Bonamea - Ausgabe 2 / 2016
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onamea<br />
Chancen, Risiken & Trends am Immobilienmarkt.<br />
2/<strong>2016</strong><br />
BAU-<br />
KUNST<br />
Hotels von berühmten Architekten<br />
Micro-Homes: Zurück zum Wesentlichen<br />
Immobilien-Dorado London<br />
a€ 6,90 d€ 7,50
a€ 3,50 d€ 4,00<br />
bonamea<br />
… UND DIE ERFOLGS-<br />
GESCHICHTE GEHT WEITER!<br />
EDITORIAL //<br />
LIEBE LESERINNEN,<br />
LIEBE LESER !<br />
In Zeiten wirtschaftlicher<br />
Krisen, zunehmender Migrationsbewegungen<br />
und<br />
damit einhergehenden<br />
politischen Umbrüchen,<br />
überfüllten Großstädten<br />
sowie den immer deutlicher<br />
werdenden Auswirkungen<br />
einer globalen<br />
Umweltzerstörung denken<br />
immer mehr Menschen<br />
darüber nach, ob unser auf<br />
Konsum basierendes Gesellschaftsmodell tatsächlich das einzig<br />
Wahre sein kann. In diesem Zusammenhang lässt sich der Boom<br />
kleiner und kleinster Wohneinheiten erklären.<br />
Unter dem Motto „Zurück zum Wesentlichen“ dachte bereits<br />
eine Reihe berühmter Architekten und Designer von Le Corbusier<br />
bis Renzo Piano über Mikroarchitekturen nach. Moderne<br />
Micro-Homes spielen dabei technisch alle Stücke: Mittels Solarund<br />
Windkraft wird Strom erzeugt und gespeichert, Regenwasser-Sammelanlagen<br />
sowie -Aufbereitung und Komposttoilette<br />
machen die modernen Nomaden unabhängig von kommunalen<br />
Versorgungsnetzen. Selbstverständlich sind die smarten Kleinen<br />
auch noch ultramobil. Also, ich bin dann mal weg ...<br />
Architekturbegeisterte mit Reisefieber könnten sich aber auch<br />
wie unsere Autorin Carola Leitner auf Spurensuche nach alten<br />
und neuen Baujuwelen machen. Umso besser, wenn man sich<br />
dort in Hotelzimmer mit originaler Möblierung einmieten kann.<br />
So wird etwa das ehemalige Ateliergebäude des Bauhaus in Dessau<br />
heute touristisch genutzt, ebenso wie das Loos-Haus in Payerbach<br />
oder das Hôtel Le Corbusier in Marseille. Wer zeitgenössische<br />
Baukultur bevorzugt, kann zwischen Norman Fosters Me<br />
Hotel in London, Jean Nouvels The Hotel in Luzern und Frank<br />
Gehrys exzentrisches Marqués de Riscal im spanischen Weindorf<br />
Elciego wählen, letzteres ziert das Cover dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />
Apropos London: Robert Prazak hat sich die neuesten Stadtentwicklungs-Projekte<br />
im Dorado internationaler Immobilien-Investoren<br />
angesehen. In der britischen Hauptstadt ist neben dem<br />
Brexit wohl das Milliardengrab London Garden Bridge, die zum<br />
Teil durch Crowdfunding finanziert werden soll, Gesprächsthema<br />
Nummer eins. In London ist wie in San Francisco, Los Angeles und<br />
ja, auch in Wien, sowohl im Bereich Grünraumgestaltung als auch<br />
bei Häusern und Wohnungen ein Trend zur Miniaturisierung festzustellen:<br />
Alexandra Rotter schreibt in ihrem Debüt bei bonamea<br />
über parkplatzgroße Parklets, die in Wien auch Grätzloase oder<br />
Brettlgärten genannt werden. Last but not least: Was sich in Graz<br />
in Sachen Smart City tut, darüber berichtet Sonja Tautermann.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Ulrike Springer<br />
Chefredakteurin<br />
Verbrauch: 3,7–6,6 l/100 km.<br />
CO 2 -Emission: 99–154 g/km.<br />
bonamea<br />
Chancen, Risiken & Trends am Immobilienmarkt.<br />
2/<strong>2016</strong><br />
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BAU-<br />
KUNST<br />
Hotels von berühmten Architekten<br />
Micro-Homes: Zurück zum Wesentlichen<br />
Immobilien-Dorado London<br />
BAU KUNST<br />
Frank Gehry – Marqués de Riscal in Elciego, Spanien<br />
Das Luxushotel Marqués de Riscal ist mit seiner Fassade, die aus wild geschwungenen Metallbändern besteht, ein Musterbeispiel des<br />
dekonstruktivistischen Architekturstils. Der kalifornische Stararchitekt Frank Gehry gehört zu deren wichtigsten Vertretern. Er setzte einen<br />
bewussten Kontrast zu den umgebenden traditionellen Bauten des spanischen Weinbaugebietes. www.hotel-marquesderiscal.com<br />
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bonamea 2 // 3
ein neues<br />
kapitel beginnt.<br />
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onamea<br />
// INHALT<br />
ARCHITEKTUR<br />
12 ARCHI // NEWS<br />
Aktuelle Meldungen, Auszeichnungen, Ausstellungen,<br />
Buchtipps<br />
18 Ausgezeichnet: Giencke & Company<br />
ARCHITEKTUR-JUWEL<br />
Volker Gienckes Konzerthalle „Great Amber“ in<br />
Liepaja wurde mit dem A+Award <strong>2016</strong> ausgezeichnet.<br />
22 bonamea Trend<br />
MIKRO-HÄUSER<br />
Die kleinsten Häuser der Welt bieten auf weniger als 30<br />
m 2 Wohnfläche energieautarkes Wohnen.<br />
30 bonamea Porträt<br />
ADOLF KRISCHANITZ<br />
Der österreichische Architekt über sozialen Wohnbau<br />
