SPORTaktiv August 2016
ALLSPORT KINDER GESUND BEWEGEN Es bewegt sich was in unseren Schulen! Die vom Sportministerium initiierte Initiative „Kinder gesund bewegen“ hat die Schallmauer von 300.000 Bewegungseinheiten durchbrochen. Und an Burgenlands Schulen startet nun ein Pilotprojekt für die „tägliche Bewegungseinheit“. Im Rahmen der Generalversammlung der „Fit Sport Austria“, der gemeinsamen Gesellschaft der Dachverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION für die Zusammenarbeit im Bereich Gesundheits- und Breitensport, wurden auch die überzeugenden Zahlen zur Initiative „Kinder gesund bewegen“ präsentiert: In den ersten vier Jahren (2009 bis 2013) wurden 77 % aller Kindergärten und 94 % aller Volksschulen im Bundesgebiet erreicht. Knapp 70.000 Einheiten (bei maximal 11 Einheiten pro Standort) konnten umgesetzt werden. Nach einer konzeptionellen Überarbeitung und der weiteren finanziellen Förderung seitens des Sportministeriums konnten die Umsetzungszahlen noch einmal deutlich nach oben gehoben werden. Im Rahmen der Fortsetzung der Initiative (2013-2014) konnten weitere mehr als 60.000 Einheiten umgesetzt werden. Das Konzept wurde mehrfach angepasst: Mittlerweile können mehrere Gruppen bzw. Klassen pro Standort mit mindestens 15 Einheiten während der Regelunterrichtszeit betreut werden. Zwischen Jänner und August 2015 wurden unter neuem Konzept mehr als 70.000 Einheiten durchgeführt und im heurigen Schuljahr verzeichnet man mittlerweile knapp 100.000 durchgeführte Einheiten. Und das bei hoher Qualität der Umsetzung: Wie die externe Evaluation der Initiative belegt, zeigen sich sowohl Pädagog/-innen als auch Schulleiter/-innen überaus zufrieden mit der Performance der mehr als 1.800 Übungsleiter/-innen. MITEINANDER MEHR BEWEGEN Die Initiative „Kinder gesund bewegen“ ist nur eine der Aufgaben der Fit Sport Austria. Bei den Fortbildungsveranstaltungen (Kinder gesund bewegen-Kongress, „Fit für Österreich“-Kongress), der engen Kooperation mit dem Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) im Bereich nationaler Veranstaltungen zur Motivation der Bevölkerung zu mehr Bewegung und vor allem im Bereich der Qualitätssiegelauszeichnung gesundheitsorien- tierte Bewegungsangebote zeigt sich die zentrale Botschaft der drei Partner ASKÖ, ASVÖ und SPORT UNION: Miteinander mehr bewegen! Hartwig Löger, Vorsitzender von Fit Sport Austria und Präsident der SPORT UNION Österreich: „Das Ziel ist, mit der Stärke von über 14.000 Sportvereinen in unseren drei Verbänden Sport- und Bewegungsangebote für die Menschen in unserem Land weiterzuentwickeln und auszubauen. Dabei legen wir besonderen Wert auf die Bewegungsund Gesundheitsförderung unserer Kinder. Als Sicherung der Zukunft unseres Landes.“ PILOTPROJEKT BURGENLAND Bewegung kommt aber auch wieder in die öffentliche Forderung nach mehr Sport und Bewegung für Kinder und Jugendliche. Denn, wie vom Sportministerium vorgestellt, ist nicht nur eine flächendeckende Initiative für alle Schulen in Österreich in Planung – bereits im kommenden Schuljahr wird tatsächlich ein erster konkreter Schritt dazu gesetzt: Mit einem Pilotprojekt, das an Burgenlands Schulen umgesetzt wird, sollen erste Erfahrungen mit der Umsetzung der täglichen Bewegungseinheit gesammelt werden! Nachdem also im vergangenen Jahr die tägliche Bewegungseinheit in Ganztagesschulen ebenso beschlossen wurde wie die Öffnung der Schulen für Vereine und Trainer, rückt mit dem Pilotprojekt in Burgenlands Schulen die generelle Einführung der täglichen Bewegungseinheit für unsere Kinder immer näher. FOTOS: WIMO Klagenfurt, istock 86 SPORTaktiv
