckmarkierungen haben indes beide nicht<br />
07<br />
08<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
KLS LOUIS MOTORR. RACING GRÜN<br />
SPORT RACING SUPERBIKE<br />
Kontakt: KLS Motorsport<br />
82065 Baierbrunn<br />
Tel: 089/37952306<br />
www.kls.de<br />
Preis je Satz: 449 Euro<br />
Herstellungsland: Deutschland<br />
Material außen: Supratex<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 1,75 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: wertige Tragetasche mit<br />
Henkel und Klettverschluss, keine Bedie -<br />
nungsanleitung, Bedrucken nicht möglich,<br />
nur in schwarz erhältlich<br />
Kontakt: Detlev Louis<br />
21035 Hamburg<br />
Tel: 040/73419360<br />
www.louis.de<br />
Preis je Satz: 129,99 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: Oxford-Baumwolle<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 1,72 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: Bedienungsanleitung,<br />
kleiner Kunststoffkoffer, nur in rot/schwarz<br />
erhältlich, Bedrucken nicht möglich<br />
Kontakt: Motorrad Racing Grün<br />
41542 Dormagen<br />
Tel: 02133/885961<br />
www.motorrad-racing.de<br />
Preis je Satz: 159 Euro<br />
Herstellungsland: Großbritannien<br />
Material außen: Nylon<br />
Material innen: Nomex<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 1,70 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: Bedienungsanleitung,<br />
Stoffbeutel mit Schnürverschluss, nur in<br />
schwarz erhältlich, Bedrucken möglich<br />
(10 Euro)<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Reifen<br />
KLS Sport<br />
KLS Pro-X TCU<br />
Felge<br />
KLS Sport<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 88<br />
NOTE: SEHR GUT - GUT<br />
FAZIT Der KLS Sport ist hervorragend<br />
verarbeitet, hat eine klasse, eng anliegende<br />
Passform und lässt sich dank eines<br />
vorgeformten Rahmens (siehe Seite<br />
55) kinderleicht aufziehen. Bei der Aufwärmzeit<br />
rangiert er im guten Mittelfeld,<br />
die Maximaltemperatur liegt bei 75 Grad.<br />
Mit besseren Werten in diesem Kriterium<br />
wäre ihm der Testsieg sicher, so landen<br />
die Heizdecken auf einem immer noch<br />
sehr guten zweiten Platz. Preislich liegt<br />
der in Deutschland gefertigte Sport am<br />
oberen Ende der Preisskala.<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Louis<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
KLS 70 Sport Felgen<br />
60<br />
KLS Sport Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Louis<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 63<br />
NOTE: AUSREICHEND<br />
FAZIT Vor allem beim Aufwärmverhalten<br />
schwächelt der mit rund 130 Euro günstigste<br />
Reifenwärmer im Test. Zwar heizt<br />
der Racing die Reifen anfangs zügig auf,<br />
verfehlt aber mit 67 Grad Maximaltemperatur<br />
die 70-Grad-Marke – Punktabzug!<br />
Bis auf die fehlende Temperaturregelung<br />
entspricht er in Aufbau, Materialien und<br />
Verarbeitung den Teilen von Constands<br />
und Hein Gericke. Sehr wahrscheinlich<br />
handelt es sich um den gleichen Hersteller.<br />
Der leichte Faltenwurf bei der Passform<br />
ist in dieser Preisliga verschmerzbar.<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Motorrad Racing Grün<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
Louis 70 Felge<br />
60<br />
Louis Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Motorrad Racing Grün<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 84<br />
NOTE: GUT<br />
FAZIT Zum absoluten Kampfpreis von<br />
159 Euro offeriert Motorrad Racing Grün<br />
den Superbike. Die Heiz-Performance ist<br />
enorm und übersteigt sogar unser Referenzprodukt<br />
– volle Punktzahl! Dazu ist er<br />
sehr sauber verarbeitet und brilliert auch<br />
bei der Passform. Der Haken: Statt Gummizügen<br />
an den Seiten arbeitet der Hersteller<br />
mit simplen Kordeln, die bei jedem<br />
Anlegen neu festgezurrt und an die<br />
Reifenform angepasst werden müssen.<br />
Wen das nicht schreckt, der bekommt ein<br />
absolutes Top-Produkt für kleines Geld.<br />
56 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
60-64 Punkte = ausreichend; 65-69 Punkte = befriedigend bis ausreichend; 70-74 Punkte = befriedigend<br />
75-79 Punkte = gut bis befriedigend; 80-84 Punkte = gut; 85-89 Punkte = sehr gut bis gut; ab 90 Punkte = sehr gut
Name:<br />
WILLKOMMEN<br />
IM CLUB<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso<br />
erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Christina Dohmann, Dr. Michael Rathje, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
Biker-Rucksack<br />
Multifunktionaler Rucksack mit großem<br />
Reflektor, Rücken-/Beckenpolsterung,<br />
Volumenerweiterung mit integriertem<br />
Nassfach um ca. 6 Liter, herausnehmbaren<br />
Regenschutz in Signalfarbe,<br />
wasser- und schmutzabweisender<br />
Boden. Material: Polyester 420D und<br />
strapazierfähiges Ripstop, Maße: ca.<br />
28 x 22 x 49 (64) cm, ca. 15 Liter (+ 6 Liter),<br />
Gewicht: ca. 695 g<br />
GRATIS<br />
3x <strong>PS</strong> frei Haus<br />
+ Biker-Rucksack<br />
+ Clubmitgliedschaft<br />
für nur 12,90 €<br />
IHRE VORTEILE: Biker-Rucksack zur Begrüßung • 3 Ausgaben <strong>PS</strong> pünktlich<br />
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<strong>2016</strong><br />
Club-Partner:<br />
Name:<br />
Mitgliedsnummer:<br />
Max Mustermann<br />
1 2 3 4 56 7 8 91 2 3<br />
201<br />
016<br />
Ja, ich möchte <strong>PS</strong> frei Haus im Probeabo testen Bestell-Nr. 1539806<br />
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frei Haus. Wenn ich per Bankeinzug bezahle, erhalte ich zusätzlich eine GRATIS-Ausgabe. Außerdem werde ich für den Zeitraum<br />
von 3 Monaten automatisch Mitglied bei den MOTORRAD-HELDEN. Falls ich nach dem Test keine weiteren Hefte<br />
wünsche, kann ich nach Erhalt der 2. Ausgabe beim <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen. Die Clubmitgliedschaft endet<br />
dann automatisch. Ansonsten erhalte ich <strong>PS</strong> weiterhin frei Haus zum Jahrespreis von zzt. nur 50,40 € (A: 54,50 €; CH: 84,– SFr.;<br />
weitere Auslandspreise auf Anfrage) für 12 Ausgaben mit jeder zeitiger Kündigungsmöglichkeit.<br />
Meine persönlichen Angaben: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name, Vorname<br />
Geburtsdatum<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ<br />
Wohnort<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren. Deshalb bin ich damit einverstanden, dass<br />
mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG<br />
Verlagsgesellschaft mit ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren. Dieses<br />
Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte eine GRATIS-Ausgabe zusätzlich<br />
IBAN<br />
BIC<br />
Geldinstitut<br />
Ich bezahle per Rechnung und erhalte nur eine GRATIS-Ausgabe zusätzlich<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut<br />
an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an<br />
dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs.<br />
2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />
70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
GLEICH CLUBMITGLIED WERDEN: WWW.MOTORRAD-HELDEN.DE/<strong>PS</strong>ABO<br />
+49 (0)711 3206-8899 +49 (0)711 182-2550 ps@dpv.de <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart Bitte Bestell-Nr. angeben
Q-RACING RACEFOXX RACEFOXX<br />
PRO<br />
PRO DIGITAL<br />
TESTSIEGER<br />
Kontakt: Q-Racing<br />
81739 München<br />
Tel: 0151/59460010<br />
www.q-racing.de<br />
Preis je Satz: 270 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: k. A.<br />
Material innen: k. A.<br />
Temperatur einstellbar: frei einstellbar bis<br />
99 Grad<br />
Länge der Zuleitungen: 2,50 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: Benutzerhinweise auf<br />
Englisch, Nylonbeutel mit Schnürverschluss,<br />
in schwarz und blau erhältlich, Bedrucken<br />
nicht möglich<br />
Kontakt: Racefoxx<br />
42859 Remscheid<br />
Tel: 02191/71035<br />
www.racefoxx.com<br />
Preis je Satz: 229 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: Nylon<br />
Material innen: Nylon mit zwei Lagen Aluminium<br />
Temperatur einstellbar: umschaltbar 60/80<br />
Grad<br />
Länge der Zuleitungen: 1,85 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: kleine, kofferähnliche Tasche,<br />
Adapterstecker Typ J (Schweiz), Bedrucken<br />
mit Text möglich (20 Euro/Satz), nur in<br />
schwarz lieferbar, keine Bedienungsanleitung<br />
Kontakt: Racefoxx<br />
42859 Remscheid<br />
Tel: 02191/71035<br />
www.racefoxx.com<br />
Preis je Satz: 269 Euro<br />
Herstellungsland: China<br />
Material außen: Nylon<br />
Material innen: Nylon mit zwei Lagen Aluminium<br />
Temperatur einstellbar: frei einstellbar bis<br />
99 Grad<br />
Länge der Zuleitungen: 2,30 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: kleine, kofferähnliche Tasche,<br />
Bedrucken mit Text möglich (20 Euro/<br />
Satz), nur in schwarz lieferbar, keine Bedienungsanleitung<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Reifen<br />
Q-Racing<br />
KLS Pro-X TCU<br />
Felge<br />
Q-Racing<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 84<br />
NOTE: GUT<br />
FAZIT An den Seiten arbeitet der Hersteller<br />
mit breiten Gummibändern, wodurch<br />
die Heizdecken bestens sitzen und sich<br />
hervorragend anbringen lassen. Die Zieltemperatur<br />
ist in Ein-Grad-Schritten bis<br />
99 Grad vorn und hinten separat einstellbar.<br />
Die Aufwärmzeit ist durchschnittlich,<br />
und bei voreingestellten 80 Grad beträgt<br />
die maximale Temperatur nur 72 Grad.<br />
Bis auf die etwas billig wirkenden Steckverbindungen<br />
(siehe Seite 55) sind die<br />
Heizdecken gut verarbeitet. 270 Euro sind<br />
ein sehr faires Angebot.<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Racefoxx Pro<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
Q-Racing 70 Felge<br />
60<br />
Q-Racing Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Racefoxx Pro<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 85<br />
NOTE: SEHR GUT - GUT<br />
FAZIT Die günstigere der beiden Racefoxx-Varianten<br />
heizt die Reifen zügig<br />
auf, die maximale Temperatur beträgt<br />
nach 60 Minuten tadellose 78 Grad. Der<br />
Kippschalter für die Wärmeregulierung<br />
(60/80 Grad) sitzt fest, lose Kabel sucht<br />
man vergebens. Auch sonst sind die Heizdecken<br />
anständig verarbeitet. Mit dem<br />
großflächigen Klett an der Überlappung<br />
lassen sich die Wärmer gut fixieren, was<br />
der Handhabung zugutekommt. Unterm<br />
Strich sammelt der günstige Pro stattliche<br />
85 Punkte und landet auf Platz drei.<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
Referenz Reifen Felge<br />
100<br />
Racefoxx Pro Digital<br />
Referenz 90 KLS Reifen Pro-X TCU<br />
80<br />
Racefoxx 70 Pro Felge<br />
60<br />
Racefoxx Pro Reifen<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
Felge<br />
Racefoxx Pro Digital<br />
10<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 89<br />
NOTE: SEHR GUT - GUT<br />
FAZIT Eine kleine Sensation ist es schon,<br />
dass ein relativ günstiger Reifenwärmer<br />
den Testsieg abräumt. Doch der Pro Digital<br />
heizt sowohl Reifen als auch Felge<br />
zügig auf. Und wer möchte, kann mit der<br />
stufenlosen Regelung deutlich höhere<br />
Temperaturen erzielen als die 77 Grad, die<br />
das Teil bereits nach 45 Minuten erreicht<br />
hat. Dazu sind die Decken gut verarbeitet,<br />
reichen in dieser Hinsicht jedoch nicht<br />
ganz an den Spitzenreiter (KLS) heran.<br />
Gute Noten gibt‘s auch bei den anderen<br />
Kriterien, macht unterm Strich Platz eins!<br />
58 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
60-64 Punkte = ausreichend; 65-69 Punkte = befriedigend bis ausreichend; 70-74 Punkte = befriedigend<br />
75-79 Punkte = gut bis befriedigend; 80-84 Punkte = gut; 85-89 Punkte = sehr gut bis gut; ab 90 Punkte = sehr gut
TTSL<br />
LIGHT DUNLOP SPEZIAL<br />
Kontakt: TTSL-Rennsporttechnik<br />
52441 Linnich<br />
Tel: 02462/90898-10<br />
www.ttsl.de<br />
Preis je Satz: 379 Euro<br />
Herstellungsland: Deutschland<br />
Material außen: Nylon<br />
Material innen: hitzebeständiges Baumwollgewebe<br />
Temperatur einstellbar: nein<br />
Länge der Zuleitungen: 2,35 Meter<br />
Zubehör/Sonstiges: Tasche mit Henkeln, aber<br />
mickrigen Reißverschlüssen, Bedienungsanleitung,<br />
Bedrucken mit Name oder Startnummer<br />
momentan gratis, nur in schwarz erhältlich<br />
Drähte. Sie benötigen geringere Temperaturspitzen<br />
und wärmen den Gummi<br />
gleichmäßiger durch. Bei den Teilen<br />
von Capit, TTSL und Motorrad Racing<br />
Grün liegen die Heizleiter enger zusammen<br />
– sehr schön! Spitzenreiter ist<br />
jedoch der „Sport“ von KLS. Bei ihm beträgt<br />
die Distanz zwischen den Drähten<br />
lediglich acht Millimeter.<br />
Bei den meisten Reifenwärmern zeigen<br />