in Zeiten der Verkleinbürgerung der Gesellschaft, das<br />
Verhältnis zwischen Kunst und Bau, Brickolage u.v.m.<br />
36 bonamea Reise<br />
ARCHITEKTEN-HOTELS<br />
Entwürfe von Walter Gropius, Le Corbusier, Adolf<br />
Loos, Jean Nouvel, Norman Foster und Frank Gehry.<br />
42 Healing Architecture<br />
MAURER & PARTNER<br />
Wohlbefinden fördert die Heilung. Bei der Planung<br />
moderner Krankenhäuser orientiert man sich deshalb<br />
am Komfort von Hotelbauten.<br />
48 bonamea Trend<br />
WELLNESS-MÖBEL<br />
Relax-Liegen, Sofas und Lounge Chairs für draußen.<br />
IMMOBILIEN-WIRTSCHAFT<br />
50 IMMO // NEWS<br />
Spatenstiche, aufregende Projekte, Auszeichnungen,<br />
Buchtipps<br />
52 HN-Group Sommerfest<br />
WELCOME IN PARADISE<br />
Am 8. Juni <strong>2016</strong> feierte die HN-Multimedia Group ein<br />
rauschendes Sommerfest im Palais Coburg.<br />
54 Immobilien Investment<br />
IMMOBILIEN-DORADO LONDON<br />
Das Interesse ausländischer Investoren sorgt für<br />
steigende Preise, an neuen Projekten mangelt es nicht.<br />
60 Immobilien Crowdfunding<br />
AUF DER SUCHE NACH LUKRATIVEN<br />
ANLAGEMÖGLICHKEITEN<br />
Von der London Garden Bridge bis zum ersten<br />
Wolkenkratzer Kolumbiens: In Zeiten anhaltender<br />
Niedrigzinspolitik wird Crowdinvesting zunehmend<br />
attraktiv für internationale Investoren.<br />
64 Wertsteigerung Balkonanbau<br />
SCHÖNE AUSSICHTEN<br />
Mit der 2014 in Kraft getretenen Wiener Bauordnung<br />
ist der nachträglich angebaute Balkon wieder in<br />
greifbare Nähe gerückt.<br />
70 Private Wohnungsvermietung<br />
WELTWEIT ZUHAUSE<br />
Eine Wohnung an Reisende zu vermieten scheint in<br />
Zeiten von Airbnb ein einfaches Geschäft zu sein. Doch<br />
die rechtlichen Hürden sind höher, als man denkt.<br />
76 HouseSitting<br />
GUT BEHÜTET<br />
Housesitter sind mehr als bloß ein reiner Einbruchsschutz.<br />
Denn wer verreist, möchte Haus, Wohnung,<br />
Garten und Haustier bei der Rückkehr gerne so<br />
wiederfinden, wie er oder sie es verlassen hat.<br />
Financial Planning.<br />
fundiert. klar. nachhaltig.<br />
Vergangene Erfahrungen, künftige Ziele und Wünsche sind es, die unser aller Zukunft gestalten. Die Zeit vorwegzunehmen<br />
ist zwar seit jeher ein menschlicher Traum – jedoch immer noch unmöglich. Ein konkreter Plan heißt Sicherheit und<br />
gibt einen roten Faden für den Weg in Ihre Zukunft – ein Unikat.<br />
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analysiert und sucht Wege, Ihre Vermögensstruktur zu verbessern. Das wesentliche Ziel des Financial Plannings ist die<br />
Abstimmung der einzelnen Elemente Vermögen, Liquidität, Sicherheit und Vorsorge aufeinander.<br />
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onamea<br />
// INHALT<br />
STADTPLANUNG<br />
80 CITY // NEWS<br />
Aktuelle Nachrichten aus allen Bereichen der Stadtentwicklung:<br />
Wettbewerbe, Projekte, Auszeichnungen,<br />
Buchtipps und aufstrebende Stadtviertel in europäischen<br />
Metropolen.<br />
84 Stadtentwicklung Graz<br />
SMART, SMARTER, GRAZ.<br />
Graz mausert sich immer mehr zur Vorzeigestadt in<br />
Sachen Smart City. Die Vision einer CO 2<br />
-neutralen Stadt<br />
im Jahre 2050 startete mit einem großangelegten<br />
Demoprojekt rund um den Hauptbahnhof in Graz Mitte.<br />
Besonderes Highlight: der bereits im Rohbau befindliche<br />
Science Tower mit einem neuartigen Energieglas.<br />
GRÜNRAUMGESTALTUNG<br />
88 GREEN // NEWS<br />
Aktuelles aus allen Bereichen der Grünraumgestaltung,<br />
Gartenmessen, Buchtipps.<br />
90 Trend Parklets<br />
RELAXOASEN IN PARKPLATZGRÖSSE<br />
Ein bis zwei Parkplätze – mehr braucht es nicht, um in<br />
Städten Oasen der Ruhe zu schaffen. Das zeigen<br />
Miniparks, die von San Francisco über London bis Wien<br />
im Trend liegen und Wohnzimmer-Feeling auf die<br />
Straßen bringen.<br />
98 Foyer Begrünung<br />
TREFFPUNKT INDOOR-GARTEN<br />
Begrünten Atrien, Foyers und Empfangshallen kommt<br />
wegen ihrer repräsentativen Wirkung große Bedeutung<br />
in Unternehmen oder öffentlichen Gebäuden zu. Mit<br />
einem gekonnten Grünraumkonzept entstehen<br />
Begegnungszonen mit Marktplatz-Charakter. In<br />
Krankenhäusern verkürzen diese den Heilungsprozess<br />
der Patienten.<br />
Living @ Palais Wessely<br />
Ein harmonisches Paar:<br />
Eine Fusion aus Gründerzeit und Gegenwart zwischen Karlskirche und Schloss Belvedere.<br />
Errichtet werden 22 Einheiten zwischen 46 m 2 und 267 m 2 Wohnfläche mit Raumhöhen bis zu 4,84 Metern.<br />
Hofseitig erhalten die Wohnungen Loggienvorbauten, große Balkone sowie ausgedehnte Terrassenflächen.<br />
Die Penthouse Wohnung mit 218 m 2 Wohnfläche und 90 m 2 Terrasse bietet einen spektaktulären<br />
Rundblick über Wien.<br />
Kaufpreis auf Anfrage HWB-ref = 34,1 kW/m 2 a<br />
STANDARDS<br />
3 EDITORIAL<br />