SERIE JUGEND IN BEWEGUNG ZU WENIG SPORT UND BEWEGUNG IN UNSEREN SCHULEN? SPORTaktiv STELLT IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM SPORTMINISTERIUM IMMER WIEDER ER- FOLGSPROJEKTE VOR, DIE VON EN- GAGIERTEN MENSCHEN AN UNSEREN SCHULEN UMGESETZT WERDEN. NACH- MACHEN AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT! RADELN IM KLASSENZIMMER Im Unterricht lernen Schüler der NMS Dietrichgasse in Wien viel fürs Leben. Etwa, wie wichtig Bewegung ist, und wie man sie „so nebenbei“ machen kann. In den beiden „Ergometerklassen“ stehen die Geräte jedenfalls nur selten still ... Während die Schüler der 2A-Klasse den Biologietest schreiben, ist es beinahe mucksmäuschenstill. Nur ein leises Geräusch ist zu hören: das rhythmische Surren des Ergometers. Bereits fünf Kilometer hat ihre Biologie- und Klassenlehrerin zurückgelegt. Speziell bei Tests oder Schularbeiten ist das mittlerweile ihr Lieblingsplatz. Denn vom hinteren Bereich des Klassenzimmers aus, wo die fünf Geräte stehen, hat sie einen guten Überblick und kann ihren Schützlingen auf die Finger schauen. Abgelenkt wird dadurch niemand mehr. Schon seit dem letztem Schuljahr ist die 2A eine von zwei „Ergometerklassen“, und für die Schüler ist es völlig normal, dass in der letzten Reihe jemand in die Pedale tritt. Den Ball ins Rollen brachte ihre sportliche Klassenlehrerin, Dipl. Päd. Karin Rohrer-Blaschke: Mit Begeisterung und guten Argumenten gewann sie alle Beteiligten – Schüler, Eltern, Lehrer, Direktion – für diese Idee, und mit Hilfe von Sponsoren und dem Elternverein wurden im Vorjahr dann zehn Ergometer gekauft. Mit den Erwartungen hielten sich die Initiatoren Rohrer-Blaschke und Schuldirektorin Birgit Paar anfangs zurück, obwohl ihr Vorbild, ein Wiener Gymnasium im 22. Bezirk, das Konzept seit Jahren erfolgreich umsetzt. Der große Erfolg und die Begeisterung quer durch alle Schulstufen hat die Beteiligten dann positiv überrascht. Selbst Sportmuffel oder übergewichtige Kinder zeigten keine Scheu, sich auf die Ergometer zu schwingen. „Meine Klasse“, sagt Karin Rohrer-Blaschke, „ist sehr motiviert und sieht es als Privileg, die Geräte in ihrer Klasse stehen zu haben.“ BÜFFELN UND RADELN Beispiele aus der Praxis und wissenschaftliche Studien belegen, dass Sport und Unterricht in positiver Wechselwirkung zueinander stehen. Ein großes Plus von Ergometerklassen: Zeit geht dabei nicht verloren, da die Schüler in fast allen Gegenständen mitarbeiten können. Eigens gebaute Pulte über dem Display ermöglichen es, dass die Schüler dort Bücher auflegen, mitschreiben und rechnen können. „Bis alle zufrieden waren, hat es aber circa zwei Monate gedauert“, er- innert sich die Lehrerin. Anfangs wurden Fünfer-Teams gebildet und die Ergometer im Zirkelsystem genutzt, um ein Durcheinander zu vermeiden. Inzwischen ist es keine große Sache mehr, dass während des Unterrichts und auch in den Pausen immer jemand in die Pedale tritt, auch die Anschaffung weiterer Geräte ist bereits fix. GUT FÜR KÖRPER UND PSYCHE Die Einheiten betragen zwischen 10 und maximal 25 Minuten. Das motiviert Unsportliche und hält Ehrgeizige davon ab, sich zu überanstrengen. Die Schüler werden dabei fitter und ausgeglichener. Die Klassenlehrerin hat auch beobachtet, „dass sie weniger aggressiv sind“. Speziell hyperaktive Kinder profitieren sehr von der Extrabewegung. „Lehrinhalte sind wichtig, aber Bewegung genauso, was wir auch beim Lern-Coaching vermitteln und im Alltag integrieren. Das eine schließt das andere ja nicht aus“, betont Rohrer-Blaschke. Sie selbst fährt jeden Tag mit dem Rad in die Schule. Und wenn bei einem Test mal ein Ergometer frei ist, kommen gleich noch ein paar Extra-Kilometer dazu ... Nr. 4; August / September 2016 87
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STELLT IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM<br />
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FOLGSPROJEKTE VOR, DIE VON EN-<br />
GAGIERTEN MENSCHEN AN UNSEREN<br />
SCHULEN UMGESETZT WERDEN. NACH-<br />
MACHEN AUSDRÜCKLICH ERWÜNSCHT!<br />
RADELN IM<br />
KLASSENZIMMER<br />
Im Unterricht lernen<br />
Schüler der NMS Dietrichgasse<br />
in Wien viel fürs<br />
Leben. Etwa, wie wichtig<br />
Bewegung ist, und wie man<br />