kleine Leuchtdioden den Aufwärmprozess<br />
an. Manche Modelle arbeiten<br />
mit zwei unterschiedlichen Farben (Rot<br />
und Grün). Mitunter leuchten deren<br />
Lämpchen bereits nach relativ kurzer<br />
Zeit (unter einer halben Stunde) trügerisch<br />
grün, obwohl die Zieltemperatur<br />
noch nicht erreicht ist. Daher die Reifen<br />
zu diesem Zeitpunkt keinesfalls voll<br />
belasten! Erst nach zirka einer Stunde<br />
ist der Gummi voll durchgewärmt.<br />
Passform<br />
REIFEN<br />
VORM FEUERN PERFEKT HEIZEN<br />
Nur ein möglichst faltenfrei und eng<br />
anliegender Reifenwärmer stellt den<br />
Kontakt zum Gummi und damit den<br />
idealen Wärmetransport sicher. Besonders<br />
dicht schmiegen sich der KLS<br />
Sport und der Wärmer von Motorrad<br />
Racing Grün an. Letzterer arbeitet allerdings<br />
mit Kordeln, die bei jedem<br />
Auflegen umständlich neu festgezurrt<br />
werden müssen. Die Heizdecken von Q-<br />
Racing und TTSL haben an den Seiten<br />
breite Gummibänder, wodurch die Decken<br />
ebenfalls sauber anliegen. Kleine<br />
bis mittlere Falten werfen die übrigen<br />
Marken. Bei ihnen sollen im Flankenbereich<br />
eingenähte Gummizüge einen<br />
guten Sitz garantieren – mehr oder<br />
weniger erfolgreich. Manchmal handelt<br />
es sich bei diesen Produkten um Einheitsgrößen,<br />
die mehrere Reifendimensionen<br />
abdecken müssen. Zwar fiel bei<br />
dieser Übung keiner dieser Reifenwärmer<br />
wirklich durch. Doch besser<br />
geeignet sind spezielle, den verschiedenen<br />
Reifendimensionen angepasste<br />
Modelle allemal. Gute Marken haben<br />
verschiedene Größen im Sortiment.<br />
Verarbeitung/Ausstattung<br />
Nichts bringt dieses Kriterium so auf<br />
den Punkt wie der geflügelte englische<br />
Temperatur in Grad<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Reifen<br />
TTSL<br />
KLS Pro-X TCU<br />
Felge<br />
TTSL<br />
KLS Pro-X TCU<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
Zeit in Minuten<br />
PUNKTE: 81<br />
NOTE: GUT<br />
FAZIT Die getestete Dunlop Light-Variante<br />
(andere Versionen möglich) hat eine Zieltemperatur<br />
von 95 Grad. Über die gesamte<br />
Zeit hinweg klettern die Temperaturen<br />
eher gemächlich, nach einer Stunde liegen<br />
85 Grad an – Tendenz steigend (siehe<br />
oberes Diagramm). Wie die Decken von<br />
Q-Racing arbeitet der Hersteller mit breiten<br />
Gummibändern, wodurch die Wärmer<br />
super sitzen und sich easy überstülpen lassen.<br />
Seitliche Klettflächen sind allerdings<br />
etwas klein (siehe Seite 55). Bis auf eine<br />
gelöste Naht sehr anständig verarbeitet.<br />
Grundsätzlich gilt: Slicks immer vorheizen!<br />
Denn die speziellen Mischungen<br />
funktionieren nur bei ausreichend hohen<br />
Temperaturen. Wie warm müssen<br />
die Pellen mindestens sein? Das ist je<br />
nach Hersteller unterschiedlich. Beim<br />
Vorderreifen betragen die Mindestwerte<br />
Referenz meist zwischen Felge 50 und 70 Grad, hinten<br />
zwischen 70 und 90 Grad. Die ideale Betriebstemperatur<br />
Reifen liegt oft noch höher.<br />
Referenz<br />
Lediglich Metzeler und Pirelli geben keine<br />
konkreten Felge Temperaturen an, sondern<br />
TTSL<br />
legen, wie sämtliche andere Hersteller<br />
TTSL Reifen<br />
auch, großen Wert auf den richtigen<br />
Luftdruck. Dazu gleich mehr. Zunächst<br />
ist es wichtig, die Reifen immer komplett<br />
durchzuwärmen – wenigstens 60,<br />
besser 80 Minuten. Nur dann konservieren<br />
die Pellen ihre Temperatur auch bei<br />
Verzögerungen, wie sie beispielsweise<br />
am Vorstart vorkommen. Ein gutes Indiz<br />
für vollständig durchgewärmte Reifen<br />
ist die Felgentemperatur. Sie sollte nicht<br />
unter 40 Grad, besser etwas höher liegen.<br />
Mit welcher Temperatur sollte vorgeheizt<br />
werden? Auch diese Angaben<br />
unterscheiden sich je nach Hersteller.<br />
Die meisten empfehlen jedoch um 80<br />
Grad. Ausnahme: Michelin. Die Franzosen<br />
befürworten das Aufwärmen auf die<br />
ideale Betriebstemperatur. Macht bei<br />
der hinteren Profi-Pelle „Power Slick<br />
Ultimate“ bis zu 120 Grad! Bridgestone<br />
regt dagegen an, ihre Slicks nicht stärker<br />
als die erwähnten 80 Grad vorzuheizen.<br />
Mindestens ebenso wichtig wie die<br />
richtige Temperatur ist der passende<br />
Reifenluftdruck. Hier zählt vor allem jener<br />
beim Fahren. Da sich die Pellen wegen<br />
der mechanischen Belastung beim<br />
Kreiseln nochmals erwärmen, steigt<br />
auch der Luftdruck weiter an. Am besten<br />
nach fünf schnellen Runden messen<br />
und gegebenenfalls anpassen. Sämtliche<br />
Mindest-, Höchst- und Idealwerte<br />
für jedes Produkt in allen Bereichen und<br />
für jeden Reifenbäcker aufzulisten, können<br />
wir an dieser Stelle aus Platzgründen<br />
leider nicht leisten. Für diese Infos<br />
bitte an den Hersteller des Vertrauens<br />
wenden. Meist bieten die Firmen im Internet<br />
ausführliche Infos. Beim Aufwärmtest<br />
der Heizdecken sind uns teils<br />
große Temperaturspitzen um 100 Grad<br />
aufgefallen. Die sind laut Reifenhersteller<br />
aber unbedenklich. Auch dauerhaftes<br />
Aufwärmen während eines Renntrainings<br />
oder einer Rennveranstaltung<br />
schadet nicht. Einige Reifenfirmen empfehlen<br />
sogar ausdrücklich, die Pneus<br />
immer auf der idealen Temperatur zu<br />
halten. Die Verluste von Weichmachern<br />
sind offenbar so gering, dass die Performance<br />
selbst im gehobenen Hobbyracing<br />
nicht eingeschränkt wird. Ebenfalls<br />
unbedenklich sind die geringeren Reifentemperaturen<br />
an der Überlappung<br />
der Heizdecken. Diese kleinen Flächen<br />
erreichen nach einer Aufwärmrunde<br />
Betriebstemperatur.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 59
HEIZDECKEN AUSSER KONKURRENZ<br />
01 Der „Pro-X TCU“ der Firma KLS diente bei diesem Test als<br />
Referenz und läuft außerhalb der Wertung. Diesen knapp 1300<br />
Euro teuren Profiwärmer verwendet beispielsweise das Honda-<br />
Werksteam mit den Piloten Marc Márquez und Dani Pedrosa im<br />
MotoGP. Über die Temperatur-Kontrolleinheit TCU (Temperature<br />
Control Unit) lassen sich zwei unterschiedliche Werte bis 120<br />
Grad voreinstellen. Für eine bessere Vergleichbarkeit wählten wir<br />
jedoch eine Zieltemperatur von 80 Grad. In den Wärmern steckt<br />
statt Heizdrähten ein Hybridgewebe aus Kohlefaser und Aramid.<br />
Die Matten sollen die Reifen großflächig, gleichmäßig und ohne<br />
Temperaturspitzen erwärmen. Der Thermopapier-Abdruck<br />
(mittleres Foto) zeigt das großflächige Aufwärmverhalten deutlich.<br />
Auch auffällig: Die Flanken werden stärker vorgeheizt als die<br />
Reifenmitte. „Das ist Absicht“, erklärt KLS-Macher Tobias Leonhardt.<br />
„Falls einmal die Zeit fehlt, die Reifen komplett durchzuwärmen,<br />
liegen an den Flanken schon höhere Temperaturen an,<br />
was einem Abflug vorbeugen kann.“ Außerdem heizen die Decken<br />
sehr fix. Bei unseren Versuchen lagen an der Reifenoberfläche<br />
nach 25 Minuten bereits 75 Grad an, die Felgentemperatur betrug<br />
38 Grad. Immerhin vier Testkandidaten schafften ähnliche oder<br />
gar bessere Werte. Da die Heizdecken zum Testzeitpunkt nicht<br />
lieferbar waren, half freundlicherweise die Firma TGP Moto<br />
Racing aus – dafür nochmals besten Dank.<br />
02 Auch den „Suprema Vision“ von Capit setzen viele Teams in<br />
den höchsten internationalen Rennklassen wie der MotoGP oder<br />
der Superbike-WM ein. Preis: rund 820 Euro. Diese Heizdecke<br />
läuft ebenfalls außer Konkurrenz. Ihre Besonderheit laut Hersteller:<br />
robuste und absolut wasserfeste Teflondrähte. „Auf Messen<br />
habe ich die Reifenwärmer schon in einem Aquarium präsentiert“,<br />
lächelt Verkaufschef Martin Lochmann zufrieden. Auch der<br />
mit 357 Euro deutlich günstigere Testkandidat „Suprema Spina“<br />
arbeitet mit dieser Technik. Die Thermoabdrücke beider Versionen<br />
sind identisch (siehe Produktkasten Seite 54) und zeigen<br />
ein gleichmäßiges Aufwärmbild. Ein wesentlicher Unterschied<br />
zwischen Spina und Vision: Beim günstigeren Spina liegt die<br />
Zieltemperatur fix bei zirka 85 Grad, der Vision ist dagegen bis<br />
110 Grad frei einstellbar. Außerdem ist der Vision – wie auch das<br />
KLS-Konkurrenzprodukt – mit einer flammfesten Außenhülle aus<br />
Nomex erhältlich.<br />
Auch für den dritten Reifenwärmer im Bunde (ohne Foto) gibt’s<br />
keine Wertung. Dabei handelt es sich um den Eigenimport eines<br />
Kollegen bei einer chinesischen Firma übers Internet. Preis vor<br />
vier Jahren: 120 US-Dollar. Beim Aufwärmtest lieferte das Teil<br />
passable Werte. Bereits nach 25 Minuten erhitzte es die Reifenoberfläche<br />
auf die Maximaltemperatur von 72 Grad. Die Felgentemperatur<br />
erreichte allerdings erst nach knapp 50 Minuten ihren<br />
Höchstwert (41 Grad). Experimentierfreudige schauen im Netz<br />
unter www.xp-motor.com<br />
01 02<br />
Satz „What you pay is what you get“.<br />
Heißt frei übersetzt: Anständige Qualität<br />
kostet Geld! Wer für einen Satz Heizdecken<br />
nicht mehr als 130 Euro berappen<br />
möchte, darf sich nicht über eine<br />
nachlässige Verarbeitung wundern.<br />
Vor allem Billigprodukte aus China<br />
fallen hierbei negativ auf, wie der<br />
erwähn te lose Kippschalter oder die<br />
eingeschränkte Aufwärmleistung der<br />
Louis-Decke eindrücklich zeigen.<br />
Auch unsaubere Nähte oder Ränder<br />
mit asymmetrischen Formen zeugen<br />
von achtlosem Finish.<br />
Aus Fernost kommt jedoch auch<br />
bezahlbare hochwertige Ware, wie die<br />
Heizdecken von Racefoxx oder Q-Racing<br />
eindrücklich beweisen. Außer auf<br />
die Verarbeitung achteten wir bei der<br />
Punktevergabe auch auf die Ausstattung.<br />
Einen Zähler zogen wir für fehlende<br />
oder in Fremdsprache verfasste<br />
Bedienungsanleitungen ab. Vorbildlich<br />
sind die ausführlichen Nutzerinfos<br />
der Firmen Louis und Motorrad Racing<br />
Grün. Modelle ohne einstellbare Zieltemperaturen<br />
ahndeten wir mit zwei<br />
Punkten Abzug.<br />
Hier noch kurz ein Wort zu Nomex.<br />
Bei diesem Begriff handelt es sich um<br />
eine flammfeste Spezialfaser, die auch<br />
in Feuerwehrbekleidung vorkommt. Die<br />
meisten Hersteller verwenden Nomex<br />
an der Innenseite als schützende<br />
Schicht zwischen Heizdraht und Reifen.<br />
Bei manchen Bikes läuft der Auspuff<br />
respektive Sammler sehr knapp am<br />
Hinterrad vorbei (Beispiel: Ducati<br />
Panigale). Bei diesen Maschinen am<br />
besten auf Produkte zurückgreifen, bei<br />
denen die Spezialfaser auch als Außenhülle<br />
verwendet wird. Andernfalls<br />
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte CAPIT<br />
SUPREMA<br />
SPINA<br />
CONSTANDS<br />
SUPERBIKE<br />
SCHWARZ<br />
HEIN GERI-<br />
CKE PRO<br />
SPORTS 3D<br />
HSR<br />
RADIAL XXL<br />
KLS<br />
SPORT<br />
LOUIS<br />
MOTORRAD<br />
RACING<br />
GRÜN<br />
Aufwärmverhalten 40 32 38 40 35 33 20 40<br />
Passform 20 15 15 15 14 19 15 19<br />
Ausstattung/Verarbeitung 20 16 6 6 16 17 12 17<br />
Handhabung 20 16 16 16 18 19 16 8<br />
GESAMTPUNKTE 100 79 75 77 83 88 63 84<br />
PLATZIERUNG 8. ohne Platzierung * ohne Platzierung * 6. 2. 9. 4.<br />
* Keine Platzierung wegen Sicherheitsmangel<br />
60 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Bei Wind und Wetter im Fahrerlager durchaus<br />
sinnvoll: wärmeisolierende Windstopper, hier von<br />
HSR. Preis je Satz: 80 Euro<br />
könnte der Reifenwärmer Schaden nehmen.<br />
Diesen Service bieten jedoch nur die teuren, in<br />
diesem Test außer Konkurrenz laufenden Modelle<br />
gegen entsprechenden Aufpreis.<br />
Handhabung<br />
Wie mühelos lassen sich die Überzieher anbringen?<br />
Wie einfach fixieren? Auch in diesem Kriterium<br />
herrschen teils große Unterschiede. Genial<br />
ist der in Reifenform vorgebogene Rahmen des<br />
KLS Sport. Einfach auf den Reifen stecken, weiteres<br />
Fixieren mit den üblichen Klettriemen ist<br />
nicht nötig. Nach dem Aufziehen nur die Lasche<br />
an der Überlappung befestigen – fertig. Wie<br />
bereits geschildert, läuft diese Übung beim einzigen<br />
Modell mit Kordelzügen deutlich umständlicher<br />
ab. Die weiteren Heizdecken bilden die<br />
goldene Mitte und lassen sich problemlos überstülpen.<br />
Lediglich beim Wärmer von TTSL fallen<br />
die vergleichsweise kleinflächigen Klettverschlüsse<br />
seitlich unterhalb der Flanken auf.<br />
Da dieser Part beim Schließen stark beansprucht<br />
wird, wünschen wir uns dort etwas mehr Klett.<br />
Größere Bedenken haben wir jedoch bei tief<br />
sitzenden vorderen Kotflügeln wie bei der Panigale.<br />
Die Heizdecken ließen sich nur mit viel Kraft<br />
durchziehen, was mit der Zeit Schäden am Wärmer<br />
und/oder dem Kotflügel verursachen kann.<br />
In diesen Fällen lieber den Kotflügel per Langlöcher<br />
etwas höher setzen. Personenschäden sind<br />