102 SERVICE<br />
Hier finden Sie die Adressen der im Heft erwähnten<br />
Professionals aus den Bereichen Architektur, Immobilien,<br />
Stadtplanung und Grünraumgestaltung sowie die<br />
Bezugsquellen aller im Heft gezeigten Produkte.<br />
104 IMPRESSUM<br />
106 EXIT<br />
Teil 2 der Kolumne „Stadt.Land.Flucht“ von Autor Karl<br />
Prühwasser.<br />
Luxus erleben<br />
LUXUS LEBEN<br />
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unseren Kunden erfolgreich exklusive Wohnimmobilien für gehobene Ansprüche.<br />
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ARCHITEKTUR //NEWS<br />
DIE<br />
Sanddünen<br />
VON ZAHA HADID<br />
Die gewellte Form des neuen Firmensitzes<br />
Bee’ah in Schardscha,<br />
Vereinigte Arabische Emirate,<br />
erinnert an Sanddünen. Das Unternehmen,<br />
das sich auf nachhaltige Energie-<br />
und Umweltlösungen spezialisiert<br />
hat, schrieb die Gestaltung des neuen<br />
Firmengebäudes zum Wettbewerb aus,<br />
den das Büro der im Frühjahr verstorbenen<br />
Architektin Zaha Hadid gewann.<br />
Selbstverständlich handelt es sich bei<br />
Bee’ah um ein „grünes“ Gebäude.<br />
www.zaha-hadid.com<br />
render by MIR Zaha Hadid Architects<br />
U1 ARCHITEKTUR<br />
Vorbildliche GEBÄUDE-SANIERUNG<br />
Ein in die Jahre gekommenes Gewerbe- und Geschäftsobjekt in Innsbruck wurde vom Büro U1architektur teilweise komplett entkernt<br />
und darauf aufbauend mit neuem Inhalt – für studentisches Wohnen – gefüllt. Dazu wurden bis zu zwei Geschosse aufgestockt, die<br />
Erschließung mit Stiegenhaus, Lift und Laubengängen neu organisiert und das Gesamtgebäude in technischer und energetischer<br />
Hinsicht auf den neuesten Stand gebracht. Die Südseite zur stark befahrenen Straße hin wurde schallschutztechnisch verbessert, die<br />
Nordseite – mit Blick zur Nordkette – wurde als offene Erschließungs- und Aufenthaltszone ausgeführt. So konnte der Bestand trotz<br />
starker innerstädtischer Nachverdichtung weiter genutzt werden. Die vorbildliche Sanierung sowie der Umbau und die Erweiterung der<br />
ehemaligen Gewerbeimmobilie zu Kleinwohnungen wurde mit dem Ethouse Award 2015 ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jury:<br />
„Kostengünstige Verdichtung mit Neubaustandard: Der Bestand konnte trotz starker, innerstädtischer Nachverdichtung weiter verwendet<br />
und mit neuen Qualitäten versehen werden. Hervorzuheben ist die Vorfertigung der für die Gestaltung genutzten Fassadenelemente<br />
und deren technische Ausführung.‘‘<br />
www.ueins.at<br />
Fotos: Birgit Köll<br />
FRIEDRICH<br />
KIESLERS RAUM-<br />
Stadt<br />
Mit seinen revolutionären, utopistischen<br />
Ideen faszinierte Friedrich<br />
Kiesler (1890–1965) nicht nur die<br />
Generation von KünstlerInnen und ArchitektInnen<br />
seiner Zeit. Bis heute prägen die<br />
transdisziplinären Beiträge des austro-amerikanischen<br />
Künstlers, Designers, Architekten,<br />
Bühnenbildners und Ausstellungsmachers<br />
die europäische und amerikanische Avantgarde.<br />
Die MAK-Ausstellung „FRIEDRICH<br />
KIESLER. Lebenswelten“ gibt Einblick in das<br />
Gesamtwerk des Visionärs, in sein grenzüberschreitendes<br />
Denken, seine Theorie des<br />
Correalismus, mit der er die Beziehung zwischen<br />
Kunstwerk, Mensch und Umgebung<br />
thematisierte, sowie in seine Arbeit als Architekt<br />
und Ausstellungsgestalter. Ein Modell für<br />
die Stadt der Zukunft (siehe Fotos li.) legte<br />
Friedrich Kiesler mit der „Raumstadt“ (1925)<br />
vor, die er auf Einladung von Josef Hoffmann<br />
für die österreichische Theatersektion der<br />
Exposition internationale des Arts décoratifs<br />
et industriels modernes in Paris entwickelte.<br />
Eine originalgetreue Rekonstruktion dieses<br />
futuristischen Modells einer im Raum schwebenden<br />
Stadt wird als zentrales Objekt der<br />
Ausstellung in einem abgedunkelten Raum<br />
inszeniert. Bis 2.10. im MAK, Stubenring 5,<br />
1010 Wien. www.mak.at<br />
bonamea 12 // 13
Architektur News<br />
Wohnen aus Leidenschaft ...<br />
Altbauwohnungen in<br />
Zentrumsnähe<br />
DOMENIG STEINHAUS: SPEKTAKULÄRE ARCHITEKTUR erleben<br />
Im Steinhaus am Ossiachersee erreichte die innovative Kraft in den Projekten des weltweit renommierten Architekten Günther Domenig ihren<br />
Höhepunkt. Sein Haus ist damit wohl auch das bekannteste Werk der Kärntner Gegenwartsarchitektur. Die Transformation regionaler Landschaftselemente<br />
führte zu einer Architekturskulptur mit spürbarer Raumintensität. Besonders die vom Architektur Haus Kärnten angebotenen Führungen<br />
durch diese gebaute Architektenbiografie eröffnen einzigartige Einblicke in das Leben und Schaffen von Günther Domenig, indem sie im Haus<br />
selbst immer neue Perspektiven eröffnen und spannende (Bau)Geschichten erzählen. Führungen auf Anfrage: steinhaus@architektur-kaernten.at<br />