sie „so nebenbei“ machen<br />
kann. In den beiden<br />
„Ergometerklassen“ stehen<br />
die Geräte jedenfalls nur<br />
selten still ...<br />
Während die Schüler der<br />
2A-Klasse den Biologietest<br />
schreiben, ist es beinahe<br />
mucksmäuschenstill. Nur ein leises<br />
Geräusch ist zu hören: das rhythmische<br />
Surren des Ergometers. Bereits<br />
fünf Kilometer hat ihre Biologie- und<br />
Klassenlehrerin zurückgelegt. Speziell<br />
bei Tests oder Schularbeiten ist<br />
das mittlerweile ihr Lieblingsplatz.<br />
Denn vom hinteren Bereich des Klassenzimmers<br />
aus, wo die fünf Geräte<br />
stehen, hat sie einen guten Überblick<br />
und kann ihren Schützlingen auf die<br />
Finger schauen. Abgelenkt wird dadurch<br />
niemand mehr. Schon seit dem<br />
letztem Schuljahr ist die 2A eine von<br />
zwei „Ergometerklassen“, und für die<br />
Schüler ist es völlig normal, dass in<br />
der letzten Reihe jemand in die Pedale<br />
tritt.<br />
Den Ball ins Rollen brachte ihre<br />
sportliche Klassenlehrerin, Dipl.<br />
Päd. Karin Rohrer-Blaschke: Mit Begeisterung<br />
und guten Argumenten<br />
gewann sie alle Beteiligten – Schüler,<br />
Eltern, Lehrer, Direktion – für diese<br />
Idee, und mit Hilfe von Sponsoren<br />
und dem Elternverein wurden im<br />
Vorjahr dann zehn Ergometer gekauft.<br />
Mit den Erwartungen hielten<br />
sich die Initiatoren Rohrer-Blaschke<br />
und Schuldirektorin Birgit Paar anfangs<br />
zurück, obwohl ihr Vorbild, ein<br />
Wiener Gymnasium im 22. Bezirk,<br />
das Konzept seit Jahren erfolgreich<br />
umsetzt. Der große Erfolg und die Begeisterung<br />
quer durch alle Schulstufen<br />
hat die Beteiligten dann positiv<br />
überrascht. Selbst Sportmuffel oder<br />
übergewichtige Kinder zeigten keine<br />
Scheu, sich auf die Ergometer zu<br />
schwingen. „Meine Klasse“, sagt Karin<br />
Rohrer-Blaschke, „ist sehr motiviert<br />
und sieht es als Privileg, die Geräte<br />
in ihrer Klasse stehen zu haben.“<br />
BÜFFELN UND RADELN<br />
Beispiele aus der Praxis und wissenschaftliche<br />
Studien belegen, dass<br />
Sport und Unterricht in positiver<br />
Wechselwirkung zueinander stehen.<br />
Ein großes Plus von Ergometerklassen:<br />
Zeit geht dabei nicht verloren, da<br />
die Schüler in fast allen Gegenständen<br />
mitarbeiten können. Eigens gebaute<br />
Pulte über dem Display ermöglichen<br />
es, dass die Schüler dort Bücher auflegen,<br />
mitschreiben und rechnen können.<br />
„Bis alle zufrieden waren, hat es<br />
aber circa zwei Monate gedauert“, er-<br />
innert sich die Lehrerin. Anfangs<br />
wurden Fünfer-Teams gebildet und<br />
die Ergometer im Zirkelsystem genutzt,<br />
um ein Durcheinander zu vermeiden.<br />
Inzwischen ist es keine große<br />
Sache mehr, dass während des Unterrichts<br />
und auch in den Pausen immer<br />
jemand in die Pedale tritt, auch die<br />
Anschaffung weiterer Geräte ist bereits<br />
fix.<br />
GUT FÜR KÖRPER UND PSYCHE<br />
Die Einheiten betragen zwischen 10<br />
und maximal 25 Minuten. Das motiviert<br />
Unsportliche und hält Ehrgeizige<br />
davon ab, sich zu überanstrengen.<br />
Die Schüler werden dabei fitter und<br />
ausgeglichener. Die Klassenlehrerin<br />
hat auch beobachtet, „dass sie weniger<br />
aggressiv sind“. Speziell hyperaktive<br />
Kinder profitieren sehr von der Extrabewegung.<br />
„Lehrinhalte sind wichtig,<br />
aber Bewegung genauso, was wir auch<br />
beim Lern-Coaching vermitteln und<br />
im Alltag integrieren. Das eine<br />
schließt das andere ja nicht aus“, betont<br />
Rohrer-Blaschke. Sie selbst fährt<br />
jeden Tag mit dem Rad in die Schule.<br />
Und wenn bei einem Test mal ein Ergometer<br />
frei ist, kommen gleich noch<br />
ein paar Extra-Kilometer dazu ...<br />
Nr. 4; <strong>August</strong> / September <strong>2016</strong><br />
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