aber folgenreicher. Um sie zu vermeiden, immer<br />
daran denken: Vor der Action Überzieher drauf!<br />
Man könnte sich sonst ja was einfangen.<br />
Q-RACING<br />
RACEFOXX<br />
PRO<br />
RACEFOXX<br />
PRO DIGITAL<br />
TTSL<br />
LIGHT DUN-<br />
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31 36 38 30<br />
18 17 17 18<br />
17 15 17 15<br />
18 17 17 18<br />
84 85 89 81<br />
4. 3. 1. 7.<br />
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& Co. KG Verlagsgesellschaft mit Ihren Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren.<br />
Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte zusätzlich eine GRATIS-Ausgabe.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
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mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />
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TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
WERNER KOCH<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner<br />
„Mini“ Koch tüftelt und bastelt<br />
ständig selbst in seiner eigenen<br />
Werkstatt, und kein Technik-<br />
Thema ist ihm zu verworren.<br />
Und weiß er tatsächlich mal<br />
selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine<br />
Technik-Frage, die<br />
Sie schon lange<br />
umtreibt? Im Forum<br />
behauptet jeder<br />
etwas anderes?<br />
Sie sind mit Ihrem<br />
Latein am Ende?<br />
Dann stellen Sie uns<br />
Ihre Frage. <strong>PS</strong> geht<br />
der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt<br />
die Zusammenhänge<br />
oder fragt die<br />
Experten der Industrie<br />
oder Rennteams.<br />
Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.<br />
de, bitte „Technik“<br />
im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: 2snap (2), Koch, Schermer,<br />
fact<br />
KETTEN<br />
REAKTION<br />
? Wie findet man die passende<br />
Übersetzung für die Rennstrecke?<br />
Gerald Knitt<br />
<strong>PS</strong>-Antwort Hallo Gerald, rein theoretisch<br />
sollte die Endübersetzung so<br />
gewählt sein, dass Du auf der längsten<br />
Geraden den letzten Gang kurz vor<br />
dem Bremspunkt ausgedreht hast oder<br />
sogar für einen kurzen Moment im<br />
Begrenzer „anstehst“. Damit steht dir in<br />
der Beschleunigungsphase die höchstmögliche<br />
Zugkraft am Hinterrad zur<br />
Verfügung. Diese Zugkraft ist der entscheidende<br />
Faktor bei der Beschleunigung.<br />
Die Formel, wonach der letzte<br />
Gang in der schnellsten Sektion ausdrehen<br />
sollte, gilt allerdings nur noch<br />
für Bikes mit einer Leistung deutlich<br />
unter 100 <strong>PS</strong>. Deshalb nutzen die rund<br />
55 <strong>PS</strong> starken Moto3-Maschinen auf<br />
fast allen Strecken sämtliche zur Verfügung<br />
stehenden sechs Gangstufen.<br />
Allerdings wird auch hier darauf<br />
geachtet, dass der Motor aus Kurven<br />
heraus mit der optimalen Drehzahl auf<br />
eine anschließende lange Gerade<br />
beschleunigen kann, um den Speed<br />
62 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
perfekt mitzunehmen. Bei dieser Feinabstimmung<br />
können die Fahrer der<br />
kleinsten Klasse nicht nur die Gesamtüber<br />
setzung zwischen Ritzel und<br />
Hinterrad (Sekundärantrieb), sondern<br />
auch die jeweiligen Gangstufen im<br />
Getriebe anpassen. Zudem erlaubt das<br />
<strong>2016</strong>er-Reglement die Verwendung von<br />
drei unterschiedlichen Primär-Übersetzungen,<br />
also die Zahnrad-Konfiguration<br />
zwischen der Kurbelwelle und dem<br />
Kupplungskorb (Primärantrieb).<br />
Dieser Trick erlaubt es, den Sekundärantrieb<br />
aus Ritzel und Kettenblatt<br />
Schnellwechselgetriebe<br />
im GP-<br />
Sport erlauben die<br />
optimale Anpassung<br />
der einzelnen<br />
Gangstufen an das<br />
Strecken-Layout.<br />
Dafür sind jedoch<br />
unzählige Zahnradpaarungen<br />
notwendig<br />
Bei Serienmotorrädern<br />
wird die<br />
passende Übersetzung<br />
in der<br />
Kombination Ritzel<br />
(vorn) und Kettenrad<br />
(hinten) hergestellt.<br />
Dabei<br />
ändern sich jedoch<br />
Radstand und<br />
Kettenspannung<br />
Bei jeder Änderung<br />
von Ritzel oder<br />
Kettenrad muss die<br />
Kettenspannung<br />
überprüft und neu<br />
justiert werden.<br />
Wodurch sich auch<br />
Radstand und<br />
Gewichtsverteilung<br />
mehr oder weniger<br />
stark ändern<br />
für viele Rennstrecken beizubehalten.<br />
Denn die Durchmesser von Kettenritzel/Kettenblatt<br />
haben einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Kräfte und<br />
Reaktionen des Kettenzuges, das sogenannte<br />
„Anti-Squating“, und die möchte<br />
man nur ungern verändern. Mit diesem<br />
Anti-Squating wird verhindert, dass<br />
das Motorrad beim Beschleunigen<br />
hinten eintaucht und sich die Lenkgeometrie<br />
zum Nachteil verändert.<br />
Bei den 600er-Supersport- und<br />
Moto2-Motorrädern hingegen sind die<br />
Primär- und Getrieberäder festgeschrieben,<br />
die Übersetzung darf also<br />
nur über den Sekundärantrieb verändert<br />
werden. Im MotoGP ändern die<br />
Techniker nur in ganz wenigen Fällen<br />
die Kettenräder, sondern passen die<br />
einzelnen Getriebestufen und die Primärübersetzung<br />
der Strecke an. Wobei<br />
es der immense Leistungsüberschuss<br />
der rund 260 <strong>PS</strong> starken Maschinen<br />
erlaubt, dass die Fahrer nicht zwingend<br />
alle Gangstufen nutzen. So kommen<br />
beispielsweise auf dem engen GP-<br />
Kurs in Valencia nur vier Gänge zum<br />
Einsatz. In Brünn geht man davon aus,<br />
dass Rossi und Konsorten nur die<br />
drei oberen Gangstufen verwenden.<br />
Was natürlich nur deshalb möglich ist,<br />
weil die 1000er ein extrem breites<br />
nutzbares Drehzahlband aufweisen,<br />
bei dem jeder unnötige Schaltvorgang<br />
trotz Seamless-Getriebe den idealen<br />
Strich der Piloten stören könnte.<br />
Für den Hobby-Racer mit einem<br />
kräftigen 1000er-Motor gilt diese Maßnahme<br />
genauso. Man sollte also bei der<br />
Wahl der Übersetzung darauf achten,<br />
dass man in komplizierten Streckenpassagen<br />
so wenig als möglich schalten<br />
muss. Dazu kann man auch ruhig<br />
die Sekundärübersetzung so wählen,<br />
dass man auf den sechsten Gang verzichtet<br />
und stattdessen die Sektionen<br />
rund und geschmeidig durchfährt.<br />
Da die aktuellen 1000er serienmäßig<br />
auf 300 km/h übersetzt sind,<br />
kann man für die Rennstrecke generell<br />
vorne einen Zahn kleiner (Radstand<br />
wird rund 8 mm länger), respektive<br />
hinten drei Zähne größer fahren<br />
(Radstand wird rund 24 mm kürzer bei<br />
gleicher Kettenlänge). Diese Änderung<br />
verbessert nicht nur subjektiv, sondern<br />
auch messbar die Beschleunigung,<br />
ohne die auf der Rennstrecke erreichbare<br />
Höchstgeschwindigkeit zu<br />
beschneiden.<br />
Wer das Spiel mit der Übersetzung<br />
ernst meint und damit seine Rundenzeiten<br />
verbessern möchte, sollte sich<br />
eine Übersetzungstabelle anlegen, um<br />
die verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten<br />
(Ritzel/Kettenblätter) mit den<br />
einzelnen Gangstufen und der Drehzahl<br />
abzugleichen. Ganz wichtig zu beachten:<br />
der Abrollumfang am Hinterrad,<br />
der nach Dimension und Reifentyp<br />
stark variieren kann und damit natürlich<br />
die Endübersetzung beeinflusst.<br />
Und nicht vergessen: Eine Übersetzung,<br />
die im Training auf das Rennstrecken-Layout<br />
perfekt passt, kann<br />
im Rennen – wenn es richtig zur Sache<br />
geht – dann schon mal einen Tick zu<br />
kurz sein.<br />
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Foto: Hiller<br />
Starke Leistung 1958 auf dem Nürburgring: Ernst Hiller mit der BMW (#18) in der<br />
ersten Startreihe zwischen den Werks-MV von John Surtees (#6) und John Hartle<br />
ZWEI HABEN GEFEHLT<br />
Helden der Königsklasse, <strong>PS</strong> 08/<strong>2016</strong><br />
Bei dem Beitrag fehlt ein Mann, der<br />
zwischen 1958 und 1972 in der Königsklasse<br />
erfolgreicher war als die meisten<br />
der von Ihnen genannten Fahrer:<br />
nämlich Ernst Hiller. Mindestens acht<br />
Mal war er in den Top Ten und zwei<br />
Mal auf dem Podest mit dritten Plätzen<br />
in Hockenheim und am alten Sachsenring<br />
(1970). Sowie zwei Mal Platz vier<br />
in Assen und am Nürburgring (1958).<br />
Außerdem schaffte er es, sich bei diesem<br />
Rennen im Training zwischen den<br />
beiden Werks-MV von John Surtees<br />
und John Hartle zu platzieren. 1958 war<br />
Ernst Hiller als WM-Siebter bester Privatfahrer<br />
der 500er-Klasse. Er startete<br />
in seiner Rennkarriere mit BMW-Motorrädern,<br />
auf der Kawasaki H1R 500 und<br />
der König 500. Hannes Hiller, Verl<br />
Ein schöner und interessanter Artikel,<br />
der schon lange „überfällig“ war.<br />
Allerdings hat der Autor einen Fahrer<br />
vergessen, der unbedingt dazugehört:<br />
Peter Schleef aus Spenge auf einer<br />
Honda RS 500. Hier einige seiner Erfolge:<br />
1987 Vierter und 1988 Dritter der<br />
deutschen Meisterschaft, 1988 Platz 13<br />
und drei Punkte beim WM-Lauf auf<br />
dem Nürburgring, neunter Startplatz<br />
beim Grand Prix in Assen 1989. Leider<br />
endete seine Karriere abrupt durch<br />
einen schweren, unverschuldeten Trainingssturz<br />
Anfang 1990 in Rijeka.<br />
Jürgen Karrenberg, Penzberg<br />
Unsere Leser haben recht: Die beiden<br />
genannten Fahrer hätten eine<br />
Erwähnung im Text verdient gehabt.<br />
In der Hektik haben wir das<br />
leider nicht bemerkt und möchten<br />
uns dafür entschuldigen. Die Red.<br />
ZU GENAU GEPRÜFT?<br />
Zu Lautstärkelimits auf Rennstrecken<br />
Ich verstehe noch bis zu einem bestimmten<br />
Grad, dass es Lärmlimits auf<br />
Rennstrecken gibt, aber:<br />
1. Es ist doch krank, dass ich mit meiner<br />
S 1000 RR legal an Schulen, Krankenhäusern<br />
und Pflegeheimen vorbei,<br />
aber mit dem straßenzugelassenen<br />
Fahrzeug nicht auf der Rennstrecke<br />
fahren darf.<br />
2. In Hockenheim bauen Anwohner<br />
neue Häuser direkt neben der Rennstrecke<br />
beziehungsweise kaufen dort<br />
Häuser. Es kann doch nicht angehen,<br />
dass diese Personen danach das Recht<br />
haben, gegen die „plötzlich“ aufgetauchte<br />
Rennstrecke zu protestieren.<br />
3. Die Städte und Gemeinden sollten<br />
sich einmal des Wirtschaftsfaktors<br />
einer Rennstrecke bewusst werden.<br />
4. Am 4. Juli waren vor dem Montagstraining<br />
in Hockenheim Sportautoclubs<br />
auf der Strecke. Deren McLaren, Lamborghini<br />
und Ferrari hatten nichts mit<br />
den 98 dB zu schaffen und brüllten,<br />
dass es eine Freude war. 30 Minuten<br />
später wurde jedes Motorrad peinlich<br />
genau auf das 98-dB-Limit geprüft,<br />
viele durften nicht auf die Strecke. Verstehen<br />
muss man dieses Verhalten des<br />
Betreibers nicht. In Spanien, Italien und<br />
Tschechien gibt‘s diesen Unsinn nicht.<br />
Maik Altendorf per E-Mail<br />
Vielen Dank für den wieder mal aufschlussreichen<br />
Test. Beim Zugkraftdiagramm<br />
habe ich mich aber gefragt,<br />
ob es wirklich sinnvoll ist, bei so leistungsstarken<br />
Bikes die Zugkraft im<br />
zweiten Gang anzugeben, weil meiner<br />
Erfahrung nach ein Motorrad je nach<br />
Konfiguration ab 2500 bis 3000 Newton<br />
Zugkraft mit dem Vorderrad zum<br />
Himmel strebt. Der angegebene Wert<br />
ist also nur theoretisch, weil in der<br />
Praxis nicht abrufbar. Wäre da nicht<br />
der dritte Gang praxisrelevanter?<br />
Und noch ein Punkt, der im Text keinerlei<br />
Erwähnung findet – der Verbrauch.<br />
Wenn ich mit der Tuono nach<br />
150 Kilometern an die Säule muss, weil<br />
sie über neun Liter frisst, finde ich das<br />
schon erwähnenswert. Das geht, da<br />
bin ich ganz sicher, mit einer guten Motorabstimmung<br />
ohne nennenswerten<br />
Verlust an Fahrbarkeit oder Leistung<br />
mit drei Litern weniger. Dass die Yamaha<br />
mit gut acht Litern kaum besser dasteht,<br />
macht die Sache auch nicht wirklich<br />
gut. Da sollten die Herren in Noale<br />
oder Iwata mal nach München schauen<br />
– da kann man das offenbar besser.<br />
Kai Lunau per E-Mail<br />
Auf engen Landstraßen ist der<br />
zweite Gang beim Herausschnalzen<br />
aus Kurven schon entscheidend.<br />
Im dritten Gang bewegt man<br />
sich schnell in illegalen Geschwindigkeiten.<br />
Und so ein Wheelie am<br />
Kurvenausgang hat doch auch<br />
etwas, oder?<br />
Die Red.<br />
NEUES MODELL?<br />
Zur Yamaha YZF-R6<br />
2017 soll eine neue R6 kommen. Haben<br />
Sie dazu irgendwelche Informationen?<br />
Josef Fuchs per E-Mail<br />
Während Honda, Triumph und<br />
wohl auch Kawasaki den hohen<br />
Entwicklungsaufwand ihrer 600er<br />
für die Euro-4-Norm scheuen und<br />
die Produktion deshalb einstellen,<br />
wird Yamaha eine neue R6 bringen.<br />
Details erwarten wir allerdings<br />
nicht vor der INTERMOT-<br />
Messe im Herbst.<br />