bzw. Tel. +43 664 516 6673, Öffnungszeiten Mai - Oktober: Mittwoch von 10:00 - 19:00 Uhr, Führung um 17:00 Uhr. Domenig Steinhaus, Uferweg<br />
3, 9552 Steindorf. www.steinhaus-domenig.at<br />
ZUKUNFT<br />
VON GESTERN<br />
Die Ausstellung „Zukunft von Gestern“ stellt außergewöhnliche<br />
Utopien der Architektengruppen Future Systems<br />
und Archigram vor. Im Fokus stehen dabei detaillierte<br />
technische Zeichnungen, farbig opulente Collagen und filigrane<br />
Originalmodelle. Die Werke des 1968 nach London emigrierten,<br />
tschechischen Architekten und Gründers von Future Systems<br />
Jan Kaplick aus den 1980er und 1990er Jahren werden<br />
konfrontiert mit den zwanzig Jahre früher entstandenen Entwürfen<br />
der Londoner Architektengruppe Archigram um Peter<br />
Cook, Ron Herron, Dennis Crompton, Warren Chalk, Michael<br />
Webb und David Greene aus der Sammlung des Deutschen Architekturmuseums.<br />
Bis18.9.<strong>2016</strong>, deutsches Architekturmuseum<br />
DAM am Schaumaninkai 43, Frankfurt am Main.<br />
www.dam-online.de<br />
Foto: Helga Rader<br />
Foto: Kaplicky Centre, Praha<br />
1040 Wien, Wiedner Hauptstraße 17<br />
Top 5 / 230 m 2<br />
Top 5a / 182 m 2<br />
Top 6 / 197 m 2<br />
Exklusive Mietappartements in guter Lage.<br />
Die Wohnungen verfügen über große helle Räume,<br />
Parkettböden, schöne Stuckarbeiten, komplett ausgestattete,<br />
hochwertige Küchen und exklusive Baderäume.<br />
Jede Wohnung hat vier geräumige Zimmer, zwei Bäder<br />
und zwei WCs. Erstbezug nach aufwendiger Sanierung.<br />
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✆ 01 535 01 01<br />
www.generalirealestate.at<br />
Wohnungen Büros Geschäftslokale
Architektur News<br />
WWW.KFF.DE<br />
OBDACH FÜR EINEN<br />
WANDERNDEN Gott<br />
Der Wunsch, in die Natur zurückzukehren und in einfachsten<br />
Behausungen ein ebensolches Leben zu führen, ist in Zeiten<br />
wachsender Unweltverschmutzung und eines immer<br />
schneller stattfindenden gesellschaftlichen Wandels stärker denn<br />
je. Die Beschäftigung mit Mikroarchitekturen und ihren zweckmäßigen<br />
Wohnungsgrundrissen hat aber auch immer schon berühmte<br />
Architekten von Le Corbusier bis Renzo Piano fasziniert.<br />
Der AutorPhilip Jodido versammelt im schön gestalteten Bildband<br />
„Hütten“ diverse Typologien von der einfachen Waldhütte über<br />
das Bootshaus der Architekten Tyin in Norwegen (siehe Foto r.<br />
u.) über Baumhäuser, Strandunterkünfte, Künstlerklausen bis<br />
zur Berghütte: Das Haus des österreichischen Architektenduos<br />
Marte.Marte in Laterns (siehe Foto r.o.) bedient allerdings keineswegs<br />
das Klischee gängiger Alpenarchitektur, so wie das bei<br />
vielen gezeigten Projekt nicht der Fall ist. Philip Jodidio: „Cabins“,<br />
Taschen Verlag, 464 Seiten, 49,99 (A, D) Euro.<br />
Foto: Pasi Aalto, TASCHEN Foto: Marc Lins, TASCHEN<br />
VISIONÄR<br />
ARCHITEKT, KÜNSTLER, STADTPLANER<br />
Le Corbusier, der Begründer der klassischen Moderne in der Architektur,<br />
schrieb nicht weniger als 34 Bücher, hielt Vorträge über<br />
Baukunst und Stadplanung in den bedeutendsten Metropolen von<br />
Paris bis New York und mit seinem Faible für Technik engagierte er<br />
sich weltweit für Modernisierungsprozesse. Die Werkschau von Jean-<br />
Louis Cohen und Tim Benton trägt den Titel „Le Corbusier. Le Grand“<br />
zu Recht: Auf 848 Seiten wird das Leben und Werk in unzähligen Fotos,<br />
privaten Schnappschüssen und Briefen, Zeitungsausschnitten,<br />
handschriftlichen Skizzen und Notizen sowie Buchauszügen dokumentiert.<br />
Seine eleganten puristischen Villen finden sich ebenso wie<br />
sein für den Wiederaufbau nach dem Ersten Weltkrieg entwickeltes<br />
Geschossplatten-Prinzips namens Dom-ino-System. Jean-Louis Cohen,<br />
Tim Benton: „Le Corbusier. Le Grand“, Phaidon Verlag, deutschsprachige<br />
<strong>Ausgabe</strong>, 46,30 (A) bzw. 45 (D) Euro.<br />
KIRK<br />
Aluminium und feinstes Leder
onamea Architektur<br />
A+Award <strong>2016</strong>: Giencke & Company Architects (A)<br />
ARCHITEKTUR<br />
JUWEL<br />
Die Konzerthalle „Great Amber“ in Liepaja, Lettland, von Giencke & Company<br />
Architects wurde in der Kategorie Konzerthalle/Theater mit der renommierten<br />
internationalen Auszeichnung A+Award <strong>2016</strong> prämiert.<br />
Ulrike Springer Text<br />
Indrikis Sturmanis (Great Amber), Giencke & Company Architects (Porträt) Fotos<br />
Was lange währt, wird endlich gut<br />
– kein Sprichwort könnte als Motto<br />
für „Great Amber“ tauglicher<br />
sein. Beim „Großen Bernstein“<br />
handelt es sich um die von Giencke & Company<br />
Architects geplante und errichtete Konzerthalle<br />
in der lettischen Küstenstadt Liepaja,<br />
die nämlich sage und schreibe mehr als hundert<br />
