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SPORTaktiv August 2016

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macht. Dazu gehört auch, dass Bresnik<br />

seinem Schützling Freiräume gewährt.<br />

Auf der Männertour sind Freundschaften<br />

tatsächlich noch möglich, und Dominic<br />

Thiem pflegt diese in erster Linie<br />

mit deutschsprachigen Kollegen<br />

wie Alexander Zverev, Philipp Kohlschreiber<br />

oder Jiri Vesely, dem Tschechen,<br />

der in Niedersachsen groß geworden<br />

ist.<br />

FÖRDERUNG GANZ UNTEN<br />

In Österreich ist es um die mediale Tennis-Grundversorgung<br />

vergleichsweise<br />

gut gestellt, der ORF zeigt die meisten<br />

Matches des neuen Aushängeschilds.<br />

Das Interesse ist auch bei der Konkurrenz<br />

vorhanden, die Möglichkeiten eines<br />

eigenen Sportkanals hat in Österreich<br />

natürlich niemand außer dem<br />

Sender vom Küniglberg. Die Verstärkung<br />

des generellen Aufwärtstrends<br />

kann aber nicht ausschließlich durch<br />

Thiems Erfolge und die mediale Aufmerksamkeit<br />

erfolgen – auch der Tennisverband<br />

ist hier und jetzt gefordert.<br />

„Wir haben eine konstruktive Gesprächsbasis<br />

mit dem BSFF, dem Bundes-Sportförderungsfonds,<br />

bezüglich<br />

diverser Projekte“, erklärt ÖTV-Präsident<br />

Groß. „Im Mädchen- und Damenbereich<br />

muss weiter in jeder Hinsicht<br />

investiert und unterstützt werden.“<br />

Und zwar ganz unten, wie Alexander<br />

Antonitsch anfügt: „Bis zum Alter von<br />

10 Jahren müssen die Kinder eine<br />

sportliche Grundausbildung erhalten<br />

– und sich dann dem Tennissport verschreiben,<br />

am besten mit einem Weltklasse-Trainer<br />

wie Günter Bresnik.“<br />

Rund 200.000 Tennis- (und damit<br />

Wettkampf-)spieler sind offiziell beim<br />

ÖTV genannt – in Relation zur Gesamtbevölkerung<br />

liegt Österreich damit<br />

ganz klar vor Deutschland: Beim Nachbarn<br />

gibt es knapp über eine Million<br />

registrierte Tennisspieler, Tendenz in<br />

den letzten Jahren eher fallend. Die Erklärung:<br />

In Österreich greifen Trends<br />

im Sport schneller, gerade so, als ob die<br />

potenziellen Interessenten nur auf<br />

eine Initialzündung gewartet hätten.<br />

IM MOMENT NICHT LIEFERBAR<br />

Szenenwechsel – ein Besuch an der Basis:<br />

Der Voitsberger Tennisclub, gegründet<br />

1978, hat sich vor ein paar Jahren<br />

eine neue Anlage hingestellt. Oder<br />

besser gesagt: hinstellen müssen. Vier<br />

Außenplätze und die Tennishalle sind<br />

einem Einkaufscenter gewichen. Der<br />

Aufschrei der ambitionierten Hobbyspieler<br />

hat sich damals in Grenzen gehalten,<br />

die verbliebenen Enthusiasten<br />

der „Muster-Skoff-Jahre“ waren müde<br />

geworden. Wolfgang Tinnacher, Jahrgang<br />

1964, wird nie müde. Der Leiter<br />

der örtlichen Tennisschule ist in der<br />

Szene gut vernetzt, der Zuspruch der<br />

Jugend nimmt auch in der Weststeiermark<br />

wieder zu – von einem<br />

„Thiem-Effekt“ möchte Tinnacher indes<br />

(noch) nicht sprechen. „Für mich<br />

wachsen Spieler und Phänomene immer<br />

aus einem Trend heraus. Und der<br />