Die Red.<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
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schwören auf den Intensivkurs<br />
Yamaha-R6-Dunlop-Cup, der sich<br />
jetzt in der zweiten Saisonhälfte<br />
befindet. Mittendrin: <strong>PS</strong>-Redakteur<br />
Tobi auf der Suche nach schnellen<br />
Rundenzeiten. Geschenkt gibt es<br />
die nicht, wie die Läufe in Zolder<br />
und Schleiz beweisen.<br />
Text: Tobias Münchinger; Fotos: Andreas Weinand,<br />
Felix Wießmann, Buenos Dias, Münchinger<br />
72 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 73
01 Ross ohne Reiter. Letzterer sitzt<br />
gerade im Medical Center und isst Eis<br />
02 Von irgendwoher kommen ungesunde<br />
Geräusche. Sind es die Zündkerzen<br />
oder droht ein Motorschaden?<br />
Aufatmen, am Ende ist es nur eine<br />
Dichtung im Bereich der Airbox, die<br />
nicht richtig sitzt<br />
03 Teamchef Uli, Manni und André<br />
beim Zaubern. In kürzester Zeit ist die<br />
R6 wieder fit<br />
04 Dank des Data Recordings lassen<br />
sich die Gründe für fast alles herausfiltern,<br />
was draußen auf der Strecke<br />
passiert 05 „Siehst du die stark voneinander<br />
abweichenden Drehzahlen<br />
von Vorder- und Hinterrad? In diesem<br />
Moment hattest du sie verloren“<br />
01 03<br />
02<br />
04<br />
05<br />
Geschenkt gibt es höchstens<br />
mal Dinge wie ein Eis. Ich sitze<br />
im belgischen Zolder im<br />
Medical Center und esse ein<br />
Cornetto Haselnuss. Der freundliche<br />
Sani hat es mir lächelnd in die Hand<br />
gedrückt, als er mit der Familienpackung<br />
unterm Arm an mir vorbei<br />
in Richtung seiner Kollegen läuft.<br />
Es schmeckt nicht so richtig, weil ich<br />
nicht genau weiß, wie stark meine Maschine<br />
beschädigt ist, von der ich etwa<br />
fünf Minuten zuvor abgeflogen bin –<br />
Highsider auf Start/Ziel. Quasi ein Klassiker.<br />
Das Hinterrad verlässt wie in<br />
Zeitlupe den Zustand eines für mich<br />
noch kontrollierbaren Rutschers und<br />
ich weiß: den fängst du nicht mehr. Augenblicke<br />
später liege ich rücklings auf<br />
den Curbs und warte, bis mein System<br />
wieder hochfährt. Einundzwanzig,<br />
zweiundzwanzig…na also, der Datensatz<br />
meiner Festplatte scheint unbeschädigt.<br />
Die Hardware müsste bis auf<br />
starke Prellungen an der linken Hand<br />
und noch viel stärkere im Bereich der<br />
rechten Gesäßhälfte auch okay sein.<br />
Bevor ich ins Safety Car bugsiert werde,<br />
erhasche ich einen Blick auf meine<br />
R6. Die Streckenposten lehnen sie gerade<br />
an die Leitplanke. Oh Baby, hoffentlich<br />
geht es dir gut! Mir fällt ein<br />
schlauer Satz meines Kumpels Aaron<br />
ein. In weiser Voraussicht meinte er<br />
bereits Wochen vor dem heutigen Tag:<br />
„Du wirst im Cup am Limit fahren, und<br />
irgendwann findest du es halt auch.“<br />
Daran habe ich nie gezweifelt. So<br />
ist das eben in diesem Sport. Trotzdem<br />
könnte ich mich schwarz ärgern. Der<br />
Plan, mich mit einer schnellen Rundenzeit<br />
im zweiten Qualifying auf eine gute<br />
Startposition zu stellen, ging gründlich<br />
daneben. Yamaha-Cup fahren ist einfach<br />
eine irre Nummer. Wenn eine ordentliche<br />
Zeit im ersten Qualifying gelingt,<br />
kann man Gift darauf nehmen, dass<br />
das gesamte Feld im zweiten Qualifying<br />
nochmals einen drauflegt. Jetzt stehe<br />
ich auf Startplatz 26, weit weg von meinen<br />
eigenen Erwartungen und den ersehnten<br />
ersten Punkten.<br />
Früher hat es mich beim Downhill<br />
fahren oder beim Skaten öfters auf die<br />
Klappe gelegt. Die Frage ist immer,<br />
wie geht man mit einem Crash um? Ich<br />
„DU WIRST IM<br />
CUP AM LIMIT<br />
FAHREN, UND<br />
IRGENDWANN<br />
FINDEST DU ES<br />
HALT AUCH“<br />
finde einen Sturz nicht schlimm, solange<br />
ich weiß, warum ich abgestiegen bin.<br />
Da fällt es leichter, direkt danach weiterzumachen.<br />
In diesem Fall kenne ich<br />
den Grund genau. Die Linie war falsch<br />
und ich hätte dem neuen Reifen noch<br />
eine weitere Runde geben sollen, anstatt<br />
gleich drauflos zu ballern. Mit der<br />
Brechstange klappt´s halt nicht.<br />
Vor unserem Zelt kommt Joachim mit<br />
meiner R6 angefahren. Für einen kapitalen<br />
Highsider sieht die Yamaha erstaunlich<br />
gut aus. Ein neuer Gaszug<br />
wird fällig. Außerdem müssen der Lenkerstummel<br />
rechts, der Bremshebel und<br />
74 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
die Fußraste ausgetauscht werden. Ansonsten<br />
hat das Bike nur ein paar Kratzer<br />
abbekommen – dem Crashpad sei<br />
Dank. Teamchef Uli besorgt die nötigen<br />
Ersatzteile aus dem Cup-Truck, während<br />
Manni bereits technische Zeichnungen<br />
wälzt, um herauszufinden, wie<br />
genau der neue Gaszug verlegt werden<br />
muss. Kurz darauf gelingt es André, den<br />
Gaszug unterhalb der Airbox durchzufummeln.<br />
Die R6 steht wieder einsatzbereit<br />
da, und ich kann meinem Team<br />
Schüller-Racing nur ein riesengroßes<br />
Dankeschön aussprechen. So ein Einsatz<br />
und Zusammenhalt ist unbezahlbar.<br />
In Zolder fahren wir ausnahmsweise<br />
zwei Rennen an einem Wochenende, da<br />
Oschersleben in diesem Jahr nicht im<br />
Kalender steht. Einige Stellen des Kurses<br />
sind verdammt knifflig. Mehrmals muss<br />
aus hoher Geschwindigkeit stark abgebremst<br />
und dann scharf abgewinkelt<br />
werden. Über den sogenannten Sakramente-Hügel<br />
hebt das Vorderrad ab,<br />
und gleich dahinter kommt eine gemeine<br />
Schikane. Wer hier nicht beherzt über<br />
die Curbs ballert, verliert bestimmt eine<br />
Sekunde. Hinfallen ist prinzipiell überhaupt<br />
keine gute Idee. In Zolder kommt<br />
an einigen Stellen rasch die Mauer.<br />
Den Start des ersten Rennens erwische<br />
ich so mittelprächtig, aber in der<br />
Bei den heißen Temperaturen in Zolder und der herunterknallenden Sonne<br />
hilft der Schirm ausnahmsweise einmal. Noch einen Schluck Wasser und ein<br />
bisschen Zuversicht tanken, dann geht´s los<br />
ersten Kurve staut sich sowieso alles.<br />
Nach der ersten Runde habe ich ein<br />
paar Plätze gutgemacht und hänge mich<br />
an eine Vierergruppe dran, die sich<br />
einige Meter vor mir heftig bekriegt.<br />
Das Anbremsduell in der Spitzkehre<br />
vor dem Medical Center endet in einer<br />
großen Staubwolke, zwei oder drei<br />
Fahrer liegen im Dreck. Gegen Ende des<br />
Rennens wird es bei den heißen Tem-<br />
Voll über die Curbs.<br />
In der Schikane<br />
hinterm Sakramente-<br />
Hügel liegt mindestens<br />
eine Sekunde<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 75
Den Buchhübel herunter<br />
nimmt man<br />
das Panorama auf<br />
der Maschine sitzend<br />
gar nicht wahr<br />
peraturen richtig anstrengend, und es<br />
gibt noch ein paar weitere Ausfälle.<br />
Meine Prellungen an Arm und Hüfte stören<br />
mich kaum, aber die Konzentration<br />
lässt stark nach. Wie lange geht es<br />
denn noch? Die schwarz-weiß karierte<br />
Zielflagge will einfach nicht kommen!<br />
Plötzlich verdreht sich mein rechter<br />
Lenkerstummel nach innen und steht<br />
völlig schief. Verdammt, haben wir das<br />
Ding etwa nicht richtig festgezogen?<br />
Ich kann nicht mehr aggressiv bremsen<br />
und die Maschine kaum in Rechtskurven<br />
drücken. Was nun, rausfahren?<br />
In der ersten Linkskurve nach Start/Ziel ist es anfangs nur auf einem<br />
schmalen Streifen Asphalt trocken, doch alle Cuppies kommen heil durch<br />
Auf gar keinen Fall! Ich rechne jeden<br />
Moment mit einer Attacke der Piloten<br />
hinter mir, doch die kommt nicht mehr.<br />
Am Ende des Rennens stehe ich im<br />
eigenen Saft, bin völlig platt und mit<br />
einem 19. Platz echt zufrieden.<br />
Alle Fahrer, die im ersten Rennen<br />
einen Ausfall erlitten haben, sind zum<br />
zweiten Lauf wieder am Start. Daryl<br />
war in den Crash an der Spitzkehre<br />
involviert und meint: „Motorrad läuft.<br />
Und ich hab eine Ibu eingeworfen, es<br />
geht schon.“<br />
Auch bei mir passt alles. Diesmal hält<br />
mein Lenker. Trotz schnellerer Rundenzeiten<br />
als im ersten Rennen komme ich<br />
aber nicht weiter vor als bis Rang 22.<br />
Drei Wochen später werden die Karten<br />
am Schleizer Dreieck neu gemischt.<br />
Schleiz ist keine permanente Rennstrecke.<br />
Unter der Woche rollt auf der Landstraße<br />
der Berufs- und Pendlerverkehr.<br />
Das alte Fahrerlager befindet sich auf<br />
der grünen Wiese und alles schmeckt<br />
stark nach Roadracing, was mir gut in<br />
den Kram passt. Hier gibt es einige berüchtigte<br />
Stellen, an denen man „Eier“<br />
braucht. Den Buchhübel Richtung Stadt<br />
hinunter wird es eng und sauschnell.<br />
Und dann erst die brenzlige Seng. Eine<br />
ewig lange Links bergab, die Vollgas im<br />
76 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
„DER KOPF SOLL-<br />
TE EINGESCHAL-<br />
TET SEIN, DARF<br />
ABER NICHT IM<br />
WEG STEHEN“<br />
sechsten Gang mit herber Schräglage<br />
genommen wird. Mein Wunsch fürs Wochenende:<br />
alles, nur bitte keinen Regen!<br />
Im Osten herrscht noch richtige<br />
Begeisterung für den Motorsport, das<br />
fällt deutlich auf. 30 000 Fans füllen die<br />
Tribünen in Schleiz. Für mich fühlt es<br />
sich großartig an, hier zu fahren. Obwohl<br />
ich den Kurs bislang nicht kenne,<br />
gelingt mir im ersten Qualifying eine<br />
Rundenzeit von 1.35,1 Minuten. Ich bin<br />
mir sicher, dass ich die Zeit im zweiten<br />
Qualifying mit neuen Reifen noch verbessern<br />
kann. Aber jetzt nicht wieder<br />
ablegen, sondern mit Gefühl.<br />
Zum Teufel mit dem Gefühl, im zweiten<br />
Qualifying will mir rein gar nichts<br />
gelingen! Zuerst stecke ich über mehrere<br />
Runden im Pulk fest und komme<br />
nicht auf Geschwindigkeit. Deshalb fahre<br />
ich einmal durch die Boxengasse und<br />
lasse die Meute ziehen. Endlich auf meiner<br />
persönlichen Rekordrunde, fällt der<br />
Laptimer runter und baumelt irgendwo<br />
im Bereich der Kanzel herum. Später<br />
hänge ich wieder hinter einem langsameren<br />
Fahrer fest und komme ewig<br />
nicht vorbei. In Schleiz zu überholen<br />
ist nicht einfach. Anschließend liegt ein<br />
Trümmerteil vom Curb auf der Ideallinie.<br />
Dann fällt zum zweiten Mal der Laptimer<br />
runter. Am Schluss verbremse ich<br />
mich noch einmal an der Schikane auf<br />
Start/Ziel, und schon ist der Turn vorbei.<br />
Ich bin zwei Zehntel langsamer als<br />
im ersten Qualifying, trotz neuer Reifen.<br />
Startplatz 25. Unterm Helm fluche ich<br />
wie ein Rohrspatz.<br />
Wenn man kein Glück hat, kommt<br />
manchmal sogar noch Pech dazu. In der<br />
Nacht zum Rennsonntag regnet es bis<br />
sechs Uhr morgens. Wir sind erst um<br />
zehn Uhr dran, sodass die Piste bis auf<br />
wenige nasse Stellen abtrocknen kann.<br />
Gleich nach dem Start wird es in der<br />
ersten Links in Richtung Buchhübel<br />
ernst, nur ein schmaler Streifen Asphalt<br />
ist dort schon trocken. Entgegen aller<br />
Erwartungen kommen alle Fahrer heil<br />
durch die erste Kurve. Das Feld liegt<br />
ziemlich dicht beisammen, wobei die<br />
Spitze mit 1.31er-Zeiten keine Gefangenen<br />
macht. Einfach verrückt, wie<br />
schnell der gesamte Cup auf der<br />
schwierigen Strecke fährt. Ich kann<br />
in den ersten paar Runden Plätze gutmachen.<br />
Meine beste Runde steht bei<br />
1.34,1 Minuten und ich merke: Junge,<br />
hier ist das Limit. Der Grip am Hinterrad<br />
reißt beim Herausbeschleunigen nicht<br />
nur einmal ab, und der letzte Anbremsdrift<br />
hätte mich schier in die Botanik<br />
befördert. Um schnell zu sein, muss<br />
man genauso intelligent wie abgebrüht<br />
fahren. Der Kopf sollte eingeschaltet<br />
sein, darf aber nicht im Weg stehen.<br />
Eine schmale Gratwanderung, die Marc<br />
Zellhöfer, Patrik Kosiniak und Daniel<br />
Rubin mit den Plätzen eins bis drei<br />
super beherrschen.<br />
Abzüglich der beiden Gaststarter<br />
wird es für mich in Schleiz ein hart<br />
erkämpfter 18. Platz. Das kalte Bier mit<br />
Teamchef Uli und den Kumpels<br />
schmeckt heute ganz hervorragend –<br />
gerade, weil es das geschenkt gibt.<br />
01 02<br />
03 04<br />
01 Wieder der Buchhübel, diesmal<br />
im Scheitelpunkt von vorn. Die<br />
Anfahrt ist komplett blind<br />
02 Gemütliches Beisammensein<br />
am Abend. Bier und Grillgut sind<br />
die Begleiter jedes Rennevents<br />
03 In Schleiz laufen die Dinge<br />
anders. Wir beziehen Quartier im<br />
alten Fahrerlager, das auf der<br />
grünen Wiese liegt<br />
04 Nach dem Rennen im Parc<br />
fermé. Uli: „Abzüglich der beiden<br />
Gaststarter Platz 18. Die Richtung<br />
stimmt“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 77
PITLANE<br />
NEWS<br />
Fotos: Trackriders.eu<br />
ENDE GUT<br />
T-Cup, T-Challenge und Trofeo Italiano gastierten in der<br />
Börde, brannten Fabelzeiten hin und krönten den ersten<br />