Jahre von der Beschlussfassung bis zu ihrer<br />
Realisierung auf sich warten ließ: Ihr Bau<br />
wurde bereits 1896 (!) beschlossen, 2015 wurde<br />
die mit 1.024 Sitzplätzen nun größte Konzerthalle<br />
des Baltikums endlich Realität. Der<br />
renommierte österreichische Architekt Volker<br />
Giencke gewann mit seinem in Graz ansäßigen<br />
Team den international ausgeschriebenen<br />
Wettbewerb Ende 2003. Ein Jahr später wurde<br />
das Projekt „Great Amber“, dessen repräsentative<br />
Konzerthalle Mittelpunkt eines neuen<br />
Stadtentwicklungsgebietes darstellt, auf der<br />
Architekturbiennale in Venedig ausgestellt.<br />
ARCHITEKTUR AN DER<br />
SCHNITTSTELLE ZUR KUNST<br />
Volker Giencke, in der internationalen Architekturszene<br />
bekannt für seine von der bildenden<br />
Kunst beeinflussten expressiven Entwürfe,<br />
hat hier mit seinem Team ganze Arbeit<br />
geleistet. Es handelt sich bei „Great Amber“<br />
um einen monolithischen, konusförmigen,<br />
leicht verzogenen Baukörper mit einer transparenten<br />
bernsteinfarbenen Fassade. Diese<br />
umhüllt wie eine transparente Hülle das unregelmäßige<br />
Faltwerk der Betonkonstruktion.<br />
„Der Sage nach ist Liepaja die Stadt, in der der<br />
Wind geboren wurde“, erklärt Volker Giencke:<br />
„Deshalb haben wir das Bauwerk ,in den<br />
Wind gelehnt‘“.<br />
VON DER NATUR INSPIRIERT<br />
„Bernstein ist erstaunlich transparent, besonders<br />
dann, wenn es ein Insekt als Fossil<br />
einschließt – so detailliert, als würde es ein<br />
lebendes Wesen beschützen“, veranschaulicht<br />
Volker Giencke die namensgebende Inspirationsquelle<br />
aus der Natur: „Verglichen damit<br />
formt die doppelschalige Fassade der Konzerthalle<br />
eine Hülle, die ein Mikroklima schafft,<br />
in welchem die verschiedenen Funktionen als<br />
räumliche Implantate eingeschlossen sind: der<br />
große Konzertsaal, der Kammermusiksaal, die<br />
Experimentierbühne, der Musikclub, die Musikschule<br />
und dergleichen sowie die ,Civita<br />
Nova‘ als Aufführungsort und Bühne für die<br />
Menschen von Liepaja.“<br />
HERVORRAGENDE AKUSTIK &<br />
INNOVATIVE LICHTFÜHRUNG<br />
Das akustische Konzept hat Volker Giencke<br />
gemeinsam mit Karlheinz Müller von der Firma<br />
Müller-BBM entwickelt. Ergebnis ist eine<br />
hervorragende Akustik, aufbauend auf dem<br />
ovalen, terrassenförmigen Weinbergprinzip.<br />
Helmholtz-Resonatoren und ein großer, in<br />
Wie eine transparente Hülle umgibt<br />
die bernsteinfarbene Glasfassade das<br />
unregelmäßige Faltwerk der Betonkonstruktion<br />
(l. o.).<br />
Im Inneren des Gebäudes wird die doppelt<br />
ausgeführte Fassadenkonstruktion<br />
offensichtlich (l. u).<br />
Die Konzerthalle ist der Mittelpunkt<br />
eines neuen Stadtentwicklungsgebietes<br />
in der lettischen Küstenstadt<br />
Liepaja (r. u.).<br />
bonamea 18 // 19
onamea Architektur<br />
seiner Höhe adjustierbarer Klangreflektor sind<br />
wichtige Bestandteile des akustischen Projektes.<br />
Ebenso ist Licht ein wesentliches Gestaltungselement<br />
beim „Great Amber“. Vierzehn<br />
hochglanzverspiegelte Lichtröhren durchstoßen<br />
das Dach und fluten den Konzertsaal mit<br />
Tageslicht. Sie schaffen eine einzigartige räumliche<br />
Atmosphäre. Die Konzerthalle kann<br />
auch für Kongresse, Ausstellungen und Empfänge<br />
adaptiert werden, indem der Orchestergraben<br />
und das geneigte Parkett hochgefahren<br />
werden.<br />
AUSGEZEICHNET<br />
„Great Amber“ von Giencke & Company Architects erhielt den A+Award <strong>2016</strong><br />
Das Konzerthaus wurde in der „Popular Choice“ zum Sieger in der Kategorie Konzerthalle/Theater<br />
gekürt. Architekten aus über 100 Ländern haben ihre Werke eingereicht,<br />
mehr als 400.000 Architekturinteressierte haben drei Wochen lang online<br />
abgestimmt – und den „Great Amber“ zum besten Gebäude in der Kategorie Konzerthalle/Theater<br />
gewählt. Die feierliche Preisverleihung fand am 12. Mai in den Highline<br />
Stages in New York statt.<br />
www.architizerawards.com<br />
VOLKER GIENCKE<br />
Geboren 1947 in Wolfsberg, studierte Architektur und Philosophie in Wien. Nach Zusammenarbeit<br />
mit Merete Mattern, Günther Domenig und dem Grünraumgestalter Raimund Herms gründete Volker<br />
Giencke 1981 sein eigenes Architekturbüro in Graz, weitere Büros folgten 1990 in Sevilla und 2004<br />
in Riga. Nach zahlreichen Gastprofessuren im Ausland wurde er 1992 Professor für Architektur an<br />
der Uni Innsbruck, wo er im Jahr 2000 das „./studio 3“, Institut für Experimentelle Architektur und<br />
Entwerfen gründete.<br />
Volker Giencke zählt mit seinen innovativen, konstruktiv anspruchsvollen Bauten wie etwa der Lichtakademie<br />
Bartenbach, dem Museum of Modern Art in Taipeh, dem Österreich-Pavillon für die Expo<br />
