03.08.2016 Aufrufe

SPORTaktiv August 2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FIT<br />

MMAG.DR.<br />

PETER GURMANN<br />

ist Sport- und<br />

Gesundheitspsychologe<br />

sowie<br />

Beratungslehrer<br />

in Klagenfurt.<br />

K(r)ampf<br />

Gedanken<br />

Ich schiebe mein neues Mountainbike<br />

zum ersten Service in die Werkstatt.<br />

Herbert und Siegi, die besten Radmechaniker<br />

Unterkärntens, erwarten mich.<br />

„Beim Bergabfahren quietscht die Bremse<br />

furchtbar, das darf bei einem neuen<br />

Bike nicht sein!“, rege ich mich auf.<br />

Beide sagen lange nichts. Und<br />

dann: „Du wirst endlich lernen müssen,<br />

mit deiner Angst umzugehen“, antwortet<br />

Herbert mit einem Breitmaullächeln<br />

im Gesicht. „Schau, die hintere<br />

Bremsscheibe ist schon ganz dunkel vom<br />

ständigen Bremsen. Arbeite zu 75 Prozent<br />

mit der Vorderbremse, selbstverständlich<br />

dosiert, das sorgt für hohe<br />

und zugleich kontrollierte Bremskraft“,<br />

belehrt er mich.<br />

Ich fühle mich ertappt, sage weiter<br />

nichts. Bei der nächsten Abfahrt arbeite<br />

ich verstärkt mit der Vorderbremse –<br />

das Bike bleibt stumm. Auch versuche<br />

ich bei hohen Geschwindigkeiten betont<br />

locker und mit angewinkelten Armen<br />

und Beinen am Bike zu stehen. Nur<br />

nicht verkrampfen! Verkrampfung ist ein<br />

biochemischer Prozess, der durch Angst<br />

ausgelöst wird.<br />

Seine Angst unter Kontrolle zu haben,<br />

ist vielleicht die Herausforderung<br />

im Leben und Sport schlechthin. Druck,<br />

Bedrängnis, drohende Niederlagen<br />

und damit verbundene Ängste als willkommene<br />

Herausforderungen zu sehen<br />

und eben nicht wegzulaufen oder sich<br />

zu verstecken, ist nicht selbstverständlich:<br />

Antoine Griezmann, der überragende<br />

französische Stürmer dieser Europameisterschaft,<br />

traf zum 1:0 gegen<br />

Deutschland vom Elfmeterpunkt. Und<br />

das, obwohl er noch im Champions-League-Finale<br />

einen Elfer in der regulären<br />

Spielzeit verschossen hatte.<br />

Den Sieg lieben alle; den K(r)ampf<br />

selbst anzunehmen und zu lieben, dazu<br />

bedarf es mehr und das zeichnet wahrscheinlich<br />

Ausnahmeathleten und Sieger<br />

aus.<br />

Der Autor ist per E-Mail erreichbar<br />

unter peter.gurmann@aon.at<br />

Ausdauer – ähnlich wie beim Outdoor-Fitnesstraining<br />

– vor allem Koordination<br />

und Geschicklichkeit abverlangen.<br />

Trotz der Spezialisierung der unterschiedlichen<br />

Run-, Bike- und anderen<br />

Sport-Communitys sieht Natmessnig<br />

für alle Hobbysportler einen<br />

enormen Nutzen von abwechslungsreichen<br />

Einheiten im Outdoor-Fitnessstudio:<br />

„Gelegentliche Waldläufe sind für<br />

jedermann eine hervorragende Trainingsvariante,<br />

um Fußstabilität, Koordination<br />

und Balance zu verbessern.<br />

Aufgrund des unregelmäßigen Laufuntergrunds<br />

ist die gesamte stabilisierende<br />

Muskulatur des Fußes bei jedem<br />

Schritt gefordert. Wurzeln, Steine und<br />

unterschiedliche Steigungen sind dabei<br />

der ideale Rhythmusbrecher. Das<br />

Lauftempo muss der jeweiligen Bodenbeschaffenheit<br />

angepasst werden und dem<br />

Trainierenden wird ein ständiger Wechsel<br />

der Schrittlänge und Schrittfrequenz<br />

abverlangt. Hindernisse wie etwa umgefallene<br />

Baumstämme bieten eine zusätzliche<br />