Meister der auslaufenden Saison.<br />
Erneut Meister der Italien-Superbikes:<br />
der Schwabe und Pro Superbike-Veteran<br />
Michael Tränklein<br />
OSCHERSLEBEN<br />
Die Rennstrecke in der<br />
Börde hatte schon immer<br />
etwas ganz Spezielles.<br />
So auch dieses Jahr:<br />
tropische Temperaturen,<br />
latente Gewitterneigung,<br />
fiese Stechmücken. Zutaten,<br />
die die Helden aus T-Cup, Trofeo Italiano und T-Challenge<br />
aber nicht einbremsten. Ganz besonders den Cheffe bei den<br />
Trofeo Italiano-Superbikes nicht: Michael „Fliege“ Tränklein<br />
(Ducati) holte sich trotz sensationell schlechtem Start vorzeitig<br />
erneut die Krone bei den Superbikes. Die beiden Aprilia-Verfolger<br />
Oli Martin und Dirk Fuhrmann werden sich beim Saisonfinale<br />
in Most (10./11. September) einen fairen Kampf um den<br />
Vizetitel liefern. Bei den italienischen Supersportlern dominierte<br />
die krisengeplagte Marke MV Agusta. Die Meisterehre werden<br />
der Meisterschaftsführende Erich Embacher und Frank<br />
Kaulich (beide auf F3) unter sich ausmachen.<br />
Seit 2008 gastiert die Triumph Street Triple-Meute nun<br />
schon ununterbrochen in Oschersleben, und jedes Jahr erstaunen<br />
die kleinen Dreizylinder mit immer neuen Fabelzeiten. Vor<br />
allem seit Reifenpartner Bridgestone mit dem V01 und V02 mit<br />
hervorragenden Slicks aufwarten kann. T-Cup-Newcomer<br />
Florian Müller (#90), vorher durch die knallharte Yamaha-R6-<br />
Cup-Schule gegangen, markierte mit den knapp 105 <strong>PS</strong> am<br />
Hinterrad die schnellste Rennrunde in 1.33,760 min. Vor dem<br />
Finale in Most steht nun fest, dass die beiden Kaufmänner<br />
Harald und Jörn den Meistertitel unter sich ausfahren werden.<br />
Ebenfalls viel Spannung verspricht Most für die T-Challenge.<br />
Der amtierende Meister Tim Holtz und der Meisterschaftsführende<br />
Ole Bartschat werden sich keine Geschenke machen.<br />
Der Druck liegt klar bei Holtz. Das Konzept der drei Rennserien<br />
wird übrigens für 2017 fortgeschrieben. Infos: www.t-cup.de<br />
Foto: Bike Promotion<br />
Dreikampf in Dijon<br />
HEISSE WINDSCHATTENFIGHTS LIEFERTE DIE MOTO-<br />
LIGHTWEIGHT DER DRC IN DIJON/FRANKREICH, AL-<br />
LEN VORAN DAS SPITZENTRIO RENÉ RAUB, NICK WEI-<br />
DEMANN UND UWE VOLMARI. DIE 650ER-TWIN-PILO-<br />
TEN MACHTEN IN BEIDEN RENNEN DEN SIEG UNTER<br />
SICH AUS. EINMAL GEWANN RAUB, EINMAL VOLMARI.<br />
78 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
LÄRMBESTIMMUNGEN<br />
„LOUD IS OUT“ IN OSCHERSLEBEN<br />
Foto: Markus Jahn<br />
Offiziell lag das Geräuschlimit in<br />
Oschersleben schon länger bei 98 dB.<br />
Aber die Rennstrecke in der Börde<br />
behandelte das Thema recht großzügig.<br />
Damit ist es aber offensichtlich<br />
vorbei, denn seit einigen Wochen führen<br />
die Verantwortlichen dort ebenfalls<br />
Phon-Messungen durch und<br />
überprüfen die Fahrzeuge auf die<br />
Einhaltung der 98 dB. Massive Überschreitungen<br />
können jetzt auch in<br />
Oschersleben zum Abbruch des Turns<br />
führen – die Verursacher bekommen<br />
die schwarze Flagge. Rennauspuffanlagen<br />
mit dB-Killer sollten allerdings<br />
keine Probleme machen.<br />
Durch die Lärmbelastung der Umgebung<br />
wurden auch die Fahrzeiten<br />
entsprechend angepasst, sodass auch<br />
in der Motorsportarena künftig nur<br />
noch in Ausnahmefällen nach 18 Uhr<br />
gefahren werden kann.<br />
GLADIUS TROPHY<br />
GASTSTARTER<br />
Konrad Ammenhäuser, legendärer<br />
Heckentrimmer und TT-Maskottchen,<br />
in der Szene besser bekannt als<br />
„Wheelie Konny“, machte bei der World<br />
of Motorcycles-Veranstaltung in der<br />
Lausitz den Gaststarter in der Gladius<br />
Trophy und seinem Namen alle Ehre<br />
(Foto). Wer selbst mal Lust hat, bei<br />
einem Rennen mitzufahren, kann auf<br />
www.world-of-motorcycles.de einen<br />
Gaststart inklusive Bike für einen guten<br />
Zweck ersteigern. Letzte Möglichkeit<br />
ist am 17./18.9. in Oschersleben.<br />
Foto: jksportsfoto<br />
Foto: Michael Praschak<br />
ROADRACING<br />
IRRC IN CHIMAY<br />
Die deutschen Roadracing-Piloten der<br />
Internationalen Roadracing Championship<br />
(IRRC) schlugen sich beim dritten<br />
Meeting der Saison im belgischen Chimay<br />
wieder beachtlich. Allen voran der Sachse<br />
Didier Grams, der in der Superbike-<br />
Klasse mit einem dritten Platz im ersten<br />
Rennen und trotz eines Ausfalls in Rennen<br />
zwei seinen dritten Gesamtrang verteidigen<br />
konnte. David Detzer ist Gesamt-<br />
Neunter. Bester deutscher Supersport-<br />
Pilot ist Thomas Walther auf Rang vier<br />
trotz eines Nullers und einem sechsten<br />
Platz in Chimay. Stefan Wauter liegt auf<br />
dem zehnten Gesamtrang. Das Saisonfinale<br />
startet am 24./25.9. in Frohburg.<br />
Didier Grams kämpft mit der BMW<br />
S 1000 RR um Podeste in der IRRC<br />
Foto: Weisse<br />
GEWINNSPIEL FÜR „HELDEN“<br />
HELMTESTER AM SACHSENRING<br />
Gewinne mit X-lite und <strong>PS</strong> einen exklusiven<br />
Teilnahmeplatz bei einem<br />
action team-Renntraining auf dem<br />
Sachsenring inklusive Motorrad und<br />
Rennhelm. Mit etwas Glück bringt<br />
dich der X-lite Riders-Club zum<br />
Renntraining am 5./6. September<br />
mit Übernachtung, X-lite X-802 RR-<br />
Helm, Verpflegung und Suzuki GSX-<br />
R. So funktioniert’s: Teile uns per E-<br />
Mail an kontakt@motorrad-helden.<br />
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bzw. die Auserwählte für dieses einmalige<br />
Rennstrecken erlebnis sein<br />
solltest. Etwas Rennstreckenerfahrung<br />
sowie ein aktuelles <strong>PS</strong>-Abonnement<br />
mit der automatischen Heldenclub-Mitgliedschaft<br />
sind Voraussetzung.<br />
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Tolle Chance: den aktuellen<br />
802 RR testen und<br />
die nächste Helmgeneration<br />
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lite Riders-Club<br />
mitentwickeln<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 79
Die europaweit größte Vereinigung von a<br />
Mitglied werden<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen<br />
Sie uns im Internet unter www.<br />
dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Website auf<br />
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Menüpunkt – oder<br />
scannen Sie mit Ihrem<br />
Mobiltelefon den<br />
rechts abgedruckten Code ein, der Sie<br />
automatisch auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
Förderpartner<br />
Editorial: Rennfahrer und Touristen<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
Und wieder hat die Nordschleife ihren<br />
Tribut gefordert. Zwei junge Menschen<br />
aus Frankreich haben ihre Freude am<br />
Fahren bei einer touristischen Besichtigungsrunde<br />
mit dem Leben bezahlt.<br />
Und mindestens genauso tragisch sind<br />
die schweren Verletzungen zweier<br />
Sicherungsposten, die einem zuvor<br />
verunglückten Fahrzeug helfen wollten<br />
und dann von dem Unglücksfahrzeug<br />
getroffen wurden. Der Nürburgring ist<br />
nicht umsonst die herausforderndste<br />
Rennstrecke der Welt.<br />
Auch wenn noch keine Details geklärt<br />
sind, ist eine genaue Analyse des Hergangs<br />
und Konsequenzen unerlässlich.<br />
Rennen sind wettbewerbliche Ereignisse und Touristenfahren eben nur<br />
Besichtigungen, auch wenn das manche Teilnehmer vergessen. Wer<br />
seine Runden dreht, um die Schönheit der Nordschleife zu genießen, darf<br />
sich nicht als verhinderten Rennfahrer begreifen. Natürlich will niemand<br />
den Fahrern die Freude nehmen, auf abgesperrter Fahrbahn ohne Gegenverkehr<br />
sich durch herausfordernde Kurven zu wedeln. Auch beim Freien<br />
Fahren des DSK nutzen wir regelmäßig die schönsten Rennstrecken zum<br />
Fahrgenuss.<br />
Die Problematik aber fängt im Kopf an. Touristenfahrten sind keine Trainingseinheit<br />
für die nächste RCN- oder VLN-Veranstaltung. Wer Rennen<br />
fahren will, muss sich in das sportliche Geschehen einbringen, eine<br />
Lizenz erwerben und an den Start gehen. Je mehr dies tun umso besser,<br />
schließlich steigert dies die Zahl der aktiven Motorsportler. Verhinderte<br />
Rennfahrer aber haben bei den touristischen Besichtigungsfahrten nichts<br />
verloren. Hier hilft tatsächlich nur scharfes Durchgreifen, um die einen<br />
von den anderen zu trennen.<br />
Der DSK vertritt die Interessen der aktiven Sportfahrer. Das sind<br />
Menschen, denen das Fahren Freude macht und die auf dem Weg sind,<br />
ihre Fahrzeugbeherrschung weiter zu verbessern. Wir wollen beides:<br />
Mitglieder sollen interessante Rennstrecken mit ihren eigenen Fahrzeugen<br />
besichtigen können und Mitglieder sollen sich im organisierten<br />
Motorsport beteiligen. Beides ist möglich, aber auch deutlich zu trennen.<br />
DSKler sind erfolgreich bei Rallyes, Slalom und Rennen auf den Pisten<br />
unterwegs. Hier steht der Wettbewerbsgedanke im Mittelpunkt und das<br />
soll so bleiben.<br />
Ganz anders muss es bei den Besichtigungsfahrten zugehen. Unser DSK<br />
Freies Fahren erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit, vor allem,<br />
weil bei uns strenge Regeln beachtet werden. Wer spinnt, fliegt raus und<br />
fährt nach Hause. Das sind wir unseren Teilnehmern schuldig und das<br />
funktioniert immer besser. Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit sind<br />
schließlich die drei strategischen Ziele des DSK. Dies gilt auch für die<br />
Freien Fahren.<br />
Herzlichst Euer<br />
Partnerserien<br />
®<br />
MotoGP: Gemischte<br />
Gefühle am Sachsenring<br />
Es ist das Motorrrad-Mekka in Deutschland: Wenn die<br />
Rennfahrer des MotoGP zum Großen Preis von Deutschland<br />
an den Sachsenring kommen, dann pilgern Jahr für<br />
Jahr mehr als 200.000 Besucher nach Hohenstein-Ernstthal.<br />
Nicht ohne Grund, denn ihnen wird Motorrad-Rennsport<br />
vom Feinsten geboten – und drumherum findet eine gigantische<br />
mehrtägige Party statt. Die Stars der Szene haben<br />
eine enorme Strahlkraft: Alleine wegen Valentino Rossi<br />
kommen unzählige Fans aus Deutschland, den Niederlanden,<br />
Italien, der Schweiz, Tschechien oder Polen nach Sachsen.<br />
Dort erleben sie nicht nur Stars zum Anfassen sondern<br />
erleben jede Menge Attraktionen abseits der Strecke.<br />
Und aus sportlicher Sicht? Der Sachsenring war für deutsche<br />
Piloten noch nie ein gutes Pflaster. In diesem Jahr<br />
erwischte es Stefan Bradl, der nach einem Sturz im Warmup<br />
Startverbot für das Rennen erhielt und zum Zuschauen<br />
verbannt war. In der Moto2-Klasse sorgte Jonas Folger für<br />
Aufsehen. Der 22-Jährige zeigte eines seiner besten Rennen<br />
der vergangenen Wochen, kämpfte sich von Startplatz<br />
13 nach vorne und lag in der letzten Kurve sogar in Führung.<br />
Erst auf der Zielgeraden musste er sich dann doch noch<br />
dem Franzosen und WM-Führenden Johann Zarco geschlagen<br />
geben. Als Zweiter durfte Folger bei der Siegerehrung<br />
jubeln. Das Rennen der MotoGP gewann übrigens der<br />
Spanier Marc Márquez, der damit auch seine Führung in der<br />
WM ausbaute.<br />
Wie es mit der MotoGP am Sachsenring weitergeht, ist<br />
indes noch nicht klar. Zwar hat der ADAC mit dem Vermarkter<br />
Dorna den Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert,<br />
ob das Rennen in Zukunft aber weiterhin am Sachsenring<br />
ausgetragen wird, ist alles andere als sicher. Das hat vor<br />
allem finanzielle Gründe.<br />
Haben eine Einigung erzielen können: Wolfgang Srb (FIM-Präsident),<br />
Joachim Jahnke (Vorsitzender des MSC Teutschenthal),<br />
Giuseppe Luongo (Youthstream) und Günter Scholz (MSC Teutschenthal)<br />
Teutschenthal gerettet<br />
Nun ist es offiziell: Auch 2017 findet ein Motocross-Weltmeisterschaftslauf<br />
in Deutschland – genauer gesagt in<br />
Teutschenthal – statt. Bis zur Verkündung durch den Promoter<br />
Youthstream im Rahmen des WM-Laufs in Belgien hatte es<br />
düster für die traditionsreiche Veranstaltung ausgesehen.<br />
Joachim Jahnke, Vorsitzender des MSC Teutschenthal e.V. im<br />
ADAC, hatte noch im Juli verkündet: „Wir sehen uns unter den<br />
aktuelle Rahmenbedingungen nicht in der Lage, im kommenden<br />
Jahr den deutschen Grand Prix finanziell erfolgreich zu<br />
gestalten. Wir werden uns zurückziehen, um die weitere Existenz<br />
des MSC und der Rennstrecke nicht zu gefährden, auch<br />
wenn uns dieser Schritt sehr schwer fällt.“ Probleme bereiten<br />
dem Veranstalter insbesondere die Zuschauerzahlen – mit<br />
28.000 Zuschauer in diesem Jahr blieb man deutlich unter den<br />
Erwartungen – und die stetig steigenden Anforderungen an<br />
Infrastruktur und die technische Ausstattung der Rennstrecke<br />
während einer WM. Nun scheinen alle Beteiligten eine Lösung<br />
gefunden zu haben, so dass der ‚MXGP of Germany‘ am 14.<br />
Mai 2017 stattfinden kann.