1992 in Sevilla sowie dem Hotel „Speicher Barth“ an der Ostsee zu den renommiertesten Architekten<br />
Österreichs.<br />
www.giencke.com<br />
MITTELPUNKT EINES<br />
NEUEN STADTVIERTELS<br />
Neben der besonderen Architektur und der<br />
bestmöglichen Akustik für klassische Konzerte<br />
war es das Ziel, Liepaja und seinen Bewohnern<br />
mit „Great Amber“ eine neue kulturelle Identität<br />
zu geben – das ist nach Jahren des Stillstands<br />
von historischer Bedeutung für die Stadt und<br />
ihre Bevölkerung. Die Konzerthalle bildet das<br />
Zentrum eines neuen, lebendigen Viertels, dem<br />
die Kunst wesentliche Impulse geben soll. Diese<br />
symbolhafte Wirkung unterstreicht, dass der<br />
„Great Amber“ eine Verbindung mit der Stadt<br />
eingeht, die sowohl architektonisch als auch inhaltlich<br />
überzeugt. Ein neues Wahrzeichen für<br />
das heutige Liepaja.<br />
b<br />
Kraftvoll.<br />
Effektvoll.<br />
ADMONTER ERÖFFNET RAUMKONZEPTE IN UNGEAHNTER HARMONIE.<br />
WENN NATURHOLZ AUCH AUF WÄNDEN, MÖBELN, STIEGEN UND TÜREN BEGEISTERT.<br />
WENN EINZIGARTIGE NATURHOLZFLÄCHEN DIE DESIGNERWARTUNGEN FÜR<br />
INNENRÄUME VON HEUTE NEU DEFINIEREN. DANN IST DAS DURCH UND DURCH<br />
EIN ECHTER ADMONTER.<br />
Mehr über unvergleichliches Naturholzdesign, das den Boden der Tatsachen verlässt, die Wände hochgeht<br />
und auch vor Möbeln, Türen und Stiegen nicht haltmacht, auf www.admonter.at<br />
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Naturholz-Akustikplatten
onamea Architektur<br />
Micro House (INT)<br />
MIKRO-H ÄUSER<br />
ZURÜCK ZUM WESENTLI CHEN<br />
Foto: Nice Visions Tomas Manina<br />
Ecocapsule, 8,2 m 2 : Die vollständig<br />
energieautarke Kapsel von Nice<br />
architects ist gleichzeitig Chalet, Pop-<br />
Up-Hotel und Ladestation für Elektro-<br />
Autos. Sie kann sogar Regenwasser<br />
aufbereiten.<br />
Micro-Homes sind in puncto Design und Technik mit allen Wassern gewaschen:<br />
Dank integrierter Sonnen- und Windenergieanlagen sowie Regenwasser-Sammeltanks<br />
sind sie unabhängig von kommunalen Versorgungsnetzen. Ganz entgegen<br />
ihrer Typologie als Immobilien sind sie klein genug, um auf einen LKW oder<br />
in einen Frachtcontainer zu passen und so in die ganze Welt auszuschwärmen.<br />
Wir zeigen die kleinsten Häuser der Welt mit einer Nutzfläche von 7,5 bis 30 m 2 .<br />
Ulrike Springer Text<br />
bonamea 22 // 23
onamea Architektur<br />
Micro House (INT)<br />
Diogene, 7,5 m 2 : Pionierprojekt von<br />
Renzo Piano Building Workshop, das sich<br />
mit dem absoluten Minimum auseinandersetzt.<br />
Der Prototyp steht auf dem<br />
Vitra-Campus in Weil am Rhein (o. l.).<br />
Pod Home, 14 m 2 : Früher Prototyp<br />
eines energieautarken Mikro-Hauses<br />
von Lisa Tilder und Stephen Turk an<br />
der Ohio State University, USA (o. r.).<br />
Sovhus 4:12, 12 m 2 : Joakim Leufstadius<br />
vom Büro Imanna schafft mittels<br />
einer einfachen kubischen Form und<br />
raffinierten, aufklappbaren Fassadeteilen<br />
komplexe Wohnerfahrungen (u.).<br />
Friede den Hütten! Krieg den Palästen“<br />
lautete die berühmt gewordene Aufforderung<br />
des „Hessischen Landboten“.<br />
Das ursprünglich vom deutschen Dichter<br />
Georg Büchner verfasste Pamphlet aus<br />
dem Jahr 1834 wandte sich gegen die sozialen<br />
Missstände seiner Zeit. Mit den ärmlichen Behausungen<br />
der ausgebeuteten Arbeiterschaft<br />
im Zeitalter der Industrialisierung haben die<br />
hier vorgestellten Design-Minihäuser zwar<br />
wenig zu tun. Dem italienischen Stardesigner<br />
Renzo Piano etwa, der für seine technisch ausgefeilten,<br />
alles andere als bescheidenen Entwürfe<br />
bekannt ist, ging es bei seinem Projekt<br />
„Diogene“ um architektonische Studien zum<br />
Thema Mindestanforderungen des Wohnens.<br />
Er bezieht sich dabei auf Le Corbusiers „Cabanon“<br />
an der Küste von Roquebrune-Cap-<br />
Martin, die einer Mönchszelle gleicht, für Le<br />
Corbusier aber war es „ein Schloss, ein freundlicher<br />
Ort von allergrößtem Komfort.“ Es ist<br />
die Befreiung von unnötigem Ballast und den<br />
Zwängen der Zivilisation, die den subversiven<br />
Charakter dieser Mikroarchitekturen ausmachen.<br />
Energieautark, unabhängig. Von wegen<br />
harmlose Grundriss-Spielchen!<br />
DAS WEINFASS DES DIOGENES<br />
Nicht ohne Grund nennt Renzo Piano sein<br />
Mikro-Haus „Diogene“ und nimmt damit Bezug<br />
auf den berühmten Philosophen der griechischen<br />
Antike Diogenes von Sinope, der von<br />
404 bis 323 vor Christus lebte und sich aus Abscheu<br />
vor der dekadenten Lebensweise seiner<br />
Zeitgenossen aus der Gesellschaft zurückzog,<br />
um in einem Weinfass ein einfaches Leben zu<br />
führen und um seine Zeit ausschließlich dem<br />
Denken zu widmen. Die Idee einer minimalen<br />