Trend zeigt im Tennis nach eher<br />

schwachen Jahren wieder nach oben.<br />

Das ist Fakt.“ Ob Dominic Thiem nun<br />

Trendsetter oder -profiteur ist, darauf<br />

mag sich Tinnacher nicht festlegen –<br />

als Betreiber eines Sportshops hat er<br />

aber zumindest eines festgestellt: „Die<br />

Nachfrage nach dem Schläger, mit dem<br />

Thiem spielt, ist enorm. Nur ist genau<br />

dieser Schläger, der weiße Babolat, gar<br />

nicht im Handel erhältlich.“ Kein<br />

Wunder, das endgültige Design soll<br />

erst im Laufe des Jahres fertig werden.<br />

Das hat Thiem in München en passant<br />

erzählt.<br />

Zu Zeiten eines Thomas Muster<br />

gehörte es zum guten Ton, den „Head<br />

Prestige Pro“ zumindest einmal getestet<br />

zu haben, und die Tennismode des<br />

Steirers aus dem Hause Lotto hat ganze<br />

Legionen von Hobbyspielern geziert.<br />

Natürlich: Auch internationale Spieler<br />

wie Stefan Edberg, Ivan Lendl, Boris Becker<br />

und später André Agassi haben<br />

ALEXANDER ANTONITSCH,<br />

Ex-Daviscupper und Turnierdirektor in<br />

Kitzbühel: „Nachwuchsspieler<br />

sollen die besten Trainer bekommen.“<br />

ROBERT GROSS, Präsident des<br />

„Österreichischen Tennisverbandes“:<br />

„Der Tennissport in Österreich hat einen<br />

richtigen Schub bekommen.“<br />

seinerzeit die österreichischen Fans<br />

modisch inspiriert. Aber die Zeiten haben<br />

sich auch in dieser Hinsicht geändert<br />

– kaum ein Spitzenspieler trägt<br />

seine Outfits noch über einen längeren<br />

Zeitraum.<br />

ÄSTHETIK DES SPIELS<br />

Dass Dominic Thiem anno <strong>2016</strong> zum<br />

Werbeträger taugt, darüber gibt es jedenfalls<br />

bei seinem Ausrüster keine<br />

Zweifel. In Paris fand sich der Shooting-Star<br />

unter jenen Profis wieder, die<br />

die Linie des japanischen Designers Yamamoto<br />

zu Markte trugen. Neben Lokalheld<br />

Jo-Wilfried Tsonga und neben<br />

der sichersten Erfolgswette im Tennissport,<br />

seinem Kumpel Zverev. Unter<br />

den besten vier in Roland Garros befand<br />

sich der Österreicher schließlich<br />

exklusiv im Zebra-Look, die Damen<br />

mit eingeschlossen.<br />

Aber das alles sind nur Begleitgeräusche<br />

des Höhenflugs, die von der<br />

Hauptsache, dem sportlichen Erfolg,<br />

nicht ablenken sollen. Die Beziehungspflege<br />

mit den jungen Fans, für die sich<br />

Dominic nach seinem Turniersieg in<br />

Stuttgart Zeit nimmt, gehört einfach<br />

mit zum professionellen Auftritt.<br />

Günter Bresnik aber ist zu diesem<br />

Zeitpunkt schon weitergezogen. Auf<br />

dem Center-Court spielt der nächste<br />

Gegner seines Schützlings, „und er<br />

spielt nicht wirklich schön“. Denn<br />

auch das ist ein Attribut, das Dominic<br />

Thiem auszeichnet und das zur DNA<br />

gehört, die Coach Bresnik von seinem<br />

Schützling auf dem Court fordert: Dessen<br />

Tennis ist nicht nur cool – es genügt<br />

auch höchsten ästhetischen Ansprüchen.<br />

Ein „Thiem-Nebeneffekt“<br />

quasi.<br />

Nr. 4; <strong>August</strong> / September <strong>2016</strong><br />

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