ktiven Fahrern und Motorsport-Fans mit fast 13 000 Mitgliedern<br />
Über den DSK<br />
Unterwegs im Zeichen der Sicherheit mit Unterstützung von Hyundai Deutschland: Das DSK-Info-Mobil im Einsatz<br />
Rallye-Einsätze mit Informationsgehalt<br />
Seit Beginn der Saison <strong>2016</strong> ist der DSK bei Rallye-Veranstaltungen<br />
wieder mit einem Info-Mobil vertreten. Zum<br />
Einsatz kommen ein Hyundai i30 und ein Hyundai Tuscon,<br />
pilotiert von Rallye-Experte Thomas Mühlhausen, der seit<br />
1985 dem DSK treu verbunden ist. Fünf Rallyes sind in<br />
der laufenden Saison bereits absolviert – von der kleinen<br />
Rallye 35 bis hin zu Läufen der Deutschen Rallye Meisterschaft<br />
– fünf weitere stehen bis zum Herbst noch auf dem<br />
Programm.<br />
Dabei erweisen sich die beiden Hyundai-Fahrzeuge als<br />
echte Rallye-Spezialisten. „Der i30 eignet sich hervorragend<br />
für Rallyes mit hohem Asphalt-Anteil, der Tuscon<br />
Thomas Mühlhausen (links) interviewt DSK-Mitglied Fabian<br />
Kreim nach seinem Ausfall bei der Rallye Vogelsberg<br />
spielt seine Stärken als SUV vor allem auf losem Geläuf,<br />
wie der Lausitz-Rallye aus“, sagt Mühlhausen. Und neben<br />
den positiven Fahreigenschaften ist auch das Wohlbefinden<br />
im Fahrzeug von großer Bedeutung. „Ich verbringe bei den<br />
Rallyes sehr viel Zeit im Auto – da ist es von Vorteil, wenn<br />
man sich gut fühlt. Mein Fazit nach den ersten Events:<br />
Daumen hoch!“<br />
Mühlhausen bestreitet seit 2003 Rallyes im Auftrag des jeweiligen<br />
Veranstalters. Ehe er durch den DSK die Fahrzeuge<br />
von Hyundai zur Verfügung gestellt bekam, nutzte er seine<br />
privaten Autos. „Der Rallyesport liegt mir sehr am Herzen“,<br />
sagt er. „Ich habe mich in den Neunzigern selber als Beifahrer<br />
versucht, konnte aber vor allem durch meinen Beruf<br />
nicht die notwendige Zeit aufbringen, das Rallyefahren<br />
seriös zu betreiben. So habe ich mich dazu entschlossen,<br />
im Orgabereich zu helfen.“ Unmittelbar bevor die Wertungsprüfungen<br />
über die Bühne gehen, bekleidet Mühlenhausen<br />
eine sehr wichtige Aufgabe. Er fährt die Prüfung mit seinem<br />
Info-Mobil ab und versorgt die Zuschauer mit Informationen,<br />
wie dem aktuellen Zwischenstand oder Zeitplanänderungen.<br />
Wenn er Zuschauer in gefährlichen Bereichen<br />
sieht, spricht er diese direkt an und weist ihnen den Weg<br />
zu sicheren Zuschauerpunkten. Die Infos sind zuvor mit der<br />
Rallyeleitung abgestimmt.<br />
Natürlich läuft nicht immer alles glatt und es kommt hin und<br />
wieder zu zum Teil recht kuriosen Momenten. Dann ist Improvisation<br />
gefragt. „Bei der Sachsen-Rallye gab es kürzlich<br />
eine im Nachhinein sehr unterhaltsame Situation“, erinnert<br />
sich Mühlhausen. „Zwei Herren im gesetzten Alter, die mit<br />
ihren Fahrrädern unterwegs waren, wollten ihre Radtour für<br />
die bevorstehende Wertungsprüfung partout nicht unterbrechen.<br />
Ich hatte den Leiter der Streckensicherung mit<br />
an Bord und natürlich hätten wir in letzter Instanz von dem<br />
Hausrecht des Veranstalters Gebrauch machen können. Wir<br />
haben uns dann dazu entschlossen, ihre gemächliche Fahrt<br />
über die Lautsprecheranlage zu kommentieren – ganz zur<br />
Freude der Zuschauer auf der WP übrigens. Den beiden<br />
Protagonisten war das dann sehr unangenehm, so dass sie<br />
die WP schließlich doch rechtzeitig verlassen ha-ben.“ Derartige<br />
Erlebnisse sind natürlich die Ausnahme, sie zeigen aber<br />
doch, wieso der Einsatz der Info-Mobile stets von großer<br />
Bedeutung ist. „Ich freue mich schon jetzt auf die zweite<br />
Saisonhälfte“, sagt Mühlhausen.<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der<br />
Deutsche Sportfahrer Kreis e.V. die<br />
europaweit größte Vereinigung von<br />
aktiven Fahrern und Motorsport-<br />
Fans – und das mit langer Tradition.<br />
1958 wurde der DSK mit dem Ziel<br />
gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem<br />
– zu fördern und zu verbessern und<br />
als Bindeglied zwischen Fahrern,<br />
Organisationen und Funktionären<br />
zu agieren. Zu den prominentesten<br />
Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang<br />
Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie<br />
heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte<br />
nach der Gründung, bestimmen<br />
auch die Themengebiete Sicherheit,<br />
Fairness und Zukunftsfähigkeit die<br />
Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />
Team rund um Präsident Dr. Karl-<br />
Friedrich Ziegahn hat zusammen<br />
einen Erfahrungsschatz aus mehr<br />
als 250 Jahren Motorsport – ob als<br />
Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen,<br />
im Rallye-Sport oder als<br />
Funktionär hinter den Kulissen; die<br />
Präsidiumsmitglieder kennen sich in<br />
der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in vielerlei<br />
Hinsicht von den Stärken des DSK:<br />
Regelmäßig führt der DSK das beliebte<br />
„Freie Fahren“ auf deutschen<br />
Rennstrecken durch, und auf viele<br />
Eintrittskarten und die Produkte der<br />
Partner erhalten Mitglieder satte Rabatte.<br />
Zudem ist im Mitgliedsbeitrag<br />
ein Jahres-Abo der Fachzeitschriften<br />
„sport auto“, „<strong>PS</strong>“, „MotorKlassik“<br />
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16.-18. September <strong>2016</strong><br />
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MOTOGP<br />
Repsol-Honda Movistar-Yamaha Ducati<br />
EINE NEUE ÄRA<br />
RE<strong>PS</strong>OL-HONDA<br />
RC213V<br />
Auf der Bremse erreicht die Honda<br />
schon fast wieder alte Stärke.<br />
Große Probleme bereitet aber die<br />
Elektronik beim Beschleunigen<br />
84 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Ecstar-Suzuki<br />
Gresini-Aprilia<br />
Diese Saison brachte den größten Technik-Umbruch für den MotoGP seit dem<br />
Ende der Zweitakt-Ära. Wie haben sich die Hersteller zur Saisonmitte auf die<br />
neuen Einheitsreifen und die Elektronik eingestellt? Eine Standortbestimmung.<br />
Text: Mat Oxley, Uwe Seitz; Fotos: Hersteller, 2snap<br />
Sie gleichen äußerlich zwar<br />
ihren Vorgängern aus 2015,<br />
aber wenn man die MotoGP-<br />
Bikes genauer betrachtet,<br />
entpuppen sich die aktuellen Werksmaschinen<br />
als komplett andere Motorräder.<br />
Der WM-Vermarkter Dorna hat<br />
<strong>2016</strong> den größten technischen Eingriff<br />
seit 2002 unternommen und damit die<br />
Boxen-Akteure heftiger beschäftigt als<br />
all die Jahre zuvor. Die elementarsten<br />
Änderungen – Reifen und Elek tronik –<br />
zwangen die Ingenieure, die Chassis<br />
und die Fahrer, ihre Fahr technik anzupassen.<br />
Der wichtigste Einschnitt war<br />
sicher der Wechsel von Bridgestonezu<br />
Michelin-Reifen. Am Anfang<br />
lieferte der Michelin-Slick vorn<br />
weniger Grip, während der<br />
hintere richtig viel Grip hatte.<br />
Das machte größte Änderungen<br />
an der Chassis-<br />
Steifigkeit und Balance<br />
der MotoGP-Motorräder<br />
notwendig. Allerdings<br />
ändert sich die Situation<br />
gegenwärtig von<br />
Rennen zu Rennen, da<br />
Michelin den Vorderreifen<br />
langsam auf<br />
Touren bekommt.<br />
Mit der Elektronik ist<br />
es ähnlich. Rennen für<br />
Rennen knacken die Data<br />
Recording-Jungs die Geheimnisse des<br />
Einheitsprogramms, das die Magneti<br />
Marelli-Ingenieure entwickelt haben.<br />
Die Software ist langsamer und<br />
weniger aus gereift als die auf Maß<br />
geschneiderten Werksprogramme<br />
der Vorsaison. Gleichzeitig müssen<br />
die Fahrer wieder mehr selbst „in die<br />
Hand“ nehmen als die Jahre zuvor.<br />
Repsol-Honda RC213V<br />
Honda war sicher die nervöseste Truppe<br />
am Anfang der Saison <strong>2016</strong>. Ihre<br />
RC213V war das perfekte Bridgestone-<br />
Bike mit einer unglaublichen Brems-<br />
Performance, die das Maximum aus<br />
dem Front-Slick herausholte. Die<br />
Elek tronik der Honda war von einem<br />
an deren Stern und lieferte am Kurvenausgang<br />
genau das richtige Maß an<br />
Leistung. Wie gelang ihnen also der<br />
Umstieg auf Michelin und die Dorna-<br />
Einheitselektronik?<br />
Im ersten Rennen zog Honda gegen<br />
Yamaha und Ducati den Kürzeren – entsprechend<br />
schlecht war wohl ihr Umstiegsmanagement.<br />
„Marcs Vorteile auf<br />
der Bremse aus der Bridgestone-Ära<br />
waren einfach weg“, berichtet Takeo<br />
Yokoyama, technischer Direktor bei<br />
Repsol-Honda. „Aber mit den Fortschritten<br />
bei Michelin am Vorderreifen<br />
kam zuletzt auch Marcs üblicher Fahrstil<br />
mehr und mehr zurück.“ Tatsächlich<br />
beschert der Reifen Marc Márquez<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 85
mit seiner sehr aggressiven Technik<br />
am Kurveneingang jetzt wieder gewisse<br />
Vorteile, da der Spanier mehr<br />
Gewicht auf das Vorderrad bringt. Das<br />
wiederum liefert ihm mehr Grip besonders<br />
bei kühlen Bedingungen. Die<br />
anderen Hersteller haben dann ihre<br />
Probleme, wie der Deutschland-Grand<br />
Prix am Sachsenring zeigte. „Auf Strecken,<br />
auf denen andere Fahrer Probleme<br />
haben, den Reifen auf Temperatur<br />
zu bekommen, hilft uns Marcs Fahrstil“,<br />
erklärt Yokoyama. „Allerdings passt es<br />
dann auf anderen Strecken bei heißen<br />
Temperaturen überhaupt nicht.“ Márquez<br />
bremste schnell wieder wie gewohnt<br />
sehr hart und tief – und gewann<br />
das zweite und dritte Rennen der Saison.<br />
Aber das hat offensichtlich etwas<br />
in die Irre geführt, denn in den folgenden<br />
fünf Rennen wurde er besiegt.<br />
Hondas wirklich großes Problem<br />
heißt Beschleunigung. Die Ursache<br />
liegt jedoch nicht an mangelnder Leistung<br />
als vielmehr in unzureichender<br />
Elektronik – verglichen mit der des<br />
Vorjahres. „Power haben wir“, sagt<br />
Márquez. „Letztes Jahr haben wir die<br />
Leistung voll auf die Straße gebracht,<br />
denn die Slides waren mit unserer<br />
Elektronik viel besser. Mit der neuen<br />
Elektronik bekommen wir das nicht so<br />
hin.“ Sein Problem hört man am Streckenrand.<br />
Die anderen Bikes kommen<br />
mit einem langen „waaaaah“ aus der<br />
Kurve. Die RC dagegen macht „wah…<br />
wah…wah“ und damit wird hörbar,<br />
dass der Hinterreifen nach Grip wimmert<br />
und die Elektronik sehr stark eingreift.<br />
„Die neue Elektronik reagiert<br />
viel träger. Sie hat eine fühlbare<br />
Ver zögerung. Deshalb schießen<br />
wir schnell über die gewünschte<br />
Schlupfgrenze hinaus und kommen<br />
dann aber zu brutal wieder zurück“,<br />
erläutert Yokoyama das Honda-Problem.<br />
Sie haben sich bei der<br />
Digital- Beherrschung<br />
verlaufen und mühen<br />
sich nun, die Mag-<br />
01<br />
MOVISTAR-YAMAHA<br />
YZF-M1
02 03 04<br />
01 Bei warmen Bedingungen ist Yamaha mit dem Vorderreifen<br />
mittlerweile zufrieden 02 Gleiches gilt zumindest bei<br />
Valentino Rossi für die Magneti Marelli-Elektronik, die viel<br />
mehr dem Fahrer überlässt als die bisherigen Werksfahrhilfen<br />
03 Crew-Chef Galbusera baut auf die Erfahrung Rossis,<br />
mit weniger Elektronik schneller als die jungen Konkurrenten<br />
zu sein 04 Jorge Lorenzos Leistungen schwanken wie<br />
die Qualität der Reifen unter verschiedenen Bedingungen<br />
neti Marelli-Idee der Traktionskon trolle<br />
feiner umzusetzen.<br />
Aber das ist es nicht allein.<br />
„Das Problem mit der Beschleunigung<br />
ist eine Kombination aus Elektronik,<br />
Chassis-Steifigkeit und so weiter“, fügt<br />
Yokoyama hinzu, der unlängst eine<br />
neue Version des 2014er-Rahmens<br />
mitbrachte, den Márquez immer noch<br />
favorisiert. „Es ist nur eine kleine Modifikation,<br />
die sich dem Michelin-Hinterreifen<br />
anpasst, aber damit haben wir<br />
mehr Grip beim Beschleunigen.“<br />
Movistar-Yamaha YZF-M1<br />
In der Vorsaison galt die Yamaha als<br />
das Motorrad, das am besten mit den<br />
Veränderungen für <strong>2016</strong> klarkommen<br />
würde. Die M1 ist ein sehr neutrales<br />
Motorrad, und Yamaha hat in den vergangenen<br />
Jahren sehr viel mit Magneti<br />
Marelli gearbeitet. Die fünf Siege aus<br />
den ersten sieben Rennen schienen<br />
das zu bestätigen. „Als wir mit Michelin<br />
erstmals testeten, waren wir sehr besorgt,<br />
denn wir waren langsam, sind<br />
viel gestürzt und hatten kein Gefühl<br />
am Vorderrad“, erzählt Valentino Rossi.<br />
„Aber der Vorderreifen ist sehr viel<br />
besser geworden, sodass wir jetzt mit<br />
ganz ähnlichen Abstimmungen fahren<br />
wie zu Bridgestone-Zeiten. Außerdem<br />
bin ich mit Michelin groß geworden,<br />
deshalb fühle ich mich jetzt ganz wohl.“<br />
Rossis Alter und Erfahrung halfen<br />
ihm mit der deutlich dezenter agierenden<br />
Einheitselektronik. „Eigentlich haben<br />
wir einen sehr großen Rückschritt<br />
erwartet“, sagt er. „Aber letztendlich ist<br />
es nur ein kleiner Schritt zurück und<br />
insgesamt ist das Bike heute nicht viel<br />
anders als letzte Saison.“ Tatsächlich<br />
dürfte die einfachere Elektronik Rossi<br />
in die Karten spielen, der seine drei<br />
ersten Jahre in der Königsklasse komplett<br />
ohne Traktionskontrolle bestritt.<br />
„Valentino sagt, er habe jetzt mehr<br />
Kontrolle in der eigenen Hand. Das ist<br />
meistens gut, denn damit kann er<br />
selbst den Unterschied zu den anderen<br />
Fahrern machen“, grinst Crew-Chef<br />
Silvano Galbusera. „Die beste ECU ist<br />