Behausung habe ihn seit seinen Studientagen<br />
beschäftigt, sagt Renzo Piano. Ende der Sechzigerjahre<br />
baute er mit seinen Studierenden<br />
an der Architectural Association in London,<br />
an der er Architektur unterrichtete, Minihäuser<br />
auf dem Bedford Square. In Genua begann<br />
er, diverse Prototypen zu bauen – aus Sperrholz,<br />
aus Beton und schließlich aus Holz. Die<br />
letzte Variante des als „Diogene“ bezeichneten<br />
Projekts wurde im Herbst 2009 in der italienischen<br />
Zeitschrift „Abitare“ publiziert: ein<br />
hölzernes Satteldachhaus von 2,4 x 2,4 Metern<br />
Grundfläche. Mit dem Kommentar Renzo<br />
Pianos, es bedürfte eines Auftraggebers, um<br />
„Diogene“ weiterzuentwickeln. Diesen fand<br />
der italienische Architekt in Rolf Fehlbaum,<br />
dem Chairman von Vitra. Fehlbaum, der für<br />
sein Faible für zeitgenössische Architektur<br />
bekannt ist und der auf dem Betriebsgelände<br />
des Möbelherstellers in Weil am Rhein bereits<br />
ein Potpourri an Architekturikonen – vom<br />
berühmten Feuerwehrhaus der kürzlich verstorbenen<br />
Stararchitektin Zaha Hadid bis zum<br />
Konferenzzentrum des japanischen Meisters<br />
Tadao Ando – versammelt hat, las den Artikel<br />
und war sofort von Renzo Pianos Mikrohaus<br />
begeistert. 2010, als Piano und Fehlbaum beide<br />
in der Pritzkerpreis-Jury saßen, beschlossen<br />
sie, das ehrgeizige Projekt gemeinsam<br />
umzusetzen. Lustiges Detail am Rande: Ausgerechnet<br />
im Jahr 2013, in dem das Büro des<br />
italienischen Architekten Renzo Piano Building<br />
Workshop das höchste Hochhaus Europas,<br />
„The Shard“ in London einweihte, bezog<br />
auch der Prototyp des „Diogene“ seinen Platz<br />
auf dem Vitra-Campus.<br />
DIE VITRUVIANISCHE URHÜTTE<br />
Zurück zum Wesentlichen – das ist die Devise,<br />
wenn es um die Gestaltung der Mikrohäuser<br />
geht. In der Architekturgeschichte<br />
war es Vitruv, der das einfache archaische<br />
Haus in der Natur im ersten Jahrhundert vor<br />
Christus erstmals thematisierte. Das Konzept<br />
des antiken Architekturtheoretikers stieß im<br />
18. Jahrhundert erneut auf großes Interesse,<br />
wie etwa die Abbildung der vitruvianischen<br />
Ur-Hütte in Marc-Antoine Laugiers „Essai<br />
sur l’Architecture“ belegt. Sie traf genau den<br />
Zeitgeist jener Epoche, in der Jean-Jacques<br />
Rousseau eine Rückbesinnung zur Natur proklamierte.<br />
Der aus Genf stammende Schriftsteller,<br />
Philosoph und Pädagoge argumentierte,<br />
dass die Gesellschaft den an sich guten<br />
Menschen moralisch verderbe. In der Abgeschiedenheit<br />
würde das Gute im Menschen<br />
sich wieder entfalten können.<br />
„Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch<br />
hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen,<br />
wirklichen Leben näherzutreten“ erklärte<br />
der amerikanische Schriftsteller Henry<br />
David Thoreau in seinem 1854 erschienenen<br />
Foto: www.vitra.com<br />
Foto: PodHome Bradley Feinknopf<br />
Foto: Imanna J Fowelin<br />
bonamea 24 // 25
onamea Architektur<br />
Micro House (INT)<br />
Foto: In-Tenta design estudibasic<br />
Drop Eco Hotel, 25 m 2 : In-Tenta<br />
produziert Micro-Hotels in höchster<br />
Designqualität, die sich möglichst wenig<br />
auf die Umwelt auswirken sollen (o.).<br />
Buch „Walden oder Leben in den Wäldern“<br />
seine Motivation, in eine einfache Holzhütte<br />
zu ziehen: „Ich wollte nicht das Leben, was<br />
nicht Leben war; das Leben ist so kostbar.<br />
Auch wollte ich keine Entsagung üben, außer<br />
es wurde unumgänglich notwendig. Ich wollte<br />
tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen,<br />
so hart und spartanisch leben, dass alles,<br />
was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen<br />
wurde.“<br />
LEBEN IN DEN WÄLDERN<br />
Thoreau erzählt in seinem Buch, wie er 1845<br />
in Concord, Massachusetts seine am Walden<br />
Pond gelegene Hütte gebaut hatte, um weit<br />
weg vom Stress und Schmutz der Großstädte<br />
14 Monate darin zu leben. Er wurde damit zur<br />
Identifikationsfigur von Generationen von<br />
Stadtflüchtigen, zum Beispiel für die in der<br />
amerikanischen Gegenkultur der 1960erJahre<br />
entstandene Bewegung der nomadischen<br />
Lebens- und Wohnform, die sich humorigzweideutig<br />
„No-Mad-Living“ nannte und<br />
deren Anhänger in selbstgebauten Hütten in<br />
den Wäldern von Vermont und Nordkalifornien<br />
hausten.<br />
GANZ NAH AM BUSEN DER NATUR<br />
Angesichts fortschreitender Urbanisierung<br />
und Umweltverschmutzung ist der Wunsch,<br />
in unberührter Natur zu leben, heute stärker<br />
und weiter verbreitet denn je. Wie es schon<br />
Thoreau zum Ausdruck brachte, geht es vielen<br />
Menschen bei der selbstauferlegten Beschränkung<br />
auf das Minimum nicht um eine<br />
