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ALLSPORT<br />
„Die Familie ist und bleibt das Fundament“<br />
UNIV.-PROF. DR. PETER KAPUSTIN WAR 27 JAHRE LANG VORSTAND DES<br />
INSTITUTS FÜR SPORTWISSENSCHAFT AN DER UNIVERSITÄT WÜRZBURG,<br />
ARBEITETE ALS SPORTPÄDAGOGE IN DEN LETZTEN 30 JAHREN MIT VIE-<br />
LEN FAMILIENGRUPPEN AUS ÖSTERREICH UND BAYERN.<br />
„Alle Erfahrungen bestärken<br />
mich immer wieder in der Erkenntnis,<br />
dass die Familie trotz<br />
zunehmender Lebensstilveränderungen<br />
in der Verantwortung für<br />
die Erziehung und Bildung ihrer<br />
Kinder bleiben wird. Die musische<br />
Bildung, zu der auch die Bewegungs-,<br />
Spiel-, Tanz- und Sporterziehung<br />
zählt, ist eine<br />
hervorragende Chance zur Stärkung<br />
des Familienlebens und zur<br />
Stärkung emotionaler Bindungen<br />
im Familienkreis.“ Sportorientierte<br />
Familienaktivitäten<br />
erfordern nicht nur das Verantwortungsbewusstsein<br />
der Eltern<br />
oder auch Großeltern für die ganzheitliche<br />
Gesundheit, die Erziehung<br />
und Förderung ihrer Kinder<br />
bzw. Enkelkinder – „sie eröffnen<br />
auch den Erwachsenen nachhaltige<br />
und emotionsstarke Erlebnisse<br />
im Miteinander und Füreinander.“<br />
Mit Gesundheit sei aber nicht<br />
nur die körperliche Fitness, sondern<br />
auch das psychische und soziale<br />
Wohlbefinden gemeint –<br />
„also Wachstum,<br />
Organentwicklung, Immunkräfte,<br />
Selbstvertrauen, Lebensfreude,<br />
Erfolgserlebnisse, Integrationsfähigkeit,<br />
Kreativität.“ Für die gesundheitsorientierte<br />
Bewegungsund<br />
Sporterziehung unserer<br />
Kinder stehen aus Sicht von Peter<br />
Kapustin Eltern, Schule und<br />
Sportvereine in einer Verantwortungsgemeinschaft.<br />
„Kinder<br />
wachsen ja in den Einflussbereichen<br />
verschiedener ,Lebensinseln‘<br />
auf: Familie, Kindergarten,<br />
Schule, Tagesstätte, Sportverein,<br />
Religionsgemeinschaften, aber<br />
auch in der digitalen Medienwelt.<br />
Die Frage ist: Sind diese Lebensinseln<br />
stark genug mit ,Brücken‘ verbunden?<br />
Gemeint ist damit, ob die<br />
Verantwortlichen, also Eltern, Erzieher,<br />
Lehrer, Kindertrainer<br />
usw., sich kennen, sich gemeinsam<br />
ihrer Verantwortung bewusst<br />
sind und auch koordiniert<br />
handeln.“ Oder anders gesagt: Um<br />
eine erfolgreiche, gesunde und<br />
sportliche Entwicklung unserer<br />
Kinder bwerkstelligen zu können,<br />
muss es eine Vernetzung ihrer Lebenswelten<br />
geben.<br />
Die Hindernisse liegen nach<br />
Ansicht des Sportpädagogen an<br />
der unzureichenden Einsicht von<br />
immer noch zu vielen Verantwortlichen<br />
in den Behörden, in<br />
der Schulpolitik, in Kommunen,<br />
im Finanzwesen – aber letztlich<br />
auch im mangelhaften Interesse<br />
der Eltern zum Beispiel am Schulsport<br />
ihrer Kinder. „Es gibt ja<br />
kaum Eltern, die sich über ausfallende<br />
Sportstunden oder die Qualität<br />
des Schulsports Gedanken<br />
machen oder sich gar mit diesbezüglichen<br />
Fragen an die Lehrkräfte<br />
bzw. Schulleitung wenden – obwohl<br />
sie vielleicht selbst sehr<br />
wohl die Sportprogramme von<br />
Vereinen oder Fitnessclubs in Anspruch<br />
nehmen.“<br />
„Sportliche Eltern<br />
sollen auch ihre<br />
Kinder bewegen“<br />
WOLFGANG KONRAD IST ORGANISA-<br />
TOR DES VIENNA CITY MARATHON<br />
UND INITIATOR DER AKTION<br />
„MOVE YOUR KIDS“<br />
„Leider hat sich in unserer Gesellschaft<br />
das Abschieben von Verantwortung<br />
fest eingenistet. Allein die<br />
Schule hat sich von einer reinen Bildungseinrichtung<br />
auch zu einer Erziehungseinrichtung<br />
gewandelt.<br />
Erziehung findet in manchen sozialen<br />
Schichten nicht mehr im Elternhaus<br />
statt, sondern in der Schule.<br />
Und genauso ist es mit der Bewegung<br />
und dem Sport.“ Auch das war<br />
ein Beweggrund, warum Wolfgang<br />
Konrad das Projekt<br />
„Move<br />
your kids“ ins<br />
Leben gerufen<br />
hat. „Wir wollen<br />
mit dieser<br />
Kampagne die<br />
Eltern motivieren,<br />
gemeinsam<br />
mit ihren<br />
Kindern Bewegung<br />
bis hin<br />
zum richtigen<br />
Sport zu betreiben.<br />
Wir sprechen ja beim Vienna<br />
City Marathon ein bereits sportives<br />
Publikum an, Tausende davon sind<br />
schon Eltern. Diese sport- und<br />
freizeit orientierten Eltern motivieren<br />
wir, neben ihren eigenen Bewegungseinheiten<br />
auch noch Zeit für<br />
die eigenen Kinder aufzubringen<br />
und in gemeinsame Bewegung zu<br />
investieren.“<br />
FOTOS: Sportforum Schladming/gepa-pictures, privat<br />
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