Möglichkeit, um die Balance zu<br />

schulen und die Koordination zu verbessern.<br />

Und wer seinem Body auch kraftmäßig<br />

etwas Gutes tun will, kann jederzeit<br />

ein paar Liegestütze oder ähnliche<br />

Kräftigungsübungen einbauen.“<br />

Der Experte<br />

MAG. HERWIG NATMESSNIG ist für<br />

Runtastic als Sportwissenschafter<br />

tätig. Als Profiathlet war er 14 Jahre<br />

lang Mitglied der österreichen Kanu-<br />

Salom- Nationalmannschaft.<br />

WEITERE INFOS: runtastic.com/blog<br />

BACK TO THE ROOTS<br />

Der steigende Drang der Fitnessgemeinde<br />

nach draußen und die wachsende Beliebtheit<br />

des Trailrunning-Sports haben<br />

in den letzten Jahren zu einer<br />

wahren Renaissance des Outdoor-Trainings<br />

geführt. Dabei präsentiert sich<br />

die Szene als durchaus vielseitig. Beeinflusst<br />

von funktionellen Trainingskonzepten<br />

werden nun wieder vermehrt<br />

unter unterschiedlichen Bezeichnungen<br />

Ausdauereinheiten mit Kraftübungen<br />

gepaart. Dabei kommt zum Einsatz,<br />

was gerade greifbar ist – seien es Baumstämme,<br />

Sitzbänke oder Ähnliches. Abwechslung<br />

ist nicht bloß ein Mittel, um<br />

Langeweile vorzubeugen, sondern<br />

gleichzeitig wichtiges Trainingsprinzip,<br />

das auch bei Hobbysportlern zu einer<br />

Leistungsverbesserung führt.<br />

„Ausschlaggebend für eine Leistungssteigerung<br />

ist ein trainingswirksamer<br />

Reiz“, sagt Herwig Natmessnig.<br />

„Der Körper muss aus seiner Komfortzone,<br />

auch Homöostase genannt,<br />

gebracht werden, um Anpassungsprozesse<br />

in Gang zu bringen. Viele<br />

Hobbysportler haben ihre fixe Trainingsroutine,<br />

die sie Woche für Woche<br />

wiederholen. Damit kann man zwar<br />

seine Leistungsfähigkeit erhalten,<br />

jedoch wird es langfristig zu keiner<br />

weiteren Steigerung führen, weil der<br />

Trainingsreiz verloren geht. Darum ist<br />

es wichtig, das Training abwechslungsreich<br />

zu gestalten – und der Wald bietet<br />

dafür zahllose Möglichkeiten.“<br />

SICHER FIT<br />

Bei aller Begeisterung gilt es beim Outdoor-Fitnesstraining,<br />

ähnlich wie beim<br />

Wandern, aus Sicherheitsgründen ein<br />

paar Grundregeln einzuhalten. Runtastic-Personal-Coach<br />

Lunden Souza rät:<br />

„Absolviert anspruchsvolle Einheiten<br />

in abgelegenem Gelände niemals alleine,<br />

damit ihr im Notfall jemanden habt,<br />

der euch helfen kann. Ein Mobiltelefon<br />

dabei zu haben, ist hier in jedem Fall<br />

Pflicht. Trailrun-Schuhe liefern abseits<br />

befestigter Straßen den notwendigen<br />

Grip und geben sicheren Halt, auch für<br />

Sonnenschutz und ausreichende Flüssigkeitsversorgung<br />

muss gesorgt sein.<br />

Falls man länger als eine Stunde trainiert,<br />

ist auch die Mitnahme von Snacks<br />

eine gute Idee, um einem eventuellen<br />

Hungerast entgegenwirken zu können.“<br />

Runtastic Fitness Coach Lunden<br />

Souza liefert schließlich noch ein starkes<br />

Argument für Freiluft-Fitness: „Das<br />

Training im Freien ist bestens geeignet,<br />

um den Kopf freizubekommen und<br />

Stress abzubauen. Draußen fühlt man<br />

sich einfach freier und ist dadurch besonders<br />

motiviert, sodass die Zeit gefühlsmäßig<br />

sehr viel schneller vergeht,<br />

weil man von Eindrücken abgelenkt<br />

wird.“<br />

28<br />

<strong>SPORTaktiv</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!