Askese im Sinne der Selbstkasteiung, sondern<br />
um eine Befreiung von unnötigem Ballast.<br />
Der größte Luxus ist dabei, ganz nah an der<br />
unberührten Natur zu sein.<br />
Der schwedische Architekt Joakim Leufstadius<br />
etwa lässt bei seiner „Sovhus 4:12“ genannten<br />
Waldbehausung die Natur allenthalben<br />
herein: Mit einer Seitenwand, die sich<br />
öffnen lässt, und horizontal durchlaufenden<br />
Glasbändern, die einen guten Ausblick auf<br />
den Wald gewähren, experimentiert er bewusst<br />
mit sehr reduzierten Wohnbedingungen:<br />
„Mir ging es darum, mit einer einfachen<br />
Form eine komplexe Erfahrung zu schaffen.“<br />
Ebenso nah an der Natur, dafür aber designmäßig<br />
opulenter, will das „Drop Eco Hotel“<br />
des spanischen Herstellers In-Tenta sein.<br />
Wesentlich ist hier vor allem ein behutsamer<br />
DIE KLEINSTEN<br />
HÄUSER DER WELT<br />
Diogene von Renzo Piano Building Workshop, 7,5 m 2<br />
www.vitra.com<br />
Ecocapsule von Nice architects, 8,2 m 2<br />
www.nicearchitects.sk<br />
Sovhus 4:12 von Imanna Architekter, 12 m 2<br />
www.imanna.se<br />
Pod Home von Lisa Tilder und Stephen Turk, 14 m 2<br />
www.knowlton.osu.edu<br />
HyperCubus von Studio WG3, 19 m 2<br />
www.wg3.at<br />
Drop Eco Hotel von In-Tenta, 25 m 2<br />
www.in-tenta.com<br />
Loftcube von Werner Aisslinger, 30m 2<br />
www.aisslinger.de<br />
HyperCubus von Studio WG3, 19m 2 :<br />
Minimal Housing für den Einsatz im<br />
Tourismus. Der 2010 fertiggestellte Prototyp<br />
– eine Apartmenteinheit für zwei<br />
Personen – wurde mit dem Staatspreis<br />
Design ausgezeichnet (o.).<br />
Foto: In-Tenta design estudibasic<br />
bonamea 26 // 27
onamea Architektur<br />
Loftcube, 30 m 2 : Das mobile Loft von<br />
Designer Werner Aisslinger kann am<br />
Strand, auf dem Dach eines Hochhauses<br />
oder in einem Innenhof Platz nehmen.<br />
BUCHTIPP<br />
Die Autorin geht in diesem Bildband<br />
der Frage nach, wie viel Wohnraum<br />
ein Mensch tatsächlich braucht und<br />
wie Wohnen auf kleinstem Raum organisiert<br />
wird, ohne dass der Komfort<br />
zu kurz kommt. Die Beispiele<br />
veranschaulichen, wie kreativ Architekten<br />
diese Herausforderung lösen.<br />
Lisa Baker: „XS – Small Houses. Big<br />
Time“, Braun Verlag 2015, ISBN 978-<br />
3-03768-202-9, 44,90 Euro.<br />
Umgang mit der Umgebung: Durch justierbare<br />
Füße ist sichergestellt, dass die Bodenplatten<br />
nur an wenigen Kontaktpunkten mit dem<br />
Boden in Berührung kommen und diesen auf<br />
diese Weise größtmöglich schonen. Wieder<br />
abgebaut, sollen keine Spuren der Zivilisation<br />
hinterlassen werden. Ortsunabhängig wohnen<br />
ohne auf Komfort zu verzichten, ist auch<br />
das Konzept von Designer Werner Aisslingers<br />
„Loftcube“ aus dem Jahr 2003.<br />
MODERNE ÖKO-NOMADEN<br />
Die meisten Mikrohäuser sind inzwischen<br />
mit Solarpaneelen und Photovoltaikmodulen<br />
sowie einer Regenwassersammelanlage ausgestattet.<br />
Die luxuriöseren Modelle sind auch<br />
gut isoliert oder klimatisiert. Um nicht nur<br />
energieautark, sondern auch unabhängig von<br />
kommunalen Versorgungsnetzen zu sein, sind<br />
die modernen Kabanen mit Komposttoiletten<br />
für den Notfall gerüstet. „Ecocapsule“ von<br />
Nice architects setzt noch einen drauf und filtert<br />
durch Membranen aufgefangenes Regenwasser,<br />
zusätzlich zur Solaranlage gibt es auch<br />
noch eine Windkraftanlage. Das Energiekonzept<br />
ist so leistungsfähig, dass die Kapsel sogar<br />
als Ladestation für Elektro-Autos dienen kann.<br />
Apropos mobil: Viele Mikro-Häuser sind so<br />
dimensioniert, dass sie in Standard-Frachtcontainer<br />
passen, um nach Übersee verschifft<br />
werden zu können. Auf dem Landweg tut es<br />
freilich auch ein LKW. Oder man setzt „Ecocapsule“<br />
auf ein Gestell mit Rollen, dann kann<br />
sie wie ein Wohnwagen vom PKW gezogen<br />
werden. Energieautark und frei wie ein Vogel:<br />
Wenn das nicht dem Lebensgefühl moderner<br />
Öko-Nomaden entspricht ...<br />
b<br />
Foto: Studio Aisslinger Steffen Jaenicke<br />
Nummer 1 im Außenhandel *<br />
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„Mein<br />
Pioniergeist<br />
ist für Sie da.“<br />
Christian Wiesbauer, Berater Firmenkunden<br />
Zum ersten Mal im Ausland war ich mit 16. Die Lust,<br />
Neuland zu betreten, teile ich heute mit meinen Kunden.<br />
Sie sind die Pioniere unserer Zeit, und ich freue mich,<br />
wenn ich sie weltweit unterstützen kann. Ganz gleich,<br />
ob in Asien, den USA oder Lateinamerika. Natürlich<br />
sind wir dabei auch bereit, Risiko gemeinsam zu tragen.<br />
Sonst wäre es ja keine echte Partnerschaft, oder?<br />
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* Nach Transaktionszahl und -volumen sowie Marktanteilen (Quellen: SWIFT und OeKB 2015)