immer noch das Hirn des Fahrers.“<br />
„Der Nachteil, den Valentino an<br />
der neuen Elektronik merkt, ist die<br />
Geschwindigkeit, mit der sie eingreift.<br />
Die Berechnungen aus der ECU sind<br />
einfach langsamer – zwar nur um<br />
Milli sekunden, aber die Spitzenfahrer<br />
merken das sofort“, betont Galbusera.<br />
Praktischerweise haben zwei andere<br />
technische Veränderungen den Qualitätsverlust<br />
bei der Elektronik kompensiert.<br />
„Wenn der Michelin hinten durchzudrehen<br />
beginnt, hast du immer noch<br />
Vortrieb. Beim Bridgestone ging dann<br />
nicht mehr viel“, weiß der Italiener. „Außerdem<br />
ist die Beschleunigung heute<br />
weicher, da wir 22 statt nur 20 Liter<br />
Sprit haben und dadurch ein besseres<br />
Benzin-Luft-Verhältnis hinbekommen.“<br />
Im Juni gab Yamaha den Piloten<br />
überarbeitete Rahmen mit unterschiedlicher<br />
Steifigkeit, um besser mit den<br />
Michelins klar zu kommen. Rossi wollte<br />
ihn nicht haben, während Lorenzo ein<br />
Motorrad mit dem alten und eines mit<br />
dem neuen Rahmen benutzt. „Der neue<br />
Rahmen hat Vorteile in bestimmten<br />
Sequenzen, aber für Vale fühlt sich die<br />
Front nicht stabil genug an“, erklärt<br />
Galbusera. „Die Balance an seiner M1<br />
entspricht ziemlich der des letzten<br />
Jahres, aber wir haben die Geometrie<br />
vorn verändert und verwenden härtere<br />
Gabelfedern, um den Vorderreifen<br />
weniger zu beanspruchen.“<br />
Trotzdem hat Yamaha ein Problem:<br />
Die M1 bekommt nicht genug Temperatur<br />
ins Vorderrad, wenn es kalt<br />
und/oder nass ist. Genau deshalb<br />
hatten Rossi und Lorenzo erhebliche<br />
Schwierigkeiten bei den Rennen in<br />
Assen und auch am Sachsenring.<br />
Lorenzo hat die allergrößten Probleme,<br />
wenn die Sonne nicht scheint, denn<br />
seine M1 arbeitet am wenigsten mit<br />
Gewichtstransfer, dem „Vor-undzurück-Pitch“,<br />
sodass sich die Reifen<br />
noch schwerer auf heizen.<br />
Ducati Desmosedici GP16<br />
Es war oft nur ganz knapp und dennoch<br />
so unerreichbar für Ducati in den<br />
letzten Jahren. Seit Gigi Dall’Igna zum<br />
Ende der Saison 2013 das Ruder nach<br />
einigen Jahren erbärmlicher Niederlagen<br />
bei Ducati Corse übernommen<br />
hat, haben die Roten aus Bologna die<br />
Lücke zu Honda und Yamaha deutlich<br />
verkleinert. Jetzt ist sie sehr klein –<br />
aber eben immer noch eine Lücke.<br />
Ständig ist Ducati ganz vorn dabei<br />
bei den besten Rundenzeiten, aber auf<br />
der anderen Seite scheint die Lücke<br />
dieses Jahr wieder etwas aufgerissen<br />
zu sein – und das liegt an den Reifen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 87
02<br />
01<br />
01 Wenn es für Ducati bei den Rennen eigentlich gut lief, vereitelte die Rivalität<br />
zwischen Iannone (#29) und Dovizioso (#04) mögliche Podestplätze 02 Die<br />
Frontflügel sind für Ducati sehr wichtig. Sie werden 2017 aber verboten 03 Gigi<br />
Dall‘Igna (links) hat Ducati auf die richtige Spur zurückgebracht<br />
03<br />
2015 schaffte Ducati bei fast jedem<br />
zweiten Rennen einen Podestplatz,<br />
denn Dall’Igna hatte dem Bike seine<br />
schon fast notorische Widerspenstigkeit<br />
in Kurven ausgetrieben. Doch dieses<br />
Jahr ist das Problem zurück. Wahrscheinlich,<br />
weil die Ducati sich mit den<br />
Michelins nicht so richtig anfreunden<br />
will. „Ich habe wirklich kein gutes<br />
Gefühl am Vorderrad“, sagt Andrea<br />
Dovizioso. „Es ist schwer, das Motorrad<br />
einzulenken, weil der Vorderradgrip<br />
fehlt.“ Andrea Iannone stimmt dem zu:<br />
„Es ist schwierig am Limit zu pushen,<br />
denn das Limit fühlt sich ständig sehr<br />
nah an und ständig droht ein Sturz.“<br />
In anderen Bereichen geht es<br />
Ducati dagegen jetzt besser als zuvor.<br />
An die Einheitselektronik haben sie<br />
sich sehr gut angepasst. Trotzdem<br />
weist Dall’Igna alle Vorwürfe vehement<br />
zurück, Ducati habe dank langjähriger<br />
Geschäftsbeziehungen zu Magneti Marelli<br />
einen Elektronikvorteil gegenüber<br />
DUCATI<br />
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01<br />
01 Espargaros Crew-Chef Tom O’Kane (rechts) sieht zur Vorsaison kaum einen<br />
Unterschied bei der Elektronik 02 Im Fahrerlager halten viele die GSX-RR für<br />
das Bike mit dem besten Handling, und Suzuki erntet für das Erreichte größten<br />
Respekt 03 Vinales dominiert als Suzuki-Pilot, fährt 2017 aber für Yamaha<br />
02<br />
ECSTAR-SUZUKI<br />
GSX-RR<br />
der Konkurrenz. „Die diesjährige Software<br />
und die aus der letzten Saison<br />
sind zwei völlig unterschiedliche Paar<br />
Stiefel“, sagt der Teamchef. „Klar ist<br />
die jetzige Software nicht so raffiniert.<br />
Sie entspricht unserem Stand vor etwa<br />
fünf, sechs Jahren. Aber gerade weil sie<br />
so einfach ist, ist es viel komplizierter,<br />
das passende Setup zu finden. Der<br />
einzige Grund, warum wir ganz gut zurechtkommen,<br />
liegt daran, dass wir<br />
letzte Saison sehr viel Erfahrung mit<br />
der offenen Software in unseren<br />
Kundenbikes gesammelt haben.“<br />
Obwohl die V4-Ducati mit über 260<br />
<strong>PS</strong> das stärkste Motorrad in der Klasse<br />
ist, hat die Marke weniger Wheelie-<br />
Probleme als andere Hersteller, denn<br />
ihre Frontspoiler sorgen für mächtig<br />
Anpressdruck. „Die Flügel helfen uns<br />
sehr – es ist total idiotisch, dass man<br />
90 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
03<br />
sie für die neue Saison verbieten wird“,<br />
ist Dall’Igna darüber sauer.<br />
Ecstar-Suzuki GSX-RR<br />
Suzuki hat in dieser Saison den wohl<br />
größten Schritt vorwärts gemacht.<br />
Maverick Vinales holte das erste Podium<br />
seit der Rückkehr letztes Jahr in<br />
die Top-Klasse. Unter passenden Bedingungen<br />
und auf entsprechenden<br />
Strecken schnüffelt der Reihenvierzylinder<br />
der GSX-RR an den Hacken<br />
der WM-Leader – dank Suzukis harter<br />
und exzellenter Arbeit und den neuen<br />
Regeln. Noch letztes Jahr belegte die<br />
Suzuki auf der schnellsten Geraden im<br />
MotoGP in Mugello den 18. Platz beim<br />
Topspeed. Dieses Jahr war sie dort<br />
Siebtschnellste. Ein sattes Plus von 15<br />
<strong>PS</strong> und das Seamless-Getriebe halfen<br />
dabei, aber gleiches gilt für die Reifen<br />
und die Einheitselektronik.<br />
„Die neue Software kann man sehr<br />
gut mit der vergleichen, die wir schon<br />
letzte Saison benutzt haben. Deshalb<br />
können wir auch nicht über einen<br />
Rückschritt klagen wie Honda oder<br />
Yamaha. Das hat uns schon geholfen,<br />
um aufzuholen“, erzählt<br />
Tom O’Kane, Crew-Chief<br />
von Aleix Espargaro. Die<br />
GSX-RR, so spekuliert das<br />
Fahrerlager, könnte sogar<br />
das MotoGP-Bike<br />
mit dem besten Handling<br />
sein und nutzt den<br />
Michelin Front-Slick<br />
deshalb wohl auch<br />
besser als die anderen.<br />
„Wenn ich mir das Data-Recording<br />
von Aleix anschaue, nutzt er den Michelin<br />
gar nicht so sehr viel anders als<br />
den Bridgestone“, fügt O’Kane hinzu.<br />
„Am Saisonanfang hat die Grip-Balance<br />
nicht gestimmt – vorne gab es zu wenig<br />
Grip, hinten dafür viel zu viel. Jetzt ist<br />
die Front viel besser und hinten haben<br />
sie etwas rausgenommen, die Balance<br />
passt besser. Der Michelin hinten<br />
hat grundsätzlich besseren Vortrieb.<br />
Wenn dagegen der Bridgestone hinten<br />
rutschte, rutschte auch das Motorrad.“<br />
Ein überarbeiteter Rahmen half<br />
Vinales zusätzlich. „Dadurch habe<br />
ich hinten noch ein wenig mehr Grip<br />
bekommen und das hilft mir beim Einlenken,<br />
denn extra Grip hinten lässt<br />
mich vorn besser umlegen“, so Vinales,<br />
der allerdings Suzuki verlässt und<br />
nächstes Jahr dann im Team von Rossi<br />
die Werks-Yamaha fährt.<br />
Das vermutlich beste Feature der<br />
GSX-RR sind ihre Motorhalter aus Karbon,<br />
die es dem Team erlauben, binnen<br />
Minuten die Chassis-Steifigkeit zu verändern.<br />
„Die haben wir seit unserer<br />
Rückkehr in den MotoGP“, sagt Ken Kawauchi,<br />
Suzukis technischer Manager.<br />
„Wir haben zwei Typen davon, die wir<br />
vor allem bei Tests immer wieder austauschen.<br />
An Rennwochenenden haben<br />
wir sie bisher noch nicht getauscht.“<br />
Gresini-Aprilia RS-GP<br />
Man bedenke das Dilemma von Aprilia:<br />
Ducati und Honda haben jeweils über<br />
hundert Leute, die in der Rennabteilung<br />
arbeiten, Aprilia verfügt nur über<br />
sieben Mann. Doch nicht nur das, sie<br />
sind die einzige Schmiede, die für <strong>2016</strong><br />
ein komplett neues Motorrad gebaut<br />
hat. Ein Motorrad, das auf Daten mit<br />
Bridgestone-Reifen und Aprilia-Fahrhilfen<br />
beruht und nun mit Michelins und<br />
Magneti Marelli funktionieren muss.<br />
Das bereitet der kleinen Truppe gewaltiges<br />
Kopfzerbrechen. Und trotzdem<br />
ist die RS-GP ein deutlich besseres<br />
Rennmotorrad als das auf der RSV4<br />
basierende Bike der Vorsaison. In der<br />
ersten Saisonhälfte <strong>2016</strong> hat die RS-GP<br />
immerhin acht Top Ten-Plätze eingefahren.<br />
Letztes Jahr gab es in der ganzen<br />
Saison nur vier davon.<br />
<strong>2016</strong> hat sich Aprilia aber hauptsächlich<br />
mit denselben Problemen herumgeschlagen<br />
wie die anderen Werke.<br />
Da Michelin quasi über null Erfahrung<br />
nach sieben Jahren Abwesenheit in der<br />
Königsklasse verfügte, entwickelt man<br />
die Reifen von Rennen zu Rennen. Für<br />
Rennmotorrad-Entwicklungsingenieure<br />
ist das ein Horror, denn sie sollen den<br />
Ball in das Loch einer Torwand hauen,<br />
die sich permanent bewegt. „Momentan<br />
müssen wir die Reifenentwicklung<br />
durch neue Setups am Bike in den Griff<br />
bekommen, denn am Ende sind heute<br />
die Reifen für ein gutes Ergebnis immer<br />
wichtiger als das Motorrad an<br />
sich“, klagt Aprilia-Renndirektor Romano<br />
Albesiano. „Aber wir probieren auch<br />
unterschiedlich steife Rahmen oder<br />
verschieden geklemmte Gabelbrücken.<br />
Wir haben drei Rahmen. Stefan Bradl<br />
bevorzugt einen flexiblen Rahmen,<br />
denn er mag mehr Feeling und es<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 91
01<br />
01 Kopfzerbrechen bei Aprilia-Renndirektor<br />
Albesiano: Aprilia ist chronisch<br />
unterbesetzt 02 Bradl (#6) und<br />
Bautista (#19) gehen am Saisonende<br />
02<br />
stört ihn dabei nicht, dass sich das<br />
Bike mehr bewegt. Alvaro Bautista<br />
bevorzugt den steifen Rahmen, denn<br />
er wünscht sich ein stabiles Bike.“<br />
Im Gegensatz zu den anderen Werken,<br />
deren Motoren seit Saisonbeginn<br />
„eingefroren“ sind, darf Aprilia noch<br />
daran weiterentwickeln. Sie bringen<br />
zu fast jedem Rennen ein Upgrade.<br />
„Seit Katar haben wir zehn <strong>PS</strong> zugelegt“,<br />
sagt Albesiano. „Noch mal zehn<br />
würden uns sehr glücklich machen.“<br />
Aber glaubt Albesiano allen Ernstes,<br />
dass David Goliath schlagen<br />
kann? „Klar, das ist möglich“, lacht er.<br />
„Hätten wir mehr Leute, könnten wir<br />
schneller vorwärts kommen. Aber wir<br />
haben alles, was wir brauchen, um<br />
ein gutes Level zu erreichen. Es ist nur<br />
eine Frage der Zeit.“ Und die Zeit bis<br />
zum WM-Finale im November wird zeigen,<br />
wie gut die Werke weiterhin mit<br />
den Herausforderungen dieser besonderen<br />
Saison umgehen werden.<br />
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SPORT<br />
NEWS<br />
Aus dem Zweikampf am Start zwischen Valentino<br />
Rossi (#46) und Marc Márquez (#93) entwickelte<br />
sich nach dem Motorradwechsel ein Fernduell<br />
Foto: 2snap<br />
Stefan Bradl musste den Heim-GP nach<br />
einem Warm-up-Sturz auslassen – und<br />
sagt der MotoGP-WM adieu<br />
Foto: 2snap<br />
AUF UND AB<br />
Auch beim MotoGP-Rennen<br />
auf dem Sachsenring<br />
spielte das Wetter eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
MOTOGP-WM. Die Fahrbahn war<br />
klatschnass, als sich die MotoGP-Piloten<br />
beim Sachsenring-GP in der Startaufstellung<br />
für ihr Rennen versammelten –<br />
alle rollten auf Regenreifen zu ihrer<br />
Position. Und alle wussten: Würde sich<br />
das Wetter wie vorhergesagt entwickeln,<br />
steht unweigerlich ein Reifenwechsel an.<br />
Ex-Weltmeister Marc Márquez war in<br />
der 17. von 30 Runden der erste der<br />
Spitzenfahrer, der den Umstieg wagte,<br />
trotz immer noch nasser Piste auf Slicks<br />
wechselte, einige Runden lang fast hilflos<br />
herumeierte, dann aber in Runde 25<br />
unaufhaltsam an die Spitze stürmte und<br />
schließlich mit fast zehn Sekunden<br />
Vorsprung vor dem Zweitplatzierten Cal<br />
Crutchlow siegte. Die Yamaha-Piloten<br />
Valentino Rossi und Jorge Lorenzo dagegen<br />
wechselten viel zu spät, und dann<br />
trotz trocknender Bahn auch noch auf<br />
Intermediates – die Plätze acht und 15<br />
waren die arg enttäuschende Ausbeute.<br />
Der Deutsche Stefan Bradl lag da schon<br />
mit einer Gehirnerschütterung nach<br />
einem Sturz im Warm-up im Hospital<br />
und wird die MotoGP-WM Ende des<br />
Jahres Richtung Honda in die Superbike-<br />
WM verlassen. Mit Philipp Öttl (Moto3),<br />
Marcel Schrötter und Sandro Cortese<br />
(beide Moto2) blieben drei weitere<br />
Deutsche weit unter ihren Möglichkeiten.<br />
Doch Jonas Folger versöhnte die Fans<br />
beim Heimrennen, kämpfte bis ins Ziel<br />
um den Moto2-Sieg und wurde Zweiter.<br />
Jonas Folger (#94) war am Sachsenring<br />
der Lichtblick für die deutschen Fans –<br />
Platz zwei im Moto2-Rennen<br />
WM-STÄNDE NACH NEUN<br />
VON 18 LÄUFEN<br />
MOTOGP: 1. Marc Márquez (E), Honda<br />
(170 Punkte); 2. Jorge Lorenzo (E),<br />
Yamaha (122); 3. Valentino Rossi (I),<br />
Yamaha (111); … 15. Stefan Bradl (D),<br />
Aprilia (37).<br />
MOTO2: 1. Johann Zarco (F), Kalex (151<br />
Punkte); 2. Alex Rins (E), Kalex (126);<br />
3. Sam Lowes (GB), Kalex (121); …<br />
6. Jonas Folger (D), Kalex (83); …<br />
18. Marcel Schrötter (D), Kalex (22); …<br />
20. Sandro Cortese (D), Kalex (15).<br />
MOTO3: 1. Brad Binder (RSA), KTM (159<br />
Punkte); 2. Jorge Navarro (E), Honda<br />
(112); 3. Romano Fenati (I), KTM (93); …<br />
17. Philipp Öttl (D), KTM (32).<br />
Foto: 2snap<br />
SUPERBIKE-IDM IN SCHLEIZ<br />
MAGIC MARVIN<br />
Es ist wahr: Das zweite Superbike-Rennen beim IDM-Wochenende<br />
in Schleiz hat Marc Moser gewonnen. Pokal und Ehre seien<br />
dem Gaststarter auf der Superstock 1000-Werks-Ducati gegönnt,<br />
aber der Mann der Stunde ist definitiv Marvin Fritz. Der 23-Jährige<br />
holte sich auf dem vom Bayer-Bikerbox-Langenscheidt-Team<br />
mit geringstem Aufwand vorbereiteten Yamaha R1M-Superbike<br />
bereits den vierten Sieg in Folge – in der Superbike-IDM-Wertung<br />
galt auch der zweite Platz hinter Moser als Sieg und brachte<br />
volle Punkte. Zuletzt konnte BMW-Fahrer Mathieu Gines Fritz<br />
noch Paroli bieten. Doch der Franzose stürzte im zweiten<br />
Schleiz-Rennen, brach sich den rechten Unterarm und dürfte<br />
Fritz im Titelkampf kaum gefährlich werden.<br />
Wenig Geld für viele Punkte: Marvin Fritz und seine Mini-<br />
Mannschaft haben den optimalen Wechselkurs gefunden<br />
Foto: Wießmann<br />
94 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
ACHT STUNDEN VON SUZUKA<br />
STUNDE DER STARS<br />
Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha –<br />
alle vier japanischen Motorrad-Hersteller<br />
engagieren sich mit Werksteams in der<br />
Langstrecken-Weltmeisterschaft. Doch<br />
für ihr Heimrennen, die legendären Acht<br />
Stunden von Suzuka, stellen alle zusätzliche<br />
Spezialteams zusammen, mit schnellen<br />
Gaststartern aus MotoGP- und Superbike-WM<br />
und in den Werken sorgfältigst<br />
vorbereiteten Bikes für die Acht-Stunden-<br />
Hatz – nach Endurance-Maßstäben ein<br />
Sprintrennen. Für Yamaha waren GP-Ass<br />
Pol Espargaró, Superbiker Alex Lowes und<br />
Katsuyuki Nakasuga am Start. Einen Feh-<br />
ler hätten sie sich nicht leisten dürfen,<br />
denn nach acht Stunden hatten sie 218<br />
Runden abgespult – ebensoviele wie das<br />
zweitplatzierte Team Green von Kawasaki<br />
(Akira Yanagawa/Leon Haslam/Kazuki<br />
Watanabe). Die Spezialeinheit von Yoshimura-Suzuki<br />
(Takuya Tsuda/Joshua<br />
Brookes/Noriyuki Haga) lag auf Rang drei<br />
auch nur eine Runde zurück. Das prominent<br />
besetzte Honda-Team mit Nicky<br />
Hayden, Michael van der Mark und Takumi<br />
Takahashi stoppte nach 74 Runden mit<br />
einem Motorschaden. Bestes permanentes<br />
WM-Team: die österreichische YART-<br />
Truppe auf Platz vier – ein lang ersehnter<br />
Erfolg für Teamchef Mandy Kainz.<br />
Foto: yamaha-racing.com<br />
Katsuyuki Nakasuga (Foto), Pol Espargaró<br />
und Alex Lowes sorgten für den zweiten<br />
Suzuka-Sieg der Yamaha YZF-R1M in Folge<br />
Foto: GEPA/Red Bull<br />
RED BULL ROOKIES CUP<br />
ZWEI SIEGER AUS FERNOST<br />
Gleich zwei Rennen durften die Youngsters des Red Bull Rookies<br />
Cup beim Sachsenring-GP fahren, zweimal wurde bei der<br />
Siegerehrung die japanische Hymne gespielt – samstags für<br />
Ayumu Sasaki, der die Meisterschaft anführt, sonntags für Kaito<br />
Toba. Die beiden deutschen Talente Kevin Orgis und Matthias<br />
Meggle stürzten am Samstag, Meggle brach sich dabei die<br />
Speiche im linken Unterarm und war damit für Rennen zwei<br />
und den Northern Europe<br />
Cup schachmatt<br />
gesetzt. Orgis wurde<br />
im zweiten Lauf Elfter<br />
und fuhr direkt im<br />
Anschluss im NEC-<br />
Rennen (siehe rechts)<br />
auf Rang sechs.<br />
8974786-77-4.QXD_Layout 1 03.05.16 16:44 Seite 1<br />
Die Japaner Ayumu<br />
Sasaki (#71) und Kaito<br />
Toba (#67) siegten<br />
in Sachsen, Aleix Viu<br />
(Spanien, #81) fuhr<br />
zweimal aufs Podest<br />
Foto: ADAC Motorsport<br />
MOTO3 NORTHERN EUROPE CUP<br />
STANDARD STICHT<br />
Mit nur drei Teilnehmern präsentierte sich die GP-<br />
Kategorie des Northern Europe Cups beim Rennen<br />
im Rahmen des Sachsenring-GP nicht gerade<br />
als Erfolgsmodell. Rund 20 Starter in der Standardklasse<br />
gaben da ein überzeugenderes Bild ab.<br />
Zumal auch mit dem 14-jährigen Dirk Geiger ein<br />
Standard-Pilot als Gesamtsieger des Rennens<br />
feiern durfte. Mit seinem ersten Saisonsieg hat<br />
Geiger die Tabellenführung vor Matthias Meggle<br />
übernommen, der verletzt nicht starten konnte.<br />
Dirk Geiger vom<br />
deutschen Kie-<br />
fer-Moto2-GP-<br />
Team führt die<br />
Meisterschaft<br />
der NEC-Standardklasse<br />
an
SPORT<br />
SUPERBIKE-WM-VORSCHAU<br />
COMEBACK IN<br />
DER LAUSITZ<br />
Mitte September wird die Superbike-WM nach zweijähriger<br />
Pause wieder in Deutschland Station machen. Pünktlich zu<br />
den Rennen auf dem Lausitzring wird auch der deutsche<br />
BMW-Fahrer Markus Reiterberger wieder fit sein.<br />
Text: Andreas Schulz<br />
Fotos: Wießmann, 2snap<br />
Sein letztes Rennen auf dem<br />
gigantischen Lausitzring fuhr<br />
Markus Reiterberger 2015 in<br />
der Superbike-IDM. Dieses<br />
Jahr startet er als WM-Pilot<br />
96 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong>
Die Kawasaki-Werksfahrer<br />
im Sandwich<br />
zwischen den Ducati-<br />
Kollegen: Das ist<br />
derzeit das Spitzenquartett<br />
der Superbike-Weltmeisterschaft<br />
Sogar neun Jahre ist es schon<br />
her, dass die Superbike-WM<br />
letztmals auf dem Lausitzring<br />
gastierte – damals siegten die<br />
Superbike-Legenden Noriyuki Haga<br />
aus Japan und der Australier Troy Bayliss.<br />
Heute geben die Briten den Ton an:<br />
Jonathan Rea und Tom Sykes vom Kawasaki-Werksteam<br />
sowie Chaz Davies<br />
bei Ducati. Alle drei siegten schon zwei<br />
Mal bei deutschen Superbike-WM-Läufen<br />
– allerdings auf dem Nürburgring.<br />
Um so spannender wird es sein, die<br />
aktuelle Creme des Straßenrennsports<br />
mit seriennahen Motorrädern in der<br />
Lausitz zu beobachten, wo alle bei<br />
null anfangen. Der Einzige, der einen<br />
Heimvorteil hätte haben können, ist<br />
der deutsche BMW-Pilot Markus Reiterberger,<br />
der in den letzten Jahren bei<br />
der Superbike-IDM regelmäßig auf dem<br />
Lausitzring startete. Vor seinem ersten<br />
WM-Auftritt dort war noch ein Training<br />
vorgesehen, doch das verpasste Reiterberger,<br />
nachdem er sich beim Sturz in<br />
Misano/Italien schwer verletzt hatte.<br />
Für die Rennen auf dem Lausitzring<br />
wird er allen Prognosen seiner Therapeuten<br />
nach wieder auf dem Motorrad<br />
sitzen, und nicht nur das ist ein Grund,<br />
dort dabei zu sein. Die Veranstalter<br />
haben ein pralles Programm geschnürt.<br />
Neun Rennen sind geplant, neben den<br />
beiden Läufen zur Superbike-WM als<br />
Highlight auch zwei zur Superbike-IDM<br />
(siehe Infokasten). Am Donnerstag wird<br />
das Fahrerlager zwischen 14 und 18<br />
Uhr für alle Fans ohne spezielles Ticket<br />
geöffnet sein. Am Freitagabend ist eine<br />
Topless-Show mit DJ vorgesehen, am<br />
Samstag gibt die „Rammstein“-Coverband<br />
„Stahlzeit“ ein Konzert hinter<br />
der Haupttribühne. Im Fahrerlager und<br />
auf der Start-Ziel-Geraden wird es<br />
außerdem Stunt-Shows geben.<br />
Ein besonderes Paket hat Pirelli, der<br />
Reifen-Exklusivlieferant der Superbike-<br />
WM, für diejenigen parat, die Renn-Feeling<br />
in Reinstform erleben wollen. Für<br />
100 Euro gibt es eine kleine Anzahl<br />
Wochenendtickets mit Fahrerlager-Zugang<br />
und am Montag nach den Rennen<br />
die Möglichkeit, mit dem eigenen Bike<br />
ein Renntraining auf dem Lausitzring<br />
mitzumachen. Mehr Informationen dazu<br />
unter www.pirelli.de/moto.<br />
SUPERBIKE-WM <strong>2016</strong><br />
WM-STAND NACH 18 VON 26 RENNEN<br />
1. Jonathan Rea (GB), Kawasaki (368 Punkte);<br />
2. Tom Sykes (GB), Kawasaki (322); 3. Chaz<br />
Davies (GB), Ducati (260); 4. Davide Giugliano (I),<br />
Ducati (185); 5. Michael van der Mark (NL), Honda<br />
(185); 6. Nicky Hayden (USA), Honda (173);<br />
7. Jordi Torres (E), BMW (155); 8. Leon Camier<br />
(GB), MV Agusta (110); 9. Lorenzo Savadori (I),<br />
Aprilia (110); 10. Xavier Forés (E), Ducati (97); …<br />
12. Markus Reiterberger (D), BMW (68).<br />
SUPERBIKE-WM AUF DEM LAUSITZRING:<br />
ZEITPLAN<br />
Der vollständige, detaillierte Zeitplan lag bis<br />
zum Redaktionsschluss dieser <strong>PS</strong>-Ausgabe<br />
noch nicht vor. Soweit bekannt, ist der Ablauf<br />
des Wochenendes wie folgt geplant:<br />
Freitag, 16. September <strong>2016</strong>: Trainingsläufe<br />
aller Klassen. Abends Topless-Show mit DJ.<br />
Samstag, 17. September: 13 Uhr Superbike-<br />
WM, 1.Rennen; Superbike-/Superstock-<br />
1000-IDM, 1. Rennen; Superstock-600-IDM,<br />
1. Rennen; 21 Uhr Konzert „Stahlzeit“ mit<br />
freiem Eintritt für Superbike-Ticket-Inhaber.<br />
Sonntag, 18. September: 13 Uhr Superbike-<br />
WM, 2. Rennen; Supersport-WM, Rennen;<br />
Superstock-1000-FIM-Cup, Rennen; European<br />
Junior Cup, Rennen; Superbike-/Superstock-<br />
1000-IDM, 2. Rennen; Superstock-600-IDM,<br />
2. Rennen.<br />
EINTRITTSPREISE<br />
Freitag: 19 Euro. Samstag: 49 Euro. Sonntag:<br />
59 Euro (Vorverkauf 52 Euro). Wochenendticket:<br />
69 Euro (VVK 59 Euro). Fahrerlager:<br />
15 Euro (VVK 10 Euro), nur gültig in Verbindung<br />
mit einem Tages- oder Wochenendticket, 4000<br />
Stück verfügbar. Pitwalk: 19 Euro (VVK 14 Euro),<br />
nur gültig in Verbindung mit einem Fahrerlagerticket,<br />
2000 Stück verfügbar. Tages- und<br />
Wochenendtickets gelten auf allen geöffneten<br />
Tribünen. Ermäßigte Preise: für Jugendliche<br />
und Schwerbehinderte, Kinder bis 12 Jahre frei.<br />
Parken: einmalig 5 Euro.<br />
INFORMATIONEN IM INTERNET<br />
www.lausitzring.de, www.worldsbk.com,<br />
www.stahlzeit.com<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong> 97
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 10/<strong>2016</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH, 14. SEPTEMBER <strong>2016</strong><br />
TEST: KIT-SUPERBIKES<br />
Die Serienmodelle der Superbikes sind<br />
oft handzahme Straßenmotorräder.<br />
Doch die Hersteller bieten Kits für<br />
echte Angreifer. <strong>PS</strong> testet die aktuellen<br />
Superbikes in Kit-Version. Mit dabei:<br />
die neue Kawasaki Ninja ZX-10R<br />
WEITERE THEMEN<br />
NEUHEITEN:<br />
Im Vorfeld der INTER-<br />
MOT dringen erste<br />
News für das neue Modelljahr<br />
in die Redaktion.<br />
Ein erster Überblick<br />
BREMSEN<br />
BIS ZUM UMFALLEN<br />
In einem handfesten Test ermittelt <strong>PS</strong> Daten<br />
und Fakten zum Bremsen bis zum Scheitelpunkt<br />
und sagt, wo die Grenzen liegen<br />
ZONKOS ATTACKE:<br />
Zonko trifft einen<br />
Shaolin-Mönch mit<br />
seiner rennfertigen<br />
Ducati Monster auf<br />
dem Hockenheimring<br />
TUNEUP<br />
Nicht jeder möchte sich einen<br />
hochgezüchteten neuen Supersportler<br />
leisten. Im <strong>PS</strong>-TuneUp<br />
testen wir alle gängigen Nachrüst-Traktionskontrollen<br />
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SPORT:<br />
Exklusiv: <strong>PS</strong> bekommt<br />
Einblick in die MotoGP-<br />
Elektronik. Daten und<br />
Fakten, wie die Superstars<br />
wirklich fahren<br />
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Ansonsten erhalten Sie <strong>PS</strong> weiterhin monatlich zu den im Impressum angegebenen Preisen mit jederzeitigem Kündigungsrecht.<br />
98 <strong>PS</strong> 9/<strong>2016</strong><br />
Fotos: 2snap, Kawasaki, fact<br />
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MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
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Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />
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HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
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CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />
REDAKTION Volkmar Jacob, Tobias Münchinger<br />
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FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />
GRAFIK UND PRODUKTION<br />
Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />
Thomas Waldhauer<br />
MEDIENPRODUKTION<br />
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Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />
SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />
Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />
STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />
Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt, Fritz<br />
„Zonko“ Triendl, Werner Koch<br />
LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />
BRANDMANAGER Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
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Bei Anzeigen aus dem Ausland Vorkasse.<br />
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